Investmentmarktüberblick - Deutschland | 1. Quartal 2019 Erschienen im April 2019 - fundresearch.de

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Investmentmarktüberblick - Deutschland | 1. Quartal 2019 Erschienen im April 2019 - fundresearch.de
Investmentmarktüberblick
Deutschland | 1. Quartal 2019
Erschienen im April 2019
Investmentmarktüberblick - Deutschland | 1. Quartal 2019 Erschienen im April 2019 - fundresearch.de
Auch weiter steigende Preise auf dem
Immobilien-Investmentmarkt können den
Produktmangel nicht ausgleichen

Erstmals seit 2016 fielen die Renditen der 10-jährigen
Bundes­anleihen wieder in den roten Bereich und zerstör-       JLL Research hat mit Jahresbeginn 2019 seine Investment­
ten damit die Hoffnungen von Banken, Sparern und Anlei-        statistik modifiziert: das Transaktionsvolumen beinhaltet nun
heinvestoren auf eine Rückkehr zur Normalität. Die Europä-     neben dem gewerblichen Transaktionsvolumen auch die neue
ische Zentralbank (EZB) machte zumindest jüngst immer          Kategorie Living, die Mehrfamilienhäuser und Wohnport­
deutlicher klar, dass eine Zinswende weiter nach hinten        folios ab 10 Wohneinheiten, Appartementhäuser, Studenten­
verschoben werden wird, sollte sich die Konjunktur weiter      wohnen, Senioren/Pflegeimmobilien und Kliniken umfasst.
eintrüben. Faktisch hat es die EZB während der Boomjahre –
zumindest aus deutscher Sicht – verpasst, die Zinsen früh-
zeitig anzuheben und sich damit eines wesentlichen           Ende der Renditekompression und im Ausblick über ten-
Instrumentariums beraubt, um bei nachlassender wirt-         denziell steigende Renditen diskutiert, ist dieses Szenario
schaftlicher Dynamik oder gar einer Rezession gegensteu-     nun nicht mehr aktuell.
ern zu können. Angesichts der reduzierten Wachstumsaus-      Für ein „Zwei ist die neue Drei“-Postulat in Bezug auf die
sichten in den meisten europäischen Staaten ist eine         Spitzenrenditen erscheine es zwar noch zu früh, mit dem
Zinserhöhung zumindest für 2019 vom Tisch. Mit diesen        erneuten Absinken der Renditen für Bundesanleihen gäbe
Entwicklungen haben sich auch für den deutschen Immo-        es aber neuen Spielraum für einen weiteren Renditerück-
bilien-Investmentmarkt die Rahmenbedingungen wieder          gang bei Immobilien. Unterstützt wird diese These durch
geändert. Wurde noch vor rund neun Monaten über ein          drei fundamentale Entwicklungen:

Transaktionsvolumen Deutschland

Investmentmarktüberblick | 1. Quartal 2019                                                                                     2
Transaktionsvolumen nach Risikoprofil
der Investments

                                                               Mangels großer Portfolios sinkt Transaktionsvolumen
                                                               im Jahresvergleich um fast ein Viertel
                                                               Es kann nicht immer nur nach oben gehen. Mit dieser
                                                               Erkenntnis ist der deutsche Investmentmarkt in das Jahr
                                                               2019 gestartet. Und auch weiter steigende Preise können
                                                               den Produktmangel nicht in jedem Quartal ausgleichen.
                                                               Inklusive der Assetklasse Living wurden in den Monaten
                                                               Januar bis März Immobilien im Wert von knapp 15,3 Mrd.
                                                               Euro verkauft und damit rund 22 % weniger als im gleichen
• Die anhaltend starke Flächennachfrage, die sich bislang      Zeitraum 2018. Auf ausschließlich gewerblich genutzte
  relativ unbeeindruckt von der konjunkturellen Schwäche       Immobilien entfielen 11,3 Mrd. Euro. Hauptverantwortlich
  zeigt und Basis für weitere Mietpreissteigerungen ist.       für das insgesamt rückläufige Transaktions­volumen ist
• Die globale Investmentnachfrage nach Immobilien bleibt       das Ausbleiben von großen Portfolioverkäufen im ersten
  hoch und könnte im Trend in den nächsten Jahren sogar        Quartal. In der Summe konnten lediglich rund 4,2 Mrd. Euro
  noch zunehmen. Bis 2021 laufen deutsche Staatsanleihen       registriert werden, 43 % weniger als in Q1 2018. Die beiden
  im Volumen von rund 150 Mrd. Euro aus, die mit Renditen      größten Portfoliotransaktionen des gerade abgelaufenen
  von über 3 % verzinst sind. Bei der Wiederanlage des         Quartals waren der Erwerb von über 2.800 Wohneinheiten
  Kapitals werden sich die Investoren die Frage stellen müs-   durch die Deutsche Wohnen von Akelius sowie der Verkauf
  sen, ob sie bei anhaltenden Minizinsen erneut in Anleihen    von 34 Industrieimmobilien im Volumen von 260 Mio. Euro
  investieren, oder ob sie in alternative Investments – zu     durch einen britischen Fonds-Manager.
  denen auch Immobilien gehören – umschichten.                 Das Investitionsinteresse bleibt aber nach wie vor intakt,
• Das Angebot an adäquaten Investmentprodukten bleibt          zudem befinden sich zahlreiche, teilweise auch größere
  kurz- und mittelfristig knapp. Das gilt grundsätzlich für    Immobilien oder Portfolios in Verkaufsprozessen, so dass
  alle Assetklassen, insbesondere aber für Büroimmobilien.     wir uns damit weiterhin auf ein Gesamtjahresvolumen von
  In diesem Sektor reduzierte sich die Anzahl der Transakti-   rund 70 Mrd. Euro zubewegen. Die Anzahl der Transaktio-
  onen von 2015-2018 um 23 % bei gleichzeitig steigendem       nen ist im Vergleich zum Vorjahresquartal zwar auch ge­
  Transaktionsvolumen. Eine signifikante Ausweitung von        sunken, der Rückgang fällt mit 12 % aber deutlich weniger
  fungiblen Verkaufsobjekten ist aktuell nicht abzusehen.      stark aus als in Bezug auf das absolute Volumen. Als Kon­
  Dieses Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage soll-       sequenz ergibt sich eine kleinere durchschnittliche Trans-
  te deshalb weiterhin preistreibend wirken.                   aktionsgröße von rund 38 Mio. Euro pro Transaktion.

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Transaktionsvolumen von Gewerbeimmobilien 2018 Q2 – 2019 Q1
               Transaktionsvolumen Deutschland 2018 Q2 - 2019 Q1

               Verkaufsvolumen
               in Mio. € *
                    0

                    über 0 bis 20

                    über 20 bis 100

                    über 100 bis 300                                          SCHLESWIG-HOLSTEIN

                    über 300
               JLL Research                                                                                      MECKLENBURG-VORPOMMERN
                                                                                         Hamburg

                                                                     Bremen

                                                              NIEDERSACHSEN

                                                                                                                                               Berlin

                                                                          Hannover

                                                                                                                                                        BRANDENBURG

                                                                                                     SACHSEN-ANHALT

                                     NORDRHEIN-WESTFALEN

                                         Essen Dortmund                                                                         Leipzig

                                    Düsseldorf
                                                                                                                                     SACHSEN             Dresden
                                      Köln

                                                                                             THÜRINGEN

                                                                         HESSEN

                                                 Wiesbaden
                                                                   Frankfurt am
                                                                   Main

                                    RHEINLAND-PFALZ

                              SAARLAND
                                                              Mannheim                             Nürnberg
                                                                                                                      BAYERN

                                                  Karlsruhe

                                                                           Stuttgart

                                                                                                     Augsburg
                                                                  BADEN-WÜRTTEMBERG                                   München

               * 2018 Q2 - 2019 Q1, aggregiert in 40 x 40 km Makrozellen

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Käufe ausländischer Investoren

                                                              sind in keiner Weise einer rückläufigen Nachfrage geschul-
                                                              det. Wir gehen davon aus, dass die Aktivi­täten im weiteren
                                                              Jahresverlauf insgesamt wieder zunehmen wird.
                                                              In Bezug auf die Assetklassen hat sich hinsichtlich der rela-
                                                              tiven Anteile kaum eine Veränderung gegenüber 2018 erge-
                                                              ben. Der Fokus der Investoren liegt weiterhin eindeutig auf
                                                              Büroimmobilien, die auf einen Anteil von 38 % kommen.
                                                              Dass Investoren daneben aber immer öfter auch alternative
                                                              Produkte in ihr Portfolio einmischen, zeigt die Entwicklung
Dominanz von Berlin verstärkt sich deutlich –                 der Assetklasse Living. Deren Anteil ist im ersten Quartal
Büroimmobilien nach wie stark gefragt                         mit 29 % höher als im Gesamtjahr 2018 (27 %). Neben tra­
Auffällig im ersten Quartal war das gegenüber dem Ge-         ditionellen Wohn-Portfolios sind es nach wie vor Studen-
samtmarkt schwächere Investitionsvolumen in den Big 7.        tenwohnungen oder Pflege- und Seniorenheime, die In­
Hier stach eigentlich nur Berlin heraus. In der Hauptstadt    vestoren verstärkt auf ihrem Schirm haben.
legte das gesamte Transaktionsvolumen (inklusive Living)      Trotz der weiterhin zahlreichen negativen Schlagzeilen
um mehr als ein Drittel auf fast 4 Mrd. Euro zu und vereint   rund um Einzelhandelsimmobilien hat sich deren Anteil
damit allein 46 % des Transaktionsvolumens aller Big 7        bei 13 % stabilisiert. Und: im aktuellen Quartal fanden sich
auf sich. Insbesondere elf Transaktionen im dreistelligen     auch für Shoppingcenter wieder einige Käufer; acht Trans-
Millionenbereich hatten für dieses herausragende Ergebnis     aktionen konnten hier registriert werden, immerhin nur
gesorgt. Ansonsten mussten in allen Hochburgen teilweise      drei weniger als in den letzten beiden Quartalen 2018 zu-
deutliche Rückgänge gegenüber dem Vorjahresquartal            sammen. Der Re-Positionierungsprozess dieser Nutzungs-
konstatiert werden. Die reichten von minus 8 % in Stuttgart   art ist im vollem Gange und Bestandshalter und Betreiber
bis zu minus 76 % in München.                                 prüfen, wie sich digitale Erlebnis- und Einkaufswelten in
Aggregiert über alle Big 7 ergab sich ein Transaktionsvolu-   ihre Center integrieren lassen. Angesichts rückläufiger Fre-
men (inklusive Living) von 8,6 Mrd. Euro, gleichbedeutend     quenzen und steigender E-Commerce-Umsatzanteile be-
einem Minus von 23 %. Auf ausschließlich gewerblich ge-       darf es allerdings teilweise langwieriger und vor allem kos-
nutzte Immobilien entfielen in den sieben Immobilien-         tenintensiver Umstrukturierungen. Ganz anders ist das Bild
hochburgen 6,0 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Rückgang      bei Fachmarktprodukten. Deren Anteil am gesamten Ein-
von 29 %.                                                     zelhandelsvolumen beträgt fast 44 % und bestätigt das
Außerhalb der Big 7 wurden 44 % des gesamtdeutschen           nach wie vor große Interesse an Fachmärkten, Fachmarkt-
Volumens von 15,3 Mrd. Euro investiert, hier ergab sich       zentren und Supermärkten. Investoren sehen hier vor allem
im 12-Monatsvergleich ebenfalls ein deutliches Minus von      bei Immobilien mit Lebensmittelhändlern ein nach wie vor
20 %. Trotz dieser Rückgänge im Transaktionsvolumen           interessantes und gegenüber dem Online-Handel weitge-
bleiben wir dabei: die Einbußen in den großen Metropolen      hend resistentes Anlageprodukt.

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Einfluss von Mietpreis- und Renditeänderung
auf das Wachstum der Kapitalwerte
von Büroimmobilien

                                                                                   Auch der Wohninvestmentmarkt leidet unter dem Mangel
                                                                                   an Produkten, nicht am Interesse seitens der Investoren.
                                                                                   Mit einem Transaktionsvolumen von rund 4,0 Mrd. Euro
                                                                                   (24.000 Wohneinheiten) im ersten Quartal 2019 wurden nur
                                                                                   etwa 45 % des Vorjahresvolumens erreicht, 14 % fehlten
                                                                                   zum Erreichen des 5-Jahresschnitts. Hätten sich die Preise,
                                                                                   verglichen mit dem Vorjahr, nicht um etwa 4 % erhöht,
                                                                                   wäre der Rückgang im Transaktionsvolumen noch deutli-
                                                                                   cher ausgefallen. Im Bestand müssen nun erstmals mehr
                                                                                   als 2.100 Euro/m² bezahlt werden, bei den Projektentwick-
                                                                                   lungen sind es derzeit 4.400 Euro/m².
                                                                                   Transaktionen wie Agora oder auch Carus zeigen, dass
Aggregierte Zahlen für Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und
Stuttgart ohne Kombieffekte                                                        die Portfolios hinsichtlich ihrer Struktur immer detaillierter
                                                                                   auf Käufergruppen mit ihren spezifischen Risikoprofilen
                                                                                   angepasst werden müssen. Breit gestreute Portfolios gibt
   Transaktionsvolumen Big 7 (Mio. Euro)                                           es nur noch wenige auf dem Markt. Das Dilemma vieler
                                                                                   Wohninvestoren: Die Wohnungsmärkte in vielen deutschen
                             Q1 2018              Q1 2019                %
                                                                                   Regionen benötigen neuen Wohnraum, und die großen
 Berlin                         2.680                3.970               48
 Düsseldorf                      990                  840                -15
 Frankfurt/M                    1.880                1.140               -39         Transaktionsvolumen bundesweit (Mio. Euro)
 Hamburg                        1.780                 900                -49
 Köln                            700                  550                -21                             Q1 2018        Q1 2019           %
 München                        2.390                 570                -76        Einzelobjekte         12.070          11.040          -9
 Stuttgart                       710                  650                 -8        Portfolios             7.410          4.220          -43
 Gesamt                        11.130                8.620               -23        Gesamt                19.480          15.260         -22

Transaktionsvolumen nach Hauptnutzungsart

* Hotels, Grundstücke, Spezialimmobilien

Investmentmarktüberblick | 1. Quartal 2019                                                                                                     6
Spitzenrendite in 1A-Lagen (Aggregierte Nettoanfangsrendite in den Big 7 in %)
                                             Q1 2018    Q2 2018     Q3 2018      Q4 2018   Q1 2019
 Büro                                          3,26       3,24        3,20         3,11      3,06
 Einzelhandel: Shopping Center                 3,90       3,90        3,90         4,10      4,10
 Einzelhandel: Fachmarktzentren                4,50       4,50        4,50         4,50      4,40
 Einzelhandel: einzelne Fachmärkte             5,20       5,20        5,20         5,20      5,10
 Einzelhandel: Geschäftshäuser                 2,93       2,91        2,90         2,87      2,87
 Lager/Logistik                                4,40       4,25        4,10         4,10      4,00

Büro-Spitzenrendite in %
                                             Q1 2018    Q2 2018     Q3 2018      Q4 2018   Q1 2019
 Berlin                                        2,90       2,90        2,90         2,90      2,90
 Düsseldorf                                    3,45       3,35        3,25         3,20      3,20
 Frankfurt/M                                   3,25       3,25        3,25         3,15      2,95
 Hamburg                                       3,05       3,05        3,05         3,05      3,05
 Köln                                          3,45       3,45        3,45         3,20      3,20
 München Region                                3,20       3,20        3,20         3,20      3,10
 Stuttgart                                     3,50       3,50        3,30         3,05      3,05

Transaktionsvolumen nach Käufer- und Verkäufertyp (Mio. Euro)

Investmentmarktüberblick | 1. Quartal 2019                                                           7
Wohnkonzerne wollen dieses Momentum nutzen und wei-            tätigten Versicherungen. Versicherungsunternehmen sind
terwachsen. Das Angebot an Portfolios und Einzelobjekten       damit der Treiber des deutschen Wohnungsbaus entweder
ist aber sehr beschränkt und wird durch den politischen        direkt oder indirekt als großer Teil der Kapitalzuflüsse in die
Eingriff der Kommunen in den Wohnungsmarkt noch wei-           die bereits genannten Spezialfonds. Trotz des Gegenwindes
ter reduziert. Auch setze die latente Unterstützung der Ber-   seitens der politischen und gesellschaftlichen Akteure
liner Bürgerinitiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“        bleibt hinsichtlich der Standortwahl Berlin der mit Abstand
durch einige politische Akteure den großen Standortvorteil     wichtigste deutsche Wohninvestmentmarkt. Etwa 1,1 Mrd.
Deutschlands, nämlich die Rechtssicherheit der Investoren      Euro flossen in die Hauptstadt, gefolgt von Hamburg
für ihr Eigentum, aufs Spiel. Denn nur die Rechtssicherheit    (390 Mio. Euro) und Düsseldorf (320 Mio. Euro). Perspekti-
für Investoren liefere eine solide Grundlage zur Beseitigung   visch werden auch für das Gesamtjahr 2019 immense Her-
des Wohnraummangels.                                           ausforderungen das Transaktionsvolumen auf dem Woh-
Die anhaltende Praxis der willkürlichen Ziehung kommuna-       nungsmarkt bestimmen. Und auch wenn im Laufe des
ler Vorkaufsrechte, nicht nur in Berlin, sondern auch zuneh-   Jahres noch einige größere Portfolios die Besitzer wechseln
mend in Hamburg oder München, lässt die Neigung, Wohn-         werden, so ist nicht davon auszugehen, dass mehr als
raum zu schaffen, sinken. Dies hat auch Auswirkungen auf       17 Mrd. Euro am Ende des Jahres erreicht werden. Damit
den Wohnungsneubau, denn der steht darüber hinaus in           läge das Ergebnis auf dem Niveau des Fünfjahresschnitts.
den Metropolen in starker Konkurrenz zu anderen Nutzun-        Im Verhältnis von deutschen und ausländischen Investoren
gen. Durch die kommunalen Baulandmodelle müssen bis            hat sich im aktuellen Quartal eine Verschiebung hin zu ein-
zu 30 % mietpreisgedämpfte Wohnungen errichtet werden,         heimischen Käufern ergeben. In den ersten drei Monaten
sobald das Bauvorhaben einem Bebauungsplanverfahren            entfiel nur insgesamt ein Drittel auf ausländische Käufer,
unterliegt. In zentrumsnahen Arealen wird durch diese Res-     entsprechend 67 % auf deutsche Investoren.
triktion die gewerbliche Nutzung von freien Arealen immer      An großvolumigen Immobilieninvestments sind vor allem
attraktiver, zumal gewerbliche Vermieter auch keinen Kap-      ausländische Investoren interessiert. Da hier die Verkaufs-
pungsgrenzen unterliegen. Auch wenn das Wachstum der           prozesse und Due Diligence-Prüfungen aber grundsätzlich
börsennotierten Wohnungskonzerne sich verlangsamt hat,         deutlich länger dauern, kann das erste Quartal nur als Mo-
verzeichnen sie immer noch den stärksten Vermögensauf-         mentaufnahme dienen. Im weiteren Jahresverlauf sollte
bau. Fast 900 Mio. Euro investierten sie netto in deutsche     der Anteil ausländischer Investoren wieder zunehmen. In-
Wohnimmobilien. Deutsche Spezialfonds als Sammelstel-          diz hierfür ist auch, dass Investoren aus den beiden traditi-
len institutionellen Kapitals kommen als zweitstärkste An-     onell größten Herkunftsländern, Großbritannien und USA,
leger auf fast 700 Mio. Euro Kapitalzuwachs.                   im Saldo aus Käufen und Verkäufen ihre Immobilienbe-
Bei aller Kritik an der Wohnungsmarktpolitik der öffentli-     stände im ersten Quartal in Deutschland erweitert haben.
chen Hand ist ihre Rolle auf dem Wohntransaktionsmarkt
nicht zu unterschätzen. Kommunale Wohnungsunterneh-            Potenzial bei Renditekompression
men gehören nicht nur zu den drei größten Nettoinvesto-        noch nicht ausgeschöpft?
rengruppen mit einer Nettoinvestition in Bestandswohnun-       Wann immer die Immobilienakteure denken, der Boden für
gen im ersten Quartal von fast 640 Mio. Euro sondern           die Rendite sei gefunden, lehrt der Markt etwas anderes.
haben auch erhebliche Summen in Neubauprojekte inves-          Und in der Tat haben sich die Rahmendaten mit der nun
tiert (140 Mio. Euro). Der größte Kapitalzufluss in Forward    klaren Absage der EZB an eine Zinserhöhung in diesem
Deals kam von den deutschen Spezialfonds. Fast 380 Mio.        Jahr wieder fundamental geändert. Als Folge einer schwä-
Euro flossen in Neubauprojekte, weitere 230 Mio. Euro          chelnden Wirtschaft und der Flucht der Investoren in sichere

Investmentmarktüberblick | 1. Quartal 2019                                                                                  8
Häfen wie z.B. deutsche Staatsanleihen sanken deren Ren-       mehrt Einzeltransaktionen im oberen zweistelligen Mio.-
diten auf Niveaus, die überwunden schienen. Dieses anhal-      Euro-Bereich mit deutlich länger laufenden Mietvertrags-
tend niedrige Leitzinsniveau lässt Investoren, die auf bere-   laufzeiten bis zu 20 Jahren, die bereits jetzt für Renditen
chenbare und stabile Renditen setzen wollen oder müssen,       von deutlich unter 4 % gehandelt werden. Bei Einzelhan-
gegenüber der Anlage „in Beton“ so gut wie keine Alternati-    delsimmobilien folgen die Renditen der aktuellen Nach­
ven. Und diese Alternativlosigkeit zeigt sich vor allem bei    fragepräferenz für Fachmarktprodukte. Sowohl für Fach-
der Renditeentwicklung innerhalb der Assetklasse Büro.         marktzentren als auch für einzelne Fachmärkte gaben die
Mit einer über alle sieben Hochburgen hinweg gemittelten       Renditen um jeweils 10 Basispunkte auf 4,40 % bzw. 5,10 %
Büro-Spitzenrendite von 3,06 % zeigt sich im Vergleich zum     gegenüber dem Vorquartal nach. Unverändert geblieben
Vorquartal noch einmal ein leichter Rückgang von 5 Basis-      sind die Spitzenrenditen für Shoppingcenter mit 4,10 %
punkten, im 12-Monatsvergleich sind es damit 20 Basis-         und für innerstädtische Geschäftshäuser mit 2,87 %. Bei
punkte weniger. Eine genaue Prognose für den Rest des          beiden Nutzungsarten werden auch bis Ende des Jahres
Jahres fällt angesichts der bereits erreichten Niveaus         keine Veränderungen erwartet.
schwerer denn je. Aus derzeitiger Sicht sehen wir aber
Spielraum für weitere 10 Basispunkte in jeder der Big 7, so
dass die über alle Städte gemittelte Spitzenrendite Ende
2019 dann bei 2,96 % liegen würde. Eine ähnliche Entwick-
lung gilt auch für Top-Objekte in Teilmärkten abseits der
Spitzenlagen. Diese profitieren vom Angebotsmangel in
den Top-Lagen und den Ausgleichbewegungen der Investo-
ren. Hier hat sich die Kompression ebenfalls fortgesetzt und
erreicht mit einer aggregierten Rendite von 3,41 % den
niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Der Abstand zur Spit-
zenrendite beträgt gerade noch 35 Basispunkte. Mit der
Fortsetzung der Renditekompression im ersten Quartal hat
sich in Kombination mit der weiterhin positiven Mietent-
wicklung von 12,9 % im 12-Monatsvergleich eine erneut sig-
nifikante Wertsteigerung der Büro-Spitzenwerte ergeben.
Nach zwei Quartalen mit einer Verschnaufpause haben im
ersten Quartal auch die Spitzenrenditen für Logistikimmo-
bilien in bester Lage mit Zehnjahresmietverträgen wieder
reagiert. Aggregiert über die Logistikregionen der Big 7
haben sie und um weitere 10 Basispunkte auf nun 4,00 %
nachgegeben. Tendenz bis Ende des Jahres: weiterer Rück-
gang auf 3,75 %. Im Logistik-Segment beobachten wir ver-

Investmentmarktüberblick | 1. Quartal 2019                                                                              9
Kontakte
Willi Weis
Kontakt                                                            Sandra Ludwig                                                      Marcus Lütgering
Head of Industrial Investment                                      Head of Retail Investment Germany                                  Head of Office Investment Germany
Name
Germany                                                            +49 (0) 40 350011 207                                              +49 (0) 89 290088 158
Title/Function
+49  (0) 69 2003 1026                                              sandra.ludwig@eu.jll.com                                           marcus.luetgering@eu.jll.com
City
willi.weis@eu.jll.com
tel +49 (0) 00 000000 000
firstname.lastname@eu.jll.com
Dr. Konstantin Kortmann                                            Helge Scheunemann
Head of Residential Investment                                     Head of Research Germany
Germany                                                            +49 (0) 40 350011 225
+49 (0) 69 2003 1390                                               helge.scheunemann@eu.jll.com
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