Blätter aus dem Thurgauer Wald

Die Seite wird erstellt Hortensia-Luzy Strobel
 
WEITER LESEN
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Bl ä t t e r a u s d e m
T h u r g a u e r Wa l d
Informationen für Waldeigentümer und Forstreviere
20. Jahrgang, Nr. 4, Oktober 2013
Blätter aus dem Thurgauer Wald
2
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Edit or i a l

Geschätzte Leserinnen und Leser

Nach einem milden September hat Anfang              schussvorgaben namentlich Lebensraumver-
Oktober der Herbst mit Nebel und kühleren           besserungen (Erhöhung Äsungsangebot, Ver-
Temperaturen Einzug gehalten. Mit dem Herbst        minderung von Störungen usw.).
bzw. Winter steht für viele Waldbesitzer und           Am 5. Juli konnten zehn neue Forstwarte ih-
Forstbetriebe die Hauptsaison der Holzerei vor      ren Fähigkeitsausweis entgegennehmen. Da-
der Tür. Die alljährlich erscheinende Unterlage     mit stehen dem Wald zehn neue, hoffnungsvol-
«Wald­wirtschaftsjahr» dokumentiert dies expli-     le Berufsleute zur Verfügung. Es muss betont
zit. Speziell wird darauf hingewiesen, dass         werden, dass qualifizierte Forstwarte auch zen-
nebst der Holzernte auch der (Jung-)Waldpfle-       trale Voraussetzung sind für künftige tüchtige
ge die nötige Beachtung geschenkt werden            Revierförster.
sollte, sofern diese Arbeiten nicht bereits im         In dieser Ausgabe der Blätter wird über zwei
Sommer erledigt worden sind.                        Jubiläen berichtet. Zum einen konnte das Forst-
   Der Holzmarktbericht der Vermarktungsor-         revier Herdern sein fünfzigjähriges Bestehen
ganisation HMO (Holzmarkt Ostschweiz AG)            mit einem Waldtag begehen. Zum andern feier-
zeigt beim Nadelholz einen leichten Aufwärts-       te das Forstrevier Neunforn-Uesslingen bzw.
trend; leider wird indessen mit der Buche ein       der Revierforstbetrieb «ThurForst» sein 25-Jahr-
wichtiges Sortiment aus dem Thurgauer Wald          Jubiläum.
nach wie vor sehr schlecht bezahlt.                    Der Chef des Departementes für Bau und
   Vor knapp dreissig Jahren wurden – ausgelöst     Umwelt, Regierungsrat Dr. Jakob Stark, besuch-
durch die Waldsterbensdebatte – sogenannte          te programmgemäss im Frühherbst zwei weite-
Walddauerbeobachtungsflächen angelegt. In           re Forstreviere. Nebst den Waldeigentümern
den letzten Jahren präsentierten sich die Ergeb-    und dem zuständigen Forstdienst waren auch
nisse leider immer etwa gleichartig: zu viel        diesmal die Vertreter der Politischen Gemein-
Stickstoff, Nährstoffauswaschung, reduziertes       den eingeladen. Die Diskussionen waren viel-
Baumwachstum. Die Aufrufe, darauf zu reagie-        fältig und interessant. Es zeigte sich einmal
ren, verhallten in der politischen Landschaft na-   mehr, dass der Wald in der Gesellschaft einen
hezu ungehört. Dennoch oder gerade deswegen         hohen Stellenwert hat.
ist die Waldseite angehalten, immer wieder auf         Nun wünsche ich Ihnen – geschätzte Leserin-
diese Problematik hinzuweisen.                      nen und Leser – eine abwechslungsreiche Lek-
   Nebst Immissionen können auch Wildtiere          türe mit den Blättern aus dem Thurgauer Wald,
den Wald beeinträchtigen. Der Verbiss durch         einen schönen Herbst sowie unfallfreie Waldar-
Rehwild wird im Thurgau zweistufig erhoben.         beiten.
Einerseits im Rahmen einer gutachtlichen Er-
hebung durch die Revierförster, andererseits
durch 20 Stichprobenflächen, verteilt über den
ganzen Kanton. Wichtig erscheint aus Optik
des Waldes, dass die Ergebnisse der Verbisser-
hebungen in die Beurteilung der Wald-Wild-
Situation einfliessen, und in jenen Gebieten, in
denen die Verbissbelastung zu hoch ist, Mass-
nahmen ergriffen werden. Zu den möglichen           Daniel Böhi
Massnahmen gehören nebst höheren Ab-                Kantonsforstingenieur

                                                                                         BTW 4/2013 3
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Inha lt

  Forstamt und Forstdienst
 Waldwirtschaftsjahr 2013/2014 – Die Holzereisaison steht vor der Tür               5
 Problemorganismen im Thurgauer Wald                                                6
 Neue Erkenntnisse aus 29 Jahren Walddauerbeobachtung                               8
 Verbissaufnahmen und Wildschadenerhebungen für die Jagdplanung                     10
 Der Departementschef auf Revierbesuch                                              12
 Informationsanlass im Forstrevier «Am Nollen»                                      13
 Zwei neue Förster im Forstkreis 3                                                  14
 Der Forstkreis 2 auf Weiterbildungsreise                                           15
 25 Jahre Forstrevier Neunforn-Uesslingen – Die ThurForst feiert                    16
 50 Jahre Forstrevierkörperschaft Herdern                                           18
 Nothilfe-Repetitionskurs für das Forstpersonal                                     21

  Aus den Verbänden
 Kurs zum Traktorenunterhalt für die Forstwarte                                     22
 Ausbildung der Forstwartlernenden – 20. Baukurs in Seewis                          23
 Ausbildung der Forstwartlernenden – Försterschwellen und Wyssenkompass             24
 Lehrabschlussfeier der Forstwarte – Die «Grenadiere des Waldes» wurden gefeiert    25
 Laubholz, ein Werkstoff mit Potenzial                                              26
 Überarbeitetes Merkblatt: Rationelle Hackschnitzelbereitstellung                   28
 Zur Lage auf dem Holzmarkt – Auszug aus dem Holzmarktbericht 4/2013                30
 Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizer Forstpersonal                       31

4 BTW 4/2013
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Forstamt und Forstdienst

W a ldw i r t s c h a f tsj ahr 2 0 1 3 /2 0 1 4 –
Die Ho l z e r e i s a i s o n steht v o r d er T ür

  Forstamt

  Waldwirtschaftsjahr 2013/2014

  Holzereisaison steht vor der Tür
  Mit dem Einzug von Herbst und Winter stehen
  im Thurgauer Wald vielerorts die wichtigsten
  Holzereiarbeiten bevor.
  Für den Waldeigentümer ist es wichtig, sich be-
  reits früh im Herbst mit der Holzernte bzw. der
  Waldpflege zu befassen und mit dem Revier-
  förster Kontakt aufzunehmen.

  Rundholzverarbeiter auch in schwierigen Zeiten beliefern
  Die Situation auf dem Holzmarkt ist nach wie vor schwierig. Die Waldbesitzer sollten aber
  möglichst ihren Beitrag zur Erhaltung der einheimischen Holzindustrie leisten. Deshalb rufen
  wir Sie als Waldbesitzer dazu auf, Rundholz bereitzustellen.

  Waldpflege nicht vernachlässigen
  Mit der Waldpflege gestalten Sie den Wald von morgen. Pflegen Sie daher Ihren Jungwald und
  durchforsten Sie Ihre Bestände rechtzeitig. Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem Revierförs-
  ter kompetent beraten. Beobachten Sie zudem Ihren Wald, denn aufgrund der Trockenheit im
  Juli und August wurde bereits vereinzelt Borkenkäferbefall festgestellt.

  Wir rufen Sie als Waldeigentümer dazu auf:
   Bewirtschaften Sie Ihren Wald und beliefern Sie die einheimische Holzindustrie auch in
    dieser Saison mit Rundholz.
   Schenken Sie der Jungwaldpflege die nötige Beachtung.
   Beobachten Sie die Borkenkäfersituation.
   Arbeiten Sie nie allein im Wald.
   Wenden Sie sich für sämtliche Fragen um den Wald an den zuständigen Revierförster,
    er berät Sie gern.

  Frauenfeld,                                                                 Forstamt Thurgau
  September 2013                                                              Tel. 058 345 62 80
                                                                             www.forstamt.tg.ch

                                                                                         BTW 4/2013 5
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Forstamt und Forstdienst

 Problemorganismen im Thurgauer Wald

 Immer häufiger ist der Wald von Schädlingen
 und Krankheiten betroffen, die aufgrund der
 Globalisierung in unser Land gelangen und
 hier grosse Probleme verursachen. Aktuelle
 Beispiele sind die Pilzkrankheit Eschenwelke,
 welche sich in ganz Europa ausbreitet und eine
 unserer wichtigsten Baumarten bedroht, oder
 der Asiatische Laubholzbockkäfer, der alle
 Laubholzarten befallen und zum Absterben
 bringen kann und daher vom Bund als Quaran­
 täneorganismus eingestuft wurde. Das Forst­
 amt organisierte am 16. Juli im Tägerwiler Wald
 eine Medienkonferenz mit dem Ziel, auf solche       Der ehemalige sowie der amtierende Revierförster
 Problemorganismen und ihre Folgen aufmerk­          von Tägerwilen, der Kantonsforstingenieur und der
                                                     zuständige Kreisforstingenieur informierten die
 sam zu machen, die Ursachen zu erläutern und        Medien zur Problematik mit eingeschleppten
 die Bevölkerung zu sensibilisieren.                 Organismen im Wald. Foto: Claudia Meile

 Die Globalisierung ist Alltag. Täglich nutzen wir   man in zwei Gruppen auf, in die Gruppe der
 Produkte, die um die halbe Welt geführt wur-        Tiere genannt Neozoen (z.B. Chinesischer Ma-
 den. Dies trifft insbesondere auch auf Pflan-       rienkäfer, Rostgans, Grauhörnchen, Asiatischer
 zen oder Produkte aus Pflanzen zu. Der inter-       Laubholzbockkäfer) und in die Gruppe der
 nationale Warentransport führt so zu einer          Pflanzen genannt Neophyten (z.B. Gold­rute,
 Verbreitung von Organismen, welche auf na-          drüsiges Springkraut, Japanknöterich, Riesen-
 türliche Weise nicht stattfinden könnte. Weil       bärenklau). Besonders problematisch sind
 unsere einheimischen Pflanzen und Tiere nicht       aber auch Pilze und Bakterien, welche u.a. mit
 an fremde Organismen angepasst sind, kön-           Pflanzenmaterial importiert werden und hier
 nen neu eingeschleppte Arten grosse Proble-         gravierende Krankheiten verursachen können.
 me wie Konkurrenz oder Krankheiten verursa-         Bekannte Beispiele dafür sind der Feuerbrand,
 chen. Die sich neu ausbreitenden Arten teilt        die Eschenwelke und das Ulmensterben.

                                                     Die Esche überlebt
                                                     Bei der Medienkonferenz ging es darum, auf
                                                     Schädlinge und Krankheiten im Wald hinzuwei-
                                                     sen, die eine Folge der Globalisierung sind. Als
                                                     aktuelle Beispiele wurden die Eschenwelke und
                                                     der Asiatische Laubholzbockkäfer behandelt,
                                                     welche beide vor einigen Jahren im Thurgauer
                                                     Wald noch gänzlich unbekannt waren. Kreis-
                                                     forstingenieur Erich Tiefenbacher erklärte zu
                                                     diesen Problemorganismen den wissenschaftli-
                                                     chen Hintergrund. Der ehemalige Revierförster
                                                     vom Forstrevier Tägerwilen, Hans Imper, erläu-
 Deutliche Spuren der Eschenwelke an einem           terte anschliessend das plötzliche Auftreten
 Eschenstangenholz. Foto: Claudia Meile              und die rasche Ausbreitung der Eschenwelke
6 BTW 4/2013
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Forstamt und Forstdienst

und Revierförster Pascal Epper demonstrierte            tenvielfalt. Derzeit hat die Esche Probleme,
in Eschenbeständen, wie mit der neuen Krank-            aber in Zukunft kann es auch eine andere Baum­
heit umgegangen wird. Die Esche, die zweithäu-          art treffen. Der naturnahe Waldbau mit grosser
figste Baumart im Forstrevier Tägerwilen, wird          Baumartenvielfalt wurde bis anhin mit besserer
dabei noch nicht abgeschrieben. Laut interna­           Stabilität, Vitalität und Vielfalt sowie Robust-
tionalen Forschungsergebnissen sind etwa 3 bis          heit gegenüber einheimischen Schädlingen
5 Prozent der Eschen weder von Kronenschä-              (z.B. Borkenkäfer) begründet. Nun kommt als
den noch von Infektionen an der Stammbasis              weiterer Aspekt die Risikoverteilung vor dem
betroffen und scheinen resistent zu sein. Ande-         Hintergrund von neuen Schadorganismen dazu.
re Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 10            Das Risiko von Schadenfällen kann damit aber
Prozent der Eschen widerstandsfähig sind. Die           nicht eliminiert, sondern nur reduziert werden.
Esche droht folglich nicht vollständig auszuster-       Das Beste wäre natürlich, man könnte die Ein-
ben. Die Ausfälle in Jungwaldbeständen sind             schleppung fremder Organismen verhindern,
aber massiv und auch die Kronen älterer Bäu-            denn die nachträgliche Bekämpfung ist nur in
me sehen teilweise bedenklich aus. Im Hinblick          wenigen Fällen erfolgreich. Die Bevölkerung
auf den Erhalt der Esche werden gesunde oder            sollte daher betreffend Umgang mit Pflanzen
zumindest vitalere Eschen bei der Pflege be-            und Organismen aus anderen Teilen der Erde
günstig und gefördert. Gesunde Alteschen müs-           sensibilisiert werden. Beispielsweise werden
sen konsequent erhalten werden. Sie sind bis-           gerade im Gartenbau sehr häufig problemati-
lang offensichtlich widerstandsfähig gegenüber          sche Pflanzen verwendet (Kirschlorbeer, Som-
dem Pilz und können diese Eigenschaft allen-            merflieder, Goldrute, usw.), obschon es eine
falls vererben.                                         grosse Auswahl an schönen, einheimischen
                                                        Pflanzen gibt. Jeder kann einen Beitrag zur Ver-
Vermeiden ist besser als bekämpfen                      hinderung von weiteren Problemorganismen
Schadorganismen und Problempflanzen sind                leisten, indem er einerseits keine solchen
bereits heute zahlreich und man muss damit              Pflanzen kauft und andererseits allfällige Pflan-
rechnen, dass noch weitere dazukommen. Ein              zen, die bereits vorhanden sind, sachgerecht
Allerheilmittel gibt es nicht. Im Wald gibt es          entsorgt (d.h. Kehrichtverbrennungsanlage).
gemäss Kantonsforstingenieur Daniel Böhi nur
eine Strategie: Risikoverteilung durch Baumar-                                               Claudia Meile

Der ehemalige Revierförster Hans Imper erläuterte den zahlreich erschienenen Journalisten an der Medienkonfe­
renz, wie rasch sich die Eschenwelke im Tägerwiler Wald ausgebreitet hat. Foto: Claudia Meile

                                                                                                 BTW 4/2013 7
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Forstamt und Forstdienst

 Neue Erkenntnisse aus 29 Jahren Walddauerbeobachtung

 Der Wald leidet an der zu hohen Belastung              Messgrössen der Waldbeobachtung sind Kro-
 mit Stickstoff. Das belegt der neue Bericht            nenzustand, Nähr­stoffversorgung, Trieb- und
 zur interkantonalen Walddauerbeobachtung,              Stammwachs­tum, Pflanzengemeinschaft, Wur-
 den das Institut für Angewandte Pflanzenbio­           zeln und Boden.
 logie (IAP) in diesem Sommer vorlegte. Zen­
 trale Erkenntnis: Die Stickstoffbelastung führt        Fortschreitende Versauerung
 zur Versauerung der Waldböden und stört die            Dank grosser Bemühungen im Umweltschutz
 Nährstoffversorgung der Pflanzen. Dies er­             konnten in den 1980er-Jahren einige für den
 höht die Anfälligkeit für Krankheiten und Pa­          «sauren Regen» verantwortliche Schadstoff­
 rasiten und vermindert die Widerstandskraft            emissionen stark reduziert und die Belastung
 der Bäume gegenüber Windwurf und Trocken­              des Waldes verringert werden. Der Wald sieht
 heit – jene Folgen des Klimawandels, die               heute für Laien auf den ersten Blick gesund
 künftig vermehrt auftreten dürften.                    aus. Aber der Schein trügt, denn die Stickstoff­
                                                        emissionen sind weiterhin hoch und zehren
 Seit 1984 führt das Institut für Angewandte            an der Waldgesundheit – schleichend und un-
 Pflanzenbiologie (IAP) im Auftrag der Kantone          auffällig.
 Aargau, Basellandschaft, Basel-Stadt, Bern,              Die vom Menschen verursachten Stickstoff-
 Solothurn, Zug und Zürich sowie des Bundes-            emissionen aus Industrie, Verkehr und Land-
 amtes für Umwelt (BAFU) eine Walddauer­beo­            wirtschaft (Viehwirtschaft und Hofdüngerma-
 bachtung durch. Seit 2006 ist auch der Kanton          nagement) liegen seit vielen Jahren weit über
 Thurgau im Programm engagiert. In umfangrei-           dem, was für den Wald tragbar ist, und führen
 chen Messreihen auf heute 179 über die Schweiz         zur fortschreitenden Versauerung der Schwei-
 verteilten Flächen (davon 6 Flächen im Thur-           zer Böden und zu einer Stickstoffüberdüngung.
 gau) wer­den Böden und rund 13’500 Fichten,            Als Folgen der Stickstoffbelastung nennt das
 Buchen und Eichen untersucht. Die wichtigsten          IAP zum Beispiel Nährstoffauswaschung aus

 Die Messungen auf den 179 Versuchsflächen zeigen nach wie vor deutlich zu hohe Stickstoffeinträge und deren
 negative Folgen. Foto: Geri Schwager

8 BTW 4/2013
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Forstamt und Forstdienst

dem Wurzelraum, Nährstoffungleichgewichte bei
Pflanzen, reduziertes Stammwachstum der Bäu-
me auf vielen Flächen, erhöhte Anfälligkeit für
Krankheiten und Parasiten, geringere Bewurze-
lung und dadurch verminderte Widerstandskraft
der Bäume gegenüber Windwurf und Trocken-
heit.

Dringender Handlungsbedarf
Die früheren Folgerungen aus den Ergebnissen
der interkantonalen Walddauerbeobachtung
werden auch dieses Jahr bestätigt: Weitere Ein-
schränkungen der Stickstoffemissionen in In-
dustrie, Verkehr und Landwirtschaft sind für die
Wiederherstellung und den langfristigen Erhalt
der Waldgesundheit notwendig. Um den zu ho-
hen Stickstoffeintrag zu senken, müssen redu-
zierende Massnahmen flächendeckend durch-          Sowohl das Baumwachstum als auch der Zustand des
geführt und intensiviert werden.                   Bodens werden untersucht. Foto: Geri Schwager

Reduktionsmöglichkeiten                            die Luft deutlich reduziert werden. Das Projekt
Die Waldwirtschaft ist gezwungen, auf die zu       läuft seit 2007 und mittlerweile werden über
hohen Stickstoffemissionen zu reagieren. Al-       40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche
lein kann sie aber nur die Symptome bekämp-        mit Schleppschlauch begüllt. Um die gesetzten
fen. Massnahmen zum Erhalt der Bodenfrucht-        Ziele zu erreichen, sind auch für die übrigen
barkeit sind:                                      Branchen weitere Rahmenbedingungen zu schaf-
–	naturnahe Waldbewirtschaftung                   fen, z.B. durch ähnliche Regeln, wie sie bei der
–	Förderung von Baumarten, deren Streu sich       CO2-Kompensation gelten. Auch eine Beteiligung
   rasch zersetzt, sodass die Nährstoffe schnel-   an den Kosten der Walderhaltungsmassnahmen
   ler im Wurzelraum verfügbar sind (z.B. Ahorn,   nach dem Verursacherprinzip könnte eine posi-
   Esche, Linde)                                   tive Entwicklung beschleunigen. Die Umset-
–	Baumartenmischungen, die den Wurzelraum         zung der Massnahmen dient dem Erhalt der
   gut erschliessen                                Waldgesundheit. Dies hat nicht zuletzt Konse-
– Vermeiden von Kahlschlägen                       quenzen für die dauerhafte Erfüllung der Wald-
–	Belassen von Laub und Ästen im Wald, weil       leistungen und betrifft darum alle Nutzniesser
   diese die meisten Nährstoffe enthalten (kei-    des Waldes.
   ne Ganzbaumnutzung)                                                                    Forstamt

Branchen und Politik ihrerseits sind gefordert,
bereits bestehende Reduktionsmöglichkeiten          Die Broschüre «Wir brauchen den Wald –
umzusetzen. In der Landwirtschaft hat der Thur-     Der Wald braucht uns. 29 Jahre Waldbeob-
gau bereits grosse Verbesserungen eingeleitet.      achtung. Zustandsbericht 2013» ist beim
Mit dem «Ressourcenprojekt Ammoniak» wer-           Forstamt erhältlich, solange der Vorrat
den Betriebe unterstützt, welche mit Schlepp-       reicht, und steht zum Download bereit auf:
schlauchtechnik statt mit Druckfass Gülle aus-      www.waldbeobachtung.ch.
bringen. Dadurch kann der Stickstoffeintrag in

                                                                                        BTW 4/2013 9
Blätter aus dem Thurgauer Wald
Forstamt und Forstdienst

  Ver b is s a u f n a h m en und W i ld schad en e rh e bun ge n
  f ü r di e J a g d p l a nu ng

  In unseren Wäldern soll es Platz haben für die
  einheimische Tierwelt. Folglich soll auch ein
  gesunder Rehbestand in unseren Wäldern le­
  ben können. Da sich das Reh aber u.a. von jun­
  gen Bäumen ernährt, kann es die Verjüngung
  und die Baumartenvielfalt beeinträchtigen und
  die Ziele der Waldbewirtschaftung gefährden.
  Durch die Jagd soll der Rehbestand auf einem
  für den Wald tragbaren Niveau gehalten wer­
  den. Um diese Tragbarkeit zu ermitteln, werden
  im Thurgau jährlich sogenannte Verbissaufnah­
  men (Stichproben) und gutachtliche Wildscha­       Wiederholter Verbiss der Triebe kann zum Absterben
  denerhebungen durchgeführt.                        eines jungen Bäumchens führen. Foto: Claudia Meile

  Zu viel Rehwild kann das Aufkommen junger          abhängig davon, wie der Wald und die Offenflä-
  Bäume verhindern, wenn es diese fortlaufend        chen aussehen und wie gross das Nahrungs-
  abfrisst. Im Allgemeinen besteht dieses Prob-      angebot ist. Natürlich ist auch entscheidend,
  lem aber nicht für alle Baumarten, da das Reh      wie sich der Wald aus Sicht von Eigentümern
  die Pflanzen selektiv wählt. Insbesondere sel-     und Forstdienst entwickeln soll.
  tene Arten wie Eiche, Eibe oder Elsbeere wer-
  den bevorzugt. Auch Tanne und Ahorn sind           Ermittlung der Verbisssituation
  beliebte Äsungspflanzen, sodass diese gebiets-     Die Situation des Lebensraumes resp. der Zu-
  weise Mühe haben, sich zu verjüngen.               stand des Waldes wird vom Forstdienst ermit-
     Das Reh hat bei uns kaum nennenswerte           telt. Im Thurgau werden dafür zwei Systeme
  natürliche Feinde. Da Rehgeissen ab einem          kombiniert. Zum einen wird schon seit den
  Alter von zwei Jahren in der Regel jährlich zwei   70er-Jahren von den Revierförstern in jedem
  Kitze setzen, kann der Bestand rasch anwach-       Jagdrevier jährlich eine gutachtliche Beurtei-
  sen. Es ist Aufgabe der Jagd, bei einem trag-      lung der Wildschadensituation bei den einzel-
  baren Bestandesniveau den Zuwachs abzu-            nen Baumarten gemacht. Zum andern wird
  schöpfen, sodass die Bestände nicht weiter         auf 20 Stichprobenflächen die Verbisssitua­
  zunehmen. Zu hohe Bestände sind mit einer          tion regelmässig wissenschaftlich festgestellt.
  stärkeren Entnahme zu reduzieren. Die kanto-       Diese wissenschaftliche Erhebung wurde im
  nale Jagdverwaltung legt dafür jährlich für je-    Jahr 2000 in Absprache mit der Jagdverwal-
  des Jagdrevier eine Abgangsplanung fest. Mit       tung und der Jägerschaft gestartet und seit-
  dieser Zahl wird vorgegeben, wieviele Rehe         her jährlich durchgeführt.
  aus dem lokalen Bestand entnommen werden
  müssen. Ausschlaggebend ist dafür einerseits       Methode und Ergebnisse
  der Ausgangsbestand, insbesondere die Anzahl       Die Erhebungen auf den Stichprobenflächen
  an weiblichen Tieren, da diese den Zuwachs         werden jeweils im Frühjahr vor dem Blattaus-
  bestimmen. Andererseits ist der Lebensraum         trieb vom zuständigen Revierförster und von
  entscheidend, denn es gilt den Wildbestand         einem Forstamtsmitarbeiter ausgeführt. Es
  der Kapazität des Lebensraumes anzupassen.         werden über den ganzen Kanton verteilt 20
  Die Höhe eines tragbaren Wildbestandes ist         Flächen à 30 Hektaren untersucht. Die Flächen
10 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst

wurden bewusst ausgewählt, wobei darauf ge-            bedenken, dass immer verschiedene Faktoren
achtet wurde, problematische Gebiete abzude-           die Verjüngung beeinflussen. Gebietsweise, ins-
cken und Wälder zu wählen, in denen eine               besondere, wenn viele Baumarten in der Verjün-
Verjüngung erwünscht und notwendig ist. Auf            gung Mühe bekunden, kann eine Reduktion des
den 20 Flächen sind auf einem Netz von 100 x           Wildbestandes nötig und wirksam sein. Sehr
100 Metern je 30 fixe Punkte mit Pfosten mar-          verbissanfällige, seltene Baumarten wie z.B. die
kiert. Im Umkreis von 2 Metern um jeden Pfos-          Eibe sind aber oft auch bei tiefen Wildbestän-
ten wird jeder junge Baum nach Baumart,                den zu stark betroffen, sodass nur Zäune oder
Höhe (von 0,1 Meter bis max. 1,3 Meter) und            Einzelschutzmassnahmen helfen können, wäh-
Verbiss am Endtrieb bestimmt. Die ausgewer-            rend eine Bestandesreduktion nicht zur ge-
teten Daten zeigen dann für jede Fläche die            wünschten Wirkung führt.
Dichte an Verjüngungspflanzen, die Häufigkeit             Die Ergebnisse der Wildschadenerhebung
der einzelnen Baum­arten und den Verbiss pro           und der Stichprobenaufnahmen fliessen jedes
Baumart. Die Verbissbelastung wird in Prozent          Jahr in die Abgangsplanung der Jagdverwaltung
an verbissenen Pflanzen angegeben. Für jede            ein und werden den Jägern und Revierförstern
Baumart gibt es einen eigenen, wissenschaft-           kommuniziert. Durch die transparente Vorge-
lich hergeleiteten Grenzwert (Eiberle und Nigg,        hensweise, die offene Kommunikation und die
1987). Überschreitet die Verbissintensität die-        Zusammenarbeit zwischen Forstdienst, Jagdver-
sen Grenzwert, so ist das Risiko gross, dass in        waltung und Jägerschaft soll auch das gegen-
Zukunft erhebliche Anteile dieser Baumarten            seitige Verständnis und die Akzeptanz gefördert
verbissbedingt ausfallen werden.                       werden. Aufgrund der diesjährigen Resultate
   Die Stichprobenaufnahmen und die gutachtli-         wurde nun der Abgangsplan gegenüber dem
chen Beurteilungen geben über den ganzen               Vorjahr insgesamt um 2.5 % angehoben, um die
Kanton ein lokal abgestimmtes, detailliertes           Verbissbelastung gebietsweise zu reduzieren.
Bild der Verbisssituation ab, sodass auch lokal
gehandelt werden kann. Es gilt dabei aber zu                                              Claudia Meile

Im Umkreis von zwei Metern um jeden der 30 Stichprobenpunkte pro untersuchter Fläche wird die Verjüngung
nach Baumart, Höhe und Verbiss erfasst. Foto: Claudia Meile

                                                                                              BTW 4/2013 11
Forstamt und Forstdienst

  D er De p a r t e me ntschef auf Rev i erb e such

  Am 2. Oktober 2013 besuchte der Chef des                derten von Gästen plant. Die gesetzlichen Vor-
  Departementes für Bau und Umwelt, Regie­                gaben und Möglichkeiten sind für die Gemein-
  rungsrat Dr. Jakob Stark, die Forstreviere              den zu wenig klar und deshalb ist der Vollzug
  Frauenfeld und Umgebung sowie Aadorf-Täni­              schwierig. In diesem Bereich erhoffen sich die
  kon. Gut zehn Vorstandsmitglieder der beiden            anwesenden Gemeindevertreter mehr Unter-
  Forstrevierkörperschaften und Gemeindever­              stützung durch den Kanton. Grundsätzlich wol-
  treter aus dem Gebiet nahmen diese Gele­                len die Gemeinden und Waldeigentümer auch
  genheit zum direkten Austausch mit dem De­              künftig gewisse Veranstaltungen im Wald er-
  partementschef gerne wahr.                              möglichen, es muss aber sichergestellt wer-
                                                          den, dass sich die Veranstalter an die vorhan-
  In der Waldhütte Huggenbrunnen wurden die               denen gesetzlichen Grundlagen halten.
  beiden Reviere den Anwesenden vorgestellt.                 Im Forstrevier Aadorf-Tänikon zeigte Revier-
  Roman Engler, Revierpräsident des Forstreviers          förster Hans Schrakmann am Beispiel einer
  Aadorf-Tänikon, wies bei dieser Gelegenheit             Durchforstung, wie schwierig es derzeit für die
  auf die zunehmend schwierige Ertragslage der            Waldbesitzer ist, den Wald kostendeckend zu
  Waldbesitzer hin. Die Gemeindevertreter erläu-          bewirtschaften. Er legte dar, dass es in Holz-
  terten, dass für die Gemeinden der Wald vor             schlägen mit hohem Laub- und Energieholzan-
  allem als Naherholungsgebiet von grosser Be-            teil derzeit kaum möglich ist, aus dem Holzerlös
  deutung sei. Zunehmend sind Konflikte mit               die ganzen Erntekosten zu decken. Nur dank
  Bikern, die sich nicht bewusst sind, dass Biken         Beiträgen von Bund und Kanton für die mit
  im Wald nur auf befestigten Strassen und We-            dem gezeigten Holzschlag verbundene Wald­
  gen erlaubt ist. Zudem versuchen auch immer             randaufwertung konnte dieser Holzschlag kos­
  mehr Eventveranstalter, Anlässe im Wald durch-          ten­neutral durchgeführt werden. Hans Schrak­
  zuführen. Für Waldbesitzer und Gemeinden ist            mann wies aber auch darauf hin, dass daraus
  es nicht einfach, aufgrund der Anfragen zu er-          nicht geschlossen werden dürfe, dass mit ei-
  kennen, ob es sich wirklich um ein Geburts-             ner Rückkehr zu standortfremden Nadelholz-
  tagsfest mit nur wenigen Teilnehmern handelt,           monokulturen die wirtschaftlichen Probleme
  oder ob der Veranstalter eine Party mit Hun-            der Waldeigentümer gelöst werden könnten.

  Departementschef, Gemeinde- und Reviervertreter folgten den Erläuterungen zur Bewirtschaftung stadtnaher
  Wälder. Foto: Urban Hettich

12 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst

Er ist nach wie vor überzeugt, dass standortge-        sätzlich durch Personal gesichert werden. Zu-
rechte Mischbestände für den Waldbesitzer die          dem wurde auch das Thema Haftungsrisiken für
beste Empfehlung sind.                                 Waldeigentümer angesprochen. Immer wieder
   Im Forstrevier Frauenfeld und Umgebung er-          sind Waldeigentümer mit steigenden Erwartun-
läuterte Revierförster Robert Zahnd am Beispiel        gen bezüglich Sicherheit im Wald konfrontiert.
des Rüeggerholzes, wie die Bürgergemeinde              Gleichzeitig werden immer wieder Waldbesucher
Frauenfeld stadtnahe Wälder bewirtschaftet. Er         beobachtet, die leichtsinnig mit den Gefahren
zeigte unter anderem, dass durch das geschick-         umgehen. So werden zum Beispiel auch wäh-
te Anlegen der Rückegassen auch im stadtna-            rend heftigen Stürmen Personen im Wald beob-
hen Wald eine effiziente mechanisierte Bewirt-         achtet, die nicht auf ihren Waldbesuch verzich-
schaftung möglich ist, ohne dass sich die              ten. Man war sich aber einig, dass es nicht die
Waldbesucher danach an den Rückegassen stö-            Aufgabe von Waldbesitzern und Forstdienst sein
ren. Ein erhöhter Aufwand bei der Holzerei ent-        kann, sämtliche Risiken auszuräumen, denn wer
steht im stadtnahen Wald vor allem durch die           in den Wald geht, muss mit den natürlich in ei-
zusätzlich erforderlichen Sicherheitsmassnah-          nem Wald auftretenden Gefahren wie z.B. abbre-
men, denn das Absperren der Wege alleine               chenden Ästen rechnen.
reicht nicht aus. Während Baumfällarbeiten                                              Urban Hettich
müssen die zahlreich vorhandenen Wege zu-                              Kreisforstingenieur Forstkreis 1

Inf or m at i o n s a n las s i m Fo rstrev i er «A m Nol l e n »

Das Forstrevier «Am Nollen» hatte am Sams­             und Arbeitsgeräte zur Jungwuchs- und Dickungs-
tag, 7. September 2013, die Waldbesitzerinnen          pflege und erläuterten die Bedeutung einer fach-
und Waldbesitzer wie jedes Jahr zu einem In­           gerechten Jungwaldpflege. Zudem wurden ver-
formationsvormittag eingeladen. Dieses Jahr            schiedene Materialien und Methoden zur
wurde das Thema Jungwaldpflege und Wild­               Wildschadenverhütung und deren korrekte An-
schutz behandelt.                                      wendung vorgestellt. Beim anschliessenden Kaf-
                                                       fee, den das Forstrevier in der Hartenauhütte
Rund 50 interessierte Waldbesitzerinnen und            offerierte, wurde über Wald und Holz diskutiert.
Waldbesitzer nahmen an diesem Anlass teil.
Revierförster Thomas Einsele und Kreisforstin-                                           Urban Hettich
genieur Urban Hettich zeigten die Methoden                              Kreisforstingenieur Forstkreis 1

Revierförster Thomas Einsele erläuterte die verschiedenen Methoden zur Wildschadenverhütung.
Foto: Edwin Steiner

                                                                                               BTW 4/2013 13
Forstamt und Forstdienst

  Zw ei n e u e F ö r s t er i m Fo rstkrei s 3

  Urs Fuchs beginnt im Forstrevier Hüttwilen
                           Am 1. Oktober 2013 hat       Eschenz-Mammern) im Herbst 2014 die allei-
                           Urs Fuchs seine Tätig-       nige Betriebsleitung und zusammen mit Ro-
                           keit im Forstrevier Hütt-    bert Schönholzer hoheitliche Aufgaben über-
                           wilen aufgenommen. In        nehmen wird.
                           einer Übergangsphase            Urs Fuchs ist 24-jährig. Er ist in Kaltbrunn
                           bis im Herbst 2014 wird      im Kanton St. Gallen aufgewachsen und absol-
                           Urs Fuchs zusammen           vierte von 2005 bis 2008 die Forstwartlehre
                           mit Robert Schönholzer       bei der Ortsbürgergemeinde Kaltbrunn, für die
                           im Revier Hüttwilen als      er in der Folge als Forstwart bis im Jahr 2011
                           Revierförster und Be-        weiterarbeitete. Ab Januar 2012 besuchte er
                           triebsleiter wirken. Er      am ibW Bildungszentrum Wald in Maienfeld
  wird sich in erster Linie der Leitung des Staats-     die Försterschule, um sich zum Förster HF aus-
  waldbetriebes Seerücken-Rhein widmen, da-             zubilden. Dabei absolvierte er drei Praktika in
  neben aber auch praktische Forstwartarbeiten          der St. Galler Waldregion 4 See und schloss
  ausführen. Es ist vorgesehen, dass Urs Fuchs          die Försterschule im September dieses Jahres
  nach dieser rund einjährigen Einarbeitungs-           erfolgreich ab.
  zeit im Rahmen der absehbaren Revierent-                 Wir gratulieren Urs Fuchs zu seiner Stelle
  wicklung und der Pensionierung von Revier-            im Forstrevier Hüttwilen und freuen uns auf
  förster Meinrad Hugentobler (im Nachbarrevier         eine gute Zusammenarbeit.

  Christof Heimgartner ist neuer Revierförster­-
  stellvertreter im Forstrevier Feldbach
                          Am 1. Oktober 2013            sen und absolvierte seine Forstwartlehre in
                          hat Christof Heimgart-        den Jahren 2000 bis 2003 in Kleinandelfingen.
                          ner seine Tätigkeit als       Danach arbeitete er als Forstwart und Maschi-
                          Revierförster-Stellvertre-    nist bei der Firma Forsta AG bzw. Forest AG in
                          ter im Forstrevier Feld-      Stettfurt. Zur Ausbildung zum Förster HF be-
                          bach aufgenommen. Er          suchte er ab Januar 2012 am ibW Bildungs-
                          ersetzt dort Hansruedi        zentrum Wald in Maienfeld die Försterschule
                          Tanner, der im Frühling       und schloss diese im September dieses Jah-
                          eine Försterstelle im         res erfolgreich ab. Bereits die drei in den
                          Kanton St. Gallen an­         Lehrgang integrierten Praktika absolvierte er
                          getreten hat. Christof        im Forstrevier Feldbach, sodass er die örtlichen
  Heim­gartner wird Revierförster Beat Wyden-           Verhältnisse bereits kennt.
  keller unterstützen, der sein Pensum auf 80             Auch Christof Heimgartner gratulieren wir
  Prozent reduziert hat.                                nochmals zu seiner Wahl als Revierförster-
    Christof Heimgartner ist 29 Jahre alt. Er ist in­   stellvertreter und heissen ihn im Thurgauer
  Unterstammheim im Kanton Zürich aufgewach-            Forstdienst herzlich willkommen.

                                                                                         Ulrich Ulmer
                                                                      Kreisforstingenieur Forstkreis 3

14 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst

D er Fo r s t k r e i s 2 auf W ei terb i ld u n gsre ise

Fester Bestandteil des kantonalen Fortbildungs­
programms für die Revierförster ist der Tag mit
dem Kreisforstingenieur. Im Forstkreis 2 hat sich
dafür ein Rhythmus von 2 Tagen alle 2 Jahre
etabliert. Dabei organisiert jedes Mal ein ande­
rer der Förster das Programm. Dieses Jahr führte
Revierförster Daniel Hungerbühler seine Kolle­
gen in den Naturpark Schönbuch bei Tübingen.

Der Rundgang im 120 Hektaren grossen Wald
«Bernloch» bei Bondorf zu Beginn zeigte uns
für deutsche Verhältnisse eher Unerwartetes:
Bis 2008 teilten sich hier 400 Waldeigentümer       Grosses Staunen ob der unglaublichen Parzellierungs­
mehr als 1000, meist kaum 5 Meter breite «Ho­       verhältnisse im Bondorfer Wald.
                                                    Foto: Erich Tiefenbacher
senträger»-Parzellen. Die Stürme Wiebke und
Lothar legten dann den ganzen Wald flach. Das
erleichterte die Flurbereinigung. Auch wenn es      tionalparks und Biosphärenreservaten. Sie be-
dabei gelang, die mittlere Parzellengrösse von      wahren und entwickeln Natur und Landschaft
11 Aren auf 29 Aren zu vergrössern, sieht der       mit und für Menschen. Es sind grossräumige,
Grundbuchplan danach immer noch so zerstü-          besonders schöne und wertvolle Erholungswäl-
ckelt aus wie bei uns früher vor einem solchen      der mit naturnaher Ausstattung. Auf Erholungs-
Verfahren. Förster Ulrich Alber lässt sich aber     und Schutzfunktion wird besonders Rücksicht
von solch «unmöglichen» Strukturen nicht be-        genommen. Entsprechend sind Alt- und Tot-
irren und versucht, mithilfe einer Forstbe-         holzkonzepte, Habitatbaumgruppen oder Wald-
triebsgemeinschaft und sehr viel Enthusiasmus       refugien auch hier wichtige Themen. Dennoch
dennoch eine geregelte Bewirtschaftung aufzu-       werden rund 90 Prozent der Wälder im Schön-
ziehen. Ein freiwilliger «Poltermanager» unter-     buch naturnah bewirtschaftet, wobei jährlich
stützt ihn dabei und bündelt die geschlagenen       rund 80’000 Kubikmeter Holz anfallen. Eine
Einzelstämme seiner Betriebsgenossen.               besondere Herausforderung ist das Wald- und
   Der 15’500 Hektaren grosse, fast vollstän-       Wildtiermanagement in einem 4000 Hektaren
dig bewaldete «Schönbuch» ist der älteste,          grossen Rotwildgatter.
kleinste(!), gleichzeitig aber auch ein sehr           Dimensionen und Flächen – hier im anderen
wichtiger Naturpark in Baden-Württemberg. Er        Extrem als am Vortag – waren sogar für die
liegt mitten in der dicht besiedelten Industrie-    Förster aus Tägerwilen und Güttingen beein-
region zwischen Stuttgart und Tübingen und          druckend. Trotz seiner Grösse zeigte sich der
bietet so 4 Millionen Besuchern pro Jahr die        Wald abwechslungsreich, vielfältig strukturiert
Möglichkeit, sich in einer einzigartigen Wald-      und auch immer wieder durchsetzt mit offe-
landschaft zu bewegen und zu erholen. Als           nen Flächen. Den Leitern der Abteilung Forst
ehemaliges königliches Jagdgebiet, das sich         im Landratsamt Tübingen, Herrn Köberle und
aufgrund der Bodenverhältnisse nur schlecht         Graf Bülow, herzlichen Dank für diese ein-
für die Landwirtschaft eignete, blieb der Wald      drückliche Exkursion!
grossflächig erhalten.
   Naturparks sind in Deutschland eine dritte                                    Erich Tiefenbacher
Kategorie von Grossschutzgebieten neben Na­                         Kreisforstingenieur Forstkreis 2

                                                                                            BTW 4/2013 15
Forstamt und Forstdienst

  25 Ja h r e Fo r s t rev i er Neunf o rn-U essl in ge n –
  D ie Th u r Fo r s t f ei ert

  Die Waldkorporation Neunforn-Uesslingen,                  forn, Uesslingen-Buch und Warth-Weiningen
  heute besser bekannt unter dem Namen Thur­                (nur Teil Warth) umfasst. Als Revierförster biete
  Forst, gibt es seit 25 Jahren. Das Forstrevier            ich diesen Beratungen zu Waldfragen an,
  mit dem Forst- und Lehrbetrieb entwickelte                zeichne Bäume für die Holznutzung an, beglei-
  sich in dieser Zeit vom Einmannbetrieb zu ei­             te fachlich die Waldeigentümer bei Waldarbei-
  nem Forstbetrieb mit 6 bis 8 Mitarbeitern und             ten und erledige für sie Beitragsgesuche. Für
  Lernenden. Am 29. August 2013 feierten rund               die Waldbesitzer bin ich nun seit über 24 Jah-
  160 Gäste dieses Jubiläum.                                ren Koordinator, Vermittler und Ansprechper-
                                                            son für sämtliche forstlichen Angelegenheiten.
  Am 29. August 1988 wurde die Waldkorpo­ra­                Die Wälder sind nach dieser Zeit gut gepflegt
  tion Neunforn-Uesslingen aus zwei bisher selb-            und ein strukturierter Wald mit standortsge-
  ständigen Forstrevieren zusammengeführt und               rechten, gesunden Zukunftsbäumen wächst
  gegründet. Damit verbunden wurde ich ab                   heran. Speziell sind in diesem Forstrevier die
  ­­1. Januar 1989 zu 100 % als neuer Revierförster         vielen Elsbeerbäume, stufige Waldränder, ein
  angestellt. In dieser Zeit hat sich das Forst­            Eichensonderwaldreservat und die Auenwälder
  revier stark verändert und entwickelt. Mit dem            der Thur entlang. Schon lange vor dem Eichen-
  Aufbau des Forstbetriebs ThurForst wurde in               projekt förderte ich diese Baumart und weitere
  den letzten Jahren das Angebot ständig erwei-             spezielle Arten wie Elsbeere, Speierling und
  tert und umfasst heute Dienstleistungen und               Nussbaum. Ergebnisse sind heute sichtbar. Im
  Produkte in den Bereichen Wald, Hecken, Gar-              Ittingerwald steht auch deshalb ein knapp
  ten, Gewässerunterhalt, Holz und Holzenergie.             dreissigjähriger Jungwald mit rund 70 schönen
                                                            und starken Zukunfts-Nussbäumen. Dieser
  Über 300 Waldbesitzer                                     Philosophie leben auch viele Waldbesitzer und
  Die über 300 Waldbesitzer im Forstrevier Neun-            die Mitarbeiter nach und das ist erfreulich.
  forn-Uesslingen sind in einer Korporation orga-           Nach 25 Jahren steht im Forstrevier immer
  nisiert, welche den Wald der Gemeinden Neun-              noch ein Wald mit viel Holzvorrat, aber mit viel

  25 erfolgreiche Jahre waren für unser Forstrevier ein Grund zum Feiern. Revierpräsident Felix Gredig begrüsste
  die vielen Gäste zum Jubiläum. Foto: Nicolai Koch

16 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst

mehr zukunftsfähigem, standortgerechtem Jung­
wald als 1988.                                       Forstrevier Neunforn-Uesslingen
   Das Forstrevier betreibt den Forstbetrieb
ThurForst und bietet Dienstleistungen im Be-         Flächen gemäss Forststatistik:
reich Wald, Hecken, Gewässerunterhalt und              – Gesamtwaldfläche:      544 ha
Garten an und verkauft Wald- und Holzproduk-           – Öffentlicher Wald:     133 ha (24 %)
te. Geleitet wird die Korporation von einem            – Privatwald:            411 ha (76 %)
fünfköpfigen Vorstand unter dem Präsidenten
Felix Gredig. Der im 2004 erbaute Forsthof           Waldeigentum:
steht in Oberneunforn und ist mit Werkstatt,          – PG Neunforn: 	  42 ha
Garage für Fahrzeuge, Materialraum, Aufent-           – BG Neunforn: 	  29 ha
haltsraum und Büro zweckgemäss eingerich-             – BG Uesslingen-Buch: 	  27 ha
tet. Die ThurForst besitzt zwei Forsttraktoren        – BG Warth-Weiningen: 	  14 ha
mit Funkseilwinden, zwei Betriebsfahrzeuge            – Kartause Ittingen: 	  32 ha
und alle Geräte und Kleinmaschinen für die            – Kleinprivatwald:      411 ha
Arbeiten in Wald und Garten. Für viele Aufträ-        – Privatwaldeigentümer:   300
ge mieten wir auch Spezialmaschinen von Un-
ternehmern ein, wie Forwarder zum Holzrü-            Hiebsatz total:      7400 Tfm/Jahr
cken, Harvester fürs Baumfällen und Aufrüsten,
Gross-Holzschnitzler, Brennholzprozessor usw.        Forstbetrieb ThurForst (Revierbetrieb):
                                                     ca. 6 Vollzeitstellen, davon 2 Lehrlinge
Arbeitgeber und Lehrbetrieb in der Region
Neben dem Betriebsleiter arbeiten 2 bis 3
Forstwarte im Betrieb (zurzeit Andrin Zbinden       tig. Dazu kommen Aufträge in der Region
und Michael Bottlang). Die ThurForst ist auch       Frauenfeld, Steckborn und Zürcher Weinland,
Lehrbetrieb für die Forstwartausbildung. And-       welche für eine optimale Auslastung des
reas Studer ist Lernender im dritten und Mar-       Forstbetriebs erwünscht sind.
kus Schneider im zweiten Lehrjahr. Im Sommer
2014 beginnt dann ein frischer junger Mann          Holzschnitzellieferant bei zwei Heizzentralen
die Forstwartlehre. Es ist Revierpräsident Felix    Nicht nur Dienstleistungen, sondern auch Holz-
Gredig und mir ein Anliegen, dass Fachleuten        produkte bietet die ThurForst an. Speziell sind
eine attraktive Arbeitsstelle zur Verfügung steht   die Wildschutzzäune aus Holzelementen. Zu-
und junge Leuten die Chance für eine Berufs-        dem beziehen die Heizzentrale Kartause Ittin-
lehre erhalten. 2008 wurde die ThurForst von        gen in Warth und der neue Wärmeverbund Zen-
der Suva als vorbildlicher Forstbetrieb ausge-      trum Oberneunforn ihre rund 2’800 Kubikmeter
zeichnet.                                           Holzschnitzel über die ThurForst und müssen
                                                    sich so nicht um Holzeinkauf und Lieferung
Die Profis für alle Bäume                           kümmern.
In der ThurForst finden sich auch zwei Baum-
kletterer. Sie sind Spezialisten für das Entfer-    Zum Jubiläum flogen Holzspäne
nen von «kniffligen» Bäumen in Gärten und           Zum 25. Jubiläum am 29. August 2013 lud das
die Pflege von grossen Einzelbäumen. Das            Forstrevier Waldbesitzer, Behörden, ehemalige
Arbeitsangebot ist vielfältig und reicht von der    Mitarbeiter und Lehrlinge, Fachleute und wei-
Holzernte über Jungwaldpflege bis zum Ge-           tere Gäste zu einer besonderen Feier mit Holz-
wässerunterhalt. Vorwiegend sind die Forst-         fällershow und Nachtessen ein. Kreisforstinge-
leute der ThurForst im eigenen Forstrevier tä-      nieur Ulrich Ulmer überbrachte die Grussworte

                                                                                        BTW 4/2013 17
Forstamt und Forstdienst

  Werbung und Kundenpflege sind ein wichtiger Bestandteil für das Führen eines erfolgreichen Forstbetriebes.
  Foto: Nicolai Koch

  des Forstamtes und dankte dem ganzen Vor-               tungen mit HotSaw und Äxten. Der Abend hin-
  stand und mir als Revierförster für die gute            terliess einen bleibenden positiven Eindruck.
  Führung des Forstreviers. Stephan Hübscher                 Weitere Informationen zum Forstrevier er-
  und seine zwei Sport-Holzfäller-Kollegen zeig-          halten Sie auf der Website www.thurforst.ch.
  ten eine aktionsgeladene Show mit Klettern
  am extra aufgestellten Baumstamm. Die Zu-                   Paul Koch, Revierförster und Betriebsleiter
  schauer waren begeistert von den Spitzenleis-                         Forstrevier Neunforn-Uesslingen

  50 Ja h r e Fo r s t rev i erkö rperschaf t He rde rn

  Die Forstrevierkörperschaft Herdern feierte am          tonsforstmeister Daniel Böhi überbrachte die
  Samstag, 14. September 2013, ihr 50-jähriges            Grüsse und Glückwünsche von Regierungsrat
  Bestehen. Etwa 150 Personen fanden sich an­             Dr. Jakob Stark und des Forstamtes. Vizege-
  lässlich des Jubiläums im Revier Herdern zu             meindeammann Heinz Bachmann gratulierte im
  einem Waldrundgang und zur anschliessen­                Namen der Politischen Gemeinden Herdern und
  den Jubiläumsfeier zusammen.                            Warth-Weiningen. Umrahmt wurde der Anlass
                                                          durch die Jagdhornbläsergruppe Hochwacht.
  An verschiedenen Posten wurden auf dem Wald­               Diesem Festakt gingen viele Jahre voran,
  rundgang die Forstrevierkörperschaft selber,            die erst die Entwicklung der Körperschaft und
  die Waldplanung, die Holzerei und die benötig-          deren Bestand bis heute ermöglicht hatten.
  ten Werkzeuge, Maschinen und Geräte, Borken-            Heute werden ganz verschiedene Ansprüche
  käferschäden, die Jagd und vieles mehr vorge-           an den Wald gestellt. Die Bedürfnisse könnten
  stellt. Viele der interessierten Besucher und           unterschiedlicher nicht sein. Deshalb ist es in
  Gäste fanden sich später im Festzelt zum Feiern         der heutigen Zeit unerlässlich, dem Grundsatz
  zusammen. Jörg Himmelberger als Forstrevier-            der Nachhaltigkeit, der Wald- und Nutzungs-
  präsident hielt eine kleine Festansprache, Kan-         planung grösste Aufmerksamkeit zu schenken.
18 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst

Die Entwicklung des Forstrevieres
Nach der Einführung des Eidgenössischen Forst-        Forstrevier Herdern
polizeigesetzes im Jahr 1876 dauerte es in Her-
dern bis 1963, bis die erste Waldordnung in           Flächen gemäss Forststatistik:
Kraft treten konnte. Bis dahin beauftragten die         – Gesamtwaldfläche:       586 ha
Waldbesitzer selber einen Förster im Nebenamt,          – Öffentlicher Wald:      252 ha (43 %)
um gewisse Waldarbeiten, Beratungen oder den            – Privatwald:             334 ha (57 %)
Holzverkauf bewerkstelligen zu lassen.
   Die erste Waldordnung trat 1963 in Kraft. Die      Waldeigentum:
Beförsterungskorporation Herdern umfasste              – Waffenplatz Frauenfeld: 151 ha
dabei die Waldungen der Politischen Gemeinde           – BG Herdern:              74 ha
Herdern (Ortsgemeinden Herdern und Lanzen-             – Schloss Herdern:         77 ha
neunforn) sowie die Waldungen östlich der              – Kleinprivatwald:        257 ha
Staatsstrasse Rohr-Weckingen von der Ortsge-           – Privatwaldeigentümer:      138
meinde Weiningen. Dies ergab eine Waldfläche
von ca. 300 Hektaren. Trägerschaft waren die          Hiebsatz total:       4800 Tfm/Jahr
Bürgergemeinden Herdern und Lanzenneunforn
sowie die Arbeiterkolonie Herdern. Zum ersten         Forstbetrieb Schloss Herdern:
Förster dieser Korporation wurde Jakob Frei aus       2,5 Vollzeitstellen, davon 1 Lehrling
Lanzenneunforn gewählt. Nach 13-jähriger Tä-
tigkeit als Förster übernahm dieser im Jahr
1976 eine neue Aufgabe und zum Nachfolger            Schloss Liebenfels zur Forstrevierkörperschaft
wurde unser heutiger Revierförster Hansjörg          Herdern. Die Waldungen wurden damit um 130
Hagist gewählt.                                      Hektaren vergrössert, was zur wirtschaftlichen
   Eine willkommene Revierflächenerweiterung         Verbesserung der Revierkasse beitrug. Trotzdem
kam mit der Zuteilung der Waldungen von              verschlechterten sich dann aber die Finanzen
                                                     der Beförsterungskorporation Herdern in den
                                                     Jahren 1991 bis und mit 1993 erheblich. Die Zah-
                                                     len zeigten Möglichkeiten und Grenzen eines
                                                     Reviers mit einer Waldfläche von ca. 430 Hekta-
                                                     ren deutlich auf. Vorstand und Förster waren
                                                     gefordert, nach Möglichkeiten zu suchen, um die
                                                     Rechnung wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
                                                        Nach 30-jähriger Präsidialzeit übergab Grün-
                                                     dungspräsident Martin Schlatter 1993 die Be-
                                                     försterungskorporation an Jörg Himmelberger,
                                                     da nach Statuten der Gemeindeammann auch
                                                     Präsident der Beförsterungskorporation war. Mit
                                                     der Inkraftsetzung des neuen kantonalen Wald-
                                                     gesetzes von 1994 begannen Vorbereitungsar-
                                                     beiten für eine neue Waldordnung in Herdern.
                                                     In diese Planungsphase kamen Verhandlungen
                                                     mit dem Waffenplatz Frauenfeld für die Überfüh-
                                                     rung eines Grossteils dessen Waldes an die Be-
Revierförster Hansjörg Hagist auf dem Waldrundgang   försterungskorporation Herdern. Dies geschah
im Gespräch mit den Besuchern. Foto: Martin Koster   mit Vertrag vom 1. Juni 1996. 156 Hektaren Wald

                                                                                          BTW 4/2013 19
Forstamt und Forstdienst

  Die Besucher konnten sich beim Waldrundgang ausgiebig zum Wald und zum Forstrevier informieren.
  Foto: Martin Koster

  des Bundes vergrösserten die Forstrevierfläche        Eine sehr grosse Herausforderung an Waldbe-
  Herdern auf nun ca. 600 Hektaren. Die Waldbe-         sitzer, Revierkörperschaft, Forstamt und Holz-
  sitzerversammlung beschloss am 7. November            käufer stellte der Orkan Lothar dar, der am
  1997 die Auflösung der Beförsterungskorpora­          26. Dezember 1999 über die Schweiz hinweg-
  tion und stimmte der Gründung einer neuen             fegte. Im Forstrevier Herdern, mussten rund
  Forstrevierkörperschaft Herdern zu. Diese Statu-      5‘000 Kubikmeter Sturmholz aufgerüstet wer-
  ten haben heute noch Gültigkeit.                      den. Der Normalhiebsatz, der im Dezember zum
                                                        Teil bereits ausgeführt war, betrug ca. 3200 Ku-
  Traditionen, Aufgaben, Herausforderungen              bikmeter Holz.
  Zur Tradition wurde der jährlich im Herbst durch-        In den nächsten Jahren wird sich zeigen, wie
  geführte Weiterbildungstag für die Privatwaldbe-      es mit der Entwicklung des Forstreviers Her-
  sitzer. Themen wie Arbeitssicherheit, Unterhalt       dern weitergeht, denn im Rahmen der aktuel-
  von Maschinen und Gerätschaften, Fäll- und            len Wald- und Revierplanungen macht man
  Schnitttechniken, Rückearbeiten und vieles            sich Gedanken über die künftigen Forstrevier-
  mehr werden unentgeltlich instruiert. Dieser An-      strukturen zur Verbesserung der Effizienz der
  lass gibt den Waldbesitzern auch die Möglich-         Forstreviere.
  keit, ungezwungen unter ihresgleichen Gedan-                                       Jörg Himmelberger
  kenaustausch zum Wald und zu Waldarbeiten zu                           Präsident Forstrevier Herdern
  betreiben und den Förster um Rat zu fragen.
     In den 50 Jahren des Bestehens des Forstre-
  viers Herdern wurde die Ausbildung junger Be-           Zum Anlass des 50-jährigen Bestehens der
  rufsleute immer hoch gewichtet. Der Waffen-             Forstrevierkörperschaft Herdern wurde eine
  platz Frauenfeld und der Gutsbetrieb im Schloss         kleine Chronik erstellt. Sie kann beim Forst-
  Herdern ermöglichten über Jahre Ausbildungen            revierpräsidenten Jörg Himmelberger, Frau-
  für künftiges Forstpersonal. 21 junge Menschen          enfelderstrasse 19a, 8535 Herdern erworben
  konnten in dieser Zeit zu Forstwarten oder              werden: joerg_himmelberger@bluewin.ch
  Forstwartgehilfen ausgebildet werden.
20 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst

N ot hi l f e - R e p e t i ti o nskurs f ür d as Forst pe rson al

Als Arbeitnehmer in einer der unfallträchtigsten    In einem nächsten Schritt wurde der Einsatz des
Branchen ist es für das Forstpersonal beson­        Defibrillators geschult. Defibrillatoren stehen
ders wichtig zu wissen, wie bei einem Unfall        heute an vielen öffentlichen Orten zur Verfü-
Hilfe geleistet werden kann und soll. Wie jedes     gung, für den Fall, dass jemand einen Herzin-
Jahr bot daher das Forstamt Ende August einen       farkt erleidet. Es ist wichtig, nach dem Einschal-
Nothilfe-Repetitionskurs an.                        ten den sprachlichen Hinweisen des Gerätes
                                                    Folge zu leisten, dann kann man kaum etwas
Der Repetitionskurs dauert jeweils einen hal-       falsch machen. Das Gerät führt bei korrekt am
ben Tag. In diesem Jahr war er für das Forstper-    Körper des Betroffenen aufgeklebten Elektro-
sonal des Forstkreises 1 vorgesehen. Nach ei-       den selbstständig eine Analyse des Herzrhyth-
ner theoretischen Auffrischung der wichtigsten      mus durch und löst dann bei Bedarf einen Elek-
und aktuellsten Grundregeln der Nothilfe de-        troschock aus.
monstrierten die beiden Kursleiter Peter Plüer,
Revierförster von Zihlschlacht und Nothilfeleh-     Übung an gespielten Unfallszenen
rer SLRG (Schweizerische Lebensrettungs-Ge-         Zum Abschluss spielte Peter Plüer zahlreiche,
sellschaft), sowie Cornelia Kellenberger, Sama-     vorwiegend forstliche Unfallszenen vor. Die
riterinstruktorin, den Umgang mit verletzten        Kursteilnehmer mussten dabei beim Hilfe­
Personen. Besonders gewichtet wurde dabei           leisten das Gelernte praktisch anwenden.
die korrekte Seitenlagerung von Bewusstlosen           Korrekte Hilfeleistung bei einem Unfall kann
sowie das richtige Vorgehen bei der Beatmung        Leben retten. Aber gerade in solchen Situa­
und bei der Herzmassage. Anschliessend hat-         tionen ist es schwierig, überlegt zu handeln.
ten die Kursteilnehmer Zeit, selber zu üben.        Gemäss den Kursteilnehmern ist eine solche
Dank dem modernen Kursmaterial konnte die           wiederholte Schulung und die Auseinander-
Wirkung von Beatmung und Herzmassage an             setzung mit möglichen Unfallsituationen hilf-
einem Gerät abgelesen werden. Eindrücklich          reich, um Vertrauen in die eigenen Fähigkei-
war dabei insbesondere, wie viel Kraft für eine     ten zu gewinnen und um so auch im Ernstfall
wirksame Herzmassage aufgewendet werden             richtig zu reagieren. Eine regelmässige Wie-
muss. Etwas, das man kaum wissen kann, wenn         derholung des Nothilfekurses ist daher jedem
man nicht in einem solchen Kurs die Möglich-        zu empfehlen.
keit hat, dies zu üben.                                                               Claudia Meile

Das moderne Kursmaterial zeigt an, ob die Wirkung   Abschliessend demonstrierte Peter Plüer, wie eine
von Herzmassage und Beatmung ausreichend ist.       unter einem Baumstamm eingeklemmte Person befreit
Foto: Claudia Meile                                 werden kann. Foto: Claudia Meile

                                                                                          BTW 4/2013 21
Aus den Verbänden

  K u r s z u m Tr a k to renunterhalt f ür die Forst wart e

  In der Landwirtschaft zählt der Unterhalt und
  die Wartung der Traktoren seit Jahren zum
  Inhalt der Grundbildung. Nach einigen Jahren
  ohne Weiterbildung in diesem Bereich wur­
  den nun auch die Forstwarte zu Unterhalt und
  Wartung an ihren Forsttraktoren geschult.

  Die Tätigkeit des Forstwartes wird seit Langem
  durch den Einsatz von Forstmaschinen unter-
  stützt. Neben den Spezialmaschinen ist heute
  praktisch in jedem Forstbetrieb ein Forsttrak-
  tor mit Seilwinde vorhanden. Wie bei allen
  Maschinen ist die Laufzeit auch vom Unterhalt
  und der korrekten Wartung abhängig. Im Rah-       … konnten die Kursteilnehmer selbst Unterhaltsarbeiten
  men des Lehrmeistertages 2012 wurde daher         an verschiedenen Forsttraktoren ausführen.
                                                    Foto: Mathias Rickenbach
  seitens der Betriebe der Bedarf eines Unter-
  haltskurses an Forsttraktoren geäussert.
     Auf Einladung des Forstamtes erschienen am     nehmer den Forsttraktor aus ihrem Betrieb mit
  11. September 15 interessierte Forstwarte am      und stellten diesen für den Unterricht zur Verfü-
  Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Arenen-      gung. An jedem Traktor konnten sodann Öl-
  berg. Unter fachkundiger Leitung von Roland       wechsel, gesamte Abschmierung der mechani-
  Krapf und Fredi Moser wurden die Teilnehmen-      schen Teile und Kontrolle der elektrischen
  den in einem ersten Teil im Schulzimmer ins       Funktionsleuchten durchgeführt werden. Eben-
  technische Grundwissen eingeführt. Von der        so wurde die Beleuchtung kontrolliert und, wo
  Wirkungsweise der Motoren über Schmierung         defekt, repariert. Da die vorhandenen Traktoren
  und Kühlung bis hin zu den Wartungsabläufen       ein unterschiedliches Alter aufwiesen, konnten
  wurden wesentliche Aspekte zu den Traktoren       verschiedene technische Details wie Motoren-
  theoretisch beleuchtet.                           art und -grösse oder auch die Kühlung jeweils
     Am Nachmittag galt es, das Erlernte an Trak-   am Objekt nochmals besprochen werden, nach
  toren anzuwenden. Dazu brachten drei Kursteil-    dem Motto «von der Theorie – zur Praxis».
                                                       Wenn auch nicht jeder der Kursteilnehmer
                                                    alle Unterhaltsarbeiten ausführen konnte, hatte
                                                    er zumindest die Möglichkeit, seinen Kollegen
                                                    über die Schultern zu schauen. Weiter wurde
                                                    jeder mit einem Dossier aus einem Lehrmittel
                                                    ausgerüstet, in welchem das eine oder andere
                                                    zur Wartung nachgeschlagen werden kann.
                                                       Der beste Dank gebührt den beiden Kurslei-
                                                    tern des Arenenbergs, Roland Krapf und Fredi
                                                    Moser, sowie den Forstbetrieben, welche ihre
                                                    Traktoren für die Weiterbildung zur Verfügung
                                                    gestellt haben.
  Nach der Theorie im Klassenzimmer …                                           OdA Wald Thurgau
  Foto: Mathias Rickenbach                                 Mathias Rickenbach, Ausbildungsleiter
22 BTW 4/2013
Sie können auch lesen