KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...

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KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
KIRCHEN ZEITUNG                                                     37. Ausgabe

                                                               Wahl-
                                                               Verwandtschaften

Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten
in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche Karlsruhe
und der Katholischen Kirche Karlsruhe vom 26. November 2021.
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
2                                                                 KIRCHEN ZEITUNG                                                              37. Ausgabe | 26. November 2021

Weihnachten unter besonderen Bedingungen
Wir spüren, was wir wirklich brauchen: Gemeinschaft, Heimat, Freunde und Familie

W      ieder werden wir in diesem Jahr
       Weihnachten unter besonderen
Bedingungen feiern müssen. Weih-
                                                  Die Weihnachtszeit ist eine Zeit der
                                               Hoffnung. Dass Gott die Welt nicht al-
                                               lein lässt, sondern Mensch wird, ist für
                                                                                           meinschaft in den Kirchengemeinden,
                                                                                           das Engagement in Parteien oder Initiati-
                                                                                           ven, der beste Freund, die Kolleginnen
nachtsmärkte stehen auf der Kippe, das         Christinnen und Christen Grund für Zu-      und Kollegen am Arbeitsplatz. Wenn
Weihnachtsgeschäft für den Einzelhan-          versicht. Auch in diesem Jahr werden        nicht mehr alles wie gewohnt möglich
del droht wie im letzten Jahr wieder ein-      wir wohl besonders spüren, was wir ei-      ist, dann werden diese Netzwerke beson-
zubrechen, das Hotelgewerbe muss sich          gentlich brauchen: Gemeinschaft, Hei-       ders wichtig. Sie geben Rückhalt und
wieder auf Einnahmeausfälle einstellen.        mat, Freunde und Familie.                   Orientierung, sie bieten der Seele eine
Der Verlauf der Pandemie zwingt auch                                                       Heimat. Diese Wahlverwandtschaften
die Kirchen dazu, besondere Schutzkon-           Familie und andere                        sind ambivalent. Sie machen deutlich,
zepte zu entwickeln, mit denen Gottes-           Gemeinschaftsformen                       dass alte gesellschaftliche Strukturen
dienste sicher gefeiert werden können.            Diese Ausgabe der Kirchenzeitung         aufbrechen. Gleichzeitig zeigen sie, dass
  Der zweite Winter in der Pandemie,           geht der Frage nach, wie die Menschen       neue Spielräume entstehen.
mittlerweile ist manches routinierter,         mit der Suche nach Gemeinschaft umge-          Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen
aber nicht weniger einschneidend. Die          hen. Nicht alle haben eine Familie, nicht   und Leser, dass Sie in den Wochen der
sozialen und psychischen Auswirkun-            alle fühlen sich aufgehoben oder ange-      Advents- und Weihnachtszeit entde-
gen der Beschränkungen machen sich             nommen im Kreis ihrer Verwandten,           cken, dass Menschen in ihrer Nähe sind,
immer deutlicher bemerkbar. Das sozia-         manche haben sich von ihren Familien        denen Sie wichtig sind. Wir freuen uns
le Klima wird angespannter, die Men-           verabschiedet. Die Weihnachtszeit ist       auf Sie auch in den Gottesdiensten der
schen sind dünnhäutiger, viele sind in         auch ein Hinweis darauf, dass neben der     kommenden Wochen.            Thomas Schalla
den vergangenen Monaten einsamer ge-           eigenen Familie auch andere Gemein-                                                       Der evangelische Dekan Dr. Thomas
worden oder geblieben.                         schaftsformen wichtig sind: die Ge-                                                       Schalla.                   Foto: privat

      ▪ Impressum

                                               Die Kirchenzeitung
                                                                                                 Solidaritäts-Piks
                                               In der Kirchenzeitung werden Bei-
                                               träge der Redaktionsmitglieder zu
                                               Themen rund um Kirche und Sozia-
                                                                                                 W      enn das Auto kaputt ist,
                                                                                                        wendet man sich an die
                                                                                                 Werkstatt seines Vertrauens. Nie-
                                                                                                                                         Minderheit die Gesellschaft in die
                                                                                                                                         nächste Welle treibt. RKI-Chef Lo-
                                                                                                                                         thar Wieler fand dafür nun deutli-
                                               les veröffentlicht. Um die Vielfalt               mand käme wohl auf die Idee, im         che Worte. Er prophezeite „schlim-
                                               von Kirche darzustellen, bietet die               Falle eines Motorschadens den           me Weihnachten“ und belegte dies
                                               Kirchenzeitung zudem kirchlichen                  Bäcker um Rat zu fragen. Das Au-        mit Zahlen: Derzeit überleben im
                                               und sozialen Einrichtungen die                    to scheint also wichtiger zu sein       Durchschnitt 0,8 Prozent der Infi-
                                               Möglichkeit, sich und ihre Arbeit                 als die Gesundheit oder gar das         zierten nicht. Er rechnete vor, dass
                                               vorzustellen.                                     Leben, denn anders ist es nicht zu      damit von den 52.862 Fällen, die an
                                                                                                 erklären, warum man in der Coro-        dem Tag (es war der 17. November)
                                               Maria und Josef und das Kind in                   na-Pandemie nicht auf die Virolo-       gemeldet wurden, etwa 400 sterben
                                               der Krippe: Die heilige Familie ist               gen und die Epidemiologen hört,         würden.
                                               wohl das bekannteste Beispiel für                 sondern auf das Geschwurbel aus            Der Staat hat eine Fürsorge-
                                               eine enge Beziehung außerhalb                     obskuren Internetkanälen.               pflicht. Daher müssen die Politiker
                                               der Norm. Heute würde man                           Längst könnte man die Pande-          nun endlich Entscheidungen tref-
                                               Patchwork sagen.                                  mie im Griff haben, wenn wir eine       fen, die unangenehm, aber nötig
                                                                                                 Impfquote hätten, die ähnlich           sind. Da alle vernünftigen Argu-
                                                                                                 hoch ist wie die in Italien, Spanien    mente nicht dazu führen, eine aus-
      n   Redaktion:                                                                            oder Portugal. Die Zahlen spre-         reichend hohe Impfquote zu errei-
           Evangelische Kirche in Karlsruhe: Thomas Schalla (ts),                                chen eine deutliche Sprache: Dort       chen, wird es wohl nicht ohne Impf-
           Markus Mickein (mm), Kira Busch-Wagner (kbw)                                          wo die Impfquoten niedrig sind,         zwang gehen. Einen Impfzwang
           Katholische Kirche Dekanat Karlsruhe: Hubert Streckert (hs),                          sind die Inzidenzen hoch – und          nicht nur für bestimmte Berufs-
           Tobias Tiltscher (tt), Susanne Rohfleisch (sr), Björn Schmid (bs)                     umgekehrt.                              gruppen, wie er jetzt im Gespräch
      n   Redaktionsleitung: Martina Erhard (me)                                                  Ja, jetzt muss man zum Teil lange     ist, sondern für alle. Ältere Bürger
      n   Titelbild: Tobias Tiltscher                                                           Wartezeiten in Kauf nehmen, wenn        werden sich sicher noch daran er-
      n   Anschrift der Redaktion:                                                              man eine Erstimpfung oder aber die      innern, dass es ab 1967 eine welt-
           Kirchenzeitung, Evangelisches Dekanat Karlsruhe,                                      wichtige Drittimpfung möchte.           weite Impfpflicht gegen Pocken
           Reinhold-Frank-Straße 48, 76133 Karlsruhe                                             Und natürlich ist es müßig darauf       gab. In Deutschland wurde sie erst
           E-Mail: kirchenzeitung-karlsruhe@gmx.de
           v.i.S.d.P. Hubert Streckert                                                           hinzuweisen, dass im August und         1976 aufgehoben. Die Impfpflicht
           Die Redaktion freut sich über Rückmeldungen und Leserbriefe.                          im September die Impfzentren leer       führte dazu, dass diese Krankheit
           Die nächste Ausgabe erscheint am 8. April 2022                                        waren und man ohne Probleme den         ihren Schrecken verloren hat.
           (Redaktionsschluss: 8. März 2022).                                                    Piks hätte abholen können, aber         Rechtlich ist eine Impfpflicht also
      n   Anzeigenleitung: Ulf Spannagel                                                        auch da muss man wieder auf die         möglich.
      n   Satz und Druck: Badische Neueste Nachrichten                                          Experten verweisen: Den ganzen             Die Frage ist nun: Wann wird
      n   Die Kirchenbezirke im Internet:                                                       Sommer über wurde vor der hefti-        die Politik tätig und stellt nicht nur
           www.ev-kirche-ka.de; www.kath-karlsruhe.de                                            gen vierten Welle gewarnt. Umso         die nötige Infrastruktur zur Verfü-
                                                                                                 unverständlicher ist es, dass die       gung, sondern fordert auch von je-
                                                                                                 Impfzentren geschlossen wurden.         nen, die sich bisher verweigerten,
                                                                                                   Die Politik hat sich viel zu lange    die Solidarität ein, die nötig ist,
                                                                                                 auf die unhaltbaren Argumente der       damit wir nicht bald Angst vor der
                                                                                                 Impfgegner eingelassen und es so        fünften oder der sechsten Welle
                                                                                                 ermöglicht, dass eine uneinsichtige     haben müssen.             Martina Erhard
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
37. Ausgabe | 26. November 2021                                  KIRCHEN ZEITUNG                                                                                           3

Verwandtschaft oder Wahlverwandtschaft?
Feststellung nach der Sintflut: Alle Völker sind Nachfahren der Söhne Noahs

Von unserem Redaktionsmitglied                                                                                                          liche Rahmensituation dann durch die
Kira Busch-Wagner                                                                                                                       Familie geklärt wird. Das gilt für Esther,
                                                                                                                                        die aus der Position der schönen und be-

M      aria und Josef und zwischen ihnen,
       von beiden betrachtet und geliebt,
das „himmlische Kind“ – Millionen von
                                                                                                                                        wunderten Königin ihr ganzes Volk ret-
                                                                                                                                        tet, für Judit, die den Feldherrn Holofer-
                                                                                                                                        nes zugunsten Israels außer Gefecht
Krippendarstellungen zeigen und prägen                                                                                                  setzt, oder für Jael (Buch der Richter 4,
nicht nur das Bild der Heiligen Familie,                                                                                                17ff), die eine ähnliche Rettungstat un-
sondern stellen für viele das Bild von Fa-                                                                                              ternimmt. Mag sein, dass man das als ei-
milie schlechthin dar. Dabei kann der                                                                                                   ne erweiterte Form der Daseinsfürsorge
Ausdruck „Heilige Familie“ manchmal                                                                                                     für Kinder, Nachkommenschaft und Fa-
schon einen sehr ironischen Unterton be-                                                                                                milie verstanden hat.
kommen. Auf alle Fälle sind „Kinder“                                                                                                       Jesu Verhältnis zur eigenen Familie
und „Familie“ durchgängig Themen in                                                                                                     wird ambivalent beschrieben. Selbstän-
der Bibel. Vor allem, wie und in welcher                                                                                                dig schon als Jugendlicher – bei einer
Weise und unter welchen Umständen es                                                                                                    Wallfahrt nach Jerusalem setzt er sich
zu einer neuen Generation kommt, wel-                                                                                                   von Familie und Verwandtschaft ab, um
che Schwierigkeiten damit verbunden                                                                                                     im Tempel bei Schriftgelehrten zu ler-
sind, welche Überraschungen und Irrita-                                                                                                 nen – bleibt er als Mann nicht im heimat-
tionen. Weil gerade im ersten Teil der                                                                                                  lichen Betrieb, sondern sammelt als
Schrift, im sogenannten Alten Testament,                                                                                                Wanderprediger Schülerinnen und
Schwangerschafts- und Geburtsge-                                                                                                        Schüler um sich, unterstützt durch einen
schichten gleich von mehreren Genera-                                                                                                   großen Kreis von Freundinnen und
tionen erzählt werden, weil Geschwister       Krippendarstellungen prägen das Bild der Heiligen Familie und stellen das Bild            Freunden. Auch wenn Jesus nach dem
und ihre Nachkommen sich unterschied-         der Familie schlechthin dar.                                            Foto: me          Zeugnis des Johannesevangeliums in der
lich entwickeln, kommt am Ende eine                                                                                                     Todesstunde sich rührend seiner Mutter
ganze Menge buckliger Verwandtschaft                                                                                                    annimmt und seinem Lieblingsjünger
zusammen. Wie im richtigen Leben ge-             Dass die Verwandtschaft böse mit          se 19 – , werden zu Stammvätern der          anvertraut, damit auch ihr zu einem er-
hören dazu auch die schwarzen Schafe          Spott, Häme, Schimpf und Schande be-         Nachbarn, der Moabiter und Ammoni-           wachsenen Sohn verhilft, stellt er laut
der Familie, die schrägen Vögel, Erfolg-      dacht wird, zeigt die Geschichte der         ter, das Ganze sozusagen eine biblische      Matthäus 12 bei einer Begegnung wäh-
reiche genauso wie Verlierer.                 Nachkommen von Abrahams Neffen               Langfassung, nahe Verwandte in übel-         rend seiner Wanderjahre mit Mutter und
   Und irgendwie hängen alle mit allen        Lot, der in den biblischen Geschichten       ster Weise als „Hurensöhne und Kinder-       Brüdern die Frage nach wahren Ver-
zusammen. So nicht nur die Erkenntnis         weder mit Klugheit noch väterlicher          schänder“ zu beschimpfen.                    wandten: Wer den Willen seines Vaters
heutiger Paläontologen, sondern auch die      Fürsorge punktet. Lot bleibt beim Auf-          Gleichwohl ist ausgerechnet einer         im Himmel tut, ist ihm Bruder und
Feststellung nach der Sintflut: Alle Völ-     bruch ins gelobte Land bei Abraham wie       Frau aus Moab ein ganzes biblisches          Schwester und Mutter. Ob er Mutter und
ker sind Nachfahren der Söhne Noahs.          das berühmte „babbige Gutsel“. Sein          Buch gewidmet, nämlich „Rut“; sie gilt       Geschwister damit brüskiert, überliefert
Man kann, wenn man nur will, daraus           Personal hat er auch nicht im Griff: Es      als Vorbild moralischen und edlen Han-       der Evangelist nicht.
durchaus eine moralische Verpflichtung        kommt zum Streit zwischen seinen und         delns, wird Ahnin des Königs Salomo             Dass leibliche und geistliche Ver-
ableiten! Und wenn in der Tradition die       Abrahams Hirten, woraufhin Lot sich          und damit auch Teil des Stammbaums           wandtschaft in einem dynamischen Ver-
Heiligen drei Könige als Repräsentanten       für das schlecht beleumundete Sodom          Jesu – so zu lesen im 1. Kapitel des Evan-   hältnis zueinander stehen, manchmal im
der damals bekannten Erdteile verstan-        entscheidet als neuen Wohnort. Als zwei      geliums nach Matthäus. Neben Rut             Widerspruch, manchmal einander er-
den wurden, blitzt in dieser Idee aufs        Engel ihn aufsuchen, um ihn kurz vor         taucht im Stammbaum auch eine Tamar          gänzend, wird also mehrfach in den bib-
Neue etwas auf von der großen, miteinan-      Sodoms Vernichtung aus der Stadt zu          auf, die (Genesis /1. Mose 38) ihren gu-     lischen Schriften entfaltet. Gerade die
der verwandten Völkergemeinschaft. Da-        holen, belagert pöbelnder Mob sein           ten Ruf aufs Spiel setzte, um auf legale     Anrede als „Kind“ oder „Sohn“ meint
rüber hinaus halten die biblischen Schöp-     Haus. Die Gottesboten können grade           Weise zu legitimen Kindern zu kommen.        erst in zweiter Linie die biologische Her-
fungsgeschichten fest: Mensch zu sein         noch verhindern, dass Lot seine zwei         Die biblische Erzählung bemängelt ge-        kunft. Sie ist vor allem ein Rechtsstatus.
und Schöpfung Gottes ist universal! Zum       Töchter den Randalierern überlässt. Sie      rade nicht, dass sie vom Vater der Kinder    Daher kommt es zu der ehrenden Anrede
Menschsein gehören Frauen und Männer.         schaffen die Familie aus der Stadt, wobei    für eine Prostituierte gehalten wird, son-   als Kind und als Erbe, als Teil des Hau-
Und „Menschen“ sind nicht nur die eige-       die Mutter der Mädchen als Salzsäule         dern dass man ihr die Mutterschaft ver-      ses. „Sind wir (bezeugt vom Geist) Kin-
nen Leute. Diese Haltung wurde in der         auf der Strecke bleibt. Durch die väterli-   weigert. Tamar ist nicht die Einzige, die    der (und zwar Kinder Gottes), dann auch
Sammlung der biblischen Schriften             chen Fehlentscheidungen, ohne Aus-           ihre Attraktivität und sexuelle Ausstrah-    Erben; Erben Gottes und Miterben
(denn „Bibel“ ist eigentlich ja ein Plural-   sicht, in der Einsamkeit des Gebirges je-    lung einsetzt, um zu hochgelobten Zie-       Christi“, schreibt Paulus im Brief an die
wort, „die Bücher“) vor mehr als 2000         mals zu Familie zu kommen, wählen die        len zu kommen. Das gilt für die schon        Gemeinde von Rom (8,17). Bezieht man
Jahren allem anderen vorgeordnet.             Töchter den Inzest. Ihre Söhne – so das      erwähnte Rut, die sich ganz offenbar ih-     eine solche Auffassung vom „Kind“,
   Nachkommenschaft ist die große Ver-        Ende der Lotgeschichte Genesis / 1. Mo-      ren Boas erwählt, längst, bevor die recht-   vom „Sohn“ in die biblische Lektüre mit
heißung Gottes an Abraham neben der                                                                                                     ein, wird auch die Rede vom Kind Got-
des Landes. Weil die sich trotzdem nicht                                                                                                tes, vom Sohn Gottes aus der Ecke biolo-
einstellen will, sind Sara und Abraham                                                                                                  gischer Vertracktheiten herausgeholt.
tief verunsichert und nehmen die Sache                                                                                                  Dann muss Josef auch nicht nur Ziehva-
dann doch in die eigenen Hände. Die Die-                                                                                                ter sein neben einer biologisch jungfräu-
nerin Hagar soll den erwünschten Sohn                                                                                                   lichen Maria. Greift doch das leben-
Abrahams zur Welt bringen. Als Sara                                                                                                     spendende machtvolle Wirken Gottes
dann doch wider Erwarten selbst ein                                                                                                     zugunsten eines neuen Anfangs, eines
Kind, Isaak, zur Welt bringt, kommt es –                                                                                                Kindes, Retters und Erlösers, doch noch
nachvollziehbar – zu manchen Verwick-                                                                                                   einmal ausdrücklich das Schöpfungs-
lungen, in denen sich nicht immer                                                                                                       werk und die Heilsgeschichte auf –
menschliche Größe zeigt, wohl aber Got-                                                                                                 Heilsgeschichte gerade in den Ahnfrau-
tes Liebe. Hagar bekennt: sie und ihr Kind                                                                                              en Israels. Im Blick auf Jesus wäre die
Ismael sind nicht aus Gottes Blickfeld ge-                                                                                              unbefangene Wahrnehmung, dass er
raten (Genesis / 1. Mose 16). Ihr Sohn gilt                                                                                             leibliche Eltern hat, doch ein ganz gro-
als Stammvater arabischer Menschen,                                                                                                     ßes Zeugnis für wahre Mensch(!)wer-
sein Halbbruder als Vorfahr Israels, der                                                                                                dung des Wortes Gottes unter uns; der
Judenheit. Was Thora oder Koran auch je-      Die Heiligen drei Könige kann man als Repräsentanten der drei damals bekann-              Fachbegriff dafür heißt Inkarnation. Und
weils den beiden zuschreiben: unbestrit-      ten Erdteile verstehen. Sie stehen für eine miteinander verwandte Völkerge-               genau die feiern wir an Weihnachten, im
ten bleibt die enge Verwandtschaft.           meinschaft.                                                        Foto: Pixabay          Christfest.
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
4                                                             KIRCHEN ZEITUNG                                                                37. Ausgabe | 26. November 2021

Besondere Beziehungen
Auch außerhalb der Familie gibt es Beziehungen, die uns prägen

V    erwandte kann man sich nicht aussuchen, heißt es – aber alle anderen Menschen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, wählen wir sehr bewusst aus. Was sagt das über
     unsere Wahl-Verwandtschaften – das Wörterbuch definiert den Begriff als „Sich-angezogen-Fühlen aufgrund geistig-seelischer Übereinstimmung – aus? Wir haben
unseren Freundeskreis, wir lernen Menschen über unser ehrenamtliches Engagement kennen, wir suchen uns sogar unsere Nachbaren aus, die mit uns in speziellen Wohn-
projekten leben. Und dann gibt es da auch Familien, die nicht qua Geburt miteinander verbunden sind, sondern weil man entschieden hat, füreinander da zu sein. All dies sind
Beispiel für Wahl-Verwandtschaften, für Beziehungen außerhalb der eigentlichen Familie.

Gemeinsam reden, lachen und kochen
Besuchsdienst brachte die Rentnerin und die Studentin zusammen

W      enn sich Helma von Hahn und
       Claudia Zeller treffen, begrüßen
sich die beiden Frauen so, als wären sie
                                           zusammen. „Ich war von Anfang an be-
                                           geistert von ihrem sonnigen Gemüt“,
                                           schwärmt Helma von Hahn und Claudia
                                                                                        habe schon als Kind gelernt, Pilze zu
                                                                                        sammeln, und mache das immer noch
                                                                                        gerne“, meint die Rentnerin und versi-
alte Freunde. Dabei kennen sie sich ge-    Zeller fügt hinzu, dass sie und die Senio-   chert lachend, dass sie bisher noch nie-
rade einmal etwas länger als ein Jahr.     rin sich sofort wunderbar verstanden         manden damit umgebracht habe.
Kennengelernt haben sich die 86-jährige    hätten.                                         „Für mich bedeuten die Besuche von
Rentnerin und die 23-jährige Studentin        Seither treffen sich die beiden Frauen    Claudia, den Kontakt zum Leben nicht
mitten in der Corona-Pandemie. „Ich saß    einmal pro Woche und gestalten diese         zu verlieren“, sagt Helma von Hahn, de-
zu Hause, starrte die Wände an und hatte   Treffen ganz unterschiedlich: Mal sitzen     ren Familienmitglieder in verschiedenen
Angst“, erzählt die rüstige Rentnerin      sie gemütlich bei einer Tasse Kaffee im      Teilen Deutschlands leben. Gerade in
und fügt hinzu, dass ihr Sohn die Idee     Wohnzimmer und schauen sich gemein-          Corona-Zeiten seien die Besuche der
hatte, sich an die Paritätischen Sozial-   sam Fotoalben an, mal machen sie einen       Studentin oft die einzige Abwechslung.
dienste zu wenden. Dort gibt es den Be-    langen Spaziergang, mal besuchen sie         „Für mich ist es schön, etwas über den
suchsdienst „Begleitet zu Hause leben“,    eine Ausstellung. „Wir tun das, was uns      Alltag der jungen Leute zu erfahren“,
der Besuchsdienste für Seniorinnen und     grad einfällt“, meint Helma von Hahn.        meint sie. „Und auch für mich sind die
Senioren organisiert. Kurz zuvor hatte     Von ihren Spaziergängen bringen die          Besuche bei Helma eine schöne Aus-
sich auch Claudia Zeller bei diesem Be-    beiden Frauen auch mal Obst oder Pilze       zeit“, versichert Claudia Zeller. Für sie
suchsdienst gemeldet. „Ich war schon       mit, die dann in der Küche verarbeitet       ist es spannend, andere Generationen
während meiner Schulzeit ehrenamtlich      werden. Da gibt es zum Beispiel Holun-       kennenzulernen und Dinge zu erfahren,
tätig und wollte das unbedingt wieder      derblütensirup oder Likör aus grünen         die sie sonst nur in Geschichtsbüchern
machen“, sagt die Wirtschaftsinge-         Walnüssen. „Ich habe wirklich viel ge-       nachlesen könnte. „Claudia passt gut zu
nieursstudentin, die in der Nähe vom       lernt“, erzählt die Studentin und fügt       mir. Sie ist wie meine jüngste Enkelin“,       Seit über einem Jahr treffen sich Hel-
Bodensee aufgewachsen ist. Susanne         hinzu, dass sie etwa Kornelkirschen zu-      freut sich Helma von Hahn. Beide sind          ma von Hahn und Claudia Zeller re-
Butz vom Paritätischen Sozialdienst        vor nicht gekannt habe. Aber auch der        sich darin einig, dass ihr Kennenlernen        gelmäßig und planen gemeinsam ihre
brachte die beiden Frauen schließlich      Birkenpilz war ihr vorher fremd. „Ich        ein Glücksfall war.           Martina Erhard   Aktivitäten.                    Foto: me

Keine ganz normale Familie
Sylke und Joachim Schuler kümmern sich nicht nur um eigene Kinder, sondern auch um Pflegekinder

                                           E    ine ganz normale Familie sind die
                                                Schulers sicher nicht. „Wir sind
                                           Patchwork durch und durch“, sagt Sylke
                                                                                        sein, waren 13 Kinder bei ihnen. „Der
                                                                                        kürzeste Aufenthalt dauerte 20 Stunden,
                                                                                        der längste Aufenthalt dauerte drei Jah-
                                                                                                                                       gewesen, auch etwas für Kinder zu tun,
                                                                                                                                       denen es nicht gut geht. Also meldeten
                                                                                                                                       sich die Eltern beim Pflegekinderdienst
                                           Schuler lachend und fängt an, die Fami-      re“, erinnert sich die 54-Jährige. Alle        der Stadt, um Pflegefamilie werden zu
                                           lienmitglieder aufzuzählen: Sie und ihr      Kinder hatten eines gemeinsam: Sie             können. Nachdem die Familie genau
                                           Mann Joachim sind seit 15 Jahren ver-        mussten aufgrund einer Notsituation aus        überprüft wurde, ob sie alle Vorausset-
                                           heiratet und haben einen 13-jährigen         den Familien herausgenommen werden.            zungen erfüllt, kam ein halbes Jahr spä-
                                           Sohn, Simon. Dann gibt es noch drei er-         „Es ist traurig, wenn die Kinder wie-       ter das erste Pflegekind. Es war Joshua.
                                           wachsene Söhne, einen brachte er mit in      der weggehen“, meint Joachim Schuler.          „Wir waren von Anfang an begeistert
                                           die Ehe, sie die beiden anderen. Doch die    Der 63-Jährige lehrt Wirtschaftsinfor-         von dem süßen kleinen Kerl und wollten
                                           Schulers sind damit noch immer nicht         matik an der Hochschule Pforzheim und          ihn nicht mehr hergeben“, erzählt die
                                           komplett, denn seit 2012 lebt auch der       freut sich darüber, dass Joshua ihn und        Pflegemutter. Sie macht aber auch deut-
                                           neunjährige Joshua bei ihnen. Joshua ist     seine Frau Papa und Mama nennt. „Wir           lich, dass es nur funktionierte und funk-
                                           ein Pflegekind und kam zu den Schulers,      sind die einzige Familie, die er kennt“,       tioniert, weil ihr Sohn Simon alles so gut
                                           als er zehn Wochen alt war. Und dann ist     fügt Sylke Schuler hinzu. Sie erinnert         mitträgt. „Für mich ist es kein Problem,
                                           da noch die kleine Anna (Name von der        sich auch an alle anderen Kinder, die im       meine Eltern zu teilen“, bestätigt der 13-
                                           Redaktion geändert), gerade einmal drei      Laufe der Jahre bei ihnen waren: „Wir          Jährige und fügt hinzu, dass Joshua für
                                           Monate alt. Anders als Joshua, der als       hatten Kinder bei uns, die zum Teil kein       ihn sein kleiner Bruder sei. „Natürlich
                                           Vollpflege-Kind in der Familie lebt und      Familienleben kannten, das war nicht           nervt er mal, aber wir kommen schon gut
                                           bei ihr bleiben wird, ist Anna ein Bereit-   immer leicht, aber mit viel Liebe kann         klar.“ Und was meint Joshua? Er findet
                                           schaftspflege-Kind. „Sie wird wohl nur       man das wuppen.“                               es schön bei Mama, Papa und dem gro-
                                           noch einige Wochen bei uns sein und             Warum aber entscheidet man sich da-         ßen Bruder. Der darf auch mal helfen,
Sylke und Joachim Schuler mit Jos-         dann zu ihren Eltern kommen oder aber        zu, Pflegekinder aufzunehmen? „Wir             wenn es um Joshuas liebstes Hobby
hua und Anna: Joshua legte Wert da-        zu einer Vollpflege-Familie“, erklärt        haben alles. Wir haben eine großartige         geht, ums Bauen von Legofiguren.
rauf, das Foto in seinem „Legozim-         Sylke Schuler. Seit sich die Schulers vor    Familie, ein Haus mit Garten. Uns geht         „Mein ‚Legozimmer‘ ist ganz toll“, freut
mer“ zu machen, seinem Lieblings-          rund fünf Jahren dazu entschlossen ha-       es gut“, zählt Sylke Schuler auf. Für sie      er sich und zeigt stolz die vielen Figuren,
zimmer.                      Foto: me      ben, eine Bereitschaftspflege-Familie zu     und ihren Mann sei es daher naheliegend        die er bereits gebaut hat.       Martina Erhard
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
37. Ausgabe | 26. November 2021                                   KIRCHEN ZEITUNG                                                                                                  5

Freundeskreis und Heimat                                                                     In Gemeinschaft leben
Hanna Lange fühlt sich in der Jugendgruppe zu Hause                                          Hannah Mudrack zog 2017 ins Wohnprojekt Sophia

E    igentlich habe die Geschichte mit
     ihren älteren Schwestern begonnen,
erzählt Hanna Lange. Heute ist sie 19
                                             setzen könnten zwar die allerbesten
                                             Freunde nicht, aber doch seien sie „so et-
                                             was wie eine Familie“. Für sie selbst, so
                                                                                             E    insamkeit war noch nie die Sache
                                                                                                  von Hannah Mudrack. In den 88
                                                                                             Jahren ihres Lebens hat sie schon einiges
Jahre alt, doch vor vielen Jahren, als sie   beschreibt es Hanna Lange, sind die             erlebt, allein war sie dabei so gut wie nie.
noch sehr viel jünger war, wollte sie ih-    Freunde „wie eine zweite Familie, die           Aufgewachsen in Grötzingen, lernte sie
ren Schwestern unbedingt nacheifern.         man sich selbst aussucht“.                      dort schon früh ihren späteren Ehemann
Diese durften schon mit ins Ferienlager,        Am Beginn ihres Freiwilligen Sozia-          kennen: es war der Sohn des evangeli-
sie selbst aber noch nicht. „Da wollte ich   len Jahres ist Hanna Lange froh um die          schen Pfarrers. Als das junge Paar nach
unbedingt auch mitgehen“, erinnert sie       engen Freundschaften, die über die Jahre        Studium und Vikarszeit endlich heiraten
sich. In der dritten Klasse war es dann      gewachsen sind. Während viele Bezie-            und eine Familie gründen konnte, war
endlich so weit. Sie wurde in eine Grup-     hungen nach Schulabschluss und Abitur           ihre künftige Rolle vorgezeichnet. Als
penstunde der Katholischen Jungen Ge-        nur noch schwer zu pflegen seien, erlebe        Hausfrau in einem evangelischen Pfarr-
meinde (KJG) eingeladen, wo sie sich         sie ihre Freundschaften weiterhin als be-       haus war sie Ansprechperson und Kon-
gleich wohlfühlte. Mit den Jahren, erin-     ständig und tragfähig. Diese beständi-          taktstelle für unzählige Anliegen der Ge-
nert sich Hanna Lange, sei sie in die Ju-    gen Freundschaften wünscht sie sich             meindemitglieder.
gendarbeit immer mehr hineingewach-          auch für die Zukunft.        Tobias Tiltscher      Vor einigen Jahren, da war sie bereits
sen. Nach einigen Jahren hat sie als Lei-                                                    verwitwet, beschloss sie, eine neue            Hannah Mudrack fühlt sich in ihrem
terin eine eigene Gruppenstunde über-                                                        Wohnform auszuprobieren, um sich den           neuen Zuhause im Wohnprojekt
nommen.                                                                                      Alltag zu erleichtern. Sie schaute sich        Sophia sehr wohl.             Foto: tt
   Niemand habe sich jemals darüber ge-                                                      verschiedene Einrichtungen an, doch
wundert, sagt Hanna Lange, dass sie                                                          keines der Häuser konnte sie vollkom-
zwar evangelisch sei, aber zu einem ka-                                                      men überzeugen.                                gibt es Angebote wie ein Mieterfrüh-
tholischen Jugendverband gehört. „In                                                            Dann kamen ihr die alten Beziehun-          stück, mittags internationales Kochen
unserem Ort ist es völlig normal, dass                                                       gen zur kirchlichen Frauenarbeit zugute.       mit gemeinsamem Mittagessen, gele-
sich Menschen mit ganz unterschiedli-                                                        Eine Initiative der Evangelischen Lan-         gentlich ein Spielenachmittag und auch
chen Konfessionen und Religionen en-                                                         deskirche in Baden bereitete ein Projekt       Ausflüge und Walking-Touren.
gagieren.“ Das geistliche in der Jugend-                                                     zum selbstbestimmten Wohnen im Alter             Im Erdgeschoss des neu entstandenen
arbeit leide darunter keineswegs, fügt sie                                                   vor. Die Pläne waren offen und alle, die       Häuserblocks, in dem unter anderem das
hinzu. Besonders auf dem Lager stießen                                                       sich interessierten, waren zum Mitpla-         Wohnprojekt Sophia untergebracht ist,
spirituelle Impulse immer wieder zum                                                         nen eingeladen. Hannah Mudrack                 gibt es neben einer Praxis für Physiothe-
Nachdenken über das eigene Leben an,                                                         brachte sich ein und gestaltete die Ent-       rapie, einem ambulanten Pflegedienst
was oft zu einem intensiven Austausch                                                        würfe mit. Einige Jahre später war das         und einem Café auch einen Gemein-
anrege.                                                                                      Wohnprojekt Sophia in der Karlsruher           schaftsraum mit eigener Küche für die
   In der Jugendarbeit hat Hanna Lange                                                       Waldstadt fertig. Im Jahr 2017 zog sie         Bewohner von Sophia. Kooperationen
eine Heimat gefunden, da ist sie sich                                                        dort ein.                                      mit nahegelegenen Schulen und Kir-
ganz sicher. Ihren Freundeskreis hat sie                                                        Seitdem bewohnt sie eine 60 Quadrat-        chengemeinden schaffen Verbindungen
zum großen Teil über Gruppenstunde                                                           meter große Zwei-Zimmer-Wohnung                zum umliegenden Stadtteil.
und Lager kennengelernt. „Ohne die                                                           mit Balkon. Ihren Wunsch, weiterhin in           Das Miteinander funktioniert in der
KJG wäre ich wohl mit vielen von ihnen                                                       Gemeinschaft mit anderen Menschen zu           Regel gut: „Man muss kompromissbe-
nie zusammengekommen und hätte auch          Ihren Freundeskreis hat Hanna Lan-              leben, konnte sie sich erfüllen, ohne da-      reit sein, aber auch selbstbewusst.“ Ihre
die Leute aus den anderen Orten wohl         ge zum großen Teil über Gruppen-                bei den Rückzugsort der eigenen Woh-           Entscheidung für Sophia hat sie keinen
kaum kennengelernt.“ Eine Familie er-        stunden kennengelernt.     Foto: privat         nung aufzugeben. Auf freiwilliger Basis        Tag bereut.                   Tobias Tiltscher

Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen
Freundschaften aus der ehemaligen Jugendgruppe um Ute Wesch halten seit 45 Jahren

V     on Freundschaften, die seit mehr
      als 40 Jahren halten, weiß Ute
Wesch zu erzählen. Alles begann 1976 in
                                             Keller des ASS verschönert und dort
                                             Musik gehört haben. Und dass sie nach
                                             dem Gottesdienst einen Tee für die Ge-
                                                                                             man nicht einfach wieder weggeht, son-
                                                                                             dern nach dem Gottesdienst noch beiei-
                                                                                             nanderbleibt“, so Wesch. Auch an ge-
                                                                                                                                            denkt Ute Wesch gern. Schnell waren
                                                                                                                                            damals Freundschaften innerhalb der
                                                                                                                                            Gruppe entstanden. Sogar zwei Ehen
der Christuskirche, wo sie damals als        meindeglieder angeboten haben: „Damit           meinsam verbrachte Jugendfreizeiten            sind aus der Jugendgruppe hervorgegan-
Kirchenälteste für die Kinder- und Ju-                                                                                                      gen.
gendarbeit zuständig war und eine Ju-                                                                                                         Die gemeinsame Geschichte ging für
gendgruppe ins Leben rief. Die Idee war,                                                                                                    die Jugendlichen auch in den Jahren da-
für die Jugendlichen nach der Konfir-                                                                                                       nach weiter. 1983 bildete sich aus der Ju-
mandenzeit etwas anzubieten. Daraus                                                                                                         gendgruppe eine weitere Gruppe, die für
entstand die „Montagsgruppe“ aus zehn                                                                                                       Ältere war und sich samstagabends traf.
bis fünfzehn Personen. Viele der                                                                                                              Heute leben aus dem festen Kern von
Freundschaften bestehen bis heute. „Wir                                                                                                     damals nur noch fünf Personen in Karls-
haben gemeinsam viel unternommen,                                                                                                           ruhe. Zu ihnen hält Ute Wesch bis heute
das schweißt zusammen“, erklärt die                                                                                                         Kontakt. Auch mit einem der beiden
heute 66-jährige Karlsruherin.                                                                                                              Ehepaare, die aus der Gruppe entstanden
   Im Albert-Schweitzer-Saal (ASS), der                                                                                                     sind, ist sie noch heute „eng befreundet“.
zur Christuskirche gehört, hatte die Ju-                                                                                                    Dann geht es für ein Wochenende schon
gendgruppe damals einen Raum. Den                                                                                                           einmal nach Florenz, zum Bummeln
damaligen Albert-Schweitzer-Saal gibt                                                                                                       oder Shoppen in die Innenstadt oder in
es so heute nicht mehr. „Der wurde 1990                                                                                                     ein Café. Mit einigen der Karlsruher
abgerissen und das heutige Gebäude er-                                                                                                      Freunde hatte sie auch schon Silvester
richtet“, doch die guten Erinnerungen                                                                                                       gefeiert. Und im nächsten Jahr, 46 Jahre
bleiben.                                                                                                                                    nach der Gründung der „Montagsgrup-
   Sie erinnert sich an lebhafte Diskus-                                                                                                    pe“, soll es bei einem Ehemaligentreffen
sionen, unter anderem über den Zivil-        Ute Wesch vor dem heutigen Albert-Schweitzer-Saal, in dem „ihre“ Jugend-                       das große Wiedersehen geben.
dienst. Daran, dass sie ihren Raum im        gruppe einen Raum hatte. Viele Freundschaften halten bis heute.   Foto: mm                                                     Markus Mickein
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
6                                                                 KIRCHEN ZEITUNG                                                                    37. Ausgabe | 26. November 2021

Auch irgendwie Familie?
Für viele Menschen spielen Beziehungen, die in der digitalen Welt geknüpft werden, eine große Rolle

Von unserer Mitarbeiterin
Martina Erhard

S   o oder so ähnlich könnte ein gemütli-
    cher Abend wohl in vielen Familien
aussehen: Während das Essen bereits auf
dem Tisch steht, checkt die Mutter noch
schnell, welche E-Mails eingegangen
sind, der Vater verfolgt gespannt eine
Online-Auktion, die Tochter tauscht sich
mit ihren Freundinnen über WhatsApp
aus und der Sohn ist von einem Online-
Spiel gefesselt. Geht ja alles ganz
schnell, denn schließlich liegt das Handy
immer griffbereit da. Ohne Smartphones
und Social-Media läuft also bei vielen
nicht mehr viel.
   Eltern tun sich schwer damit, ihren
Nachwuchs vom Handy wegzubekom-
men und für Angebote in der analogen
Welt zu begeistern, denn dafür müssten
sie mit gutem Beispiel vorangehen: Laut
der FIM-Studie aus dem Jahr 2016 (FIM
steht für Familie, Interaktion, Medien)
nutzen jedoch 74 Prozent der Eltern das
Smartphone für die Organisation des Fa-
milienalltags, sieben von zehn Eltern       Schon kleine Kinder wachsen mit den neuen Medien auf: Der Einkauf bei Amazon, der Austausch über WhatsApp, die
nutzen regelmäßig Social-Media-Ange-        Infos, die man über YouTube oder Telegram sammelt, sind für viele inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden.
bote wie etwa Facebook und drei von                                                                                                                          Foto: Unsplash / Alexander Dummer
fünf Eltern suchen regelmäßig Informa-
tionen im Internet. Es ist davon auszuge-
hen, dass diese Zahlen inzwischen noch      gegner waren und sind auf diesem Kanal             rem aus den Veröffentlichungen einst se-         bestärkt, sich gegen Maßnahmen der Po-
weiter gestiegen sind.                      aktiv und ziehen ihre Leser in einen Stru-         riöser Journalisten wie Roland Tichy,            litik aufzulehnen. Demmel sieht in sol-
                                            del aus Hass und Desinformation.                   Matthias Matussek oder Ken Jebsen in-            chen Kanälen inzwischen ein enormes
  Verlockende Angebote                         Wie schwer es ist, den Ausweg aus               formiert. Letzterer ist inzwischen einer         „Gefährdungspotential für unsere De-
  im Internet                               solchen Filterblasen zu finden, zeigt ein          der bekanntesten Verschwörungstheore-            mokratie“.
  Die Angebote, die das Internet bereit-    Selbstversuch des Journalisten Hans                tiker in Deutschland. Demmel geht in
hält, sind aber auch zu verlockend: Man     Demmel, den er in dem Buch „Anders-                seinem Buch auf Jebsens erstes Video               „Metaverse“ – ein
muss nicht mehr ins Geschäft gehen,         welt“ beschreibt. In dem Buch analysiert           ein, welches er am 4. Mai 2020 bei You-            kollektiver virtueller Raum
wenn man Schuhe oder Spielsachen            er die Wirkungsweise rechter Propagan-             Tube hochgeladen hat. Der Titel des Vi-             Eine ganz neue Ebene der virtuellen
braucht, man bestellt einfach bei Ama-      da anhand bekannter Publikationen, Per-            deos: „Bill Gates kapert Deutschland“.           Welt betritt inzwischen Mark Zucker-
zon. Wer für die Urlaubsreise eine Über-    sönlichkeiten und neuer Medien. Dem-               Der Inhalt sei schnell als Lügengespinst         berg. Er hat nicht nur seinen Facebook-
nachtung buchen möchte, wird auf            mel informierte sich ein halbes Jahr lang          entlarvt worden, so Demmel. Das Video            Konzern in „Meta“ umbenannt, sondern
Airbnb fündig, und in vielen Großstäd-      ausschließlich aus einschlägigen Me-               wurde innerhalb von drei Tagen drei              möchte einen kollektiven virtuellen
ten ist es inzwischen schon möglich, sich   dien und spürte sehr schnell die Auswir-           Millionen Mal angeklickt. Sicher ist da-         Raum, ein „Metaverse“ schaffen. Mit-
Lebensmittel über „Gorillas“ liefern zu     kungen: „Ich selbst bin immer aggressi-            von auszugehen, dass so mancher Nut-             hilfe von Datenbrillen sollen sich echte
lassen. Diese Tech-Konzerne haben auf-      ver geworden, weil der Hass, die Wut               zer den Inhalt richtig einschätzen konn-         Menschen in virtuellen Räumen aufhal-
grund des ungebremsten Zulaufs ihrer        und die negative Stimmung, die in den              te, bei einem Großteil derjenigen, die ge-       ten und virtuelle Objekte sollen in reale
Kunden (oder sollte man sagen, ihrer        Kanälen verbreitet werden, auf mich ab-            gen die Corona-Maßnahmen waren,                  Räume integriert werden. Alles soll mit
Anhänger) eine ungeheure Macht erhal-       färbten“, erzählte er in einem SWR-In-             aber verfingen die Tiraden. Sie werden           allem verbunden werden, es geht um
ten, was sich nicht nur negativ auf die     terview. Demmel hatte sich unter ande-             von Jebsen und seinen Mitstreitern darin         Einfluss, es geht um Geld. Hilfreich ist
Konkurrenz in der analogen Welt aus-                                                                                                            dabei die ungeheure Datenmenge, die
wirkt, sondern auch auf die Arbeitsbe-                                                                                                          beim Anbieter der „Metaverse“-Welt,
dingungen der Mitarbeiter. Sie arbeiten                                                                                                         bei Zuckerberg und seinem „Meta“-
oft als Soloselbstständige oder Gering-                                                                                                         Konzern, zusammenfließt. Aber viel-
verdiener und sind sozial kaum abgesi-                                                                                                          leicht ist „Metaverse“ ja tatsächlich die
chert. Wer sich beschwert, fliegt raus.                                                                                                         Lösung für viele Probleme? Eines Tages
  Und wie sieht es mit den Social-Me-                                                                                                           werden unsere Kinder und Enkelkinder
dia-Kanälen aus, auf denen sich Kinder,                                                                                                         ihren Waldspaziergang durch einen vir-
Jugendliche und Erwachsene so gerne                                                                                                             tuellen Wald machen können. Sie wer-
tummeln? Ja, während des Lockdowns                                                                                                              den dann über ihre Datenbrillen erleben,
waren Facebook, Instagram oder What-                                                                                                            wie es einst auf der Erde aussah. Dass es
sApp oft die einzigen Möglichkeiten,                                                                                                            den realen Wald dann vielleicht gar nicht
mit Freunden und Bekannten den Kon-                                                                                                             mehr geben wird, spielt nur noch eine
takt zu halten – naja, das Telefon wäre                                                                                                         untergeordnete Rolle.
auch noch eine Lösung gewesen. Gerade                                                                                                              In einem Essay in der Süddeutschen
die Pandemie zeigt aber auch, dass diese                                                                                                        Zeitung stellte der Autor Philipp Bover-
Wege der Kommunikation auch mit Ge-                                                                                                             mann kürzlich fest, dass die „Metaver-
fahren verbunden sind. Unkritische Nut-                                                                                                         se“-Vision nicht nur gruselig klinge,
zer konnten über das Internet leicht an                                                                                                         sondern dass sie auch gruselig sei. Mark
Falschinformationen kommen. In die-         Das Smartphone ist die Eintrittskarte              Schon jetzt entführen Datenbrillen               Zuckerberg und seine Anhänger aller-
sem Zusammenhang wurde unter ande-          in die Social-Media-Welt. Freunde                  den Nutzer in virtuelle Welten. Geht             dings sehen darin die Zukunft, man
rem der in Russland entwickelte Mes-        trifft man oft nur noch online. Ohne               es nach Mark Zuckerberg, wird die                könnte auch sagen, sie prophezeien eine
senger-Dienst Telegram bekannt. Viele       das kleine Gerät bleibt man außen                  große „Metaverse“-Welt bald Reali-               „Schöne neue Welt“. Aber das ist eine
Corona-Leugner, Querdenker und Impf-        vor.         Foto: Unsplash / Christian Wiediger   tät.          Foto: Unsplash / Uriel Soberanes   andere Geschichte.
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
37. Ausgabe | 26. November 2021                                 KIRCHEN ZEITUNG                                                                                                    7

Die Ortho-Geriatrie basiert auf einer Kooperation der Klinik für Geriatrie, die            … und der Klinik für Orthopädie, zu der auch das EndoProthetikZentrum
von Dr. Brigitte Metz geleitet wird, …                                                     gehört. Ihr Leiter ist Priv.-Doz. Dr. Stephan Kirschner.      Foto: Leidert

Interdisziplinäre Therapie für ältere Menschen
Ortho-Geriatrie der ViDia Kliniken verhilft Patienten zu mehr Selbstständigkeit im täglichen Leben

D    ie Menschen werden älter und da-
     mit nehmen auch Verschleißer-
krankungen der Körpergelenke zu.
                                            wie es mit seinen Alltagskompetenzen
                                            aussieht und wie es um seine Ernäh-
                                            rungssituation steht. „Wir testen aber
                                                                                           nahmen, um bestimmte Folgeerschei-
                                                                                           nungen zu bekämpfen: Molkepulver ist
                                                                                           zum Beispiel hervorragend dafür geeig-
                                                                                                                                       versorgt ist, schließt sich eine komplexe
                                                                                                                                       Behandlung an, in die unter anderem Er-
                                                                                                                                       gotherapeuten, Logopäden und Physio-
Schmerzende Gelenke führen nicht nur        auch Kognition, Emotion und Mobili-            net, Muskulatur und Knochen zu kräfti-      therapeuten unter Leitung des Geriaters
in die soziale Isolierung, sondern auch     tät“, fügt Metz hinzu. So lassen sich die      gen, Vitamin D dient zur Osteoporose-       eingebunden sind. „Uns ist es wichtig,
zu immer weniger Aktivität und Bewe-        individuellen Ressourcen, Defizite und         und Sturz-Prophylaxe und auch Folsäure      die Patienten bereits am ersten Tag nach
gung. Als Folge davon verlieren die Be-     Bedürfnisse jedes Patienten bewerten.          kann hilfreich sein. „Folsäure- oder Vit.   der Operation wieder zum Aufstehen zu
troffenen Muskelkraft und Bewegungs-        Besteht die Notwendigkeit einer geria-         B12-Mangel kann zu Gefühlsstörungen         animieren“, sagt er. Als technische
sicherheit. Dies wiederum erhöht das Ri-    trischen Frührehabilitation, findet diese      in den Fußsohlen führen. Dies wiederum      Hilfsmittel gibt es unter anderem Elek-
siko für Stürze und Knochenbrüche. Für      Maßnahme während des gesamten sta-             erhöht die Sturzgefahr“, erklärt sie.       trische Aufstehhilfen mit Unterarmstüt-
diese Patientengruppe wurde in den Vi-      tionären Aufenthalts statt.                       Zudem gibt es neben all diesen Unter-    zen, aber auch Rollatoren geben dem Pa-
Dia Kliniken Karlsruhe vor über drei           In der Ortho-Geriatrie setzt man dabei      suchungen und der Behandlung der fest-      tienten nach Hüft- oder Kniegelenk-
Jahren die Ortho-Geriatrie eingerichtet.    auf ein multiprofessionelles Team, zu          gestellten Krankheiten und Mangeler-        Operationen Sicherheit. Ein spezieller
Es handelt sich dabei um ein interdiszip-   dem unter anderem auch Ernährungsbe-           scheinungen spezielle Maßnahmen, um         Stepper, der im Sitzen genutzt werden
linäres und bundesweit beispielhaftes       rater gehören. „Viele ältere Menschen          ein sogenanntes postoperatives Delir, ei-   kann, unterstützt das Arm- und Beintrai-
Angebot zur orthopädisch-geriatrischen      leiden an Mangelernährung“, berichtet          ne Verwirrung des Patienten also, das       ning. Kirschner weist darauf hin, dass
Versorgung. Die Ortho-Geriatrie basiert     Metz. Manchmal liegt es daran, dass die        nach schweren Operationen auftreten         die frühzeitige Mobilität nicht nur für
auf einer Kooperation der Klinik für        Patienten kaum mehr Interesse an ge-           kann, zu verhindern.                        das operierte Gelenk gut sei, sondern un-
Geriatrie und der Klinik für Orthopädie     sunder und ausgewogener Ernährung                 „Eine Teamkooperation ist nötig, um      ter anderem auch für den Verdauungsap-
einschließlich eines EndoProthetikZen-      haben, manchmal werden Schluckbe-              die optimale Behandlung, die über den       parat und die Lungentätigkeit. „Alle Ge-
trums der Maximalversorgung. Für die        schwerden diagnostiziert, manchmal             Gelenkersatz hinausgeht, gewährleisten      räte, die wir nutzen, sind im stationsna-
umfassende Betreuung sorgt ein multi-       liegt es aber auch nur an der Zahnpro-         zu können“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Ste-     hen Bereich untergebracht und von den
professionelles Team, zu dem unter an-      these, die nicht richtig sitzt. Es gibt wis-   phan Kirschner, der die Klinik für Ortho-   Patienten daher gut zu erreichen. Bei den
derem auch Ergotherapeuten, Neuro-          senschaftlich erprobte Therapiemaß-            pädie leitet. Wenn der Patient operativ     Übungen unterstützt ein Physiothera-
psychologen und Sozialarbeiter gehö-                                                                                                   peut“, sagt Kirschner. Er weist darauf
ren.                                                                                                                                   hin, dass sämtliche Übungseinheiten die
   „Patienten, die zu uns kommen, sind                                                                                                 Beweglichkeit und damit auch die
in der Regel 70 Jahre und älter und lei-                                                                                               Selbstständigkeit der Patienten fördern.
den häufig, zusätzlich zu den orthopädi-                                                                                               Um die optimale Behandlung für jeden
schen Problemen, noch an einer Reihe                                                                                                   einzelnen Patienten zu ermöglichen, tau-
weiterer Erkrankungen“, erklärt Dr. Bri-                                                                                               schen sich Orthopäden und Geriater täg-
gitte Metz, Direktorin der Klinik für                                                                                                  lich aus. Zudem bespricht das gesamte
Geriatrie. Als Beispiele nennt sie Herz-                                                                                               multiprofessionelle Team regelmäßig
Kreislauf- und Lungen-Erkrankungen,                                                                                                    den Behandlungsverlauf und berät ge-
Diabetes oder Störungen des Flüssig-                                                                                                   meinsam das weitere Vorgehen.
keitshaushalts oder des Elektrolythaus-
halts. Manchmal stelle man auch Neben-
wirkungen von Medikamenten fest, so
                                                  Zukunft der Ortho-Geriatrie                                                             Einen großen Vorteil sieht Kirschner da-
                                                                                                                                       rin, dass die älteren Patienten nach der
                                                                                                                                       Operation länger auf der Station behandelt
Metz. Der Geriater beurteilt kritisch den
Medikamentenplan und optimiert die
Therapie bei Bedarf. „Wir schauen den
                                                  I  n den kommenden Monaten
                                                     wird die Ortho-Geriatrie in den
                                                  Neubau der ViDia Klinken in der
                                                                                           der Geriatrie werden auch die Kli-
                                                                                           nik für Unfall-, Handchirurgie
                                                                                           und Sportmedizin, die Zertifizier-
                                                                                                                                       werden können: „Im Durchschnitt bleibt
                                                                                                                                       ein Patient sieben bis zehn Tage, bei den
                                                                                                                                       älteren Menschen sind es etwa drei Wo-
gesamten Menschen an und beziehen                 Steinhäuserstraße ziehen. Dann           te Alterstraumatologie, die Klinik          chen“, erklärt er und fügt hinzu, dass in
nicht nur den Körper, sondern auch                wird die Station eingegliedert in        für Wirbelsäulentherapie, die Kli-          dieser Zeit die Wundheilung abgeschlos-
Geist, Seele und das soziale Umfeld in            ein interdisziplinäres Gesamtkon-        nik für Diagnostische und Inter-            sen ist. Danach schließen sich Reha oder
die Behandlung mit ein“, sagt sie.                zept, sodass den Patienten noch          ventionelle Radiologie und die              Krankengymnastik an. „Ziel aller Maß-
   Vor geplanten Operationen werden               mehr Spezialisten aus verschiede-        Klinik für Anästhesie, Intensiv-            nahmen muss es sein, die Mobilität wie-
die Patienten umfassend untersucht. So            nen Fachbereichen zur Verfügung          und Notfallmedizin eingebunden              derherzustellen und dafür zu sorgen, dass
wurden zum Beispiel verschiedene Test-            stehen. Neben der Orthopädie und         sein.                           me          die Menschen im Alltag wieder selbststän-
verfahren entwickelt, um feststellen zu                                                                                                dig zurechtkommen“, versichert Kirsch-
können, wieviel Kraft der Patient hat,                                                                                                 ner.           Martina Erhard für die ViDia Kliniken
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
8                                                                KIRCHEN ZEITUNG                                                            37. Ausgabe | 26. November 2021

Sie sind in einer Partei, um
gesellschaftspolitisch etwas zu bewegen
In diesem Beitrag geben vier Menschen Auskunft über ihr politisches Engagement und was sie in ihrer
Partei hält. Eine Spurensuche bei CDU, SPD, FDP und Grünen

Von unserem Redaktionsmitglied                                                                                                         tei übereinstimmt: „Mitgliedschaft für
Markus Mickein                                                                                                                         mich heißt, dass man im Großen und
                                                                                                                                       Ganzen d’accord ist“. Vor allem mit dem

D     ie gute Nachricht ist: Politik spielt
      für die Bürgerinnen und Bürger
nach wie vor eine große Rolle, auch
                                                                                                                                       Freiheitsgedanken, den die FDP vertritt,
                                                                                                                                       kann sich der Master-Student identifi-
                                                                                                                                       zieren: dass der Mensch fähig und wil-
wenn die Mitgliedschaft in Parteien seit                                                                                               lens ist, sich seiner eigenen Freiheit zu
Jahren sinkt. Laut „Datenreport 2021“                                                                                                  bedienen. Dazu gehöre es auch, „sich
ist das Interesse der Bürgerinnen und                                                                                                  reinzuhängen,       wenn     Gegenwind
Bürger an Politik in den vergangenen                                                                                                   kommt“, meint Jonas Bruns. Abschlie-
Jahren sogar deutlich gestiegen. Der Da-                                                                                               ßend gefragt, warum er sich politisch en-
tenreport wird von der Bundeszentrale                                                                                                  gagiere, antwortet er: „Als Ingenieur
für Politische Bildung herausgegeben                                                                                                   kann ich mich auch nicht beschweren,
und informiert über die gesellschaftli-                                                                                                dass etwas nicht funktioniert, wenn ich
chen Entwicklungen und die Lebensver-                                                                                                  es nicht selbst versucht habe.“
hältnisse in Deutschland mit statisti-
schen Daten und sozialwissenschaftli-                                                                                                    Gemeinsame Werte
chen Analysen.                                                                                                                           sind die Grundlage
   Nun führt politisches Interesse nicht                                                                                                  Für Dr. Christine Dörner sind es eher
automatisch dazu, sich in einer Partei,       Tobias Bunk (CDU) will mit seinem            Christofer Leschinger (Grüne) hat die       Werte wie soziale Gerechtigkeit und So-
Gewerkschaft oder in einem Verein zu          parteipolitischen Engagement etwas           Arbeit im Stadtrat geholfen, stärker in     lidarität, die sie 2008 zur SPD geführt
engagieren. Das zeigen auch die Zahlen:       verändern.                 Foto: privat      die Partei hineinzuwachsen. Foto: privat    haben. Das i-Tüpfelchen setzte das Buch
Waren vor drei Jahrzehnten laut Daten-                                                                                                 von Erhard Eppler ‚Eine Partei für das
report noch knapp 4 Prozent in einer Par-                                                                                              zweite Jahrzehnt‘: „Ich hätte alles aus
tei engagiert, sind aktuell nur noch rund 2                                                                                            dem Buch unterschreiben können“, sagt
Prozent der Bundesbürger in einer Partei                                                                                               sie. Danach stand der Entschluss fest, in
organisiert. Es gibt viele Formen, sich                                                                                                die SPD einzutreten. Dabei kommt
heute politisch zu beteiligen: An Bedeu-                                                                                               Christine Dörner gar nicht aus einer
tung gewonnen haben Unterschriftenak-                                                                                                  klassischen SPD-Familie. Heute fühlt
tionen oder Demonstrationen wie etwa                                                                                                   sich die Coachin von Führungskräften
„Fridays for Future“. Mehr Menschen als                                                                                                und Fachfrau für Organisationsentwick-
noch vor Jahren wenden sich direkt mit                                                                                                 lung als Teil einer großen Gemeinschaft.
ihrem Anliegen an die Politikerinnen und                                                                                               Verbindung und Zusammenhalt entste-
Politiker. Was aber gibt den Ausschlag,                                                                                                he, weil man eine gemeinsame Werteba-
in einer Partei mitzuarbeiten? Und wie                                                                                                 sis teile und sich aktiv einbringe, bei-
viel Identifikation mit ihr ist nötig?                                                                                                 spielsweise in Arbeitsgruppen oder in
   Diese Fragen waren der Leitfaden für                                                                                                die Arbeit in den Ortsverbänden. „Man
Gespräche mit vier politisch aktiven                                                                                                   tritt eher aus, wenn man ein anonymes
Karlsruherinnen und Karlsruhern. Alle                                                                                                  Mitglied ist“, sagt Christine Dörner. Sie
vier verbindet, dass sie parteipolitisch                                                                                               selbst ist Vorsitzende im Ortsverein Bei-
nicht in vorderster Reihe stehen. Sie sind                                                                                             ertheim-Bulach und Mitglied der Kreis-
damit nicht das Sprachrohr ihrer jeweili-                                                                                              delegiertenkonferenz.
gen Partei, sondern berichten vielmehr
persönlich von sich und ihrem Weg mit         Christine Dörner (SPD) haben Werte           Jonas Bruns (FDP): „Mitgliedschaft            Grüne wollen Ortsverein
der Partei. Auch wenn ihr Werdegang           wie soziale Gerechtigkeit und Solida-        für mich heißt, dass man im Großen            Nordstadt gründen
unterschiedlich verlaufen ist, verbindet      rität zur Partei geführt.    Foto: privat    und Ganzen d’accord ist“. Foto: privat         Zum Abschluss geht der Blick zu den
alle vier die Leidenschaft zum aktiven                                                                                                 Grünen, die seit Jahren einen größeren
Mitgestalten.                                                                                                                          Mitgliederzuwachs verbuchen können.
                                              vom kommenden Mitgliederentscheid            gute Möglichkeit, gesellschaftspolitisch    Als Dr. Christofer Leschinger am Ende
  Jede Stimme zählt –                         über die künftige Parteiführung („Ich        etwas zu verändern. Auch wenn das           seines Medizinstudiums 2006 zu den
                                              bin eigentlich kein Freund von Mitglie-      nicht immer so leicht ist, schließlich      Karlsruher Grünen kam, hatte der Kreis-
  Mitglieder entscheiden                      derentscheiden“) und davon, dass die         stellt die CDU in Karlsruhe im Gemein-      verband um die 200 Mitglieder – und er
  über Parteispitze                           CDU ein Imageproblem hat: „Wir wur-          derat „nur“ die zweitgrößte Fraktion        war einer der Jüngsten. „Wenn ich jetzt
   Ich beginne meine Gespräche für die-       den im Wahlkampf als alt und langweilig      nach den Grünen. Doch „die Gemeinde-        bei den Sitzungen mich umschaue, sehe
sen Artikel bei der Partei, die es nach der   wahrgenommen“. Nur wenige Tage spä-          ratsfraktion ist dankbar für Input“, weiß   ich viele neue Gesichter“, erklärt der
Bundestagswahl am stärksten getroffen         ter sagt auch Sven Maier vom CDU-            Bunk.                                       promovierte Facharzt. Heute zählen zu
hat, bei der CDU. Ich bin mit Tobias          Kreisvorstand in den BNN: „Es fällt im-         Das zweite Gespräch führt mich via       den Karlsruher Grünen um die 900 Mit-
Bunk von der Kreisgeschäftsstelle ver-        mer schwerer, die Menschen an uns zu         Zoom nach Paris, wo ich mit Jonas           glieder. Und mit 43 gehöre er schon zum
abredet. Tobias Bunk ist erst 23 Jahre        binden.“                                     Bruns verabredet bin. Der 24-jährige        „Mittelalter“, denn viele Junge schlie-
und seit einem Jahr Geschäftsführer der          Bei Tobias Bunk war das damals je-        Maschinenbau-Student am KIT Karlsru-        ßen sich den Grünen an. Heute kenne er
CDU Karlsruhe sowie Mitgliederrefe-           denfalls kein Problem. Sehr früh, bereits    he hat in seinem Masterstudium die          viele in der Partei, auch Freundschaften
rent der Partei. Tobias Bunk nimmt hin-       mit 16 Jahren, stand für ihn fest, dass er   Möglichkeit, für ein Jahr im Ausland zu     sind dabei entstanden. Stärker in die Par-
ter einer großen Leinwand mit CDU-Lo-         Mitglied der CDU werden wollte. Es           studieren. Er ist der FDP 2017 beigetre-    tei hineinzuwachsen habe ihm auch die
go im Konferenzraum Platz. Er spricht         folgten die Mitarbeit in der Jungen Uni-     ten, da war er 19 Jahre alt. Bereits 2018   Arbeit als Stadtrat in den Jahren 2012 bis
an diesem Vormittag davon, dass viele         on und während des Abiturs der Kreis-        war er als Beisitzer im Kreisvorstand der   2014 geholfen. Die nächste größere Auf-
Mitglieder über den Streit und das Ver-       vorsitz der Schülerunion. Noch heute sei     Karlsruher FDP aktiv. Für die Europa-       gabe wird für Christofer Leschinger
fahren zur Kanzlerkandidatur von Ar-          die Idee, mitgestalten zu können, noch       wahl 2019 hat er sich sogar als Kandidat    sein, in der Nordstadt, wo er wohnt, ei-
min Laschet unzufrieden waren und das         da, erzählt Tobias Bunk, und die Mit-        aufstellen lassen. Auch wenn Jonas          nen Ortsverein mitzugründen. Im Januar
mit ihrem Austritt quittierten. Er spricht    gliedschaft in einer Partei für ihn eine     Bruns nicht mit allen Punkten seiner Par-   2021 soll es soweit sein.
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
37. Ausgabe | 26. November 2021                                        KIRCHEN ZEITUNG                                                                                                 9

Schwerer Weg zur zufriedenen Abstinenz
Wertvolle Hilfe bringt der Austausch mit anderen Betroffenen / Selbsthilfegruppe „Blaues Kreuz“ ist
in Karlsruhe bei der Evangelischen Stadtmission angesiedelt

D    ie Zahlen sind alarmierend: In
     Deutschland trinken 9,5 Millionen
Menschen zu viel Alkohol, 1,3 Millionen
                                               tung gezielt auf die Erfahrungen der Zu-
                                               hörerinnen und Zuhörer ein und stellte
                                               die Frage, was „zufriedene Abstinenz“
sind alkoholabhängig, 73.000 von ihnen         überhaupt bedeutet. Hier ein Auszug aus
sterben jährlich an den Folgen von Alko-       der Fülle an Antworten: „Leben ohne
holmissbrauch. Diese Zahlen, die von der       Trinkzwang“, wurde genannt. „Wichtig
Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen          ist die Entwicklung vom ‚Ich darf nicht
erhoben wurden, veröffentlicht die Evan-       mehr‘, hin zum ‚Ich brauch nicht
gelische Stadtmission Karlsruhe in dem         mehr‘“, sagte ein anderer Betroffener. Es
Flyer, mit dem sie auf die Angebote des        wurde aber auch über den Frieden mit
Blauen Kreuzes hinweist. „Das Blaue            sich selbst, mit den anderen und mit Gott
Kreuz bietet in den Selbsthilfegruppen ei-     gesprochen und über die Freude, die
nen alkoholfreien Lebensraum“, erklärt         man ohne Suchtmittel erleben könne.
Stadtmissionsseelsorger Markus Bor-               Und wie kann man nun diese Zufrie-
chardt, der die Karlsruher Selbsthilfe-        denheit erreichen? Auch da machten
gruppe organisiert. „Ziel der Arbeit ist es,   sich die Zuhörer so ihre Gedanken:
befreit leben zu lernen.“                      Wichtig sei es, zu akzeptieren, dass kon-
   Das Engagement für die Nöte von Al-         trolliertes Trinken nicht möglich sei, so
koholabhängigen hat eine lange Traditi-        eine der Aussagen. „Man muss dankbar
on bei der Stadtmission: Die Selbsthilfe-      sein für jeden Tag der Abstinenz“, sagte
gruppe „Blaues Kreuz“ wurde bereits            einer der Teilnehmer. Immer wieder
1910 ins Leben gerufen und war damit           ging es aber auch darum, den Mut auf-
                                               zubringen, zur Wahrheit zu stehen und
                                               die Sucht zu akzeptieren.
                                                 Erfolgsgeschichten,
                                                 die Mut machen
                                                  „Viele betonten, wie wichtig es für sie
                                               ist, zu wissen, dass sie mit ihren Proble-
                                               men nicht allein sind“, sagt Borchardt.
                                               „Der Austausch in der Selbsthilfegruppe
                                               ist für die Betroffenen eine große Stüt-
                                               ze“, fügt er hinzu. Man lerne, offen über
                                               Fehler zu sprechen und jeden Tag als Ge-
                                               schenk zu nehmen, erklärt er. Borchardt
                                               beschreibt in diesem Zusammenhang
                                               die Gefühle, die aufkommen, wenn an
                                               einem Gruppenabend ein neues Mitglied
                                               teilnimmt. „Die Geschichten helfen den
                                               Teilnehmern, stets achtsam zu sein, denn
                                               jeder weiß, dass auch er diesen Weg ge-
                                               gangen ist und dass man als Suchtkran-
                                               ker immer suchtkrank bleiben wird.“
                                               Aber dann gibt es ja auch die Erfolgs-
„befreit leben lernen“ lautet das              geschichten, die Mut machen: Da ist                     Auf dem T-Shirt steht es: Alkohol löst keine Probleme, er löst aber Familien,
Motto der Selbsthilfegruppe „Blaues            zum Beispiel der Mann, der inzwischen                   Partnerschaft, Freundschaft und noch viel mehr. Dennoch ist es für viele Be-
Kreuz“.                                        über 80 Jahre alt ist und seit rund 40 Jah-             troffene schwer, die Sucht in den Griff zu bekommen und den Weg, hin zu einer
                                               ren trocken ist. „Seine Geschichte zeigt,               zufriedenen Abstinenz, zu schaffen.                        Fotos: Evang. Stadtmission
                                               dass es möglich ist, abstinent zu leben“,
einer der ersten Arbeitsbereiche der           meint Borchardt.
Stadtmission. Auch heute kommen noch              Gerade weil er weiß, welche große
überwiegend Alkoholabhängige zu den            Bedeutung die regelmäßigen Gruppen-                           DAS BLAUE KREUZ
wöchentlichen Gruppentreffen, aber             abende für die Betroffenen haben, emp-
auch Drogenabhängige und Spielsüchti-          fand er es als sehr schwierig, als die                       Bereits 1877 wurde der erste Blau-     und Begegnungsgruppen an über
ge finden Hilfe. „Manchmal kommen              Gruppenabende aufgrund der Lock-                             kreuz-Verein in Genf gegründet. In     400 Standorten. In mehr als 1.100
auch Angehörige von Abhängigen, die            down-Bestimmungen nur online statt-                          Anlehnung an das kurz zuvor ge-        Gruppen- und Vereinsangeboten
sich informieren sollen“, erklärt Bor-         finden konnten. „Es gab zwar sehr                            gründete Rote Kreuz verwendete         engagieren sich ehrenamtliche und
chardt und versichert, dass niemand ab-        schnell ein spezielles Online-Angebot                        man die Farbe Blau, die bereits als    hauptamtliche Mitarbeiterinnen
gewiesen werde, denn „die Problematik          des Blauen Kreuzes, das sicher war, aber                     Farbe der Abstinenzbewegungen          und Mitarbeiter vor allem für alko-
Sucht ist für alle gleich“. In diesem Zu-      dennoch kann es nicht den persönlichen                       im angelsächsischen Raum be-           hol- und medikamentenabhängige
sammenhang weist er auch darauf hin,           Kontakt zu hundert Prozent ersetzen“,                        kannt war. Wenige Jahre später, ge-    Menschen. In Karlsruhe finden die
dass das Blaue Kreuz zwar eine christli-       ist Borchardt überzeugt. Umso glückli-                       nauer im Oktober 1885, gründete        Treffen der Selbsthilfegruppe je-
che Selbsthilfeorganisation sei, dass          cher ist er, dass inzwischen wieder                          Pfarrer Arnold Bovet den ersten        den Montag, von 18 Uhr bis 19.30
aber natürlich jeder willkommen sei.           Gruppentreffen stattfinden dürfen. Bor-                      deutschen Blaukreuz-Verein in Ha-      Uhr, in den Räumen der Evangeli-
   Neben den regelmäßigen Gruppen-             chardt fasst den Sinn der Selbsthilfe-                       gen/Westfalen. Der Internationale      schen Stadtmission, Stephanien-
abenden, bei denen sich Betroffene ano-        gruppe in einem Satz zusammen: „Du                           Bund des Blauen Kreuzes wurde          straße 60, statt. Weitere Gruppen-
nym austauschen können, werden auch            schaffst es nicht allein, aber allein                        1890 gegründet. Heute ist er in fast   angebote und Informationen gibt
immer wieder Vorträge organisiert. Bor-        schaffst du es.“ Ohne die Selbsthilfe, oh-                   50 Ländern der Erde aktiv. Zum         es bei Markus Borchardt, Telefon
chardt erinnert sich beispielsweise an         ne den Austausch mit anderen Betroffe-                       Bundesverband Blaues Kreuz in          9 17 61 12, oder über die Internet-
das Vortragsthema „Zufriedene Absti-           nen gibt es keinen Weg aus der Abhän-                        Deutschland gehören zurzeit 16         seite www.blaues-kreuz.de/de/ba-
nenz“. Referent Kay Markert, ein Sozi-         gigkeit, aber der Einzelne muss es wol-                      Landesverbände sowie Vereine           den-wuerttemberg/karlsruhe
alpädagoge, der für das Blaue Kreuz ar-        len und den Weg gehen.
beitet, ging bei dieser Online-Veranstal-           Martina Erhard für die Evangelische Stadtmission
KIRCHEN ZEITUNG Wahl-Verwandtschaften - Sonderveröffentlichung der Badischen Neuesten Nachrichten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ...
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