Entrepreneurship: Lehre, Forschung, Praxis
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Ausgabe 04-2021 FÜR ANWENDUNGSBEZOGENE WISSENSCHAFT UND KUNST Entrepreneurship: Lehre, Forschung, Praxis Campusnotizen hlb aktuell Aus Wissenschaft Wissenswertes Corona fordert Im Gespräch mit & Politik Keine Überschreitung der Familien heraus Wissenschaftsminister Solidarität mit Belarus Versorgungshöchstgrenze Armin Willingmann 7 20 33 34
2 Inhalt Campusnotizen Titelthema: hlb aktuell 4 Hochschule Koblenz: Vom Hörsaal Entrepreneurship: 20 DNH-Sommerinterview mit in den Chefsessel – einmal anders Lehre, Forschung, Wissenschaftsminister Prof. Hochschule Kaiserslautern, Praxis Dr. Willingmann: Kenner der Wissenschaft und Minister mit Campus Zweibrücken: Emotionen 8 Entwicklung eines regionalen Weitblick | Von Karla Neschke beeinflussen das Gründungsverhalten von Studierenden Entrepreneurship Clusters am 21 hlb -Kolumne: Wer ist die Stimme Beispiel der Kölner Hochschulen der Hochschulen? | Von Nicolai 6 Industriedesign: Hochschule | Von Prof. Dr. Kai Thürbach Müller-Bromley Darmstadt startet Human Factors Lab 12 Die Gründergarage – ein Hochschule Ansbach/ hochschulübergreifendes Fachhochschule Kiel: Peer-to- Entrepreneurship-Format Wissenswertes Peer-Fachbereichsberatung durch entsteht | Von Dr. Cornelia Gretz Hochschulforum Digitalisierung und Eva Treu 34 Alles, was Recht ist 7 Evangelische Hochschule 16 Von der Idee zum Entrepreneur: Dresden: Auswirkungen der Corona- 36 Neue Bücher von Kolleginnen das Gründerökosystem der Pandemie auf Familien und Kollegen Hochschule Hof | Von Prof. Dr.-Ing. Anke Müller, Prof. Dr.-Ing. Tobias 37 Neuberufene Plessing und Prof. Dr. rer. pol. Michael Seidel Aus Wissenschaft & Politik Standards 30 Hochschul-Integrationspreis Fachaufsätze 3 Editorial 2021: BMBF und DAAD zeichnen 33 Autorinnen und Autoren gesucht drei Projekte für herausragendes 22 Habitus und Hochschullehre – ein & Impressum Engagement bei der Integration notwendiges Handwerkszeug für Geflüchteter an Hochschulen aus die Praxis | Von Dr. Achim Weiand 38 Stellenanzeigen 31 Soziale Innovationen: Aus der 26 Virtuelle Hürden nehmen – 40 hlb -Seminartermine 2021 Hochschule heraus die Gesellschaft wissenschaftlicher Diskurs im verändern Studium | Von Yvonne Behrens, Laura Elsenheimer, Marc Wiesener, Ausbildungsförderung: Prof. Dr. habil. Thomas Kantermann HRK-Mitgliederversammlung fordert grundlegende BAföG-Reform 32 Nordrhein-Westfalen: Landesregierung fördert interdisziplinäre Forschung an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Hochschulrektorenkonferenz: Präsenzstudium anstreben – Impfungen forcieren – Pandemielage beachten 33 Belarus: Studierende der belarusischen Studierendenvertretung zu 2,5 Jahren Strafkolonie wegen Engagement in der Demokratiebewegung verurteilt 04 | 2021 DNH
Editorial 3 Der Blick, der so vieles verändert Unternehmerisches Denken und Handeln als Studienziel ist nicht einfach nur ein zusätzliches Themenfeld. Es wirkt sich vielmehr an vielen Stellen darauf aus, wie wir in unseren Hochschulen lehren und lernen. Regelmäßige „Häutungen“ sind für unsere Anke Müller, Tobias Plessing und Michael Hochschulen vom Typ FH/HAW normal. Seidel betreiben ebenfalls ein regiona- Sich mit unternehmerischem Denken, les Netzwerk. Aber im ländlichen Raum Gründung von Firmen und Übernahme stellt sich manches dann doch wieder Foto: Fotoladen Wedel der gesellschaftlichen Verantwortung, die ganz anders dar. Darüber hinaus zeigen damit einhergeht, zu beschäftigen, kam sie am konkreten Beispiel, wie hochschu- uns vor, sagen wir, 30 Jahren noch nicht lisches Wissen über eine Firmengründung in den Sinn. Die Beiträge in diesem Heft seinen Weg in die wirtschaftliche Praxis Christoph Maas zeigen, dass es zu weitreichenden Verän- findet (Seite 16). Chefredakteur derungen unseres Selbstverständnisses und unserer Arbeitsweisen führt, wenn Weitere Beiträge zum Thema in den wir dieses Thema in den Blick nehmen. „Campusnotizen“ zeugen von dem großen Interesse, auf das die Ausschrei- Kai Thürbach führt uns in eine Metro- bung des Schwerpunktes dieser Ausgabe polregion mit einer vielfältigen Hoch- der DNH gestoßen ist. schullandschaft und einer bei Industrie und Dienstleistungen gleichermaßen Das Einbeziehen unternehmerischer hoch entwickelten Wirtschaftsstruktur. Handlungsfähigkeit in die Zielbeschrei- Eine Hochschule, die hier die Spinne im bung akademischer Ausbildung führt das Netz sein will, die die anderen Akteure als „Bologna-Kritik“ immer wieder auftau- koordiniert, muss zunächst für sich selbst chende Zerrbild ad absurdum, demzufol- Klarheit haben, was es für sie bedeu- ge Employability nur als Antrainieren von tet, in die Gesellschaft hineinzuwirken Fertigkeiten, die am Arbeitsplatz durch (Seite 8). Vorgesetzte leicht abgerufen werden können, verstanden werden dürfe. Cornelia Gretz und Eva Treu zeigen, Gleichwohl besteht ein Spannungsver- wie sich die Lehre notwendigerweise hältnis auch zwischen einer weit gefass- verändert, wenn Entrepreneurship Teil ten Auslegung von Employability und der studentischen Qualifikation werden den unterschiedlichen Vorstellungen, die soll. Grenzen zwischen Hochschulen, sich mit Bildung verbinden. Der Bezie- zwischen Fachgebieten oder zwischen hung zwischen diesen beiden Begriffen Fachwissen und Persönlichkeitsentwick- würde ich gerne nachspüren und freue lung sind dann nicht mehr ohne Weiteres mich deshalb schon jetzt auf Ihre Manu- aufrechtzuerhalten (Seite 12). skriptangebote (siehe Seite 33). Ihr Christoph Maas DNH 04 | 2021
4 Campusnotizen Hochschule Koblenz Vom Hörsaal in den Chefsessel – einmal anders Mit einem besonderen Weiterbildungsange- Diskurs um die geeignete Nachfolge immer Befragungsergebnisse, dass ungefähr zehn bot wird die Hochschule Koblenz ab 2022 mehr in die Öffentlichkeit. Der demogra- Prozent der Studierenden in ihrem Berufs- das nötige Rüstzeug für leichtere Unterneh- fische Wandel stellt Unternehmerinnen leben die Leitung eines Familienbetriebs mensübergaben in Familienunternehmen und Unternehmer immer öfter vor die übernehmen werden. bereitstellen: In einem wettbewerblichen Herausforderung, frühzeitig zu planen, Verfahren hat die Hochschule den Zuschlag um eine geeignete Nachfolge zu sichern. Der Fokus des im April 2021 gestarte- des Bundeswirtschaftsministeriums für das Dabei müssen sich Unternehmer unter ten Projekts liegt auf einem interdiszip- Projekt „SUCCESSOR Qualifizieren – Vernet- anderem mit den Fragen beschäftigen, ob linären Angebot, das die Kompetenzen zen – Nachfolge sichern“ erhalten. sie das Unternehmen intern oder extern potenzieller Übernehmer an der Hoch- weitergeben möchten, wie ein geeigneter schule fördert und insbesondere Studie- Nachfolger gefunden werden kann oder rende der MINT- Fächer an Hochschulen wann der geeignete Zeitpunkt zur Überga- einbezieht. Mit der Qualifizierung in der be ist. Durch den zeitintensiven Prozess ist SUCCESSOR-Academy wird ein Zertifi- die Regelung der Nachfolge essenziell für katsprogramm für potenzielle Nachfol- eine weitere strategische Planung. gerinnen und Nachfolger entwickelt und Mit dem neuen Zertifizierungsprogramm umgesetzt. Geplant ist insbesondere die „SUCCESSOR“ entwickelt die Hochschu- Mit Ihrem Ansatz, ein Qualifizierungs- Anerkennung der Module in existierenden le Koblenz zusammen mit regionalen programm für Nachfolgerinnen und Nach- Studiengängen. Das Programm zielt auf die Partnern ein einzigartiges und innovati- folger anzubieten, schließt die Hoch- Vermittlung von breiten, anwendungs- ves Unterstützungsangebot, um Studie- schule Koblenz einen Bedarf, dem bisher orientierten Kompetenzen, die im Nach- rende für die Unternehmensnachfolge in nur wenig Beachtung geschenkt wurde. folgeprozess konkret eingesetzt werden Familienbetrieben zu sensibilisieren, zu Während zur Qualifizierung von Start- können. Neben der Einbettung eines Lehr- qualifizieren und zu vernetzen. Damit ist up-Gründern an Hochschulen eine Viel- plans, der den Bedarf der Studierenden die Hochschule Teil der vom Bundeswirt- zahl von Angeboten zur Verfügung stehen, trifft, ist ein weiteres Ziel, die Nachfolge- schaftsministerium geförderten Initiative werden potenzielle Nachfolgerinnen und rinnen und Nachfolger aus der Hochschule „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis Nachfolger aus Hochschulen eher vernach- zu vernetzen. Dies soll über den SUCCES- für die Praxis“, die bundesweit 30 Projek- lässigt. Nach ersten Schätzungen liegt das SOR-Club erfolgen, in dem ein Netzwerk te einschließt. Die Förderung richtet sich Potenzial von Nachfolgerinnen und Nach- von Studierenden mit Alumnis etabliert an Modellprojekte, die innovative Unter- folgern an Hochschulen derzeit bei etwa werden soll, die eine Nachfolge bereits stützungsangebote bei regionalen Unter- 630.000 Studierenden, die über einen angetreten haben. nehmensnachfolgen erproben und damit unternehmerischen Familienhintergrund neue kreative Impulse zur Thematik der verfügen. In den kommenden fünf Jahren Muad Khemiri Unternehmensnachfolge setzen. Gerade werden mindestens 17.000 Akademikerin- Prof. Dr. Holger Reinemann vor dem Hintergrund, dass 1,5 Millionen nen und Akademiker im Nachfolgepro- successor@hs-koblenz.de Inhaberinnen und Inhaber von Unterneh- zess die Unternehmensleitung überneh- Tel.: 0261/9528 1757 men 55 Jahre oder älter sind, rückt der men. Für die Hochschule Koblenz zeigen Hochschule Kaiserslautern, Campus Zweibrücken Emotionen beeinflussen das Grün- dungsverhalten von Studierenden Gründungslehre ist ein wichtiger Faktor und kombiniert erstmals die Gründungs- die durchgeführte Lehrmethode (tradi- zur Steigerung der Unternehmensgründun- neigung mit Emotionen wie Inspiration tionelle Vorlesung und interaktiver gen. Insbesondere Hochschulen legen den und Leidenschaft. Darüber hinaus wurden Workshop). Grundstein für potenzielle unternehme- spezifische kontextuelle Umstände in Bezug rische Aktivitäten bei jungen Menschen; auf ihren Einfluss auf Gründungsemotio- Die Datenerhebung begann Ende 2018 sie erhöhen nachweislich die studentische nen und -neigungen untersucht: an den drei Standorten der Hochschu- Gründungsneigung (Ruda, W., Ascúa, R., die Studierendengruppe (betriebswirt- le Kaiserslautern. Die Umfragen wurden Danko, B., & Martin, Th. A. 2015). Die schaftlicher und technischer Back- sowohl vor als auch nach 17 organisier- Messung der Gründungsneigung ist zen- ground), ten dreistündigen Seminaren an die Teil- traler Bestandteil der Gründungslehrefor- die von Studierenden wahrgenomme- nehmer verteilt. Fünf Seminare basier- schung. Unsere Studie folgt diesem Trend ne Authentizität des Dozenten, ten auf einer klassischen Vorlesung über 04 | 2021 DNH
5 Entrepreneurship, zwölf auf einem inter- Emotionen effektiv zu sein scheinen, was Die Ergebnisse unserer Studie liefern aktiven Workshop, in dem Studierende sich den Ergebnissen folgend wiederum somit praktische Empfehlungen für Hoch- aus einer Geschäftsidee eine Blaupause positiv auf die Gründungsneigung der schulen, wie sie Gründungslehre in Bezug eines Geschäftsmodells entwickelten. 323 Studierenden auswirkte. auf die Effektivität und Effizienz verbes- gültige Befragungen wurden vor und nach sern und somit das studentische Interesse, dem Seminar in nicht betriebswirtschaft- Neben diesen Ergebnissen wurden zu gründen, erhöhen können. Praktische lichen Studiengängen wie Informatik und in Bezug auf die oben beschriebenen Übungen, wie die Ableitung einer eige- Ingenieurwesen (sieben Seminare) sowie kontextuellen Faktoren die folgenden nen Geschäftsidee in ein Geschäftsmo- in BWL-Studiengängen (zehn Seminare) Erkenntnisse gewonnen: dell mithilfe des Business Model Canvas, erhoben. Die Ergebnisse der Befragung Die interaktive Lehrmethode hat im empfehlen sich auch in nicht betriebswirt- wurden mit einer Kontrollgruppe von 239 Vergleich zur traditionellen Vorlesung schaftlichen Studiengängen im Gegensatz Studierenden aus den gleichen Fachrich- bessere Ergebnisse erzielt (höhere posi- zu klassischen Vorträgen eher. Ein authen- tungen verglichen. tive Emotionen, niedrigere negative tisches Auftreten, bspw. durch einen erfah- Emotionen und höhere Gründungs- renen Gründer als Gastredner, verstärkt Unsere Ergebnisse zeigen, dass von neigungen nach dem Seminar). hierbei die Effekte des Seminars. Studierenden wahrgenommene unter- Der disziplinäre Hintergrund der nehmerische Emotionen die Grün- Studierenden spielt hinsichtlich der Prof. Dr. Walter Ruda dungsneigung beeinflussen. Eine durch Wirkung der Seminare keine Rolle. Dr. Pierre G. Keller die Seminare bewirkte Steigerung der Tendenziell zeigt sich ein positiver Hochschule Kaiserslautern positiven Emotionen sowie die Verrin- Effekt von hoher wahrgenommener gerung negativer Emotionen bewirkten Authentizität der Dozenten auf die jeweils eine Steigerung der studentischen Verringerung der mit der Unterneh- Literatur Gründungsneigungen. Generell hilft die mensgründung verbundenen negati- Kombination von Gründungsemotio- ven Emotionen. Authentizität erhöht Ruda, Walter; Ascúa, Rubén; Danko, Benja- nen und -neigungen, Vorhersagen über somit die Effektivität der Lehre, auch min; Martin, Thomas A. (Hrsg., 2015): das spätere unternehmerische Verhalten bei einer kurzen Intervention von drei Gründung und Entrepreneurship von präziser zu treffen. Darüber hinaus wurde Stunden, wie sie im Rahmen dieser Studierenden – GESt-Studie: Empirische deutlich, dass die Seminare speziell im Studie gewählt wurde. Analyse in Europa und Lateinamerika, Hinblick auf die Verringerung negativer Ediciones UNL, Santa Fe, Argentinien. Von der Projektidee bis zum Einreichen des Forschungsantrages Nutzen Sie unsere langjährige Expertise im Bereich der Forschungsstrategie und Forschungsförderung Seminare-Lektorate-Antragscoaching-Moderation www.plan-wissenschaft.de office@plan-wissenschaft.de
6 Campusnotizen Industriedesign Hochschule Darmstadt startet Human Factors Lab „Die positive Wirkung von gezielt gestalteten Arbeits- und Lebensräumen von morgen entsteht mit der Akzep- tanz der Menschen, die sie nutzen“, sagt Tino Melzer, Professor für Entwurf und Ergonomie. „Ein wesentliches Anlie- gen der Human Factors ist die ergono- mische Arbeitsplatzgestaltung. Sie trägt dazu bei, die physische und psychische Arbeitsbelastung zu mindern, und stei- Foto: Hochschule Darmstadt/Ursula Raapke gert die Zufriedenheit und Leistungsfä- higkeit der Beschäftigten.“ Im Human Factors Lab ließe sich zum Beispiel die Platzierung von Piloten in Cockpits oder die Positionierung von Bedienelementen in virtuellen Umgebungen simulieren und erforschen, sodass die Erkenntnisse im Designprozess berücksichtigt werden können. Unternehmen aus Industrie und Roboterarm-Studie zur Konditionierung der Maschine auf menschliche Mittelstand können das Human Factors Bewegungsabfolgen mit dem Ziel einer intuitiven Bedienung Lab der h_da künftig für gemeinsame Forschungsprojekte nutzen, um bei Neue Produkte oder Anwendungen schei- Fehlentwicklungen zu vermeiden. Im der Entwicklung von Produkten oder tern, wenn die Menschen sie nicht akzep- Human Factors Lab stehen hierfür zahl- Anwendungen das gewonnene Wissen tieren. Gerade bei digitalen und techni- reiche Test- und Simulationsgeräte zur über „menschliche Faktoren“ einzube- schen Produkten liegt es oft daran, dass Verfügung. Mit virtuellen und datenge- ziehen. „Damit bietet die Hochschule sie nicht intuitiv genug oder schlecht zu stützten Ergonomie- und Bewegungsana- Darmstadt ein anwendungsorientiertes bedienen sind. Im neuen Human Factors lysen werden menschliche Haltungs- und Forschungslabor, das in der deutschen Lab am Fachbereich Gestaltung der Bewegungsdaten ermittelt, die Anhalts- Hochschullandschaft derzeit ziemlich Hochschule Darmstadt (h_da) analysie- punkte liefern für die ergonomische einmalig ist“, sagt Prof. Dr. Nicole Saen- ren Prof. Philipp Thesen und Prof. Tino Optimierung von Produkten, aber auch ger, Vizepräsidentin für Forschung und Melzer mit ihrem Team bereits vor dem von Arbeitsplätzen in der Industrie, im Nachhaltigkeit. „Von den Projekten Prototyp-Stadium, wie sich menschli- Handwerk, im Gesundheits- und Pflege- profitieren auch unsere Studierenden, che Faktoren auf die Nutzung auswir- wesen oder in öffentlichen Einrichtun- die lernen, wie wichtig der frühe Einbe- ken, insbesondere physiologische und gen. Eingesetzt werden neben Virtual-Re- zug von Design für die Entwicklung von kognitive Fähigkeiten. Diese Designana- ality-Werkzeugen unter anderem auch Produkten sowie Alltags- und Arbeitsum- lyse im Produktentwicklungsprozess, die Motion-Tracking-Anzüge, die mit Senso- gebungen ist.“ eine verbesserte Nutzbarkeit (Usability) ren ausgestattet sind und Bewegungsab- zum Ziel hat, kann dazu beitragen, teure läufe erfassen. h_da Hochschule Ansbach/Fachhochschule Kiel Peer-to-Peer-Fachbereichsberatung durch Hochschulforum Digitalisierung Erstmalig bietet das Hochschulforum Digi- Auseinandersetzung mit einer passenden neues Beratungsprogramm mit einem jähr- talisierung eine Strategieberatung für Fach- Strategie für das digitale Zeitalter erfolgt lich wechselnden Fach an. In einer Jury- bereiche an. Für den ersten Durchgang nicht nur seitens der Hochschulleitun- sitzung wurden für den Pilotdurchgang konnten sich bundesweit betriebswirt- gen, sondern zunehmend auch auf Ebene der Peer-to-Peer-Fachbereichsberatung schaftliche Fachbereiche bewerben. Eine der Fachbereiche. Um diese Zielgruppe zu die Hochschule für angewandte Wissen- Jury hat nun die entsprechenden Fach- unterstützen, bietet das Hochschulforum schaften Ansbach mit der Fakultät Wirt- bereiche der Hochschule Ansbach und Digitalisierung (HFD) ab sofort mit der schaft und die Fachhochschule Kiel mit der Fachhochschule Kiel ausgewählt. Die Peer-to-Peer-Fachbereichsberatung ein dem Fachbereich Wirtschaft ausgewählt. 04 | 2021 DNH
7 „Das Thema Digitalisierung und nutzen können.“ Für beide Fachberei- ausgewählten Expertinnen und Experten Kompetenzentwicklung steht bei den che startet im Sommer 2021 ein inten- aus der deutschen Hochschullandschaft, wirtschaftswissenschaftlichen Fachberei- siver, einjähriger Begleitprozess zur Digi- die nun auch Fachbereiche auf Augenhö- chen ganz oben. Die beiden ausgewähl- talisierung von Studium und Lehre, bei he beraten. Hinzu kommen Austausch- ten Fachbereiche zeichnen sich durch ein dem insbesondere die Weiterentwick- formate zwischen den teilnehmenden stimmiges Gesamtkonzept aus“, ordnet lung ihrer strategischen Konzepte und die Fachbereichen. Der Prozess schließt mit Dr. Jannica Budde, Projektmanagerin im Übersetzung in entsprechende Maßnah- Transferangeboten für das gesamte Fach CHE Centrum für Hochschulentwicklung men thematisiert werden. Dabei sollen ab. In den kommenden vier Jahren wird für das Hochschulforum Digitalisierung, die fachspezifischen Herausforderun- die Beratung mit jährlich wechselnden die Entscheidung der Jury ein. Sie wird gen der BWL/Wirtschaftswissenschaf- Fachschwerpunkten angeboten. das neue Programm federführend koordi- ten strukturiert angegangen werden, nieren. „Der einjährige Prozess wird mit ohne dabei hochschulweite Ziele aus CHE konkreten und auf die jeweiligen Fach- dem Blick zu verlieren. Der Ablauf orien- bereiche zugeschnittenen Empfehlun- tiert sich an dem erprobten Konzept der Weitere Informationen unter gen abschließen. Darüber hinaus erhof- Peer-to-Peer-Strategieberatung, die dieses h ttps://hochschulforumdigitalisie- fen wir uns aussagekräftige Ergebnisse, die Jahr bereits zum fünften Mal angeboten rung.de/de/peer-peer-fachbereichs- im Anschluss auch andere Fachbereiche wird. Herzstück beider Beratungspro- beratung-zur-digitalisierung-studi- für ihre strategische Weiterentwicklung gramme ist die Einbindung von „Peers“, um-und-lehre Evangelische Hochschule Dresden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Familien Seit Beginn der Corona-Krise sind Fami- zu erarbeiten bzw. umzusetzen. Das einerseits systemischen Betrachtung von lien vor gänzlich neue Herausforderun- Forschungsprojekt KonFa (Untersuchung Familien und andererseits in der Berück- gen gestellt. Die Phasen des Lockdowns, von Konflikten in Familien) hat das Ziel, sichtigung individueller Interessens- aber auch Quarantäneperioden führen für das Bundesland Sachsen einen Beitrag und Entwicklungslagen der einzelnen zu einem räumlichen und organisatio- zum Schließen dieser Lücke zu leisten. Familienmitglieder. Neben den Eltern nalen Zusammenrücken aller Familien- Das multimethodische Projektvorha- sollen also auch ganz bewusst Kinder mitglieder. Die Vereinbarkeit von Beruf ben ist angesiedelt an der Evangelischen und Jugendliche die Gelegenheit bekom- und familiärer Sorgearbeit wird durch die Hochschule Dresden und wird dort von men, sich in speziellen Fragebögen zu Coronakrise auf den Prüfstand gestellt. Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig gelei- ihrem Konflikterleben zu äußern. Zen- Hinzu kamen (und kommen?) lange tet. Adressatinnen und Adressaten sind trale Erkenntnisinteressen der Fachkräf- Phasen des Homeschoolings. Diese verän- dabei einerseits die in Sachsen leben- tebefragung liegen in der Gewinnung derten Rahmenbedingungen sorgen nach den Familien in ihren unterschiedlichs- von Einblicken in die (möglicherwei- Auskunft der Beratungsstellen aber auch ten Konstellationen (Schwerpunkt 1), se) veränderten Strukturen der Arbeit in der Darstellung der Medien zu einer andererseits aber auch diejenigen Fach- mit Familien, etwaigen Verschlechterun- Zunahme familiärer Konflikte. Die Insti- kräfte, die im Bereich der Kinder- und gen der Arbeitsbedingungen oder aber in tutionen der Kinder- und Jugendhilfe Jugendhilfe schwerpunktmäßig mit der der Erprobung neuer Herangehenswei- verweisen zurecht auf die Zunahme von Zusammenarbeit von Familien betraut sen und Veränderungspotenziale in der Problemlagen und damit einhergehen- sind (Schwerpunkt 2). Die quantitati- Ausgestaltung der Arbeit. Darüber hinaus den Konfliktintensitäten in bereits vor ve Familienbefragung soll Erkenntnisse soll die Passung der Kompetenzprofile Corona belasteten und benachteiligten liefern zur Konfliktsituation in sächsi- der Fachkräfte in diesen Arbeitsfeldern familiären Settings. Valide empirische schen Familien seit Beginn der Coro- vor dem Hintergrund sich verändernder Ergebnisse hinsichtlich der Entwick- na-Krise, zu Belastungsfaktoren, die fami- Arbeitsanforderungen sowie die Zusam- lung familiärer Konflikte fehlen bislang liäre Konflikte befördern, sowie auch zu menarbeit unterschiedlicher Einrichtun- jedoch. Dies erschwert es sowohl Wissen- Resilienzfaktoren, die Familien derzeit gen hinterfragt werden. schaft, Politik als auch den Fachkräften, nutzen, um mit entstehenden Konflikten entsprechende Handlungsstrategien umzugehen. Die Besonderheit liegt in der Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig Anzeige Führungs-, Karriere- und Persönlichkeits- coaching Die Meldungen in dieser Rubrik, soweit in Wissenschaft, Forschung und Lehre sie nicht namentlich gekennzeichnet sind, basieren auf Pressemitteilungen Team Römer www.team-roemer.de/res der jeweils genannten Institutionen. DNH 04 | 2021
8 Entrepreneurship: Lehre, Forschung, Praxis Entwicklung eines regionalen Entrepreneurship Clusters am Beispiel der Kölner Hochschulen Die Strategie „Entrepreneurship Education und Existenzgründungen“ der Technischen Hochschule Köln und die gemeinsamen Aktivitäten der Kölner Hochschulen zeigen, wie das Thema Entrepreneurship Education und Gründungsunterstützung ganzheitlich und nachhaltig vorangetrieben werden kann. | Von Prof. Dr. Kai Thürbach Hochschulen können, im Sinne von auch in Deutschland eine wichtige Rolle „Innovations- und Entrepreneur- spielen (vgl. Delgado, Porter, Stern 2010, ship-Hubs“, eine wichtige Rolle bei der Thürbach 2020). Foto: T H Köln/ Silviu Guiman Entwicklung regionaler Entrepreneur- ship Cluster spielen (vgl. Pinkwart 2012). Am Beispiel der Technischen Hoch- Dabei ist die Vernetzung der Akteure im schule (TH) Köln lässt sich zeigen, wie Cluster entscheidend. Eine diesbezüglich das Thema Entrepreneurship in der Stra- gute Zusammenarbeit von Hochschulen tegieentwicklung aufgegriffen, weiterent- und Wissenschaftseinrichtungen sowie wickelt und schließlich in konkrete Initia- Prof. Dr. Kai Thürbach anderen relevanten Akteuren ist nicht tiven zusammen mit den anderen Kölner Professur für Unternehmensführung und selbstverständlich. Sie kann aber gelin- Hochschulen überführt wurde, um damit Entrepreneurship gen, wenn Hochschulen sich mit dem zu einer langfristig orientierten und nach- Technische Hochschule Köln Thema im Rahmen ihres Strategie-Pro- haltigen Entwicklung eines erfolgreichen Gustav-Heinemann-Ufer 54 zesses auseinandersetzen und das Thema regionalen Kölner Entrepreneurship Clus- 50968 Köln anschlussfähig und abgestimmt gemein- ters beizutragen. sam mit ihren Partnern aus Wissenschaft, kai.thuerbach@th-koeln.de Wirtschaft, Gesellschaft und Politik im www.th-koeln.de Sinne der regionalen Entwicklung voran- Strategie „Entrepreneurship Education www.fitforinvest.de treiben. und Existenzgründungen“ Im Rahmen eines umfassenden Strategie- Entrepreneurship Cluster bilden sich prozesses wurde 2017 zunächst die neue häufig um Hochschulen herum Transferstrategie „Wissen gesellschaft- lich wirksam machen“ verabschiedet. Bei erfolgreichen Entrepreneurship Zusammen mit den anderen Strategie- Clustern denken wir an Silicon Valley, papieren der TH Köln wie Forschungs- Boston oder Israel. Diese Erfolgsgeschich- strategie, Lehrstrategie und Hochschul- ten haben sich im Laufe der Zeit um ihre entwicklungsplan, die sukzessive in der Hochschulen herum entwickelt. Nach wie letzten Zeit neu konzipiert bzw. grundle- vor sind die Hochschulen dort wesentli- gend überarbeitet worden sind, ist sie ein che Treiber in der Entwicklung. Ihre Kern- wesentlicher Bestandteil der langfristigen aufgabe ist Innovation durch Wissen- Strategieentwicklung der Hochschule. Mit schaft, aber auch die Ausbildung von der Transferstrategie klärt die Hochschule Talenten. Hochschulen können zudem ihr Verständnis von Transfer und erläutert Aufgaben in der Moderation und Vernet- unterschiedliche Transferformen auf Basis zung von für das Gründungsgeschehen von Forschung, Lehre und Weiterbildung. relevanten Akteuren übernehmen. Auch In einem interdisziplinären und parti- machen sie sich Gedanken über gesell- zipativen Prozess innerhalb der Hoch- schaftliche Implikationen und bereiten schule wurden die Grundlagen für das so die Grundlage für „Soziale Innovati- weitere Vorgehen im Bereich Entrepre- on“. Sie können also bei der Entwick- neurship gelegt. Es wurde beschlossen, lung regionaler Entrepreneurship Cluster dazu eine eigene Strategie in Ergänzung 04 | 2021 DNH
9 „Hochschulen können eine wichtige Rolle bei der Entwick- lung regionaler Entrepreneurship Foto: dmitryguzhanin/123rf.com Cluster spielen. Dabei ist die Vernetzung der Akteure im Cluster entscheidend.“ der Transferstrategie zu formulieren. Als Strategie Aus den strategischen Zielen ergeben sich folgen- „Entrepreneurship Education und Existenzgründun- de Maßnahmen: gen“ wurde sie 2018 durch die Gremien verabschie- Vernetzung von Forschung, Lehre und Grün- det (TH Köln 2018). dungsservice innerhalb der TH Köln und inner- halb des regionalen Wissenschaftsnetzwerks, Die TH Köln versteht sich als „University of Tech- Vernetzung von Studierenden innerhalb der TH nology, Arts and Sciences“. Es sind vielfältige Kompe- Köln (fakultätsübergreifend), zwischen den Kölner tenzen zu Entrepreneurship Education und Exis- Hochschulen und in der Region mit der Praxis, tenzgründungen vorhanden. Das breite fachliche Ressourcen und eigene Infrastruktur aufbauen Spektrum und ihre Größe und Diversität bieten und dazu Partnerschaften im regionalen Netz- Potenzial für interdisziplinäre und innovative (Grün- werk eingehen, z. B. „Räume für Ideen“ schaffen dungs-)Projekte aus unterschiedlichen Bereichen. (Inkubatoren), Personal bereitstellen. Die Strategie „Entrepreneurship Education und Exis- tenzgründungen“ knüpft hier an. Dem Leitbild der Konkrete Maßnahmen gliedern sich nach den vier Hochschule entsprechend nimmt die Entrepreneur- Phasen „Sensibilisierung und Mobilisierung“, „Quali- ship Education an der TH Köln neben den ökono- fizierung“, „Beratung“ und „Unterstützung“. Daraus mischen auch die gesellschaftlichen Implikationen ergeben sich zudem Ansatzpunkte für ein vielfältiges von Innovation und Entrepreneurship in den Blick. Forschungsprogramm. Themen wie Nachhaltigkeit im ökonomischen, sozia- len, ökologischen und auch ethischen Sinne werden sowohl in einzelnen Entrepreneurship-Modulen als Das „Rheinland Valley“ auch in Pflichtveranstaltungen (z. B. Führung und Ethik) thematisiert. Hiermit auch Impulse für die An den Kölner Hochschulen sind etwa 100.000 Praxis und den gesellschaftlichen Diskurs zu liefern, Studierende eingeschrieben. Damit nimmt die Regi- reflektiert das Selbstverständnis der TH Köln. Vor on einen Spitzenplatz in Deutschland ein. Die TH allem aber soll durch ein Selbstverständnis als „grün- Köln ist Mitglied in verschiedenen Hochschul- und dungsfreundliche Hochschule“ Gründergeist geschaf- Wissenschaftsnetzwerken und auch regional gut fen und die für erfolgreiche Gründungen relevanten vernetzt. Sie ist u. a. Mitglied der Kölner Wissen- Kompetenzen in der Entrepreneurship Education und schaftsrunde, in der regionale Hochschulen und Gründungsunterstützung vermittelt werden. Wissenschaftseinrichtungen sowie Kammern und Stadt beteiligt sind. Zusammen mit der Universi- Die TH Köln möchte relevante Akteurin im regi- tät zu Köln, der Deutschen Sporthochschule Köln, onalen Gründungsgeschehen sein und das „Entre- Fachhochschulen wie Cologne Business School, preneurship-Ökosystem“ maßgeblich mit prägen. Sie Rheinische Fachhochschule und anderen sowie möchte mehr Gründergeist und gründungsfreundli- Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Zen- che Strukturen in der Region fördern und, im Sinne trum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Max-Plank- von Transfer, zur Entwicklung eines regionalen Entre- und Leibniz-Instituten besteht in der Region damit preneurship Clusters beitragen. So ist die Strategie ein starkes Wissenschaftsumfeld. Das hochschul- „Entrepreneurship Education und Existenzgründun- gründernetz cologne e. V. (hgnc) ist ein Netzwerk gen“ explizit als komplementär und anschlussfähig zur Förderung von Gründungen aus der Wissen- an weitere Entrepreneurship-Aktivitäten in der Regi- schaft. Es wurde ursprünglich von den drei staatli- on konzipiert. chen Hochschulen gegründet und hat heute über 20 DNH 04 | 2021
10 Entrepreneurship: Lehre, Forschung, Praxis Mitglieder. Die beteiligten Hochschulen sehen das arbeitet zusammen mit dem Gründungsservice daran, hgnc als gemeinsame Basis für die Entwicklung eines Entrepreneurship Education und wissenschaftlichen regionalen Entrepreneurship Clusters. Gründergeist an der TH Köln zu stärken. Ein wichti- ger Fokus liegt auf dem Ausbau von Infrastruktur wie Köln und das Rheinland sind ein Zentrum für Wirt- Co-Working-, Maker-Spaces und Inkubatoren inner- schaft, Wissenschaft und Innovation. Wirtschaftsmi- halb der Hochschule. nister Pinkwart spricht gern vom „Rheinland Valley“ und möchte, dass sich NRW zu den Top 10 der euro- Durch das vom MWIDE geförderte „GATEWAY päischen Start-up-Regionen entwickelt (Bundesver- Exzellenz Startup Center“ stärkt die Universität zu band Deutsche Startups 2020, S. 4). Kölns Oberbür- Köln Hochschulausgründungen. Das Angebot bein- germeisterin Reker weiß, dass Gründerinnen und haltet Gründungsberatung und themenspezifische Gründer „wichtige Akteure der digitalen Transforma- Veranstaltungen und richtet sich besonders an tech- tion und aktive Gestalter der Wirtschaft von morgen nologie- und wissensbasierte Gründerteams. sind“ (TH Köln 2021). All das sind gute Vorausset- zungen für die Entwicklung eines Entrepreneurship Die enge Zusammenarbeit der Kölner Hochschulen Clusters in der Region. im Bereich Entrepreneurship soll in Zukunft durch den Auftritt unter einer gemeinsamen Marke „Gate- way“ für die beteiligten Gründungsservices auch in Umsetzung der Strategie im Verbund der Kölner der Außendarstellung noch deutlicher werden. Hochschulen Als besonders fruchtbar hat sich die enge Zusammen- Entwicklung eines regionalen Entrepreneurship arbeit der Kölner Hochschulen TH Köln, Universität Clusters zu Köln, Deutsche Sporthochschule und Rheinische Fachhochschule zusammen mit dem hochschul- „Mit ‚Fit for Invest‘ by hgnc bündeln die vier größ- gründernetz cologne e. V. erwiesen. So wurde über ten Kölner Hochschulen ihre Stärken und verzahnen die letzten Jahre eine intensive Zusammenarbeit im sich enger mit dem regionalen Start-up-Ökosystem, Bereich Entrepreneurship begonnen, die durch das um die Region Köln zu einer der attraktivsten und EXIST-Projekt „Fit for Invest“ eine neue Qualität erfolgreichsten Start-up-Regionen in Deutschland zu erreicht hat. Hierbei wird die teilweise abgestimmte entwickeln. Es entsteht ein Entrepreneurship Cluster hochschulstrategische Ausrichtung der vier großen mit überregionaler Strahlkraft für wachstumsstarke Kölner Hochschulen im Bereich Entrepreneurship Gründungen und erfolgreiche Investments in Köln. durch eine intensive und vertrauensvolle Zusam- Bewährte Maßnahmen werden in den Gründungs- menarbeit auf den drei Ebenen Hochschulleitungen, services der Hochschulen sowie über den gemeinsam den mit Entrepreneurship befassten Professorinnen getragenen Verein hgnc dauerhaft fortgeführt“, so und Professoren sowie den Gründungsservices der die Zusammenfassung des Förderantrages („Fit for Institutionen ergänzt. Das schafft belastbare Voraus- Invest“ 2019). setzungen für die weitere Entwicklung des Themas. Die Kölner Hochschulen möchten dazu beitragen, Gemeinsame Aktivitäten in Entrepreneurship dass in der Region mehr und qualitativ bessere Grün- Education, Veranstaltungen und Gründungsbera- dungen mit einer gesicherten Wachstumsfinanzie- tung, aber auch Forschung, z. B. durch Zusammen- rung („Investment Readiness“) entstehen. Um das zu arbeit bei der Beantragung und Bearbeitung von erreichen, wird eine engere Zusammenarbeit unter- Forschungsprojekten, schaffen Synergien und posi- einander und darüber hinaus eine Verzahnung mit tive Netzwerkeffekte. Zielgerichtet wurde sich auf der bundesweiten und internationalen Gründersze- verschiedene Fördermaßnahmen beworben und die ne angestrebt („Netzwerk“). Insbesondere wird die Hochschulen sind gleich bei mehreren wichtigen Zusammenarbeit mit regional relevanten Akteuren Initiativen zum Zuge gekommen. Dadurch konnten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik erhebliche Drittmittelsummen nach Köln gezogen vorangetrieben. Die beteiligten Hochschulen haben werden. Die enge und abgestimmte Zusammenar- jeweils einen speziellen Fokus im Projekt: So befasst beit hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. sich die TH Köln mit dem Thema Finanzierung und baut Partnerschaften mit Investoren wie Business-An- Zusammen mit den anderen Kölner Hochschulen gel-Netzwerken, Venture-Capital-Firmen, aber auch und dem hgnc koordiniert die TH Köln das vom BMWi Privatpersonen, Banken, Sparkassen und anderen geförderte EXIST-Projekt „Fit for Invest“. Ziel ist es, mit institutionellen Investoren auf. Das „Booster“-Pro- Partnern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Köln gramm unterstützt Gründungsteams bei der Finan- und das „Rheinland Valley“ zu einer der Top-Regio- zierungssuche. Die Universität zu Köln kümmert sich nen für Start-ups und Gründung zu machen. mit „Gateway goes international“ um internationa- le Zusammenarbeit im Gründungsbereich. Die Deut- Mit dem BMBF-geförderten Vorhaben StartUpLab@ sche Sporthochschule unterstützt mit „StarS-Kader“ TH Köln schärft die TH Köln ihr Profil als gründungs- sportwissenschaftliche Gründungen und baut ein freundliche Hochschule. Ein interdisziplinäres Team Netzwerk im Sport auf. Die Rheinische FH führt mit 04 | 2021 DNH
11 T AT T R A VES KT IN IV R IT FO Ä T IT F F Ü R S DI en Idea ES ng le gu B E R IN in m W ed Region stu Bed ing ENT READ Köln EG ac h Ideale Wac unge hstu ION m n Quelle: TH Köln, „Fit for Invest“ der Kölner Hochschulen Start-ups Investoren Gründungen Business Angels FIT STM Po t FO E e n zial e NV R U nt erst ütz u n g I IN V T E S S E T V IN NE R TZ FO WER FIT K Die Region als eines der führenden deutschen Entrepreneurship Cluster profilieren: „Fit for Invest“ der Kölner Hochschulen (www.fitforinvest.de) „project cologne“ sogenannte Challenges für Studie- Unit der Wirtschaftsförderung KölnBusiness, aber rende mit Praxispartnern aus der Wirtschaft durch. auch den anderen Wirtschaftsförderungen, Kammern und Förderinstitutionen zusammengearbeitet. Die Aktivitäten stehen jeweils allen Angehörigen der Kölner Hochschulen und des hgnc offen. Es erge- ben sich viele Schnittpunkte zu anderen Aktivitäten Fazit in der Region. Z.B. beschäftigt sich „project cologne“ mit Themen wie „Altern“, „5G und Digitalisierung“ Hochschulen können eine wichtige Rolle bei der oder „Greentech“, wo regionale Synergien genutzt Entwicklung regionaler Entrepreneurship Cluster werden. Ein weiteres Beispiel ist das mit Unterstüt- spielen. Dabei ist die Vernetzung der Akteure mit zung der Telekom aufgebaute 5G Co:Creation Lab, dem Ziel, Synergien und Netzwerkeffekte zu schaffen, wo mit Praxispartnern wie dem 1. FC Köln Anwen- entscheidend. Eine diesbezüglich gute Zusammenar- dungen auf Basis der 5G-Technologie in Gründungs- beit von Hochschulen, Wissenschaftseinrichtungen projekten entwickelt werden können, z. B. im Studi- und anderen relevanten Akteuren ist nicht selbstver- engang Code & Context und mit dem Cologne Game ständlich. Die strategisch angelegte Zusammenarbeit Lab. Abschließend sei stellvertretend für weitere Akti- der Kölner Hochschulen kann als Beispiel dienen, wie vitäten der Wettbewerb „Chemtelligence“ erwähnt, sich Hochschulen mit dem Thema ganzheitlich und wo Gründungsthemen im Bereich Chemie bearbei- zukunftsgerichtet mit entsprechender Priorität ausei- tet werden. Bei ihren Aktivitäten berücksichtigen die nandersetzen. Ein gemeinsames Verbundprojekt wie Hochschulen bereits bestehende Angebote anderer „Fit for Invest“ der Kölner Hochschulen kann dabei regionaler Akteure. Es wird eng z. B. mit der Start-up- ein Katalysator sein. Literatur Bundesverband Deutsche Startups e.V. (Hrsg.): Nordrhein-Westfalen Startup Monitor 2020. Delgado, M.; Porter, M.; Stern, M.: Clusters and Entrepreneurship. Journal of Economic Geography, Volume 10 (2010), No. 4, S. 495–518. Fit for Invest: EXIST-Verbundvorhaben der Kölner Hochschulen „Fit for Invest“ by hgnc, Förderantrag. Köln 2019. Pinkwart, A.: The new role of universities in the twenty-first century – Universities as engines of innovation and entrepreneurial hubs. Washington 2012. TH Köln – Präsidium (Hrsg.): Strategie Entrepreneurship Education und Existenzgründungen der TH Köln. Köln 2018. TH Köln: Oberbürgermeisterin unterstützt das Exist-Vorhaben „Fit for Invest“ der Kölner Hochschulen. http://www.fitforinvest.de. Abruf am 19.06.2021. Thürbach, K.: Die Rolle von Hochschulen und Entrepreneurship Education bei der Entwicklung regionaler Entrepreneurship Cluster. In: Hölzle, K.; Tiberius, V.; Surrey, H. (Hrsg.): Perspektiven des Entrepreneurships. Stuttgart 2020, S. 507–516. DNH 04 | 2021
12 Entrepreneurship: Lehre, Forschung, Praxis Die Gründergarage – ein hochschulübergreifendes Entrepreneurship-Format entsteht Studien belegen, dass Unternehmertum erlernbar ist. Welche Kompetenzen sind dazu notwendig und wie kann ein entsprechendes Lehrangebot aussehen? Mit der Gründergarage wurde ein hochschulübergreifendes Experiment gestartet, das erste Antworten liefert. | Von Dr. Cornelia Gretz und Eva Treu Warum braucht es sie überhaupt, die soge- Hochschule eine erhebliche Kraftan- nannten Entrepreneure? Angesichts zahl- strengung darstellt, warum wurde dann reicher globaler und lokaler gesellschaftli- das Lehrformat „Gründergarage“ hoch- cher Herausforderungen sind alternative schulübergreifend konzipiert? In diesem Herangehensweisen gefragt. Wirtschaftli- speziellen Fall blicken die beteiligten che Lösungen, die innovativ sind; Lösun- Hochschulen (Hochschule Biberach, Foto: privat gen, die Antworten bieten, auf komplexe Technischen Hochschule Ulm und der ökologische und soziale Schieflagen. Aus Universität Ulm) auf einen allmählich diesem Grund rücken Menschen, die als gewachsenen, engeren Austausch und Dr. Cornelia Gretz Problemlöser fungieren können, in den das Zusammenwirken in verschiedenen Vertretungsprofessorin Entrepreneurship Mittelpunkt. Menschen, die Chancen Projekten zurück. Dies erleichtert zum Leiterin Gründerinitiative Biberach erkennen, Ideen umsetzen, mit anderen einen die Zusammenarbeit im Vorha- gretz@hochschule-bc.de – auch räumlich getrennt – zusammenar- ben der Gründergarage und eröffnet beiten. Menschen, die eine Zukunft gestal- zum anderen die Chance, die potenziel- ten können, die „enkeltauglich“ ist. le Reichweite unter den Studierenden zu erhöhen; von rund 2.500 Studierenden Aus dieser gesellschaftlichen Notwendig- etwa an der Hochschule Biberach (HBC) keit heraus kann eine Anforderung an das auf rund 16.000 Studierende im Verbund. Lehrangebot der Hochschulen abgeleitet werden, unter interdisziplinären Rahmen- Finanziert wurde der Aufbau einer bedingungen Entrepreneurship-Kompe- hochschulübergreifenden Gründergara- Foto: HBC tenz auszubilden. Diese Anforderung ge im Rahmen des MWK-Programms zur erhebt nicht den Anspruch, alle Studie- Förderung von Gründungskultur in Studi- renden zu Unternehmern zu machen. um und Lehre des Landes Baden-Würt- Eva Treu Vielmehr können Gelegenheiten gestal- temberg. Wissenschaftliche Mitarbeiterin tet werden, welche diese Karriereoption Gründerinitiative Biberach überhaupt erlebbar machen. Im Studi- Angelehnt an den Europäischen Entre- treu@hochschule-bc.de um konkurriert aber häufig der Trend zur preneurship Kompetenz-Rahmen (Entre- beide: fachbezogenen Spezialisierung mit dem Comp) wird im Folgenden zunächst Hochschule Biberach Ansatz, den Blick über den Tellerrand zu darauf eingegangen, wie diese zentra- weiten. Obwohl Angebote wie ein Studium len Elemente zur Gestaltung von Entre- Karlstraße 11 Generale oder die Möglichkeit des Besuchs preneurship-Lehrformaten in der Grün- 88400 Biberach an der Riss fachfremder Lehrveranstaltungen ande- dergarage umgesetzt wurden und welche www.hochschule-biberach.de/ rer Studiengänge an vielen Hochschulen Kompetenzen dabei vermittelt werden gruenderinitiative vorhanden sind, bleibt es organisatorisch können. Anschließend wird dargestellt, herausfordernd, die Grenzen des Spezia- welche Herausforderungen im Projekt listentums aufzuweichen und interdiszi- auftraten, sei es in der hochschulüber- plinäre Lehrformate zu gestalten. greifenden Arbeit oder bedingt durch die allseits bekannte unvermittelte Umstel- Wenn also schon die Gestaltung lung eines Präsenzformats in eine Digi- interdisziplinärer Lehre an nur einer tal-Version. 04 | 2021 DNH
13 Zeitlicher und inhaltlicher Ablauf der Gründergarage Der erste Durchgang erfolgte im Wintersemester 2019 in Präsenz. Seit Sommersemester 2020 werden alle „Gerade in den aktuellen Zeiten von Veranstaltungen komplett im virtuellen Raum belas- sen. Abbildung 1 zeigt den zeitlichen und inhaltli- Globalisierung, Corona und Klimawandel chen Ablauf der Gründergarage. gelingt es manchen nur schwer, mit Mit der Umstrukturierung auf das Blended-Lear- Hoffnung in die Zukunft zu blicken. ning-Format wurde eine Vorbereitungsphase vorge- schaltet. Die Studierenden erhalten hierbei wöchent- Genau deshalb rücken Menschen, die als lich grafisch ansprechende Mails (sog. Teaser-Mails), welche an die wichtigsten Inhalte von Geschäftsmodel- Problemlöser fungieren, in den Fokus. len, Mission und Vision, Business Model Canvas und Menschen, die eine Zukunft gestalten, Value Proposition Canvas etc. heranführen. die ‚enkeltauglich‘ ist.“ Einordnung der Gründergarage in das Kompetenz- schema „EntreComp” und erste Evaluation Die in der Gründergarage vermittelten Kompetenzen Der Europäische Entrepreneurship Kompetenz-Rah- wurden in drei quantitativen und qualitativen Befra- men EntreComp (Bacigalupo, García, Mansoori, gungen ausgewertet. Hervor stachen dabei vor allem die & O‘Keeffe, 2020) identifiziert 15 unternehmeri- Dimensionen „Zusammenarbeit mit anderen“, „Lernen sche Kompetenzen, in den drei Kategorien „Ideen durch Erfahrung“, „Ideen evaluieren“ und „Motivati- und Möglichkeiten“, „Ressourcen“ und „In Aktion on und Durchhaltevermögen“. Im Originalton erwi- treten“. Das Schema erhebt zwar keinen Anspruch derte ein Teilnehmer die Frage „Was nehmen Sie mit?“ auf Vollständigkeit, bietet aber einen guten Über- folgendermaßen: „Arbeiten im Team ist nicht so einfach, blick über die Kompetenzen, die Studierende benö- da jeder eine andere Vorstellung hat und andere Ideen tigen, um Chancen zu erkennen und ein Unterneh- mitbringt“, ein anderer: „Gruppenarbeit und Feedback men zu gestalten. ist wichtig. Man muss rausgehen und andere Perspek- tiven/Feedback holen. Testen ist wichtig“. Als weitere EntreComp stellt überdies folgende neun Prinzi- Reflektion war schließlich auch zu lesen: „[…] andere pien auf, die dazu dienen, entsprechende Lehrfor- Denkweisen entwickeln: Über den Tellerrand hinaus- mate zu entwickeln. Sie wurden bei der Konzeption denken, andere Perspektiven einnehmen, fünf Meter der Gründergarage berücksichtigt (siehe Tabelle 1). weiter Denken als bisher.“ Weitere Evaluationen folgen. Zeitlicher Ablauf Semesterstart 3-4 Wochen 2-3 Wochen 4 Wochen 3 Wochen 1 W. BootCamp ThrillCamp Zwischen- FinalPitch Abgabe 2 Tage Fr+Sa 2 Tage Fr+Sa präsentation 1 Nachmittag Businessplan 1 Nachmittag Inhalte Vorbereitung Zusammen- Befragung Erstellung Gruppen- Präsentieren Finale Aus- Pitchen vor durch Teaser finden der potenieller von mind. 2 arbeitsphase des Pitches arbeitung externer Jury Mails in den Teams und Nutzer durch Prototypen, mit der + Präsen- des Pitches aus regiona- Themen Heraus- Teams, wei- eines ersten Möglichkeit tation des und des ler Wirtschaft Mission und arbeiten der tere eigen- Pitches sowie jederzeit „fertigen“ Business- und Start-Up Vision, Busi- Themen. ständige die Kosten- strukturelle Geschäfts- plans. Szene. ness Model Erarbeitung Bearbeitung und Erlös- und orga- modells inkl. Canvas der Vision, von BMC, rechnung nisatorische Finanz- (BMC), Value erstes Aus- VPC, Perso- passend zum Hilfe bei planung, Legende Proposition füllen des nas. Weitere potentiellen Coaches Feedback Canvas + BMC und- inhaltliche Geschäfts- einzuholen, durch Coa- Termine mit Anwesenheitspflicht Einreichung möglichen Vorbereitung modell. bzw. Besuch ches, sodass einer Chal- Personas. anhand der frei- dieses noch Mails mit Lehrinhalt (Teaser Mails) lenge pro Einführung Teaser Mail. willigen Q+A eingearbei- freiw. Question and Answer Sessions Studierende in die Vali- Session. tet werden dierung. kann. A bbildung 1: Zeitlicher und inhaltlicher Ablauf der Gründergarage DNH 04 | 2021
14 Entrepreneurship: Lehre, Forschung, Praxis Prinzip Erläuterung Umsetzung in der Vermittelte Kompetenzen für Lehrende Gründergarage lt. EntreComp 1. Experience Aktionsorientierte und praxisnahe Lehre, Viel Zeit für Teamarbeit, wenig direkte Lernen durch Erfahrung, Ideen evalu- (Erlebnis) Lernen durch Erfahrung „Frontalbeschallung“, Zeit für Umfragen ieren, ergreifen der Initiative, Chancen bei realen Nutzern sehen 2. Novelty Zeit einplanen, um neue Werte, egal ob Input zum Thema Nachhaltigkeit, Chancen sehen, Kreativität, Vision, (Neuheit) persönlicher oder allgemeiner Art, schaffen Zeit für mehrere Iterationsprozesse Ethisches und nachhaltiges Denken, zu können Motivation und Durchhaltevermögen 3. Triggers Gelegenheiten planen, bei denen die Lernen- Zeitdruck während und zwischen den Umgang mit Ambiguität, Unsicherheit (Auslöser) den aus Ereignissen und Prozessen lernen, Präsenzphasen. Arbeit mit unbekannten und Risiko Zusammenarbeit mit ande- mit Mehrdeutigkeit, Ungewissheit und Risiko Teammitgliedern. Aufforderung, mit realen ren, Motivation und Durchhaltever- umzugehen Nutzern ins Gespräch zu kommen. mögen, Ideen evaluieren 4. Reflection Einbauen von Selbstreflexionsübungen Eigene Reflexion findet am Ende eines Selbsterkenntnis und (Reflexion) während der Lehrveranstaltung jeden Veranstaltungsblocks statt. Selbstwirksamkeit 5. Ecosystem Vorhandenes Ökosystem in die Lehre mitein- Bezug zur regionalen Wirtschaft und Start- Lernen durch Erfahrung, Zusammen- (Ökosystem) beziehen und somit authentische Lernumge- up-Szene durch Kooperation mit IHK und arbeit mit anderen, Mobilisierung von bung schaffen Jurymitgliedern für die Final Pitches. Ressourcen, finanzielle und wirtschaft- liche Kompetenz, Ideen evaluieren 6. Collaboration Zusammenarbeit, insbesondere Teamarbeit, Komplette Durchmischung der Teams über Zusammenarbeit mit anderen, andere (Zusammen- fördern und fordern; Entrepreneurship als indi- verschiedene Disziplinen hinweg. Außer- mobilisieren, Planung und Management, arbeit) viduelle und kollektive Kompetenz betrachten dem: Big-Five-Persönlichkeitstest. Motivation und Durchhaltevermögen 7. Others Lernende dazu anleiten, sich auf andere ein- Validierung der Geschäftsmodelle durch Zusammenarbeit mit anderen, Ideen- (Andere) zulassen und deren Sichtweise zu verstehen reale Nutzerbefragungen Evaluierung, Kreativität, Vision 8. Mentoring Gelegenheiten schaffen, um selbstständiges Teams werden von einem fixen Coach über Selbsterkenntnis und Selbstwirksamkeit, (Betreuung) Lernen zu ermöglichen, als Mentor und nicht das komplette Semester hinweg begleitet. Umgang mit Ambiguität, Unsicherheit als Lehrender agieren und betreuen Ein Coaching Codex unterstützt dabei, nicht und Risiko, Lernen durch Erfahrung als „Lehrende“ einzugreifen. 9. Progression Möglichkeit schaffen, zu beurteilen, ob die Bei den Pitches und in der Zwischen- Lernen durch Erfahrung (Fortschritt) Lernintervention erreicht wurde, gegenseitige Präsentation geben Coaches strukturiertes Bewertung der Lernenden ermöglichen, sodass Feedback. Alle Team-Mitglieder sind wertvolle Kritik angenommen und konstruk- aufgefordert, Feedback zu geben. tives Feedback abgegeben werden kann Tabelle 1: EntreComp-Prinzipien und ihre Ausgestaltung in der Gründergarage Herausforderungen und deren Lösungsansätze 2. Anrechnung ECTS Mitunter die schwerste Herausforderung war und ist Die größten Herausforderungen bei der Konzeption die ECTS-Anrechnung, sowohl hochschulintern als des Lehrformats zeigten sich zunächst in der hoch- auch insbesondere hochschulübergreifend: Studie- schulübergreifenden Zusammenarbeit und dann rende erreichen bei der Teilnahme an der Gründerga- zusätzlich in der ungeplanten digitalen Neuerfindung rage je nach Studiengang und Hochschule zwischen des Formats (siehe Abbildung 2). zwei und sechs ECTS. Dies ließ sich auch bisher noch nicht vereinheitlichen. Eine offene Kommunikation Abschließend folgt eine Aufstellung der wesentli- mit den Studierenden ab der Anmeldephase kann das chen Stolpersteine und ihre aktuellen Lösungsversuche. Verständnis für die Schieflage erhöhen. 3. Interdisziplinäre und kulturelle Vielfalt Herausforderungen und Lösungsansätze in der Das teilweise sehr unterschiedliche Herangehen an hochschulübergreifenden Zusammenarbeit die Bearbeitung der Challenges – bedingt durch diver- gierende fachliche Hintergründe und Vorkenntnisse – 1. Terminplanung an unterschiedlichen Institutionen stellte eine exorbitante Herausforderung für Studieren- Besonders die unterschiedlichen Semesterstarts an de und Coaches gleichermaßen dar; insbesondere zu Hochschulen und Universität erschwerten die Vorle- Beginn der Teamarbeit. Dieser Effekt war durchaus beab- sungsplanung. Dank eines Kompromisses, dass Studie- sichtigt, bedurfte aber besonderer Aufmerksamkeit und rende der Universität sich bereits zum Ende der Semes- Hinwendung. Coaches mit guten Moderationsfähigkei- terferien anhand der Teaser Mails vorbereiten und sofort ten und passendem thematischen Hintergrundwissen in ihrer ersten Vorlesungswoche das BootCamp absol- unterstützen dabei, diese Klippe zu nehmen. So können vieren, dann jedoch den Businessplans vor ihrer Haupt- einzelne Teammitglieder inhaltlich entsprechend abge- prüfungszeit abgeben, ermöglicht die gemeinsamen, holt werden und die Teamarbeit ins Rollen kommen. hochschulübergreifenden Präsenzblöcke. Als hilfreich erweist sich überdies ein Coaching Codex. 04 | 2021 DNH
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