Kapitalmarktausblick Januar 2021 - Deutsche Bank maxblue
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Deutsche Bank maxblue Kapitalmarktausblick Januar 2021 Von Dr. Ulrich Stephan Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden Inhalt 02 VOLKSWIRTSCHAFT Erholung in Sicht 03 RENTEN Höheres Zinsniveau möglich 04 AKTIEN Intakte Rally, neue Perspektiven 05 ROHSTOFFE Im Bann der Konjunktur 06 LIQUIDITÄT Keine weitere Lockerung 06 IMMOBILIEN Boomfaktor Wohnimmobilien 07 MARKTAUSBLICK Assetklassen in Kürze Werbemitteilung
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Volkswirtschaft: Erholung in Sicht Trotz zweiter Corona-Welle hellt sich in Europa und den USA die Stimmung in der Industrie auf. Von einem starken Aufschwung in China könnte insbesondere die deutsche Exportwirtschaft profitieren. Die Deutsche Bank erwartet für 2020 einen Rückgang des glo- balen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,5% und prognostiziert IN KÜRZE für 2021 einen Rebound von 5,2%. In den USA könnte sich das BIP-Minus des abgelaufenen Jahres auf -3,5% belaufen und die ■ Überraschend gute Konjunkturdaten aus den USA und Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 4% zulegen. Europa signalisieren eine bevorstehende Erholung. Ein bedeutender Faktor für die US-Konjunktur ist der private ■ China könnte sogar für 2020 ein BIP-Plus ausweisen und Konsum. Weil die Demokraten nun auch die Mehrheit im Senat 2021 bei der Wirtschaftsleistung kräftig zulegen. haben, könnten die Corona-Hilfen kräftig aufgestockt werden ■ Die USA bleiben die wichtigste Exportregion für deutsche – US-Konsumenten winken weitere 468 Milliarden US-Dollar. Unternehmen. China liegt aktuell auf Platz 2. Anders als im Frühjahr, als die Bürger wegen zunehmender Ar- beitsplatz- und Einkommensunsicherheit Staatshilfen auf die hohe Kante gelegt und die Sparquote bis auf 33% erhöht haben, damit im Lockdown der Expansionsschwelle von 50 Punkten. könnte das zusätzliche Geld den Konsum stärken. Die Verlängerung der verschärften Maßnahmen zur Eindämmung Hoffnung auf einen Aufschwung macht auch die überraschend der Pandemie im Januar könnte zwar zu einem Rückschlag führen. gute Stimmung in der US-Industrie. Der Einkaufsmanagerindex Die robuste Lage in der Industrie, die sich auch in anderen Ländern ISM für das Verarbeitende Gewerbe ist im Dezember um 3,2 der Eurozone zeigt (PMI Verarbeitendes Gewerbe Eurozone: 55,5 auf 60,7 Punkte gesprungen. Die Zeichen stehen auf Expansion. Punkte), macht aber berechtigte Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft gut durch die zweite Welle kommen und anschließend Kräftiger Aufschwung. Eine noch stärkere Erholung traut die schnell auf einen Erholungskurs einschwenken könnte. Deutsche Bank inzwischen der EU zu: 5,5% in diesem und 3% Schneller als die USA und Europa findet offenbar die Region im nächsten Jahr. Trotz neuer Höchststände bei den Covid- Asien/Pazifik zu alter Stärke zurück. Das gilt allen voran für 19-Neuinfektionen und eines umfassenden Lockdowns hat sich China. Das Land könnte zu den wenigen großen Volkswirtschaften jedenfalls die Stimmung der deutschen Wirtschaft im Dezember gehören, in denen die Wirtschaft 2020 wächst. Für dieses Jahr unerwartet aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das prognostizieren Oxford Economics für China sogar ein BIP-Plus Verarbeitende Gewerbe befindet sich mit 58,6 Punkten auf dem von knapp 8%. Die Einschätzung, dass sich die Wirtschaft des höchsten Stand seit fast drei Jahren. Besonders überraschte bevölkerungsreichsten Landes der Erde auf dem Weg zur Nor- aber der Stimmungsaufschwung im Dienstleistungssektor, der malisierung befindet, bestätigte sich zuletzt: Im November legten besonders stark unter den Corona-Beschränkungen leidet: Der Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze um 7% bzw. 5% Service-PMI legte um 1,7 auf 47,7 Punkte zu – und nähert sich gegenüber dem Vorjahr zu. USA: Geringere Sparquote, höherer Konsum Steigende Exporte. Die Eindämmung der Infektionen in Asien Sparquote in Prozent, Konsum in Prozent ggü. Vorjahr hat frühzeitig die Wiederbelebung der ökonomischen Aktivitä- 40 ten im asiatisch-pazifischen Raum ermöglicht. Der IWF rechnet Sparquote Konsum dort deshalb für 2020 nur mit einem moderaten BIP-Rückgang 30 um 2,2%. Eine kräftige Erholung könnte in diesem Jahr ein Wirt- 20 schaftswachstum von 6,9% ermöglichen. Von der robusten Kon- junktur in Asien profitiert der deutsche Außenhandel überpro- 10 portional. Die Region war auch 2020 mit einem Anteil von knapp 17% wichtigste Exportdestination. China liegt mit einem Anteil am 0 Export von 7,8% nun knapp vor Frankreich (7,6%). Absatzmarkt Nummer 1 bleiben die USA. Es besteht die Hoffnung, das sich -10 2021 mit der Wirtschaftserholung und wieder engeren Handelsbe- -20 ziehungen der US-Anteil an den deutschen Ausfuhren von zuletzt NOV 15 NOV 16 NOV 17 NOV 18 NOV 19 Nov 20 8,5% auf über 9% erhöhen könnte. Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 07.01.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen 02 Kapitalmarktausblick 01/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Renten: Höheres Zinsniveau möglich In den USA und Europa sprechen mehr Schulden und eine stärkere Konjunkturdynamik für steigende Renditen von Staatsanleihen. Davon dürften sich Unternehmenspapiere kaum abkoppeln können. In den vergangenen Jahrzehnten standen langlaufende Staats- anleihen aus den USA Aktien in puncto Performance kaum nach. IN KÜRZE So warfen 30-jährige US-Treasuries seit 1990 durchschnittlich einen Gesamtertrag von 7,5% pro Jahr ab. Das entspricht in etwa ■ Im Vergleich zu Aktien könnte die Performance der Jahresperformance globaler Aktien im selben Zeitraum. Al- bonitätsstarker Staatsanleihen in den kommenden lerdings sind auf absehbare Zeit vergleichbare Renditen mit An- Jahren deutlich niedriger ausfallen. leihen entsprechender Bonität wohl kaum noch zu erzielen. Der ■ Das Ausfallrisiko europäischer Unternehmensanleihen Grund: 1990 rentierten die Anleihen noch mit 8% – heute müssen dürfte mit der Konjunkturerholung abnehmen. Dennoch sich Anleger mit einem Kupon von 1,6% begnügen. Rund zwei drohen steigende Renditen und damit Kursverluste. Drittel des Gesamtertrags resultierte bei den Anleihen aus den laufenden Zinszahlungen – der Rest aus Kursgewinnen. Gleichzeitig ist das Risiko groß, dass die Inflation und die Ren- bei der Renditeentwicklung nun allerdings auch diesseits des diten im Zuge einer starken Konjunkturerholung in den USA Atlantiks die Trendwende vollzogen werden. steigen und bei Anleihen entsprechend Kursverluste eintreten. Die Europäische Zentralbank wird ihre Geldpolitik voraussicht- In einem solchen Umfeld liegen Aktien im Vergleich zu Bonds lich nicht weiter lockern. Gleichzeitig dürfte sich das Angebot an bei der Performance in der Regel deutlich vorn. Außerdem bietet europäischen Staatsanleihen im Vergleich zu 2020 erhöhen. Die sich Anlegern auf der Jagd nach Rendite mit der Assetklasse Länder müssen ihre infolge der Pandemiebekämpfung wach- Immobilien eine weitere interessante Alternative. Am US- senden Staatsdefizite decken. Außerdem wird der europäische Wohnimmobilienmarkt erreichten die Baugenehmigungen im Wiederaufbaufonds ebenfalls durch die Ausgabe neuer Anleihen November den höchsten Stand seit rund 14 Jahren und legten finanziert. Da die EZB aktuell keine Ausweitung ihrer monatlichen ebenso wie die Baubeginne gegenüber dem Vormonat kräftig zu. Anleihekäufe plant, dürfte das größere Angebot an Staatspa- pieren deren Kurse belasten und zu höheren Renditen führen. Hohe Liquidität. Der stärkste Konjunktureinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg, sinkende Inflationserwartungen und die mas- Moderater Anstieg. Etwas anders gelagert ist der Fall bei euro- sive Lockerung einer ohnehin schon expansiven Geldpolitik: Auch päischen Unternehmensanleihen. Vergangenes Jahr haben die in Europa haben die Anleiherenditen 2020 historische Tiefststän- Unternehmen die niedrigen Marktzinsen im großen Stil zur Refi- de erreicht. Mit der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung nanzierung genutzt. Das Emissionsvolumen erreichte ein neues durch die inzwischen gestarteten COVID-19-Impfungen dürfte Rekordhoch. Die Ausgabeflut dürfte sich in den kommenden Monaten aber nicht fortsetzen. Außerdem sollte mit der erwar- USA: Renditedifferenz zwischen 2- und 10-jährigen teten Konjunkturerholung das Risiko von Kreditausfällen sinken Staatsanleihen und die Risikoaufschläge auf Anleihen von Unternehmen, aber Angabe in Prozentpunkten auch von Staaten der europäischen Peripherie reduzieren. Da 1,6 auch die Risikoaufschläge bereits Rekordtiefs markieren, ist der 1,4 Spielraum für Renditerückgänge kaum vorhanden. 1,2 Der absehbare Renditeanstieg bei den als sicher geltenden Bun- desanleihen und anderen Staatspapieren aus der Eurozone sollte 1,0 im Ergebnis das Niveau im Gesamtmarkt anheben – und damit 0,8 auch zu einer höheren laufenden Verzinsung bei riskanteren 0,6 Staats- und Unternehmensanleihen führen. Der Anstieg dürf- 0,4 te allerdings aufgrund einer weiterhin hohen Nachfrage nach 0,2 Festzinsprodukten moderat ausfallen. Vor allem institutionelle 0,0 Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds setzen ihre Renditejagd ungebremst fort, wodurch der Kursrückgang und -0,2 JAN 16 JAN 17 JAN 18 JAN 19 JAN 20 JAN 21 damit der Renditeanstieg begrenzt bleiben sollten. Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 07.01.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 01/2021 03
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Aktien: Intakte Rally, neue Perspektiven Eine deutliche Konjunkturerholung und flächendeckende Impfungen könnten den globalen Aktienkursen zusätzlichen Schub verleihen. Anleger interessieren sich verstärkt für nachhaltige Investments. Eine Reihe führender Leitindizes hat zuletzt neue Allzeithochs markiert. Die Zulassung wirksamer Vakzine gegen das Corona- IN KÜRZE virus, die Abwahl von US-Präsident Donald Trump mit der Aus- sicht auf eine verlässlichere US-Handelspolitik, die Einigung auf ■ Trotz neuer Rekordstände wichtiger Leitindizes könnte das lang erwartete dritte US-Fiskalpaket oder auch der Brexit- sich die Rally an den Aktienmärkten noch fortsetzen. Deal zwischen der EU und Großbritannien haben die positive ■ Das Thema Nachhaltigkeit rückt zunehmend in den Kursentwicklung an den internationalen Börsen befeuert. Fokus von Aktienanlegern. Trotz teils hoher Aktienbewertungen könnte sich der Aufwärts- ■ Firmen aus China reißen bislang viele ESG-Kriterien und trend 2021 fortsetzen. Die milliardenschweren Corona-Hilfs- könnten von Index- und ETF-Anbietern gemieden werden. pakete werden ihre volle konjunkturelle Wirkung erst in den kommenden Monaten entfalten. Der mögliche Aufschwung dürfte insbesondere bei zyklischen Unternehmen zu steigenden Regionen mit vergleichsweise hohen Ratings wie Europa fließen Umsätzen und Gewinnen führen. Gleichzeitig stellen die Noten- und dort die Kurse stützen. banken mit ihrer expansiven Geldpolitik die Liquidität an den Finanzmärkten sicher. Moderat steigende Kapitalmarktzinsen Klare Schwächen. Auch China tastet sich an das Thema Nach- könnten die Aktienkurse zusätzlich stützen. haltigkeit heran. Das wird auch erforderlich sein, andernfalls dro- Die Erwartungen an Corona-Impfstoffe sind groß – und haben in hen chinesische Unternehmen von Index- und ETF-Anbietern den USA zuletzt kleinen und mittleren Unternehmen zu einer kräf- künftig weniger berücksichtigt zu werden. Bei Investmentgesell- tigen Hausse verholfen. Die Firmen profitieren stärker von einem schaften, die 2020 damit begonnen haben, ihre Produkte nach Konjunkturaufschwung als Großkonzerne. Der einschlägige US- ESG-Kriterien zu filtern, stellte sich heraus, dass der Anteil von Fir- Nebenwerteindex Russell 2000 stieg von Anfang November bis men aus China in den entsprechenden Finanzprodukten abnahm. Jahresultimo um mehr als 28%. Damit machte das Kursbarometer Insbesondere im Governance-Bereich offenbaren sich erhebliche auf Jahressicht einen Performancerückstand von zwischenzeitlich Schwächen. Das sah zuletzt auch die Regierung in Peking ähnlich über 12%-Punkten zum marktbreiten Leitindex S&P 500 wett. und versucht gegenzusteuern. Für den Finanz- und Bankensektor stehen im neuen Jahr die Stärkung von Anti-Kartell-Maßnahmen Geringe Schwankungen. Zu den künftigen Gewinnern an den und die Regulierung des ungezügelten Wachstums auf der Agen- Aktienmärkten dürften mehr und mehr Unternehmen gehören, da. Bereits im vergangenen November wurde der Entwurf einer die auf Nachhaltigkeit setzen. Global haben Anleger mittlerweile Anti-Kartell-Richtlinie für die Plattform-Ökonomie publik. rund 7,2 Billionen US-Dollar in sogenannte ESG-Finanzprodukte angelegt, die Umweltaspekte (Environment), soziale Kriterien Stoxx Europe 600: Gesamtertrag ausgewählter Sektoren (Social) und die Qualität der Unternehmensführung (Governance) Angabe indexiert: 07.01.2016 = 100, Gesamtertrag in EUR berücksichtigen – mehr als doppelt so viel wie noch 2019. In der Corona-Krise haben sich ESG-Anlagen bereits bewährt: Bei 250 Energie vergleichbarer Performance wiesen sie geringere Kursschwan- Gesundheit Technologie Reise & Verkehr kungen als klassische Investments auf. 200 Mit 80% entfällt der Löwenanteil der ESG-Anlagen bisher auf Europa. Das Thema dürfte aber auch in den USA an Relevanz gewinnen. Auf der Agenda des neuen US-Präsidenten Joe Bi- 150 den steht der entschlossene Kampf gegen Klimawandel, soziale Ungleichheit und Diskriminierung. Im Ländervergleich belegen US-Unternehmen beim ESG-Rating 100 bislang allerdings nur Platz 26. Das wird sich mit der Implemen- tierung strengerer Normen und Vorschriften mittelfristig ändern. 50 Kurzfristig dürfte das Gros des US-Kapitals jedoch weiterhin in JAN 16 JAN 17 JAN 18 JAN 19 JAN 20 JAN 21 Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 07.01.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen 04 Kapitalmarktausblick 01/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Rohstoffe: Im Bann der Konjunktur Die wirtschaftliche Erholung in den Industriestaaten könnte die Notierungen von Eisenerz in den kom- menden Monaten weiter stützen. Steigende Anleiherenditen setzen aktuell den Goldpreis unter Druck. Klarer Sieg für Eisenerz: Der Preis für den Grundrohstoff der Stahlproduktion ist 2020 um gut 68% gestiegen – fast doppelt IN KÜRZE so stark wie der für das zweitplatzierte Silber. Allein im Dezem- ber legte die Notierung um mehr als 15% auf zuletzt knapp 156 ■ Hohe Anleiheemissionen in China signalisieren eine US-Dollar zu – und markiert damit ein 7-Jahreshoch. Wichtigster vorläufig robuste Stahl- und Eisenerznachfrage. Treiber der Hausse ist die boomende Stahlproduktion in China, ■ Stahlproduzenten in Europa und den USA könnten ihre während der Rest der Welt einen Gesamtrückgang von rund 10% Produktionskapazitäten hochfahren. meldet. ■ In den USA könnten zusätzliche Corona-Hilfen die In- flation anfachen – und zu Verlusten beim Gold führen. Starke Nachfrage. Die chinesische Regierung hat 2020 um- fangreiche Infrastrukturmaßnahmen zur konjunkturellen Bele- bung beschlossen. Wesentliches Finanzierungsinstrument sind Wachsende Risiken. Einen zunächst guten Start ins neue Jahr öffentliche Anleihen. Sie gelten gleichzeitig als Indikator für die erwischte Gold. Die Notierungen profitierten dabei von einem mögliche Stahl- und Eisenerznachfrage. Von Januar bis Oktober ungebremsten Corona-Infektionsgeschehen in Europa und den haben die Regionalregierungen in China Papiere im Volumen USA. Investoren parkten deshalb zumindest einen Teil ihrer li- von umgerechnet 675 Milliarden US-Dollar emittiert – plus 21% quiden Mittel in „sicheren Häfen“. Auch der schwache US-Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum. und eine allgemein starke Nachfrage nach Rohstoffen haben Da sich die Anleiheemissionen erst mit einer zeitlichen Verzöge- den Goldpreis gestützt. rung von zwei bis drei Quartalen auf die tatsächlichen Baubegin- Der deutliche Anstieg der US-Renditen im Zusammenhang mit ne auswirken, dürfte die Nachfrage aus dem Infrastruktursektor dem Wahlsieg der Demokraten bei den Stichwahlen in Georgia auch im 1. Halbjahr 2021 hoch bleiben. leitete dann aber die vorläufige Trendwende ein. Mit der eigenen Gleichzeitig erwartet die Deutsche Bank, dass die prognosti- Mehrheit in beiden Kammern – Repräsentantenhaus und Senat – zierte Konjunkturerholung die Stahlproduktion auf industriellen kann die neue US-Regierung nun deutlich üppigere Corona- Schlüsselmärkten wie Europa oder den USA weiter befeuert. Hilfspakete schnüren als bislang gedacht. Auf längere Sicht wür- Die Stahlpreise haben in der Europäischen Union inzwischen de eine höhere Staatsverschuldung zu steigenden Inflationsraten ein 2-Jahreshoch erreicht. Setzt sich dieser Trend fort, werden und damit auch zu steigenden Zinsen führen. Allein am 8. Januar die Produzenten ungenutzte Kapazitäten hochfahren und damit brach der Goldpreis um 5% ein und notierte zuletzt bei knapp auch die Eisenerznotierungen stützen. 1.850 USD je Feinunze (31,1 Gramm). Nimmt der Konjunktur- Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang die an- optimismus zu, verliert die Krisenwährung Gold an Reiz. ziehende Automobilproduktion und die robuste Nachfrage aus London Metal Exchange Rohstoffindex im Zeitverlauf der Bauwirtschaft. Hohe Preise, gute Finanzierungsbedingun- gen, der Mangel an renditestarken Alternativen und der Trend Angabe in Indexpunkten zu mehr Homeoffice stützen hier insbesondere den Sektor 4.000 Wohnimmobilien. Während die Perspektiven für die Nachfrage nach Eisenerz in den 3.500 kommenden Monaten recht gut sind, drohen auf der Angebots- seite Engpässe. So können die großen Minenbetreiber in Aust- ralien nach einem Jahr mit einem deutlichen Exportanstieg vor- 3.000 erst keine nennenswerten zusätzlichen Kapazitäten schaffen, um das Angebot spürbar auszuweiten. In Brasilien kämpft ein großer Minenbetreiber weiterhin mit Lizenzproblemen. Es ist fraglich, 2.500 ob der weltgrößte Eisenerzexporteur die eigenen Produktions- prognosen erfüllen kann. Ohnehin begrenzt die Regenzeit im 2.000 Amazonas die Eisenerzförderung. JAN 16 JAN 17 JAN 18 JAN 19 JAN 20 JAN 21 Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 07.01.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 01/2021 05
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Liquidität: Keine weitere Lockerung Die Notenbanken in den USA und der Eurozone setzen ihre expansive Geldpolitik zwar fort – verzich- ten aktuell aber darauf, ihre Ankaufprogramme für Staats- und Unternehmensanleihen auszuweiten. Eine kleine Überraschung: Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) setzt 2021 ihr Ankaufprogramm für Staats- und Unterneh- IN KÜRZE mensanleihen mit einem Volumen von monatlich 120 Milliarden US-Dollar unverändert fort. Im Vorfeld der Fed-Sitzung im Dezem- ■ Die Fed signalisiert den Märkten, dass sie ihre aktuel- ber war spekuliert worden, dass die Fed eine Anpassung bei den le Geldpolitik langfristig fortsetzen könnte. Laufzeiten der angekauften Anleihen vornehmen könnte. ■ Die EZB verlängert die Laufzeit ihres Corona-Notkauf- Die Währungshüter änderten aber ihre Forward Guidance, die programms PEPP bis März 2022. Anlegern eine langfristige Orientierung über die künftige US-Geld- politik vermittelt. Danach soll das Programm so lange fortgesetzt werden, bis am US-Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung absehbar und tralbank (EZB) hat im Dezember zwar ihr Notkaufprogramm für das langfristige Inflationsziel von 2% erreicht ist. Die Deutsche Staatsanleihen und Unternehmensanleihen (PEPP) um 500 Mil- Bank erwartet, dass die Notenbank erst 2022 beginnen wird, das liarden auf 1,85 Billionen Euro aufgestockt. Damit können die Ankaufvolumen für Anleihen langsam abzusenken. Eine Leitzins- Währungshüter das aktuelle Niveau der monatlichen Zukäufe erhöhung dürfte frühestens 2024 auf die Agenda kommen. in diesem Jahr stabil halten, aber nicht ausweiten. Gleichzeitig wurde das Laufzeitende für das PEPP um neun Monate auf März Längere Laufzeit. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik ist 2022 verlängert. Auslaufende Anleihen im EZB-Bestand sollen auch für die Eurozone nicht zu erwarten. Die Europäische Zen- bis mindestens 2023 durch neue Anleihen ersetzt werden. Immobilien: Boomfaktor Wohnimmobilien Die Stimmung im Bausektor ist trotz des Lockdowns bislang kaum beeinträchtigt. Dazu trägt in Deutschland stark der Wohnungsbau bei, der Investoren weiterhin interessante Perspektiven bietet. Kaum eine Branche hat sich so schnell von der Corona-Krise erholt wie der Bausektor. Weltweit fiel die Produktion im Baugewerbe IN KÜRZE im März 2020 um 12%. Nach der Stabilisierung im April erreichte sie bereits im Sommer wieder Vorkrisenniveau. Der aktuelle Lock- ■ In Deutschland bleibt die Nachfrage nach Wohnraum down sollte die Bauwirtschaft kaum beeinträchtigen. Allerdings insbesondere in den Metropolregionen hoch. hat sich das Geschäftsklima im deutschen Bauhauptgewerbe im ■ Geringe Leerstände, steigende Mieten und robuste Dezember 2020 bei kleinen und mittleren Unternehmen leicht Kaufpreise locken weiterhin die Investoren. eingetrübt. Das einschlägige KfW-ifo-Mittelstandsbarometer verzeichnet einen Rückgang um 0,7 Zähler auf 7,7 Saldenpunkte, bleibt damit aber über dem langfristigen Durchschnitt seit 2005. Empirica und CBRE ergab für Boomregionen einen Rückgang der Leerstandsquote auf zuletzt nur noch 1,9%. Damit dürfte sich auch Steigende Mieten. Gute Perspektiven bietet vor allem der Woh- 2021 die langjährige Entwicklung steigender Mietpreise fortsetzen – nungsbau. Der Sektor profitiert von Einkommenshilfen, vom Trend auch wenn das Institut der deutschen Wirtschaft mit einer schwä- zum Homeoffice sowie von günstigen Finanzierungskonditio- cheren Dynamik in den Städten rechnet. Gleichzeitig könnten Mie- nen. Insbesondere in den Metropolen trifft eine unvermindert hohe ten und Kaufpreise im Umland stärker als bisher zulegen – Folge Nachfrage auf ein zu knappes Angebot. Zwar wird in Deutsch- einer begrenzten Migration aus Metropolen in die Speckgürtel. land so viel gebaut wie seit 20 Jahren nicht mehr. Insgesamt feh- Kompakte Stadtwohnungen bieten häufig nicht die räumlichen len aber weiterhin rund eine Million Einheiten. Eine Studie von Bedingungen für das Arbeiten von zu Hause aus. 06 Kapitalmarktausblick 01/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Die Hoffnung auf eine spürbare Wachstumsdynamik in den Regionen USA, Europa und im pazifisch- asiatischen Raum bleibt trotzt hoher Corona-Infektionszahlen bestehen. Die Aussicht auf baldige Impf- erfolge und robuste Konjunkturdaten haben zuletzt auch die Aktienmärkte auf Touren gehalten. Außer- dem schlagen der Ausgang der US-Wahlen, ein neues Corona-Hilfspaket und die Einigung im Brexit-Streit positiv zu Buche. Die Notenbanken in den USA und der Eurozone bleiben ebenfalls auf Kurs und setzen ihre expansive Geldpolitik unbeirrt fort. Dennoch müssen Anleger im Verlauf der kommenden Monate mit höheren Anleiherenditen rechnen und sollten sich bei Zinsprodukten entsprechend positionieren. BIP-Wachstum Marktzinsen in % 2019 2020 2021 10J-Bonds in % Aktueller Wert 12 Monate Welt 3,0 -3,5 5,2 Deutschland -0,48 -0,50 USA 2,2 -3,5 4,0 Frankreich -0,27 -0,20 Euroland 1,3 -7,4 5,5 Italien 0,60 0,70 Deutschland 0,6 -5,4 4,5 Spanien 0,08 0,25 Japan 0,3 -5,4 3,0 USA 1,15 1,00 China 6,0 2,4 8,2 UK 0,33 0,30 China 3,15 3,40 Indien 5,92 6,50 Inflation (CPI) Japan 0,04 0,00 in % 2019 2020 2021 Brasilien s) 7,60 6,00 Welt 3,0 2,7 2,8 USA 1,8 1,3 1,8 Aktien Euroland 1,2 0,2 1,0 Deutschland 1,3 0,3 1,2 Indizes Aktueller Wert 12 Monate Japan 0,5 0,1 0,2 USA (S&P 500 in USD) 3.800 3.800 China 2,9 2,5 2,0 Euroland (Euro Stoxx 50) 3.624 3.500 Deutschland (DAX) 13.978 14.000 Italien (FTSE MIB) 22.665 22.800 Leitzinssätze Spanien (IBEX 35) 8.384 8.400 in % Aktueller Wert 12 Monate Japan (Topix in JPY) 1.858 1.800 3M-Euribor -0,55 -0,50 Emerging Markets (MSCI in USD) 1.350 1.280 Euroland 0,00 0,00 EM-Asien (MSCI in USD) 750 720 USA 0,25 0,25 Lateinamerika (MSCI in USD) 2.470 2.250 Japan -0,10 -0,10 Brasilien (MSCI in BRL) 390.251 345.000 China (MSCI in HKD) 112 117 Indien (MSCI in INR) 1.674 1.550 Währungen Aktueller Wert 12 Monate Rohstoffe EUR/USD 1,22 1,15 EUR/GBP 0,89 0,90 in USD Aktueller Wert 12 Monate EUR/JPY 126,73 120,75 Rohöl (Brent) 56,25 52,00 EUR/CHF 1,08 1,12 Gold 1.858,22 2.100,00 EUR/NOK 10,35 9,75 Silber 25,41 26,00 Quellen: Aktuelle Werte: Bloomberg LP, Stand: 13.01.2021, 10:00 Uhr; Prognosen: Deutsche Bank CIO PCC, Stand: 13.01.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 01/2021 07
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick LIQUIDITÄT IMMOBILIEN Solange die Pandemie nicht vorüber ist und keine nachhaltige Die Corona-Pandemie verschärft die Lage im stationären Ein- konjunkturelle Erholung eingesetzt hat, dürften die wichtigen zelhandel. Auch Büroimmobilien kommen nicht ungeschoren Notenbanken ihren geldpolitischen Kurs beibehalten. Zuletzt kün- durch die Krise, die Nachfrage sollte sich aber im Verlauf einer digten die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed Konjunkturerholung wieder beleben. Wohnraummangel und an, ihre Anleihekaufprogramme länger laufen zu lassen. Für den günstige Finanzierungsbedingungen stützen auch in der Pande- Anleger ergeben sich derzeit daher kaum interessante Konditionen mie den Sektor. Ein breit aufgestelltes Immobilienportfolio sollte am Geldmarkt. bei der Kapitalanlage eine wichtige Rolle einnehmen. RENTEN AKTIEN Niedrige Zinsen, hohe Konjunkturdynamik: Schon für wenig Die Aussicht auf flächendeckende Impfungen gegen Covid-19 Rendite müssen Rentenanleger ins Risiko gehen. Im Jahres- könnte den Aktienmärkten neuen Schwung verleihen. Risiko- verlauf drohen Kursverluste bei Staatsanleihen aus Industrie- faktoren sind hohe Bewertungen und Rückschläge bei der ländern. Anleger könnten versuchen, mit bonitätsstarken Un- Pandemiebekämpfung. Aktienanlagen sollten daher regional ternehmensanleihen oder Staatspapieren aus asiatischen breit gestreut werden – mit Schwerpunkt auf Zykliker aus Ja- Schwellenländern gegenzusteuern. Die Deutsche Bank rät zu pan oder Europa. Konjunktursensitive Titel dürften besonders einem aktiven Management des Rentenportfolios. stark von der wirtschaftlichen Erholung profitieren. ROHSTOFFE LEGENDE m e h r h e i t li c h mehrheitlich Trotz der erwarteten wirtschaftlichen Erholung dürften die uninteressant interessant Ölnotierungen nur moderat zulegen. Auch der Goldpreis könn- te in den kommenden Monaten nur begrenztes Kurspoten- zial aufweisen. Eine an Fahrt gewinnende Konjunktur sollte zwar insbesondere in den Schwellenländern zu einer höheren Schmucknachfrage führen. Als „sicherer Hafen“ könnte Gold uninteressant neutral interessant in diesem Umfeld aber an Bedeutung verlieren. Bei diesen Informationen handelt es sich um Werbung. Die Texte genügen nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von An- lage- und Anlagestrategieempfehlungen oder Finanzanalysen. Es besteht kein Verbot für den Ersteller oder für das für die Erstellung verantwortliche Unternehmen, vor bzw. nach Veröffentlichung dieser Unterlagen mit den entsprechenden Finanzinstrumenten zu handeln. Die in diesem Dokument enthaltenen Angaben stellen keine Anlageempfehlung, Anlageberatung oder Handlungsempfehlung dar, sondern dienen ausschließlich der Infor- mation. Die Angaben ersetzen nicht eine auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestimmte Beratung. Allgemeine Informationen zu Finanzinstrumenten enthalten die Broschüren „Basisinformation über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“, „Basisinformationen über Finanzderivate“, „Basisinformationen über Termingeschäfte“ und das Hinweisblatt „Risiken bei Termingeschäften“, die der Kunde bei der Bank kostenlos anfordern kann. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen. Obwohl sie aus Sicht der Bank auf angemessenen Informationen beruhen, kann sich in der Zukunft herausstellen, dass sie nicht zutreffend oder nicht korrekt sind. Sofern es in diesem Dokument nicht anders gekennzeichnet ist, geben alle Meinungsaussagen die aktuelle Einschätzung der Deutschen Bank wieder, die sich jederzeit ändern kann. Die Deutsche Bank übernimmt keine Verpflichtung zur Aktualisierung der in diesem Dokument enthaltenen Informationen oder zur Inkenntnissetzung der Anleger über verfügbare aktualisierte Informationen. Die Deutsche Bank AG unterliegt der Aufsicht der Europäischen Zentralbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. © Deutsche Bank AG 2021 • Redaktionsschluss: 13.01.2021, 16 Uhr. Herausgeber: Chef-Anlagestratege Deutsche Bank Privat- und Firmenkunden 08 Kapitalmarktausblick 01/2021
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