Journal SCHUTZ DER HOCHBETAGTEN - Wie die Impfung in den Altenheimen ablief - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg

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Journal SCHUTZ DER HOCHBETAGTEN - Wie die Impfung in den Altenheimen ablief - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
Rundschreiben des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg   ISSN 2568-9517   4/ 2021

                                                                       journal

        SCHUTZ DER
       HOCHBETAGTEN
          Wie die Impfung in den Altenheimen ablief

SICHERE KOMMUNIKATION                                   IT-SICHERHEITSRICHTLINIE
  KIM-Dienste für die Praxen                                         Vorgaben ab April
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IMPRESSUM

Das KVH-Journal enthält Informationen für den Praxisalltag, die für das
gesamte Team relevant sind. Bitte ermöglichen Sie auch den nichtärztlichen
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KVH-Journal
der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg
für ihre Mitglieder und deren Mitarbeiter
ISSN (Print) 2568-972X
ISSN (Online) 2568-9517
Erscheinungsweise monatlich
Abdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers
Namentlich gezeichnete Artikel geben die
Meinung des Autors und nicht unbedingt
die des Herausgebers wieder.
VISDP: Walter Plassmann
Redaktion: Abt. Politik und Öffentlichkeitsarbeit
Martin Niggeschmidt, Dr. Jochen Kriens
Kassenärztliche Vereinigung Hamburg,
Humboldtstraße 56, 22083 Hamburg
Tel: 040 / 22802 - 655
E-Mail: redaktion@kvhh.de
Titelillustration: Sebastian Haslauer
Layout und Infografik: Sandra Kaiser
www.BueroSandraKaiser.de
Ausgabe 4/2021 (April 2021)

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Journal SCHUTZ DER HOCHBETAGTEN - Wie die Impfung in den Altenheimen ablief - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
EDITORIAL

                  Liebe Leserin, lieber Leser!
                  Was konstruktive Problemlösungen angeht, ist der
                  vertragsärztliche Bereich meiner Wahrnehmung nach
                  vorbildlich: Viele Ärztinnen und Ärzte versuchen, dort
                  etwas Positives zu bewirken, wo sie stehen – und in
                  ihrem eigenen Verantwortungsbereich unter den gege-
                  benen Rahmenbedingungen das Beste aus der Situation
                  zu machen. Das ist nicht immer einfach.
                  Die KV muss immer wieder überfallartig erlassene
                  Vorgaben umsetzen, die von den Praxen schnelles Re-
                  agieren erfordern. Testverordnungen und Impfregeln
                  werden permanent angepasst.
                  Die Arztpraxen sollen Coronatest-Termine zur Verfü-
                  gung stellen, die Abrechnungsmodalitäten verinnerli-
                  chen, auf jede erdenkliche Frage der Patientinnen und
                  Patienten zu Testung und Impfung eine Antwort parat
                  haben – und daneben noch die medizinische Versor-
                  gung sicherstellen.
                  Für die Leistung der Vertragsärztinnen und Vertragsärz-
                  te unter den sich ständig ändernden Bedingungen kann
                  man nur immer wieder „danke“ sagen.
                  Ich bin sicher: Sobald ausreichend Impfstoff vorhanden
                  ist, werden die freiberuflich und selbstverantwortlich
                  geführten Praxen auch das Impfen zum Erfolg führen
                  und den Weg aus dieser Pandemie ebnen.

                  Ihre Caroline Roos,
                  stellvertretende Vorsitzende der KV Hamburg

KO N TA K T
Wir freuen uns über Reaktionen auf unsere Artikel, über Themenvorschläge und Meinungsäußerungen.
Tel: 22802-655, Fax: 22802-420, E-Mail: redaktion@kvhh.de
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Journal SCHUTZ DER HOCHBETAGTEN - Wie die Impfung in den Altenheimen ablief - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
I N H A LT

            Rundschreiben des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg   ISSN 2568-972X   4/ 2021

                                                                               journal

                                                                                                               SCHWERPUNKT
                SCHUTZ DER
               HOCHBETAGTEN                                                                                    06_ Nachgefragt: Wie lief die Corona-
                  Wie die Impfung in den Altenheimen ablief
                                                                                                                   Impfkampagne in den Alten- und
                                                                                                                   Pflegeheimen?
                                                                                                               08_ Interview:
                                                                                                                   Andrea Schildt-Stadtmüller über
                                                                                                                   die Arbeitsweise der Impfteams im
                                                                                                                   Alten- und Pflegeheim

                                                                                                               AU S D E R P R A X I S F Ü R D I E P R A X I S

        SICHERE KOMMUNIKATION
          KIM-Dienste für die Praxen
                                                                IT-SICHERHEITSRICHTLINIE
                                                                             Vorgaben ab April                 12_ Fragen und Antworten – Spezial:
                                                                                                                   Kommunikation im Medizinwesen
                                                                                                                   (KIM)
                                                                                                               16_ IT-Sicherheitsrichtlinie: Vorgaben
                                                                                                                   ab April 2021
                                                                                                               18_ Was haben Quarantäne und
                                                                                                                   Isolierung mit Arbeitsunfähigkeit
                                                                                                                   zu tun?

    WEITERLESEN IM NETZ: WWW.KVHH.DE
    Auf unserer Internetseite finden Sie Informationen rund um den Praxisalltag – unter anderem zu Honorar, Abrechnung, Phar-
    makotherapie und Qualitätssicherung. Es gibt alphabetisch sortierte Glossare, in denen Sie Formulare/Anträge und Verträge
    herunterladen können. Sie haben Zugriff auf Patientenflyer, Pressemitteilungen, Telegramme und Periodika der KV Hamburg.

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19_ Höhere Vergütung im Hautkrebs-        N E TZ W E R K
    vorsorge-Vertrag mit der TK           EV I D E N Z B A S I E RT E M E D I Z I N
      Ab April neue Regeln im DMP KHK     22_Versterben mehr Frauen
                                             als Männer an kardio-
      Neue DMP-Teilnahmeformulare für        vaskulären Erkrankungen?
      Versicherte ab April
                                          RUBRIKEN
ARZN EI- UN D H EI LM ITTEL
                                          02_Impressum
20_ SSB: Testmaterial für Glukose-        03_Editorial
    Toleranztest/Screening auf
    Gestationsdiabetes                    AMTLICHE
                                          VERÖFFENTLICHUNG EN
      Regressgefahr:                      21_ Bekanntmachungen im
      Wasserfeste Wundpflaster                Internet

                                          KO L U M N E
Q U A L I TÄT                             26_Zwischenruf
                                             von Dr. Bernd Hotschik
21_ Neue Leistung: Brachytherapie
                                          FORUM
    beim Prostatakarzinom
                                          28_Leserbriefe

S E L B S T V E R WA LT U N G             TERMINKALENDER
                                          31_Termine und geplante
27_ Steckbrief: Dr. Simone H. Müller         Veranstaltungen

FORUM

30_ Wie ein Karikaturist das
    Impfzentrum sieht

                                        BI LDNACHWEIS
                                        Titelillustration: Sebastian Haslauer
                                        Seite 3: Marcelo Hernandez/Funke Foto Services;
                                        Seite 9: Marco Grundt; Seite 14: Fleur Priess; Seite
                                        26: Barbara Klemm; Seite 31: Michael Zapf;
                                        Icons: iStockfoto

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NACHG EFRAGT

Wie lief
die Corona-
Impfkampagne in
den Alten- und                 Fabian Gnas
                               Leiter Corona Task-Force beim DRK Ambulanzdienst Hamburg
Pflegeheimen?
                               Schneller als
                               geplant
                               Allen Bewohnerinnen und Bewohnern in Hamburgs
                               fast 150 vollstationären Pflegeeinrichtungen ein
                               Impfangebot machen – und das so bald wie möglich:
                               Damit dieses Ziel erreicht werden konnte, haben in den
                               vergangenen Wochen viele Menschen an unterschiedli-
                               chen Stellen zusammengearbeitet. Unser Beitrag als
                               DRK Ambulanzdienst besteht vor allem darin, die
                               mobilen Impfteams zu koordinieren, das heißt in
                               unserer Corona-Leitstelle in Eidelstedt die Termine mit
                               den Einrichtungen zu vereinbaren und diese beispiels-
                               weise so zu legen, dass möglichst wenig Wegstrecke an
                               einem Tag zurückgelegt werden muss. Außerdem
                               sorgen wir dafür, dass medizinische Verbrauchsmateri-
                               alien wie Schutzkleidung oder Spritzen in passender
                               Menge vor Ort sind. Die Zusammenarbeit mit den
                               Ärztinnen und Ärzten in den Teams wie mit allen
                               anderen Beteiligten war aus unserer Sicht sehr gut.
                               Der gemeinsame Erfolg zeigt sich vor allem darin, dass
                               bereits Ende Februar – rund zwei Wochen früher als
                               zunächst geplant – alle Pflegeheime mindestens
                               zweimal (zur Erst- und Zweitimpfung) angefahren
                               werden konnten. Jetzt werden auch Einrichtungen des
                               Service-Wohnens und der Eingliederungshilfe besucht.
                               Die Aufgabe geht also weiter.

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Journal SCHUTZ DER HOCHBETAGTEN - Wie die Impfung in den Altenheimen ablief - Kassenärztliche Vereinigung Hamburg
NACHG EFRAGT

Dr. Dirk Heinrich                                         Martin Sielaff
Sprecher der ärztlichen Leiter des Impfzentrums Hamburg   Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft

Meilenstein in der Organisatorische
Pandemiebekämpfung Top-Leistung
Die medizinischen Kernteams für die Impfung in            Wir haben es kaum für möglich gehalten: Zwischen der Auf-
den Pflegeheimen wurden von unserem Dienstleister         tragsvergabe, die Leitstelle zum mobilen Impfen aufzubauen,
Doctari gestellt. Das ist eine Agentur, die Ärztinnen,    und der ersten mobilen Impfung lagen nur wenige Tage. Die
Ärzte und Pflegekräfte vermittelt. Verstärkung beka-      Leitstelle des DRK hat unmittelbar ihre Arbeit aufgenommen.
men die Kernteams in vielen Fällen von niedergelasse-     Das Ziel war, wie zwischen Ministerpräsidenten und Bundes-
nen Ärztinnen und Ärzten, die auch im Alltag die          regierung vereinbart, das Erstimpfangebot für die Bewohne-
Einrichtungen betreuen und die Bewohner kennen. Das       rinnen und Bewohner der Pflegeeinrichtungen bis Mitte Feb-
DRK hat die Abläufe koordiniert. Die Einrichtungen        ruar umzusetzen. Nach den ersten Impf-erfahrungen wurde
haben die Impfung ihrer Bewohner und Mitarbeiter          die Anzahl der täglich angefahrenen Einrichtungen ständig
sehr gut vorbereitet. Dass nun alle Pflegeheime in        erhöht. Mitte Februar waren schon die Zweitimpfungen
Hamburg komplett durchgeimpft sind, ist ein Meilen-       sowie Nachimpfungen in vollem Gang. Eine organisatorische
stein in der Pandemiebekämpfung. Ich gehe davon           und logistische Top-Leistung des DRK! Ebenso gebührt der
aus, dass sich die Situation auf den Intensivstationen    Dank den gesamten Impfteams, die sich jeden Tag auf etwas
entspannt und die Zahl der Corona-Toten abnimmt.          andere Impfbedingungen in den unterschiedlichen Einrich-
                                                          tungen einstellen mussten. Alles hat gut geklappt! Keine
                                                          Klagen, keine Beschwerden! Hier hat das Zusammenspiel von
                                                          pflegenden und organisierenden Profis sehr gut geklappt.
                                                          Als sehr gute Entscheidung hat sich herausgestellt, dass das
                                                          DRK ein kleines Impfmobil in der zweiten Januarhälfte be-
                                                          reitstellen konnte. In diesem kann der Impfstoff von Biontec/
                                                          Pfizer fachgerecht aufbereitet werden, und so konnte damit
                                                          begonnen werden, kleinere Einrichtungen zur Erst- und
                                                          Nachimpfung anzufahren. So wurde das mobile Impfen flexi-
                                                          bilisiert, und die bevorzugten Personengruppen konnten und
                                                          können zügig geimpft werden.
                                                          Die Hamburgische Pflegegesellschaft freut sich über die
                                                          hohe Impfbereitschaft der Pflegeheimbewohnerinnen und
                                                          -bewohner. Diese hat vermutlich neben den hohen Schutz-
                                                          maßnahmen der Pflegeeinrichtungen dazu beigetragen,
                                                          dass das Infektionsgeschehen in den Einrichtungen deutlich
                                                          zurückgegangen ist.

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                                              INTERVIEW

 »Es ist so schön,
dass Sie kommen!«
                                      Wie lief die Impfung in
                                 den Alten- und Pflegeheimen ab?
                                    Die Allgemeinmedizinerin
                                ANDREA SCHILDT-STADTMÜLLER
                               über die Arbeitsweise der Impfteams,
                                 die Reaktion der Heimbewohner
                                         und das Absinken
                                         der Sterbezahlen.

Sie haben die Bewohner eines Al-    weil er das Heim HNO-ärztlich        Wie ging es weiter?
tenheims geimpft, das sie auch im   betreut. Und so trafen wir uns am    SCHILDT-STADTMÜLLER: Ein Auto
Alltag betreuen. Wie lange kennen   Silvestermorgen um 8.30 Uhr vor      des DRK fuhr vor. Der Impfstoff
Sie das Heim schon?                 der Einrichtung. Dr. Heinrich war    wurde wohltemperiert und mit
SCHILDT-STADTMÜLLER: Ich            zusammen mit einer Assistenz-        Geleitschutz ins Haus gebracht. Im
betreue das Haus Weinberg seit      ärztin und vier MFA gekommen.        Erdgeschoss war ein Saal freige-
15 Jahren. Nach dem Aufruf der      Ich hatte zwei MFA aus unserer       räumt worden. Dort saß eine Apo-
KV Ende November 2020 habe          Praxis dabei.                        thekerin und beaufsichtigte den
ich mich als Impfärztin gemeldet.                                        Anliefervorgang und den Umgang
Noch Mitte Dezember war unklar,     War es schwierig, Ihre MFA zu        mit dem Impfstoff. Dann begann das
wann es mit der Impfkampagne        überreden, am Silvestermorgen zu     Team um Dr. Heinrich, im Saal die
in den Heimen losgehen würde.       arbeiten?                            Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu
Dann rief Herr Dr. Dirk Heinrich    SCHILDT-STADTMÜLLER: Nein,           impfen. Ich ging mit meinem Team
an und teilte mir den Termin mit:   überhaupt nicht. Alle waren sehr     oben durch die Flure und impfte
Das Haus Weinberg sei für den       motiviert, allen war bewusst, wie    die Bewohnerinnen und Bewohner.
31. Dezember 2020 vorgesehen.       wichtig der Schutz der Pflegeheim-   Begleitet wurden wir dabei von drei
Er kennt einen Teil der Bewohner,   bewohner ist.                        Kräften der Gesundheitsbehörde.

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                  ANDREA SCHILDT-STADTMÜLLER: "Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass die
                  Impfung in den Heimen viele Leben rettet."

Die Impfung ist ja eine staatliche      wie viele oben verimpft wurden –        kräfte mögliche Kontraindikati-
Leistung, keine GKV-Leistung. Wir als   damit nichts auf dem Weg verlo-         onen abgefragt hatten. Das habe
Kassenärzte sind nur Dienstleister.     renging.                                ich kontrolliert und bei Patienten,
                                                                                die ich nicht kannte, nochmal in
War der Umgang mit dem Impf-            Wie waren die Patienten auf die         einem persönlichen Gespräch
stoff schwierig?                        Impfung vorbereitet?                    abgeklärt.
SCHILDT-STADTMÜLLER: Naja,              SCHILDT-STADTMÜLLER: Das
wir durften immer nur fünf Impf-        hatte die Heimleitung ganz her-         Wie haben die Bewohner reagiert,
Dosen in einer Schale mit uns           vorragend organisiert. Die Bewoh-       wenn Sie das Zimmer betraten?
führen. Wenn die aufgebraucht           ner oder – bei dementen Patien-         SCHILDT-STADTMÜLLER: Die Be-
waren, musste jemand zurück in          ten, die nicht einwilligungsfähig       wohner waren alle froh und dankbar.
den Saal laufen und neue Dosen          waren – ihre gesetzlichen Vertre-       Das waren die schönsten Momente
holen. Wichtig war, dass der Impf-      ter hatten vorher unterschrieben,       dieser Impfkampagne: In jedem
stoff möglichst erschütterungsfrei      dass sie aufgeklärt wurden und          Zimmer, das wir betraten, wurden
transportiert wurde. Und es wurde       mit der Impfung einverstanden           wir glücklich angestrahlt: „Es ist so
streng dokumentiert, wie viele          waren. Außerdem gab es Anamne-          schön, dass Sie heute kommen und
Dosen unten rausgegeben und             sebögen, anhand derer die Pflege-       uns impfen. Vielen Dank!“             ➞

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   MIT SARS-COV-2 INFIZIERTE VERSTORBENE
   IN HAMBURG (JE MONAT)

   350
                                                                                            VERSTORBENE
                                                                                             INSGESAMT
   300
                                                                                                                        280

                                                                                                           260
   250

   200                                                                                                                                 199
                                                                                                          190

   150
                      146

   100                              97                                                          89
                       79                                                                                 PFLEGEHEIM-                  77
                                                                                                63         BEWOHNER
    50                              44

         03           04             05     06        07        08        09         10         11         12            01          02
         2020        2020           2020   2020      2020      2020      2020       2020       2020       2020          202       202

                                                                                                      Quelle: Sozialbehörde Hamburg / RKI

➞ Konnten Sie alle Bewohnerinnen                  Wann haben Sie die zweite Imp-           aufgetreten (Stand Mitte März). Die
   und Bewohner impfen?                           fung verabreicht?                        Impfung hatte offenbar die erhoffte
   SCHILDT-STADTMÜLLER: Nein.                     SCHILDT-STADTMÜLLER: Die zweite          Wirkung. Anfang Februar konnten
   Es hatte Mitte Dezember einen                  Runde fand drei Wochen später statt.     wir die Isolierstationen auflösen
   Ausbruch im Heim gegeben. Die                  Wir gingen wieder über die Stationen,    und die ehemals infizierten Bewoh-
   positiv getesteten Personen waren              während die Impfung der Mitarbeiter      ner wieder in ihre alte Umgebung
   separiert und auf zwei Stationen               unten im Saal diesmal von zwei Ärz-      zurückverlegen. Alle Bewohner des
   zusammengefasst worden. Positiv                tinnen durchgeführt wurde, die ich       Heims sind jetzt entweder geimpft
   getestete Personen werden nicht                nicht kannte. Wieder hatten Heim-        oder haben eine Infektion überstan-
   geimpft. Deshalb konnten wir am                leitung und Pflegekräfte großartige      den und Immunität erworben.
   Silvestermorgen nur etwa 70 von                Arbeit geleistet. Es lag ein Akten-
   90 Bewohnern impfen. Bei Perso-                ordner vor, im dem alle Dokumente        Wenn Sie zurückblicken: Wie ist
   nen, die Blutverdünner nahmen,                 abgeheftet waren: die Einwilligung,      das Heim durch die Pandemie
   mussten wir nach der Impfung                   die Impfbescheinigung und so weiter.     gekommen?
   noch eine Weile im Zimmer bleiben              Außerdem war dokumentiert, ob in         SCHILDT-STADTMÜLLER: Anfangs
   und Druck auf die Einstichstelle               der Zwischenzeit Symptome aufge-         sehr gut. Im Frühjahr 2020 wurden
   ausüben, damit es nicht zu Blutun-             treten waren.                            drei Bewohner positiv getestet,
   gen kommt. Am Schluss sind wir                                                          die wir sofort separiert haben. Sie
   und die Pflegekräfte nochmal durch             Haben sich nach der Impfung noch         hatten leichte Verläufe. Während
   die Zimmer gegangen, um nach-                  Bewohner des Heims infiziert?             des Sommers gab es keine Fälle.
   zusehen, ob alle die Impfung gut               SCHILDT-STADTMÜLLER: Nein,               Doch ab Mitte Dezember, auf dem
   vertragen haben.                               es sind keine Infektionen mehr           Höhepunkt der zweiten Pande-

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miephase, kam es auch bei uns zu
einem Ausbruch. Wir hatten sowohl
infiziertes Personal als auch infizier-
te Bewohner. Zwei der an Covid-19
erkrankten Bewohner sind bei uns
im Heim verstorben, zwei weitere
im Krankenhaus. Die anderen haben
es überstanden.

Welche Vorsichtsmaßnahmen hat
das Heim ergriffen?
SCHILDT-STADTMÜLLER: Die Hygi-
ene-Regeln sind streng und werden
hundertprozentig eingehalten. Alle
Nebeneingänge sind geschlossen, das
Haus hat nur noch einen Eingang.
Dort gibt es Masken und Desinfek-
tionsmittel. Ärzte und Therapeuten
müssen sich in eine Liste eintragen.      Andrea Schildt-Stadtmüller (Mitte) mit den MFA Daniela Schulz und Michelle Arndt
Bis Anfang Februar durften Ange-          während der Impfung im Altenheim: "In jedem Zimmer, das wir betraten, wurden wir
                                          glücklich angestrahlt."
hörige nicht auf die Zimmer. Statt-
dessen wurde vor dem Heim ein
Häuschen mit zwei verschiedenen
Eingängen aufgebaut, die sogenann-        Wie hat die Pandemie die Zusam-          der man mit einem dynamischen
te „Klönbude“. Dort konnten sich          menarbeit zwischen Arztpraxis            Ausbruchsgeschehen rechnen
Bewohner und Besucher treffen und         und Heim verändert?                      muss. Viele Probleme, die während
miteinander sprechen – mit einer          SCHILDT-STADTMÜLLER: Die Zu-             der Pandemie aufgetreten sind,
Plexiglasscheibe dazwischen. Die          sammenarbeit ist enger geworden.         mussten wir mit vereinten Kräften
Abwägung zwischen Sicherheit und          Ende November 2020 führten wir           angehen – das verbindet.
Kontaktbedürfnis war natürlich nicht      Schulungen zur Handhabung der
einfach, es gab Diskussionen mit den      Schnelltests für die Mitarbeiter des     War es richtig, bei der Priorisie-
Angehörigen. Jetzt haben wir glückli-     Heimes und der anderen Wohnein-          rung die Heimbewohner an erste
                                                                                   Stelle zu setzen?
                                                                                   SCHILDT-STADTMÜLLER: Ja. Von
   In Hamburg lag der Anteil der                                                   Beginn der Pandemie bis Ende
                                                                                   Januar lag der Anteil der Pflege-
   Pflegeheimbewohner an den Corona-Toten                                          heimbewohner an den mit SARS-
   bis Ende Januar bei über 60 Prozent.                                            CoV-2-infizierten Verstorbenen in
                                                                                   Hamburg bei über 60 Prozent. Es
                                                                                   besteht also die berechtigte Hoff-
cherweise eine andere Situation, weil     richtungen auf dem Gelände durch.        nung, dass die Impfung in den
Schnelltests zur Verfügung stehen.        Zuvor mussten wir zusammen die           Pflegeheimen viele Leben rettet. Ob
Angehörige und Besucher werden            Infizierten versorgen - und hatten       die Sterbezahlen in Hamburg
abgestrichen, und wenn sie negativ        mit der Regelung zu kämpfen, dass        insgesamt sinken, hängt aber auch
sind, dürfen sie das Haus betreten.       die Heime keine Medikamente be-          von anderen Faktoren ab – bei-
Auch die Pflegekräfte werden regel-       vorraten dürfen. Das war nicht ein-      spielsweise von der Auswirkung der
mäßig getestet.                           fach in einer Pandemiesituation, in      Mutationen.

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AU S D E R P R A X I S F Ü R D I E P R A X I S

Fragen und Antworten
In dieser Rubrik greifen wir Fragen des Praxisalltags auf, die unserem Infocenter
gestellt wurden. Wenn Sie selbst Fragen haben, rufen Sie bitte an.
Infocenter Tel: 22802-900

                      D      er Kommunikationsdienst KIM sorgt
                             für den sicheren Austausch von sensib-
                       len Informationen wie Befunden, Bescheiden,
                                                                        Ist die Anschaffung von KIM frei-
                                                                        willig?

                       Abrechnungen oder Röntgenbildern über die        Ab Oktober dieses Jahres wird die Nutzung von
                       Telematikinfrastruktur. Ausgedruckte Arztbrie-   KIM verpflichtend, da alle Arztpraxen die elek-
                       fe gehören damit bald der Vergangenheit an.      tronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
                          KIM funktioniert wie ein E-Mail-Pro-          (eAU) über KIM an die Krankenkassen senden
                       gramm, nur wird dabei jede Nachricht und         müssen. Dies ist im Terminservice- und Versor-
                       jedes Dokument verschlüsselt und erst beim       gungsgesetz (TSVG) festgelegt.
                       Empfänger wieder entschlüsselt. Da KIM sich      Übrigens: Der KIM-Dienst wird sukzessiv um
                       in die Praxisverwaltungssysteme integriert,      die KV-Abrechnung, eDokumentation und
                       wird die Kommunikation besonders einfach         DALE-UV (Datenaustausch mit Leistungserbrin-
                       und komfortabel.                                 gern in der Gesetzlichen Unfallversicherung)
                          Zu den TI-Teilnehmern zählen beispielswei-    erweitert.
                       se Ärzte, Psychotherapeuten, Zahnärzte und
                       Apotheker in medizinischen Einrichtungen         Ich möchte in meiner Praxis KIM
                       wie Praxen, Versorgungszentren, Apotheken        nutzen. Welche Voraussetzungen
                       und Krankenhäuser – sowie die offiziellen        müssen erfüllt sein und wer ist
                       Interessensvertretungen der benannten Berufs-    mein Ansprechpartner?
                       gruppen, die durch KIM miteinander kommuni-
                       zieren können.                                   Für KIM gelten neben der TI-Grundausstattung
                                                                        folgende technische Voraussetzungen:
                                                                        ● der E-Health-Konnektor (d. h. Software-Up-
                                                                        date zum Bestandsgerät)
                                                                        ● ein Vertragsabschluss mit einem zugelasse-
                                                                        nen KIM-Anbieter
                                                                        ● das Client-Modul für KIM (wird vom KIM-
                                                                        Anbieter gestellt)
                                                                        ● das Praxisverwaltungssystem-Modul für eine
                                                                        einfache Integration und Nutzung des KIM-
                                                                        Dienstes
                                                                        ● das Vorliegen des elektronischen Heilberufs-
                                                                        ausweises mindestens der Generation 2.0
                                                                           Bitte wenden Sie sich direkt an Ihren Sys-
                                                                        tembetreuer/TI-Anbieter.

12   |   KV H - J O U R N A L                                                                                   4/2021
AU S D E R P R A X I S F Ü R D I E P R A X I S

                                           SPEZIAL

                                    KIM
                                    Kommunikation im
                                      Medizinwesen

Kann ich mich zwischen den KIM-                    Für die Pauschalen 86900 und 86901 gilt ein ge-
Dienst-Anbietern frei entscheiden?                 meinsamer Höchstwert in Höhe von 23,40 Euro
                                                   je Quartal und Arzt. Für die GOP 01660 wurde
Ja, Sie können sich unabhängig von den bisher      kein Höchstwert vorgegeben.
eingesetzten TI-Diensten und -Komponenten
frei für einen KIM-Dienst entscheiden. Mit        Welche Kosten fallen für den KIM-
kv.dox bietet die KBV einen eigenen KIM-Dienst Dienst für mich an?
an (siehe Seite 15). Eine Kompatibilität zu Ihrem
Praxisverwaltungssystem ist von allen KIM-        Mit der TI-Finanzierungsvereinbarung sind
Anbietern gewährleistet.                          die Kosten für KIM abgedeckt. In der Finanzie-
                                                  rungsvereinbarung ist je Vertragsarztpraxis
Habe ich bis zur Anschaffung von                  eine einmalige Einrichtungspauschale von 100
KIM auch eine Möglichkeit, eArzt-                 Euro und eine Betriebskostenpauschale von
briefe zu versenden oder zu emp-                  23,40 Euro je Quartal veranschlagt.
fangen?
                                                   Wie erhalte ich die Pauschalen für
Nein, seit dem 1. April 2021 ist KIM die einzige   die Einrichtung des KIM-Dienstes?
Möglichkeit, eArztbriefe zu übermitteln und da-
mit auch den Versand und Empfang von eArzt-        Als Praxisinhaber haben Sie Anspruch auf die
briefen vergütet zu bekommen. Bis zum 31.          Erstattung der Kosten im Rahmen der TI-Finan-
März 2021 konnten Praxen für das Versenden         zierung, sobald Sie der KV Hamburg anzeigen,
und Empfangen von eArztbriefen übergangs-          dass Sie die notwendige Komponente aktiviert
weise alternative Kommunikationsdienste wie        haben. Hierfür setzen Sie einfach in dem Quar-
KV-Connect nutzen.                                 tal, in dem KIM betriebsbereit ist, bei mindes-
                                                   tens einem Behandlungsfall bei jeder Ihrer Be-
Wie wird der Versand von eArzt-                    triebsstätten (auch Nebenbetriebsstätten)       ➞
briefen vergütet?
Zusätzlich zur Vergütung für den Versand (GOP
86900 / 28 Cent) und Empfang (GOP 86901 / 27
Cent) wird seit dem 01. Juli 2020 eine Struktur-
förderpauschale in Höhe von 11 Cent (GOP 01660
EBM) je eArztbrief extrabudgetär vergütet.

4/2021                                                                                          KV H - J O U R N A L   |   13
AU S D E R P R A X I S F Ü R D I E P R A X I S

➞ die Pseudo-GOP 96701 für die Finanzierung an.      Kann ich die Funktionen von KV-
   Im Zuge dessen zahlen wir Ihnen die zustehen-     Connect weiterhin nutzen?
   den Pauschalen spätestens zwei Monate nach
   Quartalsabschluss über das Honorarkonto aus.      KIM soll zukünftig die bisherige Kommunika-
                                                     tion über KV-Connect ablösen. Infolgedessen
   Meine Praxis ist an die TI ange-                  sollen sämtliche Anwendungen über KIM
   schlossen. Kann ich KIM automa-                   abgebildet werden, die derzeit noch über KV-
   tisch nutzen?                                     Connect laufen. Bis zum Abschluss der Migra-
                                                     tion wird KV-Connect weiterbetrieben. In dieser
   Auch wenn Sie bereits an die TI angebun-          Übergangszeit ist eine parallele Nutzung beider
   den sind, erfolgt der Anschluss an KIM nicht      Dienste unumgänglich, wenn KV-Connect-
   automatisch. Zur Nutzung von KIM benötigen        Anwendungen genutzt werden, die noch nicht
   Sie ein Update Ihres E-Health-Konnektors,         über KIM verfügbar sind. Eine zeitliche Planung
   ein Update Ihres PVS und für den Erhalt einer     ist derzeit noch nicht bekannt.
   KIM-Adresse und eines KIM-Client-Moduls
   einen Vertrag mit einem zugelassenen KIM-         Was mache ich, wenn mein PVS-
   Dienst-Anbieter. Außerdem benötigen Sie für       Anbieter noch keinen KIM-Dienst
   die qualifizierte elektronische Signatur (QES)    bereitstellt?
   zudem einen elektronischen Heilberufsausweis
   (eHBA) der 2. Generation. Ansprechpartner für     KIM-Dienste sind gemäß den gesetzlichen Vor-
   den eHBA ist Ihre Ärzte- bzw. Psychotherapeu-     gaben mit jedem Konnektor und mit jedem PVS
   tenkammer.                                        kompatibel. Aus diesem Grund können Sie sich
                                                     für einen KIM-Dienst-Anbieter frei entscheiden.
                                                     Die KBV bietet bereits einen zertifizierten KIM-
                                                     Dienst an (siehe rechts).

                                                     Infocenter Tel: 22802-900

                                                     Ihre Ansprechpartner im Infocenter der KV Hamburg (v.l.n.r.):
                                                     Susanne Tessmer, Monique Laloire, Petra Timmann,
                                                     Katja Egbers, Robin Schmidt, Christine Pöpke

   14   |   KV H - J O U R N A L                                                                                     4/2021
Mit Sicherheit                                                                Warum kv.dox als KIM-Dienst?
medizinisch vernetzt:
kv.dox, der KIM-Dienst
der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung
                                                                              DER KIM-DIENST VON                EINE KIM-ADRESSE,
Arztbriefe, Befunde oder AU-Bescheinigungen sicher                            ÄRZTEN FÜR ÄRZTE:                 EIN PREIS:
und dennoch so einfach versenden wie eine E-Mail                              Als Interessensvertretung         Sie zahlen 6,55 €* zzgl.
                                                                              der Vertragsärzte und Ver-        MwSt. monatlich – egal,
an die Freundin oder den Freund: Mit kv.dox geht das.                         tragspsychotherapeuten            wie viele Nachrichten Sie
kv.dox ist der Dienst für Kommunikation in der Medi-                          bietet die KBV ein pass-          versenden. Es fallen keine
zin (KIM), den die KBV für Vertragsärzte und Vertrags-                        genaues Angebot.                  Einrichtungsgebühren an.
psychotherapeuten bereitstellt. Mit kv.dox können
Sie Dokumente innerhalb der Telematikinfrastruktur
(TI) direkt aus Ihrem Praxisverwaltungssystem (PVS)
sicher und einfach verschicken – an die ärztliche
Kollegin genauso wie an den Apotheker, das Kranken-
haus, Pflegeheim oder Ihre Kassenärztliche Vereini-
gung. kv.dox passt zu allen Praxisverwaltungssyste-
men und allen E-Health-Konnektoren.
                                                                              UNBEGRENZTE ANZAHL                HOHE FLEXIBILITÄT
                                                                              AN NACHRICHTEN:                   UND BESTER SERVICE:
                                                                              Mit kv.dox können Sie so          kv.dox passt zu jedem
                                                                              viele Nachrichten, Arzt-          PVS und ist monatlich
  kv.dox: nur für KV-Mitglieder                                               briefe oder AU-Bescheini-         kündbar. Das Serviceteam
                                                                              gungen digital versenden,         von kv.dox steht Ihnen
                                                                              wie Sie möchten.                  kostenfrei zur Verfügung.

  6,55 €*
                                                    Jetzt bestellen unter
                                                    www.kvdox.kbv.de

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  Im Angebot enthalten sind:
    eine KIM-Adresse
                                                                            Über das Portal www.kvdox.kbv.de können Sie kv.dox ganz
    eine unbegrenzte Anzahl von Nachrichten
                                                                            einfach online bestellen und installieren. So geht’s:
    die Bereitstellung KIM (inklusive Clientmodul)**
    der technische Support                                                  1 KIM-Adresse bestellen und Registrierungscode erhalten

  Für die Finanzierung eines KIM-Dienstes                                   2 kv.dox-Clientmodul installieren
  erhält jede Praxis folgende Förderung:
    einmalig: 100 € für die Einrichtung des Dienstes                        3 KIM-Mailadresse im zentralen Verzeichnisdienst registrieren
    monatlich: 7,80 € für die laufenden Betriebskosten
                                                                            4 kv.dox in das Praxisverwaltungssystem einbinden lassen
  * plus 3,03 € Rechnungspauschale zzgl. MwSt. pro Quartal
  ** das KIM Clientmodul wird vom Kunden selbst installiert und betrieben
                                                                            5 Nachrichten sicher online versenden
AU S D E R P R A X I S F Ü R D I E P R A X I S

IT-Sicherheitsrichtlinie: Vorgaben ab April
Wer kein Risiko eingehen möchte, sollte seine Praxis von einem
IT-Sicherheitsexperten prüfen lassen.

                      D      ie IT-Sicherheitsrichtlinie soll dabei helfen,
                             Patientendaten sicherer zu verwalten und
                       Risiken wie Datenverlust oder Betriebsausfall
                                                                              ● Mikrofon und Kamera am Rechner sollten
                                                                              grundsätzlich deaktiviert sein und nur bei
                                                                              Bedarf temporär direkt am Gerät aktiviert und
                       zu minimieren. Die Richtlinie stellt keine neuen       danach wieder deaktiviert werden.
                       Regelungen auf, sondern konkretisiert beste-           ● Nach der Nutzung eines Gerätes meldet sich
                       hende (zum Beispiel aus der EU-Datenschutz-            die Person ab.
                       grundverordnung) und macht sie praxistaug-             ● In der Praxis werden aktuelle Virenschutz-
                       lich. Einige der Vorgaben müssen ab April 2021         programme eingesetzt.
                       eingehalten werden. Weitere Anforderungen              ● Smartphones und Tablets werden durch
                       sind mit einer Frist bis Januar beziehungsweise        aktuelle Schutzprogramme vor Phishing und
                       Juli 2022 umzusetzen.                                  Schadprogrammen im Browser geschützt.
                          In welchem Umfang Schutzmaßnahmen                   ● SIM-Karten von Smartphones und Tablets
                       vorgeschrieben sind, richtet sich auch nach der        werden durch PIN geschützt. Super-PIN/PUK
                       Art der Praxis. Zusätzliche Anforderungen an           sind nur durch Verantwortliche anzuwenden.
                       die IT-Sicherheit gibt es bei der Nutzung von          ● Smartphones und Tablets sind mit einem
                       medizinischen Großgeräten wie CT oder MRT              komplexen Gerätesperrcode geschützt.
                       und für dezentrale Komponenten der TI, etwa            ● Auf Smartphones und Tablets werden neue
                       bei der Installation des Konnektors.                   Updates des Betriebssystems und der Apps
                                                                              zeitnah installiert.
                       FOLGENDE VORGABEN GELTEN AB 1. APRIL:                  ● Es sollte regelmäßig geprüft werden, ob es
                        REGELUNGEN FÜR ALLE PRAXEN                            Softwareupdates für die Mobiltelefone gibt.
                       ● Apps werden nur aus den offiziellen App-             ● Wechseldatenträger/Speichermedien werden
                       Stores heruntergeladen – und restlos gelöscht,         für Empfänger eindeutig gekennzeichnet – aber
                       wenn sie nicht mehr benötigt werden.                   ohne Rückschlüsse für andere zu ermöglichen.
                       ● Updates für Apps werden zeitnah installiert.         ● Wechseldatenträger/Speichermedien werden
                       ● Es werden keine vertraulichen Daten über             durch Anbieter mit sicherem Nachweis-System
                       Apps versendet.                                        sowie mit manipulationssicherer Versandart
                       ● Die in Office-Produkten integrierten Cloud-          und Verpackung verschickt.
                       Speicher werden nicht zur Speicherung perso-           ● Internes Netzwerk: Der Übergang zu anderen
                       nenbezogener Informationen genutzt.                    Netzen (insb. Internet) muss durch eine Firewall
                       ● Vertrauliches wird aus Dokumenten gelöscht,          geschützt werden (siehe Kastentext rechts).
                       bevor diese an Dritte weitergegeben werden.            ● Das interne Netzwerk ist anhand eines Netz-
                       ● Es werden nur Internet-Anwendungen ge-               planes dokumentiert. Hierfür gibt es ein Mus-
                       nutzt, die die Zugänge (Login-Seite und -Ablauf,       terdokument auf der von der KBV erstellten
                       Passwort, Benutzerkonto etc.) strikt absichern.        Online-Plattform zur IT-Sicherheitsrichtlinie:
                       ● Der Internet-Browser ist so eingestellt, dass        https://hub.kbv.de/site/its → (obere
                       in dem Browser keine vertraulichen Daten               Navigationsleiste) → IT-Sicherheit in der Praxis
                       gespeichert werden.                                    → (linke Navigationsleiste) Praxishinweise →
                       ● Es werden verschlüsselte Internetanwendun-           Musterdokumente
                       gen genutzt.

16   |   KV H - J O U R N A L                                                                                         4/2021
AU S D E R P R A X I S F Ü R D I E P R A X I S

ZUSÄTZLICHE REGELUNG FÜR MITTLERE
PRAXEN (Praxen, in denen 6 bis 20 Personen
ständig mit der Datenverarbeitung betraut
sind)
● App-Berechtigungen minimieren: Bevor
eine App eingeführt wird, muss sichergestellt
werden, dass sie nur die minimal benötigten
App-Berechtigungen für ihre Funktion erhält;
weitere müssen hinterfragt und gegebenenfalls
unterbunden werden.

ZUSÄTZLICHE REGELUNG FÜR GROSSE
PRAXEN (Praxen, in denen mehr als 20
Personen ständig mit der Datenverarbeitung
betraut sind, oder Praxen, bei der die Daten-      HARDWARE-FIREWALL: ÜBERGANG ZU
verarbeitung über die normale Datenüber-           ANDEREN NETZEN SICHERN!
mittlung hinausgeht — z. B. Labore, Groß-          Den größten Nachholbedarf in Sachen IT-Sicher-
MVZ mit krankenhausähnlichen Strukturen)           heit haben Arztpraxen, die im sogenannten Pa-
● Wechseldatenträger/Speichermedien sollten        rallelbetrieb an die TI angebunden sind – bei der
                                                   überwiegenden Anzahl an Praxen ist die TI auf
vollständig verschlüsselt werden.
                                                   diese Art installiert. Der Konnektor ist in diesen
                                                   Fällen „parallel“ zum restlichen Netzwerk ange-
  Verantwortlich für die Umsetzung der             schlossen und kann deshalb keine Schutzfunk-
Anforderungen ist der Inhaber einer Praxis. Wer    tion für die Praxis übernehmen. Um auch diese
                                                   Praxen optimal vor Gefahren abzuschotten, raten
kein Risiko eingehen möchte, sollte seine Praxis   Experten dringend zu einer Hardware-Firewall
von einem ausgewiesenen IT-Sicherheitsexper-       sowie zu einem professionellen Virenschutz. Die
ten prüfen lassen.                                 in handelsüblichen Routern – etwa „Fritzbox“ –
                                                   eingebaute Firewall reicht dafür nicht aus. Bei
                                                   Praxen, bei denen die TI dagegen im Reihenbe-
Umsetzungshinweise auf der Online-Plattform        trieb läuft – auch „serieller Anschluss“ genannt –,
der KBV: https://hub.kbv.de/site/its → (obere      ist dagegen dank der im Konnektor eingebauten
Navigationsleiste) → IT-Sicherheit in der Praxis   Firewall das gesamte Praxisnetz vor Angriffen von
                                                   außen geschützt. Um zusätzliche Schutzmaßnah-
→ (linke Navigationsleiste) Praxishinweise →       men wie die Nutzung von sicheren Passwörtern
Anlage 1: Anforderungen für Praxen                 kommt indes keine Praxis herum.

Die Umsetzungshinweise für die einzelnen
Punkte finden Sie in der rechten Spalte des
Dokuments.

4/2021                                                                                            KV H - J O U R N A L   |   17
AU S D E R P R A X I S F Ü R D I E P R A X I S

Quarantäne, Isolierung und Arbeitsunfähigkeit
Ist ein Arbeitnehmer, der sich in Absonderung befindet, automatisch auch arbeitsunfähig?

                       Immer wieder gibt es Unklar-      keit wird von einer Ärztin oder      Schwieriger hinsichtlich der
                       heit darüber, was „Quarantä-      einem Arzt festgestellt.          Entschädigung des Arbeitge-
                       ne“ und „Isolierung“ bedeu-          Bei Quarantäne und Isolie-     bers wird es, wenn die Abson-
                       ten und in welchen damit          rung geht es also um die Frage,   derung des Arbeitnehmers
                       verbundenen Fällen eine           ob eine Person abgesondert        vom Gesundheitsamt auf-
                       Arbeitsunfähigkeitsbeschei-       werden soll. Bei der Arbeits-     grund temporärer Überlastung
                       nigung ausgestellt werden         unfähigkeit hingegen geht es      (noch) nicht schriftlich ver-
                       kann.                             um die Frage, ob eine Person      hängt wurde oder sich der
                       ● Die Quarantäne ist eine         arbeitsfähig ist. Eine abge-      Arbeitnehmer freiwillig, zum
                       zeitlich befristete Absonde-      sonderte Person kann durch-       Beispiel auf Rat eines Arztes, in
                       rung von Personen, bei denen      aus arbeitsfähig sein – und       die Absonderung begibt. Auch
                       der Verdacht auf eine Infektion   zu Hause (im „Homeoffice“)        in diesen Fällen muss der
                       mit SARS-CoV-2 besteht. Dabei     arbeiten.                         Arbeitnehmer mit seinem
                       handelt es sich meist um             Ein Arbeitnehmer, der sich     Arbeitgeber absprechen, ob er
                       Kontaktpersonen von positiv       in Absonderung befindet,          zu Hause arbeiten kann. Wenn
                       Getesteten oder um Reiserück-     muss daher umgehend seinen        keine Symptome vorliegen,
                       kehrer aus Risikogebieten. Die    Arbeitgeber informieren und       darf der Arzt keine AU ausstel-
                       Quarantäne wird von den Ge-       mit diesem absprechen, ob         len, da der Arbeitnehmer
                       sundheitsämtern angeordnet        er zu Hause arbeiten kann.        seiner Arbeit ja nicht krank-
                       oder ist durch die Einreisebe-    Hiermit hat der Arzt nichts zu    heitsbedingt fernbleibt,
                       stimmungen vorgeschrieben.        tun. Diese Absprachen fin-        sondern aus Gründen des
                       ● Die Isolierung ist eine zeit-   den ausschließlich zwischen       Infektionsschutzes.
                       lich befristete Absonderung       Arbeitnehmer und Arbeitgeber
                       von Personen mit bestätigter      statt.                            Siehe auch die KBV-Praxisinfo:
                       SARS-CoV-2-Infektion. Iso-           Erst bei Auftreten von         „Coronavirus: Hinweise und
                       lierung wird ausschließlich       Symp­tomen, die den Arbeit-       Erläuterungen zur Bescheini-
                       von den Gesundheitsämtern         nehmer an der Ausübung sei-       gung der Arbeitsunfähigkeit“
                       angeordnet.                       ner Tätigkeit hindern, kommt      www.kbv.de/media/sp/Praxis-
                       ● Arbeitsunfähigkeit (AU)         der Arzt ins Spiel und stellt     Info_Coronavirus_Krankschrei-
                       liegt vor, wenn Personen auf      eine AU-Bescheinigung aus.        bung.pdf
                       Grund von Krankheit ihre             Ein Arbeitnehmer bezieht
                                                                                           Ansprechpartner:
                       zuletzt ausgeübte Tätigkeit       während der Quarantäne oder       Abteilung Praxisberatung
                       nicht mehr oder nur unter der     Isolierung weiterhin seinen       Tel. 22802-571 / -572
                       Gefahr der Verschlimmerung        Lohn vom Arbeitgeber, egal
                       der Erkrankung ausführen          ob arbeitsfähig oder nicht. Der
                       können (§2 der AU-Richtlinie      Arbeitgeber kann, wenn sein
                       des GBA). Die Arbeitsunfähig-     Arbeitnehmer ihm durch die
                                                         Absonderung nicht voll zur
                                                         Verfügung steht, nach §56 des
                                                         Infektionsschutzgesetzes beim
                                                         Gesundheitsamt eine Entschä-
                                                         digung beantragen.

18   |   KV H - J O U R N A L                                                                                         4/2021
AU S D E R P R A X I S F Ü R D I E P R A X I S

Höhere Vergütung im                                  Ab April
Hautkrebsvorsorge-
Vertrag mit der TK                                   neue Regeln im DMP KHK

A    b dem 1. April 2021 wird der
     Leistungsumfang des mit
der TK bestehenden Hautkrebs-
                                                    D     er DMP-Vertrag KHK wurde
                                                          zum 1. April 2021 ange-
                                                     passt, da durch Beschluss des Ge-
                                                                                         KHK in der DMP-Anforderun-
                                                                                         gen-Richtlinie (DMP-A-RL) aktu-
                                                                                         alisiert wurden. Die Vertragsan-
vorsorge-Vertrags um die Auf-                        meinsamen Bundesausschusses         passung umfasst dabei folgende
lichtmikroskopie (sofern medizi-                     (G-BA) die Vorgaben zum DMP         wesentliche Änderungen:
nisch erforderlich) erweitert.
Gleichzeitig wurde mit der TK
eine dynamisch an die Entwick-                        Worum geht`s?                Was ist zu tun?
lung des Punktzahlvolumens                            Überweisung zum Facharzt     DMP-Kennzeichnung notwendig auf
und des Punktwerts der regiona-                                                    dem Überweisungsschein
len Euro-Gebührenordnung                              DMP-Teilnahme- und           • Ab dem 1. April 2021 ersetzt das
gekoppelte Vergütungsregelung                         Einwilligungserklärung für   neue indikationsübergreifende DMP-
                                                      Versicherte                  Teilnahmeformular für Versicherte das
vereinbart. Damit wird die                                                         bisherige KHK-spezifische DMP-Teilnah-
                                                      (Anlage 4)
Vergütung an das jeweils gültige                                                   meformular.
EBM-Niveau angeglichen.                                                            • Alte Formulare können noch bis Ende
Konkret bedeutet das, dass die                                                     des Jahres aufgebraucht werden.
Hautvorsorgeuntersuchung bei                          Schulungen                   • Alle Schulungen sollen innerhalb von
                                                                                   höchstens zwei aufeinanderfolgenden
TK-Versicherten ab Vollendung                                                      Quartalen erbracht werden.
des 15. Lebensjahres bis zur                                                       • Ausnahmen davon nur mit Begrün-
Vollendung des 35. Lebensjahres                                                    dung des Arztes und nach Genehmi-
im Jahr 2021 mit 28,61 EUR (GOP                                                    gung der jeweiligen Krankenkassen
94502) vergütet wird                                  Wiederholungsschulungen      • Schulung zum selben Schulungsan-
                                                      (gilt für alle Schulungen)   lass frühestens 8 Quartale nach dem
                                                                                   Quartal, in dem die letzte Unterrichts-
Den vollständigen Vertragstext                                                     einheit erbracht wurde
finden Sie auf unserer Home-                                                       • NEU: Kennzeichnung für alle Wieder-
page: www.kvhh.de → Praxis →                                                       holungsschulungen mit Buchstaben E
Recht und Verträge → Amtliche
Bekanntmachungen                                     Den vollständigen Vertragstext finden Sie auf unserer Home-
                                                     page: www.kvhh.de → Praxis → Recht und Vertrage → Amtliche
Ansprechpartner:
Infocenter, Tel: 22802-900                           Bekanntmachungen
                                                     Ansprechpartner: Infocenter, Tel: 22802-900

Neue DMP-Teilnahme-                 Ab dem 1. April 2021 gibt es ein   Ende März keine größeren
        formulare für               neues indikationsübergreifen-      Bestellungen für alte Formulare
  Versicherte ab April              des DMP-Teilnahmeformular          beim PAV mehr erfolgen. Alte
                                    für Versicherte. Dieses ersetzt    Formulare können noch bis
                                                                                                            Ansprechpartner:
                                    alle bisherigen DMP-Teilnahme-     Ende des Jahres aufgebraucht         Infocenter
                                    formulare. Daher sollten bis       werden.                              Tel: 22802-900

4/2021                                                                                              KV H - J O U R N A L   |   19
ARZN EI- UN D H EI LM ITTEL

SSB: Testmaterial für                                                Regressgefahr:
Glukose-Toleranztest/Screening                                       Wasserfeste
auf Gestationsdiabetes
                                                                     Wundpflaster

D     er Vertrieb des Fertigarz-
      neimittels ACCU Chek®
Dextrose O.G.T-Saft 300 ml zur
                                   beschieden (s. KVH-Journal
                                   1/2019, Seite 21 und 3/2019,
                                   Seite 23).
                                                                     B    ei den üblichen wasserfesten Wundpflas-
                                                                          tern handelt es sich zwar per Definition um
                                                                     Wundpflaster/Wundverbände/Wundschnell-
Durchführung eines oralen             Als Alternative zum ACCU       verbände (= Wundauflage auf klebendem Trä-
Glukosetoleranztests (oGTT)        Chek® Dextrose O.G.T-Saft 300     ger), die primär als Sprechstundenbedarf (SSB)
wurde von der Herstellerfirma      ml besteht die Möglichkeit,       anforderbar wären. Allerdings sind die was-
im Sommer 2020 eingestellt.        eine gebrauchsfertige Glukose-    serdichten Ausführungen immer mit einem
Der Saft ist zwar weiterhin        Lösung als Rezeptur über die      Folienüberzug (z. B. aus Polyurethan) versehen,
verkehrsfähig, sodass entspre-     Apotheke (standardisierte         die damit im weiteren Sinne als Folienverbände
chende Restmengen abver-           Herstellungsvorschrift „Gluko-    klassifiziert werden können. Da Folienverbände
kauft werden dürfen. Aller-        se-Lösung 250 mg/ml für           nach der derzeitigen SSB-Vereinbarung expli-
dings kommt es bereits seit        oGTT“ nach NRF 13.8.) herstel-    zit von der Verordnung ausgeschlossen sind,
mehreren Wochen verstärkt zu       len zu lassen. Da diese jedoch    kommt es zunehmend zu Beanstandungen/
Problemen bei der Beschaffung      aufgrund der anfallenden          Regressen durch die Kassen.
von Nachschub. Aufgrund            Herstellungskosten um ein            Bis zu einer Klarstellung / ggfs. Vertragsan-
der dadurch aufgetretenen          Vielfaches teurer ist, wird der   passung rät die KV Hamburg, auf den Bezug
Nachfragen hat die KV Ham-         Bezug der fertigen Glucoselö-     wasserfester Wundpflaster über den SSB zu
burg mit den Krankenkassen         sung nur aus medizinischen        verzichten, um Regresse sicher zu vermeiden.
mögliche Alternativen – insbe-     Gründen im Rahmen der             Alternativ kann die Verordnung wasserfester
sondere unter dem Aspekt der       EBM-GOP 01 777 „Oraler            Wundpflaster (bei der entsprechenden medizi-
Wirtschaftlichkeit – diskutiert.   Glukosetoleranztest (oGTT)        nischen Notwendigkeit) auf den Namen des
   In jedem Fall bleibt weiter-    zum Ausschluss/Nachweis           Patienten erfolgen. .
hin die wirtschaftlichste Vari-    eines Gestationsdiabetes“         Ansprechpartner für Fragen zu
ante der Bezug der abgewoge-       akzeptiert. .                     Arznei- und Heilmitteln:
nen Glucose (ohne Zusätze!)                                          Abteilung Praxisberatung
                                                                     Tel. 22802-571 / -572
über die Apotheke. Bitte beach-    Sie finden das entsprechend
ten Sie, dass fertig abgepackte    aktualisierte Merkblatt zum
Glukose-Tütchen in verschie-       "Wirtschaftlichen Bezug des
denen Geschmackrichtungen          Testmaterials für den Gluko-        SSB: LISTE REGRESSGEFÄHRDETER
von Drittanbietern aufgrund        setoleranztest/Screening auf        MITTEL
der höheren Kosten als unwirt-     Gestationsdiabetes" nun wie-       Aus den bisherigen Erfahrungen mit Sprechstun-
                                                                      denbedarfs-Prüfungen und dem Austausch mit
schaftlich angesehen werden.       der wie gewohnt auf unserer
                                                                      den Krankenkassen lässt sich ableiten, worauf
Außerdem handelt es sich bei       Homepage: www.kvhh.de →            Ärzte besonders achten müssen, um unnötige
diesen Produkten um Lebens-        (rechts oben) Menü → Praxis →      Mehrarbeit und Regresse zu vermeiden. Auf
mittel, deren Anforderung als      Verordnung → Sprechstunden-        unserer Homepage finden Sie eine fortlaufend
                                                                      aktualisierte Liste der potentiell regressgefährde-
Sprechstundenbedarf (SSB)          bedarf → Downloads                 ten Mittel im Sprechstundenbedarf:
aus Sicht der Krankenkassen                                           www.kvhh.de → (rechts oben) Menü → Praxis →
grundsätzlich ausgeschlossen                                          Verordnung → Sprechstundenbedarf → Downloads:
                                                                      Liste potentiell regressgefährdeter Mittel im SSB
ist. Entsprechende Regresse
sind erstinstanzlich bereits

20   |   KV H - J O U R N A L                                                                                     4/2021
Q U A L I TÄT _ B E K A N N T M A C H U N G

Neue Leistung:
Brachytherapie beim Prostatakarzinom
D     ie Low-Dose-Rate-Brachytherapie darf künftig auch
      in der vertragsärztlichen Versorgung beim lokal
begrenzten Prostatakarzinom zulasten der gesetzlichen
                                                                                                            rapie erforderliche Fachkunde gemäß Richtlinie Strahlen-
                                                                                                            schutz in der Medizin verfügen. Sie benötigen eine Abrech-
                                                                                                            nungsgenehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung.
Krankenversicherung durchgeführt werden. Das hat der                                                        Patienteninformation soll bei der Entscheidung helfen
Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschlossen. Eine                                                         Da es für die Behandlung eines lokal begrenzten Pros-
neue Qualitätssicherungsrichtlinie regelt die fachlichen                                                    tatakazinoms verschiedene Behandlungsmöglichkeiten
und organisatorischen Anforderungen.                                                                        gibt, kommt der Beratung und Aufklärung des Patienten
   Die interstitielle Low-Dose-Rate-Brachytherapie (LDR)                                                    eine besondere Bedeutung zu. Das Institut für Qualität im
ist für Patienten mit einem Niedrig-Risiko-Prostatakar-                                                     Gesundheitswesen (IQWiG) hat eine Patienteninforma-
zinom zugelassen. Die innere Strahlentherapie stellt für                                                    tion erstellt, die der G-BA als Anlage zur Qualitätssiche-
die betroffenen Männer eine Alternative zur äußeren                                                         rungsrichtlinie beschlossen hat und die dem Patienten im
Bestrahlung oder Entfernung der Prostata dar.                                                               Aufklärungsgespräch auszuhändigen ist.
Genehmigung erforderlich Alle fachlichen und organisa-                                                      Vergütung vereinbaren Der G-BA-Beschluss ist am 8.
torischen Anforderungen hat der G-BA in einer sektoren-                                                     Januar 2021 in Kraft getreten. Von diesem Zeitpunkt an
übergreifenden Qualitätssicherungsrichtlinie festgelegt. Die                                                hat der Bewertungsausschuss sechs Monate Zeit, den
Leistungen dürfen ausschließlich Strahlentherapeuten oder                                                   EBM anzupassen. Erst dann haben Patienten Anspruch
Urologen durchführen, die über die für die LDR-Brachythe-                                                   auf die LDR-Brachytherapie als Kassenleistung. .
Ansprechpartnerinnen: Abteilung Genehmigung /
Kristin Frommelt, Tel: 22802-449; Beate Gehrke-Vehrs, Tel: 22802-384; Sindy Richter, Tel: 22802-551

  Amtliche Veröffentlichung                                               mit dem BKK-Landesverband NORDWEST ab 1. April 2021 (Hinweis:
                                                                         Die Bekanntmachung erfolgt gem. § 71 Abs. 4 SGB V unter dem
                                                                                                                                              unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Behörde für Arbeit,
                                                                                                                                              Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde)
                                                                         Vorbehalt der Nichtbeanstandung durch die Behörde für Arbeit,        veröffentlicht. Das Zustimmungsverfahren zu diesem Vertrag ist
  Auf der Website der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg               Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde).)      abgeschlossen und der Vorbehalt damit gegenstandslos.
  www.kvhh.de wird unter der Rubrik „Recht und Verträge / Amt-           • 6. Nachtrag zur Vereinbarung über die Bildung einer Gemeinsa-      • Im Telegramm Nr. 79 vom 22. Dezember 2020 wurde der 2. Nach-
  liche Bekanntmachung“ Folgendes bekannt gegeben:                       men Einrichtung (GE)nach § 28f Abs. 2 Satz 1 Nr. 1c RSAV ab 1. Ap-   trag zum Vertrag zur Durchführung von Testungen von Lehrkräften
                                                                         ril 2021 (Hinweis: Die Veröffentlichung steht unter dem Vorbehalt    auf das Coronavirus (SARS-CoV-2) mit der Freien und Hansestadt
  Verträge                                                               der Unterzeichnung des Nachtrages; das Unterschriftenverfahren       Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) unter dem
  • Protokollnotiz zur Vereinbarung zur Bereinigung des Behand-          wird derzeit durchgeführt)                                           Vorbehalt der Zustimmung der Behörde für Arbeit, Gesundheit,
  lungsbedarfes, sowie zur Vereinbarung zur Bereinigung des              • 15. Nachtrag zum DMP Datenstellenvertrag ab 1. April 2021          Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde) veröffentlicht.
  Behandlungsbedarfes als Anlage B-MGV zum Gesamtvertrag                 (Hinweis: Die Veröffentlichung steht unter dem Vorbehalt der         Das Zustimmungsverfahren zu diesem Vertrag ist abgeschlossen
  zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KV Ham-             Unterzeichnung des Nachtrages; das Unterschriftenverfahren           und der Vorbehalt damit gegenstandslos.
  burg) und dem Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek). (Hinweis:         wird derzeit durchgeführt)                                           • Im KVH-Journal 12/2020 wurde der bestätigende Schriftwechsel
  Die Bekanntmachung erfolgt gem. § 71 Abs. 4 SGB V unter dem            • Nachträge zu den DMP-Verträgen DMP Diabetes mellitus Typ           zum Vertrag zur Durchführung von Testungen von Lehrkräften
  Vorbehalt der Nichtbeanstandung durch die Behörde für Arbeit,          1, DMP Diabetes mellitus Typ II, DMP Asthma bronchiale sowie         auf das Coronavirus (SARS-CoV-2) mit der Freien und Hansestadt
  Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde).)        DMP Brustkrebs (Hinweis: Die Veröffentlichung steht unter dem        Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) unter dem
  • Aufhebungsvertrag zum Vertrag zur Beauftragung, Durchfüh-            Vorbehalt der Unterzeichnung der Nachträge; das Unterschriften-      Vorbehalt der Zustimmung der Behörde für Arbeit, Gesundheit,
  rung und Rechnungslegung über die Errichtung und Betreibung            verfahren wird derzeit durchgeführt)                                 Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde) veröffentlicht.
  eines Testzentrums für die Durchführung von Testungen auf das          • Neufassung des Vertrages zum DMP Koronare Herzkrankheit            Das Zustimmungsverfahren zu diesem Vertrag ist abgeschlossen
  Coronavirus (SARS-CoV-2) am Hamburger Hauptbahnhof (im                 (KHK) zum 1. April 2021 (Hinweis: Die Veröffentlichung steht unter   und der Vorbehalt damit gegenstandslos.
  Folgenden: Corona-Testzentrum Hbf Vereinbarung) sowie dem              dem Vorbehalt der Unterzeichnung des Vertrages; das Unterschrif-     • Im KVH-Journal 12/2020 wurde der 3. Nachtrag zum Vertrag
  Vertrag zur Durchführung von Testungen auf das Coronavirus             tenverfahren wird derzeit durchgeführt)                              „Hallo Baby“ zur besonderen Versorgung gemäß § 140a SGB V
  (SARS-CoV-2) mit der Freien- und Hansestadt Hamburg, vertreten         • Vereinbarung mit den Hamburger Krankenkassen /-verbänden           zur Vermeidung von Frühgeburten und infektionsbedingten
  durch die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und        unter Bezugnahme auf die DMP-Schulungen als Videokonferenz           Geburtskomplikationen der AG Vertragskoordinierung unter dem
  Integration (Sozialbehörde).                                           bis 30. Juni 2021                                                    Vorbehalt der Unterzeichnung des Nachtrages veröffentlicht.
  • 3. Nachtrag zum Vertrag zur Durchführung von Testungen von                                                                                Das Unterschriftenverfahren zu diesem Nachtrag ist nunmehr
  Lehrkräften auf das Coronavirus (SARS-CoV-2) mit der Freien und        Hinweis: Beitritt zu Verträgen                                       abgeschlossen und der Vorbehalt damit gegenstandslos.
  Hansestadt Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung               • DMP Diabetes mellitus Typ 1: Die BKK BPW Bergische Achsen KG
  (BSB) ab 16. Februar 2021 (Hinweis: Die Zustimmung der Behörde         tritt dem o. g. Vertrag mit Wirkung vom 3. März 2021 bei.            Hinweis: Kündigung
  für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbe-   • Vertrag zur mehrstufigen ambulanten Versorgung von Patienten       • Vereinbarung über ein erweitertes Präventionsangebot zwischen
  hörde) steht noch aus.)                                                mit tachykarden Herzrhythmusstörungen durch Kardioversion            der KV Hamburg, dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.
  • 5. Nachtrag zum Vertrag nach § 73 c SGB V über die Durchfüh-         gemäß § 140a SGB V (Vertrag Kardioversion) mit dem BKK-              V. (bvkj) und der AOK Rheinland/Hamburg: Die Vereinbarung wurde
  rung eines ergänzenden Hautkrebsvorsorge-Verfahrens mit der            Landesverband NORDWEST:                                              vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (bvkj) zum 31.
  Techniker Krankenkasse ab 1. April 2021 (Hinweis: Die Bekannt-         Die pronova BKK tritt dem o. g. Vertrag mit Wirkung vom 1. April     März 2021 gekündigt. Die o. g. Vereinbarung zwischen der KV Ham-
  machung erfolgt gem. § 71 Abs. 4 SGB V unter dem Vorbehalt der         2021 bei.                                                            burg und der AOK Rheinland/Hamburg wird mit Ausnahme der
  Nichtbeanstandung durch die Behörde für Arbeit, Gesundheit,                                                                                 Verwendung der Anlagen 3 und 4 bis zum 30. Juni 2021 fortgeführt.
  Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde).)                    Hinweis: Aufhebung von Vorbehalten
  • 2. Nachtrag zum Vertrag zur mehrstufigen ambulanten Versor-          • Im KVH-Journal 3/2021 wurde der Vertrag über Besuche zur           Sollte eine Einsichtnahme im Internet nicht möglich sein, stellen
  gung von Patienten mit tachykarden Herzrhythmusstörungen               Testung auf das Coronavirus (SARS-CoV-2) mit der Freien und Han-     wir Ihnen gern den entsprechenden Ausdruck zur Verfügung.
  durch Kardioversion gemäß § 140a SGB V (Vertrag Kardioversion)         sestadt Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB)          Bitte sprechen Sie uns hierzu an.

                                                                                                                                     Ansprechpartner: Infocenter, Tel: 22802 - 900

4/2021                                                                                                                                                                     KV H - J O U R N A L           |   21
N ETZWERK

                                AUS DEM NETZWERK EVIDENZBASIERTE MEDIZIN

            Mehr Frauen als Männer versterben
           an kardiovaskulären Erkrankungen (?)
                                   Die Interpretation statistischer Daten
                                erfordert faire und verständliche Vergleiche

D
VON PROF. DR. INGRID MÜHLHAUSER IM AUFTRAG DES NETZWERKS EVIDENZBASIERTE MEDIZIN E. V.
                              (WWW.EBM-NETZWERK.DE)

                                                             der Wechseljahre proklamiert. Das ist 30 Jahre her.
                                                             Damals begann in Deutschland der Feldzug für eine
                                                             Behandlung der Frauen ab der Menopause mit Se-
                                                             xualhormonen. Sie sollten vor Herzinfarkten schüt-
                                                             zen – ein fataler Trugschluss wie sich später durch
                                                             großangelegte randomisiert-kontrollierte Studien
                                                             herausstellte.
                                                                Es ist ein Erfolg der Genderforschung, dass Herz-
                                                             Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen heute diffe-
                                                             renzierter betrachtet werden. Die angemahnte
                                                             Aufklärung darf jedoch nicht zu neuerlichen Missver-
                                                             ständnissen und zum Nachteil der Frauen geraten.
                                                             Aus der Perspektive der Evidenzbasierten Medizin
Die Herz-Kreislauf-Gesundheit von Frauen stand kürz-         stellt sich die Frage, wie die aktuellen Kampagnen-
lich im Zentrum der 4. Bundeskonferenz Frauengesund-         botschaften zu deuten sind und welche Relevanz sie
heit. Veranstalter war das Bundesgesundheitsminis-           für die tägliche Praxis haben.
terium (BMG) zusammen mit seiner Fachbehörde, der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).        WIE GEFÄHRDET SIND FRAUENHERZEN?
Der Fachtag sollte die öffentliche Aufmerksamkeit auf        Das Robert-Koch-Institut hat kürzlich im Rahmen der
die Gefahren kardiovaskulärer Erkrankungen bei Frauen        Gesundheitsberichterstattung des Bundes den Frau-
erhöhen. Das Risiko für Herzinfarkte bei Frauen werde        engesundheitsbericht 2020 veröffentlicht (1). Die gute
nicht ausreichend ernst genommen, bedrohliche An-            Nachricht: Insgesamt gehen die altersstandardisierten
zeichen fehlgedeutet und zu spät behandelt. Die BZgA         Sterberaten an ischämischen Herzkrankheiten bei Frau-
warnt auf ihrem Frauengesundheitsportal: „Die Erkran-        en wie bei Männern kontinuierlich zurück. Unerwartet
kungen des Herz-Kreislauf-Systems wurden lange Zeit bei      hingegen auch hier die Aussage „Insgesamt sterben
Frauen unterschätzt. Tatsächlich ist es aber so, dass mehr   Frauen häufiger als Männer an Herz-Kreislauf-Erkran-
Frauen als Männer daran versterben.“                         kungen (ICD-10: I00-I99; 39,7 % bzw. 34,1 %)“, wobei die
   Schon einmal wurde bei Frauen eine dramatische            koronare oder ischämische Herzkrankheit (ICD-10: I20-I25)
Zunahme des kardiovaskulären Risikos mit Einsetzen           die größte Krankheitslast bei Frauen aller Altersgrup-

22   |   KV H - J O U R N A L                                                                                 4/2021
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