Wahlleipziger Wiglaf Droste mit Göttinger Elch ausgezeichnet - Leipzigs Neue

Die Seite wird erstellt Henrik Beier
 
WEITER LESEN
Wahlleipziger Wiglaf Droste mit Göttinger Elch ausgezeichnet - Leipzigs Neue
Juli 2018
                                                               Wahlleipziger Wiglaf Droste mit
                                                                Göttinger Elch ausgezeichnet

           Klänge und Käfer
Ein Sommerabend auf einer der beliebtesten
Wiesen in Leipzig. Ihr fehlte zwar auf Grund
der langen Trockenheit etwas Grün, aber
30 000 Menschen ließen sich an einem
Freitagabend im Rosental davon nicht stören.
Sie lagen dicht an dicht, nicht um zu Grillen,
sondern um zu Hören ... auf die Gewandhaus-
musiker und den neuen Dirigenten. Neben
mir ein knapp dreijähriges Mädchen, das mit
staunenden Augen Richtung Bühne strahlte,
so laute Musik hatte es garantiert in seinem
bisherigen Leben noch nie gehört. Fahrräder
über Fahrräder am Wiesenrand. Nur freundli-
che Gesichter, alte und junge. Schön!                        Die BRD ist bekanntlich ein komisches Land.     und zählt seit mehr als zwei Jahrzehnten als
Seit zehn Jahren lädt das Gewandhausor-                      Neben den zahlreichen Kabarettauszeich-         Polemiker, Kulturkritiker, Dichter, Sänger,
chester zu diesem Sommerkonzert, ohne                        nungen gibt es aber nur einen Satirepreis –     Rezitator und Kulinariker zu den bekannte-
Eintrittsgeld. In heutigen Zeiten ein zusätz-                den Göttinger Elch, der erstmals 1997 verge-    sten Künstlern in diesem Genre. Der gebore-
licher Anreiz. Im Waldstraßenviertel war auch                ben wurde. Seinen Namen entlehnt er vom         ne Westfale hat seit vielen Jahren auch eine
der »Tag der offenen Fenster« angesagt, alles                legendären F.W. Bernstein, der als einer der    Wohnung in Leipzig und kommt nach seinen
tönte problemlos in die Wohnungen.                           Gründungsväter der »Neuen Frankfurter           ausgedehnten Lesereisen immer wieder
Beim Schlussapplaus begann eine unerwar-                     Schule« den berühmten Spruch kreierte:          gern in die Messestadt zurück. Bis heute hat
tete Invasion. Tausende Junikäfer summten                    »Die schärfsten Kritiker der Elche waren frü-   er unzählige Bücher und Hörbücher veröf-
über den Köpfen. Da galten die Klatscher                     her selber welche.« Die bisherige Preisträ-     fentlicht. Von 1999 bis 2013 gab er gemein-
nicht nur den Musikern ...                                   gerliste liest sich wie ein Who’s who der       sam mit dem Stuttgarter Meisterkoch Vin-
                                                             deutschen Humor- und Komikproduktion,           cent Klink die kulinarische Kampfschrift
Bemerkte                                                     darunter Meistern des Faches wie Oli Dit-       »Häuptling eigener Herd« heraus. Seit
                                                             trich, Robert Gernhardt, Helge Schneider        Dezember 2010 schreibt er eine tägliche

       L
                                                             und Michael Sowa.                               Kolumne in »junge Welt«.
Euer        ipsius                                           In diesem Jahr wurde der Elch erstmals an       In ihrer Begründung hatte die Elchjury Dro-
                                                             zwei Preisträger gleichzeitig verliehen. Die    ste als den »Kurt Tucholsky von heute und
                                                             Zeremonie im Deutschen Theater in Göttin-       den Heinrich Heine unserer Tage« gepriesen.
                                                             gen war am 24. Juni mit fast drei Stunden       Und der Fernsehproduzent Friederich Küp-
                                                             dementsprechend ausgedehnt. Im ausver-          persbusch setzte in seiner Laudatio hinzu:
       Jeder Schritt wirklicher                              kauften Haus kam beim Publikum aber keine       »Wiglaf, Du bist ein Großer. Komm gefälligst
        Bewegung ist wichtiger                               Minute Langeweile auf, denn die Auszeich-       damit klar!« Droste bedanke sich mit der Ver-
     als ein Dutzend Programme.                              nung für Pit Knorr und Wiglaf Droste war        ballhornung einer Cat-Stevens-Schnulze
               Karl Marx (1818 - 1883)                       dank der Moderation durch Lars Wätzold          (»Morgen hat brochen…«) und trug einige
                                                             und der vielen Mitwirkenden (u.a. Gerhard       wundervolle Liebesgedichte sowie seinen
Herausgeber: Projekt Linke Zeitung e.V.,
Braustraße 15, 04107 Leipzig,
                                                             Glück, Friederich Küppersbusch und Hans         Nachruf auf den 2015 verstorbenen Harry
Tel.: 0341 / 21 32 345                                       Zippert) wundervoll kurzweilig und unterhalt-   Rowohlt vor. Zum Schluss sang er ohne
E-Mail: redaktion@leipzigs-neue.de                           sam.                                            Mikro, an der Gitarre vom Leipziger Lieder-
Internet: www.leipzigs-neue.de
Bankverbindung: Sparkasse Leipzig                            Der 1939 in Salzburg geborene Knorr war         macher Ralph Schüller begleitet, eine ergrei-
IBAN: DE60 8605 5592 1150 1148 40                            1979 Mitbegründer der Zeitschrift »Titanic«     fende Version von »Knockin’ on Heavens’
BIC: WELADE8XXX
Sprechzeiten: nach Vereinbarung (Tel. / Mail)                und ist seit Jahrzehnten Autor für Otto Waal-   Door«.
Redaktion: Ralf Fiebelkorn, Dr. Volker Külow (V.i.S.d.P.),   kes. Wiglaf Droste, Jahrgang 1961, wirkte
Daniel Merbitz
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 2. Juli 2018               ebenfalls bei dem Frankfurter Satireblatt                                      Volker Külow
Wahlleipziger Wiglaf Droste mit Göttinger Elch ausgezeichnet - Leipzigs Neue
LEIPZIGS NEUE SEITEN                                                                   Juli 2018
                                Destillat der Sehnsüchte
                                                          (LNS/DM) Ulrich Hachulla, geboren 1943
                                                          in Heydebreck im damaligen Oberschle-
                                                          sien, hat von 1963 bis 1968 an der Hoch-
                                                          schule für Grafik und Buchkunst (HGB) in
                                                          Leipzig bei Werner Tübke, Hans Mayer-
                                                          Foreyt und Harry Blume studiert und das
                                                          Fachstudium bei Bernhard Heisig in der
                                                          Fachklasse für Malerei und Freie Grafik
                                                          absolviert. Der Meisterschüler von Werner
                                                          Tübke hat von 1974 bis 2008 an die HGB
                                                          lehrend gewirkt, erst als Dozent, später als
                                                          Professor. Seine von der Neuen Sachlich-
                                                          keit, aber auch der Renaissance geprägten
                                                          Werke sind markant und zugleich in den
                                                          Bann ziehend, lebensfroh und auf berüh-
                                                          rende Art und Weise mystisch. Ein Destillat
                                                          der Sehnsüchte. Verdienstvoll, dass die auf
                                                          Künstler der Leipziger Schule spezialisierte
                                                          Galerie Schwind den 75. Geburtstag wür-
                                                          devoll mit einer Kabinettausstellung von
                                                          Werken des Meisters und seiner Schüler
                                                          begeht. Es wird höchste Zeit für eine
                                                          große, museale Retrospektive. Am besten
                                                          in der Stadt des künstlerischen Wirkens.

                                                          Bild unten: Ulrich Hachulla »Gigantensturz
Ulrich Hachulla 13. Juni 2018      Foto: Daniel Merbitz   des G.R. mit Passanten« 2017/18
Wahlleipziger Wiglaf Droste mit Göttinger Elch ausgezeichnet - Leipzigs Neue
Juli 2018                                                                                                    LEIPZIGS NEUE SEITEN
       Spätheimkehrer nach Italien
           Ulrich Hachulla im LNS-Interview
Waren Sie überrascht von den Diskussionen,      einer Ausstellung in der Hallenser Moritz-
die Ihr nüchtern-sachliches, pathosfreies       burg zusammen, die ich um 1953 gesehen
Gemälde »Junges Paar in der Straßenbahn«        habe. All die vertrauten Bilder von Beck-
Anfang der 1970er Jahre ausgelöst hat, wel-     mann, Feininger, Hofer und vieler weiterer
ches heute als Ikone der damaligen Zeit gilt?   Künstler, mussten für eine Zeit weichen; für
                                                eine Ausstellung sowjetischer Künstler und
Eigentlich schon. Es hat etwas mit Anknüp-      Künstlerkollektive, die offenbar Vorbildchar-
fungspunkten zu tun. Als Kind hatte ich bei     akter haben sollte, und – salopp ausge-
einem Hallenser Maler, der bei Max Lieber-      drückt – hätte heißen können »So wird es
mann studiert hatte, Unterricht. Er war in      gemacht!« Es waren sowjetische Künstler-
den letzten Kriegstagen ausgebombt, die         kollektive und Künstler, die verdienstvolle
verbliebenen Reste seines Ateliers und der      Wissenschaftler oder Bestarbeiter auf roten
Wohnung waren nunmehr auf engsten               Plüschsofas in teilweise riesigen Formaten
Raum konzentriert. Es war eine Wunderwelt       dargestellt hatten: erhaben und auch ein
für mich: Berge von Büchern, Kunstgegen-        wenig furchteinflößend. Es war eine erste
stände, ein Nofretete-Abguss, Art-déco-         Begegnung von Dingen und Begriffen, die
                                                                                                 Ulrich Hachulla 13. Juni 2018
Möbel, viele Fachzeitschriften aus dem          später noch häufiger kommen sollten. Das
                                                                                                                          Foto: Daniel Merbitz
Jugendstil und den 1920er Jahren, und so        früh gebildete distanzierte Verhältnis zu did-
wurde ich schon früh mit Künstlern wie          aktischen Vorgaben und ideologischem             gleichermaßen eingeengt und verfangen zu
Carlo Mense, Karl Hofer, natürlich Otto Dix     Regelwerk für Kunst, und speziell bildender      sehen, und das stimmt nicht. Ich fände es
und anderen vertraut gemacht. Sie spielten      Kunst blieb. Allerdings hat es meiner Vorlie-    schon einen guten Schritt weiter, wenn man
eine große Rolle als Anregung und weckten       be für Gegenständlichkeit und Figur in der       von Kunst spricht, die in der DDR entstan-
mein allgemeines Interesse an der Kunst         Bildwelt keinen Abbruch getan.                   den ist, oder von Künstlern, die in der DDR
der 1920er Jahre, die sich wiederum auch                                                         gelebt und gearbeitet haben. Der gern
auf die Kunst der Renaissance bezog.            Würden Sie Friedrich Wolf Recht geben mit        benutzte Begriff »DDR-Kunst« dient für mich
Erstaunlich, dass das Bild mit dem »Jungen      seiner These »Kunst ist Waffe«?                  eher der Versiegelung einer Voreingenom-
Paar in der Straßenbahn« überhaupt in der                                                        menheit.
Kunstausstellung 1972/73 in Dresden zu          Kann Waffe sein, sicher in den Händen
sehen war. Es war eine Zeit, Ende der           derer, die sie als solche gebrauchen wollen.     Haben Sie, wie viele andere Künstler der
1960er Jahre, da hat man noch junge Män-        Mit »Waffe« ist es immer so eine Sache.          DDR, mit der Wende 1989/90 eine Zäsur in
ner mit langen Haaren als »Gammler«             Wenn ich diese Frage gestellt bekommen           Ihrem Schaffen erlebt?
bezeichnet. Es gehörte zu meiner Arbeits-       hätte als junger Mensch, dann hätte ich
weise, mit Studienkollegen oder allein,         offensiv geantwortet »ja«. Man muss aber         Ganz ohne Zäsur geht es nicht. Ich habe
Leute auf der Straße oder in einem Café,        auch bedenken, was eine Waffe, im übertra-       schon vor dem Studium, aber insbesondere
zum Beispiel im Café Central, anzusprechen      genen Sinn, alles anrichten kann. Wie            während des Studiums durch für mich wich-
und zu fragen, ob sie einmal für eine Por-      gesagt, als junger Mensch durchaus »ja«,         tige Lehrer wie Tübke und Heisig ein beson-
traitzeichnung Modell sitzen würden. So         jetzt sage ich: Sie könnte eine Waffe sein.      deres Verhältnis zu älterer Kunst, zum Bei-
auch bei den beiden. Ich erinnere mich, in      Bin mir aber nicht so sicher, ob es die beste    spiel den italienischen Meistern entwickeln
einer Gaststätte das junge Paar angespro-       Art und Weise ist, sich der Kunst so zu          können, die Kunst in Büchern studiert und
chen zu haben. Wir sind dann noch mit der       nähern. Es ist eine Frage der Dosierung. Ein     einen Teil der Faszination erahnen können,
Straßenbahn zum Bahnhof gefahren. Zu            Bild sollte nach meinem Dafürhalten ein          die von ihnen ausgehen mag. Oder über das
einem späteren Zeitpunkt saßen sie mir          paar Saiten zum Klingen bringen können,          helle Licht in Tunesien gelesen wie es man-
dann für eine erste Zeichnung Modell. Es        gerade auch bei inhaltlichen Vorgaben und        ches Gesamtwerk eines Künstlers beein-
war dabei nicht klar, ob einmal ein Bild dar-   Vorhaben.                                        flusst hat. Gut, dann ist es halt so, das mit
aus werden wird. Es war Werner Tübke der                                                         den Büchern und dem Annähern durch
öfter gesagt hat: »Hauptsache erst einmal       Wie erklären Sie sich, dass auch noch in der     Lesen. Aber gleich nach der Wende bin ich
Beobachtungen notieren, einheimsen, den-        Gegenwart die DDR-Kunst polarisiert, wie         nach Italien gereist, um »alles« nachzuho-
ken sie nicht zu früh über Kunst nach«.         zuletzt beim sogenannten Dresdner Bilder-        len. Wenn ich damals zehn Jahre älter gewe-
                                                streit?                                          sen wäre, ich weiß es nicht, wie dann mein
Vorbildfunktion der alten Meister, klassische                                                    »Nachholen« ausgefallen wäre... So aber
Bildsprache, Abbildhaftigkeit, Allgemeinver-    Man ist oft schnell fertig. Es wird eine         konnte ich bislang wenigstens einen Teil
ständlichkeit und Parteilichkeit gelten als     Schublade aufgemacht, ach, dies ist »DDR-        meines Bücherwissens gegen »Originaler-
Attribute des Sozialistischen Realismus. Wel-   Kunst«. Schon allein dieser Begriff stellt       fahrung« auswechseln. Ich bin also so eine
chen Wert hat heute für Sie der Sozialisti-     eine grobe Vereinfachung dar. Man denkt          Art »Spätheimkehrer« nach Italien.
sche Realismus?                                 weniger über die Person nach, über die ein-
                                                schränkenden oder auch fordernden Dinge          Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!
Den Begriff habe ich schon früh nicht so        damals. Man ist schnell fertig damit. Der
sehr gemocht. Vielleicht hängt dies mit         Begriff ist Gleichmacherei und sagt, alles ist                      Interview: Daniel Merbitz
Wahlleipziger Wiglaf Droste mit Göttinger Elch ausgezeichnet - Leipzigs Neue
LEIPZIGS NEUE SEITEN                                                                                                       Juli 2018
                Sommer und Skulptur                                                                       Egotrip
          Manuel Franke und die bunte Welle                                                   Das Schauspiel Leipzig stellt die neue Spiel-
                                                                                              zeit unter das Motto »Ich Ich Ich Ich Ich«.
                                                                                              »Wir haben ein Motto gewählt, das die allge-
                                                                                              genwärtige Betonung individueller Interes-
                                                                                              sen zum Thema macht, und setzen als The-
                                                                                              ater das WIR entgegen«, so Schauspielinten-
                                                                                              dant Enrico Lübbe. Start der neuen Spielzeit
                                                                                              ist der 29. September 2018 mit Johann
                                                                                              Wolfgang von Goethes »Faust«. Faust I
                                                                                              beginnt als klassische Theatersituation auf
                                                                                              der Großen Bühne. Faust II führt die
                                                                                              Zuschauer auf drei Thementouren. Statio-
                                                                                              nen sind u.a. der historische Hörsaal der
                                                                                              Anatomie am Universitätsklinikum, die Alte
                                                                                              Handelsbörse sowie der Festsaal des Alten
                                                                                              Rathauses sowie die Katakomben des Völ-
                                                                                              kerschlachtdenkmals. Im Oktober beginnt
                                                                                              die Märchenzeit mit »Die Nachtigall« von
                                                                                              Hans Christian Andersen. Zu Silvester kann
                                                                                              man der Premiere von William Shakespea-
                                                                                              res »Der Widerspenstigen Zähmung« als
                                                                                              Jahresabschluss mit anschließender Silve-
Manuel Franke, »Colormaster F«, 2018, Städel Museum, Frankfurt am Main                        sterparty genießen. Gastregisseur ist u.a.
                                                   Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Städel      Armin Petras, welcher ein Doppelprojekt
Die monumentale, rosafarbene, orangene          diert, sondern wohl nur freundlich gedul-     »Jeder stirbt für sich allein / Die Leipziger
und blaue Installation »Colormaster F« von      det. Diesen Partizipationsgedanken lässt er   Meuten« inszeniert, zu sehen erstmalig am
Manuel Franke ist exklusiv für den Garten       sich auch nicht vom Kurator einreden. Als     18. Januar 2019. In der Diskothek zu
des Städel Museums in Frankfurt am Main         körperlich spürbare Begrenzung und begeh-     bestaunen ist Wolfram Höll mit seinem
geschaffen worden und nur dort zu sehen         bares, aber unüberwindliches Hindernis        Stück »Disko« unter der Regie von Ivan Pan-
und zu verstehen. »Der Städel Garten ist für    versperrt es einerseits den gewohnten         teleev. Ein weiterer Höhepunkt ist am 15.
einen Künstler eine Herausforderung, weil       Blick auf den Garten, andererseits macht es   Juni 2019 mit dem Musical »Lazarus« von
er bereits perfekt durchgestaltet ist und ein   ihn in neuer Weise erfahrbar. »Colormaster    David Bowie & Enda Walsh zu erleben, unter
Wahrzeichen für das Haus darstellt. Gerade      F« verändert dabei aber auch die Sicht auf    der Regie von Hubert Wild. Ein Spielplan bei
deswegen habe ich diese Einladung gerne         das Städel Museum und die Stadt, ein          dem jeder, je nach seinem Geschmack und
angenommen. Meine Welle dehnt sich mit          zusätzlicher Raum entsteht innerhalb des      Interesse etwas finden kann, um seinem All-
der rosafarbenen Seite wie ein riesiges         Gartens, der gleichermaßen offen wie abge-    tag zu entfliehen und trotzdem dem
Segel über den Rasen – der dadurch wie ein      schlossen auf den Zuschauer wirkt. Eine       Gesamtzusammenhang der gesellschaft-
grünes Farbfeld mit der gleichen Farbdomi-      interaktive Erfahrung, die man sich nicht     lichen Konflikte nicht gänzlich zu entkom-
nanz wirkt. Einerseits friedet das Objekt       entgehen lassen sollte. Es zeigt sich, wor-   men.
den Garten ein, andererseits schwappt das       aus Kunst alles gefertigt werden kann: aus
Museum quasi in einer rasanten Bewegung         blau pigmentierten Weißzement für den                                      Lavinia Hudson
in knalligem Orange in den Stadtraum hin-       Sockel, aus bombierten Wellblech, was man
aus«, so Manuel Franke. Wer ist Manuel          handelsüblich aus Industriegebieten kennt
Franke? Ein ruhiger, sympathischer Künstler     und Hochglanzlack, welcher in der Autoin-
mit narrativem Talent und schelmisch, wie       dustrie verwendet wird. Wer also Lust und
er bei der Vernissage bewiesen hat. Man         Muse verspürt die Goethe-Stadt Leipzig
hört ihm gern zu. Manuel Franke studierte       einmal zu verlassen und die andere Goethe-
unter anderem beim berühmten Künstler           Stadt Frankfurt am Main mal anders erle-
und Ritter der Queen, Sir Tony Cragg, an        ben zu wollen, kann sich einen sommer-
der Kunstakademie Düsseldorf. Im Rahmen         lichen Besuch im Städel Museum gönnen
der extravaganten Reihe »Im Städel Garten«      und dabei selber einen Eindruck von der
kann das 50 Meter lange und 2,5 Meter           raumgreifenden Installation im Städel Gar-
hohe Kunstwerk, eine Skulptur, anmutend         ten gewinnen.
wie eine Skater-Halfpipe oder Welle, noch                                   Lavinia Hudson
bis zum 23. September 2018 bestaunt,
hinterfragt und in Beschlag genommen wer-       Postskriptum: Am besten dazu eine selbst-
den. Anfassen, draufsetzen, spielen, erkun-     gemachte Minze-Limonade im Schatten
den, in Interaktion treten ist erlaubt und      oder direkt auf der Monumental-Installation
auch erwünscht, aber als explizite »Partizi-    genießen – inklusive des Sommer-am-Main-
pation« nicht vom Künstler selbst inten-        Feelings.                                     Minze-Limonade         Foto: Lavinia Hudson
Wahlleipziger Wiglaf Droste mit Göttinger Elch ausgezeichnet - Leipzigs Neue
Sie können auch lesen