Kirchenmusik in Westfalen
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Verbände und Inhalt Einrichtungen Institut für Aus,- Fort- und Weiterbildung Editorial 3 Fachbereich Gottesdienst und Kirchenmusik Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte Tel. 02304 755-141 125+1 Jahre Chorverband 4 institut-afw@institut-afw.de Hochschule für Kirchenmusik der EKvW Perspektive Chorgesang 6 Parkstraße 6, 32049 Herford Tel. 05221 9914-50 Zukunft Gottesdienst 7 www.hochschule-kirchenmusik.de [ Ev. Pop-Akademie, Ruhrstraße 48, 58452 Witten ] Fördermöglichkeiten für Musikgruppen 10 Posaunenwerk in der Evangelischen Kirche von Westfalen Personalia 12 Cansteinstr. 1, 33647 Bielefeld Tel. 0521 433-442 info@posaunenwerk-westfalen.de Impressionen Orgeltag Westfalen 15 www.posaunenwerk-westfalen.de Landesverband der Kirchenmusikerinnen Ein Jahr im Masterstudiengang Kir- 16 und Kirchenmusiker in der EKvW chenmusik Popular Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte Tel. 02304 755-255 Aus den Werken und Verbänden 18 buero@kirchenmusik-westfalen.de www.kirchenmusik-westfalen.de Ökumenisches Oratorium „EINS“ 21 Chorverband in der EKvW Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte Tel. 02304 755-255 Deutschland Singt 23 buero@chorverband-westfalen.de www.chorverband-westfalen.de Impressum Bildnachweis Das Magazin „Kirchenmusik in Westfalen“ wird Titelseite: Hanno Kreft herausgegeben vom Landeskirchenamt der S.3: EKvW Evangelischen Kirche von Westfalen, S.4, S.15: privat Altstädter Kirchplatz 5, 33602 Bielefeld S.14: Fotostudio ShootingStar, Halle/Saale S.16: Nadja Porath V. i. S. d. P.: LKMD Harald Sieger. S.17: Kirchenkreis Vlotho (oben links, 3. rechts), Tel. 0521 594 293, Annegret Jesse (2. rechts), Eckhard Düker (1. E-Mail: harald.sieger@lka.ekvw.de rechts), Anke Schwarze (4. links), Mia Seele (3. links), Maike Krage (2. links) Redaktion: Harald Sieger, Ute Springer, Ulrich S.19: Ev. Pop-Akademie Dieckmann, Meike Pape, Johanna Wimmer, Martin S.22, S.23:OEKT/Lurweg Bartelworth. S. 24: Steffi Lindnder E-Mail: info@kirchenmusik.ekvw.de S.25: Annabell Jatzke Titelbild: Chorfest 2015, Foto: Hanno Kreft 2 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, Heute halten Sie, haltet Ihr die aktuelle Ausgabe des Magazins „Kirchenmusik in Westfalen“ in den Händen. Erstmals nicht mehr als gedruckte, sondern nur noch als digitale Ausgabe. „Muss das denn sein?“ Seit eineinhalb Jahren sitzen viele von uns doch wirklich ohnehin noch viel mehr vor den Bildschirmen als es zuvor schon der Fall war. Vom Homeoffice über die Chor- probe bis hin zur Andacht und zum Got- tesdienst am Sonntag: vieles war in den vergangenen Monaten nur in der digitalen Aber sehen wir einmal nach vorne: Wie Variante möglich. Als der Redaktionskreis wird es mit Chormusik und Gottesdienst sich vor den Sommerferien traf, war nicht weitergehen, wenn die Pandemie wirklich abzusehen, ob und wie lange sich Chor- durchgestanden ist? Welche neue gefun- gruppen nach der Sommerpause zum ge- denen Formate werden wir weiter-hin meinsamen Musizieren treffen konnten. nutzen, auf was werden wir dankend ver- Wir wollten gerne vermeiden, dass eine zichten, werden sich Mitgliedgliedsstruk- weitere Ausgabe unseres Magazins in den turen verändern? Einige spannende Ge- Gemeindehäusern auf den Start der Prä- danken hierzu finden Sie in der vorlie- senzchorproben wartet, um dann von genden Ausgabe. Hand zu Hand auf gewohnte Weise durch die Reihen gereicht und von allen Inte- Außerdem wird ein kurzer Rück-blick auf ressierten gelesen zu werden. Wir wollten den Orgeltag Westfalen 2021 gehalten lieber eine Variante schaffen, die jede und und auf den Festgottesdienst zum bevor- jeden einzelnen erreichen kann. Egal, ob stehenden Jubiläum des Chorverbandes geimpft, genesen oder getestet, egal, ob hingewiesen. Dieser Gottesdienst kann skeptisch, vorsichtig oder eher unbesorgt. übrigens sowohl leibhaftig, als auch vir- tuell erlebt werden. Weitere Informatio- Mittlerweile sind wieder viele Dinge mög- nen hierzu sind auf den folgenden Seiten lich. Ich freue mich darüber, dass Gottes- aufgeführt. dienste mit Gesang und Musik, Chorpro- ben, kleinere und sogar größere Konzert- Ich wünsche Ihnen und Euch von Herzen formate in diesen Tagen wieder denkbar weiterhin gutes Gelingen in dieser außer- werden und es ist wunderbar, all diese gewöhnlichen Zeit! Dinge zu planen und vorzubereiten. Und die ersten wirklichen Klänge – so richtig zusammen, miteinander im Gemeinde- haus – die werde ich so schnell nicht ver- gessen. Harald Sieger, LKMD 3 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
125+1 Jubiläum des Chorverbandes Das Singen hat in den christlichen Kir- Kantor Christian Drengk den Gottesdienst chen eine besondere Tradition. Schon in mit. der Bibel ist einiges zu lesen über diese Ein kleines Ensemble aus KantorInnen besondere Art des Menschen, seinen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Schon früh wurde auch in Gruppen zum Lobe Gottes gesungen und musiziert. Der Be- griff Chor in der heutigen Bedeutung prägte sich erst im 17. und 18. Jahrhun- dert. Der Zusammenschluss zu Interes- senverbänden bzw. das Verbandswesen im Allgemeinen ist wohl eine Entwicklung aus dem 19.Jahrhundert. Die Geschichte unseres Chorverbandes begann im Jahr 1895, als Superintendent Wilhelm Nelle aus Hamm am 11. März 1895 in der Gründungsversammlung zum Vorsitzenden des neuen Verbandes ge- wählt wurde. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte der heutige Chorverband die im großen Rahmen geplanten Festlichkeiten unter der Schirmherrschaft von Präses Dr. h.c. Annette Kurschus im eigentlichen Jubilä- umsjahr 2020 leider nicht durchführen. Nun soll aber in diesem Jahr das Jubiläum unserer Landeskirche wird stellvertretend des Verbandes gewürdigt werden: "125+1 für die ChorsängerInnen der Chöre unse- Jubiläum des Chorverbandes in der res Verbandes Chormusik zum Klingen EKvW" am Samstag, den 25. September bringen. 2021 um 17 Uhr lädt der Chorverband in KMD Prof. Matthias Nagel komponierte der EKvW herzlich zu einem Festgottes- eigens für das Jubiläum des Verbandes dienst in die Evangelische Stadtkirche St. eine Kantate mit dem Titel "...bis dein Reinoldi in Dortmund ein. Wort mich erreicht!" mit 8 Sätzen zu Die Predigt hält Landeskirchenrat Dr. Vic- Texten von Benedikt Preiß. co von Bülow zu 2. Mose 33, 18-23. Li- Im Gottesdienst wird ein Video gezeigt, in turgin ist Pfarrerin Susanne Karmeier, dem ChorsängerInnen und ChorleiterIn- Stadtkirchenpfarrerin an St. Reinoldi. An der Orgel gestalten Landeskirchenmusik- nen des Verbandes die Nummer 6 dieser Kantate "Intermezzo: Gott ist groß - direktor Harald Sieger und Reinoldi- 4 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Gloria 1" eingesungen haben - eine klei- zende, Kantorin Meike Pape wird einen ne "Uraufführung". Komponist und kurzen Überblick zur Verbandsgeschichte Textdichter haben ihre Teilnahme zuge- geben. sagt und werden über die Entstehung der Meike Pape Kantate berichten. Die derzeitige Vorsit- Singen und Wandern Herbstsingwoche 09.-16. Oktober 2021 “Singen und Wandern” das heißt nicht ren Besuch vorausgesetzt wird, werden etwa: “beim Wandern singen” (wenn dies Werke unterschiedlichster Schwierigkeits- auch nicht ausgeschlossen ist), sondern grade, Gattungen und Epochen einstu- ist ein Angebot für Chorsängerinnen und diert. Während der Wanderungen, die Chorsänger und ihre Familien, in dem die durch die Teilnehmenden selbst geplant Liebe zur Chormusik sich mit dem werden, besteht die Möglichkeit des Aus- Wunsch Freizeit in einer schönen Umge- tausches zwischen den ChorsängerInnen, bung kombinieren lässt. Herzlich einge- die ja aus ganz unterschiedlichen Chören laden sind Chorsängerinnen und Chor- zusammen kommen. Wir freuen uns, wie- sänger mit ihren Familien. Notensicher- der von Herrn Kantor Jens Martin Ludwig heit und mehrjährige Chorerfahrung wer- unterstützt zu werden. Anmeldung und den vorausgesetzt. Das Programm bietet weitere Infos unter Herbstsingwo- sowohl für die Singbegeisterten als auch che_2021.pdf (chorverband-westfalen.de) für Wanderfreunde ein reichhaltiges An- gebot. In den täglichen Probenzeiten, de- 5 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Perspektive Chorgesang Gelingt ein Neustart der Chorarbeit? Deutschland ist ein Land der Musiker*innen und Sänger*innen. So wird in der Fachwelt davon ausgegangen, dass 30% aller Bundesdeutschen gerne singen. Ca. 5- 6% davon sind in Chören organisiert. Die Chormusik mit über vier Millionen Aktiven ist damit eine wesentliche Säule des Laienmusizierens in Deutschland. Und auch in der Kirche ist die traditionelle Chormusik und die Chorarbeit auf dem Feld der Popularmusik ein starker und wirkmächtiger Bestandteil von Kirche. Das war vor der Pandemie. „Corona lässt die Chöre verstummen“ die gefühlte musikalische Verfassung der Chöre (Diagramm 1). Ein deutlich positi- Diese oder ähnliche Schlagzeilen waren zu veres Bild lesen. Nähe, Gemeinschaft, Chorgesang – zeigt sich das, was sonst Kraft für den Alltag gibt, allerdings ist durch ein Virus zur Gefahr geworden. bei der Frage Deshalb wurde seit März 2020 vielerorts nach dem die Chorarbeit auf null gestellt. Wie aber geht es den Chören in Deutschland? Die Zusammen- halt im Chor vom Deutschen Musikzentrum dazu ver- während der öffentlichten Zahlen vom März 2021 las- Pandemie sen aufhorchen. Insgesamt wurden über (Diagramm 2). 4.000 Chöre zu ihrer aktuellen Situation befragt. Die „ChoCO“ Studie (nmz.de/ Das große choco) brachte insgesamt eine kritische, Chorsterben aber auch differenzierte Gesamtlage der bleibt aus Chöre in Deutschland zu Tage. Ein Drittel Insgesamt beschreibt die Studie ein sehr der Chöre befürchtet keine Verluste bei kritisches Bild der Chöre nach einem Jahr den Mitgliedern, ein weiteres Drittel ge- Pandemie und macht deutlich, dass alle ringfügige Verluste bis zu max. 25% der Ebenen der Chorarbeit von der Krise be- Mitglieder. Das letzte Drittel geht von ei- troffen sind. So ist die Sorge um Mitglie- nem Mitgliederverlust von über 25% im derzahlen und Qualität groß. Doch für le- Vergleich zur Zeit vor der Pandemie aus. diglich 1,6% der Chöre ist es absehbar, Einen stärkeren Einbruch melden Kinder- dass der Chor seine Arbeit nicht mehr und Jugendchöre. Sie verzeichnen nur aufnimmt. Das deckt sich mit der von der noch rund 65% ihrer einstigen Stärke. Si- Pop-Akademie in Zusammenarbeit mit cher ist auch, dass die Hälfte der Chöre, der Stiftung Creative Kirche durchgeführ- bedingt durch das Aussetzen der regel- ten Befragung im Frühjahr 2021. Über mäßigen Proben, spürbare Qualitätsein- 1.000 Sänger*innen meldeten sich dort bußen verzeichnen. Das Diagramm zeigt zurück. Zwar geht auch hier die Mehrzahl 6 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Perspektive Chorgesang davon aus, Mitglieder zu verlieren, aber noch die Musik, den Gesang, den Klang auch hier wurde kein großes Chorsterben der Ewigkeit. erwartet. Auch in der Bibel finden wir diese Hinwei- Gelingt der Neustart? se. Vor 3.000 Jahren entsteht die Auffor- derung in In den nächsten Wochen, da immer mehr Chöre nach den Psalm 98,1: „Singt dem Sommerferien die Arbeit auf- Herrn ein nehmen, wird sich zeigen, ob neues die Erwartungen eintreten. Lied….!“ Erste Rückmeldungen geben ein positives Feedback. Die Und die Ge- schichte Sänger*innen erleben, dass zeigt uns, selbst die größte gesellschaft- dass weder liche Krise in der Nachkriegs- Pest noch zeit das Singen und die Chor- Krieg und arbeit nicht unterkriegt. Für selbst wenn viele ist es ein ganz besonderer die Widrig- emotionaler Moment, zum keiten über Jahre und Jahrzehnte dauern ersten Mal seit Monaten gemeinsam mit und wüten, den Gesang und auch den anderen zu singen und die Kraft und Chorgesang nicht kaputt bekommen. Schönheit des gemeinsamen Singens wie- Nein, an Corona stirbt nicht der Chorge- der zu erleben. Es gibt mindestens drei sang. Singen ist in der DNA des Menschen Gründe dafür, dass ein Neustart gelingen angelegt. Wir machen derzeit die Erfah- kann: rung, das bleibt! 1. An Corona stirbt nicht der Gesang 2. Das Leiden an der Einsamkeit Die Pop-Hymne: „Music is my first love, Die letzten Monate haben gezeigt, wie and it´ll be my last, music of the future entsetzlich wir unter Einsamkeit leiden. and music of the past“ bringt es auf den Noch nie im Leben haben wir das so ge- Punkt. Das, was John Miles da in seinem spürt. Noch nie war Gemeinschaft so Jahrhundertlied besingt, nennt man ein Axiom, eine gültige Wahrheit, die keines wertvoll wie heute. Ein Chor lebt von Ge- meinschaft. Chorleitende sind Experten Beweises bedarf, weil wir es eh wissen. für Gemeinschaft. Auch deshalb ist Chor- Alle Welt ist Klang. Alle Welt singt sich leitung genauso herausfordernd wie wun- durch die Geschichte der Menschheit. Im derschön. Eine Dimension in dem das ICH Mutterleib hören wir schon Melodien und selbst wenn uns am Ende der Tage hier über sich hinauswachsen kann. Der Chor ist ein Kraftraum für Vergemeinschaftung. auf Erden die eigene Sprache und das Sollte das nicht in dem Land der eigene Gehirn fremd wird, so hören wir 7 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Perspektive Chorgesang „Nachcoronazeit“ für Menschen äußerst wieder gesungen, es war wunderbar“! Und attraktiv sein? auch unser Kinderchor hat mit beinahe unverminderter Stärke seine Arbeit wieder 3. Wir liegen im Trend des Zeitgeistes aufgenommen. Vielleicht ist es an der Scheinbar ist es anders. Wir leben im Zeit, uns in den Wert des gemeinsamen Zeitalter des „ICH“. Passt da die Ver- Singens und Musizierens neu zu verlieben. pflichtung zum „WIR“ eines Chores? Im Wie wertvoll das Engagement von Chor- Zeitalter des ICH steht das, was mir nützt, leitenden in diesem Zusammenhang ist, im Mittelpunkt. Und ich stelle mir den kann nur erahnt werden. Die Zukunft wird optimalen Cocktail für ein glückliches Le- davon abhängig sein, welche innere Hal- ben zusammen. Dieser scheinbar wählba- tung die vielen Chorleitenden einnehmen. ren Freiheit steht das schreckliche Diktat Auf sie kommt jetzt besondere Verant- der Selbstoptimierung. Heute schon Kalo- wortung zu. Jede und Jeder steht vor der rien gezählt? Die „Foodbalance“ richtig Weichenstellung zwischen Resignation justiert und deine Moves getract? Mit dem und Aufbruch. Die innere Zukunft schafft Zeitgeist ist es wie mit einer Krise: es die äußere. Wir sind auf dem Weg in das nützt nichts, dagegen anzuarbeiten. Man neue „Nachcoronaland“. Wenn wir uns kann die Umstände, in denen wir nun mal jetzt bewegen wird etwas passieren - aber leben, nicht ändern. Wir können uns aber nichts passiert, bis wir uns bewegen! die Umstände zunutze machen. Ist es Ja, Chöre werden Mitglieder verlieren und denn nicht so, dass Singen im Chor ge- mancher Chor wird sich auflösen. Es wer- sund ist? Singen trainiert Deine Resilienz, den aber die Chöre sein, denen vorher also Deine Widerstandskraft, Dein Im- schon die Perspektive fehlte. Neue Kräfte munsystem, Deine Stimme, das Atmen zu gewinnen, das hat auch eine geistliche und macht Dich glücklich? Der Chor ist Dimension: Noch einmal gehen wir 3.000 Deine „Muckibude“ für einen wider- Jahre zurück: „Singt dem Herrn ein neues standsfähigen Körper und das Fitnesscen- Lied“, die Aufforderung nennt dafür einen ter für die Seele. Das müssen wir den guten Grund: „… denn ER tut Wunder!“ Menschen sagen, damit sie jetzt den Weg Vielleicht auch das Wunder, gestärkt aus in unsere Chöre finden. einer hässlichen Krise hervorzugehen. Ich Auch eine Frage der Haltung bin voller Hoffnung, dass die Revitalisie- Sicher, die Pandemie hat der Chorarbeit rung und der Neustart der Chorarbeit ge- schwer zugesetzt und es wird hier und da lingen. Halten wir gemeinsam danach zu Abbrüchen kommen, aber es wird auch Ausschau. viele Beispiele geben, die auf eine gute Martin Bartelworth, Zukunft hoffen lassen. Ich sehe vor mir Geschäftsführer Evangelische Pop-Akademie den neunjährigen Jungen, der mit Tränen in den Augen seiner Mutter von der ersten Chorprobe berichtet: „Mamma, wir haben 8 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Was wird aus dem Gottesdienst? Die Pandemie hat die Rahmenbedingungen für den Gottesdienst umgekrempelt. Corona wirkte wie ein Katalysator, der die Hemmschwelle für Experimente gesenkt und zugleich die Reaktionsgeschwindigkeit für Veränderungen erhöht hat. Mit Spielfreude und Krea- tivität und in einem unglaublichen Tempo erfanden Kirchengemeinden im Corona-Jahr 2020 außergewöhnliche Gottesdienstformate. Neue Gottesdienstformen Wir brauchen die Vielfalt Nicht nur neue analoge Gottesdienstfor- Die Vielfalt ist gewachsen. Und das ist gut mate schossen wie Pilze aus dem Boden: so, wir brauchen sie. Schon jetzt kommen Kurzgottesdienste, Hausgottesdienste, die, die den Gottesdienst besuchen, aus Stationengottesdienste, Pilgergottes- nur noch maximal drei (der zehn) Sinus- dienste, Sinnengärten, geistliche Spazier- Milieus. Die Gruppe der Traditionsorien- gänge oder überraschende Aktionen der tierten, die den Gottesdienst lange getra- „Pop Up Church“. Auch mit hybriden For- gen hat, schrumpft kontinuierlich und men betrat der Gottesdienst Neuland: mit wird bald nur noch einen sehr kleinen Teil Apps wie Actionbound oder QR-Codes, der Bevölkerung ausmachen. Die wach- über die im Freien Audio- oder Videoclips senden Milieus der Fortschrittlichen und aus dem Internet eingespielt werden Modernen hingegen sind nicht mehr konnten. Besonders rasant aber war die christlich geprägt. Für sie stellt der Besuch Entwicklung im Bereich der digitalen For- des Gottesdienstes nicht mal mehr eine mate. Neben die klassischen digitalen Option dar. Doch gerade unter ihnen fin- Medien für die Übertragung von Gottes- den sich die Entrepreneure, die die Gesell- diensten (Fernsehen, Radio, Telefon) tra- schaft vorantreiben und Zukunft gestal- ten neue internet-basierte Formate: Li- ten. Wäre es da nicht gut, zumindest zu vestream, Zoom, oder vorproduzierte versuchen, auch sie für die künftige Ge- Gottesdienstvideos für YouTube; aber staltung der Kirche und des Gottesdiens- auch Hörspiele, Podcasts, soziale Medien, tes zu gewinnen? Digitale Gottesdienst- Messenger-Dienste, zum Teil untereinan- formen mit ihren großen Reichweiten bie- der vernetzt. Sogar in Computerspielen ten dafür neue Möglichkeiten. wird inzwischen Gottesdienst gefeiert: mit Digitalisierungsschub Avatar. Tatsächlich bescherte das vergangene Jahr Orte, Zeiten, Formate, Rituale, Medien dem Gottesdienst einen Digitalisierungs- und Liturgien sind in Bewegung geraten. schub. Studien aus dem ersten Lockdown1 Die Fülle der genutzten Medien und Platt- zeigen, dass rund 80% der befragten Ge- formen belegt, wie breit die Ausdifferen- meinden ein digitales Verkündigungsfor- zierung der Plattformen und Medien in- mat vorhielten. Einige waren besonders zwischen ist. aktiv. Fast alle aber starteten ohne Vorer- fahrungen mit dem neuen Medium. In der 9 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Anfangszeit merkte man das an der Quali- formen gilt es künftig weiterzuentwickeln. Was wird aus dem Gottesdienst? Denn eines hat der Lockdown gezeigt: Es tät der Angebote. Schnell brach die Frage auf, wie gut und überzeugend das ist, was reicht nicht, einfach nur analoge Liturgien ins Netz zu stellen. Die digitale Welt folgt Kirchengemeinden ins Netz stellen. Zum eigenen Regeln, an die sich auch die Dra- Glück gab es Lernkurven. Inzwischen pro- maturgie des Gottesdienstes anpassen fessionalisieren sich die Dinge. In manchen muss. Die Herausforderung der Zukunft Kirchenkreisen bilden sich Projektgruppen wird darin bestehen, eigene Gottesdienst- in der Absicht, dauerhaft qualitätsvolle di- formen nach digitalen Logiken zu entwi- gitale Formate zu etablieren. ckeln. Der Digitalisierungsschub ist unumkehr- Und der gute alte bar. Bereits im Frühsommer 2020 gaben Sonntagsgottesdienst? fast drei Viertel der befragten Gemeinden Vermutlich werden die Gottesdiensterfah- an, auch nach Abklingen der Pandemie mit rungen des letzten Jahres und das Erleben digitalen Gottesdienstformaten weiterma- digitaler Gottesdienste auch die Gestal- chen zu wollen. An Weihnachten boten in tung des „normalen“ Gottesdienstes be- Westfalen sogar 90% der Gemeinden einflussen. Wird der Gemeindegottesdienst mindestens ein digitales Gottesdienstfor- am Sonntag kürzer und flexibler, kreativer mat an.2 Die Digitalität des Gottesdientes, und sinnlicher, interaktiver und beteili- gungsorientierter? Was genau von den ein Thema, das vor der Pandemie lediglich Lockdown-Erfahrungen abfärbt und bleibt, einer Minderheit netzaffiner Nerds vorbe- wird von Gemeinde zu Gemeinde variieren. halten war, scheint in der Breite der Lan- Vieles deutet jedoch darauf hin, dass es deskirche angekommen zu sein. Digitale der agendarische Gottesdienst künftig Formate sind nicht (mehr) nur ein zeitlich noch schwerer haben wird als ohnehin begrenztes Ersatz- oder Notangebot. Sie schon. Seinen Anspruch, „Hauptgottes- werden künftig neben analogen Gottes- dienst“ für die ganze Gemeinde zu sein, diensten eine eigenständige Rolle spielen. hat er längst eingebüßt. Empirisch erweist Es bringt aber auch nichts, vermeintlich er sich vielerorts eher als „Ghetto“ denn „zeitgemäße“ digitale Formen gegen die als „Mitte“ der Gemeinde. Die Kirchgang- „alten“ analogen Gottesdienstformate studie der Liturgischen Konferenz (2019) auszuspielen. beschreibt ihn „als Zielgruppengottes- Es kommt vielmehr darauf an, die Logiken dienst, der nur für einen Bruchteil der Kir- der jeweiligen Medien zu erkunden und die chenmitglieder attraktiv ist“3; konkret: Erkenntnisse für die Entwicklung unter- für Insider, die mit seinem Ablauf vertraut schiedlicher Gottesdienstgestalten zu nut- sind. zen. Insbesondere digitale Gottesdienst- 1 Vgl. die Studie der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi): t1p.de/midi-Studie, Zugriff am 5.7.2021; die Studie „Churches Online in Times of Corona“ (contoc): t1p.de/ contoc-Studie, Zugriff am 5.7.2021 und die von fünf Landeskirchen beauftragte „Rezipiententypologie evangelischer Online-Gottesdienstbesucher*innen während und nach der Corona-Krise“ (ReTeOG, t1p.de/Studie5Landeskirchen, Zugriff am 5.7.2021). 2 Landeskirchenamt der EKvW (Hg.), Vielfalt trotz Lockdown. Ergebnisse einer Umfrage zu den Gottesdiensten an den Weihnachtstagen 2020 in der Ev. Kirche von Westfalen, in der Reihe „Materialien für den Dienst“, Bielefeld 2021; Download unter: t1p.de/Vielfalt-trotz-Lockdown, Zugriff am 12.8.2021. 10 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Aufgrund der hohen Zugangsschwelle ver- teilnehmen werden als heute.7 Vor diesem Was wird wundert aus dass es nicht, demdieGottesdienst? Teilnahmezah- Hintergrund fragt die Kirchgangsstudie len sinken. Die EKD-Statistiken zum Got- kritisch an, ob die erheblichen Ressourcen tesdienstbesuch zeigen, dass der sonntäg- an Zeit, Geld und Personal, die gegenwär- liche Kirchgang seit Ende der 1990er Jahre tig in diese Gottesdienstform investiert stetig zurückgeht.4 Schaut man nach vorn, werden, nicht besser für andere Formate so stimmt das nicht optimistischer. Zum eingesetzt werden sollten. einen wird der bevorstehende Mitglieder- Fazit schwund in den großen deutschen Kirchen massive Auswirkungen auch auf den Got- Für den Gottesdienst war das vergangene tesdienstbesuch haben. Die Freiburger Jahr nicht nur Fluch, sondern auch Segen. Studie (2019)5 prognostiziert, dass die Innerhalb kürzester Zeit sind Prozesse in Zahl der Kirchenmitglieder bis 2060 um Gang gekommen, die sonst Jahre gedauert die Hälfte sinken wird! Zum andern gibt es hätten. Die Vielfalt an Gottesdienstformen schon heute sehr deutliche Unterschiede ist erheblich gewachsen, digital wie ana- im Kirchgangsverhalten der Generationen: log. Auch die Zukunft des Gottesdienstes Besucht die ältere Generation alle Gottes- wird mehrgleisig bleiben. Das ist gut so, dienstformate überdurchschnittlich häufig, denn durch verschiedene Formate besteht so liegen die Jüngeren deutlich unter dem zumindest die Chance, neue und unter- Schnitt.6 Besonders drastisch sind die Ab- schiedliche Milieus zu erreichen. Vor dem weichungen beim Sonntagsgottesdienst. Hintergrund, dass der klassische Sonn- Hält das erlernte Kirchgangsverhalten der tagsgottesdienst an Bedeutung verliert, Jüngeren an, so wird die nachrückende werden Presbyterien künftig mehr als bis- Generation, wenn überhaupt, nur noch lang über Gottesdienstformate zu streiten sporadisch den Gottesdienst besuchen. Wir haben: engagiert, konfliktbereit, ergebnis- müssen uns also darauf einstellen, dass offen. Carsten Haeske künftig weit weniger Menschen an ihm Drei Leitfragen zur Gottesdienstentwicklung: • Wie sieht die Gottesdienstlandschaft in unserer Gemeinde in fünf Jahren aus • Welche Ziel- und Altersgruppen, nehmen wir bei der Gottesdienstgestaltung primär in den Blick? • Wie viel an personellen und finanziellen Ressourcen investieren wir in welche Gottesdienstformate? 3 Vgl. t1p.de/Kirchgangsstudie, Zugriff am 5.7.2021, 1 und 41f. 4 Vgl. t1p.de/EKDKirchlichesLeben, Zugriff am 5.7.2021. Die Zahlen belegen, dass der Anteil der Kirchenmitglieder am Sonntagsgottesdienst im Zeitraum 1997-2017 um 32,2% gesunken ist. 5 Fabian Peters und David Gutmann, #projektion2060 – Die Freiburger Studie zu Kirchenmitgliedschaft und Kirchen- steuer, Neukirchen 2021. Vgl. t1p.de/FreiburgerStudie, Zugriff am 5.7.2021. 6 Vgl. t1p.de/Kirchgangsstudie, 29-33. Vgl. Carsten Haeske, „Je jünger desto seltener“ – Die Generationen im Gottes- dienst, PGP 2 (2020), 46-48. 7 Vgl. t1p.de/Kirchgangsstudie, 42. 11 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Förderprogramme für Musikgruppen Kirchenmusik braucht nicht nur Menschen, die begeistern und anleiten, nicht nur Zuhö- rerinnen und Mitwirkende. Kirchenmusik braucht auch Geld! Nun liegt das Geld nicht unbedingt auf der Straße, aber es gibt immer wieder Förderpro- gramme, die das kirchenmusikalische Arbeiten inspirieren und finanziell sorglos machen können. In diesem Artikel werden einige Beispiele vorgestellt: Impuls – Förderprogramm für Ama- Neustart Amateurmusik teurmusik im ländlichen Raum Weil nur ein kleiner Teil der im Frühjahr Das „Impuls“-Programm, das musikali- beantragten Neustart-Projekte berück- sche Aktivitäten „auf dem Land“ fördert sichtigt werden konnte (darunter immer- (gemeint sind Orte bis maximal 20.000 hin 30 Vorhaben aus dem evangelischen Einwohner), geht in eine zweite Runde. Bereich), gibt‘s einen Nachschlag aus Am 15. Oktober 2021 ist Antragsschluss Bundesmitteln für das Förderprogramm für Projekte in 2022, die neue, kreative des BMCO. Dafür werden die zunächst ab- Wege beschreiten um die Mitglieder neu gelehnten Anträge nun erneut gesichtet oder wiederzugewinnen und/ oder die und von einer Fachjury beurteilt. Kann al- Strukturen vor Ort stärken. Es winkt die so sein, dass der eine oder die andere Finanzierung mit 2.500 bis 15.000 Euro. doch noch eine Zusage erhält! Darüber Ab dem 26. Juli 2021 schaltet der BMCO hinaus wird 2022 eine neue Förderrunde eine Beratungshotline; zusätzlich steht mit bis zu 15.000 Euro Zuschuss pro Pro- Marcus von Amsberg unterstützend be- jekt starten. Detailinfos dazu ab Novem- reit. Die Bundesregierung stellt eine Sum- ber 2021, Bewerbung dann bis Ende Feb- me von insgesamt 10 Mio. Euro für Ama- ruar, Projektdurchführung bis Ende Sep- teurmusik im ländlichen Raum bereit. Die tember 2022. – Gut beraten ist, wer jetzt Chancen, dabei zu sein, stehen also gar schon mit seinen Planungen beginnt. nicht schlecht. NEUSTART AMATEURMUSIK | BMCO IMPULS | BMCO (bundesmusikverband.de) (bundesmusikverband.de) 12 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Sonderfonds des Bundes Ebenfalls prall gefüllt ist der soeben an tenpflichtige Konzerte (keine Gottes- den Start gegangene „Sonderfonds des dienste), und der Veranstalter muss über Bundes für Kulturveranstaltungen“. Er Steuernummer und Elster-Zertifikat ver- zielt auf Theater-, Filmvorführungen, fügen. Details, auch zum Ablauf, siehe Festivals und Konzerte, die Corona- Website. Es lohnt sich, näher hinzuschau- bedingt nur mit weniger Publikum als en. Das Herbstkonzert der Kantorei oder normal stattfinden können und dadurch das Weihnachtsoratorium können so viel- wirtschaftlich vielleicht nicht tragfähig leicht doch stattfinden... wären. Sonderfonds des Bundes für Kulturveran- Der Fonds verdoppelt die Einnahmen aus staltungen (bundesregierung.de) bis zu 1.000 verkauften Eintrittskarten. Voraussetzung: Es handelt sich um kar- Ute Springer …und noch eine Empfehlung: Frag Amu Hinter dieser Seite verbirgt sich das neue weitere gemeinfreie Internetportale für Lexikon der Amateurmusik. Wer Fragen zu Noten. Es lohnt sich also bestimmt mal Vereinsgründungen hat, zum Steuer-, o- ein Blick in die Datenbank, sowohl bei ei- der Urheberrecht hat, der fragt Amu das ner konkreten Frage als auch einfach nur schlaue Füchslein der Amateurmusik. Amu zum Schauen. weiß alles, was nicht zur Musik selbst ge- hört, aber für das Amateurmusizieren wissenswert ist. Das Lexikon ist noch nicht „fertig“, sondern wird laufend ausge -baut. Zugegeben, die Themen sind nicht gerade alle spannend. Aber Amu hat auf Anhieb einen Link zu den aktuellen Coronabe- stimmungen unserer Landeskirche gefun- den und kennt neben CPDL noch viele https://frag-amu.de 13 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Herzlich Willkommen! Neue Kollegen stellen sich vor Sehr geehrte Damen und Herren, kalischen Ausbil- sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, dung, Praktika und ich freue mich außerordentlich, mich als in der praktischen Arbeit spürte ich neuer Kantor in der EKVW vorstellen zu immer wieder, wie dürfen. wichtig und freu- Ein kurzer Überblick: Mein Name ist Jan- denreich die musi- Christoph Weige, ich bin 24 Jahre alt und kalische Arbeit mit komme gebürtig aus Volkmarsen. Mein Kindern und Ju- Weg in die Kirchenmusik begann mit sie- gendlichen ist. Aus ben Jahren am Keyboard, das meine Eltern diesem Grund ent- für den Unterricht meiner Schwester an- schied ich mich geschafft hatten. Mit 12 Jahren wurde ich 2020, für ein weite- auf die Orgel aufmerksam, als der Kla- res Jahr als Musiklehrer am Evangelischen vierunterricht einmal in die Kirche aus- Schulzentrum Bad Düben sowie an der weichen musste. Innerhalb kürzester Zeit Grundschule in Breuna (Hessen) zu unter- spürte ich, dass mich dieses Instrument richten und Erfahrungen in der musikali- unfassbar fasziniert. So machte ich bald schen Nachwuchsarbeit zu sammeln. meine ersten Schritte an der Orgel bei Allerdings macht die Kirchenmusik für KMD Bernd Geiersbach in Wolfhagen. In mich einen besonderen Reiz aus, denn ich der Ev. Landeskirche von Kurhessen-Wal- kenne keinen anderen Beruf, in dem man deck begann ich die C-Ausbildung, die ich mit so viel Kreativität musikalische Pro- 2015 im Fach Orgel und 2016 im Bereich jekte planen und realisieren kann. Daher Chorleitung abschloss. entschied ich mich zu Beginn dieses Jah- So war es für mich eine einfache Ent- res, mich auf eine Kantorenstelle zu be- scheidung, ab 2016 Kirchenmusik zu stu- dieren. Der Weg führte in die Händelstadt werben, die besonders die aktive musika- lische Beteiligung der Gemeinde mit Kin- Halle an der Saale, wo ich 2020 mein Stu- dern und Musikgruppen im Blick hat. In dium mit dem B-Examen abschloss. Noch Rheda-Wiedenbrück habe ich genau so während meiner letzten zwei Semester eine Gemeinde gefunden. durfte ich für ein Jahr die musikalische Leitung der Bad Dübener Kurrende - ei- Ich freue mich nun ganz besonders auf nem traditionellen Chor aus etwa 70-80 den Beginn meiner Arbeit noch mitten in Erwachsenen und Kindern - übernehmen. dieser herausfordernden Pandemiezeit In diesem Jahr konnte ich meine Schwer- und wünsche den Menschen in den Ge- punkte in Chor- und Orchesterleitung so- meinden sowie uns Musikern ein segens- wie musikalischer Arbeit mit Kindern set- reiches Arbeiten und Musizieren mit viel zen und vertiefen. Während meiner musi- Freude und bei guter Gesundheit. 14 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Herzlich Willkommen! Neue Kollegen stellen sich vor Hallo, mein Name ist Helge Metzner, ich im gemeindeeigenen Kindergarten. 2005 bin Jahrgang 1970 und stamme aus dem wechselte ich nach Hildesheim an die St. niedersächsischen Peine. Nach Abitur und Lamberti-Kirche. Dort nahm ich die Auf- Zivildienst studierte ich Schul- und Kir- gaben als Kreiskantor für den Kirchenkreis chenmusik an der Hochschule für Musik Hildesheim wahr, leitete Kinder- und Ju- und Theater in Hannover. Viele Jahre war gendchor und die Kantorei. Meine 16- ich nebenamtlich als Organist und Chor- jährigen Tätigkeit dort war geprägt von zahlreichen Konzerten, oratorischen Aufführungen, Kindermusicals, Konzert- reisen, Chorfreizeiten und vor allem der Organisation der wöchentlichen „Musik zur Marktzeit“, eine der längsten und er- folgreichsten Konzertreihen der Hanno- verschen Landeskirche. U. a. als Initiator mehrerer Band-Projekte und Mitglied der Band „In His Trace“ erfüllte ich meine Aufgabe, auch die Popularmusik zu för- dern. Neben meinen kirchenmusikalischen Tätigkeiten leitete ich das 8. Jugendchor- projekt des Deutschen Sängerbundes. Ich absolvierte Orgelkurse bei Harald Vogel, Michael Radulescu und Christoph Bossert, bei Gerd-Peter Münden, Friedhilde Trüün und Thomas Holland-Moritz in Kinder- chorleitung, bei Christfried Brödel in Chorleitung, bei Florian Ludwig in Orches- terleitung sowie als aktiver Teilnehmer ei- nen Meisterkurs Kammerchorleitung bei leiter in Peine an der Martin-Luther- Frieder Bernius. Ich komponiere Instru- Gemeinde tätig und leitete außerdem den mental- und Vokalmusik, sowie Kantaten Städtischen Chor Peine. Im Frühjahr 2002 und Musicals für Kinderchor. Ich bin zum übernahm ich in Goslar die Kirchenmu- zweiten Mal verheiratet und habe einen 17 sikstelle an der Frankenberger Kirche. Dort Monate alten Sohn. Wann immer es Wet- leitete ich den Kinderchor, den Jugendchor ter und Strecke zulassen, nehme ich das und bald auch den Posaunenchor, wofür Fahrrad, meine Frau Christiane und ich ich mich im eigenen Posaunenspiel fort- haben das Tanzen für uns entdeckt und bildete. Im Frühjahr 2004 schließlich be- ich koche und backe sehr gerne. gann ich mit Musikalischer Früherziehung 15 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Herzlich Willkommen! Neue Kollegen stellen sich vor Liebe Leserinnen und Leser, kündigung: „Musizieren zum Lobe Gottes und den Menschen zur Freude.“ ich muss leider gestehen: Als Kind wollte ich eigentlich gar keine Musik machen. Daher ist meine Freude sehr groß, dass ich Doch über den sanften Nachdruck meiner nun mit Wirkung zum 01.10.2021, direkt Mutter, welcher mich dazu bewegt hat die im lückenlosen Anschluss an mein Studi- Posaune im Posaunenchor zu erlernen, bin um, zum Landesposaunenwart des West- ich heute mehr als nur froh: Das Musizie- fälischen Posaunenwerks berufen wurde – ren ist heute eines der schönsten Dinge zunächst in Teilzeit mit 50%. Ich freue im Leben für mich! mich nun darauf, viele wunderbare Men- schen kennen zu lernen und gemeinsam Posaunenchöre wurden dann schnell zu einem zentralen Element meines Lebens. viele tolle Momente zu formen. Nicht nur in unseren Posaunenchören, sondern in Nicht nur wegen der vielen schönen musi- allen Richtungen und Facetten, die die kalischen Momente die ich erleben durfte, Evangelische Kirche von Westfalen zu bie- sondern auch und vor allem - wegen der vielen tollen Menschen die mich in meiner ten hat. Insbesondere der Nachwuchsar- beit blicke ich mit besonderem Interesse persönlichen Entwicklung maßgeblich ge- entgegen und bin gespannt, welche kon- prägt und beeinflusst haben. Durch all die positiven Erfahrungen, die ich sammeln kreten Projekte und Konzepte wir ge- meinsam in den einzelnen Gemeinden und konnte, ist es mir zur Herzensangelegen- Posaunenchören umsetzen werden. Mit heit geworden, den Menschen wieder et- großer Zuversicht blicke ich den vielen was zurück geben zu können. Aus diesem Grund bin ich schon seit engagierten Leuten entgegen, die ich mit all meiner Kraft ermutigen vielen Jahren regelmäßig und unterstützen möchte, als Lehrgangsmitarbeiter sich mit mir zusammen und Workshopdozent im Posaunenwerk Rheinland dieses zentralen Themas anzunehmen. tätig gewesen, später Ob es Lehrgänge, Chorbe- dann als Regionalposau- suche, musikalische Feste, nenwart, als festes Mit- oder das persönliche Ken- glied des Leitungsteams. Deshalb entschied ich nenlernen bei Ge- sprächen sind: Den ersten mich dann auch, (Solo-) Posaune an der Hoch- gemeinsamen Projekten und Aktionen fiebere ich schule für Musik und nun voller Tatendrang Tanz Köln zu studieren. Denn: Musik ver- entgegen und freue mich auf eine frucht- bindet Menschen. Posaunenchöre sind für mich fester Bestandteil der gelebten Ver- bare Zusammenarbeit. Andreas Tetkov 16 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Orgeltag Westfalen Ein rundum gelungener Tag mit über 150 Veranstaltungen… …von Orgel-Festgottesdiensten und The- menkonzerten über musikalische Spazier- gänge und Radtouren von Orgel zu Orgel bis hin zu intensiven Workshops und be- sonderen Familienaktionen. Nach der Premiere im Jahr 2018 fand der zweite Orgeltag der westfälischen Lan- deskirche diesmal erstmals ökumenisch und mit weiteren Partnern statt. Beteiligt waren die Bistümer Essen und Münster, das Erzbistum Paderborn, der Bund Deut- scher Orgelbaumeister, die Stiftung Or- gelklang, der Landschaftsverband Westfa- len-Lippe, der Landesverband der Kir- chenmusikerinnen und Kirchenmusiker sowie der Chorverband in der EKvW, das Daniel Kunert Musik-Medienhaus, das Posaunenwerk Westfalen, die Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten und das Netzwerk Klosterlandschaft Ostwestfalen -Lippe. Dass Landeskirche und Bistümer, evangelische und katholische Kirchenmu- sikerinnen und Kirchenmusiker gemein- sam beteiligt waren, ist als ein großes Zeichen, ein riesiger Gewinn zu betrach- ten. Neben zahlreichen Präsenzveranstal- tungen gab es diesmal auch viele Mög- lichkeiten, den Orgeltag bequem von zu- hause aus zu erleben: Veranstaltungen wurden vorproduziert, live gestreamt oder gleich interaktiv digital angeboten. Dabei ist die Digitalisierung keine Notlösung, sondern eine großartige Chance. Schließ- lich ist es bei einer präsentischen Orgel- führung schlichtweg nicht möglich, einer kompletten Gruppe die hinteren Winkel der Orgel zu zeigen. Online dagegen schon. EKvW 17 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Ein Jahr im Masterstudiengang Kirchenmusik Popular Interview mit Immanuel Mauz Nach der langen Corona-Online-Phase kehrt langsam wieder Leben in die Räume der Ev. Pop-Akademie in Witten zurück. Es gibt wieder Unterricht in Präsenz, es wird wieder miteinander musiziert und Studierende kommen zum Üben in die Wittener Ruhrstraße. Wir treffen Immanuel Mauz im Bandkeller der Pop-Akademie, wo er für uns kurz seine Arbeit an den Sounds einer Musikproduktion unterbricht. KMM: Hallo Immanuel, der Studiengang schen Fähigkeiten, vor allem am Klavier, aber Master Kirchenmusik Popular ist ja ganz auch an der Gitarre und als Sänger. Ich merke, neu. Du gehörst zu den ersten Studieren- wie ich mich dabei nochmal stärker als Person den in diesem Studium. Fühlst Du Dich und als Künstler weiterentwickeln kann. Ich dabei wie ein Versuchskaninchen? habe aber auch sehr viel Spaß am Thema Pro- duktion, an der Anwendung von Keyboards Immanuel Mauz: So würde ich es nicht un- und Sounds und am Komponieren und Arran- bedingt sagen. Klar: Die theoretischen Formu- gieren. lierungen der Studienordnung müssen sich erst einmal in der Praxis beweisen. Erst durch KMM: Wozu braucht es eigentlich dieses die praktische Erprobung bekommt so ein Aufbaustudium? Habt Ihr im Bachelorstu- Programm seinen letzten Feinschliff. Und da dium nicht bereits genug für die Praxis als kommt es natürlich ab und an zu Unklarheiten Kirchenmusiker/in gelernt? oder auch Ungewissheiten. Denn wir können z.B. auf keine Erfahrungen vorausgegangener Immanuel Mauz: Der Master gibt mir und Kommilitonen zurückgreifen. Ich habe aber meinen Kommilitonen vor allem die Möglich- nicht das Gefühl, dass meine Ausbildung da- keit, auf manche Bereiche noch intensiver runter leidet. Im Gegenteil: Wir haben die einzugehen, durch Dozentenwechsel andere Chance, Unterrichtsinhalte mitzugestalten Herangehensweisen und Philosophien ken- und das Hochschulleben zu prägen. Das ist nenzulernen und sowohl musikalisch als auch sehr spannend und wir schätzen den guten menschlich weiter zu reifen. Austausch mit der Hochschulleitung in Witten. Ich denke schon, dass die Bachelor- ausbildung für die Kirchenmusikpraxis aus- KMM: Du hast ja bereits Dein Bachelor- reicht. Das beweisen auch meine Kommilito- studium Kirchenmusik Popular hier in nen, die schon in „freier Wildbahn“ leben. Ich Witten absolviert. Nun bist Du im 2. Se- persönlich wollte aber im Alter von 22 Jahren mester Deines Masterstudiums. Welche noch nicht in die Festanstellung einer Ge- Themen interessieren Dich im Master am meinde, sondern noch mehr lernen meisten? Immanuel Mauz: Am meisten Spaß habe ich an der Weiterentwicklung meiner künstleri- 18 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
und mich musikalisch weiterentwi- ckeln. Mein Horizont hat sich jetzt al- lein nach 2 Semestern Master noch- mal erheblich erweitert und ich habe ganz neue Blickwinkel auf die Musik kennengelernt, die die Entscheidung jetzt schon wert waren. Und ganz nebenbei: Als erste Ba- chelorabsolventen, die wir vor vier- einhalb Jahren als kleine Truppe an- gefangen haben, genießen und er- freuen wir uns auch am ständig wachsenden Hochschulleben. reduziert und mit Corona wurde es natürlich KMM: Wie ist es für Dich, an einer Hoch- auch nicht einfacher, als z.B. unsere gemein- schule mit zwei weit auseinanderliegen- samen Chortage ausfallen mussten. Es fällt den Standorten, Witten und Herford, zu schwer, sich als gemeinsame Hochschule zu studieren? Du studierst ja in der Pop- fühlen. Trotzdem werde ich einige tolle ge- Abteilung in Witten. Bekommst Du vom meinsame Erlebnisse sowie Kontakte und Be- Klassik-Studium in Herford auch etwas kanntschaften mitnehmen und in Erinnerung mit? behalten. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die beiden Studiengänge möglichst an Immanuel Mauz: Nicht mehr sehr viel, leider. einem Ort zusammenkommen werden und Als ich, und damit auch der Pop- zukünftige Studenten von der Gemeinschaft, Bachelorstudiengang, 2016 angefangen habe, dem Austausch und der Ergänzung durch den hatten wir regelmäßig Blockseminare oder jeweils anderen Studiengang voneinander Projekte in Herford oder Herforder Besuch in lernen und profitieren können. Witten. Meine Aufnahmeprüfung fand sogar noch in Herford statt. KMM: Wir danken Dir für dieses Interview Über die Jahre hat sich das aber auch auf- und wünsche Dir für den weiteren Verlauf grund der räumlichen Trennung immer mehr Deines Studiums alles Gute. 19 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Fortbildungen / Kollegialer Austausch Jugend- und Kinderstimmen Ideen für alte Stimmen für unsere Chöre Brigitte Rauscher, Leiterin des Was unterscheidet eine Probe mit Er- "Experimentalchors Alte Stimmen" und wachsenen von der mit Jugendlichen oder Kreiskantorin des Kirchenkreises an Sieg Kindern? Worauf muss ich besonders ach- und Rhein, hat in ihrer Chorarbeit alle Al- ten? Welche Möglichkeiten gibt es, eine tersgruppen vertreten. Besonders ihre Er- tragfähige Nachwuchs-Chorstruktur auf- kenntnisse und Tipps aus der Arbeit mit zubauen? alten Stimmen wird sie in diesem Work- Um diese Fragen und konkrete Hilfen, shop vermitteln, wie z.B. Chorimprovisa- Ideen und Praxisbeispiele wird es bei den tion oder Stückauswahl. netzwerk.tagen 2022 gehen. Die Referen- Da dazu die Möglichkeit gegeben sein tInnen werden Erfahrungen aus ihrer Pra- muss, dass man sich singend frei im Raum xis teilen und auch für individuelle Fragen bewegen kann, kann der Termin erst fest- bleibt Raum. gelegt werden, wenn die Verordnungen Herzliche Einladung an alle, die bereits solche Veranstaltungen wieder zulassen. mit jungen Menschen singen oder damit beginnen wollen! Digitaler Stammtisch Anmeldungen und weitere Infos In lockerer Runde tauschen wir uns als haupt- und nebenamtliche Kirchenmusi- sind möglich über kerInnen aus. In Breakout-Rooms mit https://kirchenmusik-westfalen.de konkreten Themen oder einfach zum Kennenlernen und Reden wollen wir die Möglichkeit schaffen, zusätzlich zu Fort- Landesverband der Kirchenmusikerinnen bildungen oder Sitzungen voneinander zu und Kirchenmusiker in der EKvW hören, zu lernen und sich zu vernetzen. Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte Vorerst ist ein Turnus von zwei Monaten Tel. 02304 755-255 geplant. buero@kirchenmusik-westfalen.de Die nächsten Termine sind: www.kirchenmusik-westfalen.de • 18. September • 13. November • 29. Januar • 19. März • 21. Mai Die genauen Uhrzeiten werden kurzfristig über www.kirchenmusik-westfalen.de kommuniziert. 20 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Fortbildungen / Kollegialer Austausch Das letzte Jahr war im Bereich Kirchen- Die Momente, die wir im Vorstand als be- musik bei allen stark von den Einschrän- sonders wertvoll – gerade im letzten Jahr kungen geprägt, mit denen wir uns alle – empfunden haben, waren die des Aus- arrangieren mussten. Nach anfänglicher tauschs und der gegenseitigen Wahrneh- Ungewissheit haben sich an vielen Orten mung: ob es die ähnlichen Herausforde- sehr kreative und spannende Lösungs- rungen waren oder man sich durch Erfah- möglichkeiten aufgetan. Ob per Telefon- rungsberichte gegenseitig inspirieren und oder Videokonferenz geprobt, ein Kachel- ermutigen konnte. Diesem Aspekt wollen video erstellt wurde oder persönliche wir in Zukunft mehr Raum geben und ei- Briefe zwischen Chormitgliedern versen- nen digitalen Stammtisch ins Leben rufen, det wurden: die Chöre haben sich auf in dem sich themen-spezifisch oder auch vielfältige Weise durch das Jahr gebracht. einfach so in lockerem Rahmen ausge- tauscht und vernetzt werden kann. Bei al- Auch bei Konzerten wurde man kreativ ler weiterer Planungsunsicherheit können und stellte ursprünglich live geplante Mu- wir so in Kontakt bleiben und auf aktuelle sik online zur Verfügung. Doch bis heute bleibt die Unsicherheit, wann wieder mit Ereignisse reagieren. Wir freuen uns auf gute Gespräche, aus denen sicherlich auch vielen MusikerInnen gemeinsam auf einer großen Bühne konzertiert werden kann. gute Ideen für die Zukunft entstehen können. Daneben stand bei einigen hauptamtli- Johanna Wimmer chen KirchenmusikerInnen auch das The- ma Kurzarbeit und andere dienstrechtliche Fragen im Raum, wie auch z.B. danach, ob man zu einem online-Gottesdienst ver- pflichtet werden kann, der auf unbe- stimmte Zeit im Internet bleibt. Den Vorstand beschäftigte in der Zeit die Fusion mit dem Chorverband stark. Nach vielen Gesprächen, Klärungen und rechtli- chen Abwägungen sind wir nun auf der Zielgeraden: die neue Satzung ist bereits formuliert. Als gemeinsamer Verband werden wir einheitlicher auftreten können und auch die enge Verbindung von Chören und Kirchenmusik nun besser abbilden. Auch in der Vergangenheit haben sich Themen überschnitten. 21 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
EINS Uraufführung des „Ökumenischen Oratoriums in vier Bildern“ Vor drei Jahren wurde die die Idee gebo- bleibt. ren. Eine Arbeitsgemeinschaft von Kir- Es ist die Geschichte der Journalistin Julia. chenmusikerinnen und Kirchenmusikern Julia hat den Auftrag, einen Bericht über unter Federführung der Landeskirchen- die Faszination der ganz jungen Christen- musikdirektorin Christa Kirschbaum heit zu verfassen. Ihre Recherchen führen (Evangelische Kirche in Hessen und Nas- sie in die Zeit der Urchristenheit. Dort sau) und Diözesankirchenmusiker Andreas trifft sie auf Junia. Junia ist eine Apostelin, Großmann (Bistum Limburg) hatte die Vi- die eine leitende Funktion in der Urge- sion, ein gemeinsames musikalisches meinde innehat. Im Gespräch erfährt Julia Großprojekt für den Ökumenischen Kir- sozusagen aus erster Hand von der Kreu- chentag in Frankfurt zu entwickeln. Ein zigung Jesu. Sie erträgt die Verängstigung Werk, bei dessen Aufführung Mitglieder und Verzweiflung der Jüngerinnen und der Kirchenchöre gemeinsam mit Kindern Jünger. Sie wird Zeugin der Auferstehung aus den Kinderchören, Bläserinnen und Jesu und erfährt schließlich am eigenen Bläsern, professionelle Sängerinnen und Leib das Wunder des Pfingstgeschehens. Sänger sowie ein Orchester und eine Band mitwirken könnten. Mit einer Handlung, Daneben begegnen die beiden Frauen den die zeigt, dass Diversität und Vielfalt Aposteln Petrus und Paulus und geraten schon immer für ein herausforderndes so zwischen die Fronten des ersten (uns aber reizvolles Spannungsfeld in der Ge- bekannten) innerkirchlichen Konflikts. schichte der Christenheit gesorgt haben. „Wird es uns gelingen, zur Einheit ja zu Mit einer Geschichte, die uns aus der Ge- sagen?“ fragen die beiden Frauen ge- genwart mitnimmt in die Zeit der Urchris- meinsam mit dem großen Chor. tenheit und gleichzeitig im hier und jetzt „Das Besondere an der Entstehung des Stückes ist auch sein kom- plett ökumenischer Cha- rakter“ …sagt der Liedtexter und Stadionpfarrer Pfarrer Eugen Eckert, der in fruchtbarer Gemeinschaftsarbeit mit dem Franziskaner und Pries- ter Helmut Schlegel das Lib- retto des Oratoriums ver- fasst hat. Mit Bernhard Kießing (Referent für Popularmusik 22 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
EINS Uraufführung des „Ökumenischen Oratoriums in vier Bildern“ in der EKHN) und Peter Reulein und Kur-hessen-Waldeck, sowie der ACK (Bezirkskantor in Frankfurt) konnten zwei Hessen-Rheinhessen) und einem Blä- Komponisten für dieses Projekt begeistert serensemble der EKHN ergänzt. Auf diese werden, denen es in unvergleichbarer Weise wurde der ursprüngliche Wunsch, Weise gelungen ist, traditionelle Choräle ein „Oratorium zum Mitsingen für alle“ und groovige Sounds nebeneinanderzu- auf die Bühne zu bringen, sehr eindrucks- stellen und zu kombinieren. Bei der Ur- voll und erfolgreich erfüllt. aufführung schienen die Grenzen der mu- In den solistischen Hauptrollen glänzten sikalischen Genres miteinander zu ver- dabei Anna Prokop als Julia, Uta Runne als schmelzen, ja sich einander wertschätzend Junia, Christian Schöne als Paulus und Sa- zu begegnen. Apropos Uraufführung: der scha Stead als Petrus. Das rund 50- ursprüngliche Plan war ja, das Oratorium köpfige Orchester und die Band setzten im Frankfurter Stadion durch den sich aus Musiker*innen der „Neuen Phil- „größten ökumeni- schen Chor der Welt“ mit vielen tausend Sänger*innen und Musizierenden zu präsentieren. Auf- grund der aktuellen Situation war dieses Ziel nicht zu errei- chen. Und dennoch gelang es den Veran- staltern, etwas von dem allumfassenden Gestus der Kompositi- on zu vermitteln: so wurde der (live singende) Chor der Kir- harmonie Frankfurt/ Main“ zusammen. chenmusik-abteilung der „Hochschule für Der Mitschnitt der Uraufführung ist online Musik und Darstellende Kunst“ Frankfurt/ einzusehen unter www.oekt.de/eins. Allen Main durch Virtual-Choir-Einspielungen Fans guter Kirchenmusik und Ökumeni- des Kinderchores der Frankfurter Dom- scher Partnerschaft ist dieses Werk aufs singschule, sowie eines Chores aus haupt- herzlichste zu empfehlen. amtlichen Kirchenmusiker*innen (Bistümer Limburg, Mainz und Fulda, Harald Sieger Evangelische Kirchen in Hessen-Nassau 23 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
Musikalisches Engagement Benefizkonzert des Bach-Chors für die Opfer der Flutkatastrophe erzielt Spendeneinnahmen von über 5000 Euro. Dank einer überwältigenden Spendenbe- reitschaft konnte der Bach-Chor Siegen bei seinem Benefizkonzert am 08.08.2021 in der Martinikirche Spendeneinnahmen von über 5000 Euro für die Opfer der Flutkatastrophe verbuchen. Beteiligt an dem Konzert unter Leitung von Peter Scholl waren neben dem Collegium Vocale des Bach-Chors die Altistin Dagmar Linde und die Organistin und Pianistin Nina Konzert eines von mehreren anderen, in Aristova als Begleiterin des Chores und denen unter Beteiligung der beiden der Solistin. Die beiden Künstlerinnen wa- Künstlerinnen Spenden zugunsten der Di- ren selbst von der Flut-katastrophe ge- akonie-Katastrophenhilfe für die Opfer troffen worden und hatten daraufhin die der Hochwasserkatastrophe gesammelt Initiative zur Veranstaltung von Benefiz- wurden. konzerten ergriffen. So war das Siegener Steffi Lindner Kurkonzerte von Chorgesang bis Orgelspiel Das Hochwasser Mitte Juli hat den Märki- In der Ebbergkirche fand ab Sonntagnach- schen Kreis überraschend und in vollem mittag eine Benefizveranstaltung zu Maß getroffen. Umso erfreulicher ist die Gunsten der Betroffenen der Über- Tatsache, dass Menschen in der Not zu- schwemmungen im Kirchenkreis Iserlohn sammenstehen. Überall werden derzeit statt, die bis in den Abend hineinging. Im Hilfsprojekte gestartet, auch in der Fel- Kirchenkreis Iserlohn hat es dabei beson- senmeerstadt, wo die Schäden im Ver- ders die Städte Hagen-Hohenlimburg und hältnis zu anderen Städten kleiner sind, Altena getroffen. Die bei der Veranstal- sind die Hemeraner bemüht zu helfen. So tung gesammelten Spenden kommen den stellte Meike Pape, die Kantorin der Evan- Betroffenen in der Region direkt zu Gute. gelisch-lutherischen Kirchengemeinde Das Konzertprogramm mit seinen Kurz- Hemer, innerhalb kürzester Zeit dank vie- konzerten ermöglichte den Besuchern ein ler helfenden Hände ein Benefizkonzert zu Kommen und Gehen, sodass sich Corona- Gunsten der Hochwasserhilfe auf die Bei- konform nie zu viele Besucher in der Eb- ne. bergkirche aufhielten. Den Anfang machte 24 KIRCHENMUSIK IN WESTFALEN AUSGABE 16 I HERBST 2021
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