Kirchenmusik in Westfalen

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Kirchenmusik in Westfalen
Kirchenmusik
in Westfalen
Kirchenmusik in Westfalen
Verbände und
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                                                     Einrichtungen

                                                                          Institut für Aus,- Fort- und Weiterbildung
Editorial                                      3                          Fachbereich Gottesdienst und Kirchenmusik
                                                                          Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte
                                                                          Tel. 02304 755-141
125+1 Jahre Chorverband                        4                          institut-afw@institut-afw.de

                                                                          Hochschule für Kirchenmusik der EKvW
Perspektive Chorgesang                         6                          Parkstraße 6, 32049 Herford
                                                                          Tel. 05221 9914-50
Zukunft Gottesdienst                           7                          www.hochschule-kirchenmusik.de
                                                                          [ Ev. Pop-Akademie, Ruhrstraße 48,
                                                                          58452 Witten ]
Fördermöglichkeiten für Musikgruppen           10
                                                                          Posaunenwerk in der
                                                                          Evangelischen Kirche von Westfalen
Personalia                                     12                         Cansteinstr. 1, 33647 Bielefeld
                                                                          Tel. 0521 433-442
                                                                          info@posaunenwerk-westfalen.de
Impressionen Orgeltag Westfalen                15                         www.posaunenwerk-westfalen.de

                                                                          Landesverband der Kirchenmusikerinnen
Ein Jahr im Masterstudiengang Kir-             16                         und Kirchenmusiker in der EKvW
chenmusik Popular                                                         Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte
                                                                          Tel. 02304 755-255
Aus den Werken und Verbänden                   18                         buero@kirchenmusik-westfalen.de
                                                                          www.kirchenmusik-westfalen.de

Ökumenisches Oratorium „EINS“                  21                         Chorverband in der EKvW
                                                                          Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte
                                                                          Tel. 02304 755-255
Deutschland Singt                              23                         buero@chorverband-westfalen.de
                                                                          www.chorverband-westfalen.de

Impressum                                            Bildnachweis

Das Magazin „Kirchenmusik in Westfalen“ wird        Titelseite: Hanno Kreft
herausgegeben vom Landeskirchenamt der              S.3: EKvW
Evangelischen Kirche von Westfalen,                 S.4, S.15: privat
Altstädter Kirchplatz 5, 33602 Bielefeld            S.14: Fotostudio ShootingStar, Halle/Saale
                                                    S.16: Nadja Porath
V. i. S. d. P.: LKMD Harald Sieger.                 S.17: Kirchenkreis Vlotho (oben links, 3. rechts),
Tel. 0521 594 293,                                  Annegret Jesse (2. rechts), Eckhard Düker (1.
E-Mail: harald.sieger@lka.ekvw.de                   rechts), Anke Schwarze (4. links), Mia Seele (3.
                                                    links), Maike Krage (2. links)
Redaktion: Harald Sieger, Ute Springer, Ulrich      S.19: Ev. Pop-Akademie
Dieckmann, Meike Pape, Johanna Wimmer, Martin       S.22, S.23:OEKT/Lurweg
Bartelworth.                                        S. 24: Steffi Lindnder
E-Mail: info@kirchenmusik.ekvw.de                   S.25: Annabell Jatzke

Titelbild: Chorfest 2015, Foto: Hanno Kreft

  2                KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN                    AUSGABE 16 I HERBST 2021
Kirchenmusik in Westfalen
Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Heute halten Sie, haltet Ihr die aktuelle
Ausgabe des Magazins „Kirchenmusik in
Westfalen“ in den Händen. Erstmals nicht
mehr als gedruckte, sondern nur noch als
digitale Ausgabe. „Muss das denn sein?“
Seit eineinhalb Jahren sitzen viele von uns
doch wirklich ohnehin noch viel mehr vor
den Bildschirmen als es zuvor schon der
Fall war. Vom Homeoffice über die Chor-
probe bis hin zur Andacht und zum Got-
tesdienst am Sonntag: vieles war in den
vergangenen Monaten nur in der digitalen       Aber sehen wir einmal nach vorne: Wie
Variante möglich. Als der Redaktionskreis      wird es mit Chormusik und Gottesdienst
sich vor den Sommerferien traf, war nicht      weitergehen, wenn die Pandemie wirklich
abzusehen, ob und wie lange sich Chor-         durchgestanden ist? Welche neue gefun-
gruppen nach der Sommerpause zum ge-           denen Formate werden wir weiter-hin
meinsamen Musizieren treffen konnten.          nutzen, auf was werden wir dankend ver-
Wir wollten gerne vermeiden, dass eine         zichten, werden sich Mitgliedgliedsstruk-
weitere Ausgabe unseres Magazins in den        turen verändern? Einige spannende Ge-
Gemeindehäusern auf den Start der Prä-         danken hierzu finden Sie in der vorlie-
senzchorproben wartet, um dann von             genden Ausgabe.
Hand zu Hand auf gewohnte Weise durch
die Reihen gereicht und von allen Inte-        Außerdem wird ein kurzer Rück-blick auf
ressierten gelesen zu werden. Wir wollten      den Orgeltag Westfalen 2021 gehalten
lieber eine Variante schaffen, die jede und    und auf den Festgottesdienst zum bevor-
jeden einzelnen erreichen kann. Egal, ob       stehenden Jubiläum des Chorverbandes
geimpft, genesen oder getestet, egal, ob       hingewiesen. Dieser Gottesdienst kann
skeptisch, vorsichtig oder eher unbesorgt.     übrigens sowohl leibhaftig, als auch vir-
                                               tuell erlebt werden. Weitere Informatio-
Mittlerweile sind wieder viele Dinge mög-      nen hierzu sind auf den folgenden Seiten
lich. Ich freue mich darüber, dass Gottes-     aufgeführt.
dienste mit Gesang und Musik, Chorpro-
ben, kleinere und sogar größere Konzert-       Ich wünsche Ihnen und Euch von Herzen
formate in diesen Tagen wieder denkbar         weiterhin gutes Gelingen in dieser außer-
werden und es ist wunderbar, all diese         gewöhnlichen Zeit!
Dinge zu planen und vorzubereiten. Und
die ersten wirklichen Klänge – so richtig
zusammen, miteinander im Gemeinde-
haus – die werde ich so schnell nicht ver-
gessen.                                                              Harald Sieger, LKMD

      3            KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN          AUSGABE 16 I HERBST 2021
Kirchenmusik in Westfalen
125+1
    Jubiläum des Chorverbandes

Das Singen hat in den christlichen Kir-       Kantor Christian Drengk den Gottesdienst
chen eine besondere Tradition. Schon in       mit.
der Bibel ist einiges zu lesen über diese     Ein kleines Ensemble aus KantorInnen
besondere Art des Menschen, seinen
Emotionen Ausdruck zu verleihen. Schon
früh wurde auch in Gruppen zum Lobe
Gottes gesungen und musiziert. Der Be-
griff Chor in der heutigen Bedeutung
prägte sich erst im 17. und 18. Jahrhun-
dert. Der Zusammenschluss zu Interes-
senverbänden bzw. das Verbandswesen
im Allgemeinen ist wohl eine Entwicklung
aus dem 19.Jahrhundert.
Die Geschichte unseres Chorverbandes
begann im Jahr 1895, als Superintendent
Wilhelm Nelle aus Hamm am 11. März
1895 in der Gründungsversammlung zum
Vorsitzenden des neuen Verbandes ge-
wählt wurde.
Aufgrund der Corona-Pandemie konnte
der heutige Chorverband die im großen
Rahmen geplanten Festlichkeiten unter
der Schirmherrschaft von Präses Dr. h.c.
Annette Kurschus im eigentlichen Jubilä-
umsjahr 2020 leider nicht durchführen.
Nun soll aber in diesem Jahr das Jubiläum     unserer Landeskirche wird stellvertretend
des Verbandes gewürdigt werden: "125+1        für die ChorsängerInnen der Chöre unse-
Jubiläum des Chorverbandes in der             res Verbandes Chormusik zum Klingen
EKvW" am Samstag, den 25. September           bringen.
2021 um 17 Uhr lädt der Chorverband in
                                              KMD Prof. Matthias Nagel komponierte
der EKvW herzlich zu einem Festgottes-
                                              eigens für das Jubiläum des Verbandes
dienst in die Evangelische Stadtkirche St.
                                              eine Kantate mit dem Titel "...bis dein
Reinoldi in Dortmund ein.
                                              Wort mich erreicht!" mit 8 Sätzen zu
Die Predigt hält Landeskirchenrat Dr. Vic-    Texten von Benedikt Preiß.
co von Bülow zu 2. Mose 33, 18-23. Li-
                                              Im Gottesdienst wird ein Video gezeigt, in
turgin ist Pfarrerin Susanne Karmeier,
                                              dem ChorsängerInnen und ChorleiterIn-
Stadtkirchenpfarrerin an St. Reinoldi. An
der Orgel gestalten Landeskirchenmusik-       nen des Verbandes die Nummer 6 dieser
                                              Kantate "Intermezzo: Gott ist groß -
direktor Harald Sieger und Reinoldi-

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Kirchenmusik in Westfalen
Gloria 1" eingesungen haben - eine klei-      zende, Kantorin Meike Pape wird einen
ne "Uraufführung". Komponist und              kurzen Überblick zur Verbandsgeschichte
Textdichter haben ihre Teilnahme zuge-        geben.
sagt und werden über die Entstehung der                                    Meike Pape
Kantate berichten. Die derzeitige Vorsit-

Singen und Wandern
Herbstsingwoche 09.-16. Oktober 2021
“Singen und Wandern” das heißt nicht          ren Besuch vorausgesetzt wird, werden
etwa: “beim Wandern singen” (wenn dies        Werke unterschiedlichster Schwierigkeits-
auch nicht ausgeschlossen ist), sondern       grade, Gattungen und Epochen einstu-
ist ein Angebot für Chorsängerinnen und       diert. Während der Wanderungen, die
Chorsänger und ihre Familien, in dem die      durch die Teilnehmenden selbst geplant
Liebe zur Chormusik sich mit dem              werden, besteht die Möglichkeit des Aus-
Wunsch Freizeit in einer schönen Umge-        tausches zwischen den ChorsängerInnen,
bung kombinieren lässt. Herzlich einge-       die ja aus ganz unterschiedlichen Chören
laden sind Chorsängerinnen und Chor-          zusammen kommen. Wir freuen uns, wie-
sänger mit ihren Familien. Notensicher-       der von Herrn Kantor Jens Martin Ludwig
heit und mehrjährige Chorerfahrung wer-       unterstützt zu werden. Anmeldung und
den vorausgesetzt. Das Programm bietet        weitere     Infos     unter      Herbstsingwo-
sowohl für die Singbegeisterten als auch      che_2021.pdf (chorverband-westfalen.de)
für Wanderfreunde ein reichhaltiges An-
gebot. In den täglichen Probenzeiten, de-

      5           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Kirchenmusik in Westfalen
Perspektive Chorgesang

Gelingt ein Neustart der Chorarbeit?
Deutschland ist ein Land der Musiker*innen und Sänger*innen. So wird in der Fachwelt
davon ausgegangen, dass 30% aller Bundesdeutschen gerne singen. Ca. 5- 6% davon
sind in Chören organisiert. Die Chormusik mit über vier Millionen Aktiven ist damit eine
wesentliche Säule des Laienmusizierens in Deutschland. Und auch in der Kirche ist die
traditionelle Chormusik und die Chorarbeit auf dem Feld der Popularmusik ein starker
und wirkmächtiger Bestandteil von Kirche. Das war vor der Pandemie.

„Corona lässt die Chöre verstummen“           die gefühlte musikalische Verfassung der
                                              Chöre (Diagramm 1). Ein deutlich positi-
Diese oder ähnliche Schlagzeilen waren zu
                                              veres     Bild
lesen. Nähe, Gemeinschaft, Chorgesang –
                                              zeigt     sich
das, was sonst Kraft für den Alltag gibt,
                                              allerdings
ist durch ein Virus zur Gefahr geworden.
                                              bei der Frage
Deshalb wurde seit März 2020 vielerorts
                                              nach     dem
die Chorarbeit auf null gestellt. Wie aber
geht es den Chören in Deutschland? Die        Zusammen-
                                              halt im Chor
vom Deutschen Musikzentrum dazu ver-
                                              während       der
öffentlichten Zahlen vom März 2021 las-
                                              Pandemie
sen aufhorchen. Insgesamt wurden über
                                              (Diagramm 2).
4.000 Chöre zu ihrer aktuellen Situation
befragt. Die „ChoCO“ Studie (nmz.de/          Das große
choco) brachte insgesamt eine kritische,      Chorsterben
aber auch differenzierte Gesamtlage der       bleibt aus
Chöre in Deutschland zu Tage. Ein Drittel     Insgesamt beschreibt die Studie ein sehr
der Chöre befürchtet keine Verluste bei       kritisches Bild der Chöre nach einem Jahr
den Mitgliedern, ein weiteres Drittel ge-
                                              Pandemie und macht deutlich, dass alle
ringfügige Verluste bis zu max. 25% der       Ebenen der Chorarbeit von der Krise be-
Mitglieder. Das letzte Drittel geht von ei-   troffen sind. So ist die Sorge um Mitglie-
nem Mitgliederverlust von über 25% im         derzahlen und Qualität groß. Doch für le-
Vergleich zur Zeit vor der Pandemie aus.      diglich 1,6% der Chöre ist es absehbar,
Einen stärkeren Einbruch melden Kinder-       dass der Chor seine Arbeit nicht mehr
und Jugendchöre. Sie verzeichnen nur          aufnimmt. Das deckt sich mit der von der
noch rund 65% ihrer einstigen Stärke. Si-     Pop-Akademie in Zusammenarbeit mit
cher ist auch, dass die Hälfte der Chöre,     der Stiftung Creative Kirche durchgeführ-
bedingt durch das Aussetzen der regel-        ten Befragung im Frühjahr 2021. Über
mäßigen Proben, spürbare Qualitätsein-        1.000 Sänger*innen meldeten sich dort
bußen verzeichnen. Das Diagramm zeigt         zurück. Zwar geht auch hier die Mehrzahl

      6           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Kirchenmusik in Westfalen
Perspektive Chorgesang

davon aus, Mitglieder zu verlieren, aber     noch die Musik, den Gesang, den Klang
auch hier wurde kein großes Chorsterben      der Ewigkeit.
erwartet.                                    Auch in der Bibel finden wir diese Hinwei-
Gelingt der Neustart?                        se. Vor 3.000 Jahren entsteht die Auffor-
                                                                           derung      in
In den nächsten Wochen, da
immer mehr Chöre nach den                                                  Psalm 98,1:
                                                                           „Singt dem
Sommerferien die Arbeit auf-
                                                                           Herrn      ein
nehmen, wird sich zeigen, ob
                                                                           neues
die Erwartungen eintreten.
                                                                           Lied….!“
Erste Rückmeldungen geben
ein positives Feedback. Die                                                Und die Ge-
                                                                           schichte
Sänger*innen erleben, dass
                                                                           zeigt     uns,
selbst die größte gesellschaft-
                                                                           dass weder
liche Krise in der Nachkriegs-
                                                                           Pest     noch
zeit das Singen und die Chor-
                                                                           Krieg     und
arbeit nicht unterkriegt. Für
                                                                           selbst wenn
viele ist es ein ganz besonderer
                                                                           die Widrig-
emotionaler      Moment,    zum
                                             keiten über Jahre und Jahrzehnte dauern
ersten Mal seit Monaten gemeinsam mit
                                             und wüten, den Gesang und auch den
anderen zu singen und die Kraft und
                                             Chorgesang nicht kaputt bekommen.
Schönheit des gemeinsamen Singens wie-
                                             Nein, an Corona stirbt nicht der Chorge-
der zu erleben. Es gibt mindestens drei
                                             sang. Singen ist in der DNA des Menschen
Gründe dafür, dass ein Neustart gelingen
                                             angelegt. Wir machen derzeit die Erfah-
kann:
                                             rung, das bleibt!
1.   An Corona stirbt nicht der Gesang
                                             2. Das Leiden an der Einsamkeit
Die Pop-Hymne: „Music is my first love,
                                             Die letzten Monate haben gezeigt, wie
and it´ll be my last, music of the future
                                             entsetzlich wir unter Einsamkeit leiden.
and music of the past“ bringt es auf den
                                             Noch nie im Leben haben wir das so ge-
Punkt. Das, was John Miles da in seinem
                                             spürt. Noch nie war Gemeinschaft so
Jahrhundertlied besingt, nennt man ein
Axiom, eine gültige Wahrheit, die keines     wertvoll wie heute. Ein Chor lebt von Ge-
                                             meinschaft. Chorleitende sind Experten
Beweises bedarf, weil wir es eh wissen.
                                             für Gemeinschaft. Auch deshalb ist Chor-
Alle Welt ist Klang. Alle Welt singt sich
                                             leitung genauso herausfordernd wie wun-
durch die Geschichte der Menschheit. Im
                                             derschön. Eine Dimension in dem das ICH
Mutterleib hören wir schon Melodien und
selbst wenn uns am Ende der Tage hier        über sich hinauswachsen kann. Der Chor
                                             ist ein Kraftraum für Vergemeinschaftung.
auf Erden die eigene Sprache und das
                                             Sollte das nicht in dem Land der
eigene Gehirn fremd wird, so hören wir

      7          KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Kirchenmusik in Westfalen
Perspektive Chorgesang

„Nachcoronazeit“ für Menschen äußerst         wieder gesungen, es war wunderbar“! Und
attraktiv sein?                               auch unser Kinderchor hat mit beinahe
                                              unverminderter Stärke seine Arbeit wieder
3. Wir liegen im Trend des Zeitgeistes
                                              aufgenommen. Vielleicht ist es an der
Scheinbar ist es anders. Wir leben im         Zeit, uns in den Wert des gemeinsamen
Zeitalter des „ICH“. Passt da die Ver-        Singens und Musizierens neu zu verlieben.
pflichtung zum „WIR“ eines Chores? Im         Wie wertvoll das Engagement von Chor-
Zeitalter des ICH steht das, was mir nützt,   leitenden in diesem Zusammenhang ist,
im Mittelpunkt. Und ich stelle mir den        kann nur erahnt werden. Die Zukunft wird
optimalen Cocktail für ein glückliches Le-    davon abhängig sein, welche innere Hal-
ben zusammen. Dieser scheinbar wählba-        tung die vielen Chorleitenden einnehmen.
ren Freiheit steht das schreckliche Diktat    Auf sie kommt jetzt besondere Verant-
der Selbstoptimierung. Heute schon Kalo-      wortung zu. Jede und Jeder steht vor der
rien gezählt? Die „Foodbalance“ richtig       Weichenstellung zwischen Resignation
justiert und deine Moves getract? Mit dem     und Aufbruch. Die innere Zukunft schafft
Zeitgeist ist es wie mit einer Krise: es      die äußere. Wir sind auf dem Weg in das
nützt nichts, dagegen anzuarbeiten. Man       neue „Nachcoronaland“. Wenn wir uns
kann die Umstände, in denen wir nun mal       jetzt bewegen wird etwas passieren - aber
leben, nicht ändern. Wir können uns aber      nichts passiert, bis wir uns bewegen!
die Umstände zunutze machen. Ist es
                                              Ja, Chöre werden Mitglieder verlieren und
denn nicht so, dass Singen im Chor ge-
                                              mancher Chor wird sich auflösen. Es wer-
sund ist? Singen trainiert Deine Resilienz,
                                              den aber die Chöre sein, denen vorher
also Deine Widerstandskraft, Dein Im-
                                              schon die Perspektive fehlte. Neue Kräfte
munsystem, Deine Stimme, das Atmen
                                              zu gewinnen, das hat auch eine geistliche
und macht Dich glücklich? Der Chor ist
                                              Dimension: Noch einmal gehen wir 3.000
Deine „Muckibude“ für einen wider-
                                              Jahre zurück: „Singt dem Herrn ein neues
standsfähigen Körper und das Fitnesscen-
                                              Lied“, die Aufforderung nennt dafür einen
ter für die Seele. Das müssen wir den
                                              guten Grund: „… denn ER tut Wunder!“
Menschen sagen, damit sie jetzt den Weg
                                              Vielleicht auch das Wunder, gestärkt aus
in unsere Chöre finden.
                                              einer hässlichen Krise hervorzugehen. Ich
Auch eine Frage der Haltung                   bin voller Hoffnung, dass die Revitalisie-
Sicher, die Pandemie hat der Chorarbeit       rung und der Neustart der Chorarbeit ge-
schwer zugesetzt und es wird hier und da      lingen. Halten wir gemeinsam danach
zu Abbrüchen kommen, aber es wird auch        Ausschau.
viele Beispiele geben, die auf eine gute                              Martin Bartelworth,
Zukunft hoffen lassen. Ich sehe vor mir
                                               Geschäftsführer Evangelische Pop-Akademie
den neunjährigen Jungen, der mit Tränen
in den Augen seiner Mutter von der ersten
Chorprobe berichtet: „Mamma, wir haben

      8           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Kirchenmusik in Westfalen
Was wird aus dem Gottesdienst?

Die Pandemie hat die Rahmenbedingungen für den Gottesdienst umgekrempelt. Corona
wirkte wie ein Katalysator, der die Hemmschwelle für Experimente gesenkt und zugleich
die Reaktionsgeschwindigkeit für Veränderungen erhöht hat. Mit Spielfreude und Krea-
tivität und in einem unglaublichen Tempo erfanden Kirchengemeinden im Corona-Jahr
2020 außergewöhnliche Gottesdienstformate.

               Neue Gottesdienstformen                         Wir brauchen die Vielfalt
Nicht nur neue analoge Gottesdienstfor-       Die Vielfalt ist gewachsen. Und das ist gut
mate schossen wie Pilze aus dem Boden:        so, wir brauchen sie. Schon jetzt kommen
Kurzgottesdienste,     Hausgottesdienste,     die, die den Gottesdienst besuchen, aus
Stationengottesdienste,      Pilgergottes-    nur noch maximal drei (der zehn) Sinus-
dienste, Sinnengärten, geistliche Spazier-    Milieus. Die Gruppe der Traditionsorien-
gänge oder überraschende Aktionen der         tierten, die den Gottesdienst lange getra-
„Pop Up Church“. Auch mit hybriden For-       gen hat, schrumpft kontinuierlich und
men betrat der Gottesdienst Neuland: mit      wird bald nur noch einen sehr kleinen Teil
Apps wie Actionbound oder QR-Codes,           der Bevölkerung ausmachen. Die wach-
über die im Freien Audio- oder Videoclips     senden Milieus der Fortschrittlichen und
aus dem Internet eingespielt werden           Modernen hingegen sind nicht mehr
konnten. Besonders rasant aber war die        christlich geprägt. Für sie stellt der Besuch
Entwicklung im Bereich der digitalen For-     des Gottesdienstes nicht mal mehr eine
mate. Neben die klassischen digitalen         Option dar. Doch gerade unter ihnen fin-
Medien für die Übertragung von Gottes-        den sich die Entrepreneure, die die Gesell-
diensten (Fernsehen, Radio, Telefon) tra-     schaft vorantreiben und Zukunft gestal-
ten neue internet-basierte Formate: Li-       ten. Wäre es da nicht gut, zumindest zu
vestream, Zoom, oder vorproduzierte           versuchen, auch sie für die künftige Ge-
Gottesdienstvideos für YouTube; aber          staltung der Kirche und des Gottesdiens-
auch Hörspiele, Podcasts, soziale Medien,     tes zu gewinnen? Digitale Gottesdienst-
Messenger-Dienste, zum Teil untereinan-       formen mit ihren großen Reichweiten bie-
der vernetzt. Sogar in Computerspielen        ten dafür neue Möglichkeiten.
wird inzwischen Gottesdienst gefeiert: mit                         Digitalisierungsschub
Avatar.                                       Tatsächlich bescherte das vergangene Jahr
Orte, Zeiten, Formate, Rituale, Medien        dem Gottesdienst einen Digitalisierungs-
und Liturgien sind in Bewegung geraten.       schub. Studien aus dem ersten Lockdown1
Die Fülle der genutzten Medien und Platt-     zeigen, dass rund 80% der befragten Ge-
formen belegt, wie breit die Ausdifferen-     meinden ein digitales Verkündigungsfor-
zierung der Plattformen und Medien in-        mat vorhielten. Einige waren besonders
zwischen ist.                                 aktiv. Fast alle aber starteten ohne Vorer-
                                              fahrungen mit dem neuen Medium. In der

      9           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Kirchenmusik in Westfalen
Anfangszeit merkte man das an der Quali-                   formen gilt es künftig weiterzuentwickeln.
 Was wird aus dem Gottesdienst?                            Denn eines hat der Lockdown gezeigt: Es
tät der Angebote. Schnell brach die Frage
auf, wie gut und überzeugend das ist, was                  reicht nicht, einfach nur analoge Liturgien
                                                           ins Netz zu stellen. Die digitale Welt folgt
Kirchengemeinden ins Netz stellen. Zum
                                                           eigenen Regeln, an die sich auch die Dra-
Glück gab es Lernkurven. Inzwischen pro-                   maturgie des Gottesdienstes anpassen
fessionalisieren sich die Dinge. In manchen                muss. Die Herausforderung der Zukunft
Kirchenkreisen bilden sich Projektgruppen                  wird darin bestehen, eigene Gottesdienst-
in der Absicht, dauerhaft qualitätsvolle di-               formen nach digitalen Logiken zu entwi-
gitale Formate zu etablieren.                              ckeln.
Der Digitalisierungsschub ist unumkehr-                                                    Und der gute alte
bar. Bereits im Frühsommer 2020 gaben                                               Sonntagsgottesdienst?
fast drei Viertel der befragten Gemeinden
                                                           Vermutlich werden die Gottesdiensterfah-
an, auch nach Abklingen der Pandemie mit
                                                           rungen des letzten Jahres und das Erleben
digitalen Gottesdienstformaten weiterma-                   digitaler Gottesdienste auch die Gestal-
chen zu wollen. An Weihnachten boten in                    tung des „normalen“ Gottesdienstes be-
Westfalen sogar 90% der Gemeinden                          einflussen. Wird der Gemeindegottesdienst
mindestens ein digitales Gottesdienstfor-                  am Sonntag kürzer und flexibler, kreativer
mat an.2 Die Digitalität des Gottesdientes,                und sinnlicher, interaktiver und beteili-
                                                           gungsorientierter? Was genau von den
ein Thema, das vor der Pandemie lediglich
                                                           Lockdown-Erfahrungen abfärbt und bleibt,
einer Minderheit netzaffiner Nerds vorbe-                  wird von Gemeinde zu Gemeinde variieren.
halten war, scheint in der Breite der Lan-                 Vieles deutet jedoch darauf hin, dass es
deskirche angekommen zu sein. Digitale                     der agendarische Gottesdienst künftig
Formate sind nicht (mehr) nur ein zeitlich                 noch schwerer haben wird als ohnehin
begrenztes Ersatz- oder Notangebot. Sie                    schon. Seinen Anspruch, „Hauptgottes-
werden künftig neben analogen Gottes-                      dienst“ für die ganze Gemeinde zu sein,
diensten eine eigenständige Rolle spielen.                 hat er längst eingebüßt. Empirisch erweist
Es bringt aber auch nichts, vermeintlich                   er sich vielerorts eher als „Ghetto“ denn
„zeitgemäße“ digitale Formen gegen die                     als „Mitte“ der Gemeinde. Die Kirchgang-
„alten“   analogen Gottesdienstformate                     studie der Liturgischen Konferenz (2019)
auszuspielen.                                              beschreibt ihn „als Zielgruppengottes-
Es kommt vielmehr darauf an, die Logiken                   dienst, der nur für einen Bruchteil der Kir-
der jeweiligen Medien zu erkunden und die                  chenmitglieder attraktiv ist“3;     konkret:
Erkenntnisse für die Entwicklung unter-                    für Insider, die mit seinem Ablauf vertraut
schiedlicher Gottesdienstgestalten zu nut-
                                                           sind.
zen. Insbesondere digitale Gottesdienst-

1
 Vgl. die Studie der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung
(midi): t1p.de/midi-Studie, Zugriff am 5.7.2021; die Studie „Churches Online in Times of Corona“ (contoc): t1p.de/
contoc-Studie, Zugriff am 5.7.2021 und die von fünf Landeskirchen beauftragte „Rezipiententypologie evangelischer
Online-Gottesdienstbesucher*innen während und nach der Corona-Krise“ (ReTeOG, t1p.de/Studie5Landeskirchen,
Zugriff am 5.7.2021).
2
 Landeskirchenamt der EKvW (Hg.), Vielfalt trotz Lockdown. Ergebnisse einer Umfrage zu den Gottesdiensten an den
Weihnachtstagen 2020 in der Ev. Kirche von Westfalen, in der Reihe „Materialien für den Dienst“, Bielefeld 2021;
Download unter: t1p.de/Vielfalt-trotz-Lockdown, Zugriff am 12.8.2021.

      10               KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN                       AUSGABE 16 I HERBST 2021
Aufgrund der hohen Zugangsschwelle ver-                     teilnehmen werden als heute.7 Vor diesem
 Was wird
wundert        aus dass
          es nicht, demdieGottesdienst?
                            Teilnahmezah-                   Hintergrund fragt die Kirchgangsstudie
len sinken. Die EKD-Statistiken zum Got-                    kritisch an, ob die erheblichen Ressourcen
tesdienstbesuch zeigen, dass der sonntäg-                   an Zeit, Geld und Personal, die gegenwär-
liche Kirchgang seit Ende der 1990er Jahre                  tig in diese Gottesdienstform investiert
stetig zurückgeht.4 Schaut man nach vorn,                   werden, nicht besser für andere Formate
so stimmt das nicht optimistischer. Zum                     eingesetzt werden sollten.
einen wird der bevorstehende Mitglieder-                                                                     Fazit
schwund in den großen deutschen Kirchen
massive Auswirkungen auch auf den Got-                      Für den Gottesdienst war das vergangene
tesdienstbesuch haben. Die Freiburger                       Jahr nicht nur Fluch, sondern auch Segen.
Studie (2019)5 prognostiziert, dass die                     Innerhalb kürzester Zeit sind Prozesse in
Zahl der Kirchenmitglieder bis 2060 um                      Gang gekommen, die sonst Jahre gedauert
die Hälfte sinken wird! Zum andern gibt es                  hätten. Die Vielfalt an Gottesdienstformen
schon heute sehr deutliche Unterschiede                     ist erheblich gewachsen, digital wie ana-
im Kirchgangsverhalten der Generationen:                    log. Auch die Zukunft des Gottesdienstes
Besucht die ältere Generation alle Gottes-                  wird mehrgleisig bleiben. Das ist gut so,
dienstformate überdurchschnittlich häufig,                  denn durch verschiedene Formate besteht
so liegen die Jüngeren deutlich unter dem                   zumindest die Chance, neue und unter-
Schnitt.6 Besonders drastisch sind die Ab-                  schiedliche Milieus zu erreichen. Vor dem
weichungen beim Sonntagsgottesdienst.                       Hintergrund, dass der klassische Sonn-
Hält das erlernte Kirchgangsverhalten der                   tagsgottesdienst an Bedeutung verliert,
Jüngeren an, so wird die nachrückende                       werden Presbyterien künftig mehr als bis-
Generation, wenn überhaupt, nur noch                        lang über Gottesdienstformate zu streiten
sporadisch den Gottesdienst besuchen. Wir                   haben: engagiert, konfliktbereit, ergebnis-
müssen uns also darauf einstellen, dass                     offen.                      Carsten Haeske
künftig weit weniger Menschen an ihm

                           Drei Leitfragen zur Gottesdienstentwicklung:
•     Wie sieht die Gottesdienstlandschaft in unserer Gemeinde in fünf Jahren aus
•     Welche Ziel- und Altersgruppen, nehmen wir bei der Gottesdienstgestaltung
      primär in den Blick?
•     Wie viel an personellen und finanziellen Ressourcen investieren wir in welche
      Gottesdienstformate?

3
  Vgl. t1p.de/Kirchgangsstudie, Zugriff am 5.7.2021, 1 und 41f.
4
  Vgl. t1p.de/EKDKirchlichesLeben, Zugriff am 5.7.2021. Die Zahlen belegen, dass der Anteil der Kirchenmitglieder am
Sonntagsgottesdienst im Zeitraum 1997-2017 um 32,2% gesunken ist.
5
  Fabian Peters und David Gutmann, #projektion2060 – Die Freiburger Studie zu Kirchenmitgliedschaft und Kirchen-
steuer, Neukirchen 2021. Vgl. t1p.de/FreiburgerStudie, Zugriff am 5.7.2021.
6
  Vgl. t1p.de/Kirchgangsstudie, 29-33. Vgl. Carsten Haeske, „Je jünger desto seltener“ – Die Generationen im Gottes-
dienst, PGP 2 (2020), 46-48.
7
  Vgl. t1p.de/Kirchgangsstudie, 42.

       11               KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN                       AUSGABE 16 I HERBST 2021
Förderprogramme für Musikgruppen

Kirchenmusik braucht nicht nur Menschen, die begeistern und anleiten, nicht nur Zuhö-
rerinnen und Mitwirkende. Kirchenmusik braucht auch Geld!
Nun liegt das Geld nicht unbedingt auf der Straße, aber es gibt immer wieder Förderpro-
gramme, die das kirchenmusikalische Arbeiten inspirieren und finanziell sorglos machen
können. In diesem Artikel werden einige Beispiele vorgestellt:

Impuls – Förderprogramm für Ama-              Neustart Amateurmusik
teurmusik im ländlichen Raum
                                              Weil nur ein kleiner Teil der im Frühjahr
Das „Impuls“-Programm, das musikali-          beantragten Neustart-Projekte berück-
sche Aktivitäten „auf dem Land“ fördert       sichtigt werden konnte (darunter immer-
(gemeint sind Orte bis maximal 20.000         hin 30 Vorhaben aus dem evangelischen
Einwohner), geht in eine zweite Runde.        Bereich), gibt‘s einen Nachschlag aus
Am 15. Oktober 2021 ist Antragsschluss        Bundesmitteln für das Förderprogramm
für Projekte in 2022, die neue, kreative      des BMCO. Dafür werden die zunächst ab-
Wege beschreiten um die Mitglieder neu        gelehnten Anträge nun erneut gesichtet
oder wiederzugewinnen und/ oder die           und von einer Fachjury beurteilt. Kann al-
Strukturen vor Ort stärken. Es winkt die      so sein, dass der eine oder die andere
Finanzierung mit 2.500 bis 15.000 Euro.       doch noch eine Zusage erhält! Darüber
Ab dem 26. Juli 2021 schaltet der BMCO        hinaus wird 2022 eine neue Förderrunde
eine Beratungshotline; zusätzlich steht       mit bis zu 15.000 Euro Zuschuss pro Pro-
Marcus von Amsberg unterstützend be-          jekt starten. Detailinfos dazu ab Novem-
reit. Die Bundesregierung stellt eine Sum-    ber 2021, Bewerbung dann bis Ende Feb-
me von insgesamt 10 Mio. Euro für Ama-        ruar, Projektdurchführung bis Ende Sep-
teurmusik im ländlichen Raum bereit. Die      tember 2022. – Gut beraten ist, wer jetzt
Chancen, dabei zu sein, stehen also gar       schon mit seinen Planungen beginnt.
nicht schlecht.                               NEUSTART AMATEURMUSIK | BMCO
IMPULS | BMCO (bundesmusikverband.de)         (bundesmusikverband.de)

     12           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Sonderfonds des Bundes

Ebenfalls prall gefüllt ist der soeben an     tenpflichtige Konzerte (keine Gottes-
den Start gegangene „Sonderfonds des          dienste), und der Veranstalter muss über
Bundes für Kulturveranstaltungen“. Er         Steuernummer und Elster-Zertifikat ver-
zielt auf Theater-, Filmvorführungen,         fügen. Details, auch zum Ablauf, siehe
Festivals und Konzerte, die Corona-           Website. Es lohnt sich, näher hinzuschau-
bedingt nur mit weniger Publikum als          en. Das Herbstkonzert der Kantorei oder
normal stattfinden können und dadurch         das Weihnachtsoratorium können so viel-
wirtschaftlich vielleicht nicht tragfähig     leicht doch stattfinden...
wären.                                        Sonderfonds des Bundes für Kulturveran-
Der Fonds verdoppelt die Einnahmen aus        staltungen (bundesregierung.de)
bis zu 1.000 verkauften Eintrittskarten.
Voraussetzung: Es handelt sich um kar-                                        Ute Springer

…und noch eine Empfehlung:

Frag Amu
Hinter dieser Seite verbirgt sich das neue    weitere gemeinfreie Internetportale für
Lexikon der Amateurmusik. Wer Fragen zu       Noten. Es lohnt sich also bestimmt mal
Vereinsgründungen hat, zum Steuer-, o-        ein Blick in die Datenbank, sowohl bei ei-
der Urheberrecht hat, der fragt Amu das       ner konkreten Frage als auch einfach nur
schlaue Füchslein der Amateurmusik. Amu       zum Schauen.
weiß alles, was nicht zur Musik selbst ge-
hört, aber für das Amateurmusizieren
wissenswert ist. Das Lexikon ist noch
nicht „fertig“, sondern wird laufend ausge
-baut.
Zugegeben, die Themen sind nicht gerade
alle spannend. Aber Amu hat auf Anhieb
einen Link zu den aktuellen Coronabe-
stimmungen unserer Landeskirche gefun-
den und kennt neben CPDL noch viele                                 https://frag-amu.de

     13           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Herzlich Willkommen!
    Neue Kollegen stellen sich vor

Sehr geehrte Damen und Herren,               kalischen     Ausbil-
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,       dung, Praktika und
ich freue mich außerordentlich, mich als     in der praktischen
                                             Arbeit spürte ich
neuer Kantor in der EKVW vorstellen zu
                                             immer wieder, wie
dürfen.
                                             wichtig und freu-
Ein kurzer Überblick: Mein Name ist Jan-     denreich die musi-
Christoph Weige, ich bin 24 Jahre alt und    kalische Arbeit mit
komme gebürtig aus Volkmarsen. Mein          Kindern und Ju-
Weg in die Kirchenmusik begann mit sie-      gendlichen ist. Aus
ben Jahren am Keyboard, das meine Eltern     diesem Grund ent-
für den Unterricht meiner Schwester an-      schied    ich   mich
geschafft hatten. Mit 12 Jahren wurde ich    2020, für ein weite-
auf die Orgel aufmerksam, als der Kla-       res Jahr als Musiklehrer am Evangelischen
vierunterricht einmal in die Kirche aus-     Schulzentrum Bad Düben sowie an der
weichen musste. Innerhalb kürzester Zeit     Grundschule in Breuna (Hessen) zu unter-
spürte ich, dass mich dieses Instrument      richten und Erfahrungen in der musikali-
unfassbar fasziniert. So machte ich bald     schen Nachwuchsarbeit zu sammeln.
meine ersten Schritte an der Orgel bei
                                             Allerdings macht die Kirchenmusik für
KMD Bernd Geiersbach in Wolfhagen. In
                                             mich einen besonderen Reiz aus, denn ich
der Ev. Landeskirche von Kurhessen-Wal-
                                             kenne keinen anderen Beruf, in dem man
deck begann ich die C-Ausbildung, die ich
                                             mit so viel Kreativität musikalische Pro-
2015 im Fach Orgel und 2016 im Bereich
                                             jekte planen und realisieren kann. Daher
Chorleitung abschloss.
                                             entschied ich mich zu Beginn dieses Jah-
So war es für mich eine einfache Ent-
                                             res, mich auf eine Kantorenstelle zu be-
scheidung, ab 2016 Kirchenmusik zu stu-
dieren. Der Weg führte in die Händelstadt    werben, die besonders die aktive musika-
                                             lische Beteiligung der Gemeinde mit Kin-
Halle an der Saale, wo ich 2020 mein Stu-
                                             dern und Musikgruppen im Blick hat. In
dium mit dem B-Examen abschloss. Noch
                                             Rheda-Wiedenbrück habe ich genau so
während meiner letzten zwei Semester
                                             eine Gemeinde gefunden.
durfte ich für ein Jahr die musikalische
Leitung der Bad Dübener Kurrende - ei-       Ich freue mich nun ganz besonders auf
nem traditionellen Chor aus etwa 70-80       den Beginn meiner Arbeit noch mitten in
Erwachsenen und Kindern - übernehmen.        dieser herausfordernden Pandemiezeit
In diesem Jahr konnte ich meine Schwer-      und wünsche den Menschen in den Ge-
punkte in Chor- und Orchesterleitung so-     meinden sowie uns Musikern ein segens-
wie musikalischer Arbeit mit Kindern set-    reiches Arbeiten und Musizieren mit viel
zen und vertiefen. Während meiner musi-      Freude und bei guter Gesundheit.

     14          KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN           AUSGABE 16 I HERBST 2021
Herzlich Willkommen!
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Hallo, mein Name ist Helge Metzner, ich       im gemeindeeigenen Kindergarten. 2005
bin Jahrgang 1970 und stamme aus dem          wechselte ich nach Hildesheim an die St.
niedersächsischen Peine. Nach Abitur und      Lamberti-Kirche. Dort nahm ich die Auf-
Zivildienst studierte ich Schul- und Kir-     gaben als Kreiskantor für den Kirchenkreis
chenmusik an der Hochschule für Musik         Hildesheim wahr, leitete Kinder- und Ju-
und Theater in Hannover. Viele Jahre war      gendchor und die Kantorei. Meine 16-
ich nebenamtlich als Organist und Chor-       jährigen Tätigkeit dort war geprägt von
                                              zahlreichen     Konzerten,     oratorischen
                                              Aufführungen, Kindermusicals, Konzert-
                                              reisen, Chorfreizeiten und vor allem der
                                              Organisation der wöchentlichen „Musik
                                              zur Marktzeit“, eine der längsten und er-
                                              folgreichsten Konzertreihen der Hanno-
                                              verschen Landeskirche. U. a. als Initiator
                                              mehrerer Band-Projekte und Mitglied der
                                              Band „In His Trace“ erfüllte ich meine
                                              Aufgabe, auch die Popularmusik zu för-
                                              dern. Neben meinen kirchenmusikalischen
                                              Tätigkeiten leitete ich das 8. Jugendchor-
                                              projekt des Deutschen Sängerbundes. Ich
                                              absolvierte Orgelkurse bei Harald Vogel,
                                              Michael Radulescu und Christoph Bossert,
                                              bei Gerd-Peter Münden, Friedhilde Trüün
                                              und Thomas Holland-Moritz in Kinder-
                                              chorleitung, bei Christfried Brödel in
                                              Chorleitung, bei Florian Ludwig in Orches-
                                              terleitung sowie als aktiver Teilnehmer ei-
                                              nen Meisterkurs Kammerchorleitung bei
leiter in Peine an der Martin-Luther-         Frieder Bernius. Ich komponiere Instru-
Gemeinde tätig und leitete außerdem den       mental- und Vokalmusik, sowie Kantaten
Städtischen Chor Peine. Im Frühjahr 2002      und Musicals für Kinderchor. Ich bin zum
übernahm ich in Goslar die Kirchenmu-         zweiten Mal verheiratet und habe einen 17
sikstelle an der Frankenberger Kirche. Dort   Monate alten Sohn. Wann immer es Wet-
leitete ich den Kinderchor, den Jugendchor    ter und Strecke zulassen, nehme ich das
und bald auch den Posaunenchor, wofür         Fahrrad, meine Frau Christiane und ich
ich mich im eigenen Posaunenspiel fort-       haben das Tanzen für uns entdeckt und
bildete. Im Frühjahr 2004 schließlich be-     ich koche und backe sehr gerne.
gann ich mit Musikalischer Früherziehung

     15           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
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Liebe Leserinnen und Leser,                   kündigung: „Musizieren zum Lobe Gottes
                                              und den Menschen zur Freude.“
ich muss leider gestehen: Als Kind wollte
ich eigentlich gar keine Musik machen.        Daher ist meine Freude sehr groß, dass ich
Doch über den sanften Nachdruck meiner        nun mit Wirkung zum 01.10.2021, direkt
Mutter, welcher mich dazu bewegt hat die      im lückenlosen Anschluss an mein Studi-
Posaune im Posaunenchor zu erlernen, bin      um, zum Landesposaunenwart des West-
ich heute mehr als nur froh: Das Musizie-     fälischen Posaunenwerks berufen wurde –
ren ist heute eines der schönsten Dinge       zunächst in Teilzeit mit 50%. Ich freue
im Leben für mich!                            mich nun darauf, viele wunderbare Men-
                                              schen kennen zu lernen und gemeinsam
Posaunenchöre wurden dann schnell zu
einem zentralen Element meines Lebens.        viele tolle Momente zu formen. Nicht nur
                                              in unseren Posaunenchören, sondern in
Nicht nur wegen der vielen schönen musi-
                                              allen Richtungen und Facetten, die die
kalischen Momente die ich erleben durfte,
                                              Evangelische Kirche von Westfalen zu bie-
sondern auch und vor allem - wegen der
vielen tollen Menschen die mich in meiner     ten hat. Insbesondere der Nachwuchsar-
                                              beit blicke ich mit besonderem Interesse
persönlichen Entwicklung maßgeblich ge-
                                              entgegen und bin gespannt, welche kon-
prägt und beeinflusst haben. Durch all die
positiven Erfahrungen, die ich sammeln        kreten Projekte und Konzepte wir ge-
                                              meinsam in den einzelnen Gemeinden und
konnte, ist es mir zur Herzensangelegen-
                                              Posaunenchören umsetzen werden. Mit
heit geworden, den Menschen wieder et-
                                              großer Zuversicht blicke ich den vielen
was zurück geben zu können. Aus diesem
Grund bin ich schon seit                      engagierten Leuten entgegen, die ich mit
                                                              all meiner Kraft ermutigen
vielen Jahren regelmäßig
                                                              und unterstützen möchte,
als Lehrgangsmitarbeiter
                                                              sich mit mir zusammen
und Workshopdozent im
Posaunenwerk Rheinland                                        dieses zentralen Themas
                                                              anzunehmen.
tätig gewesen, später
                                                              Ob es Lehrgänge, Chorbe-
dann als Regionalposau-
                                                              suche, musikalische Feste,
nenwart, als festes Mit-
                                                              oder das persönliche Ken-
glied des Leitungsteams.
Deshalb entschied ich                                         nenlernen      bei     Ge-
                                                              sprächen sind: Den ersten
mich dann auch, (Solo-)
Posaune an der Hoch-                                          gemeinsamen       Projekten
                                                              und Aktionen fiebere ich
schule für Musik und
                                                              nun voller Tatendrang
Tanz Köln zu studieren. Denn: Musik ver-
                                              entgegen und freue mich auf eine frucht-
bindet Menschen. Posaunenchöre sind für
mich fester Bestandteil der gelebten Ver-     bare Zusammenarbeit.
                                                                           Andreas Tetkov

     16           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Orgeltag Westfalen
    Ein rundum gelungener Tag mit über 150 Veranstaltungen…

…von Orgel-Festgottesdiensten und The-
menkonzerten über musikalische Spazier-
gänge und Radtouren von Orgel zu Orgel
bis hin zu intensiven Workshops und be-
sonderen Familienaktionen.
Nach der Premiere im Jahr 2018 fand der
zweite Orgeltag der westfälischen Lan-
deskirche diesmal erstmals ökumenisch
und mit weiteren Partnern statt. Beteiligt
waren die Bistümer Essen und Münster,
das Erzbistum Paderborn, der Bund Deut-
scher Orgelbaumeister, die Stiftung Or-
gelklang, der Landschaftsverband Westfa-
len-Lippe, der Landesverband der Kir-
chenmusikerinnen und Kirchenmusiker
sowie der Chorverband in der EKvW, das
Daniel Kunert Musik-Medienhaus, das
Posaunenwerk Westfalen, die Hochschule
für Kirchenmusik Herford-Witten und das
Netzwerk Klosterlandschaft Ostwestfalen
-Lippe. Dass Landeskirche und Bistümer,
evangelische und katholische Kirchenmu-
sikerinnen und Kirchenmusiker gemein-
sam beteiligt waren, ist als ein großes
Zeichen, ein riesiger Gewinn zu betrach-
ten. Neben zahlreichen Präsenzveranstal-
tungen gab es diesmal auch viele Mög-
lichkeiten, den Orgeltag bequem von zu-
hause aus zu erleben: Veranstaltungen
wurden vorproduziert, live gestreamt oder
gleich interaktiv digital angeboten. Dabei
ist die Digitalisierung keine Notlösung,
sondern eine großartige Chance. Schließ-
lich ist es bei einer präsentischen Orgel-
führung schlichtweg nicht möglich, einer
kompletten Gruppe die hinteren Winkel
der Orgel zu zeigen. Online dagegen
schon.
                                     EKvW
     17           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN   AUSGABE 16 I HERBST 2021
Ein Jahr im Masterstudiengang Kirchenmusik Popular
     Interview mit Immanuel Mauz

Nach der langen Corona-Online-Phase kehrt langsam wieder Leben in die Räume der
Ev. Pop-Akademie in Witten zurück. Es gibt wieder Unterricht in Präsenz, es wird wieder
miteinander musiziert und Studierende kommen zum Üben in die Wittener Ruhrstraße.
Wir treffen Immanuel Mauz im Bandkeller der Pop-Akademie, wo er für uns kurz seine
Arbeit an den Sounds einer Musikproduktion unterbricht.

KMM: Hallo Immanuel, der Studiengang             schen Fähigkeiten, vor allem am Klavier, aber
Master Kirchenmusik Popular ist ja ganz          auch an der Gitarre und als Sänger. Ich merke,
neu. Du gehörst zu den ersten Studieren-         wie ich mich dabei nochmal stärker als Person
den in diesem Studium. Fühlst Du Dich            und als Künstler weiterentwickeln kann. Ich
dabei wie ein Versuchskaninchen?                 habe aber auch sehr viel Spaß am Thema Pro-
                                                 duktion, an der Anwendung von Keyboards
Immanuel Mauz: So würde ich es nicht un-         und Sounds und am Komponieren und Arran-
bedingt sagen. Klar: Die theoretischen Formu-    gieren.
lierungen der Studienordnung müssen sich
erst einmal in der Praxis beweisen. Erst durch   KMM: Wozu braucht es eigentlich dieses
die praktische Erprobung bekommt so ein          Aufbaustudium? Habt Ihr im Bachelorstu-
Programm seinen letzten Feinschliff. Und da      dium nicht bereits genug für die Praxis als
kommt es natürlich ab und an zu Unklarheiten     Kirchenmusiker/in gelernt?
oder auch Ungewissheiten. Denn wir können
z.B. auf keine Erfahrungen vorausgegangener      Immanuel Mauz: Der Master gibt mir und
Kommilitonen zurückgreifen. Ich habe aber        meinen Kommilitonen vor allem die Möglich-
nicht das Gefühl, dass meine Ausbildung da-      keit, auf manche Bereiche noch intensiver
runter leidet. Im Gegenteil: Wir haben die       einzugehen, durch Dozentenwechsel andere
Chance, Unterrichtsinhalte mitzugestalten        Herangehensweisen und Philosophien ken-
und das Hochschulleben zu prägen. Das ist        nenzulernen und sowohl musikalisch als auch
sehr spannend und wir schätzen den guten         menschlich weiter zu reifen.
Austausch mit der Hochschulleitung in Witten.    Ich denke schon, dass die Bachelor-
                                                 ausbildung für die Kirchenmusikpraxis aus-
KMM: Du hast ja bereits Dein Bachelor-           reicht. Das beweisen auch meine Kommilito-
studium Kirchenmusik Popular hier in             nen, die schon in „freier Wildbahn“ leben. Ich
Witten absolviert. Nun bist Du im 2. Se-         persönlich wollte aber im Alter von 22 Jahren
mester Deines Masterstudiums. Welche             noch nicht in die Festanstellung einer Ge-
Themen interessieren Dich im Master am           meinde, sondern noch mehr lernen
meisten?
Immanuel Mauz: Am meisten Spaß habe ich
an der Weiterentwicklung meiner künstleri-

      18           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN              AUSGABE 16 I HERBST 2021
und mich musikalisch weiterentwi-
ckeln. Mein Horizont hat sich jetzt al-
lein nach 2 Semestern Master noch-
mal erheblich erweitert und ich habe
ganz neue Blickwinkel auf die Musik
kennengelernt, die die Entscheidung
jetzt schon wert waren.
Und ganz nebenbei: Als erste Ba-
chelorabsolventen, die wir vor vier-
einhalb Jahren als kleine Truppe an-
gefangen haben, genießen und er-
freuen wir uns auch am ständig
wachsenden Hochschulleben.
                                                reduziert und mit Corona wurde es natürlich
KMM: Wie ist es für Dich, an einer Hoch-        auch nicht einfacher, als z.B. unsere gemein-
schule mit zwei weit auseinanderliegen-         samen Chortage ausfallen mussten. Es fällt
den Standorten, Witten und Herford, zu          schwer, sich als gemeinsame Hochschule zu
studieren? Du studierst ja in der Pop-          fühlen. Trotzdem werde ich einige tolle ge-
Abteilung in Witten. Bekommst Du vom            meinsame Erlebnisse sowie Kontakte und Be-
Klassik-Studium in Herford auch etwas           kanntschaften mitnehmen und in Erinnerung
mit?                                            behalten. Ich wünsche mir für die Zukunft,
                                                dass die beiden Studiengänge möglichst an
Immanuel Mauz: Nicht mehr sehr viel, leider.    einem Ort zusammenkommen werden und
Als ich, und damit auch der Pop-                zukünftige Studenten von der Gemeinschaft,
Bachelorstudiengang, 2016 angefangen habe,      dem Austausch und der Ergänzung durch den
hatten wir regelmäßig Blockseminare oder        jeweils anderen Studiengang voneinander
Projekte in Herford oder Herforder Besuch in    lernen und profitieren können.
Witten. Meine Aufnahmeprüfung fand sogar
noch in Herford statt.                          KMM: Wir danken Dir für dieses Interview
Über die Jahre hat sich das aber auch auf-      und wünsche Dir für den weiteren Verlauf
grund der räumlichen Trennung immer mehr        Deines Studiums alles Gute.

      19            KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Fortbildungen / Kollegialer Austausch

Jugend- und Kinderstimmen                     Ideen für alte Stimmen
für unsere Chöre                              Brigitte    Rauscher,     Leiterin      des
Was unterscheidet eine Probe mit Er-          "Experimentalchors Alte Stimmen" und
wachsenen von der mit Jugendlichen oder       Kreiskantorin des Kirchenkreises an Sieg
Kindern? Worauf muss ich besonders ach-       und Rhein, hat in ihrer Chorarbeit alle Al-
ten? Welche Möglichkeiten gibt es, eine
                                              tersgruppen vertreten. Besonders ihre Er-
tragfähige Nachwuchs-Chorstruktur auf-        kenntnisse und Tipps aus der Arbeit mit
zubauen?                                      alten Stimmen wird sie in diesem Work-
Um diese Fragen und konkrete Hilfen,          shop vermitteln, wie z.B. Chorimprovisa-
Ideen und Praxisbeispiele wird es bei den     tion oder Stückauswahl.
netzwerk.tagen 2022 gehen. Die Referen-       Da dazu die Möglichkeit gegeben sein
tInnen werden Erfahrungen aus ihrer Pra-      muss, dass man sich singend frei im Raum
xis teilen und auch für individuelle Fragen   bewegen kann, kann der Termin erst fest-
bleibt Raum.                                  gelegt werden, wenn die Verordnungen
Herzliche Einladung an alle, die bereits      solche Veranstaltungen wieder zulassen.
mit jungen Menschen singen oder damit
beginnen wollen!
Digitaler Stammtisch                          Anmeldungen und weitere Infos
In lockerer Runde tauschen wir uns als
haupt- und nebenamtliche Kirchenmusi-         sind möglich über
kerInnen aus. In Breakout-Rooms mit           https://kirchenmusik-westfalen.de
konkreten Themen oder einfach zum
Kennenlernen und Reden wollen wir die
Möglichkeit schaffen, zusätzlich zu Fort-     Landesverband der Kirchenmusikerinnen
bildungen oder Sitzungen voneinander zu       und Kirchenmusiker in der EKvW
hören, zu lernen und sich zu vernetzen.       Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte
Vorerst ist ein Turnus von zwei Monaten       Tel. 02304 755-255
geplant.                                      buero@kirchenmusik-westfalen.de
Die nächsten Termine sind:                    www.kirchenmusik-westfalen.de
•    18. September
•    13. November
•    29. Januar
•    19. März
•    21. Mai
Die genauen Uhrzeiten werden kurzfristig
über      www.kirchenmusik-westfalen.de
kommuniziert.

     20           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Fortbildungen / Kollegialer Austausch

Das letzte Jahr war im Bereich Kirchen-       Die Momente, die wir im Vorstand als be-
musik bei allen stark von den Einschrän-      sonders wertvoll – gerade im letzten Jahr
kungen geprägt, mit denen wir uns alle        – empfunden haben, waren die des Aus-
arrangieren mussten. Nach anfänglicher        tauschs und der gegenseitigen Wahrneh-
Ungewissheit haben sich an vielen Orten       mung: ob es die ähnlichen Herausforde-
sehr kreative und spannende Lösungs-          rungen waren oder man sich durch Erfah-
möglichkeiten aufgetan. Ob per Telefon-       rungsberichte gegenseitig inspirieren und
oder Videokonferenz geprobt, ein Kachel-      ermutigen konnte. Diesem Aspekt wollen
video erstellt wurde oder persönliche         wir in Zukunft mehr Raum geben und ei-
Briefe zwischen Chormitgliedern versen-       nen digitalen Stammtisch ins Leben rufen,
det wurden: die Chöre haben sich auf          in dem sich themen-spezifisch oder auch
vielfältige Weise durch das Jahr gebracht.    einfach so in lockerem Rahmen ausge-
                                              tauscht und vernetzt werden kann. Bei al-
Auch bei Konzerten wurde man kreativ
                                              ler weiterer Planungsunsicherheit können
und stellte ursprünglich live geplante Mu-
                                              wir so in Kontakt bleiben und auf aktuelle
sik online zur Verfügung. Doch bis heute
bleibt die Unsicherheit, wann wieder mit      Ereignisse reagieren. Wir freuen uns auf
                                              gute Gespräche, aus denen sicherlich auch
vielen MusikerInnen gemeinsam auf einer
großen Bühne konzertiert werden kann.         gute Ideen für die Zukunft entstehen
                                              können.
Daneben stand bei einigen hauptamtli-
                                              Johanna Wimmer
chen KirchenmusikerInnen auch das The-
ma Kurzarbeit und andere dienstrechtliche
Fragen im Raum, wie auch z.B. danach, ob
man zu einem online-Gottesdienst ver-
pflichtet werden kann, der auf unbe-
stimmte Zeit im Internet bleibt.
Den Vorstand beschäftigte in der Zeit die
Fusion mit dem Chorverband stark. Nach
vielen Gesprächen, Klärungen und rechtli-
chen Abwägungen sind wir nun auf der
Zielgeraden: die neue Satzung ist bereits
formuliert. Als gemeinsamer Verband
werden wir einheitlicher auftreten können
und auch die enge Verbindung von Chören
und Kirchenmusik nun besser abbilden.
Auch in der Vergangenheit haben sich
Themen überschnitten.

     21           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
EINS
    Uraufführung des „Ökumenischen Oratoriums in vier Bildern“

Vor drei Jahren wurde die die Idee gebo-      bleibt.
ren. Eine Arbeitsgemeinschaft von Kir-        Es ist die Geschichte der Journalistin Julia.
chenmusikerinnen und Kirchenmusikern          Julia hat den Auftrag, einen Bericht über
unter Federführung der Landeskirchen-         die Faszination der ganz jungen Christen-
musikdirektorin    Christa    Kirschbaum      heit zu verfassen. Ihre Recherchen führen
(Evangelische Kirche in Hessen und Nas-
                                              sie in die Zeit der Urchristenheit. Dort
sau) und Diözesankirchenmusiker Andreas       trifft sie auf Junia. Junia ist eine Apostelin,
Großmann (Bistum Limburg) hatte die Vi-       die eine leitende Funktion in der Urge-
sion, ein gemeinsames musikalisches           meinde innehat. Im Gespräch erfährt Julia
Großprojekt für den Ökumenischen Kir-         sozusagen aus erster Hand von der Kreu-
chentag in Frankfurt zu entwickeln. Ein       zigung Jesu. Sie erträgt die Verängstigung
Werk, bei dessen Aufführung Mitglieder        und Verzweiflung der Jüngerinnen und
der Kirchenchöre gemeinsam mit Kindern        Jünger. Sie wird Zeugin der Auferstehung
aus den Kinderchören, Bläserinnen und         Jesu und erfährt schließlich am eigenen
Bläsern, professionelle Sängerinnen und       Leib das Wunder des Pfingstgeschehens.
Sänger sowie ein Orchester und eine Band
mitwirken könnten. Mit einer Handlung,        Daneben begegnen die beiden Frauen den
die zeigt, dass Diversität und Vielfalt       Aposteln Petrus und Paulus und geraten
schon immer für ein herausforderndes          so zwischen die Fronten des ersten (uns
aber reizvolles Spannungsfeld in der Ge-      bekannten) innerkirchlichen Konflikts.
schichte der Christenheit gesorgt haben.      „Wird es uns gelingen, zur Einheit ja zu
Mit einer Geschichte, die uns aus der Ge-     sagen?“ fragen die beiden Frauen ge-
genwart mitnimmt in die Zeit der Urchris-     meinsam mit dem großen Chor.
tenheit und gleichzeitig im hier und jetzt    „Das Besondere an der Entstehung des
                                                         Stückes ist auch sein kom-
                                                         plett ökumenischer Cha-
                                                         rakter“
                                                            …sagt der Liedtexter und
                                                            Stadionpfarrer Pfarrer Eugen
                                                            Eckert, der in fruchtbarer
                                                            Gemeinschaftsarbeit      mit
                                                            dem Franziskaner und Pries-
                                                            ter Helmut Schlegel das Lib-
                                                            retto des Oratoriums ver-
                                                            fasst hat.
                                                            Mit     Bernhard   Kießing
                                                            (Referent für Popularmusik

     22           KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN             AUSGABE 16 I HERBST 2021
EINS
    Uraufführung des „Ökumenischen Oratoriums in vier Bildern“

in der EKHN) und Peter Reulein               und Kur-hessen-Waldeck, sowie der ACK
(Bezirkskantor in Frankfurt) konnten zwei    Hessen-Rheinhessen) und einem Blä-
Komponisten für dieses Projekt begeistert    serensemble der EKHN ergänzt. Auf diese
werden, denen es in unvergleichbarer         Weise wurde der ursprüngliche Wunsch,
Weise gelungen ist, traditionelle Choräle    ein „Oratorium zum Mitsingen für alle“
und groovige Sounds nebeneinanderzu-         auf die Bühne zu bringen, sehr eindrucks-
stellen und zu kombinieren. Bei der Ur-      voll und erfolgreich erfüllt.
aufführung schienen die Grenzen der mu-      In den solistischen Hauptrollen glänzten
sikalischen Genres miteinander zu ver-       dabei Anna Prokop als Julia, Uta Runne als
schmelzen, ja sich einander wertschätzend    Junia, Christian Schöne als Paulus und Sa-
zu begegnen. Apropos Uraufführung: der       scha Stead als Petrus. Das rund 50-
ursprüngliche Plan war ja, das Oratorium     köpfige Orchester und die Band setzten
im Frankfurter Stadion durch den             sich aus Musiker*innen der „Neuen Phil-
„größten     ökumeni-
schen Chor der Welt“
mit vielen tausend
Sänger*innen       und
Musizierenden        zu
präsentieren.     Auf-
grund der aktuellen
Situation war dieses
Ziel nicht zu errei-
chen. Und dennoch
gelang es den Veran-
staltern, etwas von
dem allumfassenden
Gestus der Kompositi-
on zu vermitteln: so
wurde der (live singende) Chor der Kir-      harmonie Frankfurt/ Main“ zusammen.
chenmusik-abteilung der „Hochschule für      Der Mitschnitt der Uraufführung ist online
Musik und Darstellende Kunst“ Frankfurt/     einzusehen unter www.oekt.de/eins. Allen
Main durch Virtual-Choir-Einspielungen       Fans guter Kirchenmusik und Ökumeni-
des Kinderchores der Frankfurter Dom-        scher Partnerschaft ist dieses Werk aufs
singschule, sowie eines Chores aus haupt-    herzlichste zu empfehlen.
amtlichen            Kirchenmusiker*innen
(Bistümer Limburg, Mainz und Fulda,                                        Harald Sieger
Evangelische Kirchen in Hessen-Nassau

     23          KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN            AUSGABE 16 I HERBST 2021
Musikalisches Engagement

Benefizkonzert des Bach-Chors für die Opfer der Flutkatastrophe
erzielt Spendeneinnahmen von über 5000 Euro.

Dank einer überwältigenden Spendenbe-
reitschaft konnte der Bach-Chor Siegen
bei seinem Benefizkonzert am 08.08.2021
in der Martinikirche Spendeneinnahmen
von über 5000 Euro für die Opfer der
Flutkatastrophe verbuchen. Beteiligt an
dem Konzert unter Leitung von Peter
Scholl waren neben dem Collegium Vocale
des Bach-Chors die Altistin Dagmar Linde
und die Organistin und Pianistin Nina        Konzert eines von mehreren anderen, in
Aristova als Begleiterin des Chores und      denen unter Beteiligung der beiden
der Solistin. Die beiden Künstlerinnen wa-   Künstlerinnen Spenden zugunsten der Di-
ren selbst von der Flut-katastrophe ge-      akonie-Katastrophenhilfe für die Opfer
troffen worden und hatten daraufhin die      der Hochwasserkatastrophe gesammelt
Initiative zur Veranstaltung von Benefiz-    wurden.
konzerten ergriffen. So war das Siegener                                 Steffi Lindner

Kurkonzerte von Chorgesang bis Orgelspiel

Das Hochwasser Mitte Juli hat den Märki-     In der Ebbergkirche fand ab Sonntagnach-
schen Kreis überraschend und in vollem       mittag eine Benefizveranstaltung zu
Maß getroffen. Umso erfreulicher ist die     Gunsten der Betroffenen der Über-
Tatsache, dass Menschen in der Not zu-       schwemmungen im Kirchenkreis Iserlohn
sammenstehen. Überall werden derzeit         statt, die bis in den Abend hineinging. Im
Hilfsprojekte gestartet, auch in der Fel-    Kirchenkreis Iserlohn hat es dabei beson-
senmeerstadt, wo die Schäden im Ver-         ders die Städte Hagen-Hohenlimburg und
hältnis zu anderen Städten kleiner sind,     Altena getroffen. Die bei der Veranstal-
sind die Hemeraner bemüht zu helfen. So      tung gesammelten Spenden kommen den
stellte Meike Pape, die Kantorin der Evan-   Betroffenen in der Region direkt zu Gute.
gelisch-lutherischen      Kirchengemeinde    Das Konzertprogramm mit seinen Kurz-
Hemer, innerhalb kürzester Zeit dank vie-    konzerten ermöglichte den Besuchern ein
ler helfenden Hände ein Benefizkonzert zu    Kommen und Gehen, sodass sich Corona-
Gunsten der Hochwasserhilfe auf die Bei-     konform nie zu viele Besucher in der Eb-
ne.                                          bergkirche aufhielten. Den Anfang machte

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