Durchblick Diakonische Stiftung Wittekindshof

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Durchblick Diakonische Stiftung Wittekindshof
Juni | 1 - 2019   Diakonische Stiftung
                  Wittekindshof

Durchblick

                  Grenzen
Durchblick Diakonische Stiftung Wittekindshof
Grenzen

Editorial

                                       Liebe Leserinnen und Leser,

                                     für uns im Wittekindshof ist der Umgang mit Grenzen eine sehr anspruchsvolle
                                     Frage, in der Vergangenheit, aber auch aktuell. Durch unsere beiden Geschichts­
* „Als wären wir zur Strafe hier“    studien* wissen wir einiges über frühere Grenzen. Der Zeitzeuge Rolf Jacobi
(3. Aufl. Bielefeld 2012) sowie      be­richtet in diesem Heft, wie fast 1000 Bewohnerinnen und Bewohner von den
„Der das Schreien der jungen Raben   Nazis aus dem Wittekindshof abgeholt und in staatliche Anstalten verbracht wurden.
nicht überhört“ (Bielefeld 2012),
jeweils verfasst von
                                     Für sie gab es kein Entrinnen über die Grenzen dieser Einrichtungen, ungefähr die
Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl        Hälfte von ihnen ist dort verstorben.
und Dr. Ulrike Winkler.                 Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Wittekindshof so überfüllt von Klienten,
                                     dass auch ihnen dort Grenzen gesetzt wurden, die problematisch waren. Viele
                                     Beschränkungen, offene Gewalt, teilweise sogar Misshandlungen mussten sie er-
                                     leiden. Meist von den viel zu wenigen Mitarbeitenden, die deshalb oft überfordert
                                     waren und sich nicht anders zu helfen wussten.
                                        Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Die Frage des Umgangs mit Grenzen stellt
                                     sich aber für unsere Arbeit auch heute. Wir unterstützen in einigen spezialisierten
                                     Angeboten zum Beispiel auch Menschen, die aufgrund ihrer geistigen oder psy­
                                     chischen Behinderung mit zum Teil gravierenden Verhaltensauffälligkeiten einen
                                     sehr hohen Unterstützungsbedarf haben. Da ist es manchmal auch nötig, ihnen zu
                                     ihrem eigenen Schutz Grenzen zu bieten.
                                        In diesem Heft wird deutlich, dass Grenzen beides beinhalten: die Gefahr, aus­
                                     gegrenzt zu werden und dabei Gewalt zu erleiden, aber auch die Chance, durch
                                     diese Grenzen Schutz und Ruhe zu finden.
                                        Lassen Sie sich mitnehmen in dieses anspruchsvolle Thema.

                                     Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher

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Durchblick Diakonische Stiftung Wittekindshof
Diakonische Stiftung
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2 Editorial

4 Auf einen Blick
  Zusammen bauen

		Thema Grenzen
   6 Grenzen und Gewalt

   		 Wittekindshofer Themen
    18 Leitungswechsel in der Mitte
     19 Liebe²-Projekt gewinnt Regionalstar
     20 Neue Hauswohngemeinschaft am Nordring
      21 Fachtagung „Adipositas und Intelligenzminderung“
       22 5. Internationaler PWS-Kongress
       22 Impressum
        23 BGM: Gesundheitsförderung im kleinsten Rädchen
        24 Neues Familienzentrum mit Leben gefüllt

          25 Wir gratulieren
              28 Was macht eigentlich…?
                 Rolf Jacobi: „Ich wollte zurück nach Wittekindshof“
               30 Blick zurück
                  Der Wittekindshof in Cuxhaven
                32 Einblick
                   Werner Nauerth: Bundesteilhabegesetz? Yes, we can!
                 34 Auf ein Wort
                    Grenzen weiten
                                                                                                          Foto Titel und Seite 3: Tim Roßberg

                                                                          D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9         3
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Auf einen Blick
Foto: Tim Roßberg

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Auf einen Blick

                                Zeichnung von Frank Kalinna

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Durchblick Diakonische Stiftung Wittekindshof
Grenzen

Grenzen und Gewalt
 Pfarrer Professor Dr. Dierk ­Starnitzke   Es gehört zu den Kernfragen unserer heutigen
  ist Theologischer Vorstand der           Gesellschaft, wie man mit Grenzen umgeht, wel-
 ­ iakonischen Stiftung W
 D                       ­ ittekindshof    che Erfahrungen von Ausgrenzung und Gewalt
 und hat sich von Anfang an für das        dabei gemacht werden und wie man gesellschaft-
 Zustandekommen des Kunst- und             lich gesetzte Grenzen überwinden kann. Auch der
D
­ esignprojektes eingesetzt.               Wittekindshof möchte mit seiner Arbeit dazu bei-
                                           tragen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Mit
                                           dem Thema „Grenzen und Gewalt“ hat sich deshalb
                                           auch das Kunst- und Designprojekt befasst, das wir
                                           zusammen mit der Justizvollzugsanstalt und dem
                                           international renommierten Museum für zeitge-
                                           nössische Kunst Marta Herford durchgeführt haben.

                                           Zweijähriges Kunst- und Designprojekt
                                           Um das Projekt zu realisieren, waren viel Engage-
                                           ment – auch durch weitere Mitarbeitende aus den
                                           beteiligten Institutionen – und eine umfangreiche
                                           Förderung durch die Aktion Mensch nötig. Im Pro-
                                           jekt haben die international bekannten Künstler
                                           Matthias Megyeri (Stuttgart) und Ingrid Hora (Ber-
                                           lin) 2017/2018 vier Workshops gestaltet, in denen
                                           sich etwa 50 Menschen mit Behinderung und
                                           Inhaftierte mit Ernst und Leichtigkeit mit dem für
                                           sie ganz existenziellen Thema auseinandergesetzt
                                           haben. In den Workshops wurde gelacht, aber auch
                                           ernsthaft auf das geachtet, was jeder Einzelne zu
                                           sagen hatte: mit Worten, Skizzen, Gesten, Gemäl-
                                           den, Skulpturen, in Spielszenen und durch viele
                                           andere Ausdrucksformen. Die Workshops selbst
                                           haben Raum geschaffen, um Grenzen zu überwin-
                                           den. Vorurteile konnten gerade unter den Inhaftier-
                                           ten und den Menschen mit Behinderung ab­gebaut
                                           werden. Teilnehmende haben neue Wege einge-
                                           schlagen, sind persönlich vorangekommen, haben          waren 2016 im Marta Herford zu sehen. Das Museum
                                           aber auch den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt.     hatte damals Objekte aus dem Wittekindshof in der
                                           Viele Objekte wurden mit Skizzen, Prototypen,           Ausstellung „Brutal schön – Gewalt und Gegen-
                                           Fotos und einem Dokumentarfilm in einer Ausstel-        wartsdesign“ gezeigt. Sie waren Beispiele für struk-
                                           lung im Marta-Forum gezeigt. Eine kleine Auswahl        turelle Gewalt in der Behindertenhilfe.
                                           ist in diesem Durchblick zu sehen.
                                               Das Projekt schließt an eine Ausstellung des        Geschichte der Gewalt und Ausgrenzung
                                           Museums Marta Herford an, an der wir bereits vor        Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Wittekinds-
                                           einigen Jahren beteiligt waren. Fixiergurte, Medika-    hofer Geschichte hatte bestätigt, was Augenzeu-
                                           mente, Prügelstöcke und ein schwerer Bohner­besen       gen über frühere Zeiten berichten: Menschen mit
                                           aus der historischen Sammlung des W  ­ ittekindshofes   Behinderung haben sehr oft Ausgrenzung und

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Grenzen

Im Rahmen des Kunst- und Designprojekts hat der erste von vier Workshops im und rund um das Wittekindshofer Kunstatelier ­stattgefunden. ­
Matthias Megyeri (sitzend, 1.v.r) und Ingrid Hora (1.v.r.) haben spielerisch-­kreative Wege zum Umgang mit „Grenzen und Gewalt“ angeboten.

                                        damit zusammenhängend auch Gewalt erlebt,                     derung haben auch heute ein überdurchschnittlich
                                        beispielsweise durch Freiheitsberaubung, Schläge,             hohes Risiko, Opfer von Ausgrenzung und Gewalt
                                        Ruhigstellungen, sexuelle Übergriffe und Demü-                zu werden. Auch die Behindertenhilfe selbst kann
                                        tigungen. Obwohl der Wittekindshof seit über                  ein Nährboden dafür sein, wenn nicht konsequent
                                        130 Jahren Menschen mit Behinderung unterstützt               Strukturen geschaffen und aktiv mit Leben gefüllt
                                        und zumindest in den letzten zehn Jahren die Teil-            werden, die Gewalt verhindern. Grenzen müssen
                                        habe und Inklusion in den Mittelpunkt gerückt                 auch heute manchmal in der Behindertenhilfe
                                        hat, ist auch die Geschichte des Wittekindshofes in           gezogen werden. Alle Beteiligten müssen deshalb
                                        ­Teilen eine der Ausgrenzung und Gewalt.                      darauf achten, dass sie nicht in Gewalt ausarten.
                                            Aber das Thema ist nicht nur ein geschichtliches,         Es müssen konkrete Maßnahmen ergriffen werden,
                                         es ist zugleich hochaktuell. Menschen mit Behin-             die Gewalt verhindern. In unserer Fachkonzeption

                                                                                                                                        D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   7
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Grenzen

Da Inhaftierte auf Fotos nicht erkennbar sein dürfen, haben sich beim Workshop in der Justiz­vollzugsanstalt Herford alle ein Blatt Papier vor das Gesicht gehalten.
Beim kreativen Arbeiten wurden unsichtbare Mauern abgebaut: „Das sind Menschen, so wie du und ich,“ erklärte ­Christoph Müller.

                                          Gewaltprävention sind Grundlagen dafür beschrie-                 und der Wittekindshofer Kunstpädagoge Andrzej
                                          ben. In den Blick genommen wird Gewalt, die von                  Socala das Kunst- und Designprojekt „Als wären wir
                                          Mitarbeitenden oder von Personen ausgeht, die                    zum Spaß hier – Grenzen und Gewalt“ angestoßen.
                                          Angebote des Wittekindshofes nutzen, oder auch                   Der Titel spielt auf die wissenschaftliche Publikation
                                          von Dritten. Menschen mit Behinderung sind zwar                  zur Wittekindshofer Geschichte „Als wären wir zur
                                          überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt, sie kön-              Strafe hier“ an, die von Prof. Hans-Walter Schmuhl
                                          nen aber auch Täter oder sogar beides sein. Gewalt               und Dr. Ulrike Winkler 2011 erstellt wurde.
                                          muss erkannt und in jedem Fall klar benannt wer-                    Bei der Planung des Kunst-Projektes war von
                                          den. Bei entsprechenden Verdachtsfällen werden                   Anfang an die Justizvollzugsanstalt Herford im
                                          heute anders als früher konsequent polizeiliche                  Blick. Auch sie hatte bei der früheren Ausstellung
                                          Ermittlungen eingeleitet und Strafanzeige erstellt.              „Brutal schön“ mitgewirkt. Zudem verfügen Inhaf-
                                                                                                           tierte meistens über intensive Erfahrungen im
                                          Umgang mit Gewalt                                                Umgang mit Grenzen und Gewalt.
                                          Zu diesem professionellen Umgang mit Fragen von                     Lassen Sie sich von den Werken, die für diese
                                          Ausgrenzung und Gewalt gehören aber nicht nur                    Ausstellung entstanden sind, auf den folgenden
                                          Fachkonzepte, sondern auch kreative Zugänge. Des-                Seiten inspirieren, und von dem, was die Künstler
                                          wegen haben die Marta-Kuratorin Friederike Fast                  dadurch zum Ausdruck bringen wollen.

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Grenzen

 Das Marta Herford wurde nach
 Plänen des amerikanischen
­Star­architekten Frank Gehry gebaut.
Die meterhohen geschwungenen
Wände boten ein ganz besonderes
Ambiente für die Ausstellung zum
Abschluss des Kunst- und Design­
projektes.
                                        Foto: Hans Schröder © Marta Herford, 2019

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Grenzen

  Der Strich mit zwei Punkten heißt: Die Mauer trennt uns. Die Mauer steht
  ­zwischen drinnen und draußen. Fünf Punkte sind meine Zelle und ich:
   vier Wände, die mich umgeben und ich mittendrin.
                                Inhaftierte haben das Würfelspiel entwickelt. Alle, die außerhalb der Mauern leben,
                                lernen erst langsam, was die Ereignisfelder im Gefängnisalltag bedeuten.
Foto unten: Tim Roßberg

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Grenzen

    Frank Kalinna aus Herford: „Ich fühle mich oft ausgestoßen, ausgegrenzt. Ich bin immer Außenseiter.
    Die anderen ziehen die Grenze. Im Projekt war das anders. Da habe ich mich anerkannt gefühlt.“

Ich habe ein Schild gemalt für meine Tür: Ruhe, raus. Ich tue keinem weh.
Früher war ich manchmal bei einer Schlägerei. Meine Tante hat mir etwas
beigebracht: tief einatmen und wieder ausatmen statt losschlagen.

                                                                                                 D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   11
Freiheit
Grenzen

           Mandy Gartz aus Bünde: „Grenzen sind wichtig, bei Streit, wenn einer weint und der andere sich darüber lustig
           macht. Aber man kann auch Grenzen machen, um Streit zu vermeiden und sich aus dem Weg zu gehen.“

Die Tür ist eine Grenze, die ist ganz weit oben zum Zumachen. Wenn man
die Leiter nicht runterlässt, hat man richtig Ruhe.

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Grenzen

Ich habe ein ganz großes Eis gemacht. Ein Traum von Eis, das alle Grenzen
sprengt, weil es riiiiiesig ist. Ich mag sehr gerne immer Eis essen. Jedes Eis ist
zu klein und zu schnell aufgegessen. Das ist ein Fantasie-Eis. Die Eiskugeln
­kleben außen an der Waffel, und in der Waffel ist auch ganz viel Eis.
     Sascha Jennebach aus Vlotho: „In der Projektwoche ging es ums Thema Grenzen.
     Das war sehr schön und hat viel Spaß gemacht.“

                                                                                                                    Foto unten: Tim Roßberg

                                                                                    D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   13
Grenzen

  Ich habe eine Motorik-Schleife für die Gefängnismauer gebaut. Sie soll oben
  drauf stehen statt Nato-Draht. Dann kann man spielen wie die Kinder
  und ist b
          ­ eschäftigt und vergisst das Ausbrechen.
                           D.R. verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Herford und hat zwei kleine Kinder.
                           Im Gesetz sind zusätzliche Besuchszeiten für minderjährige Kinder in der Justizvollzugsanstalt in
                           kind­gerechten Besucherzimmern vorgesehen.
Fotos: Tim Roßberg

  14                 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Grenzen

                                                                                                                            Fotos: Tim Roßberg

    Patrick Schütte aus Vlotho: „Im Kunstprojekt hat das Spiel Spaß gemacht. Ich habe mein Land verteidigt,
    dass da keiner reinkommt. Das Land war abgeteilt. Die Bänder waren die Grenze. Wir hatten Waffen, aber
    das waren keine echten. Dann habe ich meine Hände in zwei Löcher reingesteckt wie ein Gefangener mit
    Handschellen. Das fühlte sich nicht so gut an.“

Das ist eine Rakete für mein Fahrrad. Ein Düsenantrieb von ’ner Rakete.
Ich habe das Feuer aufgemalt, ausgeschnitten und aufgeklebt.
Dann ist mein Fahrrad so schnell wie eine Rakete.

                                                                                            D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   15
Grenzen

           Eva Gartz aus Bünde war beeindruckt vom Pendeln: „Die Gefangenen werfen ein Band von einem Fenster zum anderen
           und ziehen daran Kaffee oder Tabak rüber. Eigentlich ist das verboten, aber die machen das trotzdem.“

Die Gitter nutzen sie als Kühlschrank und Regal. Die sind da wegen Drogen
und Schlägerei. Manche waren mir nicht sympathisch. Die meisten waren nett.
Man kann sich nicht vorstellen, dass die so schlimme Sachen gemacht haben.

16   D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Grenzen

Ich habe eine Uhr mit Schlüsseln gemacht, weil die mich an das Klicken
der Schlüssel in den Zellentüren erinnert. Das Klicken ist zu hören,
wenn die Gefangenen Freigang haben oder zur Arbeit gehen.
    Jan Unger aus Bad Oeynhausen: „Es ist spannend zu erfahren, wie die im Gefängnis leben, aber da rein will
    ich auf keinen Fall. Ich liebe meine Freiheit, mich mit meinem Freundeskreis zu treffen. Ich will nicht immer
    abgeholt und zurückgebracht werden von der Arbeit wie im Gefängnis, sondern alleine mit dem Bus fahren.“

                                                                                                                              Fotos: Tim Roßberg

                                                                                              D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   17
Wittekindshofer Themen

Hartmut Wloka geht in den Ruhestand – Bernd Samson baut den Sozialen Zentraldienst auf

Leitungswechsel in der Mitte

                                                                                                                Foto: Anja Kruse
Stefan Teschlade (35) hat zum       Noch bis zum 14. Juni steht ihm      Im Geschäftsbereich ­Wohnen         Bernd Samson wird von Juli
1. April die Geschäftsbereichs­     Hartmut Wloka zur Seite. Der         XI wird der Wechsel am 1. Juli      an die Leitung des Zentralen
leitung von Hartmut Wloka           ehemalige Geschäftsbereichs-         vollzogen. Dann übernimmt           Sozial­dienstes im Gesamt-
übernommen. Teschlade stu-          leiter arbeitet seinen Nach­­fol-    Matthias Jacobstroer die            planverfahren gemäß Bundes-
dierte Geografie, Soziologie und    ger ein, bevor er sich in den        Geschäfts­bereichsleitung von       teilhabegesetz für die Kreise
Soziale I­ nklusion in Bochum.      Ruhestand verabschiedet.             Bernd Samson. Der 39-Jährige        Minden-Lübbecke und Herford
Bereits während seines Studi-       41 Jahre lang war Wloka für den      ist gelernter Bankkaufmann,         übernehmen. Er ist seit 1986 im
ums war er bei der Lebenshilfe      Wittekindshof tätig. Er machte       studierte anschließend P­ olitik-   Wittekindshof tätig, absolvierte
tätig, unter anderem im Grup-       eine Diakonenausbildung,            und Rechtswissenschaften             eine Diakonen­ausbildung und
pendienst und dem Familien-         erlernte den Beruf des Erzie-       in Bonn und arbeitete in der         ließ sich zum Krankenpfleger
unterstützendem Dienst. Später      hers und durchlief zahl­reiche      ­Privatwirtschaft. Achteinhalb       ausbilden. In Osnabrück stu-
arbeitete er für das Sozialwerk     Stationen im Wittekindshof:          Jahre hatte er die Geschäfts­       dierte er Pflege- und Gesund-
St. Georg, zunächst als Betreu-     Unter anderem war er im Haus         leitung eines diakonischen          heitswesen, in Bethel Sozial-
ungskraft, als Projektleitung und   Hauptstraße, im Vorwerk, Haus-       Integrationsunternehmens            und Gesundheitsmanagement.
zum Schluss als Regionalleitung     vater in Weserland/Ravensberg        inne. „Ich freue mich, die          Seit 2009 war Samson als
für stationäre und ambulante        und später in Bethanien, bevor       Strukturen, die in der Region       Geschäftsbereichsleitung an
Angebote in Gelsenkirchen.          er 2011 die Leitung in Hamm          aufgebaut wurden, zu festi-         der Regionalisierung in Herne
„Ich möchte die gute Arbeit von     übernahm. „Jeder Teil meines         gen und weiter zu entwickeln,       und Oberhausen beteiligt und
Hartmut Wloka fortführen und        beruflichen Weges war intensiv.      weitere Angebotsfelder zu           unterstützte bei Projekten wie
zudem das Ambulant Unter-           Aber in Hamm Neues gestalten         erschließen und den Witte-          dem Aufbau der Wohnange-
stützte ­Wohnen weiter aus-         zu können, war besonders. Die        kindshof im Ruhrgebiet noch         bote Burgstraße, Mont-Cenis-
bauen“, kündigt Teschlade an.       Netzwerk- und Aufbauarbeit war       bekannter zu machen“, sagt          Straße und Bielefelder Straße
                                    spannend und die Arbeit mit          der Gelsenkirchener.                sowie dem Aufbau eines Kin-
                                    den Kollegen sowieso. Ich bin                                            der- und Jugendbereiches
                                    kein Chef, der von oben herab                                            und PWS-Angeboten in Ober­
                                    etwas anordnet. Ich bin Team-                                            hausen. Neben der Leitung des
                                    Mensch“, sagt Wloka. Im Ruhe-                                            Geschäftsbereichs übernahm er
                                    stand will er sich Zeit nehmen                                           2014 auch den Aufbau und die
                                    für sein Hobby Fotografie und                                            Geschäftsführung der Koope­
                                    hat große Fahrradtouren mit                                              rationsgesellschaft SeLe.
                                    seinem E-Bike geplant.

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Wittekindshofer Themen

Edeka und Wittekindshof schenken reifen Früchten zweites Leben

Liebe²-Projekt gewinnt „Regionalstar 2019“
Extrareifen Früchten und weniger perfektem
Obst eine zweite Chance als leckeres Chutney
geben und Menschen mit Behinderung somit
einen anspruchsvollen und abwechslungs-
reichen Arbeitsplatz bieten – das machen die
EDEKA Minden-Hannover und die Wittekinds-
hofer Werkstätten seit Sommer vergangenen
Jahres unter dem Namen „Liebe²“ möglich. Die
Zusammenarbeit zwischen Lebensmittelhänd-
ler und Werkstatt für Menschen mit Behinde-
rung wurde dafür mit dem „Regionalstar 2019“
in der Kategorie „Kooperation“ vom Branchen-
magazin Lebensmittel Praxis auf der Internati-
onalen Grünen Woche in Berlin ausgezeichnet.

Liebe² aus der Manufructur
Gekocht werden die Liebe²-Chutneys in der
Wittekindshofer Manufructur, der neuesten
Betriebsstätte der Wittekindshofer Werkstät-
ten in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. Die
Chutneys entstehen aus extrareifem Obst und       Marco Mohrmann, kaufmännischer Vorstand (2. v.r.) schaut sich gemeinsam mit Dirk Hambrink (v.l.),
nicht so perfekt aussehendem Gemüse, das          Christian Deutschmann, Sven-Peter Trame, Paul Frindte und Melanie Backs an, wie die Liebe²-Produkte
noch verzehrbar, aber nicht mehr verkäuflich      in EDEKA-Märkten präsentiert werden.
ist. Das Team der Manufructur holt das Obst
und Gemüse direkt in den EDEKA-Märkten ab         Center Minden, nahmen den „Regionalstar“            Kooperation wird ausgebaut
und verarbeitet sie dann in Handarbeit mit viel   stellvertretend bei der Preisverleihung ent-        Die Kooperation zwischen der EDEKA-Regio­
Zeit und Liebe, damit sich das Aroma gut ent-     gegen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-          nalgesellschaft und dem Wittekindshof hat in
wickeln kann.                                     ter der Manu­fructur, die alle am Tag danach        einem mehrstufigen ­Bewerbungsprozess die
                                                  nach Berlin gekommen waren, haben wir am            Experten-Jury überzeugt. Nach der schrift­
Wertschätzung der Mitarbeitenden                  Morgen nach der Preisverleihung überrascht.         lichen Bewerbung folgte ein Interview. „Dabei
„Wir haben uns sehr gefreut, diesen Preis         Sie wussten nicht, dass wir den ersten Platz        wurde auch insbesondere die Qualität der
zu bekommen. Es ist eine besondere Wert-          belegt haben und haben sich gefreut und laut        neu geschaffenen Arbeitsplätze hinterfragt,
schätzung der Menschen mit Behinderung,           gejubelt. Das ist eine wichtige Anerkennung         auf die wir sehr viel Wert legen. Die Arbeit
die täglich Liebe²-Produkte herstellen und        für Ihre Arbeit“, sagt Neumann.                     ist anspruchsvoll, die Lebensmittelproduktion
die hauptsächliche Arbeit machen“, betont                                                             erfordert Sorgfalt, Ausdauer und Fachkennt-
­Bereichsleiter Diakon Christian Neumann.                                                             nis“, sagt Neumann, der sich freut, dass die
 Er und Darius Kutz, Marktleiter im EDEKA-                                                            Kooperation ausgebaut werden soll.

                                                                                                      Deutliche Zeichen
                                                                                                      Gemeinsam mit dem Wittekindshof will Edeka
                                                                                                      weitere Märkte in der Region rund um Minden
                                                                                                      mit den Liebe²-Produkten beliefern. „Men-
                                                                                                      schen mit Behinderung sind fester Bestand-
                                                                                                      teil unseres genossenschaftlich organisierten
                                                                                                      Unternehmensverbunds. Mit dieser beson­
                                                                                                      deren Kooperation setzen wir ein Zeichen
                                                                                                      gegen Lebensmittelverschwendung und zei-
                                                                                                      gen gleichzeitig soziale Verantwortung durch
                                                                                                      Integration und Teilhabe“, betont ­Bettina Stolt
                                                                                                      von der EDEKA Minden-Hannover.

                                                                                                                               D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   19
Wittekindshofer Themen

WLV baut zwölf Wohnungen
                                                                                                                     Werner Schmadel von der Diakonischen Stif-
                                                                                                                     tung Wittekindshof. Die jüngere Generation
Neue Hauswohngemeinschaft am Nordring                                                                                etwa bevorzuge stationäre Angebote für Kin-
                                                                                                                     der und Jugendliche, die in den eigenen vier
                                                                                                                     Wänden leben. Dafür fehlen derzeit jedoch
                                                                                                                     Folgeangebote. Außerdem würden Menschen
                                                                                                                     mit Mehrfachbehinderungen oder Menschen,
                                                                                                                     die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters
                                                                                                                     oder chronischer Erkrankungen mehr Unter-
                                                                                                                     stützung brauchen, weiterhin so selbstbe-
                                                                                                                     stimmt wie möglich wohnen wollen.
                                                                                                                        Mit dem neuen Appartementhaus kön-
                                                                                                                     nen nun echte Perspektiven geboten werden.
                                                                                                                     Entstehen wird ein dreigeschossiger Bau
                                                                                                                     mit elf Wohnungen sowie ein Appartement
                                                                                                                     für zwei Personen im ersten Obergeschoss.
                                                                                                                     Alle Wohnungen sind barrierefrei und somit
                                                                                                                     von Rollstuhlfahrern und Frauen und Män-
                                                                                                                     nern bewohnbar, die auf Gehhilfen ange-
                                                                                                                     wiesen sind. Zu jeder Wohnung gehören
                                                                                                                     ein Wohnraum mit Kochzeile, ein Bad, ein
                                                                                                                     Schlafzimmer, ein Hauswirtschaftsraum, in
                                                                                                                     dem auch Rollstühle abgestellt werden kön-
Weil Wohnangebote für Menschen mit Behin-      des Westfalen-Lippe (LWL) baut ein Apparte-                           nen, sowie eine Terrasse oder ein Balkon. Im
derung in Bünde fehlen, schafft die West­      menthaus in Innenstadtlage am Nordring. Die                           Erdgeschoss wird es zusätzlich zu den priva-
fälisch-Lippische Vermögensverwaltungs-        Arbeiten sind bereits in vollem Gange.                                ten Wohnräumen eine Gemeinschaftswoh-
gesellschaft (WLV) aus Münster Abhilfe: Das       „Die Ansprüche der Menschen verändern                              nung geben, die die Mieter und Mieterinnen
Tochterunternehmen des Landschaftsverban-      sich im Laufe des Lebens“, erklärt P­ rojektleiter                    gemeinsam ­nutzen können.
                                                                    Foto: Katharina Prüßner

                                                                                                                                                                Foto: Dieter Homann

Bad Oeynhausen                                                                                Gronau
Azubis des Berufsbildungswerkes überzeugen                                                    Integrationspreis für Stadtteilfest

Kesibana Chlebowicz, Robin Berheide und das Berufsbildungswerk                                Das Stadtteilfest im Gronauer Westen im vergangenen September war
der Diakonischen Stiftung Wittekindshof sind von der Industrie- und                           ein großer Erfolg, das war den Organisatoren und Besuchern schnell
Handelskammer (IHK) Ostwestfalen-Lippe für ihre überdurchschnitt-                             klar. Nun ist es mit dem Integrationspreis „Gronau verbindet“ ausge-
lichen Leistungen ausgezeichnet worden. Robin Berheide, der seine                             zeichnet worden. Der Integrationsausschuss der Stadt Gronau hatte
Ausbildung zum Lagerfachhelfer erfolgreich abgeschlossen hat, wurde                           sich unter drei Bewerbern für das Fest, das von mehr als 20 Vereinen
für seine sehr gute Prüfungsleistung sogar als einer der zwei besten                          und Institutionen ausgetragen wird, entschieden. Im Wittekindshof
Auszubildenden seines Faches in Nordrhein-Westfalen von Minister-                             Gronau und dem Kinder- und Jugendzentrum „Luise“ liefen die Fäden
präsident Armin Laschet geehrt.                                                               für die Organisation des Festes zusammen.

20   D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wittekindshofer Themen

Fachtagung „Adipositas und Intelligenzminderung“
                                                                                                    Erfahrungen in der Anfangsphase profitieren
                                                                                                    können, ist das gut“, sagt der Wittekinds­hofer
Hohe Nachfrage an spezialisierten Wohnplätzen                                                       Adipositas-Experte Dr. Norbert Hödebeck-
                                                                                                    Stuntebeck. Die Nachfrage nach Wohnplät-
In Zusammenarbeit mit dem Landschafts-            kräfte Adipositas ausgebildet, Selbsthilfe-       zen für Menschen mit geistiger Behinderung
verband Westfalen-Lippe (LWL) hat der Wit-        gruppen eingerichtet und vieles mehr. Doch        und Adipositas sei hoch und der Wittekinds-
tekindshof zum zweiten Mal einen Fachtag          wir wollen das Konzept weiterentwickeln.          hof werde angesichts des Bedarfs langfristig
zum Thema „Adipositas und Intelligenz-            Wenn andere Einrichtungen von unseren             sein Angebot ausweiten.
minderung“ ausgerichtet. Mehr als 120 Teil-
nehmer aus 40 Einrichtungen der Behin-
dertenhilfe nahmen daran teil. Ziel war
es, das Thema Übergewicht und Adiposi-
tas, insbesondere die Prävention und die
Unterstützung von Menschen mit geistiger
Behinderung, weiter in den Fokus der Ein-
gliederungshilfe zu rücken. Neben einem
Rückblick über das seit der ersten Fach­
tagung 2014 Erreichte bildeten Beiträge über
die Unterstützung beim Aufbau von neuen
Angeboten einen Schwerpunkt. In Work-
shops wurden Lösungsansätze für Fragen
erarbeitet, etwa die Ausstattung eines Kiosks
in einer Werkstatt für behinderte Menschen
(WfbM) oder die Gestaltung eines Ernäh-
rungs- und Bewegungsprogramms.
   „Der Wittekindshof hat bereits viel er-
reicht: Wir haben das Adipositas-Modell
Wittekindshof entwickelt, 35 beratende Fach-

Bad Oeynhausen                                                              Ahaus
Wohnen am Kurpark                                                           Wohnhaus auf ehemaligem Hallenbad-Gelände

Für eine Jugendstilvilla direkt am Kurpark in zentraler Innenstadtlage in   Auf dem Grundstück des ehemaligen Hallenbades in Ahaus hat der
Bad Oeynhausen hat der Wittekindshof jetzt einen Mietvertrag unter-         Witte­kindshof ein zweigeschossiges Wohnhaus für 24 Frauen und
schrieben. Die ehemalige Seniorenresidenz wird derzeit saniert. Dafür       Männer mit Behinderung gebaut. Ein Nebengebäude bietet Räume
werden unter anderem neue Fenster und Bäder eingebaut. Ab der zwei-         für Tagesstrukturierende Angebote. Die beiden Gebäude bilden einen
ten Jahreshälfte 2019 soll das Gebäude als Wohnhaus für Menschen mit        geschützten Innenhof, der ebenso wie die Häuser barrierefrei gestaltet
Behinderung genutzt werden. In den barrierefreien Wohneinheiten             wird. Für alle 24 Bewohnerinnen und Bewohner gibt es ein Einzel­
werden jeweils vier Personen zusammen leben. Zusätzlich stehen zwei         zimmer mit eigenem Bad. Auf jeder Etage sind zwei Wohnein­heiten mit
Doppelappartements zur Verfügung.                                           Wohn-Esszimmer, Küche und Terrasse oder Balkon entstanden.

                                                                                                                           D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   21
Wittekindshofer Themen

5. Internationaler PWS-Konferenz in München

Grundlagenforschung trifft Praxis
An der fünften Internationalen Konferenz für                     Beirates für professionelle Helfer der Inter-                  wort eines jungen Mannes mit PWS wegen
professionelle Begleiter von Menschen mit                        nationalen PWS-Vereinigung. Mitveranstalter                    seiner klaren Positionierung gelobt hat.
dem seltenen Prader-Willi-Syndrom (PWS)                          waren der Wittekindshof, die Regens Wagner                        Die Plenumsvorträge widmeten sich dem
haben 2018 in München über 120 Experten aus                      Stiftung und deren gemeinsames Tochter­                        aktuellen Forschungsstand, der Eltern­arbeit,
26 Ländern weltweit teilgenommen, darun-                         unternehmen, das PWS-Institut Deutschland.                     Traumatisierung, Motivation der Mitarbei-
ter erstmals auch aus Vietnam, Katar, Irak und                       „Wenn Grundlagenforschung Praxis trifft,                   tenden und der psychologischen Dia­gnostik.
Osteuropa. Vorbereitet hatten die Konferenz                      ist das bei einem so seltenen Syndrom sehr                     Es fanden Workshops zu den Themen „Früh-
der Wittekindshofer PWS-Experte Dr. ­Norbert                     wertvoll. Wir konnten erleben, dass sich                       förderung“, „Freundschaft, Partnerschaft
Hödebeck-Stuntebeck und sein Kollege Dr.                         Grundlagenforscher für die Praxis geöffnet                     und Sexualität“, „Möglichkeiten und Gren-
Hubert Soyer aus der Regens Wagner Stif-                         haben“, erklärte Hödebeck-Stuntebeck, der                      zen der Selbstbestimmung“ oder „PWS und
tung in Bayern mit weiteren Mitgliedern des                      darüber hinaus auch besonders das Gruß-                        Alter“ statt.

Hamm                                                                                                  Herne
WLV baut an der Brentanostraße                                                                        Wohnangebot für Menschen mit PWS
Die Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft (WLV)                                      In Herne an der Mont-Cenis-Straße 140 wird der Wittekindshof ein
baut ein Appartementhaus in der Brentanostraße im Süden der Ham-                                      neues Wohnhaus errichten. In dem zweigeschossigen, barriere-
mer Innenstadt. Der Wittekindshof wird es als Hauswohngemeinschaft                                    freien Bau werden zwölf Wohnplätze für Männer und Frauen mit
nutzen. Es entstehen zwölf Einzelappartements: im Erd- und Dachge-                                    Prader-Willi-Syndrom entstehen. Im Erdgeschoss werden sich fünf
schoss jeweils zwei und in den Obergeschossen jeweils vier. Mit ange-                                 Einzel-Appartements befinden, zwei davon rollstuhlgerecht. Im Ober­
passten Grundrissen, einigen speziellen Bau- und Technikdetails und                                   geschoss entstehen eine Wohngemeinschaft für drei sowie eine für
stufenlosen Duschen werden vier Wohnungen speziell für Menschen                                       vier Personen mit barrierefreien Zimmern, die für Rollstuhlfahrer
mit geistiger oder körperlicher Behinderung gebaut.                                                   geeignet sind. Zudem wird es ein Krisenzimmer geben. Baubeginn
                                                                                                      ist in diesem Sommer.

Impressum
Durchblick Zeitschrift der Diakonischen Stiftung Wittekindshof   Texte und Fotos soweit nicht anders benannt: Anke Marholdt     Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die
Herausgeber: Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke,                 und Jaqueline Patzer.                                          ­ einung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten.
                                                                                                                                M
Theologischer Vorstand (v.i.S.d.P.)                              Gestaltung und Layout: Wilfried Gandras, Hamburg               Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion.

Redaktion: Anke Marholdt, Jaqueline Patzer                       Druck: Druckerei + Verlag Kurt Eilbracht GmbH & Co KG, Löhne
Zur Kirche 2, 32549 Bad Oeynhausen                               Gedruckt auf zertifiziertem 100-prozentigem Altpapier.
info@wittekindshof.de                                            Versand: Wiegmann GmbH, Petershagen

22      D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wittekindshofer Themen

Individuelle Teamtage in Minden
                                                                                                      genannt wurden die hohe Arbeitsbelastung,
                                                                                                      der Umgang mit Stress oder wenig Zeit für ge-
BGM: Gesundheitsförderung im kleinsten Rädchen                                                        sunde Ernährung. All diese Themen wurden
                                                                                                      aufgegriffen. „Dank der Förderung ist es uns
Die Mindener Heinz Riechmann-Stiftung hat          Stuke und Sarah Bredemeyer. Bereits die Be-        im BGM erstmals möglich gewesen, diese in-
eine neue Form des Betrieblichen Gesund-           darfsanalyse vor den Teamtagen sei von den         dividuelle Gesundheitsförderung ins kleinste
heitsmanagements (BGM) gefördert: indi-            Mitarbeitenden als Wertschätzung aufgefasst        Rädchen zu bringen. Neueste Studien zeigen,
viduelle Teamtage zur Gesundheitsförde-            worden, weil Anforderungen, Pro­bleme und          dass dies wichtig und besonders effektiv ist“,
rung für die Wittekindshofer Mitarbeitenden        Wünsche ernst genommen wurden. Häufig              erklärte Lange-Riechmann.
in ­Minden. Die Wünsche der sieben Teams
waren verschieden und die umgesetzten
Angebote reichten vom Kochevent über eine
Radtour bis hin zu einem Schnupperkurs Yoga
und Vorträgen zum Thema Stressbewältigung.
    „Wir wissen, dass Sie anspruchsvolle Arbeit
leisten, indem Sie Menschen mit Behinde-
rung unterstützen. Sie tragen Lebenszeit und
Lebenskraft mit in die Stiftung ein. Daher ist
es uns als Leitung ein besonderes An­liegen,
unsere Mitarbeitenden bei der Gesundheits-
förderung zu unterstützen“, sagte der Witte­
kindshofer Vorstand Pfarrer Prof. Dr. Dierk
Starnitzke.
    Vorbereitet, eng begleitet und a­ usgewertet
wurden die Teamtage von Dr. Lieseltraud
Lange-Riechmann, Wittekindshofer BGM-Ko-
ordinatorin, und den Health Communication-         Dr. Lieseltraud Lange-Riechmann (von links) und Jaana-Ann Schwennen bedanken sich bei Ute Kolbow
Studentinnen der Universität Bielefeld, Milena     von der Heinz Riechmann-Stiftung.

                                                                                                                              D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   23
Wittekindshofer Themen

Zweigeschossiger Bau an der Volker-Grabkowsky-Straße in Gronau
                                                                                                    arbeitet und jedes Kind willkommen ist, indi-
                                                                                                    viduell gefördert und begleitet wird.
                                                                                                       Dies soll auch in der geplanten Koopera-
Neues Familienzentrum mit Leben gefüllt                                                             tion mit der benachbarten Lindenschule fort-
                                                                                                    geführt werden. „Wir wollen den Übergang
Anfang November hat das Wittekindshofer           kann den individuellen Bedürfnissen der Kin-      von der Kita in die Schule für Kinder und
Familienzentrum an der Volker-Grabkowsky-         der Rechnung getragen werden“, sagt Julia         Eltern fließender gestalten“, erklärt Reiner
Straße in Gronau den Betrieb aufgenommen.         Wolters, Leiterin des Familienzentrums. Sie       Breder, der als Ressortleiter für die Angebote
55 Kinder von einem Jahr bis zum Einschu-         betont, dass die Kindertageseinrichtung auf       des Wittekindshofs im Kreis Borken zustän-
lungsalter lernen und spielen gemeinsam in        der Grundlage eines inklusiven Konzeptes          dig ist.
dem Neubau, den das Gronauer Familien­
unternehmen HOFF und Partner bauen ließ
und der nun langfristig an den Wittekindshof
vermieten worden ist.
   Entstanden ist ein zweigeschossiger Flach-
dachbau mit etwa 660 Quadratmetern Brut-
togeschossfläche und einer Außenspielfläche
von etwa 700 Quadratmetern. Drei Gruppen
finden im Neubau Platz, zwei im Erdge-
schoss, eine im Obergeschoss. Dort befindet
sich auch eine große Turnhalle, in der sich die
Kinder austoben können, die aber auch als
Mehrzweckraum genutzt werden kann.
   Das Frühstück und Mittagessen wird von
der Wittekindshofer Zentralküche in Gro-
nau geliefert und im Kinderrestaurant ein-
genommen. „So bleibt mehr Platz in den
Gruppen­räumen, und die Spielbereiche kön-        Übergabe an die neuen Nutzer: Amanuel und Nele nehmen den übergroßen Schlüssel von Architekt
nen unterschiedlich genutzt werden. Somit         Ingo Hoff entgegen.

Bad Oeynhausen                                                             Gronau
Inklusionspreis für besonderes Schulmodell                                 Neue Leitung an der Herzogstraße

Die Schule Wittekindshof ist gemeinsam mit der Grundschule Volmer-         Maria Brüning leitet seit dem 1. Januar 2019 das Familienzentrum
dingsen für das additiv-kooperative Schulmodell mit dem Wilhelm-           (FAZ) Wittekindshof-Herzogstraße in Gronau. Die 55-Jährige stammt
Brandt-Inklusionspreis ausgezeichnet worden. Vor zwei Jahren hatte         aus Heek. Bevor sie die Leitung des FAZ übernahm, war sie als Koor-
die Bewegung, Sport, Gesundheit (BSG) Bad Oeynhausen den Preis             dinatorin eines offenes Ganztags in Heek tätig. 1983 schloss sie ihre
ins Leben gerufen, ausgezeichnet werden Projekte und Personen, die         Ausbildung zur Erzieherin mit dem Schwerpunkt Heimerziehung ab.
sich für Inklusion einsetzen. Im additiv-kooperativen Schulmodell ler-     Im Laufe ihrer Karriere hatte sie die Leitung von Kindertagesstätten
nen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam, führen Projekte             in Heek und in Konstanz am Bodensee inne. Zudem war sie in der
durch und verbringen auch ihre Pausen zusammen.                            Schweiz in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung tätig.

24   D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wir gratulieren

Wir gratulieren
Abschluss Berufskolleg
Sie haben beste Berufsaussichten und sind begehrte Fachkräfte: die 97 Frauen und     pfleger haben erfolgreich abgeschlossen: Maximilian Albrecht, Carolina Gnosa,
Männer aus ganz Westfalen und dem angrenzenden Niedersachsen, die erfolg­            Helene Greb, Carina Hausfeld, Sebastian Lüsch, Julia Meyer, Jannik Weßling, (Bad
reich ihre Examina abgelegt haben. In einer Feierstunde im Schloss ­Ovelgönne      Oeynhausen), Jean-Pascal Dieth, Madlin Neubauer, Daniel Völker (Löhne),
hat der Leiter des Evangelischen Berufskollegs Wittekindshof, Uwe Vogelpohl,       ­Christoph Schilling (Vlotho), Yvonne Bockelkamp, Svenja Einig, Sabrina
zu­sammen mit Vertretern des Lehrerkollegiums die Zeugnisse überreicht.             ­Hüsemann (Bünde), Annkatrin Ramerman (Hiddenhausen), Jessica Evering,
                                                                                     Marina-Isabell Marx (Kirchlengern), Ina Anselm, Kevin Andre Brinkmann, Jennifer
Berufsausbildung und Schulabschlüsse: Vier Männer und 17 Frauen haben erfolg-        Morkel, Jessica Müller (Herford), Monja Weßler (Hille), Sandra Peper (Espelkamp),
reich die Ausbildung als Erzieher und Erzieherin abgeschlossen. 38 Personen          Jacqueline Kröger (Hüllhorst), Carolin Schnelle (Preußisch Oldendorf), Denise
konnten das Zeugnis als staatlich anerkannte Heilerziehungs­pflegerin und staat-     Kehne (Rahden), Erik Beckschebe (Lübbecke), Steffen Guddei, Carolin Heuer,
lich anerkannter Heilerziehungspfleger in Empfang nehmen. Die Basisqualifi­          Svenja Krutz, Heinrich Nickel, Marina Seifert (Minden), Madita Bertram (Porta
kation als staatlich geprüfte Sozialassistentin oder -assistent mit Schwerpunkt      Westfalica), Fanny Wintjes (Rinteln), Jasmin Betticher (Bielefeld), Gaby Deppe-
Heilpädagogik haben ebenfalls 38 Personen erfolgreich abge­schlossen, von            Roth (Bad Salzuflen), Jens Gudehus (Belm) und Fee Sandmann (Steinfurt).
denen 16 zusätzlich an der Weiterbildung als Geprüfte Fachkraft für Arbeits- und   Sozialassistenz mit Schwerpunkt Heilpädagogik: Die Ausbildung als staatlich
Berufsförderung (GeFAB) teilgenommen haben. Parallel zur Berufsaus­bildung         geprüfte Sozialassistentin oder -assistent mit Schwerpunkt Heilpädagogik haben
haben 26 Absolventinnen und Absolventen die Fachhochschulreife, die Fachober-      abgeschlossen: Carolin Ahlert, Sarah Luise Dorin, Jean Pierre Reitmeier, Hagen
schulreife, zum großen Teil auch mit Qualifikationsvermerk oder den Hauptschul-    Villemont, Jan-Hendrik Wickenkamp (Bad Oeynhausen), Gizem Göral (Löhne),
abschluss erlangt.                                                                 ­Sylwia Gözlükcü (Bünde), Tobias Stang (Hiddenhausen), Jacqueline Oberdiek
Erzieherin und Erzieher: Die Ausbildung als staatlich anerkannte Erzieherin und     (Kirchlengern), Angelika Kran (Lübbecke), Lea Darleen Gostmann, Luca Gröning
stattlich anerkannter Erzieher haben erfolgreich abgeschlossen: Gizella Döbber,     (Preußisch Oldendorf), Mojgan Aghajani, Bianca Fischer, Nele Marie Gäbel,
Anna-Lena Grabe, Viktoryia Hansen, Laura Karlowski, Lea-Marie Langeleh, Annika      ­Kimberly Lüttig, Niatti Meyer, Marie-Kristin Stieling (Minden), Lea Prieß, Michael
Niederkofler (Bad Oeynhausen), Christina Homm, Vanessa Planke (Löhne), Max           Post (Hille), Larissa Jürgensmeyer, Tatjana Nagel, Lisa Raap (Porta Westfalica),
Born, Regina Lanert (Bünde), Yvonne Schmale (Rödinghausen), Pia Hans, Eva            Celine Sherin Neugebauer (Paderborn) und Ella Hurlebaus (Bückeburg).
Sundermeier (Hüllhorst), Jennifer Friedl (Lübbecke), Linda Nagel (Espelkamp),      Weiterbildung als Geprüfte Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung (GeFAB):
Bastian Zeßner (Minden), Lisa Estermann, Marcel Weichert (Hille), Lars Braun       Sandra Sketsch (Löhne), Sabine Gärtner-Schulze, Jens Schönfeld (beide Hille),
(Petershagen), Andrea Pahmeyer (Porta Westfalica) und Pia Sophie Quiring           Rolf Kleemeier (Vlotho), Udo Kleimann (Kirchlengern), Petra Wiechert (Preußisch
(Werther).                                                                         Oldendorf), Peter Block (Leopoldshöhe), Thomas Büthe (Stadthagen), Ralph
Heilerziehungspflegerin und Heilerziehungspfleger: Die Ausbildung als staatlich    Dehne (Hameln), Erwin Kindermann (Warmsen), Jens Lewe (Gütersloh), Oleg
anerkannte Heilerziehungspflegerin und staatlich anerkannter Heilerziehungs-       Schmidt (Rinteln) und Norbert Thesing (Ahaus).

                                                                                                                                            D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   25
Wittekindshofer
Wir gratulieren Themen

                            Ruheständler
                            Im zweiten Halbjahr 2017 und in den ersten sechs Monaten 2018 sind insgesamt über 50 Mitarbeitende der Diakonischen Stiftung Wittekindshof
                            in den Ruhestand gegangen. Sie wurden feierlich in einem Gottesdienst durch Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke, die
                            Ressortleitung Personal, Elke Ruthenkolk, und den Vorsitzenden der Gesamtmitarbeitervertretung Christian Rüter verabschiedet. Zu den neuen
                            Ruheständlern der Diakonischen Stiftung Wittekindshof gehören: Maria Harder, Doris Kalinski, Helma Meyer, Monika Stuke, Bärbel Heinrich,
                            Heinrich Pankraz, Bärbel Wloka (Bad Oeynhausen), Bärbel Kuban, Gudrun Lüder, Helene Pfeifer, Ingo vom Holle (Löhne), Veronika Draganski,
                            Ursula Meyer (Kirchlengern), Irmtraud Rosemuck (Espelkamp), Angelika Döpke (Hüllhorst), Udo Göcke, Inge ­Stockey (Lübbecke), Margarete
                            Bröcker, Gisela Richter (Preußisch Oldendorf) Ulrich Fockelmann, Rita Hornung, Peter Nerbel, Ulrich Niemann, Manfred Peukert, Christel Lange
                            (Minden), Dorothee Beyer, Ingrid Klenke, Klaus-Dieter Kricke, Marlies Wysocki, Ella Schmidtgall (Hille) und Sigrid Volking (Drensteinfurt).

Soma-Abschluss
Den Aufbaubildungsgang Sozialmanagement haben
22 Frauen und Männer erfolgreich abgeschlossen. Sie
hatten in den letzten anderthalb Jahren den 15. Kurs am
Evangelischen Berufskolleg Wittekindshof besucht.
Der Leiter des Berufskollegs, Uwe Vogelpohl, und die
Wittekindshofer Ressortleiterin Elke Ruthenkolk als
­Vertreterin des Schulträgers, haben die Zeugnisse an
 Mitarbeitende aus der Behindertenhilfe, verschiedenen
 anderen sozialen Arbeitsfeldern, aber auch aus einer
 ­Kirchengemeinde überreicht: Anna-Lina Schmidt, Katrin
  Thielking (Bad Oeynhausen), Philipp Hempelmann
  (Löhne), Daniel Lomberg (Enger), Louisa-Carolin Döding
  (Espelkamp), David Tiemeier (Hüllhorst), Jürgen Fricke
  (Lübbecke), Anna Ahrens (Rahden), Kathrin Zuther
  (Minden), Angela Lehmann (Porta Westfalica), Nadine
  Berks (Vlotho), Sybille Arnold (Herne), Sylvia Rupek
  (Oer-Erkenschwick), Jasmin Behrendt, Timo Johannes
  Leusing, Maren Springer (Gronau), Nikolas Fels (Melle),
  Agnes Nowak (Steinhagen), Lena-Marie Rodemeister
  (Bielefeld), Jasmin Godehard, Wilhelm Sawatzki
  ­(Hannover) und Fabian Röhrs (Hildesheim).

26   D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wittekindshofer
                                                                                                                                       Wir gratulieren
                                                                                                                                              Themen

                                                                                                         Einsegnung der Diakoninnen
                                                                                                         und Diakone
                                                                                                         Da Landeskirchenrat Professor Dr. Dieter Beese
                                                                                                         aus dem Bielefelder Landeskirchenamt kurz­fristig
                                                                                                         erkrankt war, hat Vorstandssprecher Professor
                                                                                                         Dr. Dierk Starnitzke im Auftrag der ­Landeskirche die
                                                                                                         zwölf Frauen und Männer in das Amt als D  ­ iakonin
                                                                                                         und Diakon eingesegnet: Alina Engels, ­Loredana
                                                                                                         Flottmann, Anja Anik Husemeier, Dominik ­Marcel
                                                                                                         Puppe, ­Carolin ­Schürmann (Bad Oeynhausen),
                                                                                                         Marcel Eggert, Vanessa Niesel, Carsten Wehmeier
                                                                                                         (Löhne), Ilka Kuhle ­(Hiddenhausen), Marcel Kempa
                                                                                                         (Hille), ­Wilfried Bunk (Stolzenau/Niendorf) und
                                                                                                         Steffen Möller (Bielefeld). Den Festgottesdienst hat
                                                                                                         Dierk Starnitzke zusammen mit dem Ältesten der
                                                                                                         Brüder- und Schwesternschaft Diakon Christian
                                                                                                         Schwennen (1.v.l.) und dem Pfarrer der Brüder- und
                                                                                                         Schwesternschaft Michael Postzich (3.v.l.) gemein-
                                                                                                         sam gestaltet.

Jubilare und neue Diakonische Mitarbeitende
Geehrt wurden für das 50-jährige Einsegnungsjubiläum als Diakon Gerhard Hinkel (Wolfenbüttel) und Willi Riewoldt (Bad Oeynhausen). Vor 40 Jahren
wurden als Diakon eingesegnet: Martin Hangebrauck, Martin Krietemeyer, Manfred Steinhauer (Bad Oeynhausen) und Gerhard Haseloh (Hille). ­Silbernes
Diakonenjubiläum haben gefeiert: Silke Arndt, Ralf Benner, Susanne Büscher, Bernhard Höhr, Sabine Kulka (Bad Oeynhausen), Heike Arning, Andreas
Luchtmeier, Matthias Palten (Löhne), Monica Bekemeier (Hüllhorst), Birgit Haberland, Christel Lange (Minden), Ulrich Hagemeier, Sonja Schnadthorst
(Hille), Andreas Wobig (Porta Westfalica), Bernd Samson (Kirchlengern) und Achim Steinmeier (Bünde). Für 25-jährige Tätigkeit als Diakonische Mit­
arbeitende geehrt wurden: Ingrid Steinhauer (Bad Oeynhausen), Heike Schmalbrock (Hille) und Hartwig Sassenberg (Rahden). Als neue Diakonische
Mitarbeitende wurden eingesegnet Silke Daniele, Udo Windmann (Löhne), Birgit Hagemeier, Karin Poad (Espelkamp), Tanja Meyer zu Ohsen (Bünde).

                                                                                                                                   D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   27
Was macht eigentlich …

Rolf Jacobi: „Ich wollte zurück nach Wittekindshof“

Rolf Jacobi ist 90 Jahre alt und der langjäh-          war nicht schön hier im Wittekindshof. Die wurde als „Kinderfachabteilung“ genutzt, in
rigste Bewohner der Wittekindshofer Wohn-              haben auch elektrisiert mit Stromgeräten als der mindestens 50 Kinder ermordet wurden.
häuser. Kurz nach seiner Geburt ist er in das          Strafe. Man musste ganz nackend auf einer
Synodalkinderheim Hörde in Dortmund und                Liege liegen. Das hat wehgetan.“                  Die Bewohner sind nicht wiedergekommen
mit sechs Jahren in den Wittekindshof nach                                                               Rolf Jacobi wurde in Niedermarsberg Augen-
Bad Oeynhausen-Volmerdingsen gekommen.                 Letzter Zeitzeuge der NS-Deportationen            zeuge der Verlegungspolitik: „Die Busse
Das war am 30. April 1935, trotzdem steht auf          Rolf Jacobi ist einer der letzten Zeitzeugen, der standen unter dem Bogen. Alle mussten ein-
seinen Jubiläumsurkunden als Aufnahmetag               im Rahmen der nationalsozialistischen Kran- steigen. Es haben auch welche geweint. Die
der 5. März 1946. Von den dazwischenliegen-            kenmordaktionen 1941 aus dem Wittekindshof Schwestern haben immer gesagt: ‚Im Him-
den Jahren, erzählt der Rentner oft und gerne.         mit einem der grauen Busse abtransportiert mel sehen wir uns alle wieder.‘ Die Bewoh-
                                                       wurde und darüber noch ausführlich berich- ner sind nicht wiedergekommen. Nein, die
1935 bis 1941: Als Kind im Wittekindshof               tet: „Wir mussten alle weg während des Krie- sind nicht gestorben. Umgebracht. Die Nazis
Rolf Jacobi hat in verschiedenen Wittekinds-           ges nach Gütersloh, Warstein, Lengerich. Ich haben das gemacht. Auch Friedrich Lach und
hofer Wohnhäusern gelebt und ab 1937 die               musste auch in eine andere Anstalt, weil hier Lothoff [?] haben sie ermordet aus dem Witte­
„Anstaltshilfsschule“ besucht. Er berichtet:           im Wittekindshof deutsche Soldaten rein soll- kindshof. Das waren Freunde.“
„Früher war das streng hier. Zwischendurch             ten. Weil Krieg war, wurde die Anstalt auf-          Rolf Jacobi ist in Niedermarsberg zur Schule
gab es ab und zu mal Schläge. Die haben das            gelöst.“ Im Herbst 1941 wurden 958 Bewoh- gegangen und hat gearbeitet: „Ich habe in der
mit mir auch gemacht, mit Stöcken wegen                nerinnen und Bewohner abtransportiert. Schälstube Kartoffeln geschält, im Hüttentrupp
einer Kleinigkeit. Es gab Körperwickel. Die            Rolf Jacobi kam zusammen mit 332 „Pfleg­ mit Schaufel und Schippe und in der Landwirt-
wurden strammgezogen – als Strafe, nicht               lingen“ in die Provinzial-Heilanstalt nach Nie- schaft. Die Pfleger waren nicht so streng, die
als Therapie. Es gab Schläge und Haue. Das             dermarsberg. Ein Teil der Jugendpsychiatrie haben nur aufgepasst, dass wir nicht weglau-
                                                                                                         fen. Wir sind zu Fuß gelaufen mit den Rindern
                                                                                                         und hatten Stöcke – aber gehauen haben wir
                                                                                                         nicht, nur gezeigt, wo sie hin­gehen sollen.“

                                                                                                          Flucht aus Niedermarsberg
                                                                                                          Nach Ende des Krieges, am 3. März 1946 ist
                                                                                                          Rolf Jacobi aus Niedermarsberg geflüchtet:
                                                                                                          „Ich wollte zurück nach Wittekindshof, weil
                                                                                                          ich da gewohnt habe von Kindheit auf. Ich
                                                                                                          bin weggelaufen. Das war zu streng in Nie-
                                                                                                          dermarsberg. Wir hatten keinen Ausgang.
                                                                                                          Das Essen war knapp: Ich bin nach der Brot-
                                                                                                          stube gegangen, Brot holen. Es war immer
                                                                                                          zu wenig. Eine nette Schwester hatte die
                                                                                                          Brotstube, die hat einem immer Butterbrot
                                                                                                          gegeben. Die Türen waren nachts abge-
                                                                                                          schlossen. Ich bin durchs Fenster gegangen
                                                                                                          unten im Schuhkeller. Aber ich habe nichts
                                                                                                          kaputt gemacht. Das Fenster war auf. Ich
                                                                                                          bin durch die Gitterstangen, die waren ein
                                                                                                          bisschen breit. Ich bin über den Hof gegan-
„Alles Behinderte“, erklärt Rolf Jacobi als er das Bild vom Schulunterricht in Niedermarsberg sieht und   gen, durch den Bogen. Die haben mich nicht
erkennt sofort die katholischen Schwestern mit ihren auffälligen großen weißen Hauben wieder.             geschnappt. Ich bin gelaufen und dann mit

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Was macht eigentlich …

Rolf Jacobi hatte früher eine Bastelstube in Haus Bethanien. Werkzeuge sind heute noch seine Leidenschaft. In seinen Schränken bewahrt er einige alte Radios auf,
die auch noch spielen – so wie früher.

dem Zug gefahren über Altenbeken. Ganz                Faszination Strom und Werkzeug                            Die Bastelkammer ist Geschichte. Aber
alleine. Ich habe Geld gebettelt. Die Fahr-           Rolf Jacobi hat im Wittekindshof in verschie-          zwei kleine Schränke in seinem Zimmer sind
karte habe ich von armen Leuten bekommen,             denen Häusern und für kurze Zeit auch in               gefüllt mit seinen Schätzen: Sortierkästen mit
die wollten mir doch helfen. Essen vom Roten          Gronau gelebt. Gearbeitet hat er im Gar-               Schrauben, Kleinwerkzeuge, Lampen, Radios,
Kreuz – Steckrübeneintopf. Als ich wieder im          ten, hat auf den Feldern Kartoffeln und bei            Kassettenrecorder, Mehrfachstecker, Verlän-
Wittekindshof war, haben die sich gefreut,            den Bauern Eier gesammelt. Ein altes Foto              gerungskabel und Batterien.
mich wiederzusehen, und ich mich auch.“               der Küche in Haus Bethanien lässt seine                   Wenn er im Supermarkt mit dem Rollstuhl
                                                      Erinnerungen sofort wieder wach werden:                einkaufen fährt, lässt er das kleine Elektro-
Leben im Wittekindshof in der Nachkriegszeit          „Ich habe die Kessel geschrubbt und die                warenregal ansteuern und hat immer Geld
Die Flucht hat Rolf Jacobi in drei Tagen              kleinen Kippkessel saubergemacht und die               für etwas Neues in der Tasche. Noch viel lie-
geschafft. Der Wittekindshof war zu dieser            großen Kochtöppe.“ Aber er hat auch Essen              ber ist er aber in der Werkzeugabteilung im
Zeit auf das Haus Friedenshöhe, Schloss Ulen-         aus der Küche verteilt, war später Bote und            Baumarkt. Ansonsten besucht er gerne den
burg und die Betriebe beschränkt. Die übrigen         hat vor allem Kohlen geschleppt: „Das waren            Gottesdienst und ist offen für Aktivitäten der
Häuser waren seit 1. Juli 1945 von den Englän-        keine elektrischen Herde, sondern Kohle-               Tagesstrukturierenden Angebote oder der
dern beschlagnahmt. Auch daran erinnert sich          herde“, erklärt der Mann, der jahrelang in             Wohngruppe.
Rolf Jacobi: „Die Engländer haben auch hier           Haus Bethanien eine kleine Bastelstube
gewohnt, aber die haben uns nichts getan.             hatte, wo er repariert, geschraubt und sich            „Hauptsache, dass jetzt alles vorbei ist“
Als die Engländer wieder weg waren, sind              immer wieder etwas Neues mit Strom und                 Besonders gerne hat er es, wenn er Besuch
viele gekommen auch aus anderen Anstalten.            Lampen hat einfallen lassen. Wenn er auf               bekommt, oder von früher erzählen kann. Er
Es gab Stockbetten und große Schlafsäle. Wir          seine Kammer angesprochen wird, betont er:             beeindruckt mit vielen Details, aber macht
haben Schlipper [Sauerampfer] und Geeseln             „Ich habe aber keinen Blödsinn gemacht!“               auch deutlich: „Hauptsache, dass jetzt alles
[Giersch] im Straßengraben gesammelt, weil            Das ist dem Senior überaus wichtig und war             vorbei ist, dass es so streng war und die
das Essen knapp war. Das wurde als Spinat             wahrscheinlich seine Überlebensstrategie:              ermordet wurden.“
gekocht. Das hat aber gut geschmeckt. Hier            nichts falsch machen, niemanden ärgern,
war das Essen besser als in Niedermarsberg.“          nicht frech sein.                                                                           Anke Marholdt

                                                                                                                                      D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9   29
Blick zurück

Der Wittekindshof in Cuxhaven

„Es war ein Wagnis“, so werden die ersten           ter dem Wittekindshof. Dieser konnte die                steher Pfarrer Erich Eltzner zu Spenden auf,
beiden Ferienlager des Wittekindshofes im           Anlage kostenlos nutzen, musste aber für die            weil der Kauf nur durch Eigenmittel und
Jahr 1961 in Cuxhaven in einem Bericht an           Instandsetzung sorgen. Die konnte auch dank             Spenden finanzierbar war. Der evangelische
Freunde und Förderer bezeichnet. Erstmals           vieler ehrenamtlicher Helfer gewährleistet              Pressedienst (epd) schrieb dazu: „Der Kauf-
überhaupt wurden dort im September zwei             werden, die auch aus Cuxhaven kamen. Auch               preis wird von Kennern als günstig bezeich-
Zeltlager für „große Jungen“ angeboten. Vor-        das dazugehörige ehemalige Bauernhaus                   net. Der Wittekindshof erhielt den Zuschlag in
her hatte es lediglich Ausflüge in die nähere       konnte zu dieser Zeit mitgenutzt werden. Es             Konkurrenz zu interessierten Maklern.“
Umgebung des Wittekindshofes und seiner             wurde mit einfachen Mitteln ausgebaut und
Zweig-Einrichtungen gegeben. Nun wagte              um ein neues Gebäude als Tagesraum erwei-               Investition für Neubau
die Einrichtungsleitung eine mehrere Tage           tert. Die Zeltbaracken verschwanden im Laufe            Für die dauerhafte Nutzung waren nun Inves-
dauernde Ferienfahrt an die Nordsee, in die         der Zeit, so dass nur noch das Haus als Feri-           titionen notwendig, da das Freizeitheim in
Zeltbaracken des Jugendlagers des Kirchen-          enheim genutzt wurde.                                   der Regel nur während der Saison genutzt
kreises Vlotho. Das Lager befand sich im Cux-                                                               werden konnte, weil Heizungen fehlten. So
havener Stadtteil Döse auf dem Grundstück           Moderne Angebote                                        war es durchschnittlich nur an 200 Tagen
eines ehemaligen Bauernhofes, das der               Mit Gründung des Freizeitwerkes im Jahr 1970            im Jahr belegt, so dass bis zu 600 Bewoh-
Döser Kirchengemeinde St. Gertrud gehörte.          übertrug man diesem neuen Bereich auch die              nerinnen und Bewohner im Jahr dort ihren
                                                    Zuständigkeit für das Feriendomizil an der              Urlaub verbringen konnten. Das waren zu
Urlaub mit vielen Freiheiten                        Nordsee. Das Freizeitwerk machte gruppen-               jener Zeit mehr als ein Viertel der Wittekinds-
An der Ferienfreizeit nahmen vor allem              übergreifende und gemischtgeschlechtliche               hofer Bewohnerschaft. Außerdem war das
Bewohner teil, die keinen Kontakt zu ihren          Freizeit- und Urlaubsangebote für die Bewoh-            Heim veraltet und entsprach beispielsweise
Familien hatten und so seit Jahren nicht mehr       nerschaft — eine Neuerung im Wittekindshof.             durch die beengte Wohnsituation nicht einem
oder noch nie im Urlaub waren. Für manche              1990 bot sich dann die Möglichkeit, der St.-         behindertengerechten Standard.
sollte es eine erste kleine Probe sein, sich        Gertrud-Gemeinde das circa 2700 Quadrat-                    Deswegen entschloss man sich, einen
„außerhalb der besonderen Welt der Anstalt“         meter große Grundstück mit seinen Gebäu-                Neubau zu errichten. Der Entwurf stammte
zu bewegen. Auch für die Mitarbeitenden, die        den für 400.000 DM abzukaufen. Beim
je zu viert ein Ferienlager betreuten, war diese    Jahresfest 1990 rief der Wittekindshofer Vor-
Freizeitmaßnahme eine ganz neue Aufgabe:
Hier konnten sie den Tagesablauf der Teilneh-
mer viel freier und lockerer gestalten, als es im

                                                                                                                                                              indshof
Anstaltsalltag möglich gewesen wäre.                                                    chtfest gefeiert.
                                                                      z 1994 wurde Ri
    Der Versuch gelang, und nachdem auch             Neubau: Im Mär                                                                                            © Archiv Wittek

die Mitglieder der Kirchengemeinde in Döse
sich lobend über die Wittekindshofer geäu-
ßert hatten, konnten die Ferienlager im Nord-
seebad auch in den Folgejahren fortgesetzt
werden.

Regelmäßige Fahrten
Die Urlaubsfahrten von Wittekindshofer
Gruppen in das Jugendlager in Cuxhaven fan-
den nun regelmäßig statt. Der Kirchenkreis
Vlotho, der das Gelände von der St.-­Gertrud-
Gemeinde gepachtet hatte, überließ es spä-

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