Filmmuseum Mai 2017 Kinoprogramm - Ausstellungen Projekte
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2 Information & Ticketreservierung Tel. 069 - 961 220 220 Impressum Herausgeber: SPECIAL Deutsches Filminstitut – DIF e.V. SALT AND FIRE Schaumainkai 41 ≥ Seite 48 60596 Frankfurt am Main Vorstand: Claudia Dillmann, Dr. Nikolaus Hensel Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.) Presse und Redaktion: Frauke Haß (Ltg.), Manfred Riepe Texte: Andreas Beilharz, Amos Borchert, Marie Brügge- mann, Jonas Ebling, Natalie Filipark, Natascha Gikas, Winfried Günther, Kira Katthagen, Sebastian Krehl, Hans-Peter Reichmann, Jasper Sharp, Svetlana Svyatskaya, Markus Reuter, Manfred Riepe, Leonie Schiffbauer, Daniel Ruh, Urs Spörri, Treppe 41 Vorführer/innen: Christian Appelt, Michael Besser, Pramila Chenchanna, Hans-Peter Marbach, Günther Volkmann Gestaltung: Optik — Jens Müller www.optik-studios.de Druck: FISSLER & SCHRÖDER GbR – Kompetenz in Print und Medien, 63571 Gelnhausen Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 069 - 961 220 222 E-Mail: presse@deutsches-filminstitut.de Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen aus dem Bildarchiv des Deutschen Filminstituts, sofern nicht anders verzeichnet. Titelmotiv: AMERICAN BEAUTY (US 1999)
INHALT 3 15 Jahre Zusammenarbeit mit den Kubricks 4 Multimediaguide für das Filmmuseum 6 Projekt Bildermaschinen 8 Filmclub Treppe 41 wird zwei Jahre alt 10 Alles auf Rot 13 Filmprogramm Die Farbe Rot im Film 17 Werkschau: Jean-Marie Straub 20 goEast im Deutschen Filmmuseum 26 Nippon Retro 28 Lecture & Film: Ernst Lubitsch 34 Oberhausen on Tour 39 Kinderkino 40 Klassiker & Raritäten: Luther im Film 42 Late Night Kultkino 44 Specials Peter Zadek 45 Kino & Couch 46 We Are Family 47 Ein Abend mit Veronica Ferres 48 Was tut sich: Frank Griebe 49 Stummfilm-Konzert: Peter Pichler am Trautonium 50 Britfilms 51 Service Programmübersicht 52 Eintrittspreise/Anfahrt 56 Der Nachlass von Maximillian Schell 58 KLASSIKER & RARITÄTEN LUTHER ≥ Seite 43
4 Aktuelles Do it like a … 15 Jahre Zusammenarbeit mit der Familie Kubrick – und zwei runde Geburtstage Christiane Kubrick und Jan Harlan: Ließe sich dieser gewaltige Fundus zwei besondere Geschwister. Sie erschließen und in einer Ausstellung war Schauspielerin, ist Malerin, der Öffentlichkeit präsentieren? Kunstvermittlerin, Tierschützerin und Christiane Kubrick war zurück- als Witwe des britischen Regisseurs haltend. Nach einigen Monaten Stanley Kubrick geachtetes Ober- änderte sich jedoch ihre Haltung, haupt der Kubrick-Familie. Er wirkte und die Ausstellungsidee konnte im bei den letzten fünf großen Kubrick- Deutschen Filmmuseum umgesetzt Filmen als ausführender Produzent werden. Die Zusammenarbeit mit, ist Dokumentarfilmregisseur, verlief äußerst produktiv und in einer international gefragter Filmdozent herzlichen Atmosphäre. Ohne die und Nachlassverwalter. Doch diese Zustimmung und die Mitwirkung Aufzählungen werden beiden nur der Kubrick-Familie wäre das Projekt annähernd gerecht. nicht zu realisieren gewesen. Erstmals im Deutschen Filmmuseum Im März 2004 eröffnete schließlich zu Gast waren beide im September in Frankfurt am Main die Ausstel- 2002 anlässlich der Finissage lung Stanley Kubrick: Erstmals einer Ausstellung mit Arbeiten des konnten Museumsbesucher den Production Designers Ken Adam. künstlerischen Nachlass eines der Im Vorgespräch erzählte Christiane bedeutendsten Regisseure der Kubrick von Materialien im Nachlass Filmgeschichte sehen. Seit 13 Jah- ihres drei Jahre zuvor verstorbe- ren ist die Ausstellung nun on tour. nen Mannes zu dessen realisierten Christiane Kubrick war meist dabei. und nicht realisierten Projekten: Unermüdlich in Pressekonferenzen technisches Equipment, Kameras, und bei Interviews, Mittelpunkt Objektive, Requisiten, Kostüme, von Empfängen (auch wenn sie Fotografien und Produktionsunterla- diese nur leidlich mag), immer eine gen – zahllose Dokumente aus rund eloquente Eröffnungsrednerin. Sie 50 Jahren Filmarbeit. kennt (fast) jedes Detail der Kubrick- Filme. Mittlerweile haben weltweit Christiane Kubrick in Krakau, 2014 Foto: Beata Majka
5 Jan Harlan und Christiane Kubrick in São Paulo, 2013 Foto: Hans-Peter Reichmann mehr als 1,2 Millionen Besucher/in- nen die Stanley-Kubrick-Ausstellung gesehen. Aktuell gastiert sie in der Cineteca Nacional in Mexico City, der 16. Station. Anschließend kehrt sie zurück nach Europa, wo sie von September an in Kopenhagen zu sehen sein wird. „Do it like a Mentsch“ – eine jiddisch- englische Redewendung, die dem Deutschen Filmmuseum für das Ku- brick-Projekt zum Leitspruch urde. Am 10. Mai feiert Christiane Kubrick ihren 85. Geburtstag, fünf Tage vor- her, am 5. Mai, wird Jan Harlan 80 Jahre alt. Das Deutsche Filmmuseum bedankt sich bei den beiden für ihr Vertrauen sowie für ihre langjährige Unterstützung und gratuliert ganz herzlich zum Geburtstag! Am 2. Juni ist Jan Harlan zu Gast im Kino des Deutschen Filmmuseums, wo er die Filmauswahl zu seiner Carte blanche vorstellen wird. Für 2018, zum 50. Jubiläum der Ur- und Erstaufführung von Kubricks Opus magnum 2001: A SPACE ODYSSEY (GB/US 1968), bereitet das Deutsche Filmmuse- um eine Ausstellung vor, die von März bis September zu sehen sein wird.
6 Aktuelles Ein Multimediaguide durch das Deutsche Filmmuseum Zwölf- bis 15-Jährige produzieren Beiträge über ihre Lieblings exponate. Wotan Wilke Möhring spricht vertiefende Texte ein. Kineab ist die Erleichterung anzu- eine Aufnahme auch schon einmal sehen. Die knappe Stunde, die er wiederholt werden, weil jemandem im Tonstudio der Oper Frankfurt zu- der Magen brummt. Beim nächsten sammen mit Tonmeisterin Margit Ba- Take passt dann alles. ruschka und Schauspielerin Rebecca Lenaerts sowie den Mitarbeiter/- Für die letzten Aufnahmen an innen des Deutschen Filminstituts diesem Tag stehen Lara, Annika und verbracht hat, war anstrengender als Emese zusammen vor dem Mik- erwartet. Aber, so wie die anderen rofon. Das macht es nicht leichter, zwölf Projektteilnehmer/innen, war denn wenn eine Person redet, dürfen auch er erfolgreich und hat den die anderen keinen Ton von sich selbstverfassten Text zur Camera ob- geben. Ihr Text, der als Gesprächs- scura, seinem Lieblingsexponat aus situation aufgenommen wird, soll der Dauerausstellung des Deutschen den späteren Zuhörer/innen die Filmmuseums, eingesprochen. Eine Besonderheiten des Panoramathea- ganz schöne Herausforderung. ters erklären. Als nächstes ist Helena dran. Sie Die Jugendlichen im Alter von zwölf ist die jüngste Teilnehmerin der bis 15 gehören zur dritten Gruppe Projektgruppe, aber kaum nervös, des Multimediaguide-Projekts (siehe wie sie selbst sagt. Vielleicht hilft es Kasten) im Deutschen Filmmuseum. ihr, dass sie schon einmal bei einem Sie setzten sich in den vergange- Lesewettbewerb teilgenommen nen Monaten mit dem ersten Teil hat und gelernt hat, langsam zu der Dauerausstellung auseinander, sprechen. Noch ein paar Hinweise der sich entlang der Themenfelder von Lenaerts und Helena findet den „Schaulust“, „Bewegung“, „Aufnah- richtigen Rhythmus. Nach einer me“, „Projektion“, „Laufbild“ und ersten Probe kann es direkt losge- „Kino“ dem „Filmischen Sehen“ hen. Die hochsensiblen Mikrofone widmet. Zu Exponaten, die die nehmen jeden Ton auf. Da muss Jugendlichen besonders faszinierten,
7 Im Tonstudio der Oper Frankfurt: Kineab spricht seinen Text über die Camera obscura ein. recherchierten sie Hintergrundinfor- Filminstituts in Frankfurt-Rödelheim mationen und erarbeiteten Texte, die auf dem Plan. Für einen Work- sie Anfang April im Tonstudio der shop zum Thema „Bewegung und Oper Frankfurt selbst einsprachen. Wahrnehmung“ war der Oscar®- Die Audiobeiträge, die mit Fotos und prämierte Trickfilmer Thomas Stell- Bewegtbild unterlegt werden, sind mach zu Gast. Zudem vertonten die vom 2. September an im Multime- Jugendlichen drei frühe Stummfil- diaguide abrufbar. Sie ergänzen die me. vertiefenden Texte zu den Samm- lungen, Ausstellungen, Archiven Ermöglicht wird das Projekt durch und zum Kino des Hauses, die der die Unterstützung der Art Mentor Schauspieler Wotan Wilke Möhring Foundation Lucerne, der Stiftung eingesprochen hat. Polytechnische Gesellschaft Frank- furt am Main sowie eXperimente In Workshops wurden die Jugendli- – eine Kulturinitiative der Aventis chen zuvor bei ihrer Recherchearbeit Foundation. unterstützt. So standen etwa eine Laterna-magica-Aufführung sowie ein Besuch im Archiv des Deutschen Das Projekt beiden Projektschritten mit Kindern Wie würden junge Menschen ihre einer vierten Klasse aus dem Frank- Altersgenoss/innen durch das furter Gallus, und im Folgenden einer Deutsche Filmmuseum führen, Gruppe von 16- bis 18-Jährigen, und welche Exponate sprechen erarbeiteten in Phase III Zwölf- bis sie besonders an? Diese Fragen 15-Jährige von September 2016 bis standen im Zentrum des im Sommer April 2017 Audiobeiträge zum ersten 2015 gestarteten Modellprojekts Teil der Dauerausstellung. Vom „Von jungen Menschen für junge 2. September 2017 an steht der Mul- Menschen: Multimediaguide durch timediaguide als Tabletanwendung die Dauerausstellung“. Gemeinsam den Besucher/innen zur Verfügung mit Jugendlichen entstand seither und macht mit Bewegtbild, Text- und ein elektronischer Guide durch die Audiobeiträgen sowie Fotos den Dauerausstellung. Nach den ersten Besuch des Hauses noch attraktiver.
8 Aktuelles Von der Laterna magica bis zum Smartphone: Die Bildermaschinen-Werkstatt Junge Leute erforschen die Bewegtbild-Maschinen des 19. Jahrhun- derts und erzählen damit eigene Bild-Geschichten. Mit Maschinen wie dem Mutos- herausfinden. Im laufenden Schul- kop, dem Thaumatrop oder dem jahr 2016/17 waren rund 20 Schüler/ Praxinoskop erschlossen sich die innen der 12. Klassenstufe aus der Menschen des 19. Jahrhunderts Fachoberschule Gestaltung alle 14 neue Bildwelten und brachten die Tage zu Gast im Filmmuseum oder Bilder in Bewegung. Wie sich das erhielten Besuch von den Pädagog/ Kino im (vor-)vorigen Jahrhundert innen des Museums. Eng begleitet aus einfachen Apparaten wie der wurde das Projekt von dem profi- Laterna magica entwickelte, ist in lierten Frankfurter Künstler Vollrad der Dauerausstellung des Deutschen Kutscher, einem Vermittler zwischen Filmmuseums zu sehen. Tradition und Innovation, der sich Was geschieht, wenn junge Men- in seinen Arbeiten intensiv mit schen, die mit Hilfe ihrer Smart- Wahrnehmung und Bildermaschinen phones Zugang zu einer Überfülle auseinandersetzt. von Bildern haben, sich mit den Bildermaschinen des 19. Jahrhun- Zu Beginn des Projekts im Sep- derts beschäftigen, sich ihre Funkti- tember 2016 lernten die 18- bis on erschließen und die Maschinen 20-jährigen Schüler/innen zunächst selbst nachbauen? Lassen sich mit das Filmmuseum und seine Dauer- diesen Apparaten eigene Visionen ausstellung kennen. Sie erfuhren, entwerfen und Bildgeschichten aus welche Bildermaschinen es gab, der Welt von heute erzählen? Das bevor das Kino 1895 erfunden wollten das Deutsche Filmmuseum wurde, und bauten schon mal ein und das Projekt „Kunstvoll“ des eigenes Daumenkino, das beim Kulturfonds Frankfurt RheinMain Abblättern eine kurze Geschichte zusammen mit der berufsbilden- erzählt. In einem zweiten Schritt den Eugen-Kaiser-Schule in Hanau erforschten sie, wie Daumenkino,
9 Vollrad Kutscher gibt Hilfestellung im Klassenzimmer. Praxinoskop, Wundertrommel und sie nachzubauen und mit ihr eine andere Maschinen mit Hilfe einfa- eigene Bildgeschichte zu erzählen. cher mechanischer Methoden Bilder So bestückte eine Teilnehmerin in Bewegung versetzen: Wie werden das durch schnelle Drehung zwei die Grundlagen des menschlichen Bilder miteinander verschmelzende Sehens genutzt, damit wir statische Thaumatrop mit einem Selbstporträt Einzelbilder als fortlaufende Bewe- und einem Bild ihres Handys mit gung wahrnehmen? Welche Mittel Selfie-Stange: Im schnellen Wechsel und Tricks fanden zeitgenössische der Bilder zauberte sie so ihr Porträt Künstler/innen, um schon vor der auf das fotografierte Handy – nur Erfindung des Kinos die Schaulust ein Beispiel für eine Reihe von ihres Publikums zu befriedigen? Bildgeschichten, die im Mai auf einer Abschlussfeier und in einer Gemeinsam mit den Schüler/innen begleitenden kleinen Ausstellung im fand Vollrad Kutscher heraus, dass Deutschen Filmmuseum präsentiert jene Bewegungsschleifen, mit denen werden. schon historische Bildermaschinen ihre kurzen Geschichten erzählten, wieder aufgenommen werden im Abschlusspräsentation: digital animierten GIF (Graphics Samstag, 27.05., 15:00 Uhr Interchange Format): Einige Grund- prinzipien der Bilderzeugung ziehen sich offenbar durch die Medienge- schichte und sind bis heute aktuell. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis entschieden Schüler/innen sich für eine bestimmte Bildermaschine, um
10 Kino Happy Birthday, Treppe 41, HAPPY BIRTHDAY!!! Treppe 41 feiert 2. Geburtstag! Danke an alle die ihren Film mit Vorführer für makellose Projektionen. uns geteilt haben. Danke für die Danke an die Kasse für die langen Gespräche nach den Filmen. Danke Nachtschichten. Danke an das Kino an Artemis für die schönen Bilder. des Deutschen Filmmuseums. Auf Danke an die Vorführerin und die weitere 41 Jahre! SPRING BREAKERS × Johannes Lehnen POSSESSION × Tobias Schönrock BOY MEETS GIRL × Sarina Lacaf PRINCE AVALANCHE × Eva Salomon SINGIN' IN THE RAIN × Anne Stadtmüller HAROLD AND MAUDE × Alice Radlmaier BAD LIEUTENANT × Pramila Chenchanna TO LIVE AND DIE IN L.A. × Julian Bodewig π × Julia Pirzer RUBBER × Moritz Dechert WHO’S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF × Elisabeth Hergt FISH TANK × Artemis Manouki RATCATCHER × Eva Salomon ARCHIPELAGO × Eva Szulkowski VAMOS A MATAR COMPAÑEROS × Julian Bodewig BLACK CHRISTMAS × Artemis Manouki SHADOW OF THE VAMPIRE × Torgil Trumpler LÅT DEN RÄTTE KOMMA IN × Dave Gutschmidt × Sarina Lacaf LA NUIT AMÉRICAINE × Rainer Deul PINK FLOYD – THE WALL × Oliver Bachert INTERSTELLA 5555 × Torgil Trumpler MULHOLLAND DRIVE × Yavuz Say LA LEGGENDA DI KASPAR HAUSER × Marie Freise SPRING BREAKERS × T41 SPELLBOUND × Joseph Möller THERE WILL BE BLOOD × Roy van Landschoot BAD TIMING × Julian Bodewig THE EXPLODING GIRL × Jan Adamec TOTAL RECALL × Eva Szulkowski ICH LIEBE DICH, ICH TÖTE DICH × Torgil Trumpler SCARFACE × Johannes Lehnen FLESH + BLOOD × Wolf Mross HOLUBICE × Sarina Lacaf BLUE COLLAR × Julian Bodewig EVENT HORIZON × Artemis Manouki KASABA × Kerim Dogruel DIE AUSGESPERRTEN × Julia Pirzer FACE/OFF × Paul Thurlow ANGRY VIDEO GAME NERD: THE MOVIE × Torgil Trumpler KIDS × Nick Brown + Johannes Lehnen ERASERHEAD × Jens-Peter Kutz THE LATE SHOW × Gregor Ries LA MONTAÑA SAGRADA × Nils Bestehorn IMMENSEE × Artemis Manouki + Torgil Trumpler CECIL B. DEMENTED × Pramila Chenchanna AFTER HOURS × Julian Bodewig TENGU: GOD OF MISCHIEF × Jonny Breitkopf SPRING BREAKERS × T41 DIE GEIERWALLY × Kerim Dogruel
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12 Treppe 41 ist ein offener Filmclub. Alle sind willkommen, an zwei Freitagen pro Monat den besten Film vorzustel- len, gemeinsam zu sehen und anschließend darüber zu reden. Bei Limo, Bier, Wasser oder Wein auf Spenden- basis. Wenn es warm ist, draußen auf der Treppe (Schau- mainkai 41). „Ein Film beginnt, wenn er am Ende ist. Er beginnt in Gesprächen, im Austausch der Meinungen. Da kristallisiert sich der Traum, den wir gerade gesehen haben. Und in dieser seelischen Arbeit wirst du ein bisschen besser, freier und offener.“ — Naum Klejman SPRING BREAKERS USA 2012. R: Harmony Korine. D: Vanessa Hudgens, Selena Gomez, Ashley Benson, Rachel Korine. 94 Min. DCP. OF Vorgestellt von: Johannes Lehnen T41 feiert Geburtstag! Nach dem Film: Sekt und Torte „300 years from now, when people want to look back Freitag, 05.05. 22:30 Uhr at this time, they won't look at the Obama inauguration speech, they will look at SPRING BREAKERS.“ (Werner Herzog) DIE GEIERWALLY BRD 1987. R: Walter Bockmayer. D: Samy Orfgen, Elisabeth Volkmann, Ralph Morgenstern. 91 Min. 35mm. Vorgestellt von: Kerim Dogruel Nach dem Film: Austauschen und trinken Zum Glück hat sich Bockmayer der Geierwally an- Freitag, 19.05. 22:30 Uhr genommen. Die Geiermutti – genau genommen ein Trut- hahn - explodiert. Samy Orfgen jodelt auf Englisch mit Joy Flemings Stimme. Elisabeth Volkmann samt ihrem Gefolge aus halbnackten Lederhosenbürschchen verteilt Würste und bezirzt dabei den strammen Bärenjosef. Für alle, die Heimatfilme lieben. Und hassen. Ein umgekehr- ter Exorzismus. Gott sei Dank.
AUSSTELLUNG 13 ROT im Film Aktuelle Sonderausstellung: Wie Rot im Film seine Wirkung entfaltet Ganz im Zeichen der aktuellen Son- Was wäre der rebellierende Teen- derausstellung ROT im Film steht ager Jim Stark in Nicholas Rays die Nacht der Museen am Samstag, REBEL WITHOUT A CAUSE (US 6. Mai, für die das Deutsche Film- 1955) ohne seine rote Pilotenjacke? museum auch die Quizshow „Alles Die Rolle machte James Dean, der auf Rot!“ organisiert. Dabei dreht kurz nach den Dreharbeiten zu sei- sich alles um die farbliche Gestal- nem dritten Spielfilm auf tragische tung von Filmkostümen, Masken Weise ums Leben kam, zur niemals und mehr. Das Erscheinungsbild von alternden Ikone – und sein ausdrucks- Filmcharakteren hat großen Einfluss starkes Kleidungsstück zum ewigen darauf, wie diese wahrgenommen Symbol der wütenden, aufbegehren- und erinnert werden. Auch die den Jugend. Farbgebung spielt hierbei eine Rolle, und wenn rote Kleidungsstücke, ein Und Lola? Während Franka Potente unverkennbarer „Rotschopf“ oder in LOLA RENNT (DE 1998) in einer auch ein von roten Narben gezeich- atemlosen Tour de Force durch netes Gesicht auf der Leinwand Berlin eilt, scheinen sämtliche Ereig- erscheinen, transportieren diese nisse dieses Sprints bestimmt durch visuellen Reize meist eine Botschaft, die Chaostheorie. Nur eine verlässli- bereiten das Kinopublikum auf den che Größe bleibt dem Kinopublikum: weiteren Verlauf der Handlung vor Lolas leuchtend rote Haare, die so oder unterstreichen Stimmung und vieles verheißen: Not, die Lola dazu Charakter der Person. veranlasst, loszurennen. Bedrohung,
14 14 AUSSTELLUNG weil etwas Schlimmes passieren Gewalt gezeichneten Vergangen- wird, wenn sie nicht schnell genug heit. Gleichzeitig verleihen sie dem ist. Und natürlich Liebe, weil Lola Krieger aber auch etwas Stolzes, das alles nur auf sich nimmt, um Erhabenes, denn auf seinem Kreuz- ihrem Freund Manni den Allerwer- zug ins Ungewisse verliert One Eye testen zu retten… keinen Kampf. One Eye sieht rot. Vor seinem Viel mehr rote Zeichen, die Filmcha- inneren Auge spielen sich blutrot raktere an ihren Körpern und in ihren gefärbte Szenen aus der Zukunft Gesichtern tragen, sind in der Film- ab, im Hier und Jetzt umgeben ihn reihe zur Sonderausstellung im Mai Feinde, entfalten sich martialische zu entdecken, etwa in PRETTY WO- Wikingerszenen. Wann und wie MAN (US 1990, R: Garry Marshall), die von Nicholas Winding Refn für MAUVAIS SANG (Die Nacht ist VALHALLA RISING (DK/GB 2010) jung, FR/CH 1986, R: Leos Carax), geschaffene und von Mads Mikkel- TWIN PEAKS: FIRE WALK WITH sen gespielte Figur ihr linkes Auge ME (US/FR 1992, R: David Lynch), verloren hat, erfahren wir nicht. Aber PULP FICTION (US 1994, R: Quentin die roten Wunden und Narben in Tarantino), AMERICAN BEAUTY (US ihrem Gesicht erzählen Geschichten 1999, R: Sam Mendes). einer von harten Kämpfen und purer
15 Rote Nacht: Nacht der Museen 2017 Samstag, 6. Mai, 19 bis 2 Uhr Das ganze Wirkungsspektrum der ein Vorläufer des heutigen Synthesi- vielschichtigen Filmfarbe ROT zeigt zers, große Bekanntheit. Peter Pich- die aktuelle Sonderausstellung ROT ler beherrscht das rare Instrument im Film. Passend dazu hält die Quiz- wie kaum ein anderer und gibt in der show im Museumsfoyer Fragen zu Nacht der Museen sein Film-Medley roten Kostümen und Masken im Film live zum Besten. Wer sich selbst in und tolle Preise bereit. Mit dem Ein- einem roten Filmsetting fotografie- satz für die Filmmusik zu Alfred Hitch- ren lassen möchte, kann das in der cocks THE BIRDS (Die Vögel, US Bluebox tun. Das Bild gibt es gratis 1963) erlangte das Mixtur-Trautonium, mit nach Hause. Das Programm im Überblick: In den Ausstellungen Im Museumsfoyer 20, 22, 24 Uhr: 19:30, 21:30, 23:30, 1:30 Uhr: Kurzführungen „Filmisches Sehen“ Film-Medley von Peter Pichler (1. OG) (Live-Vertonung am Mixtur-Trautoni- um) 21, 23 Uhr: Kurzführungen „Filmisches Erzählen“ 20:30, 22:30, 0:30 Uhr: (2. OG) Quizshow: „Alles auf ROT“ Im Kino Specials 20:30 Uhr: 19:00 bis 2:00 Uhr: „Rote Rolle“ (Kurzfilme in Rot) Rot werden in der Bluebox (Erinnerungsfoto zum Mitnehmen) 22:30 Uhr: BRAM STOKER’S DRACULA 19:00 bis 2:00 Uhr: (USA 1992, R: Francis Ford Coppola) Drinks und Fingerfood im filmcafé
16 16 AUSSTELLUNG ROT: BEGLEITPROGRAMM IM MAI Rotes Museumsufer Freitag, 12. Mai, 20:00 Uhr Primetime-Führung im Städel Museum: I see red! Zum Wochenausklang lädt das Städel Museum dazu ein, Kunst aus verschiedenen Perspektiven kennen zu lernen. Passend zur Sonderausstellung im Deutschen Filmmuseum widmet sich diese inspirierende Führung der Farbe Rot in der Kunst. Die Teilnahme ist im Eintrittspreis des Städel Museums enthalten, Tickets sind auch über den Onlineshop erhältlich unter: tickets.staedelmuseum.de Filmmuseum after work: AbendROT Mittwoch, 10. Mai, 19:00 Uhr Eine Einführung in das rote Universum der Filme und ein anschließender Rundgang läuten den Feierabend ein. Bei einem Glas Wein lässt sich im Anschluss der Blick auf die Frankfurter Skyline vor abendrotem Himmel genießen. Eintritt: 7 Euro (5 Euro ermäßigt) Mit freundlicher Unterstützung von Weindepot in der Schweizer Straße, Frankfurt-Sachsen- hausen Filmmuseum am Mittag: PausenbROT Donnerstag, 18. Mai, 12:30 Uhr Eine kleine Tour durch die aktuelle Sonderausstel- lung entlang der zahlreichen Filmausschnitte, die die Wirkungsvielfalt der Farbe Rot im Film entfalten, bietet das Deutsche Filmmuseum einmal im Monat kombiniert mit einem PausenbROT: Besucher/innen erhalten gegen Vorlage des Tickets im filmcafé ein leckeres Sandwich und ein Kaffeegetränk. Eintritt: 10 Euro
17 Die Farbe Rot im Film Anknüpfend an die Hauptreihe im März sind im Mai weitere Filme zur aktuellen Sonderausstellung ROT im Film im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen. PRETTY WOMAN USA 1990. R: Garry Marshall D: Richard Gere, Julia Roberts, Jason Alexander. 119 Min. 35mm. OF Die Prostituierte Vivian trifft eines Abends zufällig auf Freitag, 05.05. den skrupellosen Geschäftsmann Edward Lewis. Nach 18:00 Uhr einer gemeinsamen Nacht fragt er, ob sie eine Woche für ihn als Escort-Dame arbeiten wolle. Vivian willigt ein Sonntag, 07.05. und wird im Handumdrehen in eine respektable Dame 20:30 Uhr samt rotem Abendkleid verwandelt. Fasziniert von ihrer Lebenslust und Vitalität, spürt Edward, dass sich zwischen ihnen mehr als nur eine Geschäftsbeziehung anbahnt. Die zeitgemäße Neuinterpretation des Aschen- puttel-Märchens, von Garry Marshall schnörkellos und charmant inszeniert, gilt als Prototyp der modernen romantischen Hollywood-Komödie. MAUVAIS SANG Die Nacht ist jung Frankreich/Schweiz 1986. R: Leos Carax. D: Michel Piccoli, Juliette Binoche, Denis Lavant, Julie Delpy. 116 Min. 35mm. OmeU Mit seinen Filmen verliert Leos Carax sich gerne in Mittwoch, 10.05. romantisch-surrealen Parallelwelten. In MAUVAIS 20:30 Uhr SANG, irgendwo zwischen Heist-Movie, Liebes- und Science-Fiction-Film angesiedelt, erzählt er von zwei Samstag, 13.05. alten Gangstern. Sie sollen das Gegenmittel zu einem 20:15 Uhr Virus stehlen, das allein jene Menschen befällt, die miteinander schlafen, ohne sich aufrichtig zu lieben. Der Plot spielt dabei eine weniger wichtige Rolle als die Ästhetik. Jede Pose der Darsteller/innen steht im Dienst der Bildkomposition. Jede Einstellung ist ein Ereignis aus Farben und Formen. Ein Film der Extreme, gleicher- maßen statisch und dynamisch.
18 Die Farbe Rot im Film TWIN PEAKS: FIRE WALK WITH ME USA/Frankreich 1992. R: David Lynch D: Sheryl Lee, Ray Wise, Mädchen Amick. 135 Min. 35mm. OF Die beiden Special Agents Chester Desmond und Sam Freitag, 12.05. 18:00 Uhr Stanley können den mysteriösen Mord an der Prosti- tuierten Teresa Banks nicht aufklären. Ein Jahr später Sonntag, 14.05. treiben dieselben finsteren Mächte im idyllischen Städt- 20:30 Uhr chen Twin Peaks ihr Unwesen. Die junge Laura Palmer gerät dabei in einen tödlichen Strudel aus Drogen, Sex und surrealen Albträumen. David Lynch erzählt die Vorgeschichte zur gleichnamigen Kultserie. Symbolis- men, Charaden und Absurditäten steigern sich zu einem verstörenden Bilderrausch. In den berühmt gewordenen Szenen im Nachtclub oder dem enigmatischen Red Room wird die Farbe Rot zum Symbol des Bösen. PULP FICTION USA 1994. R: Quentin Tarantino. D: John Travolta Uma Thurman, Samuel L. Jackson, Bruce Willis. 154 Min. 35mm. OF Zwei Auftragskiller, die über einen „Quarterpounder Mittwoch, 17.05. 20:30 Uhr with cheese“ und Fußmassagen diskutieren, ein Boxer mit einer sentimentalen Beziehung zu einer Armband- Mittwoch, 24.05. uhr, ein Twist-Tanzwettbewerb und ein Koffer, dessen 20:30 Uhr Inhalt rätselhaft bleibt, sind nur einige der Zutaten zu diesem stilbildenden Kultfilm. Die Episoden um Liebe, Verrat, groteske Zufälle und moralische Fragen sind mit lakonisch-skurrilen Dialogen und schwarzem Humor gewürzt. Virtuos bürstet Quentin Tarantino Motive aus Trivialkultur und B-Movies gegen den Strich. Die Farbe Rot spielt dabei immer wieder eine prägnante Rolle.
19 VISKNINGAR OCH ROP Schreie und Flüstern Schweden 1972. R: Ingmar Bergman D: Harriet Andersson, Ingrid Thulin, Liv Ullmann. 91 Min. 35mm. OmeU Schweden, Ende des 18. Jahrhunderts. Karin und Maria Freitag, 19.05. kehren auf den elterlichen Landsitz zurück, um sich von 18:00 Uhr ihrer krebskranken Schwester Agnes zu verabschie- den. Doch die Familienangehörigen sind vor allem auf Samstag, 20.05. ihre eigenen Ängste und Enttäuschungen fixiert. Trost 20:30 Uhr und Liebe können sie der Schwester nicht schenken. Bergmans Drama setzt motivische Schwerpunkte auf die Themen Vergänglichkeit und Tod und überzeugt mit prägnanten Nahaufnahmen sowie einer ausgefeilten Farbdramaturgie rund um die zentrale Farbe Rot, mit der er das Seelenleben seiner Protagonistinnen ausleuchtet. AMERICAN BEAUTY USA 1999. R: Sam Mendes D: Kevin Spacey, Annette Bening, Thora Birch. 122 Min. 35mm. OmU Lester und Carolyn führen ein scheinbar perfektes Mittwoch, 31.05. Leben. Doch ihr wundervolles Haus und die liebens- 20:30 Uhr würdige Nachbarschaft sind nur die Fassade eines bigotten Lebensstils, hinter der Lester ein trostloses Dasein fristet. Als er sich in die Freundin seiner Tochter verliebt, bricht er aus dem starren Gerüst aus. Nicht nur die Tagträume, in denen rote Blütenblätter als Vorboten der Sünde auf ihn niederregnen, sondern auch Kevin Spaceys eindrucksvolles Mienenspiel machen Sam Mendes‘ Oscar®-prämiertes Werk zu einer hypnotisieren- den Erfahrung.
20 JEAN-MARIE STRAUB Eine Werkschau mit selten gezeigten Filmen von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet Die letzte größere Reihe mit Filmen von Jean-Marie Straub im Deutschen Filmmuseum wurde vor zehn Jah- ren anlässlich des Todes von Danièle Huillet gezeigt, der Ehefrau, über Jahrzehnte hinweg Mitarbeiterin und seit 1975 auch offiziell Koregisseurin aller Filme von Straub. Etliche Nachrufe auf Danièle Huillet lasen sich damals ein wenig auch wie solche auf Straub, jedenfalls auf Straub als Filmemacher, so als würde er nie mehr allein einen Film realisieren. Tatsächlich hat er aber in den vergangenen zehn Jahren 19 weitere Filme gedreht, die in diesem Monat komplett im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen sind – Filme von einer Länge zwischen zwei und 70 Minuten, teilweise direkter als die früheren, teilweise auch intimer, im unmittelbaren Umfeld des Regisseurs entstanden. Dazu der letzte gemeinsame Film mit Danièle Huillet von 2006 – ein kurzer Ciné-tract. Ergänzt werden diese Filme um einige Klassiker aus den Jahrzehnten zuvor – zum Wiedersehen und Kennenlernen. Filme, die allesamt radikale Akte des politischen Widerstands gegen die herrschenden Verhältnisse und radikale Akte des ästhe- tischen Widerstands gegen das dominierende Kino der Beliebigkeit sind – und allesamt Filme von außerordentli- cher Schönheit. Jeder Augenblick in ihnen zählt! Mit Dank an Barbara Ulrich (Belva Film) und Klaus Volk- mer (Filmmuseum München).
21 LE GENOU D’ARTÉMIDE Frankreich 2008. R: Jean-Marie Straub. 26 Min. 35mm. ital. OmU LE STREGHE. FEMMES ENTRE ELLES Frankreich 2009. R: Jean-Marie Straub. 21 Min. 35mm. ital. OmU L’INCONSOLABLE Frankreich/Schweiz 2011. R: J.-M. Straub. 15 Min. Digital. ital. OmU LA MADRE Schweiz 2012. R: Jean-Marie Straub. 20 Min. DCP. ital. OmU Wie QUEI LORO INCONTRI (2006) zuvor beruhen Donnerstag, 04.05. die vier Filme dieses Programms auf Cesare Paveses 18:00 Uhr „Gesprächen mit Leuko“ von 1947 und entstanden im italienischen Buti mit Mitgliedern des dortigen Thea- ters. Die Leiden und Konflikte der Menschen werden in diesen Dialogen aus der Sicht der antiken Götter gesehen. Fremdartige und doch zwingend erscheinende Texte werden in der Natur gesprochen, Sonnenlicht und Vegetation sind genauso wichtig. NICHT VERSÖHNT ODER ES HILFT NUR GEWALT, WO GEWALT HERRSCHT BRD 1965. R: Jean-Marie Straub D: Henning Harmssen, Georg Zander. 55 Min. 35mm DER BRÄUTIGAM, DIE KOMÖDIANTIN UND DER ZUHÄLTER BRD 1968. R: Jean-Marie Straub D: Lilith Ungerer, Rainer Werner Fassbinder. 23 Min. 35mm NICHT VERSÖHNT … es gibt keinen anderen westdeut- Freitag, 05.05. schen Film der 1950er und 1960er Jahre, der so sehr zu 20:30 Uhr Recht diesen Titel tragen dürfte. Eine Adaption des Ro- mans „Billard um halb zehn“ von Heinrich Böll und eine radikale Reduktion aufs Wesentliche, die Kontinuität der deutschen Geschichte von der Nazi- bis zur Nachkriegs- zeit betonend. DER BRÄUTIGAM … beruht auf Straubs Inszenierung des Stücks „Krankheit der Jugend“ von Ferdinand Bruckner am Münchner action-theater. Ein Schlüsselfilm auch für Rainer Werner Fassbinder.
22 Jean-Marie STRAUB ITINÉRAIRE DE JEAN BRICARD Frankreich 2008. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub. 40 Min. 35mm. frz. OmU DIALOGUE D’OMBRES Schweiz/Frankreich 2013. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub. 28 Min. DCP. frz. OmU POUR RENATO Schweiz 2015. R: Jean-Marie Straub. 8 Min. Digital. OmU OÙ EN ÊTES-VOUS, JEAN-MARIE STRAUB? Frankreich 2016. R: Jean-Marie Straub. 9 Min. Digital. OF Noch gemeinsam mit Danièle Huillet vorbereitet, Freitag, 12.05. 20:30 Uhr erkundet ITINÉRAIRE DE JEAN BRICARD eine Insel in der Loire zu Off-Texten eines ihrer früheren Bewohner. Dienstag, 16.05. DIALOGUE D’OMBRES ist die Adaption einer Erzählung 20:30 Uhr von Bernanos und Straub/Huillets erstes gemeinsames Filmprojekt aus den 1950er Jahren. Dazu eine Hom- mage an den Kameramann Renato Berta zu dessen 70. Geburtstag und die filmische Antwort auf die Titelfrage des Centre Pompidou zur Straub-Retrospektive 2016. GESCHICHTSUNTERRICHT Italien/BRD 1972. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub D: Gottfried Bold, Johann Unterpertinger. 88 Min. 16mm Vorfilm LOTHRINGEN! DE/FR 1994. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub. 21 Min. 35mm. DF Eine Adaption von Brechts Romanfragment „Die Ge- Sonntag, 14.05. 18:00 Uhr schäfte des Herrn Julius Caesar“. Ein junger Mann von heute sucht einen Bankier, einen Bauern, einen Anwalt und einen Dichter aus dem alten Rom auf. Die von Hu- illet/Straub ausgewählten Passagen des Buchs beleuch- ten das Verhältnis von Macht und Geschäft und stellen ein Stück historisch-materialistischer Geschichtsanalyse dar. Als Vorfilm LOTHRINGEN!, Straubs erste filmische Auseinandersetzung mit einem Text des aus Lothringen stammenden Schriftstellers Maurice Barrès.
23 O SOMMA LUCE Frankreich 2010. R: Jean-Marie Straub. 18 Min. DCP. ital. OmU UN CONTE DE MICHEL DE MONTAIGNE Frankreich/Schweiz 2013. R: Jean-Marie Straub. 34 Min. DCP. frz. OmU L’AQUARIUM ET LA NATION Schweiz/Frankreich 2015. R: Jean-Marie Straub. 31 Min. DCP. frz. OmU In O SOMMA LUCE rezitiert Giorgio Passerone Verse aus Donnerstag, 18.05. der „Göttlichen Komödie“ von Dante. Die „Erzählung 18:00 Uhr von Michel de Montaigne“, das ist dessen Essay II/6, „Über das Üben“, und die Worte vermögen eine Statue zum Leben zu erwecken. L’AQUARIUM ET LA NATION besteht aus drei Teilen: Man sieht ein Aquarium, einen Mann, der einen Text von Malraux liest, und einen Aus- schnitt aus Jean Renoirs LA MARSEILLAISE (1938). Ein Film über Kultur und Nation, Begrenzung und Freiheit. CORNEILLE-BRECHT Frankreich 2009. R: Jean-Marie Straub. 26 Min. Digital. teilw. frz. OmU SCHAKALE UND ARABER Schweiz 2011. R: Jean-Marie Straub. 11 Min. Digital UN HÉRITIER Republik Korea/Frankreich/Schweiz 2011. R: Jean-Marie Straub. 21 Min. Digital. frz. OmU LA MORT DE VENISE Italien 2013. R: Jean-Marie Straub. 2 Min. Digital. frz. OmeU À PROPOS DE VENISE, GESCHIchtsunterricht Schweiz/Frankreich 2014. R: Jean-Marie Straub. 23 Min. DCP. frz. OmU In CORNEILLE-BRECHT liest Cornelia Geiser zwei kurze Freitag, 19.05. Texte von Corneille und den Anfang des „Verhörs des 20:30 Uhr Lukullus“ von Brecht. SCHAKALE UND ARABER ist die Adaption eines Textes von Kafka. Mit UN HÉRITIER und À PROPOS DE VENISE setzte sich Straub nach LOTHRINGEN! (1994) erneut mit dem nationalistischen Schriftsteller Maurice Barrès auseinander, einmal mit dessen Buch „In deutschen Heeresdiensten“, das ande- re Mal mit einem Text über Venedig.
24 Jean-Marie STRAUB KLASSENVERHÄLTNISSE BRD/Frankreich 1984. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub D: Christian Heinisch, Nazzareno Bianconi, Mario Adorf. 127 Min. 35mm Gewissermaßen der „kommerziellste“ Film von Huillet/ Sonntag, 21.05. 18:00 Uhr Straub. Eine Adaption von Franz Kafkas Amerika-Roman „Der Verschollene“, mit Bildern, die an die Kriminalfilme von Fritz Lang erinnern. Wie in diesen wird auch hier die Hauptfigur als anonymen Mächten und Strukturen unterworfen gezeigt. Ohne jede Psychologisierung, aber nicht ohne Humor (und Kafka völlig angemessen) zeigt der Film, wie sich Karl Roßmann, der „Verschollene“, durch ein Amerika bewegt, das wie eine Albtraumwelt völliger Entfremdung erscheint. EUROPA 2005. 27 OCTOBRE Frankreich 2006. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub. 11 Min. Digital. o.D. JOACHIM GATTI Frankreich 2009. R: Jean-Marie Straub. 2 Min. Digital. frz. OmU LA GUERRE D’ALGÉRIE! Frankreich 2014. R: Jean-Marie Straub. 2 Min. DCP. frz. OmU KOMMUNISTEN Frankreich/Schweiz 2014. R: Jean-Marie Straub. 70 Min. DCP. teilw. frz. OmU Was ist ein kommunistischer Film? Auf jeden Fall einer, Dienstag, 23.05. der die Utopie des Kommunismus wachhält – im Fall von 20:30 Uhr KOMMUNISTEN anhand der Adaption einer Erzäh- Donnerstag, 25.05. lung von André Malraux aus dem Jahre 1935 und von 18:00 Uhr Ausschnitten aus fünf früheren Filmen Straubs. Eine Art filmisches Testament. Zuvor drei kurze „Ciné-tracts“: ein Kino der Empörung und des direkten politischen Aufrufs.
25 DIE ANTIGONE DES SOPHOKLES NACH DER HÖLDERLINSCHEN ÜBERTRAGUNG FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET VON BRECHT 1948 (SUHRKAMP VERLAG) Deutschland/Frankreich 1992. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub D: Astrid Ofner, Ursula Ofner. 100 Min. 35mm Den Vermittlungsschritten, die der Titel benennt, kann Dienstag, 30.05. noch hinzugefügt werden, dass Huillet/Straub das Stück 20:30 Uhr an der Berliner Schaubühne inszeniert und dann im griechischen Theater von Segesta auf Sizilien verfilmt haben. Eigentlicher Ausgangspunkt des Films war aber tatsächlich dieses antike Theater und dessen Szenerie unter freiem Himmel. Die Geschichte ist leider immer noch von hoher Aktualität: Es geht um einen Angriffs- krieg, um die Kollaboration mit der Macht und den nötigen Widerstand gegen sie. ROLLEN SIE DEN ROTEN TEPPICH AUS... … im Deutschen Filmmuseum Ob für Firmenjubiläum, Tagung, Galaveranstaltung, gemütliches Get Together oder private Veranstaltung – wir bieten für jeden Anlass ein exklusives und individuelles Konzept am Frankfurter Museumsufer. Sprechen Sie uns an! Tel. 069 - 961 220 540 events@deutsches-filminstitut.de
26 goEast im Kino des Deutschen Filmmuseums goEast begeistert für Film aus Mittel- und Osteuropa: Vom 26. April bis 2. Mai findet das Festival in Wiesba- den statt. Das Deutsche Filmmuseum zeigt im Mai vier Beiträge als Deutschlandpremiere. ŠPINA Schmutzig Tschechische Republik/Slowakische Republik 2017. R: Tereza Nvotová D: Dominika Morávková, Anna Rakovská. 87 Min. DCP. OmeU Zu Gast: Tereza Nvotová (Regisseurin, Miloš Lochman (Produzent) Schmutzig weiß ist das Gebäude der Psychiatrie, wo die Montag, 01.05. 18:00 Uhr 17-jährige Lena nach ihrem Suizidversuch eingeliefert Deutschlandpremiere wird. Schmutzig geht es auch in ihrem Innern zu: Eine unfähige Ärztin lässt die Gruppentherapie eskalieren, die Patient/innen werden mit Medikamenten vollgestopft. Elektroschocks sollen ihnen helfen. Kein Wunder, dass Lena niemandem von ihrer Vergewaltigung durch einen Lehrer erzählt. Dominika Moráková glänzt als Hauptdar- stellerin in diesem Coming-of-Age-Drama über den Um- gang mit psychisch kranken Menschen in der Slowakei. EXILED Im Exil Lettland/Litauen 2016. R: Dāvis Sīmanis. D: Ulrich Matthes, Agnese Cirule, Dmitrijs Jaldovs. 100 Min. DCP. OmeU Zu Gast: Dāvis Sīmanis, Roberts Vinovskis (Produzent) Am Ende des Ersten Weltkriegs inspiziert der deutsche Montag, 01.05. 20:30 Uhr Armeearzt Ulrich (Ulrich Matthes) ein lettisches Sanato- Deutschlandpremiere rium. Die Patient/innen leiden unter „shell shock“, einem Kriegstrauma, das durch die Druckwellen von Granaten entsteht. Mitgefühl und Umarmungen helfen diesen Menschen mehr als die wissenschaftlichen Methoden Ulrichs. Mit seinem Kriegsdrama begibt Dāvis Sīmanis sich auf die Suche nach Menschlichkeit in der Barbarei.
27 UČITEĽKA Die Lehrerin Slowakische Republik/Tschechische Republik 2016. R: Jan Hřebejk. D: Zuzana Mauréry, Peter Bebjak, Martin Havelka. 102 Min. DCP. OmeU Bratislava in den 1980ern. Am ersten Schultag nach den Dienstag, 02.05. Ferien interessiert sich die neue Lehrerin Drazděchová, 20:30 Uhr eine linientreue Parteigenossin, vor allem für die Berufe Deutschlandpremiere der Eltern ihrer Schüler/innen. Als einige Kinder aufgrund unterlassener Gefälligkeiten Nachteile hinnehmen müs- sen, wagen deren Eltern die Revolte. Jan Hřebejks Film kann beides: Unterhalten und zur Reflexion anregen. DOBRA ŽENA Eine gute Ehefrau Serbien/Bosnien und Herzegowina/Kroatien 2016. R: Mirjana Karanović. D: Mirjana Karanović, Boris Isaković. 90 Min. DCP. OmeU Milena lebt mit ihrer Familie nahe Belgrad. Sie kocht, Mittwoch, 03.05. trifft sich mit Freunden zur Chorprobe und schläft mit 18:00 Uhr ihrem Ehemann Vlada. Doch dann findet sie beim Putzen ein Videoband, auf dem zu sehen ist, wie Vlada im Bos- nien-Krieg Kriegsverbrechen begeht. Mirjana Karanovićs Debütfilm erzählt von einer Frau mit Zivilcourage. ANE GLEDAJ Mi u Pijat Glotz nicht auf meinen Teller Kroatien/Dänemark 2016. R: Hana Jušić. D: Mia Petričević, Arijana Čulina, Nikša Butijer, Zlatko Zlatko. 105 Min. DCP. OmeU Die junge, aufmüpfige Marijana arbeitet in einem Me- Samstag, 03.05. dizinlabor. Gemeinsam mit ihrem Vater sichert sie den 20:30 Uhr Unterhalt ihrer vierköpfigen Familie. Als dieser erkrankt, Deutschlandpremiere muss sie alle allein durchfüttern. Auf nächtlichen Streif- zügen bricht sie aus der beengten Wohnung ebenso aus wie aus den engmaschigen Moralvorstellungen der Ge- sellschaft – ein virtuoses Spielfilmdebüt von Hana Jušić.
28 Nippon Retro Ecstasy and Desire – In the Realm of Roman Porno Im November 1971 begründete das japanische Film- studio Nikkatsu das Genre des Roman Porno. Bis 1988 wurden mehr als 1.000 dieser Hochglanz-Erotikfilme produziert, die alle erdenklichen Stilrichtungen abde- cken. Beinahe undenkbar, dass sich irgendwo sonst auf der Welt eine Firma von vergleichbarer Größe und Weitere historischer Bedeutung so eifrig der Produktion von Informationen unter Erotikfilmen widmet. Doch genau dafür ist Nikkatsu nipponconnection.com mittlerweile wohl bekannter als für seine bahnbre- chenden Historiendramen aus der Stummfilmzeit. In Kooperation mit Im Gegensatz zum sogenannten Pink-Film verfügten Roman-Porno-Produktionen über die Ressourcen eines großen Studios und höhere Budgets. Ein Stab erfahrener Techniker sorgte für glanzvolle Bilder auf der Leinwand, die in Scope und in sinnlichen Farben erstrahlten, während die meisten Pink-Filme noch in Schwarzweiß gehalten waren. Nikkatsu warb auch die attraktivsten Schauspielerinnen von der Konkurrenz ab und brachte eine neue Welle junger Filmemacher ins Rennen, darunter Tatsumi Kumashiro und Noboru Tanaka. Die Kritik feierte ihre Filme für ihren visuellen Einfallsreichtum und ihre narrative Komplexi- tät. Als Teil der Retrospektive des japanischen Filmfesti- vals Nippon Connection werden neun Filme der beiden Regisseure gezeigt. Mit Einführungen von Jasper Sharp und Akihiko Shiota. Leider standen zu einigen Farbfilmen nur Filmstills in Schwarzweiß zur Verfügung.
29 SHALL WE DANsu? Shall wie dance? Japan 1996. R: Masayuki Suo. D: Koji Yakusho, Tamiyo Kusakari, Naoto Takenaka, Eriko Watanabe. 119 Min. 35mm. OmeU Im Rahmen des Nippon Honor Awards Obwohl er mit seiner Familie, einem guten Job und Donnerstag, 25.05. einem Haus alles hat, was sich der typische Durch- 20:30 Uhr schnittsjapaner erhofft, fühlt sich der Geschäftsmann Shohei, gespielt vom diesjährigen NIPPON HONOR AWARD-Preisträger Koji Yakusho, im Alltag gefangen. Als er eines Tages die schöne Tanzlehrerin Mai durch das Fenster einer Tanzschule sieht, nimmt er all seinen Mut zusammen und meldet sich für einen Anfängerkurs an. Mit ihrer warmherzigen Geschichte, dem charmanten Humor und den schrulligen Charakteren ist die Komödie längst zum international gefeierten Kultfilm geworden. MESUNEKOTACHI NO YORU Night of the Felines Japan 1972. R: Noboru Tanaka. D: Tomoko Katsura, Hidemi Hara, Keiko Maki, Ken Yoshizawa, Hidetoshi Kageyama. 68 Min. OmeU. DCP Drei Prostituierte, die in einem Badehaus-Bordell Freitag, 26.05. arbeiten, bedienen auch die ausgefalleneren Wünsche 18:00 Uhr ihrer Kunden. Nebenbei versucht eine von ihnen, einem unglücklich verliebten bisexuellen Callboy auszuhel- fen, der ausgerechnet bei seiner Angebeteten im Bett versagt. Diese frivole Komödie wartet mit für das Genre erstaunlich starken Frauenrollen auf. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass in diesem Wunderwerk zwischen all den fröhlichen Ausschweifungen noch genügend Platz für melancholische Momente von geradezu poetischer Schönheit bleibt.
30 NIPPON retro ICHIJO SAYURI: NURETA YOKUJO Following Desire Japan 1972. R: Tatsumi Kumashiro. D: Hiroko Isayama, Sayuri Ichijo, Kazoku Shirakawa, Go Awazu, Akira Takahashi. 69 Min. 35mm. OmeU Harumi arbeitet im selben Stripclub wie Sayuri Ichijuko. Freitag, 26.05. 20:00 Uhr Während die berühmte Kollegin mit immer neuen Ideen auf der Bühne aufwartet und es sogar ins Fernsehen schafft, muss sich Harumi mit Standardshows abfinden. Um nicht länger in Sayuris Schatten zu stehen, will sie die eigene Performance perfektionieren. Für seinen ers- ten Roman Porno Film bekam Kumashiro den Kinema- Junpo-Preis für das beste Drehbuch, Isayama wurde als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Ichijo spielt sich selbst und vermittelt einen Eindruck ihrer ausgefallenen Darbietungen, die ihr immer wieder Ärger mit dem Gesetz einbrachten. KOIBITOTACHI WA NURETA Twisted Path of Love Japan 1973. R: Tatsumi Kumashiro. D: Tetsu Oe, Rie Nakagawa, Koichi Hori, Kunio Shimizu, Moeko Ezawa. 76 Min. 35mm. OmeU Freitag, 26.05. Katsu kehrt nach längerer Abwesenheit in seinen 22:00 Uhr Heimatort zurück, verleugnet jedoch seine Identität. Er beginnt eine Affäre mit der Besitzerin des Kinos, in dem er arbeitet, beobachtet ein Liebespaar beim Sex und versucht, eine Freundin dieses Paars zu vergewaltigen. In diesem nihilistischen Drama zeichnet Kumashiro nicht nur ein düsteres Bild menschlicher Interaktion. Er persifliert auch vorherrschende Zensurpraktiken, indem er sie besonders betont, sei es durch überdimensionier- te schwarze Balken oder manuell eingefügte Kratzer im Filmbild.
31 YOJOHAN FUSUMA NO URABARI The World of Geisha Japan 1973. R: Tatsumi Kumashiro. D: Junko Miyashita, Eimei Esumi, Go Awazu, Moeko Ezawa, Naomi Oka. 72 Min. 35mm. OmeU Vor dem Hintergrund von Unruhen im Land werden Samstag, 27.05. Episoden aus dem Alltag eines Geisha-Hauses gezeigt. 16:00 Uhr Im Vordergrund steht Sodeko, die sich allen Ratschlä- gen zum Trotz in ihren ersten Kunden verliebt. Der Film erzählt sowohl von Bürgern aus der Oberschicht, die von profanen Ereignissen unberührt bleiben, als auch von der Lebensrealität junger Geishas, deren Aufgaben sich von denen gewöhnlicher Prostituierter kaum unterschei- den. Dabei ignoriert Kumashiro lineare Erzählstrukturen. Extradiegetische Mittel wie das Ausstreichen von Zwi- schentiteln verweisen auf staatliche Zensurpraktiken. AKASEN TAMANOI: NUKERAREMASU Tamanoi, Street of Joy Japan 1974. R: Tatsumi Kumashiro. D: Junko Miyashita, Meika Seri, Naomi Oka, Aoi Nakajima, Keizo Kanie. 78 Min. 35mm. OmeU Neujahr, 1955: der Tag vor Inkrafttreten des Gesetzes Samstag, 27.05. zur Abschaffung lizenzierter Bordelle. Angesichts ihrer 18:00 Uhr ungewissen Zukunft gehen Prostituierte ein letztes Mal ihren üblichen Tätigkeiten nach. Naoko will diese Gelegenheit nutzen, um den bestehenden Rekord von 26 Kunden an einem Tag zu brechen. Der Film fokus- siert sich ganz auf die Geschichten dieser Frauen, zeigt ihren Arbeitsalltag und ihre privaten Probleme und vermeidet es dabei zu werten oder zu romantisieren. Aufgebrochen wird das Geschehen immer wieder durch eingestreute Cartoons und begleitende Enka-Lieder.
32 NIPPON retro JITSUROKU: ABE SADA Sada and Kichi Japan 1975. R: Noboru Tanaka. D: Junko Miyashita, Eimei Esumi, Ikunosuke Koizumi, Nagatoshi Sakamoto. 76 Min. 35mm. OmeU Nach einer kurzen, aber intensiven Affäre stranguliert Samstag, 27.05. 20:00 Uhr Sada Abe im Mai 1936 ihren Geliebten, schneidet des- sen Genitalien ab und trägt sie bis zu ihrer Festnahme als Andenken bei sich. Dieser Vorfall verschafft ihr sofort landesweite Bekanntheit und bietet Stoff für zahlreiche künstlerische Bearbeitungen. Bereits ein Jahr vor Nagisa Oshimas wohl bekanntester Verfilmung, IM REICH DER SINNE (JP/FR 1976), inszeniert Noboru Tanaka diese Amour fou als erotisches Kammerspiel in knalligen Rottönen: ein ekstatischer Rausch, in dem sich beide Liebenden verlieren und sich der Außenwelt fast völlig entziehen. KUROBARA SHOTEN Ecstasy of the Black Rose Japan 1975. R: Tatsumi Kumashiro. D: Shin Kishida, Naomi Tani, Meika Seri, Hajime Tanimoto, Akira Takahashi. 72 Min. 35mm. OmeU Juzo muss den Dreh seines Sexfilms unterbrechen, weil Samstag, 27.05. 22:00 Uhr die Hauptdarstellerin schwanger geworden ist. Als er Tonaufnahmen abhört, die er heimlich in einer Zahn- arztpraxis gemacht hat, stößt er auf das Stöhnen einer Frau, das ihn sofort in seinen Bann zieht. Er setzt alles daran, sie zu finden und für die Hauptrolle in seinem Film zu gewinnen. Dabei verfällt er ihr stärker als ihm aus professioneller Sicht lieb ist. Dieser Porno über das Pornomachen wirft einen ironischen Blick auf die Branche, in der für die Tonspur auch mal leidende Zahn- arztpatient/innen oder keuchende Zootiere herhalten müssen.
33 YANEURA NO SANPOSHA The Stroller in the Attic Japan 1976. R: Noboru Tanaka. D: Junko Miyashita, Renji Ishibashi, Hiroshi Osa, Tokuko Watanabe, Koji Yashiro. 76 Min. 35mm. OmeU Lady Minako betreibt im Tokio der 1920er Jahre eine Sonntag, 28.05. Privatpension, in der sich zahlreiche exzentrische Gäste 18:00 Uhr einfinden. Goda, einer der Hausbewohner, beobachtet regelmäßig vom Dachboden aus die grotesken Vor- gänge in den Zimmern der Pension. Als er Zeuge eines Mordes wird, ist dies erst der Anfang einer bizarren Reihe von Todesfällen. Tanakas Verfilmung einer Ge- schichte von Edogawa Rampo schwelgt in prachtvollen Farben und sollte mit seiner karnevalesk anmutenden Ausstattung stilbildend für kommende Adaptionen des Meisters der erotisch-grotesken Literatur sein. AKAI KAMI NO ONNA The Woman with Red Hair Japan 1979. R: Tatsumi Kumashiro. D: Renji Ishibashi, Junko Miyashi- ta, Ako, Kai Ato, Miyako Yamaguchi. 73 Min. 35mm. OmeU Die beiden Bauarbeiter Kozo und Takao vergewaltigen Sonntag, 28.05. Kazuko, die Tochter ihres Chefs. Während Kazuko 20:00 Uhr schwanger wird und von Takao die Hochzeit fordert, stürzt sich Kozo in die Affäre mit einer mysteriösen rothaarigen Frau. Mehr aus Verzweiflung als aus Lust verbringt das Paar Tage in seiner schäbigen Wohnung, während draußen der Regen an die Scheibe prasselt. Das düstere Drama, das viele Kumashiros besten Film nennen, wurde mit zahlreichen Preisen und Nominie- rungen bedacht, darunter zwei Auszeichnungen für Junko Miyashita in der Titelrolle.
34 LECTURE & FILM Schnell wie der Witz. Die Filme von Ernst Lubitsch Die Filme von Ernst Lubitsch reißen das Publikum im Nu „[…] außerdem wa- ren ihm in seinen in ihren Bann. Das fängt schon mit den ungewöhnlichen Filmen die Türen Titeln an: DER BLUSENKÖNIG (DE 1917), KÄSEKÖNIG immer wichtiger HOLLÄNDER (DE 1917) oder DER G.M.B.H.-TENOR (DE als die Menschen“ 1916) – und das sind nur drei seiner mehr als 70 Werke; Aus dem Essay Was alle drei Filme sind leider verschollen. Lubitsch arbeitete Lubitsch berührt (Schnell wie der schnell. Allein 1915 in Berlin drehte er elf Filme, 1932 in Witz) von Frieda Hollywood fünf, darunter TROUBLE IN PARADISE. Als Grafe (1990) Asta Nielsen sich beklagt, sie habe in seinem Film gar nicht richtig weinen können, antwortet Lubitsch 1920 in einem Brief an die Schauspielerin: „Sie können es mir immer noch nicht verzeihen, dass ich Sie bei einer Groß- aufnahme statt 5 nur 2 Meter haben weinen lassen. Aber glauben Sie mir, Ihre Tränen kullerten so echt aus den Augen über die Backen auf die Bluse, dass das Publikum nach 2 Metern vollauf ergriffen war.“ Lubitsch ist gewitzt, und das meint nicht einfach nur, Alle Veranstaltungs- Mitschnitte sind dass es etwas zu lachen gibt. Gewitzt ist jemand, der zu finden unter wach ist, der scharf beobachten kann, jemand, der filmportal.de und Einfälle hat und einen präzisen Humor. In der Militärzu- ernst-lubitsch.de ckerbäckergarnison der BERGKATZE (DE 1920) isst der Trompeter im ovalen Rähmchen gerade eine Wurst, als er zum Morgenappell bläst. In vier Hochbetten nebenein- ander räkeln sich Soldaten im Nachthemd. Einer klettert müde aus dem Bett, schlurft zum Fenster, macht es zu. Der Zuckerbäckerkommandant kommt in den Schlafsaal, zwirbelt an seinem Schnurrbart und brüllt irgendetwas, was keiner versteht. Das Tempo zieht an, die Soldaten beeilen sich mit der Katzenwäsche. Der Kommandant geht wieder – die Soldaten springen zurück ins Bett. Bis Juli 2017 widmet sich die Reihe Lecture & Film mit Vorträgen von Expert/innen und einem thematischen Begleitprogramm Ernst Lubitsch und seinen Filmen. Im April und Mai stellt das Begleitprogramm einige ausge- wählte Regiearbeiten Lubitschs vor – allesamt Klassiker. Nennung der an der Veranstaltung beteiligten Institutionen auf Seite 57.
35 LUBITSCH-KITSCH und LUBITSCH TOUCH Lecture von Dirk Schaefer (Berlin) THE MAN I KILLED – der Originaltitel klang dem Studio zu sehr nach Ernst und zu wenig nach Lubitsch. Aber auch als BROKEN LULLABY ist dieser „Teutonic tearjerker“, der von Krieg und Musik, Versöhnung und Vergessen erzählt, bei Publikum und Kritik durchge- fallen – noch deutlicher als später die Komödie TO BE OR NOT TO BE, bei der es ja auch hieß, der Regisseur habe sich im Ton vergriffen. Neben der Frage, wieviel beide Filme miteinander zu tun haben, soll es darum gehen, wie das klingt: Lubitsch. Wie arbeitet er mit der Tonspur? Wie reimt sich Lubitsch-Kitsch auf Lubitsch Touch – nicht nur in BROKEN LULLABY? Dirk Schaefers Name steht im Filmabspann gemein- hin für die Gesamtkonzeption und Gestaltung aller Klangereignisse (Musik, Geräusche, Sprache). Seit 1983 hat er auf diese Weise zahlreiche preisgekrönte künstlerische Kurzfilme, Videos und Installationen mitgestaltet, zuletzt etwa COMING ATTRACTIONS von Peter Tscherkassky, ausgezeichnet mit dem Golde- nen Löwen in Venedig 2010. Neben Vorträgen und Aufsätzen zu Film, Musik und Bildender Kunst gestaltet er Filmprogramme, zuletzt eine Reihe zum Ersten Welt- krieg im Film. Er lebt als Bielefelder in Berlin und Köln. BROKEN LULLABY/THE MAN I KILLED Der Mann, den sein Gewissen trieb USA 1932. R: Ernst Lubitsch. D: Lionel Barrymore, Nancy Carroll, Phillips Holmes. 76 Min. 16mm. OF Während Paris den Jahrestag des Endes des Ersten Donnerstag, 04.05. Weltkriegs feiert, wird der junge Franzose Paul Renard 20:15 Uhr von seinem Gewissen geplagt. Er hat einen deutschen Filmbeginn: Soldaten erschossen und reist nach Deutschland, um ca. 21:15 Uhr dessen Familie zu treffen. Er gibt sich als einstiger Kommilitone ihres toten Sohnes aus. So erlangt er das Samstag, 06.05. 18:00 Uhr Vertrauen der Familie und der trauernden Verlobten, die (nur Film) durch den Gast aus Paris ihren Hass auf den „Erbfeind“ Frankreich überwinden. Aber Paul kann nicht mit der Lüge leben. François Ozon hat das Thema in seinem Melodram FRANTZ (FR/DE 2016) neu interpretiert.
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