Durchblick Diakonische Stiftung Wittekindshof
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Grenzen Editorial Liebe Leserinnen und Leser, für uns im Wittekindshof ist der Umgang mit Grenzen eine sehr anspruchsvolle Frage, in der Vergangenheit, aber auch aktuell. Durch unsere beiden Geschichts * „Als wären wir zur Strafe hier“ studien* wissen wir einiges über frühere Grenzen. Der Zeitzeuge Rolf Jacobi (3. Aufl. Bielefeld 2012) sowie berichtet in diesem Heft, wie fast 1000 Bewohnerinnen und Bewohner von den „Der das Schreien der jungen Raben Nazis aus dem Wittekindshof abgeholt und in staatliche Anstalten verbracht wurden. nicht überhört“ (Bielefeld 2012), jeweils verfasst von Für sie gab es kein Entrinnen über die Grenzen dieser Einrichtungen, ungefähr die Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl Hälfte von ihnen ist dort verstorben. und Dr. Ulrike Winkler. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Wittekindshof so überfüllt von Klienten, dass auch ihnen dort Grenzen gesetzt wurden, die problematisch waren. Viele Beschränkungen, offene Gewalt, teilweise sogar Misshandlungen mussten sie er- leiden. Meist von den viel zu wenigen Mitarbeitenden, die deshalb oft überfordert waren und sich nicht anders zu helfen wussten. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Die Frage des Umgangs mit Grenzen stellt sich aber für unsere Arbeit auch heute. Wir unterstützen in einigen spezialisierten Angeboten zum Beispiel auch Menschen, die aufgrund ihrer geistigen oder psy chischen Behinderung mit zum Teil gravierenden Verhaltensauffälligkeiten einen sehr hohen Unterstützungsbedarf haben. Da ist es manchmal auch nötig, ihnen zu ihrem eigenen Schutz Grenzen zu bieten. In diesem Heft wird deutlich, dass Grenzen beides beinhalten: die Gefahr, aus gegrenzt zu werden und dabei Gewalt zu erleiden, aber auch die Chance, durch diese Grenzen Schutz und Ruhe zu finden. Lassen Sie sich mitnehmen in dieses anspruchsvolle Thema. Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher 2 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Diakonische Stiftung Wittekindshof 2 Editorial 4 Auf einen Blick Zusammen bauen Thema Grenzen 6 Grenzen und Gewalt Wittekindshofer Themen 18 Leitungswechsel in der Mitte 19 Liebe²-Projekt gewinnt Regionalstar 20 Neue Hauswohngemeinschaft am Nordring 21 Fachtagung „Adipositas und Intelligenzminderung“ 22 5. Internationaler PWS-Kongress 22 Impressum 23 BGM: Gesundheitsförderung im kleinsten Rädchen 24 Neues Familienzentrum mit Leben gefüllt 25 Wir gratulieren 28 Was macht eigentlich…? Rolf Jacobi: „Ich wollte zurück nach Wittekindshof“ 30 Blick zurück Der Wittekindshof in Cuxhaven 32 Einblick Werner Nauerth: Bundesteilhabegesetz? Yes, we can! 34 Auf ein Wort Grenzen weiten Foto Titel und Seite 3: Tim Roßberg D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 3
Grenzen Grenzen und Gewalt Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke Es gehört zu den Kernfragen unserer heutigen ist Theologischer Vorstand der Gesellschaft, wie man mit Grenzen umgeht, wel- iakonischen Stiftung W D ittekindshof che Erfahrungen von Ausgrenzung und Gewalt und hat sich von Anfang an für das dabei gemacht werden und wie man gesellschaft- Zustandekommen des Kunst- und lich gesetzte Grenzen überwinden kann. Auch der D esignprojektes eingesetzt. Wittekindshof möchte mit seiner Arbeit dazu bei- tragen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Mit dem Thema „Grenzen und Gewalt“ hat sich deshalb auch das Kunst- und Designprojekt befasst, das wir zusammen mit der Justizvollzugsanstalt und dem international renommierten Museum für zeitge- nössische Kunst Marta Herford durchgeführt haben. Zweijähriges Kunst- und Designprojekt Um das Projekt zu realisieren, waren viel Engage- ment – auch durch weitere Mitarbeitende aus den beteiligten Institutionen – und eine umfangreiche Förderung durch die Aktion Mensch nötig. Im Pro- jekt haben die international bekannten Künstler Matthias Megyeri (Stuttgart) und Ingrid Hora (Ber- lin) 2017/2018 vier Workshops gestaltet, in denen sich etwa 50 Menschen mit Behinderung und Inhaftierte mit Ernst und Leichtigkeit mit dem für sie ganz existenziellen Thema auseinandergesetzt haben. In den Workshops wurde gelacht, aber auch ernsthaft auf das geachtet, was jeder Einzelne zu sagen hatte: mit Worten, Skizzen, Gesten, Gemäl- den, Skulpturen, in Spielszenen und durch viele andere Ausdrucksformen. Die Workshops selbst haben Raum geschaffen, um Grenzen zu überwin- den. Vorurteile konnten gerade unter den Inhaftier- ten und den Menschen mit Behinderung abgebaut werden. Teilnehmende haben neue Wege einge- schlagen, sind persönlich vorangekommen, haben waren 2016 im Marta Herford zu sehen. Das Museum aber auch den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt. hatte damals Objekte aus dem Wittekindshof in der Viele Objekte wurden mit Skizzen, Prototypen, Ausstellung „Brutal schön – Gewalt und Gegen- Fotos und einem Dokumentarfilm in einer Ausstel- wartsdesign“ gezeigt. Sie waren Beispiele für struk- lung im Marta-Forum gezeigt. Eine kleine Auswahl turelle Gewalt in der Behindertenhilfe. ist in diesem Durchblick zu sehen. Das Projekt schließt an eine Ausstellung des Geschichte der Gewalt und Ausgrenzung Museums Marta Herford an, an der wir bereits vor Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Wittekinds- einigen Jahren beteiligt waren. Fixiergurte, Medika- hofer Geschichte hatte bestätigt, was Augenzeu- mente, Prügelstöcke und ein schwerer Bohnerbesen gen über frühere Zeiten berichten: Menschen mit aus der historischen Sammlung des W ittekindshofes Behinderung haben sehr oft Ausgrenzung und 6 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Grenzen Im Rahmen des Kunst- und Designprojekts hat der erste von vier Workshops im und rund um das Wittekindshofer Kunstatelier stattgefunden. Matthias Megyeri (sitzend, 1.v.r) und Ingrid Hora (1.v.r.) haben spielerisch-kreative Wege zum Umgang mit „Grenzen und Gewalt“ angeboten. damit zusammenhängend auch Gewalt erlebt, derung haben auch heute ein überdurchschnittlich beispielsweise durch Freiheitsberaubung, Schläge, hohes Risiko, Opfer von Ausgrenzung und Gewalt Ruhigstellungen, sexuelle Übergriffe und Demü- zu werden. Auch die Behindertenhilfe selbst kann tigungen. Obwohl der Wittekindshof seit über ein Nährboden dafür sein, wenn nicht konsequent 130 Jahren Menschen mit Behinderung unterstützt Strukturen geschaffen und aktiv mit Leben gefüllt und zumindest in den letzten zehn Jahren die Teil- werden, die Gewalt verhindern. Grenzen müssen habe und Inklusion in den Mittelpunkt gerückt auch heute manchmal in der Behindertenhilfe hat, ist auch die Geschichte des Wittekindshofes in gezogen werden. Alle Beteiligten müssen deshalb Teilen eine der Ausgrenzung und Gewalt. darauf achten, dass sie nicht in Gewalt ausarten. Aber das Thema ist nicht nur ein geschichtliches, Es müssen konkrete Maßnahmen ergriffen werden, es ist zugleich hochaktuell. Menschen mit Behin- die Gewalt verhindern. In unserer Fachkonzeption D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 7
Grenzen Da Inhaftierte auf Fotos nicht erkennbar sein dürfen, haben sich beim Workshop in der Justizvollzugsanstalt Herford alle ein Blatt Papier vor das Gesicht gehalten. Beim kreativen Arbeiten wurden unsichtbare Mauern abgebaut: „Das sind Menschen, so wie du und ich,“ erklärte Christoph Müller. Gewaltprävention sind Grundlagen dafür beschrie- und der Wittekindshofer Kunstpädagoge Andrzej ben. In den Blick genommen wird Gewalt, die von Socala das Kunst- und Designprojekt „Als wären wir Mitarbeitenden oder von Personen ausgeht, die zum Spaß hier – Grenzen und Gewalt“ angestoßen. Angebote des Wittekindshofes nutzen, oder auch Der Titel spielt auf die wissenschaftliche Publikation von Dritten. Menschen mit Behinderung sind zwar zur Wittekindshofer Geschichte „Als wären wir zur überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt, sie kön- Strafe hier“ an, die von Prof. Hans-Walter Schmuhl nen aber auch Täter oder sogar beides sein. Gewalt und Dr. Ulrike Winkler 2011 erstellt wurde. muss erkannt und in jedem Fall klar benannt wer- Bei der Planung des Kunst-Projektes war von den. Bei entsprechenden Verdachtsfällen werden Anfang an die Justizvollzugsanstalt Herford im heute anders als früher konsequent polizeiliche Blick. Auch sie hatte bei der früheren Ausstellung Ermittlungen eingeleitet und Strafanzeige erstellt. „Brutal schön“ mitgewirkt. Zudem verfügen Inhaf- tierte meistens über intensive Erfahrungen im Umgang mit Gewalt Umgang mit Grenzen und Gewalt. Zu diesem professionellen Umgang mit Fragen von Lassen Sie sich von den Werken, die für diese Ausgrenzung und Gewalt gehören aber nicht nur Ausstellung entstanden sind, auf den folgenden Fachkonzepte, sondern auch kreative Zugänge. Des- Seiten inspirieren, und von dem, was die Künstler wegen haben die Marta-Kuratorin Friederike Fast dadurch zum Ausdruck bringen wollen. 8 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Grenzen Das Marta Herford wurde nach Plänen des amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry gebaut. Die meterhohen geschwungenen Wände boten ein ganz besonderes Ambiente für die Ausstellung zum Abschluss des Kunst- und Design projektes. Foto: Hans Schröder © Marta Herford, 2019 D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 9
Grenzen Der Strich mit zwei Punkten heißt: Die Mauer trennt uns. Die Mauer steht zwischen drinnen und draußen. Fünf Punkte sind meine Zelle und ich: vier Wände, die mich umgeben und ich mittendrin. Inhaftierte haben das Würfelspiel entwickelt. Alle, die außerhalb der Mauern leben, lernen erst langsam, was die Ereignisfelder im Gefängnisalltag bedeuten. Foto unten: Tim Roßberg 10 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Grenzen Frank Kalinna aus Herford: „Ich fühle mich oft ausgestoßen, ausgegrenzt. Ich bin immer Außenseiter. Die anderen ziehen die Grenze. Im Projekt war das anders. Da habe ich mich anerkannt gefühlt.“ Ich habe ein Schild gemalt für meine Tür: Ruhe, raus. Ich tue keinem weh. Früher war ich manchmal bei einer Schlägerei. Meine Tante hat mir etwas beigebracht: tief einatmen und wieder ausatmen statt losschlagen. D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 11
Freiheit Grenzen Mandy Gartz aus Bünde: „Grenzen sind wichtig, bei Streit, wenn einer weint und der andere sich darüber lustig macht. Aber man kann auch Grenzen machen, um Streit zu vermeiden und sich aus dem Weg zu gehen.“ Die Tür ist eine Grenze, die ist ganz weit oben zum Zumachen. Wenn man die Leiter nicht runterlässt, hat man richtig Ruhe. 12 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Grenzen Ich habe ein ganz großes Eis gemacht. Ein Traum von Eis, das alle Grenzen sprengt, weil es riiiiiesig ist. Ich mag sehr gerne immer Eis essen. Jedes Eis ist zu klein und zu schnell aufgegessen. Das ist ein Fantasie-Eis. Die Eiskugeln kleben außen an der Waffel, und in der Waffel ist auch ganz viel Eis. Sascha Jennebach aus Vlotho: „In der Projektwoche ging es ums Thema Grenzen. Das war sehr schön und hat viel Spaß gemacht.“ Foto unten: Tim Roßberg D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 13
Grenzen Ich habe eine Motorik-Schleife für die Gefängnismauer gebaut. Sie soll oben drauf stehen statt Nato-Draht. Dann kann man spielen wie die Kinder und ist b eschäftigt und vergisst das Ausbrechen. D.R. verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Herford und hat zwei kleine Kinder. Im Gesetz sind zusätzliche Besuchszeiten für minderjährige Kinder in der Justizvollzugsanstalt in kindgerechten Besucherzimmern vorgesehen. Fotos: Tim Roßberg 14 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Grenzen Fotos: Tim Roßberg Patrick Schütte aus Vlotho: „Im Kunstprojekt hat das Spiel Spaß gemacht. Ich habe mein Land verteidigt, dass da keiner reinkommt. Das Land war abgeteilt. Die Bänder waren die Grenze. Wir hatten Waffen, aber das waren keine echten. Dann habe ich meine Hände in zwei Löcher reingesteckt wie ein Gefangener mit Handschellen. Das fühlte sich nicht so gut an.“ Das ist eine Rakete für mein Fahrrad. Ein Düsenantrieb von ’ner Rakete. Ich habe das Feuer aufgemalt, ausgeschnitten und aufgeklebt. Dann ist mein Fahrrad so schnell wie eine Rakete. D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 15
Grenzen Eva Gartz aus Bünde war beeindruckt vom Pendeln: „Die Gefangenen werfen ein Band von einem Fenster zum anderen und ziehen daran Kaffee oder Tabak rüber. Eigentlich ist das verboten, aber die machen das trotzdem.“ Die Gitter nutzen sie als Kühlschrank und Regal. Die sind da wegen Drogen und Schlägerei. Manche waren mir nicht sympathisch. Die meisten waren nett. Man kann sich nicht vorstellen, dass die so schlimme Sachen gemacht haben. 16 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Grenzen Ich habe eine Uhr mit Schlüsseln gemacht, weil die mich an das Klicken der Schlüssel in den Zellentüren erinnert. Das Klicken ist zu hören, wenn die Gefangenen Freigang haben oder zur Arbeit gehen. Jan Unger aus Bad Oeynhausen: „Es ist spannend zu erfahren, wie die im Gefängnis leben, aber da rein will ich auf keinen Fall. Ich liebe meine Freiheit, mich mit meinem Freundeskreis zu treffen. Ich will nicht immer abgeholt und zurückgebracht werden von der Arbeit wie im Gefängnis, sondern alleine mit dem Bus fahren.“ Fotos: Tim Roßberg D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 17
Wittekindshofer Themen Hartmut Wloka geht in den Ruhestand – Bernd Samson baut den Sozialen Zentraldienst auf Leitungswechsel in der Mitte Foto: Anja Kruse Stefan Teschlade (35) hat zum Noch bis zum 14. Juni steht ihm Im Geschäftsbereich Wohnen Bernd Samson wird von Juli 1. April die Geschäftsbereichs Hartmut Wloka zur Seite. Der XI wird der Wechsel am 1. Juli an die Leitung des Zentralen leitung von Hartmut Wloka ehemalige Geschäftsbereichs- vollzogen. Dann übernimmt Sozialdienstes im Gesamt- übernommen. Teschlade stu- leiter arbeitet seinen Nachfol- Matthias Jacobstroer die planverfahren gemäß Bundes- dierte Geografie, Soziologie und ger ein, bevor er sich in den Geschäftsbereichsleitung von teilhabegesetz für die Kreise Soziale I nklusion in Bochum. Ruhestand verabschiedet. Bernd Samson. Der 39-Jährige Minden-Lübbecke und Herford Bereits während seines Studi- 41 Jahre lang war Wloka für den ist gelernter Bankkaufmann, übernehmen. Er ist seit 1986 im ums war er bei der Lebenshilfe Wittekindshof tätig. Er machte studierte anschließend P olitik- Wittekindshof tätig, absolvierte tätig, unter anderem im Grup- eine Diakonenausbildung, und Rechtswissenschaften eine Diakonenausbildung und pendienst und dem Familien- erlernte den Beruf des Erzie- in Bonn und arbeitete in der ließ sich zum Krankenpfleger unterstützendem Dienst. Später hers und durchlief zahlreiche Privatwirtschaft. Achteinhalb ausbilden. In Osnabrück stu- arbeitete er für das Sozialwerk Stationen im Wittekindshof: Jahre hatte er die Geschäfts dierte er Pflege- und Gesund- St. Georg, zunächst als Betreu- Unter anderem war er im Haus leitung eines diakonischen heitswesen, in Bethel Sozial- ungskraft, als Projektleitung und Hauptstraße, im Vorwerk, Haus- Integrationsunternehmens und Gesundheitsmanagement. zum Schluss als Regionalleitung vater in Weserland/Ravensberg inne. „Ich freue mich, die Seit 2009 war Samson als für stationäre und ambulante und später in Bethanien, bevor Strukturen, die in der Region Geschäftsbereichsleitung an Angebote in Gelsenkirchen. er 2011 die Leitung in Hamm aufgebaut wurden, zu festi- der Regionalisierung in Herne „Ich möchte die gute Arbeit von übernahm. „Jeder Teil meines gen und weiter zu entwickeln, und Oberhausen beteiligt und Hartmut Wloka fortführen und beruflichen Weges war intensiv. weitere Angebotsfelder zu unterstützte bei Projekten wie zudem das Ambulant Unter- Aber in Hamm Neues gestalten erschließen und den Witte- dem Aufbau der Wohnange- stützte Wohnen weiter aus- zu können, war besonders. Die kindshof im Ruhrgebiet noch bote Burgstraße, Mont-Cenis- bauen“, kündigt Teschlade an. Netzwerk- und Aufbauarbeit war bekannter zu machen“, sagt Straße und Bielefelder Straße spannend und die Arbeit mit der Gelsenkirchener. sowie dem Aufbau eines Kin- den Kollegen sowieso. Ich bin der- und Jugendbereiches kein Chef, der von oben herab und PWS-Angeboten in Ober etwas anordnet. Ich bin Team- hausen. Neben der Leitung des Mensch“, sagt Wloka. Im Ruhe- Geschäftsbereichs übernahm er stand will er sich Zeit nehmen 2014 auch den Aufbau und die für sein Hobby Fotografie und Geschäftsführung der Koope hat große Fahrradtouren mit rationsgesellschaft SeLe. seinem E-Bike geplant. 18 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wittekindshofer Themen Edeka und Wittekindshof schenken reifen Früchten zweites Leben Liebe²-Projekt gewinnt „Regionalstar 2019“ Extrareifen Früchten und weniger perfektem Obst eine zweite Chance als leckeres Chutney geben und Menschen mit Behinderung somit einen anspruchsvollen und abwechslungs- reichen Arbeitsplatz bieten – das machen die EDEKA Minden-Hannover und die Wittekinds- hofer Werkstätten seit Sommer vergangenen Jahres unter dem Namen „Liebe²“ möglich. Die Zusammenarbeit zwischen Lebensmittelhänd- ler und Werkstatt für Menschen mit Behinde- rung wurde dafür mit dem „Regionalstar 2019“ in der Kategorie „Kooperation“ vom Branchen- magazin Lebensmittel Praxis auf der Internati- onalen Grünen Woche in Berlin ausgezeichnet. Liebe² aus der Manufructur Gekocht werden die Liebe²-Chutneys in der Wittekindshofer Manufructur, der neuesten Betriebsstätte der Wittekindshofer Werkstät- ten in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. Die Chutneys entstehen aus extrareifem Obst und Marco Mohrmann, kaufmännischer Vorstand (2. v.r.) schaut sich gemeinsam mit Dirk Hambrink (v.l.), nicht so perfekt aussehendem Gemüse, das Christian Deutschmann, Sven-Peter Trame, Paul Frindte und Melanie Backs an, wie die Liebe²-Produkte noch verzehrbar, aber nicht mehr verkäuflich in EDEKA-Märkten präsentiert werden. ist. Das Team der Manufructur holt das Obst und Gemüse direkt in den EDEKA-Märkten ab Center Minden, nahmen den „Regionalstar“ Kooperation wird ausgebaut und verarbeitet sie dann in Handarbeit mit viel stellvertretend bei der Preisverleihung ent- Die Kooperation zwischen der EDEKA-Regio Zeit und Liebe, damit sich das Aroma gut ent- gegen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- nalgesellschaft und dem Wittekindshof hat in wickeln kann. ter der Manufructur, die alle am Tag danach einem mehrstufigen Bewerbungsprozess die nach Berlin gekommen waren, haben wir am Experten-Jury überzeugt. Nach der schrift Wertschätzung der Mitarbeitenden Morgen nach der Preisverleihung überrascht. lichen Bewerbung folgte ein Interview. „Dabei „Wir haben uns sehr gefreut, diesen Preis Sie wussten nicht, dass wir den ersten Platz wurde auch insbesondere die Qualität der zu bekommen. Es ist eine besondere Wert- belegt haben und haben sich gefreut und laut neu geschaffenen Arbeitsplätze hinterfragt, schätzung der Menschen mit Behinderung, gejubelt. Das ist eine wichtige Anerkennung auf die wir sehr viel Wert legen. Die Arbeit die täglich Liebe²-Produkte herstellen und für Ihre Arbeit“, sagt Neumann. ist anspruchsvoll, die Lebensmittelproduktion die hauptsächliche Arbeit machen“, betont erfordert Sorgfalt, Ausdauer und Fachkennt- Bereichsleiter Diakon Christian Neumann. nis“, sagt Neumann, der sich freut, dass die Er und Darius Kutz, Marktleiter im EDEKA- Kooperation ausgebaut werden soll. Deutliche Zeichen Gemeinsam mit dem Wittekindshof will Edeka weitere Märkte in der Region rund um Minden mit den Liebe²-Produkten beliefern. „Men- schen mit Behinderung sind fester Bestand- teil unseres genossenschaftlich organisierten Unternehmensverbunds. Mit dieser beson deren Kooperation setzen wir ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung und zei- gen gleichzeitig soziale Verantwortung durch Integration und Teilhabe“, betont Bettina Stolt von der EDEKA Minden-Hannover. D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 19
Wittekindshofer Themen WLV baut zwölf Wohnungen Werner Schmadel von der Diakonischen Stif- tung Wittekindshof. Die jüngere Generation Neue Hauswohngemeinschaft am Nordring etwa bevorzuge stationäre Angebote für Kin- der und Jugendliche, die in den eigenen vier Wänden leben. Dafür fehlen derzeit jedoch Folgeangebote. Außerdem würden Menschen mit Mehrfachbehinderungen oder Menschen, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters oder chronischer Erkrankungen mehr Unter- stützung brauchen, weiterhin so selbstbe- stimmt wie möglich wohnen wollen. Mit dem neuen Appartementhaus kön- nen nun echte Perspektiven geboten werden. Entstehen wird ein dreigeschossiger Bau mit elf Wohnungen sowie ein Appartement für zwei Personen im ersten Obergeschoss. Alle Wohnungen sind barrierefrei und somit von Rollstuhlfahrern und Frauen und Män- nern bewohnbar, die auf Gehhilfen ange- wiesen sind. Zu jeder Wohnung gehören ein Wohnraum mit Kochzeile, ein Bad, ein Schlafzimmer, ein Hauswirtschaftsraum, in dem auch Rollstühle abgestellt werden kön- Weil Wohnangebote für Menschen mit Behin- des Westfalen-Lippe (LWL) baut ein Apparte- nen, sowie eine Terrasse oder ein Balkon. Im derung in Bünde fehlen, schafft die West menthaus in Innenstadtlage am Nordring. Die Erdgeschoss wird es zusätzlich zu den priva- fälisch-Lippische Vermögensverwaltungs- Arbeiten sind bereits in vollem Gange. ten Wohnräumen eine Gemeinschaftswoh- gesellschaft (WLV) aus Münster Abhilfe: Das „Die Ansprüche der Menschen verändern nung geben, die die Mieter und Mieterinnen Tochterunternehmen des Landschaftsverban- sich im Laufe des Lebens“, erklärt P rojektleiter gemeinsam nutzen können. Foto: Katharina Prüßner Foto: Dieter Homann Bad Oeynhausen Gronau Azubis des Berufsbildungswerkes überzeugen Integrationspreis für Stadtteilfest Kesibana Chlebowicz, Robin Berheide und das Berufsbildungswerk Das Stadtteilfest im Gronauer Westen im vergangenen September war der Diakonischen Stiftung Wittekindshof sind von der Industrie- und ein großer Erfolg, das war den Organisatoren und Besuchern schnell Handelskammer (IHK) Ostwestfalen-Lippe für ihre überdurchschnitt- klar. Nun ist es mit dem Integrationspreis „Gronau verbindet“ ausge- lichen Leistungen ausgezeichnet worden. Robin Berheide, der seine zeichnet worden. Der Integrationsausschuss der Stadt Gronau hatte Ausbildung zum Lagerfachhelfer erfolgreich abgeschlossen hat, wurde sich unter drei Bewerbern für das Fest, das von mehr als 20 Vereinen für seine sehr gute Prüfungsleistung sogar als einer der zwei besten und Institutionen ausgetragen wird, entschieden. Im Wittekindshof Auszubildenden seines Faches in Nordrhein-Westfalen von Minister- Gronau und dem Kinder- und Jugendzentrum „Luise“ liefen die Fäden präsident Armin Laschet geehrt. für die Organisation des Festes zusammen. 20 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wittekindshofer Themen Fachtagung „Adipositas und Intelligenzminderung“ Erfahrungen in der Anfangsphase profitieren können, ist das gut“, sagt der Wittekindshofer Hohe Nachfrage an spezialisierten Wohnplätzen Adipositas-Experte Dr. Norbert Hödebeck- Stuntebeck. Die Nachfrage nach Wohnplät- In Zusammenarbeit mit dem Landschafts- kräfte Adipositas ausgebildet, Selbsthilfe- zen für Menschen mit geistiger Behinderung verband Westfalen-Lippe (LWL) hat der Wit- gruppen eingerichtet und vieles mehr. Doch und Adipositas sei hoch und der Wittekinds- tekindshof zum zweiten Mal einen Fachtag wir wollen das Konzept weiterentwickeln. hof werde angesichts des Bedarfs langfristig zum Thema „Adipositas und Intelligenz- Wenn andere Einrichtungen von unseren sein Angebot ausweiten. minderung“ ausgerichtet. Mehr als 120 Teil- nehmer aus 40 Einrichtungen der Behin- dertenhilfe nahmen daran teil. Ziel war es, das Thema Übergewicht und Adiposi- tas, insbesondere die Prävention und die Unterstützung von Menschen mit geistiger Behinderung, weiter in den Fokus der Ein- gliederungshilfe zu rücken. Neben einem Rückblick über das seit der ersten Fach tagung 2014 Erreichte bildeten Beiträge über die Unterstützung beim Aufbau von neuen Angeboten einen Schwerpunkt. In Work- shops wurden Lösungsansätze für Fragen erarbeitet, etwa die Ausstattung eines Kiosks in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) oder die Gestaltung eines Ernäh- rungs- und Bewegungsprogramms. „Der Wittekindshof hat bereits viel er- reicht: Wir haben das Adipositas-Modell Wittekindshof entwickelt, 35 beratende Fach- Bad Oeynhausen Ahaus Wohnen am Kurpark Wohnhaus auf ehemaligem Hallenbad-Gelände Für eine Jugendstilvilla direkt am Kurpark in zentraler Innenstadtlage in Auf dem Grundstück des ehemaligen Hallenbades in Ahaus hat der Bad Oeynhausen hat der Wittekindshof jetzt einen Mietvertrag unter- Wittekindshof ein zweigeschossiges Wohnhaus für 24 Frauen und schrieben. Die ehemalige Seniorenresidenz wird derzeit saniert. Dafür Männer mit Behinderung gebaut. Ein Nebengebäude bietet Räume werden unter anderem neue Fenster und Bäder eingebaut. Ab der zwei- für Tagesstrukturierende Angebote. Die beiden Gebäude bilden einen ten Jahreshälfte 2019 soll das Gebäude als Wohnhaus für Menschen mit geschützten Innenhof, der ebenso wie die Häuser barrierefrei gestaltet Behinderung genutzt werden. In den barrierefreien Wohneinheiten wird. Für alle 24 Bewohnerinnen und Bewohner gibt es ein Einzel werden jeweils vier Personen zusammen leben. Zusätzlich stehen zwei zimmer mit eigenem Bad. Auf jeder Etage sind zwei Wohneinheiten mit Doppelappartements zur Verfügung. Wohn-Esszimmer, Küche und Terrasse oder Balkon entstanden. D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 21
Wittekindshofer Themen 5. Internationaler PWS-Konferenz in München Grundlagenforschung trifft Praxis An der fünften Internationalen Konferenz für Beirates für professionelle Helfer der Inter- wort eines jungen Mannes mit PWS wegen professionelle Begleiter von Menschen mit nationalen PWS-Vereinigung. Mitveranstalter seiner klaren Positionierung gelobt hat. dem seltenen Prader-Willi-Syndrom (PWS) waren der Wittekindshof, die Regens Wagner Die Plenumsvorträge widmeten sich dem haben 2018 in München über 120 Experten aus Stiftung und deren gemeinsames Tochter aktuellen Forschungsstand, der Elternarbeit, 26 Ländern weltweit teilgenommen, darun- unternehmen, das PWS-Institut Deutschland. Traumatisierung, Motivation der Mitarbei- ter erstmals auch aus Vietnam, Katar, Irak und „Wenn Grundlagenforschung Praxis trifft, tenden und der psychologischen Diagnostik. Osteuropa. Vorbereitet hatten die Konferenz ist das bei einem so seltenen Syndrom sehr Es fanden Workshops zu den Themen „Früh- der Wittekindshofer PWS-Experte Dr. Norbert wertvoll. Wir konnten erleben, dass sich förderung“, „Freundschaft, Partnerschaft Hödebeck-Stuntebeck und sein Kollege Dr. Grundlagenforscher für die Praxis geöffnet und Sexualität“, „Möglichkeiten und Gren- Hubert Soyer aus der Regens Wagner Stif- haben“, erklärte Hödebeck-Stuntebeck, der zen der Selbstbestimmung“ oder „PWS und tung in Bayern mit weiteren Mitgliedern des darüber hinaus auch besonders das Gruß- Alter“ statt. Hamm Herne WLV baut an der Brentanostraße Wohnangebot für Menschen mit PWS Die Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft (WLV) In Herne an der Mont-Cenis-Straße 140 wird der Wittekindshof ein baut ein Appartementhaus in der Brentanostraße im Süden der Ham- neues Wohnhaus errichten. In dem zweigeschossigen, barriere- mer Innenstadt. Der Wittekindshof wird es als Hauswohngemeinschaft freien Bau werden zwölf Wohnplätze für Männer und Frauen mit nutzen. Es entstehen zwölf Einzelappartements: im Erd- und Dachge- Prader-Willi-Syndrom entstehen. Im Erdgeschoss werden sich fünf schoss jeweils zwei und in den Obergeschossen jeweils vier. Mit ange- Einzel-Appartements befinden, zwei davon rollstuhlgerecht. Im Ober passten Grundrissen, einigen speziellen Bau- und Technikdetails und geschoss entstehen eine Wohngemeinschaft für drei sowie eine für stufenlosen Duschen werden vier Wohnungen speziell für Menschen vier Personen mit barrierefreien Zimmern, die für Rollstuhlfahrer mit geistiger oder körperlicher Behinderung gebaut. geeignet sind. Zudem wird es ein Krisenzimmer geben. Baubeginn ist in diesem Sommer. Impressum Durchblick Zeitschrift der Diakonischen Stiftung Wittekindshof Texte und Fotos soweit nicht anders benannt: Anke Marholdt Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Herausgeber: Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, und Jaqueline Patzer. einung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. M Theologischer Vorstand (v.i.S.d.P.) Gestaltung und Layout: Wilfried Gandras, Hamburg Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion. Redaktion: Anke Marholdt, Jaqueline Patzer Druck: Druckerei + Verlag Kurt Eilbracht GmbH & Co KG, Löhne Zur Kirche 2, 32549 Bad Oeynhausen Gedruckt auf zertifiziertem 100-prozentigem Altpapier. info@wittekindshof.de Versand: Wiegmann GmbH, Petershagen 22 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wittekindshofer Themen Individuelle Teamtage in Minden genannt wurden die hohe Arbeitsbelastung, der Umgang mit Stress oder wenig Zeit für ge- BGM: Gesundheitsförderung im kleinsten Rädchen sunde Ernährung. All diese Themen wurden aufgegriffen. „Dank der Förderung ist es uns Die Mindener Heinz Riechmann-Stiftung hat Stuke und Sarah Bredemeyer. Bereits die Be- im BGM erstmals möglich gewesen, diese in- eine neue Form des Betrieblichen Gesund- darfsanalyse vor den Teamtagen sei von den dividuelle Gesundheitsförderung ins kleinste heitsmanagements (BGM) gefördert: indi- Mitarbeitenden als Wertschätzung aufgefasst Rädchen zu bringen. Neueste Studien zeigen, viduelle Teamtage zur Gesundheitsförde- worden, weil Anforderungen, Probleme und dass dies wichtig und besonders effektiv ist“, rung für die Wittekindshofer Mitarbeitenden Wünsche ernst genommen wurden. Häufig erklärte Lange-Riechmann. in Minden. Die Wünsche der sieben Teams waren verschieden und die umgesetzten Angebote reichten vom Kochevent über eine Radtour bis hin zu einem Schnupperkurs Yoga und Vorträgen zum Thema Stressbewältigung. „Wir wissen, dass Sie anspruchsvolle Arbeit leisten, indem Sie Menschen mit Behinde- rung unterstützen. Sie tragen Lebenszeit und Lebenskraft mit in die Stiftung ein. Daher ist es uns als Leitung ein besonderes Anliegen, unsere Mitarbeitenden bei der Gesundheits- förderung zu unterstützen“, sagte der Witte kindshofer Vorstand Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke. Vorbereitet, eng begleitet und a usgewertet wurden die Teamtage von Dr. Lieseltraud Lange-Riechmann, Wittekindshofer BGM-Ko- ordinatorin, und den Health Communication- Dr. Lieseltraud Lange-Riechmann (von links) und Jaana-Ann Schwennen bedanken sich bei Ute Kolbow Studentinnen der Universität Bielefeld, Milena von der Heinz Riechmann-Stiftung. D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 23
Wittekindshofer Themen Zweigeschossiger Bau an der Volker-Grabkowsky-Straße in Gronau arbeitet und jedes Kind willkommen ist, indi- viduell gefördert und begleitet wird. Dies soll auch in der geplanten Koopera- Neues Familienzentrum mit Leben gefüllt tion mit der benachbarten Lindenschule fort- geführt werden. „Wir wollen den Übergang Anfang November hat das Wittekindshofer kann den individuellen Bedürfnissen der Kin- von der Kita in die Schule für Kinder und Familienzentrum an der Volker-Grabkowsky- der Rechnung getragen werden“, sagt Julia Eltern fließender gestalten“, erklärt Reiner Straße in Gronau den Betrieb aufgenommen. Wolters, Leiterin des Familienzentrums. Sie Breder, der als Ressortleiter für die Angebote 55 Kinder von einem Jahr bis zum Einschu- betont, dass die Kindertageseinrichtung auf des Wittekindshofs im Kreis Borken zustän- lungsalter lernen und spielen gemeinsam in der Grundlage eines inklusiven Konzeptes dig ist. dem Neubau, den das Gronauer Familien unternehmen HOFF und Partner bauen ließ und der nun langfristig an den Wittekindshof vermieten worden ist. Entstanden ist ein zweigeschossiger Flach- dachbau mit etwa 660 Quadratmetern Brut- togeschossfläche und einer Außenspielfläche von etwa 700 Quadratmetern. Drei Gruppen finden im Neubau Platz, zwei im Erdge- schoss, eine im Obergeschoss. Dort befindet sich auch eine große Turnhalle, in der sich die Kinder austoben können, die aber auch als Mehrzweckraum genutzt werden kann. Das Frühstück und Mittagessen wird von der Wittekindshofer Zentralküche in Gro- nau geliefert und im Kinderrestaurant ein- genommen. „So bleibt mehr Platz in den Gruppenräumen, und die Spielbereiche kön- Übergabe an die neuen Nutzer: Amanuel und Nele nehmen den übergroßen Schlüssel von Architekt nen unterschiedlich genutzt werden. Somit Ingo Hoff entgegen. Bad Oeynhausen Gronau Inklusionspreis für besonderes Schulmodell Neue Leitung an der Herzogstraße Die Schule Wittekindshof ist gemeinsam mit der Grundschule Volmer- Maria Brüning leitet seit dem 1. Januar 2019 das Familienzentrum dingsen für das additiv-kooperative Schulmodell mit dem Wilhelm- (FAZ) Wittekindshof-Herzogstraße in Gronau. Die 55-Jährige stammt Brandt-Inklusionspreis ausgezeichnet worden. Vor zwei Jahren hatte aus Heek. Bevor sie die Leitung des FAZ übernahm, war sie als Koor- die Bewegung, Sport, Gesundheit (BSG) Bad Oeynhausen den Preis dinatorin eines offenes Ganztags in Heek tätig. 1983 schloss sie ihre ins Leben gerufen, ausgezeichnet werden Projekte und Personen, die Ausbildung zur Erzieherin mit dem Schwerpunkt Heimerziehung ab. sich für Inklusion einsetzen. Im additiv-kooperativen Schulmodell ler- Im Laufe ihrer Karriere hatte sie die Leitung von Kindertagesstätten nen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam, führen Projekte in Heek und in Konstanz am Bodensee inne. Zudem war sie in der durch und verbringen auch ihre Pausen zusammen. Schweiz in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung tätig. 24 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wir gratulieren Wir gratulieren Abschluss Berufskolleg Sie haben beste Berufsaussichten und sind begehrte Fachkräfte: die 97 Frauen und pfleger haben erfolgreich abgeschlossen: Maximilian Albrecht, Carolina Gnosa, Männer aus ganz Westfalen und dem angrenzenden Niedersachsen, die erfolg Helene Greb, Carina Hausfeld, Sebastian Lüsch, Julia Meyer, Jannik Weßling, (Bad reich ihre Examina abgelegt haben. In einer Feierstunde im Schloss Ovelgönne Oeynhausen), Jean-Pascal Dieth, Madlin Neubauer, Daniel Völker (Löhne), hat der Leiter des Evangelischen Berufskollegs Wittekindshof, Uwe Vogelpohl, Christoph Schilling (Vlotho), Yvonne Bockelkamp, Svenja Einig, Sabrina zusammen mit Vertretern des Lehrerkollegiums die Zeugnisse überreicht. Hüsemann (Bünde), Annkatrin Ramerman (Hiddenhausen), Jessica Evering, Marina-Isabell Marx (Kirchlengern), Ina Anselm, Kevin Andre Brinkmann, Jennifer Berufsausbildung und Schulabschlüsse: Vier Männer und 17 Frauen haben erfolg- Morkel, Jessica Müller (Herford), Monja Weßler (Hille), Sandra Peper (Espelkamp), reich die Ausbildung als Erzieher und Erzieherin abgeschlossen. 38 Personen Jacqueline Kröger (Hüllhorst), Carolin Schnelle (Preußisch Oldendorf), Denise konnten das Zeugnis als staatlich anerkannte Heilerziehungspflegerin und staat- Kehne (Rahden), Erik Beckschebe (Lübbecke), Steffen Guddei, Carolin Heuer, lich anerkannter Heilerziehungspfleger in Empfang nehmen. Die Basisqualifi Svenja Krutz, Heinrich Nickel, Marina Seifert (Minden), Madita Bertram (Porta kation als staatlich geprüfte Sozialassistentin oder -assistent mit Schwerpunkt Westfalica), Fanny Wintjes (Rinteln), Jasmin Betticher (Bielefeld), Gaby Deppe- Heilpädagogik haben ebenfalls 38 Personen erfolgreich abgeschlossen, von Roth (Bad Salzuflen), Jens Gudehus (Belm) und Fee Sandmann (Steinfurt). denen 16 zusätzlich an der Weiterbildung als Geprüfte Fachkraft für Arbeits- und Sozialassistenz mit Schwerpunkt Heilpädagogik: Die Ausbildung als staatlich Berufsförderung (GeFAB) teilgenommen haben. Parallel zur Berufsausbildung geprüfte Sozialassistentin oder -assistent mit Schwerpunkt Heilpädagogik haben haben 26 Absolventinnen und Absolventen die Fachhochschulreife, die Fachober- abgeschlossen: Carolin Ahlert, Sarah Luise Dorin, Jean Pierre Reitmeier, Hagen schulreife, zum großen Teil auch mit Qualifikationsvermerk oder den Hauptschul- Villemont, Jan-Hendrik Wickenkamp (Bad Oeynhausen), Gizem Göral (Löhne), abschluss erlangt. Sylwia Gözlükcü (Bünde), Tobias Stang (Hiddenhausen), Jacqueline Oberdiek Erzieherin und Erzieher: Die Ausbildung als staatlich anerkannte Erzieherin und (Kirchlengern), Angelika Kran (Lübbecke), Lea Darleen Gostmann, Luca Gröning stattlich anerkannter Erzieher haben erfolgreich abgeschlossen: Gizella Döbber, (Preußisch Oldendorf), Mojgan Aghajani, Bianca Fischer, Nele Marie Gäbel, Anna-Lena Grabe, Viktoryia Hansen, Laura Karlowski, Lea-Marie Langeleh, Annika Kimberly Lüttig, Niatti Meyer, Marie-Kristin Stieling (Minden), Lea Prieß, Michael Niederkofler (Bad Oeynhausen), Christina Homm, Vanessa Planke (Löhne), Max Post (Hille), Larissa Jürgensmeyer, Tatjana Nagel, Lisa Raap (Porta Westfalica), Born, Regina Lanert (Bünde), Yvonne Schmale (Rödinghausen), Pia Hans, Eva Celine Sherin Neugebauer (Paderborn) und Ella Hurlebaus (Bückeburg). Sundermeier (Hüllhorst), Jennifer Friedl (Lübbecke), Linda Nagel (Espelkamp), Weiterbildung als Geprüfte Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung (GeFAB): Bastian Zeßner (Minden), Lisa Estermann, Marcel Weichert (Hille), Lars Braun Sandra Sketsch (Löhne), Sabine Gärtner-Schulze, Jens Schönfeld (beide Hille), (Petershagen), Andrea Pahmeyer (Porta Westfalica) und Pia Sophie Quiring Rolf Kleemeier (Vlotho), Udo Kleimann (Kirchlengern), Petra Wiechert (Preußisch (Werther). Oldendorf), Peter Block (Leopoldshöhe), Thomas Büthe (Stadthagen), Ralph Heilerziehungspflegerin und Heilerziehungspfleger: Die Ausbildung als staatlich Dehne (Hameln), Erwin Kindermann (Warmsen), Jens Lewe (Gütersloh), Oleg anerkannte Heilerziehungspflegerin und staatlich anerkannter Heilerziehungs- Schmidt (Rinteln) und Norbert Thesing (Ahaus). D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 25
Wittekindshofer Wir gratulieren Themen Ruheständler Im zweiten Halbjahr 2017 und in den ersten sechs Monaten 2018 sind insgesamt über 50 Mitarbeitende der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in den Ruhestand gegangen. Sie wurden feierlich in einem Gottesdienst durch Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke, die Ressortleitung Personal, Elke Ruthenkolk, und den Vorsitzenden der Gesamtmitarbeitervertretung Christian Rüter verabschiedet. Zu den neuen Ruheständlern der Diakonischen Stiftung Wittekindshof gehören: Maria Harder, Doris Kalinski, Helma Meyer, Monika Stuke, Bärbel Heinrich, Heinrich Pankraz, Bärbel Wloka (Bad Oeynhausen), Bärbel Kuban, Gudrun Lüder, Helene Pfeifer, Ingo vom Holle (Löhne), Veronika Draganski, Ursula Meyer (Kirchlengern), Irmtraud Rosemuck (Espelkamp), Angelika Döpke (Hüllhorst), Udo Göcke, Inge Stockey (Lübbecke), Margarete Bröcker, Gisela Richter (Preußisch Oldendorf) Ulrich Fockelmann, Rita Hornung, Peter Nerbel, Ulrich Niemann, Manfred Peukert, Christel Lange (Minden), Dorothee Beyer, Ingrid Klenke, Klaus-Dieter Kricke, Marlies Wysocki, Ella Schmidtgall (Hille) und Sigrid Volking (Drensteinfurt). Soma-Abschluss Den Aufbaubildungsgang Sozialmanagement haben 22 Frauen und Männer erfolgreich abgeschlossen. Sie hatten in den letzten anderthalb Jahren den 15. Kurs am Evangelischen Berufskolleg Wittekindshof besucht. Der Leiter des Berufskollegs, Uwe Vogelpohl, und die Wittekindshofer Ressortleiterin Elke Ruthenkolk als Vertreterin des Schulträgers, haben die Zeugnisse an Mitarbeitende aus der Behindertenhilfe, verschiedenen anderen sozialen Arbeitsfeldern, aber auch aus einer Kirchengemeinde überreicht: Anna-Lina Schmidt, Katrin Thielking (Bad Oeynhausen), Philipp Hempelmann (Löhne), Daniel Lomberg (Enger), Louisa-Carolin Döding (Espelkamp), David Tiemeier (Hüllhorst), Jürgen Fricke (Lübbecke), Anna Ahrens (Rahden), Kathrin Zuther (Minden), Angela Lehmann (Porta Westfalica), Nadine Berks (Vlotho), Sybille Arnold (Herne), Sylvia Rupek (Oer-Erkenschwick), Jasmin Behrendt, Timo Johannes Leusing, Maren Springer (Gronau), Nikolas Fels (Melle), Agnes Nowak (Steinhagen), Lena-Marie Rodemeister (Bielefeld), Jasmin Godehard, Wilhelm Sawatzki (Hannover) und Fabian Röhrs (Hildesheim). 26 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Wittekindshofer Wir gratulieren Themen Einsegnung der Diakoninnen und Diakone Da Landeskirchenrat Professor Dr. Dieter Beese aus dem Bielefelder Landeskirchenamt kurzfristig erkrankt war, hat Vorstandssprecher Professor Dr. Dierk Starnitzke im Auftrag der Landeskirche die zwölf Frauen und Männer in das Amt als D iakonin und Diakon eingesegnet: Alina Engels, Loredana Flottmann, Anja Anik Husemeier, Dominik Marcel Puppe, Carolin Schürmann (Bad Oeynhausen), Marcel Eggert, Vanessa Niesel, Carsten Wehmeier (Löhne), Ilka Kuhle (Hiddenhausen), Marcel Kempa (Hille), Wilfried Bunk (Stolzenau/Niendorf) und Steffen Möller (Bielefeld). Den Festgottesdienst hat Dierk Starnitzke zusammen mit dem Ältesten der Brüder- und Schwesternschaft Diakon Christian Schwennen (1.v.l.) und dem Pfarrer der Brüder- und Schwesternschaft Michael Postzich (3.v.l.) gemein- sam gestaltet. Jubilare und neue Diakonische Mitarbeitende Geehrt wurden für das 50-jährige Einsegnungsjubiläum als Diakon Gerhard Hinkel (Wolfenbüttel) und Willi Riewoldt (Bad Oeynhausen). Vor 40 Jahren wurden als Diakon eingesegnet: Martin Hangebrauck, Martin Krietemeyer, Manfred Steinhauer (Bad Oeynhausen) und Gerhard Haseloh (Hille). Silbernes Diakonenjubiläum haben gefeiert: Silke Arndt, Ralf Benner, Susanne Büscher, Bernhard Höhr, Sabine Kulka (Bad Oeynhausen), Heike Arning, Andreas Luchtmeier, Matthias Palten (Löhne), Monica Bekemeier (Hüllhorst), Birgit Haberland, Christel Lange (Minden), Ulrich Hagemeier, Sonja Schnadthorst (Hille), Andreas Wobig (Porta Westfalica), Bernd Samson (Kirchlengern) und Achim Steinmeier (Bünde). Für 25-jährige Tätigkeit als Diakonische Mit arbeitende geehrt wurden: Ingrid Steinhauer (Bad Oeynhausen), Heike Schmalbrock (Hille) und Hartwig Sassenberg (Rahden). Als neue Diakonische Mitarbeitende wurden eingesegnet Silke Daniele, Udo Windmann (Löhne), Birgit Hagemeier, Karin Poad (Espelkamp), Tanja Meyer zu Ohsen (Bünde). D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 27
Was macht eigentlich … Rolf Jacobi: „Ich wollte zurück nach Wittekindshof“ Rolf Jacobi ist 90 Jahre alt und der langjäh- war nicht schön hier im Wittekindshof. Die wurde als „Kinderfachabteilung“ genutzt, in rigste Bewohner der Wittekindshofer Wohn- haben auch elektrisiert mit Stromgeräten als der mindestens 50 Kinder ermordet wurden. häuser. Kurz nach seiner Geburt ist er in das Strafe. Man musste ganz nackend auf einer Synodalkinderheim Hörde in Dortmund und Liege liegen. Das hat wehgetan.“ Die Bewohner sind nicht wiedergekommen mit sechs Jahren in den Wittekindshof nach Rolf Jacobi wurde in Niedermarsberg Augen- Bad Oeynhausen-Volmerdingsen gekommen. Letzter Zeitzeuge der NS-Deportationen zeuge der Verlegungspolitik: „Die Busse Das war am 30. April 1935, trotzdem steht auf Rolf Jacobi ist einer der letzten Zeitzeugen, der standen unter dem Bogen. Alle mussten ein- seinen Jubiläumsurkunden als Aufnahmetag im Rahmen der nationalsozialistischen Kran- steigen. Es haben auch welche geweint. Die der 5. März 1946. Von den dazwischenliegen- kenmordaktionen 1941 aus dem Wittekindshof Schwestern haben immer gesagt: ‚Im Him- den Jahren, erzählt der Rentner oft und gerne. mit einem der grauen Busse abtransportiert mel sehen wir uns alle wieder.‘ Die Bewoh- wurde und darüber noch ausführlich berich- ner sind nicht wiedergekommen. Nein, die 1935 bis 1941: Als Kind im Wittekindshof tet: „Wir mussten alle weg während des Krie- sind nicht gestorben. Umgebracht. Die Nazis Rolf Jacobi hat in verschiedenen Wittekinds- ges nach Gütersloh, Warstein, Lengerich. Ich haben das gemacht. Auch Friedrich Lach und hofer Wohnhäusern gelebt und ab 1937 die musste auch in eine andere Anstalt, weil hier Lothoff [?] haben sie ermordet aus dem Witte „Anstaltshilfsschule“ besucht. Er berichtet: im Wittekindshof deutsche Soldaten rein soll- kindshof. Das waren Freunde.“ „Früher war das streng hier. Zwischendurch ten. Weil Krieg war, wurde die Anstalt auf- Rolf Jacobi ist in Niedermarsberg zur Schule gab es ab und zu mal Schläge. Die haben das gelöst.“ Im Herbst 1941 wurden 958 Bewoh- gegangen und hat gearbeitet: „Ich habe in der mit mir auch gemacht, mit Stöcken wegen nerinnen und Bewohner abtransportiert. Schälstube Kartoffeln geschält, im Hüttentrupp einer Kleinigkeit. Es gab Körperwickel. Die Rolf Jacobi kam zusammen mit 332 „Pfleg mit Schaufel und Schippe und in der Landwirt- wurden strammgezogen – als Strafe, nicht lingen“ in die Provinzial-Heilanstalt nach Nie- schaft. Die Pfleger waren nicht so streng, die als Therapie. Es gab Schläge und Haue. Das dermarsberg. Ein Teil der Jugendpsychiatrie haben nur aufgepasst, dass wir nicht weglau- fen. Wir sind zu Fuß gelaufen mit den Rindern und hatten Stöcke – aber gehauen haben wir nicht, nur gezeigt, wo sie hingehen sollen.“ Flucht aus Niedermarsberg Nach Ende des Krieges, am 3. März 1946 ist Rolf Jacobi aus Niedermarsberg geflüchtet: „Ich wollte zurück nach Wittekindshof, weil ich da gewohnt habe von Kindheit auf. Ich bin weggelaufen. Das war zu streng in Nie- dermarsberg. Wir hatten keinen Ausgang. Das Essen war knapp: Ich bin nach der Brot- stube gegangen, Brot holen. Es war immer zu wenig. Eine nette Schwester hatte die Brotstube, die hat einem immer Butterbrot gegeben. Die Türen waren nachts abge- schlossen. Ich bin durchs Fenster gegangen unten im Schuhkeller. Aber ich habe nichts kaputt gemacht. Das Fenster war auf. Ich bin durch die Gitterstangen, die waren ein bisschen breit. Ich bin über den Hof gegan- „Alles Behinderte“, erklärt Rolf Jacobi als er das Bild vom Schulunterricht in Niedermarsberg sieht und gen, durch den Bogen. Die haben mich nicht erkennt sofort die katholischen Schwestern mit ihren auffälligen großen weißen Hauben wieder. geschnappt. Ich bin gelaufen und dann mit 28 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19 28 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
Was macht eigentlich … Rolf Jacobi hatte früher eine Bastelstube in Haus Bethanien. Werkzeuge sind heute noch seine Leidenschaft. In seinen Schränken bewahrt er einige alte Radios auf, die auch noch spielen – so wie früher. dem Zug gefahren über Altenbeken. Ganz Faszination Strom und Werkzeug Die Bastelkammer ist Geschichte. Aber alleine. Ich habe Geld gebettelt. Die Fahr- Rolf Jacobi hat im Wittekindshof in verschie- zwei kleine Schränke in seinem Zimmer sind karte habe ich von armen Leuten bekommen, denen Häusern und für kurze Zeit auch in gefüllt mit seinen Schätzen: Sortierkästen mit die wollten mir doch helfen. Essen vom Roten Gronau gelebt. Gearbeitet hat er im Gar- Schrauben, Kleinwerkzeuge, Lampen, Radios, Kreuz – Steckrübeneintopf. Als ich wieder im ten, hat auf den Feldern Kartoffeln und bei Kassettenrecorder, Mehrfachstecker, Verlän- Wittekindshof war, haben die sich gefreut, den Bauern Eier gesammelt. Ein altes Foto gerungskabel und Batterien. mich wiederzusehen, und ich mich auch.“ der Küche in Haus Bethanien lässt seine Wenn er im Supermarkt mit dem Rollstuhl Erinnerungen sofort wieder wach werden: einkaufen fährt, lässt er das kleine Elektro- Leben im Wittekindshof in der Nachkriegszeit „Ich habe die Kessel geschrubbt und die warenregal ansteuern und hat immer Geld Die Flucht hat Rolf Jacobi in drei Tagen kleinen Kippkessel saubergemacht und die für etwas Neues in der Tasche. Noch viel lie- geschafft. Der Wittekindshof war zu dieser großen Kochtöppe.“ Aber er hat auch Essen ber ist er aber in der Werkzeugabteilung im Zeit auf das Haus Friedenshöhe, Schloss Ulen- aus der Küche verteilt, war später Bote und Baumarkt. Ansonsten besucht er gerne den burg und die Betriebe beschränkt. Die übrigen hat vor allem Kohlen geschleppt: „Das waren Gottesdienst und ist offen für Aktivitäten der Häuser waren seit 1. Juli 1945 von den Englän- keine elektrischen Herde, sondern Kohle- Tagesstrukturierenden Angebote oder der dern beschlagnahmt. Auch daran erinnert sich herde“, erklärt der Mann, der jahrelang in Wohngruppe. Rolf Jacobi: „Die Engländer haben auch hier Haus Bethanien eine kleine Bastelstube gewohnt, aber die haben uns nichts getan. hatte, wo er repariert, geschraubt und sich „Hauptsache, dass jetzt alles vorbei ist“ Als die Engländer wieder weg waren, sind immer wieder etwas Neues mit Strom und Besonders gerne hat er es, wenn er Besuch viele gekommen auch aus anderen Anstalten. Lampen hat einfallen lassen. Wenn er auf bekommt, oder von früher erzählen kann. Er Es gab Stockbetten und große Schlafsäle. Wir seine Kammer angesprochen wird, betont er: beeindruckt mit vielen Details, aber macht haben Schlipper [Sauerampfer] und Geeseln „Ich habe aber keinen Blödsinn gemacht!“ auch deutlich: „Hauptsache, dass jetzt alles [Giersch] im Straßengraben gesammelt, weil Das ist dem Senior überaus wichtig und war vorbei ist, dass es so streng war und die das Essen knapp war. Das wurde als Spinat wahrscheinlich seine Überlebensstrategie: ermordet wurden.“ gekocht. Das hat aber gut geschmeckt. Hier nichts falsch machen, niemanden ärgern, war das Essen besser als in Niedermarsberg.“ nicht frech sein. Anke Marholdt D u rc h b l i c k 1 -2 0 1 9 29
Blick zurück Der Wittekindshof in Cuxhaven „Es war ein Wagnis“, so werden die ersten ter dem Wittekindshof. Dieser konnte die steher Pfarrer Erich Eltzner zu Spenden auf, beiden Ferienlager des Wittekindshofes im Anlage kostenlos nutzen, musste aber für die weil der Kauf nur durch Eigenmittel und Jahr 1961 in Cuxhaven in einem Bericht an Instandsetzung sorgen. Die konnte auch dank Spenden finanzierbar war. Der evangelische Freunde und Förderer bezeichnet. Erstmals vieler ehrenamtlicher Helfer gewährleistet Pressedienst (epd) schrieb dazu: „Der Kauf- überhaupt wurden dort im September zwei werden, die auch aus Cuxhaven kamen. Auch preis wird von Kennern als günstig bezeich- Zeltlager für „große Jungen“ angeboten. Vor- das dazugehörige ehemalige Bauernhaus net. Der Wittekindshof erhielt den Zuschlag in her hatte es lediglich Ausflüge in die nähere konnte zu dieser Zeit mitgenutzt werden. Es Konkurrenz zu interessierten Maklern.“ Umgebung des Wittekindshofes und seiner wurde mit einfachen Mitteln ausgebaut und Zweig-Einrichtungen gegeben. Nun wagte um ein neues Gebäude als Tagesraum erwei- Investition für Neubau die Einrichtungsleitung eine mehrere Tage tert. Die Zeltbaracken verschwanden im Laufe Für die dauerhafte Nutzung waren nun Inves- dauernde Ferienfahrt an die Nordsee, in die der Zeit, so dass nur noch das Haus als Feri- titionen notwendig, da das Freizeitheim in Zeltbaracken des Jugendlagers des Kirchen- enheim genutzt wurde. der Regel nur während der Saison genutzt kreises Vlotho. Das Lager befand sich im Cux- werden konnte, weil Heizungen fehlten. So havener Stadtteil Döse auf dem Grundstück Moderne Angebote war es durchschnittlich nur an 200 Tagen eines ehemaligen Bauernhofes, das der Mit Gründung des Freizeitwerkes im Jahr 1970 im Jahr belegt, so dass bis zu 600 Bewoh- Döser Kirchengemeinde St. Gertrud gehörte. übertrug man diesem neuen Bereich auch die nerinnen und Bewohner im Jahr dort ihren Zuständigkeit für das Feriendomizil an der Urlaub verbringen konnten. Das waren zu Urlaub mit vielen Freiheiten Nordsee. Das Freizeitwerk machte gruppen- jener Zeit mehr als ein Viertel der Wittekinds- An der Ferienfreizeit nahmen vor allem übergreifende und gemischtgeschlechtliche hofer Bewohnerschaft. Außerdem war das Bewohner teil, die keinen Kontakt zu ihren Freizeit- und Urlaubsangebote für die Bewoh- Heim veraltet und entsprach beispielsweise Familien hatten und so seit Jahren nicht mehr nerschaft — eine Neuerung im Wittekindshof. durch die beengte Wohnsituation nicht einem oder noch nie im Urlaub waren. Für manche 1990 bot sich dann die Möglichkeit, der St.- behindertengerechten Standard. sollte es eine erste kleine Probe sein, sich Gertrud-Gemeinde das circa 2700 Quadrat- Deswegen entschloss man sich, einen „außerhalb der besonderen Welt der Anstalt“ meter große Grundstück mit seinen Gebäu- Neubau zu errichten. Der Entwurf stammte zu bewegen. Auch für die Mitarbeitenden, die den für 400.000 DM abzukaufen. Beim je zu viert ein Ferienlager betreuten, war diese Jahresfest 1990 rief der Wittekindshofer Vor- Freizeitmaßnahme eine ganz neue Aufgabe: Hier konnten sie den Tagesablauf der Teilneh- mer viel freier und lockerer gestalten, als es im indshof Anstaltsalltag möglich gewesen wäre. chtfest gefeiert. z 1994 wurde Ri Der Versuch gelang, und nachdem auch Neubau: Im Mär © Archiv Wittek die Mitglieder der Kirchengemeinde in Döse sich lobend über die Wittekindshofer geäu- ßert hatten, konnten die Ferienlager im Nord- seebad auch in den Folgejahren fortgesetzt werden. Regelmäßige Fahrten Die Urlaubsfahrten von Wittekindshofer Gruppen in das Jugendlager in Cuxhaven fan- den nun regelmäßig statt. Der Kirchenkreis Vlotho, der das Gelände von der St.-Gertrud- Gemeinde gepachtet hatte, überließ es spä- 30 D u rc h b l i c k 1 -2 0 19
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