Investors' Outlook Jerome Powell weiss die richtigen Golfschläger zu zücken - Asset Management - Vontobel

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Investors' Outlook Jerome Powell weiss die richtigen Golfschläger zu zücken - Asset Management - Vontobel
Asset Management

Investors’
Outlook
Jerome Powell weiss
die richtigen Golfschläger
zu zücken

     Juli /August 2019

                         Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung
Investors' Outlook Jerome Powell weiss die richtigen Golfschläger zu zücken - Asset Management - Vontobel
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    Editorial
    Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

Jerome Powell weiss
die richtigen Golfschläger
zu zücken
       Sehr geehrte Leserinnen und Leser

       Sowohl Jerome Powell als auch Donald Trump spielen Golf – zumindest
       in dieser Beziehung sind sie sich ähnlich. Ob sie sich jemals auf dem
       Golfplatz begegnet sind, wissen wir nicht. Wir nehmen jedoch an, dass
       der US-Präsident dem Fed-Vorsitzenden während einer Partie, ebenso
       wie im echten Leben, nur allzu gern mit Rat und Tat zur Seite stünde.
       Doch «Jay» Powell dürfte auch so souverän spielen – und möglicherweise
       sogar mit seinem nächsten Schlag das Publikum begeistern. Unabhängig
       davon, ob das Fed die Zinsen senkt oder nicht, ist das Umfeld für die
       globalen Finanzmärkte im Allgemeinen günstig.

       Vor Kurzem bezeichnete Donald Trump die US-Noten-                           der Handelskonflikt allmählich spürbar, und bei der
       bank als einen «schlagkräftigen Golfer, der [...] nicht                     nächsten Runde von Zöllen könnte eine grössere
       einlochen kann!» Mitte Juni nannte er sie «sehr störend».                   Bandbreite von US-Verbrauchsgütern betroffen sein.
       Der US-Präsident beanstandet regelmässig den seiner
       Meinung nach zu langsamen Übergang von einer straffen                       Die US-Zinskurve, welche die Renditen von Staats­
       zu einer «neutralen» US-Geldpolitik. Dabei unterschlägt                     anleihen für unterschiedliche Laufzeiten grafisch
       er, dass die Leitzinsen wohl gerade erst ein Niveau                         darstellt, ist wieder auf ein sehr niedriges Niveau
       er­reicht haben, von dem sie möglicherweise wieder                          gesunken. Sie ist derzeit invers, was die Erwartung
       sinken können. Sicher ist, dass Jerome Powell lange                         eines niedrigen Wachstums und einer geringfügigen
       genug im Geschäft ist, um strikt an dem Fed-Doppel­                         Inflation widerspiegelt. Erfolgen die Zinssenkungen
       mandat festzuhalten: Vollbeschäftigung und Preis­                           tatsächlich, könnte die Kurve wieder zu ihrem normalen
       stabilität.                                                                 Verlauf, das heisst einer Aufwärtsneigung, zurück­­-
                                                                                   kehren. In Europa streben die Zinsen weiter in Richtung
       Inflationsgefahren lassen sich gegenwärtig kaum aus­                        oder sogar unter null, seit «Frankfurt» eine weitere
       machen – höchstens irgendwo im Gebüsch ausserhalb                           Lockerung der Geldpolitik signalisiert hat (siehe Grafik).
       des Golfplatzes. Aus diesem Grund greift Powell nun                         Es bleibt abzu­warten, ob weitere Zinssenkungen den
       nach einem weicheren «Holz» anstelle eines «Eisens».                        gleichen stimulierenden Effekt haben werden wie
       Jetzt ist EZB-Präsident Mario Draghi an der Reihe, des-                     in der Vergangenheit. Die Wirkung niedrigerer Leitzinsen
       sen Auswahl an Schlägern stärker begrenzt scheint.                          auf die Kreditzinsen ist nicht linear. Sie lässt mit jeder
       Auch Draghis Spielweise hat der «Tweeter-in-Chief»                          zusätzlichen Zins­senkung nach, insbesondere, wenn
       scharf kritisiert: Dessen jüngste Ankündigung einer                         Umfragen darauf hindeuten, dass sich die Nachfrage
       lockereren Geldpolitik, die den Euro unter Druck setzte,                    nach Unternehmensfinanzierung nur verhalten
       verschaffe Europa einen unfairen Wettbewerbsvorteil                         entwickelt.
       gegenüber den USA, so Trump.
                                                                                   Beinahe alle Anlageklassen profitieren derzeit davon,
       Süchtig nach Liquidität                                                     dass die grossen Zentralbanken erneute Liquiditäts­
       Die Märkte, die ungeduldig auf einen publikumswirk­                         spritzen in Betracht ziehen. Die Kehrseite extrem niedri-
       samen Schlag warten, haben begonnen, Zinssenkungen                          ger Zinsen ist, dass sie trübe Konjunkturaussichten
       aggressiv einzupreisen. Dabei spielt es kaum eine Rolle,                    implizieren und zu einer Fehlallokation von Kapital führen.
       ob solche Massnahmen in den USA möglicherweise aus                          Doch dies tritt angesichts des weiterhin gut geölten
       den falschen Gründen erfolgen. Schliesslich wird                            Motors der US-Wirtschaft in den Hintergrund.
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                                               Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

  Redaktionsschluss für diese Ausgabe
Montag, 1. Juli 2019

Grafik 1: Hoffnungen auf eine Lockerung der Geldpolitik          Liquidität treibt Aktienmärkte an
drücken Zinsen in der Eurozone nach unten                        Wie sieht es bei Aktien aus? Ebenso wie die Anleihen­
Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in %                        anleger sind auch die Aktieninvestoren der Ansicht,
  5                                                              dass sich das Wachstum verlangsamen und die Inflation
  4                                                              hinter den Erwartungen zurückbleiben wird. Das gibt
  3                                                              ihnen Anlass zur Hoffnung, dass die Zentralbanken die
  2                                                              Geldhähne aufdrehen werden. Vergleicht man die
  1                                                              Rendite von Aktien mit der Rendite von Anleihen, spricht
  0                                                              die relative Bewertung eindeutig für Aktien.
–1
      01.01.2016                                 01.01.2019      Natürlich bergen die Aktienmärkte Risiken. Momentan
                                                                 reagieren sie gelassen auf den Handelskonflikt zwischen
          Deutschland
          Frankreich                                             den USA und China. Sollte dieser eskalieren, würde das
          Italien                                                «Angstbarometer», der VIX-Index, von seinem derzeit
          Spanien
                                                                 niedrigen Niveau nach oben schnellen. In einem solchen
          Portugal
                                                                 Szenario würden defensive Titel wieder eine Outper­
Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel                     formance gegenüber zyklischen erzielen und «Value»
                                                                 könnte «Growth» schlagen. Doch wie immer gibt es auch
                                                                 Chancen: Die USA und China könnten ihre Differenzen
Belastung von Unternehmensanleihen ist tragbar                   weiter beizulegen versuchen, die Verhandlungen wieder
Wir wollen uns nun einige Anlageklassen genauer                  aufnehmen und keine weiteren Zölle aussprechen. Dies
an­­sehen, insbesondere stärker risikobehaftete Kate­            ist zumindest das Ergebnis des Gesprächs vom 28. Juni
gorien. Hat die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer                 in Osaka, Japan, während des G-20-Gipfeltreffens. Die
Rezession die Angst vor Ausfällen bei Unternehmens­              minimalen Anforderungen wurden erfüllt.
anleihen geschürt? Nein. Wir gehen davon aus, dass
die Ausfallrate von Investment-Grade-Anleihen aus                Zu früh für mehr Engagement in risikoreichen
den USA und dem Euroraum weiterhin in etwa bei                   Anlagen
null bleiben wird, während einige Analysten bei US-              Bei einem niedrigen, aber stetigen globalen Wirtschafts-
Hochzinsanleihen einen Anstieg auf 2.5 % (von derzeit            wachstum und grosszügigeren Zentralbanken dürften
1 %) erwarten. Euro-Hochzinsan­leihen dürften etwas              sich die Anleger wieder nach risikoreichen Vermögens-
besser abschneiden als ihre US-Pendants. Vor dem                 werten umschauen. Dies könnte einige Zeit andauern,
Hintergrund der weiterhin grosszügigen Kreditvergabe-            bis die Notenbanker den Kurs erneut ändern oder ein
praxis auf beiden Seiten des Atlantiks sollten die               «Goldilocks-Sommer» die Bewertungen in ungeahnte
Unternehmen in der Lage sein, ihre Schulden innerhalb            Höhen treibt. Dann müssten höhere Refinanzierungs­
der kommenden zwölf Monate zurückzuzahlen.                       kosten durch steigende Gewinne und ein stärkeres
                                                                 Wirtschaftswachstum ausgeglichen werden. Ein Fehlen
Eines der grössten Risiken im Zusammenhang mit                   stützender Faktoren hingegen würde für eine Unterge-
einer deutlichen wirtschaftlichen Abkühlung besteht              wichtung von Aktien sprechen. Es scheint daher vernünf-
darin, dass US-Unternehmen, die derzeit einen                    tig, gegenwärtig an einer neutralen Positionierung fest­zu­
Rekordanteil ihrer Gewinne für Dividenden und Aktien-            halten. Genau wie beim Golf kann vielleicht gelegentlich
rückkäufe verwenden (2018: mehr als 60 % der                     ein «Hole-in-one» gelingen, doch es ist wesentlich ein­
Ge­winne von US-Unternehmen), Gewinnrückgänge                    facher, den Ball vom Putting-Grün aus zu schlagen.
verzeichnen. Dies hätte eine wesentlich geringere
Schuldendeckungsquote zur Folge.                                 Mit freundlichen Grüssen
                                                                 Frank Häusler
                                                                 Chief Strategist, Vontobel
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       Anlagestrategie
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Steigt die Unsicherheit,
gewinnt Gold an Glanz

An den Finanzmärkten nimmt die                                                             UNTERGEWICHTET   NEUTRAL   ÜBERGEWICHTET

Unsicherheit zu, und schwächere                                                            stark   leicht             leicht   stark

Konjunkturindikatoren erhöhen die
Wahrscheinlichkeit einer Rezession.
China und die Vereinigten Staaten
haben sich in einen Handelsstreit
verbissen. Zudem könnte es zwi-                     1
schen den USA und Iran zu einem
bewaffneten Konflikt kommen.
                                                    Liquide Mittel
Gleichzeitig sind die Zentralbanken
bereit, mit Zinssenkungen auf die
zunehmenden wirtschaftlichen und
politischen Risiken zu reagieren.
Angesichts dieser Voraussetzungen
– und in einem von sinkenden
Realzinsen geprägten Umfeld –                       2
glänzt Gold wieder stärker.
                                                    Anleihen

                                                    3
                                                    Aktien

                                                    4
                                                    Gold

                                                    5
                                                    Rohstoffe

                                                    6
Veränderungen zum Vormonat:
gleich, erhöht, verringert.
                                                    Alternative Strategien
Investors' Outlook Jerome Powell weiss die richtigen Golfschläger zu zücken - Asset Management - Vontobel
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                                                                                                                          Anlagestrategie
                                                                                                          Nur für institutionelle Anleger /
                                                                                        nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

                                                    —
                                                    Dr. Reto Cueni
                                                    Senior Economist

                                                    —
                                                    Dr. Ralf Wiedenmann
                                                    Leiter Economic Research

                                                    Unsere Sicht auf die Welt und
                                                    unser Risikoausblick
                                                    Nach wie vor lastet der Handelskrieg zwischen den USA und China auf der
                                                    Stimmung. Im laufenden Jahr dürfte die Konjunktur in den USA, der Eurozone,
                                                    Japan, China und der Schweiz an Dynamik einbüssen. Die Abschwächung
                                                    fällt zumeist deutlicher aus, als wir noch Ende letzten Jahres prognostiziert
                                                    hatten. Für die USA hatten wir die jetzt zu beobachtenden Ermüdungser-
Die höhere Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen     scheinungen hingegen mehr oder weniger vorhergesehen. China ist es bisher
in den USA senkt die Attraktivität des US-Dollar.
Anleger wenden sich anderen Möglichkeiten zur       gelungen, die konjunkturellen Auswirkungen der von den USA verhängten
Absicherung gegen eine Eskalation des Handels-      Importzölle durch wirtschaftspolitische Gegenmassahmen weitgehend abzu-
konfliktes zwischen China und den USA zu. Wir       federn. Wir gehen davon aus, dass dies China durch eine grosszügige
schliessen alle unsere Dollar-Positionen.
                                                    Geld- und Fiskalpolitik auch künftig gelingen wird.

                                                    Der Inflationsdruck bleibt aufgrund der schwächeren Wirtschaftsdynamik
Staatsanleihen werden aufgrund der teuren
Bewertung immer unattraktiver. Positiv sehen        und trotz des immer angespannteren Arbeitsmarkts moderat. Daran hat
wir hingegen Unternehmensanleihen, insbe­           bisher auch der inflationäre Effekt höherer Importzölle wenig geändert.
sondere Papiere aus der Eurozone im Investment-­    Zwar ist die Kernrate in den USA vergleichsweise nahe an das Ziel von 2 %
Grade-Bereich. Zum einen hilft eine potenziell
expansivere Geldpolitik der Europäischen Zen­       herangekommen, doch die Eurozone, die Schweiz und insbesondere Japan
tralbank, zum anderen bleiben die Fundamental-      sind von dieser Marke noch weit entfernt. Bei den grossen Zentralbanken
daten solide. Auch unsere Übergewichtung in         stehen die Zeichen plötzlich auf Lockerung. Generell dürfte eine Normali­
Schwellenländeranleihen bleibt bestehen.
                                                    sierung der Leitzinsen nicht vor Mitte 2020 aktuell werden.

                                                    Zu den Risiken gehören eine weitere Verschärfung des Handelskonflikts
Wir behalten unsere neutrale Aktiengewichtung       zwischen den USA und ihren Handelspartnern sowie ein chaotisches Aus­-
bei. Einerseits profitiert diese Anlageklasse von   scheiden Grossbritanniens aus der Europäischen Union. Ebenso besteht aber
den erwarteten Massnahmen der Notenbanken           die Chance, dass der tendenziell positive Verlauf der US-China-Gespräche
zur Unterstützung der Wirtschaft. Andererseits
bleibt der Konjunkturausblick angesichts des        am G-20-Gipfel auf einen längeren Waffenstillstand im Handelsdisput hinaus-
Handelskriegs zwischen den USA und China            laufen wird. Auch könnte Donald Trump die angedrohten US-Importzölle auf
unklar. Regional haben wir in den USA eine          Autos, die vor allem der EU und Japan schaden würden, jederzeit einführen –
Über- und in Japan eine Untergewichtung.
                                                    oder eben nicht. Eine Verschärfung der Krisen in Iran, Syrien, Nordkorea oder
                                                    Venezuela könnte den Erdölpreis weiter ansteigen lassen.

Wir bleiben in Gold leicht übergewichtet. Das
Edelmetall profitiert von derzeit sinkenden                WACHSTUM                          INFLATION                  ZENTRALBANK
US-Realzinsen. Auch sollte sich der US-Dollar              Verarbeitendes Gewerbe weiter     Trotz des hohen         Eine Zinserhöhung
nicht weiter aufwerten. Zudem eignet sich                  schwach, Verbrauchervertrauen     Lohnwachstums erreicht erwarten wir frühestens
das Edelmetall zur Absicherung gegen negative              stark. Nach starkem 1Q erwarten   die Inflation aufgrund  im zweiten Halbjahr
Überraschungen in Wirtschaft und Politik.                  wir schwaches 2Q und rund 2 %     des Produktivitäts­     2020.
                                                           im zweiten Halbjahr.              wachstums den Zielwert.
                                                           Stimmung im verarb. Gewerbe      Gesamt- und Kern­           Die EZB wird die Zinsen
                                                           weiter schwach, solide bei       inflation dürften bis       bis zum Ende des 1H
                                                           Dienstleistungen, harte Daten    Ende des Sommers            2020 nicht anheben,
Auch Anlagen in Rohstoffe können eine geeignete            gerade noch stabil. Wir erwarten sinken.                     erwägt Ausweitung
Absicherungsstrategie gegen die politischen                schwächeres 2Q, Erholung im 3Q.                              des expansiven Kurses.
Unsicherheiten in Nahost darstellen. Allerdings            Augen auf Handelsgesprächen.
sehen wir keinen klaren Nachfragetrend. Wir
halten deshalb an unserer neutralen Positionie-            Schwacher PMI für das verarb.  Bleibt trotz niedriger        Wir erwarten, dass
rung fest.                                                 Gewerbe, starker Arbeitsmarkt Arbeitslosigkeit auf           die SNB die Zinsen
                                                           und solider KOF-Frühindikator: niedrigem Niveau.             kurz nach der EZB
                                                           BIP-Prognose 2019 unverändert                                im zweiten Halbjahr
                                                           bei 1.3 %.                                                   2020 anheben wird.
                                                           Stabilisierung auf 6.2 % für      Höhere Zölle und Preise    Zusätzliche, jedoch
                                                           2H 2019 wahrscheinlich,           für Schweinefleisch        «moderatere» Anreiz-
Wir empfehlen, alternative Strategien neutral
                                                           da chinesische Ankurbelungs-      führen zu leichtem         massnahmen als
zu gewichten. Im aktuellen Umfeld mit höheren
                                                           massnahmen den Negativeffekt      Anstieg der Teuerung       Reaktion auf den
politischen Risiken dürften diese Strategien
                                                           des Handelskonflikts abfedern.    (~2.5 %).                  Handelskonflikt.
zwar für Diversifikation sorgen. Im Vergleich zu
Cash-Anlagen bleibt ihr Renditebeitrag je­-                1Q stark bei niedrigem zu­        Kern- und Gesamt­          Wir erwarten, dass die
doch bescheiden.                                           grundeliegendem Wachstum.         inflation dürften bis      BoJ bis zum 1Q 2020 an
                                                           Wir erwarten schwächeres          Ende des Sommers           ihrer äusserst expansiven
                                                           2Q, Erholung im Q3. Augen auf     etwas sinken.              Haltung festhält.
                                                           Handelsgesprächen.
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    Makro Highlights
    Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

       Zinserhöhungen rücken
       wieder in weite Ferne

       —                              —
       Dr. Reto Cueni                 Dr. Ralf Wiedenmann
       Senior Economist               Leiter Economic Research

       Steigende US-Leitzinsen – an diesem Szenario zweifelte im vergangenen Jahr kaum
       jemand. Seit Juni 2019 gelten jedoch umgekehrte Vorzeichen. Immer schwerer
       wiegen die Abkühlung der globalen Wirtschaft und der Handelsstreit zwischen den
       USA und China. Wichtige Zentralbanken reden nun einer Lockerung das Wort.
       Wir lassen die Wirtschaftsprognosen momentan unverändert. Zu einem Zinsanstieg
       könnte es aus unserer Sicht erst wieder im zweiten Halbjahr 2020 kommen.

       Die Industrie verliert weiter an Fahrt: Die Einkaufsmanager                 ist klar, dass ein solches Massnahmenpaket das Wachs-
       werden immer pessimistischer, und die globale Industrie-                    tum merklich hemmen und gleichzeitig die Inflation
       produktion wächst kaum noch (siehe Grafik 1). Der Handels­                  antreiben würde. Die Grafik 2 zeigt, isoliert betrachtet,
       streit zwischen den USA und China schwelt weiter. Aller-                    die maximalen negativen Effekte, die aber nicht in
       dings scheint eine Verschärfung abgewendet. Die US-                         vollem Umfang eintreffen dürften. Solange hier nicht
       Regierung will die Drohung eines Strafzolls von 25% auf                     mehr Klarheit herrscht, bleibt die Unsicherheit unter den
       chinesischen Importen im Wert von rund 300 Milliarden                       Industrie­firmen hoch, insbesondere in der Autoindustrie.
       US-Dollar vorerst auf Eis legen. Am Treffen der Präsidenten
       Donald Trump und Xi Jinping am G-20-Gipfel wurde ein                        Industrie schwächelt, Konsumenten kaufen
       vorläufiger «Waffenstillstand» und die Wiederaufnahme von                   munter weiter
       Gesprächen vereinbart, was die Situation entspannt hat.                     Zusätzlich scheint sich nun auch in den USA nicht nur
                                                                                   der Industrie-, sondern auch der Dienstleistungssektor
       Zudem hat Präsident Donald Trump jüngst Strafzölle                          merklich abzukühlen. Der aus beiden Sektoren zusam-
       auch auf mexikanischen Waren angedroht, wovon er                            mengesetzte Stimmungsindikator ist nun sogar noch
       aber am 7. Juni wieder abrückte. Ebenso sind mögliche                       stärker zurückgegangen als in der Eurozone (siehe
       Importzölle von 25 % auf Autoimporten – auch aus                            Grafik 3). Trotz der eingetrübten Industriekonjunktur
       Europa – noch lange nicht vom Tisch. Die US-Regierung                       und dem sich abschwächenden Dienstleistungssektor
       muss erst im November darüber entscheiden. Zwar                             hat sich der private Konsum erstaunlich gut gehalten.
       dürfte es sich hier, ebenso wie bei der Möglichkeit der                     Jedoch ist die Gefahr hoch, dass die Eintrübung der
       Verzollung eines weiteren «300-Milliarden-Brockens»                         Industriekonjunktur immer stärker auf die Dienstleistun-
       an chinesischen Importen, um Maximalforderungen                             gen und schliesslich auf das Konsumentenvertrauen
       handeln. Auch Donald Trump und seinem Beraterstab                           durchschlägt.
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                                            Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

                                                             Grafik 1: Einkaufsmanager werden weltweit zurück-
                                                             haltender, Industrieproduktion verliert an Fahrt
                                                             Index                                                                              In %
                                                             56                                                                                  4.5
                                                             55                                                                                  4.0
                                                             54                                                                                 3.5
                                                             53                                                                                  3.0
                                                              52                                                                                 2.5
                                                              51                                                                                 2.0
                                                             50                                                                                  1.5
                                                             49                                                                                  1.0
                                                                       2016                  2017                      2018              2019

                                                                      Globaler Einkaufsmanagerindex (verarb. Gewerbe)
                                                                      Globale Industrieproduktion (Jahresraten, rechte Skala)

                                                             Quelle: JPMorgan, Centraal Planbureau, Thomson Reuters Datastream, Vontobel

                                                             Grafik 2: US-Importzölle – Belastung für die Wirtschaft
                                                             und Auswirkung auf die Inflation
                                                             In % des BIP                                                                   In %
                                                             3.5
                                                              3.0
                                                              2.5
                                                              2.0
                                                              1.5
                                                              1.0
                                                              0.5
                                                              0.0
                                                                                 Belastung                           Teuerungseffekt
Wir halten dennoch an unserer Prognose eines modera-
                                                                       Angedrohter 25 %-Zoll auf Autos (359 Mrd. USD)
ten globalen Aufschwungs im zweiten Halbjahr fest.                     Ang. 25 %-Zoll auf chin. Importe (300 Mrd. USD)
Dabei gehen wir von einer schnellen Stabilisierung der                 25 %-Zoll auf chin. Importe per 10.5.19 (ggü 10 %, 200 Mrd. USD)
Handelsbeziehungen zwischen den Vereinigten                            10 %-Zoll auf chin. Importe per 24.9.18 (200 Mrd. USD)
                                                                       25 %-Zoll auf chin. Importe per 23.8.18 (16 Mrd. USD)
Staaten und China beziehungsweise der Europäischen                     25 %-Zoll auf chin. Importe per 6.7.18 (34 Mrd. USD)
Union aus. Dies dürfte die Investitionstätigkeit der                   25 %-Zoll auf Stahl per 22.5.18 (29 Mrd. USD)
(Industrie-) Unternehmen stützen und das Konsumenten-                  10 %-Zoll auf Aluminium per 22.5.18 (13 Mrd. USD)
                                                                       30 %-Zoll auf Solarpanel per 7.2.18 (8 Mrd. USD)
vertrauen auf gutem Niveau halten.                                     20 %-Zoll auf Waschmaschinen per 7.2.18 (2 Mrd. USD)

                                                             Quelle: US Trade Representative, White House, Bureau of Labor Statistics,
Das Fed wird sich kaum gegen den Markt stemmen               Bureau of Census, Thomson Reuters Datastream, Vontobel
Die Notenbanken haben eine Kehrtwende um 180 Grad
vollzogen. Stellte die amerikanische Zentralbank Fed
im Dezember 2018 noch zwei Zinserhöhungen für 2019
in Aussicht, liebäugelt sie gegenwärtig mit Zinssenkun-
gen. Auch die Europäische Zentralbank (EZB), die Ende        Grafik 3: In den USA ist die Schwäche von Industrie und
2018 von einer möglichen Rückkehr zur «geldpolitischen       Dienstleistungen unübersehbar
Normalität» sprach, will nun bis Mitte 2020 von Zins-        Kombinierter Index
schritten absehen. Verschiedene Mitglieder des EZB-          60
Rates denken sogar «laut» über niedrigere Leitzinsen         58
oder erneute Anleihenkäufe nach. Erwartungsgemäss            56
begrüssen die Finanzmärkte diesen Kurswechsel. Wir           54
bezweifeln zum jetzigen Zeitpunkt die Notwendigkeit          52
von Zinssenkungen. Doch wir erwarten, dass sich das          50
Fed nicht gegen den Markt stemmen wird. Die US-Noten-        48
bank dürfte deshalb im Sommer mindestens einmal                        2016                    2017                   2018                  2019
die Zinsen senken. Bleiben die kommenden Handelsge­
                                                                      USA
spräche ohne Ergebnis, müssten wir unsere Meinung                     Europäische Währungsunion
weiter revidieren. In diesem Fall würden wir auch die                 China
                                                                      Japan
Wachstumsaussichten reduzieren und neu weitere ausser­
ordentliche Massnahmen der Zentralbanken zur Unter-          Quelle: Markit, Thomson Reuters Datastream, Vontobel
stützung der Wirtschaft in unsere Prognosen aufnehmen.
Investors' Outlook Jerome Powell weiss die richtigen Golfschläger zu zücken - Asset Management - Vontobel
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    Anlageklassen im Fokus
    Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

       Trotz «Mini-Bot»-Ängsten: Ausblick
       für Peripherie-Anleihen hellt sich auf

                                        —                                           europäische Märkte wie Frankreich und die europäische
                                        Fabrizio Basile, CFA                        Peripherie – Spanien, Portugal, Griechenland und (sogar)
                                        Leiter Fixed Income Strategy                Italien – aus.
                                        Vontobel Asset Management

                                                                                    Das rebellische Auftreten der italienischen Regierung
                                                                                    hatte seit Mitte 2018 eine besonders hohe Risikoprämie
                                                                                    für die Anleihen des Landes zur Folge: Der Risikoauf-
                                                                                    schlag (Spread) der zehnjährigen italienischen Staats­
                                                                                    anleihe gegenüber der entsprechenden deutschen
                                                                                    Bundesanleihe stieg zeitweise bis auf 3 %. Auch der steile
       Trotz der Befürchtung, Italien könnte Schuldscheine                          Verlauf der italienischen Renditekurve spricht für die
       namens «Mini-Bots» einführen, stehen die Aussichten                          Zurück­haltung der Anleger – zumindest bis vor Kurzem.
       für den Anleihenmarkt des Landes günstig. Italienische
       Staatsanleihen sowie die Papiere anderer europäischer                        Die attraktiven Seiten der Peripherie
       Peripherieländer setzten ihre Hausse fort. Diese dürfte                      Da die Renditen der «risikoärmsten» Staatsanleihen der-
       unseres Erachtens anhalten.                                                  zeit unter null liegen, kaufen die Anleger vermehrt franzö-
                                                                                    sische, spanische, portugiesische, aber auch italienische
       «Mini-Bots» stammen nicht etwa aus russischen oder                           Staatsanleihen. Diese Papiere bieten positive Renditen,
       chinesischen Trollfabriken, sondern sind eine italienische                   einen Spread gegenüber Bundesanleihen von mindestens
       Erfindung. Die populistische Regierung aus Lega und                          0.7 % und eine wesentlich steilere Renditekurve. Insbeson-
       Fünf-Sterne-Bewegung, welche die von der EU auferleg-                        dere japanische Anleger kauften aktiv Peripherie-Anleihen.
       ten Haushaltsregeln ablehnt, zieht die Einführung dieser
       neuen Form kurzfristiger Staatsanleihen in Erwägung. In                      Die steigende Nachfrage nach italienischen Staatspapie-
       Fachkreisen ausserhalb Italiens stösst die Idee auf wenig                    ren (siehe Grafik 2) deutet darauf hin, dass die trüben
       Zustimmung, und in Brüssel ist man äusserst besorgt.                         Fundamentaldaten des Landes derzeit kaum ins Gewicht
                                                                                    fallen. Seit Ende Mai ist der Spread italienischer Staatsan-
       Generell hat das Umschwenken der Zentralbanken zu                            leihen gegenüber Bundesanleihen von 2.85 % auf 2.4 %
       einer moderateren Geldpolitik den Anleihenpreisen                            gesunken, und die Renditekurve hat sich stark verflacht.
       in diesem Jahr Auftrieb verliehen. Die meisten Markt­
       beobachter rechnen damit, dass die Leitzinsen in 18                          Südeuropa profitiert von steigender Nachfrage
       Monaten auf deutlich niedrigeren Niveaus liegen werden                       Die Zentralbanken, allen voran die EZB, haben jüngst
       (siehe Grafik 1). Nach den entsprechenden Signalen                           einen neuen, akkommodierenden Kurs eingeleitet. Zudem
       der Europäischen Zentralbank (EZB) sank die Rendite                          weist eine Rekordzahl von Staatsanleihen negative Rendi-
       deutscher Bundesanleihen auf einen neuen Tiefstand                           ten auf. Daher sind wir der Ansicht, dass die Rally in der
       von unter –0.3 %. Der Preisanstieg weitete sich auf andere                   Euro-Peripherie anhalten wird, und selbst Italien von der
                                                                                    Nachfragewelle profitieren sollte.

       Grafik 1: Zinsterminmärkte erwarten niedrigere Zinsen                        Grafik 2: Steigende Nachfrage nach Peripherie-Anleihen
       in den USA, der Eurozone und der Schweiz                                     verringert Spreads zu Bundesanleihen
       Prognosen für Leitzinsveränderung in 18 Monaten* in %                        Spread ggü. zehnjährigen deutschen Bundesanleihen in %
                                                                                                                              Fed grosszügig   EZB grosszügig
         1.0                                                                 0.15   4.5
         0.8                                                                        4.0
                                                                             0.10
         0.6                                                                        3.5
         0.4                                                                        3.0
                                                                             0.05
         0.2                                                                        2.5
         0.0                                                                   0    2.0
       –0.2                                                                         1.5
       –0.4                                                              –0.05      1.0
       –0.6                                                                         0.5
                                                                            –0.10
       –0.8                                                                         0.0
               02.2018                                            06.2019                 06.2018                                                  06.2019

                  Zinsänderungserwartungen USA                                                Spanische Staatsanleihen
                  Zinsänderungserwartungen Eurozone (rechte Skala)                            Portugiesische Staatsanleihen
                  Zinsänderungserwartungen Schweiz (rechte Skala)                             Griechische Staatsanleihen
                                                                                              Italienische Staatsanleihen
       * Basierend auf dem Dreimonats-Terminzinssatz
       Quelle: Bloomberg, Vontobel
                                                                                    Quelle: Bloomberg, Vontobel
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                                                                                                                                 Anlageklassen im Fokus
                                                                        Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

Aktien dürften wieder mehr abwerfen
als Anleihen

                                              —                                           spiegelt sich wiederum in den Kursen und in der Prämie.
                                              Ireneus Stanislawek, CFA, FRM               In der Grafik 1 haben wir die Aktienrisikoprämie als
                                              Equity Strategist                           einfache Differenz zwischen der «riskanten», erwarteten
                                              Vontobel Asset Management
                                                                                          Rendite der Aktien und dem «sicheren» Zins der
                                                                                          Staatsanleihen abgebildet. Das aktuelle Bild spricht –
                                                                                          der Liquiditätsflut der Zentralbanken sei Dank –
                                                                                          relativ gesehen für Aktien, denn die Risikoprämien sind
                                                                                          derzeit eher hoch. Das gilt insbesondere für Europa.

                                                                                          Ein Blick auf die Risikoprämie führt zu wichtigen Erkennt-
Nach einer Rekordfahrt notieren US-Aktien nahe der                                        nissen. So wäre es in Phasen grosser Unsicherheit
Höchststände. Trotzdem sind sie immer noch relativ                                        (mit entsprechend hoher Risikoprämie) besser gewesen,
attraktiv, wenn man einfach nur ihre Renditen mit                                         Aktien anstatt Anleihen zu halten. Lag die Risikoprämie
denjenigen der hoch bewerteten Anleihen vergleicht.                                       in der Vergangenheit auf heutigen Niveaus (USA aktuell
                                                                                          bei rund 4 %), dann warfen US-Aktien in den folgenden
In den USA stehen die Zeichen auf eine Lockerung                                          zwölf Monaten jeweils 4 % mehr ab als Anleihen. In
der Geldpolitik. Diese Marktmeinung stützt sich nicht                                     Europa (Risiko­prämie aktuell rund 7.5 %) lag das Plus
zuletzt auf Äusserungen des US-Notenbankchefs                                             sogar bei 13 %. Allerdings war in Europa der Zusammen-
Jerome Powell. Ob Powell damit zumindest teilweise auf                                    hang zwischen einer hohen Risikoprämie und der
die Tweets von Donald Trump reagiert, sei dahingestellt.                                  anschliessenden Outperformance nur phasenweise
Auch von den Zentralbanken in Frankfurt und Tokio                                         erkennbar. Bei Risikoprämien von 5 % – 7 %, wie sie
kommen ähnliche Signale. Gleichzeitig besteht wieder                                      beispielsweise während der Finanzkrise vorherrschten,
die Hoffnung, dass die USA den Handelsstreit mit China                                    waren europäische Aktien gegenüber Anleihen sogar
beilegen. Die Marktteilnehmer, vor allem Anleihenanleger                                  leicht im Hintertreffen (siehe Grafik 2).
in Amerika und Europa, haben deutliche Zinssenkungen
bereits eingepreist.                                                                      Aussicht auf grosszügige Geldpolitik beflügelt
                                                                                          Aus unserer Sicht sollten die Rekordstände an den Akti-
Risikoprämie – Risiko zuerst, Prämie später                                               enmärken Anleger nicht dazu verleiten, Aktien gegen­-
Zur Einschätzung der Attraktivität von Aktienmärkten                                      über Anleihen unterzugewichten. Die Aktienrisikoprämien
gegenüber Anleihen bietet sich unter anderem die                                          sprechen dagegen. Zudem prognostizieren wir weder in
Aktienrisikoprämie an. In diesem Wert – er entspricht der                                 diesem noch im nächsten Jahr eine Rezession auf beiden
Aktienrendite (Kehrwert der erwarteten P/E-Ratios)                                        Seiten des Atlantiks. Eine lockerere Geldpolitik oder die
abzüglich der Anleihenrendite – kommt die Angst oder                                      Erwartung einer Lockerung bietet den Aktienmärkten
die Euphorie der Anleger zum Ausdruck. Dies wider­                                        unserer Meinung nach eine starke Stütze.

Grafik 1: Die Aktienrisikoprämien sind über                                               Grafik 2: Hohe Risikoprämien versprechen in der Regel
die vergangenen 20 Jahre gesehen hoch                                                     eine Outperformance von Aktien gegenüber Anleihen
Aktienrisikoprämie* in %                                                                  Renditeunterschied* in %
                          15                                                                                          30
Aktienrendite abzüglich

                                                                                         Aktien vs. Anleihen in den

                          10                                                                                          20
Aktienrisikoprämie:

                                                                                         folgenden 12 Monaten
Anleihenrendite*

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                           0                                                                                           0
                          –5                                                                                      –10
                               1998    2001       2005     2009        2013     2017                                  –20

                                 Prämie USA (MSCI USA ggü. US 10J)                                                    –30
                                 Prämie Eurozone (MSCI Eurozone ggü.                                                        7 %
                                                                                                                            Aktienrisikoprämie: Aktienrendite abzüglich Anleiherendite
                                 BofAML Euro Government 7J – 10J)

* Daten per 14.6.2019
                                                                                                                                USA (MSCI USA vs. BofAML G4A0 Index)
Quelle: Bloomberg, Factset, MSCI, Vontobel                                                                                      Eurozone (MSCI Euro vs. BofAML Euro Government
                                                                                                                                7J – 10J)

                                                                                          * Aktien ggü. Anleihen über folgende 12 Monate erwartet, Daten 2.1.1998 – 31.5.2019
                                                                                          Quelle: Bloomberg, Factset, MSCI, Vontobel
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     Anlageklassen im Fokus
     Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

        Gold ist mehr als ein Schutz
        gegen Risiken

                                        —                                           ses Jahr aus. Die Folgen sind sinkende US-Realzinsen
                                        Stefan Eppenberger                          und ein mögliches Unterschreiten der Nullgrenze – der
                                        Investment & Commodity Strategist           Auslöser der letzten grossen Goldpreis-Hausse Anfang
                                        Vontobel Asset Management
                                                                                    2016 (siehe Grafik 1 und 2). Bei Negativzinsen steigt die
                                                                                    Attraktivität von Gold. In einem solchen Szenario spielt
                                                                                    es keine Rolle, dass Edelmetalle keine Zinsen abwerfen.

                                                                                    Dollar verliert Glanz als «sicherer Hafen»
                                                                                    Ein weiterer «goldfreundlicher» Faktor kommt hinzu.
                                                                                    Der US-Dollar dürfte angesichts der immer wahrschein­
        Dunkle Wolken am Horizont haben bisweilen einen                             licheren Zinssenkungen nicht weiter aufwerten. Ein
        goldenen Rand. Die jüngsten Spannungen zwischen                             schwächerer «Greenback» – wie Gold als sichere Anlage
        Iran und den Vereinigten Staaten treiben nicht nur                          beliebt – würde das Augenmerk wieder vermehrt auf
        den Erdöl-, sondern auch den Goldpreis in die Höhe.                         das Edelmetall lenken. Dies wäre auch dann der Fall,
        Zudem könnten die US-Realzinsen ins Negative                                wenn sich die Lage in Nahost nicht weiter zuspitzt, dafür
        drehen – was dem gelben Metall tendenziell hilft.                           aber der Handelskonflikt zwischen China und den
        Wir bleiben übergewichtet.                                                  USA eskaliert. Auch dann stünde eine US-Zinssenkung
                                                                                    im Raum, mit entsprechend günstigen Folgen für das
        Man kann von Charttechnik halten, was man will. Tat­                        Gold. Die Ausgangslage für Dollar und Gold präsentiert
        sache ist aber, dass Gold in den vergangenen Jahren                         sich fundamental anders als im vergangenen Jahr.
        regelmässig am Widerstand von 1’350 US-Dollar ge­                           Damals hob die US-Notenbank die Zinsen an.
        scheitert ist. Dies ist seit dem 20. Juni zumindest vorerst
        Geschichte (siehe Grafik 1). Die Goldkurse schnellten                       Unsere Übergewichtung von Gold, die seit dem vergan-
        in die Höhe, nachdem das iranische Militär in der Nähe                      genen Dezember besteht, erscheint uns also je länger
        der weltweit wichtigsten Erdölhandelsroute – der Strasse                    je mehr gerechtfertigt. Zu den «Risiken» gehört, dass sich
        von Hormus – eine amerikanische Aufklärungsdrohne                           die Lage entspannen könnte. Absicherungsinstrumente
        abgeschossen hatte. Auch das Erdöl reagierte mit deutli-                    wie Gold stünden dann kaum mehr in der Gunst der
        chen Kursgewinnen. Einmal mehr bestätigt Gold damit                         Anleger. Zudem nehmen die Märkte bereits eine erhebli-
        seinen Status als «sicherer Hafen» in Krisenzeiten.                         che Lockerung der Geldpolitik vorweg, ohne dass sich
                                                                                    die US-Notenbank bereits deutlich geäussert hätte. Das
        Natürlich kann sich die Lage auch wieder beruhigen,                         Ausbleiben einer Zinssenkung dürfte dem Goldpreis
        was den Goldpreis wieder sinken liesse. Das Edelmetall                      schaden. Dieses Risiko nehmen wir jedoch in Kauf, denn
        profitiert allerdings gegenwärtig von einer grosszügigeren                  die Notenbanken haben den «Wunsch» der Finanzmärkte
        Geldpolitik der US-Notenbank. Die Finanzmärkte gehen                        nach Zinssenkungen in der Vergangenheit höchst selten
        mittlerweile von mindestens zwei Zinssenkungen für die-                     ausgeschlagen.

        Grafik 1: Gold hat den Widerstand bei 1’350 US-Dollar                       Grafik 2: In den Vereinigten Staaten geht der Trend
        zumindest kurzfristig geknackt                                              in Richtung negative Realzinsen
        In US-Dollar                                                                Zinssatz in %
        1400                                                                             1.5
        1350                                                                             1.0
        1300                                                                             0.5
        1250                                                                             0.0
        1200                                                                        –0.5
        1150                                                                         –1.0
        1100                                                                                   2014      2015         2016         2017   2018        2019
        1050
                                                                                                 Inflationsgeschütze US-Anleihen (TIPS)
        1000                                                                                     US-Realzinsen (basierend auf Kerninflation ohne Energie)
               2014          2015         2016         2017    2018         2019
                                                                                    Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel
                   Goldpreis je Feinunze
                   Negative Realzinsen in den USA

        Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel
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                                                                                                                           Anlageklassen im Fokus
                                                                  Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

US-Notenbank schwächt Dollar und
hilft Schwellenländerwährungen

                                 —                                                 Hausse europäischer Währungen erscheint uns – ohne
                                 Dr. Sven Schubert                                 eine deutliche Konjunkturerholung in der Eurozone –
                                 Leiter Strategy Currencies                        jedoch auch unwahrscheinlich. Solange staatliche Ankur-
                                 Vontobel Asset Management
                                                                                   belungsprogramme in «Kerneuropa», beispielsweise in
                                                                                   Deutschland, ausbleiben, dürfte sich der Euro unserer
                                                                                   Meinung nach über zwölf Monate nur moderat erholen.
                                                                                   Der Franken erscheint uns derzeit als attraktivste Haupt-
                                                                                   währung. Wir erwarten einen ähnlichen Konjunkturver­-
                                                                                   lauf in der Schweiz und der Eurozone in diesem und im
                                                                                   nächsten Jahr. Dies spricht für ein enges Band des EUR/
Was den US-Dollar derzeit zurückhält, hilft zyklischen                             CHF-Wechselkurses. Doch der Franken dürfte eine
Währungen. Die zunehmende Bereitschaft der US-                                     gute Absicherung gegen steigende Risiken bieten.
Noten­bank Fed, die Zinsen zu senken, hat insbesondere
Schwellenländerwährungen Auftrieb verliehen. Der                                   Fed-Signale erlösen Schwellenländer
Dollar dürfte seinen Status als Absicherung gegen                                  Die Bereitschaft der Zentralbanken in den USA, Japan
steigende Handelsrisiken teilweise eingebüsst haben.                               und der Eurozone zu einer Lockerung der Geldpolitik
Davon dürften der Yen und der Franken profitieren.                                 unter gewissen Voraussetzungen hat Schwellenländer­
                                                                                   anlagen und -währungen einen Schub verliehen (siehe
Die grosse Überraschung im Juni war wohl, dass die                                 Grafik 2). Zwar würde eine Eskalation des Handelskon-
US-Zentralbank die Investoren nicht enttäuscht hat.                                flikts neben China indirekt auch andere Schwellenländer
Zwar hat Jerome Powell die Zinsen nicht gesenkt, jedoch                            treffen (siehe Mai-Ausgabe des Investors‘ Outlook).
erstmals signalisiert, dass im Falle einer Eskalation                              Allerdings hat die US-Notenbank implizit versichert, in
des amerikanisch-chinesischen Handelskonflikts wohl                                diesem Fall die Dollar-Refinanzierungsbedingungen
eine Zinssenkung folgt. Diese «Versicherung» belastet                              zu senken. Dies ist für Schwellenländer von enormer
den Dollar. Darüber hinaus lässt sie den japanischen                               Wichtigkeit, da die Verschuldung insbesondere im Unter-
Yen und den Schweizer Franken als deutlich bessere                                 nehmenssektor in den vergangenen Jahren deutlich
Absicherung gegen die Risiken eines Handelskonflikts                               zugenommen hat.
erscheinen.
                                                                                   Wie weit die derzeitige Erholung von Schwellenländer-
Dollar in der mittleren Frist schwächer                                            währungen gehen kann, hängt unserer Meinung nach
Wir sehen den Dollar in der mittleren Frist weiterhin                              von der Konjunkturentwicklung ab. Da wir in China ledig-
schwächer, da der US-Zinserhöhungszyklus so gut                                    lich eine Wachstumsstabilisierung (keine Erholung)
wie beendet sein dürfte – und dies unabhängig vom                                  im zweiten Halbjahr erwarten, erachten wir das Potenzial
Ausgang des Handelsstreits (siehe Grafik 1) und trotz                              als limitiert. Schliesslich gab es seit den 1990er Jahren
einer nach wie vor soliden US-Konjunktur. Eine starke                              keine Konjunkturerholung in Schwellenländern ohne
                                                                                   eine Erholung Chinas.

Grafik 1: Tendieren US-Zinsen nach unten,                                          Grafik 2: Schwellenländeranlagen profitieren
schwächt sich der Dollar ab                                                        von der «Versicherung» der US-Notenbank
Index                                                                       In %   Total-Return-Index in USD, Januar 2016=100
 160                                                                        3.00     135
 140                                                                        2.25     130
 120                                                                        1.50     125
                                                                                                       Sorge um harte Landung
 100                                                                        0.75     120               in China und fallende
                                                                                                       Rohstoffpreise
  80                                                                        0.00     115                                                           Wachstums-
                                                                                                                                                   verlangsamung,
  60                                                                       –0.75     110                                                           Handelsstreit
                                                                                                                                                   eskaliert
  40                                                                       –1.50     105
        1990    1994     1998     2002     2006     2010   2014     2018                                                                            US-Notenbank
                                                                                     100
                                                                                                                          US-Präsident-      signalisiert steigende
                                                                                      95                                  schaftswahl             Bereitschaft zur
            Dollar-Index handelsgewichtet                                                                                                                 Lockerung
            Spread zehnjähriger Staatsanleihen USA/Industrieländer*                   90
            (rechte Skala)                                                                 01.2015        01.2016           01.2017        01.2018            01.2019

* Durchschnitt Grossbritannien, Deutschland und Japan                                         Anlagen in Emerging Markets (EM)*
Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel                                                  Wertverlust von mehr als 5 %

                                                                                   * Durchschnitt von MSCI EM sowie verschiedenen EM-Bondindizes
                                                                                   Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel
12
     Prognosen
     Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung

        Die wichtigsten Konjunktur- und
        Finanzmarktprognosen für 2019
        USA                                                                                2019

        Reales BIP-Wachstum                                                                2.6 %

        Inflation                                                                          1.9 %

        Leitzins   1
                                                                                          2.50 %

        Rendite 10-jähriger Staatsanleihen1                                                2.4 %

        EURO-ZONE                                                                          2019

        Reales BIP-Wachstum                                                                1.3 %

        Inflation                                                                          1.4 %

        Leitzins 1                                                                       –0.40 %

        Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen              1
                                                                                           0.2 %

        CHINA                                                                              2019

        Reales BIP-Wachstum                                                                6.2 %

        Inflation                                                                          2.3 %

        Leitzins    1
                                                                                          4.35 %

        SCHWEIZ                                                                            2019

        Reales BIP-Wachstum                                                                1.3 %

        Inflation                                                                          0.7 %

        Leitzins 1                                                                       –0.75 %

        Rendite 10-jähriger Staatsanleihen 1                                               0.0 %

        WECHSELKURSE 1                                                                     2019

        USD pro EUR                                                                         1.14

        CHF pro EUR                                                                         1.13

        CHF pro USD                                                                         0.99

        ROHSTOFFPREISE 1                                                                   2019

        Rohöl (Brent, USD pro Fass)                                                          78

        Gold (USD pro Unze)                                                                1’400

        1
            	Finanzmarktprognosen beziehen sich auf das Jahresende

             Die Pfeile zeigen die Veränderungen zum Vormat an.
Nur für institutionelle Anleger / nicht zur öffentlichen Anzeige oder Verbreitung   13

                                                                                                      Impressum
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                                                                                                      8022 Zürich, Schweiz

                                                                                                      Redaktion
                                                                                                      Vontobel
                                                                                                      Martin Gelnar

                                                                                                      Konzept
                                                                                                      MetaDesign AG

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