Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW

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Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
Ruhender Verkehr
     Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden,
 Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg
Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
„       VO RWO RT M I N I ST E R I U M F Ü R V E R K E H R B A D E N - W Ü RTT E M B E RG

                      Den Kommunen und Behörden stehen bei der Parkraumplanung, der Parkraumgestaltung, der

     JEDEN TAG        Parkraumbewirtschaftung, der Parkraumüberwachung, der Verkehrserziehung und der Öffentlich-
                      keitsarbeit vielfältige Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Ein aktives Parkraummanagement

     EREI GNEN SICH   ist ein wirksames Steuerungsinstrument, um Innenstädte nachhaltig attraktiver zu machen, den
                      Parksuch- und den Gesamt-Kfz Verkehr zu reduzieren und die innerörtliche Verkehrssicherheit zu
                      erhöhen. Maßnahmen können zum Beispiel die Reduzierung von Parkmöglichkeiten im öffentli-
     IN BADEN-        chen Raum sein, eine andere die Bepreisung von Parkraum.

     WÜRTTEMBERG      Dieses Hinweispapier gibt rechtliche und planungsleitende Hinweise, wie Planerinnen und
                      Planer, Straßenverkehrsbehörden, kommunale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger

     4,8 UNFÄLLE      und Verkehrsteilnehmende die Handlungsspielräume und Steuerungsmöglichkeiten im Bereich
                      Parken im Sinne der kommunalen Interessen nutzen können.

     IM RUHENDEN      Die vorhandenen Handlungsspielräume werden aber oft nicht genutzt, weil diese entweder nicht

     VERKEHR.
                      bekannt sind oder bei Umsetzung mit Konflikten gerechnet wird. Das Hinweispapier liefert das
                      nötige Wissen und Argumente für die kommunalen Akteure, um wirkungsvolle Instrumente ein-
                      zuführen, mit denen Städte und Gemeinden den Flächenverbrauch für den motorisierten Indivi-
                      dualverkehr schon heute effizient steuern können.

2 VO RWO RT                                                                                               VO RWO RT 3
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A                                           B                             C                                 D                                      E                                                         F
EINLE I T U N G U N D               PA RK RAUMP LA NUNG                PA R K R AUM -                   PARKRAU M-                            VERKEHRS-                                         Ö FFEN TLIC HK EI TS AR B EI T
HINTE RG R U N D                    UND -GE STA LTUNG                  B EWIRTS C H A FTUNG             ÜBERWACHU N G                         SI CHERHEI TSARBEI T
                                                                                                                                                                                                1. Maßnahmenbegleitende
1. Ruhender Verkehr im             1. Verringerung des Parkraumbe-   1. Digitalisierung des Parkens   1. Konsequente Ahndung von           1. Verkehrsschauen                                    Kommunikation
    öffentlichen Raum –                 darfs im öffentlichen Raum                                          Falschparkern
                                                                       2. Parkgebühren – angemessene                                         2. Fußverkehrscheck                               2. Verkehrssicherheitskampagne
    Verkehrswende
                                    2. Nutzung der gewonnenen             Bepreisung                   2. Spielräume bei Bußgeldhöhe                                                              des Verkehrsministeriums
                                                                                                                                              3. Sicherer Schulweg –
2. Verkehrsunfälle durch               Freiräume                                                           ausschöpfen
                                                                       3. Begrenzung der zulässigen                                              Geh- und Radschulwegpläne
    Parken
                                    3. Kommunikation und Durch-           Parkdauer                    3. Private Anzeige von Parkraum-
                                                                                                                                              4. Sicherheitsaudit Stadt
3. Kosten des Parkens                   setzung der Maßnahmen                                               verstößen
                                                                       4. Parkerleichterungen und                                                Heidelberg
                                    4. Kommunale Steuerungsmög-           -bevorrechtigungen im        4. Abschleppen von falschparken-
                                        lichkeiten                         öffentlichen Raum                den Fahrzeugen
                                                                       5. Bewohnerparken                5. Effiziente Abwicklung der Park-
                                                                                                            raumüberwachung

                            4 I N H A LT SV E R Z E I C H N I S                                                                                                               I N H A LT SV E R Z E I C H N I S 5
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A
                               Einleitung und Hintergrund

6 EINLEITUNG UND HINTERGRUND                   EINLEITUNG UND HINTERGRUND 7
Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
A                                                      1. Mehr Lebens- und Umweltqualität
                                                     und verbesserte Verkehrssicherheit durch
                                                     aktive Gestaltung des ruhenden Verkehrs

                                    DE R AU TOVE RKE HR H AT I N D EN MEI STEN I N N EN STÄ D TEN U N D O RTS K ER N EN I N D E N L E T Z T E N

                                    JAHRE N ST E T IG Z UG EN O MMEN . DAS H ÄU FI G KO N STA N TE Ö FFEN TLI C H E STELLPL AT Z A N G E B OT

                                    U N D DIE WACHSE N D EN PR I VATEN PA R K MÖ G LI C H K EI TEN I N D EN STÄ D TEN U N D ORT S K E R N E N

                                    T RAG E N Z U R E RZ E UG U N G VO N MEH R AU TOV ER K EH R U N D MEH R LU FTV ERS C H MU T Z U N G U N D

                                    L Ä RM BE I.

                                    Der Stellplatzbedarf nimmt zu. Fahrzeuge
                                    sind höher, breiter, länger und insgesamt
                                                                                           Für die Verkehrssicherheit sind die Faktoren
                                                                                           Geschwindigkeit und Sicht entscheidend.
                                                                                                                                                  Wegen ganz oder teilweise illegal zugepark-
                                                                                                                                                  ten Geh- oder Radwegen und in der Folge
                                                                                                                                                  für andere Verkehrsteilnehmende nicht mehr
                                                                                                                                                  ausreichenden Restgehwegbreiten müssen
                                                                                                                                                  Fußgängerinnen und Fußgänger mit Rollator,
                                                                                                                                                  Rollstuhl, Kinderwagen oder Radfahrende
                                                                                                                                                  mit Fahrradanhänger oft notgedrungen auf
                                                                                                                                                  die Straße ausweichen. Diese Gefahrensitu-
                                                                                                                                                                                                 Gehwege benutzen müssen und bis zu ihrem
                                                                                                                                                                                                 zehnten Lebensjahr Gehwege benutzen dür-
                                                                                                                                                                                                 fen, oft unmöglich, ihr Ziel ohne Umwege
                                                                                                                                                                                                 und zusätzliche Gefährdungen zu erreichen.
                                                                                                                                                                                                 Die Kommunen werden daher gebeten, von
                                                                                                                                                                                                 der Möglichkeit Gebrauch zu machen, be-
                                                                                                                                                                                                 troffene Bereiche durch verkehrsrechtliche
                                                                                                                                                                                                 Maßnahmen (zum Beispiel Applikation von
                                    größer geworden. Die übliche Breite des                Viele Unfälle passieren dadurch, dass die              ationen gilt es besonders zum Schutz von       Sperrflächen (Zeichen 298), Grenzmarkie-
                                    Parkstands beträgt bei Längsaufstellung 2,00           Verkehrsteilnehmenden sich nicht rechtzeitig           Kindern, Menschen mit Behinderungen so-        rungen (Zeichen 299) oder Parkflächen-                        FA H R Z E U G E I M I N N E R -
                                    Meter, bei Schräg- und Senkrechtaufstellung            sehen und keine ausreichende Zeit haben zu             wie Seniorinnen und Senioren zu vermeiden.     markierungen) sowie bauliche Maßnahmen                STÄ D T I S C H E N U N D I N N E R-
                                    2,50 Meter. Zugeparkte Straßen prägen zu               reagieren. Statistisch bildet sich dies nicht ab,      Fahrräder und E-Tretroller dürfen auch auf     (zum Beispiel Anlage von Bordsteinen oder                   Ö RT L I C H E N R AU M S I N D
                                    oft das heutige innerörtliche Bild. Sie be-            da fehlende Sichtbeziehung nicht als Unfall-           Gehwegen abgestellt werden, Fußgängerin-       Aufstellung von Pollern) von Fahrzeugen                   D U RC H S C H N I TT L I C H M I T
                                    schneiden Räume für Fuß- und Radverkehr                ursache geführt wird.                                  nen und Fußgänger sowie Rollstuhlfahrende      freizuhalten.                                           L E D I G L I C H 1 , 4 P E RS O N E N
                                    und für mehr Grün in der Stadt, aber auch                                                                     dürfen aber nicht behindert werden.                                                                    B E S E T Z T U N D ST E H E N I M
2018 > 2019
NE UZ U LAS SU N G VO N             für das Halten und Beliefern sowie für                 Parken beeinträchtigt innerorts die Sicht-                                                            Ein großer Teil des knappen innerstädtischen            S C H N I TT C A 2 3 H A M TAG .
SP ORTS U TI LI TY V EH I CL E S
(SUV)                               öffentliche Verkehrsmittel steht oft zu wenig          beziehungen zwischen den Verkehrsteilneh-              Kinder sind noch ungeübte Verkehrsteil-        und innerörtlichen Raums dient heute dem
                                                                                                                                                                                                                                                                          1,4 PERS.

SUV
                                    Raum zur Verfügung.                                    menden. Insbesondere die Verkehrssicher-               nehmende, auf die im Straßenverkehr ein        motorisierten Individualverkehr. Das knappe
                                                                                           heit schwächerer Verkehrsteilnehmerinnen               besonderes Augenmerk zu legen ist. Sie         Gut „öffentlicher Verkehrsraum“ wird nicht                                  23 H/T
                                    Im Jahr 2019 wurden in Deutschland                     und Verkehrsteilnehmer beim Queren von                 verhalten sich oft anders als erwartet. Ins-   effizient genutzt. Die Fahrzeuge sind durch-

+ 21,1 %                            3.607.258 Personenkraftwagen (Pkw) neu
                                    zugelassen. Nach einem leichten Rückgang
                                                                                           Straßen und Einmündungen ist dadurch ge-
                                                                                           fährdet. Der ruhende Pkw-Verkehr und vor
                                                                                                                                                  besondere auch im ruhenden Verkehr sieht
                                                                                                                                                  das Verkehrsministerium hier Ansatzpunkte
                                                                                                                                                                                                 schnittlich mit lediglich 1,4 Personen besetzt
                                                                                                                                                                                                 und stehen im Schnitt circa 23 Stunden am
                                    in 2018 (-0,2 Prozent) war dies ein Zuwachs            allem das Falschparken im öffentlichen Raum            zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Gerade    Tag.2 Nur mit einer kommunalen Verkehrs-
                                    von +5,0 Prozent. Während die Neuzulassun-             verursachen somit Gefahren, die vielen                 kleinere Kinder, die zwischen parkenden        wende lassen sich die aktuellen Heraus-
                                    gen von Pkw 2019 im Vergleich zum Vorjahr              Pkw-Fahrerinnen und -Fahrern nicht bewusst             Autos hervortreten, werden zu spät gesehen.    forderungen des Klima-, Gesundheits- und
                                    um 5,0 Prozent zunahmen, sind im gleichen              sind. Hierzu trägt auch die zunehmende                                                                Umweltschutzes im Mobilitätsbereich lösen,
                                    Zeitraum beispielsweise die Neuzulassungen             Größe der Pkw bei, da dadurch die Sicht-               Durch legales und illegales Parken entstehen   können die Innenstädte und Ortskerne wie-
F Ü R D I E V ER KEH RS -           von sogenannten Sports Utiltity Vehicles               beziehungen stärker eingeschränkt werden.              zudem Barrieren, die die Mobilität gerade      der attraktiver und verkehrssicherer werden.
S ICHER H EI T S I N D D I E        (SUV), also von schweren und übermotori-               Bei immer größeren parkenden Fahrzeugen,               besonders schutzbedürftiger Gruppen be-
FAK TO R EN G ESCH W I N-           sierten Pkw, um 21,1 Prozent gestiegen. 2019           beispielsweise SUV, Vans, aber auch Wohn-              einträchtigen. Zugeparkte Querungen und
DIGK EI T U N D SI CH T             war mehr als jeder fünfte Neuwagen (21,0               mobilen am Straßenrand steigt die potenziel-           Bordsteinabsenkungen machen es insbeson-
E NT SC H EI D EN D.                Prozent) ein SUV. Lag der Anteil der SUV an            le Gefahr, dass insbesondere zwischen den              dere Rollstuhlfahrenden und Eltern mit Kin-
                                    den Gesamtzulassungen im Jahr 2015 noch                Fahrzeugen hervortretende Kinder überse-               derwagen sowie Kindern mir Fahrrädern, die
                                    bei 10,6 Prozent, betrug er 2018 bereits 18,3          hen werden.                                            bis zu ihrem vollendeten achten Lebensjahr
                                    Prozent.   1
                                                                                                                                                                                                                                                  1|Q   uelle: Jahresbericht 2019 des Kraftfahrt-Bun-
                                                                                                                                                                                                                                                       desamtes
                                                                                                                                                                                                                                                  2 | Quelle: Agora Verkehrswende Rechtsgutachten
                                                                                                                                                                                                                                                       „Öffentlicher Raum ist mehr wert“ Seite 7, 2.
                                                                                                                                                                                                                                                       Absatz

                                   8 EINLEITUNG UND HINTERGRUND                                                                                                                                              EINLEITUNG UND HINTERGRUND 9
Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
K LIMASCHUTZ
                                          GESUNDHEITSSCHUTZ

                                                                                        U M WE LT SCHU TZ
                                                                                                                               2. Verkehrsunfälle durch Parken sowie
                                                                                                                             von Kindern und im Fuß- und Radverkehr

                                                                                                                      In Baden-Württemberg nehmen die Unfälle
                                                                                                                      mit Personenschaden bzw. schwerwiegende
                                                                                                                      Unfälle mit Sachschaden im ruhenden Ver-
                                                                                                                      kehr in den letzten Jahren stetig zu; 2015
                                                                                                                      verzeichnete die Straßenverkehrsunfallstatis-
                                                                                                                      tik 1.526 Unfälle, 2018 schon 1.745 Unfälle.
                                                                                                                                                                                       drei Verkehrsteilnehmende (davon jeweils
                                                                                                                                                                                       einer innerorts) ums Leben. 6

                                                                                                                                                                                       GETÖTETE: JEDER TOTE IST EIN TOTER ZU VIEL!

                                                                                                                                                                                       Ein besonderes Augenmerk ist in diesem
                                                                                                                                                                                                                                         A
                                                                                                                      ST R AS S E N V E R K E H RS U N FÄL L E M I T P E RS O N E N S C H A D E N I N N E R H A L B VO N O RT S C H A F T E N S I N D

                                                                                                                      I N B A D E N - W Ü RTT E M B E RG I N D E N JA H R E N 2 018 U N D 2 019 AU F N A H E Z U G L E I C H E M N I V E AU.
                                                                                                                                                                                                                                                  3

                                                                                                                      Im Jahr 2019 ist hingegen ein Rückgang auf                       Zusammenhang auch auf die allgemeine Un-
                                                                                                                      1.682 Unfälle zu verzeichnen. 4                                  fallstatistik zu den Straßenverkehrsunfällen
                                                                                                                                                                                       mit schwächeren Verkehrsteilnehmenden und
                                                                                                                      Nach einer aktuellen am 14. Juli 2020 ver-                       insbesondere auch Kinder zu legen.
                                                                                                                      öffentlichten Studie der Unfallforschung der

                                                                                                                                                                                                                                                                        4,8
                                                                                                                      Versicherer (UDV) steht fast jeder fünfte                        Im Dreijahreszeitraum 2016 bis 2018 wurden
                                                                                                                      innerörtliche Unfall mit Personenschaden im                      durchschnittlich pro Jahr 63 (2014 bis 2016
                                                                                                                      Fußgänger- und Radverkehr im Zusammen-                           noch jährlich durchschnittlich 60, 2017 ins-
                                                                                                                      hang mit dem Parken. Sogenannte Dooring-                         gesamt 68, 2018 insgesamt 49, 2019 insgesamt
KOMMUNALE                                                                                                             Unfälle und Unfälle mit Sichtbehinderungen                       48) getötete Fußgängerinnen und Fußgän-                                           UNFÄL L E /
VERKEHRS-                                                                                                             durch parkende Fahrzeuge geschehen danach                        ger registriert.                                                                        TAG
WENDE               Um die Klimaschutzziele des Landes bis            EI N E KO MMU N A LE V ER K EH RS W E N D E     besonders häufig.                                                Bezogen auf die Jahre 2017 bis 2019 zeichnet
                    2030 zu erreichen, ist es notwendig, dass der     lässt sich nur verwirklichen, wenn nachhal-                                                                      sich mit durchschnittlich 55 getöteten Ver-
                    Kfz-Verkehr in den Städten um durchschnitt-       tigen und umweltverträglichen Mobilitäts-       D I E U N FA L L U RS AC H E U N Z U L ÄS S I G E S              kehrsteilnehmenden ein Rückgang bei den
                                                                                                                                                                                                                                                                           J E D E N TAG E R E I G N E N
                    lich ein Drittel reduziert, der ÖPNV in etwa      formen ein deutlich größerer Anteil des öf-     H A LT E N U N D PA R K E N    wird polizeilich im               schwersten Unfallfolgen ab. An Kreuzungen
                                                                                                                                                                                                                                                                             S I C H 4 , 8 U N FÄ L L E I N
                    verdoppelt wird, ein Drittel der Kfz klima-       fentlichen Verkehrsraums zugestanden wird.      Rahmen der statistischen Erfassung als eigen-                    innerhalb von Ortschaften gab es 2019 insge-
  -1/3              neutral fahren und jeder zweite Weg selbst-       Weniger Raum für den Individualverkehr          ständige Unfallkategorie berücksichtigt. 2018                    samt 292 Unfälle mit Personenschaden unter
                                                                                                                                                                                                                                                                         B A D E N - W Ü RTT E M B E RG

  KFZ-              aktiv zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt        und insbesondere für den ruhenden Ver-          wurden 33, 2019 35 Verkehrsunfälle mit Per-                      Beteiligung von Fußgängerinnen und Fuß-
                                                                                                                                                                                                                                                                      IM RUHENDEN VERKEHR.

                                                                                                                                                                                                                                                                              BEI JEDEM ZWEITEN
  VER-              wird. Für den öffentlichen Raum ist diese         kehr schafft die Basis, damit der öffentliche   sonenschaden mit der Unfallursache unzuläs-                      gängern (Schlüsselzahl 81 und 84). Im 2018
                                                                                                                                                                                                                                                                                    U N FA L L W U R D E N

  KEHR              Entwicklung eine große Chance: Da Park-           Raum entlastet wird und die freiwerdenden       siges Halten und Parken in Zusammenhang                          kam es zu 297 Unfallereignissen.
                                                                                                                                                                                                                                                                           P E RS O N E N V E R L E T Z T.
                    plätze im privaten Bereich eher zunehmen,         Flächen effizienter genutzt werden können.      gebracht. Nach der Polizeistatistik wurden
                    kann der Kfz-Rückgang sich hauptsächlich          Außerdem können die Verkehrssicherheit er-      durch unzulässiges Halten und Parken 2018                        Getötete Radfahrende waren im Zeitraum
  + 1/2             im öffentlichen Raum abspielen. Es ist realis-    höht, die Aufenthaltsqualität verbessert und    ein Mensch und 2019 zwei Menschen getötet.                 5
                                                                                                                                                                                       2014 bis 2016 durchschnittlich 53, 2017
  ÖPNV              tisch, dass die Zahl der öffentlichen Stell-      der Umweltverbund gestärkt werden.              Bei Unfällen mit Getöteten kamen bezogen                         insgesamt 45, 2018 insgesamt 68 und 2019
                    plätze bis 2030 in Städten halbiert, mancher-                                                     auf den Unfalltyp Unfall mit dem ruhenden                        insgesamt 62 (davon 20 mit Pedelec) zu ver-
                    orts sogar ganz auf Parken im öffentlichen                                                        Verkehr, in den Jahren 2017 bis 2019 jeweils                     zeichnen.
                    Raum verzichtet werden kann.                                                                                                                                                                                                             3, 4, 6 | Q
                                                                                                                                                                                                                                                                        uelle: Statistisches Landesamt Baden-Würt-
                                                                                                                                                                                                                                                                       temberg, IM-LPP
                                                                                                                                                                                                                                                             5 | Quelle: Ministerium für Inneres, Digitalisierung
                                                                                                                                                                                                                                                                  und Migration Baden-Württemberg (Landespolizei-
                                                                                                                                                                                                                                                                  präsidium Baden-Württemberg)

                 10 E I N L E I T U N G U N D H I N T E R G R U N D                                                                                                                                     E I N L E I T U N G U N D H I N T E R G R U N D 11
Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
UNFÄ L LE D ES RU H EN DE N VE RKE HRS IN BADE N -WÜ RTTEMB ERG

1.800
1.600
1.400
1.200
                  1. 5 2 6

                                          1. 5 7 2

                                                                1. 6 6 1

                                                                                  1. 74 5
                                                                                                                                                                              3. Kosten des Parkens (Parkraumerstellung, Betrieb)

                                                                                                                                                                     Für betriebliche Stellplätze setzte die Bundesgenossenschaft für Gesundheitsdienst und
                                                                                                                                                                     Wohlfahrtspflege bereits vor 2010 folgende Zahlen an. Sie sind angesichts allgemeiner Grund-
                                                                                                                                                                     stücks-, Baupreis- und Arbeitskostensteigerungen eher als unterschätzt anzusehen.

                                                                                                                                                                     DAU E R H A F T E R U N T E R H A LT

                                                                                                                                                                     pflege, Energie und Personal):
                                                                                                                                                                                                                                                                    A
                                                                                                                                                                     D I E B E R E I T ST E L L U N G U N D D E R U N T E R H A LT VO N Ö F F E N T L I C H E N PA R K F L ÄC H E N B I N D E N

                                                                                                                                                                     B E AC H T L I C H E F I N A N Z M I TT E L D E R ST R AS S E N B AU L ASTT R ÄG E R , A L S O I N N E RO RT S H AU P T-

                                                                                                                                                                     S ÄC H L I C H D E R KO M M U N E N .

                                                                                                                                                                                                            (Reinigung, Winterdienst, Instandhaltung, Versicherung, Grün-
                                                                                                                                                                                                                                                                        50-150 Euro pro Monat
1.000
  800
  600                                                                                       + 14 % MEH R U N FÄ LLE
                                                                                                                                                                     E I N M A L I G E H E RST E L L U N G S KO ST E N
  400
  200                                                                                                                                                                1. Stellplatz, ebenerdig:                        		                                                           2.500 – 3.500 Euro
    0
                2015                    2016                  2017               2018                                                                                2. Parkpalette:                                     		                                                       4.000 – 10.000 Euro

                                                                                                                                                                     3. Parkhaus:                                		                                                             10.000 – 15.000 Euro

                                                                                                                                                                     4. Tiefgarage:                              		                                                            15.000 – 25.000 Euro10

                                                         Von den insgesamt 64 Getöteten bei                           Bei Straßenverkehrsunfällen innerhalb von
                                                         Fahrradunfällen im Jahr 2019 starben 55                      wurde 2019 ein Kind unter sechs Jahren         Für Parkflächen im öffentlichen Raum sind die Kostenangaben je nach Untersuchung unter-
                                                         Personen bei einem Unfall, der durch                         getötet (2018: drei Kinder, davon zwei als     schiedlich und schwanken zwischen 50 und 500 Euro für den Unterhalt pro Parkplatz und
                                                         einen Fahrradfahrenden verursacht wurde.                     Fußgängerinnen und Fußgänger ). Im vergan-     Monat. Die Herstellungskosten werden mit 1.500 bis. 5.000 Euro angegeben.11
                                                         An Kreuzungen gab es innerhalb von Ort-                      genen Jahr waren darüber hinaus 65 Schwer-
                                                         schaften 2019 insgesamt 1.303 Unfälle mit                    verletzte (39 Fußgängerinnen und Fußgänger     Die Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg mbH, die als landeseigene Gesellschaft rund 70
                                                         Personenschaden unter Beteiligung von                        und sechs Radfahrende) zu verzeichnen.         öffentliche Parkhäuser, Citygaragen und Freiluftparkplätze sowie rund 145 Behördengaragen in
                                                         Radfahrenden (2018: 1.243). 7                                Im Vorjahr 2018 waren hierbei 79 Schwer-       ganz Baden-Württemberg betreibt, gibt als grobe Richtwerte folgende durchschnittliche Netto-
                                                                                                                      verletzte Personen zu beklagen. Die Zahl       Herstellungskosten/ Nutzungsdauer in Jahren/ Absetzung für Abnutzung (AfA p.a.) an:
                                                         2018 und 2019 wurden in Baden-Württem-                       der Leichtverletzten in dieser Altersgruppe
                                                         berg jeweils zehn Kinder (Altersgruppe 0                     betrug 2019 343 Unfallopfer (2018: 348).       1. Stellplatz, ebenerdig:                        		                                                3.000 Euro / 19 J. / 158 Euro

                                                         bis 13 Jahre) im Straßenverkehr getötet,                                                                    2. Eingeschossiges Parkhaus in offener Bauweise ohne Lüftungsanlage:		                          7.500 Euro / 33,3 J. / 225 Euro

                                                         2017 wurden acht und 2016 sieben getötete                    In der Altersgruppe der 6–10-Jährigen wur-     3. Mehrgeschossiges Parkhaus in offener Bauweise ohne Lüftungsanlage:                          14.000 Euro / 33,3 J. / 420 Euro

                                                         Kinder registriert. Im Durchschnittszeitraum                 den bei allen Straßenverkehrsunfällen inner-   4. Parkgarage:                                                                                  25.000 Euro / 33,3 J. / 751 Euro

                                                         2016 bis 2018 sind wie bereits 2014 bis 2016                 halb Ortschaften 2019 zwei Kinder getötet
                                                         pro Jahr durchschnittlich acht Kinder im                     (2018: 1 Kind), 111 Kinder schwerverletzt      Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass selbst privatwirtschaftlich angebotene Parkplätze in
                                                         Straßenverkehr ums Leben gekommen.                    8
                                                                                                                      (32 Radfahrende und 72 Fußgängerinnen          Parkgaragen heute selten die vollen Betriebskosten einspielen. Vergünstigte oder kostenlose Park-
                                                                                                                      und Fußgänger) und weitere 828 leichtver-      plätze zum Beispiel für Beschäftigte oder Bewohnerinnen und Bewohner stellen eine Subvention
7, 9 | Q
        uelle: Statistisches Landesamt Baden-
       Württemberg, IM-LPP                               Die Unfallstatistiken bzw. Unfallzahlen zu                   letzt. Im Jahr 2018 wurden hingegen in die-    der Benutzung des Pkw-Verkehrs dar. Dies gilt auch für die Ausgabe von Bewohnerparkausweisen,
8 | Quelle: Innenministerium Landesamt Baden-
    Württemberg, IM-LPP
10 | Q uelle: Bundesgenossenschaft für Gesund-          Straßenverkehrsunfällen mit Kindern und                      ser Altersgruppe 149 Kinder schwerverletzt.    die durch die bisherige Deckelung durch die Gebührenordnung des Bundes mit weniger als drei
      heit und Wohlfahrtspflege (2007), bgwratgeber
      Mobilitätsmanagement in der betrieblichen
      Praxis, S.17.                                      Jugendlichen innerhalb Ortschaften zeigen         9
                                                                                                                      Daneben erlitten 793 leichte Verletzungen.     Euro pro Monat keinen nennenswerten Deckungsbeitrag zu den Kosten leisten.
11 | Quelle: Agora Verkehrswende (2018) „Öffentli-
      cher Raum ist mehr wert. Ein Rechtsgutachten
      zu den Handlungsspielräumen in Kommunen.“          weiteren Handlungsbedarf auf.
      2. Auflage, S. 14

                                                      12 E I N L E I T U N G U N D H I N T E R G R U N D                                                                                                                          E I N L E I T U N G U N D H I N T E R G R U N D 13
Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
B
                                                          Parkraumplanung und Parkraumgestaltung

14 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G              PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 15
Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
B                                                      Ö F F E N T L ICHE R RAU M I ST K N A PP. H EU TE D I EN T EI N U N V ER H Ä LTN I S MÄS S I G

                                                       G RO SSE R T E IL DIE S ES K N A PPEN R AU MS D EM K FZ- V ER K EH R U N D S PEZI ELL D EM

                                                       RU HE N DE N VE RKE H R , A LS O PA R K EN D EN PR I VATEN PK W. TROTZD EM ÜB ERSTEI G T

                                                       DE R BE DARF AN ST E LLPLÄTZEN V I ELFAC H D EN VO R H A N D EN EN R AU M.

                                                       Eine Untersuchung in Graz/Österreich zur Nutzung des öffentlichen Raums
                                                       durch den ruhenden Verkehr hat beispielsweise ergeben, dass 92 Prozent der
                                                       für den ruhenden Verkehr genutzten Flächen für private Pkw bereitgehal-
                                                       ten werden. Lediglich zwei Prozent entfallen auf Fahrradabstellplätze, drei
                                                                                                                                                                                 1. Verringerung des Parkraumbedarfes
                                                                                                                                                                                          im öffentlichen Raum

                                                                                                                                                        D I E KO M M U N E N H A B E N D I E M Ö G L I C H K E I T, D E N Ö F F E N T L I C H E N R AU M U N D I M B E S O N D E R E N

                                                                                                                                                        D E N PA R K R AU M N E U Z U V E RT E I L E N . WÄH R E N D D I E V E R K N A P P U N G D E S I N N E RÖ RT L I C H E N

                                                                                                                                                        Ö F F E N T L I C H E N PA R K R AU M S F Ü R P R I VAT E P K W DAS P OT E N Z I A L H AT, D E N K F Z - V E R K E H R I N S-

                                                                                                                                                        G E S A M T Z U R E D U Z I E R E N , S E N K T D I E S C H A F F U N G A LT E R N AT I V E R PA R K P L AT Z R E S E RV E N I N

                                                                                                                                                        PA R K H ÄU S E R N O D E R D I E AU S L AST U N G VO R H A N D E N E R PA R K H ÄU S E R D E N I N N E RÖ RT L I C H E N

                                                                                                                                                        PA R K S U C H V E R K E H R .

                                                                                                                                                        1. 1. E F F E K T E D E R V E R K E H RS W E N D E

                                                                                                                                                        Der Verkehrssektor ist einer der Hauptver-
                                                                                                                                                                                                                            1.2. VERLAGERUNG DES PARKENS IN PARKHÄUSER

                                                                                                                                                                                                                            Aufgrund der Vorgaben der Landesbauord-
                                                       Prozent sind Flächen, die für Fußgängerinnen und Fußgänger bestimmt sind                         antwortlichen für die Belastung der Luft mit                        nung wurden kontinuierlich Stellplätze im
M E HR LEBEN S Q UA LI TÄT,
                                                       (einschließlich Bänke, Straßencafés etc.) und drei Prozent sind dem öffentli-                    Feinstaub und Stickoxiden sowie für den                             privaten Bereich geschaffen, was bei der an-
ATT RA KTI V ER E Ö FFENT-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    ZIEL BIS 2030:
                                                       chen Nahverkehr gewidmet (einschließlich Haltestellen und Bahnhöfe).                       12
                                                                                                                                                        Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase. Um                          gestrebten Senkung des Kfz-Verkehrs in den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    C A . 5 0 P RO Z E N T D E R
L ICHE RÄU M E U N D ME HR
                                                                                                                                                        die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger                           Städten die Qualität des öffentlichen Raums                          G E G E N WÄ RT I G B E R E I T-
VER KE H RS SI CH ERH EIT
                                                       Der öffentliche Raum ist der Ort, an dem der Wandel des Verkehrssystems                          und das Klima zu schützen, ist eine Reduk-                          erhöhen oder zumindest den Druck auf öf-                        G E ST E L LT E N ST E L L P L ÄT Z E
L AS SE N SI CH DA N N R E A-
                                                       sichtbar und erlebbar wird. Mehr Platz für sicheren Fuß- und Radverkehr                          tion des Kfz-Verkehrs um ein Drittel in den                         fentliche Stellplätze verringern soll.                             D E N B Ü RG E R I N N E N U N D
L ISIE REN , W EN N FLÄCHE N
                                                       führt zu einer gesteigerten Aufenthalts- und Nutzungsqualität im öffentli-                       Städten notwendig. Wird eine kommunale                                                                                              B Ü RG E R N F Ü R E I N E A LT E R -
K Ü NF T I G G EREC H TER
                                                       chen Raum und schafft Anreize für eine Verkehrsmittelwahl bzw. Fortbewe-                         Verkehrswende umgesetzt, führt dies zu                              Während der öffentliche Raum für das Kfz-                         N AT I V E B E N U T Z U N G Z U R
UNT ER A LLEN V ERKEH RS-
                                                       gungsart, die weniger Fläche beansprucht.                                                        einem geringeren Bedarf an Pkw-Stellplätzen.                        Parken über Gebühr in Anspruch genommen                              V E R F Ü G U N G ST E L L E N .
T EIL N EH M EN D EN V ER-
                                                                                                                                                                                                                            wird, sind nahegelegene Parkhäuser oder die
T EILT W ER D EN .
                                                       Die Parkraumplanung und -gestaltung als wichtiger Bestandteil nachhaltiger                       Konkret geht das Ministerium für Verkehr                            zu den Gebäuden gehörenden Abstellflächen
                                                       kommunaler Verkehrskonzepte bietet vielfältige Möglichkeiten, öffentlichen                       davon aus, dass die Anzahl der öffentlichen                         regelmäßig nicht vollständig oder teils zweck-
                                                       Raum umzugestalten und das Mobilitätsverhalten zu beeinflussen. Durch Re-                        Pkw-Stellplätze in Städten pro Jahr um circa                        entfremdet belegt.
                                                       duzierung von Parkflächen können Städte und Gemeinden schon heute den                            fünf Prozent sinken sollte, sodass den Bürg-
                                                       Flächenverbrauch für den motorisierten Individualverkehr steuern und zu                          erInnen im Jahr 2030 im öffentlichen Raum                           DER ÖFFENTLICHE RAUM IST EIN GEMEINGUT,

                                                       besseren Sichtbeziehungen zwischen den Verkehrsteilnehmenden beitragen.                          eine Fläche von rund 50 Prozent der gegen-                          DAS ALLEN BEVÖLKERUNGSGRUPPEN GLEICHER-

                                                                                                                                                        wärtig bereitgestellten Stellplätze für eine                        MASSEN ZUR VERFÜGUNG STEHEN SOLL.

                                                                                                                                                        alternative Benutzung zur Verfügung steht.
                                                                                                                 3%                                     Da die Zahl der Stellplätze im nichtöffentli-                       Mit flächendeckenden Parkraumbewirt-
                                                                                                                 FU S S G Ä N G ER I N N EN
                                                                                                                 U N D FU S S G Ä N G ER                chen Raum, also in Parkhäusern, Tiefgaragen                         schaftungsmaßnahmen, der Abschaffung

                                                              92 %                                                  2%
                                                                                                                                                        und auf privaten Parkplätzen, nicht zurück-                         kostenloser und zeitlich unbegrenzter Park-
                                                                P KW                                                                                    geht, sinkt das Parkplatzangebot insgesamt                          möglichkeiten im öffentlichen Straßenraum
                                                                                                                    FA H R R A DA B STELLPLÄTZE

                                                                                                                                                        um einen deutlich geringeren Betrag, in der                         (Einrichtung von Kurzparkerzonen), beglei-
                                                                                                                 3%                                     Regel um etwa 20 bis 30 Prozent.                                    tender Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                 Ö PN V

                                                                                                                                                                                                                            und regelmäßiger Überwachung, kann es
                                                       Nutzung des öffentlichen Raums (Untersuchung in Graz / Österreich)
                                                                                                                                                                                                                            gelingen, den Parkraumbedarf in Parkhäuser
12 | Push & Pull 2015a des Deutsches Institut für
Urbanistik GmbH S. 5 bezugnehmend auf Austrian
Mobility Rese-arch 2011 und Stadt Graz 2013                                                                                                                                                                                 zu verlagern.

                                                    16 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G                                                                                                                       PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 17
Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
2. Nutzung der gewonnenen Freiräume

                                                                                                                                        W E R U M W E LT F R E U N D L I C H E M O B I L I TÄT S F O R M E N F Ö R D E R N M Ö C H T E , M U S S D I E S E N

                                                                                                                                        Z U S ÄT Z L I C H E F L ÄC H E N Z U R V E R F Ü G U N G ST E L L E N . DA H E R S P R I C H T V I E L E S F Ü R E I N E

                                                                                                                                                                                                                                                                    B
                                                                      8 RÄDER
                                                                                                                                        N E UAU F T E I L U N G D E S Ö F F E N T L I C H E N R AU M S.

                                                1 PKW
                                                                                                                                        Im kommunalen Raum können ökologisch                                Der zurückgewonnene Raum kann für Fuß-
                                                                                                                                        hochwertige Grünflächen die Aufenthalts-                            gängerinnen und Fußgänger, Radfahrende,
                                                                                                                                        qualität erhöhen und zugleich einer Vielzahl                        Überquerungen, Carsharing, Aufenthalts- und
                                                                                                                                        an Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum                         Spielflächen, Grünflächen oder für Außengas-
                                                                                                                                        bieten. Diese positiven Effekte können durch                        tronomie und Geschäftsauslagen genutzt wer-
                                 1.3. EFFIZIENTERE NUTZUNG DES PARKRAUMES               tägig von Pendlern belegt werden, sondern       die ökologisch orientierte Pflege, die Ansaat                       den. Zugleich wird mit der Verknappung von
                                 Pkw-Parken ist eine ineffiziente Form der              im Laufe des Tages durch mehrere Fahrzeuge      von gebietsheimischen Blühmischungen und                            Parkraum auch ein Anreiz geschaffen, Mobilität
                                 Nutzung des öffentlichen Raumes. Wo ein                genutzt werden können.                          die Pflanzung insektenfreundlicher Gehölze                          ohne eigenen Pkw zu organisieren. Wenn dies
                                                                                                                                                                                                                                                                                     Z U R Ü C K G E WO N N E N E
                                 Auto steht, finden mindestens acht Fahrräder                                                           erreicht werden. Besonders bei der Umwand-                          gelingt, fördert die Begrenzung öffentlicher
                                                                                                                                                                                                                                                                            G R Ü N F L ÄC H E N B I E T E N N E U-
                                 Platz.                                                 Ergänzend wird diesbezüglich auf Ziffern 4.4.   lung von Verkehrsflächen in Grünflächen                             Stellplätze nachhaltige klimafreundliche Mobili-
                                                                                                                                                                                                                                                                             E N L E B E N S R AU M F Ü R T I E R -
                                                                                        (Carsharing, E-Mobilität) und 4.5. (Fahrrad-    können ökologische Aufwertungsmaßnahmen                             tät zum Nutzen aller Verkehrsteilnehmerinnen
                                                                                                                                                                                                                                                                                    U N D P F L A N Z E N A RT E N
                                 Auch durch eine verstärkte Bereitstellung              parken) sowie auf Teil C Parkraumbewirt-        direkt eingeplant und somit effizient umgesetzt                     und Verkehrsteilnehmer.
                                 von (Car)sharing-Stellplätzen kann eine                schaftung einschließlich Digitalisierung        werden.
                                 effizientere Nutzung der knappen Ressource             verwiesen.                                                                                                          Ganz gleich, ob auf der zuvor zum Parken ge-
                                 „öffentlicher Straßenraum“ erreicht werden.                                                            Der künftige Parkraumbedarf sollte alle, auch                       nutzten Fläche eine gesonderte Spur für Fahr-
WO EI N AU TO STEH T,
                                 Ein stationsbasiertes Carsharing-Fahrzeug              1. 4. TEC H N I S C H E EN TWI C K LU N GE N    und gerade neue Mobilitätsformen (Carsharing,                       räder oder für den ÖPNV eingerichtet oder
F INDEN M I N D ESTEN S
                                 ersetzt im Durchschnitt zwischen acht und              Technologische Entwicklungen wie das auto-      Elektromobilität, Pedelecs, E-Bikes, Mikro-                         das Carsharing-Angebot ausgeweitet wird – der
ACHT FA H R RÄD ER PLAT Z .
                                 20 private Pkw und wird mehrmals am Tag                matisierte Fahren und digitale Parkraumleit-    mobilität wie zum Beispiel Elektrotretroller)                       künftige Parkraumbedarf wird durch diese Maß-
                                 genutzt.                                               systeme können zusätzlich dazu beitragen,       gleichermaßen berücksichtigen und dabei                             nahmen deutlich reduziert und die Flächen
                                                                                        dass die vorhandenen Parkflächen effizienter    umweltfreundliche Mobilitätsformen zusätzlich                       werden effizienter und nachhaltiger genutzt.
                                 Durch Bewirtschaftung von Stellplätzen kann            genutzt werden und der Bedarf an öffentli-      unterstützen.
                                 bewirkt werden, dass Stellplätze nicht ganz-           chen Stellplätzen daher zukünftig abnimmt.

                                                                                                                                                           GEWINN DURCH NEUAUFTEILUNG

                                                                                                                                                           > Grünflächen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere
                                                                                                                                                           > U nterstützung von neuen Mobil itätsformen
                                                                                                                                                           > Nutzung für Aufent hal ts- und Spiel flächen
                                                                                                                                                           > Mehr Platz für Gastronomie und Geschäfte
                                                                                                                                                           > Förderung kl imafreund l icher Mobil ität
                                                                                                                                                           > Effizientere und nachhal t igere Nutzung

                              18 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G                                                                                                                             PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 19
B                                   3. Kommunikation und Durchsetzung der Maßnahmen

                               MASSN AHME N G E GEN D EN R U H EN D EN V ER K EH R B ZW. ZU R R ED U ZI ER U N G D ES Ö F F E N T L I-

                               CHE N PARKRAU ME S S I N D G R U N D S ÄTZLI C H KO N FLI K TB EH A FTET.

                               Das Konfliktpotenzial kann jedoch durch eine
                               aktive Kommunikation und Öffentlichkeitsar-
                               beit, durch Visualisierung und Kommunikation
                               der Vorteile einer veränderten Straßenraumnut-
                               zung und durch begleitende Maßnahmen, die
                               die Abhängigkeit vom eigenen Kfz reduzieren,
                               deutlich reduziert werden.
                                                                                      3. 2. B EG LEI TEN D E MAS S N A H ME N Z U R V E R-

                                                                                      R I N G ER U N G N EG ATI V ER B EG LEI T E RS C H E I-

                                                                                      N U N G EN

                                                                                      Zur besseren Akzeptanz bei den Bürgerin-
                                                                                      nen und Bürgern sollten Maßnahmen zur
                                                                                      Reduzierung des öffentlichen Parkraumes
                                                                                      mit zeitgleicher Stärkung und Steigerung
                                                                                                                                                Maßnahmen zur Reduzierung des öffentli-
                                                                                                                                                chen Parkraums sind jedoch nur effektiv und
                                                                                                                                                erfolgreich, wenn sie regelmäßig überwacht
                                                                                                                                                und geahndet werden.
                                                                                                                                                                                              Diesbezüglich wird auf Teil D Parkraumüber-
                                                                                                                                                                                              wachung dieses Papiers verwiesen.
                                                                                                                                                                                              Entsprechende Überwachungsmaßnahmen
                                                                                                                                                                                              sollten ebenfalls kommuniziert werden.

                                                                                      der Attraktivität des ÖPNV bzw. dezentraler
                               3 .1. AKT IVE KO MMUN I K ATI O N - B ÜRG ER B E-      Parkhäuser (Quartiersparken) verbunden
                               T E IL IG U N G                                        sein, um negative Begleiterscheinungen zu
                               BürgerInnen sollten frühzeitig beteiligt               verringern. Mit der Verknappung von Park-
ATT RA K T I V I TÄT           werden und ihnen die angestrebten Verän-               raum soll auch ein Anreiz zum Verzicht auf
D ES Ö P N V                   derungen im öffentlichen Raum mit all den              einen eigenen Pkw geschaffen werden. Dies
ST E I G E R N                 Vorteilen als Gewinn nahegebracht werden.              muss Hand in Hand gehen mit der Stärkung
GEWIN N FÜR BÜRG ER            Bei allen Veränderungen ist zunächst auch              umweltverträglicher Mobilitätsformen. Denk-
UND BÜRG ERI N N EN            „Gegenwind“ auszuhalten, Gegenargumente                bar ist beispielsweise, dass auf der zuvor zum
B EIM U M STI EG : ZEI T-      können jedoch häufig entkräftet werden. Zu             Parken genutzten Fläche eine gesonderte Spur
UND KO STEN ERS PA R N IS      berücksichtigen ist dabei auch der Umstand,            für den ÖPNV eingerichtet wird. Ziel ist es
                               dass es keinen Anspruch auf einen kosten-              insgesamt, den ÖPNV attraktiver zu machen
                               losen Stellplatz im öffentlichen Raum gibt,            und besser zu vernetzen, damit mehr Men-
                               gleichwohl vielerorts öffentliche Stellplätze          schen bereit sind, vom eigenen Pkw auf den
                               frei zur Verfügung stehen. Insbesondere                ÖPNV umzusteigen. Örtliche Erreichbarkeit,
                               auch temporäre Maßnahmen im öffentlichen               Zeitaufwand und Kosten sind entscheidende
                               Raum, wie gesperrte Flächen bedingt durch              Kriterien der Verkehrsmittelwahl. Neben Preis-
                               Baustellen, Umleitungen oder ähnliches,                staffelungen, Zonenregelungen, nachfrageori-
                               können nach guten Erfahrungen zu Verände-              entierten ÖPNV-Angeboten auch für Teil-
                               rungen im Verkehrsraum genutzt werden. In              zeitkräfte/-pendlerInnen, Umwelttagestickets
                               die Kommunikation sollten auch Verbände                bei Feinstaubalarm, Jobtickets, lukrativen
                               und/oder Beauftragte einbezogen werden.                ÖPNV-Angeboten wie zum Beispiel „ÖPNV
                                                                                      statt Führerschein“ können insbesondere auch
                                                                                      günstige Park & Ride-Parkhäuser am Ortsrand
                                                                                      – alternativ zu einem zeitaufwändigen kosten-
                                                                                      intensiveren Parksuchverkehr – zum Umstieg
                                                                                      auf den ÖPNV bewegen.

                            20 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G                                                                                                              PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 21
MODELLBEISPIELE FÜR BÜRGERBETEILIGUNGEN
        BEI VERÄNDERUNGEN IM ÖFFENTLICHEN PARKRAUM

S                                                                                                                                                                                                                                   KA
        L AN DE SHAU P T STAD T STU TTG A RT - B ÜG ER B ETEI LI G U N G B EI V ER Ä N D ER U N-   K A R L S R U H E – PA R K KO N Z E P T A N ST E L L E O R D N U N G S W I D R I G E N

        G E N IM Ö F F E N T L ICH EN PA R K R AU M – PA R K PLATZ A LS AU FEN TH A LTS O RT       G E H W E G PA R K E N S

        Aus einem projektbezogenen Zusammenwirken von Zivilgesellschaft und Ver-                   Auf Antrag kann nach sorgfältiger Prüfung das Gehwegparken für einen bestimm-
        waltung entstanden in der Landeshauptstadt zahlreiche bis heute verstetigte                ten Straßenabschnitt mittels entsprechender Markierung oder Beschilderung
        Projekte, wie die im Bundeswettbewerb „Die schönsten Nachbarschaftsaktionen                legalisiert werden. Es wurde öffentlich über dieses Antragsverfahren und die
        2017“ prämierte Casa Schützenplatz (https://schuetzenplatz.net) und die ebenfalls          grundsätzlich geltenden Regelungen zum Gehwegparken informiert und nach
        in diesem Kontext geförderte und genehmigte Wanderbaumallee (http://www.                   einer Übergangszeit die strikte Ahndung illegalen Gehwegparkens angekündigt.
        wanderbaumallee-stuttgart.de/). Mit der Wanderbaumallee wird die Aufenthalts-              Hierzu weitere Ausführungen unter 4.3. Restriktive Zulassung des Gehwegpar-
        qualität im öffentlichen Raum verbessert. Dafür werden verschiedene Bäume                  kens – Projekt „Faires Parken in Karlsruhe“.
        und Sitzgelegenheiten genutzt, um Grün in die Straßen zu bringen und Nachbar-

                                                                                                                                                                                                                                    K
        schaftstreffpunkte und Orte zum Verweilen zu schaffen. Diese Projekte wurden
        erstmalig in dem vom Land Baden-Württemberg sowie dem Umweltbundesamt
        geförderten Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur (http://www.r-n-m.net/)             KÖ L N – AU S S E N G AST RO N O M I E AU F Ö F F E N T L I C H E M ST R AS S E N L A N D :

        erprobt. Inzwischen wurde das Genehmigungsverfahren durch die Verkehrsbe-                  Auf Antrag der Gewerbetreibenden kann hier Außengastronomie auf öffentli-
        hörde verstetigt und durch den Gemeinderat beschlossen                                     chem Straßenland erlaubt werden (erweiterte Gaststättenerlaubnis, Sondernut-
                                                                                                   zungserlaubnis, eventuell baurechtliche Erlaubnis, www.stadt-koeln.de).

HD      STADT HE IDE L BE RG- A K TI O N „PA R K I N G - DAY “ ZU R R EU R B A N I S I ER U N G

        An Aktionstagen werden Parkplätze in Begegnungsorte verwandelt. Dabei
        werden einige öffentliche Parkplätze in Mini-Parks oder Aktionsflächen umge-
                                                                                                   W I E N – „ PA R K L E T S “ :

                                                                                                   Bürger können auf Antrag ein „Parklet“ gestalten, ein kleiner, auf Parkplätzen                                                     W
        wandelt. So können Passanten erfahren, wie Parkplätze zukünftig als Lebens-                eingerichteter Park oder Sitzbereich mit Möbeln oder Pflanzen. Parkplätze
        und Begegnungsräume verwendet werden können.                                               werden damit temporär zum öffentlichen Aufenthaltsraum für alle aufgewertet,                                     IN WIEN GIBT ES DERZEIT

                                                                                                   dürfen in Wien jedoch nicht gewerblich genutzt werden. Gerade in innerstäd-                                  Ü B E R 3 0 PA R K L E T S, D I E AU F

                                                                                                   tischen Bereichen, in denen breite Grünflächen eher die Ausnahme darstellen,                                  E I N E R K A RT E V E R Z E I C H N E T

                                                                                                   erfüllen „Parklets“ eine wichtige Funktion als Treffpunkt der Nachbarschaft im                              S I N D U N D AU C H F Ü R TO U R I S-

                                                                                                   öffentlichen Raum.                                                                                              T E N ATT R A K T I V E S E N T D E-

                                                                                                                                                                                                                 C K U N G S Z I E L S E I N KÖ N N E N

                                                                                                                                                                                                                   ( W W W. ST R E E T L I F E . W I E N ) .

                                                                                                   Zum Thema Kommunikation wird ergänzend
                                                                                                   auf Teil F Öffentlichkeitsarbeit Ziff. 1 verwiesen.

     22 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G                                                                                         PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 23
B                     4. Kommunale Steuerungsmöglichkeiten

   DIE KO MMU N E N HA B EN I M R A H MEN D ES G ELTEN D EN R EC H TS D I E MÖ G LI C H K EI T, Ü B E R E I N E

   ST RASSE N RE CHT L IC H E U MW I D MU N G O D ER TEI LEI N ZI EH U N G B ZG L. B ESTI MMTER V E R K E H RS-

   ART E N Ö F F E N T L ICH E FLÄC H EN U MZU G ESTA LTEN .

   Kommunen bestimmen schon jetzt im Rah-
   men der straßenrechtlichen Widmung, wel-
   che Verkehrsarten welche Verkehrsflächen
   nutzen, etwa den Rad- oder Fußverkehr.
   Parkflächen können zum Beispiel reduziert
   werden, um den Gehweg zu erweitern,
                                                           gegrenzten Verkehr entbehrlich ist oder aber
                                                           überwiegende Gründe des Allgemeinwohls
                                                           die Teileinziehung erforderlich machen. Am
                                                           meisten Spielraum besteht, wenn der Um-
                                                           gestaltung ein
                                                           KO N ZEPT
                                                                              KO MMU N A LES V E R K E H RS-

                                                                        zugrunde liegt. Mit einem solchen
                                                                                                                  Die Straßenverkehrsbehörden können im
                                                                                                                  Einvernehmen mit den Gemeinden auch An-
                                                                                                                  ordnungen zur Unterstützung einer geord-
                                                                                                                  neten städtebaulichen Entwicklung auf der
                                                                                                                  Grundlage des § 45 Absatz 1b Nummer 5, 2.
                                                                                                                  Alternative StVO treffen und auf Grundlage
                                                                                                                  des Straßenverkehrsrechts in diesem Fall aus-
                                                                                                                  nahmsweise nicht mehr nur ordnungsrecht-
                                                                                                                  liche, sondern auch planende Verkehrsauf-
                                                                                                                  gaben unterstützen. Neben der Festsetzung
                                                                                                                                                                  herauszunehmen, um die in der Planung fest-
                                                                                                                                                                  gelegte, gewünschte städtebauliche Funktion
                                                                                                                                                                  dieser Gebiete (zum Beispiel Wohngebiet)
                                                                                                                                                                  zu fördern (etwa durch die Anordnung von
                                                                                                                                                                  Verkehrsverboten für bestimmte Verkehrsar-
                                                                                                                                                                  ten (Z 250, 251 oder 253), soweit nicht eine
                                                                                                                                                                  Verkehrsberuhigung mit Fußgängerzonen
                                                                                                                                                                  (Z 242.1, 242.2) oder verkehrsberuhigten Be-
                                                                                                                                                                  reichen (Z 325.1, 325.2) gewählt wird. Wird
                                                                                                                                                                  in solchen Fällen auch der Anliegerverkehr
   Aufenthaltsflächen für Fußgängerinnen und               Konzept können Kommunen öffentlichen                   von Verkehrsflächen (Hauptverkehrsstraßen       ausgeschlossen, so muss allerdings vorher die
   Fußgänger zu schaffen oder Verkehrsflächen              Raum nachhaltig umgestalten, ihn gerechter             und sonstige Straßen) können Verkehrs-          straßenrechtliche Widmung entsprechend
   für den Radverkehr bereitzustellen.                     verteilen und wieder frei machen für Grün-             flächen besonderer Zweckbestimmung, wie         eingeschränkt werden. Zulässig ist es z.B.
                                                           flächen und Menschen, die zu Fuß oder                  Fußgängerbereiche, Flächen für das Parken       auch einen städtebaulich wertvollen Platz
   Für nachträgliche Beschränkungen im Wege                mit dem Fahrrad oder anderen alternativen              von Fahrzeugen, Flächen für das Abstellen       mit Hilfe von Verkehrszeichen vom ruhen-
   einer Teileinziehung ist allerdings erforder-           Mobilitätsformen unterwegs sind.                       von Fahrrädern, etc. Gegenstand solcher         den Verkehr freizuhalten (s.a. Kommentar
   lich, dass die Straße entweder für den aus-                                                                    Anordnungen sein. Im Rahmen der Bauleit-        Bouska/Leue Fußn. 10 zu § 45 Abs. 1b Nr.
                                                                                                                  planung kann die städtebauliche Entwicklung     5 StVO). Bei Maßnahmen der Verkehrsbe-
                                                                                                                  somit auch durch straßenverkehrsrechtliche      ruhigung sind die Auswirkungen auf andere
                                                                                                                  Anordnungen unterstützt werden. Die An-         Straßen zu berücksichtigen.
                    ZU DEN MINDESTVORAUSSETZUNGEN EINES SOLCHEN
                                                                                                                  wendung des § 45 Absatz 1b Nummer 5, 2.
                    KOMMUNALEN VERKEHRSKONZEPTES GEHÖREN:
                                                                                                                  Alternative StVO setzt nach Auffassung des      Hinsichtlich straßenverkehrsrechtlicher
                    1. D as Verkehrskonzept muss hinreichend konkret d ie ver-                                   Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG Urteil        Anordnungen wird ergänzend darauf hin-
                       kehrl ichen Planungen in einem best immten räuml ichen                                     vom 20.04.1994 – 11 C 17.93, NZV 94, 493)       gewiesen, dass es sich bei den Anordnungen
                       Bereich darstel len, d ie aus Gründen der geordneten städ-                                                                                 um Ermessensentscheidungen mit Entschei-
                                                                                                                  jedoch eine vorhandene Städteplanung in
                       tebaul ichen Entwicklung für erforderl ich und zweckmäßig
                                                                                                                  Form eines vorhandenen Verkehrskonzepts         dungsspielraum handelt. Durch das Ermessen
                       gehal ten werden.
                                                                                                                  der Gemeinde voraus, das den Erfordernissen     sollen die Straßenverkehrsbehörden eine
                    2. E i n Verkehrskonzept, das Veränderungen von Verkehrs-
                        straßen und Verkehrsströmen zum Inhal t hat, muss An-                                     der planerischen Abwägung genügt und ins-       für den Einzelfall geeignete und gerechte
                        gaben darüber ent hal ten, welche anderen Straßen den                                     besondere darlegt, weshalb bestimmte Stra-      Entscheidung treffen. Hierbei sind die kon-
                        verdrängten Verkehr aufnehmen sol len.                                                    ßen(-züge) entlastet und ggf. welche neuen      kreten Umstände bzw. alle entscheidungs-
                    3. D as Verkehrskonzept muss den Erfordernissen der pla-                                     Straßen(-züge) in für dortige Anwohnerinnen     erheblichen Tatsachen und die gesetzliche
                        nerischen Abwägung unter Einbeziehung al ler zu berück-                                   und Anwohner zumutbarer Weise belastet          Zwecksetzung im Wege einer angemessenen
                        sicht igenden Belange und Interessen genügen.                                             werden sollen und können.                       und sachgerechten Abwägung zu berücksich-
                    4. D as Verkehrskonzept muss vom zuständ igen Organ der
                                                                                                                                                                  tigen und richtig zu gewichten. Zur fehler-
                        Gemeinde beschlossen worden sein.
                                                                                                                  Zulässig ist es insbesondere, bestimmte         freien Ausübung des Ermessens bedarf es
                                                                                                                  Verkehrsarten aus bestimmten Gebieten           eines Sammelns, Bewertens und Gewichtens

24 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G                                                                                                               PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 25
B                     4. Kommunale Steuerungsmöglichkeiten

   aller Gesichtspunkte, die für und die gegen
   eine Maßnahme sprechen. Ein ermessensfeh-
   lerhaftes Handeln liegt daher insbesondere
   auch dann vor, wenn die Straßenverkehrs-
   behörde überhaupt kein Ermessen ausgeübt
   hat (Ermessensausfall/ Ermessensnichtge-
   brauch), obwohl ihr ein Ermessensspielraum
   eingeräumt war. Dies gilt sowohl für das
   Entschließungs- (Spielraum, ob Behörde
   tätig wird) wie auch das Auswahlermessen
                                                          verkehrs-Ordnung (StVO) ergeben, bedürfen
                                                          einer Anordnung nach § 45 StVO.

                                                          Nach der am 28. April 2020 (BGBl. I 2020,
                                                          814) in Kraft getreten StVO-Novelle ist der
                                                          an Knotenpunkten freizuhaltende Abstand
                                                          an Kreuzungen mit Radverkehrsführungen
                                                          gemäß § 12 Absatz 3 Nummer 1 StVO auf
                                                          8,00 Meter vergrößert worden. Zudem wurde
                                                          ein generelles Haltverbot auf Schutzstrei-
                                                                                                          fen sicherstellen soll, kann aber im Einzelfall
                                                                                                          zu Problemen führen. Dies ist beispielsweise
                                                                                                          dann der Fall, wenn Grundstücke nicht über
                                                                                                          eine eigene Zufahrt verfügen und sie somit
                                                                                                          nur unter Benutzung des Schutzstreifens
                                                                                                          beliefert werden können (z.B. Heizöl- oder
                                                                                                          Pelletlieferung) oder wenn schwerbehinderte
                                                                                                          Anwohner in ein Kfz ein- oder aussteigen
                                                                                                          müssen. Liegt eine solche Fallkonstellation
                                                                                                          vor, können diese Probleme – sofern es die
                                                                                                                                                             auf die jeweilige Situation vor Ort angepasste
                                                                                                                                                             Lösung zu finden und allen Interessen ge-
                                                                                                                                                             recht zu werden.

                                                                                                                                                             Beschränkungen und Verbote des (fließen-
                                                                                                                                                             den und des ruhenden) Verkehrs sind nach
                                                                                                                                                             der derzeitigen Rechtslage (§ 45 Absatz 9
                                                                                                                                                             StVO) nur zulässig, wenn die sachlichen
                                                                                                                                                             und rechtlichen Voraussetzungen der StVO
                                                                                                                                                             erfüllt sind, die Maßnahmen zum Beispiel
   (Spielraum, wie die Behörde tätig wird).               fen für den Radverkehr eingeführt (Z 340).      örtlichen Gegebenheiten zulassen – etwa            aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung
                                                          Autos durften dort zwar bisher schon nicht      durch die Ausweisung von Halteflächen für          des Verkehrs erforderlich sind. Dies ist dann
                                                          parken, aber bislang noch bis zu drei Minu-     den Lieferverkehr im Abstand von etwa 100 m        der Fall, wenn eine konkrete Gefahrenlage
   4 .1. RE CHT SG RU N D LAG E I N D ER STVO FÜR         ten halten. Dies führte jedoch häufig dazu,     minimiert werden (vgl. hierzu Teil B 4.6.          gegeben ist. Nicht von der Vorschrift gedeckt
   DIE AN O RDN U N G VO N PA R K V ER B OTEN             dass Radfahrende gefährliche Ausweich-          Verkehrssichere Ladezonen für Lieferverkehr        ist die Durchsetzung allgemeiner verkehrs-
   Die Reduzierung der Parkflächen im öffent-             manöver auf die Fahrbahn machen mussten.        und Handwerke). Als weitere Möglichkeit            politischer Ziele zur Verdrängung des Ver-
   lichen Verkehrsraum lässt sich grundsätz-              Auf Schutzstreifen für den Radverkehr darf      kann die zuständige Straßenverkehrsbehör-          kehrs zum Wohle einer Förderung gewollter
   lich über die Anordnung von Parkverboten               mit einem Kraftfahrzeug nicht mehr gehalten     de eine Ausnahmegenehmigung vom neu                Verkehre. Dies bleibt Sache des Bundesge-
   steuern.                                               werden (laufende Nummer 22 der Anlage           geregelten Haltverbot auf Schutzstreifen           setzgebers. Parkverbote mit dem abstrakten
                                                          3 zu § 42 Absatz 2 StVO). Dieses generelle      nach Maßgabe des § 46 Absatz 1 Nummer 11           Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu
   Zu beachten ist dabei, dass das Halten und             Haltverbot gilt nicht für Elektrokleinstfahr-   i.V.m. Anlage 3 zu § 42 Absatz 2 StVO Num-         reduzieren, sind nicht möglich.
   Parken nach aktueller Rechtslage eine ver-             zeuge. Durch dieses neue generelle Haltver-     mer 22 Spalte 3 Nummer 3 erteilen, um eine
   kehrliche Nutzung des öffentlichen Ver-                bot soll ein Schutzraum für den Radverkehr
   kehrsraums darstellt und nach § 12 StVO                gewährleistet werden. In Kombination mit
   immer erlaubt ist, sofern es nicht explizit            den erhöhten Bußgeldern für Parkverstöße        E I N A B S O L U T E S H A LT E V E R B OT        E I N E I N G E S C H R ÄN K T E S H A LT E V E R B OT

   verboten ist.                                          auf Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur haben     mit Zeichen 283 darf nur in dem Umfang ange-       mit Zeichen 286 ist dort anzuordnen, wo das
                                                          die zuständigen Behörden jetzt wirksame         ordnet werden, in dem die Verkehrssicherheit,      Halten die Sicherheit und Flüssigkeit des Ver-
   Vor dem Hintergrund der Knappheit des                  Instrumente zur Verfügung, um Beeinträch-       die Flüssigkeit des Verkehrs oder der öffentli-    kehrs zwar nicht wesentlich beeinträchtigt, das
   öffentlichen Raums wäre eine Gesetzesän-               tigungen der Wege für Fuß- und Radver-          che Personennahverkehr es erfordert. Deshalb       Parken jedoch nicht zugelassen werden kann,
   derung im Sinne einer bundesrechtlichen                kehr durch parkende oder haltende Kfz und       ist stets zu prüfen, ob eine tages- oder wochen-   ausgenommen für das Be- und Entladen sowie
   Umkehr dieser Regelung wünschenswert.                  gefährliche Situationen durch Ausweichbe-       zeitliche Beschränkung durch Zusatzzeichen         das Ein- und Aussteigen. Das Verbot ist in der
                                                          wegungen wirksam zu sanktionieren. Damit        anzuordnen ist.                                    Regel auf bestimmte Zeiten zu beschränken.
   Straßenrechtlich wird auch der ruhende Ver-            kann die Attraktivität aktiver Mobilität ge-
   kehr als Gemeingebrauch angesehen.                     steigert werden.
   Parkverbote im öffentlichen Verkehrsraum,              Diese wichtige neue Regelung, die die           Es wird auf die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (Regelungen
   die sich nicht unmittelbar aus § 12 Straßen-           durchgängige Befahrbarkeit von Schutzstrei-     VwV StVO zu § 41 Zeichen 283 und 286) verwiesen.

26 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G                                                                                                           PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 27
B                     4. Kommunale Steuerungsmöglichkeiten

   Auch wenn sich die aktuelle StVO in erster
   Linie an den Bedürfnissen des motorisierten
   Individualverkehrs orientiert, so haben die
   Kommunen gleichwohl eine Handhabe für
   Maßnahmen zur Umsetzung von kommunalen
   Verkehrskonzepten. Städtebauliche Entwick-
   lungsziele können zum Beispiel die Verbes-
   serung des Wohnumfeldes, die Stärkung der
   Aufenthaltsfunktion, die Beseitigung oder
   Abmilderung der Zerschneidung der Orts-
                                                          in Betracht kommen. Somit können auch
                                                          Parkverbote als Maßnahmen zur Unter-
                                                          stützung einer geordneten städtebaulichen
                                                          Entwicklung zur Erreichung von planerischen
                                                          Zielen gemäß § 45 Absatz 1b Nr. 5 Variante 2
                                                          StVO angeordnet werden. Diesbezüglich und
                                                          zu den Mindestvoraussetzungen eines solchen
                                                          kommunalen Verkehrskonzeptes wird ergän-
                                                          zend nochmals auf die obigen Ausführungen
                                                          in Ziffer 4 verwiesen.
                                                                                                          4 . 2 . B E R Ü C K S I C H T I G U N G VO N P R I VAT E M

                                                                                                          PA R K R AU M

                                                                                                          Für die Ermittlung des künftigen Bedarfs an
                                                                                                          Parkraum im öffentlichen Raum ist insbeson-
                                                                                                          dere auch der private Parkraum zu berück-
                                                                                                          sichtigen.

                                                                                                          4 . 2 . 1. B E S S E R E N U T Z U N G P R I VAT E R ST E L L-

                                                                                                          P L ÄT Z E I M B E STA N D

                                                                                                          Bei der Neuaufteilung des öffentlichen
                                                                                                                                                                           das einem Anteil von 9,3 Prozent an den
                                                                                                                                                                           Gesamtbaukosten.

                                                                                                                                                                           Durch kostenfreie Bereitstellung von öffent-
                                                                                                                                                                           lichem Parkraum im Straßenraum wird das
                                                                                                                                                                           Kfz-Parken für jedermann subventioniert.
                                                                                                                                                                           Folge ist, dass Garagen oft als Lagerraum
                                                                                                                                                                           genutzt werden, sodass die Fahrzeuge nicht
                                                                                                                                                                           auf der dafür vorgesehenen privaten Fläche,
                                                                                                                                                                           sondern im öffentlichen Parkraum abgestellt
   mitten durch Straßen, die Verringerung der                                                             Raums und beispielsweise der Erteilung                           werden.
   Beeinträchtigungen durch den Verkehr oder              Alternativ können baulich angelegte oder        von Bewohnerparkausweisen sollte berück-
   die Vermeidung eines Gefälles der Wohn- und            verkehrsrechtlich angeordnete Parkflächen in    sichtigt werden, in welchem Umfang private                       Wünschenswert sind Modelle des Parkraum-
   Aufenthaltsfunktion in einem Plangebiet sein.          Fuß- oder Radverkehrsführungen umgewan-         Stellplätze verfügbar sind. Ein zunehmendes                      managements, die das Vorhandensein von
                                                          delt werden.                                    Problem stellt in diesem Zusammenhang                            privatem Parkraum und deren tatsächliche
   Als Maßnahmen können zum Beispiel in den                                                               dar, dass anstelle von vorhandenen priva-                        Nutzung berücksichtigen. Ist ungenutzter
   Ortsmitten die Reduzierung des Verkehrs                Verkehrliche Anordnungen zur Unterstützung      ten Stellplätzen, Garagen und Parkhäusern                        privater Parkraum verfügbar, spricht dies für
   durch die Lenkung des fließenden Verkehrs              einer geordneten städtebaulichen Entwicklung    öffentliche Abstellmöglichkeiten genutzt                         eine Bewirtschaftung und Verknappung des
   auf geeigneten alternativen Straßen außer-             ermöglichen es der Kommune, übergeordne-        werden, weil sie oft kostenlos oder zumin-                       öffentlichen Parkraums. Im Umkehrschluss
   halb des Plangebietes in Verbindung mit                te öffentliche Interessen zu berücksichtigen.   dest preisgünstiger zur Verfügung stehen und                     spricht das Nichtvorhandensein einer Park-
   der Ordnung des ruhenden Verkehrs durch                Durch die Reduzierung des Parkraums kön-        gut erreichbar sind.                                             raumbewirtschaftung dafür, dass ausreichend
   Einschränkungen der städtebaulich unverträg-           nen so Anreize für eine stadt- und umweltver-                                                                    Pkw-Stellplätze vorhanden sind und daher
   lichen Möblierung des Verkehrsraumes mit               trägliche Mobilität geschaffen werden.          Die Kosten zur Herstellung von Parkierungs-                      ohne Berücksichtigung einer eventuellen
   parkenden Fahrzeugen oder eine Verkehrs-                                                               anlagen machen einen nicht unerheblichen                         Einschränkung der Pkw-Nutzerinnen und
   beruhigung durch Einbahnstraßenregelungen                                                              Anteil der Wohnungsbaukosten aus. Nach                           Nutzer anderen Nutzungen (zum Beispiel
                                                                                                          einer Studie des Bundesministeriums für                          der Schaffung von Straßengrün oder Radab-
                                                                                                          Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor-                            stellplätzen) zugeführt werden können.
                                                                                                          sicherheit (BMUB) vom 30. Juli 2015 be-
                    IN B ETRACHT KOMMEN FOLGENDE PARKVERBOTS-
                                                                                                          liefen sich die Herstellungskosten für einen                     Auch sind Bewohnerparkausweise nur an
                    REGELUNGEN:
                                                                                                          Kfz-Stellplatz am Straßenrand auf rund                           BewohnerInnen auszugeben, die nicht über
                    1. a bsolutes (Zeichen 283) oder eingeschränktes                                     1.500 Euro. Die Baukosten für Tiefgaragen                        einen privaten eigenen Stellplatz verfügen
                       (Zeichen 286) Hal teverbot                                                         im Wohnungsbau lagen bei 18.200 Euro im                          können und somit auf öffentlichen Parkraum
                    2. Z one mit eingeschränktem Hal teverbot                                                                                                             angewiesen sind.
                                                                                                          Bundesdurchschnitt und 22.000 Euro bis
                        (Zeichen 290.1 und 290.2)
                                                                                                          26.300 Euro in den Metropolen Berlin und
                    3. v erkehrsberuhigte Zone, wo Parken nur auf
                                                                                                          München. Bezogen auf ein typisches Miet-                         Zum Thema „Bewohnerparken“ wird auf Teil
                        gekennzeichneten Flächen mögl ich ist
                                                                                                          wohngebäude in Deutschland (zwölf Wohn-                          C Ziff. 5 dieses Papiers verwiesen.
                                                                                                          einheiten à 73 m² Wohnfläche) entspricht

28 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G                                                                                                                        PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 29
B                     4. Kommunale Steuerungsmöglichkeiten

   4 .2 .2 . ST E U E RU N G M O B I LI TÄTSV ER H A LTEN I M

   WO HN U N G SN E U BAU

   Neben der besseren (nicht zweckentfrem-
   denden) Nutzung der im Bestand vorhan-
   denen privaten Stellplätze, kann das Mobili-
   tätsverhalten auch beim Wohnungsneubau
   mittels eines kommunalen Verkehrskonzepts
   und im Rahmen der kommunalen Stellplatz-
   satzungen gesteuert werden. Kommunale
   Stellplatzsatzungen, die die Zahl der zu
                                                                mitteln beziehen. Wenn ein Gebiet für den
                                                                öffentlichen Nahverkehr gut erschlossen ist,
                                                                brauchen weniger Menschen ein Auto und
                                                                es werden auch weniger Stellplätze benötigt.
                                                                In Baden-Württemberg ist in der Landesbau-
                                                                ordnung seit 2015 festgesetzt, dass bei der
                                                                Errichtung der verpflichtenden Stellplätze
                                                                bis zu einem Viertel der notwendigen Pkw-
                                                                Stellplätze durch Fahrradstellplätze ersetzt
                                                                werden kann. Dabei sind für einen Pkw-
                                                                                                                  MODELLBEISPIELE

                                                                                                                  F R A N Z Ö S I S C H E S V I E RT E L T Ü B I N G E N :

                                                                                                                  Das heutige Französische Viertel ist auf Mischnutzung von Wohnen, Gewerbe
                                                                                                                  und Kultur angelegt. Es zeichnet sich zum einen durch seine hohe bauliche
                                                                                                                  Dichte, aber auch durch großzügig gestaltete öffentliche Räume aus. Dies gelingt
                                                                                                                  dadurch, dass im öffentlichen Straßenraum nur Kurzzeitparkplätze ausgewie-
                                                                                                                  sen sind. Stattdessen wird den Anwohnern die Möglichkeit gegeben, in den
                                                                                                                  Quartiersgaragen zu parken. Bei der Errichtung der Gebäude entstehen deshalb
                                                                                                                  geringe bis keine Kosten für Stellplätze. Die Parkierungsanlagen wurden unter
                                                                                                                                                                                                                                   TÜ
   errichtenden Stellplätze begrenzen oder die                  Stellplatz vier Fahrradstellplätze anzulegen.     Auflagen an Investoren vergeben. Anwohner mit Auto haben abschließend die
   Stellplatzpflicht ganz abschaffen, können                    Diese Umwandlungsmöglichkeit für notwen-          Möglichkeit, sich einen Stellplatz dauerhaft zu kaufen oder ihn monatlich zu
   einen kostengünstigen Wohnungsneubau                         dige Kfz-Stellplätze in Fahrradstellplätze gilt   mieten. Dadurch können einerseits Baukosten gesenkt werden, andererseits
   unterstützen und zugleich Anreize für eine                   jedoch nicht für die Wohnungsnutzung (§ 37        wird so der ÖPNV für die Anwohnerschaft interessanter, weil die Wege zu einer

   umweltfreundliche Mobilitätsform geben.                      LBO). Fahrradstellplätze müssen dabei eine        Quartiersgarage mindestens so lang sind wie diejenigen zur nächsten Bushalte-

   Werden neue Stellplätze errichtet, können in                 wirksame Diebstahlsicherung ermöglichen           stelle. Den höheren Stellplatzkosten für Anwohner stehen geringere Mietkosten
                                                                                                                  pro Quadratmeter gegenüber, die aufgrund der hohen Verdichtung relativ niedrig
   gleichem Umfang Stellplätze im öffentlichen                  und von der öffentlichen Verkehrsfläche
                                                                                                                  sind (vgl. Christ/Loose 2000).
   Raum entfallen und die Flächen anderweitig                   leicht erreichbar und gut zugänglich sein.
   genutzt werden. Dies kann durch Carsharing-                  Die LBO gestattet den örtlichen Behörden
   Angebote für die künftigen BewohnerInnen                     aus verkehrlichen oder städtebaulichen
   noch verstärkt werden.                                       Gründen oder aus Gründen sparsamer

                                                                                                                                                                                                                                    B
                                                                                                                  B E R L I N : ST E L L P L AT Z P F L I C H T M E H R F Ü R P K W
                                                                Flächennutzung durch Satzung die Stell-
                                                                                                                  Bereits seit 1997 besteht in Berlin bei der Errichtung neuer Gebäude keine Stell-
   ST E L L P L AT Z O BE RG R EN ZEN S O LLTEN STELL-          platzpflichten einzuschränken. Zudem sind
                                                                                                                  platzpflicht mehr für Pkw (davon ausgenommen ist bei öffentlichen Gebäuden
   P L AT Z MIN DE STAN FO R D ER U N G EN ERS ETZEN .          in der VwV-Stellplätze weitere Regelungen
                                                                                                                  die Errichtung von behindertengerechten Stellplätzen mit kurzem, verkehrs-
   Stellplatzobergrenzen sollten Stellplatz-                    enthalten, die Flexibilität ermöglichen, etwa
                                                                                                                  sicherem Weg). Bauherren sind nicht mehr verpflichtet, eine bestimmte Anzahl
   mindestanforderungen ersetzen. Stellplatz-                   in Gebieten mit einer guten Öffentlicher
                                                                                                                  Pkw-Stellplätze anzubieten. Fahrrad-Abstellplätze müssen jedoch weiterhin be-
   schlüssel könnten sich auf die Erreichbarkeit                Verkehrsmittel-Erschließung.
                                                                                                                  reitgestellt werden. Dies führt dazu, dass neue Gebäude günstiger gebaut werden
   des Gebietes mit öffentlichen Verkehrs-
                                                                                                                  können, und schafft die Möglichkeit kostengünstigerer Wohnungen besonders
                                                                                                                  für Menschen, die keinen Pkw besitzen und den gut ausgebauten ÖPNV der
                                                                                                                  Stadt benutzen. Die Einführung führte jedoch nicht dazu, dass ein Unterangebot
                                                                                                                  an privaten Stellplätzen entstand. Die Bauherren haben sich an die Bedürfnisse
                                                                                                                  ihrer BewohnerInnen angepasst.

30 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G                                                                                                                  PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 31
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