Jetzt geht es um mich! - AWO Weser-Ems
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Nr. 3 Das Magazin der AWO Weser-Ems 2022 Jetzt geht es um mich! Modern Selbstbestimmt und aktiv leben auf das eigene Leben gestalten ostfriesisch Im neuen Gebäude der AWO in Leer wohnt es sich jetzt Alle dürfen noch komfortabler. sein, wie sie sind. Ein Tag in der Pflege im Marianne-Sternberg-Haus
VO RWO RT Liebe Leser*innen, das Jahr neigt sich dem Ende zu und der Advent beginnt. Eine Zeit, die häufig genutzt wird, um innezuhalten und zurückzublicken. Für viele stellte 2022 eine Zäsur dar: Was für Jahrzehnte unvorstellbar schien, ein Angriffskrieg in Europa, ist bittere Realität geworden. Der Krieg Russlands in der Ukraine hat für Millionen Menschen großes Leid gebracht und sie zur Flucht gezwungen. Die drastischen Auswirkungen spüren auch wir: steigende Preise, Herausforderungen in der Energieversorgung, Ängste der Bevölkerung, die von Teilen der Gesellschaft gezielt genutzt werden, um weiter zu verunsichern und zu spalten. Auch die Pandemie ist nicht vorbei. Obwohl die Impfung vor schwerwiegen- den Verläufen schützt, bleibt das Pflege- und Gesundheitssystem weiterhin stark belastet. Auch die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir in unserer Region. Vielen ist der Hitzesommer noch in Erinnerung. Die zahlreichen Krisen regen Besorgnis. Umso wichtiger ist es, als Gesell- schaft zusammenzuhalten und denjenigen zu helfen, die in Not sind oder unsere Unterstützung benötigen. Wir werden uns als AWO weiterhin auf politischer Ebene mit einer starken Stimme dafür einsetzen. Im Haupt- und Ehrenamt zeigen wir tagtäglich, dass sich die Menschen auf unsere Hilfe verlassen können und wir in herausfordernden Zeiten füreinander einstehen. Wie das gelingt, sehen wir in dieser Marie: Wir berichten über einen Tag in der Pflege und darüber, wie Selbstbestimmung in den besonderen Wohnformen gelebt wird. Auch in unserer Gemeinschaft ist einiges passiert: Es gab viele Jubiläen, Feste und Aktivitäten. der b 01. Dezember in - Uns bleibt zum Ende des Jahres der aufrichtige Dank an alle A ie : der Mar Marie-App alender Mitarbeiter*innen und ehrenamtlichen Helfer*innen der AWO Weser- Adventsk Ems für ihr außerordentliches Engagement zum Wohle der anvertrauten Menschen. Sie haben gerade in diesem schwierigen Jahr dazu beigetragen, dass es vielen Menschen besser geht. Uns ist bewusst, dass diese Arbeit viel Kraft unter schweren Rahmenbedingungen kostet. Wir wissen dieses zu schätzen: Herzlichen Dank dafür! Wir wünschen nun allen einen schönen und hoffentlich sorgenfreien Jahresausklang, den Sie im Kreise Ihrer Lieben genießen können! Dr. Harald Groth Thomas Elsner Präsidiumsvorsitzender Vorstandsvorsitzender AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V. Foto: Anna / Adobe Stock
06 18 35 Inhalt 24 43 28 08 22 30 40 Gemeinschaft Gesellschaft Hintergrund Leben Unterhaltung 08 | AWO Gemeinschaft 30 |Jetzt geht es um mich! 28 | Modern leben auf 18 | Alle dürfen sein, wie sie 06 | Miteinander leben Selbstbestimmt und aktiv ostfriesisch sind. Ideen und Tipps für ein Marie 24 | Gut zu wissen das eigene Leben gestalten Im neuen Gebäude der AWO in Ein Tag in der Pflege achtsameres Leben als 40 | AWO Gemeinschaft Leer wohnt es sich jetzt noch 36 | Standpunkt Politik 22 | Ach wie schön, dich heute 38 | Rätselseite mit Gewinnspiel App Hilfsfonds und Landtagswahl komfortabler. zu sehen! 44 | Kinderseite www.awo-ol.de 34 | Was ist eigentlich ... Berufsbild Pflegefachkraft Spaß & Rätsel ... Teilhabe? 35 | AWO & ICH awo.oldenburg 43 | AWO Biografien Matavee Sawangjais Engagement AWO Bezirksverband Berti Kapels bei der AWO Weser-Ems e. V. weseremsawo 4 5
U N TER H A LT U N G / MI T E I NAND E R L E BE N Achtsam leben Wer achtsam mit sich selbst und Miteinander anderen ist, geht positiver durch leben Quelle: Deutschlandfunk Nova das Leben. Wir möchten mit unter- Foto: Matteo Vistocco / unsplash schiedlichen Tipps Ideen geben, optimistisch zu bleiben. Wer Achtsam mit sich und der Umwelt Wann habe ich das letzte zum Beispiel noch auf der Suche Mal tief eingeatmet? nach Weihnachtsgeschenken ist, Wofür bin ich dankbar? kann sich überlegen, ob es nicht Worauf bin ich stolz? Podcastempfehlung: etwas gibt, das schön und sinnvoll Achtsam – Dlf Nova zugleich ist. Bewusst konsumieren Reinhorchen So kommen wir achtsamer und und bewusst schenken; da freuen Kleine ritualisierte Fragen oder Aufgaben an uns selbst können stressfreier durchs Leben: sich nicht nur die Beschenkten. „ maßgeblich zu unserer eigenen mentalen Gesundheit beitra- Psychologin Main Huong Nguyen gen. Nur ein paar Minuten für sich selbst reichen da oft schon. und Diane Hielscher sprechen über konkrete Tipps für einen bewuss- teren Alltag. Journalistisch und Quelle: Paarzeit GmbH • Was kannst du richtig gut? • Worüber hast du dich wissenschaftlich fundiert – • Trinke einen Tee und schaue zuletzt kaputtgelacht? inklusive Achtsamkeitsübung am dabei nicht aufs Handy. • Mache ein Foto eines Ende jeder Folge. • Zu welcher Musik tanzt du Moments, der dich gerade Immer donnerstags neu auf den am liebsten? Mache sie glücklich macht. gängigen Plattformen, wo es Foto: blende11.photo/ Adobe Stock Generationen-Gespräche und Kekse für alle! an und tanze dazu. • Mache einen Spaziergang. Podcasts gibt. Miteinander sprechen im Hier und Jetzt, mit Leichtigkeit an früher erinnern und Neues übereinander erfahren. 50 span- nende Themen und originelle Interaktionsfragen bieten die „Gesprächskekse“. Sie sind für Menschen aus unterschiedli- chen Generationen gemacht, die ein kleines oder größeres Buchtipp: Der achtsame Tiger Stück ihres Lebenswegs miteinander gegangen sind. Per- Bye bye Ballast Wer schleicht da nachts durch den Dschungel? fekt für eine richtig gute Zeit mit spannenden Geschichten Manchmal macht es unseren Weg Von Gerüchten, inneren Werten und wilden Tieren handelt die Geschichte und neuen Impulsen. mühseliger, je mehr wir mit uns her- „Der achtsame Tiger“ zum Vorlesen für kleine Tigerfans ab 3 Jahren. Das umschleppen. Da kann es richtig Bilderbuch von Przemyslaw Wechterowicz (Autor) und Emilia Dziubak Klimaneutral und plastikfrei in Deutschland befreiend sein, sich von dem zu tren- (Illustratorin) räumt mit Vorurteilen auf und zeigt, dass Schubladendenken Quelle: Mentor Verlag Berlin produziert. Erhältlich nen, was nicht mehr gebraucht wird. uns selber einschränkt. In der aktuellen Neuauflage finden sich ein über diesen QR-Code: Keller ausmisten, Klamotten aussor- Poster fürs Kinderzimmer, ein Malbuch-PDF zum Ausdrucken und der Link tieren oder die bewusste Trennung zum Musical und Hörspiel. von belastenden Gewohnheiten. Es ISBN 978-3-948230-11-1 erschienen im Mentor Verlag gilt: Was dich nicht glücklich macht, Jetzt das Kreuzworträtsel auf S. 38 lösen und kann weg – und vielleicht sogar noch „Gesprächskekse“ gewinnen. jemand anderem Freude bereiten. 6 7
A WO G E M E I N S C H A F T Erholung pur durch Natur GemeinschaftAWO AWO Wohnpark Wardenburg Freude herrschte bei den Bewohner*innen im Wohnpark Wardenburg. Die Glücksspirale hat den Antrag auf „Erholung pur durch Natur“ bewilligt und über 2.000 EUR zur Verfügung gestellt, damit der Innenhof der Einrichtung im Oldenburger Land in eine grüne Oase verwandelt werden konnte. Nun können die Bewohner*innen selbst anpflan- zen, pflegen und ernten. Damit werden auch alte Erinnerungen und die Sinne geweckt. Die gemütli- chen Möbel und Polster regen zum Entspannen an und bieten einen schattigen Platz für die Bewoh- ner*innen und ihre Besucher*innen. Auch nette Grillabende finden hier statt. Die AWO Weser-Ems lebt Gemeinschaft. In unseren Kreisverbänden, Ortsvereinen und in den einzelnen Einrichtungen steht das Miteinander im Fokus. Gemeinsam entwickeln wir neue Konzepte, pflegen schöne Traditionen und kommen zusammen – offen für alle, die dabei sein möchten. Sommerfest im Rosarium Ortsverein der AWO Wilhelmshaven Was kann es Schöneres geben als Sonne, Blumen, gute Stimmung und eine zünftige Grillpartie? Boule im Rollstuhl Zum diesjährigen Sommerfest hatte der Ortsver- AWO Pflegeeinrichtung Emden ein der AWO Wilhelmshaven ins Rosarium einge- laden. Die Ungeduld war spürbar; endlich wieder In der Wohn- und Pflegeeinrichtung der AWO im Kreis der AWO Freund*innen ein Fest in freier in Emden können seit einiger Zeit auch die Natur, umgeben von bunten Blumen, dominierend Bewohner*innen im Rollstuhl Boule spielen. von Rosen, dem Grillmeister über die Schulter zu Die Förderschule Emden hat eigens für das schauen. So war es kaum verwunderlich, dass der Gezeitenhaus im Emder Stadtteil Barenburg Platz um das Festgebäude des Rosariums kaum eine Handrampe gebaut. Wir bedanken uns ausreichte, als der Vorsitzende des Ortsvereins, Nor- herzlich für diese schöne Spende. bert Legrand, die Gäste begrüßte. Eine fachkundige Führung durch das in voller Blü- Die Bewohnerin Frau Peters tenpracht stehende Rosarium rundete den Nach- beim Spiel mit dem Betreuer mittag ab. Herrn Weeken 8 9
A WO GEMEINS C HA FT Bernd Piper, Janita Budde-Frerichs, Hannelore Schneider, Georg Ralle, Gertrud Bias, Elfriede Ralle, Dieter Wacker Aktiv in Varel AWO Ortsverein Varel Der AWO Ortsverein Varel hat im Mai seine Jahres- Guter Schulstart hauptversammlung mit Ehrungen und Neuwahlen Spendenaktion der AWO Weser-Ems und LzO durchgeführt. Ehren konnte die Vorsitzende Han- nelore Schneider für 50 Jahre Mitgliedschaft Ger- Zum wiederholten Mal haben sich die Landes- hard Stroyer, für 40 Jahre Mitgliedschaft Annegret sparkasse zu Oldenburg (LzO) und die AWO Cordes und Focke Meyer. Sie erhielten eine Ehren- Weser-Ems zusammengetan, um Kindern urkunde mit Anstecknadel und einen Präsentkorb. Lernboxen und Schulmaterialien zu spenden. Weitere elf Mitglieder erhielten eine Urkunde und Bereits vor zwei Jahren starteten sie das Pro- einen Blumenstrauß. jekt an verschiedenen Grundschulen, um ein Zeichen für Chancengleichheit zu setzen. Als In Varel trifft sich mittwochs am Nachmittag ganz- im Frühjahr die ersten geflüchteten Menschen jährig ein Spielkreis. Nach Kaffee und Kuchen Treffen der Bezirksdelegierten aus der Ukraine in der Region eintrafen, war werden Gesellschaftsspiele gespielt. Leider konnte Austausch, Ehrung und Mittagessen in Wildeshausen den beiden Partnern klar, dass sie diese Aktion in den letzten zwei Jahren dieses Angebot nur erneut durchführen wollen. selten durchgeführt werden. Auch Fahrten wie z. B. Endlich wieder zusammen sein, sich aus- Im Anschluss widmeten sich die Teilneh- die Spargelfahrt und die sommerliche 5-Tagesfahrt tauschen und über die aktuellen verbands-, mer*innen einer politischen Rede von Hanna „Wir freuen uns, die Schüler*innen aus der mussten wegen Corona ausfallen. Im Oktober 2021 sozial- und gesellschaftspolitischen Ereig- Naber, Generalsekretärin der SPD-Nieder- Ukraine beim Ankommen in unserer Region war eine Fahrt ins Dörpsmuseum in der Nähe von nisse sprechen – das war für die Delegierten sachsen, die im Zuge der bevorstehenden unterstützen zu können. Der Schulalltag spielt Aurich möglich. Die Fahrt war ausgebucht und die der Bezirkskonferenz aufgrund der Corona- Landtagswahl über die aktuellen Herausfor- dabei eine wichtige Rolle“, erklärt Markus Neu- Stimmung prima. Leider musste die Weihnachts- pandemie im Jahr 2020 nicht möglich. Zur derungen für eine zukünftige niedersächsi- mann, Regionaldirektor Ammerland-Friesland feier dann wieder ausfallen, und es gab stattdes- Freude aller konnte dies nun Ende Septem- sche Landesregierung sprach. der LzO, bei der gemeinsamen Spendenüber- sen, wie bereits 2020, vom Vorstand für alle Mitglie- ber in Wildeshausen bei einem gemeinsa- Ein besonderer Augenblick war für alle die gabe mit der AWO. In den Boxen befindet sich der ein weihnachtliches, persönlich überreichtes men Treffen nachgeholt werden. Ehrung von Berti Kapels mit der Elisabeth- die notwendige Ausstattung, wie Schreibuten- Präsent. Frerichs-Medaille für ihr langjähriges Enga- silien, Tuschkästen oder Schultaschen. Nach einer Begrüßung durch den stell- gement in der Region Cloppenburg. Sicht- Bei den Neuwahlen wurden gewählt: vertretenden Präsidiumsvorsitzenden Dr. lich berührt nahm sie unter starkem Applaus Für Thore Wintermann, Vorstand Verband und • Hannelore Schneider, Vorsitzende Lothar Knippert richteten die Bürgermeiste- der AWO-Freund*innen die Auszeichnung an. Politik der AWO Weser-Ems, ist die gemein- • Bernd Piper, stellv. Vorsitzender rin der Gemeinde Dötlingen Antje Oltmanns Abschließend berichteten der Präsidiums- same Aktion ein wichtiges Zeichen der Solida- • Gertrud Bias, Kassiererin, sowie die stellvertretende Landrätin des vorsitzende Dr. Harald Groth und der Vor- rität: „Wir stehen an der Seite der Menschen, Georg Ralle stellv. Kassierer Landkreis Oldenburg Marion Daniel Gruß- standsvorsitzende Thomas Elsner über die die vor Krieg und Gewalt fliehen müssen. Umso • Elfriede Ralle, Schriftführerin worte an die rund 80 Teilnehmenden. Tho- aktuellen Entwicklungen der AWO Weser- mehr schätzen wir das starke Engagement der • Beisitzer*innen: Janita Budde-Frerichs mas Harms, Vorsitzender des AWO Ortsver- Ems. Bei einem gemeinsamen Mittagessen Zivilgesellschaft, das wir bereits in den Jahren und Dieter Wacker eins Wildeshausen, freute sich ebenfalls, die ließen die Teilnehmer*innen schließlich das 2015/16 erleben konnten.“ • Revisor*innen: Stephanie Lamche Gäste vor Ort willkommen zu heißen. Treffen mit guten Gesprächen ausklingen. und Gerd Christian Wagner 10 11
A WO G E M E I N S C H A F T Glücksrad und frische Marmelade 24-Stunden-Burginsellauf Herbstmarkt in Emlichheim Startschuss für die AWO-Runners Delmenhorst In Emlichheim fand Anfang September endlich wieder der beliebte Nach der pandemiebedingten Pause fand nach zwei Jah- Herbstmarkt statt. Unter den Kolleg*innen herrschte schnell Einig- ren endlich wieder der 24-Stunden-Burginsellauf in Del- keit über die Teilnahme, und bereits im Vorfeld wurden vielerlei Vor- menhorst statt. Das Team der AWO-Runners Delmenhorst bereitungen getroffen, um sich auf dem Markt gut und ansprechend konnte kaum erwarten, wieder gemeinsam an den Start zu präsentieren. gehen zu können. Das Glücksrad für die Kleinen war genauso beliebt wie frisch zuberei- Die AWO-Runners nahmen beim diesjährigen Lauf bereits tete Marmelade und andere Kleinigkeiten für „die Großen“. Der Spaß zum 4. Mal mit ihrer „Stammmannschaft“ teil. Pünktlich stand für alle im Mittelpunkt, jedoch war auch für den Austausch mit am Samstag um 12:00 Uhr fiel der Startschuss. Von da Kindern, Eltern, Großeltern und Interessierten sowie für Beratungsge- an wechselte der Staffelstab 24 Stunden lang nach jeder spräche genug Zeit und Raum. Runde von 1,3 km zur nächsten Person. Insgesamt legte die Mannschaft so eine Distanz von 226,88 km zurück. Tolles Programm und viele Besucher Jahreshauptversammlung Wohnanlage AWO Schlichthorst AWO Brookmerland 40 Jahre Im August 2022 fand in der Samtgemeinde Neuenkirchen zum In der diesjährigen Jahreshauptversammlung erstattete Vorsitzender Otto Mitgliedschaft zweiten Mal die Aktion „Mit Rad binnendör“ statt, bei der jede*r Thiele ausführlich Rechenschaft über die Aktivitäten des Ortsvereins im • Christel Doolmann-Mouson nach Lust und Laune eine ausgewiesene Radtour von ca. 41 km letzten Jahr. Bedingt durch die Pandemie war die Vorstandsarbeit auf das • Lenhard Janssen fahren konnte. Neben vielen Aktionen an 13 Stationen im gesam- Wesentliche beschränkt gewesen, dennoch fanden monatliche Teenachmit- • Manfred Wirringa Teilhabe XXL im Quartier ten Gemeindegebiet gab es in der Wohnanlage der AWO in tage hohen Anklang. Rund 30 Personen lassen sich an so einem Nachmit- • Berend Mennenga Das Modellprojekt wird im Zeitraum Schlichthorst das größte Angebot: tag von Foline Meyer, Jurine Hoffmann, Mathilde Janssen und Anni Thiele von Oktober 2020 bis September 2023 vom AWO Bundesverband e. V. Was zunächst als einzelne Aktion der AWO geplant war, die im bewirten und unterhalten. Der neue Vorstand koordiniert und gemeinsam mit neun Rahmen des Projektes „Teilhabe XXL im Quartier“ einen Floh- Im Ortsverein sind noch zwei weitere Gruppen aktiv: eine Kegelgruppe in • 1. Vorsitzender: Otto Thiele bundesweiten Modellstandorten der markt ausrichten wollte, entwickelte sich in den Wochen vorher Wirdum, geleitet von Foline Meyer und Jurine Hoffmann, sowie eine Fahr- • stellv. Vorsitzende: Foline Meyer AWO umgesetzt – gefördert durch zu einem Event, bei dem viele Vereine aus dem Ort mitwirken radgruppe unter der Leitung von Mathilde Janssen. Gekegelt wird im vierwö- • Kassenwartin: Ute Szczesny Aktion Mensch. An den Standorten wollten. Schließlich gab es den geplanten Flohmarkt, das alljähr- chigen Rhythmus, geradelt wird wöchentlich in den Monaten Mai bis Okto- • Kassenprüfer: Alfred soll modellhaft der Weg hin zu mehr liche Boule-Turnier, Torwandschießen mit Speed-Messung sowie ber. 130 Mitglieder gehörten der AWO Brookmerland zum Jahresende an. Giesselmann, Lenhard Janssen Teilhabe, Partizipation und Inklusion Führungen und Vorträge rund um die Kapelle mit Gruft und das • Beisitzerinnen: Jurine von Menschen mit Behinderungen im „Schloss Schlichthorst“. Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde der Vorstand neu gewählt. Für Hoffmann, Mathilde Janssen Quartier begleitet werden. Sie werden ihre 40-jährige Mitgliedschaft wurden außerdem mehrere Mitglieder geehrt. und Anni Thiele dazu befähigt, ihre Interessen und Für das leibliche Wohl wurde ein Spanferkel gegrillt, außerdem Bedarfe selbstbestimmt in bestehende gab es Kaffee und Kuchen und weitere Leckereien. Neben der AWO Gruppen/Gremien im Quartier haben der Schützenverein, die Kirchengemeinde, der Sportverein, einzubringen. Gleichzeitig werden die Landjugend, der Heimatverein und der Förderverein Freun- vorhandene Netzwerke im Quartier deskreis Schlichthorst mitgewirkt. Die AWO-Station wurde von durch die Zielgruppe selbst für deren sehr vielen Menschen aus der Region besucht. Es war ein rundum Das Foto zeigt den Bedarfe sensibilisiert. schöner Tag und ein tolles Beispiel dafür, wie Teilhabe und ein Jubilar Lenhard Janssen und den Leben in der Gemeinschaft auch im ländlichen Raum funktioniert. Vorstand 12 13
A WO G E M E I N S C H A F T AWO im Trainingslager Erfolgreicher Baustellentag Nordseesportgruppe des AWO Kreisver- AWO Kita Löwenherz in Wissingen bandes Wilhelmshaven/ Friesland e. V. Mitte Juni konnten am Michelshof in Wissingen die Zusammen auf Kurs Dank der Sponsoren neuen Räumlichkeiten der AWO Kita Löwenherz erst- Treffen der Nord-Verbände AWO und Jugendwerk • Förderverein Behindertensport e. V. mals betreten werden: Kinder und Eltern waren zu der Gerd-Möller-Stiftung einem Baustellentag eingeladen. Vom ersten Spaten- Nach der ersten gemeinsamen Konferenz von AWO • August Desenz-Drehorgel-Stiftung stich an konnten Kinder, Eltern und Mitarbeiter*innen und Jugendwerk im norddeutschen Raum im Feb- • Hertatec miterleben, wie von Tag zu Tag die neue Kita entsteht. ruar 2020 fand Anfang Oktober das zweite Treffen von Shoppen beim • Nord-West-Ölleitung Umso spannender war es, die Einrichtung jetzt einmal Vertreter*innen aus Niedersachsen, Bremen, Ham- Klönschnack • Stiftung Oldenburger Generalfonds von innen zu sehen. Seit September 2021 werden direkt burg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Hol- AWO Ortsverein ist es der Trainerin der AWO Nordseesport- neben der Baustelle in einem Kita-Container bereits stein statt. Sutthausen gruppe Doris Tjarks und ihrem Team mög- Kinder in zwei Krippengruppen betreut, die im Septem- lich gewesen, im Juni mit 30 Aktiven und ber 2022 in die neuen Räumlichkeiten umgezogen sind. Für die 30 Teilnehmer*innen stand dabei der Aus- Das Modemobil aus Hagen a. T. W. war im Juni ihren Begleitpersonen aus Wilhelmshaven tausch über Chancen und Herausforderungen im zu Gast beim Klönschnack, einer Veranstal- und Friesland ein Grundlagentraining in der Neben der Möglichkeit zur Besichtigung der neuen Vordergrund. Ziel war es, gemeinsam Ideen zu ent- tung des AWO Ortsvereins Sutthausen. Nach Leichtathletik, im Kegeln und im Boccia in Räume gab es ein buntes Programm. Nach kurzen wickeln, wie unter den einzelnen Gliederungen ein längerer coronabedingter Pause besuchten der Sportschule Lastrup durchzuführen. Die Ansprachen, u. a. des Bissendorfer Bürgermeisters Netzwerk entstehen kann, in dem übergreifend fach- die Eheleute Grodzitzki mit einer umfassen- AWO Nordseesportgruppe ist ein Angebot Guido Halfter und des AWO Vorstandes Martin Fromme, lich oder projektbezogen gearbeitet werden kann. den Kollektion in ihrer rollenden Boutique des AWO Kreisverbandes Wilhelmshaven/ eröffnete die Kita-Leiterin Sabrina Steinkamp den Dabei kamen unterschiedliche Themen wie Mitglied- die Teilnehmer*innen. In den Räumlichkei- Friesland e. V. Familiennachmittag mit Kinderschminken, Bastelan- schaft, Angebote und Strukturen zur Sprache. Alle ten der AWO Trialog in der Forststraße 12 geboten, einer Bobby-Car- Teilnehmenden lobten die Möglichkeit, im Rahmen präsentierten einige Senior*innen bei Kaffee Rennstrecke und einem rie- des Treffens miteinander in den persönlichen Kon- und Kuchen die aktuelle Kollektion. sigen Sandhaufen, der zum takt zu kommen und somit ein besseres Verständnis Besteigen und Buddeln für AWO bzw. Jugendwerk zu entwickeln. Das Modemobil macht Einkaufen vor Ort, in einlud. Absolutes Highlight einer so gemütlichen Atmosphäre, zu einem für Groß und Klein waren bequemen und besonderen Erlebnis. jedoch ein Bagger und ein Radlader. 14 15
A WO G E M E I N S C H A F T AWO Sozialkonferenz Zusammenkommen in Dortmund Im Juni 2022 fand die 11. AWO Sozialkonfe- renz in der Dortmunder Westfalenhalle statt. In regelmäßigen Abständen kommen AWO Mit- arbeitende und AWO Ehrenamtliche zusammen, um sich über wichtige und Endlich wieder unterwegs drängende sozial- und gesellschaftspolitische Fragen unserer Zeit auszu- AWO Kindergärten Wilhelmshaven tauschen. besuchen „Zoo am Meer“ Am ersten Veranstaltungstag begrüßten die Präsidiumsvorsitzenden des Große Freude herrschte bei den Kin- AWO Bundesverbandes Kathrin Sonnenholzner und Michael Groß sowie dern in den AWO Kindergärten in die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Dortmund Barbara Brunsing Wilhelmshaven, als es endlich wie- die rund 200 Teilnehmenden. Nach den Ehrungen und der Vorstellung von der möglich war, einen Ausflug zu Arbeitsmigration in Oldenburg Preisträger*innen stellte Prof. Dr. Lisa Herzog von der University of Gronin- machen! Mehr als 120 Kinder und Projektteilnehmerinnen besuchen Ausstellung gen in ihrem Vortrag „Der Wert der Arbeit in der ökosozialen Transforma- ihre Betreuer*innen machten sich tion“ verschiedene Perspektiven zum aktuellen Verständnis von „Arbeit“. auf nach Bremerhaven, in den „Zoo Ein erster Ausflug „nach Corona“ führte die Ob bei der AEG, Bahlsen oder der Glashütte: Den zweiten Konferenztag eröffnete Erich Fenninger, Geschäftsführer der am Meer“. Projektteilnehmerinnen von KusAK in die In der Stadt arbeiteten damals viele Men- Volkshilfe Österreich, mit seinem Referat „Zusammen für soziale Gerech- Oldenburger Innenstadt. In den Räumlich- schen aus der Türkei, deren Heimat inzwi- tigkeit arbeiten!“ Nach einer Stärkung ging es zu den keiten des KinOLadens/Werkstattfilms gab schen für sie, ihre Kinder und (Ur-)Enkel*in- verschiedenen Gehegen. Die Kinder es zunächst bei Kaffee, Tee und Gebäck nen Oldenburg geworden ist. Es folgten Workshops zu verschiedenen Themen, z. B.: Kindergrundsiche- waren beeindruckt von den oftmals einen Austausch über das Ankommen und rung, Bürgergeld, Familien in der Krise, Entlohnung unverzichtbarer Berufe unbekannten Tieren, die es dort zu Arbeiten in Oldenburg. Jede der zwölf Frauen Die Frauen freuten sich, dass ein Teil ihrer und Erwartungen der AWO an den Sozialstaat. sehen gab. Viel Spaß bereitete auch machte – als sogenannte „Gastarbeiterin“ Geschichte durch die Ausstellung erzählt und der Aufenthalt auf dem Spielplatz des – unterschiedliche Erfahrungen, als sie in gewürdigt wurde. Zum Abschluss der Sozialkonferenz wurde einstimmig die Resolution „Aus- Zoos. Ein Snack aus dem Bistro run- den 1960er und 70ern aus der Türkei nach bau statt Abbau: Gemeinsam für einen starken Sozialstaat“ verabschiedet. dete den Tag ab. Deutschland kamen. Es gab viel zu erzäh- Das AWO Projekt KusAK (Kultursensible In dieser „Dortmunder Resolution“ fordert die AWO für elf sozialpolitische len, und beim anschließenden Besuch der Altenhilfe in Kreyenbrück) ist für Oldenbur- Themen eine Abkehr vom langfristig destruktiven Spardiktat und stattdes- Ausstellung „Arbeitsmigration in Oldenburg“ ger Senior*innen mit Migrationshintergrund sen eine Politik der radikalen Umverteilung. kamen weitere Erinnerungen auf. Diese eine Anlaufstelle und bietet Beratung, Infor- waren nicht nur fröhlich; auch bedrückende mationen und Begegnungen rund um das Weitere Infos zur Resolution gibt es hier: Erlebnisse gab es zu berichten. Thema „Älterwerden in Oldenburg“. Die Teilnehmenden der AWO Weser-Ems mit Kath- rin Sonnenholzner (rechts) und Michael Groß (links). 16 17
LEBEN / EI N TAG I N DER PF LE G E Alle dürfen sein, wie sie sind. Die Pandemie hat der Pflege viel abverlangt. Umso mehr möchten wir über die schönen Seiten berichten, die eine Pflegekraft täglich erlebt. Für viele Menschen ist die Pflege eine Herzensangelegenheit. Wenn der Rahmen stimmt, ist eine Pflegeeinrichtung ein Wohlfühlort für Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen. Wie das aussehen kann, erzählen wir am Beispiel von Birte-Christine Jansen, Einrichtungsleiterin im Marianne-Sternberg-Haus in Jever. D ie Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, da sitzt Ein- richtungsleiterin Birte-Christine Jansen schon im Auto. Sie fährt 17 Kilometer von der Nordsee nach Jever. Wäh- rend sie schaltet und blinkt, geht sie im Kopf ihren Terminkalender durch. Und schmunzelt. Denn sie weiß: Sie kann ihren Tag noch so gut planen, er läuft sowieso ganz anders. So ist das im Marianne- Sternberg-Haus. Ein Ort der Überraschungen! Auf ihrer Morgenrunde gegen 7:30 Uhr geht sie durch die Ein- richtung, sagt dem Küchenteam und den Pfleger*innen Hallo. Auch wichtig: eine kurze Runde durch die Wohnbereiche. Denn: „Hier bemerkt man sehr gut, wie der Tag laufen wird. Sind die Fotos: Anneke Dunkhase Bewohner*innen gut drauf, wird es ein entspannter Tag. Sind die Birte-Christine Jansen Bewohner*innen direkt morgens unruhig und haben viel Bewe- mit Bewohnerin Gertrudis Ahlers gungsdrang, weiß ich schon: Das wird ein stressiger Tag für die Pflegekräfte.“ Das erzählt sie mit munter-flockiger Stimme und 18 19
LEBEN / EI N TAG I N DER PFLEGE Birte-Christine Jansen und ihr wird gemeinsam gekocht, geba- storben. Der schlimmste Moment: Team gehen noch ein paar Schritte cken, gebastelt. Und eine Litera- Als die Bewohnerin bemerkt habe, weiter: Würdevolle Pflege braucht turgruppe hat sich auch gebildet! dass in den letzten Stunden nur Mit- mehr als einen gemütlichen Raum arbeiter*innen bei ihr sein werden. zum Schlafen. GEMEINSAM LACHEN, Keine Angehörigen, keine Bewoh- GEMEINSAM FÜHLEN ner*innen. Die Bewohnerin habe SELBSTBESTIMMUNG HEISST In der Einrichtung der AWO Weser- bitterlich geweint. Zwischen Trä- AUCH: UNORDNUNG ZULASSEN Ems wird gemeinsam gelacht und nen der Einsamkeit hätten sich einem Lächeln im Gesicht, das samen Lachen und Gestalten: „Bei uns wird nicht sediert und gemeinsam geweint. „Wir erleben dann auch ein zwei Freudentränen bis in die Augen blitzt. Denn sehr „Hier arbeiten nur Bedürfnisse und Wünsche äußern, nicht fixiert.“ Das ist der Ein- natürlich nicht nur schöne Tage, wir gemogelt. „Wir hatten noch eine stressige Tage sind im Marianne- Menschen, denen es das dürfen nicht nur die Mitar- richtungsleiterin wichtig. In der leiden auch miteinander!“, erzählt Lösung gefunden, die den persön- Sternberg-Haus zum Glück selten. beiter*innen, sondern auch die Einrichtung würden Selbstbestim- Birte-Christine Jansen. Das gehört lichen Abschied möglich machte.“ hier auch wirklich Bewohner*innen. Sie dürfen ihre mung und Respekt großgeschrie- dazu, wenn man Menschlichkeit Die Bewohner*innen konnten sich OFFEN SEIN UND gefällt!“ Kleidung, ihre Zimmer und ihren ben. Neben der Hausordnung gebe und Nähe zulässt: Mitgefühl, Ein- alle in sicherem Abstand von der BEDÜRFNISSE ZULASSEN Tag mitbestimmen. Sie bringen es auch eine Hausunordnung. Ein samkeit, Abschied nehmen. Zimmertür aus verabschieden. „Hier arbeiten nur Menschen, gerade ihren ersten Kaffee geholt Ideen ein, tüfteln einen Plan aus Beispiel: „Wenn Herbert seinen Pul- „Das ging allen verdammt nah“, denen es hier auch wirklich und sitzt am Schreibtisch. Über den und die Einrichtungsleitung tut ihr lover linksherum angezogen hat, Corona war besonders hart. Sie erzählt Birte-Christine Jansen. gefällt!“, erzählt die Einrichtungs- Flur hört sie eine Bewohnerin fröh- Möglichstes, ihn umzusetzen. korrigieren wir das nicht. Wir fei- mussten einen Wohnbereich für leiterin stolz. Wie sie das geschafft lich singen. Das ist die übliche Stim- ern ihn dafür! Denn für ihn ist das sechs Wochen komplett abschotten, So ein Tag in der Pflege: Der ist hat? Alle dürfen so sein, wie sie mung bei Gertrud: Auf dem Weg In der Pflegeeinrichtung leben eine große Sache, ein Kleidungs- berichtet die Einrichtungsleiterin. genauso überraschend und emoti- sind. Das erfordert Offenheit und zum Frühstücksraum gibt es immer sowohl junge als auch ältere Men- stück selbstständig anzuziehen!“ Eine Bewohnerin sei an Corona ver- onal wie das Leben selbst! Toleranz. Vom Morgenmeeting bis ein Ständchen. Plötzlich fängt sie schen. Es gibt zwei Wohnbereiche: zur Dienstplanbesprechung gilt die laut an zu lachen. Sie lacht sich so In Bereich 1 befinden sich Dop- Gefeiert wird sowieso gern im klare Ansage: Bringt eure Ideen kringelig, dass es durch den gan- pelzimmer mit dem Schwerpunkt Marianne-Sternberg-Haus: Neu- ein! Ihr dürft mitgestalten! zen Wohnbereich schallt. Da muss Gerontopsychiatrie. Hier leben lich haben sich die Bewohner*in- Birte-Christine Jansen doch mal Menschen mit Demenz, aber auch nen ein Sportfest gewünscht. Die Pflegeeinrichtung in Jever zeigt, schauen, was los ist! Es dauert nur psychisch erkrankte Menschen Neben dem ein oder anderen Eier- wie aus „Pflege? Das hält niemand ein paar Minuten, bis die halbe anderer Altersgruppen. In Wohn- likör gab es Teebeutel-Weitwurf und lang durch!“ ganz schnell „Pflege? Einrichtung lachend um Gertruds bereich 2 gibt es Einzelzimmer für eine Rollatoren-Tanzgruppe. Letzte- Mein Traumjob!“ wird: nämlich Tisch steht. Irgendjemand fragt: etwas mehr Ruhe und Rückzug. Die res ist jetzt ein fester Termin in der genau dann, wenn alle als Indivi- „Warum lachen wir eigentlich? Was Schwerpunkte liegen auf Palliativ- Woche: Eine Mitarbeiterin studiert duen akzeptiert werden und sich ist so lustig?“ Birte-Christine Jansen pflege und Versorgung somatisch mit den Bewohner*innen Choreo- die Tätigkeiten aussuchen können, kann vor Lachen kaum antworten: Erkrankter sowie Menschen mit grafien ein. Für den großen Auftritt die ihnen am besten liegen. „Du, ich hab keine Ahnung!“ Behinderungen. beim nächsten Fest. MENSCHENWÜRDE GILT AUCH Das Warum ist auch egal: In der Ein- Im Haus gibt es verschiedene Für die ruhigeren Charaktere unter BEI PFLEGEBEDÜRFTIGKEIT richtung der AWO Weser-Ems nutzt Wohnmodelle, damit für jedes den Bewohner*innen gibt es natür- Birte-Christine Jansen hat sich man jede Gelegenheit zum gemein- Bedürfnis ein Wohlfühlort entsteht. lich auch passende Aktivitäten: Es 20 21
Fotos: Anneke Dunkhase L EBEN / B ERUFSBIL D P F L EGEFAC H K RA F T Berufsbild Pflegefachkraft und ein munteres „Ach, wie schön, dich heute zu sehen!“ hört – dann ist dieser Moment unbezahlbar! Welche Eigenschaften brauche ich als Pflegefachkraft? • soziale Kompetenz, Einfühlungsvermögen, Geduld Und der dritte Punkt, der sie auch • Spaß am Kontakt und Umgang mit älteren, überrascht hat: die Flexibilität. „Eine pflegebedürftigen Menschen gute Einrichtungsleitung ist entschei- • körperliche und psychische Belastbarkeit Ach, wie dend. Wenn unsere Expertise gehört und angenommen wird, dann gibt • Teamfähigkeit • Interesse an Pflege, Medizin, Recht und Verwaltung schön, das sehr viel Energie.“ So sei sogar die Vereinbarkeit mit Familie möglich: Neben Schichtdiensten, Vollzeitstelle Was sind typische Aufgaben als Pflegefachkraft? • Organisation des gesamten Ablaufs eines Wohnbereiches dich zu und drei Kindern hat Yasmin el Sarri mehrere Weiterbildungen absolviert. • Ansprechpartner*in für Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen, Ärzt*innen, Therapeut*innen und Angehörige sehen! Laut Yasmin el Sarri ist das Allerwich- tigste: „Man braucht Auszeiten, um • Begleitung der Pflegegradeinstufungen durch Externe • Wundversorgungen und Medikamentengaben • Versorgung intensivmedizinisch zu betreuender und zu Energie zu tanken.“ Was auch wichtig pflegender Bewohner*innen und Patient*innen Nicht nur im Marianne-Sternberg-Haus sei: Grenzen ziehen können. Es gebe • Begleitung im palliativen Pflegebereich (Sterbe- und in Jever zeigt sich: Ein Beruf in der Pflege fröhliche und traurige Tage. Das Abschiedskultur) ist so vielfältig wie die Menschen selbst! gehöre dazu. „Der Job braucht Empa- • Begleitung von Praktikant*innen und Auszubildenden thie. Man muss aber abends auch Es ist 2006 und Yasmin el Sarri wischt gerade abschalten und den Job da lassen, wo Wo kann ich als Pflegefachkraft arbeiten? über die Theke in der Gaststätte ihrer Mutter. ÜBERZEUGENDE ARGUMENTE er stattfindet“, weiß Yasmin el Sarri. Im Krankenhaus, im ambulanten Dienst sowie in der Die Skatrunde ist mal wieder da und hat einen Pflegefachkraft sein: Das ist ein besonders emotionaler Job. stationären Langzeitpflege. guten Lauf. Wie entscheidend der Abend für Dessen müsse man sich klar sein, betont Yasmin el Sarri. Kann den Verlauf ihres Berufslebens sein wird, ahnt ich damit umgehen, Menschen beim Sterben zu begleiten? Die Wo kann ich eine Ausbildung machen, wie lange geht Yasmin el Sarri damals noch nicht. Antwort könne man nicht durch Grübeln finden. Das müsse diese und welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es? man ausprobieren, zum Beispiel bei einem Praktikum. Die Ausbildung findet an BBS (Berufsbildenden Schulen) wie Denn am Skat-Tisch sitzt der damalige Ein- auch privaten Pflegeschulen statt und dauert drei Jahre. richtungsleiter des Altenwohnheims in Es gibt viele interessante Zusatzqualifikationen wie z. B. Jever. Er spricht Yasmin el Sarri an: „Hättest „Ich war überrascht, wie viel Wundmanager*in ICW, Praxisanleiter*in, Qualitätsbeauftragte*r, du Lust, bei uns ein Praktikum zu machen?“ Erst kann sie sich das gar nicht vorstellen. Dank man erhält.“ Palliative-Care-Fachkraft, psychiatrische Fachkraft, Pain Nurse und Leitungsausbildungen. Pflege? Sie? Nein! Für Yasmin el Sarri hat der Beruf drei überzeugende Argu- Mal schnuppern kann nicht schaden, denkt mente. Das Erste: das Team! Sie geht seit 16 Jahren jeden Tag Schon mal reinschnuppern? sie sich. Dieser Gedanke ist jetzt 16 Jahre gerne zur Arbeit. Wenn alle an einem Strang ziehen, respekt- Lust auf einen sinnstiftenden, abwechslungsreichen her. Und seitdem arbeitet Yasmin el Sarri voll miteinander umgehen und bereit sind, anzupacken, dann Arbeitstag? Probieren Sie es in der Pflege, zum Beispiel im Marianne-Sternberg-Haus in der Pflege: wuppt man einen Tag in der Pflege mit Freude! bei einem Praktikum im Marianne-Sternberg-Haus oder Aus der Praktikantin wurde eine exami- vielen weiteren Einrichtungen der AWO Weser-Ems! nierte Pflegefachkraft. Heute hat sie es bis Der zweite Punkt: „Ich war überrascht, wie viel Dank man für Melden Sie sich einfach bei Sabrina Eilers unter zur Wohnbereichsleitung und zur stellver- Kleinigkeiten wie zum Beispiel das Aufschrauben der Wasser- Telefon 0441 4801209 oder per E-Mail an tretenden Pflegedienstleitung gebracht. flasche erhält.“ Wenn sie in das Zimmer einer Bewohnerin geht sabrina.eilers@awo-ol.de 22 23
GE ME I N S C H A F T / G U T ZU WI SS E N Gut zu wissen Regenbogen 3.0 Zum CSD in Oldenburg verteilten die Pro- jektkoordinatorinnen Kerstin Saathoff und Jacqueline Ritter bereits fleißig Ankündi- gungs-Sticker an potenziell Interessierte für das neue Projekt der AWO in Oldenburg: Regenbogen 3.0. Menschen, die vor oder nach dem Ren- teneintritt stehen und nicht heterosexu- ell leben und lieben, bekommen im Rah- men dieses Projektes die Möglichkeit, sich Foto: Rawpixel.com / Adobe Stock in geschützten Räumen und Rahmen zu vernetzen. Diese Generation ist in einer Zeit groß geworden, in der sie ihre wahre Iden- tität verstecken mussten, um nicht Gefahr D e z e m b er in der Ab 01 . rie- zu laufen, strafrechtlich belangt zu werden a r ie -A p p: der Ma M alender bzw. gesellschaftliche Ablehnung zu erfah- Adventsk ren. Sie haben gelernt, versteckt zu leben. Auch wenn sich die Gesellschaft in den letzten 20 Jahren für andere Lebensweisen geöffnet hat, werden LSBTIQ* oftmals noch immer nicht mitbedacht; schon gar nicht SUN PASS Kita Emlichheim die Älteren unter ihnen. Dieses Projekt leis- tet einen Beitrag dazu, dies zu ändern. Auch in diesem Jahr ist der AWO Sprachheilkindergarten Emlichheim von der Niedersächsischen Krebsgesell- Im September startete Regenbogen 3.0 schaft e. V. wieder als „Sun Pass Kita“ ausgezeichnet mit einer Bedarfserhebung. „Nichts wäre worden. Für das gesamte Team stellt die präventive schlimmer, als am Bedarf der Menschen Haben Sie Zeit und Lust, sich als Helfer*in Arbeit zum Thema Sonnenschutz und Hautgesundheit vorbeizuagieren“, so Jacqueline Ritter. Die zu engagieren? Oder möchten Sie Nutzer*in einen wichtigen Punkt in der frühkindlichen Bildung dar. erste Umfrage hat Wünsche, Sorgen und des Angebotes sein? Dann wenden Sie sich Bedürfnisse abgefragt. Aktivitäten wie Spie- an Jacqueline Ritter unter Das Projekt umfasste sensibilisierende Elterninforma- letreffs, Erzähl- und Tanzcafés, Jung-und- jacqueline.ritter@awo-ol.de oder tionen, einen Elternabend, unterschiedliche Lernein- Alt-Tandems und „Regenbogen-Bingo“ sind Telefon: 0441 36105972 heiten, Malvorlagen, Bastelideen und einen „Eincrem- genauso denkbar wie ein Besuchsdienst Führerschein“. „von Queer für Queer“, zielgruppenspezifi- sche Fahrten/Vorträge und andere Veran- staltungen. 24 25
GEMEI N S C H A F T / G U T ZU WI SS E N GEMEINS C HA FT / GUT ZU W I SSEN 10 Jahre Beratungsangebot für Schwangere in Oldenburg 2012 erweiterte die Familienberatungsstelle der AWO Oldenburg ihr Beratungsangebot. Seit diesem Zeitpunkt bietet sie als Schwanger- schafts- und Schwangerschaftskonfliktbera- Meline Götz, Wolfgang Wulf, stellv. Präsidiumsvorsitzender, Birte- tungsstelle Beratung und Unterstützung für Christine Jansen, Einrichtungsleiterin und Referentin Fachbereich Betroffene an. Pflege, Katharina Garves, Verbandsreferentin und Beauftragte für Gleichstellung und Vielfalt Bei der allgemeinen Schwangerschaftsbera- Liebe und Sexualität in der Pflege tung geht es oftmals darum, sich vorerst ein- mal zu sortieren und die vielen persönlichen Für viele pflegebedürftige Menschen machen Fragen zu klären. In dieser Umbruchphase Liebe und Sexualität einen wichtigen Teil ihres von Schwangerschaft und Geburt bieten die Lebens aus. Gleichwohl ist dieser Bereich häu- Berater*innen den Hilfesuchenden Unterstüt- fig noch mit Tabus besetzt. Die AWO Weser-Ems zung und bei Bedarf auch eine langfristigere widmete sich deshalb mit dem Fachtag „Liebe Begleitung an. Neben psychosozialen Themen und Sexualität in der Pflege“ Ende Oktober die- beantwortet die AWO ebenso Fragen rund um sem Thema. finanzielle und weitere familienfördernde Leis- Neue Großküche tungen. Auch die Vermittlung zu anderen Hilfs- Mehr als 40 Teilnehmer*innen aus unterschied- und Unterstützungsmöglichkeiten ebenso wie Nach nur 14-monatiger Bauzeit wurde im investieren wir in die Region." Hiermit sei nicht lichen Tätigkeitsfeldern waren der Einladung die Begleitung nach der Geburt gehört zu ihren Schortenser Stadtteil Roffhausen, Landkreis nur das Investitionsvolumen von 5,4 Millionen gefolgt. Die Sexualpädagogin Meline Götz Aufgaben. Friesland, eine neue Großküche der AWO Euro gemeint. „Die Verbesserung der Prozess- führte aus, welche Bedeutung Liebe und Sexu- Weser-Ems eröffnet. Sie ersetzt die vormalige und Arbeitsabläufe, die hohen energetischen alität im Alter haben und wie beispielsweise Seit zwei Jahren bietet die Beratungsstelle Produktionsküche auf dem benachbarten TCN- Standards und das ausgereifte ‚Cook-and- Bewohner*innen in Pflegezentren durch eine auch eine psychosoziale Kinderwunschbera- Gelände. ChillVerfahrenʻ machen Roffhausen zu einem offene Kommunikation unterstützt und Mitar- tung an. Da ein unerfüllter Kinderwunsch oft- führenden Standort, was moderne Nahrungs- beiter*innen besser vor sexualisierten Über- mals sehr belastend ist, kann eine Beratung Seit vielen Jahren war die AWO-Küche auf dem mittelversorgung betrifft", so Knippert weiter. griffen geschützt werden können. Dabei zeigte äußerst hilfreich sein und eine durchaus ent- TCN-Gelände eine gefragte Institution – bei den Ein Erhalt der Arbeitsplätze sei selbstverständ- sie auf, welch wichtige Rolle der professionelle lastende Wirkung haben. In diesem Jubiläums- Großkunden wie auch bei denjenigen, die den lich. Umgang mit der Thematik im Team als auch im jahr wenden sich die Berater*innen verstärkt Mittagstisch der Küche vor Ort nutzten. Mit Bis zu 22 verschiedene Sonderkostformen kön- Kontakt mit den Angehörigen spielt. einem Arbeitsbereich zu, der leider auch zum dem Neubau verfolgt die AWO nun eine Dop- nen laut AWO hergestellt werden. Dies umfasst Thema Schwangerschaft und Geburt gehört: pelstrategie. Einerseits kann durch den Einbau etwa Fingerfood für Menschen, die schwer an In unterschiedlichen Workshops, unter anderem dem Verlust eines Babys. Seit vielen Jahren modernster Verfahren eine Qualitätssteigerung Demenz erkrankt sind und kein Besteck mehr zu „Liebe, Sexualität und Demenz“ und „Regen- gilt die Beratungsstelle hier als Anlaufstelle und Diversifizierung der Angebotspallette reali- nutzen können, bis hin zur kaliumarmen Kost. bogenpflege“ für LSBTIQ*-Personen, wurden die zur Begleitung dieser sehr traurigen Phase im siert werden. Andererseits wird es nun möglich Inhalte weiter vertieft. Für alle Teilnehmer*innen Leben der Eltern. sein, bis zu 5.000 Mahlzeiten (vormals 2.500) pro Die bisherige Großküche versorgte regionale ergaben sich daraus neue Anstöße, um zukünftig Tag herzustellen. und überregionale Kunden, hauptsächlich aus einen klaren, innovativen und offenen Umgang Übrigens besteht ein gesetzlicher Anspruch dem sozialen Bereich. Den Kundenkreis wolle mit Liebe und Sexualität in der Pflege voranzu- auf Beratung rund um das Thema Schwan- Der stellvertretende AWO-Präsidiumsvorsit- man mit dem modernen Neubau nun stärker bringen. Gefördert wurde der Fachtag durch Mit- gerschaft. Interessierte können die Bera- zende Lothar Knippert: „Mit diesem Projekt ausbauen. tel der Glücksspirale. tungsangebote kostenfrei nutzen. 26 27
Fotos: Anneke Dunkhase H I NT E R G R U N D / VO R O RT über dem Neubau. Am Eröffnungstag die Teil eines modernen Wärmedämm- durften alle die neuen Räume kennen- systems sind. lernen. Ganz in Ruhe. Ohne Umzugs- chaos im Nacken. Das hat super funk- Alle Räume wirken hell und freund- tioniert: Im Handumdrehen waren die lich. Die Gemütlichkeit zieht mit Mus- Bedenken verschwunden!“, freut sich ter- und Fototapeten, Wendebettwä- Modern leben Patricia Krause. Nächstes Jahr folgt dann der Anbau mit sche und bunten Tagesdecken ins Haus. Der Eingangsbereich empfängt mit einer Fototapete, die die echte Alt- Patricia Krause auf ostfriesisch zusätzlichen Einzel- und Doppelzim- mern. Dann bietet die AWO am Burg- graben 112 Betten für junge und ältere Pflegebedürftige. Das große Ziel des stadt zeigt. Etwa 90 Prozent der Bewoh- ner*innen stammen nämlich aus Leer. Der hohe Wiedererkennungswert der Motive sorgt für echtes Zuhause- Im neuen Gebäude der AWO am Burggraben in Leer wohnt es Projekts: eine Quartierslösung! Direkt Gefühl! sich jetzt noch komfortabler. gegenüber von Neubau und Anbau ent- steht ein Kindergarten. Das bringt Alt Wohlfühlatmosphäre statt Kranken- ie gepackten Koffer standen schon möchten, dass unsere Pflegeeinrichtung ein und Jung näher zusammen. Auf diese haus-Charakter. In der AWO Wohnan- D neben der Tür, und am 17.10. ging es dann endlich los. Die 85 Bewoh- ner*innen der AWO am Burggraben zogen Wohlfühlort ist. Für die meisten Menschen bedeutet das heutzutage: Sie wünschen sich ein Einzelzimmer mit eigenem Bad“, berich- Nähe zu Kindern freuen sich nicht nur die Bewohner*innen, die wenig Besuch bekommen. lage am Burggraben stehen individu- elle Vorlieben im Vordergrund. Davon profitieren sowohl die Bewohner*in- DAS BIETET DER NEUBAU: • 96 Einzelzimmer mit Bad in den Neubau um. Zum Glück war der Weg tet Einrichtungsleiterin Patricia Krause. Um nen als auch die Mitarbeiter*innen: • WLAN und Netflix für alle kurz, denn der schicke Bau steht auf dem- das den Bewohner*innen zu ermöglichen, DURCHDACHTE DETAILS ERHÖ- Letztere haben im Dachgeschoss – Bewohner*innen selben Gelände. Das macht so einen aufre- musste neuer Raum her: Das hat etwas länger HEN DAS ZUHAUSE-GEFÜHL neben ihrem Personalraum mit Küche • Küchen in jedem genden Tag gleich ein bisschen weniger auf- gedauert, als die Mitarbeiter*innen gehofft Sowohl Außen- als auch Innenbereich – einen eigenen Ruheraum. Von den Wohnbereich regend. hatten. Offizieller Baustart war im Januar sind in regionalem Flair gehalten. Mit ergonomischen Liegen aus können • MOWA-Living 2020. Die Lockdowns und Materialengpässe liebevollem Blick für die Details: Die sie die Schiffe auf der Ems beobach- (Einrichtungskonzept für MODERNE ANFORDERUNGEN AN haben viel Zeit gekostet. Aber am 26.08. war Fassade spiegelt die typischen Altbau- ten oder ein paar Minuten die Augen Menschen mit Demenz) WOHNRAUM ERFÜLLEN endlich die offizielle Eröffnung. „Ältere Men- ten der Innenstadt von Leer wieder. schließen. Da bekommen wir direkt • Pflegebad mit begehbarer Das alte Gebäude der Pflegeeinrichtung war schen mögen Routinen. Deswegen hatten Der rote Klinker ist übrigens kein ech- Lust, mal wieder in Leer vorbeizu- Badewanne schon etwas in die Jahre gekommen: „Wir manche Bewohner*innen Bedenken gegen- ter Klinker. Es handelt sich um Matten, schauen! 28 29
GES ELLS C HA FT / LEBEN UN D A R BEI TEN Jetzt geht es um mich! Selbstbestimmt das eigene Leben gestalten und aktiv teilnehmen, das hat das Bundesteilhabegesetz, kurz BTHG, 2016 für Menschen mit Behinderung auf den Weg gebracht. Für die AWO Trialog sind immer noch einige Hürden zu überwinden, um Teilhabemöglichkeiten zu schaffen. Das Projekt „Teilhabe gestalten“ wird in den nächsten fünf Jahren den „letzten“ Schliff geben, um Angebote zu schaffen, die Teilhabe und Selbstbestimmung fördern. Wie wird das im Alltag gelebt? Wir sprachen mit einer Klientin und Mitarbeiterinnen der AWO Weser-Ems … S eit diesem Jahr gönne ich Verfügung übrig. Eine große Ver- EINE SACHE DES mir schöne, kleine Rei- antwortung, an der die Klientin AUSPROBIERENS ... sen und Restaurantbesu- gewachsen ist. Ähnlich positiv findet sie, ihr Zim- che. Ich liebe es, lecker essen zu mer selbst zu gestalten. Bisher gehen“, schwärmt Doris Wansing wohnten alle in komplett möb- und lacht. Die 55-Jährige aus der „Ich finde es super, lierten Räumen mit Gardinen. AWO Wohnanlage Sutthausen in dass ich jetzt selbst „Für Menschen, die vorher auf der Osnabrück bestimmt selbst, wofür entscheiden darf, Straße wohnten, vielleicht ein Vor- sie ihr Geld ausgibt. Während frü- wofür ich mein Geld teil, aber nicht für mich“, erklärt her die verschiedenen Bedarfe ausgebe.“ Doris Wansing. In der WG-Küche des Lebens durch eine Komplex- hat zudem jede*r sein eigenes, leistung abgegolten wurden und „Ich finde es super, dass ich jetzt abschließbares Kühlfach und ein der Klientin nur ein fester kleiner selbst entscheiden darf, wofür ich Namensschild mit Klingel neben Betrag zur freien Verfügung blieb, mein Geld ausgebe“, freut sich Doris der Tür. „So hat jeder eine gewisse erhält Doris Wansing nun durch die Wansing. Aber das kann oder mag persönliche Privatsphäre“, findet Änderungen mit dem BTHG ihre natürlich nicht jede*r. Nachdem Doris Wansing. Die Gardinen wur- Eigenverantwortung und damit die 2020 alle das Geld aufs eigene Bank- den teilweise selbst genäht, und in Selbstbestimmung zurück. konto bekamen, herrschten zunächst der Werkstatt malten einige schöne Unsicherheit, Ängste und Sorgen vor: Bilder für ihr Zimmer. Sie erhält ihre Leistungen nun auf Kann ich meine nächste Miete bezah- das eigene Konto und ist selbst ver- len? „Die Resonanz auf die neuen Auch beim Essen geht es jetzt indi- Fotos: Lisa-Marie Eden / Superidee Fotos: Lisa-Marie Eden / Superidee antwortlich ihre anfallende Rech- Freiräume zur Mitbestimmung war vidueller zu. Während sich früher Doris Wansing nungen zu bezahlen. Dadurch gemischt, aber ein Großteil ist froh alle zu drei Mahlzeiten im großen bleibt ihr mehr Geld zur freien und dankbar“, sagt Doris Wansing. Speisesaal einfanden, gibt es jetzt 30 31
GESE LLSC H A F T / L E BE N U ND AR BE I T E N Das Lernen durch kleine Erfolge im Alltag lässt das Selbstbewusst- sein der Klient*innen wachsen. Bei einigen klappt die Medikamenten- einnahme bereits super. Natürlich nimmt die Ermittlung der indivi- duellen Bedarfe, Bedürfnisse und Fähigkeiten der Klient*innen erst einmal Zeit in Anspruch. Aber es lohnt sich doppelt: Moderne Teil- Alina Lüttmann Svenja Gravel Anna Dierks habe stärkt jede*n Einzelne*n und führt in die Selbstständigkeit Tagesstrukturen und Freizeitgestal- neue Dimension. Im Seminar „Per- „Vor allem geht es darum, mutig zurück. Und es entlastet die Mitar- tung gemeinsam unter die Lupe: sonenzentrierung – Hier geht es um das eigene Leben zu gestalten“, so beiter*innen später auch zeitlich. Was möchten und was benötigen mich!“ wurden sie und andere Kli- Anna Dierks. Dabei zählen schon „Das Fürsorgesystem herauszube- unsere Klient*innen wirklich? Was ent*innen ermutigt, eigene Wün- ganz kleine Schritte, etwa sich zu kommen, geht natürlich nicht von können und wollen wir ändern? sche und Ideen zu äußern. „Unsere trauen, mehr rauszugehen oder heute auf morgen. Das ist ein langer „Alle sollten sich wiederfinden, Meinung ist wichtig und wir wer- sogar im Sportverein aktiv zu wer- Prozess“, weiß Svenja Gravel. das war uns ganz wichtig“, benennt den ernst genommen“, freut sich den. „Ein klares positives Ergebnis Svenja Gravel das Ziel. Doris Wansing. hat das Projekt auf jeden Fall jetzt die Wahl zwischen „Vollpension“, Storck – Schlichthorst. Selbstbe- HAUSORDNUNG AUF DEN KOPF schon: Alle Beteiligten entwickel- einer mittäglichen Teilverpflegung stimmung bedeutet immer auch, GESTELLT Das Projektteam der Wohnanlage ten eine ganz neue Einstellung. Das und der Möglichkeit, sich eine Verantwortung zu übernehmen Wie begann der „Prozess der Mit- Sutthausen überprüfte die Möglich- „Vor allem geht es Thema Selbstbestimmung ist nun Mahlzeit zuzubereiten – bei Bedarf bzw. abzugeben. Und das ist ins- sprache“ überhaupt? Um das 2016 keiten der Mitbestimmung auch darum, mutig das in den Fokus gerückt“, fasst Anna mit Unterstützung. besondere bei komplexen Themen beschlossene Bundesteilhabegesetz anhand der alten Hausordnung. eigene Leben zu Dierks zusammen. wie etwa der Medikamentengabe zur Stärkung der Selbstbestimmung „Das war gar nicht so leicht. Wir gestalten.“ SELBSTBESTIMMUNG WILL nicht leicht. Alle waren zunächst von Menschen mit Behinderungen sind ja alle klassische Heimstruk- Haben Sie Fragen und Anregungen GELERNT SEIN sehr skeptisch: Mitarbeiter*innen, stufenweise umzusetzen und mit turen gewohnt. Jetzt gilt es, darüber NEU DENKEN UND HANDELN: zum Projekt „Teilhabe gestalten“, „ ‚Ich kann das nicht alleinʻ und ‚Wie Angehörige und Klient*innen. Leben zu füllen, initiierte die AWO hinaus zu denken“, berichtet Alina ERSTE ERFOLGE wenden Sie sich gern an die soll das gehen?ʻ – hörten wir am „Wir ermutigen, klären auf und Weser-Ems verschiedene Projekte. Lüttmann, gemeinsam mit Hannah „Es funktioniert!“, berichtet auch Projektleitung Tatjana Borejko, Anfang viel“, erzählt Svenja Gravel, führen die Zweifelnden und auch Im Oktober 2021 startete dann das Mogdans, Einrichtungsleiterin der Anna Dierks, die bei der AWO Tria- Telefon: 0441 4901430, Sozialdienst und Teilprojektleitung uns selbst Schritt für Schritt an die Projekt „Teilhabe gestalten“ über- besonderen Wohnform. log das Projekt „Teilhabe gestalten“ E-Mail: Tatjana.Borejko@awo-ol.de für das Projekt „Teilhabe gestalten“ neue Aufgabe heran – natürlich in greifend für die vier besonde- koordiniert. Strukturen, Prozesse oder die Projektkoordinatorin Anna in der AWO Wohnanlage Günther Absprache mit den Ärzten.“ ren Wohnformen und die Psycho- Auch Doris Wansing wurde Anfang und Regeln werden neu über- Dierks, Telefon: 0441 4801318, soziale Assistenz in Oldenburg, 2022 gefragt, ob sie am Projekt „Teil- dacht. Gemeinsam schauen Mitar- E-Mail: Anna.Dierks@awo-ol.de. Osnabrück, Delmenhorst und Land- habe gestalten“ mitwirken möchte. beiter*innen und Klient*innen jetzt kreis Ammerland. Sie hat sofort zugestimmt. „Ich helfe mehr über den Tellerrand. Dabei Mehr Informationen zur gern. Wir bekamen viele Informa- ganz wichtig: Nicht alles muss Umsetzungsbegleitung des An den verschiedenen Standor- tionen, wie stufenweise vorgegan- grundsätzlich geändert werden. Bundesteilhabegesetzes unter www.umsetzungsbegleitung-bthg.de ten wurden inklusive Projektteams gen wird. Alles war gut vorberei- Individuelle Kompromisse sind und zu unseren besonderen gebildet. Bei den regelmäßigen Tref- tet“, erinnert sie sich. Sie darf auch wichtig, denn nicht jede*r braucht Wohnformen unter fen nehmen Mitarbeiter*innen und an Fortbildungen teilnehmen und das Gleiche. Entscheidend sind die www.awo-ol.de/Psychische-Erkrankungen/ Klient*innen in den besonderen gemeinsam mit Mitarbeiter*innen individuellen Bedarfe und Fähigkei- Besondere-Wohnformen. Wohnformen der AWO Weser-Ems das Thema weiter erarbeiten – eine ten der Klient*innen. Hannah Mogdans (zweite v. r.) mit einem der Projektteams im Gespräch. 32 33
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