In|takt Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes - Nummer 2 68. Jahrgang März / April 2021
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nummer 2 · 68. Jahrgang · März / April 2021 in|takt Mitteilungsblatt des Fränkischen Sängerbundes Die Reithalle in Coburg, Gründungsort des Deutschen Sängerbundes im Jahr 1862
DER BUNDESCHORLEITER INHALT HAT DAS WORT IN DIESER AUSGABE: Liebe Leserinnen, liebe Leser, in der heutigen Ausgabe wird die neue Jury des 2 Der Bundeschorleiter hat das Wort Valentin-Becker-Wettbewerbes vorgestellt. Ich freue mich sehr, dass wir hochkompetente Persön- lichkeiten dafür gewinnen konnten. Die wirklich 3 Sängerfeste und Sängertage in der Reichsgründungsära vielfältig besetzte Gruppe erwartet nun mit Span- nung die sicher wieder zahlreich eintrudelnden als „Orte der neuen Kompositionen! Nach Jahrzehnten hinge- Demokratiegeschichte“ bungsvollen und sehr erfolgreichen Engagements von Friedhelm Brusniak hat Walter O. Neumann die Organisation des Bad Foto: Ralf Rödel Brückenauer Preises nun in die Hände von Präsidi- 6Aktuelle Informationen umsmitglied Rolf Schlegelmilch gelegt. Lieber Wal- ter, auch an dieser Stelle nochmals unser aller hochachtungsvoller und herzlicher Dank! Wir wer- 10 Schumm empfiehlt den Deinen Rat noch oft einholen! 11 Buchtipp Das Thema „Komposition“ wird in unserer Verbandszeitschrift ab dieser Ausgabe auch Termine noch von einer anderen, spannenden Seite beleuchtet. Es ist mir eine große Freude, dass Uta Walther uns die immer noch viel zu wenig bekannte Welt der komponierenden 12 Aus dem Sänger- museum Feuchtwangen Frauen in einer eigenen Reihe näherbringen wird, denn in den Biographien und Werken der Komponistinnen verbergen sich zahlreiche Interessante Details und musikalische Schätze, die sicher auch das Repertoire unserer Chöre bereichern werden. Vielen ist 14 Alles was Recht ist Frau Walther u. a. daher bekannt, dass sie seit Jahren bei den Hammelburg-Kursen unsere Studierenden im Fach „Chorpraktisches Klavierspiel“ unterrichtet. Dass sie ne- 16 Interessantes aus den ben ihrer Tätigkeit als Konzertpianistin, Begleiterin und Universitätsdozentin auch zu Sängerkreisen dieser Aufgabe bereit war, ist für uns ein großes Glück. 19 Jugendsaiten Stichwort Hammelburg: Leider mussten wir – aus bekannten Gründen – auch dieses Jahr den Chorleitungslehrgang zu Ostern absagen. Wir wollen den Kurs im September nach- holen und je nach aktueller Lage Tages-Fortbildungen anbieten. Ich bitte daher beson- 22 Ehrungen ders, auf die aktuellen Informationen auf unserer Homepage und in Facebook zu achten. Der Umfang und die Viel- 24 Impressum falt dieses Heftes bewei- sen erneut, dass unser Sängerbund auch in Pan- demiezeiten lebendig ist! So wünsche ich wieder viel Freude und Inspirati- on bei der Lektüre. Gerald Fink Bundeschorleiter Die neue Jury des Valentin- Becker-Preises stellen wir Ihnen auf Seite 6/7 im Detail vor. oben, v.l.: Franny Fuchs, Titelbild: Die Reithalle in Coburg, Erhard Schumm, Dr. Gerald Fink Gründungsort des Deutschen unten, v.l.: Dr. Wolfgang Schicker, Sängerbundes im Jahr 1862, Prof. Dr. phil. Friedhelm Brusniak, Sängermuseum Feuchtwangen Prof. Dr. Heike Henning
AKTUELLE INFORMATIONEN 3 SÄNGERFESTE UND SÄNGERTAGE IN DER REICHSGRÜNDUNGSÄRA ALS „ORTE DER DEMOKRATIEGESCHICHTE“ von Friedhelm Brusniak Aus Anlass „150 Jahre Kaiserreich“ fand am 23. Januar 2021 eine Politikwissenschaftler Michael Dreyer, Mitglied des SprecherIn- Online-Tagung der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen- nenrats der Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte, Anhalt und des Friedrich-Ludwig-Jahn-Museums zum Thema „Des in seinem Einführungsvortrag „Staat und Gesellschaft zu Beginn Reiches Stützen? Zur politischen und gesellschaftlichen Rolle des Kaiserreichs“ bereits völlig zutreffend hervorgehoben hatte. der Turner, Sänger und Schützen in der Reichsgründungsära Angesichts der Tatsache, dass dieser von Historikern, Gesell- und im Kaiserreich (1860–1918)“ statt, zu der ich eine Einladung schafts-, Politik- und Kulturwissenschaftlern nie ernsthaft in zu einem Vortrag „‚Zum großen Bau der deutschen Einigkeit sei Zweifel gezogene Tatbestand „in den Schulgeschichtsbüchern, dieses Fest ein Stein!‘ Zum Einheitsgedanken der deutschen aber auch in den Publikationen, die in jüngster Zeit anlässlich Sänger vom ‚Großen Deutschen Sängerfest‘ in Nürnberg 1861 bis der Reichsgründung vor 150 Jahren erschienen sind, durchweg zur Reichsgründung 1871“ erhalten hatte. Dabei konnte ich aus unberücksichtigt bleibt“, wie in der Ankündigung der Online-Ta- Sicht der historischen Chorforschung bestätigen, dass die sich gung betont wurde, erscheint es dringend geboten, auf diese Anfang der 1860er Jahre bildenden neuen Massenorganisatio- Fehlentwicklung hinzuweisen und in der Schul- und Bildungspo- nen der Sänger, die sich in regionalen Sängerbünden und 1862 litik auf Abhilfe zu drängen. im überregionalen Deutschen Sängerbund (DSB) zusammenge- In zahlreichen Quellen zur Geschichte der deutschsprachigen schlossen hatten, neben den Turn- und Schützenverbänden tat- Laienchorbewegung seit den Anfängen um 1800 ist eindrucksvoll sächlich eine herausragende Rolle im Prozess der inneren Eini- dokumentiert, wie rasch und nachhaltig sich freiheitlich demo- gung des neuen Nationalstaates spielten, wie auch der Jenaer kratische Gedanken unter den Sängern verbreitet haben. Das Im Sängermuseum in Feuchtwangen erinnert eine Fahne an das Deutsche Sängerfest 1861 in Nürnberg. Erkennbar ist der Hintergrund in den Farben Schwarz, Rot und Gold – seit dem Hambacher Fest 1832 die etablierten Farben für eine deutsche Republik. Sängermuseum, Feuchtwangen. Fortsetzung auf Seite 4
4 AKTUELLE INFORMATIONEN Die Festhalle in Nürnberg, die 1861 Schauplatz des Großen Deutschen Sängerfestes war. Sängermuseum, Feuchtwangen. politische Moment nach der Französischen Revolution und den Maximilian Joseph Römer (1791–1849), weder Politik noch Kir- Befreiungskriegen für die Sängerbewegung des 19. Jahrhun- che hätten „wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung des Ge- derts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die öffentli- sangfestes“ gehabt, welches „nur heitere, glückliche Menschen chen Bekenntnisse zu Freiheit und Demokratie von Protagonis- schaffen“ wolle, die sich liebten, „was denn auch, nicht allein für ten der frühen Sängerbewegung wie den schweizerischen und die Dauer der Feste, sondern durch die Erinnerung an die frei deutschen „Sängervätern“ Hans Georg Nägeli (1773–1836) und und froh verlebten Stunden und Tage für längere Zukunft wirk- Karl Pfaff (1795–1866) werden daher zu Recht bis in die Gegen- lich der Fall“ gewesen sei (Das erste deutsche Gesangfest zu wart hinein immer wieder zitiert. Im Falle Nägelis handelt es sich Würzburg, Würzburg 1845, S. 9 f.). Und als die Sänger im folgen- in erster Linie um sein klares Bekenntnis zum Chorgesang, wo- den Jahr am Kölner Sängerfest 1846 teilnahmen, war ihnen be- nach das Zeitalter der Musik erst da beginne, wo nicht bloß „Re- wusst, dass sie bei der Uraufführung von Felix Mendelssohn präsentanten“ die höhere Kunst ausübten, sondern diese „zum Bartholdys Festgesang an die Künstler (nach Friedrich Schiller) Gemeingut des Volkes, der Nation, ja der ganzen europäischen eine unüberhörbare politische Botschaft aussandten, wenn sie Zeitgenossenschaft“ geworden sei und „die Menschheit selbst in erklärten: „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, / das Element der Musik aufgenommen“ werde, was nur „durch Bewahret sie! […] / Der freien Mutter freie Söhne, / Schwingt die Beförderung des Chorgesanges“ möglich sei (Die Pestalozzi- euch mit festem Angesicht / Zum Strahlensitz der höchsten sche Gesangbildungslehre, Zürich 1809, S. 53 f.). Pfaff hatte 1827 Schöne! / Um andre Kronen buhlet nicht!“ Dieses Chorwerk ließ auf dem Liederfest in Plochingen in seiner historischen Rede sich nach Dietmar Klenke „wie kein zweites […] als Magna Char- festgestellt, vor „des Gesanges Macht“ würden „der Stände lä- ta der vormärzlichen Freiheitsbewegung bezeichnen“ (Katalog cherliche Schranken“ „niedersinken“ (zitiert u.a. in: Zur Erinne- zur Ausstellung Vom Freiheitskampf zur Freizeitgestaltung. 150 rung an Karl Pfaff, Eßlingen 1867, S. 8). Jahre Deutscher Chorverband, 2012, S. 13). Die Rufe nach „freiem Wort“, „freiem Lied“ und „freier Presse“ im Vormärz waren auch Die Forderungen nach „freiem Wort und freiem Gesang“ prägten nach der Revolution von 1848/49 nicht vergessen. auch die weiteren wegweisenden Sängerfeste im Vormärz und über die Revolution von 1848/49 hinaus bis zur Gründung des Der 3. Coburger Sängertag 1860 unter dem Protektorat von Her- Deutschen Sängerbundes 1862. So betonte der Chronist des Ers- zog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1893), das ten deutschen allgemeinen Sängerfestes in Würzburg 1845, Große Deutsche Sängerfest in Nürnberg 1861 und die Gründung
AKTUELLE INFORMATIONEN 5 des Deutschen Sängerbundes in Coburg 1862 sind Wegmarken schäftsführung ordnungsgemäß vom Schwäbischen Sängerbund des vereins- und verbandsmäßig organisierten deutschsprachi- auf den Bund der Vereinigten Sängervereine zu Dresden überging. gen Laienchorwesens, wobei der „Freiheitsveste“ Coburg beson- dere symbolische Bedeutung beigemessen wurde: „Am 23. Juli Unter dem Eindruck der vor nunmehr etwa 100 Jahren vom Frän- 1861 traten in N ü r n b e r g die Führer der beim ersten deut- kischen Sängerbund und vom Deutschen Sängerbund in Nürnberg schen Sängerfeste versammelten Sängerschaft zusammen, um gemeinsam umgesetzten Idee eines „Erinnerungsortes“ für die einem Gedanken lebendige Formen zu geben, der ein Jahr zuvor Geschichte der Chorbewegung durch die Errichtung des Deut- im Schutze der Freiheitsveste K o b u r g bei einem fröhlichen schen Sängermuseums und des inzwischen ebenfalls bereits drei Sängertage sich siegreiche Bahn gebrochen hatte“ (Viktor Ritter Jahrzehnte existierenden Nachfolgeinstituts in Feuchtwangen – von Schmeidel: Der Deutsche Sängerbund 1862–1912, o.O. 1912, S. seit 1999 getragen von der Stiftung Dokumentations- und For- 17 f.). Als dann 68 Delegierte von inzwischen 41 Sängerbünden schungszentrum des Deutschen Chorwesens – hat das Präsidium unter dem Vorsitz des Präsidenten des Schwäbischen Sängerbun- des FSB in seiner Sitzung am 26. Februar 2021 beschlossen, auch des, Otto Elben (1832-1899), am 21. September 1862 in der her- den Deutschen Chorverband zu bitten, den kritischen Diskurs zoglichen Reithalle in Coburg zur Gründung des Deutschen Sän- über den unbestrittenen Beitrag von Chorverbänden zum Demo- gerbundes zusammentraten, sandte Ernst II. „den versammelten kratisierungsprozess über eine Mitgliedschaft der Stiftung in der Abgeordneten beim Sängerkongreß […] herzlichen Gruß und ih- Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte aktiv zu unter- ren Bestrebungen ein glücklich Gedeihen“ (Protokoll des ersten stützen und zugleich das interdisziplinäre, parteiübergreifende deutschen Sängertags zu Coburg, S. 13). In der an diesem denk- Netzwerk wissenschaftlich und politisch zu nutzen. Der Zeitpunkt würdigen Tag beschlossenen ersten Satzung des DSB wurden in für eine baldige Antragstellung schien dem FSB besonders geeig- Fortführung bester demokratischer Tradition von Vereinssatzun- net zu sein, da im Rahmen verschiedener Veranstaltungen des gen seit der Gründung der Zelterschen Liedertafel 1809 auch Re- Deutschen Chorverbandes und mehrerer anderer Chorverbände in gelungen für den neuen nationalen Sängerbund getroffen, die diesem und in den nächsten Jahren die historische, politische, unschwer Grundzüge des künftigen Parlamentarismus erken- gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung der Laienchöre für nen lassen. So heißt es in Paragraph 2, nicht die einzelnen Sän- die Demokratiebewegung in Vergangenheit und Gegenwart im- gervereine, sondern die Sängerbünde übernähmen die Vertre- mer wieder thematisiert würden. Diese Ansicht fand bei der Prä- tung der Sänger „im Verhältnis“ zum Deutschen Sängerbund sidiumssitzung des DCV am 1. März 2021 die uneingeschränkte (Protokoll, S. 25). Seine Bewährungsprobe bestand der Deutsche Unterstützung des Präsidenten Bundespräsident a. D. Christian Sängerbund, als beim Sängertag im Anschluss an das Erste Wulff und führte zu einem einhelligen Votum für einen entspre- Deutsche Sängerbundesfest in Dresden am 25. Juli 1865 die Ge- chenden Antrag bei der AG Orte der Demokratiegeschichte. Der Präsident des Fränkischen Sängerbundes, Friedhelm Brusniak, wurde in seiner Doppelfunktion als Stellvertretender Stiftungs- ratsvorsitzender und Wissenschaftlicher Leiter des Forschungs- zentrums des Deutschen Chorwesens an der Universität Würzburg beauftragt, den geplanten Aufnahmeantrag zu stellen. Dieser wurde bereits in der Sitzung des SprecherInnenrats der Arbeits- gemeinschaft Orte der Demokratiebewegung am 3. März 2021 an- genommen. Mit der Mitgliedschaft der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens in der Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiebewegung haben der Fränkische Sängerbund und der Deutsche Chorverband erneut ein kulturpolitisches Zeichen gesetzt. Damit wird der Weg von der Ausstellung Vom Freiheitskampf zur Freizeitgestaltung. 150 Jahre Deutscher Chorverband in der Frankfurter Paulskirche 2012 kon- sequent fortgesetzt und der Blick bereits fest auf das 175jährige Paulskirchen-Jubiläum gerichtet – ganz im Sinne der Beauftrag- ten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsminis- terin Monika Grütters, die in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24. November 2020 gefordert hatte, die Chance zu nutzen, „diesen Schlüsselort unserer Freiheitsge- schichte als Lernort für unsere Demokratie zu nutzen“. Hinweis: Die Online-Tagung vom 23. Januar 2021 ist von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt als YouTube-Video unter folgendem Link verfügbar: In Coburg erinnert an der herzoglichen Reithalle eine Gedenktafel an die Gründung https://www.youtube.com/watch?v=B5rM7dQBlk0 des Deutschen Sängerbundes 1862. Sängermuseum, Feuchtwangen.
6 AKTUELLE INFORMATIONEN AUS DEM PRÄSIDIUM Corona zeigt, dass die Chorbewegung aktiv bleiben will Ja, es gibt Chöre, die nicht mehr genug Nachwuchs finden. So wird gemeinsam mit der Stadt Bad manche Singgemeinschaft steht vor dem Aus. „Chöresterben“ Brückenau alle drei Jahre veran- ist das Schlagwort, das immer wieder in den Medien auftaucht. staltet. 2022 ist es wieder soweit. Das allerdings sei ein sehr verengter Blickwinkel, sagte bei der Das Präsidium war einstimmig Online-Präsidiumssitzung Ende Januar Dr. Friedhelm Brusniak. einverstanden und einhellig be- Der Präsident des Fränkischen Sängerbundes appellierte an geistert, dass Schlegelmilch diese alle Aktiven in den Chören, bei Anfragen von Medienvertretern Verantwortung übernimmt. Gleich- auch und vor allem auf die vielen positiven Entwicklungen hin- zeitig wurde Walter O. Neumann zuweisen. Gerade in Zeiten von Corona zeige sich, dass Sänge- ein Kompliment für sein jahrelan- rinnen und Sänger alles dafür tun, dass Singen ein lebendiges ges vorbildliches Engagement ge- Rolf Schlegelmilch Thema bleibe. Viele spannende Online-Formate seien da nur ein macht. Wichtig: Er hat stets auch Beispiel. Genauso sei aber wichtig: Viele älter werdende Chöre für eine saubere Dokumentation gesorgt und damit wesentliche treffen sich weiter zu losen Singgemeinschaften, oder sie unter- Grundlagen für ein V.E.-Becker-Kompositionswettbewerb-Ar- stützen Kinder-, Jugend- oder Schulchöre. Zumindest vor und chiv gelegt. mit Sicherheit nach Corona. Das gelte es hervorzuheben. Sin- gen bleibe ein Grundbedürfnis. Aktuelle Entwicklungen müssten Es hat Pannen bei der Online-Vereins-Organisation OVERSO ge- mit Aufmerksamkeit verfolgt werden. Chorsingen sei wichtig für geben. Sie funktioniert wie ein eigenständiges Betriebssystem den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft. Brusniak verwies und stellt für die Vereine, Kreis-Chorverbände/Sängerkreise, in der Januar- wie auch in der Februarsitzung des Präsidiums Mitgliedsverbände sowie den DCV als Dachverband eine Rund- auf das Sängermuseum Feuchtwangen, das zu einem „Ort der um-Verwaltung zur Verfügung. Entsprechende Beschwerden Demokratiegeschichte“ werden solle. Es sollen verstärkt Mate- hat Präsident Brusniak an den DCV weitergegeben. Es werde, so rialien zum Thema „Freiheit“ zusammengetragen und gezeigt Brusniaks Eindruck, alles dafür getan, die Probleme mit der di- werden. Wichtig aber: Nicht nur das Museum sei ein “Ort der gitalen Jahresbestandserfassung abzustellen. Demokratiegeschichte“, Gerade in der Gegenwart müssten dies Das bayerische Corona-Hilfsprogramm: Es wurde erwähnt, dass alle FSB-Chöre sein. Sie seien unverzichtbarer Bestandteil des das Programm verlängert wurde. Jeder Verein könne bis zu 1000 Gemeinwesens. Es gelte, allen rechts- oder linksextremistischen Euro (plus Untergruppen jeweils 500 Euro) beantragen. Antrag- Bewegungen entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang stellung: zwischen 1. und 31. Juli. sprach Friedhelm Brusniak auch davon, dass mit staatlicher För- (Näheres auf www.fsb-online.de / Aktuelles) derung sorgsam umgegangen werden müsse, gleichzeitig diese Chorjugend-Präsidentin Judith Reitelbach teilte erfreut mit, dass aber auch möglichst ausgeschöpft werden sollte im Sinne einer das Weihnachtsvideo, bei dem auch die FSB-Chorjugend beteiligt wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Arbeit für die Ge- war, mittlerweile von 43000 Zuschauern angeklickt worden sei. meinschaft. (auf youtube, Stichwörter: Weihnachtschor Chorjugend). Im di- gitalen Bereich wird bei der Chorjugend viel ausprobiert und es Viele Punkte waren in den Sitzungen abzuarbeiten, darunter werden neue Formate getestet, unter anderem „Jamulus“, das auch diese: gemeinsames Singen online möglich macht. Für das jugendliche Präsidiumsmitglied Rolf Schlegelmilch ist der Nachfolger von Engagement gab es viel Lob vom FSB-Präsidenten, garniert mit Walter O. Neumann als federführender FSB-Organisator für der augenzwinkernden Feststellung, dass die „Älteren“ gewillt den Valentin-Eduard-Becker-Kompositionswettbewerb. Dieser seien, digital aufzuholen. /mk/ NEUE JURY FÜR DEN VALENTIN-BECKER-PREIS Gemeinsames Chorsingen ist derzeit verboten. Nicht hingegen findet alle drei Jahre statt. „Professionelle Kompositionen, die komponieren: Mit einer hochkarätig besetzten Jury für den Va- auch von ambitionierten Laienchören gesungen werden können lentin-Becker-Kompositionswettbewerb für Chormusik im Jahr – das ist seit 1953 das Ziel des Kompositionswettbewerbs“, er- 2022 setzt der Fränkische Sängerbund (FSB) ein Zeichen des klärt der musikalische Leiter des FSB, Gerald Fink. „Wir wollen Aufbruchs. Bad Brückenau, in dem der Wettbewerb traditionell neue Chorwerke würdigen und auszeichnen, die nach der Pande- stattfindet, arbeitet derweil gemeinsam mit dem FSB an einem mie mit besonderer Freude gesungen werden können.“ Fink, der Veranstaltungskonzept, um dem Preis noch mehr öffentliche den Juryvorsitz haben wird, freut sich „auf viele spannende und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Wettbewerb für Chormusik kreative Wettbewerbsbeiträge“. Der Bundeschorleiter weiß: „Die
AKTUELLE INFORMATIONEN 7 Chorszene ist noch da und immer interessiert an neuen Stücken.“ und –pädagoge ist Präsident des Fränkischen Sängerbundes. Be- Der Preis soll Stadt und Sängerbund zufolge eine Entwicklung reits während des Studiums der Schulmusik, dann im Schuldienst durchlaufen und sich als eine Art Marke etablieren. „Wir waren und während der Uni-Tätigkeit war Brusniak Leiter verschiedener uns einig, dass im Kompositionspreis noch viel Potenzial steckt“, Laienchöre. Brusniak ist Gründer und Wissenschaftlicher Leiter sagt Jan Marberg, Kulturamtsleiter der Stadt Bad Brückenau. des Sängermuseums in Feuchtwangen, war 2012 Projektleiter „Im Fokus dabei: Wie schaffen wir es, nicht nur mehr Komponis- der Jubiläumsausstellung „150 Jahre Deutscher Sängerbund tInnen, sondern auch neues Publikum, das bislang zur Chormu- (DSB)“ und derzeit Wissenschaftlicher Leiter des „Forschungs- sik wenige bis keine Berührungspunkte hatte, für den Preis zu zentrums des Deutschen Chorwesens an der Universität Würz- begeistern? Dazu wird derzeit eine Reihe von Ideen entwickelt. burg“. Für unsere Stadt, ja die ganze Region ist dieser Wettbewerb von Dr. Gerald Fink hat Kirchenmusik sowie Orgel-Konzertfach an der großer Bedeutung“, sagt Bad Brückenaus Bürgermeister Jochen Musikhochschule Stuttgart studiert. Es folgte ein zweites Studium Vogel. „Das Festkonzert zum Abschluss“ ist immer schon einer an der Universität Erlangen in den Fächern Musikwissenschaft der Höhepunkte in unserem Kulturkalender. und Mittellatein. Schließlich promovierte der heute 52-Jährige Für die sechsköpfige Jury, die Ende 2021 zusammentritt, wurde über ein Richard-Wagner-Thema 2008 an der Universität Würz- unter anderem Franny Fuchs gewonnen. Die 36-Jährige arbeitet burg. Fink leitet mehrere Chöre und Orchester und ist als Kir- als Dozentin für Jazz-/ Popchorleitung und Ensembleimprovisati- chenmusiker in Herzogenaurach tätig. Seine Kompositionen wur- onsformen an der Hochschule für Musik Würzburg und leitet dort den vielfach preisgekrönt. Seit 2016 ist er künstlerischer Leiter das Ensemble „ChorKraut“. Zudem ist sie Chorleiterin des Würz- des Chorzentrums Kloster Weißenohe sowie seit 2017 Bundes- burger JA!zzchors. Mit beiden gewann die Rottendorferin mehre- chorleiter des Fränkischen Sängerbundes. re Preise und Auszeichnungen als herausragende Dirigentin. Sie Dr. Wolfgang Schicker studiert Musikwissenschaft, Alte Geschichte leitet den Pop- und Jazzchor im FSB und gibt Fortbildungen für und Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Jazz-Popchorleiter, Stimmbildner und Coachings für Chöre. Erlangen-Nürnberg und promovierte anschließend an der Univer- Prof. Dr. Heike Henning (46) studierte Kirchen- und Schulmusik sität Regensburg über die Frühgeschichte des italienischen Inst- und absolvierte ein Promotionsstudium in Musikpädagogik mit ei- rumentalkonzerts um 1700. Der 45-Jährige ist als Musikredak- ner Dissertation im Bereich vokalpädagogischer Praxis mit Kin- teur und Autor beim Bayerischen Rundfunk-Studio in Nürnberg dern. Die Professorin für Instrumental- und Gesangspädagogik tätig und lebt mit seiner Familie in Zirndorf. an der Universität Mozarteum Salzburg und Leiterin des Zent- Erhard Schumm arbeitete nach dem Musikstudium am Hermann- rums für chorpädagogische Forschung und Praxis ist seit vielen Zilcher-Konservatorium Würzburg (1981 bis 1987) als Musik- Jahren eine gefragte Expertin für Kinderstimmbildung und (Kin- lehrer an der Theodosius-Florentini-Schule Gemünden und am der-) Chorleitung. Sie leitet mehrere Chöre, z.B. den Kammerchor Franz-Miltenberger-Gymnasium Bad Brückenau. Von 1994 bis Fresco Vocalis Innsbruck, den Interkulturellen Kinder- und Ju- 2009 war der Riedenberger Bezirksjugendreferent des Nordbaye- gendchor Ava sowie die Nürnberger Chöre ConTakt und DehCi- rischen Musikbundes im Bezirk Unterfranken, von 2006 bis 2008 Belles. Gruppenchorleiter der Sängergruppe Bad Kissingen, seit 1981 Prof. Dr. phil. Friedhelm Brusniak (68) ist Lehrstuhlinhaber i.R. für Tätigkeit als Chorleiter. Der 61-Jährige ist Kulturehrenbriefträger Musikpädagogik an der Uni Würzburg. Der Musikwissenschaftler des Landkreises Bad Kissingen. /mk/ INFORMATIONEN AUS DER GESCHÄFTSSTELLE Neue Antragsformulare in Arbeit! Das bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ar bis Juni 2021 einreichen. Sie werden bereits jetzt dazu aufge- hat für alle bayerischen Chorverbände neue Antragsformulare rufen, ihre Einnahmen und Ausgaben im Zeitraum 1. Januar bis für Zuschüsse erstellt. Die Formulare sind bereits rückwirkend 30. Juni 2021 zu dokumentieren, um dann problemlos den Antrag ab 1. Januar 2021 gültig! Es handelt sich um Anträge für: Noten, im Juli stellen zu können. Damit kann auf eine Verwendungsbe- Instrumente, Konzerte, Seminare und für staatl. anerkannte En- stätigung verzichtet werden, was den Antragsprozess um einen sembleleiter. Die Formulare werden baldmöglichst auf unserer Arbeitsschritt verkürzt. Nähere Informationen zum Förderpro- Homepage veröffentlicht. Die bis dahin eingegangenen Anträge gramm stellt der Bayerische Musikrat unter nachstehendem werden wieder an die Vereine zurückgeschickt. Link bereit: https://www.bayerischer-musikrat.de/Foerderung/ Hilfsprogramm/Laienmusik/Bayern/2021 Hilfsprogramm für Laienmusik im ersten Halbjahr 2021 Wie bereits berichtet, geht das Hilfsprogramm vom Freistaat Neue E-Mail-Anschrift der Geschäftsstelle des FSB in Coburg Bayern in die 2. Runde. Die Vereine können von 1. bis 31. Juli 2021 Bitte ändern Sie in Ihren Unterlagen die Mailanschrift in: die Förderanträge abrufen und rückwirkend für die Monate Janu- info@fsb-online.de
8 AKTUELLE INFORMATIONEN DA GIBT’S WAS ZU ENTDECKEN! – KOMPONISTINNEN UND IHRE CHORWERKE von Uta Walther Die Komponistin Prof. Dr. Vivienne Olive machte mich im Rahmen teressante Entdeckungsreise in verschiedene Zeiten, Länder und unserer langjährigen Projekt-Zusammenarbeit auf das Archiv Traditionen! Frau und Musik in Frankfurt am Main aufmerksam, einer riesi- gen Fundgrube mit guten Recherche-/Beratungsmöglichkeiten Das Archiv Frau und Musik für alle, die auf der Suche nach kaum oder wenig gesungenem/ Seit ca. sechs Jahren bin ich Mitglied im Internationalen Arbeits- gespieltem, aber dennoch qualitativ hochwertigem und interes- kreis Frau und Musik e. V. / Archiv Frau und Musik – www.archiv- santen Repertoire von Komponistinnen sind. Da die auch zahl- frau-musik.de. Dieser Arbeitskreis wurde 1979 von engagierten reich vorhandenen oder dort recherchierbaren Chorwerke eine Komponistinnen, Dirigentinnen, Musikerinnen und Musikwissen- wirkliche Bereicherung für das Chorleben darstellen, freue ich schaftlerinnen gegründet mit dem Ziel, in Bibliotheken Werke von mich sehr, in dieser Kolumne ab der Mai-Ausgabe der in|takt zumeist vergessenen Komponistinnen aufzuspüren, sie aufzufüh- Komponistinnen und ihre Werke für Chor in verschiedensten ren und damit einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zugäng- Besetzungen und Schwierigkeitsgraden vorstellen zu dürfen. Ich lich zu machen. Es entstand ein eigenes Archiv, welches heute in möchte dabei Diversität sowie Stil- und Epochenvielfalt im Blick Hoffmanns Höfen in Frankfurt am Main beheimatet ist, inzwischen behalten. Neben sehr bekannten Komponistinnen wie Fanny rund 26.000 Medieneinheiten besitzt und damit international Hensel-Mendelssohn und Clara Schumann wird es um die Chor- das größte und bedeutsamste seiner Art ist. Dokumente von ca. musik von Barbara Strozzi, Vittoria Raffaella Aleotti, Chiara Ma- 1.900 Komponistinnen vom 9. bis zum 21. Jahrhundert aus vielen ria Cozzolani, Marianne Martines, Lili Boulanger, Ethel Smyth, Ländern, hauptsächlich Noten, aber auch Bücher, Zeitschriften, Felicitas Kukuck, Erna Woll, Vivienne Olive, Gloria Coates, Janet Briefe, Postkarten, aus neuerer Zeit natürlich Aufnahmen sowie Beat, Violeta Dinescu, Siegrid Ernst, Rhonda Berry, Dorothea einzelne Nachlässe befinden sich hier. Der Bestand wird ständig Hofmann und anderen gehen. erweitert, katalogisiert und digitalisiert. Im Jahr 2019 setzte das Begeben wir uns zusammen auf eine ebenso spannende wie in- Archiv zusätzlich einen Themen- und Sammelschwerpunkt auf Unsere neue Kolumnistin Uta Walther im Portrait vierspiel Uta Walthers ist ge- Uta Walther wurde in Eisleben (Sachsen-Anhalt) geboren kennzeichnet durch brillante und erhielt ihre pianistische Ausbildung an der Hochschu- Technik und eine extreme sti- le für Musik „Franz Liszt“ in Weimar bei Helmut Heß. Nach listische Wandlungsfähigkeit, dem Künstlerischen Diplom setzte sie ihr Studium bei Alfons die es ihr ermöglicht, Kompo- Kontarsky am Salzburger Mozarteum fort. 1997 erwarb sie sitionen unterschiedlichster dort das Konzertdiplom als „Magistra artium“. Internationale Stil- und Ausdrucksbereiche Meisterklassen besuchte sie u. a. bei Lazar Berman, Bernard fesselnd und überzeugend zu Ringeissen, Jan Wijn und Rolf-Dieter Arens. Uta Walther er- interpretieren. Seit 1999 ist hielt Preise bei mehreren Wettbewerben, u. a. den 1. Preis Uta Walther Lehrbeauftragte (Franz-Liszt-Jugendpreis) beim 1. Nationalen Klavierwett- für Klavier an der Friedrich- Hilda Lobinger bewerb „Franz Liszt“ der damaligen DDR. Außerdem wur- Alexander-Universität Erlan- de sie mit Stipendien ausgezeichnet. Schon früh trat sie als gen-Nürnberg und seit September 2013 Klavierpädagogin am Liszt-Interpretin auf. Als Solistin, Kammermusikerin und musischen Zweig der Johann-Pachelbel-Realschule in Nürn- Liedbegleiterin konzertiert sie in vielen Ländern Europas, u. berg. Bei Chorleitungslehrgängen des Fränkischen Sänger- a. spielte sie in der Royal Academy of Music London und beim bundes unterrichtet sie Chorpraktisches Klavierspiel. Außer- „Internationalen Klaviermarathon“ im Auditorio Nacional Ma- dem war sie zwölf Jahre lang beim Windsbacher Knabenchor drid. Unter ihren zahlreichen Rundfunk- und CD-Aufnahmen tätig. 2015 war Uta Walther Jurymitglied für die „Composer befinden sich mehrere Ersteinspielungen. Das Repertoire Uta in Residence“ – Auswahl des Internationalen Arbeitskreises Walthers enthält Werke aller Stilepochen seit dem Barock, „Frau und Musik“ in Frankfurt/Main. Als Autorin verfasste sie besonderes Augenmerk richtet sie auf Kompositionen des 20. u.a. einen Aufsatz über die Klaviermusik von Helmut Bieler, und 21. Jahrhunderts; etliche Uraufführungen von Werken welcher in Band 58 der Reihe „Komponisten in Bayern“ er- der Komponisten Vivienne Olive, Werner Heider, Burkhardt schien, sowie den Aufsatz „Vivienne Olive: Werke für Tastenin- Söll, Volker Blumenthaler, Jörg Widmann und Jens Klimek strumente“, der in Band 67 dieser Reihe veröffentlicht wurde. beweisen ihre besondere Affinität zur Neuen Musik. Das Kla- /Prof. Dr. Ludwig Striegel/
AKTUELLE INFORMATIONEN 9 die Chormusik. Über 2.000 Chorwerke von Komponistinnen war- ist der Furore-Verlag in Kassel, der 1986 als Verlag für Kompo- ten quasi darauf, von ChorleiterInnen und ihren Chören entdeckt, nistinnen und ihre Werke gegründet wurde. 170 Komponistinnen ins Repertoire genommen und öfter aufgeführt zu werden. Das von 4 Kontinenten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert werden der- Archiv sieht sich neben den möglichen Präsenz-Besuchen (wäh- zeit in den Katalogen geführt, insgesamt gab Furore bisher 2.000 rend der Coronazeit bitte nur Einzelpersonen mit Voranmeldung) Werke von ihnen heraus. Auch darunter befinden sich Kompositi- vor allem auch als Dienstleister in Recherchefragen. Unter info@ onen für oder mit Chor. Zum Beispiel veröffentlichte Furore viele archiv-frau-musik.de erhält man Auskunft, wo oder über welche der Werke Fanny Hensel-Mendelssohns. Einen kostenlosen Ge- Datenbank man die Noten welcher Werke welcher Komponistin samtkatalog „Vokalmusik“ (zuzüglich Versandkosten) kann man bekommen und wo man sie eventuell anhören kann. Die Archiv- über www.furore-verlag.de beziehen. mitarbeiterInnen sind geschult und beraten gern! In der Mai-Ausgabe der in|takt möchte ich über die in London Der Furore-Verlag geborene und in Nürnberg lebende Komponistin Vivienne Olive Eine weitere wichtige Informations- und vor allem Bezugsquelle und ihre Chorwerke erzählen. Bis dahin eine gute Zeit! DIGITALES LEXIKON DER AMATEURMUSIK: WISSENSPLATTFORM FRAG-AMU.DE GEHT ONLINE Die frei zugängliche Enzyklopädie bündelt das Fachwissen rund same Expertise aller Amateurmusikverbände. So kann ein Ver- um die Amateurmusik und schafft einen Mehrwert für alle En- band z.B. Fachkenntnisse zum Urheberrecht beisteuern, und ein sembles. Dazu beantwortet Amu, das schlaue Füchslein der anderer z.B. Inhalte und Methoden zur Nachwuchsgewinnung Amateurmusik, nun zahlreiche Fragen. Amu weiß alles, was nicht übermitteln. Weil es bei den meisten Themen keinen Unterschied zur Musik selbst gehört, aber für das Amateurmusizierens wis- macht, um welche Art von Ensemble es sich handelt, ist dieses senswert ist. Im Bereich des Amateurmusizieren spielt die Ent- Wissen auf alle Ensembles von A wie a-cappella bis Z wie Zupfor- lastung von ehrenamtlich engagierten Menschen nicht erst seit chester übertragbar. Weitere Artikel kommen laufend hinzu, die der Corona-Pandemie eine große Rolle. In den vergangenen Jah- Erweiterung der Plattform ist also ein kontinuierlicher Prozess. ren arbeitete der Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO) Sämtliche Artikel wurden von Fachleuten geschrieben und wer- daher gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden an einer Platt- den regelmäßig aktualisiert und ergänzt. Via Kommentarfunktion form, welche den Wissenstransfer von Hauptamtlichen auf der oder Kontaktformular können Amu weitere Fragen gestellt, An- Bundesebene zu den meist Ehrenamtlichen auf der lokalen Ebe- regungen gegeben oder zusätzliche Artikel gewünscht werden. ne beschleunigen kann. In mehreren Umfragen und Workshops Spezielle Nachfragen zu Corona-Themen der Amateurmusik be- der Amateurmusikverbände kristallisierte sich heraus, dass antwortet die Beratungsstelle von frag-amu.de auch telefonisch: insbesondere ein Lexikon der Amateurmusik einen deutlichen Von Montag bis Freitag jeweils von 11-13 Uhr sowie Montag bis Mehrwert bieten würde: Informationen rund um das Amateurmu- Donnerstag von 19-21 Uhr unter 030- 609 807 81 - 39. Die Pro- sizieren sollten gebündelt und Wissen leicht zugänglich gemacht grammierung von frag-amu.de wurde im Rahmen des Projekts werden. Während aus dieser Idee immer konkreter die Konzeption „Die Verantwortlichen #Digital“ der Akademie für Ehrenamtlich- der digitalen Wissensplattform frag-amu.de wuchs, vergrößerte keit aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und die Corona-Pandemie zusätzlich den Bedarf. Corona hat unzähli- Heimat und der Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Der Betrieb ge neue Fragen aufgeworfen. Fragen, die im Kompetenznetzwerk und die Redaktion der Plattform werden gefördert von der Beauf- NEUSTART AMATEURMUSIK zusammenlaufen, die wieder und tragten für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KUL- wieder gestellt und dort gemeinsam für die gesamte Amateur- TUR. /Pressemitteilung Bundesmusikverband Chor und Orchester/ musikszene beantwortet werden. Da das Kompetenznetzwerk verlässliche Antworten erarbeitet, lag es nahe, diese sogleich in das Online-Lexikon der Amateurmusik einzuspeisen. Die The- men auf frag-amu.de orientieren sich dynamisch an Bedarf und Wünschen von AmateurmusikerInnen. Besonders aktuell sind in der derzeitigen Situation Themen wie die Weiterbezahlung von DirigentInnen, Haftung bei Infektionen und virtuellen Mitglieder- versammlungen. Hoch aktuelle, leicht verständliche und verläss- liche Informationen zu Corona-Fragen sind stark nachgefragt. Die Plattform frag-amu.de entlastet hierbei – ebenso wie bei den rechtlichen Fragen, die den amateurmusikalischen Alltag immer mehr prägen – alle Engagierten. Frag-amu.de bündelt das gesammelte Wissen und die gemein-
10 AKTUELLE INFORMATIONEN SCHUMM EMPFIEHLT: „Jens Jespersen der Däne“ für gemischten Chor Satz und Melodie: Julian Bobe Text: Matthias Büdke Julian Bobe: Schulmusikstudium an der Musikhochschule Würz- burg mit dem Schwerpunkt Oboe, Gesang und Chorleitung. Tätigkeiten als Gesangssolist, Chorlei- ter und Komponist. Seit 2009 Musiklehrer am mu- sischen Christian-Ernst-Gymnasium in Erlangen. Anmerkungen des Komponisten zum vorliegen- den Werk: „Jens Jespersen der Däne“ ist ein textlicher und mu- sikalischer Spaß! Die Idee dabei war es, Strukturen von altehrwürdiger und traditioneller Kompositions- technik (z B. die Verwendung und Weitergabe von prägnanten Kopfmotiven, die polyphone Satztechnik und die zum Teil durchscheinende Aufteilung in ei- nen Hoch- und Tiefchor) mit dem humorvollen Text des Bühler Dichters Matthias Büdke zu kombinieren. Dabei ist es aber auch eine musikalische Verbeugung vor so großen Meistern wie Heinrich Schütz oder Ja- cobus Gallus. Ein musikalischer Spaß? Der erste Eindruck kommt bereits beim Titel, verstärkt sich noch beim Unterti- tel „Motettchen“ und spätestens beim Studium des Textes weiß man, dass der erste Gedanke stimmt. Die hohe Kunst, Humor in der Musik niveauvoll dar- zustellen – an dieser Aufgabe ist schon so mancher Komponist gescheitert. Umso mehr macht jede Komposition neugierig, die sich dieser Heraus- forderung stellt. So gar nicht spaßig in düsterem e-moll beginnt der 6-stimmige Satz im „nicht zu langsamen“ Tempo, mit wechselnden Einsätzen von Männer- und Frauenstimmen. Ein fast wehkla- gender Anfang, ja es könnte sich durchaus auch um den Anfangs- Fazit: Ein musikalischer Spaß soll es sein – Julian Bobe ist die choral einer Passion handeln, wenn da nicht der Text wäre! Diese heikle Aufgabe sehr gut gelungen. Mit handwerklich fundiertem wechselnden Einsätze der Frauen- und Männerstimmen ziehen Können hat er ein zeitgemäßes, aber auch an traditionelle Kom- sich – in Anlehnung an traditionelle Kompositionstechniken – bis positionstechniken angelehntes, kurzweiliges Werk geschaffen, auf wenige Ausnahmen in polyphoner Stimmführung durch das das in der Gegenüberstellung zum spaßigen Text seinen humor- gesamte Werk. Nach dem ersten Haltepunkt folgt ein „etwas ge- vollen Reiz bekommt, garniert mit rhythmischen Elementen und tragen und mit Gewicht“ überschriebener Mittelteil mit Beginn pointiert gesetzter Dynamik. Toll gemacht! Bei entsprechend in der Bassstimme, die von allen Stimmen fugiert wird. Nach vorhandenen Frauenstimmen stellt dieses kleine, aber feine erneutem Haltepunkt beginnt ein „etwas schneller und leicht“ „Motettchen“ eine Bereicherung eines jeden Liederabends oder zu singender Schlussteil, der – stellenweise durchsetzt mit me- Konzertes dar. lismatischen Tonfolgen – in einem zum Ende hin fast homopho- Der Komponist plant eine Fortsetzung von Jens Jespersen; die- nen Satz mit einem strahlenden E-Dur Schlussakkord endet. Die ser hat nun „dritte Zähne“ und kann daher wieder kräftig zubei- Harmonik ist bis auf wenige Ausnahmen durchweg traditionell ßen. Man darf gespannt sein. gestaltet, die Tonhöhe bewegt sich im für Laienchöre singbaren Bereich, bei den hohen Frauenstimmen jedoch stellenweise in „Jens Jespersen“ ist im Dreiton-Verlag Erlangen erschienen Grenzbereichen. (https://dreiton-verlag.de/).
BUCHTIPP UND TERMINE 11 BUCHTIPP es sei etwas in Bewegung. „Die Ära der traditionellen Gunter Kreutz: Warum Singen glücklich macht Chöre ist damit zwar keines- Der Buchtitel „Warum Singen glücklich macht“ reizt zunächst wegs zu Ende, doch sorgt gar nicht so recht zum Lesen. Denn der, der singt, weiß ja aus die Vielfalt musikalischer Erfahrung: Singen macht glücklich, weil’s Freude macht. Eine Bedürfnisse dafür, dass sich Binsenweisheit also, aber die auf langen 220 Seiten erklärt und die Chorlandschaft stark zu begründet? Die Zeit könnte man besser nutzen. Zum Singen bei- verändern beginnt“. Feste spielsweise. Aber es ist Coronazeit, es wird nicht viel gesungen. Probentermine und Vereins- Also ist zumindest Zeit, das Vorwort zu lesen. Professor Gunter kultur? Ja sicher, aber nicht Kreutz, der an der Universität Oldenburg Systematische Musik- mehr nur. Projektchöre oder wissenschaften lehrt, beschreibt hier, dass er im Jahr 2020 das Rudelsingen sind da nur Manuskript für die dritte, erweiterte Auflage des Buches fertig Stichwörter. Gunter Kreutz hatte. Dann kam Corona, und „ich hatte das Gefühl, einen Bericht gelingt es, den Spannungs- aus einer vergangenen Zeit in der Hand zu halten.“ Warum, so bogen hochzuhalten, immer fragt der Autor selbst, „sollte man ein Buch lesen, das schöne wieder neue Facetten einzubauen und sogar mit einem Happy Dinge beschreibt, die nicht mehr in derselben Form gelebt wer- End zu schließen. Trotz vieler ungelöster wissenschaftlicher Fra- den können?“. Doch dann hört Gunter Kreutz die singenden Men- gen ist ja klar: Singen MACHT glücklich. Vielleicht nicht das ganze schen, die auf den Balkonen oder vor Altenheimen stehen, um Leben lang, aber in guten Momenten. Und die, die das wissen, anderen eine Freude zu bereiten. Was hat das alles zu bedeuten? sollten immer wieder neue Menschen überzeugen, einfach mal Und was wird nach Corona sein? „Die Folgen der Globalisierung mitzusingen. Wichtig: Jeder kann’s. „Warum singen wir nicht öf- werfen uns auf unsere örtlichen Gemeinschaften zurück“, sagt ter, wenn die Chancen für mehr glückliche Momente so gut ste- Kreutz. Also auch auf die Singgemeinschaften. Spätestens an die- hen?“, fragt Gunter Kreutz abschließend. Wer das Buch gelesen ser Stelle ist klar, warum das Buch von Gunter Kreutz eine loh- hat, wird es automatisch tun. Vorübergehend daheim, allein, in nenswerte Lektüre ist. Auch für Freunde von Binsenweisheiten. der Dusche, beim Kochen, beim Spaziergang. Einfach loslegen. Denn es ist ja so: Joggen macht auch viele glücklich, und in Chö- Trotz Corona. Weil’s gut tut. ren gibt es ab und an mal Dispute und Streitereien. Wie ist es denn /mk/Gunter Kreutz „Warum Singen glücklich macht“, nun genau? Was macht Singen mit den Menschen, und vor allem, Psychosozial-Verlag, Gießen 2020 wie ist das wissenschaftlich zu fassen? Gunter Kreutz, der selbst auf diesem Gebiet forscht, kennt den aktuellen Forschungsstand und präsentiert ihn in dem Buch auch für Laien sehr verständ- lich. Die Singstimme als „Flaggschiff“ kultureller Fähigkeiten TERMINE, DIE SIE SICH im Fokus der Wissenschaft: Der Leser darf staunen, welche Ver- suchsanordnungen von Forschern in aller Welt ersonnen werden, VORMERKEN SOLLTEN! um zu möglichst sicheren Erkenntnissen zu kommen: Wie wirkt (gemeinsames) Singen auf Hirn und Herz, auf Atmung und Blut- Sitzungstermine: Fränkischer Sängerbund druck? Was macht Singen (oder das Zuhören) mit Säuglingen, Ansprechpartner: FSB-Geschäftsstelle, Kindern, Jugendlichen, Senioren, Patienten? Und überhaupt: Wie Susanne Osmani, 09561-94499, info@fsb-online.de misst man, ob Singen schlauer macht als Nicht-Singen? Gute Forschung hinterfragt sich immer wieder selbst. Hun- 23.Oktober 2021: Gesamtausschuss-Sitzung mit Neuwahl des Musikausschusses dertprozentige Beweise für diese oder jene Theorie sind oft nur schwer zu erbringen auf einem Forschungsterrain, auf dem es 13.November 2021: Außerordentliche Mitgliederversammlung so sehr menschelt und so viele Faktoren zusammenwirken. Doch Schulungen was man weiß, reicht Gunter Kreutz allemal, um gesellschaftspo- Fränkischer Sängerbund litische Appelle zu formulieren. Etwa: Mit Blick auf Kindergärten Ansprechpartner: FSB-Geschäftsstelle, und Grundschulen sind „strukturelle Veränderungen unumgäng- Susanne Osmani, 09561-94499, fsb.coburg@t-online.de lich, um unsere Gesangkultur langfristig in allen Bevölkerungs- schichten zu erhalten“. Oder mit Blick auf heilsame Wirkungen: ABSAGE: 67. Chorleitungslehrgang vom 5.- 10. April 2021 Ist „Singen auf Rezept“ nur eine Utopie? Nein, schreibt Gunter in Hammelburg (Osterwoche) neuer Termin: 6.-10. Sept. 2021 Kreutz mit „gedämpftem Optimismus“. Aktive Gesangkultur wird Vorschau 2021-2022: noch immer geprägt von den Chören, doch sind solche Singge- 23.-26. September 2021: chor.com in Hannover meinschaften nicht zwingend ein Querschnitt der Gesellschaft. 26.-29. Mai 2022: Deutsches Chorfest in Leipzig „Hohe Bildungsabschlüsse sind verbreitet und statistisch viel häu- 25.-26. Juni 2022: Chorfest FSB in Nürnberg figer als im allgemeinen Bevölkerungsdurchschnitt.“ Es sei naiv zu behaupten, dass Chorsingen für alle Menschen gleichermaßen Eine Terminübersicht der Fortbildungen finden Sie auch unter: verfügbar und erreichbar sei. Vorhandene Barrieren zu beseiti- www.fsb-online.de/chorakademie/index_chorakademie.html gen, ist somit eine Generationenaufgabe, konstatiert Kreutz. Aber
12 AUS DEM SÄNGERMUSEUM FEUCHTWANGEN DAS SÄNGERMUSEUM IN FEUCHTWANGEN ALS EIN KRONJUWEL DES FRÄNKISCHEN SÄNGERBUNDES – EIN RÜCKBLICK von Walter O. Neumann Am 17. März 1991, also vor nunmehr drei Jahrzehnten, eröffne- eines Archivs und Museums in den Räumen des ehemaligen te der damalige Bayerische Kultusminister Hans Zehetmair in Katharinenklosters in diese Überlegungen einbezogen. Die einem feierlichen Festakt das Sängermuseum des Fränkischen Stadt war diesem Gedanken sehr aufgeschlossen und bereits Sängerbundes in Feuchtwangen. Ein Standkonzert der Blasmu- zwei Jahre später, am 21. Juli 1923, konnten im Rahmen des sik Großohrenbronn (Ltg. Peter Geißler) vor dem Gebäude und 13. Fränkischen Sängerbundfestes die Museumsräume ein- Chorvorträge des Gesang- und Musikvereins 1827 Feuchtwan- geweiht werden und das Deutsche Sängermuseum wurde tat- gen (Ltg. Werner Jakob Teuschel) sowie das Erlanger Grillen- sächlich zu einer „Wallfahrtstätte deutscher und außerdeut- Singtett (Ltg. Joachim Adamczewski) sorgten für die würdige scher Sänger“ [Jahrbuch des Deutschen Sängerbundes 1927, musikalische Einstimmung auf die Begrüßung durch den sei- S. 18]. 17 Jahre später, in der Nacht vom 2. zum 3. Januar 1945, nerzeitig amtierenden FSB-Präsident Walter O. Sommer und erlebte Nürnberg einen apokalyptischen Bombenangriff, bei die Festrede von Staatsminister Zehetmair. Nach der Anspra- dem die Altstadt fast vollständig zerstört wurde. Mit betroffen che des Museumsleiters Dr. Friedhelm Brusniak erfolgte der war auch das Deutsche Sängermuseum, dessen Sammlungen allererste Rundgang der Festgäste durch die Museumsräume. man in Folge dessen lange für unwiederbringlich verloren hielt. In seiner Einführung hatte Brusniak zunächst die Vorgeschichte Erst in den 1950er und 1960er Jahren wurden einige wenige, des ehemaligen Deutschen Sängermuseums in Nürnberg und aber besonders wertvolle Fahnen und Handschriften wieder- den dornenreichen Weg zum jetzigen Standort nach Feucht- entdeckt, die rechtzeitig ausgelagert worden waren. wangen reflektiert. Bereits vor 100 Jahren – im Februar 1921 – In den Jahren des Wiederaufbaus war es abermals der FSB – wurde Michael Morhard (FSB-Präsident von 1914 bis 1933) vom federführend Bundeschorleiter Eberhard Escofier – der das Gesamtausschuss des DSB legitimiert, mit der Stadt Nürnberg Konzept eines „Sängerbundmuseums“ hartnäckig anmahnte, Gespräche zu führen mit dem Ziel, die zu diesem Zeitpunkt als nachdem der DSB in seinem Jahrbuch 1952 resignierend kons- Lagerhalle genutzte Katharinenkirche zu einer Konzerthalle tatiert hatte: „Ein Sängermuseum werden wir wohl nicht mehr umzufunktionieren. Bald wurden auch Pläne zur Einrichtung erleben.“ Ein Wiederentstehen wie „Phönix aus der Asche“ am alten Ort in Nürnberg, zunächst angedacht, scheiterte. Der FSB ließ indes nicht locker und setzte trotz mancher skeptischen Stimmen, angeregt von Reiner Kehrstephan (FSB-Vizepräsi- dent und Kreisvorsitzender im Sängerkreis Ansbach, zugleich Vorsitzender des Gesang- und Musikvereins 1827 Feucht- wangen) schließlich die Idee um, ein „Sängermuseum“ in der Kreuzgang-Festspielstadt zu realisieren. Im weiteren Verlauf seiner Ansprache präzisierte Friedhelm Brusniak die Ziele der Einrichtung. Natürlich sei man „dem geistigen Erbe des Deutschen Sängermuseums in Nürnberg verpflichtet“, das ein „umfassendes Bild von der Geschichte der deutschen Männerchorkomposition und des deutschen Män- nergesangvereinswesens vermitteln“ wollte, aber man sei wie bei der Einweihungsfeier des Deutschen Sängermuseums 1925 auch beim Feuchtwanger Museum gefordert „in Verbindung mit den bei ihm untergebrachten Archiven als Stätte für wis- senschaftliche Forschung [zu] fungieren“. Ganz im Sinne des Mottos „Der Tradition verpflichtet in die Zukunft schauen“, hät- ten sich für das Feuchtwanger Konzept daher folgende Schwer- punkte herauskristallisiert: Sammlung, Bewahrung und Doku- mentation sowie Forschung und Bildung. Diese Ziele wurden in den vergangenen 30 Jahren mit viel Leben erfüllt. Einige weni- ge Beispiele mögen dies beleuchten. In regelmäßiger Folge lud das Museum zu Sonderausstellungen, darunter: Ehrenurkun- Der Eingangsbereich zum Deutschen Sängermuseum im Katharinenkloster Nürnberg. Postkarte, um 1930. Postkar- den Valentin Eduard Beckers (1994), 150. Wiederkehr des ers- tensammlung, o. Sign. ten deutschen Sängerfestes Würzburg 1845 (1995), Deutsche
AUS DEM SÄNGERMUSEUM FEUCHTWANGEN 13 1999 von der neu gegründeten Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens getragen wird, führten bald dazu, dass das Raumangebot aus allen Nähten zu platzen drohte. Glücklicherweise konnte das Nachbargebäude erworben werden. Der Erweiterungsbau wurde am 27. April 2001 eingeweiht. Die Feier wurde musikalisch bereichert vom Kreuzgang-Quintett (Ltg. Ulrich Schneider), vom Odin-Quartett (Ltg. Karsten Buß) und vom Chor des Gesang- und Musikver- eins 1827 Feuchtwangen (Ltg. Uschi Wenzel). Die Festrede hielt – wie schon bei der Museumseröffnung – Staatsminister Hans Zehetmair, den Festvortrag Prof. Dr. Hermann Lübbe aus Zü- rich zum Thema „Die Zukunft der Vergangenheit in einer dyna- mischen Zivilisation“. Die ebenso enge wie fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Forschungsstelle in Feuchtwangen, dem Deutschen Chorver- band (DCV) und der Universität Würzburg dokumentiert sich in mehrfacher Weise. So wurde bereits im August 2010 ein Leihvertrag bezüglich des dem Museum überlassenen histo- rischen Bibliotheksbestandes des Deutschen Sängerbundes Die Klosterkirche St. Katharina in Nürnberg, auch Meistersingerkir- che genannt. Das Deutsche Sängermuseum war im Klostergebäude und der Autographensammlung aus dem ehemaligen Deut- untergebracht. Postkarte, um 1930. Postkartensammlung, o. Sign. schen Sängermuseum in Nürnberg für das Forschungsprojekt „Deutsches Chorwesen“ unterzeichnet. Herausragender Höhe- punkt und Würdigung der wissenschaftlichen Kooperation mit Sängerschaft (Weimarer CC) (1998), 50 Jahre FSB im Spiegel der Universität Würzburg war 2018 die Anerkennung des For- der Zeit (1999) oder die Jubiläumsaus- schungszentrums als „An-Institut“ stellungen 150 Jahre Fränki- an der Universität Würzburg. scher Sängerbund (2012) Das Forschungszentrum und Vom Freiheitskampf des Deutschen Chorwe- zur Freizeitgestaltung. sens an der Universi- 150 Jahre Deutscher tät Würzburg wird von Chorverband (2012, Prof. Dr. Friedhelm mit Handkatalog, Brusniak geleitet. hrsg. von Friedhelm Quellen: Jahrbuch des Brusniak und Dietmar Deutschen Sängerbun- Klenke). Auch die Reihe des – Friedhelm Brusniak, musikalischer und musik- Das große Buch des Fränki- wissenschaftlicher Aktivitäten schen Sängerbundes, Schwin- ist lang. So fanden ab 1991 im Sän- genstein-Verlag München, 1991 – germuseum im jährlichen Zyklus Internationale Meisterkurse Fränkische Sängerzeitung (FSZ) für Klavier von Prof. Peter Feuchtwanger (München/London) und in Verbindung damit Seminare zur Aufführungspraxis Al- ter Musik statt. Eine erste chorwissenschaftliche Tagung zum Thema Chorwesen und Nationalbewegung im 19. Jahrhundert konnte 1994 realisiert werden. Die Publikation des Tagungs- bandes mit dem Titel „Heil deutschem Wort und Sang“. Natio- nalität und Gesangskultur in der deutschen Geschichte bildete den Band 1 einer neuen wissenschaftlichen Buchreihe Feucht- wanger Beiträge zur Musikforschung. 1995 wurden aus dem Stadtarchiv Essen die 1962 aus Anlass der in der Ruhrmetro- pole veranstaltenden 100-Jahrfeier des Deutschen Sängerbun- des hier verwahrten Teile der Autographensammlung aus dem ehemaligen Deutschen Sängermuseum Nürnberg von DSB- Präsident (später auch Vorsitzender der Stiftung Dokumenta- tions- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens) Dr. Heinz Eyrich offiziell nach Feuchtwangen übergeben. Der große Erfolg, die damit verbundene Resonanz und die wachsenden Aufgaben des Sängermuseums, das seit Ende Das Sängermuseum in Feuchtwangen. (alle Bilder: Sängermuseum, Feuchtwangen)
Sie können auch lesen