Korrektur zum Artikel "Samenfeste Sorten, Züchtung und eine rege Diskussion"

 
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Saatgut und Sorten

     Korrektur zum Artikel „Samenfeste Sorten, Züchtung und eine rege
     Diskussion“
     In dem Artikel „Samenfeste Sorten, Züchtung und eine rege Diskussion“ stand folgender Satz: „Öko-Gemüse-Züchtung findet im Moment in
     Europa bei Kultursaat, saat:gut und Reinsaat statt“. Das ist missverständlich, denn es gibt doch noch ein paar mehr Akteure. Und zwar züch-
     ten auch die Sativa in der Schweiz sowie De Bolster in den Niederlanden, Culinaris in Deutschland sowie weitere kleine Initiativen in Europa.
     Für einen besseren Überblick sowie ein Kennenlernen sollen im Folgenden die verschiedenen Akteure beschrieben werden.

     Kultursaat
     Schon in den 1950er Jahren haben
     engagierte Demeter-Gärtner*innen
     begonnen, ihr eigenes Gemüsesaatgut
     zu gewinnen. Aus diesem Engagement
     heraus bildete sich 1985 der Initiativ-
     kreis für Gemüsesaatgut aus biolo-
     gisch-dynamischem Anbau, ein loser
     Zusammenschluss ohne Rechtsform,
     der noch heute besteht. 1994 wurde
     dann aus diesem Initiativkreis heraus
     der gemeinnützige Verein Kultursaat
     mit dem Ziel gegründet, die Entwick-
     lung neuer samenfester Gemüsesorten
     auf biologisch-dynamischer Grund-
     lage voranzubringen.
     Hauptziel von Kultursaat ist die
     Neuzüchtung       von     samenfesten
     Gemüsesorten für den vielfältigen
     ökologischen Erwerbsanbau. Die                  Bild 1: Besichtigung des Hokkaidokürbis-Zuchtprojektes durch den Initiativkreis auf den
                                                     De Beersche Hoeve 2019 (Bildquelle Kultursaat)
     Züchtungspraxis findet dabei on-farm
     in etwa 30 Demeter-zertifizierten
     Zuchtgärten im deutschsprachigen                Der Entwicklungsgang einer Kult-                 Züchtung gefunden und dann in Form
     Raum statt. Bei der Vielzahl, der dabei         ursaat-Sorte wird durch Online-Ver-              von Ökosaatgut (ggf. mit (Wieder )
     zum Einsatz kommenden Metho-                    öffentlichung von Sortenbiografien               Anmeldung) der Praxis zur Verfügung
     den, ist das lebendige Umfeld, in dem           transparent und nachvollziehbar                  gestellt. Viele dieser Sorten finden
     sich die Kulturpflanzenentwicklung              gemacht. Die entstandenen Sorten                 Eingang in Neuzüchtungsprojekte,
     vollzieht, von zentraler Bedeutung.             sind kein Eigentum, sondern frei                 sodass diese „Ressource“ in jedem Fall
     Angestrebt wird eine hohe Lebens-               von Patenten, gesetzlichem Sorten-               hilft, die Vielfalt bei den samenfesten
     mittelqualität der zu entwickelnden             schutz oder AGB. Ein gewisser Schutz             Gemüsesorten zu erhalten und auszu-
     Sorten. Das Spektrum der Züchtungs-             besteht jedoch über die behördliche              bauen.
     methoden reicht von „einfacher“                 Registrierung der Sorten sowie die
                                                                                                      Damit die erhaltenen bewährten
     positiver Massenauslese in großen               Öffentlichkeit des Tuns.
                                                                                                      wie entwickelten neuen samenfesten
     Beständen über gezielte Anpaarungen,
                                                     Stand November 2020 waren etwas                  Sorten in Form von ökologisch ver-
     Halbgeschwisterselektionen bis hin
                                                     mehr als 100 Neuzüchtungen von Kul-              mehrtem Saatgut angeboten werden
     zur Begleitung durch Geschmacksbo-
                                                     tursaat im Bereich Gemüse beim Bun-              können, kooperiert Kultursaat mit
     nituren, Wirksensorik, Bildschaffende
                                                     dessortenamt zugelassen, für weitere             verschiedenen         Vertriebspartnern,
     Methoden oder instrumentelle Ana-
                                                     19 Sorten war der Verein als „weiterer           insbesondere Bingenheimer Saatgut
     lytik. Auch grundlegende Themen
                                                     (Erhaltungs-)Züchter“ eingetragen.               AG aber auch Sativa Rheinau, Rein-
     werden forschend bewegt, und zwar
                                                                                                      saat, ARCOIRIS, Sementes Vivas und
     Bestäubung und Populationsgrößen                Um möglichst viele samenfeste Sorten
                                                                                                      andere. Die Vertriebspartner organi-
     ebenso wie Fragen nach dem Ein-                 langjährig zu sichern, betreibt Kult-
                                                                                                      sieren alle Schritte nach der Züchtung
     fluss von feinstofflichen Wirkungen             ursaat ein umfassendes Samenarchiv
                                                                                                      bis zum Saatgutverkauf.
     bearbeitet, etwa von Eurythmie oder             (Erhaltungszuchtbank). Hier werden
     Klängen auf die Performance und                 Saatgutmuster samenfester Sorten                 Die Organisationen Initiativkreis,
     Qualität der Pflanzen – und natürlich           gelagert, gesichtet und zwecks Sor-              Kultursaat und Bingenheimer Saatgut
     inwiefern sich diese Effekte über die           tenerhalt nachgebaut. Aus dieser                 AG sowie saat:gut und Sativa Rheinau
     Generationen den Pflanzen einprägen.            Sammlung werden hin und wieder                   und Reinsaat sind eng verzahnt und
     Die Prinzipien der Kultursaat-Arbeit            für den aktuellen Öko-Erwerbsanbau               arbeiten mit ihrer Aufgabenteilung gut
     sind konzentriert in den „Leitenden             unmittelbar anbautaugliche samen-                zusammen.
     Grundsätzen“ nachzulesen.                       feste Sorten aus konventioneller

34    ÖKOmenischer Gärtnerrundbrief Nr. 05-2020
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Saatgut und Sorten

                                                                                        Züchtungsaktivitäten, ab 2003 fanden
                                                                                        diese ausschließlich im Rahmen von
                                                                                        Kultursaat statt. Nach und nach erga-
                                                                                        ben sich aber in der Schweiz Koo-
                                                                                        perationsangebote mit Firmen wie
                                                                                        Coop oder Fördermöglichkeiten z.B.
                                                                                        durch Bio Suisse sowie auch eigene
                                                                                        Finanzierungsmöglichkeiten. Deshalb
                                                                                        gibt es jetzt zusätzlich zu den über
                                                                                        Kultursaat laufenden Projekten auch
                                                                                        eigene Züchtungsarbeiten. Von Sativa
                                                                                        gezüchtete Kultursaat-Sorten sind die
                                                                                        Möhre Dolciva, die Knollensellerie-
                                                                                        sorten Athos und Porthos, die Kohl-
                                                                                        rabisorten Enrico und Dario sowie
                                                                                        die drei Zuckermaissorten Damaun,
                                                                                        Mezdi und Tramunt.
                                                                                        Auch in der Herangehensweise der
                                                                                        Züchtung unterscheiden sich die
Bild 2: Züchter*innen begutachten verschiedene Möhrenzuchtlinien auf dem Dottenfel-     Projekte mit Kultursaat und die eige-
derhof 2010 (Bildquelle Kultursaat)                                                     nen. So setzt Sativa in den eigenen
                                                                                        Zuchtprojekten auf           Linienzucht
saat:gut                                    Stabilität der Pflanzen, Gesund-            oder Nachkommenschaftsprüfung in
                                            heit, Frühzeitigkeit, Geschmack und         Kleinparzellen, um beste Kreuzungen
Im Jahr 2010 wurde auf dem Christi-
                                            Attraktivität. Als Züchtungsmethode         zu selektieren. Selektierte Linien oder
ansen’s Biolandhof der Verein saat:gut
                                            wird auch hier insbesondere die posi-       Kreuzungen blühen dann wieder frei
gegründet, vorerst mit dem Ziel der
                                            tive Massenauslese verwendet. Erfolg-       ab, um neue Populationen zu bilden.
Neuzüchtung einer Karotten-, einer
                                            reiche Sorten der letzten Zuchtjahre        Sativa verfolgt einen partizipativen
Brokkoli- sowie einer Blumenkohl-
                                            sind der Spitzpaprika Sweet Palena,         Züchtungsansatz in einem Netzwerk
sorte. Die Ziele des Vereins werden
                                            der Blockpaprika Cubo orange, die           von interessierten Profi- und Hobby-
folgendermaßen beschrieben: „Wir
                                            Cocktailtomate Mirimiri sowie die           gärtnern, bei denen Salatzuchtlinien
wollen auf natürlichem Wege wertvolle
                                            Salattomate Revilla. Im Moment wird         getestet werden. Weitere Punkte, die
Sorten züchten, Landwirte und Gärt-
                                            intensiv an einer neuen Chinakohl-          Kultursaat kritisch sieht, von denen die
ner zum Mitmachen animieren und ein
                                            sorte gezüchtet.                            Sativa aber überzeugt ist, sind die Ver-
Kundenbewusstsein für die Problema-
                                                                                        wendung von molekulargenetischen
tik und Chancen der Züchtungsarbeit
                                            Sativa                                      diagnostischen Markern (MAS) sowie
schaffen. Und wir wollen, dass Saatgut
                                                                                        Winterzuchtgärten. Die Winterzucht-
wieder jedermann zugänglich wird –          Die Sativa in der Schweiz ist seit
                                                                                        gärten von Sativa sind in Sardinien und
als freies Kulturgut der Menschheit.“       1998 aktiv. Der Hauptstandort ist in
                                                                                        Chile. In Sardinien werden z.B. Son-
Neben der Pflanzenzüchtung küm-             Rheinau in der Nähe von Schaffhau-
                                                                                        nenblumen und Zucchini im Winter
mert sich saat:gut intensiv um Öffent-      sen auf einem 125 ha großen bio-
                                                                                        vermehrt und in Chile Zuckermais
lichkeitsarbeit.                            logisch-dynamischen Betrieb. Wie
                                                                                        und Bohnen. Kultursaat hingegen
                                            die Bingenheimer Saatgut AG in
Reinsaat                                    Deutschland ver-                                                           Anzeige
                                            kauft Sativa Bio-
Im Frühjahr 1998 hat sich in St.                                   Kultur-Schutznetze gegen Gemüsefliegen
                                            saatgut, welches
Leonhard in Österreich eine Gruppe
                                            von verschiedenen                                               ®
von Demeter- und BioAustria-Land-
wirt*innen getroffen mit dem Ziel,
                                            Ver mehr ungsbe-
                                            trieben     stammt.     { Typ K
                                                                                 RANTAI
                                                                                 (Kohl-, Möhrenfliege etc.)
Gemüse zu züchten und zu vermeh-
                                            Sativa erhält viele     { Typ S48 (zusätzlich gegen Erdfloh,
ren. Aus dieser Initiative entstand das
                                            traditionelle Sorten                  Lauchminierfliege)
Unternehmen Reinsaat, das heute als
                                            und engagiert sich
KG firmiert. Neben Vermehrung, Auf-                                 { diverses Zubehör
                                            darüber hinaus mit      { eb ultra unser bewährtes Vlies in verschiedenen
bereitung und Vertrieb des Saatguts
                                            zurzeit 4 Züch-                      Grammaturen
zählt auch bei Reinsaat die Züchtung
                                            ter*innen in der        Fordern Sie ausführliches Informationsmaterial an!
neuer sowie die Erhaltung bewährter
                                            Biozüchtung. Ver-
Sorten zur Arbeit. Züchtung findet
                                            mehrt und aufbe-
nach wie vor viel auf einem Deme-
                                            reitet wird neben      RUDOLF SCHACHTRUPP KG
ter-Betrieb in St. Leonhard statt mit
                                            Gemüsesaatgut                          (GmbH & Co.)
den Schwerpunkten Tomate, Paprika/
                                            auch       landwirt- Osterbrooksweg 37-45                 22869 Schenefeld
Peperoni, Kohl sowie Mangold.
                                            schaftliches Saat-
Ziel ist die Entwicklung leistungs-         gut.                 Telefon                   Fax                       Mail
starker Sorten für den ökologischen                                (040) 822 977 8-0    (040) 822 977 8-29   Mail@Schachtrupp.de
                                            Zu    Beginn     der
Profi-Anbau mit Eigenschaften wie                                                                            www.Schachtrupp.de

                                                                                       ÖKOmenischer Gärtnerrundbrief Nr. 05-2020   35
Korrektur zum Artikel "Samenfeste Sorten, Züchtung und eine rege Diskussion"
Saatgut und Sorten

                                                                                               Mischanbau, verschiedenen Kohlarten
                                                                                               aber auch kleinere Projekte wie z.B.
                                                                                               Johanniskraut.

                                                                                               De Bolster
                                                                                               Der Betrieb De Bolster liegt mitten in
                                                                                               den Niederlanden und ist 5,5 ha groß
                                                                                               mit 3.000 m² geschütztem Anbau,
                                                                                               ein weiterer eigener Hof für Saat-
                                                                                               gutvermehrung liegt in Rumänien.
                                                                                               De Bolster hat in den späten 1970er
                                                                                               Jahren als Familienbetrieb angefangen
                                                                                               und ca. 370 samenfeste Sorten von
                                                                                               Gemüse, Kräutern und Blumen ver-
                                                                                               mehrt. Vor etwa 20 Jahren wurde der
                                                                                               Betrieb neu organisiert und mit eige-
                                                                                               ner Züchtung stark auf Profi-Gärtner
                                                                                               ausgerichtet. Sortenentwicklung findet
                                                                                               mit klassischen Methoden statt, wobei
                                                                                               hauptsächlich neue F1-Hybriden und
                                                                                               zwar vor allem bei Fruchtgemüse wie
                                                                                               Kürbis, Tomate, Paprika und Zucchini
     Bild 3: Brokkoli Paarkreuzungen bei Sativa (Bildquelle Sativa)                            angeboten werden. Das ganze Unter-
                                                                                               nehmen und sämtliches Saatgut sind
                                                    vertritt die Auffassung, dass die Inter-   ökologisch zertifiziert.
                                                    aktion zwischen Pflanze und Umwelt
                                                    maßgeblich den Zuchtgang und die           Culinaris – Saatgut für
                                                    Konstitution der Pflanzen beeinflusst,     Lebensmittel
                                                    die Pflanzen sich in einer „Heimat“
                                                                                               Der Schwerpunkt der Züchtungsarbeit
                                                    entwickeln sollten und daher die reine
                                                                                               von Culinaris liegt bei den Freiland-
                                                    Zeitersparnis den Einsatz von Win-
                                                                                               tomaten. Zielgruppe der Neuzüch-
                                                    terzuchtgärten nicht rechtfertigt. Die
                                                                                               tungen sind vorrangig Hausgärtner
                                                    diagnostischen Marker wurden bisher
                                                                                               und Selbstversorger. Doch auch für
                                                    in der Tomatenzüchtung verwen-
                                                                                               Gärtnereien mit Direktvermarktung
                                                    det oder bei Brokkoli oder Kohlrabi,
                                                                                               können die Sorten spannend sein. Das
                                                    um im Nachhinein zu prüfen, ob bei
                                                                                               Projekt Culinaris ist noch jung und
                                                    einer freien Abblüte Kreuzungen oder
                                                                                               arbeitet auf biodynamischer Grund-
                                                    Selbstungen stattgefunden haben. Die
                                                                                               lage. Viele der Sorten stammen aus
                                                    gesamte Züchtung bei Sativa orientiert
                                                                                               Genbanken, von Initiativen oder von
                                                    sich an den Rheinauer Thesen. Diese
                                                                                               Privatpersonen. Die Sorten werden
                                                    sind 2008 in einer Diskussion über
                                                                                               ausgiebig gesichtet, ausgelesen und
                                                    die Rechte der Pflanzen entstanden
                                                                                               weiterentwickelt.
                                                    und 2011 um die Aspekte der Züch-
                                                    tung erweitert worden. Dort steht
                                                                                               Vitalis
                                                    unter anderem: „Pflanze und Züch-
                                                    ter interagieren im Züchtungsprozess.      Die Firma Vitalis Biologische Zaden
                                                    Die Züchter können ein persönliches        wurde 1994 gegründet und 1998
                                                    Verhältnis zu den Pflanzen aufbauen.       ein Tochterunternehmen von Enza
                                                    In deren Reaktionen beobachten sie,        Zaden. Auf diese Weise hat Vita-
                                                    ob ihre Annahmen richtig und ob            lis bei vielen Gemüsearten Zugang
                                                    die gewünschten Veränderungen –            zu Neuzüchtungen von Enza. Diese
                                                    unter Respektierung des Wesens der         neuen Enza-Sorten werden unter
                                                    Pflanze – möglich sind. Um einen           ökologischen Bedingungen geprüft
                                                    mehrjährigen Dialog mit der Pflanze        und unter Umständen ins Vitalis-An-
                                                    geht es, nicht um einen Monolog des        gebot aufgenommen. 2019 wurde
                                                    Züchters.“ Neben den agronomischen         Vitalis komplett in das Unternehmen
                                                    Merkmalen wie Ertrag, Robustheit           Enza Zaden integriert. Wegen des
                                                    sind Qualitätsmerkmale ein wich-           weltweiten Vertriebsnetzes ist Vitalis
                                                    tiges Zuchtziel bei Sativa. Sativa         der größte Öko-Gemüsesaatgut-An-
                                                    züchtet viele verschiedene Kulturen.       bieter. Am Standort von Vitalis wird
                                                    Die größten Züchtungsprojekte sind         auch ökologische Züchtung betrieben,
                                                    neben Salat, Zucchini, Möhren und          nämlich an Arten wie Kürbis. Vitalis
     Bild 4: Salatzüchtung bei Sativa (Bild-        Zuckermais, Stangenbohnen für den          lehnt gentechnische Modifikationen
     quelle Sativa)

36    ÖKOmenischer Gärtnerrundbrief Nr. 05-2020
Korrektur zum Artikel "Samenfeste Sorten, Züchtung und eine rege Diskussion"
Saatgut und Sorten

der Pflanze ab und bevorzugt nachhal-
tige Züchtungsmethoden. Weiterhin
                                                Knoblauch-Pflanzgut vermehren
wichtig ist der Firma, dass die ent-            Knoblauch bildet keine Blüte und somit auch keine Samen. Deshalb muss es vegetativ
standenen Neuzüchtungen bei Kohl                über die Knoblauchzehen vermehrt werden. Bei der vegetativen Vermehrung können jedoch
wieder als Zuchtmaterial verwendet              anhaftenden Krankheitserreger wie Pilzsporen, Viren und Bakterien und sogar tierische
werden können. Vitalis verkauft kein            Schaderreger an die nächste Generation weiter gegeben werden. Bei der eigenen Weitervermeh-
Saatgut von Sorten, mit künstlicher             rung von Knoblauch sollten deshalb einige Punkte beachtet werden. Diese Hinweise wurden im
CMS. Natürlich vorkommende Pollen-              BLE-Projekt ‚Entwicklung von Verfahren zur Reduzierung virusbedingter Qualitätsmängel
sterilität wird jedoch weiterhin bei der        bei Züchtung und Vermehrung von Knoblauchpflanzgut‘ zusammen mit Bioland e.V., Kult-
Entwicklung ihrer F1-Hybriden einge-            ursaat und dem JKI erarbeitet.
setzt.
                                                Um         qualitativ     hochwertige          Knoblauchknolle überdauern und bei
Weitere Akteure
                                                Knoblauch-Pflanzen zu produzieren,             der Weitervermehrung neue Pflanzen
Im Bereich Erhaltung von alten Sorten           sei es zum Verzehr und zur Weiter-             mit Viren infizieren. Auch Nachbe-
und Bewahrung der Sortenvielfalt                vermehrung als Knoblauchpflanzgut,             stände von Porree oder Zwiebeln bieten
gibt es eine Vielzahl von Vereinen              werden gesunde Knoblauchbestände               für die Verbreitung von Schaderreger
und Initiativen. Am bekanntesten                benötigt. Grundvoraussetzung ist es            ideale Bedingungen. Ein besonderes
ist (zumindest in Deutschland) die              deshalb, nur optisch gesunde Knollen           Augenmerk sollte auf Überwinte-
Firma Dreschflegel. Der gemeinnüt-              bzw. Zehen in den Boden zu stecken.            rungskulturen gelegt werden. Räum-
zige Verein wurde im Herbst 2000                Pilzbefall oder auch nur die kleinste          liche und zeitliche Schlagseparierung
gegründet mit den folgenden Zielen:             Verbräunung sind deshalb ein sofor-            sollten auch hier zwingend eingehalten
Erhaltung, Förderung und Verbrei-               tiges Ausschlusskriterium der Knollen          werden, um unnötigen Überflug aus
tung der Vielfalt von Kulturpflanzen-           bzw. Einzelzehen, ohne Kompro-                 den Überwinterungskulturen in die
arten und -sorten sowie züchterische            misse.                                         Neupflanzungen entgegen zu wirken.
Bearbeitung von Sorten im Sinne einer                                                          Erntereste sollten auf dem jeweiligen
langjährigen biologischen Sorten-               Krankheiten und Schädlinge                     Feld verbleiben oder dahin zurück
entwicklung sowie Förderung klein-                                                             gebracht werden. Allen voran ist hier
                                                Pilzkrankheiten wie Botrytis, Penicil-
gärtnerischer und kleinbäuerlicher                                                             die Lauchminierfliege zu nennen.
                                                lium, Sclerotinia, Fusarium usw. haften
Strukturen als Zentren einer leben-
                                                entweder schon am Pflanzgut und                Viren sind in der Regel bereits im
digen Kulturpflanzenvielfalt und Ent-
                                                haben deshalb ideale Ausgangsbedin-            Pflanzgut vorhanden. Meistens ist min-
wicklung und Weitergabe geeigneter
                                                gungen. Unter für sie günstigen klima-         destens eine Virusart in den Knollen
Züchtungsmethoden und Sorten.
                                                tischen Bedingungen können sie sich            nachweisbar, in der Regel sind aber
Weitere kleine Initiativen und enga-            sofort weiter ausbreiten und die Pflan-        mehrere Virusarten vorhanden. Auch
gierte Privatmenschen sind Arche                zen infizieren. Oder sie sind im Boden         bei Pflanzgut, das über die Meristem-
Noah, ProSpecieRara, VEN, VERN,                 oder in der Umwelt, auf z.B. abgestor-         vermehrung vermehrt wurden und in
Samenfest (in Eichstetten), das Gen-            benen Pflanzenresten, und infizieren           der Regel aus dem europäischen Aus-
bänkle in BaWü, Kokopelli in Frank-             die Pflanzen von dort aus. Bakterien           land bezogen wird, sind Viren nach-
reich und viele, viele mehr.                    können ebenso bereits am Pflanz-               weisbar. Allein das Vorhandensein von
                                                gut anhaften oder sich im Boden auf            Viren bedeutet jedoch nicht, dass es
Quellen und weitere                             Pflanzenrückständen befinden.                  Einfluss auf den Ertrag und Qualität
Informationen:                                                                                 hat. Wie wir aktuell ja auch bei Corona
                                                Tierische Schaderreger wie Lauchmi-
                                                                                               erfahren, gibt es Individuen die besser
• www.kultursaat.org                            nierfliege, Gallmilben oder Thripse
                                                                                               oder auch schlechter mit einem Virus-
                                                können ebenfalls als adulte Tiere,
• www.saat-gut.org                                                                             befall umgehen können. Es kommt
                                                Larven oder auch Puppen in der
• www.reinsaat.at
• www.sativa-rheinau.ch
• www.bolster.eu
• https://culinaris-saatgut.de/de/
• https://de.biovitalis.eu/
• www.dreschflegel-saatgut.de
• www.bingenheimersaatgut.de/
• https://gen-au-rheinau.ch/rhei-
  nauer-thesen/

                              Ruth Dettweiler

                                                Foto 1: Daraus wird nichts mehr….

                                                                                              ÖKOmenischer Gärtnerrundbrief Nr. 05-2020       37
Korrektur zum Artikel "Samenfeste Sorten, Züchtung und eine rege Diskussion"
Saatgut und Sorten

                                                                                                 verfärbungen von Nährstoffmangel,
                                                                                                 Pilzkrankheiten oder Virusbefall zu
                                                                                                 unterschieden.
                                                                                                 Es reicht für die Weitervermehrung
                                                                                                 als Pflanzgut nicht aus, die Knollen
                                                                                                 nach der Ernte zu selektieren. Im
                                                                                                 getrockneten Zustand sind auffällige
                                                                                                 Blatterscheinungen im wahrsten sind
                                                                                                 des Wortes schon ‚vertrocknet‘ und
                                                                                                 optisch nicht mehr erkennbar. Spä-
                                                                                                 testens Mitte Mai sollte der Bestand
                                                                                                 ‚sauber‘ sein, weil danach bei den mei-
                                                                                                 sten Sorten die Abreife einsetzt und
                                                                                                 das Laub vergilbt. Lediglich Früh-
                                                                                                 jahrssorten können noch bis Anfang
                                                                                                 Juni selektiert werden, weil diese etwas
                                                                                                 später abreifen.
     Foto 2: Gleiche Sorte, gleicher Pflanztermin: Die rechte Pflanze mit ihren starken Blatt-
     verfärbungen gehört aussortiert. (Fotos: N. Liebig)
                                                                                                 Fazit
                                                                                                 Grundsätzlich bietet die eigene Ver-
     eher Widerstandsfähigkeit bzw. die              hohen Erträgen erzeugt werden, auch         mehrung eine gute Möglichkeit, um
     Vitalität der gesamten Pflanze an, wie          mit nachgewiesenem Virusbefall.             seine eigenen Sorte zu etablieren und
     gut sie mit dem Virusbefall umge-                                                           um Pflanzgutkosten einzusparen,
     gangen kann. Herrschen dann noch                Arbeiten im Frühjahr in Bestand             die beim Knoblauchanbau einen der
     günstige       Witterungsbedingungen,                                                       größten Kostenfaktoren ausmacht.
                                                 Sind die Pflanzen im Frühjahr aufge-
     optimale Nährstoff- und Wasserver-                                                          Sie macht auch ein Stück unabhän-
                                                 laufen, sollte - sobald das vegetative
     fügbarkeit sowie ein geringer Pilz- und                                                     giger von den ausländischen Pflanz-
                                                 Wachstum beginnt - regelmäßig eine
     Schadinsektendruck, kann ohne wei-                                                          gutimporten. Allerdings sollten für
                                                 Bestandskontrolle erfolgen. Dabei
     teres qualitativ gutes Pflanzgut mit                                                        die eigene Pflanzgutproduktion einige
                                                 werden auffällig kranke oder defor-
                                                                                                 Arbeitsstunden einkalkuliert werden,
                                                                         mierte Pflan-
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                                                                         zen aus dem
                                                                                                 zu bekommen.
                                            ein Gemeinschaftsprojekt von Bestand ent-
                                                                         fernt. Sichtbar         Soll das erzeugte Pflanzgut vermark-
                                                                         pilzbefallene           tet werden, wird ein Pflanzenpass
                                                                         oder verküm-            benötigt, der am besten bereits vor
                                                                         merte Pflan-            der Pflanzung bei der entsprechenden
             Unser Ziel: stabile, mehltautolerante                       zen, die im             Stelle des jeweiligen Bundeslandes,
                                                                         Wa c h s t u m          z.B. Landwirtschaftskammer, bean-
             Salatsorten für den Bioanbau                                extrem zurück           tragt werden muss.
                                                                         sind, gehören
             Gemeinsam mit Ihnen suchen wir in neuen                                             Ein Flyer zur Knoblauch-Pflanzgut-
                                                                         aussortiert.
             Salatkreuzungen nach horizontalen Resistenzen.
                                                                                                 vermehrung steht unter https://www.
                                                                         Zu Beginn der
                                                                                                 julius-kuehn.de/media/Veroeffentli-
                                                                         Vegetationspe-
                                                                                                 chungen/Flyer/Knoblauch.pdf zum
                                                                         riode können
                                                                                                 Download zur Verfügung.
                                                                         auch      Nähr-
                                                                         stoffmängel             Dieser entstand im Rahmen des drei-
                                                                         oder Frostein-          jährigen BLE-Projektes mit dem Titel:
                                                                         wirkungen               „Reduzierung virusbedingter Quali-
                                                                         zu     Blattver-        tätsmängel bei der Züchtung und Ver-
                                                                         färbungen               mehrung von Knoblauchpflanzgut“.
                                                                         führen,      vor        Die Förderung des Vorhabens erfolgte
                                                                         allem an den            aus Mitteln des Bundesministeriums
                                                                         ersten Blättern.        für Ernährung und Landwirtschaft
                                                                         Diese      Blatt-       (BMEL) aufgrund eines Beschlusses
                                                                         verfärbungen            des deutschen Bundestages. Die Pro-
                                                                         können durch-           jektträgerschaft erfolgt über die Bun-
                                                                         aus     toleriert       desanstalt für Landwirtschaft und
                                                                         werden.       Es        Ernährung (BLE) im Rahmen des
                           www.mit-vereinten-gaerten.org                 ist      bedarf         Programms zur Innovationsförde-
                    Jetzt anmelden für den Versuchsanbau jedoch                      eine        rung.
                                                                         gewisse Rou-
                                                                         tine, um Blatt-                                      Nadine Liebig

38    ÖKOmenischer Gärtnerrundbrief Nr. 05-2020
Korrektur zum Artikel "Samenfeste Sorten, Züchtung und eine rege Diskussion" Korrektur zum Artikel "Samenfeste Sorten, Züchtung und eine rege Diskussion"
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