Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig

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Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
Koblenz                       Die Stadt am Deutschen Eck
                                       Sonderbeilage des Krupp Medienzentrums · Koblenz · Mai 2018 · Druckauflage: ca. 95.000 Stück

                         Rückblick und Ausblick – Abschied und Aufbruch!

                                               ©Thomas Frey   fotolia.com
Fotos: Udo Stanzlawski

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Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig
   mit Susanne Tack und Hermann Krupp beim
   Redaktionsgespräch.
                                                                                                           EIN STARKER STANDORT

                            Redaktionsgespräch mit Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig

           „Das zeigt, es geht aufwärts in der Stadt“
Nun ist es soweit: Die Amtszeit von Prof.       positiver demographischer Trend bestärken       ben. Gefasste Eckwertbeschlüsse unterban-
Dr. Joachim Hofmann-Göttig ist beendet.         ihn in diesem Fazit. „Das zeigt, es geht auf-   den diesen Wettlauf, „alle haben sich da-
In den Jahren als Oberbürgermeister hat         wärts in der Stadt.“                            ran gehalten“. Man ging im Rat der Stadt
er viel erlebt und viel bewegt. Verlagschef     Hofmann-Göttig blickt weiter zurück und         Koblenz „sehr kritisch mit allen Ausgaben“
Hermann Krupp und Prokuristin Susanne           nennt als weitere Höhepunkte der Amtszeit       um, musste aber gleichzeitig darauf ach-
Tack trafen sich letztmalig mit dem schei-      die Fusion von KEVAG und EVM, die Fusion        ten, „nicht mit dem Rasenmäher drüber zu
denden Oberbürgermeister im Krupp-Me-           zum Gemeinschaftsklinikum („Das ist schon       fahren, da die Stadt viele verpflichtende
dienzentrum in Sinzig, um auf die vergan-       etwas Besonderes.“). Er sieht die Möglich-      Ausgaben hat“. Das brauchte viel Sachver-
genen Jahre zurückzublicken.                    keit einer Haushaltssanierung („Das hat         stand, so Hofmann-Göttig.
                                                auch viel mit der Einnahmesituation zu          Neben der Senkung der Ausgaben musste
Bei einem Rückblick auf die letzten acht        tun.“).                                         zugleich die Möglichkeit von Einnahmeer-
Jahre, fragt Susanne Tack, „wo liegen die       22 Projekte wollte er in den letzten Mona-      höhungen geprüft werden. Auch hier wur-
Highlights der Amtsjahre von Joachim Hof-       ten seiner Amtszeit beenden. Ob er noch         de maßvoll agiert. 2018 schließlich konnte
mann-Göttig“? Das „Top-Highlight“, sagt         weitere angestoßen hat, will Susanne Tack       der erste ausgeglichene Haushalt seit Ein-
er, war natürlich die Bundesgartenschau.        wissen. Sicher, so die Antwort. Diese wei-      führung der doppelten Buchführung (Dop-
Er erlebte den Rest der Vorbereitungen          sen in die Zukunft, sagt er. Durch den ge-      pik) erreicht werden mit einem Plus von 15
zur Buga in Koblenz, die am Ende die er-        nehmigten Haushalt sei bis Ende 2018 erst       Millionen Euro.
folgreichste überhaupt war. Und das halbe       einmal Ruhe. Für die Zukunft nennt er zwei      Dennoch – er zeigt sich realistisch – muss
Jahr Buga in Koblenz selbst war „extrem         Bereiche: Die Stärkung der Attraktivität des    auf diesem Weg weiter gefahren werden.
intensiv“ mit bis zu 15 Einsätzen für ihn an    ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr)          Schließlich hat die Stadt Koblenz weiterhin
den Wochenenden. Auch wenn es „sehr             und bezahlbares Wohnen. Um dies zu errei-       eine Schuldenlast von rund 500 Millionen
anstrengend“ war: Das war für Hofmann-          chen, sei „noch viel zu tun, keine Frage“.      Euro. Alleine die Gefahr steigender Zinsen
Göttig „Stadtmarketing pur“ mit vielen be-      „Droht in Koblenz ein Fahrverbot?“ fragt        drückt enorm. Die Hälfte der derzeitigen
merkenswerten Erlebnissen.                      Hermann Krupp. „Nein!“ Nur an wenigen           Schulden wäre seiner Ansicht nach für eine
Aber auch die Nachnutzung nennt er als          Tagen im Jahr gebe es eine Überschreitung       Stadt wie Koblenz in Ordnung. Also gilt es
Highlight. Durch Attraktionen wie zum Bei-      der Grenzwerte, weiß Joachim Hofmann-           weiter, zu konsolidieren.
spiel das geöffnete Schloss, die Festung und    Göttig. Ein Fahrverbot sei für ihn nicht
die Gärten wurde Koblenz „dauerhaft at-         einsehbar. Außerdem sieht er den Bund ge-
traktiver für die Koblenzer und ihre Gäste“.                                                       Heute guter Politikstil im Rat
                                                fordert. Der Dieselbesitzer könne nichts für
Das zeigt sich bereits eindrucksvoll an den     den „Lug und Trug“.
Übernachtungszahlen, die heute höher sind                                                       Hermann Krupp: „Wie gelang es, die Rats-
als im Buga-Jahr.                                                                               fraktionen mit einzubinden? Zu Beginn, so
                                                2018 erster ausgeglichener Haus-                Joachim Hofmann-Göttig, war die Konsoli-
Der scheidende OB fasst zusammen: „Die
Bundesgartenschau war eine Zeitenwende
                                                 halt seit Einführung der Doppik                dierung des Haushalts ein „hochkritisches
für die Stadt und ein zentrales Projekt mei-                                                    Thema“. Er hatte sein Vorhaben bereits
                                                Der Haushalt war ein wichtiges Thema in         im Wahlkampf angekündigt, erinnert er
ner Amtszeit.“
                                                der Amtszeit des Oberbürgermeisters Joa-        sich. Als er dann im Amt war, habe er „ei-
Darüber hinaus sei es gelungen, die Stadt
                                                chim Hofmann-Göttig. Hermann Krupp will         sern konsequent“ daran gearbeitet und
zu „befrieden“, dazu beizutragen, „das
                                                von ihm wissen, wie dieser sich in den acht     niemanden bevorzugt oder benachteiligt.
wir friedlich miteinander leben“. Bei einem
                                                Jahren seiner Amtszeit entwickelte und          Hofmann-Göttig lacht: „Ich habe alle gleich
Migrantenanteil von 30 Prozent und den
                                                welche Perspektiven er sieht.                   schlecht behandelt.“
Flüchtlingen in der Stadt sieht er eine „sehr
                                                Zum Amtsantritt, erinnert er sich, war der      Aber mit dieser „Bereitschaft, sich Feinde
liberale Ausstrahlung“ der Stadt Koblenz.
                                                Haushalt der Stadt Koblenz mit bis zu 50        zu machen“ konnte ihm keine Parteiigkeit
    Gut leben und gut arbeiten                  Millionen Euro Defizit pro Jahr „besorg-        vorgeworfen werden. Er betrachtet den Po-
                                                niserregend. Das konnte so nicht weiter-        litikstil im Rat heute als besser im Vergleich
Zu den Highlights zählt Hofmann-Göttig          gehen.“ Um das Defizit zu reduzieren,           zu Beginn seiner Amtszeit.
zudem das Wirtschaftsleben in der Stadt.        erreichte er ein gemeinsames Verständnis        Die Einnahmesituation zu verbessern, be-
In einer Stadt wie Koblenz zählt es, gut        im Stadtrat, „das A und O“. Denn anson-         deutet, es für die Bürger teurer zu ma-
leben und gut arbeiten zu können. Ant-          sten hätte es das Risiko eines Wettlaufs für    chen – ein traditionelles Reizthema. Wie er
worten von Unternehmenslenkern und ein          Mehrausgaben bei den Fraktionen gege-           denn damit umgegangen sei, will Hermann

Ausgabe 05/2018                                                                                                                             3
Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
EIN STARKER STANDORT

                                                                                              Nun kann er gemeinsam mit seiner Frau
                                                                                              den Tag gestalten. Er will täglich Sport trei-
                                                                                              ben, etwas abnehmen, sich um seine Hunde
                                                                                              kümmern, Zeit haben für Familie, Freunde
                                                                                              und Bekanntschaften. Zwei neue Fotobü-
                                                                                              cher sind in Planung. Beruflich will er „maß-
                                                                                              voll“ als Wirtschaftsberater agieren. Eines
                                                                                              seiner Projekte handelt von der Zukunft der
                                                                                              Seilbahn, verrät er. Wohnen will er in Ko-

                                                                                          „                                            “
                                                                                              blenz und in Holland.

                                                                                                    Friedlich und respektvoll
                                                                                                     miteinander umgehen

                                                                                              Hat Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig Vi-
                                                                                              sionen? Wo steht Koblenz in 20 Jahren?
                                                                                              „Ich habe mich mit solchen Fragen immer
 Der Oberbürgermeister vor seinen Fotos.                       Foto: Archiv BSB               schon schwergetan“, antwortet er. Er sei
                                                                                              zwar ein Mensch der Planung, habe aber
                                                                                              Probleme, sich das so vorzustellen. Beispiel-
Krupp wissen. Es durfte kein Bereich ausge-   Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Projekte
                                                                                              haft nennt er das Thema Verkehr und das
spart werden, erklärt er. Die Hundesteuer     für die Zukunft?“
                                                                                              autonome Fahren. Wird das so sein? Welche
wurde angehoben, Bei der Gewerbesteuer        Joachim Hofmann-Göttig nennt die Stär-
                                                                                              Folgen hat das? „Mein Phantasie ist nicht
musste „sehr sensibel“ vorgegangen wer-       kung des ÖPNV und die Konzessionsverga-
                                                                                              ausgeprägt genug. Schnell ist die Grenze zu
den, um die Unternehmen in der Stadt zu       be ab 2020. Das sei ein „zentrales Thema“,
                                                                                              Utopie und Spinnerei erreicht. Ich verstehe
halten. Daher wurde mit den Unternehmen       um das sich sein Nachfolger intensiv küm-
                                                                                              mich eher als intelligenten Macher statt als
kommuniziert, frühere Absenkungen rück-       mern müsse. Er nennt das Thema „bezahl-
                                                                                              Visionär.“
gängig gemacht und die Anhebung auf ein       bares Wohnen“. Beim Umbau der Fritsch-
                                                                                              Formulieren wir es anders: Welche Wün-
für die Unternehmen verkraftbares Maß         Kaserne stünden vier Investoren in der
                                                                                              sche hat Joachim Hofmann-Göttig für die
angehoben. Bei der Grundsteuer B war es       engeren Wahl. Hier geht es um Wohnraum
                                                                                              Zukunft? Jetzt sieht die Antwort anders
hingegen „schwieriger“ - diese wird in der    für bis zu 3.000 Menschen. Darüber hinaus
                                                                                              aus: Er wünscht sich, „dass wir die Probleme
Regel über die Mieten umgelegt. Für seinen    müssten kleinere Wohnprojekte angesto-
                                                                                              der Verkehrsinfrastruktur hinkriegen“. Die
Vorschlag erhielt Hofmann-Göttig im Rat       ßen werden – einige Projekte stünden be-
                                                                                              Wohnprobleme sollen gelöst werden und
eine Niederlage: Der Rat war einstimmig       reits in der Pipeline.
                                                                                              genügend bezahlbarer Wohnraum zur

„                                    “
dagegen. Am Ende wurde die Grundsteuer        Beim Gemeinschaftsklinikum gebe es große
                                                                                              Verfügung stehen. Die Arbeitsplatzvielfalt
B maßvoll angehoben, sagt er.                 anstehende Investitionen, die man beglei-
                                                                                              soll erhalten bleiben, das heißt es sollen
                                              ten müsse.
                                                                                              nicht nur hochtechnisierte Arbeitsplätze
                                              „Was ist denn mit dem Thema Brückensa-
  Die Menschen machen Koblenz                 nierung?“ fragt Hermann Krupp. Das war
                                                                                              für die Menschen da sein. Hofmann-Göttig
       besonders attraktiv                                                                    wünscht sich eine „innere Liberalität“, dass
                                              zu Beginn der Amtszeit besonders drü-
                                                                                              wir friedlich und respektvoll miteinander
                                              ckend. „Das Problem gibt es weiterhin“,
                                                                                              umgehen.
                                              sagt Hofmann-Göttig. Es wurde ein Master-
Nach acht Jahren Amtszeit fragt Hermann       plan Brückensanierung aufgestellt. Europa-
Krupp den scheidenden OB: Wo liegen die       und Balduinbrücke sind fertig. Als Nächstes
Stärken der Stadt Koblenz? Kann er ein Fa-    ist die Pfaffendorfer Brücke mit einem Inve-
zit ziehen?                                   stitionsvolumen von 58 Millionen dran. Das
Joachim Hofmann-Göttig sieht die Stadt        wird seinen Nachfolger begleiten, weiß er.
„definitiv gut aufgestellt“. Es gebe keine    Und wenn man es genau betrachtet, wird
zweite Stadt, „die ich so attraktiv finde“.   dieses Thema wohl nie beendet werden.
Die Größe von Koblenz sei sehr gut. Der       Hermann Krupp: „Dann wird das Thema
Städtebau unterstreiche die Attraktivität,    schnelles Internet wohl auch nie fertig sein,
trage sie doch dazu bei, „dass man sich       da immer wieder neue Bandbreiten gefor-
wohlfühlen kann“. Das betreffe auch das       dert werden.“ Man wolle 100 MB flächen-
Verbinden von Leben und Arbeit. Dadurch       deckend, antwortet Hofmann-Göttig. Lay
ergeben sich im Gegenzug natürlich auch       und Stolzenfels seien dabei „Problemstadt-
Verkehrsprobleme, weiß er.                    teile“ - das werde zusammen mit der Tele-
„Die Menschen machen Koblenz besonders        kom abgearbeitet.
attraktiv.“ Das sei die „große Stärke“, der   Bekommt Koblenz ein Glasfasernetz? Nicht
rheinische Menschenschlag. Und das, ob-       flächendeckend.
wohl nur etwa 30 Prozent der Koblenzer
hier geboren sind. „Man kann hier schnell           Vom OB zum Privatmann
heimisch werden. Ich liebe die Stadt, auch
wegen dieser Zugänglichkeit.“                 Kommen wir zum Privatmann Joachim Hof-
„Das war jetzt aber eine Hommage an Ko-       mann-Göttig. Was wird der ehemalige Ko-
blenz“, bemerkt Susanne Tack. Als Heimat      blenzer OB am meisten vermissen? Welche
sei die Stadt „unübertroffen“, schwärmt       Pläne gibt es für die Zeit ab Mai 2018?
Hofmann-Göttig. „Ich habe 20 Wohnsitze        Er wird es vermissen, antwortet Joachim
hinter mir und kann das gut beurteilen.“      Hofmann-Göttig, „täglich die Chance zu
                                              haben, eigene Ideen wirksam umzuset-
      Brückensanierung wird                   zen“. Ja, auch öffentliche Auftritte wird er
     ständiges Thema bleiben                  vermissen. Aber er freut sich darauf, mor-
                                              gens nicht als erstes in den Kalender sehen
„Lassen Sie uns den Blick nach vorne wa-      zu müssen. Der Ex-OB will endlich wieder         Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig bei seinem
gen“, sagt Hermann Krupp. „Wo liegen          mehr als fünf Stunden schlafen.                  großen Hobby.              Foto: Archiv BSB

Ausgabe 05/2018                                                                                                                           5
Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
EIN STARKER STANDORT

                                    ABSCHIEDSGRUSSWORT
                                    von David Langner

                                                                                                         ABSCHIEDSGRUSSWORT
                                                                                                          des Vorsitzenden des Stadtforums
                                                                                                         „Alle lieben Koblenz“ e.V.

Jo Hofmann-Göttig ist ein guter Mentor. Ein ganzes Jahr hat er
mich während meines Studiums in dieser Rolle begleitet und auch
noch einige Zeit darüber hinaus. Aus dieser Phase erinnere ich mich
gerne an einen Abend, als ich ihm ein geliehenes Buch zu Hause
vorbeibrachte. Spontan fragte er mich, ob ich zum Essen bleiben
wolle. Gerne sagte ich zu und erlebte einen unterhaltsamen Abend
im Kreise seiner Familie, der mit Billardspielen im Wohnzimmer en-
dete. Ja, der aus dem Amt scheidende Oberbürgermeister hat einen
solchen Tisch im Wohnzimmer stehen. Allerdings wird er meistens
abgedeckt als Esstisch genutzt.
Als er im Jahr 2009 für das Amt des Oberbürgermeisters kandidierte,
saßen wir eben wieder an diesem Tisch. Doch diesmal ging es nicht
um die bunten Kugeln, sondern um bunte Plakate und Broschüren,
es ging um die richtige Strategie. Er hatte ein klares Konzept im         Joachim Hofmann-Göttig kam zur rechten Zeit: Koblenz und seine
Kopf. Das machte die Beratung nicht immer einfach. Vergeblich             Bürger waren im Aufbruch. Überraschend selbstverständlich unter-
habe ich damals mit anderen versucht, ihm seine bunten Musikkra-          warf sich Koblenz dem BUGA-Fieber. Was Hofmann-Göttig als Kul-
watten abzugewöhnen. Sie waren damals sein Markenzeichen und              turstaatsekretär gefördert und unterstützt hatte, konnte er nun
sind es bis heute geblieben. Ganz selten sehe ich ihn mittlerweile        als Oberbürgermeister mitgestalten. Er hatte großen Anteil daran,
mit fast einfarbigen Schlipsen ohne Noten oder Trompeten. Die un-         Koblenz zu verwandeln. Und seine Bürger auch. Es ist nicht nur der
gewöhnlichen Krawatten verbinden wohl viele von uns auch in der           große Verdienst des einflussreichen Vereins der BUGA-Freunde,
Zukunft mit Jo Hofmann-Göttig. Sie zeigen vielleicht, dass er in Mo-      dass der Gestaltungs- und Fortschrittswille sichtbar und fühlbar
defragen nicht ganz auf der Höhe der Zeit war, aber verdeutlichen         weiter in dieser Stadt wirkt, sondern besonders auch seiner.
seinen Charakter. Er dreht sein Fähnchen nicht nach dem Wind. Er          In die Quere kam ihm seine ungewollte Aufgabe, den erdrü-
bleibt sich treu, seinen Prinzipien verpflichtet. Er weiß, welchen Weg    ckenden Haushalt der Stadt wieder auf einen guten Kurs zu brin-
er beschreiten will. Analysiert die politische Lage, bevor er losmar-     gen. Diese hat er nicht nur angenommen, sondern mit Erfolg zu
schiert. Und er war interessiert an der Kunst, der Musik. Nicht von       einem unerwartet guten Ergebnis geführt. Und unter diesen nicht
ungefähr hat er viele Jahre die Kulturpolitik des Landes Rheinland-       sehr günstigen Bedingungen ist es Hofmann-Göttigs besonderer
Pfalz als Staatssekretär entscheidend und nachhaltig geprägt.             und sichtbarer Verdienst, dass das Stadtbild und seine Wirkung
Die Konsolidierung des Haushalts stellte er ins Zentrum seiner Amts-      nachhaltig und umfassend an Attraktivität sehr stark gewonnen
zeit. Schritt für Schritt, Jahr für Jahr bereitete er gemeinsam mit der   hat. Unsere Stadt wird von Besuchern bewundert, wie ich es noch
Verwaltung und dem Stadtrat die ersten beiden geplanten ausgegli-         nie zuvor erlebt habe.
chenen Haushalte der Stadt seit vielen Jahren vor. Dafür holte er sich    Er hat erkannt: die Innenstadt ist unsere Visitenkarte. Und so war
Sachverstand von außen, ließ sich von einer sogenannten Haushalts-        es für ihn selbstverständlich, die Aktivitäten des Stadtmarketings
strukturkommission beraten. Er sammelte Ideen, baute Personal ab,         in Koblenz aktiv zu unterstützen und mitzugestalten. Er hat es
neue Projekte mit entsprechenden Ausgaben wurden von Beginn               ebenso verstanden, größere Wirtschaftsansiedlungen zu fördern
an von ihm als Kämmerer gar nicht erst auf den Weg gebracht. Ei-          und gleichzeitig intensiv wissenschaftliche Hochschulen und Ein-
serne Disziplin auch hier. Diese war auch notwendig! Die Ausgaben         richtungen. Das sind außerordentlich wichtige Zukunftsmaß-
der BUGA, für den Zentralplatz waren immens gewesen. Er musste            nahmen für die weitere Entwicklung einer dynamischen Stadt.
sparen.                                                                   Hofmann-Göttigs Koblenz ist eine Schwarmstadt geworden, mit
Er ergriff die Chancen, die sich aus dem Rückzug von RWE aus der          unaufhaltsamen Zuzug von hoch qualifizierten Fachkräften und
Kevag ergaben, schmiedete einen leistungsstarken Energieversor-           dynamischen jungen Menschen.
ger mit der neuen evm. Die Fusion der Krankenhäuser waren ihm             Wie sehr er sich letztlich mit seiner Stadt identifiziert, zeigt der
ein Anliegen, er machte das Thema zur Chefsache im Rathaus.               glücklicherweise vollzogene Bruch seines Ehrenwortes als Staats-
Jo Hofmann-Göttig hat sich kein eigenes Denkmal gesetzt. Seine            sekretär „die Seilbahn unbedingt nach der BUGA wieder abzubau-
Erfolge sind eher abstrakt, für manche nicht unbedingt greifbar.          en“. Als frischer OB demonstrierte er dann gemeinsam mit den
Aber er war ein sehr guter Oberbürgermeister und hat die Stadt auf        Bürgern und Freunden der Stadt ostentativ für den Erhalt der Seil-
einem guten Kurs gehalten, gut gewirtschaftet und den Erfolg der          bahn.
BUGA nachhaltig bestätigt.                                                Schließlich: mit den ihm eigenen Eigenschaften von gnadenloser
Zum Schluss noch eine Anekdote aus meiner Zeit mit Jo Hofmann-            Pünktlichkeit oder ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen
Göttig als Mentor. Bei unserem ersten Treffen, das - wie die vielen       mag er zunächst seine Rheinischen Bürger ob ihrer Geringschät-
weiteren - immer bei ihm zu Hause stattfand, kam ich ein paar Mi-         zung solcher Eigenarten irritiert haben. Doch schon bald zahlte
nuten nach der vereinbarten Uhrzeit. Den Satz meiner Mutter im            sich dies für ihn in Achtung aus. Die alten Preußischen Tugenden
Ohr: „Wenn Du irgendwo eingeladen bist, komme immer ein paar              im eher spaßhaften Koblenzer Rheinländer wieder zu erwecken
Minuten später. Das gebietet die Höflichkeit.“ Mein Mentor machte         mag vielleicht das eigentliche Geheimnis des anhaltenden Erfolgs
mir aber direkt klar: „Beim nächsten Mal kommst Du pünktlich.“ Ich        begründen, auf dessen Weg er sein Koblenz begleiten und mitge-
habe das bis zum heutigen Tag besonders bei ihm immer beherzigt...        stalten konnte.

DAVID LANGNER                                                             CHRISTOPH KREPELE
Koblenzer Oberbürgermeister                                               Vorsitzender Stadtforum „Alle lieben Koblenz“ e.V.

Ausgabe 05/2018                                                                                                                             7
Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
EIN STARKER STANDORT

                               Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig

                           Ein begeisterter BUGA-Freund
Der scheidende Oberbürgermeister Pro-
fessor Dr. Joachim Hofmann-Göttig ist ein
BUGA-Freund der ersten Stunde. Er war bei
der Gründungsversammlung des Vereins
am 11. März 2009 Bewerber für das Amt
des Oberbürgermeisters von Koblenz und
trug sich unter der Nummer zwei in die Ver-
einsliste ein. Danach wurde er bald Mitglied
des Kuratoriums der BUGA-Freunde, einem
Gremium von Persönlichkeiten aus Koblenz
und der Region Mittelrhein. Es berät und
unterstützt den Verein. Am 27. September
2009 wurde Hofmann-Göttig gewählt und
trat sein Amt als Koblenzer Oberbürgermei-
ster am 1. Mai 2010 an - knapp ein Jahr vor
dem Beginn der Bundesgartenschau 2011 in
Koblenz.

       Bauarbeiten im Vorfeld
          der BUGA 2011
Zu diesem Zeitpunkt war in Koblenz schon
einiges von der BUGA 2011 sichtbar und
spürbar! Bauzäune versperrten Wege.             Während des PreOpening des BUGA-Areals für die BUGA-Freunde Koblenz, damals
Bauarbeiten behinderten eingefahrene            waren es 540 Mitglieder, heute sind es rund 1.100. Foto: Thomas Frey
Abläufe. Manche befürchteten ein Ver-
kehrschaos für eine „Blümchenschau“. Der       wandeln. Die BUGA-Freunde waren ganz          Koblenz und im Umland waren wir mit un-
Umbruch war an allen Ecken zu spüren. Es       nah dran an dem Thema. Die BUGA GmbH          serem Stand unterwegs und sprachen mit
wurde dringlich, die Bevölkerung in diesem     informierte nach Kräften, die Bevölkerung     den Menschen. Bei diesen Terminen schau-
Prozess der Erneuerung mitzunehmen, die        und Vereine holten sich Informationen. Die    te der neue Oberbürgermeister oft vorbei
Ängste vor dem Neuen abzubauen und in          BUGA-Freunde Koblenz wurden früh zu           und war ganz nah am Thema. Gleichzeitig
ein positives Gefühl der Vorfreude zu ver-     Multiplikatoren. „Bei 25 Veranstaltungen in   wurde die Seilbahn fertig. Baustellenfüh-

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Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
EIN STARKER STANDORT

Foto: fotolia.com

         rungen und der Probebetrieb der Seilbahn      auch nach dem Ende der Veranstaltung en-      in Internet den Willen der Menschen für die
         waren wichtige Angebote, die wir gerne        ormes Potenzial haben und sinnvoll nach-      Seilbahn. Damit gelang eine perfekte Er-
         mit unserem Vereinsmitglied Prof. Dr. Joa-    genutzt werden müssen – als belebte und       gänzung zu Bemühungen einer offiziellen
         chim Hofmann-Göttig teilten. Unser Verein     bespielte Orte, in denen sich die Menschen    Delegation. Nun steht der Wunsch nach
         hatte seine wesentlichen Inhalte für das      aus Koblenz, der Region und unsere Gä-        einer BUGA 2031 im Weltkulturerbege-
         Jahr 2010: Die Einweihung der Schlossstu-     ste gerne aufhalten. Die Marke Koblenzer      biet Oberes Mittelrheintal im Raum. Dazu
         fen, der erste Dauerkartenverkauf für die     Gartenkultur ist ein gemeinsames Projekt      gehört, den Betrieb der Seilbahn zu ver-
         Seilbahn und den Eintritt in die BUGA-Are-    ihrer Partner mit dem federführenden          längern und sie in den Öffentlichen Nach-
         ale und die Feste Ehrenbreitstein. Mit dem    städtischen Eigenbetrieb Grünflächen- und     verkehr einzubinden. Wir BUGA-Freunde
         Oberbürgermeister warben wir um Spen-         Bestattungswesen, der Koblenz-Touristik       Koblenz sind einer der zwei Freundeskreise
         den für die Aktion „BUGA für alle Schän-      GmbH, der Generaldirektion Kulturelles        im Oberen Mittelrheintal, die sich mit gan-
         gel“, die allen Kindern mindestens einen      Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), der Seilbahn     zer Kraft dafür einsetzen.“
         Eintritt in die BUGA ermöglichte“, erinnern   Koblenz und den Freunden der Bundesgar-
         sich die BUGA-Freunde Koblenz.                tenschau Koblenz 2011 e.V. (BUGA-Freunde            „Immer ein offenes Ohr“
         Die Resonanz war groß. Inzwischen hatte       Koblenz). Kein „Ladenhüter“: Sie startet in   Oberbürgermeister, Prof. Dr. Joachim
         der Verein der BUGA-Freunde Koblenz 540       diesen Tagen in die sechste Saison der Ko-    Hofmann-Göttig hatte immer ein offenes
         Mitglieder. Sie besichtigten eine Woche vor   blenzer Gartenkultur.                         Ohr für die BUGA-Freunde Koblenz. Viele
         der Eröffnung der BUGA am 15. April 2011                                                    Bürotermine zu unterschiedlichen Pro-
         vorab alle drei BUGA-Bereiche. Minister Ro-      Die Seilbahn wurde nicht wie
                                                                                                     jekten, Themen, Eröffnungen von Veran-
         ger Lewentz, Oberbürgermeister Prof. Dr.               geplant abgebaut                     staltungen, Übergaben von Spenden an die
         Joachim Hofmann-Göttig und alle BUGA-         Im Oktober 2012 informierte Oberbür-          Stadt, Dämmerschoppen, Helferfesten be-
         Freundinnen und Freunde erlebten unter        germeister Prof. Dr. Hofmann-Göttig die       stimmten die Jahresabläufe. Wann immer
         der Führung von BUGA-Geschäftsführer          BUGA-Freunde über das Angebot der Firma       er es einrichten konnte, nahm er teil.
         Hanspeter Faas und seinem Team, was Ko-       Doppelmayr, die Koblenzer Seilbahn nicht      „Wir wünschen unserem Mitglied Prof. Dr.
         blenz und seine Gäste bis zum 16. Oktober     2013 abbauen zu wollen, sondern den Be-       Joachim Hofmann-Göttig für die Zukunft
         2011 erwartete. Würden die veranschlagten     trieb auf eigenes betriebswirtschaftliches    alles Gute, gesundheitliches Wohlergehen
         rund zwei Millionen Besucher kommen?          Risiko fortzuführen. Noch in derselben        und viel Freude bei seinen künftigen Vorha-
         Würde ein Verkehrschaos eintreten oder        Nacht konzipierten die BUGA-Freunde eine      ben und Projekten. Er will weiter Mitglied
         ging das Verkehrskonzept auf? Fragen, die     Unterschriftenaktion für den Erhalt der       der BUGA-Freunde bleiben und nach einer
         sich alle auch am Tag der Eröffnung noch      Seilbahn mit dem Oberbürgermeister als        kurzen Auszeit wieder am Vereinsleben
         stellten. Strahlender Sonnenschein ließ die   Adressat der Unterschriftenblätter. Neun      teilzunehmen. Darauf freuen wir uns sehr“,
         Eröffnungsfreier mit Bundespräsident Chri-    Monate später legten sie über 105.000 Un-     sagt Anna Maria Schuster, Geschäftsführe-
         stian Wulff und Ministerpräsident Kurt Beck   terschriften vor und organisierten mit dem    rin der BUGA-Freunde Koblenz.
         am Deutschen Eck für den Oberbürgermei-       Deutschen Hotel- und Gaststättenverband
         ster und viele geladene Gäste zu einem be-    (DEHOGA) eine De-
         eindruckenden Erlebnis werden.                monstration       pro
           Dreieinhalb Millionen Besucher              Seilbahn.       Rund
                                                       3.500 Menschen aus
         Sechs Monate später hatten rund dreiein-      Koblenz und der
         halb Millionen Besucher die Koblenzer         Region kamen ans
         BUGA besucht. Koblenz war verwandelt,         Rheinufer. Minister
         nicht nur städtebaulich und gärtnerisch,      Roger Lewentz und
         auch die Menschen, die in Koblenz und der     Oberbürgermeister
         Region leben, hatten die Aufbruchsstim-       Hofmann-Göttig
         mung und den neuen Geist angenommen.          sprachen bei der Ver-
         Alle waren wieder stolz auf „ihre“ Stadt.     anstaltung.    Einige
         „Wir führten bereits während der BUGA         Tage später erreichte
         2011 Gespräche mit dem Oberbürgermei-         die BUGA-Freunde
         ster und den zuständigen städtischen Äm-      zu sehr früher Mor-
         tern über die Erhaltung und Weiterentwick-    genstunde die po-
         lung der Lebens- und Aufenthaltsqualität      sitive Botschaft des
         als dem BUGA-Erbe. Konkrete Vorschläge        UNESCO-Welterbe
         wurden ausgearbeitet und abgestimmt.          Komitees von seiner
         So gelang es uns, den Rückbau der Stau-       Tagung aus Phnom
         denbeete im Schloss- und Festungspark         Penh, der Haupt-
         zu verhindern, die wir seitdem in enger       stadt Kambodschas:
         Zusammenarbeit mit den städtischen Ei-        Die Seilbahn kann
         genbetrieb Grünflächen- und Bestattungs-      den Betrieb bis 2026
         wesen pflegen. Im Werk Bleidenberg auf        fortführen.    Dieser
         dem gleichnamigen Kletterspielplatz un-       ganz spezielle Mo-
         terstützen wir die Arbeit des Jugendamtes     ment rechtfertigte
         mit eigenen Kursangeboten für Kinder          es, den Oberbürger-
         und Jugendliche. Der Informations- und        meister beim Früh-
         Verleihdienst im Festungspark, regelmäßi-     stück zu stören, um
         ge Ausstellungen in der Seilbahn runden       bald eine gemein-
         das Programm seit 2012 ab“, berichten die     same Pressekonfe-
         BUGA-Freunde Koblenz.                         renz im Rathaus zu
         Der Geist und das Erbe der BUGA 2011 le-      geben.
         ben in den BUGA-Freunden Koblenz und          „Wir       dokumen-
         der Koblenzer Gartenkultur (KOGA) wei-        tierten durch unsere
         ter. Schon während der Bundesgartenschau      Unterschriftenaktion
         2011 wurde deutlich, dass die BUGA-Areale     auf Papier und nicht

         Ausgabe 05/2018                                                                                                                      9
Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
EIN STARKER STANDORT

Für die moderne Gestaltung des Zentralplatzes war ein mühsamer jahrzehntelanger Weg notwendig

                       Aus Kriegsruine wurde Herzstück
           Der Bau des Forum Confluentes kostete 4,3 Millionen Euro weniger als veranschlagt
Koblenz. Es ist das                                                                                                     Auf einer Nutzfläche
geschäftliche, gesell-                                                                                                  von 12.250 Quadrat-
schaftliche und kul-                                                                                                    metern gibt es viel
turelle Herzstück von                                                                                                   Raum für die Rhein-
Koblenz: der Zentral-                                                                                                   romantik-Erlebnisaus-
platz. Und der hat viel                                                                                                 stellung Romanticum,
mitgemacht bis zu                                                                                                       das Mittelrhein-Muse-
seiner heutigen Prä-                                                                                                    um, die hochmoderne
senz, denn eigentlich                                                                                                   StadtBibliothek,    die
gab es ihn gar nicht.                                                                                                   Tourist-Information
Vor dem Zweiten                                                                                                         der Koblenz-Touristik
Weltkrieg      standen                                                                                                  und das zum Ent-
hier ganz dicht viele                                                                                                   spannen einladende
Fachwerkhäuser, die                                                                                                     Kultur-Kaffee.     Und
aber durch die schwe-                                                                                                   ganz oben bietet die
ren Luftangriffe auf                                                                                                    per Aufzug zu errei-
Koblenz      vernichtet                                                                                                 chende Dachterrasse
wurden, sodass eine                                                                                                     eine atemberaubende
große freie Fläche                                                                                                      Aussicht auf Koblenz
gab.                                                                                                                    mit der Festung Ehren-
Südlich dieser Kriegs-                                                                                                  breitstein und den be-
ruine, dort, wo heute                                                                                                   nachbarten Landschaf-
das ADAC-Gebäude                                                                                                        ten. Stolz war und ist
steht, entstand 1950      Da freute sich alle Protagonisten nachdem sie das Forum Confluentes offiziell                 der    Oberbürgermei-
bis 1951 ein Gebäu-       eröffnet hatten.                                                     Foto: HEP                ster, dass das Großpro-
dekomplex, den zu-                                                                                                      jekt nicht nur im Zeit-
nächst die französische Besatzungsarmee In einer vom Stadtrat Anfang 2011 beschlos-               plan geblieben ist, sondern sogar noch weit
und ab 1957 die Bundeswehr nutzten. Teile         senen Vorlage hieß es: „Die Gestaltung der unter den veranschlagten Kosten. Während
des Komplexes verwandelte man in „Haus Platzfläche vertieft die Leitidee der vom                  die Gesamtkosten für die Platzfläche rund
der Begegnung“, Poliklinik, Residenz-Kino Wasser umflossenen und durchströmten 3,8 Millionen Euro betragen, kostete das
und 1962 ins Ernst-Rodenwaldt-Institut für Steine als prägendes Gestaltungselement                Forum Confluentes statt 95,4 Millionen
Wehrmedizin und Hygiene der Bundes-               des Freiraumes und bringt sie deutlich zur Euro nur noch rund 91 Millionen Euro. „Wir
wehr. Das 1956 errichtete Casinogebäude           Geltung. In dieser Formensprache werden         sind wirklich froh, das erreicht zu haben,
am östlichen Ende des Platzes (Casinostra- der zentrale Platzbereich mit Grüninsel                denn schon übliche kleinere prozentuale
ße) musste 1968 einem Warenhaus mit Tief-         und Wasserspiel, der Trichterplatz mit den Abweichungen vom Budget hätten uns sehr
garage weichen, das zunächst von Quelle beiden Aktivitätsinseln und das nördliche                 zu schaffen gemacht“, sagte der OB einst
und ab 1993 von Hertie genutzt wurde. Platzumfeld des Kulturbaus gestalterisch auch als Kämmerer der Stadt.
Im Norden des Platzes (Clemensstraße) gegliedert. Als Verbindungselement zwi-
etablierte sich 1970 die Dresdner Bank mit        schen Center und Kulturgebäude, aber auch              Zentraler Umstiegspunkt
einem Hochhaus, heute Schängel-Center. als Treffpunkt und Aufenthaltsraum für
Schon 1957 sah ein Plan die Schaffung eines       Bürger und Gäste der Stadt Koblenz kommt Am Rand des Zentralplatzes befinden sich
Zentralplatzes vor, als Mittelpunkt einer dem Zentralplatz eine hervorragende Be- in der Görgenstraße und der Clemensstra-
aufstrebenden Großstadt.                          deutung zu. Während die Neugestaltung ße mehrere Bushaltestellen, sodass dieser
                                                  die Fußgängerbeziehungen in Richtung ein zentraler Umstiegspunkt im Koblenzer
        Das Forum Mittelrhein                     Altstadt, Altlöhrtor, Pfuhlgasse und der vor-   Nahverkehr ist. Inzwischen wurden auch
                                                  handenen umliegenden Passagen deutlich die vier umliegenden Straßen neu gestal-
Als 1996 das Hertie-Warenhaus schloss, zo- stärkt, werden gleichzeitig weitere zahl-              tet und über das Altlöhrtor zur Löhrstraße
gen in das Gebäude nur noch kleinere Ge-          reiche Nutzungsanforderungen berücksich- eine Fußgängerzone als Verbindung ge-
schäfte ein, größtenteils stand es leer und tigt.“                                                schaffen. So entstanden für das Parkhaus
der Zentralplatz verwahrloste. Schließlich                                                        Altlöhrtor neue Zu- und Abfahrten. Streit-
wurden nicht nur dieses, sondern auch              Der Kulturbau Forum Confluentes punkt ist die Clemensstraße im Bereich des
weitere Gebäude auf und am Zentralplatz                                                           Zentralplatzes. Zigmal schon stellte die SPD-
abgerissen und eine große freie Fläche ent-       Verschiedene Meinungen gab es bei der Ge- Fraktion im Koblenzer Stadtrat den Antrag,
stand. Anfang dieses Jahrhunderts waren staltung des Kulturbaus Forum Confluentes, diesen Bereich außer für Busse zu sperren.
Bevölkerung, Stadtrat und Verwaltung un- das durch die ungewöhnliche Form und der                 Immer wieder wurde das von der Mehrheit
eins über die Neugestaltung des Platzes, die riesigen Glasfassade bereits ein Kunstob- im Stadtrat abgelehnt. Stattdessen hat die
sich dadurch über Jahre hinzog. Zwischen          jekt und Hingucker ist. Kreiert hatten es die Verwaltung die Clemensstraße durch ex-
2007 und 2010 klaffte eine tiefe Baugrube deutsch-niederländischen Star-Architekten trem kurze Grünphasen praktisch zum Ver-
auf dem Zentralplatz. Endlich hatten sich die     Benthem-Crouwel. Als Oberbürgermeister          kehrshindernis gemacht. „Es macht keine
Befürworter des Projekts Forum Mittelrhein,       Dr. Joachim Hofmann-Göttig am 20. Juni Freude hier herzufahren“, kommentierte
eine Kombination aus Einkaufszentrum und          2013 den Koblenzer Bürgern den Kultur- der Oberbürgermeister mal die Situation.
Kulturgebäude, durchgesetzt und im Herbst bau feierlich übergab, sagte er: „Mit dem               Doch den meisten Autofahrern scheint dies
2012 eröffnete das Forum Mittelrhein nach Forum Confluentes haben wir ein architek-               gleichgültig zu sein, sie benutzen einfach
zweijähriger Bauzeit. Das Einkaufszentrum         tonisches und funktionsreiches Juwel in un- die Clemensstraße und erzeugen dadurch
mit ca. 80 Geschäften auf 20 000 Quadrat- serer Stadtmitte, mit dem wir unsere Innen- oft lange Staus.                                    -hep-
metern erbaute das ECE-Projektmanage-             stadt weiter aufwerten. Gleichsam ist jetzt
ment GmbH & Co KG und wird davon, eben- an dieser Stelle eine entscheidende Lücke
so wie das Löhrcenter, auch betrieben. Das        im Bild der Innenstadt geschlossen worden
Forum Mittelrhein bietet 750 Parkplätze und und der Zentralplatz ist nun auch endlich
hat im Schnitt täglich etwa 16.000 Besucher.      der zentrale Platz unserer Stadt.“

Ausgabe 05/2018                                                                                                                             13
Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
EIN STARKER STANDORT

                                              Kultur in Koblenz
    Joachim Hofmann-Göttig: „Koblenz ist die heimliche Kulturhauptstadt von Rheinland-Pfalz.“

Koblenz. Fast zwanzig Jahre lang war der          unzähligen Karnevalssitzungen, erwies sich      verständlich, war er doch als Kulturstaats-
zum 30. April 2018 aus dem Amt schei-             in der Bütt als begnadetes Redetalent und sekretär intensiv am 2002 erfolgreich ab-
dende Koblenzer Oberbürgermeister (seit machte sich auch sonst in vielerlei Hinsicht              geschlossenen       Anerkennungsverfahren
2010) Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig verdient um das Brauchtum. In den üb-                      der Kulturlandschaft Oberes Mittelrhein-
Kulturstaatssekretär des Landes Rheinland- rigen vier Jahreszeiten brachte er sich bei tal als UNESCO-Welterbe beteiligt. Um
Pfalz. Mindestens ebenso lang besteht sei-        diversen Kultureinrichtungen der Stadt          diesen Status nicht zu gefährden, war der
ne Verliebtheit in die Kulturpolitik. Kultur ein. „So war ich zum Beispiel stiller Gesell- Betrieb der zur BUGA 2011 installierten
ist für ihn gleichbedeutend mit Lebensqua- schafter in der Kulturfabrik, Mitglied im Seilbahn vom Deutschen Eck zur Festung
lität und Lebenselixier. Kulturinvestitionen      Förderkreis Café Hahn, langjährig eng ver- Ehrenbreitstein ursprünglich nur bis 2013
sind für ihn kein freiwilliger Luxus: „Sie        bunden mit dem Staatsorchester Rheinische vorgesehen. Gemeinsam mit vielen Gleich-
sind Zukunftsinvestitionen im besten Sinne Philharmonie und Gründungsmitglied des                 gesinnten engagierte sich Hofmann-Göttig
des Wortes.“ Daher fördert er Kultur, so Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein“.                 für die Verlängerung der Betriebserlaubnis
viel es ihm die zur Verfügung stehenden Mindestens mit Grußreden war er dabei,                    bis 2026. Dem Antrag gab das Welterbeko-
Mittel ermöglichen. Da Kulturförderung wenn Joseph-Breitbach-Preis, Kulturpreis                   mitee 2013 statt. Jetzt ist er gerade wieder
jedoch zu den freiwilligen Aufgaben der           oder die Kulturehrennadel der Stadt verlie-     in der gleichen Angelegenheit werbend
Städte und Gemeinden zählt, sind die För-         hen wurden.                                     unterwegs, denn das Obere Mittelrheintal
dermöglichkeiten umso geringer, je knap- Außerdem war er Präsident des Landesver- soll im Jahr 2031 Spielort einer neuen BUGA
per die Haushaltskasse ausgestattet ist. In bandes der Musikschulen („was zugleich                werden. Koblenz wird als Festungsstadt
Koblenz drückt der beinahe 500 Millionen Anerkennung der hiesigen Musikschule Teil der Gartenschau. Dafür wird die Seil-
Euro hohe Schuldenberg,                                                                                              bahn noch mindestens
der trotz ausgeglichenem Er-                                                                                         bis 2032 gebraucht. Zu-
gebnis- und Finanzhaushalt                                                                                           gleich kann mit ihr „die
weiter zu konsequentem Spa-                                                                                          Festung Ehrenbreitstein
ren mahnt. Dem Sparzwang                                                                                             dauerhaft besser genutzt
zum Opfer gefallen wäre vor                                                                                          werden“, wie Hofmann-
einigen Jahren beinahe zu-                                                                                           Göttig darlegt. Als 2005
mindest eine Sparte des jetzt                                                                                        Koblenz den Zuschlag
230 Jahre alten Theaters der                                                                                         für die Ausrichtung der
Stadt Koblenz. Dass dies nicht                                                                                       Bundesgartenschau 2011
passierte, stattdessen sogar                                                                                         erhielt, war noch Eber-
noch eine Sparte hinzukam,                                                                                           hard Schulte-Wissermann
ist schwergewichtig dem er-                                                                                          Oberbürgermeister der
folgreichen Streiten des Käm-                                                                                        Stadt. Aber Hofmann-
merers und Wirtschaftsdezer-                                                                                         Göttig war es dann,
nenten Hofmann-Göttig zu                                                                                             der nicht nur in seiner
verdanken. Ihm war es wich-                                                                                          Funktion als Aufsichts-
tig, die künstlerische Vielfalt                                                                                      ratsvorsitzender der die
und das hohe Niveau des The-                                                                                         Gartenschau     veranstal-
aters als eines der kulturell-                                                                                       tenden BUGA GmbH die
gesellschaftlichen Zentren zu      Das Projektleitungsteam hatte dem Oberbürgermeister den                           hoch erfolgreiche Ver-
erhalten. Es ist ein wesent-       symbolischen Schlüssel des Forum Confluentes überreicht. Foto: HEP                anstaltung mit Herzblut
licher Bildungsträger und ein                                                                                        begleitete. Er wurde zu
unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen bedeutete“). Besonders verbunden mit der ihrem Fürsprecher und machte sich für ihre
Lebens in Koblenz und der Region. An der Musikszene war er durch den langjährigen                 Nachnutzung stark. Sogar eine eigene Zeit-
Auswahl des vom Stadtrat einstimmig ge-           Vorsitz in der junge Musiker fördernden         rechnung „vor und nach der BUGA“ führte
wählten, seit September 2009 amtierenden          Landesstiftung „Villa Musica“. Das fin-         er ein. Die BUGA leistete ihren Beitrag als
Intendanten Markus Dietze war er beteiligt. det seine Entsprechung durch den mit der Motor der Tourismusentwicklung in der
Ein weiterer starker Bildungsträger der Funktion des Oberbürgermeisters „gebore-                  Stadt und trägt, so Hofmann-Göttig, noch
Stadt ist die Stadtbibliothek. Seitdem sie nen“ Vorsitz des „Musikinstituts Koblenz“. heute Früchte. Koblenz ist für Touristen
im Jahr 2013 in den von Hofmann-Göttig Schon als Staatssekretär förderte bezie-                   attraktiv wie nie, die Zahlen der Übernach-
als „architektonisches und funktionsreiches hungsweise mitbegründete er das 2001                  tungsgäste 2017 überstiegen erstmals die
Juwel“ bezeichneten Kulturneubau „Forum gestartete „Mittelrhein Musikfestival“, das des Gartenschau-Jahres. Neben kulturellen
Confluentes“ auf dem Zentralplatz umzog, seit 2005 existente Festival „RheinVokal“                Höhepunkten wie der BUGA möchte Hof-
wo auf mehr als 4.000 Quadratmetern eine          sowie das Anfang der 1990er Jahre gebo-         mann-Göttig jeden einzelnen Kulturbau-
Vielzahl an Medien bereitgestellt wird,           rene „Koblenz International Guitar Festival     stein der Stadt als Beitrag zur Lebensqua-
feiert sie ihre Erfolgsgeschichte. Hofmann- & Academy“. Was die Kunst anbelangt, er- lität und zugleich als harten Standortfaktor
Göttig ist stolz auf die neue, moderne            öffnete er „unendlich viele“ Ausstellungen      für den wirtschaftlichen Erfolg sehen.
Heimstatt der Institution.                        im Mittelrhein-Museum, im Ludwig Muse- Für den scheidenden Oberbürgermeister
                                                  um sowie bei der „Arbeitsgemeinschaft bil- ist Koblenz wegen seiner vielfältigen und
    Da Kulturleben in Koblenz ist                 dender Künstler am Mittelrhein“ im Haus         niveauvollen Kulturszene schlichtweg die
                                                  Metternich.                                     „heimliche Kulturhauptstadt von Rhein-
              bunt und reich
                                                                                                  land-Pfalz“, wie er nie müde wird, heraus-
Das Kulturleben in Koblenz hat natürlich            Ein Herzensprojekt von Joachim                zustellen. Wenn er sich dann ab Mai in den
nicht nur diese beiden Schätze zu bieten.                                                         „Unruhestand“ begibt, will er sich zunächst
                                                    Hofmann-Göttig: das „Welterbe                 seinem eigenen kleinen Kulturleben wid-
Es ist bunt und reich. Hofmann-Göttig, der
seit 1999 zusammen mit seiner Familie in
                                                          Oberes Mittelrheintal“                  men. Die Hobbyfotografie, die Joachim
Koblenz-Oberwerth wohnt, sagt: „Ich hat-                                                          Hofmann-Göttig schon seit Jahren fast pro-
te zur Koblenzer Kulturszene immer ein Neben der Denkmalpflege (zum Beispiel                      fessionell betreibt, will er weiter pflegen,
besonders auch emotionales Verhältnis“. Weinbrunnen und Barbara Denkmal) nennt                    und außerdem steht auf der „To-do-Liste“
Das durfte er vor allem im Karneval von er insbesondere das „Welterbe Oberes ein Buch zu schreiben. Mit welchem Inhalt?
ganzem Herzen ausleben. Er nahm teil an Mittelrheintal“ ein Herzensprojekt. Das ist Lassen wir uns überraschen.                         – BSB –

Ausgabe 05/2018                                                                                                                             19
Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
EIN STARKER STANDORT

                                               Medizinische Maximalversorgung

             Das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein
                     Kommunale und kirchliche Träger fusionierten 2014 auf Augenhöhe
Koblenz. Als zentrale Themen seiner im          indem sie Krankenhäuser errichten und un-       Vorgänger die notwendige Führung des
Mai 2010 begonnenen Amtszeit identifi-          terhalten, soweit diese nicht von anderen       neu geschaffenen Unternehmens nicht
zierte Oberbürgermeister Hofmann-Göttig         geeigneten Trägern betrieben werden. In         mehr zutraute und dieser nach schwierigen
neben der Umsetzung der BUGA 2011, der          Rheinland-Pfalz können dies auch freige-        Auseinandersetzungen zurücktrat. Die hin-
erfolgreichen Realisierung des Zentralplatz-    meinnützige und private Krankenhäuser           terlassenen Spuren konnte auch ein kraft-
projektes sowie der Zusammenführung von         sein. Freigemeinnützige sind solche, die        voll führender Aufsichtsratsvorsitzender
KEVAG und EVM zum größten kommunal              besonders von kirchlichen und karitativen       Hofmann-Göttig nicht vollkommen egali-
geführten Energieversorger in Rheinland-        Trägern betrieben werden.                       sieren. Ebenso war es ihm im ersten Schritt
Pfalz die Fusion zum Gemeinschaftsklini-        Im Jahr 2003 schloss sich das Paulinenstift     mit dem Land nicht gelungen, die Einstand-
kum Mittelrhein (GKM). JoHo oder HoGö,          mit dem Evangelischen Stift in Koblenz und      ortlösung in Koblenz, die jetzt Beschlussla-
wie der Koblenzer Oberbürgermeister oft-        dem Hospital zum Hl. Geist in Boppard zum       ge ist, zu erreichen.
mals verkürzt aber trotzdem respektvoll         Stiftungsklinikum Mittelrhein zusammen
genannt wird, erklärte zu diesem Projekt:       und seit Juli 2005 war das Klinikum Kem-
                                                                                                Zusammenschluss von fünf Kliniken
„Die Klinikfusion war das Schwierigste,         perhof Koblenz mit dem Krankenhaus St.          Im Rahmen der zum 1. Januar 2014 durch-
was ich in meinen 40 Jahren bisheriger          Elisabeth Mayen zum Gemeinschaftskli-           geführten Fusion von fünf Kliniken zum
hauptberuflicher Tätigkeit in der politi-       nikum Kemperhof Koblenz-St. Elisabeth           Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein hatte
schen Verwaltung zu bewältigen hatte.“          Mayen gGmbH fusioniert. Beide Kranken-          man sich auf Basis eines medizinischen Kon-
Es sei eine Mammutaufgabe gewesen, die          häuser stehen in einer langen Tradition         zeptes aus verschiedenen Gründen für die
Interessen und Positionen der kommunalen        – so feierte der Kemperhof 2005 sein 200.       Zweistandortlösung, das heißt den Erhalt
Gesellschafter Stadt Koblenz und Landkreis      Jubiläum und das St. Elisabeth 2009 sein        und die Sanierung der beiden Koblenzer
Mayen-Koblenz sowie der kirchlichen Stif-       100-jähriges Bestehen – und haben den           Betriebsstätten Kemperhof und Ev. Stift
tungen auf Augenhöhe zusammenzufüh-             Wandel vom Hospital als Pflegestation für       St. Martin entschieden. Ende 2016, solan-
ren. Mit Blick auf diese Krankenhausfusion      Kranke und Arme hin zum Krankenhaus als         ge grundsätzlich noch in beide Richtungen
habe sich Koblenz aus Sicht des Ende April      Serviceeinrichtung mit hochwertiger medi-       gegangen werden konnte, wurde diese
ausgeschiedenen Oberbürgermeisters als          zinischer Versorgung und Pflege ebenfalls       Entscheidung noch einmal überprüft. Im Er-
Gesundheitsstandort gefestigt und langfri-      sehr frühzeitig eingeleitet.                    gebnis überwogen sowohl medizinische als
stig aufgestellt.                                                                               auch ökonomische Synergien bei einer Ein-
                                                                                                standortlösung deutlich. Bereits früh zeigte
                                                                                                sich auch das Land Rheinland-Pfalz grund-
                                                                                                sätzlich davon überzeugt, dass eine Ein-
                                                                                                standortlösung in Koblenz zu bevorzugen
                                                                                                sei. Dies selbst dann, wenn es anfänglich
                                                                                                zu erhöhten, förderfähigen Investitionen
                                                                                                führt. Die entwickelte Bauplanung der Ge-
                                                                                                schäftsführung beschreibt eine Lösung, die
                                                                                                die kompletten medizinischen Inhalte der
                                                                                                beiden heutigen Standorte auf dem Gelän-
                                                                                                de des Standortes Moselweiß zusammen-
                                                                                                führt. Im Gründungsvertrag des GKM wurde
                                                                                                jedoch vereinbart, dass jeder Gesellschafter
                                                                                                – das sind die Stiftung Ev. Stift St. Martin,
                                                                                                die Stadt Koblenz, der Landkreis Koblenz-
                                                                                                Mayen, die Stiftung Hospital zum Heiligen
                                                                                                Geist Boppard, die Stiftung Seniorenhaus
                                                                                                zum Heiligen Geist Boppard und die Dia-
 Die beiden kommunalen Verantwortlichen Landrat Dr. Saftig (li.) und der
                                                                                                koniegemeinschaft Paulinenstift Wiesba-
 Koblenzer Oberbürgermeister Hofmann-Göttig hatten bei den Verhandlungen                        den – für „seinen Standort“ Sonderrechte
 mit den kirchlichen Trägern nicht immer so gut lachen.            Foto: WEC                    genießt. So besitzt er jeweils ein Vetorecht
                                                                                                gegen die Schließung seines Standortes.
Die Grundzüge der Krankenhauslandschaft         Schwierige Umsetzung der Fusion                 Die Stiftung Ev. Stift Sankt Martin hat an-
in Koblenz und des nördlichen Rheinland-                                                        gekündigt, die Einstandortlösung zu unter-
Pfalz entstanden bereits im Mittelalter und     Aufgrund einer Anregung des Gesundheits-        stützen, und hält dies für sinnvoll. Sie wird
sind seither einer ständigen Entwicklung        ministeriums wegen bestehender Überkapa-        jedoch nur auf das Vetorecht verzichten,
und Umgestaltung unterworfen. Bereits           zitäten im Großraum Koblenz und der Not-        wenn ein geeignetes Nachnutzungskon-
im Jahr 1355, also vor mehr als 660 Jahren,     wendigkeit größerer baulicher Investitionen     zept vorgestellt wird. Dabei muss sie sicher-
wurde zum ersten Mal in einer päpstlichen       hatten erste Gespräche zur Fusion zwischen      stellen, dass sie nicht gegen den Stiftungs-
Ablassbulle nach einer dreijährigen Peste-      dem Stiftungsklinikum Mittelrhein und dem       zweck verstößt und ihr Stiftungsvermögen
pidemie ein Hospital in der damals noch         Gemeinschaftsklinikum Koblenz-Mayen be-         erhalten bleibt. ImGemeinschaftsklinikum
jungen Stadt Mayen erwähnt. Das Hospi-          reits 2012 stattgefunden, die im Juli 2013      stehen diese Problementscheidungen in
tal zum Heiligen Geist in Boppard geht auf      zum Letter of Intent führten und Ende Janu-     absehbarer Zeit an und werden wohl den
eine Bürgerstiftung der Einwohner aus dem       ar 2014 zur Unterzeichnung der rückwirkend      neuen Oberbürgermeister David Langner
Jahr 1362 zurück. Mitte des 19. Jahrhun-        zum 1. Januar gültig werdenden maßgeb-          betreffen. Der wird als ehemals zuständiger
derts liegen die Anfänge des Evangelischen      lichen Fusionsverträge. Das neue Unterneh-      Staatssekretär des Gesundheitsministeriums
Stifts St. Martin in Koblenz und des Pauli-     men sollte unter dem Namen Gemeinschafts-       zwar beruflich vorbelastet sein, für die Fort-
nenstifts in Nastätten.                         klinikum Mittelrhein gGmbH firmieren und        führung des bisher Erreichten bleibt ihm
Inzwischen ist die Sicherstellung der Kran-     es würde das in Rheinland-Pfalz vierte Klini-   jedoch die sehr spezielle Sachkunde und
kenhausversorgung eine öffentliche Auf-         kum der Maximalversorgung werden.               zugehörige Sattelfestigkeit zu wünschen.
gabe des Landes, der Landkreise und             Aufsichtsratsvorsitzender des GKM wur-          Ansonsten würde der Einfluss der Stadt Ko-
kreisfreien Städte. Die Landkreise und          de Oberbürgermeister Hofmann-Göttig in          blenz auf das Geschehen im Gemeinschafts-
kreisfreien Städte erfüllen diese Aufgabe,      einer turbulenten Zeit, in der man seinem       klinikum sinken.                         WEC

Ausgabe 05/2018                                                                                                                           21
Koblenz Rückblick und Ausblick - Abschied und Aufbruch! - Die Stadt am Deutschen Eck - Joachim Hofmann-Göttig
EIN STARKER STANDORT

                                          Die Homepage des Oberbürgermeisters:

                                www.hofmann-goettig.de
                                    Mehr als vier Millionen Besucher in neun Jahren
Koblenz. Seit März 2009 ist die                                                                       rechtlich geschützte Namensnen-
private,    nicht   kommerzielle                                                                      nungen auftauchen oder wo durch
Homepage          „www.hofmann-                                                                       Beschimpfungen und Hetze Rechte
goettig.de“ online. Damals war                                                                        Dritter verletzt werden. Den Erfolg
Prof. Dr. Joachim Hofmann-                                                                            der Seite erklärt sie so: Mein Mann
Göttig (SPD) noch Kulturstaats-                                                                       und ich sind Menschen, die verliebt
sekretär des Landes Rheinland-                                                                        in das Gelingen sind, wenn wir etwas
Pfalz, bewarb sich aber gerade                                                                        wollen“. Als weitere Triebfeder be-
um die Nachfolge des Koblenzer                                                                        zeichnet sie die Freude, ihren Mann
Oberbürgermeisters Dr. Eber-                                                                          auf diese Weise sinnvoll zu unterstüt-
hard Schulte-Wissermann. Das                                                                          zen, vielleicht auch als ein „Mosaik-
Internet war ein wichtiges Me-                                                                        stein am Politikum“ beteiligt zu sein.
dium seines Wahlkampfes. Bis
heute ist es eine wichtige Kom-                                                                         Wenn der OB in den Ruhe-
munikations- und Informations-
plattform geblieben, über die
                                                                                                         stand geht, soll auch die
er als Oberbürgermeister (OB)                                                                                Webseite ruhen
der Stadt Koblenz Transparenz in sein Amt       manchmal eine echte Herausforderung ge-
und seine Arbeit bringt und sich den Bür-       wesen. Aus der anfänglichen Überlegung,         Wenn Hofmann-Göttig am 1. Mai mit 66
gern, ihren Wünschen und Sorgen öffnet.         die Seite als Doku-Info-Plattform aufzubau-     Jahren in den Ruhestand geht, werden die
Der erste Eintrag war ein Video eines Inter-    en und darauf nicht mehr Zeit als 30 Minu-      Webseite und sämtliche Inhalte weiter ab-
views, das ein regionaler Fernsehsender mit     ten pro Woche zu verwenden, wurde eine          rufbar sein. Ansonsten soll auch sie weitest-
ihm geführt hatte. Es folgten Tag auf Tag       Halbtagsbeschäftigung, die sie nicht selten     gehend ruhen. Nur gelegentlich wird sie
die Dokumentationen der Presseberichte          bis tief in die Nacht umtrieb. Bisher hatte     eine Erweiterung erfahren um neue Doku-
über ihn und sein Wirken in und für Ko-         sie sich nicht vorstellen können, „online“      mente aus der zukünftig weiterhin ausge-
blenz. Rund 1.500 Beiträge pro Jahr kamen       einzuschlafen. Tatsächlich habe es aber Si-     übten wissenschaftlichen und beratenden
auf diese Weise zusammen. Zudem sind auf        tuationen gegeben, da es passierte.             Tätigkeit Hofmann-Göttigs und der fort-
der Startseite die wichtigsten Termine des      Täglich, sogar im Urlaub, aktualisiert Chris-   bestehenden       „JoHo-Schängel-Stiftung“.
OBs veröffentlicht, sodass sich jeder infor-    tiane E. Herzog die Seiten. Das Ergebnis sind   Mit einem Rückblick auf das Geleistete,
mieren kann, was den Stadtchef gerade           hohe Nutzerzahlen (etwa 1.000 pro Tag)          resümiert Christiane E. Herzog: „Schlimm
beschäftigt. In 25 Kategorien lässt sich von    und eine Beständigkeit der Nutzung über         ist irgendwie, dass es (trotz des großen Ar-
Aufsätzen und Grußworten des OBs über           all die Jahre hinweg. Unter den inzwischen      beitsaufwandes) auch Spaß gemacht hat
seine Kolumnen und Pressemitteilungen,          14.100 Beiträgen sind fast 500 Reden, 3.100     und immer noch macht... Also gleicher-
seine Radio-Bürgersprechstunde bis zu den       Termine und Terminpläne, 580 Tagebuch-          maßen Stöhnen wie Freuen, eigentüm-
rückblickenden Wochenberichten schlicht-        und Wochenberichte, rund 500 schriftliche       lich….“ Die beiden Töchter des Ehepaares
weg alles rund um die Person des OBs nach-      Grußworte und Aufsätze, 520 Radio-Ton-          Hofmann-Göttig/Herzog, heute 26 und 30
lesen. Manches sogar exklusiv nur hier. Ein     dokumente und etliche weitere Dateien           Jahre alt, schüttelten über „zu viel Arbeit,
echter Nutzungs-„Renner“ ist das öffent-        eingestellt. Bevor die Administratorin sie      zu wenig Zeit für Privates“, so manches Mal
liche Gästebuch, das Hofmann-Göttig selbst      veröffentlicht, muss sie Abdruck-Geneh-         den Kopf. Ein solches Leben hätte den bei-
liest und bearbeitet. Es umfasst knapp 4.000    migungen einholen, recherchieren, Über-         den humorvollen und quirligen Mädchen,
Einträge. In den meisten Fällen legen Bür-      schriften basteln und Zusammenfassungen         die ihre Mutter „kulturfroh“ und „kultur-
ger Missstände, vor allem Verkehrsproble-       von umfangreichen Sachverhalten schrei-         begabt“ nennt, nicht gefallen. Dennoch
matiken dar. Aber es werden ebenso Fra-         ben. Diesbezüglich möchte sie den vielen        unterstützten sie ihre Eltern immer und
gen gestellt, die mit den Aufgaben des OBs      Medien, Institutionen und Einzelpersonen        zeigten großes Verständnis. Beruflich ha-
zusammenhängen, Petitionen eingereicht          danken, die durch ihre Dokumentations-          ben sie als Leiterin einer Kindertagesstätte
und Rückmeldungen gegeben zu dem, was           Genehmigung den nicht kommerziellen             beziehungsweise als Leiterin Sozialkultu-
die Stadt umtreibt. Manchmal kommunizie-        Charakter der Homepage unterstützten.           reller Dienst einer Seniorenresidenz ihren
ren die Schreiber/-innen sogar untereinan-      Ihr Dank gilt ganz besonders den Technik-       eigenen Weg genommen.
der oder disziplinieren sich hinsichtlich der   Profis aus dem Freundeskreis und dem Re-        Für ihre Eltern beginnt ab Mai die Zeit
Wortwahl, die nicht durchgängig respekt-        chenzentrum Koblenz, ohne deren stets           „Hallo, Leben, hier sind wir!“ Alles, was bis
voll daherkommt. Natürlich sind auch die        schnell und zuverlässig geleistete Hilfe eine   jetzt zu kurz kommen musste, von Freund-
Antworten des OBs hier eingestellt.             funktionierende Homepage nicht realisier-       schafts-, Familien-/Partnerschaftspflege bis
                                                bar gewesen wäre. Deren in der Öffentlich-      zur Hobby-Intensivierung stehe auf dem
       Hoher Arbeitsaufwand                     keit immer weiter wachsender Stellenwert        Programm, sagt Christiane E. Herzog. Ganz
                                                macht Christiane E. Herzog ebenso stolz         ohne Arbeit werde dieser neue Lebensab-
Dass die von mittlerweile über vier Mil-        wie das Ansinnen ihres Mannes, über die         schnitt nicht daherkommen, aber dem vo-
lionen Besuchern angewählte Internet-           Homepage seine Arbeit und Entscheidungs-        ran stehe das Gefühl der riesigen Vorfreu-
plattform derart aktuell und professionell      prozesse wohl beispiellos öffentlich und        de auf eine neue „Freiheit“, in der beide
gepflegt ist, ist vor allem der Arbeit der      transparent darzustellen. In ihren Augen        „das tun wollen, wozu wir Lust haben – ein
Ehefrau Hofmann-Göttigs, Dr. Christiane E.      sei das „ein Angebot zur Teilhabe für Men-      Traum!“ Für diesen neuen Lebensabschnitt
Herzog, zu verdanken. Ihr über 35-jähriges      schen an Politik - Bürgernähe wirklich zum      in „öffentlicher Nullfunktion“ wünscht sich
hauptberufliches Leben verbrachte sie zu        Anfassen und ein kleiner Kampf gegen Po-        Christiane E. Herzog „dass uns Wertschät-
einem großen Teil mit politischem Schrei-       litikverdrossenheit oder Ohnmachtsgefühle       zung für das große Engagement im Be-
ben im Presse-/Reden- und Marketingbe-          der Menschen gegenüber dem Politikbe-           rufsleben begegnet, dass gesehen wird, für
reich. Von dieser Startposition aus, schreck-   trieb“. Derartige Gefühle spiegeln sich ger-    welche Errungenschaften Arbeitskraft ein-
te sie die neue Aufgabenstellung nicht, den     ne im Gästebuch der Seite. Hier bringt sich     gesetzt wurde, dass gut gelegte Pfade wei-
redaktionellen Part bei der Bearbeitung der     Christiane E. Herzog nur korrigierend und       ter geführt werden.“ Für die Stadt Koblenz
Homepage zu übernehmen. Die Technik,            regulierend ein. So löscht sie beispielsweise   wünschen sich beide, dass sie sich weiter
die Texte einzustellen, erlernte sie schnell.   Einträge, die zur kommerziellen Werbung         selbstbewusst nach vorn bewegt.
Aber das Ausmaß des Arbeitsaufwandes sei        genutzt werden, in denen datenschutz-                                                  -BSB-

Ausgabe 05/2018                                                                                                                           25
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