Filmmuseum Mai 2017 Kinoprogramm - Ausstellungen Projekte

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Filmmuseum Mai 2017 Kinoprogramm - Ausstellungen Projekte
Filmmuseum
         Mai 2017
  Kinoprogramm
Ausstellungen · Projekte
Filmmuseum Mai 2017 Kinoprogramm - Ausstellungen Projekte
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Information &
Ticketreservierung
Tel. 069 - 961 220 220

Impressum

Herausgeber:                                                     SPECIAL
Deutsches Filminstitut – DIF e.V.                       SALT AND FIRE
Schaumainkai 41                                              ≥ Seite 48
60596 Frankfurt am Main

Vorstand:
Claudia Dillmann,
Dr. Nikolaus Hensel

Direktorin:
Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.)

Presse und Redaktion:
Frauke Haß (Ltg.), Manfred Riepe

Texte:
Andreas Beilharz, Amos Borchert, Marie Brügge-
mann, Jonas Ebling, Natalie Filipark, Natascha Gikas,
Winfried Günther, Kira Katthagen, Sebastian Krehl,
Hans-Peter Reichmann, Jasper Sharp, Svetlana
Svyatskaya, Markus Reuter, Manfred Riepe, Leonie
Schiffbauer, Daniel Ruh, Urs Spörri, Treppe 41

Vorführer/innen: Christian Appelt, Michael Besser,
Pramila Chenchanna, Hans-Peter Marbach,
Günther Volkmann

Gestaltung:
Optik — Jens Müller
www.optik-studios.de

Druck:
FISSLER & SCHRÖDER GbR –
Kompetenz in Print und Medien, 63571 Gelnhausen

Anzeigen (Preise auf Anfrage):
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 069 - 961 220 222
E-Mail: presse@deutsches-filminstitut.de

Abbildungsverzeichnis:
Alle Abbildungen stammen aus dem
Bildarchiv des Deutschen Filminstituts,
sofern nicht anders verzeichnet.

Titelmotiv:
AMERICAN BEAUTY (US 1999)
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INHALT                      3

 15 Jahre Zusammenarbeit mit den Kubricks         4
      Multimediaguide für das Filmmuseum          6
                   Projekt Bildermaschinen        8
      Filmclub Treppe 41 wird zwei Jahre alt      10
                               Alles auf Rot      13

                             Filmprogramm
                       Die Farbe Rot im Film      17
             Werkschau: Jean-Marie Straub         20
         goEast im Deutschen Filmmuseum           26
                                Nippon Retro      28
              Lecture & Film: Ernst Lubitsch      34
                         Oberhausen on Tour       39
                                  Kinderkino      40
        Klassiker & Raritäten: Luther im Film     42
                          Late Night Kultkino     44

                                     Specials
                                   Peter Zadek    45
                                 Kino & Couch     46
                                We Are Family     47
             Ein Abend mit Veronica Ferres        48
                  Was tut sich: Frank Griebe      49
Stummfilm-Konzert: Peter Pichler am Trautonium    50
                                      Britfilms   51

                                     Service
                        Programmübersicht         52
                      Eintrittspreise/Anfahrt     56
        Der Nachlass von Maximillian Schell       58

                                                  KLASSIKER & RARITÄTEN
                                                             LUTHER
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            Aktuelles

Do it like a                            …
15 Jahre Zusammenarbeit mit der Familie Kubrick – und zwei
runde Geburtstage

Christiane Kubrick und Jan Harlan:      Ließe sich dieser gewaltige Fundus
zwei besondere Geschwister. Sie         erschließen und in einer Ausstellung
war Schauspielerin, ist Malerin,        der Öffentlichkeit präsentieren?
Kunstvermittlerin, Tierschützerin und   Christiane Kubrick war zurück-
als Witwe des britischen Regisseurs     haltend. Nach einigen Monaten
Stanley Kubrick geachtetes Ober-        änderte sich jedoch ihre Haltung,
haupt der Kubrick-Familie. Er wirkte    und die Ausstellungsidee konnte im
bei den letzten fünf großen Kubrick-    Deutschen Filmmuseum umgesetzt
Filmen als ausführender Produzent       werden. Die Zusammenarbeit
mit, ist Dokumentarfilmregisseur,       verlief äußerst produktiv und in einer
international gefragter Filmdozent      herzlichen Atmosphäre. Ohne die
und Nachlassverwalter. Doch diese       Zustimmung und die Mitwirkung
Aufzählungen werden beiden nur          der Kubrick-Familie wäre das Projekt
annähernd gerecht.                      nicht zu realisieren gewesen.

Erstmals im Deutschen Filmmuseum        Im März 2004 eröffnete schließlich
zu Gast waren beide im September        in Frankfurt am Main die Ausstel-
2002 anlässlich der Finissage           lung Stanley Kubrick: Erstmals
einer Ausstellung mit Arbeiten des      konnten Museumsbesucher den
Production Designers Ken Adam.          künstlerischen Nachlass eines der
Im Vorgespräch erzählte Christiane      bedeutendsten Regisseure der
Kubrick von Materialien im Nachlass     Filmgeschichte sehen. Seit 13 Jah-
ihres drei Jahre zuvor verstorbe-       ren ist die Ausstellung nun on tour.
nen Mannes zu dessen realisierten       Christiane Kubrick war meist dabei.
und nicht realisierten Projekten:       Unermüdlich in Pressekonferenzen
technisches Equipment, Kameras,         und bei Interviews, Mittelpunkt
Objektive, Requisiten, Kostüme,         von Empfängen (auch wenn sie
Fotografien und Produktionsunterla-     diese nur leidlich mag), immer eine
gen – zahllose Dokumente aus rund       eloquente Eröffnungsrednerin. Sie
50 Jahren Filmarbeit.                   kennt (fast) jedes Detail der Kubrick-
                                        Filme. Mittlerweile haben weltweit

Christiane Kubrick in Krakau, 2014
Foto: Beata Majka
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Jan Harlan und Christiane Kubrick in São Paulo, 2013
Foto: Hans-Peter Reichmann

mehr als 1,2 Millionen Besucher/in-
nen die Stanley-Kubrick-Ausstellung
gesehen. Aktuell gastiert sie in der
Cineteca Nacional in Mexico City,
der 16. Station. Anschließend kehrt
sie zurück nach Europa, wo sie von
September an in Kopenhagen zu
sehen sein wird.

„Do it like a Mentsch“ – eine jiddisch-­
englische Redewendung, die dem
Deutschen Filmmuseum für das Ku-
brick-Projekt zum Leitspruch urde.
Am 10. Mai feiert Christiane Kubrick
ihren 85. Geburtstag, fünf Tage vor-
her, am 5. Mai, wird Jan Harlan 80
Jahre alt. Das Deutsche Filmmuseum
bedankt sich bei den beiden für ihr
Vertrauen sowie für ihre langjährige
Unterstützung und gratuliert ganz
herzlich zum Geburtstag!

Am 2. Juni ist Jan Harlan zu Gast im
Kino des Deutschen Filmmuseums,
wo er die Filmauswahl zu seiner
Carte blanche vorstellen wird.

Für 2018, zum 50. Jubiläum
der Ur- und Erstaufführung von
Kubricks Opus magnum 2001: A
SPACE ODYSSEY (GB/US 1968),
bereitet das Deutsche Filmmuse-
um eine Ausstellung vor, die von
März bis September zu sehen
sein wird.
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           Aktuelles

Ein Multimediaguide durch das
Deutsche Filmmuseum
Zwölf- bis 15-Jährige produzieren Beiträge über ihre Lieblings­
exponate. Wotan Wilke Möhring spricht vertiefende Texte ein.

Kineab ist die Erleichterung anzu-         eine Aufnahme auch schon einmal
sehen. Die knappe Stunde, die er           wiederholt werden, weil jemandem
im Tonstudio der Oper Frankfurt zu-        der Magen brummt. Beim nächsten
sammen mit Tonmeisterin Margit Ba-         Take passt dann alles.
ruschka und Schauspielerin Rebecca
Lenaerts sowie den Mitarbeiter/-           Für die letzten Aufnahmen an
innen des Deutschen Filminstituts          diesem Tag stehen Lara, Annika und
verbracht hat, war anstrengender als       Emese zusammen vor dem Mik-
erwartet. Aber, so wie die anderen         rofon. Das macht es nicht leichter,
zwölf Projektteilnehmer/innen, war         denn wenn eine Person redet, dürfen
auch er erfolgreich und hat den            die anderen keinen Ton von sich
selbstverfassten Text zur Camera ob-       geben. Ihr Text, der als Gesprächs-
scura, seinem Lieblingsexponat aus         situation aufgenommen wird, soll
der Dauerausstellung des Deutschen         den späteren Zuhörer/innen die
Filmmuseums, eingesprochen. Eine           Besonderheiten des Panoramathea-
ganz schöne Herausforderung.               ters erklären.

Als nächstes ist Helena dran. Sie          Die Jugendlichen im Alter von zwölf
ist die jüngste Teilnehmerin der           bis 15 gehören zur dritten Gruppe
Projektgruppe, aber kaum nervös,           des Multimediaguide-Projekts (siehe
wie sie selbst sagt. Vielleicht hilft es   Kasten) im Deutschen Filmmuseum.
ihr, dass sie schon einmal bei einem       Sie setzten sich in den vergange-
Lesewettbewerb teilgenommen                nen Monaten mit dem ersten Teil
hat und gelernt hat, langsam zu            der Dauerausstellung auseinander,
sprechen. Noch ein paar Hinweise           der sich entlang der Themenfelder
von Lenaerts und Helena findet den         „Schaulust“, „Bewegung“, „Aufnah-
richtigen Rhythmus. Nach einer             me“, „Projektion“, „Laufbild“ und
ersten Probe kann es direkt losge-         „Kino“ dem „Filmischen Sehen“
hen. Die hochsensiblen Mikrofone           widmet. Zu Exponaten, die die
nehmen jeden Ton auf. Da muss              Jugendlichen besonders faszinierten,
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Im Tonstudio der Oper Frankfurt: Kineab spricht seinen Text über die
Camera obscura ein.

recherchierten sie Hintergrundinfor-             Filminstituts in Frankfurt-Rödelheim
mationen und erarbeiteten Texte, die             auf dem Plan. Für einen Work-
sie Anfang April im Tonstudio der                shop zum Thema „Bewegung und
Oper Frankfurt selbst einsprachen.               Wahrnehmung“ war der Oscar®-
Die Audiobeiträge, die mit Fotos und             prämierte Trickfilmer Thomas Stell-
Bewegtbild unterlegt werden, sind                mach zu Gast. Zudem vertonten die
vom 2. September an im Multime-                  Jugendlichen drei frühe Stummfil-
diaguide abrufbar. Sie ergänzen die              me.
vertiefenden Texte zu den Samm-
lungen, Ausstellungen, Archiven                  Ermöglicht wird das Projekt durch
und zum Kino des Hauses, die der                 die Unterstützung der Art Mentor
Schauspieler Wotan Wilke Möhring                 Foundation Lucerne, der Stiftung
eingesprochen hat.                               Polytechnische Gesellschaft Frank-
                                                 furt am Main sowie eXperimente
In Workshops wurden die Jugendli-                – eine Kulturinitiative der Aventis
chen zuvor bei ihrer Recherchearbeit             Foundation.
unterstützt. So standen etwa eine
Laterna-magica-Aufführung sowie
ein Besuch im Archiv des Deutschen

Das Projekt
                                                 beiden Projektschritten mit Kindern
Wie würden junge Menschen ihre
                                                 einer vierten Klasse aus dem Frank-
Altersgenoss/innen durch das
                                                 furter Gallus, und im Folgenden einer
Deutsche Filmmuseum führen,
                                                 Gruppe von 16- bis 18-Jährigen,
und welche Exponate sprechen
                                                 erarbeiteten in Phase III Zwölf- bis
sie besonders an? Diese Fragen
                                                 15-Jährige von September 2016 bis
standen im Zentrum des im Sommer
                                                 April 2017 Audiobeiträge zum ersten
2015 gestarteten Modellprojekts
                                                 Teil der Dauerausstellung. Vom
„Von jungen Menschen für junge
                                                 2. September 2017 an steht der Mul-
Menschen: Multimediaguide durch
                                                 timediaguide als Tabletanwendung
die Dauerausstellung“. Gemeinsam
                                                 den Besucher/innen zur Verfügung
mit Jugendlichen entstand seither
                                                 und macht mit Bewegtbild, Text- und
ein elektronischer Guide durch die
                                                 Audiobeiträgen sowie Fotos den
Dauerausstellung. Nach den ersten
                                                 Besuch des Hauses noch attraktiver.
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         Aktuelles

Von der Laterna magica bis
zum Smartphone:
Die Bildermaschinen-Werkstatt
Junge Leute erforschen die Bewegtbild-Maschinen des 19. Jahrhun-
derts und erzählen damit eigene Bild-Geschichten.

Mit Maschinen wie dem Mutos-            herausfinden. Im laufenden Schul-
kop, dem Thaumatrop oder dem            jahr 2016/17 waren rund 20 Schüler/
Praxinoskop erschlossen sich die        innen der 12. Klassenstufe aus der
Menschen des 19. Jahrhunderts           Fachoberschule Gestaltung alle 14
neue Bildwelten und brachten die        Tage zu Gast im Filmmuseum oder
Bilder in Bewegung. Wie sich das        erhielten Besuch von den Pädagog/
Kino im (vor-)vorigen Jahrhundert       innen des Museums. Eng begleitet
aus einfachen Apparaten wie der         wurde das Projekt von dem profi-
Laterna magica entwickelte, ist in      lierten Frankfurter Künstler Vollrad
der Dauerausstellung des Deutschen      Kutscher, einem Vermittler zwischen
Filmmuseums zu sehen.                   Tradition und Innovation, der sich
Was geschieht, wenn junge Men-          in seinen Arbeiten intensiv mit
schen, die mit Hilfe ihrer Smart-       Wahrnehmung und Bildermaschinen
phones Zugang zu einer Überfülle        auseinandersetzt.
von Bildern haben, sich mit den
Bildermaschinen des 19. Jahrhun-        Zu Beginn des Projekts im Sep-
derts beschäftigen, sich ihre Funkti-   tember 2016 lernten die 18- bis
on erschließen und die Maschinen        20-jährigen Schüler/innen zunächst
selbst nachbauen? Lassen sich mit       das Filmmuseum und seine Dauer-
diesen Apparaten eigene Visionen        ausstellung kennen. Sie erfuhren,
entwerfen und Bildgeschichten aus       welche Bildermaschinen es gab,
der Welt von heute erzählen? Das        bevor das Kino 1895 erfunden
wollten das Deutsche Filmmuseum         wurde, und bauten schon mal ein
und das Projekt „Kunstvoll“ des         eigenes Daumenkino, das beim
Kulturfonds Frankfurt RheinMain         Abblättern eine kurze Geschichte
zusammen mit der berufsbilden-          erzählt. In einem zweiten Schritt
den Eugen-Kaiser-Schule in Hanau        erforschten sie, wie Daumenkino,
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Vollrad Kutscher gibt
Hilfestellung im Klassenzimmer.

Praxinoskop, Wundertrommel und         sie nachzubauen und mit ihr eine
andere Maschinen mit Hilfe einfa-      eigene Bildgeschichte zu erzählen.
cher mechanischer Methoden Bilder      So bestückte eine Teilnehmerin
in Bewegung versetzen: Wie werden      das durch schnelle Drehung zwei
die Grundlagen des menschlichen        Bilder miteinander verschmelzende
Sehens genutzt, damit wir statische    Thaumatrop mit einem Selbstporträt
Einzelbilder als fortlaufende Bewe-    und einem Bild ihres Handys mit
gung wahrnehmen? Welche Mittel         Selfie-Stange: Im schnellen Wechsel
und Tricks fanden zeitgenössische      der Bilder zauberte sie so ihr Porträt
Künstler/innen, um schon vor der       auf das fotografierte Handy – nur
Erfindung des Kinos die Schaulust      ein Beispiel für eine Reihe von
ihres Publikums zu befriedigen?        Bildgeschichten, die im Mai auf
                                       einer Abschlussfeier und in einer
Gemeinsam mit den Schüler/innen        begleitenden kleinen Ausstellung im
fand Vollrad Kutscher heraus, dass     Deutschen Filmmuseum präsentiert
jene Bewegungsschleifen, mit denen     werden.
schon historische Bildermaschinen
ihre kurzen Geschichten erzählten,
wieder aufgenommen werden im           Abschluss­präsentation:
digital animierten GIF (Graphics       Samstag, 27.05., 15:00 Uhr
Interchange Format): Einige Grund-
prinzipien der Bilderzeugung ziehen
sich offenbar durch die Medienge-
schichte und sind bis heute aktuell.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnis
entschieden Schüler/innen sich für
eine bestimmte Bildermaschine, um
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           Kino

Happy Birthday, Treppe 41,
HAPPY BIRTHDAY!!!
Treppe 41 feiert 2. Geburtstag!
Danke an alle die ihren Film mit               Vorführer für makellose Projektionen.
uns geteilt haben. Danke für die               Danke an die Kasse für die langen
Gespräche nach den Filmen. Danke               Nachtschichten. Danke an das Kino
an Artemis für die schönen Bilder.             des Deutschen Filmmuseums. Auf
Danke an die Vorführerin und die               weitere 41 Jahre!

SPRING BREAKERS × Johannes Lehnen
POSSESSION × Tobias Schönrock
BOY MEETS GIRL × Sarina Lacaf
PRINCE AVALANCHE × Eva Salomon
SINGIN' IN THE RAIN × Anne Stadtmüller
HAROLD AND MAUDE × Alice Radlmaier
BAD LIEUTENANT × Pramila Chenchanna
TO LIVE AND DIE IN L.A. × Julian Bodewig
π × Julia Pirzer
RUBBER × Moritz Dechert
WHO’S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF × Elisabeth Hergt
FISH TANK × Artemis Manouki
RATCATCHER × Eva Salomon
ARCHIPELAGO × Eva Szulkowski
VAMOS A MATAR COMPAÑEROS × Julian Bodewig
BLACK CHRISTMAS × Artemis Manouki
SHADOW OF THE VAMPIRE × Torgil Trumpler
LÅT DEN RÄTTE KOMMA IN × Dave Gutschmidt
                 × Sarina Lacaf
LA NUIT AMÉRICAINE × Rainer Deul
PINK FLOYD – THE WALL × Oliver Bachert
INTERSTELLA 5555 × Torgil Trumpler
MULHOLLAND DRIVE × Yavuz Say
LA LEGGENDA DI KASPAR HAUSER × Marie Freise
SPRING BREAKERS × T41
SPELLBOUND × Joseph Möller
THERE WILL BE BLOOD × Roy van Landschoot
BAD TIMING × Julian Bodewig
THE EXPLODING GIRL × Jan Adamec
TOTAL RECALL × Eva Szulkowski
ICH LIEBE DICH, ICH TÖTE DICH × Torgil Trumpler
SCARFACE × Johannes Lehnen
FLESH + BLOOD × Wolf Mross
HOLUBICE × Sarina Lacaf
BLUE COLLAR × Julian Bodewig
EVENT HORIZON × Artemis Manouki
KASABA × Kerim Dogruel
DIE AUSGESPERRTEN × Julia Pirzer
FACE/OFF × Paul Thurlow
ANGRY VIDEO GAME NERD: THE MOVIE × Torgil Trumpler
KIDS × Nick Brown + Johannes Lehnen
ERASERHEAD × Jens-Peter Kutz
THE LATE SHOW × Gregor Ries
LA MONTAÑA SAGRADA × Nils Bestehorn
IMMENSEE × Artemis Manouki + Torgil Trumpler
CECIL B. DEMENTED × Pramila Chenchanna
AFTER HOURS × Julian Bodewig
TENGU: GOD OF MISCHIEF × Jonny Breitkopf
SPRING BREAKERS × T41
DIE GEIERWALLY × Kerim Dogruel
11
12                  Treppe 41 ist ein offener Filmclub. Alle sind willkommen,
                    an zwei Freitagen pro Monat den besten Film vorzustel-
                    len, gemeinsam zu sehen und anschließend darüber zu
                    reden. Bei Limo, Bier, Wasser oder Wein auf Spenden-
                    basis. Wenn es warm ist, draußen auf der Treppe (Schau-
                    mainkai 41).

                    „Ein Film beginnt, wenn er am Ende ist. Er beginnt in
                    Gesprächen, im Austausch der Meinungen. Da kristallisiert
                    sich der Traum, den wir gerade gesehen haben. Und in
                    dieser seelischen Arbeit wirst du ein bisschen besser, freier
                    und offener.“ — Naum Klejman

                    SPRING BREAKERS
                    USA 2012. R: Harmony Korine. D: Vanessa Hudgens, Selena Gomez,
                    Ashley Benson, Rachel Korine. 94 Min. DCP. OF

 Vorgestellt von:
 Johannes Lehnen

    T41 feiert
   Geburtstag!
 Nach dem Film:
  Sekt und Torte

                    „300 years from now, when people want to look back
Freitag, 05.05.
22:30 Uhr
                    at this time, they won't look at the Obama inauguration
                    speech, they will look at SPRING BREAKERS.“
                    (Werner Herzog)

                    DIE GEIERWALLY
                    BRD 1987. R: Walter Bockmayer. D: Samy Orfgen, Elisabeth Volkmann,
                    Ralph Morgenstern. 91 Min. 35mm.

 Vorgestellt von:
  Kerim Dogruel

 Nach dem Film:
  Austauschen
   und trinken

                    Zum Glück hat sich Bockmayer der Geierwally an-
Freitag, 19.05.
22:30 Uhr           genommen. Die Geiermutti – genau genommen ein Trut-
                    hahn - explodiert. Samy Orfgen jodelt auf Englisch mit
                    Joy Flemings Stimme. Elisabeth Volkmann samt ihrem
                    Gefolge aus halbnackten Lederhosenbürschchen verteilt
                    Würste und bezirzt dabei den strammen Bärenjosef. Für
                    alle, die Heimatfilme lieben. Und hassen. Ein umgekehr-
                    ter Exorzismus. Gott sei Dank.
AUSSTELLUNG                                                                13

ROT im Film
Aktuelle Sonderausstellung: Wie Rot im Film seine Wirkung entfaltet

Ganz im Zeichen der aktuellen Son-      Was wäre der rebellierende Teen-
derausstellung ROT im Film steht        ager Jim Stark in Nicholas Rays
die Nacht der Museen am Samstag,        REBEL WITHOUT A CAUSE (US
6. Mai, für die das Deutsche Film-      1955) ohne seine rote Pilotenjacke?
museum auch die Quizshow „Alles         Die Rolle machte James Dean, der
auf Rot!“ organisiert. Dabei dreht      kurz nach den Dreharbeiten zu sei-
sich alles um die farbliche Gestal-     nem dritten Spielfilm auf tragische
tung von Filmkostümen, Masken           Weise ums Leben kam, zur niemals
und mehr. Das Erscheinungsbild von      alternden Ikone – und sein ausdrucks-
Filmcharakteren hat großen Einfluss     starkes Kleidungsstück zum ewigen
darauf, wie diese wahrgenommen          Symbol der wütenden, aufbegehren-
und erinnert werden. Auch die           den Jugend.
Farbgebung spielt hierbei eine Rolle,
und wenn rote Kleidungsstücke, ein      Und Lola? Während Franka Potente
unverkennbarer „Rotschopf“ oder         in LOLA RENNT (DE 1998) in einer
auch ein von roten Narben gezeich-      atemlosen Tour de Force durch
netes Gesicht auf der Leinwand          Berlin eilt, scheinen sämtliche Ereig-
erscheinen, transportieren diese        nisse dieses Sprints bestimmt durch
visuellen Reize meist eine Botschaft,   die Chaostheorie. Nur eine verlässli-
bereiten das Kinopublikum auf den       che Größe bleibt dem Kinopublikum:
weiteren Verlauf der Handlung vor       Lolas leuchtend rote Haare, die so
oder unterstreichen Stimmung und        vieles verheißen: Not, die Lola dazu
Charakter der Person.                   veranlasst, loszurennen. Bedrohung,
14
14
          AUSSTELLUNG

weil etwas Schlimmes passieren           Gewalt gezeichneten Vergangen-
wird, wenn sie nicht schnell genug       heit. Gleichzeitig verleihen sie dem
ist. Und natürlich Liebe, weil Lola      Krieger aber auch etwas Stolzes,
das alles nur auf sich nimmt, um         Erhabenes, denn auf seinem Kreuz-
ihrem Freund Manni den Allerwer-         zug ins Ungewisse verliert One Eye
testen zu retten…                        keinen Kampf.

One Eye sieht rot. Vor seinem            Viel mehr rote Zeichen, die Filmcha-
inneren Auge spielen sich blutrot        raktere an ihren Körpern und in ihren
gefärbte Szenen aus der Zukunft          Gesichtern tragen, sind in der Film-
ab, im Hier und Jetzt umgeben ihn        reihe zur Sonderausstellung im Mai
Feinde, entfalten sich martialische      zu entdecken, etwa in PRETTY WO-
Wikingerszenen. Wann und wie             MAN (US 1990, R: Garry Marshall),
die von Nicholas Winding Refn für        MAUVAIS SANG (Die Nacht ist
VALHALLA RISING (DK/GB 2010)             jung, FR/CH 1986, R: Leos Carax),
geschaffene und von Mads Mikkel-         TWIN PEAKS: FIRE WALK WITH
sen gespielte Figur ihr linkes Auge      ME (US/FR 1992, R: David Lynch),
verloren hat, erfahren wir nicht. Aber   PULP FICTION (US 1994, R: Quentin
die roten Wunden und Narben in           Tarantino), AMERICAN BEAUTY (US
ihrem Gesicht erzählen Geschichten       1999, R: Sam Mendes).
einer von harten Kämpfen und purer
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Rote Nacht:
Nacht der Museen 2017
Samstag, 6. Mai, 19 bis 2 Uhr

Das ganze Wirkungsspektrum der            ein Vorläufer des heutigen Synthesi-
vielschichtigen Filmfarbe ROT zeigt       zers, große Bekanntheit. Peter Pich-
die aktuelle Sonderausstellung ROT        ler beherrscht das rare Instrument
im Film. Passend dazu hält die Quiz-      wie kaum ein anderer und gibt in der
show im Museumsfoyer Fragen zu            Nacht der Museen sein Film-Medley
roten Kostümen und Masken im Film         live zum Besten. Wer sich selbst in
und tolle Preise bereit. Mit dem Ein-     einem roten Filmsetting fotografie-
satz für die Filmmusik zu Alfred Hitch-   ren lassen möchte, kann das in der
cocks THE BIRDS (Die Vögel, US            Bluebox tun. Das Bild gibt es gratis
1963) erlangte das Mixtur-Trautonium,     mit nach Hause.

Das Programm im Überblick:

In den Ausstellungen                      Im Museumsfoyer
20, 22, 24 Uhr:                           19:30, 21:30, 23:30, 1:30 Uhr:
Kurzführungen „Filmisches Sehen“          Film-Medley von Peter Pichler
(1. OG)                                   (Live-Vertonung am Mixtur-Trautoni-
                                          um)
21, 23 Uhr:
Kurzführungen „Filmisches Erzählen“       20:30, 22:30, 0:30 Uhr:
(2. OG)                                   Quizshow: „Alles auf ROT“

Im Kino                                   Specials
20:30 Uhr:                                19:00 bis 2:00 Uhr:
„Rote Rolle“ (Kurzfilme in Rot)           Rot werden in der Bluebox
                                          (Erinnerungsfoto zum Mitnehmen)
22:30 Uhr:
BRAM STOKER’S DRACULA                     19:00 bis 2:00 Uhr:
(USA 1992, R: Francis Ford Coppola)       Drinks und Fingerfood im filmcafé
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          AUSSTELLUNG

ROT: BEGLEITPROGRAMM IM MAI
Rotes Museumsufer
Freitag, 12. Mai, 20:00 Uhr
Primetime-Führung im Städel Museum: I see red!

Zum Wochenausklang lädt das Städel Museum dazu
ein, Kunst aus verschiedenen Perspektiven kennen zu
lernen. Passend zur Sonderausstellung im Deutschen
Filmmuseum widmet sich diese inspirierende Führung
der Farbe Rot in der Kunst.

Die Teilnahme ist im Eintrittspreis des Städel Museums
enthalten, Tickets sind auch über den Onlineshop
erhältlich unter: tickets.staedelmuseum.de

                    Filmmuseum after work: AbendROT
                    Mittwoch, 10. Mai, 19:00 Uhr

                    Eine Einführung in das rote Universum der Filme und
                    ein anschließender Rundgang läuten den Feierabend
                    ein. Bei einem Glas Wein lässt sich im Anschluss der
                    Blick auf die Frankfurter Skyline vor abendrotem Himmel
                    genießen.

                    Eintritt: 7 Euro (5 Euro ermäßigt)
                    Mit freundlicher Unterstützung von
                    Weindepot in der Schweizer Straße, Frankfurt-Sachsen-
                    hausen

Filmmuseum am Mittag: PausenbROT
Donnerstag, 18. Mai, 12:30 Uhr

Eine kleine Tour durch die aktuelle Sonderausstel-
lung entlang der zahlreichen Filmausschnitte, die die
Wirkungsvielfalt der Farbe Rot im Film entfalten, bietet
das Deutsche Filmmuseum einmal im Monat kombiniert
mit einem PausenbROT: Besucher/innen erhalten gegen
Vorlage des Tickets im filmcafé ein leckeres Sandwich
und ein Kaffeegetränk.

Eintritt: 10 Euro
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Die Farbe Rot im Film
Anknüpfend an die Hauptreihe im März sind im Mai
weitere Filme zur aktuellen Sonderausstellung ROT im
Film im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen.

PRETTY WOMAN
USA 1990. R: Garry Marshall
D: Richard Gere, Julia Roberts, Jason Alexander. 119 Min. 35mm. OF

Die Prostituierte Vivian trifft eines Abends zufällig auf
                                                                        Freitag, 05.05.
den skrupellosen Geschäftsmann Edward Lewis. Nach                             18:00 Uhr
einer gemeinsamen Nacht fragt er, ob sie eine Woche
für ihn als Escort-Dame arbeiten wolle. Vivian willigt ein             Sonntag, 07.05.
und wird im Handumdrehen in eine respektable Dame                            20:30 Uhr
samt rotem Abendkleid verwandelt. Fasziniert von
ihrer Lebenslust und Vitalität, spürt Edward, dass sich
zwischen ihnen mehr als nur eine Geschäftsbeziehung
anbahnt. Die zeitgemäße Neuinterpretation des Aschen-
puttel-Märchens, von Garry Marshall schnörkellos und
charmant inszeniert, gilt als Prototyp der modernen
romantischen Hollywood-Komödie.

MAUVAIS SANG Die Nacht ist jung
Frankreich/Schweiz 1986. R: Leos Carax. D: Michel Piccoli, Juliette
Binoche, Denis Lavant, Julie Delpy. 116 Min. 35mm. OmeU

Mit seinen Filmen verliert Leos Carax sich gerne in
                                                                      Mittwoch, 10.05.
romantisch-surrealen Parallelwelten. In MAUVAIS                              20:30 Uhr
SANG, irgendwo zwischen Heist-Movie, Liebes- und
Science-Fiction-Film angesiedelt, erzählt er von zwei                 Samstag, 13.05.
alten Gangstern. Sie sollen das Gegenmittel zu einem                        20:15 Uhr
Virus stehlen, das allein jene Menschen befällt, die
miteinander schlafen, ohne sich aufrichtig zu lieben.
Der Plot spielt dabei eine weniger wichtige Rolle als die
Ästhetik. Jede Pose der Darsteller/innen steht im Dienst
der Bildkomposition. Jede Einstellung ist ein Ereignis
aus Farben und Formen. Ein Film der Extreme, gleicher-
maßen statisch und dynamisch.
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                   Die Farbe Rot im Film

                   TWIN PEAKS: FIRE WALK WITH ME
                   USA/Frankreich 1992. R: David Lynch
                   D: Sheryl Lee, Ray Wise, Mädchen Amick. 135 Min. 35mm. OF

                   Die beiden Special Agents Chester Desmond und Sam
Freitag, 12.05.
18:00 Uhr
                   Stanley können den mysteriösen Mord an der Prosti-
                   tuierten Teresa Banks nicht aufklären. Ein Jahr später
Sonntag, 14.05.    treiben dieselben finsteren Mächte im idyllischen Städt-
20:30 Uhr          chen Twin Peaks ihr Unwesen. Die junge Laura Palmer
                   gerät dabei in einen tödlichen Strudel aus Drogen, Sex
                   und surrealen Albträumen. David Lynch erzählt die
                   Vorgeschichte zur gleichnamigen Kultserie. Symbolis-
                   men, Charaden und Absurditäten steigern sich zu einem
                   verstörenden Bilderrausch. In den berühmt gewordenen
                   Szenen im Nachtclub oder dem enigmatischen Red
                   Room wird die Farbe Rot zum Symbol des Bösen.

                   PULP FICTION
                   USA 1994. R: Quentin Tarantino. D: John Travolta
                   Uma Thurman, Samuel L. Jackson, Bruce Willis. 154 Min. 35mm. OF

                   Zwei Auftragskiller, die über einen „Quarterpounder
Mittwoch, 17.05.
20:30 Uhr          with cheese“ und Fußmassagen diskutieren, ein Boxer
                   mit einer sentimentalen Beziehung zu einer Armband-
Mittwoch, 24.05.   uhr, ein Twist-Tanzwettbewerb und ein Koffer, dessen
20:30 Uhr          Inhalt rätselhaft bleibt, sind nur einige der Zutaten zu
                   diesem stilbildenden Kultfilm. Die Episoden um Liebe,
                   Verrat, groteske Zufälle und moralische Fragen sind mit
                   lakonisch-skurrilen Dialogen und schwarzem Humor
                   gewürzt. Virtuos bürstet Quentin Tarantino Motive aus
                   Trivialkultur und B-Movies gegen den Strich. Die Farbe
                   Rot spielt dabei immer wieder eine prägnante Rolle.
19

VISKNINGAR OCH ROP Schreie und Flüstern
Schweden 1972. R: Ingmar Bergman
D: Harriet Andersson, Ingrid Thulin, Liv Ullmann. 91 Min. 35mm. OmeU

Schweden, Ende des 18. Jahrhunderts. Karin und Maria
                                                                         Freitag, 19.05.
kehren auf den elterlichen Landsitz zurück, um sich von                        18:00 Uhr
ihrer krebskranken Schwester Agnes zu verabschie-
den. Doch die Familienangehörigen sind vor allem auf                   Samstag, 20.05.
ihre eigenen Ängste und Enttäuschungen fixiert. Trost                        20:30 Uhr
und Liebe können sie der Schwester nicht schenken.
Bergmans Drama setzt motivische Schwerpunkte auf
die Themen Vergänglichkeit und Tod und überzeugt mit
prägnanten Nahaufnahmen sowie einer ausgefeilten
Farbdramaturgie rund um die zentrale Farbe Rot, mit der
er das Seelenleben seiner Protagonistinnen ausleuchtet.

AMERICAN BEAUTY
USA 1999. R: Sam Mendes
D: Kevin Spacey, Annette Bening, Thora Birch. 122 Min. 35mm. OmU

Lester und Carolyn führen ein scheinbar perfektes
                                                                       Mittwoch, 31.05.
Leben. Doch ihr wundervolles Haus und die liebens-                            20:30 Uhr
würdige Nachbarschaft sind nur die Fassade eines
bigotten Lebensstils, hinter der Lester ein trostloses
Dasein fristet. Als er sich in die Freundin seiner Tochter
verliebt, bricht er aus dem starren Gerüst aus. Nicht nur
die Tagträume, in denen rote Blütenblätter als Vorboten
der Sünde auf ihn niederregnen, sondern auch Kevin
Spaceys eindrucksvolles Mienenspiel machen Sam
Mendes‘ Oscar®-prämiertes Werk zu einer hypnotisieren-
den Erfahrung.
20

     JEAN-MARIE STRAUB
     Eine Werkschau mit selten gezeigten Filmen von
     Jean-Marie Straub und Danièle Huillet

     Die letzte größere Reihe mit Filmen von Jean-Marie
     Straub im Deutschen Filmmuseum wurde vor zehn Jah-
     ren anlässlich des Todes von Danièle Huillet gezeigt, der
     Ehefrau, über Jahrzehnte hinweg Mitarbeiterin und seit
     1975 auch offiziell Koregisseurin aller Filme von Straub.
     Etliche Nachrufe auf Danièle Huillet lasen sich damals
     ein wenig auch wie solche auf Straub, jedenfalls auf
     Straub als Filmemacher, so als würde er nie mehr allein
     einen Film realisieren.

     Tatsächlich hat er aber in den vergangenen zehn Jahren
     19 weitere Filme gedreht, die in diesem Monat komplett
     im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen sind –
     Filme von einer Länge zwischen zwei und 70 Minuten,
     teilweise direkter als die früheren, teilweise auch intimer,
     im unmittelbaren Umfeld des Regisseurs entstanden.

     Dazu der letzte gemeinsame Film mit Danièle Huillet von
     2006 – ein kurzer Ciné-tract. Ergänzt werden diese Filme
     um einige Klassiker aus den Jahrzehnten zuvor – zum
     Wiedersehen und Kennenlernen. Filme, die allesamt
     radikale Akte des politischen Widerstands gegen die
     herrschenden Verhältnisse und radikale Akte des ästhe-
     tischen Widerstands gegen das dominierende Kino der
     Beliebigkeit sind – und allesamt Filme von außerordentli-
     cher Schönheit. Jeder Augenblick in ihnen zählt!

     Mit Dank an Barbara Ulrich (Belva Film) und Klaus Volk-
     mer (Filmmuseum München).
21

LE GENOU D’ARTÉMIDE
Frankreich 2008. R: Jean-Marie Straub. 26 Min. 35mm. ital. OmU
LE STREGHE. FEMMES ENTRE ELLES
Frankreich 2009. R: Jean-Marie Straub. 21 Min. 35mm. ital. OmU
L’INCONSOLABLE
Frankreich/Schweiz 2011. R: J.-M. Straub. 15 Min. Digital. ital. OmU
LA MADRE
Schweiz 2012. R: Jean-Marie Straub. 20 Min. DCP. ital. OmU

Wie QUEI LORO INCONTRI (2006) zuvor beruhen
                                                                       Donnerstag, 04.05.
die vier Filme dieses Programms auf Cesare Paveses                              18:00 Uhr
„Gesprächen mit Leuko“ von 1947 und entstanden im
italienischen Buti mit Mitgliedern des dortigen Thea-
ters. Die Leiden und Konflikte der Menschen werden
in diesen Dialogen aus der Sicht der antiken Götter
gesehen. Fremdartige und doch zwingend erscheinende
Texte werden in der Natur gesprochen, Sonnenlicht und
Vegetation sind genauso wichtig.

NICHT VERSÖHNT ODER ES HILFT NUR GEWALT,
WO GEWALT HERRSCHT
BRD 1965. R: Jean-Marie Straub
D: Henning Harmssen, Georg Zander. 55 Min. 35mm
DER BRÄUTIGAM, DIE KOMÖDIANTIN UND DER ZUHÄLTER
BRD 1968. R: Jean-Marie Straub
D: Lilith Ungerer, Rainer Werner Fassbinder. 23 Min. 35mm

NICHT VERSÖHNT … es gibt keinen anderen westdeut-                          Freitag, 05.05.
schen Film der 1950er und 1960er Jahre, der so sehr zu                           20:30 Uhr
Recht diesen Titel tragen dürfte. Eine Adaption des Ro-
mans „Billard um halb zehn“ von Heinrich Böll und eine
radikale Reduktion aufs Wesentliche, die Kontinuität der
deutschen Geschichte von der Nazi- bis zur Nachkriegs-
zeit betonend. DER BRÄUTIGAM … beruht auf Straubs
Inszenierung des Stücks „Krankheit der Jugend“ von
Ferdinand Bruckner am Münchner action-theater. Ein
Schlüsselfilm auch für Rainer Werner Fassbinder.
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                       Jean-Marie STRAUB

                       ITINÉRAIRE DE JEAN BRICARD
                       Frankreich 2008. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub. 40 Min. 35mm.
                       frz. OmU
                       DIALOGUE D’OMBRES
                       Schweiz/Frankreich 2013. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub. 28
                       Min. DCP. frz. OmU
                       POUR RENATO
                       Schweiz 2015. R: Jean-Marie Straub. 8 Min. Digital. OmU
                       OÙ EN ÊTES-VOUS, JEAN-MARIE STRAUB?
                       Frankreich 2016. R: Jean-Marie Straub. 9 Min. Digital. OF

                       Noch gemeinsam mit Danièle Huillet vorbereitet,
Freitag, 12.05.
20:30 Uhr              erkundet ITINÉRAIRE DE JEAN BRICARD eine Insel in
                       der Loire zu Off-Texten eines ihrer früheren Bewohner.
Dienstag, 16.05.       DIALOGUE D’OMBRES ist die Adaption einer Erzählung
20:30 Uhr              von Bernanos und Straub/Huillets erstes gemeinsames
                       Filmprojekt aus den 1950er Jahren. Dazu eine Hom-
                       mage an den Kameramann Renato Berta zu dessen 70.
                       Geburtstag und die filmische Antwort auf die Titelfrage
                       des Centre Pompidou zur Straub-Retrospektive 2016.
                       GESCHICHTSUNTERRICHT
                       Italien/BRD 1972. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub
                       D: Gottfried Bold, Johann Unterpertinger. 88 Min. 16mm

      Vorfilm
  LOTHRINGEN!
    DE/FR 1994.
 R: Danièle Huillet,
Jean-Marie Straub.
21 Min. 35mm. DF

                       Eine Adaption von Brechts Romanfragment „Die Ge-
Sonntag, 14.05.
18:00 Uhr              schäfte des Herrn Julius Caesar“. Ein junger Mann von
                       heute sucht einen Bankier, einen Bauern, einen Anwalt
                       und einen Dichter aus dem alten Rom auf. Die von Hu-
                       illet/Straub ausgewählten Passagen des Buchs beleuch-
                       ten das Verhältnis von Macht und Geschäft und stellen
                       ein Stück historisch-materialistischer Geschichtsanalyse
                       dar. Als Vorfilm LOTHRINGEN!, Straubs erste filmische
                       Auseinandersetzung mit einem Text des aus Lothringen
                       stammenden Schriftstellers Maurice Barrès.
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O SOMMA LUCE
Frankreich 2010. R: Jean-Marie Straub. 18 Min. DCP. ital. OmU
UN CONTE DE MICHEL DE MONTAIGNE
Frankreich/Schweiz 2013. R: Jean-Marie Straub. 34 Min. DCP. frz. OmU
L’AQUARIUM ET LA NATION
Schweiz/Frankreich 2015. R: Jean-Marie Straub. 31 Min. DCP. frz. OmU

In O SOMMA LUCE rezitiert Giorgio Passerone Verse aus
                                                                          Donnerstag, 18.05.
der „Göttlichen Komödie“ von Dante. Die „Erzählung
                                                                                   18:00 Uhr
von Michel de Montaigne“, das ist dessen Essay II/6,
„Über das Üben“, und die Worte vermögen eine Statue
zum Leben zu erwecken. L’AQUARIUM ET LA NATION
besteht aus drei Teilen: Man sieht ein Aquarium, einen
Mann, der einen Text von Malraux liest, und einen Aus-
schnitt aus Jean Renoirs LA MARSEILLAISE (1938). Ein
Film über Kultur und Nation, Begrenzung und Freiheit.

CORNEILLE-BRECHT
Frankreich 2009. R: Jean-Marie Straub. 26 Min. Digital. teilw. frz. OmU
SCHAKALE UND ARABER
Schweiz 2011. R: Jean-Marie Straub. 11 Min. Digital
UN HÉRITIER
Republik Korea/Frankreich/Schweiz 2011. R: Jean-Marie Straub. 21
Min. Digital. frz. OmU
LA MORT DE VENISE
Italien 2013. R: Jean-Marie Straub. 2 Min. Digital. frz. OmeU
À PROPOS DE VENISE, GESCHIchtsunterricht
Schweiz/Frankreich 2014. R: Jean-Marie Straub. 23 Min. DCP. frz. OmU

In CORNEILLE-BRECHT liest Cornelia Geiser zwei kurze
                                                                              Freitag, 19.05.
Texte von Corneille und den Anfang des „Verhörs des                                 20:30 Uhr
Lukullus“ von Brecht. SCHAKALE UND ARABER ist
die Adaption eines Textes von Kafka. Mit UN HÉRITIER
und À PROPOS DE VENISE setzte sich Straub nach
LOTHRINGEN! (1994) erneut mit dem nationalistischen
Schriftsteller Maurice Barrès auseinander, einmal mit
dessen Buch „In deutschen Heeresdiensten“, das ande-
re Mal mit einem Text über Venedig.
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                     Jean-Marie STRAUB

                     KLASSENVERHÄLTNISSE
                     BRD/Frankreich 1984. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub
                     D: Christian Heinisch, Nazzareno Bianconi, Mario Adorf. 127 Min. 35mm

                     Gewissermaßen der „kommerziellste“ Film von Huillet/
Sonntag, 21.05.
18:00 Uhr
                     Straub. Eine Adaption von Franz Kafkas Amerika-Roman
                     „Der Verschollene“, mit Bildern, die an die Kriminalfilme
                     von Fritz Lang erinnern. Wie in diesen wird auch hier
                     die Hauptfigur als anonymen Mächten und Strukturen
                     unterworfen gezeigt. Ohne jede Psychologisierung, aber
                     nicht ohne Humor (und Kafka völlig angemessen) zeigt
                     der Film, wie sich Karl Roßmann, der „Verschollene“,
                     durch ein Amerika bewegt, das wie eine Albtraumwelt
                     völliger Entfremdung erscheint.

                     EUROPA 2005. 27 OCTOBRE
                     Frankreich 2006. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub. 11 Min.
                     Digital. o.D.
                     JOACHIM GATTI
                     Frankreich 2009. R: Jean-Marie Straub. 2 Min. Digital. frz. OmU
                     LA GUERRE D’ALGÉRIE!
                     Frankreich 2014. R: Jean-Marie Straub. 2 Min. DCP. frz. OmU
                     KOMMUNISTEN
                     Frankreich/Schweiz 2014. R: Jean-Marie Straub. 70 Min. DCP. teilw.
                     frz. OmU

                     Was ist ein kommunistischer Film? Auf jeden Fall einer,
Dienstag, 23.05.
                     der die Utopie des Kommunismus wachhält – im Fall von
20:30 Uhr
                     KOMMUNISTEN anhand der Adaption einer Erzäh-
Donnerstag, 25.05.   lung von André Malraux aus dem Jahre 1935 und von
18:00 Uhr            Ausschnitten aus fünf früheren Filmen Straubs. Eine Art
                     filmisches Testament. Zuvor drei kurze „Ciné-tracts“: ein
                     Kino der Empörung und des direkten politischen Aufrufs.
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DIE ANTIGONE DES SOPHOKLES NACH DER HÖLDERLINSCHEN
ÜBERTRAGUNG FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET VON BRECHT
1948 (SUHRKAMP VERLAG)
Deutschland/Frankreich 1992. R: Danièle Huillet, Jean-Marie Straub
D: Astrid Ofner, Ursula Ofner. 100 Min. 35mm

Den Vermittlungsschritten, die der Titel benennt, kann
                                                                     Dienstag, 30.05.
noch hinzugefügt werden, dass Huillet/Straub das Stück                      20:30 Uhr
an der Berliner Schaubühne inszeniert und dann im
griechischen Theater von Segesta auf Sizilien verfilmt
haben. Eigentlicher Ausgangspunkt des Films war aber
tatsächlich dieses antike Theater und dessen Szenerie
unter freiem Himmel. Die Geschichte ist leider immer
noch von hoher Aktualität: Es geht um einen Angriffs-
krieg, um die Kollaboration mit der Macht und den
nötigen Widerstand gegen sie.

                            ROLLEN
                            SIE DEN
                         ROTEN TEPPICH
                             AUS...
                       … im Deutschen Filmmuseum
             Ob für Firmenjubiläum, Tagung, Galaveranstaltung,
            gemütliches Get Together oder private Veranstaltung
              – wir bieten für jeden Anlass ein exklusives und
            individuelles Konzept am Frankfurter Museumsufer.

       Sprechen Sie uns an!
      Tel. 069 - 961 220 540
     events@deutsches-filminstitut.de
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                      goEast im Kino des
                      Deutschen Filmmuseums
                      goEast begeistert für Film aus Mittel- und Osteuropa:
                      Vom 26. April bis 2. Mai findet das Festival in Wiesba-
                      den statt. Das Deutsche Filmmuseum zeigt im Mai vier
                      Beiträge als Deutschlandpremiere.

                      ŠPINA Schmutzig
                      Tschechische Republik/Slowakische Republik 2017. R: Tereza Nvotová
                      D: Dominika Morávková, Anna Rakovská. 87 Min. DCP. OmeU

     Zu Gast:
  Tereza Nvotová
(Regisseurin, Miloš
     Lochman
    (Produzent)

                      Schmutzig weiß ist das Gebäude der Psychiatrie, wo die
Montag, 01.05.
18:00 Uhr
                      17-jährige Lena nach ihrem Suizidversuch eingeliefert
Deutschlandpremiere   wird. Schmutzig geht es auch in ihrem Innern zu: Eine
                      unfähige Ärztin lässt die Gruppentherapie eskalieren, die
                      Patient/innen werden mit Medikamenten vollgestopft.
                      Elektroschocks sollen ihnen helfen. Kein Wunder, dass
                      Lena niemandem von ihrer Vergewaltigung durch einen
                      Lehrer erzählt. Dominika Moráková glänzt als Hauptdar-
                      stellerin in diesem Coming-of-Age-Drama über den Um-
                      gang mit psychisch kranken Menschen in der Slowakei.

                      EXILED Im Exil
                      Lettland/Litauen 2016. R: Dāvis Sīmanis. D: Ulrich Matthes, Agnese
                      Cirule, Dmitrijs Jaldovs. 100 Min. DCP. OmeU

    Zu Gast:
  Dāvis Sīmanis,
 Roberts Vinovskis
   (Produzent)

                      Am Ende des Ersten Weltkriegs inspiziert der deutsche
Montag, 01.05.
20:30 Uhr
                      Armeearzt Ulrich (Ulrich Matthes) ein lettisches Sanato-
Deutschlandpremiere   rium. Die Patient/innen leiden unter „shell shock“, einem
                      Kriegstrauma, das durch die Druckwellen von Granaten
                      entsteht. Mitgefühl und Umarmungen helfen diesen
                      Menschen mehr als die wissenschaftlichen Methoden
                      Ulrichs. Mit seinem Kriegsdrama begibt Dāvis Sīmanis
                      sich auf die Suche nach Menschlichkeit in der Barbarei.
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UČITEĽKA Die Lehrerin
Slowakische Republik/Tschechische Republik 2016. R: Jan Hřebejk.
D: Zuzana Mauréry, Peter Bebjak, Martin Havelka. 102 Min. DCP. OmeU

Bratislava in den 1980ern. Am ersten Schultag nach den
                                                                        Dienstag, 02.05.
Ferien interessiert sich die neue Lehrerin Drazděchová,                         20:30 Uhr
eine linientreue Parteigenossin, vor allem für die Berufe             Deutschlandpremiere
der Eltern ihrer Schüler/innen. Als einige Kinder aufgrund
unterlassener Gefälligkeiten Nachteile hinnehmen müs-
sen, wagen deren Eltern die Revolte. Jan Hřebejks Film
kann beides: Unterhalten und zur Reflexion anregen.

DOBRA ŽENA Eine gute Ehefrau
Serbien/Bosnien und Herzegowina/Kroatien 2016. R: Mirjana
Karanović. D: Mirjana Karanović, Boris Isaković. 90 Min. DCP. OmeU

Milena lebt mit ihrer Familie nahe Belgrad. Sie kocht,
                                                                        Mittwoch, 03.05.
trifft sich mit Freunden zur Chorprobe und schläft mit                         18:00 Uhr
ihrem Ehemann Vlada. Doch dann findet sie beim Putzen
ein Videoband, auf dem zu sehen ist, wie Vlada im Bos-
nien-Krieg Kriegsverbrechen begeht. Mirjana Karanovićs
Debütfilm erzählt von einer Frau mit Zivilcourage.

ANE GLEDAJ Mi u Pijat Glotz nicht auf meinen Teller
Kroatien/Dänemark 2016. R: Hana Jušić. D: Mia Petričević, Arijana
Čulina, Nikša Butijer, Zlatko Zlatko. 105 Min. DCP. OmeU

Die junge, aufmüpfige Marijana arbeitet in einem Me-
                                                                        Samstag, 03.05.
dizinlabor. Gemeinsam mit ihrem Vater sichert sie den                           20:30 Uhr
Unterhalt ihrer vierköpfigen Familie. Als dieser erkrankt,            Deutschlandpremiere
muss sie alle allein durchfüttern. Auf nächtlichen Streif-
zügen bricht sie aus der beengten Wohnung ebenso aus
wie aus den engmaschigen Moralvorstellungen der Ge-
sellschaft – ein virtuoses Spielfilmdebüt von Hana Jušić.
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                         Nippon Retro
                         Ecstasy and Desire –
                         In the Realm of Roman Porno
                     Im November 1971 begründete das japanische Film-
                     studio Nikkatsu das Genre des Roman Porno. Bis 1988
                     wurden mehr als 1.000 dieser Hochglanz-Erotikfilme
                     produziert, die alle erdenklichen Stilrichtungen abde-
                     cken. Beinahe undenkbar, dass sich irgendwo sonst
                     auf der Welt eine Firma von vergleichbarer Größe und
Weitere              historischer Bedeutung so eifrig der Produktion von
Informationen unter Erotikfilmen widmet. Doch genau dafür ist Nikkatsu
nipponconnection.com
                     mittlerweile wohl bekannter als für seine bahnbre-
                     chenden Historiendramen aus der Stummfilmzeit.
In Kooperation mit
                     Im Gegensatz zum sogenannten Pink-Film verfügten
                     Roman-Porno-Produktionen über die Ressourcen eines
                     großen Studios und höhere Budgets.

                         Ein Stab erfahrener Techniker sorgte für glanzvolle
                         Bilder auf der Leinwand, die in Scope und in sinnlichen
                         Farben erstrahlten, während die meisten Pink-Filme
                         noch in Schwarzweiß gehalten waren. Nikkatsu warb
                         auch die attraktivsten Schauspielerinnen von der
                         Konkurrenz ab und brachte eine neue Welle junger
                         Filmemacher ins Rennen, darunter Tatsumi Kumashiro
                         und Noboru Tanaka. Die Kritik feierte ihre Filme für ihren
                         visuellen Einfallsreichtum und ihre narrative Komplexi-
                         tät. Als Teil der Retrospektive des japanischen Filmfesti-
                         vals Nippon Connection werden neun Filme der beiden
                         Regisseure gezeigt.

                         Mit Einführungen von Jasper Sharp und Akihiko Shiota.

Leider standen zu einigen Farbfilmen nur Filmstills in
Schwarzweiß zur Verfügung.
29

SHALL WE DANsu? Shall wie dance?
Japan 1996. R: Masayuki Suo. D: Koji Yakusho, Tamiyo Kusakari,
Naoto Takenaka, Eriko Watanabe. 119 Min. 35mm. OmeU

                                                                       Im Rahmen des
                                                                       Nippon Honor
                                                                             Awards

Obwohl er mit seiner Familie, einem guten Job und
                                                                   Donnerstag, 25.05.
einem Haus alles hat, was sich der typische Durch-                          20:30 Uhr
schnittsjapaner erhofft, fühlt sich der Geschäftsmann
Shohei, gespielt vom diesjährigen NIPPON HONOR
AWARD-Preisträger Koji Yakusho, im Alltag gefangen.
Als er eines Tages die schöne Tanzlehrerin Mai durch das
Fenster einer Tanzschule sieht, nimmt er all seinen Mut
zusammen und meldet sich für einen Anfängerkurs an.
Mit ihrer warmherzigen Geschichte, dem charmanten
Humor und den schrulligen Charakteren ist die Komödie
längst zum international gefeierten Kultfilm geworden.

MESUNEKOTACHI NO YORU Night of the Felines
Japan 1972. R: Noboru Tanaka. D: Tomoko Katsura, Hidemi Hara,
Keiko Maki, Ken Yoshizawa, Hidetoshi Kageyama. 68 Min. OmeU. DCP

Drei Prostituierte, die in einem Badehaus-Bordell
                                                                       Freitag, 26.05.
arbeiten, bedienen auch die ausgefalleneren Wünsche                          18:00 Uhr
ihrer Kunden. Nebenbei versucht eine von ihnen, einem
unglücklich verliebten bisexuellen Callboy auszuhel-
fen, der ausgerechnet bei seiner Angebeteten im Bett
versagt. Diese frivole Komödie wartet mit für das Genre
erstaunlich starken Frauenrollen auf. Noch erstaunlicher
ist allerdings, dass in diesem Wunderwerk zwischen all
den fröhlichen Ausschweifungen noch genügend Platz
für melancholische Momente von geradezu poetischer
Schönheit bleibt.
30
                  NIPPON retro

                  ICHIJO SAYURI: NURETA YOKUJO Following Desire
                  Japan 1972. R: Tatsumi Kumashiro. D: Hiroko Isayama, Sayuri Ichijo,
                  Kazoku Shirakawa, Go Awazu, Akira Takahashi. 69 Min. 35mm. OmeU

                  Harumi arbeitet im selben Stripclub wie Sayuri Ichijuko.
Freitag, 26.05.
20:00 Uhr
                  Während die berühmte Kollegin mit immer neuen Ideen
                  auf der Bühne aufwartet und es sogar ins Fernsehen
                  schafft, muss sich Harumi mit Standardshows abfinden.
                  Um nicht länger in Sayuris Schatten zu stehen, will sie
                  die eigene Performance perfektionieren. Für seinen ers-
                  ten Roman Porno Film bekam Kumashiro den Kinema-
                  Junpo-Preis für das beste Drehbuch, Isayama wurde als
                  beste Schauspielerin ausgezeichnet. Ichijo spielt sich
                  selbst und vermittelt einen Eindruck ihrer ausgefallenen
                  Darbietungen, die ihr immer wieder Ärger mit dem
                  Gesetz einbrachten.

                  KOIBITOTACHI WA NURETA Twisted Path of Love
                  Japan 1973. R: Tatsumi Kumashiro. D: Tetsu Oe, Rie Nakagawa,
                  Koichi Hori, Kunio Shimizu, Moeko Ezawa. 76 Min. 35mm. OmeU

Freitag, 26.05.
                  Katsu kehrt nach längerer Abwesenheit in seinen
22:00 Uhr         Heimatort zurück, verleugnet jedoch seine Identität. Er
                  beginnt eine Affäre mit der Besitzerin des Kinos, in dem
                  er arbeitet, beobachtet ein Liebespaar beim Sex und
                  versucht, eine Freundin dieses Paars zu vergewaltigen.
                  In diesem nihilistischen Drama zeichnet Kumashiro
                  nicht nur ein düsteres Bild menschlicher Interaktion. Er
                  persifliert auch vorherrschende Zensurpraktiken, indem
                  er sie besonders betont, sei es durch überdimensionier-
                  te schwarze Balken oder manuell eingefügte Kratzer im
                  Filmbild.
31

YOJOHAN FUSUMA NO URABARI The World of Geisha
Japan 1973. R: Tatsumi Kumashiro. D: Junko Miyashita, Eimei
Esumi, Go Awazu, Moeko Ezawa, Naomi Oka. 72 Min. 35mm. OmeU

Vor dem Hintergrund von Unruhen im Land werden
                                                                    Samstag, 27.05.
Episoden aus dem Alltag eines Geisha-Hauses gezeigt.                      16:00 Uhr
Im Vordergrund steht Sodeko, die sich allen Ratschlä-
gen zum Trotz in ihren ersten Kunden verliebt. Der Film
erzählt sowohl von Bürgern aus der Oberschicht, die von
profanen Ereignissen unberührt bleiben, als auch von
der Lebensrealität junger Geishas, deren Aufgaben sich
von denen gewöhnlicher Prostituierter kaum unterschei-
den. Dabei ignoriert Kumashiro lineare Erzählstrukturen.
Extradiegetische Mittel wie das Ausstreichen von Zwi-
schentiteln verweisen auf staatliche Zensurpraktiken.

AKASEN TAMANOI: NUKERAREMASU Tamanoi, Street of Joy
Japan 1974. R: Tatsumi Kumashiro. D: Junko Miyashita, Meika Seri,
Naomi Oka, Aoi Nakajima, Keizo Kanie. 78 Min. 35mm. OmeU

Neujahr, 1955: der Tag vor Inkrafttreten des Gesetzes
                                                                    Samstag, 27.05.
zur Abschaffung lizenzierter Bordelle. Angesichts ihrer                   18:00 Uhr
ungewissen Zukunft gehen Prostituierte ein letztes
Mal ihren üblichen Tätigkeiten nach. Naoko will diese
Gelegenheit nutzen, um den bestehenden Rekord von
26 Kunden an einem Tag zu brechen. Der Film fokus-
siert sich ganz auf die Geschichten dieser Frauen, zeigt
ihren Arbeitsalltag und ihre privaten Probleme und
vermeidet es dabei zu werten oder zu romantisieren.
Aufgebrochen wird das Geschehen immer wieder durch
eingestreute Cartoons und begleitende Enka-Lieder.
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                  NIPPON retro

                  JITSUROKU: ABE SADA Sada and Kichi
                  Japan 1975. R: Noboru Tanaka. D: Junko Miyashita, Eimei Esumi,
                  Ikunosuke Koizumi, Nagatoshi Sakamoto. 76 Min. 35mm. OmeU

                  Nach einer kurzen, aber intensiven Affäre stranguliert
Samstag, 27.05.
20:00 Uhr         Sada Abe im Mai 1936 ihren Geliebten, schneidet des-
                  sen Genitalien ab und trägt sie bis zu ihrer Festnahme
                  als Andenken bei sich. Dieser Vorfall verschafft ihr sofort
                  landesweite Bekanntheit und bietet Stoff für zahlreiche
                  künstlerische Bearbeitungen. Bereits ein Jahr vor Nagisa
                  Oshimas wohl bekanntester Verfilmung, IM REICH DER
                  SINNE (JP/FR 1976), inszeniert Noboru Tanaka diese
                  Amour fou als erotisches Kammerspiel in knalligen
                  Rottönen: ein ekstatischer Rausch, in dem sich beide
                  Liebenden verlieren und sich der Außenwelt fast völlig
                  entziehen.

                  KUROBARA SHOTEN Ecstasy of the Black Rose
                  Japan 1975. R: Tatsumi Kumashiro. D: Shin Kishida, Naomi Tani,
                  Meika Seri, Hajime Tanimoto, Akira Takahashi. 72 Min. 35mm. OmeU

                  Juzo muss den Dreh seines Sexfilms unterbrechen, weil
Samstag, 27.05.
22:00 Uhr         die Hauptdarstellerin schwanger geworden ist. Als er
                  Tonaufnahmen abhört, die er heimlich in einer Zahn-
                  arztpraxis gemacht hat, stößt er auf das Stöhnen einer
                  Frau, das ihn sofort in seinen Bann zieht. Er setzt alles
                  daran, sie zu finden und für die Hauptrolle in seinem
                  Film zu gewinnen. Dabei verfällt er ihr stärker als ihm
                  aus professioneller Sicht lieb ist. Dieser Porno über
                  das Pornomachen wirft einen ironischen Blick auf die
                  Branche, in der für die Tonspur auch mal leidende Zahn-
                  arztpatient/innen oder keuchende Zootiere herhalten
                  müssen.
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YANEURA NO SANPOSHA The Stroller in the Attic
Japan 1976. R: Noboru Tanaka. D: Junko Miyashita, Renji Ishibashi,
Hiroshi Osa, Tokuko Watanabe, Koji Yashiro. 76 Min. 35mm. OmeU

Lady Minako betreibt im Tokio der 1920er Jahre eine
                                                                       Sonntag, 28.05.
Privatpension, in der sich zahlreiche exzentrische Gäste
                                                                             18:00 Uhr
einfinden. Goda, einer der Hausbewohner, beobachtet
regelmäßig vom Dachboden aus die grotesken Vor-
gänge in den Zimmern der Pension. Als er Zeuge eines
Mordes wird, ist dies erst der Anfang einer bizarren
Reihe von Todesfällen. Tanakas Verfilmung einer Ge-
schichte von Edogawa Rampo schwelgt in prachtvollen
Farben und sollte mit seiner karnevalesk anmutenden
Ausstattung stilbildend für kommende Adaptionen des
Meisters der erotisch-grotesken Literatur sein.

AKAI KAMI NO ONNA The Woman with Red Hair
Japan 1979. R: Tatsumi Kumashiro. D: Renji Ishibashi, Junko Miyashi-
ta, Ako, Kai Ato, Miyako Yamaguchi. 73 Min. 35mm. OmeU

Die beiden Bauarbeiter Kozo und Takao vergewaltigen
                                                                       Sonntag, 28.05.
Kazuko, die Tochter ihres Chefs. Während Kazuko                              20:00 Uhr
schwanger wird und von Takao die Hochzeit fordert,
stürzt sich Kozo in die Affäre mit einer mysteriösen
rothaarigen Frau. Mehr aus Verzweiflung als aus Lust
verbringt das Paar Tage in seiner schäbigen Wohnung,
während draußen der Regen an die Scheibe prasselt.
Das düstere Drama, das viele Kumashiros besten Film
nennen, wurde mit zahlreichen Preisen und Nominie-
rungen bedacht, darunter zwei Auszeichnungen für
Junko Miyashita in der Titelrolle.
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                       LECTURE & FILM
                       Schnell wie der Witz.
                       Die Filme von Ernst Lubitsch

                       Die Filme von Ernst Lubitsch reißen das Publikum im Nu
„[…] außerdem wa-
ren ihm in seinen      in ihren Bann. Das fängt schon mit den ungewöhnlichen
Filmen die Türen       Titeln an: DER BLUSENKÖNIG (DE 1917), KÄSEKÖNIG
immer wichtiger        HOLLÄNDER (DE 1917) oder DER G.M.B.H.-TENOR (DE
als die Menschen“      1916) – und das sind nur drei seiner mehr als 70 Werke;
Aus dem Essay Was      alle drei Filme sind leider verschollen. Lubitsch arbeitete
Lubitsch berührt
(Schnell wie der
                       schnell. Allein 1915 in Berlin drehte er elf Filme, 1932 in
Witz) von Frieda       Hollywood fünf, darunter TROUBLE IN PARADISE. Als
Grafe (1990)           Asta Nielsen sich beklagt, sie habe in seinem Film gar
                       nicht richtig weinen können, antwortet Lubitsch 1920 in
                       einem Brief an die Schauspielerin: „Sie können es mir
                       immer noch nicht verzeihen, dass ich Sie bei einer Groß-
                       aufnahme statt 5 nur 2 Meter haben weinen lassen. Aber
                       glauben Sie mir, Ihre Tränen kullerten so echt aus den
                       Augen über die Backen auf die Bluse, dass das Publikum
                       nach 2 Metern vollauf ergriffen war.“

                       Lubitsch ist gewitzt, und das meint nicht einfach nur,
Alle Veranstaltungs-
Mitschnitte sind       dass es etwas zu lachen gibt. Gewitzt ist jemand, der
zu finden unter        wach ist, der scharf beobachten kann, jemand, der
filmportal.de und      Einfälle hat und einen präzisen Humor. In der Militärzu-
ernst-lubitsch.de      ckerbäckergarnison der BERGKATZE (DE 1920) isst der
                       Trompeter im ovalen Rähmchen gerade eine Wurst, als
                       er zum Morgenappell bläst. In vier Hochbetten nebenein-
                       ander räkeln sich Soldaten im Nachthemd. Einer klettert
                       müde aus dem Bett, schlurft zum Fenster, macht es zu.
                       Der Zuckerbäckerkommandant kommt in den Schlafsaal,
                       zwirbelt an seinem Schnurrbart und brüllt irgendetwas,
                       was keiner versteht. Das Tempo zieht an, die Soldaten
                       beeilen sich mit der Katzenwäsche. Der Kommandant
                       geht wieder – die Soldaten springen zurück ins Bett.
                       Bis Juli 2017 widmet sich die Reihe Lecture & Film mit
                       Vorträgen von Expert/innen und einem thematischen
                       Begleitprogramm Ernst Lubitsch und seinen Filmen. Im
                       April und Mai stellt das Begleitprogramm einige ausge-
                       wählte Regiearbeiten Lubitschs vor – allesamt Klassiker.

Nennung der an der Veranstaltung beteiligten Institutionen
auf Seite 57.
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LUBITSCH-KITSCH und LUBITSCH TOUCH
Lecture von Dirk Schaefer (Berlin)

THE MAN I KILLED – der Originaltitel klang dem
Studio zu sehr nach Ernst und zu wenig nach Lubitsch.
Aber auch als BROKEN LULLABY ist dieser „Teutonic
tearjerker“, der von Krieg und Musik, Versöhnung und
Vergessen erzählt, bei Publikum und Kritik durchge-
fallen – noch deutlicher als später die Komödie TO BE
OR NOT TO BE, bei der es ja auch hieß, der Regisseur
habe sich im Ton vergriffen. Neben der Frage, wieviel
beide Filme miteinander zu tun haben, soll es darum
gehen, wie das klingt: Lubitsch. Wie arbeitet er mit der
Tonspur? Wie reimt sich Lubitsch-Kitsch auf Lubitsch
Touch – nicht nur in BROKEN LULLABY?

Dirk Schaefers Name steht im Filmabspann gemein-
hin für die Gesamtkonzeption und Gestaltung aller
Klangereignisse (Musik, Geräusche, Sprache). Seit
1983 hat er auf diese Weise zahlreiche preisgekrönte
künstlerische Kurzfilme, Videos und Installationen
mitgestaltet, zuletzt etwa COMING ATTRACTIONS von
Peter Tscherkassky, ausgezeichnet mit dem Golde-
nen Löwen in Venedig 2010. Neben Vorträgen und
Aufsätzen zu Film, Musik und Bildender Kunst gestaltet
er Filmprogramme, zuletzt eine Reihe zum Ersten Welt-
krieg im Film. Er lebt als Bielefelder in Berlin und Köln.

BROKEN LULLABY/THE MAN I KILLED
Der Mann, den sein Gewissen trieb
USA 1932. R: Ernst Lubitsch. D: Lionel Barrymore, Nancy Carroll,
Phillips Holmes. 76 Min. 16mm. OF

Während Paris den Jahrestag des Endes des Ersten
                                                                   Donnerstag, 04.05.
Weltkriegs feiert, wird der junge Franzose Paul Renard                       20:15 Uhr
von seinem Gewissen geplagt. Er hat einen deutschen                        Filmbeginn:
Soldaten erschossen und reist nach Deutschland, um                       ca. 21:15 Uhr
dessen Familie zu treffen. Er gibt sich als einstiger
Kommilitone ihres toten Sohnes aus. So erlangt er das                Samstag, 06.05.
                                                                           18:00 Uhr
Vertrauen der Familie und der trauernden Verlobten, die                    (nur Film)
durch den Gast aus Paris ihren Hass auf den „Erbfeind“
Frankreich überwinden. Aber Paul kann nicht mit der
Lüge leben. François Ozon hat das Thema in seinem
Melodram FRANTZ (FR/DE 2016) neu interpretiert.
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