INFO 2022 KOSTENLOS - NABU Rhein-Erft
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Kreisverband Rhein-Erft KOSTENLOS INFO 2022 Wissenswertes – Tipps – Termine Ö Jetzt aktiv werden! Ö NABU-Arbeitskreis Rheinisches Revier Ö Einladung zur Jahreshauptversammlung
Naturschutzbund Deutschland im Rhein-Erft-Kreis e.V. (NABU) Vorsitzender Wolfgang Dingarten (bis 22.04.2022) info@nabu-rhein-erft.de Stellvertretender Vorsitzender Dr. Bernhard Arnold Tel.: 0 22 32-4 76 80, barnold@netcologne.de Stellvertretende Vorsitzende Marion Jung Tel.: 0 15 73-6 98 47 37 marionjung56@gmail.com Stellvertretender Vorsitzender Horst-Werner Hennchen Tel.: 0 22 35-8 59 40 hw.hennchen@web.de Geschäftsführerin Désirée Dreyer-Rogers Tel.: 0 22 35-79 97 70 ddreyer@posteo.de Schatzmeisterin Ingrid Eisner ingrid.eisner@gmx.de Umweltbildung/ Heike Fischer Jugendsprecherin Tel.: 01 70-2 81 21 64 heike.fischer-erftstadt@t-online.de Pressesprecherin Susanne Kirsch Tel.: 01 63-1 83 12 02, presse@nabu-rhein-erft.de Naturschutz- und info@nabu-rhein-erft.de Landschaftspflegestation Geschäftsstelle – Büro Friesheimer Busch 1, 50374 Erftstadt Tel.: 0 22 35 - 9 55 60 71 E-Mail: info@nabu-rhein-erft.de Das Büro ist besetzt: Donnerstag: 10.00-12.00 Uhr Kreisverband Rhein-Erft jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 Uhr (eingeschränkte Zeiten in Schulferien) Spendenkonto Kreissparkasse Köln, IBAN: DE28 3705 0299 0190 0001 14 SWIFT-BIC: COKSDE33 NABU-Stiftung Bank für Sozialwirtschaft Köln, „Naturerbe Rhein-Erft“ IBAN: DE82 3702 0500 0001 1414 13 SWIFT-BIC: BFSWDE33XXX Impressum: Herausgeber: NABU Rhein-Erft Redaktion: Karin Heller (heller.56@web.de) Druck: Kristin Schölermann Mediendesign, Hamm (gedruckt auf 100% Recycling-Papier) Titelbild: Wiedehopf, Foto: Ch. Bosch, NABU Das NABU-Info erscheint einmal jährlich kostenlos Auflage 10.000 Exemplare
Inhaltsverzeichnis Vorwort des Vorstandes 3 In eigener Sache – NABU Rhein-Erft Jubiläumsempfang 50 Jahre NABU Rhein-Erft e.V. – Gisela Wartenberg 4 NABU Naturerbe Rhein-Erft besteht seit 15 Jahren – Gisela Wartenberg 8 Apfelschnitz und Kotprobe – Maren Steinhoff 10 Der NABU dankt seinen Unterstützern 41 Aktive Spende für die Natur – Aktiv werden im NABU 56 Natur des Jahres Der Kaisermantel – Argynnis paphia – Karl-Heinz Jelinek 14 Der künstliche Lehmhügel – eine wichtige Struktur im Wildbienenschutz – Andrea Jakubzik, Dr. Klaus Cölln 16 Der Feld-Sandlaufkäfer – Cicindela campestris – Rolf Hedemann 19 Der Wiedehopf – Jochen Hiller 22 Tauchen im Biotop – Peter Schultes 34 Kinder- & Jugendarbeit Ferienwerkstätten 2021: Nicht nur die Schmetterlinge flogen... – Gisela Wartenberg 27 Naturdetektive, ein Jahresrückblick – Was war das für ein Jahr! – Heike Fischer 31 Eine muntere Truppe – die NAJU „Adleraugen“ im Friesheimer Busch 32 NABU-Aktionen & weitere Projekte Projekt zur Unterstützung der Kommunen beim Insektenschutz – Nick Krahnen 24 Erweiterung des Phantasialands geht in eine neue Runde 37 Arbeitskreis Rheinisches Revier des NABU und anderer Naturschutzverbände in NRW – Reinhard Radloff 58 Schöpfung bewahren und erneuern – 30 Jahre Arbeitskreis Ökologie St. Michael Kerpen-Buir – Pastor Georg Neuhöfer 62 Ausbildung zum Obstbaumwart – Dr. Bernhard Arnold 68 Wald im Rhein-Erft-Kreis in der Krise – Uwe Schölmerich 70 Klimawandel und extreme Hochwasser – wie gehen wir damit um? – Hinrich Doering 74 Altes Vorwort – brandaktuell! – Gisela Wartenberg 78 Boten der Klimaerwärmung – Die Blauschwarze Holzbiene im Friesheimer Busch – Dr. Matthias Schindler 80 Nachrufe 82 kurz & knapp – NABU-Nachrichten – Kurzmitteilungen 38 Termine 2022 – Veranstaltungen NABU Rhein-Erft & Kooperationspartner 45 Werden Sie Mitglied im NABU – Aufnahmeantrag 42 Einladung zur Jahreshauptversammlung des NABU Rhein-Erft 44 NABU-Fachleute & Arbeitskreise 84 NABU-Ortsgruppen im Rhein-Erft-Kreis Umschlag 1
Liebe Leserinnen und Leser! Ende 2020 ging unsere bisher erfolg- Fachleuten entwickelt. Und das gilt für reichste Werbeaktion zu Ende. Aus rund viele Gebiete, nicht nur Umwelt-, Natur- 2.000 Mitgliedern des NABU Rhein-Erft und Artenschutz. Auch Organisati- wurden mehr als 4.000, darunter sehr onstalent ist gefragt bis hin zu Verwal- viele junge Leute und Familien. Eine tol- tungsaufgaben. Veranstaltungen sind le Basis für die Zukunft des NABU zu planen, Öffentlichkeitsarbeit muss Rhein-Erft, der in 2021 auf sein 50-jähri- gemacht werden und Stellungnahmen ges Bestehen zurückblicken konnte. müssen erarbeitet werden, damit die Leider hatten wir die Rech- Natur nicht zu Schaden kommt. nung ohne Corona gemacht. An vorderster Stelle steht je- Zuerst der Lockdown bis zum doch die praktische Mitarbeit, Frühjahr und danach auch nur sei es bei unseren Pflege- eingeschränkte Begegnungs- projekten kreisweit (Infos in der möglichkeiten. Der Großteil Rubrik „aktiv werden“), aber unseres Veranstaltungspro- auch Mithilfe im Büro und an In- gramms fiel aus, so auch das foständen bei Veranstaltungen. für Mitte Juni geplante große Die Angebote sind für fast alle Kennenlerntreffen zum Ju- Altersklassen geeignet. Und biläum, bei dem wir hofften, falls jemand eine neue Idee hat: Aktive, frühere Aktive und Neu- Der NABU ist dafür offen, so- mitglieder in lockerem Rahmen fern jemand die Organisation ins Gespräch zu bringen, sozusagen ei- übernimmt. Besonders die jüngeren ne Art „Speeddating“, um sein Betäti- Mitglieder ab 16 Jahre wollen und sol- gungsfeld für die aktive Mitarbeit zu fin- len auch eigene Akzente setzen. Die den, neben dem keineswegs gering zu Geschäftsstelle wird sie gern unterstüt- schätzenden Mitgliedsbeitrag. Er bildet zen. Bisher gibt es nur in Erftstadt eine unser finanzielles Rückgrat. Kindergruppe. In der sogenannten Sie glauben nicht, wie unterschiedliche „NAJU-Hütte“ besteht die Möglichkeit, Fähigkeiten im NABU gefragt sind! Viel- dass sich auch weitere Gruppen dort leicht ahnen Sie es selbst nicht. Finden treffen. Sie es heraus im Laufe eines Gesprächs Der NABU Rhein-Erft braucht Sie alle. bei einer Veranstaltung oder einem Grup- Die Welt retten fängt ganz unten an, mit pentreffen, wenn das wieder möglich ist. kleinen Schritten. Aber jeder einzelne Oder Sie kontaktieren uns per E-Mail, Schritt ist ein „Fort-“Schritt. Wagen Sie Brief oder telefonisch. Wir melden uns. ihn! Kommen Sie auf uns zu! Nähere In- Sie müssen kein Spezialist sein. Viele fos bei den Ortsgruppensprechern und der „Altgedienten“ haben ihr Betäti- in der Geschäftsstelle. gungsfeld erst im Laufe der Zeit gefun- Der Vorstand den und einige haben sich zu wahren NABU Rhein-Erft e.V. 3
Jubiläumsempfang 50 Jahre NABU Rhein-Erft e.V. von Gisela Wartenberg Ö Das Jubiläumsjahr 2021 stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Jubiläumsausgabe unseres NABU-Info erschien zwar pünktlich und war wirklich gut gelungen, aber alle Termine unseres Veranstaltungskalenders standen unter Vorbehalt. Einer nach dem anderen wurde wegen des Corona-Lockdowns gecancelt, so auch die Jahreshauptversammlung im April. Bald war auch klar, dass die geplante Auf der großen Festwiese im Um- große Feier im Juni für alle NABU-Mit- weltzentrum Friesheimer Busch wurden glieder nicht planbar bzw. durchführbar weiträumig Bänke und Stühle aufge- war. Ein kleines Orga-Team beschloss, stellt. Im hinteren Bereich standen Pa- stattdessen nur einen Empfang mit villons, die das Umweltnetzwerk zur geladenen Gästen am Sonntag, dem Verfügung gestellt hatte, falls es doch 12. September zu geben, in der Hoff- nass werden sollte. Zum Glück wurden nung, dass das Wetter eine Outdoor- sie dann nur gebraucht, um das an- Veranstaltung zulässt. schließende Buffet dort aufzubauen, Markus Stockhausen 4
Wolfgang Dingarten Fingerfood, das unser LPS-Mitarbeiter ten für einen reibungslosen Ablauf der Jean-Michel Juglaret, von Beruf Koch, Veranstaltung. mit Helfern sehr ansprechend und vor allem auch lecker angerichtet hatte. Mit den Gästen waren knapp 150 Per- sonen unserer Einladung gefolgt, darun- Doch zurück an den Anfang. Um die ter Vertreter des Kreises, der Kommu- Kosten moderat zu halten, beschlossen nen, Abgeordnete und Parteivertreter wir, die Organisation der Veranstaltung sowie befreundeter Vereine und Organi- in die eigenen Hände zu nehmen. Wir – sationen, vor allem aber viele NABU- das war ein kleines Team um Désirée Mitglieder wie Mitarbeiter der LPS, der Dreyer-Rogers, unsere Geschäftsführe- Ortsgruppen, des Beirats und verdiente rin. Damit das auch sichtbar wurde, tru- Mitglieder. gen alle Helfer an dem Tag ein NABU- Shirt. Diese haben wir vor Jahren ange- Am Eingang der Festwiese wurden die schafft und stellen sie bei Veranstaltun- Gäste mit Sekt bzw. einem alkoholfrei- gen zur Verfügung. en Getränk begrüßt und hatten Gele- genheit, sich in unser Gästebuch einzu- Wegen der aktuellen Corona-Vorschrif- tragen. ten mussten alle Gäste unserem Be- grüßungsteam am Eingang einen 3G- Das Programm begann mit einem Mu- Nachweis vorlegen. Rund 30 NABU- sikbeitrag des international bekannten Aktive, unterstützt von je einem FöJler Musikers Markus Stockhausen, übri- (freiwilliges ökologisches Jahr) und gens seit vielen Jahren NABU-Mitglied, BFDler (Bundesfreiwilligendienst) sorg- mit dem Titel PHOENIX I, einem intuiti- 5
Monika Hachtel Josef Tumbrinck ven Stück auf der Trompete, das wun- Hausherrin, der Vorsitzenden des Um- derbar die Stimmung auf der Festwiese weltnetzwerks Erftstadt e.V., Carla mit ihrem naturnahen Umfeld erfasste. Neisse-Hommelsheim, Monika Hachtel Nach der Begrüßung durch unseren vom NABU NRW, dem Vizelandrat Kreisvorsitzenden Wolfgang Dingarten Bernhard Ripp, dem stellvertretenden war Gelegenheit für Grußworte von der Bürgermeister der Stadt Erftstadt Mar- Der A-capella-Chor „Pulsatilla“ 6
tin Kolbe, Hinrich Doering von der Bio- Nach dem zweiten Musikbeitrag von logischen Station Bonn/Rhein-Erft und Markus Stockhausen, diesmal auf dem Christian Brand von der Kultur- und Flügelhorn, ehrte Wolfgang Dingarten Umweltstiftung der Kreissparkasse verdiente Mitglieder. Er dankte Hartmut Köln, einem langjährigen Förderer des Kaftan für seine langjährige Tätigkeit in NABU Rhein-Erft. Geschäftsführung und LPS. Unter an- derem wurden Daniela und Volker Klein Der anschließende Beitrag des A- mit der Silbernen Ehrennadel des NABU capella-Chores „Pulsatilla“ bestach geehrt. durch seine Lebendigkeit und Frische. Man merkte den Sängern die Freude Beim anschließenden Imbiss gab es an, endlich wieder nach der corona- reichlich Gelegenheit zu Smalltalk. Erin- bedingten Pause auftreten zu können. nerungen wurden ausgetauscht und die derzeit Aktiven gaben gern Auskunft Nach einem abschließenden „Happy über laufende Projekte. Auch die ein Birthday NABU“ ergriff unser Festred- oder andere Anregung wurde gern zur ner Josef Tumbrinck das Wort, ehema- Kenntnis genommen. Vor allem gab es liger NABU-Landesvorsitzender und ganz viel Lob. Ich zitiere aus der E-Mail seit 2019 Referent im Bundesumwelt- von Knut Peter Christ, eines Mitstreiters ministerium. Aus seinen Worten hörte der Aufbaujahre, die mit den Worten man die langjährige Verbundenheit mit schloss: unserem Kreisverband heraus. Er war es auch, der mit uns die Landschafts- „Wir alle haben verstanden, dass der pflegestation (LPS) aus der Taufe geho- NABU immer weiter aktiv bleiben muss ben hat, der bei vielen Obstwiesenfes- – getreu dem vor 50 Jahren formulier- ten unser Gast war und der weiß, mit ten Motto „Retten was zu retten ist“. wieviel Engagement im Rhein-Erft-Kreis Mit dankbaren Grüßen und guten gearbeitet wird. Wünschen für die nächsten 50 Jahre.“ Fotos: H.-W. Hennchen 7
NABU Naturerbe Rhein-Erft besteht seit 15 Jahren Ö Von Zeit zu Zeit gibt es den Punkt, einmal Bilanz zu ziehen über die regelmäßi- gen Berichte hinaus. In der Gesamtschau wird deutlich, was erreicht wurde – oder auch nicht. Beim NABU Rhein-Erft war das im Jahr nik zu decken. Sie ist zum Preis von 2021 der Fall. Am 9. Dezember konnte € 10,00 in der Geschäftsstelle des er auf ein 50-jähriges Bestehen zurück- NABU in Erftstadt erhältlich. blicken. Zeit für Rückblick und Be- standsaufnahme. So entstand die Idee Auch unser Stiftungsfonds „NABU Na- einer Chronik. Zusammengetragen hat turerbe Rhein-Erft“ blickt in diesem sie Gisela Wartenberg, die bereits 1978 Jahr auf eine runde Zahl zurück. Aufge- ersten Kontakt legt im Jahr 2007 zum Naturschutz- mit einem Startka- bund aufnahm und pital von € 5.000,00 seit 1983 ununter- besteht er nun brochen verschie- 15 Jahre und hat dene Funktionen sich seither konti- im NABU Rhein- nuierlich entwickelt. Erft innehatte. Auf Der Kapitalstock knapp 200 Seiten hat dieses Jahr kann man die die Summe von Geschichte des € 120.000,00 über- NABU Rhein-Erft schritten. Einen nachlesen. Sie er- wesentlichen Anteil scheint um den daran hatte die Jahreswechsel Trauerspende an- 2021/22. lässlich des Todes unseres langjähri- Ein solches Pro- gen Aktiven Armin jekt muss natürlich Duchatsch. auch finanziert werden. Neben ei- Der jährlich ausge- nem Förderbeitrag schüttete Zinser- der Kultur- und trag hat sich bei Umweltstiftung der Kreissparkasse 2 % eingependelt. Zum Verständnis: Köln wird in diesem Jahr der Zinsertrag Bei Stiftungen bleibt der Kapitalstock des Stiftungsfonds des Jahres 2020 für „ewiges Vermögen“, nur die Zinsen dieses Projekt verwendet. Die verblei- dürfen verwendet werden. Darüber hin- bende Differenz für die Druckkosten aus gehören zum Stiftungsvermögen hoffen wir durch den Verkauf der Chro- die ehemaligen Notklärbecken der 8
Zuckerfabrik Elsdorf an der Mönchs- bezogen wie runde Geburtstage oder kaul mit einer Größe von 6 ha. Jubiläen oder aber Trauerspenden, ge- treu dem Stiftungsmotto „Ein schönes Über die Jahre konnten wir so viele Land für unsere Enkel“. Projekte unseres Kreisverbandes mit- finanzieren von Elsdorf bis Erftstadt. Wir beraten Sie gern. Informationen in Die Summe ist zwar im Gesamtetat des unserer Geschäftsstelle oder bei Gisela NABU überschaubar, aber es handelt Wartenberg. sich um einen verlässlichen Beitrag. Neben den Mitgliedsbeiträgen ist er ei- ne Konstante für die Finanzierung des Kontakt NABU Rhein-Erft. Gisela Wartenberg Tel. 0 22 35/7 14 64 Wenn auch Sie unseren Stiftungsfonds E-Mail: gisela@wartenberg1.de fördern möchten: Es gibt viele Möglich- oder unter www.nabu-rhein-erft.de keiten der Zustiftung, gern auch anlass- 9
Apfelschnitz und Kotprobe von Maren Steinhoff Ö Im Juli 2020 habe ich mich entschlossen, selbst im Naturschutz aktiv zu werden. Wer ich bin? Ich bin Tierärztin, seit Jahren aber nicht mehr praktisch tätig, da mich das Muttersein hauptberuf- lich beansprucht. Muttersein bringt Verantwortung mit sich. Auch im Hinblick auf Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Wo kann ich mich sinnvoll Irgendwie bin ich auf der Internetseite austoben? vom NABU gelandet und hier bei der Landschaftspflegestation (kurz: LPS) Wo kann ich mein Wissen und meine im Friesheimer Busch. Da gibt es Hände gleichermaßen einsetzen? Wie schließlich auch Schafe und Ziegen. Ich gestalte ich die Zukunft für meine Kin- habe kurz hingeschrieben und wurde der mit? Wo kann ich Ruhe finden und zu einem Samstagsarbeitseinsatz ein- Gleichgesinnte? Vogelstimmen richtig geladen. Samstags? Geht gar nicht! zuordnen können, gute Landwirtschaft Das gehört doch zum Wochenende... kennenlernen, mehr über den Erhalt der Ach, zum Kennenlernen wird es schon Artenvielfalt – einschließlich der Art gehen. Vielleicht gibt es ja auch die „Mensch“ – lernen? Mitreden? Nicht Möglichkeit, an anderen Tagen vormit- zuletzt: Wo kann ich endlich wieder tags ein paar Stunden auszuhelfen, praktisch meiner Berufung als Tierärztin wenn die Kinder in der Schule sind – so nachgehen? Corona es erlaubt. Foto: H.-W. Hennchen Heidschnucken 10
Ihr könnt es Euch schon denken: Es nützlich und gleichwertig. Es wird zu- blieb nicht bei dem einen Samstag. Ich sammen gedacht und organisiert. Mit war sofort infiziert. Nicht mit Corona, angepackt. sondern mit dem „gemeinen LPS-NABU- Virus“. Einmal eingeatmet, verlässt es Das Ziel ist klar: Es gilt das Natur- einen nicht mehr. Immunität bildet sich schutzgebiet zu hegen und pflegen. Mit nur gegen alle Gegenargumente von allen naturverträglichen Mitteln. Als außen. Es macht einen süchtig! Zweibeiner und Vierbeiner. Damit wäre ich bei meiner eigentlichen Leiden- Samstage reichten nicht mehr aus, schaft angelangt: die Pflege der Vier- mindestens einen weiteren Tag in der beiner. Klar, ich bin ja schließlich nicht Woche brauchte ich, um die Ruhe des umsonst Tierärztin geworden. Naturschutzgebietes im ehemaligen Munitionsdepot einsaugen und tief wir- Unsere Grauen Gehörnten Heid- ken lassen zu können. schnucken sind eifrige, genügsame Fresserinnen mit den wärmsten und Was macht denn da so süchtig? hübschesten Ökopullis. Etwas scheu, natürlich. Es sind ja keine Streicheltiere, Der Zusammenhalt, die Gemeinschaft, sondern sie haben ein großes Gebiet zu das Streben nach gleichen Zielen, die bearbeiten. Ein wunderschönes Gebiet, hohe Motivation, bei JEDEM Wetter mit weit offener Fläche mit Magerrasen oder noch so widrigen Umständen als und wenigen geschneitelten, schatten- Team zusammenzuarbeiten. Körperli- spendenden Bäumen. chen Einsatz zu zeigen. Mitzudenken, was die anderen gerade für Hilfe brau- Ha, da sind schon mehrere Dinge, die chen. Jeder und jede kann etwas, ist für mich neu waren: Graue Gehörnte Foto: M. Steinhoff Foto: M. Steinhoff 11
Heidschnucken als alte Landschaf- dem Appell des täglichen Tierdienstes rasse; „schneiteln“ und „Magerrasen“. gern und kommen angelaufen, um sich Damit hatte ich vorher noch nicht viel zählen zu lassen. Meistens jedenfalls. zu tun. Ihr etwa? Viel Spaß beim Re- Es gibt schon mal Situationen, in denen cherchieren. die Damen nicht so schnell zu finden sind zwischen den abgesteckten Par- Unsere Walliser Schwarzhalsziegen – zellen und den Wällen, die einst die Mu- manche davon auch in Kupfer – küm- nitionshütten umgaben. Zum Beispiel in mern sich mit Freude um das gröbere der Brunst oder Lammzeit. Auch sind Gestrüpp wie Brombeeren und Birken- sie sehr charakterstark und sehr ver- schösslinge. Ihre Pullis sehen fast im- schieden in ihrem persönlichen Auftre- mer wie gekämmt aus, trotz der sich ten, ganz anders als die Schafe. darin verfangenden Ästchen. Sie haben eindeutig ihren eigenen Kopf, gehen je- Um das ganze System der Land- doch willig dem Menschen mit dem Ei- schaftspflege erfolgreich zu unterhal- mer hinterher. In dem Eimer befinden ten, braucht es viel Wissen, Einsatz, sich z. B. Hafer, nur ein wenig zum Koordination und Ausdauer. Und kör- Locken, oder auch mal Apfelschnitze, perliche Kräfte, um Hurden und Zäune die von den Äpfeln unserer Streuobst- zu tragen, Mulch zu rechen, Heu zu ge- wiesen stammen. Die Ziegen folgen nerieren, Brombeeren zu hacken, Laub- heu und Apfelbäume zu schneiden oder Äpfel zu ernten, Verbiss-Schutz aufzu- stellen, Robinienholzpfähle tief einzu- graben, Tiere von einem Schlag zum nächsten zu treiben, sie für Behandlun- gen zu pferchen und vieles mehr. Das geht nur in einer Gruppe, in der jeder mitmacht. Mein Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Beurteilung des gesundheit- lichen Zustands der Tiere. Diese werden täglich von unserem Tier- dienst versorgt und begutachtet – übri- gens mit hohem Engagement und rein ehrenamtlich. Ich kümmere mich mit um die Koordination von regelmäßigen Klauenpflege-Aktionen, Behandlungen gegen sogenannte Ektoparasiten (Läu- se, Haarlinge, Milben, Zecken usw.) und Entnahme von regelmäßigen Sam- melkotproben zur Feststellung der Foto: M. Steinhoff Wurmbelastung. 12
Bevor ich einem Tier ein Medikament gegen Würmer gebe, gucke ich, ob es tatsächlich Würmer hat. Man nehme ei- ne (gerne schmale) behandschuhte Hand, hole pro Tiergruppe von 3 bis 5 Tieren ein paar Köttel aus dem Popo, verknete diese miteinander und schicke sie zur Untersuchung auf Wurmeier an ein Labor, zur Freude der Post. Erstaunlicherweise hatten unsere fleißi- gen Grünfresserinnen das ganze Jahr über wenig Wurmbefall. Würmer kom- men fast immer bei Weidehaltung vor. Besonders gerne bei feuchterem Wet- ter, da sie verschiedene Entwicklungs- stadien haben, die gerne im Gras oder in anderen Tieren (je nach Wurm) über- leben und erneut eine Infektion auslö- sen können. Wenn es nötig ist, wird mit einem Medikament entwurmt. Ein paar Tage nach erfolgter Wurmkur lässt man Proben Foto: M. Steinhoff nochmal Kotproben untersuchen. Das macht man, um herauszufinden, ob das Wurmmittel denn gewirkt hat, und hilft Und ich darf – welcher Luxus – als so, Resistenzen zu vermeiden. Tierärztin die Patienten auch nach der Behandlung noch pflegen und mich Für uns ist in erster Linie die Gesamt- wieder mit ihnen gutstellen. Mit Hafer- gesundheit des Tieres wichtig. Also ob runden, Apfelschnitzen, frischen grü- zum Beispiel Euter und Klauen so sind, nen Wiesen und manchmal eben auch dass sie wenig krankheitsanfällig sind. einfach nur, indem ich ihnen beim Gra- Ob das Gebiss und das Maul ihnen ei- sen unter einem Schattenbaum bei ne problemlose Futteraufnahme er- Sonnenauf- oder -untergang zuschaue. möglichen. Aber auch das Verhalten und die Robustheit der Tiere zählen. Das sind die Tage, an denen ich zufrie- den, glücklich und hundemüde nach Unsere Hoftierärztin wird zu Hilfe geru- Hause gehe, auf das ich mich dann fen, wenn es um größere Eingriffe wie freue. Bestandsimpfungen oder um Einzeltier- erkrankungen geht, für die mir Erfah- rung oder Medikamente fehlen. Ich trage dann die Behandlungen in das Bestandsregister ein. 13
Schmetterlinge im Rhein-Erft-Kreis Der Kaisermantel – Argynnis paphia von Karl-Heinz Jelinek Ö Den Schmetterling der Jahres 2022 kann man in manchen naturnahen Laub- mischwäldern unserer Region beobachten. Besonders auf der Ville zwischen Brühl und Weilerswist gibt es gute Vorkommen dieses schönen Perlmuttfalters. Die großen Falter mit der leuchtend auch zu dem weniger gebräuchlichen orangen Flügeloberseite der Männchen deutschen Namen Silberstrich geführt. und bräunlich orangen der Weibchen fallen bei einem sommerlichen Wald- Die Hauptflugzeit der Falter liegt zwi- spaziergang sofort auf. Im Gegensatz schen Anfang Juli und Mitte August. zu einigen verwandten Arten besitzt der Die Raupen entwickeln sich überwie- Kaisermantel auf der Unterseite der gend an Wald-Veilchen (Viola reichen- Hinterflügel keine Perlmuttflecke, son- bachiana). Zum Zeitpunkt der Eiablage dern silberfarbene Binden. Diese haben im August sind die Veilchen allerdings Paarung der Kaisermäntel am 1.08.2016 im Waldgebiet zwischen Brühl und Wei- lerswist. Links ist das Männchen, zu erkennen an den dunklen Linien mit den silbrig- grauen Duftschuppen auf der Vorderflügel-Oberseite. Foto: Karl-Heinz Jelinek 14
für die Raupen nicht genießbar. Die Nieder- oder Mittelwälder werden sol- Weibchen legen die Eier einzeln an che Strukturen erzeugt und neben dem Baumstämmen in der Nähe der Veil- Kaisermantel auch andere Waldbewoh- chen ab. Bereits im Herbst schlüpfen ner gefördert. dann die winzigen Räupchen und über- wintern in der rissigen Borke ohne Nah- Bundesweit und auch landesweit in rungsaufnahme. Erst im März, wenn die NRW gilt der Kaisermantel als nicht ge- Veilchen frisch austreiben, kriecht die fährdet. Aber auch auf der im Herbst Raupe zu ihrer Futterpflanze und be- 2021 neu erschienen Roten Liste der ginnt zu fressen. Schmetterlinge in Nordrhein-Westfalen wird er für die Niederrheinische Bucht Als typische Art der Wälder kann man weiterhin als gefährdet eingestuft. Da- den Kaisermantel nur selten im Offen- her sind die durch die Europäische Uni- land beobachten. Aber wie die meisten on im FFH-Gebiet zwischen Brühl und Charakterarten der Wälder, nutzen die Weilerswist geförderten Maßnahmen, Falter überwiegend besonnte Säume. speziell die Mittelwaldbewirtschaftung Daher benötigen sie Waldränder und und die Anlage und Pflege von Wald- Saumstrukturen innerhalb der Wälder. wiesen, wichtige Schutzmaßnahmen Durch eine Waldbewirtschaftung als nicht nur für den Kaisermantel. 15
Der künstliche Lehmhügel – eine wichtige Struktur im Wildbienenschutz von Andrea Jakubzik und Klaus Cölln Das sogenannte Bienenhotel hat in ei- lebenden, nestbauenden Arten präfe- ner Unzahl verschiedener Ausführun- rieren den Erdboden als Substrat gen im Wildbienenschutz einen wahren (Westrich 1989). Deshalb können Siegeszug angetreten. Diese Nisthilfen, Lehmhügel unterschiedlicher Dimensi- die auf einfache Weise auch Ver- on nicht nur das beobachtbare Arten- haltensbeobachtungen zulassen, sind spektrum erweitern, sondern darüber aber in erster Linie auf oberirdisch nis- hinaus Umfang und Intensität der tende Arten ausgerichtet wie Stängel- Schutzmaßnahmen intensivieren. Das und Holzbewohner; nur in Ausnahme- wollen wir am Beispiel von Beobach- fällen sind hier auch Lehmfelder inte- tungen an einem Lehmhügel auf dem griert. Damit wenden sich die her- Eskesberg (Abb. 1), einem anthropogen kömmlichen Bienenhotels nur an einen überformten Naturschutzgebiet in relativ engen Kreis der deutschen Wuppertal, verdeutlichen (Cölln et al. Bienenfauna, denn etwa 75 % der hier 2010). Abb.1: Das Team bei der Erfassung am Lehmhügel (von links nach rechts: Dr. Klaus Cölln, Beate Cölln, Andrea Jakubzik). Foto: Hans-Jürgen Martin, Solingen 16
a b Abb. 2: Paar von Colletes cunicularius (a) und Weibchen der auf diese Seidenbie- nenart spezialisierten Kuckucksbiene Sphecodes albilabris (b). Fotos: a: Dr. Hans- Martin Kochanek, Naturgut Ophoven, Opladen; b: Hans-Jürgen Martin, Solingen Bei dem Erfassungstermin am weils beiden Geschlechtern der Sei- 31.03.2021 war der Lehmhügel mit denbiene Colletes cunicularius (Abb. frisch gegrabenen Nestern bedeckt 2a) und der Sandbiene Andrena vaga und von einer etwa 50 cm starken zusammensetzte sowie den jeweils da- Schicht schwärmender Wildbienen um- zugehörigen Kuckucksbienen Colletes mantelt, die sich in erster Linie aus je- cunicularius bzw. Nomada lathburiana. Abb. 3: Hornisse (Vespa crabro) an ihrem Erdnest am Lehmhügel. Foto: Michael Schmidt, Wuppertal 17
Doch nicht nur die Luft war erfüllt von zahlreiche Wespen derartige Lehm- fliegenden Tieren, sondern auch am hügel. In diesem Fall versuchte sogar Boden beobachtete man Kopulae, gra- eine Hornissenkönigin ihr Nest hier zu bende Weibchen der nestbauenden Ar- etablieren (Abb. 3). ten und suchende Kuckucksbienen. Im Verlaufe des Frühjahrs fanden sich Literatur: am Hügel insgesamt 13 nestbauende Spezies, von denen acht hier zusam- Cölln, K., Jakubzik, A. & K. Ricono (2010): Bie- nen-Biotop vom Reißbrett: Die Wiederbesied- men mit auf sie spezialisierten Para- lung der sanierten Deponie Eskesberg West in sitoiden angetroffen wurden, wobei Wuppertal-Elberfeld (Nordrhein-Westfalen) darauf hinzuweisen ist, dass die (Hymenoptera: Apidae). – Mitteilungen der Ar- Kuckucksformen nicht als Schädlinge, beitsgemeinschaft westfälischer Entomologen sondern als Elemente einer intakten 26, 1-24. Bielefeld. Lebensgemeinschaft anzusehen sind. Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden- Neben den Bienen nutzen aber auch Württembergs. Band I/II. – 992 S., Stuttgart. 18
Besonders schützenswerte Käferarten im NSG „Ehemaliges Munitionsdepot Friesheimer Busch“ Der Feld-Sandlaufkäfer – Cicindela campestris Von Rolf Hedemann Ö Ich möchte Ihnen diesmal eine weitere besonders geschützte Käferart vorstellen, die im Naturschutzgebiet „Ehemaliges Munitionsdepot Friesheimer Busch“ re- gelmäßig anzutreffen ist. Es handelt sich um den Feld-Sandlaufkäfer (Bild 1). Die Sandlaufkäfer sind eine Unterfami- ser von dem durch Sonnenbestrahlung lie der Laufkäfer (Carabiden) und kom- übererhitzten Erdboden abzuheben men in Mitteleuropa mit zwölf Arten vor. (Bild 2). Sie sind etwa 1 bis 1,5 cm groß, glän- zend grün oder bräunlich gefärbt und Bei den Sandlaufkäfern lässt schon der tragen weiße Fleckenmuster auf ihren Name vermuten, dass die Tiere beson- Deckflügeln. Auffällig sind ihre großen, ders an sandigen Standorten vorkom- hervortretenden Augen, ihre langen men. Die Ansprüche des Käfers bezüg- dünnen Beine und ihre kräftig ausgebil- lich des Standortes sind allerdings deten Kieferzangen (Mandibeln). Diese etwas breiter gestreut. So findet man Merkmale kennzeichnen sie als sehr diese Tiere auch in Kiesgruben, an gut an ihre räuberische Lebensweise Flussufern, auf Feldwegen, ja sogar auf angepassten Tiere. Außerdem ermögli- Moorpfaden habe ich sie schon ange- chen ihnen ihre langen Beine sich bes- troffen. Voraussetzung sind allerdings Bild 1: Cicindela campestris Bild 2 Fotos: Rolf Hedemann 19
genügend vegetationsfreie Flächen, die würde, blieben immer noch 36 m, die in die Tiere für ihre Jagd und Fortpflan- einer Sekunde zurückzulegen wären, zung benötigen. Im Naturschutzgebiet das entspräche einer Geschwindigkeit trifft man die Tiere etwa von April bis von ca. 130 km/h. Oktober regelmäßig auf den erdigen Freiflächen der Begrenzungswälle an, Auch Sandlaufkäfer befinden sich bei wo sie Jagd machen auf andere Insek- ihren Geschwindigkeiten in einem ten. Dabei erbeuten sie alles, was sie Grenzbereich. So können sie mit ihren überwältigen können. Im Friesheimer großen, gut ausgebildeten Augen zwar Busch gehören aber Ameisen zum große Beutetiere bis zu einer Entfer- Hauptbestandteil ihrer Beute. nung von 20 bis 25 cm gut erkennen, beim Ergreifen der Beute müssen sie Zum Fang setzen sie ihre enorme Lauf- allerdings den Hochgeschwindigkeits- geschwindigkeit ein, um die Nahrung lauf kurz stoppen, um die genaue Posi- zu ergreifen. Messungen haben erge- tion der Beutetiere exakt fixieren zu ben, dass sie in der Lage sind, in einer können. Sekunde das 120-fache ihrer Körper- länge zurückzulegen. Ein 1,80 m großer Die Beute wird dann mit den mächtigen Mensch müsste also vergleichbar in ei- 3-fach gezähnten Kieferzangen ergrif- ner Sekunde eine Strecke von 216 m fen, zerlegt und zerkaut. Nicht ohne zurücklegen. Selbst wenn man seine Grund tragen die Sandlaufkäfer im aufrechte Gangweise berücksichtigt Englischen den Namen „tiger beetle“ und nur 30 cm Fußlänge zugrundelegen (Bild 3). Bild 3: Tigerkäfer Cicindela_hybrida_head Foto: Richard Bartz, CC BY-SA 2.5 20
Bild 4 Foto: Rolf Hedemann Versucht man sich den Käfern zu Munitionsdepot Friesheimer Busch“ nähern, so fliegen die scheuen Tiere auch eine zweite geschützte Sandlauf- sehr schnell auf, landen aber nach kur- käferart vor, der kupferfarben gefärbte zer Flugstrecke wieder, um bei erneuter Dünen-Sandlaufkäfer (Cicindela hybri- Annäherung sofort wieder zu starten. da). Er ähnelt in seiner Lebensweise sehr stark der zuvor beschriebenen Art. Bei der Paarung befinden sich die Dabei ist der Dünen-Sandlaufkäfer die männlichen Tiere auf dem Rücken der etwas wärmeliebendere Art und be- Weibchen und umklammern mit ihren vorzugt daher die stärker besonnten Kieferzangen deren Einschnitt zwi- Areale. schen Halsschild und Hinterleib. Dabei werden die sonst so zerstörerischen Mandibeln hierbei nur sehr vorsichtig eingesetzt (Bild 4). Die Eiablage erfolgt dann im Erdboden. Die Larven (Jugendstadien) der Käfer leben dort oberflächennah in Wohn- röhren (Bild 5). Sie ernähren sich eben- falls räuberisch, indem sie vorbeilau- fende Beutetiere blitzschnell ergreifen, in die Röhre ziehen und verzehren. Neben dem Feld-Sandlaufkäfer kommt Bild 5: Sandlaufkäfer Larve im Naturschutzgebiet „Ehemaliges Foto: Stefanie Beyer, NABU Holzminden 21
Vogel des Jahres 2022 Der Wiedehopf von Jochen Hiller Ö Zum zweiten Mal in Folge hat die breite Öffentlichkeit den Vogel des Jahres ge- wählt. Der Wiedehopf hat mit deutlichem Abstand zu seinen vier Mitbewerbern den Sieg eingeflogen (31,9 Prozent). Mit dem Wahlslogan „Gift ist keine Lösung“ machte er bei der Vogelwahl auf den Insektenschwund und die intensivierte Landwirtschaft aufmerksam. Merkmale reiches Bild. Der Wiedehopf hat einen Viele Menschen kennen zwar den Na- Schnabel, der lang und gebogen ist, men, aber nur wenige werden den Wie- sowie eine rostrote Federhaube, die er dehopf schon einmal gesehen haben. bei Erregung oder auch ohne erkenn- Dabei ist er doch eine auffällige Er- baren Grund aufstellen kann. Obwohl scheinung mit kontrastreicher Färbung nur etwa amselgroß, lassen ihn diese und wellenartigem Flug. Merkmale größer erscheinen. Der Körper ist sandfarben und bräun- Seinen ausdauernden Ruf hört man, lich, dazu hat er eine schwarzweiße bevor er zu sehen ist. Ein dunkles Bänderung im Flügel. Besonders im „upupup“ bescherte ihm den wissen- Flug entsteht so ein abwechslungs- schaftlichen Namen Upupa epops. Foto: Ch. Bosch, NABU 22
Nahrung Tage. Aus der Bruthöhle dringt oft ein strenger Geruch, der selbst Marder in Der Wiedehopf ernährt sich überwie- die Flucht schlägt. gend von Insekten, z. B. Feldgrillen, Raupen und Käfern, aber auch von Re- Bestand genwürmern, Spinnen sowie Asseln, die er überwiegend am Boden sucht. Dabei Wie bei vielen anderen Vogelarten auch dreht er auch schon mal Steine um. begann beim Wiedehopf der Bestands- einbruch mit der Intensivierung der Vorkommen Landwirtschaft und der Entfernung al- ter höhlenreicher Bäume, Kopfweiden Nachdem der Wiedehopf im Mittel- oder großer Steinhaufen, wodurch ihm meerraum oder der Südsahara über- heute geeignete Brutplätze fehlen. wintert hat, beginnt im März/April der Rückzug in unsere Brutgebiete. Vieh- Der Bestand in Deutschland wird der- weiden mit Gehölzen, Streuobstwiesen, zeit auf 800 bis 950 Brutpaare ge- kleine Felder, Pferde- und Schafkop- schätzt; in der Roten Liste 2020 wird er peln, aber auch Weinberge und Wald- deshalb in Stufe 3 als „Gefährdet“ ein- ränder sind sein Lebensraum. gestuft. Ob der Wiedehopf zu den Ge- winnern der Klimaerwärmung gehört, Wenn dann eine geeignete Höhle in ei- ist ungewiss. Zwar steigen die Bestän- ner Trockenmauer, einem Holzstapel de bei uns langsam wieder an, das oder einem Baum gefunden ist, werden könnte aber auch auf den engagierten meistens ab Anfang Mai fünf bis sieben Vogelschutz zurückzuführen sein. Eier gelegt, die 16 Tage nur vom Weib- chen bebrütet werden. In dieser Zeit Quellen: wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Nestlingszeit dauert 30 NABU, Liga Vogelschutz 23
Projekt zur Unterstützung der Kommunen beim Insektenschutz von Nick Krahnen, Biologische Station Bonn/Rhein-Erft Ö Im Jahr 2020 wurde von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft das vom Kreis finanzierte Projekt „Unterstützung kommunaler Insektenschutzmaßnahmen“ be- gonnen. Hintergrund ist der starke Rückgang vieler Insektenarten und der Insek- tenbiomasse, der auch im Rhein-Erft-Kreis sowohl in städtischen als auch länd- lichen Bereichen zu beobachten ist. Ziel des Projektes ist, Kommunen und Bürger des Rhein-Erft-Kreises bei der Planung und Umsetzung von Fördermaß- nahmen für Insekten zu beraten und zu unterstützen. Hintergrund des Projektes mehr als 75 % der weltweit angebauten Nahrungspflanzen in Qualität oder Er- Das seit einigen Jahren diskutierte The- trag von Insekten beeinflusst werden ma des Insektensterbens ist nach wie (IPBES, 2016). Daneben sorgen sie als vor aktuell und wird auch in den kom- Zersetzer für einen ausgewogenen menden Jahren eine große Herausfor- Stoffkreislauf in unseren Ökosystemen, derung für den Natur- und Artenschutz indem sie z. B. totes Pflanzenmaterial sein. Mehr als 40 % der Insektenarten konsumieren und für andere Organis- auf der Roten Liste haben einen lang- men verwertbar machen. Zusätzlich fristig rückläufigen Bestandstrend (Ries stellen sie selbst die Nahrungsgrundla- et al., 2019). Viele aktuelle Studien un- ge vieler weiterer Tiergruppen, wie Vö- termauern den schon lange bekannten gel oder Amphibien dar und sind somit dramatischen Rückgang von Insekten die Basis für einen erfolgreichen Arten- in verschiedenen Lebensräumen – so- schutz. Nicht zuletzt sind viele Insekten wohl in Deutschland als auch in Europa wichtig für die biologische Schädlings- (Hallman et al., 2017; Wynhoff et al. bekämpfung in der Landwirtschaft. 2021). Angestoßen durch die bekannte „Krefelder Studie“ ist das Thema auf den Zum Projekt unterschiedlichsten gesellschaftlichen und politischen Ebenen angelangt. Das Projekt „Unterstützung kommuna- ler Insektenschutzmaßnahmen“ wird Insekten und andere Gliederfüßer sind durch zusätzliche finanzielle Mittel des ein unverzichtbarer Teil einer funktionie- Rhein-Erft-Kreises getragen. Es konnte renden und im Gleichgewicht stehen- durch das Engagement von Politik und den Umwelt. Viele Arten sind wichtige Verwaltung realisiert werden, die seit Bestäuber unserer Wild- und Kultur- vielen Jahren versuchen, den Insekten- pflanzen. Ohne sie ist die Produktion schutz in den Kommunen voranzubrin- von ausreichenden Mengen an Obst- gen und die Öffentlichkeit für das The- und Gemüse nicht mehr möglich, da ma zu sensibilisieren. Nachdem im ers- 24
ten Projektjahr 2020 coronabedingt der Schülerinnen und Schüler artenrei- leider nur wenige der geplanten öffent- che Blühwiesen auf dem Schulgelände lichen Veranstaltungen stattfinden entstehen, wodurch sie an die umfas- konnten, wurden in 2021 ein Insekten- sende Thematik des Insektenschutzes seminar im Umweltzentrum Friesheimer herangeführt werden. Außerdem sollen Busch und zwei Becherlupenexkursio- für Mitarbeiter der Kommunen, die für nen an der Gymnicher Mühle und am den Bereich Grünflächen- und Gehölz- Entenfang in Wesseling durchgeführt. pflege zuständig sind, Fortbildungsver- Für das dritte Projektjahr 2022 sind anstaltungen zum Thema Insekten- wieder viele öffentliche Veranstaltungen schutz angeboten werden. Sie sind die- geplant. So sollen zum Beispiel mit wei- jenigen, die einen entscheidenden Ein- teren Becherlupenexkursionen und Se- fluss auf eine ökologisch sinnvolle minaren sowohl die kleinsten Entdecker Flächenpflege nehmen können. Im als auch ambitionierte Erwachsene für Rahmen einer kompakten Fortbildung das Thema begeistert werden. In die- sollen Impulse gesetzt werden, um sem Sinne steht auch ein geplantes zukünftig mit einfachen Maßnahmen ei- Projekt am Goldenberg Europakolleg in ne insektenfreundlichere Pflege von Wesseling. Dort sollen unter Einbezug Parks, Friedhöfen oder Gehölzen in den Gemeines Blutströpfchen (Zygaena filipendulae) fotografiert auf einer extensiv ge- nutzten Wiese in Brühl. Foto: Nick Krahnen 25
Kommunen durchzuführen. Dazu zählt in Zusammenarbeit mit dem Kreis und auch Aufklärungsarbeit der Öffentlich- den Kommunen an einem Flyer, der keit, denn worüber sich Wildbiene und aufzeigen soll, wie man seinen Schot- Co. freuen, ärgern sich einige Bürgerin- tergarten mit einfachen Mitteln ökolo- nen und Bürger. Außerdem arbeiten wir gisch aufwerten kann. Quellen: • C. A Hallmann, M. Sorg, E. Jongejans, H. Siepel, N. Hof- land, H. Schwan, W. Sten- mans, A. Müller, H. Sumser, T. Hörren, D. Goulson, H. de Kroon, (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. PLoS ONE 12(10). • IPBES (2016): The asses- sment report of the Intergo- vernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services on polli- nators, pollination and food production. S.G. Potts, V.L. Imperatriz-Fonseca, and H. T. Ngo (eds). Secretariat of the Intergovernmental Science- Policy Platform on Biodiversi- ty and Ecosystem Service, Bonn, Germany. 552 pages. • M. Ries, T. Reinhardt, U. Nig- mann, S. Balzer, (2019): Ana- lyse der bundesweiten Roten Listen zum Rückgang der In- sekten in Deutschland. Natur und Landschaft. Bd. 6 + 7. S. 236-244. • I. Wynhoff, D. Hoare, S. Ellis, (2021): The decline of butter- flies in Europe: Problems, sig- Bei einem Infostand vor dem Rathaus in Wesseling nificance, and possible Soluti- konnten viele Bürger*innen über das Thema Insek- ons. Proceedings of the Na- tenschutz im Garten aufgeklärt werden. tional Academy of Sciences. Foto: Nick Krahnen 26
Nicht nur die Schmetterlinge flogen... von Gisela Wartenberg Bei der Wiesenwerkstatt im Um- Für die Kinder war es ein Abenteuer un- weltzentrum Friesheimer Busch war es ter vielen während dieser drei Tage. Am gleich ein ganzer Pavillon, den eine ersten Tag erfuhren sie, was eine Wiese Windbö in die Luft hob und einige Me- nicht ist: Kein kurz geschnittener Ra- ter weiter unsanft zu Boden purzeln sen, und auch kein Mohn- und Korn- ließ. Zum Glück kam niemand zu Scha- blumenfeld, so schön es anzusehen ist den, außer dem Pavillon. Den hatten wir und auch den Insekten hilft. Eine Wiese gerade umgesetzt, weil am vorherigen ist ganz viel mehr. Nur eine Tüte mit Sa- Platz noch mehr Wind wehte, und be- men ausstreuen, und in ein paar Wo- vor die Füße wieder fixiert waren – sie- chen hat man eine blühende Wiese, he oben! dafür braucht es schon etwas mehr Bild 1: Kinder mit Schmetterlingsnetzen auf der Wiese im Umweltzentrum Foto: M. Jung 27
Zeit, mitunter Jahre. Im Umweltzentrum lernten sie gleich mehrere unterschied- liche Wiesentypen kennen: Magerwie- se, Fettwiese, Feuchtwiese und vor al- lem den Wiesenkreis im NABUnten Garten. Auf jedem Wiesentyp findet man spezielle Pflanzen, die an diesen Standort angepasst sind. Viele Pflanzen hatten sie noch nie gesehen bzw. deren Namen gehört. Da halfen die vielen Be- stimmungsbücher, und wer ganz sicher gehen wollte, fragte die Betreuer Gisela Wartenberg, Rolf Hedemann oder Marion Jung. Wo Pflanzen wachsen, finden sich auch Tiere, vor allem Krabbeltiere. Da waren die Kinder bei Rolf Hedemann an der richtigen Adresse. Seit einigen Jahren erforscht er die Käfer im Naturschutz- Bild 2: Großes Heupferd auf Margeriten- gebiet (NSG) Ehemaliges Munitionsde- blüte Foto: G. Wartenberg pot Friesheimer Busch. Natürlich kennt Bild 3: Hochwasser vor der NAJU-Hütte Foto: G. Wartenberg 28
Bild 4: Reiche Ernte aus dem NABUnten Garten Foto: D. Dreyer-Rogers er sich auch mit anderen Insekten gut oder bohrten unterschiedlich große aus. Der Vormittag im NSG war super Löcher in Holzklötze. spannend – überall sprangen große und kleine Grashüpfer und Heupferde Am schönsten aber waren für manche herum, flatterten Schmetterlinge wie die reichlich bemessenen Mittagspau- Großes Ochsenauge, Schornsteinfeger sen. Einige zogen mit Lupenglas und oder Feuerfalter, um nur einige zu nen- Schmetterlingsnetz los, andere pflück- nen. Auf den Blüten naschten die ver- ten einen bunten Wiesenstrauß oder sie schiedensten Insekten Nektar. Obwohl saßen ganz versunken und schnitzten die Kinder nur einen ganz kleinen Teil an Holzstöcken. des NSG sehen konnten – spätestens hier haben sie erfahren, wie vielfältig Viel zu schnell waren die drei Tage um, und spannend eine Wiese ist. und alle nahmen Abschied am Lager- feuer mit Stockbrot. Mit Eifer waren sie beim Bau der Insek- tenhotels zugange, banden Bündel aus Eine Woche später stand das ganze Pflanzenstängeln, Schilf und Bambus Gelände um die NAJU-Hütte unter 29
Wasser. Der Weg war weggeschwemmt und Birnensaft und Gelees. Und dazwi- und lag als großer Schotterhaufen auf schen immer fleißig genascht! dem Vorplatz, die Stühle an der Feuer- stelle standen im Wasser. Wie durch ein Im NABUnten Garten wurden Kartoffeln Wunder blieb die NAJU-Hütte selbst ausgebuddelt, Möhren und Porree ge- trocken, so dass in den Herbstferien zogen und schließlich die Kürbisse ge- wieder die beliebte Erntewerkstatt erntet. Daraus kochten alle gemeinsam stattfinden konnte. eine leckere Suppe. Hier dreht sich traditionell das meiste Aus Kastanien, Hagebutten und ande- um den Apfel. Ein Rundgang durch den ren Wildfrüchten entstanden lustige Obstbaumlehrpfad mit viel Wissens- Fantasiefiguren, und zum Schluss beim wertem, z. B. wo die Heimat unserer Lagerfeuer wurde sogar Stockbrot aus Obstbäume ist, über Apfelsorten (es selbstgemahlenem Mehl gebacken. Da gibt über 1.000 davon), Züchtung und lebten auch die vier Kinder aus Famili- Vermehrung und natürlich der Ernte. en, die vom Hochwasser betroffen wa- Die wurde in den nächsten Tagen verar- ren, auf. Sie waren selbstverständlich beitet zu Apfelchips, Apfelmus, Apfel- von der Teilnahmegebühr befreit! Bild 5: Fabelwesen Foto: G. Wartenberg 30
Naturdetektive, ein Jahresrückblick – Was war das für ein Jahr! Ö Erst konnten wir auf Grund der Corona-Schutzmaßnahmen keine Veranstaltun- gen durchführen. Also musste eine neue Idee über eine andere Medienform aus- probiert werden, was zwar erfolgreich war und Spaß gemacht hat, aber es konnte nun einmal nicht das gemeinsame Erleben ersetzen. Dann, als es wieder losge- hen konnte, eine Unwetterlage, die wieder einen Termin unmöglich machte. Aber so ist es nun einmal und Humor ist, wenn man trotzdem fröhlich bleibt. Dafür haben aber die durchführbaren Kontakt Termine umso mehr Spaß gemacht. Wir haben Rosenkäfer bei ihrem Flug zuge- Heike Fischer sehen und zugehört, haben mit Ab- E-Mail: stand herrlich gebastelt und so man- heike.fischer-erftstadt@t-online.de ches Wunder der Natur erkundet. Was wir besonders her- vorheben möchten ist, dass die Kinder vorbild- lich mit dem Thema Mas- ke und Hygiene umge- gangen sind! Sie waren fröhlich und der Umgang mit dieser Thematik, war einfach eine Selbstver- ständlichkeit. Ein ganz großes DANKE an dieser Stelle an die Kinder. Ihr seid einfach KLASSE! Nun, sitzen wir wieder bei den Vorbereitungen für das neue Jahr für Euch. Es erwarten Euch wieder neue Projekte, Spiele und Erkundungen. Alles Liebe und bis bald Euer Naturdetektive-Team 31
Eine muntere Truppe – die NAJU „Adleraugen“ im Friesheimer Busch Ö Insektensommer und Zeit für Schmetterlinge, Arbeit an unseren Tümpeln und an der Trockenmauer im Biotop neben der Kiesgrube hinter dem Friesheimer Busch, Apfelsaft pressen, Nistkästen reinigen, gebrannte Mandeln herstellen – alles wie all die Jahre vorher bei den NAJU-Adleraugen. Wirklich alles wie vorher? Die gebrann- ten Fenster eingebaut werden, und ten Mandeln waren nur für uns selbst zwar, bevor im Frühjahr die nächste bestimmt, denn die Waldweihnacht am Hornissengeneration dort einzieht. Bei 2. Advent fiel erneut aus. Die Nistkäs- Wespen und Hornissen, das solltet ihr ten hatten wir im Vorjahr wegen des wissen, überwintern nämlich nur die Lockdowns gar nicht mehr reinigen Königinnen an einem geschützten Ort. können, und manches sah darin schon ziemlich vergammelt aus. Es gab aber Lange mussten wir nach dem erneuten auch Überraschungen, wie die zwei Lockdown auf unser erstes Treffen in Nistkästen, in denen Wespen ein Nest 2021 warten. Erst im Juni war es wieder gebaut hatten. Und als wir das Dornen- möglich, weil draußen die Coronaregeln gestrüpp hinter der NAJU-Hütte besei- besser einzuhalten sind. Tag der Offe- tigen wollten, kamen uns Hornissen be- nen Tür und Herbstfest im Umweltzen- drohlich nahe, die sich hinter dem trum fielen ebenfalls aus. Und dann Fensterrahmen in der Holzverschalung rauschte auch noch das Hochwasser einquartiert hatten. Höchste Zeit, dass Mitte Juli durch das Umweltzentrum. bald die (bereits fertigen) neuen, dich- Wir hatten Glück. Zwar waren etliche 32
Wege zerstört, so auch der zur NAJU- freitags alle zwei Wochen von 16.30- Hütte, und die Feuerstelle wurde zum 18.30 Uhr im Umweltzentrum Fries- Tümpel, aber die NAJU-Hütte blieb heimer Busch, außer in den Ferien. Wer trocken. Zum Glück, denn die NAJU- interessiert ist, melde sich bitte bei: Adleraugen haben Zulauf, trotz Coro- na – einige Kinder, die bei den Ferien- Kontakt werkstätten im Sommer und Herbst auf den Geschmack gekommen sind. Gisela Wartenberg Tel. 0 22 35/7 14 64 Auch Gisela Wartenberg hat Hilfe bei E-Mail: gisela@wartenberg1.de der Gruppenleitung bekommen. Peter oder unter www.nabu-rhein-erft.de Schultes und Otmar Ophoven unter- stützen sie seit dem Herbst abwech- selnd bei den Gruppenstunden. Inzwischen sind die älteren der Gruppe und natürlich die Betreuer alle geimpft. Aber seitdem die dunkle Jahreszeit be- gonnen hat, heißt es drinnen wieder „Masken auf“, außer, wenn der Topf mit dem heißen Apfelpunsch gebracht wird. Hoffen wir, dass wir in 2022 alle Treffen durchführen können. Wir, die NAJU- Adleraugen, Kinder und Jugendliche ab acht Jahren, treffen uns normalerweise 33
Tauchen im Biotop von Peter Schultes Ö Seit ca. 20 Jahren ist es immer das gleiche. Im März, April wenn das Frühjahr sich ankündigt, werde ich schon unruhig. Sind die Kröten und Molche schon im Was- ser? Soll ich schon mal meine Tauchsachen und meine Kamera fertig machen? Lohnt sich der weite Weg zu meinem Lieblingssee? Frühling in Sicht Die Kröten sind auch schon da. Die Männchen versuchen ein Weibchen zur Die Fragen lassen sich nur durch nach- Paarung zu finden. schauen beantworten. Also los geht’s zum See. Das Wasser ist kalt – ca. 4 bis Die Kröten verlassen das Gewässer 6 °C sind es. Beim Abtauchen sehe ich wieder recht schnell. Später werden nur schon die ersten Molche die kurz zur noch die Laichschnüre an den Ästen Oberfläche schwimmen, Luft holen und oder im Gras bleiben. Weshalb ich in sich langsam auf den Boden sinken dieser Zeit doch häufiger hier tauche. lassen. Unken soll es hier auch geben. Die sind mir aber noch nie begegnet. Bergmolch 34
Faszinierende Molche ihnen ein tolles Ausse- hen verleiht. Die Kie- Es gibt drei Arten menbüschel werden von Molchen hier im sich wieder zurück- See. Den Faden- bilden, wenn die molch, den Teich- Larve groß und zum molch und den Lungenatmer wird. Bergmolch. Der Bergmolch ist das Getümmel nach schönste Tier. Mit sei- einigen Tagen rv e ner blauen Färbung und orangem Bauch hebt lc hla Im See wimmelt es nun Mo er sich von den anderen ab. von Kaulquappen, Molchlar- ven und Wasserflöhen. Die er- Es ist faszinierend, die kleinen Drachen wachsenen Molche machen nun Jagd bis in den Sommer zu beobachten. Die auf die unendlich vielen Wasserflöhe, Molchpaare stehen sich gegenüber und um sich noch mal satt zu fressen. das Männchen wedelt mit seinem Schwanz dem Weibchen die Duftstoffe Wenn wir einen nassen und schneerei- entgegen. Später werden die Larven chen Winter hatten, wird der See bis mit ihren Kiemenbüscheln da sein, was Juli Wasser haben. Dann fällt er Kröten 35
trocken. Dadurch haben chen, um dem Biotop die Amphibien im See nicht zu schaden. Die keine Fressfeinde. Fi- Möglichkeit, einen Zy- sche gibt es nicht. klus des Lebens zu Der Grundwasser- beobachten, gibt es spiegel reguliert die nur hier. Deshalb ist Wassermenge des es oft faszinierender Sees. hier zu sein als im warmen Wasser zu Ich bin nur Gast und tauchen. Beobachter in diesem See und kein Biologe. Meine Fotos versuche ich links: Bergmolch spiegelt möglichst vorsichtig zu ma- sich an der Oberfläche. 36
Erweiterung des Phantasialands geht in eine neue Runde von Matthias Petran Ö Überraschend hat im Dezember 2021 der Landtag auf Antrag der Fraktionen CDU und FDP mehrheitlich beschlossen, das Waldstück um den Ententeich für die Erweiterung des Phantasialands zu veräußern. Damit könnte der Freizeitpark seine Fläche um 14 ha oder um 50 % erweitern. Über 20 Jahre hat sich das Verfahren schlossen. So wird es mindestens bis hingezogen. Neben der Bürgerinitiative 2025 keine Erweiterung des Freizeit- „50.000 Bäume“ hat sich vor allem der parks auf Kosten des Waldes geben. NABU immer gegen die Erweiterung in Vielleicht wird es auch eine Änderung den Villewald und die Entwidmung ei- der Mehrheitsmeinung im Landtag nes Naturschutzgebiets gestellt. Im nach der NRW-Wahl geben. Will man Verlauf des Verfahrens wurde von der politisch eine zweite Welle von Demons- Bezirksregierung die ursprünglich ge- trationen wie im Hambacher Forst ris- forderte Fläche von 28 ha auf 14 ha kieren? Wird nicht nach den immer reduziert und das Dreieck zwischen heftigeren Wetterereignissen der Klima- A 553 und der Bundesstraße als Kom- wandel für alle fühlbar? Daher muss promiss vorgeschlagen. Dieser wurde nach Auffassung des NABU der Land- vom Regionalrat einstimmig vor sechs schaftsverbrauch begrenzt werden und Jahren genehmigt. Es fehlte nur noch das ganz besonders in Naturgebieten. die Entscheidung des für den Forst zu- ständigen Ministeriums. Diese ist nun Auch hat das Phantasialand offenbar plötzlich durch Mehrheitsentscheid im die vergangenen 20 Jahre gut über- Landtag herbeigeführt worden. standen. Damals hatte ein Gutachten das wirtschaftliche Überleben des Mittlerweile haben sich nach der letzten Parks ohne eine großflächige Erweite- Kommunalwahl in Brühl die Mehrheiten rung in Frage gestellt. Stattdessen geändert. Die rotgrüne Ratsmehrheit bekommt es immer wieder positive hat vereinbart, keine Bebauungspläne Bewertungen und Auszeichnungen für eine Erweiterung auf Kosten des Vil- auch dafür, dass es seine Attraktionen lewaldes in dieser Ratsperiode zu ge- auf begrenztem Raum präsentiert! nehmigen und dies im Rat auch so be- 37
Sie können auch lesen