Journal Adlershof - Was Wissen schafft - Januar | Februar 2022
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Adlershof Journal Januar | Februar 2022 „Es geht darum, nicht in der Besitzstandswahrung des bisherigen Wissens zu verharren.” Christoph Schneider Was Wissen schafft Schneller schalten: Mondstaub 3D-gedruckt: Eine treibende Kraft: Schub für neue Materialien TIWARIs Missionen 30 Jahre IGAFA
Adlershof Journal JAN | FEB 2022 13 5 14 INHALT AUS DER REDAKTION 3 ESSAY Was Wissen schafft Exzellent verwaltet – exzellent veraltet – exzellent neugestaltet! „Die Wissenschaft hat der Welt in den letzten 15 Monaten den Hin- tern gerettet.“ Erinnern Sie sich an diesen Satz von Jürgen Mlynek, 4 IM GESPRÄCH MIT früherer Präsident der Humboldt-Universität, auf der „Berlin Science Franziska Hagos: Lebenskünstlerin und Leiterin des Week“ im vergangenen November? Haben Sie auch gedacht: Wo Humboldt-Explorers-Projektes wären wir ohne diese Impfstoffe gegen COVID-19? Dass so rasend schnell geimpft werden konnte, verdanken wir einer kontinuierlichen 5 MENSCHEN Vorarbeit, denn erste mRNA-Impfstoffkonzepte entstanden bereits vor Der Hautkrebsfahnder: Sebastian Ahlberg verbessert die Jahrzehnten. Und wir verdanken es enormen Fördergeldern. Diagnostik des malignen Melanoms Ausreichend zur Verfügung stehende finanzielle Mittel, exzellent aus- gestattete Einrichtungen, beharrlich arbeitende und gut ausgebildete 6 TITELTHEMA Wissenschaftstalente, die Raum haben, sich kreativ zu entfalten, be- Eine treibende Kraft: 30 Jahre IGAFA nötigen wir auch in Zukunft: Klimawandel, Digitalisierung, der demo- grafische Wandel, Ressourcenknappheit – die Herausforderungen, vor 9 NACHGEFRAGT denen wir stehen, sind beeindruckend. Vom Labor in den Store: HZB-Forscher versorgen Smartwatches mit Sonnenenergie Die Kraft unserer Wissenschaftseinrichtungen und forschenden Un- ternehmen ist es glücklicherweise auch. Wir erzählen davon in diesem 10 CAMPUS Heft: Seit 30 Jahren bündelt die Initiativgemeinschaft Außeruniversi- Das wissenschaftliche Potenzial ausschöpfen: tärer Forschungseinrichtungen Adlershof e. V. (IGAFA) die Leistungen Christoph Schneider, Vizepräsident für Forschung ihrer Mitgliedsinstitute. Warum sie maßgeblich beim Aufbau des der Humboldt-Universität zu Berlin, im Interview Hochtechnologiestandorts Adlershof war und in welcher Rolle sie sich zukünftig sieht, beleuchtet unsere Titelgeschichte (S. 6 f.). 12 UNTERNEHMEN Christoph Schneider, neuer Vizepräsident für Forschung der Hum- 50.000 Photovoltaikanlagen unter Kontrolle: meteocontrol boldt-Universität zu Berlin, spricht im Interview (S. 10 f.) über exzel- steuert digitale Energiekraftwerke lente Forschung und welches Potenzial er im Campus Adlershof sieht. Warum wir „schneller schalten“ müssen, um technologische Souverä- 13 GRÜNDUNGEN nität zu sichern, erklärt Thomas Schröder, Direktor am Leibniz-Institut Mondstaub 3D-gedruckt: TIWARIs irdische und für Kristallzüchtung (S. 16 f.) und wir erfahren von weltweit einzigar- extraterrestrische Missionen tigen Joint Labs der Quantenforschung am Ferdinand-Braun-Institut, die Ideen aus dem Labor in Alltagsanwendungen verwandeln. 14 FORSCHUNG Exzellente Brückenbauer: Joint Labs machen Adlershof zum Außerdem lesen Sie, wie Sebastian Ahlberg von der Magnosco GmbH Zentrum der Quantenforschung dem schwarzen Hautkrebs mit neuartigen „Fahndungsmethoden“ auf den Leib rückt (S. 5), TIWARI mit dem 3D-Drucker Alltagsgegen- stände aus Mondstaub herstellt (S. 13) und meteocontrol 50.000 16 EINBLICKE Photovoltaikanlagen steuert (S. 12). Schneller schalten: Schub für neue Materialien Wissen schafft Zuversicht. Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr! 18 KURZNACHRICHTEN | IMPRESSUM Herzlich Ausführliche Texte und Adlershofer Termine finden Sie unter: Peggy Mory www.adlershof.de/journal Chefredakteurin
ESSAY Exzellent verwaltet – exzellent veraltet – exzellent neugestaltet! Wissenschaft schafft im Wortsinn Wissen. Ausbildung soll Ohne Potenzialentfaltung und Eigenverantwortung wird es Raum zur Bildung von Interessen und Fähigkeiten geben. Doch darum auf Dauer keine Exzellenz in der Forschung geben. Dann bei genauer Betrachtung von Wörtern mit Bezug zum Bildungsbe- eifert Wissenschaft nur wirtschaftlich-gesellschaftlichen Zug- reich fällt auf, dass es nicht allein darum gehen kann. Die deutsche zwängen hinterher, ohne Identität zu entwickeln. Gleichzeitig Sprache stellt die Ebenen des menschlichen Erkenntnisprozesses werden wir wissenschaftlicher Bedürftigkeit erst gerecht, wenn erstaunlich genau in Chronologie: geistige Entwicklung und Antworten auf dringende (Über-)Lebens- fragen nicht nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zugänglich Durchschauen (Augen) – Begreifen (Hände) – Verstehen (Beine) – werden. Und wenn alle Menschen im Stande sind, auf ihre ganz Umsetzen (ganzer Körper). persönliche Art Fülle, Sinn und reflektierte Erkenntnis im eigenen Leben zu finden. Der sprachliche Appell scheint uns zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, nicht nur Wissen zu schaffen, sondern auch einen Bezug zum Ein neues Wertegerüst ist unabdingbar, um die ökologische Krise Beobachtbaren herzustellen, indem angefasst wird und Körper in ihren vielgestaltigen Facetten zu bewältigen. Hierbei muss und Geist ganzheitlich zum Einsatz kommen dürfen: Erkenntnisse Wissenschaft ihre mehrdimensionale Rolle begreifen und neu nicht nur sprachlich mit zunehmender Vertiefung von Ebene zu justieren, denn Entwicklung löst nicht nur Probleme, sondern ver- Ebene sacken – sich verschiedenste Ebenen auch real offenbaren. ursacht auch neue. Nur eine haltungsfähige Gesellschaft kann eine Antwort darauf geben, welche Richtung einzuschlagen ist. Ob es in Zeiten massiver Überforderung geistiger Kapazitä- ten nicht ohnehin so ist, dass das bisherige Vermittlungskon- Exzellenz meint, zu schauen, was ist, unverblendet und auf der zept der genannten Fertigkeiten zum Scheitern verurteilt ist, Suche nach der Wahrheit – interessenunabhängig und kreativ, die bleibt fraglich. Ein Konzept, das im Kern darauf hinaus will, den Eigenart und das Umfeld menschlicher Charaktere miteinbezie- menschlichen Geist als füllbares Gefäß zu begreifen und mit hend. Exzellenz meint persönlich geistige Betroffenheit und den zunehmender Anfüllung darauf zu bauen, dass das Individuum Willen zum Wandel durch Erkenntnis. Exzellenz meint, nicht der handlungsfähiger wird. Karriere wegen, sondern des Themas wegen zu studieren und zu forschen. Exzellenz meint, einen Unterschied zu machen, und Zumindest bleiben Freude und Neugier auf der Strecke, wenn wächst nicht allein mit den Mitteln, sondern mit denen, die diese zuständige Einrichtungen Menschen nicht in ihrem Wesen ein- einander fördernd erschaffen. beziehen. Anfangs sitzen junge Menschen noch gespannt oder häufig eher vom Abitur schon völlig ausgelaugt vor den Dozie- Wenn Exzellenz dies alles meint und verwirklicht, können wir die renden. Und schon geht es los mit der Gefäßfüllerei, die nicht das negativen Prognosen für das Leben auf diesem Planeten entschei- Bedürfnis hat, die Anwesenden näher zu verstehen und Dynamik dend umkehren. Darauf sollten wir uns konzentrieren, damit wir menschlichen Lernens zuzulassen. als Gesellschaften die Kraft zur Einleitung der Wandlungsprozes- se haben, die es braucht, um unser Leben nicht nur zu erhalten, Nicht der Anstoß von unten, sondern die sogenannte Erziehung sondern auch mitmenschlich wie ökologisch zu vitalisieren. (Ziehen in eine vorgegebene Richtung) bestimmen immer noch den Alltag. Dient der heutige Durchschnitt der Bildungsange- Exzellenz schaffen wir alle zusammen! bote und -zwänge überhaupt dem Menschen? Oder entspringt er einer Systematik starrer, immer gleicher und geistig entleeren- der Mechanismen, die sich mit den Matrikelnummern, die diese Jakob Nolte ist Biologiestudent und aktueller Bundessieger des Wettbe- werbs „Jugend forscht“ sowie Preisträger der originellsten Arbeit. durchlaufen, ständig wiederholen? Nein! Der menschliche Geist Er befasst sich seit seiner Kindheit mit Pflanzen und arbeitet zu Themen des ist nicht füllbar! Er ist vielmehr ein loderndes Feuer, das entzündet botanischen Artensterbens in der Landschaft. Zudem setzt er angelehnt an werden will und in dessen Umgebung ein Bildungssystem nur für seine Forschungstätigkeit gemeinsam mit Institutionen und Unternehmen ausreichend brennbare Substanz zu sorgen hätte. Projekte zum Schutz der Biodiversität um. Adlershof Journal | Januar_Februar 2022 3
INTERVIEW Im Gespräch mit Name: Franziska Hagos Jahrgang: 1985 FRANZISKA HAGOS Beruf: wissenschaftliche Mitarbeiterin Wohnort: Berlin-Neukölln dariat an einer Schule begonnen und konnte beides nicht gut vereinbaren. Es war einfach zu anstrengend. Ich habe mich also neu orientiert und eine Zeit lang als Redakteurin für eine Online-Lernplattform gearbeitet, bis mich mein ehemaliger Pro- fessor auf meine jetzige Stelle hinwies. Eine glückliche Fügung, weil ich hier auch mit jungen Menschen arbeiten kann. Gemeinsam mit einer Kollegin der Fachdidaktik Biologie konzipieren Sie ein Schulprojekt der HU, die Humboldt Explorers, neu. Humboldt Explorers ist das Nachfolgepro- jekt des Humboldt Bayer Mobils. Die HU, die Bayer Science and Education Foundati- on und die Stiftung Humboldt-Universität geben hier Kindern und Jugendlichen von der 5. bis zur 12. Klasse die Möglichkeit, biologische und physikalische Phänomene aus ihrer Umgebung zu untersuchen, die Franziska Hagos an ihrem Kraftort, dem Landwehrkanal erfassten Daten anschließend auszuwer- ten und zu modellieren. Was unterscheidet das Projekt vom Nach Vorbildern auf ihrem Karriereweg befragt, muss Franziska Hagos lange schulischen Lernen? überlegen. Auf die Erfahrungen eines Akademiker:innenhaushaltes konnte sie Ich glaube, dass außerschulisches Arbei- nicht zurückgreifen. Schließlich fällt ihr ein Physiklehrer ein, der sie „wahn- ten noch einmal ganz anders Interesse für sinnig geprägt und immer an sie geglaubt“ habe. Der Lebenslauf der wissen- Naturwissenschaften wecken kann. Wir schaftlichen Mitarbeiterin in der Didaktik der Physik der Humboldt-Universität wollen uns Themenfeldern wie Stadtum- zu Berlin (HU) ist nicht der klassische, geradlinige, und doch passt jeder ihrer gebung und Stadtökologie widmen und Schritte für sie persönlich. „Das sind Erfahrungen, die ich nicht missen dokumentieren zum Beispiel Artenviel- falt, Geräuschpegel oder Luftqualität. Das möchte,“ sagt die Mutter einer vierjährigen Tochter. Derzeit arbeitet Franziska ist nah am Leben der Kinder und Jugend- Hagos an ihrer Dissertation und möchte als eine von zwei Leiterinnen des lichen. Nicht zuletzt ist da die Relevanz Humboldt Explorers-Projekts selbst Schülerinnen und Schüler für Natur- ihrer eigenen Arbeit: Alle Daten stehen wissenschaften begeistern. anschließend weiteren Forschungen zur Verfügung und leisten einen Beitrag zu Citizen Science. Ich hoffe sehr, dass wir Adlershof Journal: Woher kommt Ihr nicht erfüllt. Schließlich bin ich in Rom als 2022 endlich an die Schulen gehen können Interesse an Naturwissenschaften? Praktikantin in einem Kindergarten gelan- und mit dem Projekt richtig durchstarten. Franziska Hagos: Das war schon immer det. Die Arbeit mit den Kindern hat mir Junge Menschen für Naturwissenschaften da. Ich habe im Abitur Physik als Leistungs- viel Spaß gemacht. Im Laufe der Zeit war zu begeistern, finde ich sehr wichtig. kurs gewählt und auch Mathematik hat da dann doch wieder der Gedanke an ein Worin finden Sie einen Ausgleich zu mich schon immer interessiert. Studium. Ich mochte Mathe, ich hatte Ita- ihrer Arbeit? lienisch gelernt: Diese Kombination auf Sie haben sich dann aber trotzdem erst Lehramt an der HU sollte es sein. Blieb Ich spiele gelegentlich Tischtennis und einmal gegen ein naturwissenschaft- es aber nicht, weil ich erkannte, dass das fühle mich auf dem Tempelhofer Feld liches Studium entschieden? wohl. Mein absoluter Lieblingsort im All- Sprachstudium mir doch nicht so liegt. Ja, in meiner Familie galt eine Ausbildung tag ist der Landwehrkanal in Neukölln. An Also wechselte ich in die Physik und mach- als der solide und sichere Weg nach der den Wochenenden besuche ich mit meiner te 2017 hochschwanger meinen Master. Schule. Ich habe eine Lehre zur Großhan- Tochter sehr gern zwei Freundinnen, die delskauffrau gemacht und danach im Büro Aber sie sind heute keine Lehrerin, einen Alpaka- und Eselhof betreiben. Über- und in einer Autovermietung gearbeitet. sondern arbeiten an der Universität. haupt schätze und pflege ich Freundschaf- Ziemlich schnell merkte ich, dass mich das Ich habe noch mit Baby mein Referen- ten in meinem Leben. pm 4 Adlershof Journal | Januar_Februar 2022
MENSCHEN DER HAUTKREBSFAHNDER Sebastian Ahlberg arbeitet in Adlershof an einer verbesserten Diagnostik Irgendwas mit Biologie. Das stand für Sebastian Ahlberg bereits fest, als er in Güstrow, seiner Geburtsstadt, das Gym- nasium besuchte. Mittlerweile leitet er in Adlershof ein „forschendes Start-up“. So steht es auf der Internetseite der Firma „Magnosco“, die Geräte zur verbesserten und präziseren Diagnose des Hautkrebses entwickelt. Auch Berufswünsche haben ihre oftmals windungsreiche Geschichte. Der Firmenname ist ein Hybrid. „Agnosco“ ist Latein und heißt „ich erkenne“. Das M steht für den Feind, der erkannt und bekämpft werden soll, das „maligne Melanom“, auch als „schwarzer Haut- krebs“ bekannt. Eine der „aggressivsten und tödlichsten“ Tumorvarianten nennt ihn Ahlberg, obendrein schwer zu identi- fizieren, denn ein dunkler Punkt auf der Haut kann alles Mögliche sein, in der Regel ein schlichter Leberfleck. Das in Adlershof entwickelte, bislang Stolz auf die Arbeit seines Teams: Geschäftsführer Sebastian Ahlberg weltweit einzigartige Verfahren, mit dem Magnosco den Hautkrebs angeht, beruht Gegründet wurde das Unternehmen das ganz unterschiedliche Kompetenzen auf dem Einsatz von Lasertechnik. Ein Licht- 2014. Seit Anfang 2018, demselben Jahr, vermittle: „Das entsprach dem, was ich so- strahl wird auf die verdächtige Stelle ge- in dem die ersten Fluoroskopiegeräte wieso gern tue.“ Gerade einmal zwei Jahre richtet und bringt das in der Haut enthal- fertig wurden, ist Ahlberg als einer von alt war der Studiengang Biosystemtech- tene dunkle Pigment, das Melanin, zum zwei Geschäftsführern dabei. Zuvor hatte nik, und wurde allein in Magdeburg an- Leuchten. Je nachdem, ob der Laser auf er drei Jahre lang als Projektmanager für geboten, als Ahlberg 2006 an die dortige gut- oder bösartiges Gewebe trifft, unter- ein Berliner Radiologie-Start-up Tomo- Universität zog. Seine Dissertation an scheidet sich das Spektrum des reflektier- graphiezentren in Deutschland und der der Charité – Universitätsmedizin Berlin ten Lichts. Eine künstliche Intelligenz über- Schweiz aufgebaut, nachdem er, ebenfalls schrieb er später über ein Thema aus der nimmt die Auswertung. in Berlin, seit 2011 in einer Medizintech- experimentellen Dermatologie. nikfirma schon an Geräten zur Hautkrebs- In der Regel, so Ahlberg, leuchte Melanin Medizintechnik ist das eine große Thema, früherkennung gearbeitet hatte. Dieses unter Lasereinwirkung schwächer als an- das andere in Ahlbergs Leben heißt Feld- Unternehmen hatte er kennengelernt, als dere in der Haut enthaltene Substanzen. hockey. Mit dem Mariendorfer Hockey Club er dort für seine Diplomarbeit forschte. Im Die Adlershofer „Dermatofluoroskopie“ 1931 e. V. Berlin hat er Bundesligaspiele Fach Biosystemtechnik. dreht diesen Effekt um. „Durch den Einsatz bestritten, seit seine mittlerweile vier- von künstlicher Intelligenz“, sagt Ahlberg, Darauf war es hinausgelaufen, nachdem jährige Tochter auf der Welt ist, den Ein- „ist die Methode nicht nur für den schwar- die Laufbahn eines Biologielehrers Ahlberg satz auf dem Kunstrasen allerdings etwas zen Hautkrebs einsetzbar. Stolz bin ich bei genauerem Nachdenken doch nicht heruntergefahren. „Man wird ja auch nicht auch auf unser Team. Wir können uns mitt- mehr so reizvoll erschienen war. Er schätzt jünger“, sagt der 36-Jährige. wid lerweile als erwachsenes Start-up sehen.“ den „generalistischen“ Ansatz des Faches, ANZEIGE Ihr Planungsbüro für alle Komponenten der Technischen Gebäudeausrüstung Ingenieure AG \\ Versorgungs- und Elektrotechnik \ Gebäudeautomation \ Beratungs- und Sonderleistungen info@rusz.de \ +49(0) 307 67 28 41-0 \ 12489 Berlin \ Am Studio 20 a \ www.rusz.de Adlershof Journal | Januar_Februar 2022 5
TITELTHEMA Langjährige Masterminds der IGAFA: der ehemalige Sprecher Ingolf Hertel und die Geschäftsführerin Ursula Westphal Ihr Name ist Programm: Die Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof e. V. – IGAFA war treibende Kraft beim Aufbau des Hochtechnologiestandorts. Am 11. August 2022 feiert sie ihren 30. Geburtstag. „Mit dem, was wir heute tun, sind wir politischer denn je“, sagt IGAFA-Sprecher Ulrich Panne. Eine treibende Kraft 30 JAHRE IGAFA MITGLIEDSINSTITUTE BAM HZB Bundesanstalt für Helmholtz-Zentrum Materialforschung und Berlin für Materialien -prüfung und Energie FBH Ferdinand-Braun- Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenz- technik 6 Adlershof Journal | Januar_Februar 2022
1. Januar 1992: Ein Dutzend evaluierte Forschungseinrichtun- langjähriger IGAFA-Sprecher, erinnert. Auf seine Initiative hin gen nimmt die Arbeit auf. Sie bilden den Kern einer „integrier- gründeten die Institute am 11. August 1992 die Initiativge- ten Landschaft aus Wirtschaft und Wissenschaft“, die in Berlin meinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof, einst naturwissenschaftliches Forschungszentrum Adlershof (IGAFA). In einem dramatischen Appell forderten der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW), entstehen sie nicht nur die sichere Unterbringung ihrer Einrichtungen, soll. Die Idee: Wissenschaft und Unternehmen entfesseln sondern auch ein einheitliches Standortmanagement und innovative Kräfte und geben der Berliner Wirtschaft neue den Aufbau der Infrastruktur. Schubkraft. Der Appell zeigte bei der Politik Wirkung. Die Institute wurden Die Wirklichkeit sah anders aus: Zwei landeseigene Gesell- gesichert, die Infrastruktur saniert, und das Standortmanage- schaften und drei Senatsverwaltungen erhoben Anspruch auf ment der WISTA Management GmbH übertragen. Adlershof Zuständigkeit. Es herrschte lebhaftes „Durcheinander beim mutierte zu einer modernen „Stadt für Wissenschaft, Wirt- bürokratischen Verwaltungshandeln“, wie sich Ingolf Hertel, schaft und Medien“. MBI Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie IKZ PTB Leibniz-Institut für Physikalisch-Technische Kristallzüchtung Bundesanstalt Adlershof Journal | Januar_Februar 2022 7
Vor allem jetzt, in ,postfaktischen‘ Zeiten, kommt es darauf an zu zeigen, welchen Nutzen Wissen- schaft für die Gesellschaft bringen kann. Setzt das Engagement der Initiativgemeinschaft fort: Sprecher Ulrich Panne 1998 kam auch der Umzug der naturwissenschaftlichen Institu- Gemeinsam veranstalten IGAFA, HU und WISTA alle zwei te der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) in Gang. Die IGAFA Jahre die Standortkonferenz „Adlershofer Forschungsforum“. hatte sich von Anfang dafür vehement engagiert. Wie sieht die IGAFA ihre Zukunft? Im Jahr 2020 zählte sie „Forschungseinrichtungen mit unterschiedlicher Trägerstruk- zu den Mitbegründern des Verbundes „BR 50“ („Berlin tur können nur als eingetragener Verein gemeinsam etwas Research 50“). Diesem Verbund gehören fast alle außeruni- bewegen“, erläutert Ursula Westphal, Geschäftsführerin der versitären Institute und Zentren im Berliner Raum an. „Mit IGAFA. Aus diesem Grund folgten 1998 der Eintrag der Initiativ- unserem Engagement für BR 50 können wir über die Gren- gemeinschaft ins Vereinsregister und die Anerkennung der zen von Adlershof hinaus auf die Vernetzung der Berliner Gemeinnützigkeit. „So konnten wir den Betrieb unserer interna- Wissenschaft einwirken“, sagt Ulrich Panne. Dies geschehe tionalen Begegnungszentren der Wissenschaft (IBZ) in Adlers- ganz im Sinne der „Berlin University Alliance“, die sich die Be- hof und Köpenick sowie die aus Beständen der AdW hervorge- arbeitung globaler Herausforderungen („Grand Challenges“) gangene Standortbibliothek Adlershof übernehmen.“ Die IBZ vorgenommen hat. „Diese sind sehr komplex“, sagt Panne, beherbergen seitdem jährlich bis zu 500 Wissenschaftlerinnen „neue Technologien allein genügen zur Lösung nicht.“ Viel- und Wissenschaftler. mehr bedarf es interdisziplinärer Forschung. Und diese braucht „einen passenden Ort“. Insofern unterstützt die Hauptaufgabe der IGAFA ist die „Förderung von Wissenschaft IGAFA das Vorhaben, in Adlershof ein „Grand Challenges und Forschung“. Ihr Wissenschaftsbüro organisiert jährlich Zentrum“ zu errichten. rund 100 Veranstaltungen zur Förderung der Zusammenar- beit. Für den „Academic Lunch“ konnten zahlreiche prominente Wie politisch ist die IGAFA heute? Ulrich Pannes Antwort ist Referentinnen und Referenten gewonnen werden, darunter deutlich: „Vor allem jetzt, in ,postfaktischen‘ Zeiten, kommt acht Nobelpreisträger. Seit 2002 vergeben HU, IGAFA und die es darauf an zu zeigen, welchen Nutzen Wissenschaft für die WISTA jährlich den Dissertationspreis Adlershof. 2009 ging das Gesellschaft bringen kann. Insofern sind wir heute, mit dem „Ladies Network Adlershof (LaNA)“ mit dem Anspruch an den was wir tun, politischer denn je.“ pst Start, „weibliche Karrieren langfristig und nachhaltig zu stärken“. ANZEIGE Dr. Desiree Mascher; Dr. Kristina Kahl; Dr. Uta Lücke Augenzentrum Adlershof, Albert-Einstein-Str. 2-4 FEMTO-LASIK IN ADLERSHOF • Femto-LASIK / No-touch-Trans-PRK • Beratung, Laserbehandlung und Nachkontrollen ohne Arbeitsausfall • 18 Jahre LASIK-Erfahrung, geprüfte Technik aus Deutschland und der Schweiz • Sonderkonditionen für Studenten und Berufstätige auf dem WISTA-Campus Termine zur Beratung unter 030 / 678 25 864 Mail: praxis@augen-adlershof.de www.augen-adlershof.de 8 Adlershof Journal | Januar_Februar 2022
NACHGEFRAGT Tobias Henschel (links) und Bernd Stannowski versorgen Smartwatches mit Sonnen- energie Vom Labor in den Store Eine wissenschaftliche Fragestellung in ein Produkt verwandeln und das dann erfolgreich in unser Leben integrieren, ist der Pfad, den Gewinner des HZB Technologietransferpreises idealerweise beschreiten sollten. Das Team um Tobias Henschel und Bernd Stannowski ist diesem Weg gefolgt und hat dabei mehr als nur einen Preis gewonnen. „S martphone, Smartwatch, Tablet – wir acht Jahre lang in der Photovoltaikindus- transferiert“, erzählt Bernd Stannowski. tragen jede Menge elektronische Geräte trie. Für das Projekt war das ein Segen. „Und als Sunpartners Consumer Electro- mit uns herum und alle brauchen Strom“, „Viele Fragen konnte ich einfach aus nic Sparte im Frühjahr 2019 an Garmin Ltd. sagt Tobias Henschel. „Wir wollen solche meiner Erfahrung heraus beantworten.“ verkauft wurde, haben wir die Produktion Consumer Electronic durch transparente Nachdem sie gut ein Jahr lang einzelne in einer zweiten Fabrik angekurbelt.“ Solarzellen mit Energie aus Sonnenlicht Aufträge für Sunpartner Technologies erle- versorgen.“ Seit neun Jahren arbeitet Tobi- digt hatten, kam es zur Kooperation. „Erst Heute werden Uhren mit transparenten as Henschel am Helmholtz-Zentrum Berlin dann haben wir vollständig realisiert, in Solarzellen nicht nur in Großserie ge- für Materialien und Energie (HZB). „Aktu- welchem Kontext das Ganze stand.“ fertigt, es hat sich auch eine fruchtbare ell betreue ich vor allem die Anlagen zur Kooperation zwischen dem HZB-Team, der plasmaunterstützten Gasphasenabschei- „Das Ganze“ war nicht weniger, als die Technologieberatung Novability – einem dung“, erzählt er. Damit werden hauch- Solarzellen in das Displayglas einer Smart- HZB-Spin-off ihres früheren Mitstreiters dünne Schichten amorphen Siliziums auf watch einzubauen und dabei für das Sebastian Neubert – und dem Elektronik- Trägermaterialien aufgetragen. „Heute menschliche Auge verschwinden zu las- spezialisten Garmin entwickelt. Mit For- sind das Wafer aus kristallinem Silizium“, sen. „Sunpartner hatte ein spezielles Ver- schung, Entwicklung, Pilotproduktion und sagt er, „früher auch aus Glas. Bei diesen fahren entwickelt“, erklärt Stannowski. Lizenzverträgen hat das Projekt dem HZB Forschungen habe ich damals schon eng „Über Fotolithografie werden winzige Be- bisher über 1,3 Millionen Euro eingebracht. mit Bernd Stannowski zusammengearbei- reiche in der Solarzelle weggeätzt.“ Sie be- Ein Fakt, der dem Team beim Technologie- tet und bin so zum Projekt gekommen.“ kommt also Löcher. „Wir schaffen so etwas transferpreis in die Karten gespielt haben wie ein Sieb“, fügt Henschel hinzu. „Die dürfte. „Wir waren zuversichtlich, da bei Das war im Jahr 2015. „Das französische Breite der einzelnen Solarzelleinheiten uns der Transfer bereits sehr erfolgreich Unternehmen Sunpartner Technologies liegt aktuell bei rund zehn Mikrometer.“ ist“, resümiert Bernd Stannowski. „Aber ist damals an uns herangetreten“, erinnert Das erste Produkt mit dieser Technologie natürlich hatten auch die anderen Teilneh- sich Bernd Stannowski. „Wir sollten einige kam bereits 2017 auf den Markt: die LunaR menden wahnsinnig interessante Projekte. Versuche fahren und Siliziumschichten Smartwatch. „Die da verbauten Solarzellen Dass wir letzten Ende gewonnen haben, ist auf Glasplatten abscheiden. Woran wir haben wir damals hier am Institut her- wirklich ein gutes Gefühl. Das ehrt nicht da letztendlich arbeiteten, wussten wir gestellt“, erinnert sich Tobias Henschel. nur das Engagement des ganzen Teams, anfangs gar nicht so richtig. Das wurde „Dann ging es darum, die Technologie zu sondern verschafft uns auch mehr Sicht- erst nach einigen Monaten konkreter.“ skalieren und in eine Serienproduktion barkeit für unsere anderen Projekte.“ kd Der Physiker ist von Anfang an dabei. Sein zu überführen.“ Auch hier war das HZB- Spezialgebiet: Dünnschichtsilizium. Darü- Team ganz vorn mit dabei. „Wir haben das ber promovierte er. Daran arbeitete er Prozess-Know-how an eine Fabrik in Asien Adlershof Journal | Januar_Februar 2022 9
CAMPUS Steuert die Forschungsaktivitäten der Humboldt-Universität in Berlin-Mitte und Adlershof: Vizepräsident Christoph Schneider Das wissenschaftliche Potenzial ausschöpfen Der HU-Vizepräsident für Forschung, Christoph Schneider, im Interview Christoph Schneider ist Professor für Klimageogra- um dann mit den Wissenschaftler:innen die Fortsetzungsanträge phie, Gründungsmitglied der „Scientists for Future“ auf den Weg zu bringen – mit wohldurchdachten, finanzierba- ren Ansätzen, die das, was bisher geleistet worden ist, fortfüh- und seit vergangenem Sommer Vizepräsident für ren und auf die nächste Stufe heben. Zusätzlich überlegen wir, Forschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. welche neuen Ideen das bisherige Portfolio ergänzen können. Das Im Interview mit dem Adlershof Journal spricht er wissenschaftliche Potenzial Berlins ist in Hinblick auf Exzellenz- über exzellente Forschung, die Rolle der Politik und cluster bestimmt noch nicht ausgeschöpft. die Potenziale der Berliner Wissenschaft, Antworten Adlershof spielt eine Rolle mit Blick auf naturwissenschaftlich auf drängende Fragen unserer Zeit zu finden. geprägte Fragestellungen und auch weil das Zusammenspiel der außeruniversitären Forschungsinstitutionen und der Humboldt- Universität in Adlershof schon so viele fruchtbare, herausragende Wodurch zeichnet sich Ihrer Ansicht nach exzellente Forschungsleistungen hervorgebracht hat. Es ist aber noch nicht Forschung aus? die Zeit gekommen, wo wir über Details sprechen können. Das Exzellente Forschung, meine ich, lässt sich daran festmachen, dass verbietet sich schon aufgrund der deutschlandweiten Wettbe- die richtigen Fragen gestellt werden: Fragen, die uns an die Grenze werbssituation. des bisher Gewussten bringen – sowohl in der anwendungsorien- tierten Forschung als auch in der Grundlagenforschung. Für mich Jenseits des Exzellenzwettbewerbs, welche Ideen haben fängt es an faszinierend zu werden, wenn Menschen bisherige Sie für Adlershof? Wie würden Sie den Standort gerne Sichten auf ein Thema infrage stellen: Wie können wir die Grenzen weiterentwickeln? des Wissens, der Erkenntnis, der Theoriebildung noch ein bisschen Für Adlershof wünsche ich mir ein durchdachtes Mobilitätskon- weiter verschieben? Es geht darum, nicht in der Besitzstands- zept, denn der motorisierte Individualverkehr nimmt von Jahr wahrung des bisherigen Wissens zu verharren. zu Jahr zu. Das zeigt natürlich, dass der Standort prosperiert – sowohl wirtschaftlich als auch im Bereich der Wissenschaft. Wie werden Sie solche Forschung an der HU und innerhalb Dazu gehört, dass die S-Bahnlinie S9 im Zehn-Minuten-Takt der Berlin University Alliance fördern? Inwiefern spielt fahren sollte, um die Nähe zwischen Adlershof und Berlin-Mitte dabei auch der Standort Adlershof eine Rolle? zu unterstreichen. Was auch fehlt, ist zum Beispiel ein Fahrrad- Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wird voraussichtlich in parkhaus am S-Bahnhof Adlershof, wo man sein Fahrrad sicher diesem Jahr die nächste Runde des Exzellenzwettbewerbs einläu- abstellen kann. ten. Zur Zeit schauen wir uns die bestehenden Exzellenzcluster an, 10 Adlershof Journal | Januar_Februar 2022
Da kommt jetzt der Scientist for Future durch. Wissenschaftler:innen an den Standort holen und sie dann auch Ich beschäftige mich seit über 25 Jahren mit den Auswirkungen halten kann. Ich meine, dass die letzten Jahre für den Standort des Klimawandels. Die Klimaneutralität liegt im Verkehrssektor Berlin insgesamt, wie auch für den Standort Adlershof, recht er- noch in weiter Ferne. Elektromobilität allein löst nicht das folgreich waren und dass die Politik einen erheblichen Beitrag dazu Problem, weil wir damit die Verkehrsströme in Adlershof nicht be- geleistet hat. Wie an den Universitäten auch in Zukunft exzellente wältigt bekommen. Das kriegt man nur mit einem alle Bereiche Forschung möglich sein wird, hängt stark davon ab, ob vom einbeziehenden Mobilitätskonzept hin. Berliner Senat rasch die notwendigen Weichen gestellt werden. Was steht noch auf Ihrer Wunschliste für den Ob Coronakrise, Klimakrise oder Krise der Demokratie – Technologiepark? aktuell steht die Menschheit vor großen Herausforderun- gen. Wird exzellente Forschung aus Berlin und Branden- Ein Science Club in Adlershof wäre so eine Idee, ein Ort, an dem burg dazu beitragen, Lösungen zu finden? sich Wissenschaftler:innen zum After Work Drink oder zu einem Vortrag am frühen Abend treffen und in einer entspannten Im 21. Jahrhundert werden einerseits herausragende technische Lounge-Atmosphäre austauschen können. Ein Ort für Vernetzung Lösungen benötigt. Andererseits stellt sich die Frage, wie Gesell- und Gemeinsinn, an dem interdisziplinäre angeregte Diskussion schaft und Politik aufgestellt sein müssen, um die Herausforde- stattfindet, der hier in Adlershof eine soziale Funktion einneh- rungen, vor denen wir stehen, in den Griff bekommen. An solchen men, aber auch ein Hub sein kann für Wissenschaftskommu- Lösungen arbeiten weltweit Wissenschaftler:innen. In Berlin und nikation und generell den Diskurs zu Wissenschaft im Berliner Brandenburg werden an vielen Stellen fundamentale Beiträge Forschungsraum. dazu geleistet. Eine der Stärken des Standortes Berlin ist es, dass er exzellente Forschung an den Schnittstellen zwischen natur- Welche Rolle spielt die Politik bei der Sicherung exzellenter wissenschaftlichen, technischen und sozialen bzw. politischen Forschung? Fragestellungen erlaubt. Es gibt wenige andere Standorte in Der für die HU sehr schmerzliche Rücktritt von Präsidentin Mitteleuropa, die das in einer solchen Breite darstellen können. Sabine Kunst ist hoffentlich ein Fanal für die Hochschulpolitik in Adlershof ist dabei ein bedeutender Standort in Berlin, etwa in Berlin. Wissenschafts- und Hochschulpolitik sind eine entschei- der Photovoltaik, in der Steuerung von Mikrosystemen, bei der dende Randbedingung für exzellente Forschung – und übrigens Entwicklung neuer Materialien und ganz allgemein im Bereich auch für exzellente Lehre. Es ist sinnvoll, diese Randbedingungen der Nanotechnologie. nl so zu gestalten, dass man konkurrenzfähig ist, also die besten ANZEIGE Transfer BONUS Zuschüsse für die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft Bis zu 45.000 Euro Förderung für die Realisierung von Projekten der angewandten Forschung und Entwicklung! Profitieren Sie von wissenschaftlichem Know-how für Ihr Unternehmen. Das Berliner Förderprogramm Transfer BONUS bezuschusst Forschungsvorhaben von kleinen und mittleren Berliner Unternehmen (KMU) in Kooperation mit Wissenschaftseinrichtungen. Informieren Sie sich unter www.ibb-business-team.de/transfer-bonus Adlershof Journal | Januar_Februar 2022 11
UNTERNEHMEN 50.000 Photovoltaikanlagen unter Kontrolle Neu in Adlershof: Die Innovationen für digitale Energiekraftwerke von meteocontrol sind weltweit gefragt von Strom, Wärme oder Treibstoffe wie Wasserstoff oder Methan genutzt werden. „meteocontrol bietet spezifische Lösungen an“, sagt Stevens und zählt auf: „Datener- fassung und intelligente Steuerung von Erzeugung und Verbrauch, Kontrolle der Netzanforderungen, Wartung der Anlagen oder Energiehandel.“ Die in einer Cloud erfassten Daten und technischen Analysen ermöglichen ge- zielte Lösungen für einzelne Anlagen oder größere Portfolios. „Wenn etwas nicht stimmt, meldet sich die Software und zeigt das spezielle Problem an, so dass Wartung oder Reparatur veranlasst werden kön- nen“, erklärt Stevens. Das Unternehmen konzentriere sich derzeit auf kommerzielle und industrielle Anlagen sowie Großkraft- werke mit Leistungen von 200 Kilowatt bis Auf Wachstumskurs mit grüner Energie: Neu-Adlershofer Stijn Stevens 500 Megawatt. Das Wetter ist wechselhaft, und so lie- „Business Unit System Architect“ auf, bis Angesichts der gefüllten Auftragsbücher und erwarteter größerer Nachfrage wird die fern Sonne, Wind oder Meer wechseln- ihn 2017 die auf Photovoltaik spezialisierte Suche nach Mitarbeitenden immer dringli- de Erträge an Energie. Für zuverlässige Firma skytron energy nach Berlin lockte. cher. Seit dem Adlershofer Start im vergan- Versorgung braucht es flexible Systeme, genen Sommer wurden fünf Kolleg:innen Jetzt nutzt er die inspirierende Verbindung die Strom aus verschiedenen Quellen zu- neu eingestellt, zwei weitere kommen zur aktuellen Forschung im Technologie- sammenführen, speichern und abgeben bis März nächsten Jahres. Doch es wird park Adlershof auch für meteocontrol, ei- können. Überwachung und Steuerung der- noch mehr Personal benötigt, unter ande- ner Firma, die in den letzten Jahren stark artiger Kraftwerke bietet die auf erneuer- gewachsen ist. „Insgesamt geben die von rem Energietechnikingenieurinnen, Soft- bare Energien spezialisierte meteocontrol uns überwachten Anlagen eine elektrische wareentwickler, Chipprogrammiererinnen, GmbH an. Leistung von 21 Gigawatt (Milliarden Watt) Regelungstechniker oder Anlagendesigne- ab“, sagt Stevens. Weltweit überwacht rinnen. Zwölf Standorte weltweit wies die vor 40 Jahren gegründete Augsburger Firma be- meteocontrol mehr als 50.000 Photovol- „Wir haben zwei Jahre hinter uns, in denen reits auf, als sich im Juni 2021 Berlin dazu taikanlagen. Deren Charakteristik wird wir alle Rekorde geknackt haben“, berichtet gesellte. „Adlershof hat seit langem einen mittels künstlicher Intelligenz herausge- Stevens. Um dieses Tempo aufrechtzuhal- von erneuerbaren Energien, speziell Solar- funden: Welche Faktoren beeinflussen in ten, wird er die Suche nach Mitarbeitenden energie, geprägten Hintergrund“, sagt welchem Maße die Stromerzeugung? Aus intensivieren, Kontakte zu Studierenden Chief Technical Officer (CTO) Stijn Stevens. den Daten lassen sich Modelle erstellen, aufbauen, Forschungsprojekte anregen und die den Ertrag verbessern und in die Pla- Der gebürtige Belgier hat Luft- und Raum- unterstützen. Berlin und speziell Adlers- nung künftiger Anlagen einfließen. fahrttechnik an der Katholischen Universi- hof sei mit Unternehmen, Universitäten tät Leuven studiert und in Energietechnik Dabei wird es sich nicht ausschließlich um und Forschungseinrichtungen im Energie- promoviert. Dann startete er seine Karrie- Photovoltaik handeln. Die Zukunft sieht bereich der richtige Ort. Auch Stijn Stevens‘ re im Bereich der erneuerbaren Energien. Stevens in hybriden Kraftwerken, wo die Familie mit drei Kindern fühlt sich in Berlin Bei der Kasseler SMA Solar Technology AG erneuerbaren Energien aus verschiedenen wohl. Den Ökogarten, den er hier pflegen stieg der Ingenieur in sieben Jahren zum Quellen gewonnen und für die Erzeugung kann, möchte er auch nicht missen. pj ANZEIGE IHRE STEUERMÄNNER AUS ADLERSHOF. WIRTSCHAFTSPRÜFER STEUERBERATER FACHBERATER FÜR INTERNATIONALES STEUERRECHT 12 Adlershof Journal | Januar_Februar 2022
GRÜNDUNGEN Frisch gedruckt: Louis Pütz, Geschäftsführer Siddharth Tiwari und Dimitri Weikum (v. l. n. r.) mit Präzisionsbauteilen Mondstaub 3D-gedruckt Das Adlershofer 3D-Druck-Start-up TIWARI Scientific Der Gründer hat unterschiedliche gedruckte Präzisionsbau- Instruments (TSI) arbeitet auch für terrestrische Kunden teile aus diesen Materialien, die teils erst auf den zweiten Blick aus dem Automobil-, Flugzeug- oder Maschinenbau. offenbaren, was in ihnen steckt. Darunter ein sehr robust wirken- Doch Gründer Siddharth Tiwari denkt über irdische des Titan-Federelement, das bei Landemanövern massive Stöße Problemstellungen hinaus. Im Zuge des EU-Projekts abfedern kann. Oder eine unscheinbare Metallplatte mit zwei Zuläufen. „Ein Wärmetauscher, den im Inneren feine Kanälen „Galactica“ sucht er Lösungen, um Alltagsgegenstände durchziehen“, erklärt er. Machbar ist das, weil TSI die Fused und Textilien auf dem Mond zu drucken. Das Baumaterial Filament Fabrication (FFF) nutzt. Kunststofffilamente, die mit dafür: Regolith – besser bekannt als Mondstaub. dem jeweils benötigten Metall- oder Keramikpulver versetzt sind, werden durch eine feine Düse extrudiert und Schicht E r spricht fließend Italienisch, Deutsch, Englisch und Hindi, hat für Schicht zum Bauteil verschmolzen. Anschließend lässt sich der Kunststoffanteil in einem thermischen Prozess entfernen Maschinenbau in seiner alten Heimat Indien studiert, ehe er als 20-Jähriger die Chance ergriff, ans renommierte Luft- und Raum- und das danach poröse Bauteil in einem Sinterprozess verdich- fahrtinstitut des Politecnico di Milano zu wechseln. Siddharth ten. Dass es dabei schrumpft, ist in der Konstruktion exakt Tiwari hat dort in einem Masterstudiengang studiert – und wag- eingeplant. „Wir erreichen Genauigkeiten im Bereich von 100 te abermals einen Neustart in einem Land mit neuer Sprache, als Mikrometer“, berichtet Tiwari. ihn das damalige DLR-Spin-off Active Space Technologies nach Während TSI in Projekten für die irdische Industrie Filamente Adlershof lotste. Nun baut er sein auf 3D-Druck spezialisiertes von der Stange nutzen kann, geht es im aktuellen EU-Projekt Start-up TIWARI Scientific Instruments (TSI) auf und hat bereits „Galactica“ zusammen mit der Hochschule Aalen und der Firma vier Beschäftigte. Aktuell steigt das Team in die Fertigung eigener Spartan Space um den Aufbau einer neuartigen Prozesskette für Drucker ein. künftige Mondmissionen. Der Baustoff dafür lagert in einer pro- Für die Gründungsphase ist Tiwari vorübergehend in den Darm- fanen Plastikbox: Regolith – besser bekannt als Mondstaub. Die städter Business Incubator der Europäischen Weltraumorgani- feinkörnige Kostbarkeit stammt nicht direkt vom Mond, sondern sation (ESA) gezogen. „Das war wichtig, weil wir dort neben einer ist eine irdische Kopie der Materialproben, die die Apollo-11-Crew Seed-Förderung technologischen Support und vereinfachten dort 1969 nahm. TSI hat damit eine Kollektion unterschiedlich Zugang zur aufwändigen Luft- und Raumfahrtzertifizierung un- flexibler Proben gedruckt, aus denen Crews in Zukunft Alltags- serer 3D-gedruckten Teile erhielten“, erklärt er. Zudem entpuppte gegenstände auf dem Mond fertigen sollen. Ziel ist von Anfang sich der Start im ESA-Inkubator als eine Art Exzellenzsiegel, das an, sämtliche Inhaltsstoffe im Kreislauf zu führen. „Weil es fast bereits Konzerne aus dem Automobil- und Maschinenbau sowie eine Million US-Dollar kostet, ein Kilogramm Fracht ins All zu aus der Luftfahrt auf das Adlershofer Team aufmerksam gemacht transportieren, gilt es, dort verfügbare Materialien einzusetzen“, hat. Für sie übernimmt TSI 3D-Druckaufträge, Machbarkeits- erklärt der Gründer. In ferner Zukunft könne es vielleicht gelingen, studien und fachliche Unterstützung bei der Materialsuche. aluminiumhaltigen Weltraumschrott einzuschmelzen und mit Zur Wahl stehen Metalle wie Edelstahl, Titan und Kupfer gedruckten Regolith-Gussformen in Form zu bringen. Vorerst aber sowie teils hochfeste Keramiken wie Siliziumkarbid und -nitrid, geht es darum, eine stabile Prozesskette für den 3D-Druck von Zirconiumdioxid oder Aluminiumoxid. Mondstaub zu etablieren. pt Adlershof Journal | Januar_Februar 2022 13
FORSCHUNG Kleine Teilchen, große Effekte. Das ist die Devise Forschender des Ferdinand-Braun-Instituts. Gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) schlagen sie in vier neuen Joint Labs die Brücke zwischen grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. Was dabei herauskommt, ist weltweit einmalig, macht Adlershof zu einem Zentrum der Quantenforschung und zum Innovationstreiber für alltägliche Anwendungen. Laser, Mobiltelefone, Satelliten, Navigation, medizinische Dia- Auf diesem fruchtbaren Boden gedeihen gute Ideen. Wobei gnostik – alles ohne Quantenphysik undenkbar. Was für den die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt wird – von der Laien sehr theoretisch und entfernt anmutet, ist von hohem Konzeptentwicklung und -demonstration über die Technolo- praktischen Nutzen. Genau den wollen Forschende des gieentwicklung bis hin zu Produkten. „Forschende an Hoch- Ferdinand-Braun-Instituts, Leibniz-Institut für Höchstfrequenz- schulen haben nicht immer eine Anwendung im Blick“, weiß technik (FBH) in vier Joint Labs zur „Integrierten Quantentech- Wicht. „Das FBH, als technologisch orientierte Forschungs- nologie“ heben. „Unser Ziel ist es, Ideen aus dem Labor in in- einrichtung, ist daher ideal, um etwa Ideen rund um quanten- dustrietaugliche Lösungen zu überführen“, erklärt Koordinator basierte Halbleiter in funktionierende Komponenten und und Lab-Leiter Andreas Wicht. Zu den Anwendungen der 2019 Systeme zu überführen.“ Die finden dann zuweilen, Hucke- gegründeten Labore zählen die Quantensensorik, die Quanten- pack auf Forschungsraketen, den Weg ins All. So wurde mit den kommunikation und das Quantencomputing. Diodenlasermodulen der Adlershofer unter anderem das erste Bose-Einstein-Kondensat im Weltraum erzeugt. „Wir decken alle großen Felder der Quantentechnologie ab, wodurch wir Brücken von der Grundlagenforschung zur Anwen- dung schlagen können“, betont Katja Höflich, die das Joint Lab „Photonic Quantum Technologies“ am FBH in Zusammenarbeit mit Arno Rauschenbeutel von der HU leitet. Schöner Neben- effekt, der sich durch die Arbeit der vier Labs einstellt: „Unsere Expertise wächst“, betont die Physikerin. Was in dieser Form ohne die Kooperation mit anderen Wissenschaftler:innen, vor allem der Humboldt-Universität, nicht denkbar wäre. Exzellente Brückenbauer ANZEIGE nah und persönlich Internat. Steuerrecht Controlling und FiBu Buchführung Online SCHLEICHER Ihre Steuerberater in Adlershof www.msp-steuer.de 14 Adlershof Journal | Januar_Februar 2022
Zwei von vier: Katja Höflich und Andreas Wicht leiten Joint Labs der Quantenforschung Am Joint Lab „Quantum Photonic Components“, das Wicht leitet, nutzt, kostengünstig auch kleine Stückzahlen quantentechnolo- werden schmalbandige und ultraschmalbandige Diodenlaser- gischer Module herzustellen. Etwa für die Navigation. module, Spektroskopie- und Verteilermodule entwickelt, die die Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet auf eine neue Katja Höflich entwickelt mit ihrem Team im Joint Lab „Photonic Ebene führen sollen. Daher ist auch von „Quantentechnolo- Quantum Technologies” neuartige chipbasierte optische Quan- gie 2.0“ die Rede. „Dazu erforschen wir neuartige Konzepte für tenbauelemente, die direkt mit optischen Fasern verbunden Diodenlaser und Komponenten, insbesondere für den Einsatz im werden können. Sie arbeitet mit nanostrukturierten optischen Weltraum“, erklärt Wicht. Etwa für die Satellitenkommunikation Wellenleiterchips, die Licht in nie dagewesenem Maße konzen- mit Lasern. Dieses Beispiel zeigt, wie flexibel sich derartige Tech- trieren und führen können. „Durch Bestrahlung mit fokussier- nologien einsetzen lassen. Die Lasertechnologie, die eigentlich ten Ionen kann man diese Komponenten noch leistungsfähiger für den Betrieb von optischen Atomuhren entwickelt wurde, wird machen und zudem eine Quantenfunktionalität einbringen“, hier außerhalb der Quantentechnologien verwendet. erklärt sie. Wicht und sein Team sind aber auch in irdischen Sphären So geht exzellente Wissenschaft. Höflich formuliert das ungleich unterwegs: Sie loten neue Möglichkeiten der Mikromontage von bescheidener: „Je nach Umfeld wird man anders definieren, Lasermodulen für Anwendungen aus, die auf Konzepten der was exzellent ist“, sagt sie. „Im universitären Umfeld strebt man Industrie 4.0 basieren. Der Physiker arbeitet mit Kooperations- nach Veröffentlichungen in hochrangigen Journalen, während partnern wie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt wir am FBH Komponenten und Module liefern, die weltweit e. V. (DLR) daran, durch eine telerobotische Fertigung, die gesten- einzigartig sind.“ Was durchaus auch als allgemeingültige Defi- gesteuerte Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Werkzeuge nition des Begriffs „Exzellenz“ durchgehen kann. cl ANZEIGE Adlershof Journal | Januar_Februar 2022 15
EINBLICKE Am Leibniz-Institut für Kristall- züchtung werden die Kapazitäten ausgebaut. So sollen neue Materialien schneller zur Anwendung kommen – beispielsweise für Ladestationen von E-Autos IKZ-Direktor Thomas Schröder pusht die Entwicklung neuer Materialien Schneller schalten M ontagebänder in der Autoindustrie stehen wochenlang still, Bauteile für Haushaltsgeräte sind nicht lieferbar, die Ausliefe- rung neuer Smartphones verzögert sich. So zeigt sich die Chip- krise an vielen Stellen: Weil Halbleiterprodukte fehlen, können etliche Branchen nicht liefern und müssen Umsatzeinbußen hinnehmen. „Für Fachleute kam diese Krise nicht überraschend“, sagt Thomas Schröder. Die Halbleiterherstellung habe sich in den vergangenen Jahrzehnten in Asien konzentriert. „Es ist logisch, dass dieses System sehr empfindlich auf Störungen reagiert, die beispielsweise von coronabedingten Konjunkturschwankungen ausgehen.“ Als Direktor am Leibniz-Institut für Kristallzüchtung im For- schungsverbund Berlin e. V. (IKZ) weiß er genau, wie schwer es ist, neue Produktionen aufzubauen. „Sie erfordern sehr viel Wissen und sehr viel Kapital“, sagt er. „Es dauert Jahre, um Alter- nativen zu schaffen.“ Aber genau das sollte Europa tun, meint Schröder. Schlüsseltech- nologien für die Zukunft sollen auf dem Kontinent aufgebaut und gehalten werden, um für künftige Engpässe gewappnet zu sein. Unter dem Namen „technologische Souveränität“ ist das Konzept schon länger bekannt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat etliche Handlungsfelder ausgemacht, von grünem Wasserstoff über Impfstoffe bis zur Quantentechnologie. Auch neue Materialien gehören dazu – das passt ideal zur neuen Strategie des IKZ, die Schröder mit seinem Amtsantritt 2018 formuliert hat. Das traditionsreiche Institut solle neben der Grundlagen- und angewandten Forschung auch Prototypenentwicklung betreiben, forderte der Forscher von Beginn an. Metallorganische Gasphasenepitaxie (MOVPE) zur Herstellung von dünnen Galliumoxid- Schichten, die maßgeschneiderte halbleitende Eigenschaften haben 16 Adlershof Journal | Januar_Februar 2022
„Es gibt drei Arten von Materialien“, er- Forschungsprojekten ausgelastet waren“, ANZEIGE läutert er. Erstens „akademische“, die in sagt Schröder. ihrer chemischen Zusammensetzung und Nun konnte er die Geldgeber – Bund und Struktur sehr spannend seien. „Die Grund- Land – überzeugen: Ab 2023 erhält das IKZ lagen werden analysiert und beschrieben, es gibt einige Publikationen und das war jährlich 2,2 Millionen Euro extra, um mit Bringen mehr Anlagen und Personal die Prototy- es.“ Weil sich bei der langwierigen Weiter- entwicklung unerwartete Probleme zei- penfertigung auszubauen. „Hier in Adlers- hof profitieren wir zudem von den Part- Sie Ihr Lächeln gen könnten und keine Firma dieses Risiko tragen will. Etwas weiter ist die zweite Art, nern in unmittelbarer Nähe“, sagt er und beginnt aufzuzählen: Bundesanstalt für in Form die sogenannten Prototypenmaterialien. Materialforschung und -prüfung, Helm- „Die sehe ich aktuell als unterkritisch, wir holtz-Zentrum Berlin, Ferdinand-Braun- vergeben Innovationschancen.“ Denn Fir- Institut, Max-Born-Institut. Es ist ein wei- men benötigen für Technologien die dritte terer Schritt zur technologischen Souverä- Art, die „Produktionsmaterialien“ – gut be- nität, dem aber noch viele folgen müssen. Wir sorgen nicht nur kannt und in großer Stückzahl zu fertigen. „Diese Lücke müssen wir schließen“, sagt Je weiter es zur Anwendung geht, umso bei Kindern für ein mehr soll sich öffentlich finanzierte For- Schröder. schung herausnehmen und die Industrie perfektes und Beispielsweise bei Galliumoxid (Ga2O3). einbringen. In dieser Übergangszone ar- strahlendes Lächeln, Das Material könnte für Leistungselektro- beiten Start-ups, die ebenfalls unterstützt denn Zahnspangen nik geeignet sein. „Die braucht man unter werden sollten. Auch der Fachkräfte- anderem für Schalter an Ladestationen für mangel wird zum wachsenden Problem. kennen kein Alter. Elektroautos“, erläutert der Wissenschaft- „Wir müssen es noch besser schaffen, inte- Lassen Sie sich von ler. „Der Bedarf an solchen Bauteilen wird ressierte junge Leute für ein entsprechen- künftig erheblich steigen.“ Um heraus- des Studium zu gewinnen und diese gut uns beraten. zufinden, ob Ga2O3 das wirklich leisten auszubilden“, sagt Schröder. Eine Idee sei, kann, braucht es nicht nur einen Kris- dass Forscherinnen und Forscher an Schu- tall, sondern 15 oder 20, die fortwährend len gehen und authentisch von ihrem Job optimiert und getestet werden. „Bisher berichten, um mehr Absolvent:innen für konnten wir diese Menge nicht herstellen, Naturwissenschaften zu begeistern. rn weil unsere Anlagen mit verschiedenen Felix German Kieferorthopädie kfo-german.de Gesundheitszentrum Albert-Einstein-Str. 4 Tel: 030 62 90 70-80 info@kfo-german.de Adlershof Journal | Januar_Februar 2022 17
KURZNACHRICHTEN IMPRESSUM Jetzt bewerben: Gründungs- Erkundungsbohrung auf dem HERAUSGEBERIN WISTA Management GmbH werkstatt Adlershof 2022/23 Gelände der BTB Neue Chance einer einjährigen Grün- Die BTB GmbH Berlin startete in Koopera- REDAKTION Peggy Mory (V. i. S. d. P.: Sylvia Nitschke) dungsförderung der WISTA Management tion mit Wissenschaftler:innen des Deut- GmbH (WISTA) und der Senatsverwal- schen GeoForschungsZentrums Potsdam REDAKTIONSADRESSE tung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (GFZ) ein Forschungsprojekt, das die Um- WISTA Management GmbH Bereich Unternehmenskommunikation (SenWEB) bietet die Gründungswerkstatt setzbarkeit von Energieversorgungssys- Rudower Chaussee 17, 12489 Berlin Adlershof von April 2022 bis einschließlich temen mit Aquiferspeichern untersuchen Telefon: +49 30 63 92 22 13, Fax: +49 30 63 92 22 36 Mai 2023. Neben einem monatlichen Sti- will. Aquifer sind tiefe Grundwasserleiter, E-Mail: mory@wista.de pendium in Höhe von 2.000 Euro erhalten die über ein großes Potenzial für die sai- www.adlershof.de/journal Gründer:innen einen kostenfreien Arbeits- sonale Wärme- und Kältespeicherung ver- AUTOR:INNEN platz im WISTA-Coworking Space sowie fügen. Mit einer Erkundungsbohrung in Dr. Winfried Dolderer (wid); Kai Dürfeld (kd); Unterstützung erfahrener Coaches und Adlershof bis in 650 Meter Tiefe soll die Dr. Paul Janositz (pj); Nora Lessing (nl); Chris Löwer (cl); Peggy Mory (pm); Ralf Nestler (rn); Jakob Nolte; Mentor:innen. Start der Bewerbungsphase Eignung des Aquifers untersucht werden. Dr. Peter Strunk (pst); Peter Trechow (pt) ist der 5. Januar 2022. www.gfz-potsdam.de www.adlershof.de/gruendungswerkstatt LAYOUT UND HERSTELLUNG Medienetage Anke Ziebell BTB spendet Wissenschaftsstadt Telefon: +49 30 609 847 697, Fax: +49 30 609 847 698 Zehn Jahre Adlershofer Unter- 30 Bäume E-Mail: aziebell@medienetage.de nehmernetzwerk Die BTB GmbH Berlin spendet dem Wissen- www.ziebell-medienetage.de Das Adlershofer Unternehmernetzwerk schaftsstandort Adlershof im Rahmen ANZEIGENBETREUUNG feierte im November 2021 sein zehnjäh- der Stadtbaumkampagne „Stadtbäume WISTA Management GmbH riges Bestehen. Es ist eine Initiative von für Berlin“ der Senatsverwaltung für Um- Bereich Unternehmenskommunikation welt, Verkehr und Klimaschutz 30 Bäume. Sandra Linde, Telefon: +49 30 63 92 22 47 Adlershofer Unternehmer:innen für Adlers- E-Mail: linde@wista.de hofer Unternehmer:innen. Netzwerkziele 26 flachwurzelnde Kupfer-Felsenbirnen sind das Kennenlernen, Kontakte knüpfen werden in der „Straße am Flugplatz“ ein- DRUCK und daraus resultierend das gemeinsame gesetzt und vier Winter-Linden im Eisen- ARNOLD group – Großbeeren Arbeiten in Adlershof. Das Netzwerk steht hutweg und der Straße am Flugplatz. Eine BILDQUELLEN allen Adlershofer Unternehmen offen. erste Linde pflanzten Bezirksbürgermeister Sofern nicht anders gekennzeichnet: Tina Merkau. Oliver Igel, der Geschäftsführer der WISTA Titel: Marie Emmermann/Skizzomat; S. 3: Dorothee www.dienstleister-in-adlershof.de Mahnkopf; S. 2 (Inhalt): o. l. 3Dsculptor/Shutterstock, Management GmbH Roland Sillmann und u. l. Ferdinand-Braun-Institut (FBH); S. 6/7 u.: BAM, BTB-Geschäftsführer David Weiblein be- FBH/Matthias Baumbach, HZB/Silvia Steinbach, Dissertationspreis Adlershof ´22 reits am 26. November 2021 am Eisenhut- IKZ/Sebastian Rost, MBI/Moritz Eisebitt, PTB; Am 17. Februar 2022 vergeben Humboldt- weg vor dem Restaurant „Wandel“ ein. S. 11 o.: scientists4future.org; S. 14: Lerbank/Shutterstock; Universität zu Berlin, WISTA Management S. 16 M.: Mmaxer/Shutterstock; S. 16/17 u.: IKZ/ GmbH und Initiativgemeinschaft der www.btb-berlin.de Volkmar Otto Außeruniversitären Forschungseinrichtun- gen e. V. (IGAFA) den mit 3.000 Euro dotier- Innovationspreis Berlin Branden- Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht ten Dissertationspreis Adlershof, mit dem burg 2021 für HPS Home Power unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Nachdruck Nachwuchsforscher:innen für hervorra- Solutions von Beiträgen mit Quellenangabe gestattet. Beleg- exemplare erbeten. Das „Adlershof Journal“ erscheint gende wissenschaftliche Leistungen im Ende November 2021 wurde der 30. Inno- sechs Mal pro Jahr in einer Auflage von jeweils 3.000 Rahmen einer in Adlershof angefertigten vationspreis Berlin Brandenburg von den Exemplaren. Dissertation ausgezeichnet werden. Wirtschaftsverwaltungen beider Länder Nachhaltig gedruckt mit Biofarben und auf www.adlershof.de/dissertationspreis verliehen. Preisträger in der Kategorie FSC®-zertifiziertem Papier. Energietechnik ist die Adlershofer HPS Bezirksamt von Treptow- Home Power Solutions GmbH, die picea Die nächste Ausgabe erscheint Anfang März 2022. Köpenick zieht um entwickelt, das weltweit erste marktreife Ausführliche Texte und Adlershofer Termine Das historische Rathaus Köpenick wird Produkt, das eine ganzjährig CO2-freie und finden Sie unter: www.adlershof.de/journal ab Anfang 2022 umfassend saniert, so unabhängige Stromversorgung für Einfa- dass das Bürgeramt 1, das Stadtentwick- milienhäuser ermöglicht. lungsamt sowie das Schul- und Sportamt www.homepowersolutions.de vorübergehend in den Adlershofer Allianz- Campus umziehen. Die Sanierung dauert voraussichtlich 2,5 Jahre. www.berlin.de/ba-treptow-koepenick ANZEIGE So gut klingt das neue Jahr! 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