Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Koblenz Die Stadt am Deutschen Eck Sonderbeilage des Krupp Medienzentrums · Koblenz · Mai 2018 · Druckauflage: ca. 95.000 Stück Rückblick und Ausblick – Abschied und Aufbruch! ©Thomas Frey fotolia.com Fotos: Udo Stanzlawski fotolia.com
Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig mit Susanne Tack und Hermann Krupp beim Redaktionsgespräch. EIN STARKER STANDORT Redaktionsgespräch mit Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig „Das zeigt, es geht aufwärts in der Stadt“ Nun ist es soweit: Die Amtszeit von Prof. positiver demographischer Trend bestärken ben. Gefasste Eckwertbeschlüsse unterban- Dr. Joachim Hofmann-Göttig ist beendet. ihn in diesem Fazit. „Das zeigt, es geht auf- den diesen Wettlauf, „alle haben sich da- In den Jahren als Oberbürgermeister hat wärts in der Stadt.“ ran gehalten“. Man ging im Rat der Stadt er viel erlebt und viel bewegt. Verlagschef Hofmann-Göttig blickt weiter zurück und Koblenz „sehr kritisch mit allen Ausgaben“ Hermann Krupp und Prokuristin Susanne nennt als weitere Höhepunkte der Amtszeit um, musste aber gleichzeitig darauf ach- Tack trafen sich letztmalig mit dem schei- die Fusion von KEVAG und EVM, die Fusion ten, „nicht mit dem Rasenmäher drüber zu denden Oberbürgermeister im Krupp-Me- zum Gemeinschaftsklinikum („Das ist schon fahren, da die Stadt viele verpflichtende dienzentrum in Sinzig, um auf die vergan- etwas Besonderes.“). Er sieht die Möglich- Ausgaben hat“. Das brauchte viel Sachver- genen Jahre zurückzublicken. keit einer Haushaltssanierung („Das hat stand, so Hofmann-Göttig. auch viel mit der Einnahmesituation zu Neben der Senkung der Ausgaben musste Bei einem Rückblick auf die letzten acht tun.“). zugleich die Möglichkeit von Einnahmeer- Jahre, fragt Susanne Tack, „wo liegen die 22 Projekte wollte er in den letzten Mona- höhungen geprüft werden. Auch hier wur- Highlights der Amtsjahre von Joachim Hof- ten seiner Amtszeit beenden. Ob er noch de maßvoll agiert. 2018 schließlich konnte mann-Göttig“? Das „Top-Highlight“, sagt weitere angestoßen hat, will Susanne Tack der erste ausgeglichene Haushalt seit Ein- er, war natürlich die Bundesgartenschau. wissen. Sicher, so die Antwort. Diese wei- führung der doppelten Buchführung (Dop- Er erlebte den Rest der Vorbereitungen sen in die Zukunft, sagt er. Durch den ge- pik) erreicht werden mit einem Plus von 15 zur Buga in Koblenz, die am Ende die er- nehmigten Haushalt sei bis Ende 2018 erst Millionen Euro. folgreichste überhaupt war. Und das halbe einmal Ruhe. Für die Zukunft nennt er zwei Dennoch – er zeigt sich realistisch – muss Jahr Buga in Koblenz selbst war „extrem Bereiche: Die Stärkung der Attraktivität des auf diesem Weg weiter gefahren werden. intensiv“ mit bis zu 15 Einsätzen für ihn an ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) Schließlich hat die Stadt Koblenz weiterhin den Wochenenden. Auch wenn es „sehr und bezahlbares Wohnen. Um dies zu errei- eine Schuldenlast von rund 500 Millionen anstrengend“ war: Das war für Hofmann- chen, sei „noch viel zu tun, keine Frage“. Euro. Alleine die Gefahr steigender Zinsen Göttig „Stadtmarketing pur“ mit vielen be- „Droht in Koblenz ein Fahrverbot?“ fragt drückt enorm. Die Hälfte der derzeitigen merkenswerten Erlebnissen. Hermann Krupp. „Nein!“ Nur an wenigen Schulden wäre seiner Ansicht nach für eine Aber auch die Nachnutzung nennt er als Tagen im Jahr gebe es eine Überschreitung Stadt wie Koblenz in Ordnung. Also gilt es Highlight. Durch Attraktionen wie zum Bei- der Grenzwerte, weiß Joachim Hofmann- weiter, zu konsolidieren. spiel das geöffnete Schloss, die Festung und Göttig. Ein Fahrverbot sei für ihn nicht die Gärten wurde Koblenz „dauerhaft at- einsehbar. Außerdem sieht er den Bund ge- traktiver für die Koblenzer und ihre Gäste“. Heute guter Politikstil im Rat fordert. Der Dieselbesitzer könne nichts für Das zeigt sich bereits eindrucksvoll an den den „Lug und Trug“. Übernachtungszahlen, die heute höher sind Hermann Krupp: „Wie gelang es, die Rats- als im Buga-Jahr. fraktionen mit einzubinden? Zu Beginn, so 2018 erster ausgeglichener Haus- Joachim Hofmann-Göttig, war die Konsoli- Der scheidende OB fasst zusammen: „Die Bundesgartenschau war eine Zeitenwende halt seit Einführung der Doppik dierung des Haushalts ein „hochkritisches für die Stadt und ein zentrales Projekt mei- Thema“. Er hatte sein Vorhaben bereits Der Haushalt war ein wichtiges Thema in im Wahlkampf angekündigt, erinnert er ner Amtszeit.“ der Amtszeit des Oberbürgermeisters Joa- sich. Als er dann im Amt war, habe er „ei- Darüber hinaus sei es gelungen, die Stadt chim Hofmann-Göttig. Hermann Krupp will sern konsequent“ daran gearbeitet und zu „befrieden“, dazu beizutragen, „das von ihm wissen, wie dieser sich in den acht niemanden bevorzugt oder benachteiligt. wir friedlich miteinander leben“. Bei einem Jahren seiner Amtszeit entwickelte und Hofmann-Göttig lacht: „Ich habe alle gleich Migrantenanteil von 30 Prozent und den welche Perspektiven er sieht. schlecht behandelt.“ Flüchtlingen in der Stadt sieht er eine „sehr Zum Amtsantritt, erinnert er sich, war der Aber mit dieser „Bereitschaft, sich Feinde liberale Ausstrahlung“ der Stadt Koblenz. Haushalt der Stadt Koblenz mit bis zu 50 zu machen“ konnte ihm keine Parteiigkeit Gut leben und gut arbeiten Millionen Euro Defizit pro Jahr „besorg- vorgeworfen werden. Er betrachtet den Po- niserregend. Das konnte so nicht weiter- litikstil im Rat heute als besser im Vergleich Zu den Highlights zählt Hofmann-Göttig gehen.“ Um das Defizit zu reduzieren, zu Beginn seiner Amtszeit. zudem das Wirtschaftsleben in der Stadt. erreichte er ein gemeinsames Verständnis Die Einnahmesituation zu verbessern, be- In einer Stadt wie Koblenz zählt es, gut im Stadtrat, „das A und O“. Denn anson- deutet, es für die Bürger teurer zu ma- leben und gut arbeiten zu können. Ant- sten hätte es das Risiko eines Wettlaufs für chen – ein traditionelles Reizthema. Wie er worten von Unternehmenslenkern und ein Mehrausgaben bei den Fraktionen gege- denn damit umgegangen sei, will Hermann Ausgabe 05/2018 3
EIN STARKER STANDORT Nun kann er gemeinsam mit seiner Frau den Tag gestalten. Er will täglich Sport trei- ben, etwas abnehmen, sich um seine Hunde kümmern, Zeit haben für Familie, Freunde und Bekanntschaften. Zwei neue Fotobü- cher sind in Planung. Beruflich will er „maß- voll“ als Wirtschaftsberater agieren. Eines seiner Projekte handelt von der Zukunft der Seilbahn, verrät er. Wohnen will er in Ko- „ “ blenz und in Holland. Friedlich und respektvoll miteinander umgehen Hat Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig Vi- sionen? Wo steht Koblenz in 20 Jahren? „Ich habe mich mit solchen Fragen immer Der Oberbürgermeister vor seinen Fotos. Foto: Archiv BSB schon schwergetan“, antwortet er. Er sei zwar ein Mensch der Planung, habe aber Probleme, sich das so vorzustellen. Beispiel- Krupp wissen. Es durfte kein Bereich ausge- Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Projekte haft nennt er das Thema Verkehr und das spart werden, erklärt er. Die Hundesteuer für die Zukunft?“ autonome Fahren. Wird das so sein? Welche wurde angehoben, Bei der Gewerbesteuer Joachim Hofmann-Göttig nennt die Stär- Folgen hat das? „Mein Phantasie ist nicht musste „sehr sensibel“ vorgegangen wer- kung des ÖPNV und die Konzessionsverga- ausgeprägt genug. Schnell ist die Grenze zu den, um die Unternehmen in der Stadt zu be ab 2020. Das sei ein „zentrales Thema“, Utopie und Spinnerei erreicht. Ich verstehe halten. Daher wurde mit den Unternehmen um das sich sein Nachfolger intensiv küm- mich eher als intelligenten Macher statt als kommuniziert, frühere Absenkungen rück- mern müsse. Er nennt das Thema „bezahl- Visionär.“ gängig gemacht und die Anhebung auf ein bares Wohnen“. Beim Umbau der Fritsch- Formulieren wir es anders: Welche Wün- für die Unternehmen verkraftbares Maß Kaserne stünden vier Investoren in der sche hat Joachim Hofmann-Göttig für die angehoben. Bei der Grundsteuer B war es engeren Wahl. Hier geht es um Wohnraum Zukunft? Jetzt sieht die Antwort anders hingegen „schwieriger“ - diese wird in der für bis zu 3.000 Menschen. Darüber hinaus aus: Er wünscht sich, „dass wir die Probleme Regel über die Mieten umgelegt. Für seinen müssten kleinere Wohnprojekte angesto- der Verkehrsinfrastruktur hinkriegen“. Die Vorschlag erhielt Hofmann-Göttig im Rat ßen werden – einige Projekte stünden be- Wohnprobleme sollen gelöst werden und eine Niederlage: Der Rat war einstimmig reits in der Pipeline. genügend bezahlbarer Wohnraum zur „ “ dagegen. Am Ende wurde die Grundsteuer Beim Gemeinschaftsklinikum gebe es große Verfügung stehen. Die Arbeitsplatzvielfalt B maßvoll angehoben, sagt er. anstehende Investitionen, die man beglei- soll erhalten bleiben, das heißt es sollen ten müsse. nicht nur hochtechnisierte Arbeitsplätze „Was ist denn mit dem Thema Brückensa- Die Menschen machen Koblenz nierung?“ fragt Hermann Krupp. Das war für die Menschen da sein. Hofmann-Göttig besonders attraktiv wünscht sich eine „innere Liberalität“, dass zu Beginn der Amtszeit besonders drü- wir friedlich und respektvoll miteinander ckend. „Das Problem gibt es weiterhin“, umgehen. sagt Hofmann-Göttig. Es wurde ein Master- Nach acht Jahren Amtszeit fragt Hermann plan Brückensanierung aufgestellt. Europa- Krupp den scheidenden OB: Wo liegen die und Balduinbrücke sind fertig. Als Nächstes Stärken der Stadt Koblenz? Kann er ein Fa- ist die Pfaffendorfer Brücke mit einem Inve- zit ziehen? stitionsvolumen von 58 Millionen dran. Das Joachim Hofmann-Göttig sieht die Stadt wird seinen Nachfolger begleiten, weiß er. „definitiv gut aufgestellt“. Es gebe keine Und wenn man es genau betrachtet, wird zweite Stadt, „die ich so attraktiv finde“. dieses Thema wohl nie beendet werden. Die Größe von Koblenz sei sehr gut. Der Hermann Krupp: „Dann wird das Thema Städtebau unterstreiche die Attraktivität, schnelles Internet wohl auch nie fertig sein, trage sie doch dazu bei, „dass man sich da immer wieder neue Bandbreiten gefor- wohlfühlen kann“. Das betreffe auch das dert werden.“ Man wolle 100 MB flächen- Verbinden von Leben und Arbeit. Dadurch deckend, antwortet Hofmann-Göttig. Lay ergeben sich im Gegenzug natürlich auch und Stolzenfels seien dabei „Problemstadt- Verkehrsprobleme, weiß er. teile“ - das werde zusammen mit der Tele- „Die Menschen machen Koblenz besonders kom abgearbeitet. attraktiv.“ Das sei die „große Stärke“, der Bekommt Koblenz ein Glasfasernetz? Nicht rheinische Menschenschlag. Und das, ob- flächendeckend. wohl nur etwa 30 Prozent der Koblenzer hier geboren sind. „Man kann hier schnell Vom OB zum Privatmann heimisch werden. Ich liebe die Stadt, auch wegen dieser Zugänglichkeit.“ Kommen wir zum Privatmann Joachim Hof- „Das war jetzt aber eine Hommage an Ko- mann-Göttig. Was wird der ehemalige Ko- blenz“, bemerkt Susanne Tack. Als Heimat blenzer OB am meisten vermissen? Welche sei die Stadt „unübertroffen“, schwärmt Pläne gibt es für die Zeit ab Mai 2018? Hofmann-Göttig. „Ich habe 20 Wohnsitze Er wird es vermissen, antwortet Joachim hinter mir und kann das gut beurteilen.“ Hofmann-Göttig, „täglich die Chance zu haben, eigene Ideen wirksam umzuset- Brückensanierung wird zen“. Ja, auch öffentliche Auftritte wird er ständiges Thema bleiben vermissen. Aber er freut sich darauf, mor- gens nicht als erstes in den Kalender sehen „Lassen Sie uns den Blick nach vorne wa- zu müssen. Der Ex-OB will endlich wieder Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig bei seinem gen“, sagt Hermann Krupp. „Wo liegen mehr als fünf Stunden schlafen. großen Hobby. Foto: Archiv BSB Ausgabe 05/2018 5
EIN STARKER STANDORT ABSCHIEDSGRUSSWORT von David Langner ABSCHIEDSGRUSSWORT des Vorsitzenden des Stadtforums „Alle lieben Koblenz“ e.V. Jo Hofmann-Göttig ist ein guter Mentor. Ein ganzes Jahr hat er mich während meines Studiums in dieser Rolle begleitet und auch noch einige Zeit darüber hinaus. Aus dieser Phase erinnere ich mich gerne an einen Abend, als ich ihm ein geliehenes Buch zu Hause vorbeibrachte. Spontan fragte er mich, ob ich zum Essen bleiben wolle. Gerne sagte ich zu und erlebte einen unterhaltsamen Abend im Kreise seiner Familie, der mit Billardspielen im Wohnzimmer en- dete. Ja, der aus dem Amt scheidende Oberbürgermeister hat einen solchen Tisch im Wohnzimmer stehen. Allerdings wird er meistens abgedeckt als Esstisch genutzt. Als er im Jahr 2009 für das Amt des Oberbürgermeisters kandidierte, saßen wir eben wieder an diesem Tisch. Doch diesmal ging es nicht um die bunten Kugeln, sondern um bunte Plakate und Broschüren, es ging um die richtige Strategie. Er hatte ein klares Konzept im Joachim Hofmann-Göttig kam zur rechten Zeit: Koblenz und seine Kopf. Das machte die Beratung nicht immer einfach. Vergeblich Bürger waren im Aufbruch. Überraschend selbstverständlich unter- habe ich damals mit anderen versucht, ihm seine bunten Musikkra- warf sich Koblenz dem BUGA-Fieber. Was Hofmann-Göttig als Kul- watten abzugewöhnen. Sie waren damals sein Markenzeichen und turstaatsekretär gefördert und unterstützt hatte, konnte er nun sind es bis heute geblieben. Ganz selten sehe ich ihn mittlerweile als Oberbürgermeister mitgestalten. Er hatte großen Anteil daran, mit fast einfarbigen Schlipsen ohne Noten oder Trompeten. Die un- Koblenz zu verwandeln. Und seine Bürger auch. Es ist nicht nur der gewöhnlichen Krawatten verbinden wohl viele von uns auch in der große Verdienst des einflussreichen Vereins der BUGA-Freunde, Zukunft mit Jo Hofmann-Göttig. Sie zeigen vielleicht, dass er in Mo- dass der Gestaltungs- und Fortschrittswille sichtbar und fühlbar defragen nicht ganz auf der Höhe der Zeit war, aber verdeutlichen weiter in dieser Stadt wirkt, sondern besonders auch seiner. seinen Charakter. Er dreht sein Fähnchen nicht nach dem Wind. Er In die Quere kam ihm seine ungewollte Aufgabe, den erdrü- bleibt sich treu, seinen Prinzipien verpflichtet. Er weiß, welchen Weg ckenden Haushalt der Stadt wieder auf einen guten Kurs zu brin- er beschreiten will. Analysiert die politische Lage, bevor er losmar- gen. Diese hat er nicht nur angenommen, sondern mit Erfolg zu schiert. Und er war interessiert an der Kunst, der Musik. Nicht von einem unerwartet guten Ergebnis geführt. Und unter diesen nicht ungefähr hat er viele Jahre die Kulturpolitik des Landes Rheinland- sehr günstigen Bedingungen ist es Hofmann-Göttigs besonderer Pfalz als Staatssekretär entscheidend und nachhaltig geprägt. und sichtbarer Verdienst, dass das Stadtbild und seine Wirkung Die Konsolidierung des Haushalts stellte er ins Zentrum seiner Amts- nachhaltig und umfassend an Attraktivität sehr stark gewonnen zeit. Schritt für Schritt, Jahr für Jahr bereitete er gemeinsam mit der hat. Unsere Stadt wird von Besuchern bewundert, wie ich es noch Verwaltung und dem Stadtrat die ersten beiden geplanten ausgegli- nie zuvor erlebt habe. chenen Haushalte der Stadt seit vielen Jahren vor. Dafür holte er sich Er hat erkannt: die Innenstadt ist unsere Visitenkarte. Und so war Sachverstand von außen, ließ sich von einer sogenannten Haushalts- es für ihn selbstverständlich, die Aktivitäten des Stadtmarketings strukturkommission beraten. Er sammelte Ideen, baute Personal ab, in Koblenz aktiv zu unterstützen und mitzugestalten. Er hat es neue Projekte mit entsprechenden Ausgaben wurden von Beginn ebenso verstanden, größere Wirtschaftsansiedlungen zu fördern an von ihm als Kämmerer gar nicht erst auf den Weg gebracht. Ei- und gleichzeitig intensiv wissenschaftliche Hochschulen und Ein- serne Disziplin auch hier. Diese war auch notwendig! Die Ausgaben richtungen. Das sind außerordentlich wichtige Zukunftsmaß- der BUGA, für den Zentralplatz waren immens gewesen. Er musste nahmen für die weitere Entwicklung einer dynamischen Stadt. sparen. Hofmann-Göttigs Koblenz ist eine Schwarmstadt geworden, mit Er ergriff die Chancen, die sich aus dem Rückzug von RWE aus der unaufhaltsamen Zuzug von hoch qualifizierten Fachkräften und Kevag ergaben, schmiedete einen leistungsstarken Energieversor- dynamischen jungen Menschen. ger mit der neuen evm. Die Fusion der Krankenhäuser waren ihm Wie sehr er sich letztlich mit seiner Stadt identifiziert, zeigt der ein Anliegen, er machte das Thema zur Chefsache im Rathaus. glücklicherweise vollzogene Bruch seines Ehrenwortes als Staats- Jo Hofmann-Göttig hat sich kein eigenes Denkmal gesetzt. Seine sekretär „die Seilbahn unbedingt nach der BUGA wieder abzubau- Erfolge sind eher abstrakt, für manche nicht unbedingt greifbar. en“. Als frischer OB demonstrierte er dann gemeinsam mit den Aber er war ein sehr guter Oberbürgermeister und hat die Stadt auf Bürgern und Freunden der Stadt ostentativ für den Erhalt der Seil- einem guten Kurs gehalten, gut gewirtschaftet und den Erfolg der bahn. BUGA nachhaltig bestätigt. Schließlich: mit den ihm eigenen Eigenschaften von gnadenloser Zum Schluss noch eine Anekdote aus meiner Zeit mit Jo Hofmann- Pünktlichkeit oder ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen Göttig als Mentor. Bei unserem ersten Treffen, das - wie die vielen mag er zunächst seine Rheinischen Bürger ob ihrer Geringschät- weiteren - immer bei ihm zu Hause stattfand, kam ich ein paar Mi- zung solcher Eigenarten irritiert haben. Doch schon bald zahlte nuten nach der vereinbarten Uhrzeit. Den Satz meiner Mutter im sich dies für ihn in Achtung aus. Die alten Preußischen Tugenden Ohr: „Wenn Du irgendwo eingeladen bist, komme immer ein paar im eher spaßhaften Koblenzer Rheinländer wieder zu erwecken Minuten später. Das gebietet die Höflichkeit.“ Mein Mentor machte mag vielleicht das eigentliche Geheimnis des anhaltenden Erfolgs mir aber direkt klar: „Beim nächsten Mal kommst Du pünktlich.“ Ich begründen, auf dessen Weg er sein Koblenz begleiten und mitge- habe das bis zum heutigen Tag besonders bei ihm immer beherzigt... stalten konnte. DAVID LANGNER CHRISTOPH KREPELE Koblenzer Oberbürgermeister Vorsitzender Stadtforum „Alle lieben Koblenz“ e.V. Ausgabe 05/2018 7
EIN STARKER STANDORT Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig Ein begeisterter BUGA-Freund Der scheidende Oberbürgermeister Pro- fessor Dr. Joachim Hofmann-Göttig ist ein BUGA-Freund der ersten Stunde. Er war bei der Gründungsversammlung des Vereins am 11. März 2009 Bewerber für das Amt des Oberbürgermeisters von Koblenz und trug sich unter der Nummer zwei in die Ver- einsliste ein. Danach wurde er bald Mitglied des Kuratoriums der BUGA-Freunde, einem Gremium von Persönlichkeiten aus Koblenz und der Region Mittelrhein. Es berät und unterstützt den Verein. Am 27. September 2009 wurde Hofmann-Göttig gewählt und trat sein Amt als Koblenzer Oberbürgermei- ster am 1. Mai 2010 an - knapp ein Jahr vor dem Beginn der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz. Bauarbeiten im Vorfeld der BUGA 2011 Zu diesem Zeitpunkt war in Koblenz schon einiges von der BUGA 2011 sichtbar und spürbar! Bauzäune versperrten Wege. Während des PreOpening des BUGA-Areals für die BUGA-Freunde Koblenz, damals Bauarbeiten behinderten eingefahrene waren es 540 Mitglieder, heute sind es rund 1.100. Foto: Thomas Frey Abläufe. Manche befürchteten ein Ver- kehrschaos für eine „Blümchenschau“. Der wandeln. Die BUGA-Freunde waren ganz Koblenz und im Umland waren wir mit un- Umbruch war an allen Ecken zu spüren. Es nah dran an dem Thema. Die BUGA GmbH serem Stand unterwegs und sprachen mit wurde dringlich, die Bevölkerung in diesem informierte nach Kräften, die Bevölkerung den Menschen. Bei diesen Terminen schau- Prozess der Erneuerung mitzunehmen, die und Vereine holten sich Informationen. Die te der neue Oberbürgermeister oft vorbei Ängste vor dem Neuen abzubauen und in BUGA-Freunde Koblenz wurden früh zu und war ganz nah am Thema. Gleichzeitig ein positives Gefühl der Vorfreude zu ver- Multiplikatoren. „Bei 25 Veranstaltungen in wurde die Seilbahn fertig. Baustellenfüh- 8 Koblenz – Die Stadt am Deutschen Eck
EIN STARKER STANDORT Foto: fotolia.com rungen und der Probebetrieb der Seilbahn auch nach dem Ende der Veranstaltung en- in Internet den Willen der Menschen für die waren wichtige Angebote, die wir gerne ormes Potenzial haben und sinnvoll nach- Seilbahn. Damit gelang eine perfekte Er- mit unserem Vereinsmitglied Prof. Dr. Joa- genutzt werden müssen – als belebte und gänzung zu Bemühungen einer offiziellen chim Hofmann-Göttig teilten. Unser Verein bespielte Orte, in denen sich die Menschen Delegation. Nun steht der Wunsch nach hatte seine wesentlichen Inhalte für das aus Koblenz, der Region und unsere Gä- einer BUGA 2031 im Weltkulturerbege- Jahr 2010: Die Einweihung der Schlossstu- ste gerne aufhalten. Die Marke Koblenzer biet Oberes Mittelrheintal im Raum. Dazu fen, der erste Dauerkartenverkauf für die Gartenkultur ist ein gemeinsames Projekt gehört, den Betrieb der Seilbahn zu ver- Seilbahn und den Eintritt in die BUGA-Are- ihrer Partner mit dem federführenden längern und sie in den Öffentlichen Nach- ale und die Feste Ehrenbreitstein. Mit dem städtischen Eigenbetrieb Grünflächen- und verkehr einzubinden. Wir BUGA-Freunde Oberbürgermeister warben wir um Spen- Bestattungswesen, der Koblenz-Touristik Koblenz sind einer der zwei Freundeskreise den für die Aktion „BUGA für alle Schän- GmbH, der Generaldirektion Kulturelles im Oberen Mittelrheintal, die sich mit gan- gel“, die allen Kindern mindestens einen Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), der Seilbahn zer Kraft dafür einsetzen.“ Eintritt in die BUGA ermöglichte“, erinnern Koblenz und den Freunden der Bundesgar- sich die BUGA-Freunde Koblenz. tenschau Koblenz 2011 e.V. (BUGA-Freunde „Immer ein offenes Ohr“ Die Resonanz war groß. Inzwischen hatte Koblenz). Kein „Ladenhüter“: Sie startet in Oberbürgermeister, Prof. Dr. Joachim der Verein der BUGA-Freunde Koblenz 540 diesen Tagen in die sechste Saison der Ko- Hofmann-Göttig hatte immer ein offenes Mitglieder. Sie besichtigten eine Woche vor blenzer Gartenkultur. Ohr für die BUGA-Freunde Koblenz. Viele der Eröffnung der BUGA am 15. April 2011 Bürotermine zu unterschiedlichen Pro- vorab alle drei BUGA-Bereiche. Minister Ro- Die Seilbahn wurde nicht wie jekten, Themen, Eröffnungen von Veran- ger Lewentz, Oberbürgermeister Prof. Dr. geplant abgebaut staltungen, Übergaben von Spenden an die Joachim Hofmann-Göttig und alle BUGA- Im Oktober 2012 informierte Oberbür- Stadt, Dämmerschoppen, Helferfesten be- Freundinnen und Freunde erlebten unter germeister Prof. Dr. Hofmann-Göttig die stimmten die Jahresabläufe. Wann immer der Führung von BUGA-Geschäftsführer BUGA-Freunde über das Angebot der Firma er es einrichten konnte, nahm er teil. Hanspeter Faas und seinem Team, was Ko- Doppelmayr, die Koblenzer Seilbahn nicht „Wir wünschen unserem Mitglied Prof. Dr. blenz und seine Gäste bis zum 16. Oktober 2013 abbauen zu wollen, sondern den Be- Joachim Hofmann-Göttig für die Zukunft 2011 erwartete. Würden die veranschlagten trieb auf eigenes betriebswirtschaftliches alles Gute, gesundheitliches Wohlergehen rund zwei Millionen Besucher kommen? Risiko fortzuführen. Noch in derselben und viel Freude bei seinen künftigen Vorha- Würde ein Verkehrschaos eintreten oder Nacht konzipierten die BUGA-Freunde eine ben und Projekten. Er will weiter Mitglied ging das Verkehrskonzept auf? Fragen, die Unterschriftenaktion für den Erhalt der der BUGA-Freunde bleiben und nach einer sich alle auch am Tag der Eröffnung noch Seilbahn mit dem Oberbürgermeister als kurzen Auszeit wieder am Vereinsleben stellten. Strahlender Sonnenschein ließ die Adressat der Unterschriftenblätter. Neun teilzunehmen. Darauf freuen wir uns sehr“, Eröffnungsfreier mit Bundespräsident Chri- Monate später legten sie über 105.000 Un- sagt Anna Maria Schuster, Geschäftsführe- stian Wulff und Ministerpräsident Kurt Beck terschriften vor und organisierten mit dem rin der BUGA-Freunde Koblenz. am Deutschen Eck für den Oberbürgermei- Deutschen Hotel- und Gaststättenverband ster und viele geladene Gäste zu einem be- (DEHOGA) eine De- eindruckenden Erlebnis werden. monstration pro Dreieinhalb Millionen Besucher Seilbahn. Rund 3.500 Menschen aus Sechs Monate später hatten rund dreiein- Koblenz und der halb Millionen Besucher die Koblenzer Region kamen ans BUGA besucht. Koblenz war verwandelt, Rheinufer. Minister nicht nur städtebaulich und gärtnerisch, Roger Lewentz und auch die Menschen, die in Koblenz und der Oberbürgermeister Region leben, hatten die Aufbruchsstim- Hofmann-Göttig mung und den neuen Geist angenommen. sprachen bei der Ver- Alle waren wieder stolz auf „ihre“ Stadt. anstaltung. Einige „Wir führten bereits während der BUGA Tage später erreichte 2011 Gespräche mit dem Oberbürgermei- die BUGA-Freunde ster und den zuständigen städtischen Äm- zu sehr früher Mor- tern über die Erhaltung und Weiterentwick- genstunde die po- lung der Lebens- und Aufenthaltsqualität sitive Botschaft des als dem BUGA-Erbe. Konkrete Vorschläge UNESCO-Welterbe wurden ausgearbeitet und abgestimmt. Komitees von seiner So gelang es uns, den Rückbau der Stau- Tagung aus Phnom denbeete im Schloss- und Festungspark Penh, der Haupt- zu verhindern, die wir seitdem in enger stadt Kambodschas: Zusammenarbeit mit den städtischen Ei- Die Seilbahn kann genbetrieb Grünflächen- und Bestattungs- den Betrieb bis 2026 wesen pflegen. Im Werk Bleidenberg auf fortführen. Dieser dem gleichnamigen Kletterspielplatz un- ganz spezielle Mo- terstützen wir die Arbeit des Jugendamtes ment rechtfertigte mit eigenen Kursangeboten für Kinder es, den Oberbürger- und Jugendliche. Der Informations- und meister beim Früh- Verleihdienst im Festungspark, regelmäßi- stück zu stören, um ge Ausstellungen in der Seilbahn runden bald eine gemein- das Programm seit 2012 ab“, berichten die same Pressekonfe- BUGA-Freunde Koblenz. renz im Rathaus zu Der Geist und das Erbe der BUGA 2011 le- geben. ben in den BUGA-Freunden Koblenz und „Wir dokumen- der Koblenzer Gartenkultur (KOGA) wei- tierten durch unsere ter. Schon während der Bundesgartenschau Unterschriftenaktion 2011 wurde deutlich, dass die BUGA-Areale auf Papier und nicht Ausgabe 05/2018 9
EIN STARKER STANDORT Für die moderne Gestaltung des Zentralplatzes war ein mühsamer jahrzehntelanger Weg notwendig Aus Kriegsruine wurde Herzstück Der Bau des Forum Confluentes kostete 4,3 Millionen Euro weniger als veranschlagt Koblenz. Es ist das Auf einer Nutzfläche geschäftliche, gesell- von 12.250 Quadrat- schaftliche und kul- metern gibt es viel turelle Herzstück von Raum für die Rhein- Koblenz: der Zentral- romantik-Erlebnisaus- platz. Und der hat viel stellung Romanticum, mitgemacht bis zu das Mittelrhein-Muse- seiner heutigen Prä- um, die hochmoderne senz, denn eigentlich StadtBibliothek, die gab es ihn gar nicht. Tourist-Information Vor dem Zweiten der Koblenz-Touristik Weltkrieg standen und das zum Ent- hier ganz dicht viele spannen einladende Fachwerkhäuser, die Kultur-Kaffee. Und aber durch die schwe- ganz oben bietet die ren Luftangriffe auf per Aufzug zu errei- Koblenz vernichtet chende Dachterrasse wurden, sodass eine eine atemberaubende große freie Fläche Aussicht auf Koblenz gab. mit der Festung Ehren- Südlich dieser Kriegs- breitstein und den be- ruine, dort, wo heute nachbarten Landschaf- das ADAC-Gebäude ten. Stolz war und ist steht, entstand 1950 Da freute sich alle Protagonisten nachdem sie das Forum Confluentes offiziell der Oberbürgermei- bis 1951 ein Gebäu- eröffnet hatten. Foto: HEP ster, dass das Großpro- dekomplex, den zu- jekt nicht nur im Zeit- nächst die französische Besatzungsarmee In einer vom Stadtrat Anfang 2011 beschlos- plan geblieben ist, sondern sogar noch weit und ab 1957 die Bundeswehr nutzten. Teile senen Vorlage hieß es: „Die Gestaltung der unter den veranschlagten Kosten. Während des Komplexes verwandelte man in „Haus Platzfläche vertieft die Leitidee der vom die Gesamtkosten für die Platzfläche rund der Begegnung“, Poliklinik, Residenz-Kino Wasser umflossenen und durchströmten 3,8 Millionen Euro betragen, kostete das und 1962 ins Ernst-Rodenwaldt-Institut für Steine als prägendes Gestaltungselement Forum Confluentes statt 95,4 Millionen Wehrmedizin und Hygiene der Bundes- des Freiraumes und bringt sie deutlich zur Euro nur noch rund 91 Millionen Euro. „Wir wehr. Das 1956 errichtete Casinogebäude Geltung. In dieser Formensprache werden sind wirklich froh, das erreicht zu haben, am östlichen Ende des Platzes (Casinostra- der zentrale Platzbereich mit Grüninsel denn schon übliche kleinere prozentuale ße) musste 1968 einem Warenhaus mit Tief- und Wasserspiel, der Trichterplatz mit den Abweichungen vom Budget hätten uns sehr garage weichen, das zunächst von Quelle beiden Aktivitätsinseln und das nördliche zu schaffen gemacht“, sagte der OB einst und ab 1993 von Hertie genutzt wurde. Platzumfeld des Kulturbaus gestalterisch auch als Kämmerer der Stadt. Im Norden des Platzes (Clemensstraße) gegliedert. Als Verbindungselement zwi- etablierte sich 1970 die Dresdner Bank mit schen Center und Kulturgebäude, aber auch Zentraler Umstiegspunkt einem Hochhaus, heute Schängel-Center. als Treffpunkt und Aufenthaltsraum für Schon 1957 sah ein Plan die Schaffung eines Bürger und Gäste der Stadt Koblenz kommt Am Rand des Zentralplatzes befinden sich Zentralplatzes vor, als Mittelpunkt einer dem Zentralplatz eine hervorragende Be- in der Görgenstraße und der Clemensstra- aufstrebenden Großstadt. deutung zu. Während die Neugestaltung ße mehrere Bushaltestellen, sodass dieser die Fußgängerbeziehungen in Richtung ein zentraler Umstiegspunkt im Koblenzer Das Forum Mittelrhein Altstadt, Altlöhrtor, Pfuhlgasse und der vor- Nahverkehr ist. Inzwischen wurden auch handenen umliegenden Passagen deutlich die vier umliegenden Straßen neu gestal- Als 1996 das Hertie-Warenhaus schloss, zo- stärkt, werden gleichzeitig weitere zahl- tet und über das Altlöhrtor zur Löhrstraße gen in das Gebäude nur noch kleinere Ge- reiche Nutzungsanforderungen berücksich- eine Fußgängerzone als Verbindung ge- schäfte ein, größtenteils stand es leer und tigt.“ schaffen. So entstanden für das Parkhaus der Zentralplatz verwahrloste. Schließlich Altlöhrtor neue Zu- und Abfahrten. Streit- wurden nicht nur dieses, sondern auch Der Kulturbau Forum Confluentes punkt ist die Clemensstraße im Bereich des weitere Gebäude auf und am Zentralplatz Zentralplatzes. Zigmal schon stellte die SPD- abgerissen und eine große freie Fläche ent- Verschiedene Meinungen gab es bei der Ge- Fraktion im Koblenzer Stadtrat den Antrag, stand. Anfang dieses Jahrhunderts waren staltung des Kulturbaus Forum Confluentes, diesen Bereich außer für Busse zu sperren. Bevölkerung, Stadtrat und Verwaltung un- das durch die ungewöhnliche Form und der Immer wieder wurde das von der Mehrheit eins über die Neugestaltung des Platzes, die riesigen Glasfassade bereits ein Kunstob- im Stadtrat abgelehnt. Stattdessen hat die sich dadurch über Jahre hinzog. Zwischen jekt und Hingucker ist. Kreiert hatten es die Verwaltung die Clemensstraße durch ex- 2007 und 2010 klaffte eine tiefe Baugrube deutsch-niederländischen Star-Architekten trem kurze Grünphasen praktisch zum Ver- auf dem Zentralplatz. Endlich hatten sich die Benthem-Crouwel. Als Oberbürgermeister kehrshindernis gemacht. „Es macht keine Befürworter des Projekts Forum Mittelrhein, Dr. Joachim Hofmann-Göttig am 20. Juni Freude hier herzufahren“, kommentierte eine Kombination aus Einkaufszentrum und 2013 den Koblenzer Bürgern den Kultur- der Oberbürgermeister mal die Situation. Kulturgebäude, durchgesetzt und im Herbst bau feierlich übergab, sagte er: „Mit dem Doch den meisten Autofahrern scheint dies 2012 eröffnete das Forum Mittelrhein nach Forum Confluentes haben wir ein architek- gleichgültig zu sein, sie benutzen einfach zweijähriger Bauzeit. Das Einkaufszentrum tonisches und funktionsreiches Juwel in un- die Clemensstraße und erzeugen dadurch mit ca. 80 Geschäften auf 20 000 Quadrat- serer Stadtmitte, mit dem wir unsere Innen- oft lange Staus. -hep- metern erbaute das ECE-Projektmanage- stadt weiter aufwerten. Gleichsam ist jetzt ment GmbH & Co KG und wird davon, eben- an dieser Stelle eine entscheidende Lücke so wie das Löhrcenter, auch betrieben. Das im Bild der Innenstadt geschlossen worden Forum Mittelrhein bietet 750 Parkplätze und und der Zentralplatz ist nun auch endlich hat im Schnitt täglich etwa 16.000 Besucher. der zentrale Platz unserer Stadt.“ Ausgabe 05/2018 13
EIN STARKER STANDORT Kultur in Koblenz Joachim Hofmann-Göttig: „Koblenz ist die heimliche Kulturhauptstadt von Rheinland-Pfalz.“ Koblenz. Fast zwanzig Jahre lang war der unzähligen Karnevalssitzungen, erwies sich verständlich, war er doch als Kulturstaats- zum 30. April 2018 aus dem Amt schei- in der Bütt als begnadetes Redetalent und sekretär intensiv am 2002 erfolgreich ab- dende Koblenzer Oberbürgermeister (seit machte sich auch sonst in vielerlei Hinsicht geschlossenen Anerkennungsverfahren 2010) Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig verdient um das Brauchtum. In den üb- der Kulturlandschaft Oberes Mittelrhein- Kulturstaatssekretär des Landes Rheinland- rigen vier Jahreszeiten brachte er sich bei tal als UNESCO-Welterbe beteiligt. Um Pfalz. Mindestens ebenso lang besteht sei- diversen Kultureinrichtungen der Stadt diesen Status nicht zu gefährden, war der ne Verliebtheit in die Kulturpolitik. Kultur ein. „So war ich zum Beispiel stiller Gesell- Betrieb der zur BUGA 2011 installierten ist für ihn gleichbedeutend mit Lebensqua- schafter in der Kulturfabrik, Mitglied im Seilbahn vom Deutschen Eck zur Festung lität und Lebenselixier. Kulturinvestitionen Förderkreis Café Hahn, langjährig eng ver- Ehrenbreitstein ursprünglich nur bis 2013 sind für ihn kein freiwilliger Luxus: „Sie bunden mit dem Staatsorchester Rheinische vorgesehen. Gemeinsam mit vielen Gleich- sind Zukunftsinvestitionen im besten Sinne Philharmonie und Gründungsmitglied des gesinnten engagierte sich Hofmann-Göttig des Wortes.“ Daher fördert er Kultur, so Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein“. für die Verlängerung der Betriebserlaubnis viel es ihm die zur Verfügung stehenden Mindestens mit Grußreden war er dabei, bis 2026. Dem Antrag gab das Welterbeko- Mittel ermöglichen. Da Kulturförderung wenn Joseph-Breitbach-Preis, Kulturpreis mitee 2013 statt. Jetzt ist er gerade wieder jedoch zu den freiwilligen Aufgaben der oder die Kulturehrennadel der Stadt verlie- in der gleichen Angelegenheit werbend Städte und Gemeinden zählt, sind die För- hen wurden. unterwegs, denn das Obere Mittelrheintal dermöglichkeiten umso geringer, je knap- Außerdem war er Präsident des Landesver- soll im Jahr 2031 Spielort einer neuen BUGA per die Haushaltskasse ausgestattet ist. In bandes der Musikschulen („was zugleich werden. Koblenz wird als Festungsstadt Koblenz drückt der beinahe 500 Millionen Anerkennung der hiesigen Musikschule Teil der Gartenschau. Dafür wird die Seil- Euro hohe Schuldenberg, bahn noch mindestens der trotz ausgeglichenem Er- bis 2032 gebraucht. Zu- gebnis- und Finanzhaushalt gleich kann mit ihr „die weiter zu konsequentem Spa- Festung Ehrenbreitstein ren mahnt. Dem Sparzwang dauerhaft besser genutzt zum Opfer gefallen wäre vor werden“, wie Hofmann- einigen Jahren beinahe zu- Göttig darlegt. Als 2005 mindest eine Sparte des jetzt Koblenz den Zuschlag 230 Jahre alten Theaters der für die Ausrichtung der Stadt Koblenz. Dass dies nicht Bundesgartenschau 2011 passierte, stattdessen sogar erhielt, war noch Eber- noch eine Sparte hinzukam, hard Schulte-Wissermann ist schwergewichtig dem er- Oberbürgermeister der folgreichen Streiten des Käm- Stadt. Aber Hofmann- merers und Wirtschaftsdezer- Göttig war es dann, nenten Hofmann-Göttig zu der nicht nur in seiner verdanken. Ihm war es wich- Funktion als Aufsichts- tig, die künstlerische Vielfalt ratsvorsitzender der die und das hohe Niveau des The- Gartenschau veranstal- aters als eines der kulturell- tenden BUGA GmbH die gesellschaftlichen Zentren zu Das Projektleitungsteam hatte dem Oberbürgermeister den hoch erfolgreiche Ver- erhalten. Es ist ein wesent- symbolischen Schlüssel des Forum Confluentes überreicht. Foto: HEP anstaltung mit Herzblut licher Bildungsträger und ein begleitete. Er wurde zu unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen bedeutete“). Besonders verbunden mit der ihrem Fürsprecher und machte sich für ihre Lebens in Koblenz und der Region. An der Musikszene war er durch den langjährigen Nachnutzung stark. Sogar eine eigene Zeit- Auswahl des vom Stadtrat einstimmig ge- Vorsitz in der junge Musiker fördernden rechnung „vor und nach der BUGA“ führte wählten, seit September 2009 amtierenden Landesstiftung „Villa Musica“. Das fin- er ein. Die BUGA leistete ihren Beitrag als Intendanten Markus Dietze war er beteiligt. det seine Entsprechung durch den mit der Motor der Tourismusentwicklung in der Ein weiterer starker Bildungsträger der Funktion des Oberbürgermeisters „gebore- Stadt und trägt, so Hofmann-Göttig, noch Stadt ist die Stadtbibliothek. Seitdem sie nen“ Vorsitz des „Musikinstituts Koblenz“. heute Früchte. Koblenz ist für Touristen im Jahr 2013 in den von Hofmann-Göttig Schon als Staatssekretär förderte bezie- attraktiv wie nie, die Zahlen der Übernach- als „architektonisches und funktionsreiches hungsweise mitbegründete er das 2001 tungsgäste 2017 überstiegen erstmals die Juwel“ bezeichneten Kulturneubau „Forum gestartete „Mittelrhein Musikfestival“, das des Gartenschau-Jahres. Neben kulturellen Confluentes“ auf dem Zentralplatz umzog, seit 2005 existente Festival „RheinVokal“ Höhepunkten wie der BUGA möchte Hof- wo auf mehr als 4.000 Quadratmetern eine sowie das Anfang der 1990er Jahre gebo- mann-Göttig jeden einzelnen Kulturbau- Vielzahl an Medien bereitgestellt wird, rene „Koblenz International Guitar Festival stein der Stadt als Beitrag zur Lebensqua- feiert sie ihre Erfolgsgeschichte. Hofmann- & Academy“. Was die Kunst anbelangt, er- lität und zugleich als harten Standortfaktor Göttig ist stolz auf die neue, moderne öffnete er „unendlich viele“ Ausstellungen für den wirtschaftlichen Erfolg sehen. Heimstatt der Institution. im Mittelrhein-Museum, im Ludwig Muse- Für den scheidenden Oberbürgermeister um sowie bei der „Arbeitsgemeinschaft bil- ist Koblenz wegen seiner vielfältigen und Da Kulturleben in Koblenz ist dender Künstler am Mittelrhein“ im Haus niveauvollen Kulturszene schlichtweg die Metternich. „heimliche Kulturhauptstadt von Rhein- bunt und reich land-Pfalz“, wie er nie müde wird, heraus- Das Kulturleben in Koblenz hat natürlich Ein Herzensprojekt von Joachim zustellen. Wenn er sich dann ab Mai in den nicht nur diese beiden Schätze zu bieten. „Unruhestand“ begibt, will er sich zunächst Hofmann-Göttig: das „Welterbe seinem eigenen kleinen Kulturleben wid- Es ist bunt und reich. Hofmann-Göttig, der seit 1999 zusammen mit seiner Familie in Oberes Mittelrheintal“ men. Die Hobbyfotografie, die Joachim Koblenz-Oberwerth wohnt, sagt: „Ich hat- Hofmann-Göttig schon seit Jahren fast pro- te zur Koblenzer Kulturszene immer ein Neben der Denkmalpflege (zum Beispiel fessionell betreibt, will er weiter pflegen, besonders auch emotionales Verhältnis“. Weinbrunnen und Barbara Denkmal) nennt und außerdem steht auf der „To-do-Liste“ Das durfte er vor allem im Karneval von er insbesondere das „Welterbe Oberes ein Buch zu schreiben. Mit welchem Inhalt? ganzem Herzen ausleben. Er nahm teil an Mittelrheintal“ ein Herzensprojekt. Das ist Lassen wir uns überraschen. – BSB – Ausgabe 05/2018 19
EIN STARKER STANDORT Medizinische Maximalversorgung Das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein Kommunale und kirchliche Träger fusionierten 2014 auf Augenhöhe Koblenz. Als zentrale Themen seiner im indem sie Krankenhäuser errichten und un- Vorgänger die notwendige Führung des Mai 2010 begonnenen Amtszeit identifi- terhalten, soweit diese nicht von anderen neu geschaffenen Unternehmens nicht zierte Oberbürgermeister Hofmann-Göttig geeigneten Trägern betrieben werden. In mehr zutraute und dieser nach schwierigen neben der Umsetzung der BUGA 2011, der Rheinland-Pfalz können dies auch freige- Auseinandersetzungen zurücktrat. Die hin- erfolgreichen Realisierung des Zentralplatz- meinnützige und private Krankenhäuser terlassenen Spuren konnte auch ein kraft- projektes sowie der Zusammenführung von sein. Freigemeinnützige sind solche, die voll führender Aufsichtsratsvorsitzender KEVAG und EVM zum größten kommunal besonders von kirchlichen und karitativen Hofmann-Göttig nicht vollkommen egali- geführten Energieversorger in Rheinland- Trägern betrieben werden. sieren. Ebenso war es ihm im ersten Schritt Pfalz die Fusion zum Gemeinschaftsklini- Im Jahr 2003 schloss sich das Paulinenstift mit dem Land nicht gelungen, die Einstand- kum Mittelrhein (GKM). JoHo oder HoGö, mit dem Evangelischen Stift in Koblenz und ortlösung in Koblenz, die jetzt Beschlussla- wie der Koblenzer Oberbürgermeister oft- dem Hospital zum Hl. Geist in Boppard zum ge ist, zu erreichen. mals verkürzt aber trotzdem respektvoll Stiftungsklinikum Mittelrhein zusammen genannt wird, erklärte zu diesem Projekt: und seit Juli 2005 war das Klinikum Kem- Zusammenschluss von fünf Kliniken „Die Klinikfusion war das Schwierigste, perhof Koblenz mit dem Krankenhaus St. Im Rahmen der zum 1. Januar 2014 durch- was ich in meinen 40 Jahren bisheriger Elisabeth Mayen zum Gemeinschaftskli- geführten Fusion von fünf Kliniken zum hauptberuflicher Tätigkeit in der politi- nikum Kemperhof Koblenz-St. Elisabeth Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein hatte schen Verwaltung zu bewältigen hatte.“ Mayen gGmbH fusioniert. Beide Kranken- man sich auf Basis eines medizinischen Kon- Es sei eine Mammutaufgabe gewesen, die häuser stehen in einer langen Tradition zeptes aus verschiedenen Gründen für die Interessen und Positionen der kommunalen – so feierte der Kemperhof 2005 sein 200. Zweistandortlösung, das heißt den Erhalt Gesellschafter Stadt Koblenz und Landkreis Jubiläum und das St. Elisabeth 2009 sein und die Sanierung der beiden Koblenzer Mayen-Koblenz sowie der kirchlichen Stif- 100-jähriges Bestehen – und haben den Betriebsstätten Kemperhof und Ev. Stift tungen auf Augenhöhe zusammenzufüh- Wandel vom Hospital als Pflegestation für St. Martin entschieden. Ende 2016, solan- ren. Mit Blick auf diese Krankenhausfusion Kranke und Arme hin zum Krankenhaus als ge grundsätzlich noch in beide Richtungen habe sich Koblenz aus Sicht des Ende April Serviceeinrichtung mit hochwertiger medi- gegangen werden konnte, wurde diese ausgeschiedenen Oberbürgermeisters als zinischer Versorgung und Pflege ebenfalls Entscheidung noch einmal überprüft. Im Er- Gesundheitsstandort gefestigt und langfri- sehr frühzeitig eingeleitet. gebnis überwogen sowohl medizinische als stig aufgestellt. auch ökonomische Synergien bei einer Ein- standortlösung deutlich. Bereits früh zeigte sich auch das Land Rheinland-Pfalz grund- sätzlich davon überzeugt, dass eine Ein- standortlösung in Koblenz zu bevorzugen sei. Dies selbst dann, wenn es anfänglich zu erhöhten, förderfähigen Investitionen führt. Die entwickelte Bauplanung der Ge- schäftsführung beschreibt eine Lösung, die die kompletten medizinischen Inhalte der beiden heutigen Standorte auf dem Gelän- de des Standortes Moselweiß zusammen- führt. Im Gründungsvertrag des GKM wurde jedoch vereinbart, dass jeder Gesellschafter – das sind die Stiftung Ev. Stift St. Martin, die Stadt Koblenz, der Landkreis Koblenz- Mayen, die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Boppard, die Stiftung Seniorenhaus zum Heiligen Geist Boppard und die Dia- Die beiden kommunalen Verantwortlichen Landrat Dr. Saftig (li.) und der koniegemeinschaft Paulinenstift Wiesba- Koblenzer Oberbürgermeister Hofmann-Göttig hatten bei den Verhandlungen den – für „seinen Standort“ Sonderrechte mit den kirchlichen Trägern nicht immer so gut lachen. Foto: WEC genießt. So besitzt er jeweils ein Vetorecht gegen die Schließung seines Standortes. Die Grundzüge der Krankenhauslandschaft Schwierige Umsetzung der Fusion Die Stiftung Ev. Stift Sankt Martin hat an- in Koblenz und des nördlichen Rheinland- gekündigt, die Einstandortlösung zu unter- Pfalz entstanden bereits im Mittelalter und Aufgrund einer Anregung des Gesundheits- stützen, und hält dies für sinnvoll. Sie wird sind seither einer ständigen Entwicklung ministeriums wegen bestehender Überkapa- jedoch nur auf das Vetorecht verzichten, und Umgestaltung unterworfen. Bereits zitäten im Großraum Koblenz und der Not- wenn ein geeignetes Nachnutzungskon- im Jahr 1355, also vor mehr als 660 Jahren, wendigkeit größerer baulicher Investitionen zept vorgestellt wird. Dabei muss sie sicher- wurde zum ersten Mal in einer päpstlichen hatten erste Gespräche zur Fusion zwischen stellen, dass sie nicht gegen den Stiftungs- Ablassbulle nach einer dreijährigen Peste- dem Stiftungsklinikum Mittelrhein und dem zweck verstößt und ihr Stiftungsvermögen pidemie ein Hospital in der damals noch Gemeinschaftsklinikum Koblenz-Mayen be- erhalten bleibt. ImGemeinschaftsklinikum jungen Stadt Mayen erwähnt. Das Hospi- reits 2012 stattgefunden, die im Juli 2013 stehen diese Problementscheidungen in tal zum Heiligen Geist in Boppard geht auf zum Letter of Intent führten und Ende Janu- absehbarer Zeit an und werden wohl den eine Bürgerstiftung der Einwohner aus dem ar 2014 zur Unterzeichnung der rückwirkend neuen Oberbürgermeister David Langner Jahr 1362 zurück. Mitte des 19. Jahrhun- zum 1. Januar gültig werdenden maßgeb- betreffen. Der wird als ehemals zuständiger derts liegen die Anfänge des Evangelischen lichen Fusionsverträge. Das neue Unterneh- Staatssekretär des Gesundheitsministeriums Stifts St. Martin in Koblenz und des Pauli- men sollte unter dem Namen Gemeinschafts- zwar beruflich vorbelastet sein, für die Fort- nenstifts in Nastätten. klinikum Mittelrhein gGmbH firmieren und führung des bisher Erreichten bleibt ihm Inzwischen ist die Sicherstellung der Kran- es würde das in Rheinland-Pfalz vierte Klini- jedoch die sehr spezielle Sachkunde und kenhausversorgung eine öffentliche Auf- kum der Maximalversorgung werden. zugehörige Sattelfestigkeit zu wünschen. gabe des Landes, der Landkreise und Aufsichtsratsvorsitzender des GKM wur- Ansonsten würde der Einfluss der Stadt Ko- kreisfreien Städte. Die Landkreise und de Oberbürgermeister Hofmann-Göttig in blenz auf das Geschehen im Gemeinschafts- kreisfreien Städte erfüllen diese Aufgabe, einer turbulenten Zeit, in der man seinem klinikum sinken. WEC Ausgabe 05/2018 21
EIN STARKER STANDORT Die Homepage des Oberbürgermeisters: www.hofmann-goettig.de Mehr als vier Millionen Besucher in neun Jahren Koblenz. Seit März 2009 ist die rechtlich geschützte Namensnen- private, nicht kommerzielle nungen auftauchen oder wo durch Homepage „www.hofmann- Beschimpfungen und Hetze Rechte goettig.de“ online. Damals war Dritter verletzt werden. Den Erfolg Prof. Dr. Joachim Hofmann- der Seite erklärt sie so: Mein Mann Göttig (SPD) noch Kulturstaats- und ich sind Menschen, die verliebt sekretär des Landes Rheinland- in das Gelingen sind, wenn wir etwas Pfalz, bewarb sich aber gerade wollen“. Als weitere Triebfeder be- um die Nachfolge des Koblenzer zeichnet sie die Freude, ihren Mann Oberbürgermeisters Dr. Eber- auf diese Weise sinnvoll zu unterstüt- hard Schulte-Wissermann. Das zen, vielleicht auch als ein „Mosaik- Internet war ein wichtiges Me- stein am Politikum“ beteiligt zu sein. dium seines Wahlkampfes. Bis heute ist es eine wichtige Kom- Wenn der OB in den Ruhe- munikations- und Informations- plattform geblieben, über die stand geht, soll auch die er als Oberbürgermeister (OB) Webseite ruhen der Stadt Koblenz Transparenz in sein Amt manchmal eine echte Herausforderung ge- und seine Arbeit bringt und sich den Bür- wesen. Aus der anfänglichen Überlegung, Wenn Hofmann-Göttig am 1. Mai mit 66 gern, ihren Wünschen und Sorgen öffnet. die Seite als Doku-Info-Plattform aufzubau- Jahren in den Ruhestand geht, werden die Der erste Eintrag war ein Video eines Inter- en und darauf nicht mehr Zeit als 30 Minu- Webseite und sämtliche Inhalte weiter ab- views, das ein regionaler Fernsehsender mit ten pro Woche zu verwenden, wurde eine rufbar sein. Ansonsten soll auch sie weitest- ihm geführt hatte. Es folgten Tag auf Tag Halbtagsbeschäftigung, die sie nicht selten gehend ruhen. Nur gelegentlich wird sie die Dokumentationen der Presseberichte bis tief in die Nacht umtrieb. Bisher hatte eine Erweiterung erfahren um neue Doku- über ihn und sein Wirken in und für Ko- sie sich nicht vorstellen können, „online“ mente aus der zukünftig weiterhin ausge- blenz. Rund 1.500 Beiträge pro Jahr kamen einzuschlafen. Tatsächlich habe es aber Si- übten wissenschaftlichen und beratenden auf diese Weise zusammen. Zudem sind auf tuationen gegeben, da es passierte. Tätigkeit Hofmann-Göttigs und der fort- der Startseite die wichtigsten Termine des Täglich, sogar im Urlaub, aktualisiert Chris- bestehenden „JoHo-Schängel-Stiftung“. OBs veröffentlicht, sodass sich jeder infor- tiane E. Herzog die Seiten. Das Ergebnis sind Mit einem Rückblick auf das Geleistete, mieren kann, was den Stadtchef gerade hohe Nutzerzahlen (etwa 1.000 pro Tag) resümiert Christiane E. Herzog: „Schlimm beschäftigt. In 25 Kategorien lässt sich von und eine Beständigkeit der Nutzung über ist irgendwie, dass es (trotz des großen Ar- Aufsätzen und Grußworten des OBs über all die Jahre hinweg. Unter den inzwischen beitsaufwandes) auch Spaß gemacht hat seine Kolumnen und Pressemitteilungen, 14.100 Beiträgen sind fast 500 Reden, 3.100 und immer noch macht... Also gleicher- seine Radio-Bürgersprechstunde bis zu den Termine und Terminpläne, 580 Tagebuch- maßen Stöhnen wie Freuen, eigentüm- rückblickenden Wochenberichten schlicht- und Wochenberichte, rund 500 schriftliche lich….“ Die beiden Töchter des Ehepaares weg alles rund um die Person des OBs nach- Grußworte und Aufsätze, 520 Radio-Ton- Hofmann-Göttig/Herzog, heute 26 und 30 lesen. Manches sogar exklusiv nur hier. Ein dokumente und etliche weitere Dateien Jahre alt, schüttelten über „zu viel Arbeit, echter Nutzungs-„Renner“ ist das öffent- eingestellt. Bevor die Administratorin sie zu wenig Zeit für Privates“, so manches Mal liche Gästebuch, das Hofmann-Göttig selbst veröffentlicht, muss sie Abdruck-Geneh- den Kopf. Ein solches Leben hätte den bei- liest und bearbeitet. Es umfasst knapp 4.000 migungen einholen, recherchieren, Über- den humorvollen und quirligen Mädchen, Einträge. In den meisten Fällen legen Bür- schriften basteln und Zusammenfassungen die ihre Mutter „kulturfroh“ und „kultur- ger Missstände, vor allem Verkehrsproble- von umfangreichen Sachverhalten schrei- begabt“ nennt, nicht gefallen. Dennoch matiken dar. Aber es werden ebenso Fra- ben. Diesbezüglich möchte sie den vielen unterstützten sie ihre Eltern immer und gen gestellt, die mit den Aufgaben des OBs Medien, Institutionen und Einzelpersonen zeigten großes Verständnis. Beruflich ha- zusammenhängen, Petitionen eingereicht danken, die durch ihre Dokumentations- ben sie als Leiterin einer Kindertagesstätte und Rückmeldungen gegeben zu dem, was Genehmigung den nicht kommerziellen beziehungsweise als Leiterin Sozialkultu- die Stadt umtreibt. Manchmal kommunizie- Charakter der Homepage unterstützten. reller Dienst einer Seniorenresidenz ihren ren die Schreiber/-innen sogar untereinan- Ihr Dank gilt ganz besonders den Technik- eigenen Weg genommen. der oder disziplinieren sich hinsichtlich der Profis aus dem Freundeskreis und dem Re- Für ihre Eltern beginnt ab Mai die Zeit Wortwahl, die nicht durchgängig respekt- chenzentrum Koblenz, ohne deren stets „Hallo, Leben, hier sind wir!“ Alles, was bis voll daherkommt. Natürlich sind auch die schnell und zuverlässig geleistete Hilfe eine jetzt zu kurz kommen musste, von Freund- Antworten des OBs hier eingestellt. funktionierende Homepage nicht realisier- schafts-, Familien-/Partnerschaftspflege bis bar gewesen wäre. Deren in der Öffentlich- zur Hobby-Intensivierung stehe auf dem Hoher Arbeitsaufwand keit immer weiter wachsender Stellenwert Programm, sagt Christiane E. Herzog. Ganz macht Christiane E. Herzog ebenso stolz ohne Arbeit werde dieser neue Lebensab- Dass die von mittlerweile über vier Mil- wie das Ansinnen ihres Mannes, über die schnitt nicht daherkommen, aber dem vo- lionen Besuchern angewählte Internet- Homepage seine Arbeit und Entscheidungs- ran stehe das Gefühl der riesigen Vorfreu- plattform derart aktuell und professionell prozesse wohl beispiellos öffentlich und de auf eine neue „Freiheit“, in der beide gepflegt ist, ist vor allem der Arbeit der transparent darzustellen. In ihren Augen „das tun wollen, wozu wir Lust haben – ein Ehefrau Hofmann-Göttigs, Dr. Christiane E. sei das „ein Angebot zur Teilhabe für Men- Traum!“ Für diesen neuen Lebensabschnitt Herzog, zu verdanken. Ihr über 35-jähriges schen an Politik - Bürgernähe wirklich zum in „öffentlicher Nullfunktion“ wünscht sich hauptberufliches Leben verbrachte sie zu Anfassen und ein kleiner Kampf gegen Po- Christiane E. Herzog „dass uns Wertschät- einem großen Teil mit politischem Schrei- litikverdrossenheit oder Ohnmachtsgefühle zung für das große Engagement im Be- ben im Presse-/Reden- und Marketingbe- der Menschen gegenüber dem Politikbe- rufsleben begegnet, dass gesehen wird, für reich. Von dieser Startposition aus, schreck- trieb“. Derartige Gefühle spiegeln sich ger- welche Errungenschaften Arbeitskraft ein- te sie die neue Aufgabenstellung nicht, den ne im Gästebuch der Seite. Hier bringt sich gesetzt wurde, dass gut gelegte Pfade wei- redaktionellen Part bei der Bearbeitung der Christiane E. Herzog nur korrigierend und ter geführt werden.“ Für die Stadt Koblenz Homepage zu übernehmen. Die Technik, regulierend ein. So löscht sie beispielsweise wünschen sich beide, dass sie sich weiter die Texte einzustellen, erlernte sie schnell. Einträge, die zur kommerziellen Werbung selbstbewusst nach vorn bewegt. Aber das Ausmaß des Arbeitsaufwandes sei genutzt werden, in denen datenschutz- -BSB- Ausgabe 05/2018 25
Sie können auch lesen