Kirche in Lipke - Stiftung Landsberg
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
der ehemaligen Kirchengemeinden Landsberg/Warthe Stadt und Land In der Nachfolge des Heimatblattes des kirchlichen Betreuungsdienstes von 1947 - 1989, der Bundesarbeitsgemeinschaft Landsberg von 1990 - 2009 und der Stiftung Landsberg von 2010 - 2012 Dezermber 2016 Heft 53 Kirche in Lipke 1
Der 30. Januar 2017 in Landsberg W ie in jedem Jahr treffen wir uns auch im kommenden Jahr wieder in Landsberg zum Tag des Gedenkens und der Versöhnung. Aus Gorzów wurde uns folgendes mitgeteilt: Rahmenprogramm für den 30.01.2017 den Tag des Gedenkens und der Versöhnung: 10:45 - 11:30 Niederlegung von den Kränzen im Lapidarium und auf den beiden Friedhöfen 12:00 Offizieller Beginn der Feier auf dem Platz 14:00 Artistisches/künstlerisches Programm in der Philharmonie 16:00 Besuch in der gastronomischen Schule Bitte reservieren Sie Ihre Unterkunft wieder selbst. Im Hotel Miieszko erhalten wir einen Sonderpreis. Anschrift: ul. Kosynierow Gdynskich 82, PL 66-400 Gorzów Wielkopolski Tel.: +48 95 7205051, E-Mail: rezerwacja@hotel-mieszko.pl 3
Editorial In diesem Heft werden Sie mehrere Beiträge zu dem „Generationentreffen im Jin 2016 in Lands- berg/Gorzów finden. Das Treffen, die Seminare und die Diskussionen waren ein voller Erfolg. Jugend aus den Schulen in Gorzów und Herford haben intensive Kontakte erlebt. Die Gespräche mit der Erlebnisgeneration hat viele neue Erkenntnisse ergeben. Die Beiträge beschreiben das Treffen aus verschiedenen Perspektiven. Die Berichterstattung ist sehr umfangreich ausgefallen, es sollten aber viele Aspekte behandelt werden. Eine Wiederholung wird angestrebt, im kommenden Jahr evtl. im Zusammenhang mit einem Stadtfest aus Anlass des 760-jährigen Bestehens der Stadt. Leider muss wieder berichtet werden, dass die Anzahl unserer Leser weiterhin sinkt. Bitte versu- chen Sie Nachkommen der früheren Bewohner aus Stadt und Land Landsberg für die Heimat ihrer Vorfahren zu interessieren. Offen gesagt, es ist auch rin finanzielles Problem, das „Heimatblatt“ fort zu führen. Ihre teils großzügigen Spenden haben es ermöglicht. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön. Ihre Bereitschaft auch in Zukunft am Heimatblatt mitzuwirken, wird entscheidend sein, diese verbindende Publikation aufrecht zu erhalten. Die Stiftung Brandenburg als Herausge- ber wird alle Möglichkeiten ausschöpfen, dieses Ziel zu erreichen. Aus familiären Gründen erscheint diese Ausgabe erst wenige Tage vor Weihnachten. Hoffentlich ist die Post schnell genug, allen Lesern dieses Heft noch vor Weihnachten zu bringen. Ein beschauliches und friedvolles Weihnachtsfest und eine glückliches und gesundes 2017 wünscht Ihnen 7
Was war...was wird kommen Generationentreffen in Gorzów Bericht zum Generationentreffen / Studienfahrt Herford - Gorzów Wlkp. mit Schülerinnen des Anna-Siemsen Berufskollegs in Herford, polnischen Schülern und früheren deut- schen und heute polnischen Bewohnern aus Landsberg a. d. Warthe und Umgebung vom 16.06.2016 bis 20.06.2016 D as Generationentreffen war ein gemeinsames Projekt der Stiftung Branden- haben Herr Wolfgang Kuhlmann (Stiftung Brandenburg /Kreis Herford) und Herr Jacek Jere- Zukunft als Nachbarn und Partner in einem gemeinsam verantworteten Europa waren Polnische und deutsche Teilnehmer vor der Friedensglocke burg in Fürstenwalde und micz (Gorzòw) den Ablauf der das Thema des 31/2 Tage wäh- des Staatsarchivs in Gorzòw. Fahrt geplant, organisiert, die renden Projekts. Das Seminar wurde gefördert einzelnen Veranstaltungen mo- Geschichte der Deutsch-Pol- durch die Bundesbeauftragte deriert und die beteiligten Gä- nischen Beziehungen vom II. für Kultur und Medien, die Stif- ste, Zeitzeugen, Schülerinnen, Weltkrieg an bis in die Gegen- tung Brandenburg in Fürsten- Referenten und weitere beglei- wart, Erfahrungen der Vertrei- walde und den Kreis Herford tende Mitarbeitende betreut. bung und der Umsiedlung in sowie auch das Herforder Schritte der Verständigung, und um Gorzòw/ Landsberg an Berufskolleg. der Vertrauensbildung und der der Warthe sowie Gespräche in Als leitende Verantwortliche Gestaltung der gemeinsamen Kleingruppen zwischen deut- 9
schen und polnischen Zeitzeu- miterleben, wie von polnischer in der ehemaligen Böhmstraße gen bildeten die Schwerpunkte Seite und von deutscher Seite (jetzt ul. 30 Stycznia) an der des Themas. die erste Zeit nach dem Ende früheren weitläufigen Villa der Zusammensetzung der Ge- des II. Weltkrieges empfunden Landsberger Industriellenfa- samtgruppe -15 deutsche und wurde, was alles geschah. milie Max Bahr vorbei. Diese die gleiche Anzahl polnischer Am Nachmittag fand eine elegante Gebäudeflucht wurde Jugendlicher. Exkursion nach dem früheren nach dem Krieg sorgfältig re- Die Lehrer der beteiligten deut- Stennewitz statt (heute Sta- stauriert und war dann Sitz des schen und polnischen Schulen, nowice) mit der Besichtigung polnischen Bischofs Wilhelm von denen je einer beide Spra- des Instituts: „Zukunftsprojekt – Pluta. Bischof Pluta war eine chen beherrschte, waren bei Gorzówer Technologiezentrum herausragende Persönlichkeit, allen Programmpunkten dabei. GmbH in Stanowice - ein EU- denn er unterstützte schon früh Von den Schülern selbst konn- gefördertes Projekt“. Auch hier die Versöhnung der polnischen ten sich einige gut in der jeweils wieder Neues und Interessantes Bewohner mit den früheren anderen Sprache ausdrücken, für alle Jugendlichen, die Leite- deutschen Bewohnern der Stadt aber es ging auch auf Englisch. rin der Einrichtung führte durch und empfing in seinen Räumen Alle Arbeits- bzw. Vortragsein- die Räumlichkeiten und erklärte die Vertreter und Mitglieder der heiten wurden übersetzt. Die das Konzept des Instituts. BAG Landsberg. Die Lebensge- Verständigung klappte also vor- Im Anschluss an die Heimkehr schichte dieses Bischofs wurde züglich. Alle waren mit der guten aus Stennewitz gemeinsames den Teilnehmern des Treffens Verpflegung zufrieden, ebenso Abendessen und die Möglich- durch einen hohen Geistlichen mit der Unterkunft im polnischen keit, einen ungewöhnlichen Film aus dem Bistum Grünberg nahe Schulinternat. mit Konzert (oder Konzert mit gebracht. Anreisetag war Donnerstag, Film - wie man es betrachten Mit dem Abendessen endete 16.06.: im Internat die Zimmer möchte -) zu sehen/zu hören. auch dieser mit vielem Neuen beziehen, etwas ausruhen, Man muss sich das so vorstel- gespickte Tag. Die Jugendlichen erste Zusammenkunft und len, wie zur Zeit des Stumm- hatten dann Gelegenheit, die Begrüßung durch die Schirm- films ein Klavierspieler je nach Stadt auf eigene Faust zu er- herren/Vertreter der beteiligten Filmszene die entsprechende kunden. Der letzte Tag - Sonn- Institutionen, dann gemein- Musik machte-: hier war es Kla- tag - diente vormittags der Aus- sames Abendessen mit ge- viermusik von Chopin live und wertung des Seminars und zum spanntem Kennenlernen - wer gleichzeitig ein Dokumentarfilm Ausgleich für die vergangenen waren die anderen? über die Reise einer Raumfähre intensiv erlebten Tage einem Am Freitagmorgen ging es durch das Weltall mit beeindru- Aufenthalt im Spaßbadzentrum dann zu „ziviler“ Zeit nach dem ckenden Bildern von der Erde „Slowianka“. Dann: gemein- Frühstück mit dem interes- und Einblicken in den Tagesab- sames Abschieds-Mittagessen, santen aber auch intensiven lauf der Astronauten. Es war ein Packen und um 16.00 Uhr Programm los. Vorträge mit langer und intensiver Tag! Abfahrt zurück nach Herford. anschließenden Diskussionen Samstagvormittag (ab 10.00 Dank des unermüdlichen Ein- (alle Texte und Diskussionsbei- Uhr = auch mal zum Ausschla- satzes aller Lehrer und Refe- träge wurden während sofort fen!) stand auf dem Programm renten, besonders aber des übersetzt). eine geführte Stadtbesichtigung Organisators, Leiters und Über- Besonders schön war auch für alle Teilnehmer. Die schöns- setzers - rund um die Uhr bei die Teilnahme der deutschen ten und wichtigsten Plätze, allen Zusammenkünften der ge- Gäste - ehemalige „Lands- Straßen, Parks und Gebäude samten Veranstaltung – Herrn berger“ - das Programm be- wurden gezeigt und mit wis- Mg. Jacek Jeremicz, war das inhaltete u.a. Gespräche mit senswerten Kommentaren Generationentreffen ein Erfolg polnischen und deutschen erläutert und, wie schon oben und auch Anregung für weitere Zeitzeugen für die Zeit nach erwähnt, immer alles auch in Veranstaltungen ähnlicher Art dem Ende des II. Weltkrieges. Übersetzung. im früheren Ostbrandenburg. Diese Gespräche, Interviews, Am Nachmittag gab es noch waren für die Jugendlichen eine einmal zwei Vorträge, wobei Ingrid Schellhaas ganz besondere Erfahrung. Sie der zweite Vortrag neu in das Aus Brandenburgkurier Nr.3 konnten - gemäß ihrer eigenen Programm aufgenommen 3. September 2016 Aussagen - sozusagen hautnah wurde. Die Stadtrundfahrt führte 10
Das Treffen der Generationen Spotkanie Narodów Ich heiße Julia Aniśko und lichen als auch die damaligen gung zwischen verschiedenen bin Schülerin des Zweiten Einwohner von Landsberg und Kulturen ist, sondern auch die Schüler aus Her- die Kenntnisse der gemein- ford teilgenommen. samen Geschichte. Ohne Das Ziel unseres Verständnis für gemeinsame Treffens war gemein- Vergangenheit konnten unse- sames Kennenlernen re Kulturen heutzutage nicht und das Verstehen gut zusammen mitarbeiten. der Geschichte von Dieses Treffen war eine gute Deutschland und Lernerfahrung für mich. Mei- Polen. Unser Treffen ner Meinung nach, hatte jede hat drei Tage gedau- Person wirklich mindestens die ert. Wir haben über Gelegenheit, etwas über die deutsch-polnische gemeinsame Geschichte zu Beziehungen wäh- lernen. Ich hoffe, dass wir uns rend des Zweiten noch treffen könnten. Weltkrieges diskutiert Julia Aniśko, Schülerin aus und hatten die Mög- dem Zweiten Lyzeum lichkeiten, persönliche Erfahrungen, Gefühle Od 17. do 19. czerwca odbyło und Emotionen zu się w Gorzowie Wielkopols- äußern. Gemeinsam kim seminarium pod nazwą mit den Jugendlichen „Spotkanie Narodów”. W tym aus Deutschland ha- spotkaniu brali udział nie tylko ben wir uns ein Fuß- polska młodzież ale i dawni ballspiel Polen gegen mieszkańcy Landsberga i Deutschland ange- niemiecka młodzież z Herfor- sehen. Das Ergebnis du. Celem naszego spotkania dieses Spiels war było poznanie i zrozumienie glücklicherweise un- historii Niemiec i Polski. Nas- Lyzeums in Gorzów Wielko- entschieden. Wir haben auch ze spotkanie trwało trzy dni. polski. Ich wohne in Polen erst zusammen unsere Stadt Gor- seit zwei Jahren; vorher habe zów Wielkopolski besichtigt ich mein ganzes Leben in den und gemeinsam Mahlzeiten im USA gewohnt. Ich interessiere Internat des Zweiten Lyzeums mich für fast alles, das mit in der Woskowastraße geges- Kunst verbunden ist. Ich lerne sen. Während des Treffens auch Deutsch mit Lust und hatte ich viele angenehme Liebe und habe vor, nächstes Situationen, deutsch-polnische Jahr in Deutschland zu studie- Geschichte, deutsche Kultur ren. und neue Leute kennenzu- Im Juni dieses Jahres habe lernen. Vorher waren meine ich am Seminar „Treffen der Geschichtekenntnisse nicht so Generationen“ in unserer Stadt gut, aber während des Tref- teilgenommen und ich möchte fens erfuhr ich viele wichtige von meinen Erfahrungen und Informationen über damalige Eindrücken erzählen. Zeiten von den Zeugen, die im Vom 17. Juni bis zum 19. Juni Jahre 1945 in Gorzów Wiel- fand in Gorzów Wielkopolski kopolski/Landsberg gewohnt das Treffen der Generationen haben. Zum Ende des Tref- Rozmawialiśmy o stosunkach statt. An diesem Treffen haben fens habe ich verstanden, wie polsko-niemieckich w czasie sowohl die polnischen Jugend- notwendig nicht nur Verständi- II wojny światowej i mieliśmy 11
możliwość dowiedzieć się kulturę oraz nawiązać nowe mienia wspólnej przeszłości o osobistych przeżyciach, znajomości. Wcześniej moja nie mogłyby nasze kultury w uczuciach i emocjach. Wraz wiedza na temat historii Gor- dzisiejszych czasach dobrze z młodzieżą z Niemiec wspól- zowa i jego mieszkańców była ze sobą współpracować. To nie oglądaliśmy mecz piłki dostateczna, ale w trakcie spotkanie było wspaniałym nożnej Polska - Niemcy. Wy- spotkania dowiedziałam się doświadczeniem edukacyjnym. nik tego meczu na szczęście wiele o dawnych czasach Myślę, że każdy uczestnik miał zakończył się remisem. Ra- od świadków, którzy w roku możliwość nauczyć się czegoś zem zwiedzaliśmy miasto 1945 mieszkali w Gorzowie. o tej wspólnej historii. Mam Gorzów i jedliśmy posiłki w Pod koniec trzydniowego nadzieję, że jeszcze kiedyś się Internacie Drugiego Liceum spotkania, zrozumiałam jak spotkamy. na ulicy Woskowej. W trak- bardzo ważne jest nie tylko Julia Aniśko, uczennica II Lice- cie spotkania miałam wiele zrozumienie różnych kul- um Ogólnokształcące możliwości aby poznać polsko- tur, ale również zrozumienie im. Marii Skłodowskiej-Curie w niemiecką historię, niemiecką wspólnej historii. Bez zrozu- Gorzowie Wielkopolskim Bericht zum Generationentreffen/Studienfahrt Herford - Gorzów Wlkp. mit Schülerinnen des Anna-Siemsen Berufskollegs in Herford, polnischen Schülern und frü- heren deutschen und heute polnischen Bewohnern aus Landsberg a. d. Warthe und Umge- bung vom 16.06.2016 bis 20.06.2016 (Auszug) Träger bzw. Initiatoren der deutschen und polnischen ständigungsarbeit ist in den D ie Fahrt ist ein gemein- sames Projekt der Stiftung Brandenburg in Fürstenwalde Bevölkerung im Anschluss an den II. Weltkrieg und mit den geschichtlichen Erfahrungen Bildungsplänen der Schulen in NRW nicht fest verankert. Die Vorkenntnisse der teilneh- und der Zbigniew Herbert- der Vertreibung und der Um- menden Schülerinnen sind im Wojewodschafts- und Stadtbi- siedlung in bliothek in Gorzów Wlkp. Das und um Gor- Seminar wird gefördert durch zòw/Lands- die Bundesbeauftragte für berg an Kultur und Medien, die Stiftung der Warthe Brandenburg in Fürstenwalde beschäftigt. und den Kreis Herford. Neben der Herr Wolfgang Kuhlmann Aufarbei- (Stiftung Brandenburg /Kreis tung der Herford) und Herr Jacek Jere- geschicht- micz (Stiftung Brandenburg/ lichen As- Gorzòw) haben die beteiligten pekte steht Gäste, Zeitzeugen, Schüle- die Arbeit rinnen, Referenten und weitere an der Neu- begleitende Mitarbeitende gestaltung betreut. Herr Jeremicz hat der deutsch-polnischen Be- Fach Gesellschaftslehre/Politik auch die ganze Veranstaltung ziehungen durch Schritte der und Geschichte in den letzten in beiden Sprachen übersetzt. Verständigung, der Vertrau- zwei Wochen vor der Fahrt Thematische Ausrichtung ensbildung und der Gestaltung erarbeitet worden. Davor Das Thema der Studien- der gemeinsamen Zukunft waren die Schülerinnen lange fahrt ist die Geschichte der als Nachbarn und Partner in im Praktikum (Erzieherinnen- Deutsch-Polnischen Bezie- einem gemeinsam verantwor- Ausbildung) Deshalb war eine hungen vom II. Weltkrieg an teten Europa auf dem Pro- intensivere Vorbereitung nicht bis in die Gegenwart. Schwer- gramm. möglich. punktmäßig hat sich die Stu- Zielgruppe Die Gruppe setzt sich aus 14 dienfahrt mit der Geschichte Die deutsch-polnische Ver- weiblichen Teilnehmerinnen 12
und einem Teilnehmer zusam- Vorfeld nach ihren Motiven der nah an die Kollegiatinnen men. Zwölf der teilnehmenden Teilnahme an der Fahrt be- heranrückt und dadurch nicht Schülerinnen streben in drei fragt. Die meisten gaben an, vergessen wird. Jahren den erfolgreichen sich auf die Auseinanderset- Die Teilnehmerinnen erfahren Abschluss der Allgemeinen zung mit den Berichten der durch das Vergleichen der Hochschulreife an. Sie erlan- Zeitzeugen zu freuen, da unterschiedlichen Ausfüh- gen im letzten praktischen durch die Berichte Geschichte rungen, dass Geschichte Jahr die staatliche Anerken- lebendig werden kann. Außer- subjektiv erlebt wird. Denn die nung als Erzieherin. Die teil- dem wurde ein Interesse an deutschen wie auch pol- nehmenden Kollegiatinnen der Begegnung mit den pol- nischen Zeitzeugen sowie die befinden sich in der Mittelstufe nischen Jugendlichen formu- Referenten der Vorträge in der zwölften Klasse. liert. berichten aus unterschied- Drei der teilnehmenden Schü- Die Fahrt wurde begleitet von lichen Perspektiven gemein- lerinnen haben im April bereits einer Lehrerin und einem sam über ein kleines Zeitfen- Pastor, ster in der deutsch-polnischen der am Geschichte. ASB Auf der Grundlage der Erzäh- unterrich- lungen der Zeitzeugen setzen tet, sowie sich die Jugendlichen mit den einer Themen Flucht und Vertrei- Referen- bung im Zusammenhang mit darin, die der Frage - Was bedeutet einen Heimat für mich? -auseinan- pol- der. nischen Durch das Vergleichen von Migrati- Vorstellungen, Gedanken und onshin- Gefühlen entdecken die Ju- tergrund gendlichen Gemeinsamkeiten hat und und Unterschiede. Die Ju- die Prüfung zur Fachhoch- sehr gut polnisch spricht. gendlichen skizzieren durch schulreife und die theoretische Ziele diese Vorgehensweise ihre Erzieherinnenprüfung abgelegt Die Kollegiaten und die Kolle- regionalen bzw. ‚nationalen‘ und beginnen im August mit giatinnen lernen polnische und Identitäten im Kontext globaler 2016 mit ihrem Anerkennungs- deutsche Zeitzeugen kennen Offenheit. jahr in der Praxis. und hören den Berichten über Zielereichung Zwei Schülerinnen haben das Leben in Landsberg an Da eine Leistungserhebung einen polnischen Migrations- der Wahrte und aus Gorzòw nicht durchgeführt wurde, kann hintergrund und sprechen sehr um 1945 konzentriert zu. Sie der Grad der Zielerreichung gut polnisch. Eine Schülerin ist machen sich Notizen und nur auf der Grundlage der gläubige Moslem und trägt ein fragen nach. Sie strukturieren erarbeiteten Powerpoint Prä- Tschador – ein verhüllendes die Inhalte der Berichte chro- sentationen und der Äuße- Kopftuch. Die Schülerinnen nologisch und stellen die rungen bzw. mithilfe der bear- sind zwischen 17 und 32 Jahre Biografien der Zeitzeugen vor. beiteten Arbeitsaufträge und alt. Die grausamen Auswirkungen der Beobachtungen der Be- Die Teilnahme an der Fahrt ist eines Krieges werden durch gleitpersonen durchgeführt freiwillig. Die zwölf Schüle- die Darstellung der Zeitzeugen werden. rinnen aus der ERZ41 kennen dergestalt lebendig, dass Es war für die Schülerinnen sich bereits seit fast zwei durch die Interaktion zwischen nicht einfach, die Berichte der Jahren. Die drei Schülerinnen jungen Teilnehmern und alten Zeitzeugen zu strukturieren aus der FSP2 ebenfalls seit Zeitzeugen, die Geschichte als und chronologisch zu ordnen, zwei Jahren. Die beiden gelebte Zeit von ganz ‚norma- da die Zeitzeugen teilweise in Gruppen kannten sich vor der len Menschen‘ wahrgenom- ihrer Biografie zeitlich und Fahrt nicht. men wird, so dass kein Kom- inhaltlich gesprungen sind. Die Die Schülerinnen wurden im ma das Leid der Zeitzeugen Schülerinnen haben nachge- 13
fragt, wenn ihnen etwas unbe- keiten zur Eigeninitiative und fehlenden Sprachkenntnisse kannt oder unverständlich zu Aufgaben, die für interes- erschwert. Die Schülerinnen schien. Geschichtliche Zusam- sante bzw. interessantere begründeten das Verhalten der menhänge, die für die Zeitzeu- Problemstellungen für Partner- Schüler der Gastronomieschü- gen Alltagswissen darstellen, und Gruppenarbeiten im ler teilweise mit mangelnder waren für die Schülerinnen Hinblick auf gemeinsame Motivation. unverständlich, da ihnen das deutsch-polnischen Lösungen Die Voraussetzung für das Kontextwissen fehlte. mehr Raum bieten. Erreichen der gesteckten Ziele Die Schülerinnen haben sehr Auf der Grundlage der ge- sind adäquate Sprachkennt- konzentriert zugehört und machten Erfahrungen des nisse auf beiden Seiten. Das waren sehr bemüht, die Ab- Generationentreffens 2016 ASB könnte besonders Schü- läufe, Handlungen und Zusam- lässt sich festhalten, dass eine ler mit polnischen Migrations- menhänge zu verstehen. Im nachhaltigere Auseinanderset- hintergrund ansprechen, die Gegenzug haben die Zeitzeu- zung mit der deutsch-pol- die polnische Sprache beherr- gen geduldig geantwortet und nischen Geschichte möglich schen. Somit wäre die Arbeit in spezielles Geschichtswissen ist, wobei die didaktisch-me- den verschiedenen Arbeits- nicht als selbstverständlich thodischen Überlegungen, die gruppen möglich. vorausgesetzt. Alle Schüle- Interaktion und Eigeninitiative Insgesamt haben die Schüle- rinnen waren freundlich, zwischen den deutschen und rinnen des ASB die Begeg- hilfsbereit und wertschätzend polnischen Schülern mehr in nung mit den Jugendlichen den Zeitzeugen gegenüber. den Mittelpunkt rücken sollten. sehr positiv bewertet und Die gegenseitige Akzeptanz Hierzu sind erste Überle- festgestellt, dass sie ihre führte zu einer sehr harmo- gungen zwischen deutschen eigenen Englischkenntnisse nischen und effizienten Zu- und polnischen Lehrern skiz- verbessern müssen. Sie sammenarbeit. ziert worden. haben die Schülerinnen des In allen drei Arbeitsgruppen Die Qualität der Begegnung Lyzeums als ehrgeizig und haben die Schülerinnen eine mit den polnischen Jugend- zielstrebig wahrgenommen kurze Zusammenfassung der lichen differenzierten die und waren beeindruckt von Ergebnisse erstellt. Auf unsere Schülerinnen des ASB im den Lern- und Problemlö- Nachfragen haben die Schüle- Hinblick rinnen die Begegnung mit den auf die Zeitzeugen als ein nachhal- Sprach- tiges Erlebnis hervorgehoben kenntnisse und es sehr bedauert, dass die und die Zeit für die Arbeitsgruppen zu jeweilige kurz bemessen war. Allerdings Motivation muss man dabei bedenken, der pol- dass solche auch sehr persön- nischen lichen Gespräche für alle, Jugend- besonders auch die Zeitzeu- lichen, sich gen schon allein aufgrund mit der ihres Alters belastend sind und Situation/ nicht unbegrenzt ausgedehnt Aufgabe werden dürfen. Die Vorträge auseinander zu setzen. Die sungsstrategien der pol- der Referenten wurden von Schülerinnen des Lyzeums nischen Jugendlichen im den Schülern insgesamt als von Gorzòw wurden als hoch- Hinblick auf Erreichung des informativ und anregend motiviert und sehr sprachbe- Ausbildungsziels. So konnten empfunden. Der hohe wissen- gabt wahrgenommen. Das die Schülerinnen vom Lyzeum schaftliche Anspruch wurde Interview mit den Schülerinnen sehr gut deutsch und englisch, von den Schülerinnen als des Lyzeums gestaltete sich da sie z.B. ein Studium in anstrengend und nicht immer von Beginn an für beide Seiten Deutschland anstreben. Die als pädagogisch ausgewogen positiv. Die Durchführung mit Schülerinnen des ASB haben erlebt. Die Kollegiatinnen den Schülern der Gastrono- im gegenseitigen Interview bei wünschten sich mehr Möglich- mieschule wurde durch die der Frage -Was ist Heimat für 14
dich? – festgestellt, dass es in des Internats nicht teilgenom- Das habe ich nicht gewusst… der polnischen Sprache den men. Eine zunehmend plurali- …vieles über die deutsch-pol- Begriff Heimat nicht gibt. stische Schülerschaft erfordert nische Geschichte und Einzel- Die polnischen Jugendlichen auch neue Vorstellungen heiten über das Kriegsende.“ und Lehrer, die Zeitzeugen, darüber, wie man den unter- Alexandra die Moderatoren und Veran- schiedlichen und vielfältigen Das habe ich nicht gewusst…. stalter und die pädagogische Erwartungen sinnvoll begeg- …,dass die Menschen in Begleitung vom ASB mit den nen kann. Gorzòw vom Kriegsgeschehen Schülerinnen haben alle Marion Prill / Ulrich Schade wenig mitbekommen haben Veranstaltungen und Events Potthoff und die Stadt nicht zerbombt gemeinsam besucht. Auch hier Kommentare der Schüle- wurde.“Nicole gab es immer wieder zwi- rinnen Das habe ich nicht gewusst… schendurch Gelegenheit, sich „Der Austausch war super, …..die polnische Geschichte zu informieren und Gespräche leider hatten wir viel zu wenig kannte ich nur ganz grob. Es zu führen. Der polnische Zeit für die, meiner Meinung war sehr viel Neues dabei und Deutschlehrer organisierte nach, wesentlichen Punkten dadurch war die Fahrt sehr abends spontan eine Begeg- (z.B. Austausch mit den Zeit- anstrengend. Aber toll…“ nung in einem Club was von zeugen) Pausen wären ange- Dilara vielen Jugendlichen gern bracht gewesen, ein sehr Deutsch-polnische Bezie- angenommen wurde. vollgestopfter Zeitplan…sonst hungen – ich nehme folgende Insgesamt wurde die Fahrt von super, sehr interessant und Idee, neue Gedanken oder allen Beteiligten sehr positiv wiederholenswert.“ neues Gefühl dazu mit… bewertet. Besonders positiv Alexandra „Die Deutschen sollten sich wurde die polnische Gast- „Die Gespräche mit den Zeit- ein Scheibchen von der pol- freundschaft hervorgehoben, zeugen waren sehr eindrucks- nischen Gastfreundschaft die gute Organisation, das voll und interessant.“ Dilara abschneiden.“Nele umfangreiche und abwechs- Eine Reise mit Zeitzeugen Das werde ich meinen Enkel- lungsreiche Programm und die in die Vergangenheit ist für kindern noch erzählen… komfortable Möglichkeit, alles mich….. …dass ich den Austausch mit schnell mit dem Bus zu errei- „als wäre ich dabei gewe- den Zeitzeugen sehr interes- chen. Es gab keine Konflikte sen…“ sant fand, aber dass wir viel zu innerhalb der Gruppen oder Carolin wenig Zeit für den Austausch Auseinandersetzungen der Das werde ich meinen Enkel- hatten.“Johanna beiden Gruppen vom ASB, die kindern noch erzählen…. Anmerkung: Da 14 Schüle- sich vorher nicht kannten. Die …wie der Kindergarten in Gor- rinnen und ein Schüler mitge- Schülerinnen haben sich an zòw strukturiert ist. Carolin fahren sind, wird aufgrund der Vereinbarungen gehalten und „Durch das Generationentref- Lesbarkeit die weibliche Form Absprachen umgesetzt. Sie fen habe ich erneut gelernt im Text verwendet. waren immer pünktlich und und gesehen, Respekt ist sind sehr rücksichtsvoll mitei- das Wichtigste auf der Welt - Verfasst von Marion Prill und nander umgegangen. Interes- Fremden gegenüber als auch Uli Schade-Potthoff (Lehrer sant für die weitere Jugendbe- Bekannten…“ des Anna-Siemsen-Berufs- gegnungsarbeit ist eine Beo- Louisa kollegs in Herford, wo Ursu- bachtung – vielleicht nur am „Die polnischen Jugendlichen la Hasse-Dresing 21 Jahre Rande: Die moslemische haben ähnliche Interessen wie Schulleiterin war). Schülerin hat an den Freizeit- die deutschen Jugendlichen.“ veranstaltungen außerhalb Hendrik Generationentreffen (Seminar) in Gorzòw-Landsberg/W. „Z eitzeugen gesucht“, so der Anruf von Mgr. Jacek Jeremicz aus Gorzòw 14 Tage dringend um meine Anwesen- heit bat. Jacek Jeremicz ist mir gut bekannt, denn er hat für menarbeit mit Christa Greuling in der Bundesarbeitsgemein- schaft intensiv und begeistert vor Beginn des Seminars, der die deutsch-polnische Zusam- gearbeitet. Er tut es heute 15
noch für die Stiftung Branden- pulsiv-Referat“ zum Thema Vertriebenen. Bei der anschlie- burg. „Erzwungene Bevölkerungsbe- ßenden Diskussion erfolgten Um mir in Anbetracht meines wegung nach 1945 als Folge nur vereinzelt Fragen seitens Alters die Fahrt von Berlin des II. Weltkriegs“, gehalten der deutschen Jugendlichen. nach Gorzòw zu erleichtern, hat mich Jacek Jeremicz mit dem Auto aus Küstrin abgeholt (Danke!). Donnerstag, den 16.6.2016: Am Nachmittag fand nach Anwesenheit aller angereisten Teilnehmer inklusive „Ehe- maliger“, Herr Reso und Herr Gablowski, die Begrüßung in der Stadtbibliothek Gorzòw (ehemals Lehmann-Villa, Kü- striner Straße) statt. Zunächst stand das Sehen und Kennenlernen der Ju- gendlichen aus dem „Anna- Siemens-Berufskolleg“ aus von links: Projekt-Initiator Jacek Jeremicz, Brigitte Brandenburg, Werner Gablowsky, Herford und den Jugendlichen Ingrid Schellhaas, Frau Gablowsky, Hans-Jürgen Reso mit Frau, Wolfgang Kuhlmann (im Hintergrund) aus Gorzòw im Vordergrund. Der überwiegende Teil der von Dr. Dariusz Rymar, Leiter Zu dem Thema „Erinne- Jugendlichen machte insbe- des Staatsarchivs in Gorzòw. rungen an die Ereignisse sondere in Anbetracht des Ich vermisste jedoch die sach- 1945“ wurden die Teilnehmer vielseitigen Programms einen lich gestraffte Ausführung und in drei Gruppen aufgeteilt, interessierten Eindruck. Die empfand die Ausweitung des denen jeweils ein polnischer Herforder Schüler waren in Themas als subjektiv. und ein deutscher Zeitzeuge dem Internat untergebracht, Das zweite Referat „Das Le- beiwohnten. Die Zeitzeugen das zum II. Lyzeum in der ben in Gorzòw/Landsberg/W. wurden nach ihrem Leben in ehemaligen Knabenvolksschu- in den ersten Nachkriegsjah- Landsberg bis zur Flucht 1945 le II in der Küstriner Straße ren“ hielt Mgr. Monika Ko- befragt, einschließlich ihrer Erlebnisse und Empfindungen, die die Flucht ausgelöst hat. Die polnische Zeitzeugin in meiner Gruppe berichtete von der Vertreibung durch die Russen aus Ostpolen und die Ankunft in Gorzòw. Sowohl die deutschen als auch die pol- nischen Jugendlichen nahmen die Berichte beider Seiten mit großem Interesse auf. In vie- len Gesichtern sah ich Erstau- nen und Empfindungen bei der Verarbeitung dessen, was ihnen vorgetragen wurde. Zu dem Thema „Zukunftspro- BWL-Klassenraum in der Gastronomieschule jekt – Gorzower Technologie- gehörte. Hier wurden auch alle walska, Leiterin der Abteilung zentrum GmbH in Stanowice Mahlzeiten während des vier- Geschichte im Regionalmu- (Stennewitz) – ein EU-geför- tägigen Seminars gereicht. seum Gorzòw. Sie berichtete dertes Projekt; Besichtigung Freitag, den 17.6.2016: über die Lebenssituation der und Diskussion“ wurden wir Es begann mit einem „Im- ankommenden polnischen mit dem Bus nach Stennewitz 16
(zwischen Dühringshof und Den Abschluss des Tages kommen“. Bezogen auf das, Liebenow) gefahren. Die mär- genossen wir in der Gorzower „Was war“, gab es leider kische Waldlandschaft war für Philharmonie bei einem Kla- keine ausreichenden Infos die Herforder „Neuland“ und vierkonzert unter dem Motto über Industrie, Forschung und Kultur in Landsberg. Da die Herforder Jugendlichen ein Berufskolleg besuchen, wä- ren sicher Hinweise auf diese Zweige der Vergangenheit aufklärend gewesen. Nur Na- mensnennungen boten keine Vermittlung, das Vorbeifahren an erhaltenen Gebäuden wäre wünschenswert gewesen. Anschließend besuchten wir die Gastronomieschule, ein gefördertes Projekt der ehe- maligen Bundesarbeitsge- meinschaft (L.a.W.). Die Bilder von Ursula Hasse-Dresing und Christa Greuling empfingen Labor im Gorzower Technologiezentrum in Stennewitz uns am Eingang zu dem Klas- begeisterte sie. „Die Vision von Chopin im senraum für BWL. Polnische Mgr. Ursula Stolarska, Ge- Kosmos“. Das dort gezeigte Schüler klärten mit Unter- schäftsführerin und Vorstands- Video von der Erde aus der stützung von Videos über die mitglied des Technologiezen- Sicht von Astronauten stand Arbeit an der Schule auf. trums, führte die Teilnehmer mit thematisch passenden Am letzten Tag des Seminars mit Erklärungen durch die Musikstücken sehr gut im war ich leider nicht mehr zu- Räume. Umwelttechnologie Einklang. gegen und konnte die Auswer- steht im Vordergrund sowie Sonnabend, den 18.6.2016: tung mit den Ergebnissen nicht Forschung und Anwendung Auf dem Programm stand eine mitverfolgen. wie z. B. die Verarbeitung flüs- Stadtrundfahrt mit dem Gor- Mein besonderer Dank geht siger Abfälle (Klärschlamm), zower Regionalhistoriker Mgr. an Mgr. Jacek Jeremicz, dem Elektromüll u. a. Ein Jugend- Ryszard Bronisz, die mich Initiator für dieses Projekt, und forschungszentrum ist auch allerdings sehr enttäusch- an all jene, die es unterstützt eingerichtet und heißt „Klub te. Das Motto des Seminars haben. der jungen Erfinder“. war ja „Was war…was wird Brigitte Brandenburg Interview mit Jeremicz Jacek Jeremicz befasst sich seit 20 Jahren aktiv mit den deutsch-polnischen Beziehungen. Er betreute über viele Jahre u.a. die Zusammenarbeit zwischen den ehemaligen Landsber- gern und der Stadt Gorzów. Er war für die Gestaltung und Umsetzung des Projektes „Ge- schichte der deutsch-polnischen Beziehungen im II. Weltkrieg - Folgen und Ereignisse“ im Auftrage der Stiftung Brandenburg verantwortlich. Er ist Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Brandenburg. Email: j.jeremicz@onet.eu Das Heimatblatt sprach mit ihm über dieses Projekt in Gorzów. Karl-Heinz Wentzell: Im Juni Jacek Jeremicz: 1974 ist in Warthe fusionierte. Eines der fand in Landsberg/Gorzów ein Stuttgart die Stiftung Bran- Hauptziele der Stiftung ist deutsch-polnisches Treffen denburg ins Leben einbe- die Unterstützung und Anre- statt. Wer hatte dazu eingela- rufen worden, mit der 2013 gung der deutsch-polnischen den? die Stiftung Landsberg/ Zusammenarbeit zwischen 17
den Jugendlichen aus beiden Ländern. Bei vielen Gesprä- chen mit dem Kurator der Stiftung Brandenburg – Herrn Karl Christoph von Stünzner- Karbe sowie den Mitgliedern des Stiftungsrates, darunter dessen Vorsitzenden Frau Ingrid Schellhaas sowie Herrn Wolfgang Kuhlmann, an denen ich teilnahm, ist die gemein- same Idee entstanden, ein Treffen mit den Jugendlichen aus Polen und Deutschland zu organisieren. Es sollte aber auch die Möglichkeit für die ehemaligen Landsberger sein, ihre Heimat im Sommer besuchen zu können. 2015 Während des Seminars - Kurator u. Projektleiter bei der Seminareinleitung sind leider zwei bedeutende ses Pilotprojekt in Gorzów als des II. Weltkrieges und seiner Landsberger Persönlichkeiten Generationentreffen, weil an Folgen. – Ursula Hasse-Dresing und der Veranstaltung die Jugend- K-H. W.: Wie stark war die Ge- Christa Greuling verstorben, lichen aus drei Gorzówer wei- neration, die die Kriegsjahre denen es sehr an der Zu- terführenden Schulen, nämlich noch erlebt haben vertreten? sammenarbeit zwischen den aus dem I. und II. Lyzeum und J.J.: Es ist nicht mehr so Jugendlichen aus beiden der Gastronomieschule und einfach die Generation, die die Ländern gelegen war, weil, wie dem Anna-Siemsen-Berufs- Kriegsjahre erlebt hat wirksam Sie immer sagten, die Jugend kolleg in Herford teilnahmen. einzuladen. Das sind Men- unsere Zukunft ist. So hat Diese Gorzówer Schulen ha- schen, die ihr sehr würdiges sich die Stiftung Brandenburg ben in den vorigen Jahren eine Alter erreichten und oftmals, bereit erklärt, Träger dieser Förderung für ihre Projekte was die ehemaligen Lands- Veranstaltung zu sein. Sie von der Bundesarbeitsgemein- berger angeht weit weg in beauftragte dann Wolfgang schaft Landsberg/Warthe Stadt Deutschland leben und weiten Kuhlmann, der über 30 Jahre und Land e.V. bzw. später den Weg nach Gorzów antreten als Mitarbeiter der Kreisver- Stiftungen Landsberg sowie müssen. Ähnlich ist der Fall waltung Herford im Auftrag der Brandenburg erhalten. Anna- auf der polnischen Seite, Landräte die internationalen Siemsen-Berufskolleg in der obwohl sie in Gorzów oder Kontakte des Kreises, mitunter Gorzówer Partnerstadt Herford der unmittelbaren Umgebung mit Gorzòw aktiv gestaltete ist die Schule, wo Frau Hasse- leben, sind sie leider oftmals und begleitete und mich mit Dresing 21 Jahre Schulleiterin in keiner guten Verfassung der Organisation und Umset- war. Sie würde sich bestimmt mehr. Es ist mir aber gelun- zung der Veranstaltung. Die freuen, dass die SchülerInnen gen, die Teilnahme von sechs Schirmherrschaft über diese aus Ihrer Schule jetzt nach Zeitzeugen zu gewährleisten, Veranstaltung wurde von dem Gorzów kommen und die jeweils drei von jeder Seite. Herforder Bürgermeister – Tim Kontakte mit ihren polnischen Somit konnten wir im Seminar Kähler, Gorzówer Stadtpräsi- Freunden pflegen. Zur Teilnah- drei gemischte Arbeitsgrup- denten – Jacek Wójcicki sowie me am Projekt wurden auch pen mit den deutschen und Dr. Priester Grzegorz Cyran die ehemaligen Landsber- polnischen Jugendlichen und – Leiter des Institutes Bischof ger sowie die Polen aus den den Zeitzeugen gründen, wo Pluta in Gorzów. ehemaligen polnischen Ost- sie über ihre die Erfahrungen K-H. W.: Sie nennen es „Ge- gebieten, die nach dem Krieg und Erlebnisse während des narationentreffen“. Bitte erläu- ihre neue Heimat in Gorzòw II. Weltkrieges und unmittelbar tern Sie uns: wer hat daran gefunden haben. Sie sind die danach berichten konnten. An teilgenommen? Zeitzeugen der Ereignisse der Stelle gilt mein herzlichster J.J.: Wir bezeichneten die- 18
Dank an all die Zeitzeugen, die Bevölkerung waren, d.h. was den Jahren 1945/46 geurteilt? daran teilgenommen haben, die Polen im Krieg und die J.J.: Dieses Thema wurde insbesondere an die, die den Deutschen danach erlebten. in den gemischten Arbeits- sehr weiten Weg auf sich Alle Seminarteilnehmer haben gruppen diskutiert, wo die genommen haben und trotz erstmal dem geschichtsträch- deutschen und polnischen mancher Strapaze nach Gor- tigen Vortrag von Herrn Prof. Zeitzeugen über ihre Erleb- nisse berichteten. Sie wurden dazu von den Schülern auch befragt. Die Aussagen der Zeitzeugen waren natürlich unterschiedlich, so wie ihre Schicksale, die sie erlebten. Sie waren damals Kinder und oftmals bekamen von dem Krieg nichts mit. Für sie als Kinder war die Kriegszeit in dem damaligen Landsberg/ Warthe eher eine unbeschwer- te Zeit, wie sie sagten. Die Deutschen, die die Stadt teilweise schon im Januar auf Grund des Russlandsein- Arbeit mit den Zeitzuegen in den AG marsches verlassen muss- ten, berichteten über ihren zów kamen. Rymar aufmerksam zugehört schwierigen Weg nach dem K-H. W.: In Seminaren wurde und anschließend wurde im Westen, wo sie teilweise als über „Die erzwungene Bevöl- Plenum aber auch in den Ar- Fremdlinge ihr neues Zuhause kerungsbewegung nach 1945“ beitsgruppen lebhaft darüber suchen mussten. Dabei hat diskutiert. Bitte schildern Sie diskutiert. Ich finde es bemer- ihnen oftmals die im deut- uns Ihre Eindrücke über die kenswert, wie offen und be- schen Westen lebende Familie Aussagen zu diesem Thema wusst über diese schwierigen geholfen. Es war für sie aber aus polnischer und deutscher Ereignisse diskutiert wurde, eine schwierige Zeit, wo sie Sicht. zumal man ohne dieses Wis- oftmals um das Überleben J.J.: Das Motto des Semi- sen, sich schwierig die bei- kämpften mussten. Die Polen, nars war die Geschichte, die derseitigen gutnachbarschaft- die in die Stadt im März 1945 Gegenwart und die Zukunft. lichen Beziehungen gestallten kamen, zogen in die von den Somit wurde im Rahmen der ließen. Mich hat besonders Deutschen verlassenen Woh- Geschichte des II. Weltkrieges eine Aussage von einem der nungen ein und übernahmen das Thema der erzwungenen polnischen Schüler bei der oft ihre sehr gut ausgestattete Bevölkerungsbewegung ange- Seminarauswertung fasziniert. Werkstätte. Einer der pol- sprochen, darunter die Frage Er sagte nämlich, dass das nischen Zeitzeugen berich- der deutschen und polnischen jetzige Verhältnis zwischen tete darüber, wie sein Vater Zwangsumsiedlung und Ver- Deutschland und Polen, wo eine komplett ausgestattete treibung. In diesem Zusam- beider Völker aus Feinden zu Friseurwerkstatt im Frühjahr menhang wurden vom Prof. Freunden geworden seien, ein 1945 übernahm und seitdem Dariusz Rymar – Leiter des Wunder sei, das sich andere das erste Friseursalon damals Gorzówer Staatsarchivs die Länder in der Welt abgucken in der Stadt betrieb. Die in der Ereignisse des Warschauer sollten. Ich denke das ist die Stadt gebliebenen Deutschen Aufstandes geschildert, damit beste Zusammenfassung der und die angekommenen Polen vor allem die jungen Men- Diskussion über diesen The- haben sich auch oft gegensei- schen es besser verstehen menkomplex. tig geholfen. Die im Sommer können, was die Gründe die- K.-H. W.: Wie wurde über die durchgeführte Vertreibung ser erzwungenen Bewegung Situation der „ersten“ Polen der Deutschen war für sie der deutschen und polnischen und der „letzten“ Deutschen in dagegen sehr hart, weil sie 19
innerhalb von einer kurzen Zeit • Veranstaltung von drei rellen sowie Bildungsaspekte. ihre Wohnungen und Häuser Bundestreffen der Lands- Somit waren wir gemeinsam verlassen und sich auf den berger in Gorzòw (2000, in der Gorzówer Philharmonie Weg ins völlig Unbekannte 2002, 2007), in einem modernen Konzert und Fremde machen mussten. • Gemeinsame Erarbeitung „Die Vision von Chopin im Manche von denen haben und Veröffentlichung von Kosmos“, das allen sehr gut diesen Weg auch nicht mehr vielen Publikationen und gefiel. Wir besuchten auch überlebt, worüber die Zeitzeu- Ausstellungen, das unweit der Stadt gelegene gen berichteten. Alle waren • Förderung der Gorzówer „Gorzówer Technologiezen- sich darüber einig, dass es für Schulen, trum“. Ein EU-gefördertes beide Seiten eine sehr schwie- • Einweihung der Friedens- Entwicklungs- und Produkti- rige Zeit war. glocke (2006). onszentrum, das in den letzten K.-H. W.: Die Annäherung in Aufgrund dieser Begeg- zwei Jahren von ca. 15 Tsd. den letzten Jahrzehnten des nung mit der Geschichte der Jugendlichen im Rahmen vorigen Jahrhunderts hatte zur deutsch-polnischen Zusam- des dort geführten „Klubs des Folge, dass viele persönliche menarbeit in der Stadt Gorzów jungen Erfinders“ besucht wur- Treffen von Polen und Deut- in Form von Projekten wurde de. Im Rahmen dieses Klubs schen stattfanden. Wie wurde die bisher geleistete Versöh- nehmen dort Jugendliche an diese Zeit der Aussöhnung nungsarbeit von den Semin- den chemischen, physischen beurteilt? arteilnehmern sehr positiv und und kybernetischen Expe- J.J.: Die Veranstaltung fand nachahmungswürdig beurteilt. rimenten teil, die sie auch genau in dem 25. Jahrestag K.-H. W.: Die Veranstaltung selber unter den Profidozenten der Unterzeichnung „des Ver- stand besonders im Zeichen gestalten sowie durchführen. trages über die gutnachbar- der Begegnungen Jugend- Der Besuch wurde sehr positiv schaftliche und freundschaft- licher. Bitte sagen Sie uns beurteilt. liche Zusammenarbeit“ statt, etwas über die Stimmung in Es wurde auch eine Freizeit der zwischen den beiden Staa- dieser Gruppe. Welche ge- vorgesehen, die u.a. ge- ten 1991 unterzeichnet wurde. meinsame Veranstaltung der meinsam in dem Gorzówer Dieser Vertrag hat innerhalb der 25 Jahre die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen sehr positiv verändert und er bleibt nach wie vor sehr aktuell in seinen Ansätzen. Er bewegte und regte sehr viel an, was man heute in Gorzów an vielen Stellen sehen kann. Ich meine hierbei die gemein- samen Projekte, die in den letzten 20 Jahren in der Stadt umgesetzt wurden. Die mei- sten von denen wurden den Seminarteilnehmern während der gemeinsamen Stadtrund- fahrt präsentiert. Das sind bei- spielweise folgende Projekte: Wiederaufbau des Paucksch- Konzertbesuch in der Philharmonie brunnens (1997), • Gemeinsame deutsch- jungen Generation fanden statt Sport- und Spaßbadzentrum polnische Gestaltung und und wie wurden diese ange- „Słowianka“ verbracht wurde. Begehen des Gorzower nommen? Die Gorzówer Jugendlichen Gedenk- und Versöh- J.J.: Das Programm des Se- zeigten ihren deutschen nungstages (ununterbro- minars beinhaltete neben den Freunden auch die Stadt zu chen seit 1995), geschichtlichen auch die kultu- Fuß. All diese Freizeit- sowie 20
Bildungsaktivitäten kamen bei Entwicklungen? verstehen. Das sind wiederum allen Teilnehmern sehr gut J.J.: Die Grundlage für das die Voraussetzungen dafür, an. Die Zeit für die Freizeit- Seminar war seine Authenti- dass man gemeinsam die Zu- aktivitäten, die die deutschen zität. Somit wurden zu dieser kunft gestalten und den Frie- und polnischen Jugendlichen Veranstaltung Zeitzeugen den in Europa gewährleisten zusammen verbringen konn- eingeladen, die den Krieg kann. Die Jugendlichen kön- ten, wurde als etwas zu kurz überlebten und mit seinen Fol- nen die besten Träger dieser eingeschätzt. Die Veranstal- gen oft zu kämpfen hatten. Sie Friedensbotschaft sein, wenn tung wurde aber durch den versuchten ihre Erfahrungen man ihnen nur Möglichkeiten für gemeinsame Begegnungen schafft, was das Seminar in Gorzów eindeutig zeigte. K.-H. W.: Wird es in abseh- barer Zeit eine Fortsetzung oder Wiederholung dieser Art von Treffen auf regionaler Ebene geben? J.J.: Die Stadt Gorzów wird im nächsten Jahr ihr 760. Grün- dungsjubiläum feiern. Es wird bestimmt eine Reihe feierlicher Veranstaltung geben, die einen würdigen Rahmen dazu bilden werden, deutsch-polnische Begegnungen dieser Art zu organisieren. Das könnte si- cherlich eine Bereicherung der Feierlichkeiten sein. Ich weiß Seminarauswertung aber, dass einige Teilnehmer Bundesbeauftragten für Kultur und Lebensweisheiten den des diesjährigen Seminars, und Medien sowie den Kreis Jugendlichen aus Gorzów und das ein Pilotprojekt dieser Art Herford gefördert, somit muss- Herford, den Partnerstädten in Gorzów war, bis heute in te man bestimmte Kriterien zu vermitteln, was von einer Kontakt bleiben und öfter mal erfüllen, so dass den Förder- Herforder Schülerin in einem über Facebook kommunizie- richtlinien Rechnung getragen Interview als „total schön“ ren. Das ist der beste Beweis wird. Und das ist auch gelun- bezeichnet wurde. Ich denke, dafür, dass es eine gelungene gen, weil das Projekt in der das zeigt wie wichtig es ist, Veranstaltung war, wenn bis eingereichten Form gefördert Veranstaltungen dieser Art zu heute feste Freundschaften und anschließend die Abrech- organisieren, damit man über als eins der Projektergebnisse nung bestätigt wurde. schwierige Fragen der Ge- bestehen. K.-H. W.: Welche Wünsche schichte beider Länder spre- K.-H. W.: Ich danke Ihnen für und Empfehlungen kamen aus chen kann. Durch die Aufklä- das interessante Gespräch den Reihen der Teilnehmer für rung dieser Fragen kann man und wünsche viel Erfolg bei die zukünftige lokalpolitische, die Toleranz füreinander schaf- den weiteren Projekten. ökonomische und menschliche fen und die komplizierte Ge- Entwicklung der beiderseitigen schichte beider Länder besser Kulturprojekt in Gorzów D ie Publikation“ Landsberg/ Gorzów – Miejscepamięc Gedenkstätte“ ist Ergebnis „Landsberg an der Warthe / Gorzów Wielkopolski - Ge- denkstätte. Deutsch-polnische delt wurden“. Dieses Projekt wurde zwischen dem 18. Oktober und dem 29. No- eines deutsch-polnischen Treffen mit Zeitzeugen, die vember 2014 in Gorzów, im kultur-kulinarischen Projektes nach 1945 zwangsumgesie- Restaurant Łubu Dubu mit 21
der finanziellen Unterstützung alle Zerstörungen, verbrannte Herbert Schimmel. von dem Europäischen Fonds Hauser, Ruinen... aber hier Es ist das Jahr 1945. Der für regionale Entwicklung im wurde nicht gekämpft, ich erin- Krieg geht zu Ende. Immer Rahmen des opera- tionellen Programms „grenzüberschreiten- de Zusammenarbeit Polen (Woiwodschaft Lubuskie) - Branden- burg 2007-2013, Fonds für Kleinprojekte und Projektnetzwerk des Euroregions Pro Euro- pa Viadrina. Während der kultur- kulinarischen Begeg- nungen „am Tisch“, die Teilnehmer hatten die Gelegenheit die Schicksale von vier Hauptpersonen ken- nen zu lernen - zwei Polen: Zofia Nowa- kowska und Waldermar Świątkiewicz und zwei Deutschen: Herbert Schimmel nere mich an Richtstraße. Wir mehr Dörfer werden von der und Peter Becker. Für diese waren dort oft mit den Kindern sowjetischen Armee besetzt. Personen wurde Landsberg/ umzugucken, wo wir etwas Sie kommen auch nach Zanzin Gorzów nach 1945 zu einem zum Essen finden. Wir haben (jetzt Santocko) - Heimatdorf außergewöhnlichen Ort, der gesehen, was geschehen ist. und in der Nähe von Lands- ihren Lebenslauf für immer Die Stadt wurde sehen von berger. Herbert ist damals 10 verändert hat. der sowjetischen Armee be- Jahre alt und versteht nicht Herbert Schimmel setzt. Die Wohnungen wurden ganz, was geschieht. Hier, im Nach dem Krieg sagte man, geplündert und dann wurde ruhigen Dorf im Ostdeutsch- Feuer land, war das Echo des gelegt. Krieges kaum hörbar. Ganz Auf einfach, im Laufe der Zeit wer- diese den die Gefallenenlisten in der Art und Zeitung immer länger und die Weise Erwachsenen sprechen leise wurde über „ernste Sachen“ also ein dass die Zahl der Bekannten Haus und Nachbarn, die nicht mehr nach nach Zanzin zurückkehren, dem immer größer wird... ande- Der Krieg ren Herbert hat Ende Februar zerstört. 1945, mit dem Ankommen der Es hat Sowjetarmee, zum ersten Mal mich persönlich mit dem Krieg zu sehr tun. Die Dörfer von Landsberg bewegt bis Küstrin (jetzt Kostrzyn nad dass in Landsberger gekämpft und ich habe diese Erinnerung Odrą) besetzt die Rote Ar- wurde - und daher kommen heute noch vor Augen - erzählt mee. Alle Einwohner werden 22
evakuiert. Auch Herbert und immer. Zanzin/Santocko wird jak najczęściej. seine Familie. Sie kommen eine Erinnerung. Zum ersten Mal konnte ich nach Landsberg. Sie wurden Der junge Herbert versteht aus dem Gesichtspunkt eines in der heutigen Kosynierów nicht, warum alles sich so Deutschen hören, wie er sieht, Gdyńskich untergebracht. Sie verändert hat. Herbert, der beurteilt und sich an diese wohnen hier 3-4 Wochen. Sie fast 80 Jahre alt ist, weiß es. Tragödie, die Zeit des zwei- beobachten den Verfall der Manchmal fühlt er deswegen ten Weltkriegs und spätere Stadt. Plünderungen. Inbrand- Traurigkeit, Sehnsucht, aber er Umsiedlungen erinnert. Wir setzungen. Transporte der fühlt keinen Groll. - Das, was sprechen von dem Krieg und deutschen Familien nach We- passiert ist, kann man nicht seinen Konsequenzen immer sten. Der Großvater beschließt ändern und das Leben geht aus unserer, polnischer Per- endlich: Ich kehre zurück! Und weiter. Man muss leben und spektive. Wir bedenken nicht, dann kommen sie „für eine sich nicht mit Wut vergiften - wie sich die Deutschen gefühlt Weile“ nach Zanzin. sagt er lächelnd. haben, als sie von heute auf Sie bleiben noch ein paar Anna Cyąsłka morgen alles lassen und ins Jahre nach dem Krieg im Dorf. Po raz pierwszy mogłam Unbekannte fahren mussten. Sie bestellen das Feld. Sie usłyszeć z perspektywy Niem- Die Stimmung war toll. Das machen Hauseingemachtes. ca, jak widzi, pamięta i ocenia Essen auch. Meiner Meinung Es gelingt Ihnen ein Gleich- tę tragedię: czasy II wojny i nach sollte man solche Veran- gewicht zu finden, zwischen późniejszego przesiedlenia. staltungen öfters organisieren. denen, die hiergeblieben sind, Zawsze mówimy weil man sie brauchte - bei wojnie i jej konsekwencjach Die vorstehenden Ausschnitte den Feldarbeiten, in Ämtern, in tylko z naszej, polskiej per- wurden der Broschüre ent- Fabriken und Polen, die hier- spektywy. Nie zwracamy uwagi nommen. Das Projekt wurde her aus Zentralpolen kamen na to, jak czuli się Niemcy, im Rahmen der ETZ finanziell oder die, die aus Gebieten kiedy z dnia na dzień musieli unterstützt und fand unter dem umgesiedelt wurden, die nach wszystko zostawić ehrenamtlichen Patronat des dem Krieg von der Sowjetuni- przenieść się w nieznane. Konsulats der Bundesrepublik on eingezogen wurden. Atmosfera była fajna. Jedzenie Deutschland, Wrocław statt Mitte der 50-er Jahre ver- też. Uważam, że takie spotka- lassen sie ihr Heimatdorf für nia powinny być organizowane Brandenburgischer Archivpreis A usgezeichnet wurde die Stiftung Brandenburg - Haus Branden- burg mit dem Brandenburgischen Archivpreis 2016 für die Sicherung, Übernahme, Erschließung und Nutzbarmachung überlieferten Schriftguts aus Heimat- stuben und privaten Nachlässen. Der Brandenburgische Archivpreis wird alle zwei Jahre vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (Landesverband Brandenburg) ver- geben. Auch die Märkische Oderzeitung interessierte sich dafür. Am 18. Mai 2016 erschien ein Artikel dazu in der MOZ. (s.a. HB 52, S. 9) 23
Ehrenpreis D en Ehrenpreis 2016 der Stif- tung Brandenburg und des Freundeskreises e. V. erhielt Frau Ingrid Schellhaas für ihr langjähriges, beispiel- haftes, mit großem ehrenamt- lichem Engagement erfolgreich betriebenes Eintreten um die Bewahrung der Kultur und Geschichte des ostbrandenbur- gischen Vertreibungsgebietes und ihre Verdienste um die deutsch-polnische Verständi- gung. Die Laudatio hielt Herr Hasso Freiherr von Senden, Vorsitzen- der des Freundeskreises e. V. Stftungsrat E rgebnis der Wahlen des neuen Stiftungsrats (Amtszeit 3 Jahre): Alphabetisch geordnet • Jacek Jeremicz, Gorzów • Dr. Wolfgang Kessler, war bis vor kurzem Leiter der Martin-Opitz-Bibliothek, Herne • Wolfgang Kuhlmann, Vlotho • Ingrid Schellhaas, weiterhin Vorsitzende des Stiftungsrats • Herbert Schimmel, Seelow • Dr. Reinhard Schmook, bis vor kurzem Kurator der Stiftung Königsberg/NM, leitet das Königs- berger/NM Museum in Bad Freienwalde • Jochen Ullrich, Vorsitzender des Heimatkreises Arnswalde und Schatzmeister der Landsmann- schaft Ostbrandenburg/Neumark e.V. Stellv. Vorsitzender des Stiftungsrats. Der Stiftungsrat besteht aus bis zu 7 Personen, 8 Kandidaten hatten sich gemeldet. Ein Mitglied – Dr. Bernd von Sydow – schied aus eigenem Wunsch aus, entsandte an seiner Stelle Herrn Ullrich. Herr Lothar Hoffrichter, Fürstenwalde, hatte die geringste Stimmenzahl bei der geheimen Wahl und schied deshalb aus. Ist Ehrenmitglied geworden (Recht auf Teilnahme an den Sitzungen, hat Rederecht, aber keine Stimme). Kurator ist nach wie vor Herr Karl-Christoph von Stünzner-Karbe, wird voraussichtlich demnächst (noch in 2016) als Kurator für die nächste Amtszeit (3 Jahre) bestätigt. IS Weitere Informationen über Beratungen oder Beschlüsse liegen nicht vor. Nach Redfaktionsschluss: Die Wahl des Kurators hat inzwischen stattgefunden. Herr Karl-Christoph von Stünzner-Karbe ist für die nächste dreijährige Amtszeit vom 01.01.2017 bis 31.12.2019 wiedergewählt worden. Deine Nahrungsmittel seien deine Heilmittel. Hippokrates 24
Sie können auch lesen