RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen

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RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
27. Jahrgang                            Nr. 55, Sommer 2015

                   RHEIN-
                   SCHIENE
                   Zeitschrift für Verkehrspolitik
                   in der Region Köln

Regionaler Nahverkehr: Ausbau & Finanzierung
Radverkehr: Vorschläge für die Deutzer Brücke
Verkehrskonzepte: Rück- & Ausblicke
                    Regionalverband Köln e. V.
RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
e ) Lust a uf L as
              neu                   t
  (D       ie
                                                                 z. B. Gazelle cabby – günstiges
                                                                 Transportvehikel, für die Brötchen-
                                                                 tüte zugegeben etwas oversized…

                                                                                                       z. B. Christiania Light –
                  und allzeit freie Sicht bis zum Horizont aus
                                                                                                       ultimativ leichter Kindertransporter
                    formvollendeter Holzbox (auf draht)
                                                                                                       mit viel Stauraum (Radlager)

                                                                                                        z. B. Transporter „BlueLabel“
                                                                                                        von r-m. Starker Bosch-Mittelmotor.
                                                                                                        Lediglich die Endlichkeit der eigenen
                                                                                                        Phantasie setzt seinen vielfältigen
                                                                                                             Einsatzmöglichkeiten Grenzen.

                                                                                                                                      Das
                                                                                                                                 Fahrrad.
                                      z. B. Load hybrid von r-m. Setzt Maßstäbe bei                                          Es lässt uns
                                      der Revolutionierung herkömmlicher Bikes.                                        viel Freiheit, hält
                                      Aus Last wird lässig.                                                       uns körperlich gesund
Schon                                                                                                        und sogar geistig fit! Geben
heute gibt es                                                                                      wir unserer (Fort-)Bewegung also die
Perspektiven für ein                                                                           Form und Dynamik, die uns gut tut und
Leben ohne Stau, Parkplatzsuche                                                              uns hoffentlich mehr erreichen lässt als nur
und unverhältnismäßigen Energieverbrauch (siehe oben).                                            immer und überall erreichbar zu sein.
Ideales Transport- und Fortbewegungsmittel für die Stadt:                                     Gerne stehen wir beim Umstieg zur Seite.
                                               Ihre Kölner VSF-Mobilitätsberater

         Sechzigstr. 6 · 50733 Köln                          Weyertal 18 · 50937 Köln                          Bonner Str. 53-63 · 50677 Köln
                Tel. 0221-73 46 40                                Tel. 0221- 44 76 46                                       Tel. 0221-32 80 75
                www.radlager.de                              www.aufdraht-koeln.de                                  www.stadtrad-koeln.de
RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
Sommerausgabe 2015

Editorial                                                        Inhalt
Liebe Lesende,
                                                                 Öffentlicher Nahverkehr
unser Titelbild zeigt die Bahnsteighalle des Kölner Haupt-       Stadtbahn in Köln: Ausbau auf den Weg bringen.......... 4
bahnhofs, einem wichtigen Knoten nicht nur für den               Linie 13: Längst überfällige Verlängerung...................... 7
Fernverkehr, sondern auch für den öffentlichen Nahver-
                                                                 Bördebahn: Zugverbindung am Wochenende................ 8
kehr im Rheinland. Der seit Jahren gerade auch für einen
attraktiven öffentlichen Nahverkehr fällige Ausbau dieses        Tarifsystem: „VRS + AVV = ?“....................................... 8
Bahnknotens hängt in                                             WanderBus weiter mit Erfolg......................................... 8
starkem Maße von einer                                           Nahverkehrsfinanzierung:
ausreichenden Unterstüt-                                         Poker muss endlich Ende finden................................... 10
zung durch den Bund ab.                                          Umfrageergebnis: Bürger wollen weg vom Auto.......... 10
Zum aktuellen Stand der                                          ÖPNV-Zugänglichkeitstest: Köln ist Test-Region.......... 11
auf den ersten Blick tro-                                        Probleme im Kölner Dieselnetz.................................... 12
ckenen, gleichwohl span-
nenden Auseinanderset-                                           Radverkehr
zungen um die Nahver-                                            Gestiegene Unfallzahlen.............................................. 14
kehrsfinanzierung be-                                            Forum Freie Lastenräder am 20. Juni 2015.................. 15
richtet detailreich unser                 [Foto: John S. Camp]
                                                                 „Radfahren frei“ in Fußgängerzone!............................ 16
Experte Friedhelm Bihn
                                                                 Neuer Kongress: Radfahren macht reich! .................... 17
ab Seite 10 dieser Ausgabe. Vom Ergebnis dieses zähen
Ringens hängen auch andere wichtige Projekte in unserer          Deutzer Brücke:
Region ab, zum Beispiel der Ausbau der Linie 13 und an-          Vorschläge für bessere Radverkehrsbedingungen......... 18
derer Verbindungen im Kölner Stadtbahnnetz. Mehr dazu            Bericht des Fahrradbeauftragten.................................. 20
finden Sie in den Artikeln auf den Seiten 4 bis 7.               ADFC-Fahrradklimatest: Im Westen nichts Neues ....... 22
Auch weitere Artikel in dieser Ausgabe verweisen auf die         Radfahrer und Fußgänger:
mehr oder weniger nahe Zukunft des umweltfreundlichen            Stiefkinder der Verkehrspolitik in Köln?........................ 23
Verkehrs in der Region, beispielsweise Planungen zur zu-         Kölner Fahrrad-Sternfahrt:
künftigen Radverkehrsführung in der Kölner Innenstadt –          „Frisch und frei am Stau vorbei!“................................ 24
siehe die Artikel zur Öffnung der Fußgängerzonen für den
Radverkehr (Seite 16) oder der Planungsstand zum Rad-            Verkehr allgemein
verkehrskonzept Innenstadt auf Seite 21. Einen besonders         Agora Köln:
gewagten Blick in die Zukunft enthält der Artikel von Hans-      Alternatives Mobilitätskonzept veröffentlicht............... 26
Georg Kleinmann über das autonome Auto (siehe Seite              Kommentar zur Aktion „Köln steht bei Rot“................ 27
32). Wir sind gespannt, wie unsere Leser diese Vorstellun-       Bergisch Gladbach:
gen beurteilen, ob eher skeptisch oder hoffnungsvoll.            Stadt arbeitet an nachhaltigem Mobilitätskonzept....... 28
                                                                 Köln-Holweide:
Der AK Rad bleibt sehr aktiv und bereitet sich auf die
                                                                 Bewohner fordern regionales Verkehrskonzept............ 29
Fahrrad-Sternfahrt am 21 Juni (siehe Seite 24) vor, wobei
die Teilnehmerzahlen der letzten Jahre hoffentlich erneut        Mein Weg zur Arbeit: Alternativen zum Automobil..... 30
übertroffen werden.                                              Das autonome Auto – sind die Würfel gefallen?.......... 32
                                                                 Das Kölner Gesamtverkehrskonzept von 1992:
Der Bereich des nichtmotorisierten Verkehrs hat in unserem
                                                                 Umsetzung und Aktualität für zukünftige Planung....... 34
Regionalverband durch die Gründung des Arbeitskreises
Fuß eine Aufwertung erfahren. Mitstreiter sind herzlich          Der verkehrspolitische Blog: Bewegte Zeiten................ 36
willkommen! Wer sich erstmal informieren oder die Akti-
                                                                 Service
ven kennenlernen möchte, hat eine einfache Möglichkeit
                                                                 Radtourentipp:
dazu bei unserer Jahreshauptversammlung am 24 Juni, zu
                                                                 Villen, Tempel und Aquädukte in der Nordeifel............ 36
der wir auf Seite 45 einladen.
Bis dann wünscht viel Spaß beim Lesen,                           VCD
                                                                 Leserbriefe................................................................... 42
die Redaktion der RHEIN-SCHIENE                            
                                                                 Veranstaltunshinweis: Mobilitätswende in Köln............ 44
 PS: Aufruf zur Teilnahme am ÖPNV-Check des VCD-                 Einladung zur Mitgliederversammlung 2015................ 45
 Bundesverbandes, der leicht über dessen Internetseite           Spendenaufruf............................................................. 46
 erreichbar und schnell ausgefüllt ist! Eine hohe Beteili-       Kontakte...................................................................... 46
 gung hilft, diverse Themenfelder des ÖPNV aus Sicht             Impressum................................................................... 46
 der NutzerInnen darzustellen und zu bewerten. Die               Der VCD stellt sich vor................................................. 47
 Ergebnisse der Untersuchung will der VCD im Herbst
                                                                 Beitrittsformular........................................................... 47
 vorstellen. Siehe www.vcd.org/oepnv-check.html.

RHEIN-SCHIENE Nr. 55                                                                                                                       –3–
RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
Öffentlicher Nahverkehr

Zukunft der Stadtbahn in Köln
Ausbau auf den Weg bringen
Rückblick auf eine Veranstaltung des     Öffentlichen Per-
Verkehrsclubs Deutschland zur Zu-        sonennahverkehr
kunft der Stadtbahn in Köln              geschaffen wer-
                                         den. Große Men-
Der Titel unserer VCD-Veranstaltung      gen von Fahrgäs-
am 28. Januar in der Alten Feuer-        ten können nur
wache war programmatisch ge-             von den schie-
wählt: „Mehr Stadtbahn für Köln!“        nengebundenen
Ziel dieses Abends war es, politische    Verkehrsträgern
Entscheidungsträger und die Öffent-      bewältigt werden.
lichkeit darauf hinzuweisen, dass –      An einem weite-
über die zurzeit laufenden Projekte      ren Ausbau des
(Nord-Süd-Stadtbahn, Anschluss von       Stadtbahnnetzes
Mengenich) hinaus – in den nächsten      führt insofern VCD-Veranstaltung zur Zukunft des Kölner Stadt-
Jahren ein weiterer Ausbau des Schie-    kein Weg vorbei. bahnnetzes – gut besucht und diskussionsfreudig
nennetzes in Köln erforderlich ist. Die     Gunther Höhn,
Weichen hierfür müssen jetzt gestellt    Bereichsleiter Nahverkehrsmanage-          Stadtbahn mit dem Westen der Stadt
werden.                                  ment der KVB, stellte die vier Pro-        verknüpfen (siehe hierzu den Artikel
                                         jekte vor, die nach Auffassung der         auf S. 7).
Die Vorträge                             Verkehrsbetriebe  mittelfristig realisiert   Mit der Verlängerung von Stadt-
                                         werden sollten. Wichtig ist hierbei        bahnlinien nach Neubrück und nach
Die beiden eingeladenen Referenten       einerseits, die Leistungsfähigkeit des     Zündorf-Süd würden endlich diese
stellten hierzu den Stand der Diskus-    zentralen Netzes in der Innenstadt zu      einwohnerstarken beziehungsweise
sion bei Stadt und KVB vor.              stärken, anderseits Stadtteile mit ho-     wachsenden Stadtteile an das Netz
   Christian Dörkes, Fachreferent für    hem Bevölkerungsanteil neu an das          angebunden.
Verkehr im Amt des Oberbürgermeis-       Schienennetz anzubinden.
ters, nannte zunächste die Gründe für       Für die stark belastete Ost-West-      Hinweise
den Ausbaubedarf: eine wachsende         Achse wird zurzeit im Auftrag der
Bevölkerung in Köln, eine stetig stei-   Stadt eine Machbarkeitsstudie erar-         Auf Basis der Leitziele „Köln Mobil
gende ÖPNV-Nachfrage bei gleichzei-      beitet. Erhofft werden konkrete Vor-        2025“ wird die Stadt das „Stadt-
tig heute schon mehr als ausgelaste-     schläge, wie hier die Leistungsfähig-       entwicklungskonzept Mobilität und
ten Kapazitäten.                         keit des ÖPNV erheblich erhöht wer-         Verkehr“ und den „3. Nahverkehrs-
   In den von der Stadt gemeinsam mit    den kann. Die KVB setzt zum Beispiel        plan Köln“ erarbeiten.
dem VCD und anderen lokalen Ver-         auf den Einsatz längerer Züge mit je-         Im Vorfeld sollen in einer Veran-
bänden erarbeiteten Leitlinien „Köln     weils drei Wagen, was einen Ausbau          staltungsreihe „Kölner Perspektiven
Mobil 2025“ wird darüber hinaus          der Haltestellen erfordert.                 zur Mobilität“ Fachleute zu Wort
das Ziel formuliert, den Anteil des         Die Verlängerung der Gürtelbahn          kommen. Die Reihe wurde im April
umweltverträglichen Verkehrs (Fuß-,      (Linie 13) im Süden von der Luxem-          2015 begonnen und wird mit den
Rad-, öffentlicher Verkehr) von heute    burger Straße bis zum Rhein (zumin-         folgenden Terminen fortgesetzt:
60 Prozent bis 2025/30 auf 67 Pro-       dest jedoch bis zur Bonner Straße)          ■ 8. Juni 2015: Angelika Winkler,
zent zu steigern. Dies wird jedoch nur   würde nicht nur einwohnerstarke                Wien
möglich sein, wenn in erheblichem        Stadtteile besser erschließen, son-         ■ 17. August 2015: Diego Deponte,
Umfang zusätzliche Kapazitäten im        dern zusätzlich die neue Nord-Süd-             Mailand
                                                                                     ■ 21. September 2015: Michael Er-
                                                                                        man, Stockholm
                                                                                     ■ 19. Oktober 2015: Per Als, Ko-
                                                                                        penhagen
                                                                                     ■ 9. November 2015: Abschluss-
                                                                                        veranstaltung mit Schlussfolge-
                                                                                        rungen zur künftigen Mobilitäts-
                                                                                        planung
                                                                                     Das Strategiepapier „Köln Mobil
                                                                                     2025“ kann unter www.stadt-koeln.
                                                                                     de/politik-und-verwaltung/stadt-
Die Referenten von links nach rechts: Christian Dörkes (Stadt Köln),                 entwicklung/mobilitaet    abgerufen
Gunther Höhn (KVB), Friedhelm Bihn (VCD)                                             werden.

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RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
Öffentlicher Nahverkehr

  Friedhelm Bihn, Sprecher des Ar-         leisteten mit kritischen Fragen und       nenerschließung des Entwicklungsge-
beitskreises ÖPNV des VCD-Bundes-          Anregungen einen wichtigen Beitrag        biets in Mülheim-Süd über die Deutz-
verbandes, wies abschließend darauf        zum Gelingen des Abends.                  Mülheimer Straße hingewiesen.
hin, dass diese und andere Projekte          So wurde auf die Möglichkeit hin-
nur realisiert werden können, wenn         gewiesen, zukünftig den durch die         Wie geht es weiter?
Bund und Länder sich endlich auf eine      Ausweisung von Bauland entstehen-
ausreichende Finanzierung von Maß-         den Grundstücksmehrwert teilweise         Anlässlich des 20-jährigen Bestehens
nahmen zum ÖPNV-Ausbau über                zur Finanzierung der ÖPNV-Erschlie-       unseres VCD-Arbeitskreises ÖPNV
2019 hinaus einigen (siehe hierzu den      ßung abzuschöpfen.                        haben wir an diesem Abend gewagt,
Artikel auf S. 10).                          In Frage gestellt wurde ferner der      einmal weitere 20 Jahre in die Zukunft
  Anschließend hatten die rund 60 Zu-      heute – etwa von den staatlichen Zu-      zu blicken. Nun gilt es, das was oft
hörer und Zuhörerinnen im gut gefüll-      schussgebern – geforderte Standard        schon seit Jahrzehnten auf dem Papier
ten Großen Forum der Alten Feuerwa-        für den Ausbau der Stadtbahn, der         steht, endlich auch Realität werden zu
che das Wort. Viele von ihnen stellten     viele Lösungen unmöglich oder unbe-       lassen.
sich als in der Lokalpolitik aktiv vor,    zahlbar macht. Hier wurde als Beispiel    Volker Kunstmann,
etwa als Vertreter einer Ratspartei. Sie   auf die schwierige oberirdische Schie-    VCD-Arbeitskreis ÖPNV               

Die vorgeschlagenen Ausbaumaßnahmen im VCD-Schnelltest
Vorschläge der KVB                         B: Südliche Verlängerung der Linie 13     C: Verlängerung der Linie 7 bis Zün-
                                           ■ bessere ÖPNV-Erschließung für die          dorf-Süd
A: Ausbau der oberirdischen Ost-              einwohnerreichen Stadtteile Zoll-      ■ preisgünstige oberirdische Erschlie-
   West-Achse                                 stock, Raderberg, Bayenthal               ßung
■ für die Leistungsfähigkeit des Ge-       ■ verstärkte Einbindung der Nord-         ■ Bedarf wird durch die geplanten
   samtnetzes dringend erforderlich           Süd-Bahn in das KVB-Netz                  zusätzlichen 2.000 Wohneinheiten
■ Qualitätsverbesserungen nicht nur        ■ Entlastung der Innenstadt durch            noch dringender
   für ÖPNV, sondern auch für Fuß-            verbesserte Außenverknüpfung der
   gänger und Radfahrer notwendig             Radialen                               D: Anbindung von Neubrück über die
■ Kfz-Durchgangsverkehr ist hierfür                                                     Linien 1 oder 9
   zu reduzieren                                                                     ■ preisgünstige kurze oberirdische Er-
                                                                                        schließung
                                                                                     ■ „verspäteter“ Anschluss eines hoch
                                                                                        verdichteten Stadtteils

                                                                                     Von der Stadt genannte
                                                                                     weitere Projekte

                                                                                     e: Anbindung von Widdersdorf über
                                                                                        die Linien 1 oder 4
                                                                                     ■ hohe Priorität wie Zündorf-Süd und
                                                                                        Neubrück,
                                                                                     ■ teurer, da Unterquerung von Bahn
                                                                                        oder Autobahn erforderlich

                                                                                     f: Verlängerung der Linie 13 im
                                                                                        Rechtsrheinischen
                                                                                     ■ oberirdische Führung über die
                                                                                        Frankfurter Straße möglich
                                                                                     ■ stark ausgelastete Buslinien bewei-
                                                                                        sen die hohe Nachfrage nach Ver-
                                                                                        bindung zwischen den rechtsrheini-
                                                                                        schen Stadtteilen
                                                             [Kartengrundlage KVB]
                                                                                     g: Verlängerung der Nord-Süd-Bahn
Die Karte skizziert die bestehenden Strecken (dunkelblau) und die möglichen
                                                                                        bis Meschenich
Erweiterungen des Stadtbahnnetzes.
                                                                                     ■ Anbindung eines hoch verdichteten
hellblau = laufende Projekte
                                                                                        Stadtteils
rot      = mittelfristig realisierbare Projekte
                                                                                     ■ Über- oder Unterquerung des Ver-
           (A: Ausbau, B bis D: Netzerweiterung)
                                                                                        teilerkreises erforderlich
gelb     = weitere Projekte (e bis g. Netzerweiterung)

RHEIN-SCHIENE Nr. 55                                                                                                 –5–
RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
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RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
Öffentlicher Nahverkehr

Linie 13 vom Sülzgürtel bis nach Bayenthal
Längst überfällige Verlängerung
Seit Jahren wird die Verlängerung der     befördern. Wer gelegentlich in einem       Köln an einzelnen Wochentagen üb-
Linie 13 im Kölner Süden diskutiert.      überfüllten Bus der Linie 130 den Gür-     lich ist.
                                          tel entlang fährt, der wird sich fragen,      Ein wirklich dicker Brocken ist die
Die Idee ist nicht neu, und die Trasse    weshalb hier noch immer keine Stadt-       enge und niedrige Bahn-Unterführung
wird schon seit Jahrzehnten freigehal-    bahn fährt oder wenigstens in der          zwischen Klettenberg und Zollstock.
ten. Eine Weiterführung der Stadt-        konkreten Planung ist. Entlang der         Hier ist eine Kooperation mit den Ver-
bahn-Linie 13 entlang des Gürtels         Strecke liegen zwei weiterführende         antwortlichen bei der Deutschen Bahn
von der Luxemburger Straße bis zum        Schulen (Irmgardis-Gymnasium und           nötig, denn das Brückenbauwerk ist
Rheinufer war einmal eine der vor-        Europaschule), deren Schülerinnen          dringend sanierungsbedürftig. Aller-
dringlichsten Maßnahmen, um den           und Schüler sowohl aus Richtung Sülz       dings trifft dies auf zahlreiche Brücken
linksrheinischen Kölner Süden besser      als auch aus Sürth, Rodenkirchen und       in ganz Deutschland zu. Wann es zu
an das schienengebundene ÖPNV-            Rondorf besuchen.                          einer umfangreichen Sanierung oder
Netz anzuschließen.                         Zudem sind zahlreiche Neubauge-          gar einem Abriss und Neubau kommt,
   Diese Vision wurde jedoch mit der      biete im unmittelbaren Einzugsbereich      steht in den Sternen. Im Zuge dieser
Umplanung der Nord-Süd-Stadtbahn          des südlichen Gürtels und der Bonner       Maßnahme könnten dann auch eine
im Jahr 2000 fallen gelassen. Statt wie   Straße stadtauswärts entstanden und        erweiterte Durchfahrt und vielleicht
ursprünglich geplant über die Bon-        zum Teil bereits bezogen. In wenigen       sogar ein S-Bahn-Haltepunkt geplant
ner Straße und den Bayenthalgürtel        Jahren wird auch das Grundstück der        und eingerichtet werden.
zu fahren, beschloss die Ratsmehr-        Deutschen Welle mit etwa 750 Wohn-            Der Hauptgrund, weshalb die Pla-
heit in Köln im Rahmen der zweiten        einheiten bebaut.                          nungen derzeit nicht wirklich voran-
Baustufe die Planung eines Abzweigs         Insgesamt würden durch eine Ver-         gehen, ist allerdings die Unsicherheit
ab Bonner Wall und eine Querung           längerung der Linie 13 von der Lu-         über die für die Realisierung erforder-
der Rheinuferstraße südlich der Süd-      xemburger bis zur Bonner Straße etwa       lichen Investitionszuschüsse aus Bund
brücke. Die Inbetriebnahme dieses         35.000 Menschen an das Stadtbahn-          und Land. Das betrifft im Übrigen
Streckenteils soll noch in diesem Jahr    netz angeschlossen, die bisher nur un-     nicht nur die Linie 13, sondern alle
erfolgen. Hinzu kam die Planung einer     zureichend angebunden sind.                Ausbau- und Erweiterungsprojekte
dritten Baustufe entlang der Bonner         Nicht alle befürworten dieses Pro-       des schienengebundenen Nahver-
Straße bis zum Bonner Verteilerkreis.     jekt. Widerstand kommt zum Beispiel        kehrs. Zurzeit kann bundesweit keine
Hier läuft derzeit noch das Planfest-     aus der Klettenberger Bevölkerung:         Investitionsmaßnahme ernsthaft an-
stellungsverfahren. Die Fertigstellung    Mitten auf der für die Stadtbahner-        gegangen werden, deren Planungs-
des kompletten Umbaus der Bonner          weiterung benötigten Trasse erfreut        horizont das Jahr 2019 übertrifft (sie-
Straße ist für das Jahr 2019 geplant.     sich mittwochs und samstags ein            he Artikel auf Seite 10). Das schweißt
   Inzwischen sehen alle Verantwort-      Wochenmarkt größter Beliebtheit.           in Köln und anderen Städten zwar
lichen bei der Stadt Köln und bei         Eigentlich wäre ausreichend Platz für      viele Entscheidungsträger zusammen,
der KVB ein, dass die milliardenteu-      Stadtbahn UND Markt. Dazu müssten          aber de facto wird es zu einem vorläu-
re Maßnahme Nord-Süd-Stadtbahn            an diesen zwei halben Tagen lediglich      figen Ausbau-Stopp und unnötigen
nicht ausreichen wird, um die weiter-     Einschränkungen des motorisierten          Verzögerungen kommen, welche die
hin wachsende Bevölkerung in Ma-          Individualverkehrs gelten sowie das        Mobilität in wachsenden Städten trotz
rienburg, Raderberg und Raderthal         Wegfallen einiger Parkplätze hinge-        aller Willensbekundungen in Zukunft
insbesondere in Hauptverkehrszeiten       nommen werden, wie dies bei zahl-          erheblich einschränken werden.
mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu       reichen Wochenmarktflächen in ganz         Sabine Müller                         

Verlauf und Haltepunkte der verlängerten Linie 13 sowie kritische Punkte Wochenmarkt und Bahnunterführung (Quelle
KVB); Foto links: Bahnunterführung; Foto rechts: Trasse in Zollstock mit Hochhaus der Deutschen Welle im Hintergrund.

RHEIN-SCHIENE Nr. 55                                                                                                  –7–
RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
Öffentlicher Nahverkehr

Bördeexpress von Düren nach Euskirchen
Zugverbindung am Wochenende
Der „Eifel-BördeExpress“ ist ein von        Bei diesem Projekt steht zunächst             Fahrkarten sind ausschließlich im
Bürgerinnen und Bürgern ehrenamt-         der touristische Sonderbetrieb an            Zug erhältlich, aber auch Jobtickets,
lich organisierter Zugverkehr auf der     Sonn- und Feiertagen im Vorder-              Monatskarten oder andere Fahrschei-
Schienenstrecke Düren-Zülpich-Eus-        grund, wo der Zugbetrieb eine Fahr-          ne der Verkehrsverbünde AVV (Aa-
kirchen, der „Bördebahn“.                 planlücke füllt, die durch den lediglich     chener Verkehrsverbund) und VRS
                                          werktäglichen Verkehr der zwischen           (Verkehrsverbund Rhein Sieg) wer-
Ehrenamtliche Helfer arbeiten als         Düren und Euskirchen verkehrenden            den anerkannt, ebenso das Euregio­
Zugbegleiter, Schrankenposten oder        Buslinie SB98 entsteht.                      ticket und die Fahrscheine des NRW-
Servicekräfte, auch die Pflege der Hal-     Ziel ist, die Bördebahn für den regu-      Tarifs (etwa das „Schöner Tag Ticket
testellen und die Öffentlichkeitsarbeit   lären Nahverkehr zu reaktivieren. Be-        NRW“). Fahrräder können kostenfrei
erfolgen ehrenamtlich. Insgesamt or-      reits jetzt schon lässt sich ein vertakte-   mitgenommen werden.
ganisieren, betreuen und planen etwa      ter Fahrplan mit Anschlussmöglichkei-           Weitere Information:
20 aktive Vereinsmitglieder diesen        ten an die regulären Nahverkehrszüge         www.boerdeexpress.de
Sonderverkehr auf der Schiene.            in Düren und Euskirchen halten.              Wolfgang Kissenbeck               

Tarife und Verkehrsverbünde
VRS + AVV = ?
In Nordrhein-Westfalen gab es bis vor     bund (AVV). Nachdem für die gemein-             Einen Vorteil hat er dadurch nicht,
wenigen Jahren neun Verkehrsver-          same Bestellung von Nahverkehrszü-           da der vorher geltende NRW-Tarif der
bünde. Das ist wenig verglichen mit       gen bereits vor Jahren der Nahverkehr        Bahn die Nutzung von Straßenbahn
Baden-Württemberg, wo noch heute          Rheinland (NVR) gegründet worden             und Bus in Köln und Aachen schon
über 20 Verbünde bestehen, die teil-      ist, wurden zu Jahresbeginn auch die         eingeschlossen hatte. Immerhin ist es
weise nur einen Landkreis abdecken.       beiden Tarife zusammengefasst. Bei           weiterhin für Zeitkarteninhaber mög-
Jedoch ist es viel, wenn man bedenkt,     grenzüberschreitenden Fahrten gilt           lich, ein Anschlussticket zum NRW-
dass jeder Verbund einen erheblichen      nun immer der VRS-Tarif. Hier gibt es        Tarif zu lösen, dabei gilt weiterhin die
Personalaufwand bedeutet.                 für manche Fahrgäste Vorteile, so gilt       Bahncard.
  Daher herrscht in NRW Einverneh-        das VRS-Jobticket nun auch in Düren             Es stellt sich die Frage, warum die
men darüber, dass Verkehrsverbünde        im Bus und in der Rurtalbahn Düren-          bisherigen Regelungen nicht bis zu
zusammengeschlossen werden sol-           Heimbach. Wer aber von Köln nach             dem Zeitpunkt beibehalten wurden,
len. Im Rheinland passiert dies gerade    Aachen fahren möchte, kann, da jetzt         an dem beide Verbünde wirklich zu-
mit dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg        VRS-Tarif, seine Bahncard nicht mehr         sammengefasst werden.
(VRS) und dem Aachener Verkehrsver-       nutzen und zahlt erheblich mehr.             Kay Queetz                           

Ausflüge ins Bergische
WanderBus weiter mit Erfolg
Der Bergische WanderBus (Rhein-           nach Rösrath – 20.07 Uhr an) – mit           Bürgermeister Wolfgang Roeske be-
Schiene Nr. 53, Seiten 38-39), setzt in   Anschluss an die Regionalbahn 25 aus         tonte, „aus dem touristischen Port-
diesem Jahr seine Erfolgsgeschichte       Köln – und dann weiter über Bens-            folio gar nicht mehr wegzudenken“.
– in seiner mittlerweile fünften Sai-     berg (Stadtbahn-Linie 1) und Bergisch        Er wies darauf hin, dass es mit der
son – fort.                               Gladbach nach Odenthal und Wer-              Buslinie 238 jetzt werktags auch eine
                                          melskirchen. Bei den anderen Kursen          neue Verbindung zwischen Odenthal
Bis 1. November 2015 fährt die Linie      des Zwei-Stunden-Taktes besteht An-          und Dabringhausen gebe, die zwar für
267 wieder an Wochenenden und Fei-        schluss über die S-Bahn in Bergisch          den Schülerverkehr initiiert worden
ertagen zu den attraktiven Wanderge-      Gladbach und die Buslinien 432/434           sei, aber natürlich auch von Wande-
bieten an der Großen Dhünntalsperre.      von/nach Odenthal. 2014 hat der              rern genutzt werden könne.
  Als Neuerung fährt der Bus bei sei-     Bus seine Fahrgastzahlen weiter auf            Info: www.bergischerwanderbus.de
nem ersten Kurs morgens 9.23 Uhr ab       mittlerweile mehr als 2.800 steigern         Friedhelm Bihn                     
Rösrath (und dem letzten Kurs abends      können und ist damit, wie Odenthals

–8–                                                                                             RHEIN-SCHIENE Nr. 55
RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
Wir lassen uns fahren,
    weil es mehr zu entdecken
 gibt als volle Autobahnen.
             bahn.de/ehrlich-nrw
             NRW. Ehrliches Land. Ehrliche Menschen.

                                            Regio NRW
RHEIN-SCHIENE - Der VCD in Nordrhein-Westfalen
Öffentlicher Nahverkehr

Bund-Länder-Verhandlungen zur ÖPNV-Finanzierung
Poker muss endlich Ende finden
Eine langfristige auskömmliche und        um 60 Prozent auf
zweckgebundene Finanzierung des           2,4 Mrd. gestie-
Nahverkehrs ist erforderlich.             gen. In den letzten
                                          Jahren sind allein
Das inzwischen schon Jahre andau-         die Trassenpreise
ernde Pokerspiel zwischen Bund und        meistens um mehr
Ländern über die künftige Finanzie-       als 2 Prozent pro
rung des öffentlichen Personennah-        Jahr gestiegen,
verkehrs (ÖPNV) in Deutschland muss       während die Dyna-
endlich ein für die Branche tragfähiges   misierung jährlich
und zukunftsorientiertes Ende finden.     nur bei 1,5 Prozent
                                          lag.
Leistungsfähiger ÖPNV ist                   Dies zeigt, dass
                                          die effektiven Mit- Der dringend notwendige Ausbau des Bahnknotens Köln
unverzichtbar                             tel über die Jahre hängt auch ganz entscheidend von der heute unklaren
Am Ende der Verhandlungen über            immer geringer Finanzierung ab (Foto: Friedhelm Bihn).
die Neuordnung der Bund-Länder-Fi-        wurden. So hat die
                                          Verkehrsministerkonferenz (VMK) der
nanzbeziehungen kann nur eine klare
und eindeutige langfristige auskömm-      Länder am 2. Oktober 2014 eine Auf-       Bürger wollen
liche und zweckgebundene Finanzie-        stockung der Mittel von 7,3 auf 8,5
                                          Mrd. Euro jährlich und eine Anhebung
                                                                                    weg vom Auto
rungsbasis für den ÖPNV stehen. Ein
attraktives und für den Nutzer be-        der Dynamisierung auf 2,8 Prozent       Eine große Mehrheit der Bürger –
zahlbares Angebot von Bussen und          gefordert. Gleichzeitig hat sich die    82 Prozent – ist dafür, Städte und
Bahnen ist für die Daseinsvorsorge        VMK auf einen neuen Verteilungs-        Gemeinden so umzugestalten, dass
sowie die umwelt- und sozialverträg-      schlüssel geeinigt, nach dem die Mittel man weniger auf das Auto angewie-
liche Sicherung der Mobilität und das     unter der Ländern aufgeteilt werden     sen ist, und die Stadtplanung sich
Erreichen der Klimaziele in Deutsch-      soll („Kieler Schlüssel“). Auch ein vom vom Autoverkehr abwendet und
land unverzichtbar. Dabei dürfen sich     Bund in Auftrag gegebenes Gutach-       zum öffentlichen Nahverkehr, zum
weder Bund noch Länder aus der Fi-        ten hat einen Finanzbedarf von 7,658    Fahrradverkehr sowie zu kurzen
nanzverantwortung für den ÖPNV            Mrd. Euro jährlich zum Ergebnis.        Fußwegen als einen positiven Beitrag
verabschieden.                                                                    zur Lebensqualität hinwendet.
                                          Für 2015 eingestellte                     Bei jungen Menschen (14- bis
Folgen der                                                                        17-jährige) sind sogar 92 Prozent
                                          Bundesmittel waren zu gering
                                                                                  für diese Umgestaltung. Dies hat
Föderalismusreform                        Vor diesem Hintergrund muss es als      die neue Umweltbewusstseinsstudie
Bei der Föderalismusreform 2006           dreist bezeichnet werden, dass der      von Bundesumweltministerium und
haben Bund und Länder gemeinsam           Bund ohne Erhöhung für 2015 nur         Umweltbundesamt (UBA) ergeben
beschlossen, bis dahin in Mischfinan-     7,29 Mrd. Euro eingestellt hat. Erst in (www.umweltbundesamt.de/pub-
zierung gemeinsam wahrgenomme-            einem nachträglichen Gesetzentwurf      likationen/umweltbewusstsein-in-
ne Aufgaben abzuschaffen. Damals          wurde eine Dynamisierung um 1,5         deutschland-2014), die Ende März
haben die Länder (gerne) die gesetz-      Prozent – verbunden mit einer Verlän-   2015 vorgestellt wurde. Eine auf das
liche Zuständigkeit für den Nahver-       gerung der Frist für die Revision bis   Auto zentrierte Stadt wird von den
kehr übernommen. Milliarden Mehr-         2016 – angeboten, von den Ländern       meisten offensichtlich längst mehr
einnahmen, die sie im Rahmen des          aber einstimmig (!) abgelehnt. Verein-  als Belastung denn als Bereicherung
damaligen Haushaltsbegleitgesetzes        bart war eine grundlegende Revision     des Alltagslebens erfahren. „Eine so-
aus ihrer Beteiligung an der Umsatz-      der Mittel in 2013 für das Haushalts-   ziale Umweltpolitik, die auf Energie-
steuererhöhung „zur Haushaltskonso-       jahr 2015. Jetzt wurde der Vermitt-     effizienz setzt, auf öffentlichen Nah-
lidierung“ erhalten haben, sind aber in   lungsausschuss angerufen.               verkehr, mehr Grün in der Stadt und
den allgemeinen Haushalt und nicht in       Länder und Aufgabenträger stellen     eine lebenswerte Gestaltung unserer
den ÖPNV geflossen.                       fest, dass zunehmend mit Abbestel-      Siedlungen, ist gut für die Umwelt,
   Damals haben die Länder erhebliche     lungen von Zugleistungen und Stillle-   aber auch gut für Gesundheit und
Kürzungen bei den Regionalisierungs-      gung von Strecken gerechnet werden      Lebensqualität der Menschen“, be-
mitteln – allein bis 2009 rund 2,8 Mrd.   muss. Dessen ungeachtet verfolgt        tonte Bundesumweltministerin Bar-
Euro – hingenommen. Die Fahrgast-         der Bund aber offensichtlich das Ziel,  bara Hendricks bei der Präsentation
zahlen sind seit 1996 von 1,5 Mrd.        seine seit der Bahnreform im Grund-     der Studie.			                      

– 10 –                                                                                      RHEIN-SCHIENE Nr. 55
Öffentlicher Nahverkehr

gesetz Artikel 106a festgeschriebene      hat Anfang 2015 eine Liste von drin-     rungssicherheit. In einem sogenann-
Verpflichtung zur Finanzierung der        gend notwendigen Maßnahmen mit           ten „Scholz-Schäuble-Papier“ aus
Regionalisierungsmittel auf die Länder    unklarer Finanzierung veröffentlicht.    September 2014 haben der Erste Bür-
abzuschieben.                                                                      germeister der Stadt Hamburg und
                                          Hoher Finanzbedarf                       der Bundesfinanzminister aber ange-
Was kommt nach 2019?                                                               kündigt, dass bei der Neuordnung der
                                          Hinzu kommt, dass sich im ÖPNV in-       Bund-Länder-Finanzbeziehungen als
2006 ist auch beschlossen worden,         zwischen ein Sanierungsstau in Höhe      Ausgleich für die vom Bund zu über-
dass das Gemeindeverkehrsfinanzie-        von 4 Mrd. Euro angesammelt hat,         nehmenden Aufgaben künftig GVFG/
rungsgesetz (GVFG) 2019 endet; für        der sich jährlich um 500 Mio. Euro       Entflechtungsgesetz und Regionali-
den Übergang war ein sogenann-            erhöht.                                  sierungsmittel komplett von den Län-
tes Entflechtungsgesetz beschlossen         Auch der im Personenbeförde-           dern finanziert werden sollen. Für den
worden. Mit dem GVFG wurden seit          rungsgesetz (PBefG) festgeschriebene     18. Juni 2015 ist jetzt eine Sitzung der
den 60er Jahren Investitionen in die      barrierefreie Ausbau der öffentlichen    Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten
kommunale Verkehrsinfrastruktur von       Verkehrsmittel kostet – nach den Be-     anberaumt, bei der erste Vereinbarun-
Bund und Ländern gefördert. Von           rechnungen des Verbandes Deutscher       gen zur Neuregelung der Finanzbezie-
1,33 Mrd. Euro jährlich flossen zuletzt   Verkehrsunternehmen (VDV) – allei-       hungen geplant sind. Die Signale aus
40 Prozent (also rund 530 Mio. Euro)      ne für die kommunale Infrastruktur 9     Berlin können nach dem Verlauf der
in den ÖPNV. Zusätzlich umfasst das       Mrd. Euro, ohne dass der Bund hierfür    letzten Jahre nur sehr kritisch beurteilt
GVFG-Bundesprogramm (für Groß-            Mittel bereitgestellt hat.               werden. Und die Gefahr ist übergroß,
projekte ab 50 Mio. Euro) jährlich          Der Bund hat zwar ein 15 Mrd.-         dass der öffentliche Verkehr bei dem
333 Mio. Euro.                            Euro-Investitionspaket für die Jahre     Poker zwischen Bund und Ländern
  Trotz langer Planungsvorläufe für       2016 bis 2018 angekündigt, wobei         und dem Streit zwischen verschiede-
diese Investitionsvorhaben gibt es        nach heutigem Stand praktisch nichts     nen Politikbereichen ums Geld – wie-
bis heute keine Nachfolgeregelung         in den ÖPNV fließen wird.                der – zu kurz kommt.
für die Zeit nach 2019. Aus diesem                                                   Wie formulierte es der Nürnberger
Grund hat zum Beispiel der Nahver-        ÖPNV darf im Bund-Länder-                Oberbürgermeister und Präsident des
kehr Rheinland Ende 2014 insgesamt                                                 Deutschen Städtetages, Ulrich Maly,
142 Bauprojekte mit einem Gesamt-
                                          Streit nicht zu kurz kommen              Anfang des Jahres treffend zu dem
volumen von 217 Mio. Euro auf Eis         Der ÖPNV benötigt so schnell wie         Poker: „Wer sich als Erster bewegt,
gelegt. Und der Deutsche Städtetag        möglich Planungs- und Finanzie-          hat verloren!“
                                                                                   Friedhelm Bihn                        

VCD untersucht Zugang zu Bussen und Bahnen
Köln ist Test-Region
Mehr als elf Milliarden Fahrten in S-       Der VCD Regionalverband Köln
und U-Bahnen, Straßenbahnen und           hatte sich beworben, so dass jetzt
Bussen bundesweit im Jahr 2014 –          Köln eine dieser Musterregionen des
eine Zahl, die sich sehen lassen kann.    Checks ist. Die Vor-Ort-Untersuchung
Damit noch mehr Menschen für              in Köln wurde Mitte April dieses Jah-
den Nahverkehr gewonnen werden            res durchgeführt. Weitere Tests finden
können, untersucht der ökologische        in den Städten Hannover, Bamberg
Verkehrsclub VCD den Zugang zum           und Lutherstadt Wittenberg sowie in
öffentlichen Personennahverkehr in        den Landkreisen Meißen in Sachsen
Deutschland. Das VCD-Projekt „Ein-        und Vogelsberg in Hessen statt. Da-
fach einsteigen – Zugänglichkeits-        mit die Ergebnisse der verschiedenen     Die Kölner ÖPNV-Tester des VCD
check des ÖPNV“ wird vom Bundes-          Regionen vergleichbar sind, wird nach
umweltministerium und Umweltbun-          einem standardisierten Verfahren ge-     innovativen Lösungen aus anderen
desamt gefördert. In sechs deutschen      prüft.                                   Städten sollen so zum Best-Practice-
Musterregionen werden vor Ort Hal-          Darüber hinaus können sich Interes-    Transfer beitragen.
testellen, Fahrzeuge und Verkaufsstel-    sierte an einer bundesweiten Online-       Die Ergebnisse der Untersuchungen
len, aber auch Internetauftritt und die   Umfrage zur Benutzerfreundlichkeit       werden im Herbst dieses Jahres ver-
Smartphone-App des Verkehrsver-           des ÖPNV beteiligen und ihren ÖPNV       öffentlicht. Die Rhein-Schiene wird
bundes sowie die Verknüpfung mit          vor Ort bewerten (siehe www.vcd.         berichten.
anderen Verkehrsmitteln geprüft.          org/oepnv-check.html). Hinweise zu       Friedhelm Bihn                    

RHEIN-SCHIENE Nr. 55                                                                                                – 11 –
Öffentlicher Nahverkehr

DB Regio
Probleme im Kölner Dieselnetz
werden kurzfristig reduziert
Die DB Regio verspricht, die seit dem
letzten Fahrplanwechsel im regiona-
len Dieselnetz aufgetretenen Zugaus-
fälle und Verspätungen zu veringern.

Auf den Strecken des Kölner Diesel-
netzes hatten sich seit dem Fahrplan-
wechsel Mitte Dezember 2014 eine
Vielzahl von Kunden über die mangel-
hafte Qualität des Schienenverkehrs-
angebotes beschwert. Der Geschäfts-
führer des Nahverkehrs Rheinland
(NVR), Dr. Norbert Reinkober, sprach
von „katastrophalen Zuständen“.

Vielfältige Probleme
Dirk Helfert, Leiter Verkehrsbetrieb
Rheinland der DB Regio NRW, räum-
te Mitte Januar dieses Jahres ein, dass
es 3,9 Prozent Zugausfälle und nur
89,2 Prozent Pünktlichkeit gegeben
hatte. Im Schnitt hätten zehn Fahrzeu-
ge nicht für den Betrieb zur Verfügung
gestanden. Bei den neu beschafften
Fahrzeugen Coradia LINT 54 und 81
des Herstellers Alstom Transport habe
es Getriebestörungen, Undichtigkei-
ten im Kühlkreislauf sowie Hunderte
Gewährleistungsmängel gegeben.
Außerdem hätten Probleme mit den
ausfahrbaren Trittstufen sowie die
aufgrund von erhöhten Sicherheits-
anforderungen längeren Türschließ-
zeiten den Fahrplan beeinträchtigt. Er
berichtete auch von Wild- und Baum­       Mit dem Fahrplanwechsel Ende 2014 häuften sich die Probleme auf den in der
unfällen. Zusätzlich hätten nicht be-     Karte eingezeichneten Linien des regionalen Dieselnetzes (Karte DBRegio).
hobene infrastrukturelle Mängel auf
den Strecken und damit verbundene
Langsamfahrstellen sowie die Inbe-        und man gemeinsam an der Verringe-         versammlung hat beschlossen, neun
triebnahme des elektronischen Stell-      rung der Probleme arbeite. Ziel sei es,    zusätzliche Mittelteile zu finanzieren,
werks in Euskirchen mit einem neuen       die Zugausfälle zu minimieren und die      mit denen neun zweiteilige LINT 54
Betriebsprogramm für Verspätungen         Fahrzeuge in ihrer Zuverlässigkeit zu      zu dreiteiligen LINT 81 mit einer Ka-
gesorgt. Auch wären viele Züge nur        stabilisieren.                             pazitätserhöhung von 180 auf 300
als Einfach- und nicht als Doppelein-                                                Sitzplätze ergänzt werden sollen. Die-
heit gefahren.                            Zusätzliche Kapazitäten                    se im Wesentlichen aus den – wegen
                                                                                     Nichterbringung der vertraglich zuge-
                                          angekündigt                                sicherten Leistungen – angefallenen
Behebung der Mängel
                                          Neben der Beendigung der aktuellen         Strafzahlungen der DB Regio an den
zugesagt                                                                             NVR finanzierten Fahrzeugteile sol-
                                          Pannenserie hat der NVR angekün-
Helfert sagte zu, dass die technischen    digt, mittelfristig die Kapazitäten wäh-   len voraussichtlich 2017 zum Einsatz
Mängel an den Fahrzeugen mit dem          rend der Hauptverkehrszeiten noch          kommen.
Hersteller kurzfristig behoben würden     zu erweitern. Die NVR-Verbands-            Friedhelm Bihn                       

– 12 –                                                                                        RHEIN-SCHIENE Nr. 55
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Radverkehr

Kölner Unfallstatistik 2014
Gestiegene Unfallzahlen
Bericht von einer Pressekonferenz bei       Zudem konstatierte die Polizei ver-    einigen Fällen waren es Tote-Winkel-
der Kölner Polizei                        mehrt Rotlichtverstöße – immerhin        Unfälle, also das Nichtbeachten des
                                          über die Hälfte davon beim Kfz-Ver-      Rad- und Fußverkehrs im Seitenraum,
Wie Polizeipräsident Albers Anfang        kehr. Gegenüber selbstverschuldeten      vorzugsweise von Lkw. Ob ein Helm
Februar vor Medienvertretern erläu-       Fußgänger- und Radverkehrsunfällen       die Unfallfolgen abgemildert hätte,
terte, ist die Zahl der Verkehrsunfälle   stehen etwa gleichviel Unfälle mit       ist ebenso hinterfragenswert wie die
im Vergleich zum Vorjahr deutlich an-     der Hauptschuld beim Kfz-Verkehr.        Ankündigung, in Kooperation mit ei-
gestiegen, ebenso die Zahl der Toten      Innenminister Jäger brachte das Un-      nem lokalen Radrennveranstalter eine
und Verletzten. Vor allem Senioren hat    fallgeschehen während der zeitglei-      Helmkampagne zu starten.
es getroffen, auch habe die Zahl der      chen Landespressekonferenz auf dem
Unfälle mit Straßenbahnen deutlich        Punkt. „Das bedeutet zum einen,          „Köln steht bei Rot“
zugenommen.                               dass Autofahrer jeden zweiten dieser
                                          Unfälle verursacht haben. Das sollte     Albers kündigte an, gemeinsam mit
Mehr Unfälle –                            jedem klar sein, der sich hinter das     KVB und der Stadt Köln eine Kampa-
                                          Lenkrad setzt und die Verkehrsregeln     gne gegen die Missachtung des Rot-
aber auch mehr Radverkehr                 missachtet. Er gefährdet Fußgänger       lichts zu starten. Neben der sicherlich
Die Anzahl der Unfälle mit Radver-        und Radfahrer. Und zum anderen ist       anzumahnenden erhöhten Aufmerk-
kehrsbeteiligung sei im Vergleich zum     die Frage, wie viele dieser Menschen     samkeit an stark Kfz-frequentierten
Vorjahr um über elf Prozent angestie-     noch leben könnten, wenn die Autos       Kreuzungen oder beim Überqueren
gen, von 1.341 auf 1.494, davon 234       langsamer gefahren wären.“               von Straßenbahngleisen hält der VCD
mit Schwerverletzten (2013: 196) und                                               jedoch an seiner grundsätzlichen Kritik
sechs mit tödlich Verunglückten (in       Das Mantra der Polizei:                  bei der Anordnung von Lichtsignalan-
2013: sieben), so Albers.                                                          lagen im Kölner Stadtgebiet fest. Vie-
                                          Helme schützen                           lerorts passen die Umlaufzeiten der
  Auf Nachfrage erwiderte die Polizei,
dass ihr keine Zahlen zu Verkehrser-      Herr Schiffer von der Verkehrsdirekti-   Ampeln nämlich nicht mehr zu den
hebungen vorlägen. Daher lohnt ein        on der Kölner Polizei wies darauf hin,   stark gestiegenen Verkehrsströmen
Blick auf aktuelle Zahlen der Stadt       dass von den insgesamt sechs (Köln:      und der vorzufindenden Änderung
Köln. Diese besagen, dass der Radver-     fünf, Leverkusen: einer) im letzten      der Verkehrsmittelwahl – mehr Rad-
kehr im selben Zeitraum um 16 Pro-        Jahr getöteten Radfahrern und Rad-       und Fußverkehr, weniger Kfz-Verkehr.
zent (von 6,5 Mio auf 7,5 Mio) zuge-      fahrerinnen fünf keinen Helm ge-         Weitere Infos unter:
nommen hatte. So gesehen gab es im        tragen hätten – bei den zwölf (Köln:     www.koeln.polizei.nrw.de
genannten Zeitraum einen relativen        neun, Leverkusen: drei) getöteten        www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/
Rückgang der – absolut betrachtet auf     Fußgängern fand dieser Aspekt keine      verkehr/radfahren
hohem Niveau befindlichen – Unfälle       Erwähnung. Auch zur Art der tödli-       www.mik.nrw.de/presse-mediathek
mit Radverkehrsbeteiligung.               chen Unfälle wurde nichts gesagt. In     Norbert Schmidt (sn)                 

                            emmaus
                                                                                   Radverkehrssicherheit
                                                                                   VCD ergreift Initiative
                                                      second-hand                  Nach dem Scheitern des Experten-
                                                                                   kreises Velo2010 startet der VCD
                                                                                   Regionalverband Köln in Abstim-
    Möbel, Elektrogeräte,                                                          mung mit dem ADFC Köln eine In-
    Hausrat, Kleidung,                                                             itiative, um in Zukunft das Thema
    Bücher & mehr …                                                                Radverkehrssicherheit auf Augen-
                                                                                   höhe in einem offenen Dialog mit
    Mo–Fr      15–18 Uhr                                                           Polizei und Stadtverwaltung zu dis-
    Sa         10–14 Uhr                                                           kutieren. Hierzu haben wir ein Ge-
                                                                                   sprächsangebot an den Kölner Po-
                                                                                   lizeipräsidenten, Herrn Albers, und
    Geestemünder Str. 42                     Tel.: 0221-971 17 31                  den Leiter des Amtes für Straßen
    50735 Köln-Niehl                 eMail: Info@emmaus-koeln.de                   und Verkehrstechnik der Stadt Köln,
    Linie 12: HS „Geestemünder Str.“        www.emmaus-koeln.de                    Herrn Harzendorf, versendet.
                                                                                   VCD Regionalverband Köln         

– 14 –                                                                                      RHEIN-SCHIENE Nr. 55
Radverkehr

Veranstaltungshinweis
Forum Freie Lastenräder am 20. Juni 2015
Austausch, Vorträge und Workshops         ein Gemeinschaftsgefühl
zur gemeinschaftlichen Nutzung von        und fördert Bindung und
Transportfahrrädern                       Eigenverantwortung für
                                          das Lastenfahrrad. Als
Was mit einem Lastenrad auf Kölner        Gemeingut steht es für
Straßen begann, ist mittlerweile zu ei-   die Idee der geteilten Nut-
nem deutschlandweiten Trend gewor-        zung von Gütern, gleich-
den: Gemeinsam genutzte Lastenrä-         zeitig werden Ressourcen
der stehen für eine unweltschonende       geschont. Gemeinsam
Transportalternative, die Spaß macht.     genutzte Lastenräder sind
   Entspannt den Wochenendeinkauf         damit entscheidende Bau-
nach Hause transportieren, die Kinder     steine in einem zeitgemä-
zum Kindergarten kutschieren oder         ßen Mobilitätsmix ohne
die Grillausrüstung an den Baggersee      eigenes Auto.
bringen – all das geht einfach und          Auch über die Grenzen Nordrhein-           2015 erstmalig das „Forum freie Las-
unkompliziert mit einem Lastenrad.        Westfalens hinaus hat das grüne Las-         tenräder“ in Köln. Die eintägige Kon-
Lastenräder sind umweltfreundliche        tenrad mittlerweile große Aufmerk-           ferenz richtet sich an Initiativen und
Transportmittel, deren Potenziale in      samkeit erlangt und viele Initiativen        Interessierte, die selbst ein Lastenrad
Deutschland noch nicht annähernd          in ganz Deutschland und Österreich           gemeinsam in einer Gruppe nutzen
ausgeschöpft sind.                        dazu angeregt, eigene freie Lasten-          wollen, ein freies Lastenrad etablie-
   Das Projekt „KASIMIR – Dein Las-       rad-Projekte nach dem Kölner Vorbild         ren oder in bestehende Systeme wie
tenrad“ ist angetreten, das zu ändern.    ins Leben zu rufen. Die Erfahrungen          „KASIMIR – Dein Lastenrad“ integ-
KASIMIR ist ein von wielebenwir e.V.      der mittlerweile über 30 Initiativen         rieren wollen. Dabei geht es um The-
in Köln entwickeltes Modellprojekt        zeigen: Lastenräder wie Kasimir in           men wie Organisation, Auswahl des
und Webportal für gemeinschaftlich        Köln, Rudolf in Dortmund, Hannah in          Lastenrads, Marketing oder Finanzie-
genutzte Lastenfahrräder. Das erste       Hannover oder Daniel in München er-          rung. Anschließend soll die Konferenz
freie Lastenfahrrad Deutschlands steht    obern schnell die Herzen ihrer begeis-       jährlich stattfinden.
seit März 2013 allen Bürgerinnen und      terten Nutzer und sie sind vor allem            Die stetig steigende Zahl an Initi-
Bürgern Kölns zum einmaligen Aus-         für innerstädtische Kleintransporte          ativen zeigt deutlich: Der Bedarf an
probieren und zur regelmäßigen freien     eine echte Alternative zum Auto.             alternativen und umweltfreundlichen
Nutzung zur Verfügung.                      Interessierte Initiativen können über      Mobilitätslösungen für städtische
   Das Dreirad mit großer Transportkis-   die Wiki-Plattform dein-lastenrad.de         Kleintransporte ist groß. Innovative
te kann eine Waschmaschine oder den       Wissen und Erfahrungen austauschen           Konzepte wie „KASIMIR – Dein Las-
Großeinkauf samt Kindern transpor-        und finden wertvolle Tipps, um selbst        tenrad“ liegen voll im Trend, machen
tieren. „Es ist ein großartiges Gefühl,   ein freies Lastenrad-Projekt zu starten.     Spaß und schaffen so einen einfachen
mit solch einem Fahrrad durch die           Um neue Initiativen beim Start zu          Zugang, um Lastenräder auszuprobie-
Stadt zu fahren: Man wird von Auto-       unterstützen und das deutschlandwei-         ren und die Innenstädte zu entlasten.
fahrenden anders respektiert und ge-      te Netzwerk weiter zu etablieren, ver-       Christian Wenzel/Hannes Wöhrle,
sehen und viele, die KASIMIR kennen,      anstaltet wielebenwir e.V. am 20. Juni       wielebenwir e.V.                     
winken beim Vorbeifahren“, freut sich
Elise Scheibler von wie­lebenwir e.V.
   Über www.kasimir-lastenrad.de                                     R.E.I.N.E.N.
können KASIMIR und seit 2014 zwei
weitere Räder, KONSTANZE und                                           Stephan Reinen
WESPA, reserviert und bis zu drei Tage
am Stück unentgeltlich entliehen wer-                                               F   A   H   R   R   Ä   D   E   R
den.                                                                                             Zubehör
   Um eine möglichst hohe Bekannt-
heit zu erreichen, entwickelten die In-                                                         Ersatzteile
itiatoren ein einfaches, aber wirkungs-
volles Verleihkonzept: Als Stadtno-
                                                                                           Tel.: 0221-388533
made wechselt KASIMIR alle zwei bis                                                      FAX: 0221-3762375
vier Wochen seine Ausleihstation. So
kommt er in der Stadt herum und wird                      Bonner Str. 244 * 50968 Köln-Bayenthal
weithin entdeckt. Der Verleih über Ca-        Mo.: 15.00-18.30 ** Di.-Fr.:10.00-13.00 und 15.00-18.30 ** Sa.:10.00-14.00 Uhr
fés, Büros und Bürgerzentren schafft

RHEIN-SCHIENE Nr. 55                                                                                                     – 15 –
Radverkehr

Hohe Straße und Schildergasse
„Radfahren frei“ in Fußgängerzone!
Hohe Straße und Schildergasse, Kölns                                                lauteten die Einwände. Hier setzten
am stärksten besuchte Fußgänger-                                                    sich die Skeptiker durch. Trotzdem
zone, sollen nach Vorstellung der                                                   soll es auch in west-östlicher Rich-
Stadtverwaltung für den Radfahren                                                   tung eine ganztägige Möglichkeit zur
zeitweise freigegeben werden.                                                       Durchfahrt von und zum Roncalliplatz
                                                                                    geben und zwar über die südlich des
Es geht in einer aktuellen Beschluss-                                               Platzes gelegenen Straßen „An der
vorlage der Verwaltung nicht darum,                                                 Rechtsschule“ und „Am Hof“.
die beliebte Flanier- und Einkaufsmei-                                                Die Verbindung zwischen Hohen-
le zur Fahrradstraße zu erklären. Ziel                                              zollernbrücke und Roncalliplatz soll
ist vielmehr, diesen bislang für den                                                nach Vorlage der Verwaltung wegen
Radverkehr vollkommen gesperrten                                                    der Gefährdung durch die Schiene am
Bereich der Kölner Innenstadt durch-                                                Heinrich-Böll-Platz hingegen nicht
lässiger zu gestalten.                                                              freigegeben werden. Hier muss also
   Die von der Verwaltung vorgelegten                                               weiterhin für rund 100 Meter das
Vorschläge sind von der Zielrichtung       Lieferverkehr erlaubt, aber Radfah-      Fahrrad geschoben werden, wenn
nicht neu. Schon 1993 in einer ersten      ren verboten – dies soll sich ändern.    man ein Knöllchen vermeiden will –
Vorstellung zu einem Radverkehrs-                                                   ein städtischer Schildbürgerstreich, wo
konzept Innenstadt wurde die fehlen-       tenhennen“ und der Straße „An der        es doch ansonsten überall in der Stadt
de Durchlässigkeit für den Radverkehr      Rechtsschule“ soll wie vorgeschlagen     Straßenbahnschienen gibt, ohne dass
erkannt, Maßnahmen zur Behebung            und trotz der vorhandenen Außeng-        Sicherheitsvorschriften für den Rad-
dieser Situation unterblieben seitdem      astronomie ganztägig für den Radver-     verkehr erlassen wurden! Die wich-
allerdings weitgehend. Umso erfreu-        kehr freigegeben werden.                 tigste Ost-West-Verbindung für den
licher ist die neue städtische Vorlage.      Es gab leider keine Übereinstim-       Radverkehr ist dadurch weiterhin blo-
                                           mung dazu, das „Domgäßchen“ frei-        ckiert. Wir können daher nur hoffen,
Einzelheiten des                           gegeben, um eine Verbindung zwi-         dass wenigstens die seit langem vor-
                                           schen „Unter Fettenhennen“ und der       gesehene Rampe vom Breslauer Platz
Verwaltungsvorschlags                      Domplatte zu ermöglichen. Zu eng,        zur Nordseite der Hohenzollernbrücke
Erfreulich war auch, dass zu der städti-   zu gefährlich, zu unübersichtlich – so   endlich errichtet wird.
schen Beschlussvorlage der VCD Regi-
onalverband Köln und der ADFC Köln
als Interessenvertretung des Radver-
kehrs sowie weitere Betroffene im
Januar zu einem Meinungsaustausch
mit der Stadtverwaltung geladen
wurden. Dabei wurde intensiv über
die Einzelheiten der Vorlage diskutiert
und diese im Ergebnis in einzelnen
Punkten modifiziert.
  Die Fußgängerzonen Hohe Straße
und Schildergasse einschließlich der
Stichstraßen sollen außerhalb der Ge-
schäftszeiten werktags über Nacht
(voraussichtlich von 20 Uhr abends bis
11 Uhr früh) für den Radverkehr ge-
öffnet werden. Für Sonn- und Feierta-
ge gab es noch keinen abschließenden
Verwaltungsvorschlag. Ob dann we-                                                                Öffnung Radverkehr außerhalb der Geschäfts-

gen der einfacherer Beschilderung die                                                            zeiten 20-11 Uhr, Beschlussvorschlag 
                                                                                                 Öffnung für Radverkehr 24 Stunden,

gleichen Zeiten wie werktags gelten                                                              Beschlussvorschlag 
                                                                                                 Fußgängerzone bereits 24 Stunden geöffnet

sollen oder – wie vom VCD vorge-                                                                 Einbahnstraße, für Radfahrer

schlagen – das Radfahren ganztägig                                                               in Gegenverkehr geöffnet
                                                                                                 Derzeit keine Öffnung vorgesehen.
erlaubt sein soll, blieb offen.
  Die Nord-Süd-Verbindung über den         Ausschnitt aus der Planungskarte der Stadt Köln zur Öffnung der Fußgänger­
Wallraffplatz zwischen „Unter Fet-         zone und der anliegenden Straßen für den Radverkehr (Stand Februar 2015)

– 16 –                                                                                       RHEIN-SCHIENE Nr. 55
Radverkehr

       Fazit
       Die bereits vor einiger Zeit vorgenom-
       mene Öffnung der Einbahnstraßen
       westlich der „Hohe Straße“ war ein
       erster Schritt für bessere Radverkehrs-
       bedingungen in diesem Teil der Kölner
       Innenstadt. Die Freigabe der Anbin-
       dung Roncalliplatz über Wallrafplatz
       zur Straße „An der Rechtsschule“
       könnte die Ost-West-Achse zusätzlich
       verbessern.
         Wir werden uns dafür einsetzen,
       dass in den politischen Endschei-
       dungsgremien weitere Verbesserun-
                                                     Mangels Alternativen wird bereits jetzt schon vor dem WDR-Funkhaus und
       gen umgesetzt werden.
                                                     auf dem Wallrafplatz häufig radgefahren. Während dies dort künftig erlaubt
       Wolfgang Kissenbeck                 
                                                     sein soll, bleibt es im Domgäßchen (rechtes Foto) hingegen untersagt.

       Kongress zu Radmobilität und Verkehrswende
       „Radfahren macht reich!“
       Die Radkomm – das Kölner Forum           in Köln einsetzen, ein Fo-
       Radverkehr startet am 20. Juni 2015.     rum für die gemeinsame
       Save the Date!                           Arbeit bieten. Zweitens will
                                                sie zu jährlich wechselnden
       Wie wollen wir uns in Zukunft durch      Schwerpunktthemen Ideen
       die Stadt bewegen? Wie werden Wa-        und Impulse entwickeln,
       ren transportiert? Was kostet ein gut    diese in die Stadtgesell-
       ausgebautes Radverkehrsnetz? Und:        schaft, in Politik und Ver-
       Was bringt es – den Bürgern, dem         waltung geben und so die anstehende          gewonnen werden: Norbert Krause
       Handel und der Stadt? Diesen Fragen      Verkehrswende befördern.                     (Konzept-Künstler und Organisator
       geht die Radkomm nach – mit Vor-            Die Radkomm findet in 2015 zum            der 200 Tage Fahrradstadt Mönchen-
       trägen, Diskussionen und Workshops       ersten Mal statt. In diesem Jahr dreht       gladbach), Prof. Dr. Michael Meschik
       und mit Referenten aus Städten, die      sich alles um die Verbindung von Rad-        (Universität für Bodenkultur in Wien),
       es besser machen als Köln. Zum Auf-      verkehr und Ökonomie. Offizieller            Martin Randelhoff (Betreiber von zu-
       takt der Radkomm steht eine faszi-       Veranstalter ist die Ratsgruppe DEINE        kunft-mobilitaet.de), Prof. Michael
       nierende Idee im Fokus: Radfahren        FREUNDE. Bei der Entwicklung des             Gais (Fachhochschule Köln/Köln In-
       macht reich!                             Konzepts haben diverse Rad-Akteure           ternational School of Design), Marcel
          Die Radkomm ist ein interaktiver      Kölns mitgewirkt, unter anderem von          Belledin (opendata-aktivist) und Wie-
       Kongress rund um das Thema Rad-          ADFC, VCD, Fahrradsternfahrt, agora          gand von Sassen (Projektleiter Radl-
       mobilität und Verkehrswende in der       und Radexpresswege Köln.                     hauptstadt München). Moderiert wir
       Großstadt. Die Radkomm hat zwei             Die Vorbereitungen für die Rad-           die Radkomm von Dr. Tanja Busse,
       Ziele: Sie will erstens den unterschied- komm laufen aktuell auf Hochtouren.          Autorin diverser Bücher zum Thema
VCD_210lichen  Akteuren und Verbänden, 19.11.2009
          x 74_GRAVITY_RZ.qxd:DaVinci       die Als Redner
                                                       11:06 und
                                                              Uhr Workshopleitungen
                                                                    Seite 1                  Nachhaltigkeit.
       sich für die Stärkung des Radverkehrs    konnten spannende Persönlichkeiten           Ute Symansky                       

                                                                                                        Denkmöbel
        vorbeikommen,                                             ausprobieren!                     ERGONOMIE UND SERVICE
                                          G R AV I T Y

                                                                                                      rückenfreundlich
                                                                                                      wunderschön
                                                                                                      eine Investition für’s Leben

   Köln         Roonstraße 6            am Barbarossaplatz              fon: 0221- 921 39 50            www.denkmoebel.de
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