Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis

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Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
Integration 2014 – 2019

       Von Alb bis Zukunft
Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
Inhalt

                            1. Ü
                                berblick über die Entwicklung
                               in den Jahren 2014  –  2018                                     5
                              Thorsten Müller und Axel Schuler, Rechts- und Ordnungsamt

                              1.3 Die Situation im Zollernalbkreis                            10

                              1.4 Auswirkungen durch die LEA Meßstetten
                              auf die Zuweisung von Geflüchteten                              11

                            2. D
                                ie Unterbringung im Zollernalbkreis                          15
                              Thorsten Müller und Axel Schuler, Rechts- und Ordnungsamt

                            3. D
                                ie Landeserst­aufnahmestelle (LEA) in Meßstetten             19
                              Andreas Binder und Patrizia Hirt, LEA Meßstetten

                              3.1 Maßnahmen zur Integration in der LEA Meßstetten             20

                              3.2 Das Begegnungszentrum                                      23
                              von Sylke Schlude, Roswitha Kostanzer, Karl-Otto Gerstenecker,
                              Ralf Greiner, Gisela Straub, Margot Dreher und Alfred Sauter

                              3.3 Die Arbeit der Streetworker in der LEA Meßstetten          25
                              Andreas Binder und Karl-Otto Gerstenecker

                              3.4 Transparenz und Bürgernähe                                 27

                            4. U
                                nbegleitete minderjährige Ausländer (UMA)                    31
                              Eugen Merz, Kreisjugendamt

                              4.1 Rethinka – Jugendwohnheim Hechingen                         36
                              Janina Gillé, Erzbischöfliches Kinderheim Haus Nazareth

                              4.2 Geschäftsbereich Albstadt – Diasporahaus Bietenhausen       36
                              Jürgen Naumann und Astrid Kiefer-Kirsamer

                            5. D
                                ie soziale Betreuung im Zollernalbkreis                      39

                              5.1 Stadt Albstadt und Caritas Schwarzwald-Alb-Donau            39
                              Elisa Alber, Caritas Schwarzwald-Alb-Donau

                              5.2 IntegrationsForum Albstadt                                  42
                              Frank Märkle, Stadt Albstadt

                              5.3 Caritasverband für das Dekanat Zollern                      43
                              Saskia Tschöpe

                              5.4 Diakonische Bezirksstelle Balingen                          45
                              Melanie Schneider-Brutschin

Aus Gründen der besseren      5.5 DRK Kreisverband Zollernalb e.V.                            47
Lesbarkeit verwenden wir      Eike Kloka, DRK
ausnahmsweise vorwiegend
die männliche Sprachform.     5.6 Integrationsmanagement in der Anschlussunterbringung        50

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Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

6. E
    hrenamtliches Engagement                                                          51

  6.1 AK Asyl Albstadt                                                                  51
  Nathalie Hahn

  6.2 Asyl Balingen – Erlebnisse im Ehrenamt                                            52
  Berthild Fechner, AK Asyl Balingen

  6.3 AK Asyl Bitz                                                                      54

  6.4 AK Asyl Burladingen                                                               55
  Schwarzwälder Bote, 10.03.2017

  6.5 Warum hilft der Unterstützerkreis Asyl Haigerloch?                                56
  Ingo Pape

  6.6 AK Asyl Hechingen                                                                 56
  Almut Petersen

  6.7 Herzlich willkommen in Geislingen                                                 58
  Hubert Gulde, Flüchtlingsbeauftragter der Stadt Geislingen

  6.8 AK Asyl Ratshausen – Interview mit Irmgard Kolbe                                  60

  6.9 Willkommen beim Freundeskreis Rosenfeld-Isingen!                                  61
  Melanie Schneider-Brutschin, Diakonie Bezirksstelle Balingen

  6.10 Ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit beim DRK Kreisverband Zollernalb e.V.           63
  Silke Weinmann und Natalie Hahn

7. W
    eitere Akteure und Projekte                                                       65
  Folgende Einrichtungen, Akteure und Projekte stehen exemplarisch
  und stellvertretend für viele weitere im Zollernalbkreis.

  7.1 Stabsstelle Integration und Flüchtlingshilfe                                      65
  Ute Sauter, Landratsamt

  7.2 Bildungskoordination für Neuzugewanderte                                          72
  Luisa Wöhrle

  7.3 Agentur für Arbeit und Jobcenter Zollernalbkreis                                  76
  Rolf Gehring, Agentur für Arbeit, Balingen

  7.4 Sprachkursangebote im Zollernalbkreis                                             79
  Snezana Berger, Deutsche Angestellten Akademie Albstadt und Ute Sauter

  7.5 Ehrenamtliche interkulturelle Sprachvermittler im Zollernalbkreis                81
  Lilli Oster, Caritas Schwarzwald-Alb-Donau

  7.6 Projekt LAurA – Integration von Flüchtlingen und Asylsuchenden
  im Zollernalbkreis                                                                    82
  Heinz Schwager, BBQ

  7.7 STÄRKE Kurse beim Jugendförderverein Zollernalbkreis e.V.                         86
  Uschi Groß, Jugendförderverein Zollernalbkreis e.V.

                                                                                          3
Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
Vorwort

                               Nachdem wir 2014 eine Bestandsaufnahme über die Ak-
                               teure und Projekte im Bereich von Integration von Men-
                               schen mit Migrationsgeschichte im Zollern­albkreis darge-
                               legt haben, stehen jetzt die Migration von Geflüchteten
                               und die beteiligten Akteure von 2014 bis 2019 im Zollern­
                               albkreis im Mittelpunkt.

                               Die aufgeführten Projekte und Persönlichkeiten stehen
                               stellvertretend für viele weitere Leuchtturmprojekte im
                               Zollernalbkreis.

                              Wanderungsbewegungen prägen die Welt und damit
                              ebenso Deutschland. Migration und Immigration sind die
                              Regel, nicht die Ausnahme. Rund 14 Millionen Gastar-
                              beiter kamen in den 1950er- und 1960er-Jahren mit den
          verschiedenen Anwerbeabkommen zu uns. Drei Millionen von ihnen fanden
          dauerhaft hier ihre Heimat. Darüber hinaus kamen vor allem ab Ende der
          1980er Jahre 4,5 Millionen Aussiedlerinnen und Aussiedler nach Deutschland.

          Integration geschieht vor Ort, zum Beispiel in Kindergärten und Schulen,
          am Arbeitsplatz und im Sportverein. Integration dauert und ist aufgrund
          kultureller und sprachlicher Unterschiede eine enorme Herausforderung.
          Dass Flüchtlinge und Migranten in unserem Landkreis wirklich „ankommen“,
          betrifft uns alle. Es erfordert Offenheit und Interesse auf der einen und die
          Bereitschaft, sich einzubringen und Neues zu lernen, auf der anderen Seite.

          Integration ist, wenn aus Fremden Freunde werden.

          Dieser Integrationsbericht zeigt die unterschiedlichsten erfolgreichen An­
          gebote sowie die zahlreichen gelungenen Projekte im Zollernalbkreis.
          Damit wollen wir Impulse geben und sensibilisieren.

          Günther-Martin Pauli		             Ute Sauter
          Landrat des Zollernalbkreises      Stabsstelle Integration und Flüchtlingshilfe

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Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

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Überblick über die
Entwicklung in den
Jahren 2014  –  2018
Thorsten Müller und Axel Schuler, Rechts- und Ordnungsamt

Deutschland

Die vergangenen Jahre waren geprägt von einem star­        In den letzten drei Jahren kamen die meisten Flücht­
ken Zuzug asylbegehrender Menschen. Kriegerische           linge aus Syrien. Waren in den Jahren 2014 und 2015
Handlungen, prekäre wirtschaftliche Situa­tionen und       noch sichere Herkunftsländer wie Serbien und Albanien
Armut treiben die Menschen nach Europa und vor allem       unter den Top-5-Herkunftsländern, so setzt sich dieser
nach Deutschland.                                          Trend ab dem Jahr 2016 nicht mehr fort.

2015 gab es aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien mas-       Im Gegensatz zu den Vorjahren sind Menschen aus siche-
sive Fluchtbewegungen. Der dortige Bürgerkrieg zwang       ren Herkunftsländern nicht unter den Top-5 Herkunfts-
hunderttausende Menschen zur Flucht. Infolge des star-     länder der Asylsuchenden vertreten. Ein Grund hierfür
ken Zugangs war die Annahme eines Asylantrags in den       dürfte sein, dass einzelne Bundesländer, wie beispiels-
Erstaufnahmeeinrichtungen oftmals nicht möglich. Folg-     weise Baden-Württemberg, Personen aus diesen Ländern
lich kam es im Jahr 2015 zu einer Differenz zwischen Zu-   nicht mehr auf die Stadt und Landkreise verteilen, son-
gangszahlen und der Summe der Asylanträge. Genaue          dern direkt aus den Erstaufnahmeeinrichtungen in ihre
Zugangszahlen liegen nicht vor. Es ist davon auszugehen,   Heimatländer zurückführen.
dass im Jahr 2015 rund 890.000 asylsuchende Men­
schen nach Deutschland einreisten.

                                                                                                                 5
Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
1. Überblick über die Entwicklung in den Jahren 2014 – 2018

Antragsstatistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge

1.000.000

    900.000

    800.000

    700.000

    600.000

    500.000

    400.000

    300.000

    200.000

    100.000

         0
                     2013       2014             2015             2016                 2017               2018

                  Erstanträge   Folgeanträge        Zugang             Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Die häufigsten 5 Herkunftsländer von in Deutschland lebenden Asylsuchenden:

2014
               Albanien 9 %
                                                         2015         Irak 10 %

                                                         Afghanistan 10 %
Afghanistan 11 %                          Syrien 45 %                                                    Syrien 52 %

                                                        Kosovo 11 %

Eritrea 15 %

      Serbien 20 %                                           Albanien 17 %

                                                                       Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

6
Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

2016                                                        2017
                    Eritrea 3 %                                                     Iran 8 %

         Iran 5 %

                                                              Eritrea 10 %

  Irak 18 %                                   Syrien 50 %                                                     Syrien 45 %

                                                        Afghanistan 16 %

Afghanistan 24 %                                                  Irak 21 %

                                                                           Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

2018

(Stand 07/18)
                                         Iran 10 %

                            Nigeria 12 %
                                                                              Syrien 47 %

                      Afghanistan 13 %

                                  Irak 18 %

                                                                           Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

                                                                                                                         7
Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
1. Überblick über die Entwicklung in den Jahren 2014 – 2018

Baden-Württemberg

Grundsätzlich werden die in Deutschland ankommenden         erfolgt die Registrierung, Gesundheitsuntersuchung und
asylsuchenden Menschen auf die einzelnen Bundeslän-         Asylantragstellung. Nach circa drei bis sechs Monaten
der nach dem sogenannten „Königsteiner-Schlüssel“           werden die Personen den Landkreisen zur vorläufigen Un-
verteilt. Die Quote nach dem Königsteiner-Schlüssel setzt   terbringung zugewiesen. Massive Migrationsbewegungen
sich aus dem Steueraufkommen und der Bevölkerungs-          im Sommer 2015 spiegelten sich ab Herbst 2015 in den
zahl des jeweiligen Bundeslandes zusammen. Auf Baden-­      Zugangszahlen der Erstaufnahmeeinrichtungen wider.
Württemberg entfallen demnach rund 13 Prozent aller
ankommenden Asylsuchenden bundesweit. Damit hat             Die höchsten Zugänge wurden in den Monaten Oktober
Baden-­Württemberg nach Nordrhein-Westfalen und Bay-        (39.656 Personen) und November 2015 (36.601 Personen)
ern die drittstärkste Quotenverteilung.                     verzeichnet. Der starke Rückgang der Zugangszahlen im
                                                            Jahr 2016 ist die Folge von Grenzschließungen einzel-
In Baden-Württemberg ankommende asylbegehrende              ner Länder auf der sogenannten Balkan-Route. 2018 be-
Per­sonen werden in einer der Landeserstaufnahmeein-        trägt der monatliche Zugang in Baden-Württemberg circa
richtungen für Asylbewerber (LEA) untergebracht. Dort       1.600 Personen.

Zugangszahlen Baden-Württemberg Januar 2015 – Juni 2017

45.000

40.000

35.000

30.000

25.000

20.000

15.000

10.000

    5.000

       0
             Jan. 2015
             Feb. 2015
            März 2015
            April 2015
              Mai 2015
             Juni 2015
              Juli 2015
            Aug. 2015
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             Okt. 2015
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              Mai 2016
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             Jan. 2017
             Feb. 2017
            März 2017
            April 2017
              Mai 2017
             Juni 2017
              Juli 2017
            Aug. 2017
            Sept. 2017
             Okt. 2017
             Nov. 2017
             Dez. 2017
             Jan. 2018
             Feb. 2018
            März 2018
            April 2018
              Mai 2018
             Juni 2018
              Juli 2018
            Aug. 2018
            Sept. 2018
             Okt. 2018

                                                                          Quelle: Innenministerium Baden-Württemberg

8
Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

Zollernalbkurier,
18.12.2015

Hohenzollerische Zeitung,
08.04.2017

                            Schwarzwälder Bote,
                            07.03.2018

                                                  9
Integration 2014 2019 - Von Alb bis Zukunft - Landratsamt Zollernalbkreis
1. Überblick über die Entwicklung in den Jahren 2014 – 2018

1.3 Die Situation im Zollernalbkreis

Die Verteilungsquote innerhalb Baden-Württembergs            Seit Juli 2016 war der Zollernalbkreis von dieser freiwilli-
berechnet sich nach der Anzahl der Einwohner im jewei­       gen Aufnahme aufgrund der rückläufigen Zugangszahlen
ligen Stadt- oder Landkreis. Somit erhält der Zollern­       ausgenommen. Zuletzt wurden ab Anfang 2017 wieder
albkreis rund 1,7 Prozent der auf Baden-Württemberg          Flüchtlinge und Asylsuchende aufgenommen, seit Beginn
verteilten Asylsuchenden.                                    2018 sind es durchschnittlich zehn Personen pro Monat.

Das Landratsamt nimmt als untere Aufnahmebehörde die         Die vorläufige Unterbringung durch den Landkreis en-
zugeteilten Menschen auf und bringt sie vorläufig unter.     det mit der Unanfechtbarkeit des Asylantrags, Erteilung
Von dieser Aufnahmepflicht war der Zollernalbkreis wäh-      eines Aufenthaltstitels oder spätestens 24 Monate nach
rend des Betriebs der Landeserstaufnahmeeinrichtung          Aufnahme in der vorläufigen Unterbringung. Anschlie-
(LEA) in Meßstetten befreit (sogenanntes „LEA-Privileg“).    ßend werden die Menschen den Städten und Gemeinden
Dennoch nahm der Kreis freiwillig Flüchtlinge in bereits     zur Anschlussunterbringung zugewiesen.
bestehende Gemeinschaftsunterkünfte auf.
                                                             Die bundes- und landesweiten Entwicklungen spiegeln sich
                                                             bei der Aufnahmequote des Zollernalbkreises wider.

Kreisweite Aufnahmezahlen von Asylsuchenden in der vorläufigen Unterbringung

 450

                                                      405
 400

                                                                  355
 350

 300
                                           279

 250

 200
                                169
 150                 142
                                                                                                         120     120
          104                                                                                      104
 100                                                                          97
                                                                                          75
     50

     0
          2010      2011       2012       2013        2014       2015        2016        2017       2018        2019

          Zugänge FlüAG                  Prognose FlüAG

10
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

1.4 Auswirkungen durch die LEA Meßstetten
    auf die Zuweisung von Geflüchteten

Der Zollernalbkreis wurde nach der Inbetriebnahme               Ferner erfolgte die freiwillige Aufnahme von Geflüchte-
der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchen­               ten aber ebenso unter dem Gesichtspunkt der Solidari­
de in Meßstetten im Oktober 2014 von der Aufnah­                tät mit den anderen Landkreisen, die aufgrund der unver-
me Erst­antragsteller ausgenommen (sogenanntes                  mindert hohen Zugangszahlen erhebliche Probleme bei
„LEA-Privileg“). Aus Solidarität wurden trotzdem wei­           der Unterbringung hatten.
tere Menschen aufgenommen.
                                                                Während der Laufzeit der LEA in Meßstetten war das
Das Land Baden-Württemberg hat dem Zollernalbkreis              Landratsamt in den Betrieb miteingebunden, so führten
zugesichert, dass die während des Betriebs der LEA Meß-         Ärzte des Gesundheitsamtes die Gesundheitsuntersu-
stetten freiwillig aufgenommenen Personen auf die nach          chung durch. Die Aufnahme unbegleiteter minderjähriger
der Schließung der LEA wieder anstehende Zuweisung              Ausländer organisierte das Jugendamt des Landkreises.
angerechnet wird.

Herkunftsländer der im Jahr 2014 vorläufig untergebrachten Personen
im Zollernalbkreis

2014
                                  Indien 3 %

                    Eritrea 4 %                Übrige Länder 10 %
                                                                           Serbien 32 %

        Gambia 5 %

    Bosnien und
  Herzegowina 5 %

           Mazedonien 8 %

                                       Kosovo 15 %                      Syrien 18 %

                                                                                                                     11
1. Überblick über die Entwicklung in den Jahren 2014 – 2018

2015                          Eritrea 4 %    Bosnien 3 %

              Kosovo 4 %                                                         Serbien 25 %
                                                           Sonstige 6 %

     Mazedonien 5 %

       Gambia 7 %

              Albanien 10 %

                                                                           Syrien 26 %
                                   Afghanistan 10 %

2016
                             Somalia 4 %
                                                                   Serbien 6 %
                                            Sichere
                                            Herkunftsländer 11 %

               Eritrea 6 %

                                                                                                Syrien 27 %
          Irak 7 %

                                 Gambia 15 %
                                                                          Afghanistan 24 %

12
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

   2017
                                            Nigeria 4 %     Irak 3 %
                             Eritrea 4 %
                                                                        Türkei 3 %

                  Somalia 6 %                                                         Sonstige Länder 7 %

Russische Föderation 6 %

                                                                                                                 Syrien 24 %

                 Iran 6 %

                                                                                                            Anmerkung: Sonstige Länder
                                                                                                            (Guinea, Marokko, Algerien,
                                                                                                            Kamerun, Serbien, Mazedonien
                                  Afghanistan 18 %
                                                                                 Gambia 19 %                Tunesien, Äthiopien, Georgien,
                                                                                                            ungeklärt)

                                                          Somalia 3 %
   2018                                     Irak 4 %
                                                                        Nigeria 2 %
                            Türkei 7 %

                                                                                        Sonstige Länder 10 %
                 Iran 7 %

                                                                                                                 Gambia 23 %
      Russische Föderation 7 %

                                                                                                            Anmerkung: Sonstige Länder
                                                                                                            (Guinea, Marokko, Algerien,
                        Eritrea 10 %                                                                        Kamerun, Serbien, Mazedonien
                                                                                                            Tunesien, Äthiopien, Georgien,
                                                                                      Syrien 16 %           ungeklärt)
                                           Afghanistan 11 %

                                                                                                            Stand: bis April 2018
                                                                                                                                      13
1. Überblick über die Entwicklung in den Jahren 2014 – 2018

 Ana aus Georgien                                            Mustapha aus Gambia
 Ausbildung zur Konditorin                                   Auszubildender Elektriker

 Ana ist 19 Jahre alt und seit drei Jahren in Deutschland.   Mustapha ist 22 Jahre alt und im zweiten Lehrjahr
 Sie macht eine Ausbildung zur Konditorin beim Café Baier    seiner Ausbildung bei Elektrohaus Bühler. Er kam im
 in Schömberg. Nachdem sie das Sprachniveau B1 erreicht      Winter 2015 nach Deutschland und der Schnee war
 hat plante sie, den Hauptschulabschluss zu machen.          etwas ganz besonderes für Ihn. Durch seinen Vater
 Nach einem Praktikum wurde ihr jedoch dieser Ausbil-        kam er zu seinem Beruf, denn dieser ist Elektriker in
 dungsplatz angeboten und sie ist direkt eingestiegen.       Gambia. Seine Ausbildung macht ihm sehr viel Spaß.

 Faniel aus Eritrea                                          Ahmad aus Syrien
 Arbeitet als Fachkraft für Metalltechnik                    Auszubildender Pharmazeutisch-kaufmännischer
                                                             Angestellter
 Faniel ist 19 Jahre alt und arbeitet bei der Firma Krug
 und Priester in Balingen. Durch ein Schulpraktikum          Ahmad ist seit drei Jahren in Deutschland. In der
 hat er eine Stelle in der Stanzerei bekommen und            VABO-Klasse in Hechingen hat er deutsch gelernt
 möchte irgendwann eine Ausbildung in diesem Be-             und ein Praktikum in der Apotheke gemacht. Seine
 reich machen.                                               Ausbildung macht er bei der Heidelberg-Apotheke in
                                                             Bisingen.

14
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

                                                                                         2
Die Unterbringung
im Zollernalbkreis
Thorsten Müller und Axel Schuler, Rechts- und Ordnungsamt

Gemeinschaftsunterkunft Aviona in Hechingen

Über 21 Jahre lang diente das alte Fabrikgebäude Avio­      Die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchen-
na in der Runkellenstraße in Hechingen als Gemein­          den erfolgt seit 2014 im Zollernalbkreis dezentral in
schaftsunterkunft (GU) für asylsuchende Menschen im         Gemeinschaftsunterkünften. Hierbei handelt es sich um
Zollernalbkreis. Nachdem der Landkreis jahrzehnte­          kleinere Einheiten mit Wohnheimcharakter.
lang das Gebäude gemietet hatte, erwarb er es im Jahr
2013. Bis 2014 wurden alle dem Landkreis zugewiese­
nen asylsuchenden Menschen in der GU in Hechingen
untergebracht, die über Raum für über 190 Personen
verfügte.

Da das Aviona-Gebäude nicht mehr dem heutigen Stan-
dard entsprach, beschloss der Kreistag im April 2016 des-
sen Abriss.

Ab Herbst 2016 begann der Rückbau, April 2017 wurde
das Terrain eingeebnet. Die Neubebauung ist derzeit in
Planung.

                                                                                                                 15
2. Die Unterbringung im Zollernalbkreis

Die Aufenthaltsdauer in den Gemeinschaftsunterkünften         soziale Betreuung auf ein eigenständiges Leben vorzu-
soll generell insbesondere für Familien so kurz wie mög-      bereiten.
lich gehalten werden. Dennoch ist es erforderlich, die be-
troffenen Personen in der Zeit des Aufenthalts in einer       Mit der Integration in das gesellschaftliche Leben in den
Gemeinschaftsunterkunft durch Sprachkurse und enge            Gemeinden wird damit bereits frühzeitig begonnen.

                                           Rangendingen

                             Haigerloch
                                                               Hechingen
                                           Grosselfingen
                                                                            Jungingen

                                                       Bisingen
                          Geislingen
                                                                                        Burladingen
              Rosenfeld
                                            Balingen
                Dautmergen
                         Dormettingen                                                   Bitz
                                Dotternhausen
            Zimmern u.d.B                                               Albstadt
                      Schömberg         Hausen a.T.                                            Winterlingen

                    Weilen i.d.R.      Ratshausen
                                                           Meßstetten
                                       Obernheim                                   Straßberg

                                                Nusplingen

Das dreistufige Unterbringungsverfahren

     1
                  Erstaufnahme:
                  • Zuständigkeit: Regierungspräsidium
                  • Registierung, Gesundheitsuntersuchung, Asylantrag, -anhörung
                  • nach max. 6 Monaten erfolgte die Weiterleitung in die vorläufige Unterbringung

     2
                  Vorläufige Unterbringung:
                  • Zuständigkeit: Landratsamt
                  • Nach Abschluss des Asylverfahrens bzw. nach max. 2 Jahren erfolgte die Weiterleitung
                    zur Anschlussunterbringung in die kreisangehörigen Städte/Gemeinden

     3            Anschlsussunterbringung:
                  • Zuständigkeit: Stadt/Gemeinde

16
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

Soziale Betreuung während der vorläufigen Unterbringung

Das Landratsamt gewährleistet während der vorläufigen                                                                  Der Landkreis hat die Sozialbetreuung auf die Träger der
Unterbringung eine adäquate soziale Betreuung. Ziel ist                                                                freien Wohlfahrtshilfe übertragen.
es, den untergebrachten Menschen zu ermöglichen, ein
menschenwürdiges, selbstverantwortliches Leben in                                                                      Seit dem 01.01.2017 wurde die soziale Beratung und Be­
Deutschland zu führen und ihre Integrationsfähigkeit zu                                                                treuung übernommen von:
erhalten. Insbesondere soll über den Aufenthalt und das
Leben in Deutschland beraten und eine Lebensperspekti-                                                                    • Caritasverband für das Dekanat Zollern
ve erarbeitet werden. Während der Anschlussunterbrin-                                                                     •	Caritas Schwarzwald-Alb-Donau
gung in den Städten und Gemeinden obliegt die soziale                                                                     •	Diakonie Balingen
Beratung und Betreuung ebenfalls der unteren Aufnah-                                                                      •	DRK Zollernalb
mebehörde.

Sozialbetreuung ab 2017

                                                                                Bietenhausen
                                                 Bad Imnau
                                                                             Höfendorf

                                                             Trillfingen
                                        Bittelbronn
                                                                              Hart                       Bechtholdsweiler
                                                                                        Rangendingen                     Sickingen
                                                                                                                  Stein
                                                           Haigerloch
                                         Weildorf                                                                                                   Beuren
                                                                   Stetten                                                  Hechingen

                                                                                                       Weilheim                                                           Salmendingen
                                                                                                                                                   Schlatt                                     Melchingen
                                                Gruol                                  Grosselfingen                         Stetten
                                                                      Owingen

                      Heiligenzimmern                                                                           Wessingen
                                                                                                                                                     Jungingen                  Ringingen             Stetten u.H.
                                                                                                                                        Boll
                                                                                                                                                                    Killer
                                                                                                                       Zimmern                                                                                   Hörschwag
                                       Binsdorf                                                      Bisingen
                                                                           Ostdorf                                                                           Starzeln
                    Bickelsberg                         Erlaheim
                                                                                         Engstlatt                Thanheim
        Brittheim           Rosenfeld
                                                                                                                                   Onstmettingen               Hausen
                                                                                                                                                               im Killertal          Burladingen
                                                         Geislingen
                                      Isingen                                        Balingen
                                                                                                         Streichen                                                                                  Gauselfingen
                    Leidringen
                                                                                                                                               Tailfingen
                                                           Erzingen        Endingen                                       Pfeffingen
                                                                                       Frommern          Zillhausen

                                            Dormettingen                                    Stockenhausen
                                                                                                                Burgfelden
                        Täbingen
                                      Dautmergen                                                                                                Truchtelfingen                Bitz
                                                                      Weilstetten
                                                              Roßwangen                                                   Margrethausen
                          Zimmern                  Dotternhausen
                          u.d. Burg                                                                     Laufen

                                        Schömberg                                                                     Lautlingen                                                                   Harthausen
                                                                        Hausen
                                                                        am Tann                                                                   Ebingen
                                                                                         Tieringen
                                                                                                                                                                                       Winterlingen
                                                Weilen Ratshausen                                         Hossingen
                                                u.d. Rinnen
                                 Schörzingen                                              Oberdigisheim                                                                 Straßberg
                                                                                                                             Meßstetten                                                              Benzingen

                                                                              Obernheim         Unterdigisheim
                                                                                                                                                                         Kaiseringen
                                                                                                                Hartheim

                                                                                                                          Heinstetten

                                                                                                Nusplingen

    Diakonische Bezirksstelle Balingen AU / Caritas Zollern VU                                                                   Caritas Schwarzwald-Alb-Donau VU+AU

    Diakonische Bezirksstelle Balingen VU+AU                                                                                     Deutsches Rotes Kreuz Zollernalb VU+AU

    Caritas Zollern VU+AU                                                                                              VU Vorläufige Unterbringung
                                                                                                                       AU Anschlussunterbringung

                                                                                                                                                                                                                             17
2. Die Unterbringung im Zollernalbkreis

Wohnsitzregelung

Mit dem am 6. August 2016 in Kraft getretenen Integra­
tionsgesetz wurde vom Bundesgesetzgeber eine Rege­
lung zur Steuerung der Wohnsitzaufnahme eingeführt.

Demnach ist zur Förderung seiner nachhaltigen Integra-
tion in die Lebensverhältnisse in Deutschland ein Auslän-
der, der als Asylberechtigter, Flüchtling oder subsidiär
Schutzberechtigter anerkannt worden ist, grundsätzlich
verpflichtet, für den Zeitraum von drei Jahren ab Aner-
kennung oder Erteilung der Aufenthaltserlaubnis in dem
Land seinen Wohnsitz zu nehmen, in das er zur Durchfüh-
rung seines Asylverfahrens oder im Rahmen seines Auf-
nahmeverfahrens zugewiesen worden ist.1

1
    vgl. § 12a Abs. 1 Aufenthaltsgesetz (AufenthG)

    Mahmoud aus Syrien                                      Jawied aus Afghanistan
    Auszubildender Kfz-Mechatroniker                        Arbeitet als Fachkraft für Metalltechnik

    Mahmoud ist 20 Jahre alt und im zweiten Lehrjahr        Jawied ist 19 Jahre alt. Er arbeitet bei Krug und Pries-
    seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker beim Auto­­     ter in Balingen in der Schweißerei. Er ist 2016 nach
    haus Kleinmann in Hechingen. Durch ein Schulprak­       Deutschland gekommen und wohnt in Balingen.
    tikum hat er seinen Beruf kennengelernt.

18
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

                                                                                         3
Die Landeserst­
aufnahmestelle
(LEA) in Meßstetten
Andreas Binder und Patrizia Hirt, LEA Meßstetten

Auf dem Gelände der ehemaligen Zollernalb-Kaserne          2015 musste die Kapazität um mehr als das Dreifache
öffnete im Oktober 2014 die LEA Meßstetten als zwei-       überschritten werden. Über 3.500 Flüchtlinge waren
te Landeserstaufnahmeeinrichtung in Baden-Württem-         nun in der LEA zu versorgen. Die Einrichtung einiger
berg. Die Kapazität wurde zunächst auf 1.000, zum          Außenstellen, z. B. in Hechingen, Ergenzingen, Ulm und
01.01.2017, dann auf maximal 500 Bewohner festgelegt.      Weingarten wurde notwendig, um diese hohe Zahl an
In der LEA Meßstetten wurden Flüchtlinge unter anderem     Flüchtlingen angemessen unterzubringen. Die Situation
aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Somalia und Eritrea   war damals für alle Beteiligten der LEA und für die be-
untergebracht und betreut. Zum 31.12.2017 schloss die      troffenen Menschen in der Stadt Meßstetten eine große
Einrichtung.                                               Herausforderung.

Bei Eröffnung der LEA kamen pro Tag zwischen 50 und        Ab dem 1. März 2016 lag die Bewohnerzahl wieder unter
100 schutzsuchende Menschen in Meßstetten an. Die          1.000 und ab 18. März 2016 unter 500. Durch die Schlie­
Bewohnerzahl lag zu dieser Zeit bei rund 1.000 Bewoh-      ßung der Balkanroute zu Beginn des Jahres 2016 nahm
nern. Als die Flüchtlingszahlen deutschlandweit zunah-     die Zahl der Neuankömmlinge stark ab. Etwa fünf bis zehn
men, steigerten sich die Zugänge in der LEA Meßstetten     Menschen fanden täglich den Weg in die Erstaufnahme-
drastisch. Pro Tag kamen mindestens 100 Flüchtlinge an,    einrichtung in Meßstetten. Ab April 2016 lag die Bewoh-
sodass die Bewohnerzahl schnell anstieg. Im Oktober        nerzahl konstant bei rund 350.

                                                                                                                 19
3. Die Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten

Bewohnerzahlen in der LEA Meßstetten Dezember 2014 – März 2017

4.000

3.500
                                                     3268

3.000
                                                            2949
                                              2732
2.500

2.000
                                                                   1920
                                          1776                       1761
1.500
                     1152          1454
1.000          945                                                        1144

                            837
 500                                                                               447
         478                                                                                            350
                                                                             282                312           332 343
     0                                                                                   230
         01.12.2014 01.03.2015 01.06.2015 01.09.2015 01.12.2015 01.03.2016 01.06.2016 01.09.2016 01.12.2016 01.03.2017

3.1 Maßnahmen zur Integration in der LEA Meßstetten

Da die Verweildauer in Erstaufnahmeeinrichtungen              Meßstetter Bürger gefördert wurde. Dort berichteten
wenige Wochen beträgt, können hier nur sehr begrenzt          Flüchtlinge über ihr Heimatland, ihre Flucht und ihr An-
Maßnahmen zur Integration der Flüchtlinge ergriffen           kommen in Deutschland/Meßstetten. Zu diesen Veran-
werden. Dennoch wird versucht die Menschen so gut             staltungen war die einheimische Bevölkerung eingeladen.
wie möglich auf das Leben in Deutschland vorzuberei­
ten und die Bevölkerung mit auf den Weg zu nehmen. In         Die Vorträge von Flüchtlingen aus Serbien, Afghanistan,
der LEA Meßstetten gab es daher verschiedene Maß­             Syrien, dem Irak und Somalia waren sehr interessant und
nahmen.                                                       halfen dabei, die Probleme und Gründe, die zur Flucht der
                                                              Betroffenen beitragen, zu verstehen.

Rundgänge
                                                              Deutschkurse
Um Transparenz zu leben, fanden in regelmäßigen Ab-
ständen öffentliche Rundgänge durch die LEA Meßstet-          In der LEA Meßstetten gab es zum einen die Möglichkeit,
ten statt. Alle interessierten Bürger konnten sich anmel-     einen Sprachkurs der Deutschen Angestellten Akademie
den und teilnehmen. Hierbei sollte den Besuchern der          (DAA) zu besuchen, zum anderen gab es Deutschkurse im
Ablauf des Verfahrens in einer Erstaufnahmeeinrichtung,       Begegnungszentrum.
die Art der Unterbringung und der Versorgung näher ge-
bracht werden. Gerüchte, die sich immer wieder verbrei-       Die Sprachkurse der DAA waren bereits der Beginn der
teten, wurden bei diesen Rundgängen angesprochen und          Integrationskurse, die die Flüchtlinge nach ihrer Ver-
konnten in fast allen Fällen ausgeräumt werden.               legung in die Kreise absolvieren. Sie fanden drei Mal
                                                              wöchentlich statt. Die Deutschkurse im Begegnungszen-
                                                              trum, die von 16 ehrenamtlich aktiven Menschen, davon
„Mensch von nebenan“                                          zehn mit pädagogischer Ausbildung, angeboten wurden,
                                                              fanden fünf Mal pro Woche statt. Zusätzlich gab es noch
Regelmäßig fand eine Veranstaltung im Begegnungs-             einen Sprachkurs für Jugendliche im Begegnungszen-
zentrum unter dem Motto „Mensch von nebenan!“ statt,          trum und einen weiteren für Kinder im Kindergarten
durch die das Miteinander der LEA Meßstetten und der          der LEA.

20
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

Ehrenamt

Die Arbeit der ehrenamtlich engagierten Menschen war
ein wichtiger Baustein für die Integration der in der LEA
Meßstetten lebenden Flüchtlinge.

Einheimische und Flüchtlinge trafen im Begegnungszen­
trum der LEA zusammen, das im ehemaligen Soldaten-
heim gegenüber der LEA untergebracht war. Hier knüpf-
ten die Menschen Kontakte und kamen miteinander ins
Gespräch. Rund 100 Freiwillige aus der Region küm-
merten sich dort um die Flüchtlinge und machten Ange-
bote für unterschiedliche Zielgruppen. Die Zahl der eh-
renamtlichen Helfer war bemerkenswert und konstant
hoch. Zu diesen Angeboten gehörte beispielsweise das
Café Welcome, in dem Kaffee und Tee für einen geringen
Betrag angeboten wurde. Das Café war für die Öffent-
lichkeit zugänglich und hatte an sechs Tagen in der Wo-
che geöffnet.

Das Internetcafé, die Kleidersortierung, Sportangebote,
Strickkurse, Tischtennisturniere, Kegeln und viele wei-
tere Freizeitaktivitäten gehörten zu den Angeboten der
Ehrenamtlichen im Begegnungszentrum. (Ausführ­liche
Informationen zum ehrenamtlichen Engagement im Be-
gegnungszentrum in Kapitel 3.2)

 aldpädagogisches Projekt des Forstamtes Zollernalbkreis für Kinder und
W
Jugendliche der Landeserstauf­nahmestelle für Asylsuchende Meßstetten (LEAF)

Für die 300 bis 400 Kinder in der LEA bestand ein Be­
treuungsangebot in Form eines „Kindergartens“ für
den weit gefassten Altersbereich von 3 bis 12 Jahren.
Die Einrichtung besuchten regelmäßig bis zu 80 Kin­
der. Der Kindergarten verfügte im Außenbereich über
einen Kinderspielplatz, der mit Unterstützung des
Forstamtes angelegt wurde.

Projekt „LEAF“

Das Forstamt Zollernalbkreis bot seit April 2015 in re-
gelmäßigen Abständen, zunächst einmal im Monat, ein         Projektbeteiligte waren neben dem Forstamt Zollernalb-
Wald- und Erlebnispädagogikprogramm für Kinder              kreis das Haus des Waldes, die LEA Meßstetten und die
und Jugendliche der LEA Meßstetten an. Das Angebot          Auszubildenden des Landratsamtes Zollernalbkreis. Dem
war ausgerichtet für Kinder in einem Altersbereich von 6    Forstamt Zollernalbkreis oblag die Gesamtprojektsteu-
bis 12 Jahren. Pro Veranstaltung wurden max. 50 Kinder      erung. Projektbeauftragte waren die Betriebsleitung
für jeweils einen Nachmittag in Form eines Waldtages        des Stadtwaldes Meßstetten, die dortige Forstrevierlei-
betreut.                                                    tung und ein Trainee des Forstamtes, die fallweise von

                                                                                                                 21
3. Die Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten

weiteren Kollegen unterstützt wurden. Die LEA Meß-          handenes Wildgehege mit Spielplatz ergänzte ideal das
stetten war organisatorisch über die Leitung des Kin-       Programm. Den Abschluss bildete regelmäßig ein Lager­
dergartens eingebunden. An den Projekttagen stan-           feuer mit Stockbrotbacken.
den die dortigen Betreuungskräfte für die Betreuung
des Waldtages zur Verfügung, da der Kindergarten an
den Veranstaltungsnachmittagen geschlossen blieb. Die
Auszubildenden des Landratsamtes beteiligten sich an
dem Pädagogikprojekt im Rahmen ihres Azubi-Projekts.
Eine Interessenabfrage über die Auszubildendenvertre-
tung des Personalrates hatte hier eine große Resonanz
ergeben.

Die starke Beteiligtenzahl war notwendig, um den erfor-
derlichen Betreuungsschlüssel über einen zunächst auf
1½ Jahre angelegten Zeitraum gewährleisten zu können.
Für die jeweils 50 Kinder war pro Veranstaltung ein Team
von 2 Mitarbeitern des Forstamtes, 2 bis 3 Auszubildende
und jeweils 2 bis 3 Erzieherinnen der LEA verantwortlich,   Das Projekt bot zahlreiche gute Ansatzpunkte, die Akzep-
die fallweise vom Haus des Waldes unterstützt wurden.       tanz für Asylsuchende in der Gesellschaft zu erhöhen und
Die Veranstaltung ermöglichte den Kindern vor allem         ein Miteinander der Kulturen zu fördern. Einhellig gaben
freies krea­tives Spielen, Freude und gemeinschaftliches    die Betreuenden den Eindruck wider, über den Kontakt
Wald­erleben. Da die Kinder aus unterschiedlich­sten Län-   mit den Kindern und Erwachsenen in der LEA eine Hori-
dern kamen, war die Verständigung nur in Einzelfällen       zonterweiterung mitgenommen zu haben.
möglich. Deshalb wurden Spiele und Aktionen ausge-
wählt, die selbsterklärend waren oder durch Vor- und
Nachmachen schnell erlernt werden konnten.

                                                            Weitere Angebote innerhalb der LEA

Ablauf des Waldtages                                        Zusätzlich gab es viele weitere Angebote innerhalb der
                                                            LEA. Beispielsweise eine Kinderbetreuung, Koch­treffs,
Die Information über das Angebot erfolgte über die üb-      Musikveranstaltungen, einen Fitnessraum und einen
lichen Mitteilungsmedien der LEA (dortige Aushänge).        Gebetsraum.
Treffpunkt war jeweils an der Kinderbereuungseinrich-
tung der LEA. Von dort begab man sich auf einen 500 m       Durch die angebotenen gemeinnützigen Arbeiten wie
langen Fußmarsch in den Wald. Hier erfolgte die Begrü-      Dolmetschertätigkeiten, Kinderbetreuung im Kindergar-
ßung und Einteilung in sechs Gruppen, denen feste Be-       ten, Spüldienst in der Küche oder Reinigungsarbeiten
treuer, in der Regel Auszubildende, zugewiesen wurden,      auf dem Gelände der LEA bot sich den Flüchtlingen die
die mit „ihrer“ Gruppe die sechs Stationen des Waldpar-     Möglichkeit zu arbeiten. Eine Erwerbstätigkeit in den
cours durchliefen. Spielalternativen waren vorbereitet,     ersten Monaten des Aufenthalts ist in Deutschland nicht
um altersgerecht auf unterschiedliche Gruppenzusam-         erlaubt.
mensetzungen reagieren zu können. Ein am Waldort vor-

22
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

Diese zahlreichen Aktivitäten trugen im Wesentlichen        gen wurde dadurch das Basiswissen dafür gegeben, sich
dazu bei, dass in der LEA Meßstetten ein friedliches Zu­    in ihrem neuen Umfeld zurechtzufinden und die ersten
sammenleben von Menschen unterschiedlicher Kul­             Schritte für eine erfolgreiche Integration zu gehen.
turkreise und Religionen möglich war. Den Flüchtlin-

3.2 Das Begegnungszentrum

von Sylke Schlude, Roswitha Kostanzer,
Karl-Otto Gerstenecker, Ralf Greiner,
Gisela Straub, Margot Dreher
und Alfred Sauter

Seit Oktober 2014 war der DRK-Kreisverband Zollern­
alb e.V. Träger des Begegnungszentrums (BGZ) für die
Landes­ erstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände
der ehe­maligen Zollernalb-Kaserne. Im Begegnungs­
zentrum organisierten Mitarbeiter des DRK und Ehren­
amtliche das gesamte Freizeitangebot für die Flüchtlin­
ge. Ferner wurden die Kleider- und Spielzeugspenden
aus der Bevölkerung angenommen und sortiert.
                                                            Internetcafé

Café Welcome                                                Im Schnitt kamen pro Öffnungstag zwischen 40 und 60
                                                            Nutzer. Im 1. Halbjahr 2017 wurden die insgesamt zehn
Das Café, das an sechs Tagen die Woche geöffnet hatte,      internetfähigen Rechner 4.415 Mal á 30 Minuten genutzt.
war für die Öffentlichkeit zugänglich. Je nach Wetter und   Seit Eröffnung des Internetcafés sind somit insgesamt
Belegung der LEA schwankten die Besucherzahlen stark.       41.025 Nutzer im BGZ-Internetcafé gewesen. Da die
Im Durchschnitt waren drei Ehrenamtliche pro Schicht        Rechner oftmals von Kindern ab vier Jahren genutzt
im Café tätig. Im Rahmen der Öffnungszeiten des Cafés       wurden, war der Zeitbedarf um die Anlage am Laufen
konnten die Flüchtlinge Spiele und im Winter Schlitten      zu halten enorm groß. So musste man teilweise ein bis
ausleihen.                                                  zwei Stunden täglich für Wartungsar­beiten einrechnen.

                                                                                                                 23
3. Die Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten

Kleidersortierung                                           sonders interessierte Schüler. Samstags boten zwei jun-
                                                            ge Frauen, von denen eine arabisch spricht, ebenfalls
                             Die Menge der Kleiderspen­     eine Deutsch-Stunde an. Im Kindergarten in der LEA fand
                             ­den hatten im ersten Halb-    eine Zeit lang jeden Vormittag Sprachförderung statt. Es
                              jahr 2017 abgenommen.         gab eine monatliche Besprechung beim Regierungsprä­
                             Auf­grund der rückläufigen     sidium mit der Koordinatorin der Sprachförderung und
                             Flüchtlingszahlen haben sich   der LEA-Leitung.
                             die Reihen bei den ehren­
                             amtlichen Helfern eben­
                             falls im Laufe der Zeit ge-    Sport
                             lichtet. Trotzdem waren
                             pro Woche circa 5 bis 15       Fußball war in der LEA sehr gefragt! Trotz sinkenden Be-
                             Helfer als Stammpersonal       legungszahlen, war der Besuch beim Sportangebot auf
                             bei der Kleidersortierung im   dem Sportplatz oder in der Halle immer sehr beliebt. Ne-
                             Begegnungszentrum tätig.       ben dem traditionellen Mittwochskick führten das Di-
                                                            asporahaus Bietenhausen und der TSV Meßstetten zwei
Es wurden zweimal pro Woche Kleider sortiert, was nicht     weitere Nachmittage mit Sport durch. Nach dem offiziel-
benötigt wurde, ging an die DRK-Kleidersammlung.            len Sport wurden die Sportplätze viel genutzt.

Sprachförderung                                             Sonstige Angebote im Freizeitbereich

Im Sprachförderteam arbeiteten insgesamt 16 Ehren-          Neben den genannten Aktivitäten waren im Begegnungs-
amtliche regelmäßig, von denen 10 eine pädagogische         zentrum Schachspielen mit dem Schachverein Heinstet-
Ausbildung haben. Sie unterrichteten von Montag bis         ten, Tischkicker, Tischtennis, Dartspielen, Stricken, Ke-
Freitag jeden Nachmittag zwei Stunden. Außerdem gab         geln, Federball, Mini­golf und vieles mehr im Angebot.
es Intensivunterricht für besonders schwache oder be-

24
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

Bei ausreichender Schneelage waren die Schlitten und
Bobs im Begegnungszentrum vor allem bei den jungen
Flüchtlingen sehr beliebt. Jeweils am Montag-, Mitt-
woch- und am Samstagnachmittag gab es im Saal des BGZ
ein spezielles Programm für Kinder. Ferner spielten alle
zwei Wochen 10 bis 20 junge Leute vom Bildungszentrum
Bodelshausen mit den Kindern im BGZ.

Donnerstags fanden besinnliche Abende mit kurzen An-
dachten statt, die die örtlichen Kirchengemeinden ge-
meinsam anboten.

                                                            „Kindergeburtstag“ im BGZ

3.3 Die Arbeit der Streetworker in der LEA Meßstetten
Andreas Binder und Karl-Otto Gerstenecker

                                                            auf das Leben in Deutschland vorzubereiten, indem er
                                                            beispielsweise den Wochenmarkt mit ihnen besuchte,
                                                            Stadtführungen machte oder ihnen die Funktion eines
                                                            Ticketautomaten am Bahnhof erklärte.

                                                            Im Juni 2017 übernahmen Angela Neher und Christian
                                                            Mehl die Arbeit als Streetworker in Meßstetten zu je
                                                            50 Prozent.

                                                            Auf Anregung der LEA-Leitung wurden die Tätigkeits­
                                                            schwerpunkte der Streetworker im Frühjahr 2016
                                                            evaluiert und ein neues Aufgabenprofil erstellt. Ziel
                                                            war es, mit den Angeboten und Informationen der
Ab Mitte April 2015 war der Sozialarbeiter Axel Leuk-       Streetworker mehr Flüchtlinge der LEA zu erreichen
hardt als Streetworker in und um Meßstetten unterwegs.      und für die Bürgerschaft in Meßstettens stärker prä­
Er sprach mit den Bürgern über ihre Probleme und An-        sent zu sein:
regungen bezüglich der LEA Meßstetten. Zu Zeiten der
enormen Überbelegung der LEA wurde Leukhardt zuerst         1. Um ihre Arbeit präsenter zu machen, erstellte das
durch Rebekka Robnig, später durch Eike Kloka als zusätz-   Streetworkerteam wöchentlich einen Plan für die Folge-
liche Streetworker und durch Johannes Herre als FSJler,     woche, in dem alle geplanten Termine und Aktionen mit
unterstützt. Es fanden regelmäßige Sprechstunden in         oder für die Flüchtlinge festgehalten wurden. Dieser Plan
seinem Büro in Meßstetten statt. Hier konnten die Sor-      ging zu Wochenbeginn an die Leitung der LEA und des DRK.
gen und Probleme genauso wie die positiven Erlebnisse,
Anregungen und Fragen zur LEA und den Bewohnern be-         2. Die Durchführung der Informationsveranstaltung für
sprochen und geklärt werden. Darüber hinaus hatte Leuk-     neu angekommene Flüchtlinge der LEA wurde verändert
hardt Kontakte mit den Leitern der Geschäfte in Meßstet-    und im Verlauf mehrfach den Gegebenheiten vor Ort an-
ten geknüpft und war somit als Schnittstelle zur LEA vor    gepasst. Außerdem fanden die Veranstaltungen einmal
Ort präsent. Ein weiterer wichtiger Punkt der Arbeit des    wöchentlich in Kooperation mit der Registrierung des Re-
Streetworkers bestand im Kontakt mit den Bewohnern          gierungspräsidiums Tübingen statt. Neue Bewohner der
der LEA Meßstetten. Er führte zwei Mal wöchentlich eine     LEA bekamen ihren Ankunftsnachweis erst ausgehändigt,
Informationsveranstaltung für die neu angekommenen          nachdem sie die Veranstaltung der Streetworker besucht
Flüchtlinge durch, vermittelte ihnen Verhaltensregeln       haben. Durch dieses Verfahren wurden endlich alle Be-
und sprach sie auf Probleme an. Außerdem half er ih-        wohner der LEA flächendeckend durch die Streetworker
nen dabei, sich in Meßstetten zurechtzufinden und sich      erreicht.
                                                                                                                  25
3. Die Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten

                              3. Neue Informationsmate-      gen ihre Fahrräder repariert und verkehrssicher ausge-
                              rialien wurden entwickelt      stattet.
                              und verteilt, darunter Info-
                              blätter zum Pfandsystem        11. Ein Highlight war das Zuckerfest am 26.06.2017
                              in Deutschland, Informati-     auf dem LEA-Gelände. Den Streetworkern ist es ge-
                              onen über die Schwimm-         lungen durch eine Spende der Volksbank Heuberg eine
                              bäder in Meßstetten und        Hüpfburg zu organisieren. Die Firma Ritter Sport tätigte
                              Albstadt, ein Einkaufsfüh-     eine große Schokoladenspende. Der Betreiber der LEA
                              rer für Meßstetten sowie       Meßstetten, die European Homecare GmbH (EHC), hatte
                              neue Busfahrpläne. Die         schöne Essenstände organisiert. Zusammen mit dem
                              Willkommensbroschüre mit       Pferdewagen, den das Regierungspräsidium organisiert
                              allen Informationen rund       hat, war es ein rundum gelungenes Fest.
                              um die LEA wurde von den
                              Streetworkern aktualisiert.

4. Ein Schaukasten innerhalb der LEA wurde installiert
und wöchentlich mit Informationen über die Angebote
der Streetworker bestückt.

5. Neue Infoflyer der Streetworker mit Kontaktdaten und
Informationen über ihre Arbeit für verschiedene Ziel-
gruppen (Meßstetter Bürger/Flüchtlinge) wurden ent­
wickelt und verteilt.

6. Die Streetworker beteiligten sich an gemeinnützigen
Aktionen im Großraum Meßstetten, wie z. B. Landschafts-
pflegeaktionen oder der jährlich stattfindenden Land-        Neben all diesen Aktionen wurde natürlich das „All-
schaftsputzede oder bei einem Arbeitseinsatz zur Sport-      tagsgeschäft“ nicht vernachlässigt, dazu gehörten z. B.
platzpflege.                                                 die wöchentlich angebotene Bürgersprechstunde im
                                                             Streetworkerbüro, die verstärkte Präsenz im Ort, die re-
7. Die Streetworker boten wöchentlich eine Einkaufsbe-       gelmäßige Kontrolle des Außengeländes und des Wildge-
gleitung von Flüchtlingen nach Meßstetten an. In Klein-      heges inklusive Geländereinigung, viele Einzelgespräche
gruppen wurden gezielt Informationen zu Einkaufsmög-         mit Flüchtlingen, vereinzelte Kontakte zu Meßstetter
lichkeiten und zum Warenangebot Meßstettens gegeben.         Bürgern mit persönlichen Anliegen, regelmäßige Kontak-
Die Flüchtlinge wurden in die Geschäfte begleitet und mit    te zu den lokalen Einzelhändlern und der enge Austausch
Besonderheiten beim Einkaufen vertraut gemacht.              mit allen innerhalb der LEA tätigen Institutionen wie Bil-
                                                             dungsträgern, der Sozial- und Verfahrensberatung, dem
8. Aufgrund der Tatsache, dass die Feuerstelle auf dem       Jugendamt, Jugendhilfeträgern, EHC, dem Sicherheits-
LEA-Gelände verstärkt von Flüchtlingen zum Kochen            dienst oder dem Regierungspräsidium und die Unterstüt-
genutzt wurde, gingen die Streetworker in enger Ab-          zung und Vertretung im Begegnungszentrum des DRK.
stimmung mit dem örtlichen Forstamt wöchentlich mit
gemeinnützig arbeitenden Flüchtlingen der LEA in die an-
grenzenden Wälder, um Feuerholz zu besorgen.

9. Über Spendengelder und Sachspenden konnten in-
zwischen zwei Brotbacköfen angeschafft und auf einen
Pkw-Anhänger montiert werden. Diese Öfen wurden wö-
chentlich am Freitag zum Backen aufgestellt.

10. Im Verlauf des Jahres wurde eine Fahrradrepara­
turwerkstatt eingerichtet. Werkzeug, Ersatzreifen und
Ersatzteile wurden über Spendenaufrufe besorgt. Immer
mittwochnachmittags wurden gemeinsam mit Flüchtlin-

26
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

3.4 Transparenz und Bürgernähe

Bei öffentlichen Rundgängen konnten sich interessierte
Bürger ein Bild machen, wie der Ablauf in einer Erstauf-
nahmestelle funktioniert, insbesondere wie die Geflüch-
teten untergebracht und versorgt werden. Vorurteile und
Gerüchte konnten dabei weitestgehend aus dem Weg ge-
räumt werden.

Neben der Bürgerschaft im Zollernalbkreis und den Medi-
en stieß die LEA Meßstetten ebenso bei politischen Per-
sönlichkeiten auf großes Interesse.

                                                                                        www.zak.de

                                                                                                  27
3. Die Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten

 Karim aus Guinea                                        Omar aus Gambia
 Auszubildender Fachlagerist                             Angehender Maschinen- und Anlagenführer

 Karim ist 18 Jahre alt. Er macht derzeit eine Ausbil-   Omar ist 21 Jahre alt und macht seine Ausbildung bei
 dung bei der Firma barth in Hechingen. Nach einem       der Firma Haigis in Onstmettingen. Er bekommt von
 hervorragenden Praktikum hat die Firma barth für        einer Ehrenamtlichen jeden Donnerstag Sprachun-
 ihn einen zusätzlichen Ausbildungsplatz geschaffen.     terricht und spricht schon sehr gut deutsch.
 Er ist seit zweieinhalb Jahren in Deutschland und
 spricht sehr gut deutsch.

28
Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

                      Zollernalbkurier,
                      13.09.2014

                      Zollernalbkurier,
                      24.09.2014

                                          29
Pressestimmen

     Zollernalbkurier,   Zollernalbkurier,
          13.09.2014     24.09.2014

     Zollernalbkurier,
          16.10.2014

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Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

                                                                                          4
 nbegleitete
U
minderjährige
Ausländer (UMA)
Eugen Merz, Kreisjugendamt

Allgemeine Entwicklung

Der Strom der Flüchtlinge, der seinen vorläufigen Höhe-      jährige Flüchtlinge in Obhut zu nehmen. Hierbei handelt
punkt im Jahr 2015 hatte, hat ohne Zweifel eine große        es sich um eine vorläufige Schutzmaßnahme. Im Gesetz
Herausforderung für alle dargestellt. Hunderttausende        ist festgelegt, dass nach der Inobhutnahme unverzüglich
Menschen waren und sind auf der Flucht vor Krieg, Ge-        ein Vormund zu bestellen ist.
walt und Tod und suchen Schutz in Europa, vor allem in
Deutschland. Hiervon betroffen sind viele junge Men-         Am 31.12.2014 befanden sich bundesweit rund 7.500
schen und Kinder. Circa 90 bis 95 Prozent der Flüchtlings-   UMA in Obhut der Jugendämter, rund 10.500 wurden
kinder kommen mit ihren Eltern nach Deutschland. Die         im Anschluss in anderen Jugendhilfemaßnahmen be-
anderen gelten als sogenannte unbegleitete minderjäh-        treut, insgesamt befanden sich rund 18.000 UMA in An-
rige Ausländer (UMA).                                        geboten der Kinder- und Jugendhilfe.

Nach §42 Sozialgesetzbuch VIII (Kinder- und Jugendhilfe-
gesetz) besteht eine Verpflichtung unbegleitete minder-

                                                                                                                  31
4. Unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA)

Situation vor dem 01.11.2015

Zu Beginn der Flüchtlingswelle waren bundesweit vor                            reich diese Person erstmalig „aufschlägt“. Dies hatte Kon-
allem einige Kommunen (z. B. Berlin, Bremen, Frankfurt,                        sequenzen für die kostenmäßige Abwicklung. Bei einem
Karlsruhe, München, Rosenheim etc.), die zentrale Ein-                         auf die Quote angerechneten UMA gab es eine kosten-
reiseknotenpunkte darstellen, betroffen. Ähnlich war                           mäßige Erstattung durch einen überörtlich festgestellten
es in Baden-Württemberg. Dort waren einzelne Stadt-                            Kostenträger. Für einen UMA, der keinen Asylantrag ge-
und Landkreise wie z. B. Karlsruhe, Freiburg im Breisgau,                      stellt hatte, hatte das zuständige Jugendamt die Kosten
Mannheim, Konstanz, Lörrach, Ortenaukreis, Konstanz                            zu tragen.
und Esslingen überproportional belastet. Um eine gerech-
tere Verteilung auf möglichst alle Land- und Stadtkreise                       In der Folge sind die Inobutnahmen deutschlandweit
zu erreichen, wurde mit Verordnung des Integrations­                           angestiegen. Der Zollernalbkreis war anfangs von Zu-
ministeriums über die Durchführung des Flüchtlings­                            weisungen weitgehend verschont – auch während den
aufnahmegesetzes ein Zuteilungsverfahren für unbe-                             Anfangszeiten der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in
gleitete minderjährige Flüchtlinge festgelegt. Dieses                          Meßstetten. Erst mit der Selbständigkeit der Landeserst-
Verfahren, das sich an den Einwohnerzahlen orientierte,                        aufnahmestelle Meßstetten zum 1.4.2015 und der damit
hat eine Zuweisung nach den Quoten des „Königsteiner                           verbundenen Konsequenz, dass dort direkt Asylanträge
Schlüssels“ vorgesehen. Die Zuweisung der Personen                             gestellt werden konnten, ist die Zahl der Zuweisungen
erfolgte über die Regierungspräsidien.                                         und der Flüchtlinge, die ohne vorherige Registrierung di-
                                                                               rekt in Meßstetten erstmals erschienen sind, gestiegen.
Die quotenmäßige Zuteilung galt nur für die unbeglei-
teten minderjährigen Flüchtlinge, die einen Asylantrag                         Das Schaubild zeigt die Entwicklung der in der LEA re­
gestellt hatten. Für unbegleitete Minderjährige, die uner-                     gistrierten UMA-Fallzahlen (unbegleitete minderjähri­
laubt ins Bundesgebiet eingereist waren, aber kein Asyl                        ge, die ohne Personensorgeberechtigte in Meßstetten
begehrten, war das Jugendamt zuständig, in dessen Be-                          eingetroffen sind):

Von der LEA Meßstetten mitgeteilte unbegleitete
minderjährige Ausländer (UMA) ab 1.4.2015

 180

 160                                                                     164

                                                        143
 140
                                                                                  137
 120
                                                                                                       111
 100
                                                                                                             92
     80
                                                    73
                                                                                           70
     60

     40                         31
                                            41
                        26

     20
          10                                                                                                             14
                                                                                                                                  12         1    5
      0
          April   Mai    Juni        Juli        Aug.     Sept.   Okt.     Nov.         Dez.    Jan.     Feb.     März    April        Mai       Juni

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Integration im Zollernalbkreis 2014 – 2019

Ab dem Sommer 2016 sind nur noch vereinzelt UMA di-         quotenmäßigen Aufnahme befreit mit Ausnahme von
rekt in Meßstetten angekommen. Die Zugangszahlen im         Folgeantragstellern (sog. LEA-Privileg).
Landkreis resultieren fast nur noch über Zuweisungen.
In allen Fällen hatte ein Erstscreening durch das Kreis­    Anders verhält es sich bei den unbegleiteten minderjähri-
jugendamt zu erfolgen.                                      gen Ausländern. Mit dem „Gesetz zur Verbesserung der
                                                            Unterbringung, Versorgung und Betreuung ausländi­
Grundsätzlich war:                                          scher Kinder und Jugendlicher“, das zum 01.11.2015 in
                                                            Kraft getreten ist, wurde unter anderem ein bundes- und
 • e  ine Alterseinschätzung durchzuführen als             landesweites Verteilverfahren speziell für diesen Per-
     Voraussetzung für eine Inobhutnahme                    sonenkreis und ein neues jugendhilferechtliches Instru-
 •	eine Inobhutnahme auszusprechen,                        ment – die sogenannte vorläufige Inobhutnahme – einge-
 • die rechtliche Vertretung zu klären,                    führt. Neben einer Verteilung der UMA auf die einzelnen
 • zu klären, ob Verwandte im Bundesgebiet sind            Bundesländer nach Quote erfolgt ebenfalls eine quoten-
 • zu klären, ob diese Personen eine Vormundschaft         mäßige Verteilung innerhalb des jeweiligen Bundeslan-
     übernehmen können, wollen und hierzu geeignet sind     des auf die einzelnen Stadt- und Landkreise.
 •	im Anschluss ein Bericht an das Familiengericht
     zu fertigen.                                           In einem relativ eng begrenzten zeitlichen Rahmen
                                                            haben die Jugendämter zu prüfen; ob:
Das Familiengericht bestellte einen Vormund. In der Regel
haben die Gerichte im Zollernalbkreis auf einen Amtsvor-     •	das Wohl des Kindes durch dessen Verteilung
mund zurückgegriffen.                                           gefährdet würde,
                                                             • sich eine verwandte Person im Bundesgebiet aufhält,
                                                             •	das Wohl eine gemeinsame Verteilung mit
Gesetzesänderung zum 01.11.2015                                 anderen Minderjährigen erfordert,
                                                             •	der Gesundheitszustand die Verteilung
Im Familien- und Erwachsenenbereich wurden die im               innerhalb von 14 Werktagen ausschließt,
Bundesgebiet eintreffenden Flüchtlinge zuerst in einer       • hierzu eine ärztliche Stellungnahme einzuholen ist.
Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) untergebracht. Dort
erfolgte die Registrierung, Gesundheitsuntersuchung und     Nach der Meldung an die für Baden-Württemberg (BW)
Asylantragstellung. Nach vier bis sechs Wochen wurden die   zentral zuständige Verteilstelle beim Kommunalverband
Personen den Landkreisen zur vorläufigen Unterbringung      für Jugend und Soziales erfolgt von dort die Zuweisung
zugewiesen.                                                 an andere Bundesländer oder innerhalb von BW an die
Aufgrund der LEA Meßstetten, die bis 31.12.2017 befris-     Stadt- und Landkreise. Wöchentlich sind seither die Fall-
tet war, war der Zollernalbkreis zu dieser Zeit von der     zahlen durch die Jugendämter an den KVJS zu melden.

                                                                                                                  33
4. Unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA)

Wie haben sich die Fallzahlen                               hilfeeinrichtungen landesweit voll besetzt waren. Trotz
entwickelt?                                                 intensivster Bemühungen ist es aber nicht gelungen, alle
                                                            UMA im Zollernalbkreis unterzubringen, teilweise musste
                                                            auf Unterkunftskapazitäten in anderen Landkreisen und
Insgesamt sind die Zugangszahlen bei den UMA (Minder-       Bundesländern (z. B. Bayern) zurückgegriffen werden.
jährige und Volljährige, die als Minderjährige eingereist
sind) im Nachgang zur Flüchtlingskrise 2015/Anfang          Aufgrund der unterschiedlichen persönlichen Voraus­
2016 rückläufig.                                            setzungen der jungen Menschen sind Wohngruppen­
                                                            plätze mit unterschiedlichen Betreuungssettings
Am 02.11.2018 befanden sich bundesweit 43.500 UMA           notwendig:
5.882 in Baden-Württemberg) in der Jugendhilfe. Die
Zahlen wurden den wöchentlich erscheinenden UMA-             • I ntegrative Unterbringung in einer regulären
Landesübersichten des Kommunalverbandes Baden-Würt­             Wohngruppe (zusammen mit Jugendlichen
temberg entnommen. Die Zahlen umfassen Minderjähri-             aus dem Landkreis)
ge und junge Volljährige.                                    • Wohngruppen nur für UMA
                                                             • Jugendwohngemeinschaften zur Verselbständigung
Über viele Monate hinweg ab Mai 2017 wurde Baden-­           •	Jugendwohnheim
Württemberg aufgrund der im Bundesvergleich stetig           • Pflege- bzw. Gastfamilien
überdurchschnittlich hohen Einreisezahlen durch das Bun-
desverwaltungsamt als „Einreiseland“ definiert mit der      Zielrichtung waren kleinere Einheiten mit Verkehrsanbin-
Folge, dass alle „UMA-Neuzugänge“ zur bundesweiten Ver-     dung wegen der Beschulung im Landkreis. Neben den
teilung angemeldet werden konnten. Sobald Baden-Würt-       in den bisher bestehenden Wohngruppen eingestreuten
temberg seine Quote unterschreitet, kommt es wieder zu      Plätzen wurden weitere Unterbringungsmöglichkeiten
Zuweisungen aus anderen Bundesländern nach BW.              geschaffen in Form von Jugendwohngemeinschaften
                                                            (u.a. in Albstadt-Onstmettingen, Hechingen) und Regel-
                                                            wohngruppen (Meßstetten, Hechingen).
Entwicklung im Zollernalbkreis
                                                            Hervorzuheben ist das 30 Plätze umfassende Jugend­
Im Jahr 2015 bis März 2016 war die Zahl der UMA im Land-    wohnheim im ehemaligen Kreiskrankenhaus (Gesundheits-
kreis durch die Zugänge in der Landeserstaufnahmestelle     zentrum Fürstengarten) in Hechingen, bei dem Neuland
(LEA) in Meßstetten geprägt. Während dieses Zeitraums       in dieser Betreuungsform betreten worden ist. Dort war
wurden die in der LEA eintreffenden Jugendlichen auf        zusätzlich eine Regelwohngruppe mit 10 Plätzen unterge-
die Landkreisquote angerechnet. Da der Zollernalbkreis      bracht. Eine Notaufnahmegruppe mit Clea­ringmöglichkeiten
bislang seine Quote nicht erfüllen konnte, ist bei einer    konnte in Meßstetten eingerichtet werden. Beide Einrich-
Unterschreitung der Quote durch das Land Baden-Würt-        tungen konnten wegen dem Rückgang der Flüchtlinge
temberg mit weiteren Zuweisungen zu rechnen.                zwischenzeitlich wieder geschlossen werden.

Bei den Jugendlichen, die per Quote zugewiesen werden,      Eine wichtige Ergänzung bzw. Alternative stellten und
handelt es sich um einen Personenkreis, der über einen      stellen Gastfamilien dar. Das Kreisjugendamt suchte Per-
längeren Zeitraum vor Ort bleibt und jugendhilferecht-      sonen, die bereit waren junge Ausländer in ihrem Haus-
lich, schulisch und beruflich unterstützt werden muss.      halt aufzunehmen. Die gemachten Erfahrungen mit den
Das Kreisjugendamt ist im November 2018 für 104 UMA         bereits belegten Gastfamilien haben gezeigt, wie stark
jugendhilferechtlich zuständig.                             die Familien durch die Schicksale der jungen Menschen
                                                            geprägt werden und was für eine Herausforderung diese
                                                            Art der Unterstützung darstellt. Umso bemerkenswerter
Konsequenzen für den Zollernalbkreis                        ist die Tatsache, dass sich Menschen finden, die bereit
                                                            sind, den jungen Flüchtlingen eine Alternative zu bieten. Im
Unterbringung                                               Moment gibt es aktuell 8 Gastfamilien im Landkreis.

Die Unterbringung und Versorgung der Jugendlichen war       In einigen Fällen ist es gelungen, Familienzusammen-
ein Kraftakt für die Verwaltung, so mussten insbesondere    führungen durchzuführen. In diesen Fällen wohnen die
zusätzliche Unterbringungsplätze im Einvernehmen mit        jungen Flüchtlinge bei Verwandten, ohne dass diese das
den freien Jugendhilfeträgern geschaffen werden, da die     Sorgerecht innehaben. Diese Unterbringungen werden
bisherigen Kapazitäten nicht ausreichten und die Jugend-    ebenfalls auf die Quote angerechnet.

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