Bilanzkennzahlen für Praktiker - KMU FORSCHUNG AUSTRIA Austrian Institute for SME Research
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KMU FORSCHUNG AUSTRIA Austrian Institute for SME Research Bilanzkennzahlen für Praktiker Wien 2006
KMU FORSCHUNG AUSTRIA Austrian Institute for SME Research (Präsident: o. Univ.-Prof. Dr.Dr.h.c. J. Hanns Pichler, M.Sc.) Für den Inhalt verantwortlich: Walter Bornett Verfasser des Berichts Peter Voithofer Walter Bornett Layout: Susanne Fröhlich Die vorliegende Studie wurde nach allen Maßstäben der Sorgfalt erstellt. Die KMU FOR- SCHUNG AUSTRIA übernimmt jedoch keine Haftung für Schäden oder Folgeschäden, die auf diese Studie oder auf mögliche fehlerhafte Angaben zurückgehen. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Art von Nachdruck, Vervielfältigung, Verbrei- tung, Wiedergabe, Übersetzung oder Einspeicherung und Verwendung in Datenverarbeitungs- systemen, und sei es auch nur auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung der KMU FORSCHUNG AUSTRIA gestattet.
Bilanzkennzahlen I Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung ............................................................................................................................. 1 Grundlagen der Bilanzanalyse................................................................................................... 3 Bilanzdatenbank ........................................................................................................................ 13 Andere Branchendaten............................................................................................................. 14 Kennzahlen zur Finanzierung und Liquidität ......................................................................... 15 Verschuldungsgrad ..................................................................................................................... 18 Eigenkapitalquote........................................................................................................................ 19 Sozialkapital in Prozent des Gesamtkapitals .............................................................................. 20 Bankverschuldung in Prozent des Gesamtkapitals..................................................................... 21 Anlagendeckung.......................................................................................................................... 22 Liquidität ...................................................................................................................................... 23 Geldeingangsdauer in Tagen ...................................................................................................... 24 Lieferantenkreditdauer in Tagen ................................................................................................. 25 Schuldentilgungsdauer in Jahren ................................................................................................ 26 Working Capital in Prozent der Betriebsleistung......................................................................... 27 Kennzahlen zum Vermögen ..................................................................................................... 29 Sachanlagenintensität ................................................................................................................. 32 Sachanlagenintensität ohne Gebäude ........................................................................................ 33 Vorräte / HW-Vorrat in Prozent der Betriebsleistung .................................................................. 34 Lagerumschlagshäufigkeit........................................................................................................... 35 Lagerdauer in Tagen ................................................................................................................... 36 Kundenforderungen in Prozent der Betriebsleistung .................................................................. 37 Investitionen in Prozent der Betriebsleistung .............................................................................. 38 Investitionsdeckung..................................................................................................................... 39 Produktivitätskennzahlen......................................................................................................... 41 Bruttoproduktivität ....................................................................................................................... 43 Nettoproduktivität ........................................................................................................................ 44 Kennzahlen zur Kostenstruktur ............................................................................................... 45 Materialaufwand / Handelswareneinsatz in Prozent der Betriebsleistung .................................. 46 Personalkosten in Prozent der Betriebsleistung ......................................................................... 47 Sonstiger Aufwand in Prozent der Betriebsleistung .................................................................... 48
II Bilanzkennzahlen Ertrags- und Rentabilitätskennzahlen..................................................................................... 49 Kapitalumschlag .......................................................................................................................... 52 Umsatzrentabilität 1 (vor Finanzierungskosten).......................................................................... 53 Umsatzrentabilität 2 (nach Finanzergebnis)................................................................................ 54 Gesamtkapitalrentabilität 1 (ROI) ................................................................................................ 55 Gesamtkapitalrentabilität 2 (nach Finanzergebnis)..................................................................... 56 Rohaufschlag............................................................................................................................... 57 Rentabilitätsziffer ......................................................................................................................... 58 Korr. Cash flow in Prozent der Betriebsleistung.......................................................................... 59 Gross Operating Profit in Prozent der Betriebsleistung .............................................................. 60 Buchmäßige Kennzahlen.......................................................................................................... 61 Weiterführende Literatur .......................................................................................................... 63 Anhang ....................................................................................................................................... 65 Bilanzbranchenbild Erläuterung einzelner Positionen Leasingfinanzierung
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 1 Vorbemerkung Diese Broschüre richtet sich primär an Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich für das Thema Bilanzanalyse bzw. Betriebsvergleich interessieren. Ist die Entscheidung für die Durchführung einer Bilanzanalyse gefallen, stellt die Kennzahlen- broschüre während des gesamten Analyseprozesses ein nützliches Werkzeug dar: Sämtliche Arbeitsschritte, von der Aufbereitung des Datenmaterials über die Berechnung der Kennzahlen bis hin zur Interpretation der Ergebnisse, werden anschaulich dargestellt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem richtigen Umgang mit den Branchenvergleichsdaten der KMU FORSCHUNG AUSTRIA. Andere Benutzer der Branchenvergleichsdaten der KMU FORSCHUNG AUSTRIA – in erster Linie sind dies Beratungsfirmen und Corps Intermediaires (z.B. Interessensvertretungen) – er- halten mit der vorliegenden Publikation einen Überblick über Konzeption und Leistungsspek- trum der Bilanzdatenbank der KMU FORSCHUNG AUSTRIA. Die detaillierte Darstellung der Berechnungsmethode von Kennzahlenwerten soll Ihnen ermöglichen, die Branchenvergleichs- daten im Rahmen der täglichen Arbeit optimal einzusetzen. Zum Inhalt Nach einer praxisnah gehaltenen Einführung in die Grundlagen der Bilanzanalyse werden die Bilanzdatenbank der KMU FORSCHUNG AUSTRIA und die damit verbunden Möglichkeiten des zwischenbetrieblichen Vergleichs vorgestellt. Im Hauptteil der Publikation sind die Berech- nungsformeln wichtiger Kennzahlen abgebildet. Dabei wird ausführlich auf die Aussagekraft der einzelnen Kennzahlen eingegangen. Mögliche Ursachen für vom Branchendurchschnitt ab- weichende Werte werden analysiert und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Diese Neuauflage und Erweiterung der im Jahr 2000 herausgegebenen Kennzahlenbroschüre wurde einerseits durch die große Nachfrage nach diesem Produkt, andererseits durch die Erweiterung der Institutsagenden auf alle KMU-dominierten Sektoren notwendig. Aus diesem Anlass wurde die Broschüre um zusätzliche sektorspezifische Kennzahlen ergänzt.
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 3 Grundlagen der Bilanzanalyse Die folgende Darstellung von Grundlagen der Bilanzanalyse ist in Form von „frequently asked questions“ gehalten. Ziel ist es, dem interessierten, aber nicht spezifisch vorgebildeten Leser einen raschen Überblick über das Wesen der Bilanzanalyse zu geben und eine Hilfestellung bei der selbstständigen Durchführung einer solchen zu bieten. Weiters soll eine Anleitung für die Arbeit mit den Branchenvergleichsdaten der KMU FORSCHUNG AUSTRIA gegeben werden. Was ist unter Bilanzanalyse zu verstehen? Die Bilanzanalyse ist ein Verfahren zur Analyse der IST-Situation eines Unternehmens. Dabei werden aus den Angaben des Jahresabschlusses Informationen über die monetär-wirtschaft- liche Lage und die Entwicklung des Betriebes gewonnen. Neben der Ermittlung des IST-Status kann auch der Grad der Zielerreichung durch Soll/Ist-Ver- gleiche überprüft werden, was entsprechende Planwerte voraussetzt. Gibt es unterschiedliche Formen der Bilanzanalyse? Diesbezüglich ist zwischen einer internen und einer externen Bilanzanalyse zu unterscheiden: • Die interne Bilanzanalyse, die auch als Betriebsanalyse bezeichnet wird, wird von Mitar- beitern des Betriebes durchgeführt bzw. von Unternehmensberatungsfirmen, die Zugang zu allen unternehmensinternen Daten haben. Es kann in der Regel auf umfangreiches, inner- betriebliches Datenmaterial zurückgegriffen werden. Diese Form der Bilanzanalyse ist für die Entscheidungsträger sehr aussagekräftig. Aufgrund des nicht für die Öffentlichkeit be- stimmten Datenmaterials stehen sie meist unter strenger Geheimhaltung. • Externen Bilanzanalytikern stehen lediglich vom Unternehmen veröffentlichte Daten zur Verfügung. Dazu zählen neben den gesetzlich vorgeschriebenen Veröffentlichungen frei- willige Informationen der Unternehmensleitung wie z. B. Aktionärsbriefe, Pressekonferen- zen, Publikationen in Fachzeitschriften und Zeitungen. Adressaten sind die Gläubiger, Sozialpartner, Mitbewerber, Aktionäre, Kontrollinstanzen etc. Die externe Analyse ist daher nicht so detailliert wie die interne Bilanzanalyse. An welche Zielgruppen richtet sich die Bilanzanalyse? Zu den Adressaten der Bilanzanalyse zählen: • tatsächliche und potenzielle Anteilseigner (= Eigentümer), • die Unternehmensleitung, • die finanzierenden Kreditinstitute, • die Lieferanten (diese sind meist zugleich Gläubiger), • die Kunden sowie • die Arbeitnehmer/innen. Bereits aus den unterschiedlichen Zielgruppen ergibt sich, dass die Bilanzanalyse sowohl zur Selbst- wie auch zur Fremdinformation genützt werden kann. Eine Verwendung insbesondere für Zwecke der Selbstinformation der Unternehmensleitung unterbleibt vielfach.
4 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Was leistet die Bilanzanalyse? Zu den Aufgabengebieten der Bilanzanalyse zählen: • die Informationsverdichtung, also das Aufzeigen von Zusammenhängen, die nicht direkt aus dem Jahresabschluss ersichtlich sind, • die Wahrheitsfindung mittels Korrektur unrichtig eingeschätzter Bilanzzahlen und Ableitung der Wirklichkeit entsprechender Daten, • die Urteilsbildung durch Kontrolle und Beurteilung der in der Vergangenheit getroffenen Ent- scheidungen sowie • die Schaffung einer Grundlage für betriebliche Entscheidungsprozesse. Die Bilanzanalyse soll vor allem über die Ertragskraft und über die finanzielle Stabilität des Unternehmens informieren. Aber auch Wachstum, Substanzerhaltung und Kontinuität der Aus- schüttungen und Gewinne sind wichtige Analyseziele. Wer führt die Bilanzanalyse durch? Zur Durchführung der Bilanzanalyse kommen neben der Unternehmerin bzw. dem Unternehmer selbst primär Steuerberater, Wirtschaftstreuhänder und Unternehmensberater in Betracht. Auch Banken bieten ihren Kunden häufig Bilanzanalysen an. Die KMU FORSCHUNG AUSTRIA stellt ihren Mitgliedern Branchenvergleichsdaten zur Verfü- gung. D.h., es erfolgt eine Darstellung von überbetrieblichen Vergleichsdaten. Einzelbetriebliche Daten werden von der KMU FORSCHUNG AUSTRIA niemals zur Verfügung gestellt. Einzige Ausnahme: Ein Unternehmen übermittelt die eigene Bilanz und wünscht die Gegenüberstellung der eigenen Unternehmenszahlen zum Branchendurchschnitt. Welche Instrumente verwendet die Bilanzanalyse? Das wichtigste Instrument der Bilanzanalyse sind Kennzahlen und Kennzahlensysteme. Kenn- zahlen informieren in konzentrierter Form über wichtige betriebswirtschaftliche Sachverhalte wie Vermögens- und Finanzierungsstruktur, Kosten- und Ertragsstruktur, Liquidität, Produktivität so- wie Ertrags- und Innenfinanzierungskraft. Die Informationen aus dem Jahresabschluss werden somit in verdichteter und gleichzeitig auch transparenter Form dargestellt. Die Kapitalflussrechnung – sie zeigt die Herkunft und Verwendung der finanziellen Mittel des Unternehmens – ist ebenfalls ein Instrument der Bilanzanalyse und ihrerseits wieder Basis für die Berechnung von Kennzahlen. Neben den o. a. quantitativen Verfahren werden im Rahmen der Bilanzanalyse auch Anhang und Lagebericht ausgewertet (qualitative Bilanzanalyse). Dabei wird u. a. untersucht, ob das Unternehmen vom typischen Bilanzierungsverhalten österreichischer Betriebe abweicht, ob prä- zise Formulierungen getroffen und freiwillige Zusatzinformationen gegeben werden. Wie läuft die Bilanzanalyse ab? In einem ersten Schritt wird der Jahresabschluss aufbereitet. Neben dem Ansatz der üblichen kalkulatorischen Kosten sind hier insbesondere die im Jahresabschluss getroffenen Bewert- ungsansätze sowie eventuelle Verflechtungen zwischen betrieblicher und privater Sphäre des Unternehmers zu überprüfen. Leasingfinanzierungen und sonstige Eventualverbindlichkeiten sind ebenfalls zu berücksichtigen. Im Anschluss daran werden mittels feststehender Formeln Kennzahlen ermittelt. Die Interpreta- tion der Ergebnisse erfolgt zumeist im Rahmen von innerbetrieblichen und/oder zwischenbe- trieblichen Vergleichen.
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 5 Was versteht man unter kalkulatorischen Kosten? Einige Aufwands- und Ertragspositionen aus dem Jahresabschluss geben die betriebswirt- schaftliche Situation des Unternehmens nicht korrekt wider. Dies schmälert die grundsätzliche Aussagekraft von Kennzahlen und erschwert zudem den zwischenbetrieblichen Vergleich. Da- her sind – ähnlich wie in der Kostenrechnung – Aufwendungen und Erträge soweit als möglich in Kosten und Leistungen überzuleiten. Die von der KMU FORSCHUNG AUSTRIA veröffentlichten Bilanzvergleichsdaten enthalten fol- gende betriebswirtschaftliche Korrekturen: • Ansatz eines kalkulatorischen Unternehmerlohnes (bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften), • Ansatz von kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen. Beim Vergleich des eigenen Unternehmens mit den Branchendurchschnittswerten der KMU FORSCHUNG AUSTRIA sollten daher diese Positionen ebenfalls berücksichtigt werden. Zur genauen Ermittlung derselben siehe Anhang „Erläuterung einzelner Positionen“. Wie wird der Jahresabschluss für die Bilanzanalyse aufbereitet? Bevor mit der Berechnung der Kennzahlen bzw. deren Interpretation begonnen werden kann, muss die Bilanz entsprechend aufbereitet werden. Abgesehen von den betriebswirtschaftlichen Korrekturen der Bilanz sind folgende kritische Fragen zu stellen bzw. gegebenenfalls Korrek- turen des Datenmaterials vorzunehmen: 1. Anlagevermögen Kann die Werthaltigkeit der selbst erstellten Anlagegüter („aktivierte Eigenleistungen“) von ex- ternen Dritten nachvollzogen werden? Verfügt das Unternehmen über immaterielles Anlagevermögen (z. B. Firmenwert), das sich im Fall der Veräußerung (Fremdvergleich) nicht realisieren lässt? Wurde Anlagevermögen, das nicht mehr „im Unternehmen“ ist (also entweder verkauft oder ausgeschieden wurde), tatsächlich auch bilanziell (also im Anlageverzeichnis) ausgeschieden? 2. Umlaufvermögen Wie sind die (Handelswaren-)Vorräte bzw. Halb- und Fertigfabrikate bewertet? Vorsichtig oder optimistisch? Welche Bewertungsmethode liegt zugrunde? Gibt es für Fertigprodukte eine „Ab- wertungstabelle“ (z.B. nach Warenalter im Einzelhandel)? Sind bei den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen Konzernforderungen bzw. Forder- ungen zu verbundenen Unternehmen inkludiert? Wie ist die Bonität dieser Unternehmen? 3. Eigenkapital Wurden Teile des Eigenkapitals in Form von Gesellschafterdarlehen dem Unternehmen zur Verfügung gestellt?
6 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 4. Fremdkapital Wurden alle Verbindlichkeiten tatsächlich verbucht? Auch die umstrittenen Positionen? Sind die Wechselverbindlichkeiten gesondert ausgewiesen? Wie erfolgte die Bewertung der Rückstellungen? Wurde für alle Risiken im erforderlichen Aus- maß vorgesorgt? 5. Eventualverbindlichkeiten Welche Höhe weisen die Eventualverbindlichkeiten (z. B. gegebene Bankgarantien (Haftungs- rahmen) und Bürgschaften, Leasingverbindlichkeiten) auf? Die Berücksichtigung der Eventualverbindlichkeiten ist für die Beurteilung der Bonität eines Un- ternehmens unbedingt notwendig, schränken sie doch die Möglichkeiten zur Schuldentilgung in den nächsten Jahren zum Teil erheblich ein. 6. Ertragsstruktur Kann die Bewertung der aktivierten Eigenleistungen und der Bestandsveränderungen von ex- ternen Dritten nachvollzogen werden? Welchen Anteil haben die sonstigen Erträge? Sind hier Erträge aus dem Verkauf von Anlage- vermögen inkludiert? Ist mit einem Gleichbleiben der sonstigen Erträge im Folgejahr zu rechnen? 7. Kostenstruktur Sind Privatanteile des Unternehmers/der Unternehmerin gesondert ausgewiesen? Wie setzen sich die Fremdleistungskosten zusammen? Hat das Unternehmen Leasingpersonal beschäftigt? Worauf ist bei der Kennzahlenberechnung besonders zu achten? Grundlage für die Berechnung von Kennzahlen ist ein geeignetes Datenmaterial (siehe oben). Zudem dürfen nur solche Informationsziele verfolgt werden, die mit dem vorhandenen Material auch tatsächlich erreicht werden können. Zu Beginn der Kennzahlenanalyse sind das Informationsziel bzw. der Informationsbedarf fest- zulegen, dementsprechend können dann geeignete Kennzahlen ausgewählt werden. Es ist je- doch darauf zu achten, dass das Kennzahlensystem eine ausgewogene Information vermittelt. Eine einzige Kennzahl, die isoliert betrachtet wird, führt oft zu Fehlinterpretationen. Weiters ist sicherzustellen, dass die Kennzahlendefinitionen der eigenen Berechnung mit jenen der Vergleichsdaten übereinstimmen. Nur so ist ein zwischenbetrieblicher Vergleich sinnvoll. Sollen also die Daten der KMU FORSCHUNG AUSTRIA als Vergleichsmaterial herangezogen werden ist es empfehlenswert, bei der Kennzahlenberechnung die in dieser Broschüre an- geführten Berechnungsformeln zu verwenden (Dies gilt ebenso für den Ansatz von kalkula- torischen Kosten).
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 7 Welche Kennzahlen gibt es? Nach ihren unterschiedlichen „Zielrichtungen“ können prinzipiell folgende Gruppen von Kenn- zahlen unterschieden werden: • Ertrags- und Rentabilitätskennzahlen • Kennzahlen zur Finanzierung und Liquidität • Produktivitätskennzahlen Eine hochwertige Bilanzanalyse sollte jedenfalls Kennzahlen von allen drei Bereichen umfas- sen, da es sich um teilweise konfliktäre Zielrichtungen handelt. Diese drei Zielebenen werden im „magischen Dreieck“ der Betriebswirtschaft verdeutlicht. RENTABI- LITÄT Bilanzanalyse Spartenerfolgsrechnung Individuelle Kennzahlen PRODUKTI- LIQUIDITÄT VITÄT Des Weiteren gibt es Kennzahlengruppen, die in komprimierter Form die Struktur der Bilanz bzw. Gewinn- & Verlustrechnung widerspiegeln: • Kennzahlen zum Vermögen • Kennzahlen zur Kostenstruktur In diesem Bericht sind zudem „buchmäßige“ Kennzahlen angeführt. Hierbei handelt es sich um die jeweiligen Kennzahlen ohne Berücksichtigung von kalkulatorischen Kosten. Welche Möglichkeiten bietet der Kennzahlenvergleich? Es ist zwischen dem innerbetrieblichen und dem zwischenbetrieblichen Kennzahlenvergleich sowie dem Branchenranking zu unterscheiden. Beim innerbetrieblichen Vergleich steht die Entwicklung einzelner Kennzahlen bei einem einzigen Unternehmen über einen Zeitraum von mehreren Jahren im Mittelpunkt des Inter- esses. Eine Bilanzanalyse ist daher nur bei der Auswertung mehrerer Jahresabschlüsse sinn- voll. Im innerbetrieblichen Vergleich können die Kennzahlen auch für einen Soll-Ist-Vergleich zur Überprüfung der Realisierung der Unternehmensplanung ermittelt werden.
8 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Von einem zwischenbetrieblichen Vergleich spricht man, wenn die Kennzahlen eines Unterneh- mens einer Vergleichsgruppe gegenübergestellt werden. Damit ein zwischenbetrieblicher Ver- gleich Aussagekraft hat, erfordert dies eine große Datenbasis. Solche Branchendurchschnitts- werte können bei der KMU FORSCHUNG AUSTRIA bezogen werden. Das Branchenranking eignet sich besonders zur Auswahl von lohnenden Investitionsprojekten. Generell erfordert die Interpretation von Kennzahlen solide Kenntnisse im Rechnungswesen, aber auch umfassende betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Im Bedarfsfall sollte daher allenfalls auf externe Beratung zurückgegriffen werden. Welche Fehler gilt es bei der Bilanzanalyse zu vermeiden? • Analyse nur eines einzigen Wirtschaftsjahres Bilanzpolitische Maßnahmen, die sich in einem Jahr positiv auswirken (z. B. überhöhte Be- wertung der Halb- und Fertigerzeugnisse), verursachen im Folge-, in der Regel spätestens aber im übernächsten Jahr eine entsprechende Verschlechterung. Die Analyse eines ein- zigen Jahres führt zu Fehleinschätzungen der Situation des Unternehmens. Deshalb ist die Veränderung im Zeitverlauf von Bedeutung, es müssen mehrere Jahre ge- genübergestellt und analysiert werden. Zu empfehlen wäre ein Zeitvergleich von drei bis fünf Jahren. • Interpretation von absoluten Zahlen Im Rahmen der Bilanzanalyse werden Zahlen sowohl absolut als auch in Prozent darge- stellt und Kennzahlen ermittelt. Bei der Interpretation der Bilanz haben relative Werte eine deutlich höhere Aussagekraft als absolute Zahlen. • Unkritischer Vergleich von Kennzahlen „anderer Quellen“ Für viele Kennzahlen (z.B. cash flow) gibt es mehrere Definitionen; d.h., jedenfalls ist sicherzustellen, dass bei allen Vergleichsmaßstäben die identische Kennzahlendefinition zugrunde liegt. • Vergleich einer einzige Kennzahl Für eine Bilanzanalyse ist die Ermittlung von mehreren Kennzahlen notwendig; der Ver- gleich einer einzigen Kennzahl kann zu falschen Schlussfolgerungen führen. • Vergessen von Sondereffekten Das Bilanzbild von ein oder zwei Jahren kann – insbesondere im klein- und mittelbetrieb- lichen Bereich - auf ein „Großereignis“ zurückzuführen sein. Ein Beispiel: Der Verkauf von Anlagevermögen beispielsweise wird unter den sonstigen Er- lösen verbucht. Durch den Verkauf des Anlagegutes werden stille Reserven offen gelegt. In der Regel handelt es sich dabei jedoch um „Einmaleffekte“. • Nichtberücksichtigung von Leasingfinanzierung Im Rahmen von Kennzahlenvergleichen werden die Werte stark leasingfinanzierter Betriebe im Durchschnitt positiv verzerrt.
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 9 Hat die Bilanzanalyse auch Schwachpunkte? Obwohl Kennzahlen ein brauchbares Mittel zur Orientierung über die Situation des Betriebes sind, ist die Bilanzanalyse auch mit Schwachpunkten behaftet, die bei der Interpretation der Er- gebnisse zu berücksichtigen sind. • Mangelnde Zukunftsbezogenheit der Daten Die Daten beziehen sich auf einen zurückliegenden Zeitraum; Aussagen über die Gegenwart bzw. Zukunft sind nur auf Basis zusätzlicher Informationen möglich. • Mangelnde Vollständigkeit der Daten Viele Daten, die für den zukünftigen Unternehmenserfolg von grundlegender Bedeutung sind, gehen in den Jahresabschluss nicht ein oder lassen sich nur schwer quantifizieren (z. B. der Kundenstock). Hier spiegelt sich u. a. das Spannungsverhältnis zwischen Kon- kurrenzschutz und Offenlegung wider. • Mangelnde Objektivität der Daten Es besteht eine Reihe von bilanzpolitischen Spielräumen. Dies betrifft beispielsweise die Be- wertung des Lagers, der halbfertigen Aufträge sowie der aktivierten Eigenleistungen. Auch die Entscheidung, ob eine Investition heuer oder im nächsten Jahr getätigt wird, welche Nutzungsdauer dem Anlagevermögen zugrunde gelegt wird und ob eine Neuanschaffung via Kredit oder Leasing finanziert wird, ist vielfach bilanzpolitisch motiviert. Allerdings gilt: Nicht ganz vollkommene Erkenntnisse und Aussagen sind immer noch besser als gar keine. Woran erkennt man eine qualitativ hochwertige Bilanzanalyse? • Richtigkeit Die Kennzahlen müssen an den Informationsbedarf des Adressaten angepasst sein und ihm ein zutreffendes Bild der Wirklichkeit liefern. • Aktualität Voraussetzung hierfür ist eine rasche Bilanzerstellung. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Betriebe im Vergleich zu früher rascher/ zeitnaher die Bilanzen erstellen. Nichtsdestoweniger besteht diesbezüglich nach wie vor Verbesserungspotenzial; insbesondere bei vielen Mikro- und Kleinunternehmen beträgt der Zeitraum zwischen Bilanzstichtag und Fertigstellung der Bilanz mehr als sechs Monate. • Anschauliche Darstellung Das Ergebnis sollte kein „Zahlenfriedhof“ sein. Die Kennzahlen müssen vom Adressaten der Bilanzanalyse richtig verstanden werden können. Ein individueller, kommentierter Be- richt ist jedenfalls ein Qualitätszeichen einer hochwertigen Bilanzanalyse. • Workshop / Beratung Der persönliche Kontakt zwischen Experten und Unternehmer/in ist wichtig. Dies gilt insbe- sondere dann, wenn die Buchhaltung extern erstellt wird (z.B. vom gewerblichen/selbststän- digen Buchhalter bzw. Steuerberater/Wirtschaftstreuhänder), die Buchhaltung noch keinen hinreichenden Qualitätsstandard erreicht hat oder der/die Unternehmer/in noch nicht über das für die Bilanzanalyse erforderliche Wissen verfügt.
10 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Zu den wichtigsten Ansprechpartnern zählen in diesem Zusammenhang Steuerberater bzw. Wirtschaftstreuhänder sowie Unternehmensberater. Die KMU FORSCHUNG AUSTRIA bietet ihren Mitgliedern die Organisation und Betreuung von Erfahrungsaustausch-Gruppen an. Für geförderte einzelbetriebliche Beratungen steht beispielsweise das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) zur Verfügung. • Vertrauliche Behandlung der Daten/Datenschutz Die Geheimhaltung der Daten ist Grundvoraussetzung für eine Zusammenarbeit. In ver- schiedenen Beratungsberufen ist dies in den Standesregeln inkludiert. Als Beispiel sei hier auch die Vertraulichkeitserklärung der KMU FORSCHUNG AUSTRIA angeführt: Die KMU FORSCHUNG AUSTRIA erklärt rechtsverbindlich, dass es alle mit der Datenverar- beitung und Auswertung beauftragten Personen vor Aufnahme der Tätigkeit zur Wahrung des Datengeheimnisses im Sinne des § 15 DSG und § 38 BWG verpflichtet hat. Insbe- sondere bleibt die Verschwiegenheitsverpflichtung der mit dem Datenverkehr beauftragten Personen auch nach Beendigung ihrer Tätigkeit und ihrem Ausscheiden aus der KMU FORSCHUNG AUSTRIA aufrecht. Die Verpflichtung zur Verschwiegenheit ist auch für Daten von juristischen Personen und handelsgerichtlichen Personengesellschaften einzuhalten. Die KMU FORSCHUNG AUSTRIA bestätigt, ausreichende Datensicherheitsmaßnahmen im Sinne des § 14 DSG ergriffen zu haben. • Verfügbarkeit von Branchenvergleichsdaten Branchenvergleichsdaten haben nur dann einen Nutzen für den Anwender, wenn die Ver- gleichsgruppe hinreichend groß und homogen ist. Deswegen sollte unbedingt darauf ge- achtet werden, dass die Zahl der ausgewerteten Betriebe angeführt ist. Bei der Verwendung von Branchenvergleichsdaten ist insbesondere auf die Wahl des „rich- tigen“ Vergleichsmaßstabes auch innerhalb einer Branche zu achten. Erfahrungsgemäß sind Betriebe in der gleichen Größe (z.B. gemessen am Umsatz) der beste Vergleichsmaßstab (u.a. aufgrund der Thematik der Fixkostendegression). Die KMU FORSCHUNG AUSTRIA stellt ihren Mitgliedern geeignete Branchenvergleichs- daten zur Verfügung (siehe dazu auch das im Anhang abgebildete Bilanzbranchenbild). Wie können die Ergebnisse der Bilanzanalyse genutzt werden? Die Bilanzanalyse ist der Beginn von weiterführenden Überlegungen, und nicht das Endprodukt. Dies wird aus dem Phasenschema des Controllings deutlich: Die Bilanzanalyse stellt die Ana- lyse der Ausgangssituation dar. Davon ausgehend sind Ziele bzw. der gewünschte Sollzustand zu definieren. Sind die Ziele formuliert, müssen als nächster Schritt Maßnahmen abgeleitet werden, welche dann auch umzusetzen sind. Der Soll/Ist-Vergleich schließlich sollte laufend auf mehreren Ebenen durchgeführt werden: einmal jährlich auch in Form einer Bilanzanalyse. Da- mit steht man wieder am Beginn des Kreislaufes.
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 11 Abbildung 1 Phasenschema des Controlling Situation erkennen Analyse der Ausgangssituation Stärken/Schwächen Chancen/Gefahren Potentiale, Erfolgsfaktoren Verlustquellen, Schwachstellen ↓ Ziele setzen Definition des Sollzustandes Ableitung alternativer Strategien Szenarien für die Zukunft Was soll bis ... erreicht werden? Was muss/kann/soll sich ändern? ↓ Maßnahmen ableiten Maßnahmen- und Aktionsplan Ableitung von Handlungsalternativen Durchspielen/-rechnen der Auswirkungen Prioritäten setzen Entscheidungen treffen ↓ Planen und organisieren Umsetzungsplan Budgetierung Aufgaben, Termine, Zuständigkeiten Durchführung Umsetzung ↓ Soll-/Ist-Vergleich Kontrolle Überprüfen, ob richtig gehandelt wurde Neues lernen am eigenen „Fall“ Erfahrungen austauschen Fragen, Probleme mit anderen diskutieren
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 13 Bilanzdatenbank Die KMU FORSCHUNG AUSTRIA verfügt mit ihrer Bilanzdatenbank über einen Pool von jähr- lich mehr als 50.000 Bilanzen österreichischer Unternehmen. Zusätzlich zu routinemäßig durchgeführten Plausibilitätskontrollen werden von der KMU FOR- SCHUNG AUSTRIA folgende betriebswirtschaftliche Berichtigungen durchgeführt (siehe An- hang, Erläuterung einzelner Positionen): • Ansatz eines kalkulatorischen Unternehmerlohnes, • Ansatz von kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen, Die Branchenzuordnung erfolgte ursprünglich sowohl nach der Betriebssystematik 1968 sowie nach der Fachgruppensystematik der Wirtschaftskammer Österreich („Kammersystematik“). In den letzten Jahren wurde die Branchenzuordnung auf ÖNACE umgestellt. Diese statistische Gliederung hat gegenüber den bisherigen wirtschaftsstatistischen Gliederungen den Vorteil des größeren Detaillierungsgrades bzw. der internationalen Vergleichbarkeit. Auswertungen sind dementsprechend auch nach ÖNACE verfügbar. Natürlich ist die KMU FORSCHUNG AUSTRIA auch in der Lage, Auswertungen nach der Fachgruppensystematik der Wirtschaftskammer zu erstellen. Standardmäßig werden Durchschnittswerte (arithmetische Mittel) berechnet, Medianauswer- tungen sind ebenfalls möglich. Auf Grund des großen Datenpools kann meist auch auf Bran- chenebene eine differenzierte Darstellung nach folgenden Kriterien erfolgen: • Ertragskraft der Unternehmen: definiert als Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Prozent der Betriebsleistung (oberes und unteres Quartil, d. i. der Durchschnitt der 25 % er- folgreichsten bzw. am wenigsten erfolgreichen Betriebe), • Betriebsgröße (Umsatzgrößenklassen), • Standort (Bundesland). Dadurch wird zum einen die umfassende Darstellung der betriebswirtschaftlichen Situation einer Branche möglich. Zum anderen können einzelnen Betrieben Vergleichswerte ähnlicher Betriebe (Auswertung nach Betriebsgröße) und Anhaltspunkte zum Benchmarking (Auswertung nach Er- tragskraft) zur Verfügung gestellt werden. Der beste Vergleichsmaßstab ist die Umsatzgrößenklasse. Auswertungen nach dem Unterneh- mensstandort sind nicht in allen Fällen sinnvoll. Gerade im (filialisierten Einzel-)Handel kann es auf Grund des hohen Filialisierungsgrades zu Verzerrungen kommen, da ja die Zuordnung immer nach dem Unternehmenssitz (Standort der Zentrale, Firmensitz) erfolgt. Um den Informationsbedürfnissen der einzelnen Zielgruppen (Betriebe, Berater, Interessensver- treter, etc.) Rechnung zu tragen, wurde das nachstehend beschriebene Bilanzbranchenbild ent- wickelt. Sofern es das Datenmaterial erlaubt, besteht darüber hinaus die Möglichkeit zu Sonder- auswertungen.
14 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Bilanzbranchenbild Das Bilanzbranchenbild bietet Unternehmerinnen und Unternehmern detaillierte Vergleichs- werte zur Analyse der Stärken und Schwächen des eigenen Betriebes. Es enthält Branchendurchschnittswerte (arithmetisches Mittel, oberes und unteres Quartil) und differenziert nach Umsatzgrößenklassen. Dargestellt werden • die Bilanz (Vermögens- und Kapitalstruktur), • die Gewinn- und Verlustrechnung (Leistungs-, Kosten-, Ergebnisstruktur) und • zahlreiche Kennzahlen. Neben einer tabellarischen Übersicht (siehe dazu das beiliegende Muster im Anhang) beinhaltet das Bilanzbranchenbild • umfangreiche Kommentare und Erläuterungen, • Maßnahmenempfehlungen zur Beseitigung von Schwachstellen sowie • Handlungsalternativen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Andere Branchendaten Zusätzlich zur Bilanzdatenbank verfügt die KMU FORSCHUNG AUSTRIA über • Konjunkturdatenbanken, • eine Regionaldatenbank sowie • die Observer-Brancheninformationsdatenbank. Diese breite Datenbasis ermöglicht es, die gesamtwirtschaftliche Situation vieler Branchen der gewerblichen Wirtschaft umfassend darzustellen. Die Informationen und Daten der Datenbanken der KMU FORSCHUNG AUSTRIA bieten für Betriebe, Berater und Institutionen der Wirtschaftsförderung und -politik Orientierungshilfen, Entscheidungsgrundlagen und Vergleichsmöglichkeiten. Sie sind Grundlage für Analysen, Pla- nungen, Strategien und die Ableitung von Maßnahmen. Genauere Informationen über die Datenbanken sind unter www.kmuforschung.ac.at zu finden.
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 15 Kennzahlen zur Finanzierung und Liquidität Verschuldungsgrad Fremdkapit al × 100 Gesamtkapi tal Eigenkapitalquote Eigenkapit al × 100 Gesamtkapi tal Sozialkapital in Prozent des Gesamtkapitals Sozialkapital × 100 Gesamtkapi tal Bankverschuldung in Prozent des Gesamtkapitals Summe Bankverbin dlichkeiten × 100 Gesamtkapi tal Anlagendeckung ( Eigenkapital + Sozialkapital + langfristiges Fremdkapital) × 100 korrigiertes Anlageverm ögen Liquidität kurzfristi ges Vermögen × 100 kurzfristi ges Kapital Geldeingangsdauer in Tagen* Nettoerlös e (inkl. Umsatzsteu er ) 360 ÷ durchschni ttliche Kunden− und Wechselfor derungen Lieferantenkreditdauer in Tagen** Handelswareneinsatz inkl. Fremdleistungen (inkl. Umsatzsteuer ) 360 ÷ durchschnittliche Liefer− und Wechselver bindlichkeiten Schuldentilgungsdauer in Jahren (Fremdkapit al − liquide Mittel ) korrigiert er Cash flow aus Betriebstä tigkeit Working Capital in Prozent der Betriebsleistung*** (Umlaufverm ögen − kurzfristi ges Fremdkapit al) x 100 Betriebsle istung * handels- und verkehrsspezifische Kennzahl ** handelsspezifische Kennzahl *** tourismusspezifische Kennzahl
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 17 Finanzierung, Liquidität Eigenkapital Anlagendeckung: x 100 / Anlagevermögen Sozialkapital Langfristiges Fremdkapital Liquidität: / 100 x Kurzfristiges Umlaufvermögen Fremdkapital Schuldentilgungsdauer: Fremdkapital - Liquide Mittel / Cash flow
18 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Verschuldungsgrad Fremdkapit al × 100 Gesamtkapi tal Aussagekraft Diese Kennzahl zeigt den Anteil der finanziellen Mittel, die dem Betrieb von außen (Kreditgeber, Darlehensgeber) zur Verfügung gestellt werden. Die Beurteilung des Verschuldungsgrades hat unter zwei Gesichtspunkten zu erfolgen: • Liegt die Gesamtkapitalrentabilität über den Kosten des Fremdkapitals (Fremdkapitalzins- satz) so führt eine Erhöhung des Fremdkapitals zu einer Erhöhung der Eigenkapitalrendite (Leverage-Effekt). • Mit steigendem Verschuldungsgrad nimmt aber andererseits auch das Risiko einer Über- schuldung zu. Das Eigenkapital verliert dann die Schutzfunktionen gegenüber Unternehmen und Gläubigern. Dazu gehören die Funktion als Krisenvorsorge, Risikoträger sowie die Sicherung der Unabhängigkeit und des Wettbewerbsvorteils. Die Grenzen für den Verschuldungsgrad liegen im Allgemeinen dort wo die Vorteile eines stei- genden Verschuldungsgrades (Verbesserung der Rentabilität, des betrieblichen Wachstums, usw.) durch die zunehmende Gefahr der Überschuldung und durch den wachsenden Einfluss des Kreditgebers kompensiert werden. Mögliche Ursachen für Abweichungen 1. Zu geringe Grundausstattung mit Eigenkapital, folglich zu hoher Fremdkapitalanteil 2. Gewinn-/Verlustentwicklung (Reduktion des Eigenkapitals durch laufende Verluste) 3. Zu hohe Privatentnahmen (Privatentnahmen führen zur Verringerung der Eigenkapitalbasis, wenn sie höher als die erwirtschafteten Gewinne sind.) Handlungsmöglichkeiten 1. Verbesserung der Betriebsergebnisse (Umsatzsteigerung, Kostensenkung) 2. Senkung/Aussetzung der Privatentnahmen/Gewinnausschüttung 3. Privateinlage durch den Eigentümer/Aufnahme weiterer Gesellschafter 4. Abbau nicht betriebsnotwendigen Vermögens (Realisierung stiller Reserven) 5. Umschichtung von Fremdkapital zu Eigenkapital (z. B. Kreditgeber wandelt seinen Forder- ungstitel in einen Beteiligungstitel um) Mögliche Verzerrungen 1. Bewertungsansätze
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 19 Eigenkapitalquote Eigenkapit al × 100 Gesamtkapi tal Aussagekraft Diese Kennzahl besagt, mit welchem Anteil ein Betrieb mit Eigenkapital ausgestattet ist. Dem Eigenkapital kommen wesentliche Aufgaben zu: 1. Finanzierungsfunktion (Finanzierung des langfristigen Vermögens) 2. Risikofunktion (Abdeckung von Verlusten) 3. Haftungsfunktion (gegenüber Gläubigern) 4. Grundlage für die Gewinnverteilung. Je höher der Eigenkapitalanteil ist, desto kreditwürdiger ist das Unternehmen. Es wird damit auch konkurrenzfähiger, da am Markt beweglicher. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollte die Eigenkapitalquote zumindest 20 % betragen. Höhere Werte stärken die Krisensicherheit des Unternehmens. Allerdings ist auch der Leverage-Effekt zu berücksichtigen. Handlungsmöglichkeiten und Verzerrungen 1. Siehe Verschuldungsgrad (Seite 18)
20 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Sozialkapital in Prozent des Gesamtkapitals Sozialkapital × 100 Gesamtkapital Aussagekraft Diese Kennzahl drückt das Ausmaß der Vorsorge für Abfertigungs- und Pensionsansprüche der Mitarbeiter aus. Bedingt lässt diese Kennzahl auch Rückschlüsse auf die Beschäftigtenstruktur (Dauer der Betriebszugehörigkeit) zu. Ein gänzliches Fehlen des Sozialkapitals kann bedeuten, dass 1. die Personalkosten zu niedrig angesetzt wurden (Dotierung der Abfertigungsrückstellung fehlt); 2. im Falle des Ausscheidens von langjährigen Mitarbeitern durch die Zahlung der Abfertigung das Jahresergebnis deutlich verschlechtert wird; 3. die Mitarbeiter noch keinen Abfertigungsanspruch haben (also weniger als drei Jahre im Unternehmen sind); 4. eine Abfertigungsversicherung abgeschlossen wurde; 5. keine Pensionsrückstellung gebildet wurde. Seit 1.1.2003 gibt es die Abfertigung „neu“: Für Mitarbeiter/innen, die in dieses System fallen, werden monatliche Beiträge in eine Mitarbeitervorsorgekasse einbezahlt (dzt. 1,53 % der mo- natlichen Bruttolohnsumme); zunächst gilt dies für alle neu-eintretenden Mitarbeiter/innen (ab dem 1.1. 2003); zudem gibt es die Optionsmöglichkeit zum Umstieg in dieses System für Mit- arbeiter/innen im „alten“ System. Die Erfahrung zeigt, dass viele Unternehmen bislang von dieser Option keine Verwendung gemacht haben. Langfristig gesehen ist dadurch zu erwarten, dass der Anteil des Sozialkapitals am Gesamt- kapital rückläufig sein wird. Mögliche Ursachen für Abweichungen 1. Beschäftigtenstruktur (Dauer der Betriebszugehörigkeit) 2. Ausmaß der Vorsorge (Vorsorge wird erst aufgebaut und hat noch nicht das gesetzlich höchstmögliche Niveau erreicht) 3. Abfertigungsversicherung statt Abfertigungsrückstellung 4. Abfertigung „neu“ (bei Unternehmensneugründungen generell bzw. bei Unternehmen, die o.a. Option für die Mitarbeitervorsorgekasse ausgeübt haben, fällt keine Abfertigungs- rückstellung mehr an). Handlungsmöglichkeiten 1. Bildung einer Abfertigungsrückstellung 2. Bildung einer Pensionsrückstellung Mögliche Verzerrungen 1. Bewertungsansätze
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 21 Bankverschuldung in Prozent des Gesamtkapitals Summe Bankverbin dlichkeiten × 100 Gesamtkapi tal Aussagekraft Diese Kennzahl drückt das Ausmaß der Bankverschuldung (die Abhängigkeit des Unter- nehmens von den finanzierenden Banken) aus, unabhängig von der Fristigkeit der Bankver- bindlichkeiten; d.h. sowohl kurzfristigen (z.B. Kontokorrentkredit) wie auch langfristige Bankver- bindlichkeiten (z.B. Darlehen) sind hier berücksichtigt. Mögliche Ursachen für Abweichungen 1. zu geringe Ausstattung mit Eigenkapital - in der Folge intensive Nutzung von Bankver- bindlichkeiten 2. falsche Verlustfinanzierung (Abdeckung der Verluste durch verstärkte Ausnützung von Bankverbindlichkeiten, meist des Kontokorrentkredits). 3. zu geringer Kapitalumschlag (z.B. nicht betriebsnotwendiges Anlagevermögen, zu hoher Lagerbestand, zu hoher Bestand an halbfertigen Aufträgen); dies führt zu einer Bilanz- verlängerung und damit einem erhöhten Finanzierungsbedarf. Handlungsmöglichkeiten 1. Abbau bzw. Verkauf nicht betriebsnotwendigen Vermögens 2. Optimierung des betrieblichen Ablaufs (Zahlungskonditionen – Anreize zur prompten Be- zahlung (Skonto), Anzahlungen; Straffung des Mahnwesens; Reduzierung des Bestandes von halbfertigen Aufträgen) 3. Zuführung von Eigenkapital Mögliche Verzerrungen 1. Bewertungsansätze 2. Eventualverbindlichkeiten (z.B. Bankgarantien, Leasingverbindlichkeiten) sind hierbei nicht berücksichtigt.
22 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Anlagendeckung ( Eigenkapital + Sozialkapital + langfristiges Fremdkapital) × 100 korrigiertes Anlagevermögen Aussagekraft Diese Kennzahl gibt Auskunft über die Qualität der Finanzierung. Sie zeigt, ob langfristig gebun- denes Vermögen auch mit langfristig zur Verfügung stehendem Kapital finanziert wurde. Grundsätzlich sollte der Wert von 100 nicht unterschritten werden. Werte unter 100 % bedeu- ten, dass Teile des Anlagevermögens mit kurzfristigem Fremdkapital finanziert sind, wodurch Liquiditätsschwierigkeiten entstehen. Mögliche Ursachen für Abweichungen 1. Zu geringe Eigenkapitalausstattung, zu wenig langfristiges Fremdkapital 2. Falsche Finanzierung Handlungsmöglichkeiten 1. Umschuldung von kurzfristigen auf langfristige Kredite 2. Eigenkapitalzufuhr (Privateinlage, Auflösung stiller Reserven, Aufnahme von neuen Gesellschaftern, Beteili- gungen) Mögliche Verzerrungen 1. Inanspruchnahme von Leasingfinanzierung 2. Falsche Zuordnung (z. B. Kontokorrentkredite sind de jure kurzfristiges Kapital, de facto werden sie vielfach wie langfristiges Kapital behandelt)
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 23 Liquidität kurzfristi ges Vermögen × 100 kurzfristi ges Kapital Aussagekraft Diese Kennzahl ist Indikator dafür, ob ein Betrieb bei Veräußerung des gesamten kurzfristigen Vermögens (d. i. Umlaufvermögen plus aktive Rechnungsabgrenzungen) seinen kurzfristigen, d. h. innerhalb eines Jahres fälligen, Zahlungsverpflichtungen (d. i. kurzfristiges Fremdkapital plus passive Rechnungsabgrenzungen) nachkommen kann. Die Aufrechterhaltung der Liqui- dität muss das oberste Ziel eines Unternehmens sein, da bei Nichterfüllung insolvenzrechtliche Maßnahmen einzuleiten sind. Dieser Kennzahl liegt die Annahme zugrunde, dass kurzfristig gebundenes Vermögen auch kurzfristig finanziert sein kann. Der Sollwert dieser Kennzahl ist größer gleich 100, wobei ein Wert über 100 deshalb anzustreben ist, weil in der Regel (unter finanziellem Druck) nicht 100 % des Wertes des Umlaufvermögens realisiert werden können. Überdurchschnittliche Werte sind generell positiv zu bewerten. Mögliche Ursachen für Abweichungen 1. Schlechte Finanzierungsstruktur (Die Finanzierung von Anlagevermögen mittels kurzfristiger Kredite) 2. Falsche Verlustfinanzierung (Verluste werden vielfach - mangels Eigenkapital - über Kreditoren finanziert) Handlungsmöglichkeiten Maßnahmen bei knapper Liquidität: 1. rasche Abwicklung von halbfertigen Aufträgen 2. rasche Fakturierung 3. straffes Mahnwesen 4. (temporärer) Investitionsstopp 5. Akontozahlung der Kunden 6. Ratenzahlungen bei Lieferanten 7. Verzicht/Reduktion der Privatentnahmen 8. Umschuldung 9. Zufuhr von Eigenkapital Mögliche Verzerrungen 1. Bewertung des Umlaufvermögens 2. Stichtagsbezogenheit (überdurchschnittlich hohe kurzfristige Verbindlichkeiten zum Bilanz- stichtag)
24 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Geldeingangsdauer in Tagen* Nettoerlös e (inkl. Umsatzsteu er ) 360 ÷ durchschni ttliche Kunden− und Wechselfor derungen * handels- und verkehrsspezifische Kennzahl Aussagekraft Die Kennzahl ist insbesondere für Erzeugungs- und Großhandelsbetriebe relevant. Sie gibt das durchschnittliche Zahlungsziel an, das von den Kunden in Anspruch genommen wird. Eine lange Geldeingangsdauer wirkt sich ungünstig auf die Liquidität des Betriebes aus. Zudem erhöht sie das Risiko von Forderungsausfällen. Mögliche Ursachen für Abweichungen 1. Gewährung atypisch langer Zahlungsziele 2. Ineffizientes Mahnwesen 3. Hoher/überdurchschnittlicher Anteil bargeldloser Zahlungen Die steigende Bedeutung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs (Bezahlung mittels Kredit- bzw. Bankomatkarten) bewirkt ein Ansteigen der Geldeingangsdauer. Die Geldeingangs- dauer dieser Umsätze hängt von der Vertragsgestaltung mit den Kreditkartenunternehmen ab. 4. Liquiditätsengpässe wichtiger Kunden Handlungsmöglichkeiten 1. Verbesserung des Mahnwesens 2. Schaffung von Zahlungsanreizen (z. B. Gewähren von Skonti) Mögliche Verzerrungen 1. Bilanzstichtag 2. Bewertung der Forderungen Forderungsausfälle und Einzelwertberichtigungen zu Forderungen verringern den Forder- ungsbestand in der Bilanz und bewirken damit eine scheinbare Verringerung der Geldein- gangsdauer. Sie sollten daher den Forderungen wieder zugezählt werden. 3. Forderungen gegen Beteiligungsunternehmen/verbundene Unternehmen Die darin enthaltenen Kundenforderungen sind bei der Berechnung der Kennzahl ebenfalls zu berücksichtigen. (Lt. RLG-Schema sind diese den sonstigen Forderungen zuzuzählen.) 4. Umsatzsteuer Bei der Ermittlung der Nettoerlöse (inkl. USt) ist zu beachten, ob der Betrieb Auslandsum- sätze tätigt bzw. ob die Inlandsumsätze unterschiedlichen Steuersätzen unterliegen.
Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker 25 Lieferantenkreditdauer in Tagen* Handelswareneinsatz inkl. Fremdleistungen (inkl. Umsatzsteuer ) 360 ÷ durchschnittliche Liefer− und Wechselver bindlichkeiten * handelsspezifische Kennzahl Aussagekraft Diese Kennzahl gibt das durchschnittliche Zahlungsziel an, mit dem die Lieferanten bezahlt werden. Lange Zahlungsfristen sind liquiditätsfördernd. Falls jedoch die Möglichkeit besteht, Lieferanten- skonti zu lukrieren, sollte die Lieferantenkreditdauer unter dem Aspekt der Rentabilität eher kurz gehalten werden. In der Regel ist der Zinsvorteil höher als die Zinsbelastung aus der Inan- spruchnahme eines Betriebsmittelkredites zur Begleichung der Lieferantenschuld. Mögliche Ursachen für Abweichungen 1. Liquiditätsprobleme des eigenen Betriebes 2. Zahlungskonditionen der Lieferanten (z. B. entsprechende Valuta oder keine Skontoge- währung) Handlungsmöglichkeiten 1. Inanspruchnahme von Skonti, gegebenenfalls bei gleichzeitiger Ausweitung des Kontokorrentkredits 2. Verhandlung mit Lieferanten (in Bezug auf Skontogewährung) Mögliche Verzerrungen 1. Bilanzstichtag 2. Verbindlichkeiten gegen Beteiligungsunternehmen/verbundene Unternehmen Die darin enthaltenen Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung sind bei der Berech- nung der Kennzahl zu berücksichtigen. 3. Umsatzsteuer Bei der Ermittlung des Handelswareneinsatzes (inkl. USt) ist zu beachten, ob die vom Be- trieb gehandelten Waren unterschiedlichen Steuersätzen unterliegen. 4. Zusammensetzung der Liefer- und Wechselverbindlichkeiten Die Liefer- und Wechselverbindlichkeiten können auch andere Leistungen als den reinen Handelswareneinsatz und die Fremdleistungen enthalten.
26 Bilanzkennzahlen – Handbuch für Praktiker Schuldentilgungsdauer in Jahren (Fremdkapit al − liquide Mittel ) korrigiert er Cash flow aus Betriebstä tigkeit Aussagekraft Diese Kennzahl zeigt die Anzahl von Jahren, die der betreffende Betrieb bei der derzeitigen Er- tragslage benötigen würde, um das gesamte Fremdkapital zurückzuzahlen. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass der gesamte Cash flow zur Tilgung des Fremdkapitals (und nicht für Steuerzahlungen, Investitionen, oder Privatentnahmen) verwendet wird. Unterdurchschnittliche Werte sind im Allgemeinen positiv zu werten, da sie auf geringe Inan- spruchnahme von Fremdkapital und/oder hohe Ertragskraft zurückzuführen sind. Erfolgreiche Betriebe haben in der Regel eine Schuldentilgungsdauer von weniger als sieben Jahren. Überdurchschnittliche Werte weisen auf eine größere Abhängigkeit von Kreditgebern und Be- lastung der Rentabilitätssituation durch höhere Finanzierungskosten hin. Mögliche Ursachen für Abweichungen 1. Ausmaß der Inanspruchnahme von Fremdkapital 2. Nicht ausreichende Ertragskraft auf Grund zu hoher Kosten und/oder zu geringer Betriebs- leistung Handlungsmöglichkeiten 1. Maßnahmen zur Verbesserung der Betriebsergebnisse und des Cash flow (Umsatzsteiger- ung, Kostensenkung) 2. Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Vermögen und damit Abbau von Fremdkapital 3. Eigenkapitalzufuhr (Ersatz von Fremdkapital durch Eigenkapital; Privateinlage; Aufnahme neuer Gesellschafter; Beteiligungen). Mögliche Verzerrungen 1. Siehe Verschuldungsgrad (Seite 18) 2. Siehe Korr. Cash flow in Prozent der Betriebsleistung (Seite 59)
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