Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems

 
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Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
Nr. 3                       Das Magazin der AWO Weser-Ems
2022

 Jetzt
 geht es
 um mich!                                                        Modern
 Selbstbestimmt und aktiv                                      leben auf
 das eigene Leben gestalten
                                                             ostfriesisch
                                                            Im neuen Gebäude
                                                               der AWO in Leer
                                                             wohnt es sich jetzt
 Alle dürfen                                                noch komfortabler.
 sein, wie
 sie sind.
 Ein Tag in der Pflege im
 Marianne-Sternberg-Haus
Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
VO RWO RT

                                                    Liebe Leser*innen,
                                                    das Jahr neigt sich dem Ende zu und der Advent beginnt. Eine Zeit, die
                                                    häufig genutzt wird, um innezuhalten und zurückzublicken. Für viele
                                                    stellte 2022 eine Zäsur dar: Was für Jahrzehnte unvorstellbar schien, ein
                                                    Angriffskrieg in Europa, ist bittere Realität geworden. Der Krieg Russlands
                                                    in der Ukraine hat für Millionen Menschen großes Leid gebracht und sie
                                                    zur Flucht gezwungen. Die drastischen Auswirkungen spüren auch wir:
                                                    steigende Preise, Herausforderungen in der Energieversorgung, Ängste der
                                                    Bevölkerung, die von Teilen der Gesellschaft gezielt genutzt werden, um
                                                    weiter zu verunsichern und zu spalten.

                                                    Auch die Pandemie ist nicht vorbei. Obwohl die Impfung vor schwerwiegen-
                                                    den Verläufen schützt, bleibt das Pflege- und Gesundheitssystem weiterhin
                                                    stark belastet. Auch die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir in
                                                    unserer Region. Vielen ist der Hitzesommer noch in Erinnerung.

                                                    Die zahlreichen Krisen regen Besorgnis. Umso wichtiger ist es, als Gesell-
                                                    schaft zusammenzuhalten und denjenigen zu helfen, die in Not sind oder
                                                    unsere Unterstützung benötigen. Wir werden uns als AWO weiterhin auf
                                                    politischer Ebene mit einer starken Stimme dafür einsetzen. Im Haupt-
                                                    und Ehrenamt zeigen wir tagtäglich, dass sich die Menschen auf unsere
                                                    Hilfe verlassen können und wir in herausfordernden Zeiten füreinander
                                                    einstehen. Wie das gelingt, sehen wir in dieser Marie: Wir berichten
                                                    über einen Tag in der Pflege und darüber, wie Selbstbestimmung in den
                                                    besonderen Wohnformen gelebt wird. Auch in unserer Gemeinschaft ist
                                                    einiges passiert: Es gab viele Jubiläen, Feste und Aktivitäten.

                                              der
                            b 01. Dezember in -     Uns bleibt zum Ende des Jahres der aufrichtige Dank an alle
                           A                   ie
                                      : der Mar
                            Marie-App alender       Mitarbeiter*innen und ehrenamtlichen Helfer*innen der AWO Weser-
                              Adventsk              Ems für ihr außerordentliches Engagement zum Wohle der anvertrauten
                                                    Menschen. Sie haben gerade in diesem schwierigen Jahr dazu beigetragen,
                                                    dass es vielen Menschen besser geht. Uns ist bewusst, dass diese Arbeit viel
                                                    Kraft unter schweren Rahmenbedingungen kostet. Wir wissen dieses zu
                                                    schätzen: Herzlichen Dank dafür!

                                                    Wir wünschen nun allen einen schönen und hoffentlich sorgenfreien
                                                    Jahresausklang, den Sie im Kreise Ihrer Lieben genießen können!

                                                    Dr. Harald Groth           Thomas Elsner
                                                    Präsidiumsvorsitzender     Vorstandsvorsitzender

                                                    AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V.
Foto: Anna / Adobe Stock
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Inhalt
                                                                                                                                                               24
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                                                                                                                                  08
                         22                               30                                                                                                         40
                         Gemeinschaft            Gesellschaft                  Hintergrund                     Leben                            Unterhaltung
                         08 | AWO Gemeinschaft   30 |Jetzt geht es um mich!    28 | Modern leben auf           18 | Alle dürfen sein, wie sie   06 | Miteinander leben
                                                 Selbstbestimmt und aktiv      ostfriesisch                    sind.                            Ideen und Tipps für ein
          Marie          24 | Gut zu wissen
                                                 das eigene Leben gestalten    Im neuen Gebäude der AWO in     Ein Tag in der Pflege            achtsameres Leben
          als            40 | AWO Gemeinschaft                                 Leer wohnt es sich jetzt noch
                                                 36 | Standpunkt Politik                                       22 | Ach wie schön, dich heute   38 | Rätselseite mit Gewinnspiel
          App                                    Hilfsfonds und Landtagswahl
                                                                               komfortabler.
                                                                                                               zu sehen!
                                                                                                                                                44 | Kinderseite
    www.awo-ol.de                                                              34 | Was ist eigentlich ...     Berufsbild Pflegefachkraft
                                                                                                                                                Spaß & Rätsel
                                                                               ... Teilhabe?
                                                                                                               35 | AWO & ICH
    awo.oldenburg
                                                                               43 | AWO Biografien             Matavee Sawangjais Engagement
    AWO Bezirksverband                                                         Berti Kapels                    bei der AWO
    Weser-Ems e. V.

    weseremsawo

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Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
U N TER H A LT U N G / MI T E I NAND E R L E BE N

    Achtsam leben
    Wer achtsam mit sich selbst und
                                                                                 Miteinander
    anderen ist, geht positiver durch
                                                                                    leben

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Quelle: Deutschlandfunk Nova
    das Leben. Wir möchten mit unter-

                                                                                                                                                                                                                                                                   Foto: Matteo Vistocco / unsplash
    schiedlichen Tipps Ideen geben,
    optimistisch zu bleiben. Wer
                                                                                       Achtsam mit sich und der Umwelt                                                                                                              Wann habe ich das letzte
    zum Beispiel noch auf der Suche
                                                                                                                                                                                                                                 Mal tief eingeatmet?
    nach Weihnachtsgeschenken ist,                                                                                                                                                                                               Wofür bin ich dankbar?
    kann sich überlegen, ob es nicht                                                                                                                                                                                                   Worauf bin ich stolz?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Podcastempfehlung:
    etwas gibt, das schön und sinnvoll
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Achtsam – Dlf Nova
    zugleich ist. Bewusst konsumieren
                                                                                                                                                                                                 Reinhorchen                                                                                          So kommen wir achtsamer und
    und bewusst schenken; da freuen
                                                                                                                                                                                                 Kleine ritualisierte Fragen oder Aufgaben an uns selbst können                                       stressfreier durchs Leben:
    sich nicht nur die Beschenkten.

                                                                                „
                                                                                                                                                                                                 maßgeblich zu unserer eigenen mentalen Gesundheit beitra-                                            Psychologin Main Huong Nguyen
                                                                                                                                                                                                 gen. Nur ein paar Minuten für sich selbst reichen da oft schon.                                      und Diane Hielscher sprechen über
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      konkrete Tipps für einen bewuss-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      teren Alltag. Journalistisch und

                                                                                                                                          Quelle: Paarzeit GmbH
                                                                                                                                                                                                    • Was kannst du richtig gut? •    Worüber hast du dich                                            wissenschaftlich fundiert –
                                                                                                                                                                                                    • Trinke einen Tee und schaue     zuletzt kaputtgelacht?                                          inklusive Achtsamkeitsübung am
                                                                                                                                                                                                      dabei nicht aufs Handy.     •   Mache ein Foto eines                                            Ende jeder Folge.
                                                                                                                                                                                                    • Zu welcher Musik tanzt du       Moments, der dich gerade                                        Immer donnerstags neu auf den
                                                                                                                                                                                                      am liebsten? Mache sie          glücklich macht.                                                gängigen Plattformen, wo es
                                            Foto: blende11.photo/ Adobe Stock

                                                                                Generationen-Gespräche und Kekse für alle!
                                                                                                                                                                                                      an und tanze dazu.          •   Mache einen Spaziergang.                                        Podcasts gibt.
                                                                                Miteinander sprechen im Hier und Jetzt, mit Leichtigkeit an
                                                                                früher erinnern und Neues übereinander erfahren. 50 span-
                                                                                nende Themen und originelle Interaktionsfragen bieten die
                                                                                „Gesprächskekse“. Sie sind für Menschen aus unterschiedli-
                                                                                chen Generationen gemacht, die ein kleines oder größeres
                                                                                                                                                                                                                                Buchtipp: Der achtsame Tiger
                                                                                Stück ihres Lebenswegs miteinander gegangen sind. Per-
    Bye bye Ballast                                                                                                                                                                                                             Wer schleicht da nachts durch den Dschungel?
                                                                                fekt für eine richtig gute Zeit mit spannenden Geschichten
    Manchmal macht es unseren Weg                                                                                                                                                                                               Von Gerüchten, inneren Werten und wilden Tieren handelt die Geschichte
                                                                                und neuen Impulsen.
    mühseliger, je mehr wir mit uns her-                                                                                                                                                                                        „Der achtsame Tiger“ zum Vorlesen für kleine Tigerfans ab 3 Jahren. Das
    umschleppen. Da kann es richtig                                                                                                                                                                                             Bilderbuch von Przemyslaw Wechterowicz (Autor) und Emilia Dziubak
                                                                                Klimaneutral und plastikfrei in Deutschland
    befreiend sein, sich von dem zu tren-                                                                                                                                                                                       (Illustratorin) räumt mit Vorurteilen auf und zeigt, dass Schubladendenken

                                                                                                                                                                  Quelle: Mentor Verlag Berlin
                                                                                produziert. Erhältlich
    nen, was nicht mehr gebraucht wird.                                                                                                                                                                                         uns selber einschränkt. In der aktuellen Neuauflage finden sich ein
                                                                                über diesen QR-Code:
    Keller ausmisten, Klamotten aussor-                                                                                                                                                                                         Poster fürs Kinderzimmer, ein Malbuch-PDF zum Ausdrucken und der Link
    tieren oder die bewusste Trennung                                                                                                                                                                                           zum Musical und Hörspiel.
    von belastenden Gewohnheiten. Es                                                                                                                                                                                            ISBN 978-3-948230-11-1 erschienen im Mentor Verlag
    gilt: Was dich nicht glücklich macht,                                         Jetzt das Kreuzworträtsel auf S. 38 lösen und
    kann weg – und vielleicht sogar noch                                                  „Gesprächskekse“ gewinnen.
    jemand anderem Freude bereiten.

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Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
A WO G E M E I N S C H A F T

                                                                                                 Erholung pur durch Natur

           GemeinschaftAWO                                                                       AWO Wohnpark Wardenburg

                                                                                                 Freude herrschte bei den Bewohner*innen im
                                                                                                 Wohnpark Wardenburg. Die Glücksspirale hat den
                                                                                                 Antrag auf „Erholung pur durch Natur“ bewilligt
                                                                                                 und über 2.000 EUR zur Verfügung gestellt, damit
                                                                                                 der Innenhof der Einrichtung im Oldenburger Land
                                                                                                 in eine grüne Oase verwandelt werden konnte.

                                                                                                 Nun können die Bewohner*innen selbst anpflan-
                                                                                                 zen, pflegen und ernten. Damit werden auch alte
                                                                                                 Erinnerungen und die Sinne geweckt. Die gemütli-
                                                                                                 chen Möbel und Polster regen zum Entspannen an
                                                                                                 und bieten einen schattigen Platz für die Bewoh-
                                                                                                 ner*innen und ihre Besucher*innen. Auch nette
                                                                                                 Grillabende finden hier statt.
        Die AWO Weser-Ems lebt Gemeinschaft. In unseren Kreisverbänden,
      Ortsvereinen und in den einzelnen Einrichtungen steht das Miteinander
       im Fokus. Gemeinsam entwickeln wir neue Konzepte, pflegen schöne
    Traditionen und kommen zusammen – offen für alle, die dabei sein möchten.
                                                                                                                                                    Sommerfest im Rosarium
                                                                                                                                                    Ortsverein der AWO Wilhelmshaven

                                                                                                                                                    Was kann es Schöneres geben als Sonne, Blumen,
                                                                                                                                                    gute Stimmung und eine zünftige Grillpartie?

                                                    Boule im Rollstuhl                                                                              Zum diesjährigen Sommerfest hatte der Ortsver-
                                                    AWO Pflegeeinrichtung Emden                                                                     ein der AWO Wilhelmshaven ins Rosarium einge-
                                                                                                                                                    laden. Die Ungeduld war spürbar; endlich wieder
                                                    In der Wohn- und Pflegeeinrichtung der AWO                                                      im Kreis der AWO Freund*innen ein Fest in freier
                                                    in Emden können seit einiger Zeit auch die                                                      Natur, umgeben von bunten Blumen, dominierend
                                                    Bewohner*innen im Rollstuhl Boule spielen.                                                      von Rosen, dem Grillmeister über die Schulter zu
                                                    Die Förderschule Emden hat eigens für das                                                       schauen. So war es kaum verwunderlich, dass der
                                                    Gezeitenhaus im Emder Stadtteil Barenburg                                                       Platz um das Festgebäude des Rosariums kaum
                                                    eine Handrampe gebaut. Wir bedanken uns                                                         ausreichte, als der Vorsitzende des Ortsvereins, Nor-
                                                    herzlich für diese schöne Spende.                                                               bert Legrand, die Gäste begrüßte.

                                                                                                                                                    Eine fachkundige Führung durch das in voller Blü-
                                                    Die Bewohnerin Frau Peters
                                                                                                                                                    tenpracht stehende Rosarium rundete den Nach-
                                                    beim Spiel mit dem Betreuer                                                                     mittag ab.
                                                    Herrn Weeken

8                                                                                                                                                                                                      9
Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
A WO GEMEINS C HA FT

                                                        Bernd Piper, Janita Budde-Frerichs, Hannelore Schneider,
                                                        Georg Ralle, Gertrud Bias, Elfriede Ralle, Dieter Wacker

                                                        Aktiv in Varel
                                                        AWO Ortsverein Varel

                                                        Der AWO Ortsverein Varel hat im Mai seine Jahres-
     Guter Schulstart                                   hauptversammlung mit Ehrungen und Neuwahlen
     Spendenaktion der AWO Weser-Ems und LzO            durchgeführt. Ehren konnte die Vorsitzende Han-
                                                        nelore Schneider für 50 Jahre Mitgliedschaft Ger-
     Zum wiederholten Mal haben sich die Landes-        hard Stroyer, für 40 Jahre Mitgliedschaft Annegret
     sparkasse zu Oldenburg (LzO) und die AWO           Cordes und Focke Meyer. Sie erhielten eine Ehren-
     Weser-Ems zusammengetan, um Kindern                urkunde mit Anstecknadel und einen Präsentkorb.
     Lernboxen und Schulmaterialien zu spenden.         Weitere elf Mitglieder erhielten eine Urkunde und
     Bereits vor zwei Jahren starteten sie das Pro-     einen Blumenstrauß.
     jekt an verschiedenen Grundschulen, um ein
     Zeichen für Chancengleichheit zu setzen. Als       In Varel trifft sich mittwochs am Nachmittag ganz-
     im Frühjahr die ersten geflüchteten Menschen       jährig ein Spielkreis. Nach Kaffee und Kuchen                                         Treffen der Bezirksdelegierten
     aus der Ukraine in der Region eintrafen, war       werden Gesellschaftsspiele gespielt. Leider konnte                           Austausch, Ehrung und Mittagessen in Wildeshausen
     den beiden Partnern klar, dass sie diese Aktion    in den letzten zwei Jahren dieses Angebot nur
     erneut durchführen wollen.                         selten durchgeführt werden. Auch Fahrten wie z. B.
                                                                                                                   Endlich wieder zusammen sein, sich aus-         Im Anschluss widmeten sich die Teilneh-
                                                        die Spargelfahrt und die sommerliche 5-Tagesfahrt
                                                                                                                   tauschen und über die aktuellen verbands-,      mer*innen einer politischen Rede von Hanna
     „Wir freuen uns, die Schüler*innen aus der         mussten wegen Corona ausfallen. Im Oktober 2021
                                                                                                                   sozial- und gesellschaftspolitischen Ereig-     Naber, Generalsekretärin der SPD-Nieder-
     Ukraine beim Ankommen in unserer Region            war eine Fahrt ins Dörpsmuseum in der Nähe von
                                                                                                                   nisse sprechen – das war für die Delegierten    sachsen, die im Zuge der bevorstehenden
     unterstützen zu können. Der Schulalltag spielt     Aurich möglich. Die Fahrt war ausgebucht und die
                                                                                                                   der Bezirkskonferenz aufgrund der Corona-       Landtagswahl über die aktuellen Herausfor-
     dabei eine wichtige Rolle“, erklärt Markus Neu-    Stimmung prima. Leider musste die Weihnachts-
                                                                                                                   pandemie im Jahr 2020 nicht möglich. Zur        derungen für eine zukünftige niedersächsi-
     mann, Regionaldirektor Ammerland-Friesland         feier dann wieder ausfallen, und es gab stattdes-
                                                                                                                   Freude aller konnte dies nun Ende Septem-       sche Landesregierung sprach.
     der LzO, bei der gemeinsamen Spendenüber-          sen, wie bereits 2020, vom Vorstand für alle Mitglie-
                                                                                                                   ber in Wildeshausen bei einem gemeinsa-         Ein besonderer Augenblick war für alle die
     gabe mit der AWO. In den Boxen befindet sich       der ein weihnachtliches, persönlich überreichtes
                                                                                                                   men Treffen nachgeholt werden.                  Ehrung von Berti Kapels mit der Elisabeth-
     die notwendige Ausstattung, wie Schreibuten-       Präsent.
                                                                                                                                                                   Frerichs-Medaille für ihr langjähriges Enga-
     silien, Tuschkästen oder Schultaschen.
                                                                                                                   Nach einer Begrüßung durch den stell-           gement in der Region Cloppenburg. Sicht-
                                                           Bei den Neuwahlen wurden gewählt:                       vertretenden Präsidiumsvorsitzenden Dr.         lich berührt nahm sie unter starkem Applaus
     Für Thore Wintermann, Vorstand Verband und
                                                           • Hannelore Schneider, Vorsitzende                      Lothar Knippert richteten die Bürgermeiste-     der AWO-Freund*innen die Auszeichnung an.
     Politik der AWO Weser-Ems, ist die gemein-
                                                           • Bernd Piper, stellv. Vorsitzender                     rin der Gemeinde Dötlingen Antje Oltmanns       Abschließend berichteten der Präsidiums-
     same Aktion ein wichtiges Zeichen der Solida-
                                                           • Gertrud Bias, Kassiererin,                            sowie die stellvertretende Landrätin des        vorsitzende Dr. Harald Groth und der Vor-
     rität: „Wir stehen an der Seite der Menschen,
                                                             Georg Ralle stellv. Kassierer                         Landkreis Oldenburg Marion Daniel Gruß-         standsvorsitzende Thomas Elsner über die
     die vor Krieg und Gewalt fliehen müssen. Umso
                                                           • Elfriede Ralle, Schriftführerin                       worte an die rund 80 Teilnehmenden. Tho-        aktuellen Entwicklungen der AWO Weser-
     mehr schätzen wir das starke Engagement der
                                                           • Beisitzer*innen: Janita Budde-Frerichs                mas Harms, Vorsitzender des AWO Ortsver-        Ems. Bei einem gemeinsamen Mittagessen
     Zivilgesellschaft, das wir bereits in den Jahren
                                                             und Dieter Wacker                                     eins Wildeshausen, freute sich ebenfalls, die   ließen die Teilnehmer*innen schließlich das
     2015/16 erleben konnten.“
                                                           • Revisor*innen: Stephanie Lamche                       Gäste vor Ort willkommen zu heißen.             Treffen mit guten Gesprächen ausklingen.
                                                             und Gerd Christian Wagner

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Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
A WO G E M E I N S C H A F T

Glücksrad und frische Marmelade                                                                                      24-Stunden-Burginsellauf
Herbstmarkt in Emlichheim                                                                                            Startschuss für die AWO-Runners Delmenhorst

In Emlichheim fand Anfang September endlich wieder der beliebte                                                      Nach der pandemiebedingten Pause fand nach zwei Jah-
Herbstmarkt statt. Unter den Kolleg*innen herrschte schnell Einig-                                                   ren endlich wieder der 24-Stunden-Burginsellauf in Del-
keit über die Teilnahme, und bereits im Vorfeld wurden vielerlei Vor-                                                menhorst statt. Das Team der AWO-Runners Delmenhorst
bereitungen getroffen, um sich auf dem Markt gut und ansprechend                                                     konnte kaum erwarten, wieder gemeinsam an den Start
zu präsentieren.                                                                                                     gehen zu können.

Das Glücksrad für die Kleinen war genauso beliebt wie frisch zuberei-                                                Die AWO-Runners nahmen beim diesjährigen Lauf bereits
tete Marmelade und andere Kleinigkeiten für „die Großen“. Der Spaß                                                   zum 4. Mal mit ihrer „Stammmannschaft“ teil. Pünktlich
stand für alle im Mittelpunkt, jedoch war auch für den Austausch mit                                                 am Samstag um 12:00 Uhr fiel der Startschuss. Von da
Kindern, Eltern, Großeltern und Interessierten sowie für Beratungsge-                                                an wechselte der Staffelstab 24 Stunden lang nach jeder
spräche genug Zeit und Raum.                                                                                         Runde von 1,3 km zur nächsten Person. Insgesamt legte die
                                                                                                                     Mannschaft so eine Distanz von 226,88 km zurück.

                                                 Tolles Programm und viele Besucher                                  Jahreshauptversammlung
                                                 Wohnanlage AWO Schlichthorst                                        AWO Brookmerland
                                                                                                                                                                                                           40 Jahre
                                                 Im August 2022 fand in der Samtgemeinde Neuenkirchen zum            In der diesjährigen Jahreshauptversammlung erstattete Vorsitzender Otto
                                                                                                                                                                                                          Mitgliedschaft
                                                 zweiten Mal die Aktion „Mit Rad binnendör“ statt, bei der jede*r    Thiele ausführlich Rechenschaft über die Aktivitäten des Ortsvereins im      •   Christel Doolmann-Mouson
                                                 nach Lust und Laune eine ausgewiesene Radtour von ca. 41 km         letzten Jahr. Bedingt durch die Pandemie war die Vorstandsarbeit auf das     •   Lenhard Janssen
                                                 fahren konnte. Neben vielen Aktionen an 13 Stationen im gesam-      Wesentliche beschränkt gewesen, dennoch fanden monatliche Teenachmit-        •   Manfred Wirringa
  Teilhabe XXL im Quartier                       ten Gemeindegebiet gab es in der Wohnanlage der AWO in              tage hohen Anklang. Rund 30 Personen lassen sich an so einem Nachmit-        •   Berend Mennenga
  Das Modellprojekt wird im Zeitraum             Schlichthorst das größte Angebot:                                   tag von Foline Meyer, Jurine Hoffmann, Mathilde Janssen und Anni Thiele
  von Oktober 2020 bis September
  2023 vom AWO Bundesverband e. V.               Was zunächst als einzelne Aktion der AWO geplant war, die im
                                                                                                                     bewirten und unterhalten.
                                                                                                                                                                                                       Der neue Vorstand
  koordiniert und gemeinsam mit neun             Rahmen des Projektes „Teilhabe XXL im Quartier“ einen Floh-         Im Ortsverein sind noch zwei weitere Gruppen aktiv: eine Kegelgruppe in      • 1. Vorsitzender: Otto Thiele
  bundesweiten Modellstandorten der              markt ausrichten wollte, entwickelte sich in den Wochen vorher      Wirdum, geleitet von Foline Meyer und Jurine Hoffmann, sowie eine Fahr-      • stellv. Vorsitzende: Foline Meyer
  AWO umgesetzt – gefördert durch                zu einem Event, bei dem viele Vereine aus dem Ort mitwirken         radgruppe unter der Leitung von Mathilde Janssen. Gekegelt wird im vierwö-   • Kassenwartin: Ute Szczesny
  Aktion Mensch. An den Standorten               wollten. Schließlich gab es den geplanten Flohmarkt, das alljähr-   chigen Rhythmus, geradelt wird wöchentlich in den Monaten Mai bis Okto-      • Kassenprüfer: Alfred
  soll modellhaft der Weg hin zu mehr            liche Boule-Turnier, Torwandschießen mit Speed-Messung sowie        ber. 130 Mitglieder gehörten der AWO Brookmerland zum Jahresende an.           Giesselmann, Lenhard Janssen
  Teilhabe, Partizipation und Inklusion          Führungen und Vorträge rund um die Kapelle mit Gruft und das                                                                                     • Beisitzerinnen: Jurine
  von Menschen mit Behinderungen im              „Schloss Schlichthorst“.                                            Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde der Vorstand neu gewählt. Für        Hoffmann, Mathilde Janssen
  Quartier begleitet werden. Sie werden                                                                              ihre 40-jährige Mitgliedschaft wurden außerdem mehrere Mitglieder geehrt.      und Anni Thiele
  dazu befähigt, ihre Interessen und             Für das leibliche Wohl wurde ein Spanferkel gegrillt, außerdem
  Bedarfe selbstbestimmt in bestehende           gab es Kaffee und Kuchen und weitere Leckereien. Neben der AWO
  Gruppen/Gremien im Quartier                    haben der Schützenverein, die Kirchengemeinde, der Sportverein,
  einzubringen. Gleichzeitig werden              die Landjugend, der Heimatverein und der Förderverein Freun-
  vorhandene Netzwerke im Quartier               deskreis Schlichthorst mitgewirkt. Die AWO-Station wurde von
  durch die Zielgruppe selbst für deren          sehr vielen Menschen aus der Region besucht. Es war ein rundum        Das Foto zeigt den
  Bedarfe sensibilisiert.                        schöner Tag und ein tolles Beispiel dafür, wie Teilhabe und ein         Jubilar Lenhard
                                                                                                                        Janssen und den
                                                 Leben in der Gemeinschaft auch im ländlichen Raum funktioniert.                Vorstand

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Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
A WO G E M E I N S C H A F T

                                                                                                                     AWO im Trainingslager                         Erfolgreicher Baustellentag
                                                                                                                     Nordseesportgruppe des AWO Kreisver-          AWO Kita Löwenherz in Wissingen
                                                                                                                     bandes Wilhelmshaven/ Friesland e. V.
                                                                                                                                                                   Mitte Juni konnten am Michelshof in Wissingen die
     Zusammen auf Kurs                                                                                               Dank der Sponsoren                            neuen Räumlichkeiten der AWO Kita Löwenherz erst-
     Treffen der Nord-Verbände AWO und Jugendwerk                                                                    • Förderverein Behindertensport e. V.         mals betreten werden: Kinder und Eltern waren zu
                                                                                                                        der Gerd-Möller-Stiftung                   einem Baustellentag eingeladen. Vom ersten Spaten-
     Nach der ersten gemeinsamen Konferenz von AWO                                                                   • August Desenz-Drehorgel-Stiftung            stich an konnten Kinder, Eltern und Mitarbeiter*innen
     und Jugendwerk im norddeutschen Raum im Feb-                                                                    • Hertatec                                    miterleben, wie von Tag zu Tag die neue Kita entsteht.
     ruar 2020 fand Anfang Oktober das zweite Treffen von             Shoppen beim                                   • Nord-West-Ölleitung                         Umso spannender war es, die Einrichtung jetzt einmal
     Vertreter*innen aus Niedersachsen, Bremen, Ham-                  Klönschnack                                    • Stiftung Oldenburger Generalfonds           von innen zu sehen. Seit September 2021 werden direkt
     burg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Hol-                  AWO Ortsverein                                 ist es der Trainerin der AWO Nordseesport-    neben der Baustelle in einem Kita-Container bereits
     stein statt.                                                     Sutthausen                                     gruppe Doris Tjarks und ihrem Team mög-       Kinder in zwei Krippengruppen betreut, die im Septem-
                                                                                                                     lich gewesen, im Juni mit 30 Aktiven und      ber 2022 in die neuen Räumlichkeiten umgezogen sind.
     Für die 30 Teilnehmer*innen stand dabei der Aus-                 Das Modemobil aus Hagen a. T. W. war im Juni   ihren Begleitpersonen aus Wilhelmshaven
     tausch über Chancen und Herausforderungen im                     zu Gast beim Klönschnack, einer Veranstal-     und Friesland ein Grundlagentraining in der   Neben der Möglichkeit zur Besichtigung der neuen
     Vordergrund. Ziel war es, gemeinsam Ideen zu ent-                tung des AWO Ortsvereins Sutthausen. Nach      Leichtathletik, im Kegeln und im Boccia in    Räume gab es ein buntes Programm. Nach kurzen
     wickeln, wie unter den einzelnen Gliederungen ein                längerer coronabedingter Pause besuchten       der Sportschule Lastrup durchzuführen. Die    Ansprachen, u. a. des Bissendorfer Bürgermeisters
     Netzwerk entstehen kann, in dem übergreifend fach-               die Eheleute Grodzitzki mit einer umfassen-    AWO Nordseesportgruppe ist ein Angebot        Guido Halfter und des AWO Vorstandes Martin Fromme,
     lich oder projektbezogen gearbeitet werden kann.                 den Kollektion in ihrer rollenden Boutique     des AWO Kreisverbandes Wilhelmshaven/         eröffnete die Kita-Leiterin Sabrina Steinkamp den
     Dabei kamen unterschiedliche Themen wie Mitglied-                die Teilnehmer*innen. In den Räumlichkei-      Friesland e. V.                               Familiennachmittag mit Kinderschminken, Bastelan-
     schaft, Angebote und Strukturen zur Sprache. Alle                ten der AWO Trialog in der Forststraße 12                                                                               geboten, einer Bobby-Car-
     Teilnehmenden lobten die Möglichkeit, im Rahmen                  präsentierten einige Senior*innen bei Kaffee                                                                            Rennstrecke und einem rie-
     des Treffens miteinander in den persönlichen Kon-                und Kuchen die aktuelle Kollektion.                                                                                     sigen Sandhaufen, der zum
     takt zu kommen und somit ein besseres Verständnis                                                                                                                                        Besteigen und Buddeln
     für AWO bzw. Jugendwerk zu entwickeln.                           Das Modemobil macht Einkaufen vor Ort, in                                                                               einlud. Absolutes Highlight
                                                                      einer so gemütlichen Atmosphäre, zu einem                                                                               für Groß und Klein waren
                                                                      bequemen und besonderen Erlebnis.                                                                                       jedoch ein Bagger und ein
                                                                                                                                                                                              Radlader.

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Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
A WO G E M E I N S C H A F T

                                                                                                                                                                                     AWO Sozialkonferenz
                                                                                                                                                                                     Zusammenkommen in Dortmund

                                                                                                                                                                                   Im Juni 2022 fand die 11. AWO Sozialkonfe-
                                                                                                                                                                                   renz in der Dortmunder Westfalenhalle statt.
                                                                                                                                                                                   In regelmäßigen Abständen kommen AWO Mit-
                                                                                                                                                         arbeitende und AWO Ehrenamtliche zusammen, um sich über wichtige und
                                                                                                        Endlich wieder unterwegs
                                                                                                                                                         drängende sozial- und gesellschaftspolitische Fragen unserer Zeit auszu-
                                                                                                        AWO Kindergärten Wilhelmshaven
                                                                                                                                                         tauschen.
                                                                                                        besuchen „Zoo am Meer“

                                                                                                                                                         Am ersten Veranstaltungstag begrüßten die Präsidiumsvorsitzenden des
                                                                                                        Große Freude herrschte bei den Kin-
                                                                                                                                                         AWO Bundesverbandes Kathrin Sonnenholzner und Michael Groß sowie
                                                                                                        dern in den AWO Kindergärten in
                                                                                                                                                         die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Dortmund Barbara Brunsing
                                                                                                        Wilhelmshaven, als es endlich wie-
                                                                                                                                                         die rund 200 Teilnehmenden. Nach den Ehrungen und der Vorstellung von
                                                                                                        der möglich war, einen Ausflug zu
                                Arbeitsmigration in Oldenburg                                                                                            Preisträger*innen stellte Prof. Dr. Lisa Herzog von der University of Gronin-
                                                                                                        machen! Mehr als 120 Kinder und
                          Projektteilnehmerinnen besuchen Ausstellung                                                                                    gen in ihrem Vortrag „Der Wert der Arbeit in der ökosozialen Transforma-
                                                                                                        ihre Betreuer*innen machten sich
                                                                                                                                                         tion“ verschiedene Perspektiven zum aktuellen Verständnis von „Arbeit“.
                                                                                                        auf nach Bremerhaven, in den „Zoo
     Ein erster Ausflug „nach Corona“ führte die        Ob bei der AEG, Bahlsen oder der Glashütte:                                                      Den zweiten Konferenztag eröffnete Erich Fenninger, Geschäftsführer der
                                                                                                        am Meer“.
     Projektteilnehmerinnen von KusAK in die            In der Stadt arbeiteten damals viele Men-                                                        Volkshilfe Österreich, mit seinem Referat „Zusammen für soziale Gerech-
     Oldenburger Innenstadt. In den Räumlich-           schen aus der Türkei, deren Heimat inzwi-                                                        tigkeit arbeiten!“
                                                                                                        Nach einer Stärkung ging es zu den
     keiten des KinOLadens/Werkstattfilms gab           schen für sie, ihre Kinder und (Ur-)Enkel*in-
                                                                                                        verschiedenen Gehegen. Die Kinder
     es zunächst bei Kaffee, Tee und Gebäck             nen Oldenburg geworden ist.                                                                      Es folgten Workshops zu verschiedenen Themen, z. B.: Kindergrundsiche-
                                                                                                        waren beeindruckt von den oftmals
     einen Austausch über das Ankommen und                                                                                                               rung, Bürgergeld, Familien in der Krise, Entlohnung unverzichtbarer Berufe
                                                                                                        unbekannten Tieren, die es dort zu
     Arbeiten in Oldenburg. Jede der zwölf Frauen       Die Frauen freuten sich, dass ein Teil ihrer                                                     und Erwartungen der AWO an den Sozialstaat.
                                                                                                        sehen gab. Viel Spaß bereitete auch
     machte – als sogenannte „Gastarbeiterin“           Geschichte durch die Ausstellung erzählt und
                                                                                                        der Aufenthalt auf dem Spielplatz des
     – unterschiedliche Erfahrungen, als sie in         gewürdigt wurde.                                                                                 Zum Abschluss der Sozialkonferenz wurde einstimmig die Resolution „Aus-
                                                                                                        Zoos. Ein Snack aus dem Bistro run-
     den 1960er und 70ern aus der Türkei nach                                                                                                            bau statt Abbau: Gemeinsam für einen starken Sozialstaat“ verabschiedet.
                                                                                                        dete den Tag ab.
     Deutschland kamen. Es gab viel zu erzäh-           Das AWO Projekt KusAK (Kultursensible                                                            In dieser „Dortmunder Resolution“ fordert die AWO für elf sozialpolitische
     len, und beim anschließenden Besuch der            Altenhilfe in Kreyenbrück) ist für Oldenbur-                                                     Themen eine Abkehr vom langfristig destruktiven Spardiktat und stattdes-
     Ausstellung „Arbeitsmigration in Oldenburg“        ger Senior*innen mit Migrationshintergrund                                                       sen eine Politik der radikalen Umverteilung.
     kamen weitere Erinnerungen auf. Diese              eine Anlaufstelle und bietet Beratung, Infor-
     waren nicht nur fröhlich; auch bedrückende         mationen und Begegnungen rund um das                                                             Weitere Infos zur Resolution gibt es hier:
     Erlebnisse gab es zu berichten.                    Thema „Älterwerden in Oldenburg“.

                                                                                                                               Die Teilnehmenden der
                                                                                                                            AWO Weser-Ems mit Kath-
                                                                                                                           rin Sonnenholzner (rechts)
                                                                                                                             und Michael Groß (links).

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Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
LEBEN / EI N TAG I N DER PF LE G E

                                                                Alle dürfen
                                                                sein, wie
                                                                sie sind.
                                                                Die Pandemie hat der Pflege viel abverlangt. Umso mehr
                                                                möchten wir über die schönen Seiten berichten, die eine
                                                                Pflegekraft täglich erlebt. Für viele Menschen ist die Pflege
                                                                eine Herzensangelegenheit. Wenn der Rahmen stimmt, ist eine
                                                                Pflegeeinrichtung ein Wohlfühlort für Mitarbeiter*innen und
                                                                Bewohner*innen. Wie das aussehen kann, erzählen wir am
                                                                Beispiel von Birte-Christine Jansen, Einrichtungsleiterin im
                                                                Marianne-Sternberg-Haus in Jever.

                                                                D
                                                                          ie Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, da sitzt Ein-
                                                                          richtungsleiterin Birte-Christine Jansen schon im Auto.
                                                                          Sie fährt 17 Kilometer von der Nordsee nach Jever. Wäh-
                                                                rend sie schaltet und blinkt, geht sie im Kopf ihren Terminkalender
                                                                durch. Und schmunzelt. Denn sie weiß: Sie kann ihren Tag noch so
                                                                gut planen, er läuft sowieso ganz anders. So ist das im Marianne-
                                                                Sternberg-Haus. Ein Ort der Überraschungen!

                                                                Auf ihrer Morgenrunde gegen 7:30 Uhr geht sie durch die Ein-
                                                                richtung, sagt dem Küchenteam und den Pfleger*innen Hallo.
                                                                Auch wichtig: eine kurze Runde durch die Wohnbereiche. Denn:
                                                                „Hier bemerkt man sehr gut, wie der Tag laufen wird. Sind die

                                       Fotos: Anneke Dunkhase
                                                                Bewohner*innen gut drauf, wird es ein entspannter Tag. Sind die
     Birte-Christine Jansen                                     Bewohner*innen direkt morgens unruhig und haben viel Bewe-
     mit Bewohnerin Gertrudis Ahlers                            gungsdrang, weiß ich schon: Das wird ein stressiger Tag für die
                                                                Pflegekräfte.“ Das erzählt sie mit munter-flockiger Stimme und

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LEBEN / EI N TAG I N DER PFLEGE

                                                                                                                       Birte-Christine Jansen und ihr           wird gemeinsam gekocht, geba-          storben. Der schlimmste Moment:
                                                                                                                       Team gehen noch ein paar Schritte        cken, gebastelt. Und eine Litera-      Als die Bewohnerin bemerkt habe,
                                                                                                                       weiter: Würdevolle Pflege braucht        turgruppe hat sich auch gebildet!      dass in den letzten Stunden nur Mit-
                                                                                                                       mehr als einen gemütlichen Raum                                                 arbeiter*innen bei ihr sein werden.
                                                                                                                       zum Schlafen.                            GEMEINSAM LACHEN,                      Keine Angehörigen, keine Bewoh-
                                                                                                                                                                GEMEINSAM FÜHLEN                       ner*innen. Die Bewohnerin habe
                                                                                                                       SELBSTBESTIMMUNG HEISST                  In der Einrichtung der AWO Weser-      bitterlich geweint. Zwischen Trä-
                                                                                                                       AUCH: UNORDNUNG ZULASSEN                 Ems wird gemeinsam gelacht und         nen der Einsamkeit hätten sich
einem Lächeln im Gesicht, das                                                    samen Lachen und Gestalten:           „Bei uns wird nicht sediert und          gemeinsam geweint. „Wir erleben        dann auch ein zwei Freudentränen
bis in die Augen blitzt. Denn sehr      „Hier arbeiten nur                       Bedürfnisse und Wünsche äußern,       nicht fixiert.“ Das ist der Ein-         natürlich nicht nur schöne Tage, wir   gemogelt. „Wir hatten noch eine
stressige Tage sind im Marianne-        Menschen, denen es                       das dürfen nicht nur die Mitar-       richtungsleiterin wichtig. In der        leiden auch miteinander!“, erzählt     Lösung gefunden, die den persön-
Sternberg-Haus zum Glück selten.                                                 beiter*innen, sondern auch die        Einrichtung würden Selbstbestim-         Birte-Christine Jansen. Das gehört     lichen Abschied möglich machte.“
                                        hier auch wirklich                       Bewohner*innen. Sie dürfen ihre       mung und Respekt großgeschrie-           dazu, wenn man Menschlichkeit          Die Bewohner*innen konnten sich
OFFEN SEIN UND                          gefällt!“                                Kleidung, ihre Zimmer und ihren       ben. Neben der Hausordnung gebe          und Nähe zulässt: Mitgefühl, Ein-      alle in sicherem Abstand von der
BEDÜRFNISSE ZULASSEN                                                             Tag mitbestimmen. Sie bringen         es auch eine Hausunordnung. Ein          samkeit, Abschied nehmen.              Zimmertür aus verabschieden.
„Hier arbeiten nur Menschen,            gerade ihren ersten Kaffee geholt        Ideen ein, tüfteln einen Plan aus     Beispiel: „Wenn Herbert seinen Pul-                                             „Das ging allen verdammt nah“,
denen es hier auch wirklich             und sitzt am Schreibtisch. Über den      und die Einrichtungsleitung tut ihr   lover linksherum angezogen hat,          Corona war besonders hart. Sie         erzählt Birte-Christine Jansen.
gefällt!“, erzählt die Einrichtungs-    Flur hört sie eine Bewohnerin fröh-      Möglichstes, ihn umzusetzen.          korrigieren wir das nicht. Wir fei-      mussten einen Wohnbereich für
leiterin stolz. Wie sie das geschafft   lich singen. Das ist die übliche Stim-                                         ern ihn dafür! Denn für ihn ist das      sechs Wochen komplett abschotten,      So ein Tag in der Pflege: Der ist
hat? Alle dürfen so sein, wie sie       mung bei Gertrud: Auf dem Weg            In der Pflegeeinrichtung leben        eine große Sache, ein Kleidungs-         berichtet die Einrichtungsleiterin.    genauso überraschend und emoti-
sind. Das erfordert Offenheit und       zum Frühstücksraum gibt es immer         sowohl junge als auch ältere Men-     stück selbstständig anzuziehen!“         Eine Bewohnerin sei an Corona ver-     onal wie das Leben selbst!
Toleranz. Vom Morgenmeeting bis         ein Ständchen. Plötzlich fängt sie       schen. Es gibt zwei Wohnbereiche:
zur Dienstplanbesprechung gilt die      laut an zu lachen. Sie lacht sich so     In Bereich 1 befinden sich Dop-       Gefeiert wird sowieso gern im
klare Ansage: Bringt eure Ideen         kringelig, dass es durch den gan-        pelzimmer mit dem Schwerpunkt         Marianne-Sternberg-Haus: Neu-
ein! Ihr dürft mitgestalten!            zen Wohnbereich schallt. Da muss         Gerontopsychiatrie. Hier leben        lich haben sich die Bewohner*in-
                                        Birte-Christine Jansen doch mal          Menschen mit Demenz, aber auch        nen ein Sportfest gewünscht.
Die Pflegeeinrichtung in Jever zeigt,   schauen, was los ist! Es dauert nur      psychisch erkrankte Menschen          Neben dem ein oder anderen Eier-
wie aus „Pflege? Das hält niemand       ein paar Minuten, bis die halbe          anderer Altersgruppen. In Wohn-       likör gab es Teebeutel-Weitwurf und
lang durch!“ ganz schnell „Pflege?      Einrichtung lachend um Gertruds          bereich 2 gibt es Einzelzimmer für    eine Rollatoren-Tanzgruppe. Letzte-
Mein Traumjob!“ wird: nämlich           Tisch steht. Irgendjemand fragt:         etwas mehr Ruhe und Rückzug. Die      res ist jetzt ein fester Termin in der
genau dann, wenn alle als Indivi-       „Warum lachen wir eigentlich? Was        Schwerpunkte liegen auf Palliativ-    Woche: Eine Mitarbeiterin studiert
duen akzeptiert werden und sich         ist so lustig?“ Birte-Christine Jansen   pflege und Versorgung somatisch       mit den Bewohner*innen Choreo-
die Tätigkeiten aussuchen können,       kann vor Lachen kaum antworten:          Erkrankter sowie Menschen mit         grafien ein. Für den großen Auftritt
die ihnen am besten liegen.             „Du, ich hab keine Ahnung!“              Behinderungen.                        beim nächsten Fest.

MENSCHENWÜRDE GILT AUCH                 Das Warum ist auch egal: In der Ein-     Im Haus gibt es verschiedene          Für die ruhigeren Charaktere unter
BEI PFLEGEBEDÜRFTIGKEIT                 richtung der AWO Weser-Ems nutzt         Wohnmodelle, damit für jedes          den Bewohner*innen gibt es natür-
Birte-Christine Jansen hat sich         man jede Gelegenheit zum gemein-         Bedürfnis ein Wohlfühlort entsteht.   lich auch passende Aktivitäten: Es

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Fotos: Anneke Dunkhase
 L EBEN / B ERUFSBIL D P F L EGEFAC H K RA F T

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                                                                                                                 und ein munteres „Ach, wie schön,
                                                                                                                 dich heute zu sehen!“ hört – dann ist
                                                                                                                 dieser Moment unbezahlbar!                                          Welche Eigenschaften brauche ich als Pflegefachkraft?
                                                                                                                                                                                     • soziale Kompetenz, Einfühlungsvermögen, Geduld
                                                                                                                 Und der dritte Punkt, der sie auch                                  • Spaß am Kontakt und Umgang mit älteren,
                                                                                                                 überrascht hat: die Flexibilität. „Eine                               pflegebedürftigen Menschen
                                                                                                                 gute Einrichtungsleitung ist entschei-                              • körperliche und psychische Belastbarkeit

Ach, wie                                                                                                         dend. Wenn unsere Expertise gehört
                                                                                                                 und angenommen wird, dann gibt
                                                                                                                                                                                     • Teamfähigkeit
                                                                                                                                                                                     • Interesse an Pflege, Medizin, Recht und Verwaltung

schön,                                                                                                           das sehr viel Energie.“ So sei sogar die
                                                                                                                 Vereinbarkeit mit Familie möglich:
                                                                                                                 Neben Schichtdiensten, Vollzeitstelle
                                                                                                                                                                                     Was sind typische Aufgaben als Pflegefachkraft?
                                                                                                                                                                                     • Organisation des gesamten Ablaufs eines Wohnbereiches

dich zu                                                                                                          und drei Kindern hat Yasmin el Sarri
                                                                                                                 mehrere Weiterbildungen absolviert.
                                                                                                                                                                                     • Ansprechpartner*in für Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen,
                                                                                                                                                                                       Ärzt*innen, Therapeut*innen und Angehörige

sehen!                                                                                                           Laut Yasmin el Sarri ist das Allerwich-
                                                                                                                 tigste: „Man braucht Auszeiten, um
                                                                                                                                                                                     • Begleitung der Pflegegradeinstufungen durch Externe
                                                                                                                                                                                     • Wundversorgungen und Medikamentengaben
                                                                                                                                                                                     • Versorgung intensivmedizinisch zu betreuender und zu
                                                                                                                 Energie zu tanken.“ Was auch wichtig                                  pflegender Bewohner*innen und Patient*innen
Nicht nur im Marianne-Sternberg-Haus
                                                                                                                 sei: Grenzen ziehen können. Es gebe                                 • Begleitung im palliativen Pflegebereich (Sterbe- und
in Jever zeigt sich: Ein Beruf in der Pflege
                                                                                                                 fröhliche und traurige Tage. Das                                      Abschiedskultur)
ist so vielfältig wie die Menschen selbst!
                                                                                                                 gehöre dazu. „Der Job braucht Empa-                                 • Begleitung von Praktikant*innen und Auszubildenden
                                                                                                                 thie. Man muss aber abends auch
Es ist 2006 und Yasmin el Sarri wischt gerade
                                                                                                                 abschalten und den Job da lassen, wo                                Wo kann ich als Pflegefachkraft arbeiten?
über die Theke in der Gaststätte ihrer Mutter.
                                                 ÜBERZEUGENDE ARGUMENTE                                          er stattfindet“, weiß Yasmin el Sarri.                              Im Krankenhaus, im ambulanten Dienst sowie in der
Die Skatrunde ist mal wieder da und hat einen
                                                 Pflegefachkraft sein: Das ist ein besonders emotionaler Job.                                                                        stationären Langzeitpflege.
guten Lauf. Wie entscheidend der Abend für
                                                 Dessen müsse man sich klar sein, betont Yasmin el Sarri. Kann
den Verlauf ihres Berufslebens sein wird, ahnt
                                                 ich damit umgehen, Menschen beim Sterben zu begleiten? Die                                                                          Wo kann ich eine Ausbildung machen, wie lange geht
Yasmin el Sarri damals noch nicht.
                                                 Antwort könne man nicht durch Grübeln finden. Das müsse                                                                             diese und welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
                                                 man ausprobieren, zum Beispiel bei einem Praktikum.                                                                                 Die Ausbildung findet an BBS (Berufsbildenden Schulen) wie
Denn am Skat-Tisch sitzt der damalige Ein-
                                                                                                                                                                                     auch privaten Pflegeschulen statt und dauert drei Jahre.
richtungsleiter des Altenwohnheims in
                                                                                                                                                                                     Es gibt viele interessante Zusatzqualifikationen wie z. B.
Jever. Er spricht Yasmin el Sarri an: „Hättest   „Ich war überrascht, wie viel                                                                                                       Wundmanager*in ICW, Praxisanleiter*in, Qualitätsbeauftragte*r,
du Lust, bei uns ein Praktikum zu machen?“
Erst kann sie sich das gar nicht vorstellen.
                                                 Dank man erhält.“                                                                                                                   Palliative-Care-Fachkraft, psychiatrische Fachkraft, Pain Nurse
                                                                                                                                                                                     und Leitungsausbildungen.
Pflege? Sie? Nein!
                                                 Für Yasmin el Sarri hat der Beruf drei überzeugende Argu-
Mal schnuppern kann nicht schaden, denkt         mente. Das Erste: das Team! Sie geht seit 16 Jahren jeden Tag                                                                         Schon mal reinschnuppern?
sie sich. Dieser Gedanke ist jetzt 16 Jahre      gerne zur Arbeit. Wenn alle an einem Strang ziehen, respekt-                                                                          Lust auf einen sinnstiftenden, abwechslungsreichen
her. Und seitdem arbeitet Yasmin el Sarri        voll miteinander umgehen und bereit sind, anzupacken, dann                                                                            Arbeitstag? Probieren Sie es in der Pflege, zum Beispiel
im Marianne-Sternberg-Haus in der Pflege:        wuppt man einen Tag in der Pflege mit Freude!                                                                                         bei einem Praktikum im Marianne-Sternberg-Haus oder
Aus der Praktikantin wurde eine exami-                                                                                                                                                 vielen weiteren Einrichtungen der AWO Weser-Ems!
nierte Pflegefachkraft. Heute hat sie es bis     Der zweite Punkt: „Ich war überrascht, wie viel Dank man für                                                                          Melden Sie sich einfach bei Sabrina Eilers unter
zur Wohnbereichsleitung und zur stellver-        Kleinigkeiten wie zum Beispiel das Aufschrauben der Wasser-                                                                           Telefon 0441 4801209 oder per E-Mail an
tretenden Pflegedienstleitung gebracht.          flasche erhält.“ Wenn sie in das Zimmer einer Bewohnerin geht                                                                         sabrina.eilers@awo-ol.de

22                                                                                                                                                                                                                                                23
GE ME I N S C H A F T / G U T ZU WI SS E N

            Gut zu wissen                                                                                                          Regenbogen 3.0

                                                                                                                                   Zum CSD in Oldenburg verteilten die Pro-
                                                                                                                                   jektkoordinatorinnen Kerstin Saathoff und
                                                                                                                                   Jacqueline Ritter bereits fleißig Ankündi-
                                                                                                                                   gungs-Sticker an potenziell Interessierte
                                                                                                                                   für das neue Projekt der AWO in Oldenburg:
                                                                                                                                   Regenbogen 3.0.

                                                                                                                                   Menschen, die vor oder nach dem Ren-
                                                                                                                                   teneintritt stehen und nicht heterosexu-
                                                                                                                                   ell leben und lieben, bekommen im Rah-
                                                                                                                                   men dieses Projektes die Möglichkeit, sich

                                                                                                Foto: Rawpixel.com / Adobe Stock
                                                                                                                                   in geschützten Räumen und Rahmen zu
                                                                                                                                   vernetzen. Diese Generation ist in einer Zeit
                                                                                                                                   groß geworden, in der sie ihre wahre Iden-
                                                                                                                                   tität verstecken mussten, um nicht Gefahr
         D e z e m b er in der
Ab 01  .                   rie-                                                                                                    zu laufen, strafrechtlich belangt zu werden
  a r ie -A p p: der Ma
 M                alender
                                                                                                                                   bzw. gesellschaftliche Ablehnung zu erfah-
   Adventsk                                                                                                                        ren. Sie haben gelernt, versteckt zu leben.
                                                                                                                                   Auch wenn sich die Gesellschaft in den
                                                                                                                                   letzten 20 Jahren für andere Lebensweisen
                                                                                                                                   geöffnet hat, werden LSBTIQ* oftmals noch
                                                                                                                                   immer nicht mitbedacht; schon gar nicht
                                                         SUN PASS Kita Emlichheim                                                  die Älteren unter ihnen. Dieses Projekt leis-
                                                                                                                                   tet einen Beitrag dazu, dies zu ändern.
                                                         Auch in diesem Jahr ist der AWO Sprachheilkindergarten
                                                         Emlichheim von der Niedersächsischen Krebsgesell-                         Im September startete Regenbogen 3.0
                                                         schaft e. V. wieder als „Sun Pass Kita“ ausgezeichnet                     mit einer Bedarfserhebung. „Nichts wäre
                                                         worden. Für das gesamte Team stellt die präventive                        schlimmer, als am Bedarf der Menschen
                                                                                                                                                                                   Haben Sie Zeit und Lust, sich als Helfer*in
                                                         Arbeit zum Thema Sonnenschutz und Hautgesundheit                          vorbeizuagieren“, so Jacqueline Ritter. Die
                                                                                                                                                                                   zu engagieren? Oder möchten Sie Nutzer*in
                                                         einen wichtigen Punkt in der frühkindlichen Bildung dar.                  erste Umfrage hat Wünsche, Sorgen und
                                                                                                                                                                                   des Angebotes sein? Dann wenden Sie sich
                                                                                                                                   Bedürfnisse abgefragt. Aktivitäten wie Spie-
                                                                                                                                                                                   an Jacqueline Ritter unter
                                                         Das Projekt umfasste sensibilisierende Elterninforma-                     letreffs, Erzähl- und Tanzcafés, Jung-und-
                                                                                                                                                                                   jacqueline.ritter@awo-ol.de oder
                                                         tionen, einen Elternabend, unterschiedliche Lernein-                      Alt-Tandems und „Regenbogen-Bingo“ sind
                                                                                                                                                                                   Telefon: 0441 36105972
                                                         heiten, Malvorlagen, Bastelideen und einen „Eincrem-                      genauso denkbar wie ein Besuchsdienst
                                                         Führerschein“.                                                            „von Queer für Queer“, zielgruppenspezifi-
                                                                                                                                   sche Fahrten/Vorträge und andere Veran-
                                                                                                                                   staltungen.

24                                                                                                                                                                                                                               25
GEMEI N S C H A F T / G U T ZU WI SS E N                                                                      GEMEINS C HA FT / GUT ZU W I SSEN

                                                                                          10 Jahre Beratungsangebot
                                                                                         für Schwangere in Oldenburg

                                                                                2012 erweiterte die Familienberatungsstelle
                                                                                der AWO Oldenburg ihr Beratungsangebot.
                                                                                Seit diesem Zeitpunkt bietet sie als Schwanger-
                                                                                schafts- und Schwangerschaftskonfliktbera-
Meline Götz, Wolfgang Wulf, stellv. Präsidiumsvorsitzender, Birte-              tungsstelle Beratung und Unterstützung für
Christine Jansen, Einrichtungsleiterin und Referentin Fachbereich               Betroffene an.
Pflege, Katharina Garves, Verbandsreferentin und Beauftragte für
Gleichstellung und Vielfalt
                                                                                Bei der allgemeinen Schwangerschaftsbera-
              Liebe und Sexualität in der Pflege                                tung geht es oftmals darum, sich vorerst ein-
                                                                                mal zu sortieren und die vielen persönlichen
        Für viele pflegebedürftige Menschen machen                              Fragen zu klären. In dieser Umbruchphase
        Liebe und Sexualität einen wichtigen Teil ihres                         von Schwangerschaft und Geburt bieten die
        Lebens aus. Gleichwohl ist dieser Bereich häu-                          Berater*innen den Hilfesuchenden Unterstüt-
        fig noch mit Tabus besetzt. Die AWO Weser-Ems                           zung und bei Bedarf auch eine langfristigere
        widmete sich deshalb mit dem Fachtag „Liebe                             Begleitung an. Neben psychosozialen Themen
        und Sexualität in der Pflege“ Ende Oktober die-                         beantwortet die AWO ebenso Fragen rund um
        sem Thema.                                                              finanzielle und weitere familienfördernde Leis-                                           Neue Großküche
                                                                                tungen. Auch die Vermittlung zu anderen Hilfs-
        Mehr als 40 Teilnehmer*innen aus unterschied-                           und Unterstützungsmöglichkeiten ebenso wie        Nach nur 14-monatiger Bauzeit wurde im              investieren wir in die Region." Hiermit sei nicht
        lichen Tätigkeitsfeldern waren der Einladung                            die Begleitung nach der Geburt gehört zu ihren    Schortenser Stadtteil Roffhausen, Landkreis         nur das Investitionsvolumen von 5,4 Millionen
        gefolgt. Die Sexualpädagogin Meline Götz                                Aufgaben.                                         Friesland, eine neue Großküche der AWO              Euro gemeint. „Die Verbesserung der Prozess-
        führte aus, welche Bedeutung Liebe und Sexu-                                                                              Weser-Ems eröffnet. Sie ersetzt die vormalige       und Arbeitsabläufe, die hohen energetischen
        alität im Alter haben und wie beispielsweise                            Seit zwei Jahren bietet die Beratungsstelle       Produktionsküche auf dem benachbarten TCN-          Standards und das ausgereifte ‚Cook-and-
        Bewohner*innen in Pflegezentren durch eine                              auch eine psychosoziale Kinderwunschbera-         Gelände.                                            ChillVerfahrenʻ machen Roffhausen zu einem
        offene Kommunikation unterstützt und Mitar-                             tung an. Da ein unerfüllter Kinderwunsch oft-                                                         führenden Standort, was moderne Nahrungs-
        beiter*innen besser vor sexualisierten Über-                            mals sehr belastend ist, kann eine Beratung       Seit vielen Jahren war die AWO-Küche auf dem        mittelversorgung betrifft", so Knippert weiter.
        griffen geschützt werden können. Dabei zeigte                           äußerst hilfreich sein und eine durchaus ent-     TCN-Gelände eine gefragte Institution – bei den     Ein Erhalt der Arbeitsplätze sei selbstverständ-
        sie auf, welch wichtige Rolle der professionelle                        lastende Wirkung haben. In diesem Jubiläums-      Großkunden wie auch bei denjenigen, die den         lich.
        Umgang mit der Thematik im Team als auch im                             jahr wenden sich die Berater*innen verstärkt      Mittagstisch der Küche vor Ort nutzten. Mit         Bis zu 22 verschiedene Sonderkostformen kön-
        Kontakt mit den Angehörigen spielt.                                     einem Arbeitsbereich zu, der leider auch zum      dem Neubau verfolgt die AWO nun eine Dop-           nen laut AWO hergestellt werden. Dies umfasst
                                                                                Thema Schwangerschaft und Geburt gehört:          pelstrategie. Einerseits kann durch den Einbau      etwa Fingerfood für Menschen, die schwer an
        In unterschiedlichen Workshops, unter anderem                           dem Verlust eines Babys. Seit vielen Jahren       modernster Verfahren eine Qualitätssteigerung       Demenz erkrankt sind und kein Besteck mehr
        zu „Liebe, Sexualität und Demenz“ und „Regen-                           gilt die Beratungsstelle hier als Anlaufstelle    und Diversifizierung der Angebotspallette reali-    nutzen können, bis hin zur kaliumarmen Kost.
        bogenpflege“ für LSBTIQ*-Personen, wurden die                           zur Begleitung dieser sehr traurigen Phase im     siert werden. Andererseits wird es nun möglich
        Inhalte weiter vertieft. Für alle Teilnehmer*innen                      Leben der Eltern.                                 sein, bis zu 5.000 Mahlzeiten (vormals 2.500) pro   Die bisherige Großküche versorgte regionale
        ergaben sich daraus neue Anstöße, um zukünftig                                                                            Tag herzustellen.                                   und überregionale Kunden, hauptsächlich aus
        einen klaren, innovativen und offenen Umgang                            Übrigens besteht ein gesetzlicher Anspruch                                                            dem sozialen Bereich. Den Kundenkreis wolle
        mit Liebe und Sexualität in der Pflege voranzu-                         auf Beratung rund um das Thema Schwan-            Der stellvertretende AWO-Präsidiumsvorsit-          man mit dem modernen Neubau nun stärker
        bringen. Gefördert wurde der Fachtag durch Mit-                         gerschaft. Interessierte können die Bera-         zende Lothar Knippert: „Mit diesem Projekt          ausbauen.
        tel der Glücksspirale.                                                  tungsangebote kostenfrei nutzen.

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Fotos: Anneke Dunkhase
                                      H I NT E R G R U N D / VO R O RT

                                                                                                         über dem Neubau. Am Eröffnungstag         die Teil eines modernen Wärmedämm-
                                                                                                         durften alle die neuen Räume kennen-      systems sind.
                                                                                                         lernen. Ganz in Ruhe. Ohne Umzugs-
                                                                                                         chaos im Nacken. Das hat super funk-      Alle Räume wirken hell und freund-
                                                                                                         tioniert: Im Handumdrehen waren die       lich. Die Gemütlichkeit zieht mit Mus-
                                                                                                         Bedenken verschwunden!“, freut sich       ter- und Fototapeten, Wendebettwä-

                Modern leben                                                                             Patricia Krause.

                                                                                                         Nächstes Jahr folgt dann der Anbau mit
                                                                                                                                                   sche und bunten Tagesdecken ins
                                                                                                                                                   Haus. Der Eingangsbereich empfängt
                                                                                                                                                   mit einer Fototapete, die die echte Alt-   Patricia Krause

                auf ostfriesisch                                                                         zusätzlichen Einzel- und Doppelzim-
                                                                                                         mern. Dann bietet die AWO am Burg-
                                                                                                         graben 112 Betten für junge und ältere
                                                                                                         Pflegebedürftige. Das große Ziel des
                                                                                                                                                   stadt zeigt. Etwa 90 Prozent der Bewoh-
                                                                                                                                                   ner*innen stammen nämlich aus Leer.
                                                                                                                                                   Der hohe Wiedererkennungswert
                                                                                                                                                   der Motive sorgt für echtes Zuhause-
               Im neuen Gebäude der AWO am Burggraben in Leer wohnt es                                   Projekts: eine Quartierslösung! Direkt    Gefühl!
                             sich jetzt noch komfortabler.                                               gegenüber von Neubau und Anbau ent-
                                                                                                         steht ein Kindergarten. Das bringt Alt    Wohlfühlatmosphäre statt Kranken-
              ie gepackten Koffer standen schon         möchten, dass unsere Pflegeeinrichtung ein       und Jung näher zusammen. Auf diese        haus-Charakter. In der AWO Wohnan-

     D        neben der Tür, und am 17.10. ging
              es dann endlich los. Die 85 Bewoh-
     ner*innen der AWO am Burggraben zogen
                                                        Wohlfühlort ist. Für die meisten Menschen
                                                        bedeutet das heutzutage: Sie wünschen sich
                                                        ein Einzelzimmer mit eigenem Bad“, berich-
                                                                                                         Nähe zu Kindern freuen sich nicht
                                                                                                         nur die Bewohner*innen, die wenig
                                                                                                         Besuch bekommen.
                                                                                                                                                   lage am Burggraben stehen individu-
                                                                                                                                                   elle Vorlieben im Vordergrund. Davon
                                                                                                                                                   profitieren sowohl die Bewohner*in-
                                                                                                                                                                                              DAS BIETET DER NEUBAU:
                                                                                                                                                                                              • 96 Einzelzimmer mit Bad
     in den Neubau um. Zum Glück war der Weg            tet Einrichtungsleiterin Patricia Krause. Um                                               nen als auch die Mitarbeiter*innen:        • WLAN und Netflix für alle
     kurz, denn der schicke Bau steht auf dem-          das den Bewohner*innen zu ermöglichen,           DURCHDACHTE DETAILS ERHÖ-                 Letztere haben im Dachgeschoss –             Bewohner*innen
     selben Gelände. Das macht so einen aufre-          musste neuer Raum her: Das hat etwas länger      HEN DAS ZUHAUSE-GEFÜHL                    neben ihrem Personalraum mit Küche         • Küchen in jedem
     genden Tag gleich ein bisschen weniger auf-        gedauert, als die Mitarbeiter*innen gehofft      Sowohl Außen- als auch Innenbereich       – einen eigenen Ruheraum. Von den            Wohnbereich
     regend.                                            hatten. Offizieller Baustart war im Januar       sind in regionalem Flair gehalten. Mit    ergonomischen Liegen aus können            • MOWA-Living
                                                        2020. Die Lockdowns und Materialengpässe         liebevollem Blick für die Details: Die    sie die Schiffe auf der Ems beobach-         (Einrichtungskonzept für
     MODERNE ANFORDERUNGEN AN                           haben viel Zeit gekostet. Aber am 26.08. war     Fassade spiegelt die typischen Altbau-    ten oder ein paar Minuten die Augen          Menschen mit Demenz)
     WOHNRAUM ERFÜLLEN                                  endlich die offizielle Eröffnung. „Ältere Men-   ten der Innenstadt von Leer wieder.       schließen. Da bekommen wir direkt          • Pflegebad mit begehbarer
     Das alte Gebäude der Pflegeeinrichtung war         schen mögen Routinen. Deswegen hatten            Der rote Klinker ist übrigens kein ech-   Lust, mal wieder in Leer vorbeizu-           Badewanne
     schon etwas in die Jahre gekommen: „Wir            manche Bewohner*innen Bedenken gegen-            ter Klinker. Es handelt sich um Matten,   schauen!

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GES ELLS C HA FT / LEBEN UN D A R BEI TEN

                                                                                          Jetzt geht es
                                                                                          um mich!
                                                                                          Selbstbestimmt das eigene Leben gestalten und aktiv teilnehmen, das hat das Bundesteilhabegesetz,
                                                                                          kurz BTHG, 2016 für Menschen mit Behinderung auf den Weg gebracht. Für die AWO Trialog sind immer
                                                                                          noch einige Hürden zu überwinden, um Teilhabemöglichkeiten zu schaffen. Das Projekt
                                                                                          „Teilhabe gestalten“ wird in den nächsten fünf Jahren den „letzten“ Schliff geben, um Angebote
                                                                                          zu schaffen, die Teilhabe und Selbstbestimmung fördern. Wie wird das im Alltag gelebt?
                                                                                          Wir sprachen mit einer Klientin und Mitarbeiterinnen der AWO Weser-Ems …

                                                                                          S
                                                                                                  eit diesem Jahr gönne ich      Verfügung übrig. Eine große Ver-            EINE SACHE DES
                                                                                                  mir schöne, kleine Rei-        antwortung, an der die Klientin             AUSPROBIERENS ...
                                                                                                  sen und Restaurantbesu-        gewachsen ist.                              Ähnlich positiv findet sie, ihr Zim-
                                                                                          che. Ich liebe es, lecker essen zu                                                 mer selbst zu gestalten. Bisher
                                                                                          gehen“, schwärmt Doris Wansing                                                     wohnten alle in komplett möb-
                                                                                          und lacht. Die 55-Jährige aus der      „Ich finde es super,                         lierten Räumen mit Gardinen.
                                                                                          AWO Wohnanlage Sutthausen in           dass ich jetzt selbst                       „Für Menschen, die vorher auf der
                                                                                          Osnabrück bestimmt selbst, wofür       entscheiden darf,                           Straße wohnten, vielleicht ein Vor-
                                                                                          sie ihr Geld ausgibt. Während frü-     wofür ich mein Geld                         teil, aber nicht für mich“, erklärt
                                                                                          her die verschiedenen Bedarfe          ausgebe.“                                   Doris Wansing. In der WG-Küche
                                                                                          des Lebens durch eine Komplex-                                                     hat zudem jede*r sein eigenes,
                                                                                          leistung abgegolten wurden und         „Ich finde es super, dass ich jetzt         abschließbares Kühlfach und ein
                                                                                          der Klientin nur ein fester kleiner    selbst entscheiden darf, wofür ich          Namensschild mit Klingel neben
                                                                                          Betrag zur freien Verfügung blieb,     mein Geld ausgebe“, freut sich Doris        der Tür. „So hat jeder eine gewisse
                                                                                          erhält Doris Wansing nun durch die     Wansing. Aber das kann oder mag             persönliche Privatsphäre“, findet
                                                                                          Änderungen mit dem BTHG ihre           natürlich nicht jede*r. Nachdem             Doris Wansing. Die Gardinen wur-
                                                                                          Eigenverantwortung und damit die       2020 alle das Geld aufs eigene Bank-        den teilweise selbst genäht, und in
                                                                                          Selbstbestimmung zurück.               konto bekamen, herrschten zunächst          der Werkstatt malten einige schöne
                                                                                                                                 Unsicherheit, Ängste und Sorgen vor:        Bilder für ihr Zimmer.
                                                                                          Sie erhält ihre Leistungen nun auf     Kann ich meine nächste Miete bezah-
                                                                                          das eigene Konto und ist selbst ver-   len? „Die Resonanz auf die neuen            Auch beim Essen geht es jetzt indi-
                Fotos: Lisa-Marie Eden / Superidee

                                                     Fotos: Lisa-Marie Eden / Superidee

                                                                                          antwortlich ihre anfallende Rech-      Freiräume zur Mitbestimmung war             vidueller zu. Während sich früher
Doris Wansing                                                                             nungen zu bezahlen. Dadurch            gemischt, aber ein Großteil ist froh        alle zu drei Mahlzeiten im großen
                                                                                          bleibt ihr mehr Geld zur freien        und dankbar“, sagt Doris Wansing.           Speisesaal einfanden, gibt es jetzt

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GESE LLSC H A F T / L E BE N U ND AR BE I T E N

                                                                                                  Das Lernen durch kleine Erfolge
                                                                                                  im Alltag lässt das Selbstbewusst-
                                                                                                  sein der Klient*innen wachsen. Bei
                                                                                                  einigen klappt die Medikamenten-
                                                                                                  einnahme bereits super. Natürlich
                                                                                                  nimmt die Ermittlung der indivi-
                                                                                                  duellen Bedarfe, Bedürfnisse und
                                                                                                  Fähigkeiten der Klient*innen erst
                                                                                                  einmal Zeit in Anspruch. Aber es
                                                                                                  lohnt sich doppelt: Moderne Teil-      Alina Lüttmann                           Svenja Gravel                          Anna Dierks

                                                                                                  habe stärkt jede*n Einzelne*n
                                                                                                  und führt in die Selbstständigkeit     Tagesstrukturen und Freizeitgestal-      neue Dimension. Im Seminar „Per-       „Vor allem geht es darum, mutig
                                                                                                  zurück. Und es entlastet die Mitar-    tung gemeinsam unter die Lupe:           sonenzentrierung – Hier geht es um     das eigene Leben zu gestalten“, so
                                                                                                  beiter*innen später auch zeitlich.     Was möchten und was benötigen            mich!“ wurden sie und andere Kli-      Anna Dierks. Dabei zählen schon
                                                                                                  „Das Fürsorgesystem herauszube-        unsere Klient*innen wirklich? Was        ent*innen ermutigt, eigene Wün-        ganz kleine Schritte, etwa sich zu
                                                                                                  kommen, geht natürlich nicht von       können und wollen wir ändern?            sche und Ideen zu äußern. „Unsere      trauen, mehr rauszugehen oder
                                                                                                  heute auf morgen. Das ist ein langer   „Alle sollten sich wiederfinden,         Meinung ist wichtig und wir wer-       sogar im Sportverein aktiv zu wer-
                                                                                                  Prozess“, weiß Svenja Gravel.          das war uns ganz wichtig“, benennt       den ernst genommen“, freut sich        den. „Ein klares positives Ergebnis
                                                                                                                                         Svenja Gravel das Ziel.                  Doris Wansing.                         hat das Projekt auf jeden Fall jetzt
die Wahl zwischen „Vollpension“,                Storck – Schlichthorst. Selbstbe-                 HAUSORDNUNG AUF DEN KOPF                                                                                               schon: Alle Beteiligten entwickel-
einer mittäglichen Teilverpflegung              stimmung bedeutet immer auch,                     GESTELLT                               Das Projektteam der Wohnanlage                                                  ten eine ganz neue Einstellung. Das
und der Möglichkeit, sich eine                  Verantwortung zu übernehmen                       Wie begann der „Prozess der Mit-       Sutthausen überprüfte die Möglich-
                                                                                                                                                                                  „Vor allem geht es                     Thema Selbstbestimmung ist nun
Mahlzeit zuzubereiten – bei Bedarf              bzw. abzugeben. Und das ist ins-                  sprache“ überhaupt? Um das 2016        keiten der Mitbestimmung auch            darum, mutig das                       in den Fokus gerückt“, fasst Anna
mit Unterstützung.                              besondere bei komplexen Themen                    beschlossene Bundesteilhabegesetz      anhand der alten Hausordnung.            eigene Leben zu                        Dierks zusammen.
                                                wie etwa der Medikamentengabe                     zur Stärkung der Selbstbestimmung      „Das war gar nicht so leicht. Wir        gestalten.“
SELBSTBESTIMMUNG WILL                           nicht leicht. Alle waren zunächst                 von Menschen mit Behinderungen         sind ja alle klassische Heimstruk-                                              Haben Sie Fragen und Anregungen
GELERNT SEIN                                    sehr skeptisch: Mitarbeiter*innen,                stufenweise umzusetzen und mit         turen gewohnt. Jetzt gilt es, darüber    NEU DENKEN UND HANDELN:                zum Projekt „Teilhabe gestalten“,
„ ‚Ich kann das nicht alleinʻ und ‚Wie          Angehörige und Klient*innen.                      Leben zu füllen, initiierte die AWO    hinaus zu denken“, berichtet Alina       ERSTE ERFOLGE                          wenden Sie sich gern an die
soll das gehen?ʻ – hörten wir am                „Wir ermutigen, klären auf und                    Weser-Ems verschiedene Projekte.       Lüttmann, gemeinsam mit Hannah           „Es funktioniert!“, berichtet auch     Projektleitung Tatjana Borejko,
Anfang viel“, erzählt Svenja Gravel,            führen die Zweifelnden und auch                   Im Oktober 2021 startete dann das      Mogdans, Einrichtungsleiterin der        Anna Dierks, die bei der AWO Tria-     Telefon: 0441 4901430,
Sozialdienst und Teilprojektleitung             uns selbst Schritt für Schritt an die             Projekt „Teilhabe gestalten“ über-     besonderen Wohnform.                     log das Projekt „Teilhabe gestalten“   E-Mail: Tatjana.Borejko@awo-ol.de
für das Projekt „Teilhabe gestalten“            neue Aufgabe heran – natürlich in                 greifend für die vier besonde-                                                  koordiniert. Strukturen, Prozesse      oder die Projektkoordinatorin Anna
in der AWO Wohnanlage Günther                   Absprache mit den Ärzten.“                        ren Wohnformen und die Psycho-         Auch Doris Wansing wurde Anfang          und Regeln werden neu über-            Dierks, Telefon: 0441 4801318,
                                                                                                  soziale Assistenz in Oldenburg,        2022 gefragt, ob sie am Projekt „Teil-   dacht. Gemeinsam schauen Mitar-        E-Mail: Anna.Dierks@awo-ol.de.
                                                                                                  Osnabrück, Delmenhorst und Land-       habe gestalten“ mitwirken möchte.        beiter*innen und Klient*innen jetzt
                                                                                                  kreis Ammerland.                       Sie hat sofort zugestimmt. „Ich helfe    mehr über den Tellerrand. Dabei          Mehr Informationen zur
                                                                                                                                         gern. Wir bekamen viele Informa-         ganz wichtig: Nicht alles muss           Umsetzungsbegleitung des
                                                                                                  An den verschiedenen Standor-          tionen, wie stufenweise vorgegan-        grundsätzlich geändert werden.           Bundesteilhabegesetzes unter
                                                                                                                                                                                                                           www.umsetzungsbegleitung-bthg.de
                                                                                                  ten wurden inklusive Projektteams      gen wird. Alles war gut vorberei-        Individuelle Kompromisse sind
                                                                                                                                                                                                                           und zu unseren besonderen
                                                                                                  gebildet. Bei den regelmäßigen Tref-   tet“, erinnert sie sich. Sie darf auch   wichtig, denn nicht jede*r braucht
                                                                                                                                                                                                                           Wohnformen unter
                                                                                                  fen nehmen Mitarbeiter*innen und       an Fortbildungen teilnehmen und          das Gleiche. Entscheidend sind die
                                                                                                                                                                                                                           www.awo-ol.de/Psychische-Erkrankungen/
                                                                                                  Klient*innen in den besonderen         gemeinsam mit Mitarbeiter*innen          individuellen Bedarfe und Fähigkei-      Besondere-Wohnformen.
                                                                                                  Wohnformen der AWO Weser-Ems           das Thema weiter erarbeiten – eine       ten der Klient*innen.
Hannah Mogdans (zweite v. r.) mit einem der Projektteams im Gespräch.

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