Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL

Die Seite wird erstellt Anton Seeger
 
WEITER LESEN
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
1

Vielfalt und Antidiskriminierung in
 der Fanarbeit – Ein Ideenratgeber
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
IMPRESSUM
  Redaktionsleitung:     Robert Claus, Andreas Kahrs, Daniel Lörcher
                                                                                             4   Vorwort
Weitere Autor_innen:     Annika Eckel, Cristin Giessler, Björn Hegemann, Sina Resch, Maik
                         Strothmüller, Julia Ebert                                           5   Einleitung

                                                                                             6   Diskriminierung entgegentreten und Vielfalt fördern
           V.i.S.d.P.:   Robert Claus, Andreas Kahrs, Daniel Lörcher
                                                                                             8   Vielfalt und Antidiskriminierung – Themen für Fanbeauftragte
                         c/o Borussia Dortmund (KGaA)
                         Borussia Dortmund                                                  10   Vier Säulen der Arbeit für Vielfalt und gegen Diskriminierung
                         Rheinlanddamm 207-209
                         44137 Dortmund
                                                                                            12   Rassismus
            Auflage      1000 Exemplare                                                     14   Sexismus
                                                                                            16   Homophobie
              Stand:     März 2016
                                                                                            18   Antisemitismus
             Layout:     Christoph Löffler / chloephoto.de / ch.loe@emdash.org                20   Feindlichkeit gegenüber Menschen mit Behinderung
                                                                                            22   Antiziganismus – Diskriminierung von Roma und Sinti
           Lektorat:     Stephan Lahrem

                                                                                            24   Was tun gegen Rechte Gewalt
                                                                                            26   Sanktionen
                                                                                            28   Umgang mit rechten Provokateur_innen
   Finanziert durch:

                                                                                            30   Wie wird ein Projekt entwickelt?

                                                                                            32   Good Practice I – Gedenkstättenprojekte
                                                                                            36   Good Practice II – Workshop zur Projektentwicklung mit Vertreter_innen der
                                                                                                 Fanszene, Vereinsoffiziellen und externen Partner_innen
                                                                                            40   Good Practice III – Beispiele aus den Bundesligen
 In Kooperation mit:
                                                                                            44   Good Practice IV – Internationaler Ausblick: Antidiskriminierungsarbeit in England
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
4                                                                                                                                                                                                                                                                                5

                                                                                                                                          EINLEITUNG
VORWORT
                                                                                                                                          Montagmorgen, die Arbeitswoche beginnt.        Herausforderungen. Denn sie sollen stets       mäßig politisieren zu wollen. Doch geht
                                                                                                                                          Du kommst ins Büro, schaltest den Com-         mit den aktuellen Entwicklungen Schritt        es unseres Erachtens einzig darum, die im
                                                                                                                                          puter an und checkst den Facebook-Ac-          halten, sowohl bei den Themen der aktiven      Grundgesetz verankerten Menschenrechte
                                                                                                                                          count der Fanbeauftragten. Dabei stößt         Fanszene als auch bei allen anderen Be-        zu schützen und den Gedanken von aktiver
                                                                                                                                          du auf folgenden Eintrag in der Timeline,      langen im weiten Feld der Fanarbeit. Und       Teilhabe zu fördern.
                                                                                                                                          in dem sich Teilnehmer_innen einer Sta-        dazu gehört auch das Verhalten gegenüber       Diese Broschüre ist gedacht als Hilfe zur
                                                                                                                                          diontour beschweren: „Was macht dieser         verschiedenen Formen von Diskriminie-          Praxis: Sie soll Ideen und Anregungen lie-
                                             Zudem verbindet der Sport Menschen ver-        schiedlicher Geschlechter, Sexualitäten,      Verein eigentlich gegen Rassismus? Auf         rung.                                          fern, um eigene Projekte zu verwirklichen,
                                             schiedener Herkunft und mit unterschied-       Religionen, Sprachen in unserer Gesell-       der Stadiontour gestern rastete eine Frau so   Viele Fanszenen haben sich in den vergan-      Wissen vermitteln, um diese inhaltlich
                                             lichem Hintergrund. Denn in den Stadien        schaft? Und wie genau sieht das in unseren    dermaßen aus wegen uns. Sie wollte, dass       genen Jahrzehnten sehr positiv entwickelt      gut auszugestalten, und Hinweise geben,
                                             treffen sich Woche für Woche Menschen          Fanszenen aus? Dies sind Kernfragen unse-     wir unsere Rucksäcke abgeben und durch-        und aktiv gegen Diskriminierung Stellung       wo weitere Informationen und Beispiele
                                             verschiedener Berufe, generationenüber-        rer gesellschaftlichen Verantwortung. Denn    suchen lassen und dass wir am besten gar       bezogen, unter anderem durch Spruchbän-        für „good practice“ zu finden sind. Dem-
                                             greifend Frauen, Männer und Familien, mit      Anerkennung, Respekt und Teilhabe sind        nicht an der Tour teilnehmen. Und zeigte       der und antirassistische Turniere. Doch        entsprechend ist die Broschüre aufge-
                                             unterschiedlichen Pässen und Sprachen. Sie     zentrale Werte einer lebendigen Demokra-      dabei immer auf meine Frau, die ein Kopf-      damit ist es noch nicht getan, denn immer      baut: Einleitenden Texten zu den Themen
                                             alle bringt der Fußball miteinander in Kon-    tie.                                          tuch trägt. Sie war nicht zu beruhigen und     wieder kommt es zu Diskriminierungen           Antidiskriminierung und Vielfalt folgen
                                             takt. So sind die Fanszenen immer auch ein     Zugleich hat sich auch die Arbeit der Fan-    sagte immer wieder, sie habe Angst vor uns.    unterschiedlichster Art. Was folgt daraus      Einführungen zu einzelnen Formen von
                                             Spiegelbild unserer Gesellschaft.              beauftragten erweitert. In ihrer professio-   Geht’s noch? Die Tourguides standen nur        für die Fanarbeit? Wie vielfältig sind unse-   Diskriminierung, wie Rassismus und Sexis-
                                             Und das verändert sich. Laut Statistischem     nellen Rolle sehen sie sich stets mit neuen   stammelnd rum und baten uns am Ende,           re Fanszenen? Spiegeln sie die Gesellschaft    mus. Außerdem thematisieren wir den
                                             Bundesamt lebten 2014 rund 16,5 Millio-        Herausforderungen konfrontiert. So werfen     selber unsere Rucksäcke abzugeben, damit       wider? Was kann Fanbetreuung tun, um           Umgang mit Rechtsextremismus, rechter
                                             nen Menschen mit Migrationshintergrund         Menschen mit unterschiedlichen Hinter-        die Frau runterkommt. Wir sind geschockt.      Vielfalt und Antidiskriminierung zu för-       Gewalt und rechten Provokateur_innen auf
                                             in Deutschland. Das macht einen Anteil         gründen und Bedürfnissen auch neue, viel-     Wir werden uns den nächsten Stadionbe-         dern?                                          Facebook und geben Tipps zur Entwick-
                                             von 20,3 Prozent an der Gesamtbevölke-         fältige Fragen auf. Fanbetreuung kann zur     such gut überlegen müssen.“                    Konkreter gefragt und mit Bezug auf die        lung von Projekten. Zu guter Letzt führen
                                             rung – Tendenz steigend. So ist die Arbeit     Beantwortung dieser Fragen viel beitragen.    Der Vorfall hat sich tatsächlich zugetragen    alltägliche Arbeit: Wie kann Fanbetreuung      wir einige Beispiele für „good practice“ an,
Gesellschaft wird vielfältiger.              gegen Rassismus ein gesellschaftlich über-                                                   – kurz nach den Anschlägen in Paris Ende       stärker auf die Interessen von Migrant_in-     auch aus England. Zu allen Texten gibt es
                                             aus wichtiges, gleichzeitig aber auch pola-    Thomas Schneider,                             2015. Wie reagiert eine zeitgemäße Fanar-      nen, von Menschen nicht-weißer Haut-           hilfreiche Fragen, praktische Hinweise und
Fanbetreuung ebenso.                         risierendes Thema. Es war eines der ersten     Leiter Fanangelegenheiten der DFL             beit darauf? Kontaktieren die Fanbeauf-        farbe, von Frauen, Homosexuellen und           Tipps für Informationen und Anlaufstellen.
Fußball ist ein gesellschaftliches Großer-   sozialen Anliegen, die der Fußball vor über    (Deutsche Fußball Liga)                       tragten die Betroffenen und entschuldigen      Behinderten eingehen? Wie kann Fanbe-          Wir wünschen euch viel Spaß bei der Lek-
eignis. Mehr als 13 Millionen Menschen       20 Jahren, zu Beginn der 1990er Jahre , für                                                  sich im Namen des Vereins? Werden diese        treuung Betroffene von rechter Gewalt un-      türe und ermuntern euch zu vielen fanta-
besuchten die Spiele der Bundesliga und      sich entdeckt hat.                                                                           gar auf eine zweite Stadiontour oder zu ei-    terstützen? Wie kann Fanbetreuung zielge-      sievollen Aktivitäten!
der 2. Bundesliga in der Saison 2014/15.     Doch hat sich über die Jahre der Blick er-                                                   nem Spiel eingeladen? Erhalten die Guides      richtet Projekte entwickeln und umsetzen,
Viele weitere Millionen verfolgten sie im    weitert. Arbeit gegen Diskriminierung und                                                    eine Schulung, um sie auf den Umgang mit       um die Vielfalt der Kurven zu stärken und
TV. Keine andere Sportart vermag es in       Rassismus wurde ergänzt durch den Fokus                                                      Diskriminierungen vorzubereiten?               die Fanszenen für Diskriminierung zu sen-
Deutschland, derart viele Menschen für       auf Vielfalt. Wie sieht es aus mit den Teil-                                                 Unsere Gesellschaft wird immer vielfältiger,   sibilisieren? So manches Mal stehen solche
sich zu begeistern.                          habemöglichkeiten von Menschen unter-                                                        und das stellt die Fanbeauftragten vor neue    Fragen im Verdacht, die Fanszenen über-
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
6                                                                                                                                                                                                                                                                                      7

DISKRIMINIERUNG ENTGEGENTRETEN
UND VIELFALT FÖRDERN
Was ist Diskriminierung?
Unterscheidung, Trennung, Abgrenzung
sind laut Duden zwar auch Synonyme
für das lateinische Wort Diskriminierung,
                                               Gruppen bestimmte Merkmale zugeschrie-
                                               ben, die zu einer verzerrten Wahrnehmung
                                               und negativen Bewertung dieser Gruppen
                                               und ihrer Angehörigen führen. Verknüpft
                                               mit dieser Vorstellung „der anderen“ wird
                                                                                              Antidiskriminierung bedeutet demgegen-
                                                                                              über, Diskriminierung in jeder Form zu
                                                                                              verhindern bzw. gegen sie einzuschreiten.
                                                                                              Dafür braucht es Sensibilität, Charakter
                                                                                              (und gelegentlich Mut) sowie ein unterstüt-
                                                                                                                                               anerkennen wollen. Auch hier sind Unter-
                                                                                                                                               schiede zwischen Menschen wichtig, wie
                                                                                                                                               etwa ethnische und kulturelle Herkunft,
                                                                                                                                               Geschlecht, Gesundheit/Behinderung, se-
                                                                                                                                               xuelle Orientierung, Alter. Aber anders als
                                                                                                                                                                                              Was hindert Mädchen daran, aktiv in der
                                                                                                                                                                                              Ultragruppe mitzumischen? Wieso kommt
                                                                                                                                                                                              der Rollifahrer nicht mit zu Auswärtsspie-
                                                                                                                                                                                              len? Und dann ist in einem zweiten Schritt
                                                                                                                                                                                              zu überlegen: Was kann das Team, was
                                                                                                                                                                                                                                              verbindet es mit dem Respekt für den an-
                                                                                                                                                                                                                                              deren. Ausgrenzung und Diskriminierung
                                                                                                                                                                                                                                              sind das Gegenteil. Wir wollen stattdessen
                                                                                                                                                                                                                                              mehr Teilhabe an der Organisation, ein in-
                                                                                                                                                                                                                                              tensiveres Miteinander und eine vielfältige-
doch längst hat sich im alltäglichen Sprach-
                                               meist eine Aufwertung der Gruppe, der          zendes Umfeld.                                   bei der Diskriminierung geht es eben nicht     können die Fans tun, um das zu ändern?          re Kurve. Für alle.
gebrauch die negative Bedeutung des Be-
                                               man sich selbst zugehörig fühlt. Das ist                                                        darum, den Menschen starre, stereotype         Die Auseinandersetzung mit Vorurteilen,
griffs durchgesetzt: Mit Diskriminierung ist
immer eine Herabsetzung und Benachtei-         sozusagen der „Gewinn“ bei der Diskrimi-       Vielfalt gegen Diskriminierung                   Gruppenmerkmale zuzuschreiben, son-            Diskriminierungen und deren Auswirkun-
ligung einer bestimmten gesellschaftlichen     nierung: Die eigene Gruppe bzw. Gruppen-       „Bunt statt braun“ war und ist ein beliebter     dern ihre unterschiedlichen individuellen      gen sollte auf einer persönlichen Ebene er-
Gruppe gemeint, die zumeist anhand von         identität wird deutlich abgegrenzt und er-      Titel lokaler Bündnisse gegen Rechts und        Fähigkeiten und Talente als Bereicherung       folgen, aber auch in der Organisation bzw.
Hautfarbe, Herkunft, Alter, Geschlecht, Re-    hält einen höheren Stellenwert.                 ein Slogan bei Demonstrationen gegen            wahrzunehmen und anzuerkennen.                 im Verein vorangetrieben werden. Das geht
                                               Diskriminierungen finden sich tagtäglich        Aufmärsche von extrem Rechten. Der men-         Immer wieder haben in der Geschichte           nicht von heute auf morgen. Dafür braucht
ligion, sexueller oder politischer Orientie-
rung definiert wird.                           auf zwischenmenschlicher, struktureller         schenverachtenden und diskriminierenden         soziale Gruppen für ihre Anerkennung           es einen langen Atem, ein systematisches        Mehr Infos:
Diskriminierung ist nicht nur ein fester       oder institutioneller Ebene: Was für ein        Ideologie der Neonazis wird eine bunte          und Chancengleichheit gekämpft, wie bei-       Vorgehen sowie viel Geduld und Arbeit,
Bestandteil extrem rechter Weltbilder, son-    behinderter Schuss, sagt der eine Spieler       Welt entgegengestellt, in der es vielfältige    spielsweise die Frauen- oder die Schwu-        wenn man die Struktur der Gruppe bzw.           Antidiskriminierungsstelle der Bundes-
dern ist auch in der Mitte der Gesellschaft    zum anderen nach dem verpatzten Elfer;          Lebensformen und Identitäten gibt.              lenbewegung. Damit solche Bewegungen           Organisation verändern und öffnen will,         regierung:
präsent. Der schwulenfeindliche Witz ist       Homosexuellen wird die nötige Härte zum         Vielfalt, Diversität, interkulturelle Öffnung   erfolgreich sein können und Vielfalt sich      um mehr Teilhabe zu ermöglichen.                www.antidiskriminierungsstelle.de
schnell erzählt, der sexistische Spruch über   Fansein aberkannt; Frauenteams bekom-           oder Diversity-Management sind Vorstel-         etablieren kann, müssen Hürden und Zu-         Vielfalt ist kein Allheilmittel, sondern eine
Frauen beim Fußball kommt unter Kum-           men weniger Trainingszeiten als Männer-         lungen und Konzepte, die Diskriminierung        gangsbarrieren abgebaut werden. Auf den        Chance für das alltägliche Zusammenleben        Charta der Vielfalt:
pels in der Kurve beiläufig über die Lippen.   mannschaften. Von der diskriminierenden         und Ausgrenzung entgegenwirken, Chan-           Fußball und die Fanarbeit bezogen heißt       – am Arbeitsplatz ebenso wie in der Kurve.       www.charta-der-vielfalt.de
Diskriminierung basiert auf Stereotypen        Einstellung zur aktiven Ausgrenzung von         cengleichheit verschiedener Gruppen si-         das, gemeinsam zu überlegen, weshalb so        Vielfalt erfordert das aktive Eintreten für
und Vorurteilen. Dabei werden sozialen         Personen ist es oft nur ein kleiner Schritt.    chern und unterschiedliche Lebensweisen         wenig Migrant_innen in den Fanclubs sind.      ein gleichberechtigtes Miteinander und
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
8                                                                                                                                                                                                                                                                                     9

VIELFALT UND
ANTIDISKRIMINIERUNG
                      Themen für Fanbeauftragte

Die Arbeit der Fanbeauftragten hat sich in      beigetragen, mindestens einen, in der ers-    die Arbeit für Vielfalt und gegen Diskrimi-   halb der Fanszene anstoßen und begleiten:      Bedürfnisse und Wünsche, während diese            wicklung innerhalb der Bremer Fanszene
den letzten zehn Jahren enorm verändert.        ten Liga zwei Fanbeauftragte einzustellen     nierung ein. Denn sie sind das Bindeglied     durch Veranstaltungen, Aktionsspieltage        für Dritte, auch für Vereinsverantwortliche       beigetragen. Auch Dortmund ist als positi-
Grundlegende Aufgaben wie Spieltagbe-           (viele Vereine beschäftigen sogar mehr).      zwischen Fans und Verein und somit nicht      und andere Formate, an denen sich nach         häufig nicht sichtbar sind, solange keine         ves Beispiel zu nennen, wo vom Verein ge-
treuung, Fanclubbetreuung und Ansprech-         Mit der Anzahl an Fanbeauftragten steigt      zu ersetzen, wenn es darum geht, im Verein    Möglichkeit Fans aktiv beteiligen können.      entsprechenden Aktionen (Spruchbänder,            tragene Projekte wie Gedenkstättenfahrten
partner für Verein und Fans zu sein sind        die Möglichkeit, ein breiteres Aufgabenfeld   und seinem Umfeld ein Gesamtprojekt für       So kann eine für Vielfalt offene Atmosphä-     Choreos etc.) im Stadion stattfinden. Daher       und Aktionsspieltage von den Fanbeauf-
zwar geblieben, doch die Arbeit der Fanbe-      abzudecken. Dadurch sind sie heute in der     Vielfalt voranzubringen.                      re innerhalb des Clubs und seiner Fanszene     ist der Verein gut beraten, die Meinungen         tragten in einem breiten Netzwerk organi-
auftragten ist umfänglicher und intensiver      Lage, die Themen Vielfalt und Antidiskri-                                                   geschaffen werden.                             seiner Fanbeauftragten ernst zu nehmen,           siert werden.
geworden. Das Aufgabenfeld hat sich aus         minierung mehr als früher in den Fokus        Ein Gesamtprojekt                                                                            um die aktuelle Situation und mögliche            Dennoch dürfen negative Entwicklungen
zwei Gründen erweitert: Zum einen hat sich      ihrer Arbeit zu rücken.                       Grundlegend für die Stärkung der Vielfalt     Fannähe als wichtigste Eigen-                  Entwicklungen innerhalb der eigenen               nicht übersehen werden. An einigen Stand-
die Arbeit professionalisiert. Fanbeauftrag-    Eine ähnliche Entwicklung lässt sich bei      ist eine entsprechende Positionierung des                                                    Fanszene zu (er-)kennen und darauf re-            orten versuchen extreme Rechte immer
te sind heute oftmals Projektmanager_in,        den Vereinen beobachten. Viele haben          Vereins. Sie strahlt auf unterschiedliche     schaft der Fanbeauftragten                     agieren zu können. Ohne die Fanbeauftrag-         wieder, die Meinungshoheit in der Kurve
Sozialarbeiter_in und Servicedienstleister_     mittlerweile erkannt, dass eine große An-     Gruppen aus: in erster Linie auf die Mitar-    Besonders wichtig für die Vermittlungsrol-    ten ist eine zielgerichtete Arbeit für Vielfalt   zu erobern. Gerade dort sind Einfühlungs-
in in einer Person. Zum anderen haben sich      hängerschaft und eine große Attraktivität     beiter_innen des Vereins und seine Organi-     le der Fanbeauftragten ist ihre Nähe zu den   und gegen Diskriminierung nicht möglich,          vermögen, umsichtiges Agieren und eine
die Fanszenen ausdifferenziert: Mehr Frau-      auch eine große soziale Verantwortung         sationskultur sowie auf die eigene Fanszene    Fans. Diese drückt sich durch Akzeptanz       die auf die spezifischen Anforderungen der        gute Kenntnis der Fanszene seitens der
en besuchen die Stadien, Homosexuelle           mit sich bringen, denn Fans orientieren       und ihre Strukturen, in zweiter Linie auf      und Respekt seitens der Fanszene aus. Vom     eigenen Fanszene abgestellt sein muss.            Fanbeauftragten äußerst wichtig. In diesen
gründen eigene Fanclubs, viele Vereine ha-      sich stark am Handeln ihres Vorbilds, in      die Öffentlichkeit und die Partner (Siehe      Verein organisierte Projekte und Aktionen                                                       Situationen sollten einerseits die Selbstre-
ben überregionale, teilweise internationale     diesem Fall an ihrem Verein bzw. seinen       S.10 - Das 4-Säulen-Konzept).                  werden gerade von der aktiven Fanszene        Auf einem guten Weg                               gulierungsprozesse der Fanszene möglichst
Fanszenen. Eine moderne und zeitgemäße          Angehörigen. Im Gegenzug stehen Vereine,      In diesem Prozess nehmen die Fanbeauf-         schneller angenommen, wenn sie von den        Viele Vereine haben gezeigt, wie sehr es          weitgehend unterstützt und denjenigen der
Fanarbeit muss den vielschichtigen Anfor-       die sich offenen Diskriminierungen durch      tragten eine zentrale Rolle bei der Ver-       Fanbeauftragten ausgehen. Ebenso ist die      von Vorteil sein kann, die Fanbeauftragten        Rücken gestärkt werden, die sich für Viel-
derungen gerecht werden, um den guten           ihre Anhängerschaft nicht entgegenstel-       mittlung zwischen den Entwicklungen des        Nähe zu den Fans wichtig, um (Hinter-         miteinzubeziehen. So hat zum Beispiel die         falt und gegen Diskriminierung einsetzen.
Kontakt mit den vielfältigen Fanszenen zu       len, inzwischen schnell in der öffentlichen   Clubs und seiner Fanszene ein. Der Verein      grund-)Gespräche zu führen. Denn Fanbe-       Neustrukturierung der Arbeit der ^Fan-            Andererseits muss es Mittel der Sanktionie-
halten und zu fördern. Das umfasst auch         Kritik. Um mit diesen Herausforderun-         ist durch seine Positionierung in der Lage,    auftragte tragen – bewusst oder unbewusst     beauftragten von Werder Bremen im Jahr            rung geben, auf die im Zweifelsfall zurück-
das Engagement gegen Diskriminierung,           gen angemessen umzugehen, beziehen die        den Druck von Fans zu nehmen, die sich        – Ansichten des Vereins in die Fanszene und    2010 dazu geführt, dass die bestehenden           gegriffen werden kann. (Siehe S. 24: Was
damit sich alle Teile der Fanszene bestmög-     Vereinsverantwortlichen neben den Abei-       gegen Diskriminierung und extrem rechte        umgekehrt. Das sollte jeder Verein für die    antidiskriminierenden Projekte und Akti-          tun gegen rechte Gewalt). Antidiskriminie-
lich entwickeln können.                         lungen Kommunikation, Marketing und           Ideologie engagieren; er kann sie ein Stück    Verbreitung seiner Werte nutzen.              vitäten fest im Verein verankert und stetig       rungsarbeit bleibt ein Spannungsfeld. Für
Zu der genannten Entwicklung hat auch          „Corporate Social Responsibility“ (CSR)        weit schützen. Darüber hinaus kann der         Zudem kennen Fanbeauftragte sehr gut          weiterentwickelt wurden. Diese Neustruk-          das die Fanbeauftragten gewappnet sind.
die Anforderung der DFL an die Vereine          zumeist auch die Fanbeauftragten mit in       Verein einen Prozess der Öffnung inner-        die Situation in der Anhängerschaft, ihre     turierung hat zu einer sehr positiven Ent-
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
10                                                                                                                                                                                                                                               11

VIER SÄULEN
DER ARBEIT FÜR VIELFALT
UND GEGEN DISKRIMINIERUNG                               Fanarbeit
                                                        Fanarbeit dient der Vernetzung, Informati-
Viele Vereine der 1. und 2. Bundesliga                  on, Betreuung und Bildung von einzelnen
machen Aktionen gegen Diskriminierung                   Fans und Fangruppen. Zudem vermittelt
und Rechtsextremismus, die zumeist auf                  sie zwischen den Interessen des Vereins
ihre jeweilige Fanszene abzielen und mit                und denen der Fans, versucht Kompromis-
denen sie versuchen, Gewalt vorzubeugen.                se, gemeinsame Werteraster und Perspekti-
Zugleich sind solche Aktivitäten immer in               ven zu entwickeln. Fanarbeit zielt darauf ab,
die größere Welt des Vereinsuniversums                  positive und antidiskriminierende Grup-
eingebettet und wirken am stärksten, wenn               pen innerhalb der Fanszene zu stärken, zu
sie Teil eines Gesamtkonzepts „Vielfalt und             aktivieren und zu unterstützen. Gleichzei-
Antidiskriminierung“ sind. Deshalb ist es               tig engagiert sich Fanarbeit für eine struk-
sinnvoll, wenn diese Aktionen eine dop-                 turelle Öffnung der Fanszenen hin zu mehr
pelte Stoßrichtung haben – gegen konkrete               Vielfalt, Teilhabe und Anerkennung.
Diskriminierungen und zugleich für eine                 Hierbei sind drei Handlungsebenen zu un-
strukturelle Öffnung der Vereinswelt auf                terscheiden: erstens Prävention (darunter
allen Ebenen für Minderheiten und Vielfalt.             fallen alle Maßnahmen, um für Diskrimi-
Begreift der Verein diese Herausforderung               nierungen zu sensibilisieren bzw. sie zu                                                                                                       Netzwerkarbeit
als Querschnittsaufgabe, agiert er am bes-              verhindern), zweitens Früherkennung (sie                                                        Interne Maßnahmen                              Um die Arbeit zum Thema „Vielfalt und
ten gleichermaßen in vier Handlungsfel-                 dient dazu, negative Entwicklungen durch                                                        Interne Maßnahmen dienen der Sensibili-        Diskriminierungen“ nachhaltig und auf
dern.                                                   gute Kommunikation mit der Fanszene             PR- und Öffentlichkeitsarbeit                   sierung, Weiterbildung und Qualifizierung      mehreren Ebenen zu etablieren, ist es un-
                                                        rechtzeitig beobachten und einschätzen zu       PR- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins       der Mitarbeiter_innen des Vereins im Be-       abdingbar, sich mit anderen Akteuren in
                                                        können), drittens Intervention (sie ist im      dient dazu, die eigenen Aktivitäten in der      reich „Vielfalt und Diskriminierungen“. Sie    der Stadt zu vernetzen. Dazu gehören sozi-
                                                        Ernstfall notwendig, um mittels Sanktio-        Öffentlichkeit bekannt zu machen. Ziel ist      sollen dabei helfen, sowohl themenrelevan-     ale Träger, zivilgesellschaftliche Initiativen,
                                                        nen oder durch das Aufzeigen alternativer       es, ein selbstbewusstes Profil zu entwickeln    te Geschehnisse sachkundig zu erkennen         NGOs, Sportvereine und Sponsoren. Es gilt,
 Arbeit gegen Diskriminie-                              Handlungsmöglichkeiten einzuschreiten).         und die Botschaft zu vermitteln, dass der       als auch im eigenen Arbeitsbereich adäquat     neue Partnerschaften aufzubauen und be-
                                                        Bezogen auf konkrete Maßnahmen stellen          Verein zur Lösung vorhandener Probleme          und handlungssicher auf sie reagieren zu       stehende zu pflegen. Auf diese Weise kön-
 rung in Sport und Fansze-                              sich folgende Fragen:                           durch zielgerichtetes Handeln beiträgt. Die     können. Zudem wird über die Personalpo-        nen Aktivitäten und Herausforderungen
                                                                                                        PR- und Öffentlichkeitsarbeit soll mög-         litik eine Kultur der Offenheit und Vielfalt   gemeinsam geschultert werden. Netzwerk-
 nen:                                                   • Organisiert euer Verein Veranstaltungen,
                                                          um für Diskriminierung zu sensibilisie-       lichst viele Akteure in der Vereinswelt dazu    hergestellt.                                   partner bringen ihre Expertise ein und stär-
                                                          ren?                                          bringen, sich für Vielfalt und gegen Diskri-    Bezogen auf konkrete Maßnahmen stellen         ken die Wirkung der eigenen Maßnahmen.
 Vielfalt bei der Fifa:                                                                                 minierung zu engagieren.                        sich folgende Fragen:                          Bezogen auf konkrete Maßnahmen stellen
 www.de.fifa.com/sustainability/an-                     • Was tut die Fanbetreuung, um an der           Bezogen auf konkrete Maßnahmen stellen                                                         sich folgende Fragen:
 ti-discrimination.html                                   Vielfalt der Fanszene mitzuwirken?            sich folgende Fragen:
                                                                                                                                                        • Verfügt euer Verein über ein Leitbild, in    • Nimmt euer Club, zum Beispiel in Person
                                                        • Haben die Fanclubs einen Passus in ihrer                                                        dem Antidiskriminierung und Vielfalt           der Fanbeauftragten, am Runden Tisch
 Deutsche Sportjugend gegen Rechts-                       Satzung, der gegen Diskriminierung und                                                          thematisiert werden?                           gegen rechts der Stadt teil, oder hat euer
                                                                                                        • Hat euer Club öffentlich gegen Diskrimi-
 extremismus:                                             Rechtsextremismus Stellung bezieht?             nierung und Rechtsextremismus Position                                                         Club gar ein eigenes Gremium zur Ver-
 w w w. d s j . d e / h a n d l u n g s f e l d e r /                                                                                                   • Werden Mitarbeiter_innen in den The-
                                                        • Wird in eurem Fanrat über diskriminie-          bezogen?                                                                                       netzung?
 praevention/rechtsextremis-                                                                                                                              menbereichen geschult?
                                                          rende Vorfälle gesprochen?                    • Reagiert euer Club öffentlich auf Vorfälle,                                                  • Gibt es Kooperationen mit Jugendbil-
 mus-im-sport/vereine-und-verbaen-                                                                                                                      • Kennen die Ordner_innen die Beklei-
                                                        • Begleitet ihr die Social-Media-Profile eu-      wenn es geboten ist?                                                                           dungsträgern oder einschlägigen Opfer-
 de-stark-machen                                                                                                                                          dungsmarken der extremen Rechten und
                                                          rer Fanclubs, und tauscht ihr euch regel-                                                                                                      beratungsstellen?
                                                                                                        • Führt euer Club Aktionsspieltage gegen          die Fanshopmitarbeiter_innen die Zah-
 Materialen der Koordinationsstelle                       mäßig mit ihnen über das Thema aus?             Diskriminierung durch?                          lencodes der rechten Szene?                  • Ist euer Club Teil lokaler Willkommens-
 Fanprojekte:                                           • Habt ihr Sanktionsmöglichkeiten für dis-                                                                                                       bündnisse?
                                                                                                        • Richten sich die Werbemaßnahmen an            • Gibt es Ansprechpartner_innen in der
 www.kos-fanprojekte.de/index.ph-                         kriminierende Vorfälle?                                                                         Geschäftsstelle?
                                                                                                          unterschiedliche Fanszenen?
 p?id=material-antidiskriminierung
                                                                                                                                                        • Ist Vielfalt ein Thema für die Personalab-
                                                                                                                                                          teilung und Teil der Personalpolitik?
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
12
                                                                                                                                                                                                                                           Was tun?                                       13
                                                                                                                                                                                                                                           Gegen Rassismus sollte zum einen prä-
                                                                                                                                                                                                                                           ventiv gearbeitet werden. Dies kann durch
                                                                                                                                                                                                                                           Veranstaltungen, Workshops und Lesungen
                                                                                                                                                                                                                                           geschehen. Gerade in Bezug auf Fußball
                                                                                                                                                                                                                                           gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von
                                                                                                                                                                                                                                           Referent_innen, aktiven Fanprojekten und
                                                                                                                                                                                                                                           Autor_innen, die für Veranstaltungen zur
                                                                                                                                                                                                                                           Verfügung stehen.
                                                                                                                                                                                                                                           Darüber hinaus muss gegen rassistische
                                                                                                                                                                                                                                           Sprüche, Banner und Sprechchöre sowohl
                                                                                                                                                                                                                                           im als auch außerhalb des Stadions sichtbar
                                                                                                                                                                                                                                           interveniert werden. Sinnvolle Instrumente
                                                                                                                                                                                                                                           und Orte hierfür sind zum einen die Sta-
                                                                                                                                                                                                                                           dionordnung und die Satzung für offizielle

RASSISMUS
                                                                                                                                                                                                                                           Fanclubs, zum anderen aber auch der Fan-
                                                                                                                                                                                                                                           rat und die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.
                                                                                                                                                                                                                                           Und nicht vergessen: Es ist sinnvoll, die
                                                                                                                                                                                                                                           Menschen miteinzubeziehen, die von Ras-
                                                                                                                                                                                                                                           sismus betroffen sind. Das können einzelne
                                                                                                                                                                                                                                           Fans oder auch ganze Fanclubs sein. Der
                                                                                                                                                                                                                                           Austausch über ihre Sichtweisen und Be-
                                                                                                                                                                                                                                           dürfnisse lohnt sich und führt zu neuen
                                                                                                                                                                                                                                           Ideen.

                                                                                                                                                                                                                                           Wo gibt es Unterstützung
                                                                                                                                                                                                                                           oder gute Beispiele?
                                                                                                                                                                                                                                           • Kampagne der Fanabteilung von Borussia
                                                                                                                                                                                                                                             Dortmund gegen Rassismus: www.bvb.de/
                                                                                                                                                                                                                                             Fans/Fanabteilung/Kein-Bier-fuer-Rassis-
Gehörten in den 1990er-Jahren sogenannte       2006 in Deutschland. Patrick Owomoyela          lich längst widerlegte Idee zugrunde, dass      eigene Gruppe aufzuwerten sowie Herr-         Nicht zuletzt durch das große Engagement
                                                                                                                                                                                                                                             ten
Affenlaute bei der Beschimpfung schwarzer      musste sich gerichtlich mit der NPD ausei-      es menschliche Rassen gäbe, von denen           schaftsverhältnisse zwischen Mehrheiten       der Fanszenen und Bundesligaclubs für
Spieler_innen noch zum Repertoire vieler       nandersetzen, die sein DFB-Trikot auf Ka-       die weiße die zivilisierteste und daher zur     und Minderheiten festzuschreiben. Und er      Flüchtlinge.                                  • Die Ausstellung „Tatort Stadion“ des
Kurven, vernimmt man solche heute nur          lendern mit der Aufschrift „Weiß ist nicht      Herrschaft berufene sei. Schwarze Men-          ist bequem – man kann sich mit ihm ganz       Wichtig ist somit nicht nur eine Auseinan-      Bündnisses Aktiver Fußballfans (BAFF)
                                                                                                                                                                                                                                             beschäftigt sich auch mit Rassismus: www.
noch äußerst selten. Das liegt auch daran,     nur eine Trikotfarbe“ versehen hatte. Und       schen mit Bananen zu bewerfen soll sie mit      einfach die Welt erklären.                    dersetzung mit Rassismus in Form persön-
                                                                                                                                                                                                                                             tatort-stadion.de
dass sich eine Reihe von Organisationen in     Kevin-Prince Boateng verließ nach rassis-       Affen gleichsetzen und somit an das untere                                                    licher Anfeindungen und Beleidigungen,
den vergangenen 25 Jahren die Auseinan-        tischen Anfeindungen von Zuschauern_in-         Ende der Bevölkerungshierarchie stellen,        Aktiv gegen Ausgrenzung und                   sondern auch auf struktureller Ebene. Im      • Der SV Babelsberg 03 betreut gemeinsam
                                                                                                                                                                                                                                             mit seinen Fans ein Flüchtlingsteam: www.
dersetzung mit rassistischen Äußerungen        nen während eines Spiels den Platz, zusam-      die nach vermeintlich biologischen oder                                                       Fußball heißt das konkret: Sind die Ver-
auf die Fahnen geschrieben hat. So enga-       men mit seinen Mannschaftskollegen vom          genetischen Merkmalen von Menschen              Abwertung                                     eine und Fanszenen fähig, mit kulturellen,
                                                                                                                                                                                                                                             babelsberg03.de/mannschaften/welco-
                                                                                                                                                                                                                                             me-united-03
giert sich das Bündnis Aktiver Fußballfans     AC Mailand. Heute sind offen rassistische       (etwa Hautfarbe) konstruiert ist.               Wenn jemand beleidigt, bedroht oder ange-     religiösen und sozialen Unterschieden
(BAFF) seit seiner Gründung 1993 gegen         Äußerungen zwar seltener geworden, je-          Eine weitere, heute gesellschaftlich verbrei-   griffen wird, braucht er die Unterstützung    umzugehen? Was bedeutet die vielfältigere     • Willkommen im Fußball, Programm der
                                                                                                                                                                                                                                             DFL: www.bundesliga.de/de/liga/news/
Rassismus, andere zogen nach. Auch der         doch nicht verschwunden. Noch immer             tetere Form des Rassismus ist der „kultura-     anderer, um der Situation nicht allein aus-   Zusammensetzung der Mannschaften und
                                                                                                                                                                                                                                             willkommen-im-fussball-integrationspro-
DFB wartete 1992 mit seiner ersten Akti-       geistert das Wort „Neger“ durch die Stadi-      listische Rassismus“. Hier geht es nicht um     geliefert zu sein. Dabei sollten sich auch    Fanszenen für die alltägliche Arbeit – von      gramm.jsp
on zum Thema auf. Nach dem Pogrom in           en oder werden türkischstämmige Spieler        „Rassen“, sondern um eine Hierarchie der         Nichtbetroffene solidarisch gegen jegliche    der Fanbetreuung über die Vereinsleitung
Rostock-Lichtenhagen, als ein Wohnheim         als „Knoblauchfresser“ beschimpft.              Kulturen bzw. Kulturkreise. Beispielsweise      Formen von rassistischen Äußerungen           bis hin zur PR-Abteilung? Haben wirklich
vietnamesischer Vertragsarbeiter_innen                                                         werden Menschen mit türkischem Migra-           zeigen. Viele Fankurven haben sich mitt-      alle die gleichen Chancen und Möglichkei-     Weitere Informationen
von einem rechten Mob tagelang belagert        Was ist Rassismus?                              tionshintergrund als südländisch, faul          lerweile gegen Rassismus positioniert, um     ten, sich im Fußball, seinen Organisationen   Mittlerweile existiert in jeder größeren
und schließlich angezündet worden war,         Grundsätzlich behandelt Rassismus Men-          oder temperamentvoll bezeichnet. Ihnen          gemeinsam gegen Abwertungen und Aus-          und seinen Fanszenen zu engagieren und        Stadt in Deutschland ein interkultureller
reagierte der DFB mit dem heute etwas an-      schen nicht als Individuen, sondern als         wird schnell ein vermeintlich „überhöhtes       grenzung anzugehen. Das forderten im          an ihnen teilzuhaben?                         Rat (oder Ähnliches), in dem die lokalen
tiquiert wirkenden Slogan „Mein Freund         Angehörige einer ethnischen, nationalen,        Ehrgefühl" sowie ein „spezielles Verhält-       Spätsommer 2015 auch das Team des FC          Viel ist bereits auf den Weg gebracht und     Organisationen von Migrant_innen und
ist Ausländer“.                                kulturellen oder religiösen Gruppe – und        nis zu Frauen“ zugeschrieben und mit ih-        Schalke 04, Spieler der Nationalmannschaft    einiges noch zu tun. Wenn sich im Fußball     Menschen, die sich mit Rassismus beschäf-
Schwarze Spieler_innen müssen sich seit        unterstellt, dass sich aus dieser Gruppenzu-    rer kulturellen Prägung begründet. Auch         sowie seit mehreren Jahren die Uefa in ei-    sowie in den Fanszenen Aktive über die un-    tigen, zusammenkommen. Auch hier lohnt
jeher gegen rassistische Sprüche und Belei-    gehörigkeit unveränderliche Eigenschaften,      hier zählt nicht der Blick auf den einzelnen    gens produzierten Videospots.                 verzichtbaren demokratischen Grundsätze       sich der Kontakt!
digungen wehren. Und gegen merkwürdige         Fähigkeiten oder Charakterzüge ableiten.        Menschen, sondern die Annahme, jemand           Die Gesellschaft wie auch die Fanszenen im    des Zusammenlebens einig sind, werden         • Initiative Schwarzer Deutscher: www.is-
Fragen. Berühmt geworden ist die Reaktion      Damit verbunden ist immer eine Wertung:         könne aufgrund seiner Herkunft oder sei-        Einwanderungsland Deutschland verän-          sie am Ende gestärkt aus der Auseinander-       donline.de
der Frankfurter Legende Anthony Yeboah         Eine Gruppe, meist die eigene, ist mehr         ner Sozialisation nur so sein bzw. handeln,     dern sich ständig. Laut Statistischem Bun-    setzung um Rassismus und Ausgrenzung
                                                                                                                                                                                                                                           • Bundesarbeitsgemeinschaft der „Regiona-
auf die Frage eines Journalisten, ob er denn   wert als die andere. Die Begründungen für       wie es das eigene Vorurteil postuliert. Da-     desamt hatten 2014 rund 16,5 Millionen        hervorgehen. Gemeinsam können sie ge-
                                                                                                                                                                                                                                             len Anlaufstellen für Bildung, Integration
schon wie ein deutscher Musterbürger           die Wertigkeit können ganz unterschied-         bei wird außer Acht gelassen, dass die gege-    Menschen, also etwa 20 Prozent der Bevöl-     gen diskriminierende Äußerungen han-            und Demokratie“ (RAA): www.bag-raa.de
wohne: „Soll ich etwa ein Lagerfeuer im        lich sein: rückständiger Islam vs. moder-       bene Beschreibung des Ehrgefühls und des        kerung, einen Migrationshintergrund. Sind     deln.
Wohnzimmer machen?“ Viele Spieler taten        ne westliche Welt oder schwarze vs. weiße       besonderen Verhältnisses zu Frauen genau-       bisher die Fanszenen, das Personal der Ver-                                                 • Koordinationsstelle   der     Fanprojek-
                                                                                                                                                                                                                                             te - www.bisp-surf.de/discovery/Record/
es ihm gleich. Gerald Asamoah bezeichnete      Hautfarbe.                                      so gut auf rechte Hooligans zutrifft.           eine und die Stadionbesucher_innen noch                                                       WE020140700136
Yeboah als sein Vorbild und wehrte sich ge-    Die oben aufgeführten Zitate sind Beispiele     Rassismus erfüllt somit im Alltag zwei ganz     überwiegend weiß, so wird sich die verän-
gen rassistische Anfeindungen in Rostock,      für einen klassischen bzw. biologistischen      wesentliche Funktionen: Er ist nützlich,        derte Bevölkerungsstruktur in den kom-                                                      • Interkultureller Tag im Lernzentrum des
                                                                                                                                                                                                                                             BVB: www.bvb-lernzentrum.de/ein-ball-
kurz nach der Fußball-Weltmeisterschaft        Rassismus. Diesem liegt die wissenschaft-       um durch die Stigmatisierung anderer die        menden Jahren auch in den Stadien zeigen.
                                                                                                                                                                                                                                             eine-welt
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
14                                                                                                                                                                                                                                                                                         15

SEXISMUS
Während die antirassistische Arbeit im
Fußball auf nunmehr über 20 Jahre Er-
fahrung und breite Bündnisse zurückbli-
cken kann, haben Gruppen, die sich gegen
Sexismus positionieren, noch keine ganz
so lange Geschichte. Die Abwertung von
Frauen und auch Männern, die nicht dem
                                               orts zahlreiche Frauen. Auf den Druck, sich
                                               selbst und das eigene Fußballfachwissen in
                                               anderer Form als die männlichen Fans be-
                                               weisen zu müssen, hat unter anderem das
                                              „Netzwerk F_in“ (Netzwerk Frauen im Fuß-
                                               ball) aufmerksam gemacht. Der vermeint-
                                               liche Unterschied wird auch gerne durch
                                                                                               Männlichkeit wird über Weiblichkeit ge-
                                                                                               stellt und Eigenschaften werden gegenein-
                                                                                               ander auf- oder abgewertet. Physische und
                                                                                               geistige Stärke, Risikobereitschaft und Mut
                                                                                               stehen beispielhaft für die männliche Ge-
                                                                                               schlechterrolle und im Gegensatz zu weib-
                                                                                               lichen Zuschreibungen wie zum Beispiel
                                                                                                                                                Aktiv gegen Ausgrenzung und
                                                                                                                                               Abwertung
                                                                                                                                               Um sexistische Herabwürdigungen erken-
                                                                                                                                               nen zu können, braucht es sensible Anten-
                                                                                                                                               nen. Daher kann ein erster Schritt sein, die
                                                                                                                                                                                                 Was tun?
                                                                                                                                                                                                 Das Fußballstadion sollte ein Ort sein, an
                                                                                                                                                                                                 dem sich alle Menschen, gleich welchen
                                                                                                                                                                                                 Geschlechts, selbstverständlich aufhal-
                                                                                                                                                                                                 ten können. Es ist darauf hinzuarbeiten,
                                                                                                                                                                                                 dass sich Fanszenen für alle Geschlecht-
                                                                                                                                                                                                 sidentitäten öffnen und nicht nur eine
                                                                                                                                                                                                 bestimmte Form von Männlichkeit An-
                                                                                                                                                                                                 erkennung findet. Gibt es aktive Frauen
                                                                                                                                                                                                 in der Fanszene, die sich organisieren
                                                                                                                                                                                                                                               Wo gibt es Unterstützung
                                                                                                                                                                                                                                               oder gute Beispiele?
                                                                                                                                                                                                                                               • Fankampagne des HSV „Fußball ist
                                                                                                                                                                                                                                                 für alle da. Sexismus aus den Köpfen
                                                                                                                                                                                                                                                 kicken“
                                                                                                                                                                                                                                               • Die Ausstellung „Tatort Stadion“ des
                                                                                                                                                                                                                                                 Bündnisses Aktiver Fußballfans
                                                                                                                                                                                                                                                 (BAFF) beschäftigt sich auch mit
                                                                                                                                                                                                                                                 Sexismus: www.tatort-stadion.de
gewünschten Bild entsprechen, ist im Kon-      Merchandise-Produkte unterstrichen: Rosa        Zartheit, Friedfertigkeit, Zaghaftigkeit und    eigene Wahrnehmung zu reflektieren. Ver-          möchten und die dabei Unterstützung
text Fußball nach wie vor gang und gäbe.       Schals ersetzen dann die Vereinsfarben und      Familiensinn.                                   stehe ich einen „Klapps“ auf den Hintern als      brauchen? Wie kann die Sichtbarkeit von       • Die AG Antidiskriminierung des
Dass bei der Antidiskriminierungsarbeit        kostenloser Sekt das Stadionbier. Medien-       Dieses hierarchische System funktioniert        harmlos oder gar „nett gemeint“ oder als          Frauen und Mädchen in den Kurven er-            SV Werder Bremen: www.werder-
gegen Sexismus nur langsam Fortschritte        wirksame Kampagnen unter dem Motto              nur, indem Gegensätze konstruiert werden.       sexuelle Belästigung? Lasse ich Begriffe wie      höht werden? Gleichzeitig ist es wichtig,       fans-gegen-rassismus.de
gemacht werden, liegt nicht an den in-        „sex sells“, wie beispielsweise der Slogan von   Das heißt auch, die eine Seite braucht die     „Fotze“ oder „Hurensohn“ unkommentiert             ein Bewusstsein für Sexismus zu schaffen      • Eine Veranstaltungsreihe des Fanpro-
zwischen zahlreichen Initiativen, die seit     Hannover 96, „Ich bin 96, weil Kurven sexy      andere, um sich zu inszenieren. Als „männ-      stehen, oder mache ich auf die Abwertung,         und in den entsprechenden Situationen           jekts Trier und des AStA: „Foulspiel
Jahren mit öffentlichkeitswirksamen Akti-      sind“, stilisieren Frauen zu Sexobjekten. Der   lich“ deklarierte Werte wie Härte, Kraft,       die darin steckt, aufmerksam und bringe           darauf hinzuweisen, zu intervenieren            in Zeitlupe – für einen Fußball ohne
onen auf das Thema aufmerksam machen.          weibliche Körper als sexualisiertes Objekt      Ratio, Stärke kann es in dieser Form nur        die eigene Ablehnung zum Ausdruck? Es             und Betroffenen zu helfen. Spruchbän-           Rassismus, Homophobie und Sexis-
Vielmehr liegt es an einem fehlenden ge-       findet sich auch in Form der Gummipuppe         geben, wenn man sie ganz klar von den als       gehört Mut dazu, über frauenverachtende           der und Sprechchöre mit sexistischem            mus“, darin der Vortrag von Martin
sellschaftlichen Konsens, Sexismus als Dis-    wieder, die gern mit dem verfeindeten Ver-      Gegensatz konstruierten „weiblichen“ At-        Witze nicht zu lachen, sondern Stellung zu        Inhalt sollten nicht unkommentiert blei-        Thiele: „Machobranche Fußball! –
kriminierung zu erkennen und dagegen           einsnamen geschmückt und „gefickt“ wird.        tributen abgrenzen kann. Die Abwertung          beziehen und die Rolle des „Spielverderbers“      ben. Des Weiteren kann durch öffentlich-        Über traditionelle Geschlechterrol-
vorzugehen.                                                                                    des sogenannten Weiblichen trifft aber          zu übernehmen. Dabei ist Sexismus so we-          keitswirksame Aktionen auf Sexismus             len in einem männlich dominierten
Sexistische Diskriminierungen zeigen sich     Was ist Sexismus?                                nicht nur Frauen, sondern auch diejenigen       nig ein „Frauenproblem“, wie Rassismus das        hingewiesen werden, beispielweise durch         Sport“
auf unterschiedliche Weise und reichen        Sexistische Diskriminierung ist kein Phä-        Männer, denen „weibliche“ Eigenschaften         Problem von nicht-weißen Menschen ist.            Vorträge oder Workshops. Je mehr Men-         • Discover Football Club fördert Frau-
von Nichtwahrnehmung bis hin zu sexuali-      nomen, das es nur im Stadion gibt, sondern       oder Verhaltensweisen zugesprochen wer-         Infolgedessen ist es auch kein Thema, das         schen für das Thema sensibilisiert sind,        enfußball: www.discoverfootball.de
sierten körperlichen Übergriffen. So waren    ein gesellschaftliches Problem. Sexismus         den: „weiche“, empfindsame oder sensible        nur von Frauen thematisiert werden kann           desto selbstverständlicher wird Sexismus
Frauen schon immer Teil des Fußballpub-       beschreibt dabei jede Art von Diskriminie-       Männer, die dem konstruierten männli-           oder muss. Es braucht solidarische Bünd-          als Diskriminierung wahrgenommen              Informationen
likums. Sie machen aktuell etwa ein Drittel   rung, die sich gegen das Geschlecht eines        chen Idealbild nicht entsprechen. Auch          nisse, um gemeinsam gegen diese Form von          und nicht mehr als normaler Zustand be-
                                                                                                                                                                                                                                               • KoFaS-Projekt „Kicks für Alle! Fußball.
der Zuschauer_innen im Stadion und etwa       Menschen oder die damit verbundenen              schwulen Männern wird Männlichkeit per          Diskriminierung vorzugehen. Fanszenen,            trachtet. Letztlich gilt: Je mehr Frauen an     Fanszenen. Geschlechtervielfalt“: www.
die Hälfte bei Übertragungen vor den Fern-    Erwartungen und stereotypisierten Rollen         se abgesprochen und Heterosexualität zum        beispielsweise aus Bremen oder Babelsberg,        den Fanszenen teilhaben, umso größer            kicks-fuer-alle.de
sehern aus. Dennoch tauchen sie in Erzäh-     richtet. Erwartungen also, die sich an der       wesentlichen Bestandteil des männlichen         setzen hier bereits positive Akzente. Initiati-   und bunter werden die Kurven.
                                                                                                                                                                                                                                               • Netzwerk F_in (Netzwerk Frauen im
lungen rund um den Fußball nur selten         Frage orientieren, was „richtige Männer“         Idealbildes stilisiert.                         ven von Fans, die sich durch ihre antisexis-
                                                                                                                                                                                                                                                 Fußball): www.f-in.org
auf. Das Unsichtbarmachen von Frauen im       und „richtige Frauen“ sind bzw. was als                                                          tische Positionierung mit Anfeindungen
Kontext Fußball kann bereits als eine Form    typisch weiblich und typisch männlich gilt.                                                      konfrontiert sehen, gilt es, in ihrem Engage-                                                   • Koordinationsstelle der Fanprojekte
von Sexismus betrachtet werden. Auch un-      Aus diesen geschlechtlichen Zuschreibun-                                                         ment zu unterstützen.                                                                             www.kos-fanprojekte.de/index.ph-
                                                                                                                                                                                                                                                 p?id=material-fussball-geschlecht
ter den aktiven Fans finden sich mancher-     gen folgen Wertungen und eine Hierarchie;
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
16                                                                                                                                                                                                                                                                                            17

HOMOPHOBIE
 Hier ein „schwuler Pass“, dort „der schwu-
 le Schiri“, andernorts die gesungene Ent-
 gleisung „Ihr seid alle homosexuell …!“:
„Schwul“ als Schimpfwort ist sowohl ge-
 sellschaftlich als auch im Stadion eine der
 am wenigsten hinterfragten Abwertungen.
 Dabei besagen Studien, dass 5 bis 10 Pro-
 zent der Menschen homosexuell sind. Es ist
                                                  rende irrationale Angst und eine damit
                                                  einhergehende feindliche Haltung gegen
                                                  gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Ho-
                                                  mophobie ist dabei nicht im klinischen
                                                  Sinne als Angst zu verstehen, sondern als
                                                  gesellschaftlich verankerte Abneigung und
                                                  Feindseligkeit gegen Lesben und Schwule.
                                                  Aus diesem Grund ist auch immer öfter die
                                                                                                  mal als diskriminierend wahrgenommen
                                                                                                  werden (zum Beispiel ein „schwuler Pass“),
                                                                                                  aber auch physische und psychische Gewalt,
                                                                                                  bis hin zu Verfolgung und Mord. Nach wie
                                                                                                  vor ist die Selbstmordrate von schwulen,
                                                                                                  lesbischen und bisexuellen Jugendlichen
                                                                                                  viermal höher als die von heterosexuellen
                                                                                                  Jugendlichen. Ungleichbehandlung und
                                                                                                                                                  feindliche Schmähgesänge zu, ohne darauf
                                                                                                                                                  einzugehen? Mache ich meine Vorgesetzten
                                                                                                                                                  auf klischeehafte, eventuell gar homophobe
                                                                                                                                                  Werbung aufmerksam?
                                                                                                                                                  Die Auseinandersetzung mit Homophobie
                                                                                                                                                  sollte auch auf institutioneller Ebene erfol-
                                                                                                                                                  gen. Positioniert sich der Verein gegen Ho-
                                                                                                                                                  mophobie, wie viele Clubs es bereits gegen
                                                                                                                                                                                                  Was tun?
                                                                                                                                                                                                   Sich gegen Homophobie stark zu machen,
                                                                                                                                                                                                   kann auf vielfältige Weise geschehen. Es ist
                                                                                                                                                                                                   zum einen wichtig, auf homophobe Äuße-
                                                                                                                                                                                                   rungen und Diskriminierung hinzuweisen
                                                                                                                                                                                                   und zu intervenieren. Zum anderen ist es
                                                                                                                                                                                                   ratsam, externe Expert_innen einzuladen,
                                                                                                                                                                                                   um im Rahmen von Diskussionsabenden,
                                                                                                                                                                                                   Workshops oder Lesungen über Homo-
                                                                                                                                                                                                   phobie zu informieren. Das Musikvideo
                                                                                                                                                                                                                                                  Wo gibt es Unterstützung oder
                                                                                                                                                                                                                                                  gute Beispiele?
                                                                                                                                                                                                                                                  • Die Initiative Fußballfans gegen Homo-
                                                                                                                                                                                                                                                    phobie: www.fussballfansgegenhomopho-
                                                                                                                                                                                                                                                    bie.blogsport.de/
                                                                                                                                                                                                                                                  • Paragraph 2 (3) der Vereinssatzung des
                                                                                                                                                                                                                                                    SV Babelsberg 03: „Der Verein versteht
                                                                                                                                                                                                                                                    sich als weltoffen, tolerant und völker-
                                                                                                                                                                                                                                                    verständigend. Infolgedessen werden im
 also anzunehmen, dass sich auch unter den        Rede von „Homofeindlichkeit“ oder „He-          Diskriminierung finden aber auch auf ins-       Rassismus tun? Schafft der Verein Struktu-      „Der Tag wird kommen" von Markus Wie-             Rahmen seiner Veranstaltungen keine
 Stadionbesucher_innen eine erkleckliche          terosexismus“. Letzterer Begriff lenkt den      titutioneller Ebene statt, beispielweise beim   ren, die zeigen, dass nicht-heterosexuelle       busch, an dem zahlreiche Fanszenen mit-          Äußerungen, Handlungen und das Tragen
 Anzahl von Menschen befindet, die sich           Fokus auf diejenigen, die die Diskrimi-         Ehe- oder Adoptionsrecht.                       Spieler, Fans und Angestellte Unterstützung      gearbeitet haben, könnte hier beispielswei-      und Zurschaustellen von Symbolen und
 als lesbisch, bisexuell oder schwul identi-      nierung ausüben; dem zugrunde liegt der                                                         bekommen, wenn sie benötigt wird? Wer-           se ein Aufhänger für Veranstaltungen sein.       Inhalten geduldet, die Dritte aufgrund
 fiziert. Und doch wird das Fußballstadion        Gedanke, dass nur Heterosexualität „natür-      Aktiv gegen Ausgrenzung und                     den homophobe Diskriminierungen sankti-          Auch mit dem Wandertransparent von               ihrer Herkunft, Religion, sexuellen
                                                                                                                                                                                                                                                    Orientierung sowie ihres Geschlechts
 nach wie vor als ein heterosexueller Raum        lich“ sei, jede andere sexuelle Orientierung                                                    oniert, weil es zum Beispiel in der Satzung      Fußballfans gegen Homophobie kann ein
 gesehen, in dem es vor allem für schwule         davon abweiche und in der Folge als „un-        Abwertung                                       steht?                                           Zeichen gesetzt werden, indem es in der
                                                                                                                                                                                                                                                    diskriminieren.“
                                                                                                                                                                                                                                                  •„Streetkick unterm Regenbogen“.
 Männer keinen Platz gibt.                        natürlich“ oder gar pervers bewertet wird.      Allzu gerne wird die Diskussion um Homo-        Genauso wie es mittlerweile für viele Fans       eigenen Kurve erscheint. An dieser Stel-
 Dass das falsch ist, demonstrieren zumin-        Auch die beharrliche Frage, woher Homo-         sexualität im Fußball auf die Suche nach        selbstverständlich ist, sich gegen Rassismus     le lohnt es sich, zu Vertreter_innen von         Eine Aktion des Fanprojekts Mainz:
 dest die zahlreichen schwul-lesbischen           sexualität kommt und ob sie angeboren ist       schwulen Fußballprofis reduziert. Das ver-      einzusetzen, kann es selbstverständlich          schwul-lesbischen Fanclubs Kontakt auf-          www.fanprojekt-mainz.de/index.ph-
                                                                                                                                                                                                                                                    p/236-nachbericht-streetkick-unterm-re-
 Fanclubs, die es mittlerweile gibt. Auch die     oder nicht, stützt die Idee von Heterosexu-     kürzt die Debatte um wesentliche Aspekte.       werden, gegen homophobe Äußerungen               zunehmen und gemeinsam zu überlegen,
                                                                                                                                                                                                                                                    genbogen
 Faninitiative „Fußballfans gegen Homo-           alität als Normalzustand.                       Vergessen wird dabei, dass es sich um ein       vorzugehen. Dazu braucht es couragierte          welche Unterstützung sie brauchen und
 phobie“ freut sich über die überwiegend          Stereotype und Vorurteile gegenüber Les-        System der Ungleichwertigkeit handelt, das      Leute und solidarische Vernetzung.               welche Aktionen sinnvoll sein können.
 positive Resonanz aus vielen deutschen           ben und Schwulen sind eng verknüpft mit         es Einzelnen nur schwer ermöglicht, „an-                                                         Auch auf institutioneller Ebene kann sich      Informationen
 Fanszenen. Inzwischen gibt es sogar welt-        Geschlechternormen und Vorstellungen            ders“ zu leben. Nicht zufällig haben Profi-                                                      etwas bewegen. So könnte beispielsweise
                                                                                                                                                                                                                                                  • KoFaS-Projekt „Kicks für Alle! Fuß-
 weit Ableger der Initiative, beispielsweise in   von idealer Männlichkeit und Weiblich-          spieler wie Philipp Lahm oder Arne Fried-                                                        die Aufnahme eines Antidiskriminierungs-         ball. Fanszenen. Geschlechtervielfalt“:
 Schweden, Mexiko oder Österreich.                keit. Schwulen Männern werden die übli-         rich immer wieder öffentlichkeitswirksam                                                         paragraphen (auch gegen Homophobie) in           www.kicks-fuer-alle.de
 Allerdings zeigen viele Fälle, wie tief Homo-    cherweise als männlich deklarierten Werte       betont, dass sie nicht schwul sind. Um es                                                        die Vereinssatzung angestoßen werden.
                                                                                                                                                                                                                                                  • Netzwerk F_in (Netzwerk Frauen im
 phobie – trotz der vielen guten Aktionen –       wie Stärke, Härte und Durchsetzungskraft        einem schwulen Profi zu ermöglichen, sich
                                                                                                                                                                                                                                                    Fußball): www.f-in.org
 im Fußball verankert ist. So äußerte sich der    abgesprochen und ein „Softie-Image“ un-         zu outen, ist eine Atmosphäre zu schaf-
 ehemalige Bundesligaspieler Mohamadou            terstellt, das mit „weiblichen“ Eigenschaften   fen, in der sich Spieler wie Fans, Funktio-                                                                                                     • Broschüre des DFB "Fußball und Homo-
 Idrissou, nachdem der Schiedsrichter auf         belegt ist. Die Abwertung erfolgt also auch     när_innen wie Fanbeauftragte wohlfüh-                                                                                                             sexualität": www.dfb.de/uploads/media/
                                                                                                                                                                                                                                                    Informationsbroschuere_Fussball_und_
 dem Spielfeld seine aggressive Körperspra-       aufgrund von geschlechtlichen Zuschrei-         len können, offen über ihr Privatleben zu
                                                                                                                                                                                                                                                    Homosexualitaet_01.pdf
 che kritisiert hatte: „Ich bin nicht schwul.     bungen, weshalb Homophobie und Sexis-           sprechen, ohne Sanktionen befürchten zu
 Ich habe eine Männer-Körpersprache und           mus nicht getrennt voneinander betrachtet       müssen. Es gilt, sich selbst zu hinterfragen:                                                                                                   • Fußball für Vielfalt - Eine Initiative
 werde auch kein Schwuler sein.“                  werden können.                                  Benutze ich Worte wie „schwul“ abwer-                                                                                                             der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld:
                                                  Homophobie bzw. Heterosexismus findet           tend? Gehe ich selbstverständlich davon                                                                                                           www. fussball-fuer-vielfalt.de
Was ist Homophobie?                               auf allen gesellschaftlichen Ebenen statt.      aus, dass mein Kollege eine Freundin hat,                                                                                                       • Fußballfans gegen Homophobie
Der Begriff Homophobie bezeichnet eine            Auf individueller Ebene gibt es Beschimp-       oder frage ich direkt, ob es eine Freundin                                                                                                        www.fussballfansgegenhomophobie.
auf Stereotypen und Vorurteilen basie-            fungen oder Äußerungen, die oft nicht ein-      oder einen Freund gibt? Lasse ich homo-                                                                                                           blogsport.de
Vielfalt und Antidiskriminierung in der Fanarbeit - Ein Ideenratgeber - DFL
18                                                                                                                                                                                                                                                                                              19

                                                                                                                                                                                                ANTISEMITISMUS
Antisemitismus gehört zu den vielschich-                                                      umfassende Macht und Kontrolle zu, die          Bedeutung zu. Ein großes Problem der an-
tigsten Problemfeldern antidiskriminie-       Was ist Antisemitismus?                         sie konspirativ im Hintergrund ausüben          tisemitischen Israelkritik ist es bspw., die in
render Arbeit. Er richtet sich im Profifuß-   Anders als eine „klassische“ rassistische       würden. Die Vorstellung vom wirkmäch-           Europa lebenden Jüdinnen und Juden für
ballumfeld selten direkt gegen Menschen       Abwertung von Menschengruppen auf-              tigen „jüdischen Einfluss“ hat sich – trotz     die Politik des Staates Israel verantwortlich
jüdischen Glaubens, sondern ist Hinter-       grund vermeintlich biologischer und/oder        Holocaust – bis heute gehalten. Sozialwis-      zu machen. Dabei sind sie deutsche, fran-
grund unterschiedlichster Anfeindungen        kultureller Eigenschaften zeigt sich Antise-    senschaftliche Studien belegen, dass kons-      zösische oder dänische Staatsbürger_innen.
und Abwertungen. Fans, die bewusst auf        mitismus als deutlich komplexeres Phäno-        tant ein Drittel der deutschen Bevölkerung      Obwohl Antisemitismus in ganz Deutsch-
antisemitische Inhalte zurückgreifen, tun     men. Seine Wurzeln gehen Jahrhunderte           die Frage, ob „Juden zu viel Einfluss auf der   land verbreitet und an keine gesellschaftli-
dies im Wissen um die besondere Rolle         zurück und liegen in der europäisch-christ-     Welt haben“, bejaht.                            che Gruppe gebunden ist, werden die meis-
des Holocaust in der deutschen Geschich-      lichen Feindschaft gegen Juden als religiö-     Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten         ten antisemitischen Straftaten nach wie vor                                                       Auf der Fan-Ebene bieten sich vor allem Ge-
te. Sie handeln dabei entweder aus voller     se Minderheit begründet. Im christlichen        sich weitere Formen des Antisemitismus.         von Menschen aus dem politischen Milieu           Was tun?                                        denkstättenprojekte an, um die inhaltliche
Überzeugung oder mit dem Kalkül von           Antijudaismus kam den Juden als „Chris-         Mit Gründung des Staates Israel richtete        der extremen Rechten begangen.                    Wichtiger Ansatzpunkt im Umfeld des Ver-        Auseinandersetzung mit Antisemitismus zu
Tabubruch und Skandal. Bildsprache und        tus-Mördern“ und im Zusammenhang                sich die Vorstellung von „jüdischer Macht                                                         eins sind Vorfälle, bei denen antisemitische    fördern. Auf Vor- oder Nachbereitungstreffen
historische Bezüge entstammen in der          mit Legenden über Brunnenvergiftungen           und Einflussnahme“ fortan gegen den nun         Aktiv gegen Ausgrenzung und                       Bilder aufgegriffen und etwa zur Abwertung      kann dabei der Bogen zu heutigem jüdischen
deutschen Fußballlandschaft überwiegend       oder Ritualmorde an christlichen Kindern        existierenden jüdischen Staat. Zur antise-                                                        des gegnerischen Vereins benutzt werden –       Leben geschlagen werden oder die Frage der
dem Kontext der nationalsozialistischen       häufig eine Sündenbockfunktion zu. Den          mitischer Israelkritik gehört auch die Aus-     Abwertung                                         ob in Fangesängen, auf Stickern, Bannern        Kontinuität von altem und aktuellem Antise-
Judenverfolgung.                              – zumindest theoretischen – Ausweg, sich        sage, dass es allein an Israel liege, ob der    Häufig werden Projekte, die an den Ho-            oder in Fanzines. Wichtig ist eine angemes-     mitismus aufgegriffen werden.
Eine ganze Fankurve, die das Lied „U-Bahn     taufen zu lassen, versperrte ab dem aus-        Nahost-Konflikt beigelegt werden kann           locaust erinnern, mit der Feststellung abge-      sene Antwort auf diese „Reproduktion“ von
nach Auschwitz“ anstimmt, findet sich in      gehenden 19. Jahrhundert ein rassistisch        oder nicht, und die Behauptung, dass es un-     tan, das sei „jetzt lange genug“ her. Das ist     Antisemitismus, denn jedes unwiderspro-         Wo gibt es Unterstützung oder
den oberen Ligen in Deutschland heute         begründeter Antisemitismus, der Juden zu        möglich sei, Kritik an Israel zu üben, ohne     falsch. Ganz im Gegenteil müssen Anstren-         chene Auftreten sorgt für eine weitere Ver-
nicht mehr. Nur noch vereinzelt in Bahnen     einer „Rasse“ und damit Jüdischsein zu ei-      anschließend als Antisemit bezeichnet zu        gungen zur Bewahrung der Erinnerung               festigung und Normalisierung von antise-        gute Beispiele?
und Bussen wird das Lied gesungen. Häufi-     nem unveränderbaren Merkmal machte. In          werden. Oftmals wird auch das Handeln der       an die nationalsozialistische Judenverfol-        mitischen Ausdrucksformen, Inhalten und         • Kampagne „Fußballfans gegen Antisemi-
ger ist der Antisemitismus in Gesprächen,     diesen „modernen Antisemitismus“ hielten        israelischen Regierung mit nationalsozialis-    gung immer aufs Neue von gesellschaftli-          damit verbundenen Denkmustern. Personen           tismus“: www.facebook.com/fussballfans.
auf Auswärtsfahrten oder beim Kneipenbe-      zahlreiche traditionelle Bilder des alten An-   tischen Verbrechen gleichgesetzt. Hierbei       chen Akteuren übernommen werden, da               mit geschlossen antisemitischem Weltbild          gegen.antisemitismus
such vor und nach dem Spiel wahrzuneh-        tijudaismus Einzug, wie etwa das des „Wu-       spielt die Umkehr vom jüdischen Opfer zur       das Thema an anderen Orten zunehmend              kann man kaum argumentativ erreichen. Sie
                                                                                                                                                                                                                                                • Hintergrund zur Choreografie zu Ehren
men. Dort gilt es, entsprechenden Äuße-       cher treibenden Juden“.                         jüdischen Täterschaft eine wichtige Rolle.      aus dem Blick gerät. Eine klare Positionie-       sollten aus Gruppengesprächen ausgeschlos-
                                                                                                                                                                                                                                                  Kurt Landauers in München: www.11freun-
rungen sofort zu widersprechen.               Darüber hinaus zeichnet sich der moderne        Eine abgeschwächte Variante unterstellt,        rung des Vereins mit eigenen Aktivitäten          sen werden, da sie immer wieder störend in        de.de/interview/wer-war-kurt-landauer
Auch die europäische Fußballlandschaft        Antisemitismus bis heute vor allem durch        „Juden“ oder der israelische Staat würden       schafft im Umfeld des Clubs Klarheit. Die         die Debatte eingreifen werden. Argumenta-
wird regelmäßig durch antisemitische Vor-     seinen ideologischen Charakter als Welter-      versuchen, aus der „Opferrolle“ finanzielle     Erinnerung an den Holocaust verpflichtet          tives Einschreiten verlangt ein hohes Maß
fälle aufgeschreckt. Keine Saison vergeht     klärung aus. Nach dieser waren und sind         Forderungen abzuleiten oder politisches         ebenfalls zum Einschreiten gegen aktuellen        an Sicherheit. Es ist sinnvoll, entsprechende   Bildungsmaterial
beispielsweise ohne Hassbekundungen ge-       Juden für nahezu alle als Übel empfunde-        Kapital zu schlagen. Diese Form des „An-        Antisemitismus. Ein guter Draht zu jüdi-          Fortbildungen zu besuchen und sich im Team
                                                                                                                                                                                                                                                • www.amadeu-antonio-stiftung.de/die-stif-
genüber vermeintlich „jüdischen Clubs“        nen Phänomene der modernen Gesellschaft         tisemitismus nach Auschwitz“ wird als „se-      schen Gemeindestrukturen ist dafür eine           darüber auszutauschen. Geschulte Akteure          tung-aktiv/themen/gegen-as/antisemitis-
wie KS Cracovia (Krakau), Tottenham           verantwortlich: für die negativen sozialen      kundärer Antisemitismus“ bezeichnet. Er         prima Grundlage, am besten werden diese           aus der extremen Rechten suchen oft gezielt       mus-heute
Hotspurs oder Ajax Amsterdam. Die Vor-        Folgen der industrialisierten Gesellschaf-      ist vor allem ein Mittel der „Schuldabwehr“     Kontakte pro-aktiv und unabhängig von             die Konfrontation und haben mit geschickten
                                                                                                                                                                                                                                                • www.bildungsbausteine.de
fälle werden von den Vereinsverantwort-       ten ebenso wie für Kriege und Konflikte         in den früheren Tätergesellschaften.            einem aktuellen Ereignis geknüpft. Persön-        rhetorischen Tricks die Möglichkeit, andere
lichen oft heruntergespielt. Ein wirkliches   auf dem ganzen Globus, für Kapitalismus         Sowohl in Ländern des Nahen Osten als           liche Netzwerke und die Kenntnis davon,           für sich einzunehmen. Ansprechpartner und       • www.kiga-berlin.org (Kreuzberger Initiative
Verständnis der Funktion von Antisemitis-     ebenso wie für Kommunismus. Während             auch in den europäischen Migrationsgesell-      welches jüdische Gemeindeleben (bspw.             Unterstützung dagegen gibt es unter anderem       gegen Antisemitismus – Politische Bildung
mus gibt es meist nicht.                      Rassismus kulturell oder biologistisch be-      schaften hat sich die antisemitische Feind-     Sportvereine) es in der Stadt und der Re-         bei den Landesprogrammen gegen Rechtsex-          für die Migrationsgesellschaft)
                                              stimmte „Fremdgruppen“ zugunsten der            schaft gegen Israel (mit o.g. Argumenten)       gion gibt, erleichtern die Kooperation und        tremismus.
                                              eigenen „Wir-Gruppe“ abwertet, schreibt         mit einem islamistisch argumentierenden         bieten Anregungen für eine mögliche Zu-
                                              der Antisemitismus Juden zusätzlich eine        Antisemitismus vermischt und nimmt an           sammenarbeit.
Sie können auch lesen