Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg - KEA-BW
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Ruhender Verkehr Hinweispapier für die Straßenverkehrsbehörden, Bußgeldbehörden und Kommunen in Baden-Württemberg
„ VO RWO RT M I N I ST E R I U M F Ü R V E R K E H R B A D E N - W Ü RTT E M B E RG Den Kommunen und Behörden stehen bei der Parkraumplanung, der Parkraumgestaltung, der JEDEN TAG Parkraumbewirtschaftung, der Parkraumüberwachung, der Verkehrserziehung und der Öffentlich- keitsarbeit vielfältige Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Ein aktives Parkraummanagement EREI GNEN SICH ist ein wirksames Steuerungsinstrument, um Innenstädte nachhaltig attraktiver zu machen, den Parksuch- und den Gesamt-Kfz Verkehr zu reduzieren und die innerörtliche Verkehrssicherheit zu erhöhen. Maßnahmen können zum Beispiel die Reduzierung von Parkmöglichkeiten im öffentli- IN BADEN- chen Raum sein, eine andere die Bepreisung von Parkraum. WÜRTTEMBERG Dieses Hinweispapier gibt rechtliche und planungsleitende Hinweise, wie Planerinnen und Planer, Straßenverkehrsbehörden, kommunale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger 4,8 UNFÄLLE und Verkehrsteilnehmende die Handlungsspielräume und Steuerungsmöglichkeiten im Bereich Parken im Sinne der kommunalen Interessen nutzen können. IM RUHENDEN Die vorhandenen Handlungsspielräume werden aber oft nicht genutzt, weil diese entweder nicht VERKEHR. bekannt sind oder bei Umsetzung mit Konflikten gerechnet wird. Das Hinweispapier liefert das nötige Wissen und Argumente für die kommunalen Akteure, um wirkungsvolle Instrumente ein- zuführen, mit denen Städte und Gemeinden den Flächenverbrauch für den motorisierten Indivi- dualverkehr schon heute effizient steuern können. 2 VO RWO RT VO RWO RT 3
A B C D E F EINLE I T U N G U N D PA RK RAUMP LA NUNG PA R K R AUM - PARKRAU M- VERKEHRS- Ö FFEN TLIC HK EI TS AR B EI T HINTE RG R U N D UND -GE STA LTUNG B EWIRTS C H A FTUNG ÜBERWACHU N G SI CHERHEI TSARBEI T 1. Maßnahmenbegleitende 1. Ruhender Verkehr im 1. Verringerung des Parkraumbe- 1. Digitalisierung des Parkens 1. Konsequente Ahndung von 1. Verkehrsschauen Kommunikation öffentlichen Raum – darfs im öffentlichen Raum Falschparkern 2. Parkgebühren – angemessene 2. Fußverkehrscheck 2. Verkehrssicherheitskampagne Verkehrswende 2. Nutzung der gewonnenen Bepreisung 2. Spielräume bei Bußgeldhöhe des Verkehrsministeriums 3. Sicherer Schulweg – 2. Verkehrsunfälle durch Freiräume ausschöpfen 3. Begrenzung der zulässigen Geh- und Radschulwegpläne Parken 3. Kommunikation und Durch- Parkdauer 3. Private Anzeige von Parkraum- 4. Sicherheitsaudit Stadt 3. Kosten des Parkens setzung der Maßnahmen verstößen 4. Parkerleichterungen und Heidelberg 4. Kommunale Steuerungsmög- -bevorrechtigungen im 4. Abschleppen von falschparken- lichkeiten öffentlichen Raum den Fahrzeugen 5. Bewohnerparken 5. Effiziente Abwicklung der Park- raumüberwachung 4 I N H A LT SV E R Z E I C H N I S I N H A LT SV E R Z E I C H N I S 5
A 1. Mehr Lebens- und Umweltqualität und verbesserte Verkehrssicherheit durch aktive Gestaltung des ruhenden Verkehrs DE R AU TOVE RKE HR H AT I N D EN MEI STEN I N N EN STÄ D TEN U N D O RTS K ER N EN I N D E N L E T Z T E N JAHRE N ST E T IG Z UG EN O MMEN . DAS H ÄU FI G KO N STA N TE Ö FFEN TLI C H E STELLPL AT Z A N G E B OT U N D DIE WACHSE N D EN PR I VATEN PA R K MÖ G LI C H K EI TEN I N D EN STÄ D TEN U N D ORT S K E R N E N T RAG E N Z U R E RZ E UG U N G VO N MEH R AU TOV ER K EH R U N D MEH R LU FTV ERS C H MU T Z U N G U N D L Ä RM BE I. Der Stellplatzbedarf nimmt zu. Fahrzeuge sind höher, breiter, länger und insgesamt Für die Verkehrssicherheit sind die Faktoren Geschwindigkeit und Sicht entscheidend. Wegen ganz oder teilweise illegal zugepark- ten Geh- oder Radwegen und in der Folge für andere Verkehrsteilnehmende nicht mehr ausreichenden Restgehwegbreiten müssen Fußgängerinnen und Fußgänger mit Rollator, Rollstuhl, Kinderwagen oder Radfahrende mit Fahrradanhänger oft notgedrungen auf die Straße ausweichen. Diese Gefahrensitu- Gehwege benutzen müssen und bis zu ihrem zehnten Lebensjahr Gehwege benutzen dür- fen, oft unmöglich, ihr Ziel ohne Umwege und zusätzliche Gefährdungen zu erreichen. Die Kommunen werden daher gebeten, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, be- troffene Bereiche durch verkehrsrechtliche Maßnahmen (zum Beispiel Applikation von größer geworden. Die übliche Breite des Viele Unfälle passieren dadurch, dass die ationen gilt es besonders zum Schutz von Sperrflächen (Zeichen 298), Grenzmarkie- Parkstands beträgt bei Längsaufstellung 2,00 Verkehrsteilnehmenden sich nicht rechtzeitig Kindern, Menschen mit Behinderungen so- rungen (Zeichen 299) oder Parkflächen- FA H R Z E U G E I M I N N E R - Meter, bei Schräg- und Senkrechtaufstellung sehen und keine ausreichende Zeit haben zu wie Seniorinnen und Senioren zu vermeiden. markierungen) sowie bauliche Maßnahmen STÄ D T I S C H E N U N D I N N E R- 2,50 Meter. Zugeparkte Straßen prägen zu reagieren. Statistisch bildet sich dies nicht ab, Fahrräder und E-Tretroller dürfen auch auf (zum Beispiel Anlage von Bordsteinen oder Ö RT L I C H E N R AU M S I N D oft das heutige innerörtliche Bild. Sie be- da fehlende Sichtbeziehung nicht als Unfall- Gehwegen abgestellt werden, Fußgängerin- Aufstellung von Pollern) von Fahrzeugen D U RC H S C H N I TT L I C H M I T schneiden Räume für Fuß- und Radverkehr ursache geführt wird. nen und Fußgänger sowie Rollstuhlfahrende freizuhalten. L E D I G L I C H 1 , 4 P E RS O N E N und für mehr Grün in der Stadt, aber auch dürfen aber nicht behindert werden. B E S E T Z T U N D ST E H E N I M 2018 > 2019 NE UZ U LAS SU N G VO N für das Halten und Beliefern sowie für Parken beeinträchtigt innerorts die Sicht- Ein großer Teil des knappen innerstädtischen S C H N I TT C A 2 3 H A M TAG . SP ORTS U TI LI TY V EH I CL E S (SUV) öffentliche Verkehrsmittel steht oft zu wenig beziehungen zwischen den Verkehrsteilneh- Kinder sind noch ungeübte Verkehrsteil- und innerörtlichen Raums dient heute dem 1,4 PERS. SUV Raum zur Verfügung. menden. Insbesondere die Verkehrssicher- nehmende, auf die im Straßenverkehr ein motorisierten Individualverkehr. Das knappe heit schwächerer Verkehrsteilnehmerinnen besonderes Augenmerk zu legen ist. Sie Gut „öffentlicher Verkehrsraum“ wird nicht 23 H/T Im Jahr 2019 wurden in Deutschland und Verkehrsteilnehmer beim Queren von verhalten sich oft anders als erwartet. Ins- effizient genutzt. Die Fahrzeuge sind durch- + 21,1 % 3.607.258 Personenkraftwagen (Pkw) neu zugelassen. Nach einem leichten Rückgang Straßen und Einmündungen ist dadurch ge- fährdet. Der ruhende Pkw-Verkehr und vor besondere auch im ruhenden Verkehr sieht das Verkehrsministerium hier Ansatzpunkte schnittlich mit lediglich 1,4 Personen besetzt und stehen im Schnitt circa 23 Stunden am in 2018 (-0,2 Prozent) war dies ein Zuwachs allem das Falschparken im öffentlichen Raum zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Gerade Tag.2 Nur mit einer kommunalen Verkehrs- von +5,0 Prozent. Während die Neuzulassun- verursachen somit Gefahren, die vielen kleinere Kinder, die zwischen parkenden wende lassen sich die aktuellen Heraus- gen von Pkw 2019 im Vergleich zum Vorjahr Pkw-Fahrerinnen und -Fahrern nicht bewusst Autos hervortreten, werden zu spät gesehen. forderungen des Klima-, Gesundheits- und um 5,0 Prozent zunahmen, sind im gleichen sind. Hierzu trägt auch die zunehmende Umweltschutzes im Mobilitätsbereich lösen, Zeitraum beispielsweise die Neuzulassungen Größe der Pkw bei, da dadurch die Sicht- Durch legales und illegales Parken entstehen können die Innenstädte und Ortskerne wie- F Ü R D I E V ER KEH RS - von sogenannten Sports Utiltity Vehicles beziehungen stärker eingeschränkt werden. zudem Barrieren, die die Mobilität gerade der attraktiver und verkehrssicherer werden. S ICHER H EI T S I N D D I E (SUV), also von schweren und übermotori- Bei immer größeren parkenden Fahrzeugen, besonders schutzbedürftiger Gruppen be- FAK TO R EN G ESCH W I N- sierten Pkw, um 21,1 Prozent gestiegen. 2019 beispielsweise SUV, Vans, aber auch Wohn- einträchtigen. Zugeparkte Querungen und DIGK EI T U N D SI CH T war mehr als jeder fünfte Neuwagen (21,0 mobilen am Straßenrand steigt die potenziel- Bordsteinabsenkungen machen es insbeson- E NT SC H EI D EN D. Prozent) ein SUV. Lag der Anteil der SUV an le Gefahr, dass insbesondere zwischen den dere Rollstuhlfahrenden und Eltern mit Kin- den Gesamtzulassungen im Jahr 2015 noch Fahrzeugen hervortretende Kinder überse- derwagen sowie Kindern mir Fahrrädern, die bei 10,6 Prozent, betrug er 2018 bereits 18,3 hen werden. bis zu ihrem vollendeten achten Lebensjahr Prozent. 1 1|Q uelle: Jahresbericht 2019 des Kraftfahrt-Bun- desamtes 2 | Quelle: Agora Verkehrswende Rechtsgutachten „Öffentlicher Raum ist mehr wert“ Seite 7, 2. Absatz 8 EINLEITUNG UND HINTERGRUND EINLEITUNG UND HINTERGRUND 9
K LIMASCHUTZ GESUNDHEITSSCHUTZ U M WE LT SCHU TZ 2. Verkehrsunfälle durch Parken sowie von Kindern und im Fuß- und Radverkehr In Baden-Württemberg nehmen die Unfälle mit Personenschaden bzw. schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden im ruhenden Ver- kehr in den letzten Jahren stetig zu; 2015 verzeichnete die Straßenverkehrsunfallstatis- tik 1.526 Unfälle, 2018 schon 1.745 Unfälle. drei Verkehrsteilnehmende (davon jeweils einer innerorts) ums Leben. 6 GETÖTETE: JEDER TOTE IST EIN TOTER ZU VIEL! Ein besonderes Augenmerk ist in diesem A ST R AS S E N V E R K E H RS U N FÄL L E M I T P E RS O N E N S C H A D E N I N N E R H A L B VO N O RT S C H A F T E N S I N D I N B A D E N - W Ü RTT E M B E RG I N D E N JA H R E N 2 018 U N D 2 019 AU F N A H E Z U G L E I C H E M N I V E AU. 3 Im Jahr 2019 ist hingegen ein Rückgang auf Zusammenhang auch auf die allgemeine Un- 1.682 Unfälle zu verzeichnen. 4 fallstatistik zu den Straßenverkehrsunfällen mit schwächeren Verkehrsteilnehmenden und Nach einer aktuellen am 14. Juli 2020 ver- insbesondere auch Kinder zu legen. öffentlichten Studie der Unfallforschung der 4,8 Versicherer (UDV) steht fast jeder fünfte Im Dreijahreszeitraum 2016 bis 2018 wurden innerörtliche Unfall mit Personenschaden im durchschnittlich pro Jahr 63 (2014 bis 2016 Fußgänger- und Radverkehr im Zusammen- noch jährlich durchschnittlich 60, 2017 ins- hang mit dem Parken. Sogenannte Dooring- gesamt 68, 2018 insgesamt 49, 2019 insgesamt KOMMUNALE Unfälle und Unfälle mit Sichtbehinderungen 48) getötete Fußgängerinnen und Fußgän- UNFÄL L E / VERKEHRS- durch parkende Fahrzeuge geschehen danach ger registriert. TAG WENDE Um die Klimaschutzziele des Landes bis EI N E KO MMU N A LE V ER K EH RS W E N D E besonders häufig. Bezogen auf die Jahre 2017 bis 2019 zeichnet 2030 zu erreichen, ist es notwendig, dass der lässt sich nur verwirklichen, wenn nachhal- sich mit durchschnittlich 55 getöteten Ver- Kfz-Verkehr in den Städten um durchschnitt- tigen und umweltverträglichen Mobilitäts- D I E U N FA L L U RS AC H E U N Z U L ÄS S I G E S kehrsteilnehmenden ein Rückgang bei den J E D E N TAG E R E I G N E N lich ein Drittel reduziert, der ÖPNV in etwa formen ein deutlich größerer Anteil des öf- H A LT E N U N D PA R K E N wird polizeilich im schwersten Unfallfolgen ab. An Kreuzungen S I C H 4 , 8 U N FÄ L L E I N verdoppelt wird, ein Drittel der Kfz klima- fentlichen Verkehrsraums zugestanden wird. Rahmen der statistischen Erfassung als eigen- innerhalb von Ortschaften gab es 2019 insge- -1/3 neutral fahren und jeder zweite Weg selbst- Weniger Raum für den Individualverkehr ständige Unfallkategorie berücksichtigt. 2018 samt 292 Unfälle mit Personenschaden unter B A D E N - W Ü RTT E M B E RG KFZ- aktiv zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt und insbesondere für den ruhenden Ver- wurden 33, 2019 35 Verkehrsunfälle mit Per- Beteiligung von Fußgängerinnen und Fuß- IM RUHENDEN VERKEHR. BEI JEDEM ZWEITEN VER- wird. Für den öffentlichen Raum ist diese kehr schafft die Basis, damit der öffentliche sonenschaden mit der Unfallursache unzuläs- gängern (Schlüsselzahl 81 und 84). Im 2018 U N FA L L W U R D E N KEHR Entwicklung eine große Chance: Da Park- Raum entlastet wird und die freiwerdenden siges Halten und Parken in Zusammenhang kam es zu 297 Unfallereignissen. P E RS O N E N V E R L E T Z T. plätze im privaten Bereich eher zunehmen, Flächen effizienter genutzt werden können. gebracht. Nach der Polizeistatistik wurden kann der Kfz-Rückgang sich hauptsächlich Außerdem können die Verkehrssicherheit er- durch unzulässiges Halten und Parken 2018 Getötete Radfahrende waren im Zeitraum + 1/2 im öffentlichen Raum abspielen. Es ist realis- höht, die Aufenthaltsqualität verbessert und ein Mensch und 2019 zwei Menschen getötet. 5 2014 bis 2016 durchschnittlich 53, 2017 ÖPNV tisch, dass die Zahl der öffentlichen Stell- der Umweltverbund gestärkt werden. Bei Unfällen mit Getöteten kamen bezogen insgesamt 45, 2018 insgesamt 68 und 2019 plätze bis 2030 in Städten halbiert, mancher- auf den Unfalltyp Unfall mit dem ruhenden insgesamt 62 (davon 20 mit Pedelec) zu ver- orts sogar ganz auf Parken im öffentlichen Verkehr, in den Jahren 2017 bis 2019 jeweils zeichnen. Raum verzichtet werden kann. 3, 4, 6 | Q uelle: Statistisches Landesamt Baden-Würt- temberg, IM-LPP 5 | Quelle: Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg (Landespolizei- präsidium Baden-Württemberg) 10 E I N L E I T U N G U N D H I N T E R G R U N D E I N L E I T U N G U N D H I N T E R G R U N D 11
UNFÄ L LE D ES RU H EN DE N VE RKE HRS IN BADE N -WÜ RTTEMB ERG 1.800 1.600 1.400 1.200 1. 5 2 6 1. 5 7 2 1. 6 6 1 1. 74 5 3. Kosten des Parkens (Parkraumerstellung, Betrieb) Für betriebliche Stellplätze setzte die Bundesgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege bereits vor 2010 folgende Zahlen an. Sie sind angesichts allgemeiner Grund- stücks-, Baupreis- und Arbeitskostensteigerungen eher als unterschätzt anzusehen. DAU E R H A F T E R U N T E R H A LT pflege, Energie und Personal): A D I E B E R E I T ST E L L U N G U N D D E R U N T E R H A LT VO N Ö F F E N T L I C H E N PA R K F L ÄC H E N B I N D E N B E AC H T L I C H E F I N A N Z M I TT E L D E R ST R AS S E N B AU L ASTT R ÄG E R , A L S O I N N E RO RT S H AU P T- S ÄC H L I C H D E R KO M M U N E N . (Reinigung, Winterdienst, Instandhaltung, Versicherung, Grün- 50-150 Euro pro Monat 1.000 800 600 + 14 % MEH R U N FÄ LLE E I N M A L I G E H E RST E L L U N G S KO ST E N 400 200 1. Stellplatz, ebenerdig: 2.500 – 3.500 Euro 0 2015 2016 2017 2018 2. Parkpalette: 4.000 – 10.000 Euro 3. Parkhaus: 10.000 – 15.000 Euro 4. Tiefgarage: 15.000 – 25.000 Euro10 Von den insgesamt 64 Getöteten bei Bei Straßenverkehrsunfällen innerhalb von Fahrradunfällen im Jahr 2019 starben 55 wurde 2019 ein Kind unter sechs Jahren Für Parkflächen im öffentlichen Raum sind die Kostenangaben je nach Untersuchung unter- Personen bei einem Unfall, der durch getötet (2018: drei Kinder, davon zwei als schiedlich und schwanken zwischen 50 und 500 Euro für den Unterhalt pro Parkplatz und einen Fahrradfahrenden verursacht wurde. Fußgängerinnen und Fußgänger ). Im vergan- Monat. Die Herstellungskosten werden mit 1.500 bis. 5.000 Euro angegeben.11 An Kreuzungen gab es innerhalb von Ort- genen Jahr waren darüber hinaus 65 Schwer- schaften 2019 insgesamt 1.303 Unfälle mit verletzte (39 Fußgängerinnen und Fußgänger Die Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg mbH, die als landeseigene Gesellschaft rund 70 Personenschaden unter Beteiligung von und sechs Radfahrende) zu verzeichnen. öffentliche Parkhäuser, Citygaragen und Freiluftparkplätze sowie rund 145 Behördengaragen in Radfahrenden (2018: 1.243). 7 Im Vorjahr 2018 waren hierbei 79 Schwer- ganz Baden-Württemberg betreibt, gibt als grobe Richtwerte folgende durchschnittliche Netto- verletzte Personen zu beklagen. Die Zahl Herstellungskosten/ Nutzungsdauer in Jahren/ Absetzung für Abnutzung (AfA p.a.) an: 2018 und 2019 wurden in Baden-Württem- der Leichtverletzten in dieser Altersgruppe berg jeweils zehn Kinder (Altersgruppe 0 betrug 2019 343 Unfallopfer (2018: 348). 1. Stellplatz, ebenerdig: 3.000 Euro / 19 J. / 158 Euro bis 13 Jahre) im Straßenverkehr getötet, 2. Eingeschossiges Parkhaus in offener Bauweise ohne Lüftungsanlage: 7.500 Euro / 33,3 J. / 225 Euro 2017 wurden acht und 2016 sieben getötete In der Altersgruppe der 6–10-Jährigen wur- 3. Mehrgeschossiges Parkhaus in offener Bauweise ohne Lüftungsanlage: 14.000 Euro / 33,3 J. / 420 Euro Kinder registriert. Im Durchschnittszeitraum den bei allen Straßenverkehrsunfällen inner- 4. Parkgarage: 25.000 Euro / 33,3 J. / 751 Euro 2016 bis 2018 sind wie bereits 2014 bis 2016 halb Ortschaften 2019 zwei Kinder getötet pro Jahr durchschnittlich acht Kinder im (2018: 1 Kind), 111 Kinder schwerverletzt Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass selbst privatwirtschaftlich angebotene Parkplätze in Straßenverkehr ums Leben gekommen. 8 (32 Radfahrende und 72 Fußgängerinnen Parkgaragen heute selten die vollen Betriebskosten einspielen. Vergünstigte oder kostenlose Park- und Fußgänger) und weitere 828 leichtver- plätze zum Beispiel für Beschäftigte oder Bewohnerinnen und Bewohner stellen eine Subvention 7, 9 | Q uelle: Statistisches Landesamt Baden- Württemberg, IM-LPP Die Unfallstatistiken bzw. Unfallzahlen zu letzt. Im Jahr 2018 wurden hingegen in die- der Benutzung des Pkw-Verkehrs dar. Dies gilt auch für die Ausgabe von Bewohnerparkausweisen, 8 | Quelle: Innenministerium Landesamt Baden- Württemberg, IM-LPP 10 | Q uelle: Bundesgenossenschaft für Gesund- Straßenverkehrsunfällen mit Kindern und ser Altersgruppe 149 Kinder schwerverletzt. die durch die bisherige Deckelung durch die Gebührenordnung des Bundes mit weniger als drei heit und Wohlfahrtspflege (2007), bgwratgeber Mobilitätsmanagement in der betrieblichen Praxis, S.17. Jugendlichen innerhalb Ortschaften zeigen 9 Daneben erlitten 793 leichte Verletzungen. Euro pro Monat keinen nennenswerten Deckungsbeitrag zu den Kosten leisten. 11 | Quelle: Agora Verkehrswende (2018) „Öffentli- cher Raum ist mehr wert. Ein Rechtsgutachten zu den Handlungsspielräumen in Kommunen.“ weiteren Handlungsbedarf auf. 2. Auflage, S. 14 12 E I N L E I T U N G U N D H I N T E R G R U N D E I N L E I T U N G U N D H I N T E R G R U N D 13
B Parkraumplanung und Parkraumgestaltung 14 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 15
B Ö F F E N T L ICHE R RAU M I ST K N A PP. H EU TE D I EN T EI N U N V ER H Ä LTN I S MÄS S I G G RO SSE R T E IL DIE S ES K N A PPEN R AU MS D EM K FZ- V ER K EH R U N D S PEZI ELL D EM RU HE N DE N VE RKE H R , A LS O PA R K EN D EN PR I VATEN PK W. TROTZD EM ÜB ERSTEI G T DE R BE DARF AN ST E LLPLÄTZEN V I ELFAC H D EN VO R H A N D EN EN R AU M. Eine Untersuchung in Graz/Österreich zur Nutzung des öffentlichen Raums durch den ruhenden Verkehr hat beispielsweise ergeben, dass 92 Prozent der für den ruhenden Verkehr genutzten Flächen für private Pkw bereitgehal- ten werden. Lediglich zwei Prozent entfallen auf Fahrradabstellplätze, drei 1. Verringerung des Parkraumbedarfes im öffentlichen Raum D I E KO M M U N E N H A B E N D I E M Ö G L I C H K E I T, D E N Ö F F E N T L I C H E N R AU M U N D I M B E S O N D E R E N D E N PA R K R AU M N E U Z U V E RT E I L E N . WÄH R E N D D I E V E R K N A P P U N G D E S I N N E RÖ RT L I C H E N Ö F F E N T L I C H E N PA R K R AU M S F Ü R P R I VAT E P K W DAS P OT E N Z I A L H AT, D E N K F Z - V E R K E H R I N S- G E S A M T Z U R E D U Z I E R E N , S E N K T D I E S C H A F F U N G A LT E R N AT I V E R PA R K P L AT Z R E S E RV E N I N PA R K H ÄU S E R N O D E R D I E AU S L AST U N G VO R H A N D E N E R PA R K H ÄU S E R D E N I N N E RÖ RT L I C H E N PA R K S U C H V E R K E H R . 1. 1. E F F E K T E D E R V E R K E H RS W E N D E Der Verkehrssektor ist einer der Hauptver- 1.2. VERLAGERUNG DES PARKENS IN PARKHÄUSER Aufgrund der Vorgaben der Landesbauord- Prozent sind Flächen, die für Fußgängerinnen und Fußgänger bestimmt sind antwortlichen für die Belastung der Luft mit nung wurden kontinuierlich Stellplätze im M E HR LEBEN S Q UA LI TÄT, (einschließlich Bänke, Straßencafés etc.) und drei Prozent sind dem öffentli- Feinstaub und Stickoxiden sowie für den privaten Bereich geschaffen, was bei der an- ATT RA KTI V ER E Ö FFENT- ZIEL BIS 2030: chen Nahverkehr gewidmet (einschließlich Haltestellen und Bahnhöfe). 12 Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase. Um gestrebten Senkung des Kfz-Verkehrs in den C A . 5 0 P RO Z E N T D E R L ICHE RÄU M E U N D ME HR die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger Städten die Qualität des öffentlichen Raums G E G E N WÄ RT I G B E R E I T- VER KE H RS SI CH ERH EIT Der öffentliche Raum ist der Ort, an dem der Wandel des Verkehrssystems und das Klima zu schützen, ist eine Reduk- erhöhen oder zumindest den Druck auf öf- G E ST E L LT E N ST E L L P L ÄT Z E L AS SE N SI CH DA N N R E A- sichtbar und erlebbar wird. Mehr Platz für sicheren Fuß- und Radverkehr tion des Kfz-Verkehrs um ein Drittel in den fentliche Stellplätze verringern soll. D E N B Ü RG E R I N N E N U N D L ISIE REN , W EN N FLÄCHE N führt zu einer gesteigerten Aufenthalts- und Nutzungsqualität im öffentli- Städten notwendig. Wird eine kommunale B Ü RG E R N F Ü R E I N E A LT E R - K Ü NF T I G G EREC H TER chen Raum und schafft Anreize für eine Verkehrsmittelwahl bzw. Fortbewe- Verkehrswende umgesetzt, führt dies zu Während der öffentliche Raum für das Kfz- N AT I V E B E N U T Z U N G Z U R UNT ER A LLEN V ERKEH RS- gungsart, die weniger Fläche beansprucht. einem geringeren Bedarf an Pkw-Stellplätzen. Parken über Gebühr in Anspruch genommen V E R F Ü G U N G ST E L L E N . T EIL N EH M EN D EN V ER- wird, sind nahegelegene Parkhäuser oder die T EILT W ER D EN . Die Parkraumplanung und -gestaltung als wichtiger Bestandteil nachhaltiger Konkret geht das Ministerium für Verkehr zu den Gebäuden gehörenden Abstellflächen kommunaler Verkehrskonzepte bietet vielfältige Möglichkeiten, öffentlichen davon aus, dass die Anzahl der öffentlichen regelmäßig nicht vollständig oder teils zweck- Raum umzugestalten und das Mobilitätsverhalten zu beeinflussen. Durch Re- Pkw-Stellplätze in Städten pro Jahr um circa entfremdet belegt. duzierung von Parkflächen können Städte und Gemeinden schon heute den fünf Prozent sinken sollte, sodass den Bürg- Flächenverbrauch für den motorisierten Individualverkehr steuern und zu erInnen im Jahr 2030 im öffentlichen Raum DER ÖFFENTLICHE RAUM IST EIN GEMEINGUT, besseren Sichtbeziehungen zwischen den Verkehrsteilnehmenden beitragen. eine Fläche von rund 50 Prozent der gegen- DAS ALLEN BEVÖLKERUNGSGRUPPEN GLEICHER- wärtig bereitgestellten Stellplätze für eine MASSEN ZUR VERFÜGUNG STEHEN SOLL. alternative Benutzung zur Verfügung steht. 3% Da die Zahl der Stellplätze im nichtöffentli- Mit flächendeckenden Parkraumbewirt- FU S S G Ä N G ER I N N EN U N D FU S S G Ä N G ER chen Raum, also in Parkhäusern, Tiefgaragen schaftungsmaßnahmen, der Abschaffung 92 % 2% und auf privaten Parkplätzen, nicht zurück- kostenloser und zeitlich unbegrenzter Park- P KW geht, sinkt das Parkplatzangebot insgesamt möglichkeiten im öffentlichen Straßenraum FA H R R A DA B STELLPLÄTZE um einen deutlich geringeren Betrag, in der (Einrichtung von Kurzparkerzonen), beglei- 3% Regel um etwa 20 bis 30 Prozent. tender Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit Ö PN V und regelmäßiger Überwachung, kann es Nutzung des öffentlichen Raums (Untersuchung in Graz / Österreich) gelingen, den Parkraumbedarf in Parkhäuser 12 | Push & Pull 2015a des Deutsches Institut für Urbanistik GmbH S. 5 bezugnehmend auf Austrian Mobility Rese-arch 2011 und Stadt Graz 2013 zu verlagern. 16 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 17
2. Nutzung der gewonnenen Freiräume W E R U M W E LT F R E U N D L I C H E M O B I L I TÄT S F O R M E N F Ö R D E R N M Ö C H T E , M U S S D I E S E N Z U S ÄT Z L I C H E F L ÄC H E N Z U R V E R F Ü G U N G ST E L L E N . DA H E R S P R I C H T V I E L E S F Ü R E I N E B 8 RÄDER N E UAU F T E I L U N G D E S Ö F F E N T L I C H E N R AU M S. 1 PKW Im kommunalen Raum können ökologisch Der zurückgewonnene Raum kann für Fuß- hochwertige Grünflächen die Aufenthalts- gängerinnen und Fußgänger, Radfahrende, qualität erhöhen und zugleich einer Vielzahl Überquerungen, Carsharing, Aufenthalts- und an Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum Spielflächen, Grünflächen oder für Außengas- bieten. Diese positiven Effekte können durch tronomie und Geschäftsauslagen genutzt wer- 1.3. EFFIZIENTERE NUTZUNG DES PARKRAUMES tägig von Pendlern belegt werden, sondern die ökologisch orientierte Pflege, die Ansaat den. Zugleich wird mit der Verknappung von Pkw-Parken ist eine ineffiziente Form der im Laufe des Tages durch mehrere Fahrzeuge von gebietsheimischen Blühmischungen und Parkraum auch ein Anreiz geschaffen, Mobilität Nutzung des öffentlichen Raumes. Wo ein genutzt werden können. die Pflanzung insektenfreundlicher Gehölze ohne eigenen Pkw zu organisieren. Wenn dies Z U R Ü C K G E WO N N E N E Auto steht, finden mindestens acht Fahrräder erreicht werden. Besonders bei der Umwand- gelingt, fördert die Begrenzung öffentlicher G R Ü N F L ÄC H E N B I E T E N N E U- Platz. Ergänzend wird diesbezüglich auf Ziffern 4.4. lung von Verkehrsflächen in Grünflächen Stellplätze nachhaltige klimafreundliche Mobili- E N L E B E N S R AU M F Ü R T I E R - (Carsharing, E-Mobilität) und 4.5. (Fahrrad- können ökologische Aufwertungsmaßnahmen tät zum Nutzen aller Verkehrsteilnehmerinnen U N D P F L A N Z E N A RT E N Auch durch eine verstärkte Bereitstellung parken) sowie auf Teil C Parkraumbewirt- direkt eingeplant und somit effizient umgesetzt und Verkehrsteilnehmer. von (Car)sharing-Stellplätzen kann eine schaftung einschließlich Digitalisierung werden. effizientere Nutzung der knappen Ressource verwiesen. Ganz gleich, ob auf der zuvor zum Parken ge- „öffentlicher Straßenraum“ erreicht werden. Der künftige Parkraumbedarf sollte alle, auch nutzten Fläche eine gesonderte Spur für Fahr- WO EI N AU TO STEH T, Ein stationsbasiertes Carsharing-Fahrzeug 1. 4. TEC H N I S C H E EN TWI C K LU N GE N und gerade neue Mobilitätsformen (Carsharing, räder oder für den ÖPNV eingerichtet oder F INDEN M I N D ESTEN S ersetzt im Durchschnitt zwischen acht und Technologische Entwicklungen wie das auto- Elektromobilität, Pedelecs, E-Bikes, Mikro- das Carsharing-Angebot ausgeweitet wird – der ACHT FA H R RÄD ER PLAT Z . 20 private Pkw und wird mehrmals am Tag matisierte Fahren und digitale Parkraumleit- mobilität wie zum Beispiel Elektrotretroller) künftige Parkraumbedarf wird durch diese Maß- genutzt. systeme können zusätzlich dazu beitragen, gleichermaßen berücksichtigen und dabei nahmen deutlich reduziert und die Flächen dass die vorhandenen Parkflächen effizienter umweltfreundliche Mobilitätsformen zusätzlich werden effizienter und nachhaltiger genutzt. Durch Bewirtschaftung von Stellplätzen kann genutzt werden und der Bedarf an öffentli- unterstützen. bewirkt werden, dass Stellplätze nicht ganz- chen Stellplätzen daher zukünftig abnimmt. GEWINN DURCH NEUAUFTEILUNG > Grünflächen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere > U nterstützung von neuen Mobil itätsformen > Nutzung für Aufent hal ts- und Spiel flächen > Mehr Platz für Gastronomie und Geschäfte > Förderung kl imafreund l icher Mobil ität > Effizientere und nachhal t igere Nutzung 18 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 19
B 3. Kommunikation und Durchsetzung der Maßnahmen MASSN AHME N G E GEN D EN R U H EN D EN V ER K EH R B ZW. ZU R R ED U ZI ER U N G D ES Ö F F E N T L I- CHE N PARKRAU ME S S I N D G R U N D S ÄTZLI C H KO N FLI K TB EH A FTET. Das Konfliktpotenzial kann jedoch durch eine aktive Kommunikation und Öffentlichkeitsar- beit, durch Visualisierung und Kommunikation der Vorteile einer veränderten Straßenraumnut- zung und durch begleitende Maßnahmen, die die Abhängigkeit vom eigenen Kfz reduzieren, deutlich reduziert werden. 3. 2. B EG LEI TEN D E MAS S N A H ME N Z U R V E R- R I N G ER U N G N EG ATI V ER B EG LEI T E RS C H E I- N U N G EN Zur besseren Akzeptanz bei den Bürgerin- nen und Bürgern sollten Maßnahmen zur Reduzierung des öffentlichen Parkraumes mit zeitgleicher Stärkung und Steigerung Maßnahmen zur Reduzierung des öffentli- chen Parkraums sind jedoch nur effektiv und erfolgreich, wenn sie regelmäßig überwacht und geahndet werden. Diesbezüglich wird auf Teil D Parkraumüber- wachung dieses Papiers verwiesen. Entsprechende Überwachungsmaßnahmen sollten ebenfalls kommuniziert werden. der Attraktivität des ÖPNV bzw. dezentraler 3 .1. AKT IVE KO MMUN I K ATI O N - B ÜRG ER B E- Parkhäuser (Quartiersparken) verbunden T E IL IG U N G sein, um negative Begleiterscheinungen zu BürgerInnen sollten frühzeitig beteiligt verringern. Mit der Verknappung von Park- ATT RA K T I V I TÄT werden und ihnen die angestrebten Verän- raum soll auch ein Anreiz zum Verzicht auf D ES Ö P N V derungen im öffentlichen Raum mit all den einen eigenen Pkw geschaffen werden. Dies ST E I G E R N Vorteilen als Gewinn nahegebracht werden. muss Hand in Hand gehen mit der Stärkung GEWIN N FÜR BÜRG ER Bei allen Veränderungen ist zunächst auch umweltverträglicher Mobilitätsformen. Denk- UND BÜRG ERI N N EN „Gegenwind“ auszuhalten, Gegenargumente bar ist beispielsweise, dass auf der zuvor zum B EIM U M STI EG : ZEI T- können jedoch häufig entkräftet werden. Zu Parken genutzten Fläche eine gesonderte Spur UND KO STEN ERS PA R N IS berücksichtigen ist dabei auch der Umstand, für den ÖPNV eingerichtet wird. Ziel ist es dass es keinen Anspruch auf einen kosten- insgesamt, den ÖPNV attraktiver zu machen losen Stellplatz im öffentlichen Raum gibt, und besser zu vernetzen, damit mehr Men- gleichwohl vielerorts öffentliche Stellplätze schen bereit sind, vom eigenen Pkw auf den frei zur Verfügung stehen. Insbesondere ÖPNV umzusteigen. Örtliche Erreichbarkeit, auch temporäre Maßnahmen im öffentlichen Zeitaufwand und Kosten sind entscheidende Raum, wie gesperrte Flächen bedingt durch Kriterien der Verkehrsmittelwahl. Neben Preis- Baustellen, Umleitungen oder ähnliches, staffelungen, Zonenregelungen, nachfrageori- können nach guten Erfahrungen zu Verände- entierten ÖPNV-Angeboten auch für Teil- rungen im Verkehrsraum genutzt werden. In zeitkräfte/-pendlerInnen, Umwelttagestickets die Kommunikation sollten auch Verbände bei Feinstaubalarm, Jobtickets, lukrativen und/oder Beauftragte einbezogen werden. ÖPNV-Angeboten wie zum Beispiel „ÖPNV statt Führerschein“ können insbesondere auch günstige Park & Ride-Parkhäuser am Ortsrand – alternativ zu einem zeitaufwändigen kosten- intensiveren Parksuchverkehr – zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen. 20 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 21
MODELLBEISPIELE FÜR BÜRGERBETEILIGUNGEN BEI VERÄNDERUNGEN IM ÖFFENTLICHEN PARKRAUM S KA L AN DE SHAU P T STAD T STU TTG A RT - B ÜG ER B ETEI LI G U N G B EI V ER Ä N D ER U N- K A R L S R U H E – PA R K KO N Z E P T A N ST E L L E O R D N U N G S W I D R I G E N G E N IM Ö F F E N T L ICH EN PA R K R AU M – PA R K PLATZ A LS AU FEN TH A LTS O RT G E H W E G PA R K E N S Aus einem projektbezogenen Zusammenwirken von Zivilgesellschaft und Ver- Auf Antrag kann nach sorgfältiger Prüfung das Gehwegparken für einen bestimm- waltung entstanden in der Landeshauptstadt zahlreiche bis heute verstetigte ten Straßenabschnitt mittels entsprechender Markierung oder Beschilderung Projekte, wie die im Bundeswettbewerb „Die schönsten Nachbarschaftsaktionen legalisiert werden. Es wurde öffentlich über dieses Antragsverfahren und die 2017“ prämierte Casa Schützenplatz (https://schuetzenplatz.net) und die ebenfalls grundsätzlich geltenden Regelungen zum Gehwegparken informiert und nach in diesem Kontext geförderte und genehmigte Wanderbaumallee (http://www. einer Übergangszeit die strikte Ahndung illegalen Gehwegparkens angekündigt. wanderbaumallee-stuttgart.de/). Mit der Wanderbaumallee wird die Aufenthalts- Hierzu weitere Ausführungen unter 4.3. Restriktive Zulassung des Gehwegpar- qualität im öffentlichen Raum verbessert. Dafür werden verschiedene Bäume kens – Projekt „Faires Parken in Karlsruhe“. und Sitzgelegenheiten genutzt, um Grün in die Straßen zu bringen und Nachbar- K schaftstreffpunkte und Orte zum Verweilen zu schaffen. Diese Projekte wurden erstmalig in dem vom Land Baden-Württemberg sowie dem Umweltbundesamt geförderten Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur (http://www.r-n-m.net/) KÖ L N – AU S S E N G AST RO N O M I E AU F Ö F F E N T L I C H E M ST R AS S E N L A N D : erprobt. Inzwischen wurde das Genehmigungsverfahren durch die Verkehrsbe- Auf Antrag der Gewerbetreibenden kann hier Außengastronomie auf öffentli- hörde verstetigt und durch den Gemeinderat beschlossen chem Straßenland erlaubt werden (erweiterte Gaststättenerlaubnis, Sondernut- zungserlaubnis, eventuell baurechtliche Erlaubnis, www.stadt-koeln.de). HD STADT HE IDE L BE RG- A K TI O N „PA R K I N G - DAY “ ZU R R EU R B A N I S I ER U N G An Aktionstagen werden Parkplätze in Begegnungsorte verwandelt. Dabei werden einige öffentliche Parkplätze in Mini-Parks oder Aktionsflächen umge- W I E N – „ PA R K L E T S “ : Bürger können auf Antrag ein „Parklet“ gestalten, ein kleiner, auf Parkplätzen W wandelt. So können Passanten erfahren, wie Parkplätze zukünftig als Lebens- eingerichteter Park oder Sitzbereich mit Möbeln oder Pflanzen. Parkplätze und Begegnungsräume verwendet werden können. werden damit temporär zum öffentlichen Aufenthaltsraum für alle aufgewertet, IN WIEN GIBT ES DERZEIT dürfen in Wien jedoch nicht gewerblich genutzt werden. Gerade in innerstäd- Ü B E R 3 0 PA R K L E T S, D I E AU F tischen Bereichen, in denen breite Grünflächen eher die Ausnahme darstellen, E I N E R K A RT E V E R Z E I C H N E T erfüllen „Parklets“ eine wichtige Funktion als Treffpunkt der Nachbarschaft im S I N D U N D AU C H F Ü R TO U R I S- öffentlichen Raum. T E N ATT R A K T I V E S E N T D E- C K U N G S Z I E L S E I N KÖ N N E N ( W W W. ST R E E T L I F E . W I E N ) . Zum Thema Kommunikation wird ergänzend auf Teil F Öffentlichkeitsarbeit Ziff. 1 verwiesen. 22 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 23
B 4. Kommunale Steuerungsmöglichkeiten DIE KO MMU N E N HA B EN I M R A H MEN D ES G ELTEN D EN R EC H TS D I E MÖ G LI C H K EI T, Ü B E R E I N E ST RASSE N RE CHT L IC H E U MW I D MU N G O D ER TEI LEI N ZI EH U N G B ZG L. B ESTI MMTER V E R K E H RS- ART E N Ö F F E N T L ICH E FLÄC H EN U MZU G ESTA LTEN . Kommunen bestimmen schon jetzt im Rah- men der straßenrechtlichen Widmung, wel- che Verkehrsarten welche Verkehrsflächen nutzen, etwa den Rad- oder Fußverkehr. Parkflächen können zum Beispiel reduziert werden, um den Gehweg zu erweitern, gegrenzten Verkehr entbehrlich ist oder aber überwiegende Gründe des Allgemeinwohls die Teileinziehung erforderlich machen. Am meisten Spielraum besteht, wenn der Um- gestaltung ein KO N ZEPT KO MMU N A LES V E R K E H RS- zugrunde liegt. Mit einem solchen Die Straßenverkehrsbehörden können im Einvernehmen mit den Gemeinden auch An- ordnungen zur Unterstützung einer geord- neten städtebaulichen Entwicklung auf der Grundlage des § 45 Absatz 1b Nummer 5, 2. Alternative StVO treffen und auf Grundlage des Straßenverkehrsrechts in diesem Fall aus- nahmsweise nicht mehr nur ordnungsrecht- liche, sondern auch planende Verkehrsauf- gaben unterstützen. Neben der Festsetzung herauszunehmen, um die in der Planung fest- gelegte, gewünschte städtebauliche Funktion dieser Gebiete (zum Beispiel Wohngebiet) zu fördern (etwa durch die Anordnung von Verkehrsverboten für bestimmte Verkehrsar- ten (Z 250, 251 oder 253), soweit nicht eine Verkehrsberuhigung mit Fußgängerzonen (Z 242.1, 242.2) oder verkehrsberuhigten Be- reichen (Z 325.1, 325.2) gewählt wird. Wird in solchen Fällen auch der Anliegerverkehr Aufenthaltsflächen für Fußgängerinnen und Konzept können Kommunen öffentlichen von Verkehrsflächen (Hauptverkehrsstraßen ausgeschlossen, so muss allerdings vorher die Fußgänger zu schaffen oder Verkehrsflächen Raum nachhaltig umgestalten, ihn gerechter und sonstige Straßen) können Verkehrs- straßenrechtliche Widmung entsprechend für den Radverkehr bereitzustellen. verteilen und wieder frei machen für Grün- flächen besonderer Zweckbestimmung, wie eingeschränkt werden. Zulässig ist es z.B. flächen und Menschen, die zu Fuß oder Fußgängerbereiche, Flächen für das Parken auch einen städtebaulich wertvollen Platz Für nachträgliche Beschränkungen im Wege mit dem Fahrrad oder anderen alternativen von Fahrzeugen, Flächen für das Abstellen mit Hilfe von Verkehrszeichen vom ruhen- einer Teileinziehung ist allerdings erforder- Mobilitätsformen unterwegs sind. von Fahrrädern, etc. Gegenstand solcher den Verkehr freizuhalten (s.a. Kommentar lich, dass die Straße entweder für den aus- Anordnungen sein. Im Rahmen der Bauleit- Bouska/Leue Fußn. 10 zu § 45 Abs. 1b Nr. planung kann die städtebauliche Entwicklung 5 StVO). Bei Maßnahmen der Verkehrsbe- somit auch durch straßenverkehrsrechtliche ruhigung sind die Auswirkungen auf andere Anordnungen unterstützt werden. Die An- Straßen zu berücksichtigen. ZU DEN MINDESTVORAUSSETZUNGEN EINES SOLCHEN wendung des § 45 Absatz 1b Nummer 5, 2. KOMMUNALEN VERKEHRSKONZEPTES GEHÖREN: Alternative StVO setzt nach Auffassung des Hinsichtlich straßenverkehrsrechtlicher 1. D as Verkehrskonzept muss hinreichend konkret d ie ver- Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG Urteil Anordnungen wird ergänzend darauf hin- kehrl ichen Planungen in einem best immten räuml ichen vom 20.04.1994 – 11 C 17.93, NZV 94, 493) gewiesen, dass es sich bei den Anordnungen Bereich darstel len, d ie aus Gründen der geordneten städ- um Ermessensentscheidungen mit Entschei- jedoch eine vorhandene Städteplanung in tebaul ichen Entwicklung für erforderl ich und zweckmäßig Form eines vorhandenen Verkehrskonzepts dungsspielraum handelt. Durch das Ermessen gehal ten werden. der Gemeinde voraus, das den Erfordernissen sollen die Straßenverkehrsbehörden eine 2. E i n Verkehrskonzept, das Veränderungen von Verkehrs- straßen und Verkehrsströmen zum Inhal t hat, muss An- der planerischen Abwägung genügt und ins- für den Einzelfall geeignete und gerechte gaben darüber ent hal ten, welche anderen Straßen den besondere darlegt, weshalb bestimmte Stra- Entscheidung treffen. Hierbei sind die kon- verdrängten Verkehr aufnehmen sol len. ßen(-züge) entlastet und ggf. welche neuen kreten Umstände bzw. alle entscheidungs- 3. D as Verkehrskonzept muss den Erfordernissen der pla- Straßen(-züge) in für dortige Anwohnerinnen erheblichen Tatsachen und die gesetzliche nerischen Abwägung unter Einbeziehung al ler zu berück- und Anwohner zumutbarer Weise belastet Zwecksetzung im Wege einer angemessenen sicht igenden Belange und Interessen genügen. werden sollen und können. und sachgerechten Abwägung zu berücksich- 4. D as Verkehrskonzept muss vom zuständ igen Organ der tigen und richtig zu gewichten. Zur fehler- Gemeinde beschlossen worden sein. Zulässig ist es insbesondere, bestimmte freien Ausübung des Ermessens bedarf es Verkehrsarten aus bestimmten Gebieten eines Sammelns, Bewertens und Gewichtens 24 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 25
B 4. Kommunale Steuerungsmöglichkeiten aller Gesichtspunkte, die für und die gegen eine Maßnahme sprechen. Ein ermessensfeh- lerhaftes Handeln liegt daher insbesondere auch dann vor, wenn die Straßenverkehrs- behörde überhaupt kein Ermessen ausgeübt hat (Ermessensausfall/ Ermessensnichtge- brauch), obwohl ihr ein Ermessensspielraum eingeräumt war. Dies gilt sowohl für das Entschließungs- (Spielraum, ob Behörde tätig wird) wie auch das Auswahlermessen verkehrs-Ordnung (StVO) ergeben, bedürfen einer Anordnung nach § 45 StVO. Nach der am 28. April 2020 (BGBl. I 2020, 814) in Kraft getreten StVO-Novelle ist der an Knotenpunkten freizuhaltende Abstand an Kreuzungen mit Radverkehrsführungen gemäß § 12 Absatz 3 Nummer 1 StVO auf 8,00 Meter vergrößert worden. Zudem wurde ein generelles Haltverbot auf Schutzstrei- fen sicherstellen soll, kann aber im Einzelfall zu Problemen führen. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn Grundstücke nicht über eine eigene Zufahrt verfügen und sie somit nur unter Benutzung des Schutzstreifens beliefert werden können (z.B. Heizöl- oder Pelletlieferung) oder wenn schwerbehinderte Anwohner in ein Kfz ein- oder aussteigen müssen. Liegt eine solche Fallkonstellation vor, können diese Probleme – sofern es die auf die jeweilige Situation vor Ort angepasste Lösung zu finden und allen Interessen ge- recht zu werden. Beschränkungen und Verbote des (fließen- den und des ruhenden) Verkehrs sind nach der derzeitigen Rechtslage (§ 45 Absatz 9 StVO) nur zulässig, wenn die sachlichen und rechtlichen Voraussetzungen der StVO erfüllt sind, die Maßnahmen zum Beispiel (Spielraum, wie die Behörde tätig wird). fen für den Radverkehr eingeführt (Z 340). örtlichen Gegebenheiten zulassen – etwa aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung Autos durften dort zwar bisher schon nicht durch die Ausweisung von Halteflächen für des Verkehrs erforderlich sind. Dies ist dann parken, aber bislang noch bis zu drei Minu- den Lieferverkehr im Abstand von etwa 100 m der Fall, wenn eine konkrete Gefahrenlage 4 .1. RE CHT SG RU N D LAG E I N D ER STVO FÜR ten halten. Dies führte jedoch häufig dazu, minimiert werden (vgl. hierzu Teil B 4.6. gegeben ist. Nicht von der Vorschrift gedeckt DIE AN O RDN U N G VO N PA R K V ER B OTEN dass Radfahrende gefährliche Ausweich- Verkehrssichere Ladezonen für Lieferverkehr ist die Durchsetzung allgemeiner verkehrs- Die Reduzierung der Parkflächen im öffent- manöver auf die Fahrbahn machen mussten. und Handwerke). Als weitere Möglichkeit politischer Ziele zur Verdrängung des Ver- lichen Verkehrsraum lässt sich grundsätz- Auf Schutzstreifen für den Radverkehr darf kann die zuständige Straßenverkehrsbehör- kehrs zum Wohle einer Förderung gewollter lich über die Anordnung von Parkverboten mit einem Kraftfahrzeug nicht mehr gehalten de eine Ausnahmegenehmigung vom neu Verkehre. Dies bleibt Sache des Bundesge- steuern. werden (laufende Nummer 22 der Anlage geregelten Haltverbot auf Schutzstreifen setzgebers. Parkverbote mit dem abstrakten 3 zu § 42 Absatz 2 StVO). Dieses generelle nach Maßgabe des § 46 Absatz 1 Nummer 11 Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu Zu beachten ist dabei, dass das Halten und Haltverbot gilt nicht für Elektrokleinstfahr- i.V.m. Anlage 3 zu § 42 Absatz 2 StVO Num- reduzieren, sind nicht möglich. Parken nach aktueller Rechtslage eine ver- zeuge. Durch dieses neue generelle Haltver- mer 22 Spalte 3 Nummer 3 erteilen, um eine kehrliche Nutzung des öffentlichen Ver- bot soll ein Schutzraum für den Radverkehr kehrsraums darstellt und nach § 12 StVO gewährleistet werden. In Kombination mit immer erlaubt ist, sofern es nicht explizit den erhöhten Bußgeldern für Parkverstöße E I N A B S O L U T E S H A LT E V E R B OT E I N E I N G E S C H R ÄN K T E S H A LT E V E R B OT verboten ist. auf Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur haben mit Zeichen 283 darf nur in dem Umfang ange- mit Zeichen 286 ist dort anzuordnen, wo das die zuständigen Behörden jetzt wirksame ordnet werden, in dem die Verkehrssicherheit, Halten die Sicherheit und Flüssigkeit des Ver- Vor dem Hintergrund der Knappheit des Instrumente zur Verfügung, um Beeinträch- die Flüssigkeit des Verkehrs oder der öffentli- kehrs zwar nicht wesentlich beeinträchtigt, das öffentlichen Raums wäre eine Gesetzesän- tigungen der Wege für Fuß- und Radver- che Personennahverkehr es erfordert. Deshalb Parken jedoch nicht zugelassen werden kann, derung im Sinne einer bundesrechtlichen kehr durch parkende oder haltende Kfz und ist stets zu prüfen, ob eine tages- oder wochen- ausgenommen für das Be- und Entladen sowie Umkehr dieser Regelung wünschenswert. gefährliche Situationen durch Ausweichbe- zeitliche Beschränkung durch Zusatzzeichen das Ein- und Aussteigen. Das Verbot ist in der wegungen wirksam zu sanktionieren. Damit anzuordnen ist. Regel auf bestimmte Zeiten zu beschränken. Straßenrechtlich wird auch der ruhende Ver- kann die Attraktivität aktiver Mobilität ge- kehr als Gemeingebrauch angesehen. steigert werden. Parkverbote im öffentlichen Verkehrsraum, Diese wichtige neue Regelung, die die Es wird auf die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (Regelungen die sich nicht unmittelbar aus § 12 Straßen- durchgängige Befahrbarkeit von Schutzstrei- VwV StVO zu § 41 Zeichen 283 und 286) verwiesen. 26 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 27
B 4. Kommunale Steuerungsmöglichkeiten Auch wenn sich die aktuelle StVO in erster Linie an den Bedürfnissen des motorisierten Individualverkehrs orientiert, so haben die Kommunen gleichwohl eine Handhabe für Maßnahmen zur Umsetzung von kommunalen Verkehrskonzepten. Städtebauliche Entwick- lungsziele können zum Beispiel die Verbes- serung des Wohnumfeldes, die Stärkung der Aufenthaltsfunktion, die Beseitigung oder Abmilderung der Zerschneidung der Orts- in Betracht kommen. Somit können auch Parkverbote als Maßnahmen zur Unter- stützung einer geordneten städtebaulichen Entwicklung zur Erreichung von planerischen Zielen gemäß § 45 Absatz 1b Nr. 5 Variante 2 StVO angeordnet werden. Diesbezüglich und zu den Mindestvoraussetzungen eines solchen kommunalen Verkehrskonzeptes wird ergän- zend nochmals auf die obigen Ausführungen in Ziffer 4 verwiesen. 4 . 2 . B E R Ü C K S I C H T I G U N G VO N P R I VAT E M PA R K R AU M Für die Ermittlung des künftigen Bedarfs an Parkraum im öffentlichen Raum ist insbeson- dere auch der private Parkraum zu berück- sichtigen. 4 . 2 . 1. B E S S E R E N U T Z U N G P R I VAT E R ST E L L- P L ÄT Z E I M B E STA N D Bei der Neuaufteilung des öffentlichen das einem Anteil von 9,3 Prozent an den Gesamtbaukosten. Durch kostenfreie Bereitstellung von öffent- lichem Parkraum im Straßenraum wird das Kfz-Parken für jedermann subventioniert. Folge ist, dass Garagen oft als Lagerraum genutzt werden, sodass die Fahrzeuge nicht auf der dafür vorgesehenen privaten Fläche, sondern im öffentlichen Parkraum abgestellt mitten durch Straßen, die Verringerung der Raums und beispielsweise der Erteilung werden. Beeinträchtigungen durch den Verkehr oder Alternativ können baulich angelegte oder von Bewohnerparkausweisen sollte berück- die Vermeidung eines Gefälles der Wohn- und verkehrsrechtlich angeordnete Parkflächen in sichtigt werden, in welchem Umfang private Wünschenswert sind Modelle des Parkraum- Aufenthaltsfunktion in einem Plangebiet sein. Fuß- oder Radverkehrsführungen umgewan- Stellplätze verfügbar sind. Ein zunehmendes managements, die das Vorhandensein von delt werden. Problem stellt in diesem Zusammenhang privatem Parkraum und deren tatsächliche Als Maßnahmen können zum Beispiel in den dar, dass anstelle von vorhandenen priva- Nutzung berücksichtigen. Ist ungenutzter Ortsmitten die Reduzierung des Verkehrs Verkehrliche Anordnungen zur Unterstützung ten Stellplätzen, Garagen und Parkhäusern privater Parkraum verfügbar, spricht dies für durch die Lenkung des fließenden Verkehrs einer geordneten städtebaulichen Entwicklung öffentliche Abstellmöglichkeiten genutzt eine Bewirtschaftung und Verknappung des auf geeigneten alternativen Straßen außer- ermöglichen es der Kommune, übergeordne- werden, weil sie oft kostenlos oder zumin- öffentlichen Parkraums. Im Umkehrschluss halb des Plangebietes in Verbindung mit te öffentliche Interessen zu berücksichtigen. dest preisgünstiger zur Verfügung stehen und spricht das Nichtvorhandensein einer Park- der Ordnung des ruhenden Verkehrs durch Durch die Reduzierung des Parkraums kön- gut erreichbar sind. raumbewirtschaftung dafür, dass ausreichend Einschränkungen der städtebaulich unverträg- nen so Anreize für eine stadt- und umweltver- Pkw-Stellplätze vorhanden sind und daher lichen Möblierung des Verkehrsraumes mit trägliche Mobilität geschaffen werden. Die Kosten zur Herstellung von Parkierungs- ohne Berücksichtigung einer eventuellen parkenden Fahrzeugen oder eine Verkehrs- anlagen machen einen nicht unerheblichen Einschränkung der Pkw-Nutzerinnen und beruhigung durch Einbahnstraßenregelungen Anteil der Wohnungsbaukosten aus. Nach Nutzer anderen Nutzungen (zum Beispiel einer Studie des Bundesministeriums für der Schaffung von Straßengrün oder Radab- Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor- stellplätzen) zugeführt werden können. sicherheit (BMUB) vom 30. Juli 2015 be- IN B ETRACHT KOMMEN FOLGENDE PARKVERBOTS- liefen sich die Herstellungskosten für einen Auch sind Bewohnerparkausweise nur an REGELUNGEN: Kfz-Stellplatz am Straßenrand auf rund BewohnerInnen auszugeben, die nicht über 1. a bsolutes (Zeichen 283) oder eingeschränktes 1.500 Euro. Die Baukosten für Tiefgaragen einen privaten eigenen Stellplatz verfügen (Zeichen 286) Hal teverbot im Wohnungsbau lagen bei 18.200 Euro im können und somit auf öffentlichen Parkraum 2. Z one mit eingeschränktem Hal teverbot angewiesen sind. Bundesdurchschnitt und 22.000 Euro bis (Zeichen 290.1 und 290.2) 26.300 Euro in den Metropolen Berlin und 3. v erkehrsberuhigte Zone, wo Parken nur auf München. Bezogen auf ein typisches Miet- Zum Thema „Bewohnerparken“ wird auf Teil gekennzeichneten Flächen mögl ich ist wohngebäude in Deutschland (zwölf Wohn- C Ziff. 5 dieses Papiers verwiesen. einheiten à 73 m² Wohnfläche) entspricht 28 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 29
B 4. Kommunale Steuerungsmöglichkeiten 4 .2 .2 . ST E U E RU N G M O B I LI TÄTSV ER H A LTEN I M WO HN U N G SN E U BAU Neben der besseren (nicht zweckentfrem- denden) Nutzung der im Bestand vorhan- denen privaten Stellplätze, kann das Mobili- tätsverhalten auch beim Wohnungsneubau mittels eines kommunalen Verkehrskonzepts und im Rahmen der kommunalen Stellplatz- satzungen gesteuert werden. Kommunale Stellplatzsatzungen, die die Zahl der zu mitteln beziehen. Wenn ein Gebiet für den öffentlichen Nahverkehr gut erschlossen ist, brauchen weniger Menschen ein Auto und es werden auch weniger Stellplätze benötigt. In Baden-Württemberg ist in der Landesbau- ordnung seit 2015 festgesetzt, dass bei der Errichtung der verpflichtenden Stellplätze bis zu einem Viertel der notwendigen Pkw- Stellplätze durch Fahrradstellplätze ersetzt werden kann. Dabei sind für einen Pkw- MODELLBEISPIELE F R A N Z Ö S I S C H E S V I E RT E L T Ü B I N G E N : Das heutige Französische Viertel ist auf Mischnutzung von Wohnen, Gewerbe und Kultur angelegt. Es zeichnet sich zum einen durch seine hohe bauliche Dichte, aber auch durch großzügig gestaltete öffentliche Räume aus. Dies gelingt dadurch, dass im öffentlichen Straßenraum nur Kurzzeitparkplätze ausgewie- sen sind. Stattdessen wird den Anwohnern die Möglichkeit gegeben, in den Quartiersgaragen zu parken. Bei der Errichtung der Gebäude entstehen deshalb geringe bis keine Kosten für Stellplätze. Die Parkierungsanlagen wurden unter TÜ errichtenden Stellplätze begrenzen oder die Stellplatz vier Fahrradstellplätze anzulegen. Auflagen an Investoren vergeben. Anwohner mit Auto haben abschließend die Stellplatzpflicht ganz abschaffen, können Diese Umwandlungsmöglichkeit für notwen- Möglichkeit, sich einen Stellplatz dauerhaft zu kaufen oder ihn monatlich zu einen kostengünstigen Wohnungsneubau dige Kfz-Stellplätze in Fahrradstellplätze gilt mieten. Dadurch können einerseits Baukosten gesenkt werden, andererseits unterstützen und zugleich Anreize für eine jedoch nicht für die Wohnungsnutzung (§ 37 wird so der ÖPNV für die Anwohnerschaft interessanter, weil die Wege zu einer umweltfreundliche Mobilitätsform geben. LBO). Fahrradstellplätze müssen dabei eine Quartiersgarage mindestens so lang sind wie diejenigen zur nächsten Bushalte- Werden neue Stellplätze errichtet, können in wirksame Diebstahlsicherung ermöglichen stelle. Den höheren Stellplatzkosten für Anwohner stehen geringere Mietkosten pro Quadratmeter gegenüber, die aufgrund der hohen Verdichtung relativ niedrig gleichem Umfang Stellplätze im öffentlichen und von der öffentlichen Verkehrsfläche sind (vgl. Christ/Loose 2000). Raum entfallen und die Flächen anderweitig leicht erreichbar und gut zugänglich sein. genutzt werden. Dies kann durch Carsharing- Die LBO gestattet den örtlichen Behörden Angebote für die künftigen BewohnerInnen aus verkehrlichen oder städtebaulichen noch verstärkt werden. Gründen oder aus Gründen sparsamer B B E R L I N : ST E L L P L AT Z P F L I C H T M E H R F Ü R P K W Flächennutzung durch Satzung die Stell- Bereits seit 1997 besteht in Berlin bei der Errichtung neuer Gebäude keine Stell- ST E L L P L AT Z O BE RG R EN ZEN S O LLTEN STELL- platzpflichten einzuschränken. Zudem sind platzpflicht mehr für Pkw (davon ausgenommen ist bei öffentlichen Gebäuden P L AT Z MIN DE STAN FO R D ER U N G EN ERS ETZEN . in der VwV-Stellplätze weitere Regelungen die Errichtung von behindertengerechten Stellplätzen mit kurzem, verkehrs- Stellplatzobergrenzen sollten Stellplatz- enthalten, die Flexibilität ermöglichen, etwa sicherem Weg). Bauherren sind nicht mehr verpflichtet, eine bestimmte Anzahl mindestanforderungen ersetzen. Stellplatz- in Gebieten mit einer guten Öffentlicher Pkw-Stellplätze anzubieten. Fahrrad-Abstellplätze müssen jedoch weiterhin be- schlüssel könnten sich auf die Erreichbarkeit Verkehrsmittel-Erschließung. reitgestellt werden. Dies führt dazu, dass neue Gebäude günstiger gebaut werden des Gebietes mit öffentlichen Verkehrs- können, und schafft die Möglichkeit kostengünstigerer Wohnungen besonders für Menschen, die keinen Pkw besitzen und den gut ausgebauten ÖPNV der Stadt benutzen. Die Einführung führte jedoch nicht dazu, dass ein Unterangebot an privaten Stellplätzen entstand. Die Bauherren haben sich an die Bedürfnisse ihrer BewohnerInnen angepasst. 30 PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G PA R K R AU M P L A N U N G U N D - G E STA LT U N G 31
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