In Bad Reichenhall Wir wünschen guten Appetit! Geschichten rund ums Backen und Kochen
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Ausgabe 1/2019 In Bad Unser Hausmagazin - für alle Bad Reichenhaller Reichenhall Wir wünschen guten Appetit! Geschichten rund ums Backen und Kochen KIRCHBERG MARIENHEIM WISBACHERSTRASSE Bis zu 300 Mittagessen: Genussreiche Tradition: Marina Böhm: „Bitte Wolfgang Markl, Küchen- Kochen und backen mit bewahren und übergeben leiter im Seniorenwohnen den BewohnerInnen Sie Ihre Rezepte“ Seite 6 Seite 16 Seite 15
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser in unseren leicht an die leidenschaftlich für den Nach- Einrichtungen, in Bad Reichenhall und wuchs kochende und backende weit über die Kurstadt hinaus, Großmutter? Wenn wir mit unseren Bewoh- nern oder Mietern kochen, lässt das sinn- alljährlich läßt das Bundesministerium für liche Erleben mit den vertrauten Gerüchen Ernährung und Landwirtschaft rund 1.000 und der Zubereitung der Zutaten immer wie- Bundesbürgerinnen und -bürger ab 14 Jah- der Bilder aus vergangener Zeit auferste- ren zu ihren Ess- und hen. Einkaufsgewohn- Und das gemein- heiten befragen. Eine same Mahl – ob des der wesentlichen Er- eben selbst Gekoch- kenntnisse aus dieser ten oder der Speisen im Ernährungsreport aus unserer Großkü- 2019 zusammenge- che – ist ohnehin fassten Befragung: durch nichts zu er- Für 99 Prozent der setzen. Immer wie- Befragten kommt es der erleben wir, beim Essen auf den Andreas Büchner und Gamal Löffler, Einrichtungs- dass Menschen, die leitungen Seniorenwohnen Bad Reichenhall (v.l.) Geschmack an. bisher allein gelebt Das ist gut nachvollziehbar. Und doch hat haben und nun bei uns sind, wieder Ge- jeder von uns ein anderes Verständnis da- schmack am Essen – und damit auch am von, wann ein Essen so richtig gut Leben – finden. schmeckt. Der eine mag es gerne wenig gesalzen, der andere am liebsten kräftig Wir empfehlen Ihnen also, es mit Johann gewürzt, der nächste ohnehin am liebsten Wolfgang von Goethe zu halten. Er sagte: Süßes. Sie können sich also vorstellen, „Genießen heißt fröhlich sein mit sich selbst dass unser Küchenleiter Wolfgang Markl und den anderen.“ und sein Team bei 300 Gästen in drei Häu- In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen sern täglich ganz unterschiedlichen Bedürf- einen guten Appetit auf viele gesunde und nissen in Sachen Geschmack, Vorlieben manchmal auch nicht ganz so gesunde Sa- und mehr gerecht werden müssen. Dies tut chen. Und freuen Sie sich auf milde Früh- unsere Großküche mit nicht nachlassendem lingstage, Feuer. Ihre Einrichtungsleitungen vom Verbinden Sie mit bestimmten Gerichten Seniorenwohnen Bad Reichenhall auch Erinnerungen an Ihre Kindheit, viel- Andreas Büchner und Gamal Löffler Titelbild: Pixabay 2
Inhaltsverzeichnis 2 Vorwort der Einrichtungsleiter Andreas Büchner und Gamal Löffler 4 Redaktionsgast Marina Kasimir hat sechs Kochbücher geschrieben 5 Redaktionstermine, Ein herzlicher Dank ans Ehrenamt 6 Küchenleiter Wolfgang Markl zum Kochen im BRK-Seniorenwohnen 7 Kaiserschmarrn für 8 - 10 Personen 8 Seniorenwohnen Kirchberg weiht neue Orgel ein 9 Erika Matzdorf erinnert sich an das Backen mit ihrem Sohn 10 Gitta Heißenberg über die wilde Küche: Not und Delikatesse 12 Tägliche Herausforderung: Was koche ich heute, morgen, am Wochenende? 13 Zum Lesen und Genießen: „Kochbuch für die kleine alte Frau“ 14 Mangel und Überfluss - Gedanken über das Essen gestern und heute 15 Marina Böhm: „Bitte bewahren Sie Ihre Rezepte“, Schlesischer Mohnkuchen 16 Kochen und backen: Gute Tradition im Seniorenwohnen Marienheim 17 Tipp: Nachwachsenlassen von Obst und Gemüse auf der Küchenfensterbank 18 Ina Berwangers starke Erinnerungen, Wirsingkohl-Eintopf 19 Weihnachtsfeier im Marienheim mit dem Chor der Bayerischen Philharmonie 20 Kontaktdaten unserer Einrichtungen 21 Regelmäßige Angebote in unseren Einrichtungen 22 Gewürz-Sommelière Birgit Schmauß lädt zum Genießen des Frühlings ein 23 Schaumsuppe von Süßkartoffeln 24 Lieblingsrezept der Bahnhof-Apotheke Freilassing: Spinatpastete 25 Renate Wanner über das Kochen und Backen damals und heute 26 Waltraud Eickenhorst entführte mit ihrem Schleiertanz in eine andere Welt 28 Ursula Wustrack: E-Musik und Kochkunst, Bärlauch am Waldrand, Bier in Bayern 29 Inge Henninger findet: Backen ist eine Kunst Marina Böhm über veganes Kochen und Essen, Chili-Avocado-Aufstrich 30 Zöliakieberaterin Evelyn Tauber: Verzicht auf Gluten ist kein Verzicht auf Genuss 31 Auf ein Wort mit Doris Müller: Kochen und Backen - Aufwand und Genuss 32 Rosemarie Will erinnert sich: Wenn die Engerl backen 33 Rezept von der Mutter: Lebzelt‘n vom Blech, die Gscherdn 34 Über Kochen heute und in Kriegs- und Nachkriegszeit - von Liane Gruber 36 Kreuzworträtsel 38 Gedicht: „Frühling“ von Joachim Ringelnatz 39 Impressum, Auflösung Kreuzworträtsel 40 Schöne Aussichten 3
Auf den Geschmack gebracht Redaktionsgast Marina Kasimir hat sechs Kochbücher geschrieben Auf den Geschmack zum Schreiben von Kochkurs klinge für sie zu sehr nach Schule. Texten rund um das Schwerpunktthema dieser Ausgabe hat Marina Kasimir die Da auch die Redaktionsrunde keine Schule Damen der Redaktionsrunde gebracht. Die ist, konnte sich die Dozentin und Autorin, Kochbuchautorin aus Salzburg weckte bei geboren 1944 in Wien, bald über einen ange- ihren Hörerinnen mit ihren bunten, leben- regten Austausch mit den Damen freuen. digen Schilderungen rund um das „Ko- Diese hörten mit Staunen, dass die Salzbur- chen & Backen“ temperamentvoll und mit gerin sage und schreibe gut 700 Kochbücher Fingerspitzengefühl den Appetit auf mehr. in ihrer Sammlung hat. „Ich habe ziemlich Kein Wunder, brennt die früh angefangen, mich für Kochliteratur zu Österreicherin mit italie- interessieren“, berichtete der Gast zum nischen Wurzeln und Schwerpunktthema. Habe sie als Zehnjährige Auslandserfahrung doch schon bei ihrer Pflegemutter mit dem Kochen nicht nur für das „Kochen begonnen, so war die Suche nach Guglhupf- & Backen“, sondern ist Rezepten in ihrer Heimatstadt Wien ein guter unter anderem seit mehr Grund, dem Heimweh nachzugeben, das sie als 20 Jahren Dozentin für Kochkurse an der während ihrer Jahre in Belgien oft spürte. Aus Volkshochschule Traunstein. „Ich sage dazu der „Guglhupf-Forschung“ mit bald 1.000 Re- lieber Kochabende“, erklärte Marina Kasimir. zepten wurde eine Leidenschaft. 4
Kochbücher würden oft mehr beinhalten als sie gerne. „Außer heißer Milch gibt es nichts, nur Rezepte, sie erzählten durch persönliche was ich nicht esse“, sagte sie. Notizen oft auch Lebensgeschichten, so Ma- Für die Küche im Frühling empfahl sie den rina Kasimir. Unterdessen hat sie selbst interessiert zuhörenden Damen neben Kräu- sechs Kochbücher geschrieben. Passend zu tern, Gemüse, Fleisch von Tieren aus artge- ihrem Besuch in der Adventszeit hatte sie rechter Haltung noch etwas Besonderes: eines davon mitgebracht: „Marinissimas Ver- „Spargelcremesuppe mit Kokosmilch lockungen. Echte altösterreichische Kekserl, schmeckt hervorragend“, sagte Marina Kasi- Confect & Schnitten“. Eine Leibspeise habe mir. Sie wurde mit viel Beifall für ihre Ausfüh- sie nicht, verriet die sympathische Referentin rungen verabschiedet. der Runde. Erdäpfel und Hülsenfrüchte esse Text/Fotos: Ina Berwanger Zum Mitmachen oder erst mal Reinschnuppern: 06.03.2019 Wisbacherstraße 22.05.2019 Marienheim 20.03.2019 Kirchberg 12.06.2019 Wisbacherstraße 30.04.2019 Redaktionscafé Neugierig auf unsere Redaktionstreffen? Dann laden wir Sie herzlich ein, einfach mal um 10 Uhr bei uns vorbeizuschauen. Ina Berwanger, freie Journalistin und Redaktionsleiterin Ein herzlicher Dank ans Ehrenamt ger Schwabenbräu“ in Bad Reichenhall. „Nehmen Sie dies als Ihren Abend, denn die Leistung, die Sie brin- gen, indem Sie den Menschen in unseren Häusern zuhören und mit Ihnen reden, ist sehr wichtig und wert- „Ich freue mich über jeden, der uns unter- voll“, sagte Andreas Büchner zu den bürger- stützt“, begrüßte Andreas Büchner, Einrich- schaftlich engagierten Frauen und Männern. tungsleiter des Seniorenwohnens Kirchberg Diese ließen sich die anerkennenden Worte und Wisbacherstraße, die dort tätigen Eh- ebenso schmecken wie das deftig bis süße renamtlichen - sowie auch die Mitglieder der Abendessen und die interessanten Ge- Redaktionsrunde des Hausmagazins „EINE spräche mit den Tischnachbarn. FÜR ALLE“ - zu einem Essen beim „Wienin- Text/Foto: Ina Berwanger 5
Jeden Tag für jeden Geschmack etwas Küchenleiter Wolfgang Markl zum Kochen im Seniorenwohnen Liebe Leserinnen und Leser, nal- sowie Sachkosten beinhaltet, er ist nur zum Teil für Lebensmittel bestimmt. diese Ausgabe mit dem Schwerpunktthe- ma „Kochen und Backen“ möchte ich zum Die Bewohner des Betreuten Wohnens in der Anlass nehmen, Ihnen einen Eindruck von Wisbacherstraße haben keine Vollverpfle- der Arbeit in unserer Zentralküche in gung, sondern bestellen nach Gusto die ein- Kirchberg zu vermitteln: zelnen Mahlzeiten, dies wird auch so abgerechnet. Ein täglicher Spagat sind die Die Küche in Kirchberg kocht für alle drei doch gegensätzlichen Erwartungen der Be- Häuser des Seniorenwoh- wohnerinnen und Bewohner der Pflegeein- nens Bad Reichenhall bis zu richtungen sowie der Mieterinnen und Mieter 300 Mittagessen am Tag. Die des Betreuten Wohnens: Im Betreuten Woh- Anzahl der Essen ist abhän- nen erwartet man nicht unbedingt weiche gig von der Belegung und den Kost, sondern mehr Auswahlmöglichkeiten bestellten Essen im Betreuten wie zum Beispiel ein Salatbuffet. In Kirchberg Wohnen Wisbacherstraße. und dem Marienheim haben wir nun schon Wir bieten mittags drei Menüs seit einiger Zeit extra Speisepläne für pürierte mit Vorsuppe und Dessert an: Kost, um auch hier Abwechslung und Quali- Vollkost, leichte Vollkost und fleischlose Kost. tät zu bieten. Leichte Vollkost unterscheidet sich von der Pürierte Kost ist für Bewohner mit Schluck- Vollkost durch möglichst wenig die Verdau- oder Kaustörungen ebenso geeignet wie für ung belastende Zutaten wie Kraut, Zwiebeln Demenzerkrankte, die vergessen haben, wie und so weiter. Das Fleisch ist magerer als bei man kaut oder schluckt. Weil mit dem Alter der Vollkost und die Zubereitung schonender. zumeist der Geschmackssinn nachlässt, es- sen ältere Menschen zum Beispiel gerne Ein Beispiel: Röstkartoffel oder Sauerkraut Süßspeisen (siehe auch das Rezept für Kai- finden Sie bei der Vollkost, bei der leichten serschmarrn). Ein anderer Grund dafür ist, Vollkost eher Salzkartoffeln oder Karottenge- dass Süßspeisen fast immer weich sind. Wir müse. Bei der fleischlosen Kost bieten wir würzen aber deshalb nicht anders: Bei Ge- Nudelgerichte oder auch Süßspeisen wie sprächen mit mehreren Bewohnern über das Aufläufe oder Strudel an. Natürlich ist uns gleiche Essen hört man von „zu salzig“ über finanziell ein Rahmen vorgegeben, aber den „sehr gut“ bis zu „wenig gewürzt“ sehr ver- Euro, den wir nicht ausgeben, müssen Sie schiedene Beurteilungen, das ist aber das nicht bezahlen. Im täglich von Ihnen bezahl- Schicksal aller Großverpflegungseinrich- ten Verpflegungssatz sind auch alle Perso- tungen. 6
Wir bemühen uns, die Jahreszeiten und die Das ganze Küchenteam des Seniorenwoh- jeweiligen Angebote zu berücksichtigen - ge- nens Bad Reichenhall hofft, dass es Ihnen bei nauso wie Wünsche und Anregungen, die an uns schmeckt und Sie sich wertgeschätzt uns herangetragen werden. Sollten Sie einen fühlen. Sollte es trotzdem zu Problemen kom- Wunsch bezüglich Ihrer Verpflegung haben, men, melden Sie sich bitte bei den für Sie werden wir dies nach unseren Möglichkeiten zuständigen Mitarbeitern - dafür sind wir da. berücksichtigen. Bei gesundheitlich be- dingten speziellen Kostformen bitte ich Sie, Wolfgang Markl, Küchenleitung mich persönlich zu kontaktieren. Seniorenwohnen Bad Reichenhall Kaiserschmarrn für 8 – 10 Personen Rezept nach Art des Hauses, von Küchenleiter Wolfgang Markl Zutaten: schlagen und unter den Teig heben. In einer 650 g Mehl Pfanne mit etwas Pflanzenöl einen dicken 190 g Zucker Pfannkuchen backen, mit etwas Zucker aus- 13 Eier backen. In der Pfanne in kleine Stücke zer- 1 L Vollmilch teilen und frisch mit Puderzucker bestäubt 100 g Rosinen servieren. Dazu passt hervorragend Prise Salz, Zitronenschale Zwetschgenkompott (oder Zwetschgen- Die Eier trennen und die Eigelb mit den röster), aber auch Apfelmus - was man lie- anderen Zutaten zu einem glatten Teig ver- ber hat. rühren. Das Eiweiß mit einer Prise Salz steif Guten Appetit! 7
Bewohner erfreuen sich am reinen Klang SeniorenWohnen Kirchberg weiht neue Orgel ein Über eine neue Orgel in ihrer Hauskapelle wohnerinnen und Bewohner von Kirchberg können sich die Bewohnerinnen und Be- können sich nun jeden Sonntag an den Klän- wohner des SeniorenWohnens Bad Rei- gen der neuen Orgel erfreuen“, sagte Doris chenhall Kirchberg freuen. Das neue Müller mit einem Lächeln. Die Seniorenseel- Instrument wurde von Pfarrer Jakob Blasi sorgerin und Einrichtungsleiter Andreas und Seniorenseelsorgerin Doris Müller fei- Büchner sind mit der Neuanschaffung zum erlich eingeweiht. Wohle der Bewohner mehr als zufrieden. Menschen, die in der Einrichtung leben oder arbeiten, hatten sich zu der kleinen Feierstun- Die Kosten für die Orgel haben die Sozialser- de in der Hauskapelle eingefunden. Der Tag vice-Gesellschaft des Bayerischen Roten der Orgelweihe war sorgsam gewählt. „Heute Kreuzes GmbH als Trägerin des Senioren- am Tag der heiligen Lucia, der Leuchtenden, Wohnens Bad Reichenhall und die Erzdiöze- wollen wir die neue Hausorgel einweihen und se München und Freising gemeinsam festlich vorstellen“, sagte Pfarrer Blasi. Das gestemmt. Der Vorgänger des digitalen Ins- Instrument den Gästen der Feierstunde vor- truments stammte aus dem Jahr 1990. Er zustellen, sei niemand besser geeignet, als hatte nach „einer typischen Zeit für Kirchenor- Peter Voitz, Organist und Chorleiter in St. geln“, so Peter Voitz, seinen klingenden Geist Rupert in Freilassing. „Er ist ein Meister an aufgegeben. „Die Orgel ist die Königin der der Orgel und einer der Spitzenleute in unser Instrumente“, betonte Pfarrer Blasi. Sein großen Region“, lobte der Pfarrer. Da Licht, Dank ging nicht nur an die Besucher der also Lucia, und Klang, nämlich die Orgel, Orgelweihe, sondern - für ihren Einsatz am „Boten Gottes“ seien, würde beides am Eh- Gelingen der feierlichen Veranstaltung - auch rentag der Märtyrerin sehr gut zusammen- an Peter Voitz und Doris Müller. passen. Text/Foto: Ina Berwanger Daran ließ Peter Voitz keinen Zweifel. Der 41-Jährige verzauberte die aufmerksam zu- hörenden Besucher der Feststunde nicht nur mit seinem virtuosen Spiel auf der digitalen Kirchenorgel, sondern begeisterte sie auch mit seinen Gesangskünsten. Bei diesem fei- erlichen Hörgenuss fiel es den Besuchern der Orgelweihe gar nicht schwer, sich nach des Pfarrers Rat die heilige Lucia zum Vorbild zu nehmen und „freundlich zu den Menschen und strahlend im Herzen“ zu sein. „Die Be- 8
Wir bauen uns ein Lebkuchenhaus Erika Matzdorf erinnert sich an das Backen mit ihrem Sohn Als meine Kinder noch klein waren, wünschte sich mein Sohn Wiegand jedes Jahr zum Geburtstag ein Hexenhaus. Dieses wurde dann mit seinen eingeladenen Freunden an sei- nem Geburtstag mit großer Be- geisterung geköpft. Das Bild zeigt Geburtstagskind und Mut- ter beim Zusammenbau des Hexenhauses mit Eischnee. Erika Matzdorf, ehrenamtliche Mitarbeiterin Marienheim 9
Von der Wruke bis zur Brennnessel Gitta Heißenberg über die wilde Küche: Not und Delikatesse Nach Bekanntwerden des Schwer- gärten wurden bestellt. Dazu wurde noch punktthemas „Kochen und Backen“ für vorhandenes Saatgut nachbarschaftlich ge- die nächste Ausgabe empfand ich es als teilt. Ein provisorischer Dorfladen wurde ein- wenig ergiebig für mich. Dann gingen die gerichtet und einmal in der Woche geöffnet. Gedanken zurück und es fing an, interes- Dort bekam man das Nötigste wie Salz, Zu- sant zu werden. Eine Fülle von Erinne- cker, Essig und so weiter. Manchmal gab es rungen kam auf an eine Zeit, in der Kochen sogar Hefe und Backpulver. Wenn ein Fass und Backen keine Kategorien waren. Ob Salzheringe angekündigt wurde, stand man eine Speise gekocht, gebacken oder roh pünktlich an und bekam pro Familienmitglied war, war zweitrangig, es einen Hering zugeteilt. Zusammen mit im ging nur darum, etwas zu Ofen gebackenen Kartoffeln ein Festessen. essen zu haben und nicht Gebackene Kartoffeln gelangen immer in hungern zu müssen. einem mit Holz beheizten Kachelofen, ande- res Backgut war selten. Rührteig nahm meis- Im strengkalten Winter 1945 tens die Form eines kleinen Vulkans an. wurden durch das Hereinbre- Meine Mutter schimpfte dann auf den Abzug. chen der Kriegsereignisse im Brotteig war da widerstandsfähiger. Ob die ländlichen Masuren alle reich- erforderliche Backtemperatur erreicht war, lich vorhandenen Nahrungsmittelvorräte ver- überprüfte man, indem man einen ausge- nichtet. Auch die Tiere in den Ställen kamen streckten Arm in den Ofen reingehalten hat. um. Hauptnahrungsmittel wurden die einge- Mehl hatten wir, weil wir bis zur Wiederinbe- kellerten Kartoffeln und die eingelagerten triebnahme der Dorfmühle unser Getreide mit Futterrüben. Aus geraspelten Rüben wurde einer entsprechenden Vorrichtung per Hand Sirup gekocht, aus den ausgekochten Ras- gemahlen haben. Fett zum Backen, Braten peln wurde Brot gebacken. Eine Rübensorte, und Kochen wurde in Form von Butter aus die Wruke, ist heute als Steckrübe bekannt. zentrifugierter Kuh- und Ziegenmilch gewon- Über den Winter blieb die Versorgungslage nen. unverändert schlecht. Die Speisepläne in den Familien waren sehr Im Frühjahr gab es Besserung. Die Natur übersichtlich: mittags meistens Durcheinan- lieferte Wildgemüse am Wegesrand und auch der (Eintopf), bei dem die Kartoffel den größ- querfeldein. Im Sommer gab es dann Beeren ten Anteil hatte, abends Klunkersuppe, eine und Obst, im Herbst frisch geerntete Kartof- Milchsuppe. Zur Suppe gab es Brot zum Satt- feln und in den Wäldern eine Menge Pilze. werden. In den Genuss, Fleisch zu essen, Die Menschen fingen an, das ländliche Leben kam man erst einige Jahre nach Kriegsende, wieder zu strukturieren. Felder und Gemüse- die Tiere, die der Vernichtung entkommen 10
waren, mussten sich erst mal vermehren. studierte Biologin, hat die Ausrüstung für das Wurde ein Tier geschlachtet, wurde es restlos Garen mitgebracht und während der Führung verwertet. Genauso achtsam ging man mit Wissenswertes vermittelt. Für mich war es allen hart erarbeiteten landwirtschaftlichen erfreulich, zu beobachten, dass Familien mit Erzeugnissen um. Abfälle hat es nie gege- Kindern teilnahmen und dass die Kinder mit ben. Dem unachtsamen Umgang mit Lebens- Begeisterung die wertschätzende Nutzung mitteln heute stehe ich sehr kritisch der Natur kennenlernten. Ich habe erst im gegenüber. Nachhinein erfahren, was für wertvolle In- Mein naturverbundenes Leben endete 1957 haltsstoffe die essbaren sogenannten Un- mit der Ausreise nach Westdeutschland, wo kräuter liefern. Unter ihnen ist die Brenn- wir in Westfalen eine Bleibe fanden. Mit Be- nessel von hervorragendem Nutzen (s.u.). ginn der nachberuflichen Phase, hier in Bad In Westfalen ging den Menschen aus Ost- Reichenhall, drängte es mich, mich wieder preußen schon immer der abwertende Ruf mit der „Wilden Küche“ zu befassen, natürlich von Kartoffelessern voraus. Aus Unwissen- aus anderen Gründen als damals in der heit wurde die Kartoffel als reiner Sattmacher schlechten Zeit. Ich hatte kein Bedürfnis, an abgestempelt. Inzwischen weiß man es bes- Kochkursen teilzunehmen, aber an Angebo- ser. Und ich bin ein bisschen stolz, dass in ten der Volkshochschule, wandernd Wildge- Restaurants auf Sterne-Niveau auch „unsere müse zu sammeln und anschließend daraus Wruke“ serviert wird. in freier Natur ein Essen zuzubereiten, nahm Gitta Heißenberg, ich gerne teil. Die Leiterin der Kurse, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin Marienheim Inhaltsstoffe (Auswahl) 100 g Brennnesseln 100 g Kopfsalat Vitamin C 333 mg 13 mg Vitamin A 0,74 mg 0,13 mg Eisen 7,8 mg 1,1 mg Magnesium 71 mg 11 mg Kalium 410 mg 224 mg Calcium 630 mg 37 mg 11
Eine tägliche Herausforderung Was koche ich heute, morgen, am Wochenende, … Ja, eine große Herausforderung: Was ko- so gefiel, zumal ich mir oftmals einige Patzer che ich heute, morgen, am Wochenende erlaubte. Doch mit den Jahren wurde es im- und so weiter. Da meine Mutter Hauswirt- mer besser und ich ging mit 17 Jahren auf die schaftslehrerin war, wurde ich sehr früh Hotelfachschule nach Bad Oeynhausen, auf an die alltäglichen Arbeiten, die zum Ko- der ich Restaurantfachfrau lernte. Dort durfte chen und Backen gehören, herangeführt. ich so einige Feinheiten beim Kochen und Backen erlernen. Schon als Kind durfte ich meiner Großmutter In diesem Beruf arbeitete ich fast 50 Jahre. In und meiner Mutter beim Kochen helfen: Ge- den letzten Jahren führte ich mit meiner müse und Salat putzen sowie Tochter Anja eine Gaststätte in Traunstein, Kartoffeln schälen waren an- wo ich natürlich täglich kochen und backen fänglich meine Arbeiten und durfte und musste. als Zehnjährige durfte ich Es macht mir auch heute noch viel Spaß, schon allein den Sonntagsku- unseren Bewohnern im Marienheim die Spei- chen - meist Guglhupf oder sen zu servieren. Es ist halt mein Beruf, und Napfkuchen - backen und die von Schüsseln, Tellern und Tassen kommt Nachspeise - meist Pudding man nicht so leicht los. mit Schokoladengeschmack oder auch Obstsalat aus den Früchten, die Ich wünsche uns allen stets gutes Gelingen wir im eigenen Garten hatten - zubereiten. beim Kochen und Backen - und dann einen In meiner Schulzeit sollte ich natürlich in den guten Appetit! Augen meiner Mutter besonders im Fach Waltraud Eickenhorst Hauswirtschaft glänzen. Was mir aber nicht ehrenamtliche Mitarbeiterin Marienheim 12
Lesen und genießen: „Kochbuch für die kleine alte Frau“ Nein, nein, der Ti- schmackhafte Mahlzeiten. In dem mit Zeich- tel „Kochbuch für nungen von Jutta Bauer illustrierten 132 die kleine alte Seiten umfassenden Werk finden sich Re- Frau“ ist alles an- zepte für Alleinlebende, garniert mit Ge- dere als despek- schichte und Geschichten der lebenslang tierlich gemeint. äußerst produktiven und mit zahlreichen Allenfalls ein ganz Preisen ausgezeichneten österreichisch- klein bisschen deutschen Schriftstellerin, Übersetzerin und selbstironisch und Journalistin. Die promovierte Germanistin auf jeden Fall mit und Kunsthistorikerin hat übrigens auch einem Augenzwin- schon an Familien gedacht: Mit ihrem Buch kern. Denn die Au- „Bei Astrid Lindgren zu Tisch“ hat sie Koch- torin meint zunächst einmal sich selbst: Sybil rezepte für die ganze Familie aus den Bü- Gräfin Schönfeldt, Jahrgang 1927, serviert chern der schwedischen Kinderbuchautorin ihren Leserinnen und Lesern mit ihrem anre- von Grütze bis Zimtschnecken zusammen- genden Kochbuch eine kulinarisch-autobio- gestellt. So erinnert die kleine alte Frau bis grafische Köstlichkeit, die mehr ist als nur heute auf ihre Art an die zauberhafte Welt eine Sammlung von Vorschlägen für von Bullerbü. Text: Ina Berwanger 13
Mangel und Überfluss Gedanken über das Essen gestern und heute Mangel bestimmte den Speiseplan der über ein gutes Essen mehr gefreut hat, weil heutigen Seniorengeneration. Allein es einfach keine Selbstverständlichkeit war. schon der Ausdruck Mangel ist negativ Sehen Sie, und schon haben wir dem Mangel unterlegt. Können wir dem auch etwas auch eine positive Seite abgewonnen. Positives abgewinnen? Auf den ersten Und heute? Im Seniorenwohnen können die Blick wohl kaum. Aber überlegen wir mal Bewohner zwischen drei Kostvarianten – genau: Wie war das früher in den Zeiten Vollkost – Leichte Kost – vegetarische Kost des Mangels, während und nach dem – wählen und glauben Sie mir, bei mindes- Krieg? tens 70 Prozent der Bewohner ist jeden Tag Nur am Sonntag gab es den Braten bezie- „Braten- beziehungsweise Fleischsonntag“. hungsweise Fleisch, der Sonntag gestaltete Also hat sich doch zumindest hier das traditi- sich als der kulinarische Höhepunkt der Wo- onelle Essverhalten geändert. Weil wir nicht che. Samstags gab es was Schnelles, auch mehr in Zeiten des Mangels leben, weil jeder in der Woche. Es wurde nichts weggeworfen, Tag, was das Essen betrifft, nun Sonntag ist? ach wie gut mundeten aufgewärmte Reste, manchmal besser als das gute Mahl. Und wie Aus dieser Sonntagsvollkostlaune heraus gut schmeckte Vaters „Hasenbrot“ aus der sollten wir uns doch jetzt zunehmend mit der Stullenbüchse und Brotsuppe. Aus dem gesunden Seite des Essens beschäftigen. Nichts zauberte Muttern das schmackhaftes- Was tut uns gut und was schadet uns? Das te Essen. Fertigprodukte gab es nicht, höch- herauszufinden, ist doch ein Luxus unserer stens Maggi flüssig und als Würfel sowie das Zeit, die frei vom Mangel, aber voll vom Über- Sauerkraut und die Gurken aus dem Fass. fluss ist. Und die Mutter hat selber gekocht. Und ich Marina Böhm, Verwaltungsmitarbeiterin stelle die These auf, dass man sich früher Betreutes Wohnen Wisbacherstraße 14
Marina Böhm: „Bitte bewahren Sie Ihre Rezepte“ Was bleibt, wenn ein Mensch von dieser seit Jahren forscht mein Mann nach der Bra- Welt geht? Fotographien, Gegenstände, tensoße der Oma – süß mit Lebkuchenge- Gedanken. Aber wo bleiben die Erinne- schmack. Seine Mutter kann ihm leider auch rungen, wie es zuhause geschmeckt hat, nicht mehr dieses Rezept verraten, hier ist für an die Lieblingsgerichte? Und oft fragen ihn etwas ganz Wichtiges auf der Strecke wir uns dann zu spät, wie hat Mutter oder geblieben, was nach Kindheit und Zuhause Oma bloß dieses oder jenes gekocht? Da- geschmeckt hat. Und er hätte die „Soße“ so mit geht ein Stück Zuhause verloren. gern als Familientradition an seine Kinder weitergegeben. Hier noch ein Literaturtipp: Die Bitte an Sie: Bewahren und übergeben „Kann Spuren von Heimat enthalten - Ty- Sie Ihre Rezepte, damit Traditionen – in dem pische Rezepte der Deutschen aus dem Falle kulinarische – in der Familie weiterge- östlichen Europa“, Volk Verlag München. lebt und weitergegeben werden können. Die Marina Böhm, Verwaltungsmitarbeiterin Be- Familie meines Mannes kommt aus Böhmen, treutes Wohnen Wisbacherstraße Schlesischer Mohnkuchen nach Großmutterles Art ein Familienrezept von Elfriede Keilwerth aus ihrer schlesischen Heimat Belag: 50 g Butter Teig: 250 g Mohn 50 g Rosinen (einweichen) 150 g Quark 125 g Zucker 1 Prise Salz 6 EL Milch 1 Päckchen Vanillezucker Streusel: 6 EL Öl oder Vanille aus der Schote 200 g Mehl 75 g Zucker 4 Tropfen Zitronenaroma 100 g Zucker 300 g Mehl oder geriebene Zitronenschale 1 Päckchen Vanillezucker 1 Päck. Backpulver 1 gestr. TL Zimt 1 Messerspitze Zimt 1 Prise Salz 1/8 l heiße Milch 100 g Butter Zubereitung Teig: Den ausgepressten Quark mit Milch, Öl, Zucker, Salz und dem gesiebten, mit Backpulver vermischten Mehl mit der Hand kräftig vermischen, in eine Schüssel geben und ruhen lassen. Belag: Mohn mit der heißen Milch überbrühen und alle Zutaten vermischen, es sollte eine streichfähige Masse entstehen. Streusel: Alle Zutaten miteinander vermischen. Den Teig ausrollen und auf ein gefettetes Backblech geben, einen ca. 2 cm hohen Rand formen. Belag aufbringen und darüber die Streusel geben. Den Kuchen bei 180°C eine gute halbe Stunde bei Ober- und Unterhitze backen. 15
Gute, genussreiche Tradition Kochen und backen im Seniorenwohnen Marienheim Kochen und backen mit den Bewohnern liches als Nachspei- im Seniorenwohnen Marienheim hat se. Nachdem uns schon Tradition und sorgt für ein fröh- bedauerlicherweise liches Beisammensein, Anregung für die einige ehrenamt- Sinne wie „Riechen – Fühlen – Schme- liche Mitarbeite- cken“ und gibt uns die Möglichkeit, ein- rinnen nicht mehr fach mal wieder was selber zu kochen! unterstützen konn- Dazu bietet sich bei uns vor allem auch die ten, kam es zu einem längeren Stillstand wöchentlich jeden Dienstag um 10.15 Uhr dieses Betreuungsangebots. stattfindende Hauswirtschaftsgruppe in den Wir hoffen aber, diese Gruppe spätestens Wohnbereichen an, wo auch auf Wunsch der jetzt im März wieder Bewohner viel gebacken und gekocht wird. neu starten zu können. Das Highlight für die noch relativ rüstigen Die neue „Sinnesgrup- Bewohner pe Kochen“ wird dann des Marien- wahrscheinlich auch heims war wieder ein- bis zweimal aber die im Monat am Freitag „Sinnesgrup- um die gleiche Uhrzeit pe Kochen“: im Wohnbereich 4 Sie fand ein- stattfinden. Da uns die bis zweimal Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner be- im Monat am Freitag von 10 bis etwa 13 Uhr züglich ihrer Freizeit und Tagesgestaltung statt. Die Bewohner stellten sich hier mit Un- sehr am Herzen liegen, freuen auch wir uns terstützung von Betreuungskräften ihr Mit- sehr, die „Sinnesgruppe Kochen“ wieder auf- tagsmenü selbst zusammen, erledigten teils leben zu lassen. die Einkäufe selbst, kochten gemeinsam und Text/Fotos: Helga Kurz, genossen dann miteinander „ihr Mahl“. Leiterin Soziale Betreuung Marienheim Besonders häufig kamen dabei Gerichte auf den Tisch, die die Bewohner noch aus ihrer Kindheit kannten. Zum Beispiel Brotsuppe oder Gemüsesuppe als Vorspeise und dann als Hauptspeise Gemüseeintopf, Brathendl, Rohrnudeln, Käsespätzle oder Fisch (weil es früher üblich war, am Freitag fleischlos zu essen) sowie Apfelmus, Obstsalat und Ähn- 16
Praktische Frühlingsdeko Nachwachsenlassen von Obst und Gemüse auf der Küchenfensterbank Was haben Salatstrunk, Zwiebelwurzel Dieses Pra- und Avocadokern gemeinsam? Sie alle xisbuch zeigt, landen in Nullkommanichts im Müll. Wer wie Du mehr ahnt schon, welch ungeahntes Potenzial als 20 ver- in ihnen steckt? meintliche Küchenabfäl- le durch Re- growing – der Nachzucht von Gemüse – beinahe endlos nach- wachsen lassen kannst. Romanasalat, Frühlingszwiebeln und Co. lassen sich auf diese Weise mit nicht mehr als Wasser, Erde, Licht und einer Handvoll Zuwendung prima recyceln. Kein Garten oder Balkon? Kein Problem: Eine Fensterbank reicht aus, um Deinen Regrow-Pflänzchen schon bald beim Wachsen zuzusehen. Ein ungewöhnliches wie inspirierendes Buch mit Spaßgarantie für Groß und Klein. Eigener Versuch mit Frühlingszwiebeln Text: Buchumschlag, Foto: Alois Wissing 17
Der Geschmack der Kindheit „Omas Rezepte wecken bei mir starke Erinnerungen“ Auch wenn ich selbst kein Händchen fürs gar nicht mehr zeitgemäßen Zutaten in ihren Kochen und Backen habe und beides so Gerichten, Kuchen und Torten (legendär die gut wie nie tue: Meine Vorfahrinnen waren mit Walnüssen) zeitlebens gertenschlank. gut darin. Oma Elises Rezepte sprengen also in jeder Von meiner Mutter, Jahrgang 1924, die nach Hinsicht den Rahmen unseres dem von ihr spöttisch titulierten „Knödel- Hausmagazins. Aber wenn ich sie lese, dann Abitur“ an der Berliner Humboldt-Universität bin ich auch mit offenen Augen wieder dort, Mathematik und Physik studierte, statt sich wo ich in meiner Kindheit gern jede Minute kochlöffelschwingend auf eine Ehe verbracht hätte: bei meinen so ungleichen vorzubereiten, stammt das und gleichzeitig so besonders liebenswerten Wirsingkohl-Rezept unten. Großeltern mütterlicherseits. Es dürfte durch eine seiner Zutaten allen ins Auge fallen, die den Westen der geteilten Stadt nach der Blockade erlebt haben: Senatsreserven war Rindfleisch in Dosen und nur ein kleiner Teil der vielen Tonnen eingelagerter Lebensmittel, Medikamente und andere Güter. Diese sollten dem gebeutelten West-Berlin im Fall einer zweiten Blockade rund ein halbes Jahr das Überleben sichern. Aufgelöst wurden diese Notvorräte dann auch tatsächlich erst in den Jahren 1990/1991. Eine grandiose Köchin und Bäckerin aus Leidenschaft war meine Oma, die Mutter Wirsingkohl-Eintopf meiner Mutter. Sie kochte täglich, machte aus Zutaten: 2-3 Pfund allem etwas und mein herrlich Wirsingkohl, ca. 1 Pfund unkonventioneller Großvater startete auch im mehlige Kartoffeln, hohen Alter seine abenteuerlichen ca. 1 Pfund Rindfleisch Autoreisen in die Beneluxländer am liebsten (Senatsreserve?), Muskatnuss, Kümmel mit „einem Eimer Pudding von Elise“. Er blieb Zubereitung: Vom Wirsingkohl die äußeren übrigens trotz Omas üppigen und damit so Blätter entfernen, den Rest in grobe Stücke 18
schneiden, ca. 20 Minuten garen, dann die Tipp: Möglichst zwei Tage vor Verzehr gekochten, leicht zerstampften Kartoffeln zubereiten. Schmeckt aufgewärmt besser. und das Rindfleisch sowie Muskatnuss und Kümmel zufügen und noch leicht köcheln Text/Fotos: Ina Berwanger, lassen. freie Journalistin und Redaktionsleiterin Hochmusikalischer Besuch im Marienheim Weihnachtsfeier mit dem Chor der Bayerischen Philharmonie „Zu Weihnachten verdienen unsere Seni- sik-Duo Antje und Alexander Engler auf der oren nur das Beste“, fand Gamal Löffler, Querflöte und dem Keyboard. Gamal Löffler Einrichtungsleiter des Marienheims in Bad und Seniorenreferentin Doris Müller wandten Reichenhall: Mit einem Besuch des Chors sich schließlich mit einer kurzen Ansprache der Bayerischen Philharmonie in der an das Publikum und lasen anschließend die hauseigenen Kapelle des Seniorenwoh- Weihnachtsgeschichte „Das Geschenk“ vor – nens ermöglichte er rund 110 Gästen an die Senioren lauschen gespannt. einem Nachmittag vor Weihnachten musi- „Um unsere tolle Feier abzurunden, gibt es kalischen Hochgenuss vom Feinsten. nun ein passendes Festmahl“, kündigte Löff- ler dann an. So machen sich alle über die „Unsere Kapelle war bis auf den letzten Platz köstliche Steinpilzsuppe und den weihnacht- besetzt“, so Löffler. Abgesehen von den Seni- lichen Hirschbraten her. Trotz vollem Bauch oren und deren Angehörigen genossen auch blieben die Senioren und ihre Angehörigen Mitarbeiter des Seniorenwohnens sowie Löff- noch bis zum Abend im weihnachtlich ver- ler selbst die Darbietungen der hochkarätigen zierten Speisesaal, betrachteten den großen Gäste aus München. Eine Stunde sang der Weihnachtsbaum und resümierten über das zwanzigköpfige Chor der Bayerischen Phil- gelungene Fest: „Das war die schönste Weih- harmonie unter der Leitung des Dirigenten nachtsfeier, die wir je hatten“, so die einhel- Mark Mast bekannte Weihnachtslieder wie lige Meinung der Besucher dieser ganz „Ave Maria“. „Bei dem Lied ‚Stille Nacht’ durf- besonderen Weihnachtsfeier. ten die Senioren mitsingen. Das klang traum- Text/Foto: Gamal Löffler haft schön“, freut sich Einrichtungsleiter Gamal Löffler. Auch bei bekannten Weih- nachtssongs wie „Oh Tannenbaum“ trällern die Senioren, Angehörige sowie Löffler und sein Team freudig mit. Nach dem Konzert trafen sich die Zuhörer im Speisesaal des Seniorenwohnens auf eine gemeinsame Runde Punsch. Untermalt wur- de das gemütliche Zusammensitzen vom Mu- 19
Unsere Einrichtungen: Kontaktdaten Kontakt: BRK-Seniorenwohnen Bad Reichenhall - Kirchberg Leitung: Andreas Büchner Thumseestraße 9 83435 Bad Reichenhall Tel.: 08651 9561-1110 Fax: 08651 9561-1199 info.swbr@ssg.brk.de www.seniorenwohnen.brk.de Kontakt: BRK-Seniorenwohnen Bad Reichenhall - Marienheim, Leitung: Gamal Löffler Riedelstraße 5a, 83435 Bad Reichenhall Tel.: 08651 762999-0 Fax: 08651 762999-3199 info.swbr@ssg.brk.de www.seniorenwohnen.brk.de Kontakt: BRK-Seniorenwohnen Bad Reichenhall - Wisbacherstraße, Leitung: Andreas Büchner Wisbacherstraße 4 83435 Bad Reichenhall Tel.: 08651 9561-2100 Fax: 08651 9561-2199 info.swbr@ssg.brk.de www.seniorenwohnen.brk.de 20
Regelmäßige Angebote Sitzgymnastik, Gedächtnistraining, Vitaminbasar, Sturzprophylaxe Kaffeenachmittag mit Musik Jeden Freitag 18:30 Uhr Jaccolobrettspielrunde Jeden Sonntag 10:30 Uhr katholischer Gottesdienst Donnerstag 1. Monatswoche 10:30 Uhr evangelischer Gottesdienst Jeden letzten Donnerstag im Monat: Geburtstagsfeier des Monats 14-tägig ab 18:30 Uhr Stammtischrunde 14-tägig ab 18:30 Uhr Weinabend mit Musik Täglich: Morgendliches und mittägliches Esstraining, Zeitungsrunden, Kaffeerunden Mo Gedächtnistraining, Singen WB 1 Die Hauswirtschaftsgruppe, 1. im Monat: 18:00 Uhr Weinabend Bibliothek Die/Do abwechselnd Gedächtnisspiele, Ergotherapie, Malen Mi Gymnastikgruppe, Singen WB 2 Do 3. im Monat: 18:00 Uhr Abendtreff WB 2 Fr Bewegungsgruppe, Kochgruppe, kleine Ausflüge 15:00-16:00 Uhr Helga Servais spielt für die Bewohner Klavier Sa 16:00 Uhr Gottesdienste in der Kapelle: am ersten Samstag im Monat ein evangeli- scher, an den anderen Samstagen ein katholischer Gottesdienst Einzelbetreuung auch täglich 2x wöchentlich Gymnastik Wöchentliches Gedächtnistraining Kaffeenachmittage mit Musik Reiseberichte Lesungen Kreatives Gestalten Genussideen selbst umgesetzt Katholischer Gottesdienst Evangelischer Gottesdienst Jeden 2. Monat: English Conversation 21
Den Frühling genießen mit saisonalen Frühlingsboten Dazu lädt Gewürz-Sommelière Birgit Schmauß aus Inzell ein „In eine Welt, in der die Natur das Tempo und vor Krankheiten schützen kann. Auch vorgibt“, lädt die Inzeller Gewürz-Somme- Konfuzius konnte sich angeblich keine Mahl- lière Birgit Schmauß, gelernte Köchin und zeit ohne Ingwer vorstellen. von der Lokalpresse erste Gewürz-Som- Bei Muskelschmerzen soll es helfen, Ingwer melière des Chiemgaus genannt, die Lese- mehrmals täglich roh oder erhitzt zu verzeh- rinnen und Leser der „EINE FÜR ALLE“ ren. Offenbar können mit der scharfaroma- ein: tischen Wurzel sogar solche Schmerzen „Den Frühling genießen und mit Energie aus effektiv gelindert werden, die durch massive dem Winterschlaf starten: Das gelingt gut mit Muskelüberanstrengung verursacht wurden. saisonalen Frühlingsbo- Desweitern kann Ingwer Sodbrennen, Reise- ten. Am Ende dieses krankheit, Seekrankheit, Morgenübelkeit, Textes steht daher eine Migräne, Verdauungsstörung, Asthma oder einfache Rezeptidee. Schwindel entgegenwirken. Die ayurvedische Das Rezept ist vollbe- Lehre vertraut von jeher auf die Kraft des packt mit wertvollen In- Ingwers und schätzt ihn als „großen Heiler“. haltsstoffen und Sie ordnet den Ingwer als wärmende Pflanze außergewöhnlichen Aro- ein, die Lebensenergie verstärkt. Die Scharf- men, die nicht nur auf stoffe des Ingwers Shoagol und Gingerol sor- der Zunge tanzen, son- gen mit ihrer durchblutungsfördernden dern auch viele positive Eigenschaften besit- Schärfe auch für innere Wärme. zen, die unseren Körper und Geist wieder in Zu Muskatnüssen: Sie waren zusammen Schwung bringen und der Frühjahrsmüdigkeit mit den Gewürznelken einst Güter der welt- entgegenwirken. weit längsten internationalen Handelskette. Zum Ingwer: Dieser Wurzelstock verzückt Neben Pfeffer und Zimt war Muskat im 17. weltweit die Gaumen. Ingwer ist ein Rhizom- Jahrhundert das teuerste Gewürz Europas. gewürz mit frisch-aromatischem, zitronigem Heute ist Muskat eines der am besten in die Bukett aus ausgewogener Schärfe. Schon europäische Küche integrierten orienta- die Griechen und Römer schätzten ihn, und lischen Gewürze. Die Muskatnuss lebt vom im Mittelalter war er neben Pfeffer auch bei breiten Spektrum an Aromen, die in den äthe- uns ein beliebter, weil günstiger Scharfma- rischen Ölen enthalten sind. Vor allem das cher. Die Briten halten ihm bis heute die würzige und warme Myristicin, das nach Anis Treue, bei den Europäern geriet er in Verges- duftende Safrol und der Aromastoff Elemecin senheit. Schon 2.700 Jahre v. Chr. beschrieb mit seinen harzig-würzigen Noten tragen zum ein Kaiser von China den Ingwer als könig- charakteristischen Muskatduft bei. Weitere liche Pflanze, die die Lebenskraft erhalten Aromen machen sich breit. Harzige Töne von 22
Pinien, orangenartige von Limonen (bekannt die ätherischen Öle verflüchtigen sich, des- aus Kümmel, Koriander, Zitrusschalen oder halb meist vor dem Servieren die Muskatnuss Dill), kampferartige Noten von Borneol. Des über die Speisen reiben. Da Muskat dominant weiteren Terpineol - duftet nach Zitrus und wirkt, empfiehlt es sich, das Gewürz sparsam Flieder, frisch holzig wie im Kubenpfeffer, zu dosieren. Der hohe Anteil an ätherischem Kardamom und Wacholder - sowie das wür- Öl in der Muskatnuss hat einen positiven zige Nelkenaroma Eugenol. Die Schärferei- Einfluss auf Unruhe, einen hohen Cholester- zung der Muskatnuss wird auf das inspiegel oder Depressionen und kann gegen nichtflüchtige Gingerol, das man aus der Kur- Falten und Gedächtnisverlust vorbeugen. kuma und Ingwer kennt, zurückgeführt. So Und zum Abschluss ein Rezept zum Nachko- sind es viele Komponenten, die der Muskat- chen, in welchem diese wertvollen Gewürze nuss diese vielseitigen Kombinationen er- mit ihren Inhaltsstoffen und Aromen uns in die möglichen. Muskat ist oft eine Brücke zu schönste Jahreszeit - den Frühling - beglei- anderen Gewürzen. ten. Das Gewürz verliert durch Erhitzen Aroma, Text/Rezept/Fotos: Birgit Schmauß Schaumsuppe von Süßkartoffeln: Suppe kochen von Zwie- beln, Sellerie, Frühlings- zwiebeln, Karotten, Knob- lauch, Ingwer, Zitronengras und Süßkaroffeln mit Brü- he, später mit Kokosmilch. Mit etwas Sahne aufmixen und passieren. Zum Schluss mit Salz, Pfeffer und einer Prise Muskatnuss würzen. Zutaten für 4 Personen: 1 Ltr. Gemüsefond, 1 Zwiebel, ½ Sellerie, 4 Frühlingszwiebeln, 3 Karotten, 2 Knoblauchzehen, daumen- großes Ingwerstück, 1 Zitronengras, 2 mit- telgroße Süßkartoffeln, 200 ml Kokosmilch, ½ Becher Sahne. 23
Unser Lieblingsrezept … … in der Bahnhof-Apotheke Freilassing Im letzten Jahr hat sich eingebürgert, dass Jedes Mal ist eine andere Köchin an der jeden Mittwoch eine Mitarbeiterin – es sind Reihe und so gestaltet sich der Mittagstisch mit Ausnahme des Chefs lauter Damen in sehr abwechslungsreich. unserem Team - für die Kolleginnen, die den Aus dem reichhaltigen Fundus stellen wir Mittag in der Apotheke verbringen, kocht. unser Lieblingsrezept vor: Aus der griechischen Küche Spinatpastete – Spanakopita Zutaten: 1 kg Spinat 300 g feingeschnittene frische Zwiebeln 1 Bund feingeschnittener Dill 1 feingeschnittener großer Lauch 2 Eier Die Spinat-Pastete im Ofen bei mittlerer 1 ½ Tassen Öl Hitze 1 Stunde backen. Salz, Pfeffer 500 g Blätterteig Alternative Füllung – Käsepastete: 500 g Feta mit der Gabel zerdrückt Den Spinat putzen, waschen und abbrühen. 100 g geriebener Kephalograviera Sehr gut auspressen und schneiden. Die (harter Schafsmilchkäse) Hälfte des Öls erhitzen und Zwiebeln und 1 Tasse Milch Lauch leicht sautieren. Den Topf vom Feuer 3 EL geschmolzene Butter nehmen. Dill, geschlagene Eier, Spinat, Feingeschnittener Dill oder Minze Salz und Pfeffer zufügen und umrühren. 4 geschlagene Eier Ein Blech einölen, mit dem halben Blät- Pfeffer terteig bedecken, diesen einölen, die Spinat- Das Team der Bahnhof-Apotheke wünscht fülle darauf, mit dem restlichen Blätterteig guten Appetit! bedecken und wiederum mit Öl bestreichen. Text/Foto: Bahnhof-Apotheke Freilassing 24
Wechselhafte Zeiten Über das Kochen und Backen damals und heute Kochen und Backen ist unser Thema – mehr das, was wir einst so gerne mochten ganz ehrlich? Vor 40 Jahren hätte ich helle und auch aßen. „Du kochst so altdeutsch und Freude an diesem Beitrag gehabt. War ich deftig, das bekommt uns gar nicht!“, bekom- doch ein leidenschaftliche Gastgeberin me ich leider zu hören. Also gehen wir zum mit nur selbstgebackenen und -gekochten Italiener und essen mediterran. Gerichten zum Gaumenschmaus. Schade, mir macht das Kochen und Backen Jeder wollte vielleicht den anderen mit seinen nach wie vor Freude. Für mich allein lohnt kreativen Speisen überbieten. So ging es von sich der Aufwand nicht. So bleibt mir nur, ein Einladung zu Einladung und immer gab es paar Altersgenossen einzuladen. Doch auch viel Spaß und machte allen Freude. Es wur- da gibt es wieder Probleme, den Tipps gegeben, Rezepte ausgetauscht wie den Weg „Gibt es die und so manches erfunden. Möglichkeit, mit dem Rollator Schon allein der schön gedeckte Tisch mit oder dem Rollstuhl zu Dir zu gestickter oder Damasttischdecke, selbstge- kommen?“ oder „Nach drei bastelten Tischkärtchen und das von Oma Uhr nur noch koffeinfreien geerbte schöne Geschirr und noch vieles Kaffee“ oder „Ich esse nur andere machten die Sache irgendwie gemüt- glutenfrei.“ oder „Bitte nir- lich. gendwo Alkohol enthalten.“ Doch die Zeit hat sich verändert. Heute soll es nur der glatte, aber teure Tisch, möglichst Also weiterhin guten Appetit! keine Untertasse und ein unförmiges Format von Tellern sein. Es fällt halt schwer, sich Renate Wanner, daran zu gewöhnen. Drauf ist auch nicht ehrenamtliche Mitarbeiterin Marienheim 25
In eine andere Welt entführt Beschwingt, bunt und fröhlich ist die Redaktions- runde in die fünfte Jahreszeit gestartet. Am 11.11.2018 um 14 Uhr stimmten sich die Damen bei einem außerplanmäßigen Treffen im Raum der Stille im BRK-Seniorenwohnen Bad Reichen- hall-Kirchberg bei von Einrichtungsleiter Andreas Büchner spendierten Sonntagskuchen und Kaf- fee auf ein besonderes Präsent ein: Zum Karne- valsauftakt entführte Waltraud Eickenhorst ihre Mitschreiberinnen in die Welt des Schleiertanzes. Die gebürtige Westfälin hatte eigens für diesen Auftritt eines ihrer schönsten Kleider mitgebracht. In prächtigen Farben funkelnd unterstrich das edle Kostüm die geheimnisvolle, exotische Note des Schleiertanzes. Dieser zog die Zuschaue- rinnen magisch in seinen Bann. Fasziniert ver- folgten die Damen Waltraud Eickenhorsts mitreißende, berührende Choreographie. Diese geschah nicht zufällig. „Der Schleiertanz bedeu- tet etwas, jede ist aufgefordert, sich Gedanken zu machen“, ermunterte die auch schon öffentlich im Freilassinger Aumühl-Theater und bei Hoch- 26
Waltraud Eickenhorst begeisterte mit ihrem Schleiertanz zeiten aufgetretene Tänzerin ihre Zuschaue- rinnen zum Einsatz ihrer Fantasie. Mit Erfolg: Die Damen hatten verstanden, dass der ausdrucks- starke Tanz von Waltraud Eickenhorst vor Au- gen geführt hatte, wie das Böse vertrieben und das Gute herbeigezaubert wird. „Du hast uns in eine andere Welt entführt, Waltraud“, spendeten das Publikum neben to- sendem, anhaltendem Applaus auch anerken- nende Worte für die besondere Aufführung im privaten Kreis. Die gut aufgelegte Runde griff das Gute auch gleich auf und sang unter der Anlei- tung von Renate Wanner unter anderem zur Melodie von „Es klappert die Mühle am rau- schenden Bach“ den von ihrer Tochter Kerstin Michelis verfassten Text „Seid nett zueinander“. Diese Aufforderung brauchte an dem harmo- nischen Sonntag und Faschingsauftakt niemand, aber sie dürfte durch das gemeinsame Singen und den schönen Tanz noch lange und möglichst bis zu den nächsten schlechten Zeiten in den Ohren und den Herzen bleiben. Text/Fotos: Ina Berwanger 27
E-Musik und Kochkunst Was wächst denn - wie ähnlich sich beide sind da am Waldesrand? Im letzten Jahr hatten wir „Musik“ als Thema, dieses Alle Jahre wieder (genau: ab Ende Mal „Kochen und Backen“. Auf den ersten Blick März / April) streift eine Duft- oder totale Gegensätze! Oder doch nicht? eher Geruchswolke die Uferzonen „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, der Saalach. Hier gibt es große sagt das zum Sprichwort gewordene Zitat eines Flächen mit wildwachsendem altgriechischen Philosophen. Allgemein bekannt ist Bärlauch. Dessen Blätter könnten auch der Begriff „Geistige Nahrung“. Beide – Kon- auf den ersten Blick mit denen der zerte und Festessen – können Erlebnisse für die Maiglöckchen verwechselt werden, Seele sein und noch lange im Gedächtnis bleiben. wäre da nicht der typische Geruch. Denken wir nur an die Vorbereitungen. In beiden Jetzt ist bald wieder die Zeit für Fällen wird „komponiert“ (zusammengestellt): Der Bärlauch-Suppen, Bärlauch-Dip, Komponist bearbeitet die Noten, der Bärlauch-Wurst u.a. Meisterkoch die edlen Zutaten. Bei- Denn es handelt sich bei der de Tätigkeiten erfordern Begabung Pflanze um ein altbekanntes und nicht geringe Kopfarbeit sowie Zwiebelgewächs (Allium ursinum), gehörige Phantasie. das sowohl in der Küche als auch in Für die Nachwelt (und zur Nachah- der Natur Verwendung fand und mung) erhalten bleiben Notensamm- neuerdings auch wieder findet. lungen und berühmte Kochrezepte. Ähnlich wie Knoblauch, der Alter spielt da durchaus keine Rolle und beide erle- pharmazeutisch verarbeitet als ben oft noch nach Jahrzehnten oder gar Jahrhun- Tabletten oder Dragees zu kaufen derten eine neue Blüte. Neudeutsch ausgedrückt: ist, wird Bärlauch bei Arthrose als „Sie sind wieder In“ Co-Therapeutikum empfohlen Ursula Wustrack Ursula Wustrack Bier- viele Sorten gibt's in Bayern! Wohl bekomms hmmm! Elfchen von Ursula Wustrack Foto: Pixabay 28
Die Kunst des Backens Wer das Eine kann, kann noch lange nicht das Andere Mein Alptraum ist das Backen. So gesche- Vor einem Jahr erhielt ich aus der Nachbar- hen vor langer Zeit. schaft ein einfaches Rezept für einen Eierli- Ich wollte einmal eine schöne Buttercreme- körkuchen. Und siehe da, er ist mir torte backen und habe nach dem Backrezept wunderbar gelungen. Ich habe ihn nun schon alle benötigten Teile abgewogen und alles mehrere Male gebacken und zurecht gelegt. Der Teig kam in die Form und großes Lob bekommen. ab in die Röhre. Zu meinem Schreck ging der Seitdem backe ich zu jeder Teig nicht in die Höhe. Also habe ich alles Gelegenheit diesen einfach nochmal wiederholt. Auch dieser Teig blieb zu bereitenden Kuchen und einfach sitzen. Es blieb mir nichts anderes bin ganz stolz auf mich. übrig, als nochmals einen Teig anzurühren, Es gibt eben nicht umsonst um wenigstens drei Böden zu haben. ausgebildete Köche einer- Nach Jahren wollte ich es noch einmal pro- seits und Konditoren bieren, aber leider dasselbe Dilemma. Ich andererseits. Inge Henninger, habe es nie wieder probiert. ehrenamtliche Mitarbeiterin Marienheim Vegan – um Gottes Willen, … … nicht doch dieses neumodische Essensgetue Ich bin kein Veganer - ich liebe zum Beispiel mel und Kurkuma gleichberechtigt neben Eier in jeder Form. Ich bin auch kein Vegeta- Salz, Pfeffer und Paprika im Küchenschrank. rier, dazu esse ich viel zu gerne auch mal Vegane Gerichte haben neben vegetarischen einen Schweinsbraten. Aber: Ich koche gern. und dem Schweinsbraten inzwischen ihren Meine Tochter, die nun wirklich seit der Kind- Platz in unserem Speiseplan gefunden. heit vegetarisch isst, hat uns mit einem vega- Werfen Sie doch mal Vorurteile über Bord, nen Essen inspiriert. Für uns war das eine seien Sie neugierig und probieren es einfach Geschmacksexplosion. Der Kartoffelbrei mal aus. schmeckte auf einmal ganz anders, auch der Zum Beispiel einen Chili-Avocado-Auf- Blumenkohl, überhaupt das Gemüse. Es gab strich zum Frühstück (für 2 Personen): Gewürze und Zutaten, von denen wir noch 1 weiche Avocado, Saft 1 Limette, 1 TL Oli- nie etwas gehört haben, entsprechend war venöl, 1 TL Chiliflocken (oder weniger, weil der Einkauf spannend. Und wir haben vegan scharf), alles mit der Gabel vermengen und gekocht – natürlich immer mit einem Glas mit Salz und Pfeffer abschmecken. Weißwein à la Biolek – und unsere Gäste Marina Böhm, waren begeistert. Seitdem stehen Kreuzküm- Verwaltungsmitarbeiterin Wisbacherstraße 29
Beim Kochen und Backen glücklich Verzicht auf Gluten ist kein Verzicht auf Genuss Mehr als 800.000 Menschen sind in Deutsch- chen. „Was kann ich einkaufen?“, „Wo kann land von Zöliakie betroffen. Die chronische ich zum Essen gehen?“, Gibt es glutenfreie Autoimmunerkrankung des Dünndarms be- Alternativen für meine „Lieblingsspeisen?“, ruht auf einer Unverträglichkeit gegen das das sind Fragen, die oft unter „den Nägeln Klebereiweiß Gluten, das in verschiedenen brennen“, wenn Neu-Betroffene in unsere Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Dinkel Gruppe kommen. und Gerste enthalten ist. Für einige mag die glutenfreie Ernährung eine bloße Modeerscheinung sein, die in der Tat zu keiner wirklichen Verbesserung der Gesundheit führt. Für die rund 800.000 Zölia- kie-Betroffenen in Deutschland ist eine strikte glutenfreie Ernährung jedoch die einzige The- rapie ihrer chronischen Dünndarmerkrankung für ein beschwerdefreies Leben. Sie sind auf sie angewiesen. Gerade für Neubetroffene ist es oft nicht einfach, den Alltag glutenfrei zu bestreiten. Ausflüge, bei denen man sich dar- Gluten im Alltag konsequent zu meiden, ist auf verlassen muss, dass im entsprechenden gerade für Neu-Diagnostizierte nicht immer Restaurant auf die Glutenfreiheit von Gerich- einfach. Es bedarf ein wenig Übung und auch ten geachtet wird, werden oft vermieden. Wissen, in welchen Lebensmitteln sich Glu- Kommt man zu Hause gut zurecht, ist es für ten verstecken kann. Unterstützung erhalten viele Betroffene oft eine Hürde, auswärts zu Betroffene bei der Deutschen Zöliakie-Ge- essen. Denn gerade der Modetrend „Gluten- sellschaft e.V. (DZG). Sie stellt ihren Mitglie- frei“ wird den Betroffenen mit Zöliakie nicht dern regelmäßig aktualisierte Aufstellungen gerecht. Es ist für sie äußerst wichtig, auch glutenfreier Lebensmittel, Arzneimittel sowie kleinste Verunreinigungen zu vermeiden und Pflegeprodukte und Kosmetika zur Verfü- sie sind gerade beim Auswärtsessen gehen gung. Darüber hinaus berät die DZG zu allen auf den achtsamen glutenfreien Umgang mit Themen im Umgang mit der Erkrankung im Lebensmitteln in Küchen angewiesen. Alltag. Die Gesprächsgruppe der Zöliakie-Betrof- Ein wichtiger Baustein ist die Gesprächsgrup- fenen aus den Landkreisen Berchtesgadener pe vor Ort, die sich zu gemeinsamen Aktivi- Land, Traunstein und Rosenheim trifft sich täten trifft. Hier finden vor allem mehrmals im Jahr, um gemeinsam essen zu Neu-Betroffene Antworten auf viele Fragen, gehen, zu kochen und zu backen und sich die gerade nach der Diagnosestellung auftau- auszutauschen. Wir freuen uns immer, wenn 30
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