Immunologische Effekte von Interferon beta und Glatiramerazetat in der Behandlung der Multiplen Sklerose
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems Immunologische Effekte von Homepage: Interferon beta und www.kup.at/ Glatiramerazetat in der Behandlung JNeurolNeurochirPsychiatr der Multiplen Sklerose Online-Datenbank mit Autoren- Berger T, Ehling R und Stichwortsuche Journal für Neurologie Neurochirurgie und Psychiatrie 2008; 9 (1), 14-21 Indexed in EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz P.b.b. 02Z031117M, Verlagsor t : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A /21 Preis : EUR 10,–
e-Abo kostenlos Datenschutz: Ihre Daten unterliegen dem Datenschutzgesetz und Das e-Journal Journal für Neurologie, werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Daten Neurochirurgie und Psychiatrie werden vom Verlag ausschließlich für den Versand der PDF-Files des Journals für Neurologie, Neuro ✔ steht als PDF-Datei (ca. 5–10 MB) chirurgie und Psychiatrie und e ventueller weiterer stets internetunabhängig zur Verfügung Informationen das Journal betreffend genutzt. ✔ kann bei geringem Platzaufwand Lieferung: gespeichert werden Die Lieferung umfasst die jeweils aktuelle Ausgabe ✔ ist jederzeit abrufbar des Journals für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie. Sie werden per E-Mail informiert, durch ✔ bietet einen direkten, ortsunabhängigen Klick auf den gesendeten Link erhalten Sie die Zugriff komplette Ausgabe als PDF (Umfang ca. 5–10 MB). Außerhalb dieses Angebots ist keine Lieferung ✔ ist funktionsfähig auf Tablets, iPads möglich. und den meisten marktüblichen e-Book- Readern Abbestellen: ✔ ist leicht im Volltext durchsuchbar Das Gratis-Online-Abonnement kann jederzeit per Mausklick wieder abbestellt werden. In jeder Benach- ✔ umfasst neben Texten und Bildern richtigung finden Sie die Information, wie das Abo ggf. auch eingebettete Videosequenzen. abbestellt werden kann. www.kup.at/JNeurolNeurochirPsychiatr
Interferon β und Glatiramerazetat in der MS-Behandlung Immunologische Effekte von Interferon β und Glatiramerazetat in der Behandlung der Multiplen Sklerose R. Ehling, T. Berger Kurzfassung: Die Multiple Sklerose (MS) stellt die unter anderem die Aktivierung von autoreaktiven lapses and/or progression that are attributable to häufigste, potentiell behindernde neurologische Er- T-Lymphozyten sowie deren Migration durch die multifocal inflammation, demyelination and axonal krankung im jungen Erwachsenenalter dar. Wieder- Blut-Hirn-Schranke. GA ist durch seine Fähigkeit, pathology within the central nervous system. Cur- kehrende Krankheitsschübe und/oder schleichende GA-spezifische Th2-Lymphozyten zu induzieren, im- rently approved treatments include interferon (IFN) β Krankheitsprogression kennzeichnen den klinischen stande, pro-entzündliche Reaktionen, die durch auto- and glatiramer acetate (GA), both of which have Verlauf. Die histopathologischen Merkmale setzen reaktive T-Lymphozyten getriggert werden, in Rich- shown beneficial effects in patients with MS. At dif- sich aus einer chronischen Entzündungsreaktion, tung anti-entzündliche Immunantworten zu modulie- ferent points along the disease pathway, IFN β is demyelinisierenden Herden sowie aus axonaler ren. Anhand der derzeit postulierten pathogeneti- thought to decrease T-cell activation, migration and Schädigung im zentralen Nervensystem zusammen. schen Mechanismen bei MS werden immunologi- reactivation as well as to modulate the cytokine pat- In mehreren Phase-III-Studien wurde belegt, dass sche und Aspekte der sicheren Anwendung beider tern to an anti-inflammatory response. GA is thought durch die Behandlung mit Interferon (IFN) β und Therapien besprochen. to induce GA-specific Th2 helper cells, which exert Glatiramerazetat (GA) sowohl eine Reduktion der anti-inflammatory responses to modulate the pro-in- Schubrate als auch eine Reduktion von Krankheits- Abstract: Immunological Effects of Interferon β flammatory status in MS patients. By outlining the aktivitätsmarkern in der Magnetresonanztomografie and Glatiramer Acetate in the Treatment of pathogenetic background in MS this article reviews bei MS erreicht werden kann. IFN β entfaltet seine Multiple Sclerosis. Multiple sclerosis (MS) is the immunological and safety aspects of IFN β and GA Wirkung an mehreren Schnittstellen entlang der most common potentially disabling neurological dis- treatment. J Neurol Neurochir Psychiatr 2008; 9 immunpathogenetischen Kaskade und verringert ease in young adults characterized by recurrent re- (1): 14–21. Einleitung kann, hingegen eine Th2-vermittelte Antwort anti-entzünd- lich und protektiv wirken kann. Obwohl das Verhältnis zwi- Multiple Sklerose (MS) stellt mit einer Inzidenz von ca. 7 Be- schen Th1- und Th2-vermittelter Antwort (pro- versus anti- troffenen auf 100.000 Einwohner die häufigste neurologische inflammatorisch) einerseits und Gewebezerstörung und Pro- Erkrankung im jungen Erwachsenenalter in der westlichen tektion andererseits nicht vollständig geklärt ist und mehrere Welt dar. Die Ätiologie dieser Erkrankung ist derzeit unklar; Studien auch die positiven Seiten einer Th1-vermittelten vor allem Erkenntnisse aus epidemiologischen und Assozia- Immunantwort unterstreichen, wird in Therapiestudien bis- tionsstudien legen ein Zusammenspiel aus noch nicht näher lang das Paradigma aufrechterhalten, dass autoreaktive Th1- identifizierten Umweltfaktoren und einer polygenetisch ver- Lymphozyten vom Eindringen in das ZNS gestoppt werden mittelten Suszeptibilität nahe. Gemeinsam setzen diese Fakto- sollten bzw. ein Überwiegen einer Th2-Antwort erstrebens- ren eine immunologische Kaskade in Gang, die im zentralen wert ist [3]. Nervensystem (ZNS) zu den charakteristischen pathologi- schen Merkmalen der Erkrankung führt: Entzündung, De- Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft kommt es in myelinisierung, Schädigung von Oligodendrozyten und Axo- Individuen bei gleichzeitigem Vorliegen einer polygenetisch nen, Gliose sowie auch ein variables Ausmaß an Remyelini- determinierten Bereitschaft, verbunden mit der Exposition sierung [1]. von einem oder mehreren Umweltfaktoren in einer kritischen Lebensphase (zumeist Pubertät), im peripheren Immunkom- Immunpathogenese der Multiplen Sklerose partment entweder durch ZNS-Antigene selbst (z. B. Myelin) oder durch Moleküle, die diesen sehr ähnlich sind (molekula- Der typische histopathologische Befund der MS sind dis- re Mimikry) zur Aktivierung von Th1-Lymphozyten. Diese seminierte, fokal entmarkte Plaques, die auf einem entzündli- exprimieren an ihrer Oberfläche Adhäsionsmoleküle und chen Hintergrund entstehen, der sich vorwiegend aus T-Lym- Chemokinrezeptoren, über die sie imstande sind, mit den phozyten, B-Lymphozyten und Plasmazellen sowie zahlrei- Endothelzellen der Blut-Hirn-Schranke (BHS) zu interagie- chen Makrophagen und Mikrogliazellen zusammensetzt [2]. ren. Mit zusätzlicher Hilfe von Matrix-Metalloproteinasen Ein zum Teil ähnliches pathologisches Muster kann in der (MMP) können aktivierte Th1-Lymphozyten die BHS degra- experimentellen allergischen Enzephalomyelitis (EAE), dem dieren und passieren. Im ZNS angelangt, kommt es durch Prä- Tiermodell der MS, erzeugt werden. Beobachtungen in die- sentation des/der ZNS-spezifischen Antigens/der Antigene sem Modell legen den Schluss nahe, dass bei MS eine Th1- durch Mikroglia oder eingewanderte Monozyten/Makro- vermittelte immunologische Antwort gegen ZNS-Antigene phagen (antigenpräsentierende Zellen) zur Reaktivierung und die Entzündungsreaktion fördern und Schaden bewirken klonalen Vermehrung der T-Lymphozyten sowie zur Aus- schüttung von pro-inflammatorischen Zytokinen. In histo- pathologischen Studien wurden bislang 4 Subtypen beschrie- Aus der Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck Korrespondenzadresse: Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Berger, MSc, Universitätsklinik ben, die nach Reaktivierung der T-Lymphozyten im ZNS über für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck, A-6020 Innsbruck, Anichstraße 35; verschiedene Zellen des Immunsystems zur Demyelinisie- E-Mail: thomas.berger@i-med.ac.at rung führen [4]: 14 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (1) For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.
Interferon β und Glatiramerazetat in der MS-Behandlung 1. direkte Demyelinisierung durch T-Lymphozyten und sowie an Veränderungen kernspintomographischer Läsionen, Makrophagen konnte in 3 unabhängig voneinander durchgeführten, rando- 2. Antikörper-vermittelte Demyelinisierung unter Einbe- misierten, placebokontrollierten Studien nachgewiesen wer- ziehung des Komplementsystems den. Für Avonex® und Rebif® konnte darüber hinaus ein signi- 3. Zerstörung und Degeneration von reifen Oligodendro- fikanter Effekt auf die Krankheitsprogression gezeigt werden zyten, ähnlich dem Bild eines durch Hypoxie verursachten [7–10]. Durch den Einsatz von Avonex® nach dem Erstschub ischämischen Schadens der Erkrankung konnte schon früh nach den initialen Zulas- 4. eine primäre Oligodendrozytenfunktionsstörung mit sungsstudien für schubhaft verlaufende MS eine signifikante sekundärer Demyelinisierung Verlängerung bis zum Zeitpunkt des Eintretens einer klinisch gesicherten MS nach den Poser-Kriterien gezeigt werden Die häufig sehr aggressiv verlaufende Entzündung führt [11]. Diese Ergebnisse konnten in der kürzlich veröffentlich- neben der Demyelinisierung oft schon früh im Krankheits- ten BENEFIT-Studie bei Applikation von Betaferon® nach verlauf auch zum axonalen Schaden, der für die permanente Erstschub sowohl bei Anwendung der Poser- als auch der Behinderung verantwortlich zeichnet [5]. Das postulierte McDonald-Kriterien bestätigt werden [12]. Beide Präparate Modell lässt die möglichen Angriffspunkte der aktuell zuge- sind nun bei Erstschub zugelassen; Rebif® hat hierzu zuletzt lassenen immunmodulierenden Therapien in der MS besser eine Indikationserweiterung erhalten, die entsprechende verstehen. Phase-III-Studie wurde kürzlich initiiert. Eine in Europa durchgeführte Phase-III-Studie an Patienten mit sekundär Immunmodulation progredient verlaufender MS konnte einen signifikant positi- ven Einfluss von Betaferon® auf die Krankheitsprogression Unter Immunmodulation wird die Beeinflussung des Immun- gemessen an der „Expanded Disability Status Scale“ [13] systems durch pharmazeutisch wirksame Substanzen verstan- nachweisen und führte zur Zulassung [14]. Diese Ergebnisse den. Im Unterschied zur Immunsuppression, die in der Thera- konnten in einer wenig später in Nordamerika durchgeführten pie der MS lange Zeit einen Stellenwert besaß, ist bei der Im- Studie nicht bestätigt werden [15]. Als mögliche Ursachen munmodulation nicht mit potentiell schweren systemischen werden sowohl Unterschiede in den Studienpopulationen Nebenwirkungen wie erhöhtem Tumor- oder Infektionsrisiko (jüngere Patienten mit kürzerer Erkrankungsdauer, höherer zu rechnen. In den 1990er Jahren wurden für die Behandlung Schubrate vor Studieneinschluss und mehr Kontrastmittel der schubhaft verlaufenden MS 2 unterschiedlich immun- aufnehmende Läsionen in der zerebralen Magnetresonanz- modulatorisch wirksame Substanzen zugelassen: Interferon β tomografie [MRT] in der europäischen Kohorte) als auch ge- (IFN β) (Abb. 1) und Glatiramerazetat (GA). ringe Unterschiede im Studiendesign diskutiert [16]. Obwohl ein generell früher Einsatz der genannten Präparate Interferon β durch immer mehr Studien positiv bewertet wird, ist der opti- Bereits in den 1980er Jahren wurden verschiedene Typen von male Zeitpunkt des Therapiebeginns unklar [17]. Die Befür- Interferonen aufgrund ihrer antiviralen Eigenschaften sowohl worter einer frühen Therapieinitiierung unterstreichen vor systemisch als auch intrathekal zur Behandlung der MS unter- allem den positiven Einfluss auf die Krankheitsprogression sucht. Interferon γ führte entgegen den Erwartungen zu einem [18] und warnen vor einem möglichen irreversiblen axonalen signifikanten Anstieg der Schubrate und einem Anstieg der Schaden, der bereits früh im Krankheitsverlauf auftritt [19]. Lymphozytenzahl, die Klasse-II-Moleküle des Histokompa- Gegen einen frühen Therapiebeginn spricht die Möglichkeit tibilitätskomplexes (MHC) exprimieren; dies führte zum einer „benignen“ Verlaufsform, die im Individualfall nicht Schluss, dass möglicherweise die Blockierung von IFN γ vorhersehbar ist, und die damit verbundenen unnötigen Risi- durch IFN α oder β den klinischen Verlauf der MS günstig ken bei Verabreichung einer permanenten immunmodulatori- beeinflussen könnte [6]. Im Unterschied zu IFN α konnte in schen Therapie. Ebenso wird der Langzeiteffekt einer immun- der Folge für IFN β in mehreren Phase-III-Studien die klini- modulatorischen Therapie kontroversiell diskutiert, zumal sche Effektivität nachgewiesen werden. die Therapiestudien auf den für eine chronisch verlaufende Erkrankung relativ kurz angesetzten Studienzeitraum von Derzeit sind 3 rekombinant hergestellte IFN β-Produkte zur wenigen Jahren beschränkt waren und positive Ergebnisse MS-Behandlung zugelassen. Interferon β-1a (Rebif®, s.c.- von Folgestudien mit zum Teil offenem Design, fehlender Pla- Verabreichung, Merck-Serono; Avonex®, i.m.-Verabreichung, cebo- oder nicht therapierter Kontrollgruppe, Verbesserungen Biogen Idec) wird in Säugetierzellen hergestellt und gleicht der MRT-Technologien und hohen Drop-out-Raten kritisch zu dem im Körper natürlicherweise vorkommenden IFN β durch bewerten sind [20]. eine identische Aminosäuresequenz sowie durch posttransla- tionale Glykosylierung. Interferon β-1b (Betaferon®, s.c.-Ver- Wirkmechanismen abreichung, Bayer-Schering) wird in Escherichia coli-Bakte- Durch Bindung von IFN β an einen nahezu ubiquitär expri- rien produziert, verfügt dementsprechend über keine Kohlen- mierten spezifischen IFN-Rezeptor wird eine Signaltransduk- hydratreste und unterscheidet sich in seiner Aminosäure- tionskaskade (über Protein-Tyrosin-Kinasen, Aktivierung von sequenz an 2 Positionen vom natürlichen Molekül. Transkriptionsfaktoren STAT-1 und -2, etc.) induziert, die eine Reihe von antiviralen, antimikrobiellen, antiproliferati- Zulassungsstudien ven sowie immunologischen Effekten zur Folge hat. Sowohl Die Wirksamkeit der 3 IFN β-Präparate bei Patienten mit tierexperimentelle als auch In-vitro-Studien bestätigen, dass schubhaft verlaufender MS, gemessen an der Schubfrequenz der positive Einfluss von IFN β auf die Schubrate und mög- 16 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (1)
Interferon β und Glatiramerazetat in der MS-Behandlung licherweise auch auf den MS-Krankheitsverlauf durch Inter- Obwohl die an der BHS vermittelten Effekte wesentliche aktion an mehreren pathogenetisch relevanten Schnittstellen Wirkmechanismen von IFN β darstellen, ist die Korrelation erfolgt. Interferon β kann bereits im peripheren Immunkom- mit dem klinischen Verlauf der MS und der damit einher- partment sowohl die Zahl der Vorläuferzellen von autoreakti- gehenden Behinderung gering [30]. ven T-Lymphozyten [21] als auch deren Aktivierung selbst reduzieren [22]. Untersuchungen mittels MRT zeigen einen Auf Zytokinebene vermindert IFN β zum einen die Sekretion wesentlichen Effekt von IFN β an der BHS auf: Sowohl die und Akkumulation von pro-inflammatorischen Molekülen Zahl von neu auftretenden T2-gewichteten als auch von Kon- wie IL-2 und -12 sowie die Expression von deren Rezeptoren trastmittel aufnehmenden Läsionen wird durch die Therapie [22] und vermittelt die Antagonisierung von vielen IFN γ-ver- mit IFN β schnell und dauerhaft reduziert [23]. Dies spiegelt mittelten Effekten [31]. Zum anderen wird durch IFN β die zwei biologische Effekte wider: Expression von anti-inflammatorischen Zytokinen wie IL-10 1. Zum einen bewirkt IFN β eine reduzierte Expression von und -4 sowohl auf Protein- als auch auf mRNA-Ebene erhöht. Adhäsionsmolekülen an der Oberfläche von autoreaktiven Die Antigenpräsentation kann durch IFN β über eine vermin- T-Lymphozyten und Monozyten, wie etwa für das „very derte Expression von MHC-Klasse-II- und ko-stimulatori- late antigen-4“ gezeigt werden konnte [24, 25]. Zum ande- schen Molekülen (wie z. B. CD 80) vermittelt werden, die ren wird durch vermehrte Abspaltung von Adhäsionsmole- wesentliche Faktoren in der T-Lymphozytenaktivierung durch külen wie etwa VCAM und ICAM von den Endothelzellen Makrophagen und B-Lymphozyten darstellen [32, 33]. der BHS die Adhäsion von aktivierten T-Lymphozyten behindert. Die dadurch im Serum von IFN β-therapierten Biologische Aktivität Patienten erhöhten löslichen Formen von Adhäsionsmole- Interferon β-Präparate sind wie alle exogen zugefügten Pro- külen korrelieren im Gegenzug mit einer Reduktion von teine für den Körper potentiell immunogen. Das Auftreten Kontrastmittel-aufnehmenden Läsionen [26, 27]. von neutralisierenden Antikörpern (NAB) wurde bereits in 2. Des Weiteren wurde durch In-vitro-Untersuchungen die den IFN β-Zulassungsstudien beobachtet und kann die Effek- Beeinflussung der Sekretion von MMP durch IFN β und tivität der Therapie gemessen an der Schubrate und an MRT- die damit verbundene Fähigkeit von aktivierten T-Lympho- Markern beeinflussen [8]. Die Häufigkeit des Nachweises von zyten nachgewiesen, an die BHS zu adhärieren und diese NAB ist vor allem von der Art (intramuskulär versus sub- zu durchwandern. Interferon β reduziert die Sekretion von kutan) und Häufigkeit der Applikation, des verwendeten Prä- MMP durch eine verminderte Expression von Interleukin- parats sowie vom jeweiligen Test zur Bestimmung der Anti- (IL-) 2, das die Ausschüttung von MMP reguliert [28]. Dies körper abhängig. Neben mehreren Testverfahren zur Detek- konnte in vivo durch erniedrigte Serumspiegel von MMP-9 tion von IFN β-bindenden Antikörpern (BAB) stehen bislang in IFN β-behandelten Patienten bestätigt werden [29]. nur zwei Bioassays zur Verfügung, die die biologische Aktivi- Abbildung 1: Angriffspunkte von Interferon β (IFN β) und Glatiramerazetat (GA) in der Pathogenese der Multiplen Sklerose (1) im peripheren Immunkompartment: Hemmung der Antigenpräsentation und Proliferation autoreaktiver Th1-Zellen (IFN β, GA); Induktion GA-spezifischer Th2-Zellen; (2) an der Blut-Hirn-Schranke (BHS): Verminderung der Adhäsion und Migration autoreaktiver Th1-Zellen, u. a. durch Hemmung von Matrix-Metalloproteinasen (MMP, IFN β); (3) im zentralen Nervensystem: Modulation der Reakti- vierung autoreaktiver T-Zellen und pro-inflammatorischer Zytokine (IFN β); „Bystander suppression“ durch GA-spezifische Th2-Zellen (GA); reduzierte Aktivierung von Effektor- zellen (IFN β); mögliche neuroprotektive Effekte (GA). J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (1) 17
Interferon β und Glatiramerazetat in der MS-Behandlung tät der NAB messen. Sowohl der zytopathische Effekt (CPE) ten Medikamenten oder konkomitante Erkrankungen, beein- als auch der MxA-Test machen sich dabei den antiviralen flusst. Die Frequenz von Schilddrüsendysfunktionen unter Effekt von IFN β zunutze. Nach den kürzlich veröffentlichten IFN β-Therapie wird in unterschiedlichen Studien mit 0–34 % Empfehlungen mehrerer Expertengremien sollte die Bestim- angegeben. Eine kürzlich durchgeführte prospektive Studie an mung von NAB zweimalig im Zeitraum von zumindest einem 106 PatientInnen ergab Schilddrüsenfunktionsänderungen in Jahr erfolgen. Bei wiederholtem Auftreten von NAB ist von 25 %, der Großteil davon Hypothyreosen, zumeist transient einem Wirkungsverlust der IFN β-Therapie auszugehen [34]. und subklinisch [42]. Es liegt eine Reihe von Fallberichten Daher wird zumindest von manchen Konsensus-Statements von IFN β-induzierten Autoimmunerkrankungen, u. a. My- bei mehrfach nachgewiesenen NAB das Absetzen der IFN β- asthenia gravis, systemischer Lupus erythematodes oder rheu- Therapie bzw. ein Therapiewechsel empfohlen [35]. matoide Arthritis vor. Einzig klar in diesem Zusammenhang ist, dass bei vorliegender monoklonaler Gammopathie unter Nebenwirkungen dem Gesichtspunkt eines lebensbedrohlichen „Capillary In den IFN β-Zulassungsstudien kam es in Abhängigkeit von leak“-Syndroms die IFN β-Applikation zu vermeiden ist. dem jeweils untersuchten IFN β-Präparat bei 3–9 % der MS- Patienten zu einem Therapieabbruch aufgrund von Nebenwir- kungen. In Post-Marketing-Studien wird die Häufigkeit mit Glatiramerazetat (GA) 14–23 % deutlich höher angegeben [36, 37]. Die häufigsten GA ist ein synthetisches Polypeptid, das aus den Salzen der Nebenwirkungen sind lokale Hautreaktionen an der Einstich- 4 Aminosäuren Glutaminsäure, Lysin, Alanin und Tyrosin stelle, grippeähnliche Symptome, Erhöhung von Leberfunk- („GLAT“) besteht. Diese vier Bestandteile liegen in einem tionsparametern sowie Depression. Die Inzidenz von lokalen konstanten molaren Verhältnis mit einer durchschnittlichen Hautreaktionen an der Einstichstelle wird in unterschiedli- Länge von 45–100 Aminosäuren (AS) vor und stellen wesent- chen Studien mit 30–80 % angegeben. Generell ist bei subku- liche Bestandteile von Myelin-basischem Protein (MBP) dar, taner häufiger als bei intramuskulärer Applikation mit diesen dem ursprünglich eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Hautreaktionen zu rechnen, die unter Umständen bis zum MS zugedacht wurde. Zu Beginn seiner Entwicklung wurde Therapieabbruch führen können. Das Auftreten von Haut- GA deshalb in der EAE zur Induktion der Erkrankung ver- nekrosen bzw. Lipodystrophien wird in Post-Marketing-Stu- wendet. Damals überraschend stellte sich jedoch heraus, dass dien in weniger als 5 % der Fälle beobachtet. Durch entspre- GA weder enzephalitogene noch toxische Eigenschaften chende Patientenschulung in der Anleitung zur Selbstinjek- besitzt, sondern im Tiermodell der MS den Krankheitsverlauf tion sowie durch Verwendung von Autoinjektoren kann die signifikant verbessern konnte. Häufigkeit von Hautreaktionen deutlich gesenkt werden. Grippeähnliche Symptome treten üblicherweise 4–12 Stun- Zulassungsstudien den nach IFN β-Applikation auf und wurden in den Zulas- In verschiedenen Phase-III-Studien wurde die Effektivität von sungsstudien in bis zu 80 % beobachtet. Bei einem Großteil täglich verabreichtem GA (Copaxone®, Sanofi-Aventis, s.c.- der Patienten (> 80 %) sind diese auf einen Zeitraum von Verabreichung) gemessen an der Schubrate und an der Zahl maximal 3 Monaten beschränkt und werden bei Injektion am Kontrastmittel-aufnehmender MRT-Läsionen nachgewiesen Abend gemeinsam mit einem nichtsteroidalen Antirheumati- [43, 44]. kum (z. B. Ibuprofen) gut toleriert [38]. Wirkmechanismen Die Entstehung bzw. die Verschlechterung einer Depression Die anfängliche Beobachtung, dass GA die Entstehung von bei IFN β-Therapie wird kontroversiell diskutiert; in der MS in der MBP-induzierten EAE verhindern kann, legte den ersten Zulassungsstudie kam es im mit IFN β behandelten Schluss nahe, dass GA durch seine molekulare Zusammen- Therapiearm zu einem Suizid sowie 4 Suizidversuchen [7]. In setzung in der Lage ist, effizient am MHC der Klasse II mit einer weiteren Therapiestudie wurden signifikant häufiger MBP um die Bindungsstelle zu konkurrieren [45]. Des Weite- auftretende Depressionen bei den mit IFN β therapierten Pati- ren kann GA im peripheren Immunkompartiment die Aktivie- enten bestätigt [39]. Diese Beobachtungen hielten einer Meta- rung von MBP-reaktiven T-Lymphozyten verhindern. Durch analyse nicht stand [40] und wurden seither in mehreren The- Applikation von GA wird in einer dosisabhängigen Reaktion rapiestudien nicht mehr beobachtet [10]. Derzeit ist ein kausa- sowohl die Proliferation von MBP-reaktiven T-Lymphozyten ler Zusammenhang zwischen der klinischen Manifestation als auch die Produktion von IFN γ induziert [46]. Neueren einer Depression und der Therapie mit IFN β nicht eindeutig Daten zufolge kann GA neben MBP auch andere Antigene belegt; dennoch sollte angesichts der hohen Prävalenz von imitieren [47], die möglicherweise in der Pathogenese der MS Depressionen bei MS-Patienten im Allgemeinen, unabhängig eine Rolle spielen. Zusätzlich wird durch verschiedene tier- von einer immunmodulatorischen Therapie, im klinischen experimentelle und zellkulturelle Daten davon ausgegangen, Alltag besonderes Augenmerk auf Depressionen gelegt und dass GA einen „Shift“ von pro-inflammatorischen Th1- zu entsprechende therapeutische Konsequenzen daraus abgelei- anti-inflammatorischen Th2-Zellen bedingt (Abb. 1). Durch tet werden [41]. Applikation von GA kommt es zur Bildung von GA-reaktiven T-Lymphozyten, die durch ein klassisches Th2-Lymphozyten- Vorübergehend kann es unter IFN β-Therapie zum Anstieg Zytokinprofil gekennzeichnet sind. Diese GA-spezifischen von Leberfunktionsparametern (Transaminasen) kommen. T-Zellen können die BHS passieren und im ZNS anti-entzünd- Diese Laborveränderungen werden von der Applikationsfre- liche Zytokine wie IL-4, IL-5 oder IL-10 freisetzen. Diese quenz und der absoluten IFN β-Menge sowie durch zahlreiche Freisetzung behindert die durch pathologische autoreaktive Ko-Faktoren, wie etwa gleichzeitige Einnahme von bestimm- T-Lymphozyten induzierte Entzündungsreaktion, ein Mecha- 18 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (1)
Interferon β und Glatiramerazetat in der MS-Behandlung nismus, der als „Bystander suppression“ bezeichnet wird. her neben der Etablierung von neuen Substanzen mit anderen Neben den genannten anti-inflammatorischen Effekten wird Angriffspunkten in der MS-Pathogenese (wie beispielsweise GA auch eine neuroprotektive Rolle zugeschrieben: GA-spe- das jüngst zugelassene Natalizumab; Tysabri®, i.v.-Verabrei- zifische T-Zellen können neurotrophe Faktoren wie BDNF chung, Biogen Idec), in der Optimierung der pharmakokineti- freisetzen [48] und normalisierte BDNF-Spiegel können im schen Eigenschaften der Präparate (u. a. höhere versus niedri- Liquor und Serum von MS-Patienten unter GA-Therapie gere Dosierungen, individuelle Dosierungen, orale Applika- nachgewiesen werden [49]. Zusätzlich sprechen die Reduk- tion) sowie in der Entwicklung von Biomarkern, die ein The- tion von sogenannten „schwarzen Löchern“ in T1-gewichte- rapieansprechen individuell zuverlässig voraussagen und ten MRT-Untersuchungen [50], eine höhere N-Acetylaspartat/ monitieren können. Kreatinin-Ratio in der MR-Spektroskopie [51] sowie ein ge- ringeres Ausmaß von kortikaler Atrophie [52] bei GA-behan- delten Patienten für einen möglichen neuroprotektiven Effekt. Literatur: analysis of the BENEFIT study. Lancet 2007; 370: 389–97. GA übt demnach im Unterschied zu bisherigen Erkenntnissen 1. Compston A, Coles A. Multiple sclerosis. 13. Kurtzke JF. Rating neurologic impairment zu IFN β seine Wirkung auch jenseits der BHS aus. Lancet 2002; 359: 1221–31. in multiple sclerosis: an expanded disability 2. Prineas JW, Wright RG. Macrophages, status scale (EDSS). Neurology 1983; 33: lymphocytes, and plasma cells in the perivas- 1444–52. Biologische Aktivität cular compartment in chronic multiple sclero- 14. Placebo-controlled multicentre randomised Ähnlich wie bei IFN β kommt es unter GA-Therapie bei sis. Lab Invest 1978; 38: 409–21. trial of interferon beta-1b in treatment of 3. Kieseier BC, Hartung HP. Multiple para- secondary progressive multiple sclerosis. einem großen Prozentsatz der MS-Patienten zur Ausbildung digm shifts in multiple sclerosis. Curr Opin European Study Group on interferon beta-1b von bindenden Antikörpern [53], die jedoch in den bisherigen Neurol 2003; 16: 247–52. in secondary progressive MS. Lancet 1998; 4. Lucchinetti C, Bruck W, Parisi J, Scheithauer 352: 1491–7. Studien zu keiner Minderung der klinischen Effektivität führ- B, Rodriguez M, Lassmann H. Heterogeneity 15. Panitch H, Miller A, Paty D, Weinshenker ten [54]. Kontroversiell wird hingegen der Einfluss von of multiple sclerosis lesions: implications for B. Interferon beta-1b in secondary progres- GA-spezifischen Antikörpern auf die biologische In-vitro- the pathogenesis of demyelination. Ann Neurol sive MS: results from a 3-year controlled 2000; 47: 707–17. study. Neurology 2004; 63: 1788–95. Aktivität diskutiert. Eine Reduktion des durch GA vermittel- 5. Trapp BD, Peterson J, Ransohoff RM, Rudick 16. Kappos L, Weinshenker B, Pozzilli C, ten Effektes auf die T-Lymphozyten-Proliferation und das R, Mork S, Bo L. Axonal transection in the Thompson AJ, Dahlke F, Beckmann K, Polman lesions of multiple sclerosis. N Engl J Med C, McFarland H. Interferon beta-1b in second- pro- und anti-entzündliche Zytokinmilieu wurde in diesem 1998; 338: 278–85. ary progressive MS: a combined analysis of Zusammenhang beschrieben [55]. 6. Panitch HS, Hirsch RL, Haley AS, Johnson the two trials. Neurology 2004; 63: 1779–87. KP. Exacerbations of multiple sclerosis in pa- 17. Roach ES. Early multiple sclerosis: to tients treated with gamma interferon. Lancet treat or not to treat? Arch Neurol 2006; 63: Nebenwirkungen 1987; 1: 893–5. 619. GA wird grundsätzlich sehr gut vertragen. Dementsprechend 7. Interferon beta-1b is effective in relapsing- 18. Frohman EM, Havrdova E, Lublin F, remitting multiple sclerosis. I. Clinical results Barkhof F, Achiron A, Sharief MK, Stuve O, sind Therapieabbrüche aufgrund von Medikamentenintole- Racke MK, Steinman L, Weiner H, Olek M, of a multicenter, randomized, double-blind, ranzen die Ausnahme. Bei bis zu 15 % der Patienten kann es placebo-controlled trial. The IFNB Multiple Zivadinov R, Corboy J, Raine C, Cutter G, Sclerosis Study Group. Neurology 1993; 43: Richert J, Filippi M. Most patients with mul- unmittelbar nach Injektion zu einer für ca. 30 min. andauern- tiple sclerosis or a clinically isolated demyeli- 655–61. den selbstlimitierenden, systemischen Reaktion („Flush“, 8. Interferon beta-1b in the treatment of mul- nating syndrome should be treated at the time of diagnosis. Arch Neurol 2006; 63: thorakales Engegefühl, Angst, Palpitationen und Atemnot) tiple sclerosis: final outcome of the ran- 614–9. domized controlled trial. The IFNB Multiple kommen. Diese für Patienten beängstigende aber arglose Sclerosis Study Group and The University of 19. Bitsch A, Schuchardt J, Bunkowski S, Nebenwirkung tritt etwa einmal pro 840 Injektionen auf [56] British Columbia MS/MRI Analysis Group. Kuhlmann T, Bruck W. Acute axonal injury in Neurology 1995; 45: 1277–85. multiple sclerosis. Correlation with demyeli- und erfordert entsprechende Aufklärung. Lokale Irritationen nation and inflammation. Brain 2000; 123: 9. Jacobs LD, Cookfair DL, Rudick RA, 1174–83. und Schmerzen an der Injektionsstelle werden in 2–3 % der Herndon RM, Richert JR, Salazar AM, Fischer 20. Pittock SJ, Weinshenker BG, Noseworthy Fälle beschrieben [57]. Die Inzidenz von mäßigen bis deutli- JS, Goodkin DE, Granger CV, Simon JH, Alam JH, Lucchinetti CF, Keegan M, Wingerchuk JJ, Bartoszak DM, Bourdette DN, Braiman J, chen Lipoatrophien wird mit 1 % [44] bis 18 % [58] angege- Brownscheidle CM, Coats ME, Cohan SL, DM, Carter J, Shuster E, Rodriguez M. Not every patient with multiple sclerosis should ben. Selten wurde bislang das Auftreten einer Pannikulitis Dougherty DS, Kinkel RP, Mass MK, be treated at time of diagnosis. Arch Neurol Munschauer FE 3rd, Priore RL, Pullicino PM, beschrieben [59]; ebenso liegen einzelne Fallberichte von Scherokman BJ, Whitham RH; The Multiple 2006; 63: 611–4. nekrotisierenden Hautläsionen nach GA-Injektion vor [60]. Sclerosis Collaborative Research Group 21. Zang YC, Yang D, Hong J, Tejada-Simon (MSCRG). Intramuscular interferon beta-1a MV, Rivera VM, Zhang JZ. Immunoregulation Laborveränderungen sind nicht zu erwarten. for disease progression in relapsing multiple and blocking antibodies induced by interferon sclerosis. The Multiple Sclerosis Collabora- beta treatment in MS. Neurology 2000; 55: tive Research Group (MSCRG). Ann Neurol 397–404. Zusammenfassung 1996; 39: 285–94. 22. Noronha A, Toscas A, Jensen MA. Inter- 10. Randomised double-blind placebo-con- feron beta decreases T cell activation and IFN β und GA stellen derzeit den Goldstandard in der Be- trolled study of interferon beta-1a in relaps- interferon gamma production in multiple sclerosis. J Neuroimmunol 1993; 46: 145–53. ing/remitting multiple sclerosis. PRISMS handlung der schubhaft verlaufenden MS dar [61]. Eine Viel- (Prevention of Relapses and Disability by 23. Calabresi PA, Stone LA, Bash CN, Frank zahl an Studien belegt die Wirkung von IFN β an verschiede- Interferon beta-1a Subcutaneously in Multi- JA, McFarland HF. Interferon beta results in ple Sclerosis) Study Group. Lancet 1998; 352: immediate reduction of contrast-enhanced nen, für die Pathogenese der MS relevanten Stellen: Beein- 1498–504. MRI lesions in multiple sclerosis patients fol- flussung von autoreaktiven T-Lymphozyten sowohl im peri- 11. Jacobs LD, Beck RW, Simon JH, Kinkel lowed by weekly MRI. Neurology 1997; 48: RP, Brownscheidle CM, Murray TJ, Simonian 1446–8. pheren Immunkompartiment als auch an der BHS sowie Ver- NA, Slasor PJ, Sandrock AW. Intramuscular 24. Calabresi PA, Pelfrey CM, Tranquill LR, meidung der Migration ins ZNS und letztendlich der daraus interferon beta-1a therapy initiated during a Maloni H, McFarland HF. VLA-4 expression on first demyelinating event in multiple sclero- peripheral blood lymphocytes is downregu- folgenden pathogenetischen Schritte der Gewebedestruktion. sis. CHAMPS Study Group. N Engl J Med lated after treatment of multiple sclerosis GA ist in der Lage, das Verhältnis von Th1- zu Th2-Lympho- 2000; 343: 898–904. with interferon beta. Neurology 1997; 49: zyten zugunsten einer anti-entzündlichen Th2-Antwort zu be- 12. Kappos L, Freedman MS, Polman CH, 1111–6. Edan G, Hartung HP, Miller DH, Montalban X, 25. Soilu-Hanninen M, Salmi A, Salonen R. einflussen; zusätzlich dürften GA-spezifische T-Zellen neuro- Barkhof F, Radu EW, Bauer L, Dahms S, Lanius Interferon-beta downregulates expression of trophe Faktoren sezernieren. Beide immunmodulatorischen V, Pohl C, Sandbrink R. Effect of early versus VLA-4 antigen and antagonizes interferon- delayed interferon beta-1b treatment on dis- gamma-induced expression of HLA-DQ on Therapien sind jedoch in ihrer klinischen Effektivität indivi- ability after a first clinical event suggestive human peripheral blood monocytes. J Neuro- duell nur bedingt wirksam. Ein wesentliches Ziel besteht da- of multiple sclerosis: a 3-year follow-up immunol 1995; 60: 99–106. 20 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (1)
Interferon β und Glatiramerazetat in der MS-Behandlung 26. Avolio C, Giuliani F, Liuzzi GM, Ruggieri Piccoli F. Long-term interferon-beta treatment Proc Natl Acad Sci USA 2003; 100: 14157– treatment in multiple sclerosis. Brain 2003; M, Paolicelli D, Riccio P, Livrea P, Trojano M. for multiple sclerosis. Neurol Sci 2003; 24: 62. 126: 2638–47. Adhesion molecules and matrix metallo- 361–4. 56. Johnson KP, Brooks BR, Cohen JA, Ford 49. Azoulay D, Vachapova V, Shihman B, Miler proteinases in Multiple Sclerosis: effects 38. Rio J, Montalban X. Ibuprofen treatment CC, Goldstein J, Lisak RP, Myers LW, Panitch A, Karni A. Lower brain-derived neurotrophic induced by Interferon-beta. Brain Res Bull versus gradual introduction of interferon HS, Rose JW, Schiffer RB, Vollmer T, Weiner factor in serum of relapsing remitting MS: re- 2003; 61: 357–64. beta-1b in patients with MS. Neurology LP, Wolinsky JS. Extended use of glatiramer versal by glatiramer acetate. J Neuroimmunol 27. Calabresi PA, Tranquill LR, Dambrosia 2000; 54: 1710. 2005; 167: 215–8. acetate (Copaxone) is well tolerated and JM, Stone LA, Maloni H, Bash CN, Frank JA, 39. Jacobs LD, Beck RW, Simon JH, Kinkel maintains its clinical effect on multiple scle- McFarland HF. Increases in soluble VCAM-1 50. Filippi M, Rovaris M, Rocca MA, Sormani rosis relapse rate and degree of disability. RP, Brownscheidle CM, Murray TJ, Simonian MP, Wolinsky JS, Comi G. Glatiramer acetate correlate with a decrease in MRI lesions in NA, Slasor PJ, Sandrock AW. Intramuscular Copolymer 1 Multiple Sclerosis Study Group. multiple sclerosis treated with interferon reduces the proportion of new MS lesions Neurology 1998; 50: 701–8. interferon beta-1a therapy initiated during a evolving into “black holes”. Neurology 2001; beta-1b. Ann Neurol 1997; 41: 669–74. first demyelinating event in multiple sclero- 57. Johnson KP, Brooks BR, Ford CC, Goodman 57: 731–3. 28. Leppert D, Waubant E, Burk MR, sis. CHAMPS Study Group. N Engl J Med A, Guarnaccia J, Lisak RP, Myers LW, Panitch Oksenberg JR, Hauser SL. Interferon beta-1b 2000; 343: 898–904. 51. Khan O, Shen Y, Caon C, Bao F, Ching W, HS, Pruitt A, Rose JW, Kachuck N, Wolinsky inhibits gelatinase secretion and in vitro mi- Reznar M, Buccheister A, Hu J, Latif Z, Tselis JS. Sustained clinical benefits of glatiramer 40. Feinstein A. Multiple sclerosis, disease gration of human T cells: a possible mecha- A, Lisak R. Axonal metabolic recovery and po- acetate in relapsing multiple sclerosis pa- modifying treatments and depression: a criti- nism for treatment efficacy in multiple scle- tential neuroprotective effect of glatiramer tients observed for 6 years. Copolymer 1 cal methodological review. Mult Scler 2000; rosis. Ann Neurol 1996; 40: 846–52. acetate in relapsing-remitting multiple scle- Multiple Sclerosis Study Group. Mult Scler 6: 343–8. rosis. Mult Scler 2005; 11: 646–51. 2000; 6: 255–66. 29. Yushchenko M, Mader M, Elitok E, Bitsch 41. Siegert RJ, Abernethy DA. Depression in A, Dressel A, Tumani H, Bogumil T, Kitze B, 52. Rovaris M, Comi G, Filippi M. Can glatira- 58. Edgar CM, Brunet DG, Fenton P, McBride multiple sclerosis: a review. J Neurol Neurosurg Poser S, Weber F. Interferon-beta-1b de- mer acetate reduce brain atrophy development EV, Green P. Lipoatrophy in patients with mul- Psychiatry 2005; 76: 469–75. tiple sclerosis on glatiramer acetate. Can J creased matrix metalloproteinase-9 serum in multiple sclerosis? J Neurol Sci 2005; 233: levels in primary progressive multiple sclero- 42. Caraccio N, Dardano A, Manfredonia F, 139–43. Neurol Sci 2004; 31: 58–63. sis. J Neurol 2003; 250: 1224–8. Manca L, Pasquali L, Iudice A, Murri L, 59. Soares Almeida LM, Requena L, Kutzner Ferrannini E, Monzani F. Long-term follow-up 53. Brenner T, Arnon R, Sela M, Abramsky O, 30. Kappos L, Moeri D, Radue EW, Schoetzau H, Angulo J, de Sa J, Pignatelli J. Localized of 106 multiple sclerosis patients undergoing Meiner Z, Riven-Kreitman R, Tarcik N, A, Schweikert K, Barkhof F, Miller D, Guttmann panniculitis secondary to subcutaneous interferon-beta 1a or 1b therapy: predictive Teitelbaum D. Humoral and cellular immune CR, Weiner HL, Gasperini C, Filippi M. Predic- glatiramer acetate injections for the treat- factors of thyroid disease development and responses to Copolymer 1 in multiple sclero- tive value of gadolinium-enhanced magnetic ment of multiple sclerosis: a clinicopatho- duration. J Clin Endocrinol Metab 2005; 90: sis patients treated with Copaxone. J Neuro- resonance imaging for relapse rate and logic and immunohistochemical study. J Am 4133–7. immunol 2001; 115: 152–60. changes in disability or impairment in multi- Acad Dermatol 2006; 55: 968–74. ple sclerosis: a meta-analysis. Gadolinium 43. Comi G, Filippi M, Wolinsky JS. European/ 54. Teitelbaum D, Brenner T, Abramsky O, 60. Bosca I, Bosca M, Belenguer A, Evole M, MRI Meta-analysis Group. Lancet 1999; 353: Canadian multicenter, double-blind, random- Aharoni R, Sela M, Arnon R. Antibodies to Hernandez M, Casanova B, Coret F. Necrotising 964–9. ized, placebo-controlled study of the effects glatiramer acetate do not interfere with its cutaneous lesions as a side effect of glatira- of glatiramer acetate on magnetic resonance biological functions and therapeutic efficacy. mer acetate. J Neurol 2006; 253: 1370–1. 31. Arnason BG, Dayal A, Qu ZX, Jensen MA, imaging – measured disease activity and bur- Mult Scler 2003; 9: 592–9. Genç K, Reder AT. Mechanisms of action of den in patients with relapsing multiple scle- 61. Rieckmann P. Escalating immunomodula- interferon-beta in multiple sclerosis. Springer 55. Salama HH, Hong J, Zang YC, El-Mongui tory therapy of multiple sclerosis: Update rosis. European/Canadian Glatiramer Acetate Semin Immunopathol 1996; 18: 125–48. A, Zhang J. Blocking effects of serum reac- September 2006. Nervenarzt 2006; 77: 1506– Study Group. Ann Neurol 2001; 49: 290–7. 32. Genç K, Dona DL, Reder AT. Increased tive antibodies induced by glatiramer acetate 18. 44. Johnson KP, Brooks BR, Cohen JA, Ford CD80(+) B cells in active multiple sclerosis CC, Goldstein J, Lisak RP, Myers LW, Panitch and reversal by interferon beta-1b therapy. HS, Rose JW, Schiffer RB. Copolymer 1 re- J Clin Invest 1997; 99: 2664–71. duces relapse rate and improves disability in 33. Yong VW. Differential mechanisms of ac- relapsing-remitting multiple sclerosis: results tion of interferon-beta and glatiramer acetate of a phase III multicenter, double-blind pla- in MS. Neurology 2002; 59: 802–8. cebo-controlled trial. The Copolymer 1 Multi- Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Berger, MSc 34. Hartung HP, Polman C, Bertolotto A, ple Sclerosis Study Group. Neurology 1995; 45: 1268–76. Geboren 1964 in Wien, Studium der Human- Deisenhammer F, Giovannoni G, Havrdova E, Hemmer B, Hillert J, Kappos L, Kieseier B, 45. Teitelbaum D, Aharoni R, Arnon R, Sela M. medizin an der Universität Wien, Promotion Killestein J, Malcus C, Comabella M, Pachner Specific inhibition of the T-cell response to 1991. 1992–1995 Univ.-Assistent, Abteilung A, Schellekens H, Sellebjerg F, Selmaj K, myelin basic protein by the synthetic copoly- für Experimentelle Neuroimmunologie und Neu- Sorensen PS. Neutralising antibodies to in- mer Cop 1. Proc Natl Acad Sci USA 1988; 85: ropathologie; 1993–1995 Univ.-Assistent, Kli- terferon beta in multiple sclerosis: expert 9724–8. panel report. J Neurol 2007; 254: 827–37. nische Abteilung für Neurologische Rehabilita- 46. Gran B, Tranquill LR, Chen M, Bielekova 35. Sorensen PS, Deisenhammer F, Duda P, B, Zhou W, Dhib-Jalbut S, Martin R. Mecha- tion, Univ.-Klinik für Neurologie Wien. Seit 1995 Hohlfeld R, Myhr KM, Palace J, Polman C, nisms of immunomodulation by glatiramer Univ.-Assistent, Univ.-Klinik für Neurologie Pozzilli C, Ross C. Guidelines on use of anti- acetate. Neurology 2000; 55: 1704–14. Innsbruck. IFN-beta antibody measurements in multiple 47. Dhib-Jalbut S, Chen M, Said A, Zhan M, sclerosis: report of an EFNS Task Force on 1998 Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Johnson KP, Martin R. Glatiramer acetate-re- IFN-beta antibodies in multiple sclerosis. active peripheral blood mononuclear cells re- 2003 Habilitation für das Fach Neurologie an Eur J Neurol 2005; 12: 817–27. spond to multiple myelin antigens with a der MUI. 2005 Masterstudium der Gesund- 36. O’Rourke KE, Hutchinson M. Stopping Th2-biased phenotype. J Neuroimmunol heitswissenschaften, UMIT, Hall in Tirol. 2005 Reihung secundo loco Beru- beta-interferon therapy in multiple sclerosis: 2003; 140: 163–71. fungsverfahren Professur für Klinische Neurobiologie MUI. an analysis of stopping patterns. Mult Scler 48. Aharoni R, Kayhan B, Eilam R, Sela M, 2005; 11: 46–50. Arnon R. Glatiramer acetate-specific T cells Leiter der AG Neuroimmunologie und Multiple Sklerose sowie der Allge- 37. Ruggieri RM, Settipani N, Viviano L, in the brain express T helper 2/3 cytokines meinen Neurologischen Ambulanz, Geschäftsführender Oberarzt an der Attanasio M, Giglia L, Almasio P, La Bella V, and brain-derived neurotrophic factor in situ. Univ.-Klinik für Neurologie. J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2008; 9 (1) 21
Mitteilungen aus der Redaktion Besuchen Sie unsere zeitschriftenübergreifende Datenbank Bilddatenbank Artikeldatenbank Fallberichte e-Journal-Abo Beziehen Sie die elektronischen Ausgaben dieser Zeitschrift hier. Die Lieferung umfasst 4–5 Ausgaben pro Jahr zzgl. allfälliger Sonderhefte. Unsere e-Journale stehen als PDF-Datei zur Verfügung und sind auf den meisten der markt üblichen e-Book-Readern, Tablets sowie auf iPad funktionsfähig. Bestellung e-Journal-Abo Haftungsausschluss Die in unseren Webseiten publizierten Informationen richten sich ausschließlich an geprüfte und autorisierte medizinische Berufsgruppen und entbinden nicht von der ärztlichen Sorg- faltspflicht sowie von einer ausführlichen Patientenaufklärung über therapeutische Optionen und deren Wirkungen bzw. Nebenwirkungen. Die entsprechenden Angaben werden von den Autoren mit der größten Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Die angegebenen Do- sierungen sind im Einzelfall anhand der Fachinformationen zu überprüfen. Weder die Autoren, noch die tragenden Gesellschaften noch der Verlag übernehmen irgendwelche Haftungsan- sprüche. Bitte beachten Sie auch diese Seiten: Impressum Disclaimers & Copyright Datenschutzerklärung
Sie können auch lesen