Klangvoll: Kirchenmusik - Pfarrei Maria Frieden Hamminkeln
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Ch 2 ris 10. 4. A Pfar tu 00 ug rfe s-K - us st ön 18. t 2 ig 00 01 Ri U 4 ng hr en be rg P FA R R B R I E F Sommer 2014 Klangvoll: Kirchenmusik
3 Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen. (Hermann Hesse) Auf dem Weg zu der Kirchenmusik im Allgemeinen berichten unsere Kinderreporter über Wissenswertes der Orgel etwas Neuem … in Dingden. Lassen Sie sich auch überraschen, wie aktuell Kirche und Musik heutzutage in den beliebten Gesangshows sein kann. Hierzu einiges Seit gut einem halben Jahr sind wir nun in der an Hintergrundinformationen zu den Siegern aus neuen Pfarrei Maria Frieden auf unserem gemein- Deutschland (DSDS) und Italien (Voice of Italy). samen Weg. Einiges ist schon gut vorangekommen Fakten und Zahlen zu unserem neuen Gotteslob und und hat bereits konkrete Formen angenommen. persönliche Gedanken unserer Organisten zu ihren Anderes muss sich noch weiter entwickeln und Lieblingsliedern geben weitere Impulse. bedarf mehr Zeit als die berühmten ersten 100 Darüber hinaus wird auch die Serie über die Tage, bevor wir alle erste Früchte und Fortschritte Kirchen unserer neuen Pfarrei Maria-Frieden fort- sichtbar und nachhaltig wahrnehmen werden gesetzt. Diesmal stellen wir die Heilig-Kreuz Kirche können. Und wir sind auf einem guten Weg, eine in Mehrhoog vor. Natürlich dürfen auch die letzten Gemeinschaft von Gemeinden zu werden. Neuigkeiten zur Kirchenrenovierung in Dingden Der Pfarreirat und die Ortsausschüsse wurden nicht fehlen. Weitere Berichte über das Leben in am 30. und 31. März erstmalig für unsere Pfar- den Teilgemeinden und aus der Pfarrei runden das rei gewählt und haben mittlerweile ihre Arbeit Themenspektrum dieser Ausgabe ab. aufgenommen. Beide Gremien werden in dieser Ausgabe vorgestellt. Seit Anfang April sind wir Sie sehen, wir sind auf dem Weg. Die ersten auch im Internet mit einer Homepage präsent Schritte unseres gemeinsamen Gemeindeweges (www.mariafrieden-hamminkeln.de), wodurch jetzt sind also gemacht und liegen schon hinter uns. auch eine zeitnahe und tagesaktuelle Berichterstat- Viele weitere aber warten noch. Lassen Sie tung über das Pfarreileben mit all seinen Organisa- uns diese gemeinsam gehen und versuchen, den tionen möglich wird. Schauen Sie doch mal rein! „Zauber“ des Anfangs zu spüren und ihm zu ver- Was dürfen Sie sonst noch von der Sommer- trauen. ausgabe unseres Pfarrbriefes erwarten? Das Schwerpunktthema unseres zweiten Pfarrbriefes In diesem Sinne, Ihnen allen eine erholsame Ferien- lautet: „Kirchenmusik“ und streift das Thema und Sommerzeit. Musik und Kirche in vielerlei Hinsicht. Neben einem historischen Überblick über die Geschichte Ihr Redaktionsteam
4 Grußwort „Wer singt, betet doppelt!“ - inspiriert durch ein Wort zum Sonntag von Prof. Dr. Ulrich Lüke Singen Sie gern, oder schrecklich, oder schrecklich gern, oder gern schrecklich? Wie die Jungfrau zum Kind, so ist die hl. Cäcilia zum Patronat (eigentlich müsste man sagen Matronat) für die Kirchen- musik gekommen. Am 22. November begeht die Kirche ihr Fest. Tausende Kirchenchöre tragen ihren Namen, gestalten mit ihrem Gesang das Kirchenjahr und feiern im November ihr Cäcilienfest. Über das Leben der hI. Cäcilia wissen wir nur aus Legenden. Am Hochzeitstag erst, so heißt es dort, habe sie ihrem Bräutigam Valerian ihr Gelübde der Jungfräulichkeit um Christi Willen einge- standen. Eine herbe Überraschung! Daraufhin wurde natürlich die Hochzeit abgesagt. Aber im Zusammenhang mit der Hochzeits- schilderung taucht das Wort von den klingenden Instrumenten (cantantibus organis) auf. Und daraufhin wurde Cäcilia mit einem Örgelchen oder einem anderen Instrument dargestellt und avan- cierte zur Patronin der Kirchenmusik. Cäcilia sollte in der Christen- verfolgung zunächst durch heiße Dämpfe zu Tode gebracht werden. Als das misslang, habe man den Scharfrichter hinzugezogen, der sie aber so unfachmännisch übel zugerichtet habe, dass sie erst nach drei Tagen gestorben sei. Um 820 sind Gebeine, die man aus der Kalixtus-Katakombe barg und der hl. Cäcilia zurechnete, in die Kirche St. Cecilia in Trastevere übertragen worden. Fromme Gemüter haben den Namen Cäcilia als ‚,caeli lilia“, Lilie des Himmels, gedeutet. Der Schriftsteller Victor Hugo hat einmal gesagt: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“. Vielleicht ist Ihnen ab und zu auch danach zumute, etwas, was sich nicht sagen lässt, dennoch auszudrücken.
5 Da darf ich Sie auf den Kirchenchor, den Jugendchor oder die Singgemeinschaft Ihrer Gemeinde verweisen. Sie glauben, zu wenig Zeit dazu zu haben? Leo Tolstoi meinte: „Musik ist die Kurzschrift des Gefühls“. Sie glauben, alles werde zu hektisch? Richard Wagner meinte: „Das spezifisch deutsche Tempo ist das Andante“. Andante heißt gehend, nicht rasend! Und wenn Sie meinen sollten, Cäcilia ist doch nur etwas für katholische Gemüter, dann möchte ich Sie an Martin Luther erinnern: „Wer sich die Musik erkiest, hat ein himmlisch Werk gewonnen, denn ihr erster Ursprung ist von dem Himmel selbst genommen, weil die lieben Engelein selber Musi- kanten sein“. Es könnte also erstens sein, dass Sie, wenn Sie dem Kirchen-, Jugendchor oder der Singgemeinschaft ihrer Gemeinde beitreten, einem Engel begegnen. (Merke: Engel singen zwar vor allem, aber nicht nur in Frauenstimmen.) Zweitens könnte es sein, dass jemand anderes Sie bei dem himmlischen Werk des Chor- gesangs anhimmelt oder Ihnen anderweitig die eine oder andere himmlische Erfahrung zuteil wird. Und wenn Ihr Ehepartner dazu neigt, aus der Haut zu fahren oder über die Stränge zu schlagen, nehmen Sie wieder Luther beim Wort: „Musika ist die halbe Disziplin und Zuchtmeisterin, so die Leute gelinder und sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger macht“. Nicht auszudenken, was aus Ihnen und Ihrem Ehepartner Edles allein durch den Chorgesang noch werden kann. Und wenn Sie dann und wann die Neigung zum Gebet, nicht aber zum Gesang in sich verspüren, möchte ich Ihnen eine Weisheit ans Herz legen, die einmal auf einer Kirchenchorverlautbarung zu lesen war: „Wer singt, betet doppelt, wer Tenor singt dreifach”. Und überdies bedenken Sie Nietzsche: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. Leben und singen Sie auch um Gottes willen wohl. Ihr Heinz Schulz, Pastor
6 Im Fokus: Kirchenmusik Die Entstehung der Kirchen- und Chormusik I m Anschluss an die Missionsreisen des Paulus bildeten sich schnell christliche Gemeinden, die im römischen Machtbereich weit verstreut waren turgische Musik war oft von Abwechslung zwischen Orgel und Gesängen geprägt. Dabei wurde eine Hälfte der Lieder von einem Chor gesungen, die und keinem einheitlichen Kulturkreis angehörten. andere Hälfte übernahm die Orgel in einer mehr- Jede dieser Gemeinden wird jeweils ihre gewohnte stimmigen Bearbeitung. Seit dem Konzil von Trient Gesangstradition fortgesetzt haben. Die Mög- 1545 wurde die Kirchenmusik als Ausschmückung lichkeit einer gemeinsamen Traditionsbildung der Liturgie betrachtet. eröffnete sich, als das Christentum im Römischen Im Umkreis der katholischen Reform im 17. und Reich anerkannt wurde. Im 4. Jahrhundert gaben 18. Jahrhundert taucht der Begriff Kirchenmusik führende Kirchenväter dem Gesang einen großen mit neuer Bedeutung wieder auf: Man verstand Stellenwert: Im Osten wurde unter Basilius von darunter nun die Musik der Messen und Motetten. Caesarea (um 330 – 379) die Liturgie umgebildet. Jedoch kam der Begriff dann schon wieder in der Das Christentum breitete sich rasch aus, und so ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts außer Gebrauch. gewannen die einzelnen Bistümer und Klöster eine Während des Barockzeitalters war die Kirchenmu- relative Unabhängigkeit. Ende des 6. Jahrhunderts sik Teil der musikalischen Repräsentation weltlicher reformierte Papst Gregor der Große (540 – 604) die und geistlicher Fürsten. Die kirchenmusikalischen römische Liturgie. Vermutlich im Rahmen dieser Re- Stile wurden nun Teil des Gottesdienstzeremoniells formen begann eine über mehrere hundert Jahre der Fürstenhöfe. Aber auch Jesuiten und Franzis- fortgesetzte Ordnung, eine Sammlung und Verein- kaner setzten die Kirchenmusik bewusst als Mittel heitlichung der in der Liturgie verwendeten Me- zum Anreiz für einen Gottesdienstbesuch ein. lodien und Texte. Die zusammengestellten Lieder Im Allgemeinen wurde die Kirchenmusik in diesen wurden als Gregorianischer Choral für die römische beiden Jahrhunderten für den normalen Tagesbe- Kirche verbindlich und lösten lokale Gesangsstile darf komponiert. Diese Lieder sind uns bis heute weitgehend ab. überliefert und lassen ihre Herkunft unschwer Nach und nach entwickelte sich im Mittelalter eine erkennen. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- Mehrstimmigkeit auf Basis der bestehenden Grego- hunderts wuchs dann eine bürgerliche Kirchen- rianischen Gesänge. Um das Jahr 1300 verwendete musikkultur heran. der Musiktheoretiker Johannes de Grocheo (1255 – 1320) erstmals den Ausdruck „Kirchenmusik“ (mu- Die ersten Chöre sica ecclesiastica) für den Gregorianischen Gesang im Gegensatz zu den mehrstimmigen Gattungen. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts Bereits im 14. Jahrhundert kam es zur Verwen- machte das nach der Reichsgründung im Jahr 1871 dung der Orgel im Gottesdienst. Jedoch wurden die vereinte Deutschland große Fortschritte in Industrie, liturgischen Gesänge nicht verdrängt, sondern die li- Handel und Wissenschaft. Zusammen mit diesem
7 wirtschaftlichen und geistigen Aufschwung entwi- ckelte sich auch ein neues kulturelles Bewusstsein Die heilige Cäcilia mit einem umfassenden volkstümlichen Vereins- * um 200 in Rom, † 22. November 230 in Rom wesen. Ein wesentlicher Bestandteil dieses neuen gesellschaftlichen und kulturellen Lebens sowie Cäcilia hatte sich bereits im Kindesalter heimlich mit Jesus Christus verlobt und ihm ewige Keuschheut der Freizeitgestaltung war die Gründung von Män- geschworen. Aufgrund der Christenverfolgungen nerchören. Carl Friedrich Zelter (1758 – 1832) und im römischen Reich hatte sie diesen Treueschwur vor allem Friedrich Silcher (1789 – 1860) prägten geheim gehalten. Trotzdem beugte sie sich dem und beeinflussten die musikalische Entwicklung des Wunsch Ihrer Eltern und vermählte sich mit Chorwesens in dieser Zeit entscheidend mit. Valerianus, einem Adeligen. Die Gefühle der Sangesfreudigen waren zunächst Nach der Hochzeit verweigerte sie sich ihrem Mann patriotisch und naturverbunden. Das Vereinsleben und erklärte ihm, sie sei eine von Gott geweihte und das Singen im Verein (vor allem in den Arbei- Jungfrau und der Engel des Herrn stünde ihr tergesangvereinen) sollten von der oft harten Ta- schützend zur Seite. Wenn er sich taufen ließe, gesarbeit ablenken. Waren es zuerst Städte und könne er diesen Engel ebenfalls sehen. Nachdem sich Valerianus vom Papst taufen ließ konnte er größere Ortschaften, in denen diesem Beispiel ge- tatsächlich den Engel an der Seite seiner Frau sehen folgt wurde, so fanden sich auch zunehmend in klei- und er wurde ein überzeugter Christ. Gemeinsam nen Orten und auf dem Lande Gruppen zusammen, mit seinem Bruder Tiburtius, der sich ebenfalls die sich dem Chorgesang widmeten. Bereits um das taufen ließ kümmerten sich Valarianus und Cäcilia in Jahr 1890 gab es in Deutschland über 1.000 Chöre Rom um verfolgte Christen. mit insgesamt etwa 100.000 aktiven Mitgliedern. Die beiden Brüder wurden durch Anhänger des Eine Gründungswelle von Männerchören setzte Kaisers gefangen genommen und schließlich auch bei uns im Umfeld ein: MGV Brünen (1858), enthauptet. Als man den Besitz der Ermordeten Kolpingchor Bocholt (1865), Männerchor Harmonie suchte, stellte sich Cäcilia dem Präfekten Almachus Rees (1872), Pauluschor Bocholt (1876), MGV Nie- in den Weg und bekannte sich zum Christentum. Der verärgerte Präfekt wollte sie ebenfalls gedacht Friedrichsfeld (1883), MGV „Sängerbund“ umbringen lassen. Nach dem nicht geglückten Bocholt (1885), MGV „Bleib treu“ Hamminkeln Versuch, Cäcilia in ihrem eigenen Kochgeschirr zu (1892). Tode zu sieden, wollte der Präfekt sie enthaupten lassen. Selbst nach drei Schwerthieben gelang es Der Cäcilianismus dem Henker nicht, sie zu töten. Schwer verletzt vermachte sie in den folgenden Tagen ihr Hab und Mit der Säkularisierung und der Trennung von Gut den Dienern und der Christengemeinde, bis sie Kirche und Staat zu Beginn des 19. Jahrhunderts schließlich nach drei Tagen verstarb. kam das reiche kirchliche Musikleben im deutsch- Cäcilia gilt als Patronin der Kirchenmusik. Viele sprachigen Raum zunächst abrupt zum Stillstand, da Kirchenchöre tragen ihren Namen. Es heißt, sie habe während Ihrer Hochzeit, als die Musik spielte, in die bisherigen von der Kirche unterhaltenen Kanto- ihrem Herzen zu Gott gesungen. reien, Orchester und Singschulen aufgelöst wurden.
8 Im Fokus: Kirchenmusik Der in der Folgezeit sich entwickelnde Cäcilianismus, eine kirchenmusikalische Erneuerungsbewegung, forderte eine Rückbesinnung und Orientierung auf einen a-cappella-Stil des 16. Jahrhunderts sowie die Wiederentdeckung des Gregorianischen Chorals. Der Priester und Chorallehrer am Regensburger Priesterseminar Franz Xaver Witt (1834 – 1888) trat seit 1866 energisch für die Reformbewegung ein und glaubte schließlich, ihr durch die Gründung eines Vereins besser Nachdruck verleihen zu kön- nen. Er initiierte 1868 die Gründung des „Allgemei- nen Deutschen Cäcilien-Vereins“ zur Förderung der kirchlichen Chormusik. Auf Antrag von 29 Bischöfen aus deutschsprachigen Ländern erhob Papst Pius IX. den Verband 1870 zu einer Organisation päpst- lichen Rechtes. Der Cäcilienverband verstand sich als Institution zur „Reinerhaltung“ der Kirchenmusik Giovanni Pierluigi da Palestrina (* 1525 + 1594) und gab zu diesem Zweck einen Katalog mit „ge- eigneten“ Kompositionen heraus. Die bedeutenden Motu proprio „Tra le Sollecitudini“ Gregorianik und Meister sakraler Musik des 19. Jahrhunderts, wie Vokalpolyphonie als eigentliche und verbindliche Bruckner, Liszt oder Franck, entsprachen nicht den Kirchenmusik vorschrieb, wobei besonders die des Vorstellungen des Cäcilienverbandes. Die Kirchen- Komponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina als musik des ausgehenden 18. Jahrhunderts wurde als vorbildlich hingestellt wurde. Das Motu proprio „zu weltlich“ und vor allem „zu opernhaft“ verur- wurde als „kirchenmusikalisches Gesetzbuch für die teilt. Allerdings wurden der gregorianische Choral ganze Kirche“ interpretiert und hatte dementspre- und die altklassische Polyphonie von Palestrina und chend weit reichende Auswirkungen. Da der Chor di Lasso wieder allgemein lebendig und in den Mit- mit dem Vollzug der liturgischen Texte eigentlich telpunkt der Kirchenmusik gestellt. Klerikerdienst verrichtete, wurde die Mitwirkung Bald nach Gründung des Allgemeinen Cäcilien- von Frauen untersagt. Zur Begleitung war nur noch verbandes entstanden auch Verbände auf Bistum- die Orgel zulässig, andere Instrumente nur in Aus- sebene. Die Reformbewegung des Cäcilianismus nahmen und nach besonderer Genehmigung. Die sorgte schließlich dafür, dass orchesterbegleitete Orgel hatte ausschließlich stützende Funktion für Chormusik in Kirchen untersagt wurde. Auch das den Gesang. Das Gemeindelied in der jeweiligen musikalische Mitwirken von Frauen im Gottesdienst Landessprache bei feierlichen liturgischen Hand- als Chor- oder Solosängerinnen wurde verboten. lungen wurde ebenfalls verboten. Damit wurde Der Cäcilianismus erhielt am 22. November die katholische Kirchenmusik auf den Stand des 1903 höchsten päpstlichen Segen, als Pius X. im 16. Jahrhunderts zurückgeworfen. Eine der großen
9 Verdienste war jedoch die Erneuerung des Grego- rianischen Chorals. Doch nicht alle fügten sich den Die Gewinnerin... Vorstellungen des Papstes. Die Musiker des Wiener Domes St. Stephan setzten sich, die instrumentale ... der Musikshow „Deutschland sucht Kirchenmusik betreffend, über die Anordnung ein- den Superstar” (DSDS) kommt aus Polen fach hinweg. Im heftig entbrannten Streit ging man und steht zu ihrem Glauben sogar persönlich zu Papst Pius X., der (zunächst) seine Zustimmung zur Fortsetzung der Pflege der instrumentalen Kirchenmusik der Wiener Klassiker gab. Bis in die Neuzeit vertrat die Kirche das Frauen- verbot. Aus dem Dom zu Münster wurden bereits 1852 Instrumentalmusik und Frauenstimmen ver- bannt. Der Salzburger Erzbischof Katschthaler (1832 – 1914) meinte als überzeugter Vertreter des Cäci- lianismus: „Weibsbilder, junge und alte, haben auf dem Domchor überhaupt nichts zu suchen.“ Sänger- knaben sollten die Sopran- und Altpartien singen. Die Chronik berichtet vom Bezirkscäcilienfest 1926 in Raesfeld: „Der Kritiker, ein Pfarrer, schimpfte da- rüber, dass einige Kirchenchöre auch Damen als Mitglieder hätten.“ Der Allgemeine Cäcilienverband, seine Diözesan- verbände sowie die Entstehung von neuen Pfarr- gemeinden begünstigten die Gründung weiterer A neta Sablik hat sich in der „Bild”-Zeitung als gläubige Katholikin geoutet. „Beten gibt mir Kraft, mehr als alles andere,” erzählt die 24-Jährige. Chöre – nun mit kirchlicher Ausrichtung. Hinzu Die DSDS-Gewinnerin wuchs im polnischen Bielsko- kam, dass in bereits bestehenden alten Pfarreien Biala auf und wurde von ihrer Mutter katholisch der Wunsch nach einem Zusammenschluss von Sän- erzogen. Seit einigen Jahren leben sie im baye- gern laut wurde, so in St. Remigius Borken (1870), rischen Gelting. Dort geht sie auch regelmäßig zur St. Gudula Rhede (1886), St. Georg Bocholt (1887), Kirche. Leo Sobik, der Pfarrer des Dorfes, schaute Liebfrauen Bocholt (1893). Die Gemeinden der heu- sich wegen Aneta sogar regelmäßig die Sendung an. tigen Pfarrgemeinde Maria Frieden bildeten hier Während der Show wollte Aneta aber ihren keine Ausnahme. Chöre gründeten sich in St. Pan- Glauben nicht thematisieren. „Ich wollte nicht den kratius Dingden (1871), St. Antonius Loikum (1879) Eindruck erwecken, damit auf Stimmenfang zu ge- St. Maria Himmelfahrt Hamminkeln (1900), Christus hen. Das gehört sich nicht.” Ihre Lieblingsheilige König Ringenberg (1919) und Hl Kreuz Mehrhoog ist übrigens die Schutzpatronin der Musiker, die (1970). Sven Joosten heilige Cäcilia von Rom.
10 Im Fokus: Kirchenmusik Launert to si: Kirchenmusik von außen gesehen D ie Bahnhaltepunkte in Dingden und Hamminkeln verführen zum Wortspiel: Nur vier Minuten braucht der „Bocholter“. „Der kürzeste Weg von Nepal nach Kuba“, wie Einheimi- sche spotten. In Hamminkeln trägt das rote Ge- mäuer seit einigen Jahren die Be- zeichnung „KuBa“ Kulturbahnhof. Bahnhofsvorsteher ist Marco Laun- ert. Soul, Rock, Blues – die musi- kalische Bandbreite ist groß. Das Gebäude beherbergt nicht nur die Musikkneipe, sondern auch die Ham- minkelner Rockschule. Wird auch Kir- chenmusik gelehrt? „Neee, Orgel bieten wir nicht an“, antwortet der Schuldirektor. Sein Spektrum umfasst die klassischen Rockinstrumente: von Schlagzeug über Gitarre bis Keyboard. Was denkt der Rockmusiker über Kirchenmusik? „Crossover“ bezeich- nen Musikexperten die Gratwande- rung verschiedener Klangrichtungen. „Definitiv“ gebe es viele Bezüge zwi- Live und in Farbe: 2011 und 2013 war das Duo „Silver Falcons“ (Marco Launert mit Christin Bastijans) beim Hamminkelner Pfarrfest mit dabei.
11 schen dem Sound am Altar und mo- den Hamminkelner Pfarrfesten war er dernen Rhythmen. „Die Stränge der ebenfalls schon „live on stage“. Sei- Kirchenmusik sind in die Rockmusik nen Job als Musiklehrer sieht er nicht eingeflossen“, sagt Launert und ver- nur kommerziell, sondern verbindet weist auf die Gospelmusik aus Ame- eine Mission damit: „Viele Menschen rika. In der Harmonielehre spielen die haben Hemmungen, ihre Musikalität Kirchentonarten eine Rolle. auszuleben.“ Er will sie für Musik be- Der gebürtige Essener ist eng mit geistern. Egal ob Gesang oder Gitarre. einem evangelischen Pfarrer befreun- Und Launert will die Grundlagen det. Mit ihm hat der 40-Jährige schon für neue Musik schaffen. Für Herbst nächtelang über Musikgeschichte 2014 plant er einen „Songwriting- philosophiert. Und weiß: „Schon im Workshop“. Kreative sind eingeladen, Mittelalter wurden alte Zechlieder mit ihm zu texten und zu komponie- von der Kirche übernommen und neu ren. Im Gespräch mit dem Pfarrbrief betextet.“ Es ging darum, die Leute entsteht die Idee: „Wie wäre es denn abzuholen, volksnäher zu sein. mit einem eigenen Lied für die Pfarrei Maria Frieden?“ Norbert Neß Sonnengesang am Ballermann Heute passiert eher das Gegenteil: Gregorianische Gesänge werden zu Chartsstürmern. Und Mallorca-Sän- ger Micky Krause hat auch Franzis- kus‘ Sonnengesang „Laudato si“ im Programm. Am Ballermann stimmen hunderte in den bekannten Refrain ein. Ein Kirchenschlager, den jeder kennt. Schon zu Launerts Kinderta- gen. „Launert to si“ haben die Schul- kameraden ihn damit musikalisch begrüßt. Ein Lieblingskirchenlied oder Gospel hat er nicht. Aber mit Gesangspartne- rin Christin Bastijans tritt er häufig in Kirchen auf, wenn das Duo „Silver Fal- cons“ zu Hochzeiten gebucht wird. Bei Backstage-Blick: Marco Launert beim Hamminkelner Pfarrfest.
12 Im Fokus: Kirchenmusik Im Zuge der Kirchenrenovierung in Dingden wurde auch die Orgel ausgebaut, um sie aufzuarbeiten, zu reinigen und zu reparieren. Kinderreporter Annika, Mathis und Jan haben die Gelegenheit genutzt, die Orgel unter die Lupe zu nehmen. Liebe Leserinnen und Leser, wir, die Kinderreporter Annika, Mathis und Jan, haben den Dingdener Organisten Sven Joosten getroffen, um von ihm Interessantes über die Orgel in St. Pankratius Dingden zu erfahren. Guten Tag, Herr Joosten! Hallo ihr drei! Können Sie uns sagen, warum man die Orgel als Kircheninstrument nimmt? Eine Orgel kann viele andere Instrumente erset- zen und man kann sie laut aber auch leise spielen. Seit wann gibt es diese Orgel in Dingden und wie lange brauchte man, um sie zu bauen? Diese Orgel wurde 1973 geplant und 1974 einge- baut und geweiht. Also ist sie 40 Jahre alt. Wofür sind die Pedale? Sie haben die gleiche Bedeutung wie die Tasten. Warum sind die Tasten in mehreren Reihen übereinander sortiert? Wieviele Pfeifen hat die Dingdener Orgel? Das sind die Manuale. Davon gibt es bei unserer Sie hat 1.658 Pfeifen! Orgel zwei. Die haben unterschiedliche Klänge. Haben die bestimmte Namen? Wieviele Tasten hat jedes Manual? Manche schon, z.B. die vorderen Pfeifen heißen 55, also sind es 110 Tasten. Und dann gibt es noch „Prinzipal“. Und alle Pfeifen, die ihr von vorne sehen 30 Pedale. könnt, bilden den „Prospekt“.
13 Wie groß ist die größte und wie klein die kleinste Pfeife? Die größten Pfeifen sind ca. 3,20 m lang und so schwer, dass das untere Ende der Pfeife von dem eigenen Gewicht plattgedrückt wird. Da verändert sich natürlich der Klang und das muss auch mal re- pariert werden. Die kleinsten Pfeifen sind ca.10 cm. Die hören sich an wie eine Hundepfeife. Aber diese Pfeifen spielt man ja nie alleine und mit anderen Tönen zusammen klingt es wieder schön. Aus welchem Material sind denn die Pfeifen? Es gibt welche aus Metall, hier in Dingden ist das eine Blei-Zinn-Legierung. Diese Pfeifen sind rund. Und die eckigen, die ihr nur sehen könnt, wenn ihr von hinten in die Orgel hineinguckt, die sind aus Holz. Über den Tasten, den Manualen, sind ja noch ganz viele andere Schalter. Das sind die Register. Die Dingdener Orgel hat da- von 23 Stück. Und was machen die Register? Mit Registern kann man verschiedene Stimmen und Klangfarben erzeugen. Je nachdem, welches gleich mehrere Orgelpfeifen Luft strömt. Dann ist es Register gezogen ist, werden unterschiedliche Or- schwerer, die Tasten herunterzudrücken. gelpfeifen mit Luft versorgt und machen so Töne. Und wenn die Pfeifen von innen dreckig werden? Luft macht Töne? Wird dann die Orgel auch mal von innen geputzt? Ja, das ist änlich wie bei einer Blockflöte. Jede Ja, aber zum Säubern müssen die Pfeifen ausge- Pfeife ist über einen Schlauch mit dem Gebläse baut werden. Dann kommen sie beim Orgelbauer der Orgel verbunden. Und wenn ich eine Taste drü- in ein Wannenbad. Und genau das passiert jetzt cke, öffnet sich ein Ventil und die Luft strömt in die während der Kirchenrenovierung. Die Orgel wird Pfeife und macht einen Ton. Und wenn mehrere auseinandergebaut, alles wird gereinigt und, wenn Register gezogen sind, werden auch mehrere Ven- nötig, repariert, damit alles wieder schön klingt – an tile geöffnet, so dass mit einem Tastendruck durch Weihnachten. Annika, Mathis und Jan
14 Im Fokus: Kirchenmusik Ein langer Weg der Erfindung des Buchdrucks verän- derte sich die Situation grundlegend. Bücher wurden nun preisgünstig und zum Gotteslob konnten auch von der breiten Masse erworben werden. Begünstigt von der Reformation entwickelte sich schnell ein deutscher N ach über zehnjähriger Vorberei- tungszeit halten wir seit Advent 2013 nun das neue Gotteslob in den Kirchengesang, nachdem jahrhunder- telang nur lateinische Hymnen und Lieder gesungen wurden. Der Hallen- Händen. Ein völlig neu konzipiertes ser Propst Michael Vehe (Dichter des Gebet- und Gesangbuch ist entstan- Liedes „Nun bitten wir den Heiligen den. Das neue Gotteslob trägt den Geist“) war es, der 1537 erstmals ein aktuellen und auch den künftigen katholisches Gesangbuch mit Noten Bedürfnissen der Pfarrgemeinden veröffentlichte. Unter dem Titel „Ein Rechnung. Das gilt sowohl für den new gesangbüchlin für alle guten musikalischen Bereich als auch für christen nach der ordenung christ- alle Texte des Werks. So finden licher Kirchen“ sind 56 deutschspra- sich im jetzigen Gesangbuch – im chige Lieder zu finden. 1567 legte der Unterschied zu seinem Vorgänger – Bautzener Stiftsdekan Johann Lei- Gesänge aller Epochen – also auch sentrit nach. Seine „Geistliche Lieder Lieder, die aus Gründen des dama- und Psalmen der Alten Apostolischer ligen Zeitgeistes im bisherigen Gebet- recht und warglaubiger Christlicher und Gesangbuch nicht aufgenommen Kirchen“ enthält 250 Lieder mit 181 wurden. Selbstverständlich ergänzt Melodien, darunter viele aus pro- auch Neues Geistliches Liedgut das testantischen Quellen und etwa 70 zur Verfügung stehende Repertoire. neue, die aus Leisentrits eigener Fe- Regionale Liedtraditionen werden der stammen dürften. vom jeweiligen Eigenteil der einzel- Allmählich setzten sich deutsche nen Diözesen bedacht. Kirchenlieder als Begleitung des Doch werfen wir zunächst einen Gottesdienstes durch. Großen Anteil Blick zurück. Schon im Mittelalter hatte besonders der Jesuit Friedrich hatten Klöster ihre eigenen Gesang- Spee, dessen gedichtete Kirchenlieder bücher. Diese waren kunstvoll von (z. B. „O Heiland, reiß die Himmel Hand geschrieben und dienten den auf“, „Zu Bethlehem geboren“, „Lasst Mönchen für den gregorianischen uns erfreuen herzlich sehr“ oder „Ihr Gesang während der Liturgien. Mit Freunde Gottes allzu gleich“) nach
15 wie vor beliebt sind und sich bis heute ein neues Gebet- und Gesangbuch zu im Gotteslob finden. erarbeiten. Nachdem ein gutes Jahr Erstmals 1677 legte Bischof Chri- später die Liturgiekonstitution „Sa- stoph Bernhard von Galen für das crosanctum Concilium“ verabschie- Bistum Münster ein Gesangbuch in det wurde, führten deren wesentliche hochdeutscher Sprache vor. Insge- Reformen – wie zum Beispiel die Ver- samt enthielt das Diözesangesang- wendung der Muttersprache, aber buch 297 geistliche Lieder. Es erlebte auch die neue liturgische Bedeutung mindestens sechs Neuauflagen. Erst der Gemeindegesänge – bereits 1964 1865 erschien ein neues Bistums- zum endgültigen Beschluss der Deut- gesangbuch. Von nun an war das schen Bischofskonferenz, für alle Gesangbuch jeweils auf eine Genera- deutschen Diözesen ein einheitliches tion ausgelegt. 1897, 1932 und 1950 Gebet- und Gesangbuch zu erstel- erschienen Nachfolgebücher. Gerade len. Diesem Projekt schlossen sich das alte „Laudate“ ist vielen noch in im März 1966 die österreichischen Erinnerung. Nach Ende des Zweiten Bischöfe und die Bischöfe von Bozen- Weltkrieges erschien es bis 1969 und Brixen, Luxemburg, Lüttich und Straß- wurde bis 1975 in den Gemeinden burg an. genutzt. 1972 erschien die erste Vorauspu- Ein erstes überdiözesanes geist- blikation Gesänge zur Messfeier, Ende liches Liederbuch war das 1937/1938 1972 ein erstes „Rohmanuskript“ und von privater Seite herausgegebene 1973 das „definitive Manuskript“. Die „Kirchenlied“. Zunächst als Jugend- Bischofskonferenzen Deutschlands buch gedacht, war es jedoch schnell und Österreichs beschlossen Ende bei allen Altersgruppen beliebt. Min- September 1973 grundsätzlich die destens 21 Auflagen erlebte diese baldige Herausgabe. Nachdem bis Sammlung bis in die 1960er Jahren. April 1974 noch Anregungen seitens Das Zweite Vatikanische Konzil der Bischöfe und einzelne offene Fra- hat sowohl mit dem von ihm ausge- gen geklärt worden waren, erschien henden Impuls, aber auch durch ent- das „Gotteslob“ im März 1975. Zu- sprechende Reformen der Liturgie letzt wurde eine modernisierte und einen wesentlichen Beitrag zur Erstel- erweiterte Fassung von 1996 verwen- lung des ersten gemeinsamen Got- det. In Texten des 20. Jahrhunderts teslob geleistet. Bereits während der wurden darin im Sinne einer inklu- Beratungen der Liturgiekonstitution siven Sprache die Wörter „Brüder“ des Konzils fassten die deutschen Bi- und „Söhne“ durch andere Formulie- schöfe im August 1962 den Beschluss, rungen ersetzt. Sven Joosten
16 Im Fokus: Kirchenmusik Cordula Wöhler: Die Dichterin von „Segne du, Maria“ V iele von uns kennen das Lied „Segne du, Maria“, aber wenige wissen, dass der Text von einer jungen Frau stammt, die zur Zeit seiner Abfassung wird, aber nur für die Kommunion der Gläubigen. Was übrig bleibt, ist wieder gewöhnliches Brot und Wein, und ihr Vater stelle es in den Küchenschrank. noch Protestantin war. Auch leuchtete ihr nicht ein, warum sie Maria und Cordula Wöhler wurde am 17. Juni 1845 im me- die Heiligen nicht verehren sollte. „Vater nannte das cklenburgischen Malchin geboren. Ihr Vater war eine Abgötterei.“ evangelischer Theologe und später In der ursprünglich katho- Pastor in Lichtenhagen bei Rostock. lischen Dorfkirche Lichtenha- Cordula, ein begabtes Kind, erhielt gen, hatte sie eines Tages eine eine gute Ausbildung und zeigte be- hölzerne Pietá (Maria mit dem reits früh einen religiösen Charakter. Leichnam Jesu auf dem Schoß) Trotz des evangelischen Elternhauses entdeckt, deren Anblick sie las sie schon als Kind auch Bücher nachhaltig beeindruckte. Sie katholischer Schriftsteller, in ihrer säuberte die Statue, brachte Jugendzeit besonders die Werke des fast täglich frische Blumen und Universitätsprofessors Alban Stolz. verspürte eine wachsende Liebe Im August 1864 bereiste Cordula zur Gottesmutter. Später schrieb mit ihrer Familie Thüringen, Bayern, sie: „Aber lange, bevor ich daran Tirol und die Schweiz. Hier erlebte das dachte, katholisch zu werden, Mädchen erstmals selbst den katho- begann ich schon Maria zu lie- lischen Gottesdienst, der nach eige- ben, ihr heimlich zu huldigen, nen Aussagen wegen seiner Pracht und Sakralität ohne jedoch den Mut zu haben, sie anzurufen; „großen Eindruck“ auf sie machte. Auf der Weiter- denn ich wusste ja, das dies den Protestanten nicht reise in die Schweiz entschloss sich die Pastoren- erlaubt war.“ tochter, an Alban Stolz zu schreiben. Das war der Als den Eltern der Briefwechsel mit Stolz bekannt Anfang eines langen Briefwechsels mit dem katho- wurde, bemerkten diese auch ihre heimlichen „Ma- lischen Priester. rienandachten“. Die Statue wurde entfernt. Cordula Der Umgang der Protestanten mit dem „Abend- erfuhr nie, wohin sie gebracht wurde. Eine Pastoren- mahl“ erschien der jungen Cordula seit längerer tochter, die katholisch wird, empfand die Familie als Zeit bereits als inkonsequent. Sie hatte gelernt, Katastrophe. Doch Cordula, inzwischen 25 Jahre alt dass Christus in Brot und Wein wirklich gegenwärtig und nach damaligem Recht volljährig, bekannte, sie
17 könne aus innerster Überzeugung nicht auf ihren ter empfing sie ihre Firmung und am 16. Juli durfte Wunsch verzichten, katholisch zu werden. So kam sie zum ersten Mal die hl. Kommunion empfangen. es zum Bruch mit den Eltern; als Katholikin könne Ab März 1871 lebte Cordula Wöhler in Tirol. Spä- sie nicht länger im Haus eines Pastors bleiben. An- ter zog sie nach Schwaz und arbeitete in einer Zu- gesichts des Abschieds vom Elternhaus schrieb sie ckerbäckerei. das Gedicht: Eine Lebenszäsur trat 1876 ein. Josef Anton Sch- mid aus Oberstaufen im Allgäu wandte sich an die Dichterin und bat sie um ein „frommes Gedicht“ Segne Du Maria, segne mich Dein Kind. für eine Gedenktafel, die er dem Jesuitenpater Ja- Dass ich hier den Frieden, dort den Himmel find! kob Rem an seinem Geburtshaus in Bregenz wid- Segne all mein Denken, segne all mein Tun, men wollte. Zwischen Schmid und Wöhler entstand Lass in Deinem Segen Tag und Nacht mich ruhn! ein intensiver Briefwechsel, der in eine Verlobung mündete, noch bevor sie sich persönlich kannten. Segne Du Maria, alle die mir lieb, Das Paar heiratete schließlich in Riezlern im Klein- Deinen Muttersegen ihnen täglich gib! walsertal und zog nach Bregenz. 1881 zog das Paar Deine Mutterhände breit auf alle aus, nach Schwaz in Tirol, wo es später zwei Waisen- Segne alle Herzen, segne jedes Haus! kinder adoptierte. Cordula Wöhler starb hier am 6. Februar 1916. Josef Anton Schmid überlebte seine Segne Du Maria, alle, die voll Schmerz! Frau nur kurz und starb bereits am 25. Mai des glei- Gieße Trost und Frieden in ihr wundes Herz! chen Jahres. Sei mit deiner Hilfe nimmer ihnen fern! Der Komponist Karl Kindsmüller aus Regenburg- Sei durch Nacht und Dunkel stets ihr lichter Stern. hat Ihr berühmtes Gedicht 1916 vertont. Der erste, zweite und fünfte Vers wurden als Kirchenlied Segne Du Maria, jeden der da ringt, schnell beliebt. Heute zählt es zu den volkstüm- Der in Angst und Schmerzen, Dir ein Ave bringt. lichsten Marienliedern im deutschen Sprachraum. Reich ihm Deine Hände, dass er nicht erliegt, Von vielen Gläubigen kann es sogar auswendig ge- Dass er mutig streite, dass er endlich siegt! sungen werden. Vor 1975 war es in fast allen süd- deutschen Diözesangesangbüchern enthalten und Segne Du Maria, unsre letzte Stund! wurde auch in mehrere Regionalteile des Gottes- Süße Trostesworte flüstre dann Dein Mund. lob übernommen. Die ungebrochene Begeisterung Deine Hand, die linde, drück das Aug uns zu, vieler Gläubigen sorgte dafür, dass es fast 40 Jahre Bleib im Tod und Leben unser Segen Du! nach dem Verschwinden aus vielen Gesangbüchern in der Neuausgabe des Gotteslobes im Jahre 2013 – nunmehr unter der Nummer 535 im Stammteil – Cordula Wöhler ging zu Professor Stolz nach Frei- wieder vertreten ist. burg im Breisgau. Dort wurde sie am 10. Juli 1870 in Bearbeitet durch die katholische Kirche aufgenommen. Drei Tage spä- Sven Joosten
18 Im Fokus: Kirchenmusik „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ W ir Kirchenmusiker in der neuen Gemeinde Maria Frieden wur- den gebeten unser Lieblinglied aus Dann wurde neben dem „Heilig“ aus der Deutschen Messe das vor allem im Süden Deutschlands be- dem neun Gotteslob zu benennen liebte „Wohin soll ich mich wenden“ und zu beschreiben. aus der gleichen Messe als Nummer 145 wieder aufgenommen in das Got- Es gibt einige schöne Lieder, und so teslob. Es eignet sich als Eröffnungs- möchte ich die Aufmerksamkeit auf gesang und zu Trauergottesdiensten. drei neue alte Lieder lenken. Zunächst wurde ja in der Osterzeit bereits das Wohin soll ich mich wenden, wenn aus dem englischen Repertoire stam- Gram und Schmerz mich drücken? mende Abendlied Gotteslob Nummer Wem künd ich mein Entzücken, 325 „Bleibe bei uns“ in unserer Ge- wenn freudig pocht mein Herz? meinde gesungen, von dem es auch Zu dir, zu dir, o Vater, komm ich in einen schönen Chorsatz gibt und das Freud und Leiden, du sendest ja die während des ganzen Jahres gesungen Freuden, du heilest jeden Schmerz. werden kann. ... Bleibe bei uns, du Wandrer durch Schließlich findet sich ein mehr- die Zeit! Schon sinkt die Welt in stimmiges Vater unser aus der Ost- Nacht und Dunkelheit. Geh nicht kirche unter der Nummer 661,8 im vorüber, kehre bei uns ein. Sei unser Gotteslob, das auch einstimmig von Gast und Teile Brot und Wein. der Gemeinde als einfache Variante Weit war der Weg Wir flohen fort zu anderen Vater unser Vertonungen vom Kreuz. Doch du, Verlorner, gesungen werden kann. führtest uns bereits. Brennt nicht in uns ein Feuer, wenn du sprichst? Es gibt noch weitere Schätze zu ent- Zeige dich, wenn du nun das Brot decken. Die kommenden Jahre wer- uns brichst. den sie hoffentlich von der Gemeinde Weihe uns ganz in dein Geheimnis angenommen. Besuchen Sie doch ein. Lass uns dich sehn im mal die Werktagsgottesdienste, wo letzten Abendschein. Herr, deine wir immer mal wieder das ein oder Herrlichkeit erkennen wir: Lebend andere neue Lied probieren. und sterbend bleiben wir in dir. Dr. Gerd-Heinz Stevens
19 Mein Lieblingslied... ... im Gotteslob ist die Nummer 405 „Nun danket alle Gott“. Das Lied hat auch nach fast 370 Jahren nichts von Nun danket alle Gott seiner Freude und Musikalität ver- mit Herzen, Mund und Händen. loren. Es zählt zu den bekanntesten Der große Dinge tut deutschen Liedern. an uns und allen Enden, Berühmt wurde es als „Choral von Der uns von Mutterleib Leuthen“. Als die preußische Armee und Kindesbeinen an unter Friedrich II. am 5. Dezember Unzählig viel zu gut 1757 das österreichische Heer in der bis hierher hat getan. Schlacht bei Leuthen im siebenjähri- gen Krieg besiegte, sollen am Abend nach der Schlacht 25.000 Soldaten Der ewig reiche Gott spontan dieses Lied angestimmt ha- woll uns in unserm Leben ben. Ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben Der Choral wurde auch 1955 im Lager Friedland nach Ankunft der Und uns in seiner Gnad offiziell letzten deutschen Kriegsge- erhalten fort und fort fangenen aus der UdSSR, deren Heim- Und uns aus aller Not kehr nach Deutschland der damalige erlösen hier und dort. Bundeskanzler Adenauer erreicht hatte, gesungen. Lob, Ehr und Preis sei Gott, Der prostestantische Theologe dem Vater und dem Sohne Martin Rinckart verfasste den Text, Und Gott, dem Heilgen Geist Johann Crüger einige Jahre später die im höchsten Himmelsthrone, beschwingte hymnenhafte barocke ihm, dem dreieinen Gott, Melodie. Nahezu alle großen Kom- ponisten haben das Lied im Laufe der wie es im Anfang war Zeit bearbeitet. Und ist und bleiben wird Sven Joosten so jetzt und immerdar.
20 Im Fokus: Kirchenmusik Singen ist gesund! G esundheit und gute Laune - wer weiß das nicht zu schätzen? Mittel und Wege sich beides zu erhalten gibt es viele, und die sind mitunter recht kostspielig. Wer gesund und fröhlich sein will, muss jedoch nicht gleich zu hochpreisigen Wellness- Angeboten greifen, denn es gibt ein einfaches und kostenloses Rezept für jedermann: Singen. Wer singt, erfreut nicht nur seine Umwelt mit schöner Musik (wobei Musikalität und Geschmack eine eher untergeordnete Rolle spielen), sondern stärkt zudem sein Abwehrsystem und stimuliert die Selbstheilungskräfte. Dies wurde jüngst von Wis- senschaftlern der Universität Frankfurt am Main anhand eines Laienchors nachgewiesen. nicht nur Spaß macht, sondern auch gut für die Ge- Bereits nach einstündigem Gesang zeigten die sundheit ist. Aktuellen Studien zufolge hält Singen Blutproben der Sänger erstaunliche Verände- ähnlich fit wie regelmäßiger Sport. Denn nicht nur rungen: Die Konzentration von Immunglobulin A die Stimmbänder, sondern der gesamte Körper sowie Kortisol hatte sich deutlich erhöht - ein klares kommt durch das Singen in Bewegung. Zwerchfell Anzeichen für die gesteigerte Abwehrfähigkeit des und Lunge werden trainiert, die Durchblutung ge- Körpers. Und nicht nur körperlich ist der selbst aus- fördert und Körperhaltung sowie Herz-und Kreislauf geübte Gesang eine Wohltat. Musikwissenschaftler positiv beeinflusst. und Psychologen werden nicht müde zu betonen, Die Mediziner konnten sogar nachweisen, dass dass Singen den Lebensmut, das Selbstvertrauen das Immunsystem der Chorsänger besonders gut sowie Ausgeglichenheit und Belastbarkeit steigern. arbeitet und diese so gegen Krankheiten besser Es bewahrheitet sich somit eine alte Volksweisheit: geschützt sind. Zusätzlich schüttet der Organismus „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Men- beim Singen Glückshormone aus. Dadurch nimmt schen singen keine Lieder“. das Singen auch auf die Psyche einen positiven Ein- fluss. Wer häufiger ein Lied anstimmt, ist demnach ausgeglichener und kann mit Stress besser umge- Singen macht gute Laune! hen. Ob allein in der Badewanne, gemeinsam in Fuß- Das Vorurteil vieler Menschen, sie könnten gar ballstadien oder im Chor - Singen ist beliebt, etwa nicht singen, lassen die Experten übrigens nicht gel- 3 Millionen Chorsänger gibt es in Deutschland. Wis- ten. Ein gewisses musikalisches Talent habe jeder senschaftler konnten jetzt nachweisen, dass Singen und - Singen lässt sich üben!
21 Was man zum Singen wissen sollte: Lange, bevor Kinder Worte verstehen oder gar Haben Sie nun Lust, selbst sprechen können, erkennen sie Melodien und mitzusingen? ahmen die Melodie nach, die ihre Eltern vorsingen. Kinderlieder sind, nachgewiesenermaßen, der Ein- Kirchenchor St. Pankratius stieg in die Sprachentwicklung. Sie helfen Kindern, durch den Klang eines Satzes die Sinn-Einheiten zu donnerstags ab 20:15 Uhr durchschauen. im Pfarrheim Dingden Musiker, die vor ihrem siebten Lebensjahr mit Kirchenchor St. Antonius Loikum dem aktiven Musizieren begonnen haben, verfügen über messbar stärkere Verbindungen zwischen der dienstags ab 20:15 Uhr rechten und der linken Hirnhälfte – und später funk- in der Gaststätte de Baey tioniert der Austausch besser. Ergebnis: Verstärkte Kirchenchor Hl. Kreuz Mehrhoog Analysefähigkeiten. Eine bundesweit beachtete Studie aus Berlin hat dienstags ab 17:30 Uhr gezeigt: Grundschulkinder, die aktiv musizieren, im Edith-Stein-Heim sind sensibler, seelisch stabiler, sozial engagierter, geistig beweglicher. Sie lernen sogar besser als Chor Miteinander Gleichaltrige ohne musikalische Alltagserfahrung. mittwochs ab 20:30 Uhr Das hat möglicherweise eine Ursache in dieser im Pfarrheim Dingden Erkenntnis der Wissenschaft: Selbst gemachte Mu- sik aktiviert das so genannte limbinische Selbst- Singgemeinschaft belohnungssystem im Hirn: Die Ausschüttung St. Maria-Himmelfahrt glücksspendender Hormone ist stärker als bei jeder jeden 2. Montag im Monat Sportart. Diersfordter Straße 29 Eine neue Studie aus Frankfurt beweist auch: Aktives Singen führt zu messbaren Stärkungen des Immunsystems. Psychologen haben nachgewiesen, wie selbst passiver Musikgenuss Depressionen gün- stig beeinflusst. Die positiven Reaktionen der ein- schlägigen Hirnsektionen sind gemessen worden. Heidelberger Neurologen haben gemessen und festgestellt: Bestimmte Hirnregionen sind bei pro- fessionellen Musikern bis zu 130 Prozent größer als bei Nichtmusikern. Sven Joosten
22 Im Fokus: Kirchenmusik Die Top 5: Unsere Klassiker und Hits Platz 1 Großer Gott, wir loben dich (GL 380). Die erste Strophe ist d e r Klassiker. Die Melodie stammt aus Wien. Der Text paraphrasiert den lateinischen Hymnus „Te Deum“ und wurde von dem Priester Ignaz Franz (1719–1790) gedichtet. Die elf Strophen passen zu allen Anlässen. Aber, wer bitte, sind Kerubim und Serafinen? Ganz einfach: Engel aus dem Alten Testament! Laudato si. Im neuen Gotteslob fehlt dieser Schlager zwar. Aber jedes Kind kennt den altitalienischen Text. Gepriesen bist du, Herr. „O mio signore.“ Der Platz 2 Text lehnt sich an den Sonnengesang von Franziskus von Assisi an. Platz 3 Heilig (GL 388). Franz Schubert hat das Sanktus vertont, das schon seit jeher im Münsteraner Eigenteil des Gotteslobes verzeichnet war. Jetzt hat der Evergreen auch den Sprung in den deutschlandweiten Hauptteil geschafft. Das Stück stammt aus Schuberts „Deutsche Messe“ aus dem 18. Jahrhundert. Von guten Mächten treu und still umgeben (GL 430 und 815). Gleich zweimal ist das Kirchenlied mit unterschiedlichen Melodien im Gotteslob vertreten. Es Platz 4 hat eine sehr traurige Geschichte: Der Widerstandskämpfer und evangelische Pastor Dietrich Bonhoeffer textete es am 19. Dezember 1944 in einem Brief an seine Verlobte: „Ein paar Verse, die mir in den letzten Abenden einfielen“ als „Weihnachtsgruß für Dich und die Eltern und Geschwister“. Platz 5 Stille Nacht, heilige Nacht (GL 249). (Fast) Ohne Worte. Das Weihnachtslied kennt jeder. Und auch den passenden Witz dazu: Wie heißt Gottes Sohn? „Owi“. Warum? In der dritten Strophe heißt es: „Gottes Sohn, o wie lacht...“
23 Ordensfrau gewinnt Gesangsshow einer Band auf Hochzeiten. Auch einen Freund hatte „Die Stimme Italiens“ sie. Sängerin zu werden war ihr Mädchentraum. Scuccia absolvierte eine Musical-Ausbildung an „What a Feeling“ der „Star Rose Academy“, die der Ursulinen-Orden in Rom unterhält. Angeblich soll sie ihre geistliche Berufung verspürt haben, als sie in einem Musical die Ordensgründerin verkörperte. Ihr zweijähriges Noviziat verbrachte die Sizilianerin in Brasilien. Heute lebt „Suor Cristina“ in einer Niederlassung der Ursulinen in Mailand und betreut Kinder. Auch auf ihrem Weg ins Finale sang Scuccia meist von Dingen, die im Leben einer Ordensfrau keine Rolle spielen sollten. Nach ihrem Debüt mit „No One“ von Alicia Keys überzeugte sie etwa mit „Girls Just Want to Have Fun“ von Cyndi Lauper. Mit Ky- lie Minogue sang sie im Duett deren Hit „Can‘t Get You Out Of My Head“. Mehr zu tun mit ihrem Alltag C ristina Scuccia hat nichts von der gespielten Coolness ihrer Konkurrenten. Sie beißt die Lip- pen zusammen, wippt mit den Füßen, auf ihrer Stirn hatte zumindest dem Titel nach „Living on a Prayer“ von Bon Jovi. Zuletzt setzte sie sich im Halbfinale mit „The Time of My Life“ aus dem Film „Dirty Dan- rinnen Schweißperlen. Dann ist es endlich soweit: cing“ durch. „Das Publikum hat entschieden, dass die Edition Ihr Auftritt in der Talentshow sei lediglich eine 2014 von ‚The Voice of Italy‘ Schwester Cristina andere Form, um die christliche Botschaft zu ver- gewinnt“, verkündet der Moderator der Talentshow breiten, erklärte die Ordensfrau bei ihrem ersten am Freitag (06.06.2014) kurz nach Mitternacht mit Auftritt. Sie wolle zeigen, dass „die Kirche überall feierlicher Stimme. Die Sensation ist perfekt: Eine und bei allen ist“. Dafür gab es auch aus dem Vati- 25 Jahre alte katholische Ordensfrau aus Sizilien ist kan ein dickes Lob. „Recht so! Mögen viele das tun“, die „Stimme Italiens“. schrieb der Präsident des Päpstlichen Kulturrates, Ebenso spektakulär wie ihr Debüt vor drei Mona- Kardinal Gianfranco Ravasi, via Twitter. Beworben ten, als Jury und Publikum kaum glauben konnten, hatte sich die Sizilianerin für den Gesangswettbe- dass sie eine leibhaftige Ordensfrau vor sich hatten, werb nicht. Die Talent-Scouts wurden auf sie auf- endete der Wettbewerb schließlich auch. „Suor Cri- merksam durch ein Video von einem ihrer Auftritte stina“ stimmte nach der Bekanntgabe ihres Sieges beim „Good News Festival“, das von der Italie- zur Verblüffung des Moderators auf der Bühne ein nischen Bischofskonferenz organisiert wird. Vaterunser an und lud das Publikum ein mitzubeten. „Mein Ziel ist es nicht, Erfolg zu haben“, hatte Scu- Schon vor ihrem Eintritt in den Ursulinen-Orden cia noch einen Tag vor dem Finale verkündet. Doch sang die Jugendliche in ihrer sizilianischen Heimat in den hat sie nun! Quelle: kirchensite.de
24 Steckbrief: Heilig Kreuz Mehrhoog In einer Serie über die Mehrhoog Heilig Kreuz Kirchen unserer neuen Pfarrei Maria-Frieden stellen wir im zweiten Teil die Kirche Heilig Kreuz in Mehrhoog vor. D er alte Meister Gerhard lebte vermutlich von 1210 bis 1271. Sein größtes Werk ist ein deutsches Wahrzeichen durch und durch: der Kölner Dom. Die Fertigstellung des gotischen Gemäuers erlebte der Bau- meister aber nicht. Längst nicht. Erst Jahrhunderte nach seinem Tod wur- den die beiden Türme fertiggestellt und der Dom vollendet. Vieles ist von Meister Gerhard nicht überliefert. Sicher ist, dass an Christi Himmelfahrt im Jahr 1248 der Grundstein für den Dom gesetzt wurde. Die Pläne für die Kathedrale stammen aus Gerhards Feder. Meister Gerhard: Das war Ehren titel und Berufsbezeichnung zugleich. Gerd Stevens hätte ihn ebenfalls verdient: „Meister Gerd“ hat nicht nur die Mehrhooger Kirche Heilig Kreuz, sondern ungezählte Häuser und Bauten seines Heimatdorfs Mehr- hoog erbaut. Der rüstige 93-Jährige kennt unendlich viele Anekdoten, Histörchen, Erzählungen. In kleinen
25 Architekt Gerd Stevens hat die Kirche Heilig Kreuz geplant und gebaut. Sie steht im „lateinischen Viertel“: Schule, Kindergarten, Pfarrhaus und Kirche bilden ein Ensemble. Büchern hat er sie aufgeschrieben. Stevens die wechselvolle Geschichte „Geschichte und Geschichten“ lautet zwischen den Nachbardörfern Mehr- ein treffender Untertitel dazu. hoog und Mehr: „Auch die Tochter Geschichte und Geschichten kennt Mehrhoog, die der Mutter inzwischen er auch zu „seiner“ Kirche Heilig über den Kopf gewachsen war, hat der Kreuz in Mehrhoog. Gerd Stevens agile Pfarrer nicht vergessen“, heißt hat sie geplant, erbaut – und ist es beispielsweise über Pastor Karl Mitglied unserer Pfarrge- Esser, der 1934 den Kirch- meinde. Sein Bauwerk ist Wechselvolle bauverein wiederbelebt der jüngste Kirchenbau in hat. Zuvor wurde bereits Geschichte der Pfarrei Maria Frieden. zur Jahrhundertwende Vor 50 Jahren, am 15. November erstmals für eine eigene Mehrhooger 1964, wurde der erste Spatenstich Kirche gesammelt. Dieser erste Kirch- gesetzt. Am 1. Oktober 1966 hat der bauverein hatte jedoch keinen Erfolg: Münsteraner Weihbischof Heinrich Fehlendes Engagement einerseits und Baaken die Kirche geweiht. die Währungsreform andererseits Bevor Architekt Stevens – gemein- brachten das angesparte Kapital wie- sam mit dem Kirchen-Architekten der auf Null. „Großzügig wurden vom Erwin van Aaken – die erste Skizze zu Restgeld, das für andere Zwecke in der Papier brachte, gingen der Kirchen- Pfarre Mehr verwendet wurde, einige planung jahrelange Bemühungen Fähnchen und Glöckchen angeschafft, voraus. Als Generationenkonflikt zwi- die Mehrhooger Volksschüler bei der schen Mutter und Tochter beschreibt Fronleichnamsprozession in Mehr
26 Steckbrief: Heilig Kreuz Mehrhoog tragen durften“, heißt es lakonisch in Stevens‘ Notizen zum vorläufigen Ende des Vereins. Auch der zweite Anlauf kam nicht ans Ziel. Die Nazi-Machthaber ver- sagten dem Kirchenbau die Erlaubnis. Aller guten Dinge sind drei: 1957 nahm der Kirchbauverein zum dritten Mal seine Arbeit wieder auf. Architekt Stevens beteiligte sich mit einem Vorentwurf, verschiedene Grundstücke wurden ins Auge gefasst. Mit 100.000 D-Mark beteiligten sich die Gläubigen an den Baukosten von rund 600.000 D-Mark. Dass die Kirche am Orts- rand in Richtung Töven errichtet wurde, ist einer letz- ten List der Mehrer Mutter zu verdanken: Nachdem in den 1960er Jahren die Bau- leitplanung auf kommunale Hände überging, schrieben Haffen und Mehr das außenliegende Gelände in die Flächennutzungspläne. „Um einen Alle Blicke richten sich wie von selbst auf den Altar als Mittelpunkt. kleines Bild links: Das Taufbecken im Eingangsbereich. kleines Bild rechts: Neben dem Altar leuchtet ein senkrechtes Lichtband.
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28 Steckbrief: Heilig Kreuz Mehrhoog Lichtbänder, von Beton unterbrochen, umrahmen Kirchbau nicht erneut in Frage zu zu fassen: „Hell verputzte Wände, die das Kirchenschiff. stellen, musste man sich den Pla- Betonfarbe der Konstruktionsteile, nungsvorgaben beugen“, resümierte der Boden in Jura-Marmor sind Stevens. Und agierte drei Tage vor neben der mit Holz verschalten, im der Kirchweih nicht weniger listig: Naturton belassenen Decke, die durch Bei einer kurzfristigen Audienz beim die hochsitzenden Fenster einen fast Münsteraner Generalvikar Böggering schwebenden Eindruck macht, die setzte er sich dafür ein, die Grenzen aufeinander abgestimmten, raumbil- der neuen Pfarrei noch nicht zu denden Elemente.“ Kurzum: „Es sollte „Es sollte ein ziehen, sondern die kommunale ein Raum entstehen, der geeignet Raum entstehen, Gemeindereform abzuwarten. So sind ist, Gemeinschaft zu bilden und zu der geeignet ist, weltliche und kirchliche Gemeinde bis festigen.“ Gemeinschaft heute identisch. Küsterin Maria Schulte-Drevenack zu bilden und zu Irrungen und Wirrungen, Grenzkon- bestätigt das: „Von jedem Platz im festigen.“ flikte sind längst Vergangenheit. Seit leicht ansteigenden Raum lässt sich Advent 2012 ist Heilig Kreuz eine von der Altar gut sehen. Und von oben fünf Kirchen in der Pfarrei Maria Frie- kann jeder Gottesdienstbesucher gut den. Wie der Sakralbau in Ringenberg gesehen werden.“ Keine Säulen, die beherrscht moderne Architektur und den Blick versperren. Kunst das Gebäude. Wenige Meter Der erste Eindruck: ganz schön dun- neben dem Kirchenschiff wurde der kel. Nach und nach gewöhnen sich Turm errichtet. Beton und rote Klin- die Augen an das Dämmerlicht, das ker dominieren die äußere Ansicht. durch Lichtbänder in den Innenraum Architekt Stevens ist es gelungen, die fällt. Die Stimmung ist gewollt, sagt Philosophie seiner Kirche in einen Satz der Erbauer. Bei den romanischen
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