In|takt Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes - Nummer 2 68. Jahrgang März / April 2021

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In|takt Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes - Nummer 2 68. Jahrgang März / April 2021
Nummer 2 · 68. Jahrgang · März / April 2021

                 in|takt
                  Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes

       Die Reithalle in Coburg, Gründungsort des Deutschen Sängerbundes im Jahr 1862
In|takt Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes - Nummer 2 68. Jahrgang März / April 2021
DER BUNDESCHORLEITER
   INHALT                                HAT DAS WORT
  IN DIESER AUSGABE:                     Liebe Leserinnen, liebe Leser,

                                         in der heutigen Ausgabe wird die neue Jury des

 2
		Der Bundeschorleiter
             hat das Wort
                                         Valentin-Becker-Wettbewerbes vorgestellt. Ich
                                         freue mich sehr, dass wir hochkompetente Persön-
                                         lichkeiten dafür gewinnen konnten. Die wirklich

 3
		 Sängerfeste und
   Sängertage in der
		Reichsgründungsära
                                         vielfältig besetzte Gruppe erwartet nun mit Span-
                                         nung die sicher wieder zahlreich eintrudelnden
		 als „Orte der                         neuen Kompositionen! Nach Jahrzehnten hinge-
		Demokratiegeschichte“                  bungsvollen und sehr erfolgreichen Engagements
		 von Friedhelm Brusniak                hat Walter O. Neumann die Organisation des Bad

                                                                                                                                  Foto: Ralf Rödel
                                         Brückenauer Preises nun in die Hände von Präsidi-

  6Aktuelle Informationen                umsmitglied Rolf Schlegelmilch gelegt. Lieber Wal-
                                         ter, auch an dieser Stelle nochmals unser aller
                                         hochachtungsvoller und herzlicher Dank! Wir wer-
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		           Schumm empfiehlt
                                         den Deinen Rat noch oft einholen!

 11          Buchtipp                    Das Thema „Komposition“ wird in unserer Verbandszeitschrift ab dieser Ausgabe auch
             Termine                     noch von einer anderen, spannenden Seite beleuchtet. Es ist mir eine große Freude,
                                         dass Uta Walther uns die immer noch viel zu wenig bekannte Welt der komponierenden

 12          Aus dem Sänger-
             museum Feuchtwangen
                                         Frauen in einer eigenen Reihe näherbringen wird, denn in den Biographien und Werken
                                         der Komponistinnen verbergen sich zahlreiche Interessante Details und musikalische
                                         Schätze, die sicher auch das Repertoire unserer Chöre bereichern werden. Vielen ist
 14          Alles was Recht ist
                                         Frau Walther u. a. daher bekannt, dass sie seit Jahren bei den Hammelburg-Kursen
                                         unsere Studierenden im Fach „Chorpraktisches Klavierspiel“ unterrichtet. Dass sie ne-

 16          Interessantes aus den       ben ihrer Tätigkeit als Konzertpianistin, Begleiterin und Universitätsdozentin auch zu
             Sängerkreisen               dieser Aufgabe bereit war, ist für uns ein großes Glück.

 19          Jugendsaiten                Stichwort Hammelburg: Leider mussten wir – aus bekannten Gründen – auch dieses Jahr
                                         den Chorleitungslehrgang zu Ostern absagen. Wir wollen den Kurs im September nach-
                                         holen und je nach aktueller Lage Tages-Fortbildungen anbieten. Ich bitte daher beson-
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		           Ehrungen
                                         ders, auf die aktuellen Informationen auf unserer Homepage und in Facebook zu achten.

                                         Der Umfang und die Viel-
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		           Impressum
                                         falt dieses Heftes bewei-
                                         sen erneut, dass unser
                                         Sängerbund auch in Pan-
                                         demiezeiten lebendig ist!
                                         So wünsche ich wieder
                                         viel Freude und Inspirati-
                                         on bei der Lektüre.

                                         Gerald Fink
                                         Bundeschorleiter

                                              Die neue Jury des Valentin-
                                               Becker-Preises stellen wir
                                          Ihnen auf Seite 6/7 im Detail vor.

                                                    oben, v.l.: Franny Fuchs,
   Titelbild: Die Reithalle in Coburg,
                                          Erhard Schumm, Dr. Gerald Fink
     Gründungsort des Deutschen
                                         unten, v.l.: Dr. Wolfgang Schicker,
      Sängerbundes im Jahr 1862,         Prof. Dr. phil. Friedhelm Brusniak,
    Sängermuseum Feuchtwangen                        Prof. Dr. Heike Henning
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SÄNGERFESTE UND SÄNGERTAGE
IN DER REICHSGRÜNDUNGSÄRA
ALS „ORTE DER DEMOKRATIEGESCHICHTE“
von Friedhelm Brusniak

Aus Anlass „150 Jahre Kaiserreich“ fand am 23. Januar 2021 eine                     Politikwissenschaftler Michael Dreyer, Mitglied des SprecherIn-
Online-Tagung der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-                    nenrats der Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte,
Anhalt und des Friedrich-Ludwig-Jahn-Museums zum Thema „Des                         in seinem Einführungsvortrag „Staat und Gesellschaft zu Beginn
Reiches Stützen? Zur politischen und gesellschaftlichen Rolle                       des Kaiserreichs“ bereits völlig zutreffend hervorgehoben hatte.
der Turner, Sänger und Schützen in der Reichsgründungsära                           Angesichts der Tatsache, dass dieser von Historikern, Gesell-
und im Kaiserreich (1860–1918)“ statt, zu der ich eine Einladung                    schafts-, Politik- und Kulturwissenschaftlern nie ernsthaft in
zu einem Vortrag „‚Zum großen Bau der deutschen Einigkeit sei                       Zweifel gezogene Tatbestand „in den Schulgeschichtsbüchern,
dieses Fest ein Stein!‘ Zum Einheitsgedanken der deutschen                          aber auch in den Publikationen, die in jüngster Zeit anlässlich
Sänger vom ‚Großen Deutschen Sängerfest‘ in Nürnberg 1861 bis                       der Reichsgründung vor 150 Jahren erschienen sind, durchweg
zur Reichsgründung 1871“ erhalten hatte. Dabei konnte ich aus                       unberücksichtigt bleibt“, wie in der Ankündigung der Online-Ta-
Sicht der historischen Chorforschung bestätigen, dass die sich                      gung betont wurde, erscheint es dringend geboten, auf diese
Anfang der 1860er Jahre bildenden neuen Massenorganisatio-                          Fehlentwicklung hinzuweisen und in der Schul- und Bildungspo-
nen der Sänger, die sich in regionalen Sängerbünden und 1862                        litik auf Abhilfe zu drängen.
im überregionalen Deutschen Sängerbund (DSB) zusammenge-                            In zahlreichen Quellen zur Geschichte der deutschsprachigen
schlossen hatten, neben den Turn- und Schützenverbänden tat-                        Laienchorbewegung seit den Anfängen um 1800 ist eindrucksvoll
sächlich eine herausragende Rolle im Prozess der inneren Eini-                      dokumentiert, wie rasch und nachhaltig sich freiheitlich demo-
gung des neuen Nationalstaates spielten, wie auch der Jenaer                        kratische Gedanken unter den Sängern verbreitet haben. Das

Im Sängermuseum in Feuchtwangen erinnert eine Fahne an das Deutsche Sängerfest 1861 in Nürnberg. Erkennbar ist der Hintergrund in den Farben Schwarz, Rot und Gold –
seit dem Hambacher Fest 1832 die etablierten Farben für eine deutsche Republik. Sängermuseum, Feuchtwangen.

                                                                                                                                         Fortsetzung auf Seite 4 
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                    Die Festhalle in Nürnberg, die 1861 Schauplatz des Großen Deutschen Sängerfestes war. Sängermuseum, Feuchtwangen.

politische Moment nach der Französischen Revolution und den                   Maximilian Joseph Römer (1791–1849), weder Politik noch Kir-
Befreiungskriegen für die Sängerbewegung des 19. Jahrhun-                     che hätten „wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung des Ge-
derts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die öffentli-                sangfestes“ gehabt, welches „nur heitere, glückliche Menschen
chen Bekenntnisse zu Freiheit und Demokratie von Protagonis-                  schaffen“ wolle, die sich liebten, „was denn auch, nicht allein für
ten der frühen Sängerbewegung wie den schweizerischen und                     die Dauer der Feste, sondern durch die Erinnerung an die frei
deutschen „Sängervätern“ Hans Georg Nägeli (1773–1836) und                    und froh verlebten Stunden und Tage für längere Zukunft wirk-
Karl Pfaff (1795–1866) werden daher zu Recht bis in die Gegen-                lich der Fall“ gewesen sei (Das erste deutsche Gesangfest zu
wart hinein immer wieder zitiert. Im Falle Nägelis handelt es sich            Würzburg, Würzburg 1845, S. 9 f.). Und als die Sänger im folgen-
in erster Linie um sein klares Bekenntnis zum Chorgesang, wo-                 den Jahr am Kölner Sängerfest 1846 teilnahmen, war ihnen be-
nach das Zeitalter der Musik erst da beginne, wo nicht bloß „Re-              wusst, dass sie bei der Uraufführung von Felix Mendelssohn
präsentanten“ die höhere Kunst ausübten, sondern diese „zum                   Bartholdys Festgesang an die Künstler (nach Friedrich Schiller)
Gemeingut des Volkes, der Nation, ja der ganzen europäischen                  eine unüberhörbare politische Botschaft aussandten, wenn sie
Zeitgenossenschaft“ geworden sei und „die Menschheit selbst in                erklärten: „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, /
das Element der Musik aufgenommen“ werde, was nur „durch                      Bewahret sie! […] / Der freien Mutter freie Söhne, / Schwingt
die Beförderung des Chorgesanges“ möglich sei (Die Pestalozzi-                euch mit festem Angesicht / Zum Strahlensitz der höchsten
sche Gesangbildungslehre, Zürich 1809, S. 53 f.). Pfaff hatte 1827            Schöne! / Um andre Kronen buhlet nicht!“ Dieses Chorwerk ließ
auf dem Liederfest in Plochingen in seiner historischen Rede                  sich nach Dietmar Klenke „wie kein zweites […] als Magna Char-
festgestellt, vor „des Gesanges Macht“ würden „der Stände lä-                 ta der vormärzlichen Freiheitsbewegung bezeichnen“ (Katalog
cherliche Schranken“ „niedersinken“ (zitiert u.a. in: Zur Erinne-             zur Ausstellung Vom Freiheitskampf zur Freizeitgestaltung. 150
rung an Karl Pfaff, Eßlingen 1867, S. 8).                                     Jahre Deutscher Chorverband, 2012, S. 13). Die Rufe nach „freiem
                                                                              Wort“, „freiem Lied“ und „freier Presse“ im Vormärz waren auch
Die Forderungen nach „freiem Wort und freiem Gesang“ prägten                  nach der Revolution von 1848/49 nicht vergessen.
auch die weiteren wegweisenden Sängerfeste im Vormärz und
über die Revolution von 1848/49 hinaus bis zur Gründung des                   Der 3. Coburger Sängertag 1860 unter dem Protektorat von Her-
Deutschen Sängerbundes 1862. So betonte der Chronist des Ers-                 zog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1893), das
ten deutschen allgemeinen Sängerfestes in Würzburg 1845,                      Große Deutsche Sängerfest in Nürnberg 1861 und die Gründung
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des Deutschen Sängerbundes in Coburg 1862 sind Wegmarken                            schäftsführung ordnungsgemäß vom Schwäbischen Sängerbund
des vereins- und verbandsmäßig organisierten deutschsprachi-                        auf den Bund der Vereinigten Sängervereine zu Dresden überging.
gen Laienchorwesens, wobei der „Freiheitsveste“ Coburg beson-
dere symbolische Bedeutung beigemessen wurde: „Am 23. Juli                          Unter dem Eindruck der vor nunmehr etwa 100 Jahren vom Frän-
1861 traten in N ü r n b e r g die Führer der beim ersten deut-                     kischen Sängerbund und vom Deutschen Sängerbund in Nürnberg
schen Sängerfeste versammelten Sängerschaft zusammen, um                            gemeinsam umgesetzten Idee eines „Erinnerungsortes“ für die
einem Gedanken lebendige Formen zu geben, der ein Jahr zuvor                        Geschichte der Chorbewegung durch die Errichtung des Deut-
im Schutze der Freiheitsveste K o b u r g bei einem fröhlichen                      schen Sängermuseums und des inzwischen ebenfalls bereits drei
Sängertage sich siegreiche Bahn gebrochen hatte“ (Viktor Ritter                     Jahrzehnte existierenden Nachfolgeinstituts in Feuchtwangen –
von Schmeidel: Der Deutsche Sängerbund 1862–1912, o.O. 1912, S.                     seit 1999 getragen von der Stiftung Dokumentations- und For-
17 f.). Als dann 68 Delegierte von inzwischen 41 Sängerbünden                       schungszentrum des Deutschen Chorwesens – hat das Präsidium
unter dem Vorsitz des Präsidenten des Schwäbischen Sängerbun-                       des FSB in seiner Sitzung am 26. Februar 2021 beschlossen, auch
des, Otto Elben (1832-1899), am 21. September 1862 in der her-                      den Deutschen Chorverband zu bitten, den kritischen Diskurs
zoglichen Reithalle in Coburg zur Gründung des Deutschen Sän-                       über den unbestrittenen Beitrag von Chorverbänden zum Demo-
gerbundes zusammentraten, sandte Ernst II. „den versammelten                        kratisierungsprozess über eine Mitgliedschaft der Stiftung in der
Abgeordneten beim Sängerkongreß […] herzlichen Gruß und ih-                         Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte aktiv zu unter-
ren Bestrebungen ein glücklich Gedeihen“ (Protokoll des ersten                      stützen und zugleich das interdisziplinäre, parteiübergreifende
deutschen Sängertags zu Coburg, S. 13). In der an diesem denk-                      Netzwerk wissenschaftlich und politisch zu nutzen. Der Zeitpunkt
würdigen Tag beschlossenen ersten Satzung des DSB wurden in                         für eine baldige Antragstellung schien dem FSB besonders geeig-
Fortführung bester demokratischer Tradition von Vereinssatzun-                      net zu sein, da im Rahmen verschiedener Veranstaltungen des
gen seit der Gründung der Zelterschen Liedertafel 1809 auch Re-                     Deutschen Chorverbandes und mehrerer anderer Chorverbände in
gelungen für den neuen nationalen Sängerbund getroffen, die                         diesem und in den nächsten Jahren die historische, politische,
unschwer Grundzüge des künftigen Parlamentarismus erken-                            gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung der Laienchöre für
nen lassen. So heißt es in Paragraph 2, nicht die einzelnen Sän-                    die Demokratiebewegung in Vergangenheit und Gegenwart im-
gervereine, sondern die Sängerbünde übernähmen die Vertre-                          mer wieder thematisiert würden. Diese Ansicht fand bei der Prä-
tung der Sänger „im Verhältnis“ zum Deutschen Sängerbund                            sidiumssitzung des DCV am 1. März 2021 die uneingeschränkte
(Protokoll, S. 25). Seine Bewährungsprobe bestand der Deutsche                      Unterstützung des Präsidenten Bundespräsident a. D. Christian
Sängerbund, als beim Sängertag im Anschluss an das Erste                            Wulff und führte zu einem einhelligen Votum für einen entspre-
Deutsche Sängerbundesfest in Dresden am 25. Juli 1865 die Ge-                       chenden Antrag bei der AG Orte der Demokratiegeschichte. Der
                                                                                    Präsident des Fränkischen Sängerbundes, Friedhelm Brusniak,
                                                                                    wurde in seiner Doppelfunktion als Stellvertretender Stiftungs-
                                                                                    ratsvorsitzender und Wissenschaftlicher Leiter des Forschungs-
                                                                                    zentrums des Deutschen Chorwesens an der Universität Würzburg
                                                                                    beauftragt, den geplanten Aufnahmeantrag zu stellen. Dieser
                                                                                    wurde bereits in der Sitzung des SprecherInnenrats der Arbeits-
                                                                                    gemeinschaft Orte der Demokratiebewegung am 3. März 2021 an-
                                                                                    genommen. Mit der Mitgliedschaft der Stiftung Dokumentations-
                                                                                    und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens in der
                                                                                    Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiebewegung haben der
                                                                                    Fränkische Sängerbund und der Deutsche Chorverband erneut ein
                                                                                    kulturpolitisches Zeichen gesetzt. Damit wird der Weg von der
                                                                                    Ausstellung Vom Freiheitskampf zur Freizeitgestaltung. 150 Jahre
                                                                                    Deutscher Chorverband in der Frankfurter Paulskirche 2012 kon-
                                                                                    sequent fortgesetzt und der Blick bereits fest auf das 175jährige
                                                                                    Paulskirchen-Jubiläum gerichtet – ganz im Sinne der Beauftrag-
                                                                                    ten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsminis-
                                                                                    terin Monika Grütters, die in einem Beitrag für die Frankfurter
                                                                                    Allgemeine Zeitung vom 24. November 2020 gefordert hatte, die
                                                                                    Chance zu nutzen, „diesen Schlüsselort unserer Freiheitsge-
                                                                                    schichte als Lernort für unsere Demokratie zu nutzen“.

                                                                                      Hinweis: Die Online-Tagung vom 23. Januar 2021 ist von
                                                                                      der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
                                                                                      als YouTube-Video unter folgendem Link verfügbar:
In Coburg erinnert an der herzoglichen Reithalle eine Gedenktafel an die Gründung     https://www.youtube.com/watch?v=B5rM7dQBlk0
des Deutschen Sängerbundes 1862. Sängermuseum, Feuchtwangen.
In|takt Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes - Nummer 2 68. Jahrgang März / April 2021
6              AKTUELLE INFORMATIONEN

AUS DEM PRÄSIDIUM
Corona zeigt, dass die Chorbewegung aktiv bleiben will

Ja, es gibt Chöre, die nicht mehr genug Nachwuchs finden. So       wird gemeinsam mit der Stadt Bad
manche Singgemeinschaft steht vor dem Aus. „Chöresterben“          Brückenau alle drei Jahre veran-
ist das Schlagwort, das immer wieder in den Medien auftaucht.      staltet. 2022 ist es wieder soweit.
Das allerdings sei ein sehr verengter Blickwinkel, sagte bei der   Das Präsidium war einstimmig
Online-Präsidiumssitzung Ende Januar Dr. Friedhelm Brusniak.       einverstanden und einhellig be-
Der Präsident des Fränkischen Sängerbundes appellierte an          geistert, dass Schlegelmilch diese
alle Aktiven in den Chören, bei Anfragen von Medienvertretern      Verantwortung übernimmt. Gleich-
auch und vor allem auf die vielen positiven Entwicklungen hin-     zeitig wurde Walter O. Neumann
zuweisen. Gerade in Zeiten von Corona zeige sich, dass Sänge-      ein Kompliment für sein jahrelan-
rinnen und Sänger alles dafür tun, dass Singen ein lebendiges      ges vorbildliches Engagement ge- Rolf Schlegelmilch
Thema bleibe. Viele spannende Online-Formate seien da nur ein      macht. Wichtig: Er hat stets auch
Beispiel. Genauso sei aber wichtig: Viele älter werdende Chöre     für eine saubere Dokumentation gesorgt und damit wesentliche
treffen sich weiter zu losen Singgemeinschaften, oder sie unter-   Grundlagen für ein V.E.-Becker-Kompositionswettbewerb-Ar-
stützen Kinder-, Jugend- oder Schulchöre. Zumindest vor und        chiv gelegt.
mit Sicherheit nach Corona. Das gelte es hervorzuheben. Sin-
gen bleibe ein Grundbedürfnis. Aktuelle Entwicklungen müssten      Es hat Pannen bei der Online-Vereins-Organisation OVERSO ge-
mit Aufmerksamkeit verfolgt werden. Chorsingen sei wichtig für     geben. Sie funktioniert wie ein eigenständiges Betriebssystem
den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft. Brusniak verwies    und stellt für die Vereine, Kreis-Chorverbände/Sängerkreise,
in der Januar- wie auch in der Februarsitzung des Präsidiums       Mitgliedsverbände sowie den DCV als Dachverband eine Rund-
auf das Sängermuseum Feuchtwangen, das zu einem „Ort der           um-Verwaltung zur Verfügung. Entsprechende Beschwerden
Demokratiegeschichte“ werden solle. Es sollen verstärkt Mate-      hat Präsident Brusniak an den DCV weitergegeben. Es werde, so
rialien zum Thema „Freiheit“ zusammengetragen und gezeigt          Brusniaks Eindruck, alles dafür getan, die Probleme mit der di-
werden. Wichtig aber: Nicht nur das Museum sei ein “Ort der        gitalen Jahresbestandserfassung abzustellen.
Demokratiegeschichte“, Gerade in der Gegenwart müssten dies        Das bayerische Corona-Hilfsprogramm: Es wurde erwähnt, dass
alle FSB-Chöre sein. Sie seien unverzichtbarer Bestandteil des     das Programm verlängert wurde. Jeder Verein könne bis zu 1000
Gemeinwesens. Es gelte, allen rechts- oder linksextremistischen    Euro (plus Untergruppen jeweils 500 Euro) beantragen. Antrag-
Bewegungen entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang                stellung: zwischen 1. und 31. Juli.
sprach Friedhelm Brusniak auch davon, dass mit staatlicher För-    (Näheres auf www.fsb-online.de / Aktuelles)
derung sorgsam umgegangen werden müsse, gleichzeitig diese         Chorjugend-Präsidentin Judith Reitelbach teilte erfreut mit, dass
aber auch möglichst ausgeschöpft werden sollte im Sinne einer      das Weihnachtsvideo, bei dem auch die FSB-Chorjugend beteiligt
wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Arbeit für die Ge-    war, mittlerweile von 43000 Zuschauern angeklickt worden sei.
meinschaft.                                                        (auf youtube, Stichwörter: Weihnachtschor Chorjugend). Im di-
                                                                   gitalen Bereich wird bei der Chorjugend viel ausprobiert und es
Viele Punkte waren in den Sitzungen abzuarbeiten, darunter         werden neue Formate getestet, unter anderem „Jamulus“, das
auch diese:                                                        gemeinsames Singen online möglich macht. Für das jugendliche
Präsidiumsmitglied Rolf Schlegelmilch ist der Nachfolger von       Engagement gab es viel Lob vom FSB-Präsidenten, garniert mit
Walter O. Neumann als federführender FSB-Organisator für           der augenzwinkernden Feststellung, dass die „Älteren“ gewillt
den Valentin-Eduard-Becker-Kompositionswettbewerb. Dieser          seien, digital aufzuholen.                                  /mk/

NEUE JURY FÜR DEN VALENTIN-BECKER-PREIS
Gemeinsames Chorsingen ist derzeit verboten. Nicht hingegen        findet alle drei Jahre statt. „Professionelle Kompositionen, die
komponieren: Mit einer hochkarätig besetzten Jury für den Va-      auch von ambitionierten Laienchören gesungen werden können
lentin-Becker-Kompositionswettbewerb für Chormusik im Jahr         – das ist seit 1953 das Ziel des Kompositionswettbewerbs“, er-
2022 setzt der Fränkische Sängerbund (FSB) ein Zeichen des         klärt der musikalische Leiter des FSB, Gerald Fink. „Wir wollen
Aufbruchs. Bad Brückenau, in dem der Wettbewerb traditionell       neue Chorwerke würdigen und auszeichnen, die nach der Pande-
stattfindet, arbeitet derweil gemeinsam mit dem FSB an einem       mie mit besonderer Freude gesungen werden können.“ Fink, der
Veranstaltungskonzept, um dem Preis noch mehr öffentliche          den Juryvorsitz haben wird, freut sich „auf viele spannende und
Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Wettbewerb für Chormusik        kreative Wettbewerbsbeiträge“. Der Bundeschorleiter weiß: „Die
In|takt Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes - Nummer 2 68. Jahrgang März / April 2021
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Chorszene ist noch da und immer interessiert an neuen Stücken.“         und –pädagoge ist Präsident des Fränkischen Sängerbundes. Be-
Der Preis soll Stadt und Sängerbund zufolge eine Entwicklung            reits während des Studiums der Schulmusik, dann im Schuldienst
durchlaufen und sich als eine Art Marke etablieren. „Wir waren          und während der Uni-Tätigkeit war Brusniak Leiter verschiedener
uns einig, dass im Kompositionspreis noch viel Potenzial steckt“,       Laienchöre. Brusniak ist Gründer und Wissenschaftlicher Leiter
sagt Jan Marberg, Kulturamtsleiter der Stadt Bad Brückenau.             des Sängermuseums in Feuchtwangen, war 2012 Projektleiter
„Im Fokus dabei: Wie schaffen wir es, nicht nur mehr Komponis-          der Jubiläumsausstellung „150 Jahre Deutscher Sängerbund
tInnen, sondern auch neues Publikum, das bislang zur Chormu-            (DSB)“ und derzeit Wissenschaftlicher Leiter des „Forschungs-
sik wenige bis keine Berührungspunkte hatte, für den Preis zu           zentrums des Deutschen Chorwesens an der Universität Würz-
begeistern? Dazu wird derzeit eine Reihe von Ideen entwickelt.          burg“.
Für unsere Stadt, ja die ganze Region ist dieser Wettbewerb von         Dr. Gerald Fink hat Kirchenmusik sowie Orgel-Konzertfach an der
großer Bedeutung“, sagt Bad Brückenaus Bürgermeister Jochen             Musikhochschule Stuttgart studiert. Es folgte ein zweites Studium
Vogel. „Das Festkonzert zum Abschluss“ ist immer schon einer            an der Universität Erlangen in den Fächern Musikwissenschaft
der Höhepunkte in unserem Kulturkalender.                               und Mittellatein. Schließlich promovierte der heute 52-Jährige
Für die sechsköpfige Jury, die Ende 2021 zusammentritt, wurde           über ein Richard-Wagner-Thema 2008 an der Universität Würz-
unter anderem Franny Fuchs gewonnen. Die 36-Jährige arbeitet            burg. Fink leitet mehrere Chöre und Orchester und ist als Kir-
als Dozentin für Jazz-/ Popchorleitung und Ensembleimprovisati-         chenmusiker in Herzogenaurach tätig. Seine Kompositionen wur-
onsformen an der Hochschule für Musik Würzburg und leitet dort          den vielfach preisgekrönt. Seit 2016 ist er künstlerischer Leiter
das Ensemble „ChorKraut“. Zudem ist sie Chorleiterin des Würz-          des Chorzentrums Kloster Weißenohe sowie seit 2017 Bundes-
burger JA!zzchors. Mit beiden gewann die Rottendorferin mehre-          chorleiter des Fränkischen Sängerbundes.
re Preise und Auszeichnungen als herausragende Dirigentin. Sie          Dr. Wolfgang Schicker studiert Musikwissenschaft, Alte Geschichte
leitet den Pop- und Jazzchor im FSB und gibt Fortbildungen für          und Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität
Jazz-Popchorleiter, Stimmbildner und Coachings für Chöre.               Erlangen-Nürnberg und promovierte anschließend an der Univer-
Prof. Dr. Heike Henning (46) studierte Kirchen- und Schulmusik          sität Regensburg über die Frühgeschichte des italienischen Inst-
und absolvierte ein Promotionsstudium in Musikpädagogik mit ei-         rumentalkonzerts um 1700. Der 45-Jährige ist als Musikredak-
ner Dissertation im Bereich vokalpädagogischer Praxis mit Kin-          teur und Autor beim Bayerischen Rundfunk-Studio in Nürnberg
dern. Die Professorin für Instrumental- und Gesangspädagogik            tätig und lebt mit seiner Familie in Zirndorf.
an der Universität Mozarteum Salzburg und Leiterin des Zent-            Erhard Schumm arbeitete nach dem Musikstudium am Hermann-
rums für chorpädagogische Forschung und Praxis ist seit vielen          Zilcher-Konservatorium Würzburg (1981 bis 1987) als Musik-
Jahren eine gefragte Expertin für Kinderstimmbildung und (Kin-          lehrer an der Theodosius-Florentini-Schule Gemünden und am
der-) Chorleitung. Sie leitet mehrere Chöre, z.B. den Kammerchor        Franz-Miltenberger-Gymnasium Bad Brückenau. Von 1994 bis
Fresco Vocalis Innsbruck, den Interkulturellen Kinder- und Ju-          2009 war der Riedenberger Bezirksjugendreferent des Nordbaye-
gendchor Ava sowie die Nürnberger Chöre ConTakt und DehCi-              rischen Musikbundes im Bezirk Unterfranken, von 2006 bis 2008
Belles.                                                                 Gruppenchorleiter der Sängergruppe Bad Kissingen, seit 1981
Prof. Dr. phil. Friedhelm Brusniak (68) ist Lehrstuhlinhaber i.R. für   Tätigkeit als Chorleiter. Der 61-Jährige ist Kulturehrenbriefträger
Musikpädagogik an der Uni Würzburg. Der Musikwissenschaftler            des Landkreises Bad Kissingen.                                /mk/

INFORMATIONEN AUS DER GESCHÄFTSSTELLE
Neue Antragsformulare in Arbeit!

Das bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst             ar bis Juni 2021 einreichen. Sie werden bereits jetzt dazu aufge-
hat für alle bayerischen Chorverbände neue Antragsformulare             rufen, ihre Einnahmen und Ausgaben im Zeitraum 1. Januar bis
für Zuschüsse erstellt. Die Formulare sind bereits rückwirkend          30. Juni 2021 zu dokumentieren, um dann problemlos den Antrag
ab 1. Januar 2021 gültig! Es handelt sich um Anträge für: Noten,        im Juli stellen zu können. Damit kann auf eine Verwendungsbe-
Instrumente, Konzerte, Seminare und für staatl. anerkannte En-          stätigung verzichtet werden, was den Antragsprozess um einen
sembleleiter. Die Formulare werden baldmöglichst auf unserer            Arbeitsschritt verkürzt. Nähere Informationen zum Förderpro-
Homepage veröffentlicht. Die bis dahin eingegangenen Anträge            gramm stellt der Bayerische Musikrat unter nachstehendem
werden wieder an die Vereine zurückgeschickt.                           Link bereit: https://www.bayerischer-musikrat.de/Foerderung/
                                                                        Hilfsprogramm/Laienmusik/Bayern/2021
Hilfsprogramm für Laienmusik im ersten Halbjahr 2021
Wie bereits berichtet, geht das Hilfsprogramm vom Freistaat             Neue E-Mail-Anschrift der Geschäftsstelle des FSB in Coburg
Bayern in die 2. Runde. Die Vereine können von 1. bis 31. Juli 2021     Bitte ändern Sie in Ihren Unterlagen die Mailanschrift in:
die Förderanträge abrufen und rückwirkend für die Monate Janu-          info@fsb-online.de
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8              AKTUELLE INFORMATIONEN

DA GIBT’S WAS ZU ENTDECKEN! –
KOMPONISTINNEN UND IHRE CHORWERKE
von Uta Walther

Die Komponistin Prof. Dr. Vivienne Olive machte mich im Rahmen      teressante Entdeckungsreise in verschiedene Zeiten, Länder und
unserer langjährigen Projekt-Zusammenarbeit auf das Archiv          Traditionen!
Frau und Musik in Frankfurt am Main aufmerksam, einer riesi-
gen Fundgrube mit guten Recherche-/Beratungsmöglichkeiten           Das Archiv Frau und Musik
für alle, die auf der Suche nach kaum oder wenig gesungenem/        Seit ca. sechs Jahren bin ich Mitglied im Internationalen Arbeits-
gespieltem, aber dennoch qualitativ hochwertigem und interes-       kreis Frau und Musik e. V. / Archiv Frau und Musik – www.archiv-
santen Repertoire von Komponistinnen sind. Da die auch zahl-        frau-musik.de. Dieser Arbeitskreis wurde 1979 von engagierten
reich vorhandenen oder dort recherchierbaren Chorwerke eine         Komponistinnen, Dirigentinnen, Musikerinnen und Musikwissen-
wirkliche Bereicherung für das Chorleben darstellen, freue ich      schaftlerinnen gegründet mit dem Ziel, in Bibliotheken Werke von
mich sehr, in dieser Kolumne ab der Mai-Ausgabe der in|takt         zumeist vergessenen Komponistinnen aufzuspüren, sie aufzufüh-
Komponistinnen und ihre Werke für Chor in verschiedensten           ren und damit einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zugäng-
Besetzungen und Schwierigkeitsgraden vorstellen zu dürfen. Ich      lich zu machen. Es entstand ein eigenes Archiv, welches heute in
möchte dabei Diversität sowie Stil- und Epochenvielfalt im Blick    Hoffmanns Höfen in Frankfurt am Main beheimatet ist, inzwischen
behalten. Neben sehr bekannten Komponistinnen wie Fanny             rund 26.000 Medieneinheiten besitzt und damit international
Hensel-Mendelssohn und Clara Schumann wird es um die Chor-          das größte und bedeutsamste seiner Art ist. Dokumente von ca.
musik von Barbara Strozzi, Vittoria Raffaella Aleotti, Chiara Ma-   1.900 Komponistinnen vom 9. bis zum 21. Jahrhundert aus vielen
ria Cozzolani, Marianne Martines, Lili Boulanger, Ethel Smyth,      Ländern, hauptsächlich Noten, aber auch Bücher, Zeitschriften,
Felicitas Kukuck, Erna Woll, Vivienne Olive, Gloria Coates, Janet   Briefe, Postkarten, aus neuerer Zeit natürlich Aufnahmen sowie
Beat, Violeta Dinescu, Siegrid Ernst, Rhonda Berry, Dorothea        einzelne Nachlässe befinden sich hier. Der Bestand wird ständig
Hofmann und anderen gehen.                                          erweitert, katalogisiert und digitalisiert. Im Jahr 2019 setzte das
Begeben wir uns zusammen auf eine ebenso spannende wie in-          Archiv zusätzlich einen Themen- und Sammelschwerpunkt auf

  Unsere neue Kolumnistin Uta Walther im Portrait                   vierspiel Uta Walthers ist ge-
  Uta Walther wurde in Eisleben (Sachsen-Anhalt) geboren            kennzeichnet durch brillante
  und erhielt ihre pianistische Ausbildung an der Hochschu-         Technik und eine extreme sti-
  le für Musik „Franz Liszt“ in Weimar bei Helmut Heß. Nach         listische Wandlungsfähigkeit,
  dem Künstlerischen Diplom setzte sie ihr Studium bei Alfons       die es ihr ermöglicht, Kompo-
  Kontarsky am Salzburger Mozarteum fort. 1997 erwarb sie           sitionen unterschiedlichster
  dort das Konzertdiplom als „Magistra artium“. Internationale      Stil- und Ausdrucksbereiche
  Meisterklassen besuchte sie u. a. bei Lazar Berman, Bernard       fesselnd und überzeugend zu
  Ringeissen, Jan Wijn und Rolf-Dieter Arens. Uta Walther er-       interpretieren. Seit 1999 ist
  hielt Preise bei mehreren Wettbewerben, u. a. den 1. Preis        Uta Walther Lehrbeauftragte
  (Franz-Liszt-Jugendpreis) beim 1. Nationalen Klavierwett-         für Klavier an der Friedrich-    Hilda Lobinger
  bewerb „Franz Liszt“ der damaligen DDR. Außerdem wur-             Alexander-Universität Erlan-
  de sie mit Stipendien ausgezeichnet. Schon früh trat sie als      gen-Nürnberg und seit September 2013 Klavierpädagogin am
  Liszt-Interpretin auf. Als Solistin, Kammermusikerin und          musischen Zweig der Johann-Pachelbel-Realschule in Nürn-
  Liedbegleiterin konzertiert sie in vielen Ländern Europas, u.     berg. Bei Chorleitungslehrgängen des Fränkischen Sänger-
  a. spielte sie in der Royal Academy of Music London und beim      bundes unterrichtet sie Chorpraktisches Klavierspiel. Außer-
  „Internationalen Klaviermarathon“ im Auditorio Nacional Ma-       dem war sie zwölf Jahre lang beim Windsbacher Knabenchor
  drid. Unter ihren zahlreichen Rundfunk- und CD-Aufnahmen          tätig. 2015 war Uta Walther Jurymitglied für die „Composer
  befinden sich mehrere Ersteinspielungen. Das Repertoire Uta       in Residence“ – Auswahl des Internationalen Arbeitskreises
  Walthers enthält Werke aller Stilepochen seit dem Barock,         „Frau und Musik“ in Frankfurt/Main. Als Autorin verfasste sie
  besonderes Augenmerk richtet sie auf Kompositionen des 20.        u.a. einen Aufsatz über die Klaviermusik von Helmut Bieler,
  und 21. Jahrhunderts; etliche Uraufführungen von Werken           welcher in Band 58 der Reihe „Komponisten in Bayern“ er-
  der Komponisten Vivienne Olive, Werner Heider, Burkhardt          schien, sowie den Aufsatz „Vivienne Olive: Werke für Tastenin-
  Söll, Volker Blumenthaler, Jörg Widmann und Jens Klimek           strumente“, der in Band 67 dieser Reihe veröffentlicht wurde.
  beweisen ihre besondere Affinität zur Neuen Musik. Das Kla-                                           /Prof. Dr. Ludwig Striegel/
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die Chormusik. Über 2.000 Chorwerke von Komponistinnen war-         ist der Furore-Verlag in Kassel, der 1986 als Verlag für Kompo-
ten quasi darauf, von ChorleiterInnen und ihren Chören entdeckt,    nistinnen und ihre Werke gegründet wurde. 170 Komponistinnen
ins Repertoire genommen und öfter aufgeführt zu werden. Das         von 4 Kontinenten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert werden der-
Archiv sieht sich neben den möglichen Präsenz-Besuchen (wäh-        zeit in den Katalogen geführt, insgesamt gab Furore bisher 2.000
rend der Coronazeit bitte nur Einzelpersonen mit Voranmeldung)      Werke von ihnen heraus. Auch darunter befinden sich Kompositi-
vor allem auch als Dienstleister in Recherchefragen. Unter info@    onen für oder mit Chor. Zum Beispiel veröffentlichte Furore viele
archiv-frau-musik.de erhält man Auskunft, wo oder über welche       der Werke Fanny Hensel-Mendelssohns. Einen kostenlosen Ge-
Datenbank man die Noten welcher Werke welcher Komponistin           samtkatalog „Vokalmusik“ (zuzüglich Versandkosten) kann man
bekommen und wo man sie eventuell anhören kann. Die Archiv-         über www.furore-verlag.de beziehen.
mitarbeiterInnen sind geschult und beraten gern!
                                                                    In der Mai-Ausgabe der in|takt möchte ich über die in London
Der Furore-Verlag                                                   geborene und in Nürnberg lebende Komponistin Vivienne Olive
Eine weitere wichtige Informations- und vor allem Bezugsquelle      und ihre Chorwerke erzählen.          Bis dahin eine gute Zeit!

DIGITALES LEXIKON DER AMATEURMUSIK:
WISSENSPLATTFORM FRAG-AMU.DE GEHT ONLINE
Die frei zugängliche Enzyklopädie bündelt das Fachwissen rund       same Expertise aller Amateurmusikverbände. So kann ein Ver-
um die Amateurmusik und schafft einen Mehrwert für alle En-         band z.B. Fachkenntnisse zum Urheberrecht beisteuern, und ein
sembles. Dazu beantwortet Amu, das schlaue Füchslein der            anderer z.B. Inhalte und Methoden zur Nachwuchsgewinnung
Amateurmusik, nun zahlreiche Fragen. Amu weiß alles, was nicht      übermitteln. Weil es bei den meisten Themen keinen Unterschied
zur Musik selbst gehört, aber für das Amateurmusizierens wis-       macht, um welche Art von Ensemble es sich handelt, ist dieses
senswert ist. Im Bereich des Amateurmusizieren spielt die Ent-      Wissen auf alle Ensembles von A wie a-cappella bis Z wie Zupfor-
lastung von ehrenamtlich engagierten Menschen nicht erst seit       chester übertragbar. Weitere Artikel kommen laufend hinzu, die
der Corona-Pandemie eine große Rolle. In den vergangenen Jah-       Erweiterung der Plattform ist also ein kontinuierlicher Prozess.
ren arbeitete der Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO)        Sämtliche Artikel wurden von Fachleuten geschrieben und wer-
daher gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden an einer Platt-       den regelmäßig aktualisiert und ergänzt. Via Kommentarfunktion
form, welche den Wissenstransfer von Hauptamtlichen auf der         oder Kontaktformular können Amu weitere Fragen gestellt, An-
Bundesebene zu den meist Ehrenamtlichen auf der lokalen Ebe-        regungen gegeben oder zusätzliche Artikel gewünscht werden.
ne beschleunigen kann. In mehreren Umfragen und Workshops           Spezielle Nachfragen zu Corona-Themen der Amateurmusik be-
der Amateurmusikverbände kristallisierte sich heraus, dass          antwortet die Beratungsstelle von frag-amu.de auch telefonisch:
insbesondere ein Lexikon der Amateurmusik einen deutlichen          Von Montag bis Freitag jeweils von 11-13 Uhr sowie Montag bis
Mehrwert bieten würde: Informationen rund um das Amateurmu-         Donnerstag von 19-21 Uhr unter 030- 609 807 81 - 39. Die Pro-
sizieren sollten gebündelt und Wissen leicht zugänglich gemacht     grammierung von frag-amu.de wurde im Rahmen des Projekts
werden. Während aus dieser Idee immer konkreter die Konzeption      „Die Verantwortlichen #Digital“ der Akademie für Ehrenamtlich-
der digitalen Wissensplattform frag-amu.de wuchs, vergrößerte       keit aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und
die Corona-Pandemie zusätzlich den Bedarf. Corona hat unzähli-      Heimat und der Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Der Betrieb
ge neue Fragen aufgeworfen. Fragen, die im Kompetenznetzwerk        und die Redaktion der Plattform werden gefördert von der Beauf-
NEUSTART AMATEURMUSIK zusammenlaufen, die wieder und                tragten für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KUL-
wieder gestellt und dort gemeinsam für die gesamte Amateur-         TUR. /Pressemitteilung Bundesmusikverband Chor und Orchester/
musikszene beantwortet werden. Da das Kompetenznetzwerk
verlässliche Antworten erarbeitet, lag es nahe, diese sogleich in
das Online-Lexikon der Amateurmusik einzuspeisen. Die The-
men auf frag-amu.de orientieren sich dynamisch an Bedarf und
Wünschen von AmateurmusikerInnen. Besonders aktuell sind in
der derzeitigen Situation Themen wie die Weiterbezahlung von
DirigentInnen, Haftung bei Infektionen und virtuellen Mitglieder-
versammlungen. Hoch aktuelle, leicht verständliche und verläss-
liche Informationen zu Corona-Fragen sind stark nachgefragt.
Die Plattform frag-amu.de entlastet hierbei – ebenso wie bei den
rechtlichen Fragen, die den amateurmusikalischen Alltag immer
mehr prägen – alle Engagierten.
Frag-amu.de bündelt das gesammelte Wissen und die gemein-
In|takt Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes - Nummer 2 68. Jahrgang März / April 2021
10             AKTUELLE INFORMATIONEN

SCHUMM EMPFIEHLT:
„Jens Jespersen der Däne“ für gemischten Chor

Satz und Melodie: Julian Bobe
Text: Matthias Büdke
Julian Bobe:
Schulmusikstudium an der Musikhochschule Würz-
burg mit dem Schwerpunkt Oboe, Gesang und
Chorleitung. Tätigkeiten als Gesangssolist, Chorlei-
ter und Komponist. Seit 2009 Musiklehrer am mu-
sischen Christian-Ernst-Gymnasium in Erlangen.

Anmerkungen des Komponisten zum vorliegen-
den Werk:
„Jens Jespersen der Däne“ ist ein textlicher und mu-
sikalischer Spaß! Die Idee dabei war es, Strukturen
von altehrwürdiger und traditioneller Kompositions-
technik (z B. die Verwendung und Weitergabe von
prägnanten Kopfmotiven, die polyphone Satztechnik
und die zum Teil durchscheinende Aufteilung in ei-
nen Hoch- und Tiefchor) mit dem humorvollen Text
des Bühler Dichters Matthias Büdke zu kombinieren.
Dabei ist es aber auch eine musikalische Verbeugung
vor so großen Meistern wie Heinrich Schütz oder Ja-
cobus Gallus.

Ein musikalischer Spaß? Der erste Eindruck kommt
bereits beim Titel, verstärkt sich noch beim Unterti-
tel „Motettchen“ und spätestens beim Studium des
Textes weiß man, dass der erste Gedanke stimmt.
Die hohe Kunst, Humor in der Musik niveauvoll dar-
zustellen – an dieser Aufgabe ist schon so mancher
Komponist gescheitert. Umso mehr macht jede
Komposition neugierig, die sich dieser Heraus-
forderung stellt. So gar nicht spaßig in düsterem
e-moll beginnt der 6-stimmige Satz im „nicht zu
langsamen“ Tempo, mit wechselnden Einsätzen
von Männer- und Frauenstimmen. Ein fast wehkla-
gender Anfang, ja es könnte sich durchaus auch um den Anfangs-     Fazit: Ein musikalischer Spaß soll es sein – Julian Bobe ist die
choral einer Passion handeln, wenn da nicht der Text wäre! Diese   heikle Aufgabe sehr gut gelungen. Mit handwerklich fundiertem
wechselnden Einsätze der Frauen- und Männerstimmen ziehen          Können hat er ein zeitgemäßes, aber auch an traditionelle Kom-
sich – in Anlehnung an traditionelle Kompositionstechniken – bis   positionstechniken angelehntes, kurzweiliges Werk geschaffen,
auf wenige Ausnahmen in polyphoner Stimmführung durch das          das in der Gegenüberstellung zum spaßigen Text seinen humor-
gesamte Werk. Nach dem ersten Haltepunkt folgt ein „etwas ge-      vollen Reiz bekommt, garniert mit rhythmischen Elementen und
tragen und mit Gewicht“ überschriebener Mittelteil mit Beginn      pointiert gesetzter Dynamik. Toll gemacht! Bei entsprechend
in der Bassstimme, die von allen Stimmen fugiert wird. Nach        vorhandenen Frauenstimmen stellt dieses kleine, aber feine
erneutem Haltepunkt beginnt ein „etwas schneller und leicht“       „Motettchen“ eine Bereicherung eines jeden Liederabends oder
zu singender Schlussteil, der – stellenweise durchsetzt mit me-    Konzertes dar.
lismatischen Tonfolgen – in einem zum Ende hin fast homopho-       Der Komponist plant eine Fortsetzung von Jens Jespersen; die-
nen Satz mit einem strahlenden E-Dur Schlussakkord endet. Die      ser hat nun „dritte Zähne“ und kann daher wieder kräftig zubei-
Harmonik ist bis auf wenige Ausnahmen durchweg traditionell        ßen. Man darf gespannt sein.
gestaltet, die Tonhöhe bewegt sich im für Laienchöre singbaren
Bereich, bei den hohen Frauenstimmen jedoch stellenweise in        „Jens Jespersen“ ist im Dreiton-Verlag Erlangen erschienen
Grenzbereichen.                                                    (https://dreiton-verlag.de/).
BUCHTIPP UND TERMINE                      11

BUCHTIPP                                                              es sei etwas in Bewegung.
                                                                      „Die Ära der traditionellen
Gunter Kreutz: Warum Singen glücklich macht                           Chöre ist damit zwar keines-
Der Buchtitel „Warum Singen glücklich macht“ reizt zunächst           wegs zu Ende, doch sorgt
gar nicht so recht zum Lesen. Denn der, der singt, weiß ja aus        die Vielfalt musikalischer
Erfahrung: Singen macht glücklich, weil’s Freude macht. Eine          Bedürfnisse dafür, dass sich
Binsenweisheit also, aber die auf langen 220 Seiten erklärt und       die Chorlandschaft stark zu
begründet? Die Zeit könnte man besser nutzen. Zum Singen bei-         verändern beginnt“. Feste
spielsweise. Aber es ist Coronazeit, es wird nicht viel gesungen.     Probentermine und Vereins-
Also ist zumindest Zeit, das Vorwort zu lesen. Professor Gunter       kultur? Ja sicher, aber nicht
Kreutz, der an der Universität Oldenburg Systematische Musik-         mehr nur. Projektchöre oder
wissenschaften lehrt, beschreibt hier, dass er im Jahr 2020 das       Rudelsingen sind da nur
Manuskript für die dritte, erweiterte Auflage des Buches fertig       Stichwörter. Gunter Kreutz
hatte. Dann kam Corona, und „ich hatte das Gefühl, einen Bericht      gelingt es, den Spannungs-
aus einer vergangenen Zeit in der Hand zu halten.“ Warum, so          bogen hochzuhalten, immer
fragt der Autor selbst, „sollte man ein Buch lesen, das schöne        wieder neue Facetten einzubauen und sogar mit einem Happy
Dinge beschreibt, die nicht mehr in derselben Form gelebt wer-        End zu schließen. Trotz vieler ungelöster wissenschaftlicher Fra-
den können?“. Doch dann hört Gunter Kreutz die singenden Men-         gen ist ja klar: Singen MACHT glücklich. Vielleicht nicht das ganze
schen, die auf den Balkonen oder vor Altenheimen stehen, um           Leben lang, aber in guten Momenten. Und die, die das wissen,
anderen eine Freude zu bereiten. Was hat das alles zu bedeuten?       sollten immer wieder neue Menschen überzeugen, einfach mal
Und was wird nach Corona sein? „Die Folgen der Globalisierung         mitzusingen. Wichtig: Jeder kann’s. „Warum singen wir nicht öf-
werfen uns auf unsere örtlichen Gemeinschaften zurück“, sagt          ter, wenn die Chancen für mehr glückliche Momente so gut ste-
Kreutz. Also auch auf die Singgemeinschaften. Spätestens an die-      hen?“, fragt Gunter Kreutz abschließend. Wer das Buch gelesen
ser Stelle ist klar, warum das Buch von Gunter Kreutz eine loh-       hat, wird es automatisch tun. Vorübergehend daheim, allein, in
nenswerte Lektüre ist. Auch für Freunde von Binsenweisheiten.         der Dusche, beim Kochen, beim Spaziergang. Einfach loslegen.
Denn es ist ja so: Joggen macht auch viele glücklich, und in Chö-     Trotz Corona. Weil’s gut tut. 
ren gibt es ab und an mal Dispute und Streitereien. Wie ist es denn                    /mk/Gunter Kreutz „Warum Singen glücklich macht“,
nun genau? Was macht Singen mit den Menschen, und vor allem,                                             Psychosozial-Verlag, Gießen 2020
wie ist das wissenschaftlich zu fassen? Gunter Kreutz, der selbst
auf diesem Gebiet forscht, kennt den aktuellen Forschungsstand
und präsentiert ihn in dem Buch auch für Laien sehr verständ-
lich. Die Singstimme als „Flaggschiff“ kultureller Fähigkeiten
                                                                          TERMINE, DIE SIE SICH
im Fokus der Wissenschaft: Der Leser darf staunen, welche Ver-
suchsanordnungen von Forschern in aller Welt ersonnen werden,             VORMERKEN SOLLTEN!
um zu möglichst sicheren Erkenntnissen zu kommen: Wie wirkt
(gemeinsames) Singen auf Hirn und Herz, auf Atmung und Blut-          Sitzungstermine:
                                                                      Fränkischer Sängerbund
druck? Was macht Singen (oder das Zuhören) mit Säuglingen,
                                                                      Ansprechpartner: FSB-Geschäftsstelle,
Kindern, Jugendlichen, Senioren, Patienten? Und überhaupt: Wie
                                                                      Susanne Osmani, 09561-94499, info@fsb-online.de
misst man, ob Singen schlauer macht als Nicht-Singen?
Gute Forschung hinterfragt sich immer wieder selbst. Hun-             23.Oktober 2021: Gesamtausschuss-Sitzung mit Neuwahl des
                                                                      Musikausschusses
dertprozentige Beweise für diese oder jene Theorie sind oft nur
schwer zu erbringen auf einem Forschungsterrain, auf dem es           13.November 2021: Außerordentliche Mitgliederversammlung
so sehr menschelt und so viele Faktoren zusammenwirken. Doch
                                                                      Schulungen
was man weiß, reicht Gunter Kreutz allemal, um gesellschaftspo-
                                                                      Fränkischer Sängerbund
litische Appelle zu formulieren. Etwa: Mit Blick auf Kindergärten     Ansprechpartner: FSB-Geschäftsstelle,
und Grundschulen sind „strukturelle Veränderungen unumgäng-           Susanne Osmani, 09561-94499, fsb.coburg@t-online.de
lich, um unsere Gesangkultur langfristig in allen Bevölkerungs-
schichten zu erhalten“. Oder mit Blick auf heilsame Wirkungen:        ABSAGE: 67. Chorleitungslehrgang vom 5.- 10. April 2021
Ist „Singen auf Rezept“ nur eine Utopie? Nein, schreibt Gunter        in Hammelburg (Osterwoche) neuer Termin: 6.-10. Sept. 2021
Kreutz mit „gedämpftem Optimismus“. Aktive Gesangkultur wird          Vorschau 2021-2022:
noch immer geprägt von den Chören, doch sind solche Singge-           23.-26. September 2021: chor.com in Hannover
meinschaften nicht zwingend ein Querschnitt der Gesellschaft.         26.-29. Mai 2022: Deutsches Chorfest in Leipzig
„Hohe Bildungsabschlüsse sind verbreitet und statistisch viel häu-    25.-26. Juni 2022: Chorfest FSB in Nürnberg
figer als im allgemeinen Bevölkerungsdurchschnitt.“ Es sei naiv
zu behaupten, dass Chorsingen für alle Menschen gleichermaßen         Eine Terminübersicht der Fortbildungen finden Sie auch unter:
verfügbar und erreichbar sei. Vorhandene Barrieren zu beseiti-        www.fsb-online.de/chorakademie/index_chorakademie.html
gen, ist somit eine Generationenaufgabe, konstatiert Kreutz. Aber
12             AUS DEM SÄNGERMUSEUM FEUCHTWANGEN

DAS SÄNGERMUSEUM IN FEUCHTWANGEN ALS EIN
KRONJUWEL DES FRÄNKISCHEN SÄNGERBUNDES –
EIN RÜCKBLICK
von Walter O. Neumann

Am 17. März 1991, also vor nunmehr drei Jahrzehnten, eröffne-      eines Archivs und Museums in den Räumen des ehemaligen
te der damalige Bayerische Kultusminister Hans Zehetmair in        Katharinenklosters in diese Überlegungen einbezogen. Die
einem feierlichen Festakt das Sängermuseum des Fränkischen         Stadt war diesem Gedanken sehr aufgeschlossen und bereits
Sängerbundes in Feuchtwangen. Ein Standkonzert der Blasmu-         zwei Jahre später, am 21. Juli 1923, konnten im Rahmen des
sik Großohrenbronn (Ltg. Peter Geißler) vor dem Gebäude und        13. Fränkischen Sängerbundfestes die Museumsräume ein-
Chorvorträge des Gesang- und Musikvereins 1827 Feuchtwan-          geweiht werden und das Deutsche Sängermuseum wurde tat-
gen (Ltg. Werner Jakob Teuschel) sowie das Erlanger Grillen-       sächlich zu einer „Wallfahrtstätte deutscher und außerdeut-
Singtett (Ltg. Joachim Adamczewski) sorgten für die würdige        scher Sänger“ [Jahrbuch des Deutschen Sängerbundes 1927,
musikalische Einstimmung auf die Begrüßung durch den sei-          S. 18]. 17 Jahre später, in der Nacht vom 2. zum 3. Januar 1945,
nerzeitig amtierenden FSB-Präsident Walter O. Sommer und           erlebte Nürnberg einen apokalyptischen Bombenangriff, bei
die Festrede von Staatsminister Zehetmair. Nach der Anspra-        dem die Altstadt fast vollständig zerstört wurde. Mit betroffen
che des Museumsleiters Dr. Friedhelm Brusniak erfolgte der         war auch das Deutsche Sängermuseum, dessen Sammlungen
allererste Rundgang der Festgäste durch die Museumsräume.          man in Folge dessen lange für unwiederbringlich verloren hielt.
In seiner Einführung hatte Brusniak zunächst die Vorgeschichte     Erst in den 1950er und 1960er Jahren wurden einige wenige,
des ehemaligen Deutschen Sängermuseums in Nürnberg und             aber besonders wertvolle Fahnen und Handschriften wieder-
den dornenreichen Weg zum jetzigen Standort nach Feucht-           entdeckt, die rechtzeitig ausgelagert worden waren.
wangen reflektiert. Bereits vor 100 Jahren – im Februar 1921 –     In den Jahren des Wiederaufbaus war es abermals der FSB –
wurde Michael Morhard (FSB-Präsident von 1914 bis 1933) vom        federführend Bundeschorleiter Eberhard Escofier – der das
Gesamtausschuss des DSB legitimiert, mit der Stadt Nürnberg        Konzept eines „Sängerbundmuseums“ hartnäckig anmahnte,
Gespräche zu führen mit dem Ziel, die zu diesem Zeitpunkt als      nachdem der DSB in seinem Jahrbuch 1952 resignierend kons-
Lagerhalle genutzte Katharinenkirche zu einer Konzerthalle         tatiert hatte: „Ein Sängermuseum werden wir wohl nicht mehr
umzufunktionieren. Bald wurden auch Pläne zur Einrichtung          erleben.“ Ein Wiederentstehen wie „Phönix aus der Asche“ am
                                                                   alten Ort in Nürnberg, zunächst angedacht, scheiterte. Der FSB
                                                                   ließ indes nicht locker und setzte trotz mancher skeptischen
                                                                   Stimmen, angeregt von Reiner Kehrstephan (FSB-Vizepräsi-
                                                                   dent und Kreisvorsitzender im Sängerkreis Ansbach, zugleich
                                                                   Vorsitzender des Gesang- und Musikvereins 1827 Feucht-
                                                                   wangen) schließlich die Idee um, ein „Sängermuseum“ in der
                                                                   Kreuzgang-Festspielstadt zu realisieren.
                                                                   Im weiteren Verlauf seiner Ansprache präzisierte Friedhelm
                                                                   Brusniak die Ziele der Einrichtung. Natürlich sei man „dem
                                                                   geistigen Erbe des Deutschen Sängermuseums in Nürnberg
                                                                   verpflichtet“, das ein „umfassendes Bild von der Geschichte der
                                                                   deutschen Männerchorkomposition und des deutschen Män-
                                                                   nergesangvereinswesens vermitteln“ wollte, aber man sei wie
                                                                   bei der Einweihungsfeier des Deutschen Sängermuseums 1925
                                                                   auch beim Feuchtwanger Museum gefordert „in Verbindung
                                                                   mit den bei ihm untergebrachten Archiven als Stätte für wis-
                                                                   senschaftliche Forschung [zu] fungieren“. Ganz im Sinne des
                                                                   Mottos „Der Tradition verpflichtet in die Zukunft schauen“, hät-
                                                                   ten sich für das Feuchtwanger Konzept daher folgende Schwer-
                                                                   punkte herauskristallisiert: Sammlung, Bewahrung und Doku-
                                                                   mentation sowie Forschung und Bildung. Diese Ziele wurden in
                                                                   den vergangenen 30 Jahren mit viel Leben erfüllt. Einige weni-
                                                                   ge Beispiele mögen dies beleuchten. In regelmäßiger Folge lud
                                                                   das Museum zu Sonderausstellungen, darunter: Ehrenurkun-
        Der Eingangsbereich zum Deutschen Sängermuseum im
        Katharinenkloster Nürnberg. Postkarte, um 1930. Postkar-   den Valentin Eduard Beckers (1994), 150. Wiederkehr des ers-
        tensammlung, o. Sign.                                      ten deutschen Sängerfestes Würzburg 1845 (1995), Deutsche
AUS DEM SÄNGERMUSEUM FEUCHTWANGEN                                      13

                                                                             1999 von der neu gegründeten Stiftung Dokumentations- und
                                                                             Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens getragen wird,
                                                                             führten bald dazu, dass das Raumangebot aus allen Nähten zu
                                                                             platzen drohte. Glücklicherweise konnte das Nachbargebäude
                                                                             erworben werden. Der Erweiterungsbau wurde am 27. April
                                                                             2001 eingeweiht. Die Feier wurde musikalisch bereichert vom
                                                                             Kreuzgang-Quintett (Ltg. Ulrich Schneider), vom Odin-Quartett
                                                                             (Ltg. Karsten Buß) und vom Chor des Gesang- und Musikver-
                                                                             eins 1827 Feuchtwangen (Ltg. Uschi Wenzel). Die Festrede hielt
                                                                             – wie schon bei der Museumseröffnung – Staatsminister Hans
                                                                             Zehetmair, den Festvortrag Prof. Dr. Hermann Lübbe aus Zü-
                                                                             rich zum Thema „Die Zukunft der Vergangenheit in einer dyna-
                                                                             mischen Zivilisation“.
                                                                             Die ebenso enge wie fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der
                                                                             Forschungsstelle in Feuchtwangen, dem Deutschen Chorver-
                                                                             band (DCV) und der Universität Würzburg dokumentiert sich
                                                                             in mehrfacher Weise. So wurde bereits im August 2010 ein
                                                                             Leihvertrag bezüglich des dem Museum überlassenen histo-
                                                                             rischen Bibliotheksbestandes des Deutschen Sängerbundes
     Die Klosterkirche St. Katharina in Nürnberg, auch Meistersingerkir-
     che genannt. Das Deutsche Sängermuseum war im Klostergebäude            und der Autographensammlung aus dem ehemaligen Deut-
     untergebracht. Postkarte, um 1930. Postkartensammlung, o. Sign.         schen Sängermuseum in Nürnberg für das Forschungsprojekt
                                                                             „Deutsches Chorwesen“ unterzeichnet. Herausragender Höhe-
                                                                             punkt und Würdigung der wissenschaftlichen Kooperation mit
Sängerschaft (Weimarer CC) (1998), 50 Jahre FSB im Spiegel                   der Universität Würzburg war 2018 die Anerkennung des For-
der Zeit (1999) oder die Jubiläumsaus-                                                                schungszentrums als „An-Institut“
stellungen 150 Jahre Fränki-                                                                                an der Universität Würzburg.
scher Sängerbund (2012)                                                                                         Das     Forschungszentrum
und Vom Freiheitskampf                                                                                            des Deutschen Chorwe-
zur Freizeitgestaltung.                                                                                             sens an der Universi-
150 Jahre Deutscher                                                                                                  tät Würzburg wird von
Chorverband       (2012,                                                                                              Prof. Dr. Friedhelm
mit        Handkatalog,                                                                                               Brusniak geleitet.
hrsg. von Friedhelm                                                                                                  Quellen: Jahrbuch des
Brusniak und Dietmar                                                                                                Deutschen Sängerbun-
Klenke). Auch die Reihe                                                                                           des – Friedhelm Brusniak,
musikalischer und musik-                                                                                         Das große Buch des Fränki-
wissenschaftlicher Aktivitäten                                                                               schen Sängerbundes, Schwin-
ist lang. So fanden ab 1991 im Sän-                                                                     genstein-Verlag München, 1991 –
germuseum im jährlichen Zyklus Internationale Meisterkurse                                           Fränkische Sängerzeitung (FSZ)
für Klavier von Prof. Peter Feuchtwanger (München/London)
und in Verbindung damit Seminare zur Aufführungspraxis Al-
ter Musik statt. Eine erste chorwissenschaftliche Tagung zum
Thema Chorwesen und Nationalbewegung im 19. Jahrhundert
konnte 1994 realisiert werden. Die Publikation des Tagungs-
bandes mit dem Titel „Heil deutschem Wort und Sang“. Natio-
nalität und Gesangskultur in der deutschen Geschichte bildete
den Band 1 einer neuen wissenschaftlichen Buchreihe Feucht-
wanger Beiträge zur Musikforschung. 1995 wurden aus dem
Stadtarchiv Essen die 1962 aus Anlass der in der Ruhrmetro-
pole veranstaltenden 100-Jahrfeier des Deutschen Sängerbun-
des hier verwahrten Teile der Autographensammlung aus dem
ehemaligen Deutschen Sängermuseum Nürnberg von DSB-
Präsident (später auch Vorsitzender der Stiftung Dokumenta-
tions- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens)
Dr. Heinz Eyrich offiziell nach Feuchtwangen übergeben.
Der große Erfolg, die damit verbundene Resonanz und die
wachsenden Aufgaben des Sängermuseums, das seit Ende                         Das Sängermuseum in Feuchtwangen. (alle Bilder: Sängermuseum, Feuchtwangen)
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