Kapitalmarktausblick Januar 2021 - Deutsche Bank maxblue

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Kapitalmarktausblick Januar 2021 - Deutsche Bank maxblue
Deutsche Bank
maxblue

 Kapitalmarktausblick
 Januar 2021

 Von Dr. Ulrich Stephan
 Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden

  Inhalt
  02   VOLKSWIRTSCHAFT Erholung in Sicht
  03   RENTEN Höheres Zinsniveau möglich
  04   AKTIEN Intakte Rally, neue Perspektiven
  05   ROHSTOFFE Im Bann der Konjunktur
  06   LIQUIDITÄT Keine weitere Lockerung
  06   IMMOBILIEN Boomfaktor Wohnimmobilien
  07   MARKTAUSBLICK Assetklassen in Kürze

Werbemitteilung
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick

Volkswirtschaft: Erholung in Sicht
Trotz zweiter Corona-Welle hellt sich in Europa und den USA die Stimmung in der Industrie auf. Von
einem starken Aufschwung in China könnte insbesondere die deutsche Exportwirtschaft profitieren.

 Die Deutsche Bank erwartet für 2020 einen Rückgang des glo-
 balen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,5% und prognostiziert                                          IN KÜRZE
 für 2021 einen Rebound von 5,2%. In den USA könnte sich das
 BIP-Minus des abgelaufenen Jahres auf -3,5% belaufen und die                                           ■   Überraschend gute Konjunkturdaten aus den USA und
 Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 4% zulegen.                                                          Europa signalisieren eine bevorstehende Erholung.
 Ein bedeutender Faktor für die US-Konjunktur ist der private                                           ■   China könnte sogar für 2020 ein BIP-Plus ausweisen und
 Konsum. Weil die Demokraten nun auch die Mehrheit im Senat                                                 2021 bei der Wirtschaftsleistung kräftig zulegen.
 haben, könnten die Corona-Hilfen kräftig aufgestockt werden                                            ■   Die USA bleiben die wichtigste Exportregion für deutsche
– US-Konsumenten winken weitere 468 Milliarden US-Dollar.                                                   Unternehmen. China liegt aktuell auf Platz 2.
Anders als im Frühjahr, als die Bürger wegen zunehmender Ar-
 beitsplatz- und Einkommensunsicherheit Staatshilfen auf die
 hohe Kante gelegt und die Sparquote bis auf 33% erhöht haben,                                    damit im Lockdown der Expansionsschwelle von 50 Punkten.
 könnte das zusätzliche Geld den Konsum stärken.                                                  Die Verlängerung der verschärften Maßnahmen zur Eindämmung
 Hoffnung auf einen Aufschwung macht auch die überraschend                                        der Pandemie im Januar könnte zwar zu einem Rückschlag führen.
 gute Stimmung in der US-Industrie. Der Einkaufsmanagerindex                                      Die robuste Lage in der Industrie, die sich auch in anderen Ländern
 ISM für das Verarbeitende Gewerbe ist im Dezember um 3,2                                         der Eurozone zeigt (PMI Verarbeitendes Gewerbe Eurozone: 55,5
 auf 60,7 Punkte gesprungen. Die Zeichen stehen auf Expansion.                                    Punkte), macht aber berechtigte Hoffnung, dass die deutsche
                                                                                                  Wirtschaft gut durch die zweite Welle kommen und anschließend
Kräftiger Aufschwung. Eine noch stärkere Erholung traut die                                       schnell auf einen Erholungskurs einschwenken könnte.
Deutsche Bank inzwischen der EU zu: 5,5% in diesem und 3%                                         Schneller als die USA und Europa findet offenbar die Region
im nächsten Jahr. Trotz neuer Höchststände bei den Covid-                                         Asien/Pazifik zu alter Stärke zurück. Das gilt allen voran für
19-Neuinfektionen und eines umfassenden Lockdowns hat sich                                        China. Das Land könnte zu den wenigen großen Volkswirtschaften
jedenfalls die Stimmung der deutschen Wirtschaft im Dezember                                      gehören, in denen die Wirtschaft 2020 wächst. Für dieses Jahr
unerwartet aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das                                     prognostizieren Oxford Economics für China sogar ein BIP-Plus
Verarbeitende Gewerbe befindet sich mit 58,6 Punkten auf dem                                      von knapp 8%. Die Einschätzung, dass sich die Wirtschaft des
höchsten Stand seit fast drei Jahren. Besonders überraschte                                       bevölkerungsreichsten Landes der Erde auf dem Weg zur Nor-
aber der Stimmungsaufschwung im Dienstleistungssektor, der                                        malisierung befindet, bestätigte sich zuletzt: Im November legten
besonders stark unter den Corona-Beschränkungen leidet: Der                                       Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze um 7% bzw. 5%
Service-PMI legte um 1,7 auf 47,7 Punkte zu – und nähert sich                                     gegenüber dem Vorjahr zu.

USA: Geringere Sparquote, höherer Konsum                                                          Steigende Exporte. Die Eindämmung der Infektionen in Asien
Sparquote in Prozent, Konsum in Prozent ggü. Vorjahr                                              hat frühzeitig die Wiederbelebung der ökonomischen Aktivitä-
 40                                                                                               ten im asiatisch-pazifischen Raum ermöglicht. Der IWF rechnet
           Sparquote            Konsum
                                                                                                  dort deshalb für 2020 nur mit einem moderaten BIP-Rückgang
 30
                                                                                                  um 2,2%. Eine kräftige Erholung könnte in diesem Jahr ein Wirt-
 20
                                                                                                  schaftswachstum von 6,9% ermöglichen. Von der robusten Kon-
                                                                                                  junktur in Asien profitiert der deutsche Außenhandel überpro-
 10                                                                                               portional. Die Region war auch 2020 mit einem Anteil von knapp
                                                                                                  17% wichtigste Exportdestination. China liegt mit einem Anteil am
  0                                                                                               Export von 7,8% nun knapp vor Frankreich (7,6%). Absatzmarkt
                                                                                                  Nummer 1 bleiben die USA. Es besteht die Hoffnung, das sich
-10
                                                                                                  2021 mit der Wirtschaftserholung und wieder engeren Handelsbe-
-20
                                                                                                  ziehungen der US-Anteil an den deutschen Ausfuhren von zuletzt
 NOV 15          NOV 16           NOV 17          NOV 18           NOV 19          Nov 20         8,5% auf über 9% erhöhen könnte.
 Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 07.01.2021
 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen

02     Kapitalmarktausblick 01/2021
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick

Renten: Höheres Zinsniveau möglich
In den USA und Europa sprechen mehr Schulden und eine stärkere Konjunkturdynamik für steigende
Renditen von Staatsanleihen. Davon dürften sich Unternehmenspapiere kaum abkoppeln können.

In den vergangenen Jahrzehnten standen langlaufende Staats-
anleihen aus den USA Aktien in puncto Performance kaum nach.                                           IN KÜRZE
So warfen 30-jährige US-Treasuries seit 1990 durchschnittlich
einen Gesamtertrag von 7,5% pro Jahr ab. Das entspricht in etwa                                        ■ Im Vergleich zu Aktien könnte die Performance
der Jahresperformance globaler Aktien im selben Zeitraum. Al-                                            bonitätsstarker Staatsanleihen in den kommenden
lerdings sind auf absehbare Zeit vergleichbare Renditen mit An-                                          Jahren deutlich niedriger ausfallen.
leihen entsprechender Bonität wohl kaum noch zu erzielen. Der                                          ■ Das Ausfallrisiko europäischer Unternehmensanleihen

Grund: 1990 rentierten die Anleihen noch mit 8% – heute müssen                                           dürfte mit der Konjunkturerholung abnehmen. Dennoch
sich Anleger mit einem Kupon von 1,6% begnügen. Rund zwei                                                drohen steigende Renditen und damit Kursverluste.
Drittel des Gesamtertrags resultierte bei den Anleihen aus den
laufenden Zinszahlungen – der Rest aus Kursgewinnen.
Gleichzeitig ist das Risiko groß, dass die Inflation und die Ren-                                 bei der Renditeentwicklung nun allerdings auch diesseits des
diten im Zuge einer starken Konjunkturerholung in den USA                                         Atlantiks die Trendwende vollzogen werden.
steigen und bei Anleihen entsprechend Kursverluste eintreten.                                     Die Europäische Zentralbank wird ihre Geldpolitik voraussicht-
In einem solchen Umfeld liegen Aktien im Vergleich zu Bonds                                       lich nicht weiter lockern. Gleichzeitig dürfte sich das Angebot an
bei der Performance in der Regel deutlich vorn. Außerdem bietet                                   europäischen Staatsanleihen im Vergleich zu 2020 erhöhen. Die
sich Anlegern auf der Jagd nach Rendite mit der Assetklasse                                       Länder müssen ihre infolge der Pandemiebekämpfung wach-
Immobilien eine weitere interessante Alternative. Am US-                                          senden Staatsdefizite decken. Außerdem wird der europäische
Wohnimmobilienmarkt erreichten die Baugenehmigungen im                                            Wiederaufbaufonds ebenfalls durch die Ausgabe neuer Anleihen
November den höchsten Stand seit rund 14 Jahren und legten                                        finanziert. Da die EZB aktuell keine Ausweitung ihrer monatlichen
ebenso wie die Baubeginne gegenüber dem Vormonat kräftig zu.                                      Anleihekäufe plant, dürfte das größere Angebot an Staatspa-
                                                                                                  pieren deren Kurse belasten und zu höheren Renditen führen.
Hohe Liquidität. Der stärkste Konjunktureinbruch seit dem
Zweiten Weltkrieg, sinkende Inflationserwartungen und die mas-                                    Moderater Anstieg. Etwas anders gelagert ist der Fall bei euro-
sive Lockerung einer ohnehin schon expansiven Geldpolitik: Auch                                   päischen Unternehmensanleihen. Vergangenes Jahr haben die
in Europa haben die Anleiherenditen 2020 historische Tiefststän-                                  Unternehmen die niedrigen Marktzinsen im großen Stil zur Refi-
de erreicht. Mit der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung                                  nanzierung genutzt. Das Emissionsvolumen erreichte ein neues
durch die inzwischen gestarteten COVID-19-Impfungen dürfte                                        Rekordhoch. Die Ausgabeflut dürfte sich in den kommenden
                                                                                                  Monaten aber nicht fortsetzen. Außerdem sollte mit der erwar-
USA: Renditedifferenz zwischen 2- und 10-jährigen                                                 teten Konjunkturerholung das Risiko von Kreditausfällen sinken
Staatsanleihen                                                                                    und die Risikoaufschläge auf Anleihen von Unternehmen, aber
Angabe in Prozentpunkten                                                                          auch von Staaten der europäischen Peripherie reduzieren. Da
1,6                                                                                               auch die Risikoaufschläge bereits Rekordtiefs markieren, ist der
1,4                                                                                               Spielraum für Renditerückgänge kaum vorhanden.
1,2
                                                                                                  Der absehbare Renditeanstieg bei den als sicher geltenden Bun-
                                                                                                  desanleihen und anderen Staatspapieren aus der Eurozone sollte
1,0
                                                                                                  im Ergebnis das Niveau im Gesamtmarkt anheben – und damit
0,8
                                                                                                  auch zu einer höheren laufenden Verzinsung bei riskanteren
0,6
                                                                                                  Staats- und Unternehmensanleihen führen. Der Anstieg dürf-
0,4                                                                                               te allerdings aufgrund einer weiterhin hohen Nachfrage nach
0,2                                                                                               Festzinsprodukten moderat ausfallen. Vor allem institutionelle
0,0                                                                                               Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds setzen ihre
                                                                                                  Renditejagd ungebremst fort, wodurch der Kursrückgang und
-0,2
       JAN 16   JAN 17           JAN 18          JAN 19           JAN 20         JAN 21           damit der Renditeanstieg begrenzt bleiben sollten.
Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 07.01.2021
Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen

                                                                                                                                          Kapitalmarktausblick 01/2021   03
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick

Aktien: Intakte Rally, neue Perspektiven
Eine deutliche Konjunkturerholung und flächendeckende Impfungen könnten den globalen Aktienkursen
zusätzlichen Schub verleihen. Anleger interessieren sich verstärkt für nachhaltige Investments.

Eine Reihe führender Leitindizes hat zuletzt neue Allzeithochs
markiert. Die Zulassung wirksamer Vakzine gegen das Corona-                                                  IN KÜRZE
virus, die Abwahl von US-Präsident Donald Trump mit der Aus-
sicht auf eine verlässlichere US-Handelspolitik, die Einigung auf                                            ■ Trotz neuer Rekordstände wichtiger Leitindizes könnte
das lang erwartete dritte US-Fiskalpaket oder auch der Brexit-                                                 sich die Rally an den Aktienmärkten noch fortsetzen.
Deal zwischen der EU und Großbritannien haben die positive                                                   ■ Das Thema Nachhaltigkeit rückt zunehmend in den

Kursentwicklung an den internationalen Börsen befeuert.                                                        Fokus von Aktienanlegern.
Trotz teils hoher Aktienbewertungen könnte sich der Aufwärts-                                                ■ Firmen aus China reißen bislang viele ESG-Kriterien und

trend 2021 fortsetzen. Die milliardenschweren Corona-Hilfs-                                                    könnten von Index- und ETF-Anbietern gemieden werden.
pakete werden ihre volle konjunkturelle Wirkung erst in den
kommenden Monaten entfalten. Der mögliche Aufschwung
dürfte insbesondere bei zyklischen Unternehmen zu steigenden                                           Regionen mit vergleichsweise hohen Ratings wie Europa fließen
Umsätzen und Gewinnen führen. Gleichzeitig stellen die Noten-                                          und dort die Kurse stützen.
banken mit ihrer expansiven Geldpolitik die Liquidität an den
Finanzmärkten sicher. Moderat steigende Kapitalmarktzinsen                                             Klare Schwächen. Auch China tastet sich an das Thema Nach-
könnten die Aktienkurse zusätzlich stützen.                                                            haltigkeit heran. Das wird auch erforderlich sein, andernfalls dro-
Die Erwartungen an Corona-Impfstoffe sind groß – und haben in                                          hen chinesische Unternehmen von Index- und ETF-Anbietern
den USA zuletzt kleinen und mittleren Unternehmen zu einer kräf-                                       künftig weniger berücksichtigt zu werden. Bei Investmentgesell-
tigen Hausse verholfen. Die Firmen profitieren stärker von einem                                       schaften, die 2020 damit begonnen haben, ihre Produkte nach
Konjunkturaufschwung als Großkonzerne. Der einschlägige US-                                            ESG-Kriterien zu filtern, stellte sich heraus, dass der Anteil von Fir-
Nebenwerteindex Russell 2000 stieg von Anfang November bis                                             men aus China in den entsprechenden Finanzprodukten abnahm.
Jahresultimo um mehr als 28%. Damit machte das Kursbarometer                                           Insbesondere im Governance-Bereich offenbaren sich erhebliche
auf Jahressicht einen Performancerückstand von zwischenzeitlich                                        Schwächen. Das sah zuletzt auch die Regierung in Peking ähnlich
über 12%-Punkten zum marktbreiten Leitindex S&P 500 wett.                                              und versucht gegenzusteuern. Für den Finanz- und Bankensektor
                                                                                                       stehen im neuen Jahr die Stärkung von Anti-Kartell-Maßnahmen
Geringe Schwankungen. Zu den künftigen Gewinnern an den                                                und die Regulierung des ungezügelten Wachstums auf der Agen-
Aktienmärkten dürften mehr und mehr Unternehmen gehören,                                               da. Bereits im vergangenen November wurde der Entwurf einer
die auf Nachhaltigkeit setzen. Global haben Anleger mittlerweile                                       Anti-Kartell-Richtlinie für die Plattform-Ökonomie publik.
rund 7,2 Billionen US-Dollar in sogenannte ESG-Finanzprodukte
angelegt, die Umweltaspekte (Environment), soziale Kriterien                                           Stoxx Europe 600: Gesamtertrag ausgewählter Sektoren
(Social) und die Qualität der Unternehmensführung (Governance)
                                                                                                       Angabe indexiert: 07.01.2016 = 100, Gesamtertrag in EUR
berücksichtigen – mehr als doppelt so viel wie noch 2019. In
der Corona-Krise haben sich ESG-Anlagen bereits bewährt: Bei                                           250
                                                                                                                                                   Energie
vergleichbarer Performance wiesen sie geringere Kursschwan-                                                       Gesundheit     Technologie                      Reise & Verkehr

kungen als klassische Investments auf.
                                                                                                       200
Mit 80% entfällt der Löwenanteil der ESG-Anlagen bisher auf
Europa. Das Thema dürfte aber auch in den USA an Relevanz
gewinnen. Auf der Agenda des neuen US-Präsidenten Joe Bi-                                              150
den steht der entschlossene Kampf gegen Klimawandel, soziale
Ungleichheit und Diskriminierung.
Im Ländervergleich belegen US-Unternehmen beim ESG-Rating                                              100

bislang allerdings nur Platz 26. Das wird sich mit der Implemen-
tierung strengerer Normen und Vorschriften mittelfristig ändern.
                                                                                                       50
Kurzfristig dürfte das Gros des US-Kapitals jedoch weiterhin in                                        JAN 16       JAN 17       JAN 18        JAN 19        JAN 20         JAN 21

Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 07.01.2021
Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen

04    Kapitalmarktausblick 01/2021
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick

Rohstoffe: Im Bann der Konjunktur
Die wirtschaftliche Erholung in den Industriestaaten könnte die Notierungen von Eisenerz in den kom-
menden Monaten weiter stützen. Steigende Anleiherenditen setzen aktuell den Goldpreis unter Druck.

Klarer Sieg für Eisenerz: Der Preis für den Grundrohstoff der
Stahlproduktion ist 2020 um gut 68% gestiegen – fast doppelt                                          IN KÜRZE
so stark wie der für das zweitplatzierte Silber. Allein im Dezem-
ber legte die Notierung um mehr als 15% auf zuletzt knapp 156                                          ■   Hohe Anleiheemissionen in China signalisieren eine
US-Dollar zu – und markiert damit ein 7-Jahreshoch. Wichtigster                                            vorläufig robuste Stahl- und Eisenerznachfrage.
Treiber der Hausse ist die boomende Stahlproduktion in China,                                          ■   Stahlproduzenten in Europa und den USA könnten ihre
während der Rest der Welt einen Gesamtrückgang von rund 10%                                                Produktionskapazitäten hochfahren.
meldet.                                                                                                ■   In den USA könnten zusätzliche Corona-Hilfen die In-
                                                                                                           flation anfachen – und zu Verlusten beim Gold führen.
Starke Nachfrage. Die chinesische Regierung hat 2020 um-
fangreiche Infrastrukturmaßnahmen zur konjunkturellen Bele-
bung beschlossen. Wesentliches Finanzierungsinstrument sind                                      Wachsende Risiken. Einen zunächst guten Start ins neue Jahr
öffentliche Anleihen. Sie gelten gleichzeitig als Indikator für die                              erwischte Gold. Die Notierungen profitierten dabei von einem
mögliche Stahl- und Eisenerznachfrage. Von Januar bis Oktober                                    ungebremsten Corona-Infektionsgeschehen in Europa und den
haben die Regionalregierungen in China Papiere im Volumen                                        USA. Investoren parkten deshalb zumindest einen Teil ihrer li-
von umgerechnet 675 Milliarden US-Dollar emittiert – plus 21%                                    quiden Mittel in „sicheren Häfen“. Auch der schwache US-Dollar
gegenüber dem Vorjahreszeitraum.                                                                 und eine allgemein starke Nachfrage nach Rohstoffen haben
Da sich die Anleiheemissionen erst mit einer zeitlichen Verzöge-                                 den Goldpreis gestützt.
rung von zwei bis drei Quartalen auf die tatsächlichen Baubegin-                                 Der deutliche Anstieg der US-Renditen im Zusammenhang mit
ne auswirken, dürfte die Nachfrage aus dem Infrastruktursektor                                   dem Wahlsieg der Demokraten bei den Stichwahlen in Georgia
auch im 1. Halbjahr 2021 hoch bleiben.                                                           leitete dann aber die vorläufige Trendwende ein. Mit der eigenen
Gleichzeitig erwartet die Deutsche Bank, dass die prognosti-                                     Mehrheit in beiden Kammern – Repräsentantenhaus und Senat –
zierte Konjunkturerholung die Stahlproduktion auf industriellen                                  kann die neue US-Regierung nun deutlich üppigere Corona-
Schlüsselmärkten wie Europa oder den USA weiter befeuert.                                        Hilfspakete schnüren als bislang gedacht. Auf längere Sicht wür-
Die Stahlpreise haben in der Europäischen Union inzwischen                                       de eine höhere Staatsverschuldung zu steigenden Inflationsraten
ein 2-Jahreshoch erreicht. Setzt sich dieser Trend fort, werden                                  und damit auch zu steigenden Zinsen führen. Allein am 8. Januar
die Produzenten ungenutzte Kapazitäten hochfahren und damit                                      brach der Goldpreis um 5% ein und notierte zuletzt bei knapp
auch die Eisenerznotierungen stützen.                                                            1.850 USD je Feinunze (31,1 Gramm). Nimmt der Konjunktur-
Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang die an-                                       optimismus zu, verliert die Krisenwährung Gold an Reiz.
ziehende Automobilproduktion und die robuste Nachfrage aus
                                                                                                  London Metal Exchange Rohstoffindex im Zeitverlauf
der Bauwirtschaft. Hohe Preise, gute Finanzierungsbedingun-
gen, der Mangel an renditestarken Alternativen und der Trend                                      Angabe in Indexpunkten

zu mehr Homeoffice stützen hier insbesondere den Sektor                                           4.000

Wohnimmobilien.
Während die Perspektiven für die Nachfrage nach Eisenerz in den
                                                                                                  3.500
kommenden Monaten recht gut sind, drohen auf der Angebots-
seite Engpässe. So können die großen Minenbetreiber in Aust-
ralien nach einem Jahr mit einem deutlichen Exportanstieg vor-                                    3.000
erst keine nennenswerten zusätzlichen Kapazitäten schaffen, um
das Angebot spürbar auszuweiten. In Brasilien kämpft ein großer
Minenbetreiber weiterhin mit Lizenzproblemen. Es ist fraglich,                                    2.500

ob der weltgrößte Eisenerzexporteur die eigenen Produktions-
prognosen erfüllen kann. Ohnehin begrenzt die Regenzeit im
                                                                                                  2.000
Amazonas die Eisenerzförderung.                                                                      JAN 16          JAN 17   JAN 18    JAN 19        JAN 20              JAN 21

Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 07.01.2021
Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen

                                                                                                                                           Kapitalmarktausblick 01/2021     05
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick

Liquidität: Keine weitere Lockerung
Die Notenbanken in den USA und der Eurozone setzen ihre expansive Geldpolitik zwar fort – verzich-
ten aktuell aber darauf, ihre Ankaufprogramme für Staats- und Unternehmensanleihen auszuweiten.

Eine kleine Überraschung: Die US-Notenbank Federal Reserve
(Fed) setzt 2021 ihr Ankaufprogramm für Staats- und Unterneh-           IN KÜRZE
mensanleihen mit einem Volumen von monatlich 120 Milliarden
US-Dollar unverändert fort. Im Vorfeld der Fed-Sitzung im Dezem-        ■   Die Fed signalisiert den Märkten, dass sie ihre aktuel-
ber war spekuliert worden, dass die Fed eine Anpassung bei den              le Geldpolitik langfristig fortsetzen könnte.
Laufzeiten der angekauften Anleihen vornehmen könnte.                   ■   Die EZB verlängert die Laufzeit ihres Corona-Notkauf-
Die Währungshüter änderten aber ihre Forward Guidance, die                  programms PEPP bis März 2022.
Anlegern eine langfristige Orientierung über die künftige US-Geld-
politik vermittelt. Danach soll das Programm so lange fortgesetzt
werden, bis am US-Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung absehbar und        tralbank (EZB) hat im Dezember zwar ihr Notkaufprogramm für
das langfristige Inflationsziel von 2% erreicht ist. Die Deutsche    Staatsanleihen und Unternehmensanleihen (PEPP) um 500 Mil-
Bank erwartet, dass die Notenbank erst 2022 beginnen wird, das       liarden auf 1,85 Billionen Euro aufgestockt. Damit können die
Ankaufvolumen für Anleihen langsam abzusenken. Eine Leitzins-        Währungshüter das aktuelle Niveau der monatlichen Zukäufe
erhöhung dürfte frühestens 2024 auf die Agenda kommen.               in diesem Jahr stabil halten, aber nicht ausweiten. Gleichzeitig
                                                                     wurde das Laufzeitende für das PEPP um neun Monate auf März
Längere Laufzeit. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik ist         2022 verlängert. Auslaufende Anleihen im EZB-Bestand sollen
auch für die Eurozone nicht zu erwarten. Die Europäische Zen-        bis mindestens 2023 durch neue Anleihen ersetzt werden.

Immobilien: Boomfaktor Wohnimmobilien
Die Stimmung im Bausektor ist trotz des Lockdowns bislang kaum beeinträchtigt. Dazu trägt in
Deutschland stark der Wohnungsbau bei, der Investoren weiterhin interessante Perspektiven bietet.

Kaum eine Branche hat sich so schnell von der Corona-Krise erholt
wie der Bausektor. Weltweit fiel die Produktion im Baugewerbe           IN KÜRZE
im März 2020 um 12%. Nach der Stabilisierung im April erreichte
sie bereits im Sommer wieder Vorkrisenniveau. Der aktuelle Lock-        ■   In Deutschland bleibt die Nachfrage nach Wohnraum
down sollte die Bauwirtschaft kaum beeinträchtigen. Allerdings              insbesondere in den Metropolregionen hoch.
hat sich das Geschäftsklima im deutschen Bauhauptgewerbe im             ■   Geringe Leerstände, steigende Mieten und robuste
Dezember 2020 bei kleinen und mittleren Unternehmen leicht                  Kaufpreise locken weiterhin die Investoren.
eingetrübt. Das einschlägige KfW-ifo-Mittelstandsbarometer
verzeichnet einen Rückgang um 0,7 Zähler auf 7,7 Saldenpunkte,
bleibt damit aber über dem langfristigen Durchschnitt seit 2005.     Empirica und CBRE ergab für Boomregionen einen Rückgang der
                                                                     Leerstandsquote auf zuletzt nur noch 1,9%. Damit dürfte sich auch
Steigende Mieten. Gute Perspektiven bietet vor allem der Woh-        2021 die langjährige Entwicklung steigender Mietpreise fortsetzen –
nungsbau. Der Sektor profitiert von Einkommenshilfen, vom Trend      auch wenn das Institut der deutschen Wirtschaft mit einer schwä-
zum Homeoffice sowie von günstigen Finanzierungskonditio-            cheren Dynamik in den Städten rechnet. Gleichzeitig könnten Mie-
nen. Insbesondere in den Metropolen trifft eine unvermindert hohe    ten und Kaufpreise im Umland stärker als bisher zulegen – Folge
Nachfrage auf ein zu knappes Angebot. Zwar wird in Deutsch-          einer begrenzten Migration aus Metropolen in die Speckgürtel.
land so viel gebaut wie seit 20 Jahren nicht mehr. Insgesamt feh-    Kompakte Stadtwohnungen bieten häufig nicht die räumlichen
len aber weiterhin rund eine Million Einheiten. Eine Studie von      Bedingungen für das Arbeiten von zu Hause aus.

06   Kapitalmarktausblick 01/2021
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick

Die Hoffnung auf eine spürbare Wachstumsdynamik in den Regionen USA, Europa und im pazifisch-
asiatischen Raum bleibt trotzt hoher Corona-Infektionszahlen bestehen. Die Aussicht auf baldige Impf-
erfolge und robuste Konjunkturdaten haben zuletzt auch die Aktienmärkte auf Touren gehalten. Außer-
dem schlagen der Ausgang der US-Wahlen, ein neues Corona-Hilfspaket und die Einigung im Brexit-Streit
positiv zu Buche. Die Notenbanken in den USA und der Eurozone bleiben ebenfalls auf Kurs und setzen
ihre expansive Geldpolitik unbeirrt fort. Dennoch müssen Anleger im Verlauf der kommenden Monate
mit höheren Anleiherenditen rechnen und sollten sich bei Zinsprodukten entsprechend positionieren.

BIP-Wachstum                                                                                       Marktzinsen

in %                                          2019                    2020          2021           10J-Bonds in %                   Aktueller Wert             12 Monate

Welt                                          3,0                     -3,5           5,2           Deutschland                             -0,48                     -0,50
USA                                           2,2                     -3,5           4,0           Frankreich                              -0,27                     -0,20
Euroland                                      1,3                     -7,4           5,5           Italien                                  0,60                     0,70
Deutschland                                   0,6                     -5,4           4,5           Spanien                                  0,08                     0,25
Japan                                         0,3                     -5,4           3,0           USA                                      1,15                     1,00
China                                         6,0                     2,4            8,2           UK                                       0,33                     0,30
                                                                                                   China                                    3,15                     3,40
                                                                                                   Indien                                   5,92                     6,50
Inflation (CPI)                                                                                    Japan                                    0,04                     0,00

in %                                         2019                     2020          2021           Brasilien s)                             7,60                     6,00

Welt                                          3,0                     2,7            2,8
USA                                           1,8                     1,3            1,8
                                                                                                   Aktien
Euroland                                      1,2                     0,2            1,0
Deutschland                                   1,3                     0,3            1,2
                                                                                                   Indizes                                 Aktueller Wert      12 Monate

Japan                                         0,5                     0,1            0,2           USA (S&P 500 in USD)                          3.800           3.800

China                                         2,9                     2,5            2,0           Euroland (Euro Stoxx 50)                      3.624           3.500
                                                                                                   Deutschland (DAX)                           13.978           14.000
                                                                                                   Italien (FTSE MIB)                          22.665           22.800
Leitzinssätze
                                                                                                   Spanien (IBEX 35)                             8.384           8.400
in %                                                 Aktueller Wert            12 Monate           Japan (Topix in JPY)                          1.858           1.800

3M-Euribor                                                 -0,55                  -0,50            Emerging Markets (MSCI in USD)                1.350           1.280

Euroland                                                     0,00                  0,00            EM-Asien (MSCI in USD)                            750              720

USA                                                          0,25                  0,25            Lateinamerika (MSCI in USD)                   2.470           2.250

Japan                                                      -0,10                  -0,10            Brasilien (MSCI in BRL)                   390.251          345.000
                                                                                                   China (MSCI in HKD)                               112              117
                                                                                                   Indien (MSCI in INR)                          1.674           1.550
Währungen

                                                     Aktueller Wert            12 Monate
                                                                                                   Rohstoffe
EUR/USD                                                      1,22                  1,15
EUR/GBP                                                      0,89                  0,90            in USD                           Aktueller Wert             12 Monate

EUR/JPY                                                  126,73                 120,75             Rohöl (Brent)                          56,25                  52,00
EUR/CHF                                                      1,08                  1,12            Gold                               1.858,22                2.100,00
EUR/NOK                                                    10,35                   9,75            Silber                                 25,41                  26,00

Quellen: Aktuelle Werte: Bloomberg LP, Stand: 13.01.2021, 10:00 Uhr; Prognosen: Deutsche Bank CIO PCC, Stand: 13.01.2021
Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen

                                                                                                                                      Kapitalmarktausblick 01/2021    07
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick

LIQUIDITÄT                                                                            IMMOBILIEN

Solange die Pandemie nicht vorüber ist und keine nachhaltige                          Die Corona-Pandemie verschärft die Lage im stationären Ein-
konjunkturelle Erholung eingesetzt hat, dürften die wichtigen                         zelhandel. Auch Büroimmobilien kommen nicht ungeschoren
Notenbanken ihren geldpolitischen Kurs beibehalten. Zuletzt kün-                      durch die Krise, die Nachfrage sollte sich aber im Verlauf einer
digten die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed                           Konjunkturerholung wieder beleben. Wohnraummangel und
an, ihre Anleihekaufprogramme länger laufen zu lassen. Für den                        günstige Finanzierungsbedingungen stützen auch in der Pande-
Anleger ergeben sich derzeit daher kaum interessante Konditionen                      mie den Sektor. Ein breit aufgestelltes Immobilienportfolio sollte
am Geldmarkt.                                                                         bei der Kapitalanlage eine wichtige Rolle einnehmen.

RENTEN                                                                                AKTIEN

Niedrige Zinsen, hohe Konjunkturdynamik: Schon für wenig                              Die Aussicht auf flächendeckende Impfungen gegen Covid-19
Rendite müssen Rentenanleger ins Risiko gehen. Im Jahres-                             könnte den Aktienmärkten neuen Schwung verleihen. Risiko-
verlauf drohen Kursverluste bei Staatsanleihen aus Industrie-                         faktoren sind hohe Bewertungen und Rückschläge bei der
ländern. Anleger könnten versuchen, mit bonitätsstarken Un-                           Pandemiebekämpfung. Aktienanlagen sollten daher regional
ternehmensanleihen oder Staatspapieren aus asiatischen                                breit gestreut werden – mit Schwerpunkt auf Zykliker aus Ja-
Schwellenländern gegenzusteuern. Die Deutsche Bank rät zu                             pan oder Europa. Konjunktursensitive Titel dürften besonders
einem aktiven Management des Rentenportfolios.                                        stark von der wirtschaftlichen Erholung profitieren.

ROHSTOFFE
                                                                                        LEGENDE

                                                                                                                      m e h r h e i t li c h      mehrheitlich
Trotz der erwarteten wirtschaftlichen Erholung dürften die                                                            uninteressant               interessant
Ölnotierungen nur moderat zulegen. Auch der Goldpreis könn-
te in den kommenden Monaten nur begrenztes Kurspoten-
zial aufweisen. Eine an Fahrt gewinnende Konjunktur sollte
zwar insbesondere in den Schwellenländern zu einer höheren
Schmucknachfrage führen. Als „sicherer Hafen“ könnte Gold                                  uninteressant                                neutral            interessant

in diesem Umfeld aber an Bedeutung verlieren.

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© Deutsche Bank AG 2021 • Redaktionsschluss: 13.01.2021, 16 Uhr. Herausgeber: Chef-Anlagestratege Deutsche Bank Privat- und Firmenkunden

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