Blätter aus dem Thurgauer Wald
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Bl ä t t e r a u s d e m T h u r g a u e r Wa l d Informationen für Waldeigentümer und Forstreviere 20. Jahrgang, Nr. 4, Oktober 2013
Edit or i a l Geschätzte Leserinnen und Leser Nach einem milden September hat Anfang schussvorgaben namentlich Lebensraumver- Oktober der Herbst mit Nebel und kühleren besserungen (Erhöhung Äsungsangebot, Ver- Temperaturen Einzug gehalten. Mit dem Herbst minderung von Störungen usw.). bzw. Winter steht für viele Waldbesitzer und Am 5. Juli konnten zehn neue Forstwarte ih- Forstbetriebe die Hauptsaison der Holzerei vor ren Fähigkeitsausweis entgegennehmen. Da- der Tür. Die alljährlich erscheinende Unterlage mit stehen dem Wald zehn neue, hoffnungsvol- «Waldwirtschaftsjahr» dokumentiert dies expli- le Berufsleute zur Verfügung. Es muss betont zit. Speziell wird darauf hingewiesen, dass werden, dass qualifizierte Forstwarte auch zen- nebst der Holzernte auch der (Jung-)Waldpfle- trale Voraussetzung sind für künftige tüchtige ge die nötige Beachtung geschenkt werden Revierförster. sollte, sofern diese Arbeiten nicht bereits im In dieser Ausgabe der Blätter wird über zwei Sommer erledigt worden sind. Jubiläen berichtet. Zum einen konnte das Forst- Der Holzmarktbericht der Vermarktungsor- revier Herdern sein fünfzigjähriges Bestehen ganisation HMO (Holzmarkt Ostschweiz AG) mit einem Waldtag begehen. Zum andern feier- zeigt beim Nadelholz einen leichten Aufwärts- te das Forstrevier Neunforn-Uesslingen bzw. trend; leider wird indessen mit der Buche ein der Revierforstbetrieb «ThurForst» sein 25-Jahr- wichtiges Sortiment aus dem Thurgauer Wald Jubiläum. nach wie vor sehr schlecht bezahlt. Der Chef des Departementes für Bau und Vor knapp dreissig Jahren wurden – ausgelöst Umwelt, Regierungsrat Dr. Jakob Stark, besuch- durch die Waldsterbensdebatte – sogenannte te programmgemäss im Frühherbst zwei weite- Walddauerbeobachtungsflächen angelegt. In re Forstreviere. Nebst den Waldeigentümern den letzten Jahren präsentierten sich die Ergeb- und dem zuständigen Forstdienst waren auch nisse leider immer etwa gleichartig: zu viel diesmal die Vertreter der Politischen Gemein- Stickstoff, Nährstoffauswaschung, reduziertes den eingeladen. Die Diskussionen waren viel- Baumwachstum. Die Aufrufe, darauf zu reagie- fältig und interessant. Es zeigte sich einmal ren, verhallten in der politischen Landschaft na- mehr, dass der Wald in der Gesellschaft einen hezu ungehört. Dennoch oder gerade deswegen hohen Stellenwert hat. ist die Waldseite angehalten, immer wieder auf Nun wünsche ich Ihnen – geschätzte Leserin- diese Problematik hinzuweisen. nen und Leser – eine abwechslungsreiche Lek- Nebst Immissionen können auch Wildtiere türe mit den Blättern aus dem Thurgauer Wald, den Wald beeinträchtigen. Der Verbiss durch einen schönen Herbst sowie unfallfreie Waldar- Rehwild wird im Thurgau zweistufig erhoben. beiten. Einerseits im Rahmen einer gutachtlichen Er- hebung durch die Revierförster, andererseits durch 20 Stichprobenflächen, verteilt über den ganzen Kanton. Wichtig erscheint aus Optik des Waldes, dass die Ergebnisse der Verbisser- hebungen in die Beurteilung der Wald-Wild- Situation einfliessen, und in jenen Gebieten, in denen die Verbissbelastung zu hoch ist, Mass- nahmen ergriffen werden. Zu den möglichen Daniel Böhi Massnahmen gehören nebst höheren Ab- Kantonsforstingenieur BTW 4/2013 3
Inha lt Forstamt und Forstdienst Waldwirtschaftsjahr 2013/2014 – Die Holzereisaison steht vor der Tür 5 Problemorganismen im Thurgauer Wald 6 Neue Erkenntnisse aus 29 Jahren Walddauerbeobachtung 8 Verbissaufnahmen und Wildschadenerhebungen für die Jagdplanung 10 Der Departementschef auf Revierbesuch 12 Informationsanlass im Forstrevier «Am Nollen» 13 Zwei neue Förster im Forstkreis 3 14 Der Forstkreis 2 auf Weiterbildungsreise 15 25 Jahre Forstrevier Neunforn-Uesslingen – Die ThurForst feiert 16 50 Jahre Forstrevierkörperschaft Herdern 18 Nothilfe-Repetitionskurs für das Forstpersonal 21 Aus den Verbänden Kurs zum Traktorenunterhalt für die Forstwarte 22 Ausbildung der Forstwartlernenden – 20. Baukurs in Seewis 23 Ausbildung der Forstwartlernenden – Försterschwellen und Wyssenkompass 24 Lehrabschlussfeier der Forstwarte – Die «Grenadiere des Waldes» wurden gefeiert 25 Laubholz, ein Werkstoff mit Potenzial 26 Überarbeitetes Merkblatt: Rationelle Hackschnitzelbereitstellung 28 Zur Lage auf dem Holzmarkt – Auszug aus dem Holzmarktbericht 4/2013 30 Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizer Forstpersonal 31 4 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst W a ldw i r t s c h a f tsj ahr 2 0 1 3 /2 0 1 4 – Die Ho l z e r e i s a i s o n steht v o r d er T ür Forstamt Waldwirtschaftsjahr 2013/2014 Holzereisaison steht vor der Tür Mit dem Einzug von Herbst und Winter stehen im Thurgauer Wald vielerorts die wichtigsten Holzereiarbeiten bevor. Für den Waldeigentümer ist es wichtig, sich be- reits früh im Herbst mit der Holzernte bzw. der Waldpflege zu befassen und mit dem Revier- förster Kontakt aufzunehmen. Rundholzverarbeiter auch in schwierigen Zeiten beliefern Die Situation auf dem Holzmarkt ist nach wie vor schwierig. Die Waldbesitzer sollten aber möglichst ihren Beitrag zur Erhaltung der einheimischen Holzindustrie leisten. Deshalb rufen wir Sie als Waldbesitzer dazu auf, Rundholz bereitzustellen. Waldpflege nicht vernachlässigen Mit der Waldpflege gestalten Sie den Wald von morgen. Pflegen Sie daher Ihren Jungwald und durchforsten Sie Ihre Bestände rechtzeitig. Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem Revierförs- ter kompetent beraten. Beobachten Sie zudem Ihren Wald, denn aufgrund der Trockenheit im Juli und August wurde bereits vereinzelt Borkenkäferbefall festgestellt. Wir rufen Sie als Waldeigentümer dazu auf: Bewirtschaften Sie Ihren Wald und beliefern Sie die einheimische Holzindustrie auch in dieser Saison mit Rundholz. Schenken Sie der Jungwaldpflege die nötige Beachtung. Beobachten Sie die Borkenkäfersituation. Arbeiten Sie nie allein im Wald. Wenden Sie sich für sämtliche Fragen um den Wald an den zuständigen Revierförster, er berät Sie gern. Frauenfeld, Forstamt Thurgau September 2013 Tel. 058 345 62 80 www.forstamt.tg.ch BTW 4/2013 5
Forstamt und Forstdienst Problemorganismen im Thurgauer Wald Immer häufiger ist der Wald von Schädlingen und Krankheiten betroffen, die aufgrund der Globalisierung in unser Land gelangen und hier grosse Probleme verursachen. Aktuelle Beispiele sind die Pilzkrankheit Eschenwelke, welche sich in ganz Europa ausbreitet und eine unserer wichtigsten Baumarten bedroht, oder der Asiatische Laubholzbockkäfer, der alle Laubholzarten befallen und zum Absterben bringen kann und daher vom Bund als Quaran täneorganismus eingestuft wurde. Das Forst amt organisierte am 16. Juli im Tägerwiler Wald eine Medienkonferenz mit dem Ziel, auf solche Der ehemalige sowie der amtierende Revierförster Problemorganismen und ihre Folgen aufmerk von Tägerwilen, der Kantonsforstingenieur und der zuständige Kreisforstingenieur informierten die sam zu machen, die Ursachen zu erläutern und Medien zur Problematik mit eingeschleppten die Bevölkerung zu sensibilisieren. Organismen im Wald. Foto: Claudia Meile Die Globalisierung ist Alltag. Täglich nutzen wir man in zwei Gruppen auf, in die Gruppe der Produkte, die um die halbe Welt geführt wur- Tiere genannt Neozoen (z.B. Chinesischer Ma- den. Dies trifft insbesondere auch auf Pflan- rienkäfer, Rostgans, Grauhörnchen, Asiatischer zen oder Produkte aus Pflanzen zu. Der inter- Laubholzbockkäfer) und in die Gruppe der nationale Warentransport führt so zu einer Pflanzen genannt Neophyten (z.B. Goldrute, Verbreitung von Organismen, welche auf na- drüsiges Springkraut, Japanknöterich, Riesen- türliche Weise nicht stattfinden könnte. Weil bärenklau). Besonders problematisch sind unsere einheimischen Pflanzen und Tiere nicht aber auch Pilze und Bakterien, welche u.a. mit an fremde Organismen angepasst sind, kön- Pflanzenmaterial importiert werden und hier nen neu eingeschleppte Arten grosse Proble- gravierende Krankheiten verursachen können. me wie Konkurrenz oder Krankheiten verursa- Bekannte Beispiele dafür sind der Feuerbrand, chen. Die sich neu ausbreitenden Arten teilt die Eschenwelke und das Ulmensterben. Die Esche überlebt Bei der Medienkonferenz ging es darum, auf Schädlinge und Krankheiten im Wald hinzuwei- sen, die eine Folge der Globalisierung sind. Als aktuelle Beispiele wurden die Eschenwelke und der Asiatische Laubholzbockkäfer behandelt, welche beide vor einigen Jahren im Thurgauer Wald noch gänzlich unbekannt waren. Kreis- forstingenieur Erich Tiefenbacher erklärte zu diesen Problemorganismen den wissenschaftli- chen Hintergrund. Der ehemalige Revierförster vom Forstrevier Tägerwilen, Hans Imper, erläu- Deutliche Spuren der Eschenwelke an einem terte anschliessend das plötzliche Auftreten Eschenstangenholz. Foto: Claudia Meile und die rasche Ausbreitung der Eschenwelke 6 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst und Revierförster Pascal Epper demonstrierte tenvielfalt. Derzeit hat die Esche Probleme, in Eschenbeständen, wie mit der neuen Krank- aber in Zukunft kann es auch eine andere Baum heit umgegangen wird. Die Esche, die zweithäu- art treffen. Der naturnahe Waldbau mit grosser figste Baumart im Forstrevier Tägerwilen, wird Baumartenvielfalt wurde bis anhin mit besserer dabei noch nicht abgeschrieben. Laut interna Stabilität, Vitalität und Vielfalt sowie Robust- tionalen Forschungsergebnissen sind etwa 3 bis heit gegenüber einheimischen Schädlingen 5 Prozent der Eschen weder von Kronenschä- (z.B. Borkenkäfer) begründet. Nun kommt als den noch von Infektionen an der Stammbasis weiterer Aspekt die Risikoverteilung vor dem betroffen und scheinen resistent zu sein. Ande- Hintergrund von neuen Schadorganismen dazu. re Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 10 Das Risiko von Schadenfällen kann damit aber Prozent der Eschen widerstandsfähig sind. Die nicht eliminiert, sondern nur reduziert werden. Esche droht folglich nicht vollständig auszuster- Das Beste wäre natürlich, man könnte die Ein- ben. Die Ausfälle in Jungwaldbeständen sind schleppung fremder Organismen verhindern, aber massiv und auch die Kronen älterer Bäu- denn die nachträgliche Bekämpfung ist nur in me sehen teilweise bedenklich aus. Im Hinblick wenigen Fällen erfolgreich. Die Bevölkerung auf den Erhalt der Esche werden gesunde oder sollte daher betreffend Umgang mit Pflanzen zumindest vitalere Eschen bei der Pflege be- und Organismen aus anderen Teilen der Erde günstig und gefördert. Gesunde Alteschen müs- sensibilisiert werden. Beispielsweise werden sen konsequent erhalten werden. Sie sind bis- gerade im Gartenbau sehr häufig problemati- lang offensichtlich widerstandsfähig gegenüber sche Pflanzen verwendet (Kirschlorbeer, Som- dem Pilz und können diese Eigenschaft allen- merflieder, Goldrute, usw.), obschon es eine falls vererben. grosse Auswahl an schönen, einheimischen Pflanzen gibt. Jeder kann einen Beitrag zur Ver- Vermeiden ist besser als bekämpfen hinderung von weiteren Problemorganismen Schadorganismen und Problempflanzen sind leisten, indem er einerseits keine solchen bereits heute zahlreich und man muss damit Pflanzen kauft und andererseits allfällige Pflan- rechnen, dass noch weitere dazukommen. Ein zen, die bereits vorhanden sind, sachgerecht Allerheilmittel gibt es nicht. Im Wald gibt es entsorgt (d.h. Kehrichtverbrennungsanlage). gemäss Kantonsforstingenieur Daniel Böhi nur eine Strategie: Risikoverteilung durch Baumar- Claudia Meile Der ehemalige Revierförster Hans Imper erläuterte den zahlreich erschienenen Journalisten an der Medienkonfe renz, wie rasch sich die Eschenwelke im Tägerwiler Wald ausgebreitet hat. Foto: Claudia Meile BTW 4/2013 7
Forstamt und Forstdienst Neue Erkenntnisse aus 29 Jahren Walddauerbeobachtung Der Wald leidet an der zu hohen Belastung Messgrössen der Waldbeobachtung sind Kro- mit Stickstoff. Das belegt der neue Bericht nenzustand, Nährstoffversorgung, Trieb- und zur interkantonalen Walddauerbeobachtung, Stammwachstum, Pflanzengemeinschaft, Wur- den das Institut für Angewandte Pflanzenbio zeln und Boden. logie (IAP) in diesem Sommer vorlegte. Zen trale Erkenntnis: Die Stickstoffbelastung führt Fortschreitende Versauerung zur Versauerung der Waldböden und stört die Dank grosser Bemühungen im Umweltschutz Nährstoffversorgung der Pflanzen. Dies er konnten in den 1980er-Jahren einige für den höht die Anfälligkeit für Krankheiten und Pa «sauren Regen» verantwortliche Schadstoff rasiten und vermindert die Widerstandskraft emissionen stark reduziert und die Belastung der Bäume gegenüber Windwurf und Trocken des Waldes verringert werden. Der Wald sieht heit – jene Folgen des Klimawandels, die heute für Laien auf den ersten Blick gesund künftig vermehrt auftreten dürften. aus. Aber der Schein trügt, denn die Stickstoff emissionen sind weiterhin hoch und zehren Seit 1984 führt das Institut für Angewandte an der Waldgesundheit – schleichend und un- Pflanzenbiologie (IAP) im Auftrag der Kantone auffällig. Aargau, Basellandschaft, Basel-Stadt, Bern, Die vom Menschen verursachten Stickstoff- Solothurn, Zug und Zürich sowie des Bundes- emissionen aus Industrie, Verkehr und Land- amtes für Umwelt (BAFU) eine Walddauerbeo wirtschaft (Viehwirtschaft und Hofdüngerma- bachtung durch. Seit 2006 ist auch der Kanton nagement) liegen seit vielen Jahren weit über Thurgau im Programm engagiert. In umfangrei- dem, was für den Wald tragbar ist, und führen chen Messreihen auf heute 179 über die Schweiz zur fortschreitenden Versauerung der Schwei- verteilten Flächen (davon 6 Flächen im Thur- zer Böden und zu einer Stickstoffüberdüngung. gau) werden Böden und rund 13’500 Fichten, Als Folgen der Stickstoffbelastung nennt das Buchen und Eichen untersucht. Die wichtigsten IAP zum Beispiel Nährstoffauswaschung aus Die Messungen auf den 179 Versuchsflächen zeigen nach wie vor deutlich zu hohe Stickstoffeinträge und deren negative Folgen. Foto: Geri Schwager 8 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst dem Wurzelraum, Nährstoffungleichgewichte bei Pflanzen, reduziertes Stammwachstum der Bäu- me auf vielen Flächen, erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten und Parasiten, geringere Bewurze- lung und dadurch verminderte Widerstandskraft der Bäume gegenüber Windwurf und Trocken- heit. Dringender Handlungsbedarf Die früheren Folgerungen aus den Ergebnissen der interkantonalen Walddauerbeobachtung werden auch dieses Jahr bestätigt: Weitere Ein- schränkungen der Stickstoffemissionen in In- dustrie, Verkehr und Landwirtschaft sind für die Wiederherstellung und den langfristigen Erhalt der Waldgesundheit notwendig. Um den zu ho- hen Stickstoffeintrag zu senken, müssen redu- zierende Massnahmen flächendeckend durch- Sowohl das Baumwachstum als auch der Zustand des geführt und intensiviert werden. Bodens werden untersucht. Foto: Geri Schwager Reduktionsmöglichkeiten die Luft deutlich reduziert werden. Das Projekt Die Waldwirtschaft ist gezwungen, auf die zu läuft seit 2007 und mittlerweile werden über hohen Stickstoffemissionen zu reagieren. Al- 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche lein kann sie aber nur die Symptome bekämp- mit Schleppschlauch begüllt. Um die gesetzten fen. Massnahmen zum Erhalt der Bodenfrucht- Ziele zu erreichen, sind auch für die übrigen barkeit sind: Branchen weitere Rahmenbedingungen zu schaf- – naturnahe Waldbewirtschaftung fen, z.B. durch ähnliche Regeln, wie sie bei der – Förderung von Baumarten, deren Streu sich CO2-Kompensation gelten. Auch eine Beteiligung rasch zersetzt, sodass die Nährstoffe schnel- an den Kosten der Walderhaltungsmassnahmen ler im Wurzelraum verfügbar sind (z.B. Ahorn, nach dem Verursacherprinzip könnte eine posi- Esche, Linde) tive Entwicklung beschleunigen. Die Umset- – Baumartenmischungen, die den Wurzelraum zung der Massnahmen dient dem Erhalt der gut erschliessen Waldgesundheit. Dies hat nicht zuletzt Konse- – Vermeiden von Kahlschlägen quenzen für die dauerhafte Erfüllung der Wald- – Belassen von Laub und Ästen im Wald, weil leistungen und betrifft darum alle Nutzniesser diese die meisten Nährstoffe enthalten (kei- des Waldes. ne Ganzbaumnutzung) Forstamt Branchen und Politik ihrerseits sind gefordert, bereits bestehende Reduktionsmöglichkeiten Die Broschüre «Wir brauchen den Wald – umzusetzen. In der Landwirtschaft hat der Thur- Der Wald braucht uns. 29 Jahre Waldbeob- gau bereits grosse Verbesserungen eingeleitet. achtung. Zustandsbericht 2013» ist beim Mit dem «Ressourcenprojekt Ammoniak» wer- Forstamt erhältlich, solange der Vorrat den Betriebe unterstützt, welche mit Schlepp- reicht, und steht zum Download bereit auf: schlauchtechnik statt mit Druckfass Gülle aus- www.waldbeobachtung.ch. bringen. Dadurch kann der Stickstoffeintrag in BTW 4/2013 9
Forstamt und Forstdienst Ver b is s a u f n a h m en und W i ld schad en e rh e bun ge n f ü r di e J a g d p l a nu ng In unseren Wäldern soll es Platz haben für die einheimische Tierwelt. Folglich soll auch ein gesunder Rehbestand in unseren Wäldern le ben können. Da sich das Reh aber u.a. von jun gen Bäumen ernährt, kann es die Verjüngung und die Baumartenvielfalt beeinträchtigen und die Ziele der Waldbewirtschaftung gefährden. Durch die Jagd soll der Rehbestand auf einem für den Wald tragbaren Niveau gehalten wer den. Um diese Tragbarkeit zu ermitteln, werden im Thurgau jährlich sogenannte Verbissaufnah men (Stichproben) und gutachtliche Wildscha Wiederholter Verbiss der Triebe kann zum Absterben denerhebungen durchgeführt. eines jungen Bäumchens führen. Foto: Claudia Meile Zu viel Rehwild kann das Aufkommen junger abhängig davon, wie der Wald und die Offenflä- Bäume verhindern, wenn es diese fortlaufend chen aussehen und wie gross das Nahrungs- abfrisst. Im Allgemeinen besteht dieses Prob- angebot ist. Natürlich ist auch entscheidend, lem aber nicht für alle Baumarten, da das Reh wie sich der Wald aus Sicht von Eigentümern die Pflanzen selektiv wählt. Insbesondere sel- und Forstdienst entwickeln soll. tene Arten wie Eiche, Eibe oder Elsbeere wer- den bevorzugt. Auch Tanne und Ahorn sind Ermittlung der Verbisssituation beliebte Äsungspflanzen, sodass diese gebiets- Die Situation des Lebensraumes resp. der Zu- weise Mühe haben, sich zu verjüngen. stand des Waldes wird vom Forstdienst ermit- Das Reh hat bei uns kaum nennenswerte telt. Im Thurgau werden dafür zwei Systeme natürliche Feinde. Da Rehgeissen ab einem kombiniert. Zum einen wird schon seit den Alter von zwei Jahren in der Regel jährlich zwei 70er-Jahren von den Revierförstern in jedem Kitze setzen, kann der Bestand rasch anwach- Jagdrevier jährlich eine gutachtliche Beurtei- sen. Es ist Aufgabe der Jagd, bei einem trag- lung der Wildschadensituation bei den einzel- baren Bestandesniveau den Zuwachs abzu- nen Baumarten gemacht. Zum andern wird schöpfen, sodass die Bestände nicht weiter auf 20 Stichprobenflächen die Verbisssitua zunehmen. Zu hohe Bestände sind mit einer tion regelmässig wissenschaftlich festgestellt. stärkeren Entnahme zu reduzieren. Die kanto- Diese wissenschaftliche Erhebung wurde im nale Jagdverwaltung legt dafür jährlich für je- Jahr 2000 in Absprache mit der Jagdverwal- des Jagdrevier eine Abgangsplanung fest. Mit tung und der Jägerschaft gestartet und seit- dieser Zahl wird vorgegeben, wieviele Rehe her jährlich durchgeführt. aus dem lokalen Bestand entnommen werden müssen. Ausschlaggebend ist dafür einerseits Methode und Ergebnisse der Ausgangsbestand, insbesondere die Anzahl Die Erhebungen auf den Stichprobenflächen an weiblichen Tieren, da diese den Zuwachs werden jeweils im Frühjahr vor dem Blattaus- bestimmen. Andererseits ist der Lebensraum trieb vom zuständigen Revierförster und von entscheidend, denn es gilt den Wildbestand einem Forstamtsmitarbeiter ausgeführt. Es der Kapazität des Lebensraumes anzupassen. werden über den ganzen Kanton verteilt 20 Die Höhe eines tragbaren Wildbestandes ist Flächen à 30 Hektaren untersucht. Die Flächen 10 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst wurden bewusst ausgewählt, wobei darauf ge- bedenken, dass immer verschiedene Faktoren achtet wurde, problematische Gebiete abzude- die Verjüngung beeinflussen. Gebietsweise, ins- cken und Wälder zu wählen, in denen eine besondere, wenn viele Baumarten in der Verjün- Verjüngung erwünscht und notwendig ist. Auf gung Mühe bekunden, kann eine Reduktion des den 20 Flächen sind auf einem Netz von 100 x Wildbestandes nötig und wirksam sein. Sehr 100 Metern je 30 fixe Punkte mit Pfosten mar- verbissanfällige, seltene Baumarten wie z.B. die kiert. Im Umkreis von 2 Metern um jeden Pfos- Eibe sind aber oft auch bei tiefen Wildbestän- ten wird jeder junge Baum nach Baumart, den zu stark betroffen, sodass nur Zäune oder Höhe (von 0,1 Meter bis max. 1,3 Meter) und Einzelschutzmassnahmen helfen können, wäh- Verbiss am Endtrieb bestimmt. Die ausgewer- rend eine Bestandesreduktion nicht zur ge- teten Daten zeigen dann für jede Fläche die wünschten Wirkung führt. Dichte an Verjüngungspflanzen, die Häufigkeit Die Ergebnisse der Wildschadenerhebung der einzelnen Baumarten und den Verbiss pro und der Stichprobenaufnahmen fliessen jedes Baumart. Die Verbissbelastung wird in Prozent Jahr in die Abgangsplanung der Jagdverwaltung an verbissenen Pflanzen angegeben. Für jede ein und werden den Jägern und Revierförstern Baumart gibt es einen eigenen, wissenschaft- kommuniziert. Durch die transparente Vorge- lich hergeleiteten Grenzwert (Eiberle und Nigg, hensweise, die offene Kommunikation und die 1987). Überschreitet die Verbissintensität die- Zusammenarbeit zwischen Forstdienst, Jagdver- sen Grenzwert, so ist das Risiko gross, dass in waltung und Jägerschaft soll auch das gegen- Zukunft erhebliche Anteile dieser Baumarten seitige Verständnis und die Akzeptanz gefördert verbissbedingt ausfallen werden. werden. Aufgrund der diesjährigen Resultate Die Stichprobenaufnahmen und die gutachtli- wurde nun der Abgangsplan gegenüber dem chen Beurteilungen geben über den ganzen Vorjahr insgesamt um 2.5 % angehoben, um die Kanton ein lokal abgestimmtes, detailliertes Verbissbelastung gebietsweise zu reduzieren. Bild der Verbisssituation ab, sodass auch lokal gehandelt werden kann. Es gilt dabei aber zu Claudia Meile Im Umkreis von zwei Metern um jeden der 30 Stichprobenpunkte pro untersuchter Fläche wird die Verjüngung nach Baumart, Höhe und Verbiss erfasst. Foto: Claudia Meile BTW 4/2013 11
Forstamt und Forstdienst D er De p a r t e me ntschef auf Rev i erb e such Am 2. Oktober 2013 besuchte der Chef des derten von Gästen plant. Die gesetzlichen Vor- Departementes für Bau und Umwelt, Regie gaben und Möglichkeiten sind für die Gemein- rungsrat Dr. Jakob Stark, die Forstreviere den zu wenig klar und deshalb ist der Vollzug Frauenfeld und Umgebung sowie Aadorf-Täni schwierig. In diesem Bereich erhoffen sich die kon. Gut zehn Vorstandsmitglieder der beiden anwesenden Gemeindevertreter mehr Unter- Forstrevierkörperschaften und Gemeindever stützung durch den Kanton. Grundsätzlich wol- treter aus dem Gebiet nahmen diese Gele len die Gemeinden und Waldeigentümer auch genheit zum direkten Austausch mit dem De künftig gewisse Veranstaltungen im Wald er- partementschef gerne wahr. möglichen, es muss aber sichergestellt wer- den, dass sich die Veranstalter an die vorhan- In der Waldhütte Huggenbrunnen wurden die denen gesetzlichen Grundlagen halten. beiden Reviere den Anwesenden vorgestellt. Im Forstrevier Aadorf-Tänikon zeigte Revier- Roman Engler, Revierpräsident des Forstreviers förster Hans Schrakmann am Beispiel einer Aadorf-Tänikon, wies bei dieser Gelegenheit Durchforstung, wie schwierig es derzeit für die auf die zunehmend schwierige Ertragslage der Waldbesitzer ist, den Wald kostendeckend zu Waldbesitzer hin. Die Gemeindevertreter erläu- bewirtschaften. Er legte dar, dass es in Holz- terten, dass für die Gemeinden der Wald vor schlägen mit hohem Laub- und Energieholzan- allem als Naherholungsgebiet von grosser Be- teil derzeit kaum möglich ist, aus dem Holzerlös deutung sei. Zunehmend sind Konflikte mit die ganzen Erntekosten zu decken. Nur dank Bikern, die sich nicht bewusst sind, dass Biken Beiträgen von Bund und Kanton für die mit im Wald nur auf befestigten Strassen und We- dem gezeigten Holzschlag verbundene Wald gen erlaubt ist. Zudem versuchen auch immer randaufwertung konnte dieser Holzschlag kos mehr Eventveranstalter, Anlässe im Wald durch- tenneutral durchgeführt werden. Hans Schrak zuführen. Für Waldbesitzer und Gemeinden ist mann wies aber auch darauf hin, dass daraus es nicht einfach, aufgrund der Anfragen zu er- nicht geschlossen werden dürfe, dass mit ei- kennen, ob es sich wirklich um ein Geburts- ner Rückkehr zu standortfremden Nadelholz- tagsfest mit nur wenigen Teilnehmern handelt, monokulturen die wirtschaftlichen Probleme oder ob der Veranstalter eine Party mit Hun- der Waldeigentümer gelöst werden könnten. Departementschef, Gemeinde- und Reviervertreter folgten den Erläuterungen zur Bewirtschaftung stadtnaher Wälder. Foto: Urban Hettich 12 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst Er ist nach wie vor überzeugt, dass standortge- sätzlich durch Personal gesichert werden. Zu- rechte Mischbestände für den Waldbesitzer die dem wurde auch das Thema Haftungsrisiken für beste Empfehlung sind. Waldeigentümer angesprochen. Immer wieder Im Forstrevier Frauenfeld und Umgebung er- sind Waldeigentümer mit steigenden Erwartun- läuterte Revierförster Robert Zahnd am Beispiel gen bezüglich Sicherheit im Wald konfrontiert. des Rüeggerholzes, wie die Bürgergemeinde Gleichzeitig werden immer wieder Waldbesucher Frauenfeld stadtnahe Wälder bewirtschaftet. Er beobachtet, die leichtsinnig mit den Gefahren zeigte unter anderem, dass durch das geschick- umgehen. So werden zum Beispiel auch wäh- te Anlegen der Rückegassen auch im stadtna- rend heftigen Stürmen Personen im Wald beob- hen Wald eine effiziente mechanisierte Bewirt- achtet, die nicht auf ihren Waldbesuch verzich- schaftung möglich ist, ohne dass sich die ten. Man war sich aber einig, dass es nicht die Waldbesucher danach an den Rückegassen stö- Aufgabe von Waldbesitzern und Forstdienst sein ren. Ein erhöhter Aufwand bei der Holzerei ent- kann, sämtliche Risiken auszuräumen, denn wer steht im stadtnahen Wald vor allem durch die in den Wald geht, muss mit den natürlich in ei- zusätzlich erforderlichen Sicherheitsmassnah- nem Wald auftretenden Gefahren wie z.B. abbre- men, denn das Absperren der Wege alleine chenden Ästen rechnen. reicht nicht aus. Während Baumfällarbeiten Urban Hettich müssen die zahlreich vorhandenen Wege zu- Kreisforstingenieur Forstkreis 1 Inf or m at i o n s a n las s i m Fo rstrev i er «A m Nol l e n » Das Forstrevier «Am Nollen» hatte am Sams und Arbeitsgeräte zur Jungwuchs- und Dickungs- tag, 7. September 2013, die Waldbesitzerinnen pflege und erläuterten die Bedeutung einer fach- und Waldbesitzer wie jedes Jahr zu einem In gerechten Jungwaldpflege. Zudem wurden ver- formationsvormittag eingeladen. Dieses Jahr schiedene Materialien und Methoden zur wurde das Thema Jungwaldpflege und Wild Wildschadenverhütung und deren korrekte An- schutz behandelt. wendung vorgestellt. Beim anschliessenden Kaf- fee, den das Forstrevier in der Hartenauhütte Rund 50 interessierte Waldbesitzerinnen und offerierte, wurde über Wald und Holz diskutiert. Waldbesitzer nahmen an diesem Anlass teil. Revierförster Thomas Einsele und Kreisforstin- Urban Hettich genieur Urban Hettich zeigten die Methoden Kreisforstingenieur Forstkreis 1 Revierförster Thomas Einsele erläuterte die verschiedenen Methoden zur Wildschadenverhütung. Foto: Edwin Steiner BTW 4/2013 13
Forstamt und Forstdienst Zw ei n e u e F ö r s t er i m Fo rstkrei s 3 Urs Fuchs beginnt im Forstrevier Hüttwilen Am 1. Oktober 2013 hat Eschenz-Mammern) im Herbst 2014 die allei- Urs Fuchs seine Tätig- nige Betriebsleitung und zusammen mit Ro- keit im Forstrevier Hütt- bert Schönholzer hoheitliche Aufgaben über- wilen aufgenommen. In nehmen wird. einer Übergangsphase Urs Fuchs ist 24-jährig. Er ist in Kaltbrunn bis im Herbst 2014 wird im Kanton St. Gallen aufgewachsen und absol- Urs Fuchs zusammen vierte von 2005 bis 2008 die Forstwartlehre mit Robert Schönholzer bei der Ortsbürgergemeinde Kaltbrunn, für die im Revier Hüttwilen als er in der Folge als Forstwart bis im Jahr 2011 Revierförster und Be- weiterarbeitete. Ab Januar 2012 besuchte er triebsleiter wirken. Er am ibW Bildungszentrum Wald in Maienfeld wird sich in erster Linie der Leitung des Staats- die Försterschule, um sich zum Förster HF aus- waldbetriebes Seerücken-Rhein widmen, da- zubilden. Dabei absolvierte er drei Praktika in neben aber auch praktische Forstwartarbeiten der St. Galler Waldregion 4 See und schloss ausführen. Es ist vorgesehen, dass Urs Fuchs die Försterschule im September dieses Jahres nach dieser rund einjährigen Einarbeitungs- erfolgreich ab. zeit im Rahmen der absehbaren Revierent- Wir gratulieren Urs Fuchs zu seiner Stelle wicklung und der Pensionierung von Revier- im Forstrevier Hüttwilen und freuen uns auf förster Meinrad Hugentobler (im Nachbarrevier eine gute Zusammenarbeit. Christof Heimgartner ist neuer Revierförster- stellvertreter im Forstrevier Feldbach Am 1. Oktober 2013 sen und absolvierte seine Forstwartlehre in hat Christof Heimgart- den Jahren 2000 bis 2003 in Kleinandelfingen. ner seine Tätigkeit als Danach arbeitete er als Forstwart und Maschi- Revierförster-Stellvertre- nist bei der Firma Forsta AG bzw. Forest AG in ter im Forstrevier Feld- Stettfurt. Zur Ausbildung zum Förster HF be- bach aufgenommen. Er suchte er ab Januar 2012 am ibW Bildungs- ersetzt dort Hansruedi zentrum Wald in Maienfeld die Försterschule Tanner, der im Frühling und schloss diese im September dieses Jah- eine Försterstelle im res erfolgreich ab. Bereits die drei in den Kanton St. Gallen an Lehrgang integrierten Praktika absolvierte er getreten hat. Christof im Forstrevier Feldbach, sodass er die örtlichen Heimgartner wird Revierförster Beat Wyden- Verhältnisse bereits kennt. keller unterstützen, der sein Pensum auf 80 Auch Christof Heimgartner gratulieren wir Prozent reduziert hat. nochmals zu seiner Wahl als Revierförster- Christof Heimgartner ist 29 Jahre alt. Er ist in stellvertreter und heissen ihn im Thurgauer Unterstammheim im Kanton Zürich aufgewach- Forstdienst herzlich willkommen. Ulrich Ulmer Kreisforstingenieur Forstkreis 3 14 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst D er Fo r s t k r e i s 2 auf W ei terb i ld u n gsre ise Fester Bestandteil des kantonalen Fortbildungs programms für die Revierförster ist der Tag mit dem Kreisforstingenieur. Im Forstkreis 2 hat sich dafür ein Rhythmus von 2 Tagen alle 2 Jahre etabliert. Dabei organisiert jedes Mal ein ande rer der Förster das Programm. Dieses Jahr führte Revierförster Daniel Hungerbühler seine Kolle gen in den Naturpark Schönbuch bei Tübingen. Der Rundgang im 120 Hektaren grossen Wald «Bernloch» bei Bondorf zu Beginn zeigte uns für deutsche Verhältnisse eher Unerwartetes: Bis 2008 teilten sich hier 400 Waldeigentümer Grosses Staunen ob der unglaublichen Parzellierungs mehr als 1000, meist kaum 5 Meter breite «Ho verhältnisse im Bondorfer Wald. Foto: Erich Tiefenbacher senträger»-Parzellen. Die Stürme Wiebke und Lothar legten dann den ganzen Wald flach. Das erleichterte die Flurbereinigung. Auch wenn es tionalparks und Biosphärenreservaten. Sie be- dabei gelang, die mittlere Parzellengrösse von wahren und entwickeln Natur und Landschaft 11 Aren auf 29 Aren zu vergrössern, sieht der mit und für Menschen. Es sind grossräumige, Grundbuchplan danach immer noch so zerstü- besonders schöne und wertvolle Erholungswäl- ckelt aus wie bei uns früher vor einem solchen der mit naturnaher Ausstattung. Auf Erholungs- Verfahren. Förster Ulrich Alber lässt sich aber und Schutzfunktion wird besonders Rücksicht von solch «unmöglichen» Strukturen nicht be- genommen. Entsprechend sind Alt- und Tot- irren und versucht, mithilfe einer Forstbe- holzkonzepte, Habitatbaumgruppen oder Wald- triebsgemeinschaft und sehr viel Enthusiasmus refugien auch hier wichtige Themen. Dennoch dennoch eine geregelte Bewirtschaftung aufzu- werden rund 90 Prozent der Wälder im Schön- ziehen. Ein freiwilliger «Poltermanager» unter- buch naturnah bewirtschaftet, wobei jährlich stützt ihn dabei und bündelt die geschlagenen rund 80’000 Kubikmeter Holz anfallen. Eine Einzelstämme seiner Betriebsgenossen. besondere Herausforderung ist das Wald- und Der 15’500 Hektaren grosse, fast vollstän- Wildtiermanagement in einem 4000 Hektaren dig bewaldete «Schönbuch» ist der älteste, grossen Rotwildgatter. kleinste(!), gleichzeitig aber auch ein sehr Dimensionen und Flächen – hier im anderen wichtiger Naturpark in Baden-Württemberg. Er Extrem als am Vortag – waren sogar für die liegt mitten in der dicht besiedelten Industrie- Förster aus Tägerwilen und Güttingen beein- region zwischen Stuttgart und Tübingen und druckend. Trotz seiner Grösse zeigte sich der bietet so 4 Millionen Besuchern pro Jahr die Wald abwechslungsreich, vielfältig strukturiert Möglichkeit, sich in einer einzigartigen Wald- und auch immer wieder durchsetzt mit offe- landschaft zu bewegen und zu erholen. Als nen Flächen. Den Leitern der Abteilung Forst ehemaliges königliches Jagdgebiet, das sich im Landratsamt Tübingen, Herrn Köberle und aufgrund der Bodenverhältnisse nur schlecht Graf Bülow, herzlichen Dank für diese ein- für die Landwirtschaft eignete, blieb der Wald drückliche Exkursion! grossflächig erhalten. Naturparks sind in Deutschland eine dritte Erich Tiefenbacher Kategorie von Grossschutzgebieten neben Na Kreisforstingenieur Forstkreis 2 BTW 4/2013 15
Forstamt und Forstdienst 25 Ja h r e Fo r s t rev i er Neunf o rn-U essl in ge n – D ie Th u r Fo r s t f ei ert Die Waldkorporation Neunforn-Uesslingen, forn, Uesslingen-Buch und Warth-Weiningen heute besser bekannt unter dem Namen Thur (nur Teil Warth) umfasst. Als Revierförster biete Forst, gibt es seit 25 Jahren. Das Forstrevier ich diesen Beratungen zu Waldfragen an, mit dem Forst- und Lehrbetrieb entwickelte zeichne Bäume für die Holznutzung an, beglei- sich in dieser Zeit vom Einmannbetrieb zu ei te fachlich die Waldeigentümer bei Waldarbei- nem Forstbetrieb mit 6 bis 8 Mitarbeitern und ten und erledige für sie Beitragsgesuche. Für Lernenden. Am 29. August 2013 feierten rund die Waldbesitzer bin ich nun seit über 24 Jah- 160 Gäste dieses Jubiläum. ren Koordinator, Vermittler und Ansprechper- son für sämtliche forstlichen Angelegenheiten. Am 29. August 1988 wurde die Waldkorpora Die Wälder sind nach dieser Zeit gut gepflegt tion Neunforn-Uesslingen aus zwei bisher selb- und ein strukturierter Wald mit standortsge- ständigen Forstrevieren zusammengeführt und rechten, gesunden Zukunftsbäumen wächst gegründet. Damit verbunden wurde ich ab heran. Speziell sind in diesem Forstrevier die 1. Januar 1989 zu 100 % als neuer Revierförster vielen Elsbeerbäume, stufige Waldränder, ein angestellt. In dieser Zeit hat sich das Forst Eichensonderwaldreservat und die Auenwälder revier stark verändert und entwickelt. Mit dem der Thur entlang. Schon lange vor dem Eichen- Aufbau des Forstbetriebs ThurForst wurde in projekt förderte ich diese Baumart und weitere den letzten Jahren das Angebot ständig erwei- spezielle Arten wie Elsbeere, Speierling und tert und umfasst heute Dienstleistungen und Nussbaum. Ergebnisse sind heute sichtbar. Im Produkte in den Bereichen Wald, Hecken, Gar- Ittingerwald steht auch deshalb ein knapp ten, Gewässerunterhalt, Holz und Holzenergie. dreissigjähriger Jungwald mit rund 70 schönen und starken Zukunfts-Nussbäumen. Dieser Über 300 Waldbesitzer Philosophie leben auch viele Waldbesitzer und Die über 300 Waldbesitzer im Forstrevier Neun- die Mitarbeiter nach und das ist erfreulich. forn-Uesslingen sind in einer Korporation orga- Nach 25 Jahren steht im Forstrevier immer nisiert, welche den Wald der Gemeinden Neun- noch ein Wald mit viel Holzvorrat, aber mit viel 25 erfolgreiche Jahre waren für unser Forstrevier ein Grund zum Feiern. Revierpräsident Felix Gredig begrüsste die vielen Gäste zum Jubiläum. Foto: Nicolai Koch 16 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst mehr zukunftsfähigem, standortgerechtem Jung wald als 1988. Forstrevier Neunforn-Uesslingen Das Forstrevier betreibt den Forstbetrieb ThurForst und bietet Dienstleistungen im Be- Flächen gemäss Forststatistik: reich Wald, Hecken, Gewässerunterhalt und – Gesamtwaldfläche: 544 ha Garten an und verkauft Wald- und Holzproduk- – Öffentlicher Wald: 133 ha (24 %) te. Geleitet wird die Korporation von einem – Privatwald: 411 ha (76 %) fünfköpfigen Vorstand unter dem Präsidenten Felix Gredig. Der im 2004 erbaute Forsthof Waldeigentum: steht in Oberneunforn und ist mit Werkstatt, – PG Neunforn: 42 ha Garage für Fahrzeuge, Materialraum, Aufent- – BG Neunforn: 29 ha haltsraum und Büro zweckgemäss eingerich- – BG Uesslingen-Buch: 27 ha tet. Die ThurForst besitzt zwei Forsttraktoren – BG Warth-Weiningen: 14 ha mit Funkseilwinden, zwei Betriebsfahrzeuge – Kartause Ittingen: 32 ha und alle Geräte und Kleinmaschinen für die – Kleinprivatwald: 411 ha Arbeiten in Wald und Garten. Für viele Aufträ- – Privatwaldeigentümer: 300 ge mieten wir auch Spezialmaschinen von Un- ternehmern ein, wie Forwarder zum Holzrü- Hiebsatz total: 7400 Tfm/Jahr cken, Harvester fürs Baumfällen und Aufrüsten, Gross-Holzschnitzler, Brennholzprozessor usw. Forstbetrieb ThurForst (Revierbetrieb): ca. 6 Vollzeitstellen, davon 2 Lehrlinge Arbeitgeber und Lehrbetrieb in der Region Neben dem Betriebsleiter arbeiten 2 bis 3 Forstwarte im Betrieb (zurzeit Andrin Zbinden tig. Dazu kommen Aufträge in der Region und Michael Bottlang). Die ThurForst ist auch Frauenfeld, Steckborn und Zürcher Weinland, Lehrbetrieb für die Forstwartausbildung. And- welche für eine optimale Auslastung des reas Studer ist Lernender im dritten und Mar- Forstbetriebs erwünscht sind. kus Schneider im zweiten Lehrjahr. Im Sommer 2014 beginnt dann ein frischer junger Mann Holzschnitzellieferant bei zwei Heizzentralen die Forstwartlehre. Es ist Revierpräsident Felix Nicht nur Dienstleistungen, sondern auch Holz- Gredig und mir ein Anliegen, dass Fachleuten produkte bietet die ThurForst an. Speziell sind eine attraktive Arbeitsstelle zur Verfügung steht die Wildschutzzäune aus Holzelementen. Zu- und junge Leuten die Chance für eine Berufs- dem beziehen die Heizzentrale Kartause Ittin- lehre erhalten. 2008 wurde die ThurForst von gen in Warth und der neue Wärmeverbund Zen- der Suva als vorbildlicher Forstbetrieb ausge- trum Oberneunforn ihre rund 2’800 Kubikmeter zeichnet. Holzschnitzel über die ThurForst und müssen sich so nicht um Holzeinkauf und Lieferung Die Profis für alle Bäume kümmern. In der ThurForst finden sich auch zwei Baum- kletterer. Sie sind Spezialisten für das Entfer- Zum Jubiläum flogen Holzspäne nen von «kniffligen» Bäumen in Gärten und Zum 25. Jubiläum am 29. August 2013 lud das die Pflege von grossen Einzelbäumen. Das Forstrevier Waldbesitzer, Behörden, ehemalige Arbeitsangebot ist vielfältig und reicht von der Mitarbeiter und Lehrlinge, Fachleute und wei- Holzernte über Jungwaldpflege bis zum Ge- tere Gäste zu einer besonderen Feier mit Holz- wässerunterhalt. Vorwiegend sind die Forst- fällershow und Nachtessen ein. Kreisforstinge- leute der ThurForst im eigenen Forstrevier tä- nieur Ulrich Ulmer überbrachte die Grussworte BTW 4/2013 17
Forstamt und Forstdienst Werbung und Kundenpflege sind ein wichtiger Bestandteil für das Führen eines erfolgreichen Forstbetriebes. Foto: Nicolai Koch des Forstamtes und dankte dem ganzen Vor- tungen mit HotSaw und Äxten. Der Abend hin- stand und mir als Revierförster für die gute terliess einen bleibenden positiven Eindruck. Führung des Forstreviers. Stephan Hübscher Weitere Informationen zum Forstrevier er- und seine zwei Sport-Holzfäller-Kollegen zeig- halten Sie auf der Website www.thurforst.ch. ten eine aktionsgeladene Show mit Klettern am extra aufgestellten Baumstamm. Die Zu- Paul Koch, Revierförster und Betriebsleiter schauer waren begeistert von den Spitzenleis- Forstrevier Neunforn-Uesslingen 50 Ja h r e Fo r s t rev i erkö rperschaf t He rde rn Die Forstrevierkörperschaft Herdern feierte am tonsforstmeister Daniel Böhi überbrachte die Samstag, 14. September 2013, ihr 50-jähriges Grüsse und Glückwünsche von Regierungsrat Bestehen. Etwa 150 Personen fanden sich an Dr. Jakob Stark und des Forstamtes. Vizege- lässlich des Jubiläums im Revier Herdern zu meindeammann Heinz Bachmann gratulierte im einem Waldrundgang und zur anschliessen Namen der Politischen Gemeinden Herdern und den Jubiläumsfeier zusammen. Warth-Weiningen. Umrahmt wurde der Anlass durch die Jagdhornbläsergruppe Hochwacht. An verschiedenen Posten wurden auf dem Wald Diesem Festakt gingen viele Jahre voran, rundgang die Forstrevierkörperschaft selber, die erst die Entwicklung der Körperschaft und die Waldplanung, die Holzerei und die benötig- deren Bestand bis heute ermöglicht hatten. ten Werkzeuge, Maschinen und Geräte, Borken- Heute werden ganz verschiedene Ansprüche käferschäden, die Jagd und vieles mehr vorge- an den Wald gestellt. Die Bedürfnisse könnten stellt. Viele der interessierten Besucher und unterschiedlicher nicht sein. Deshalb ist es in Gäste fanden sich später im Festzelt zum Feiern der heutigen Zeit unerlässlich, dem Grundsatz zusammen. Jörg Himmelberger als Forstrevier- der Nachhaltigkeit, der Wald- und Nutzungs- präsident hielt eine kleine Festansprache, Kan- planung grösste Aufmerksamkeit zu schenken. 18 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst Die Entwicklung des Forstrevieres Nach der Einführung des Eidgenössischen Forst- Forstrevier Herdern polizeigesetzes im Jahr 1876 dauerte es in Her- dern bis 1963, bis die erste Waldordnung in Flächen gemäss Forststatistik: Kraft treten konnte. Bis dahin beauftragten die – Gesamtwaldfläche: 586 ha Waldbesitzer selber einen Förster im Nebenamt, – Öffentlicher Wald: 252 ha (43 %) um gewisse Waldarbeiten, Beratungen oder den – Privatwald: 334 ha (57 %) Holzverkauf bewerkstelligen zu lassen. Die erste Waldordnung trat 1963 in Kraft. Die Waldeigentum: Beförsterungskorporation Herdern umfasste – Waffenplatz Frauenfeld: 151 ha dabei die Waldungen der Politischen Gemeinde – BG Herdern: 74 ha Herdern (Ortsgemeinden Herdern und Lanzen- – Schloss Herdern: 77 ha neunforn) sowie die Waldungen östlich der – Kleinprivatwald: 257 ha Staatsstrasse Rohr-Weckingen von der Ortsge- – Privatwaldeigentümer: 138 meinde Weiningen. Dies ergab eine Waldfläche von ca. 300 Hektaren. Trägerschaft waren die Hiebsatz total: 4800 Tfm/Jahr Bürgergemeinden Herdern und Lanzenneunforn sowie die Arbeiterkolonie Herdern. Zum ersten Forstbetrieb Schloss Herdern: Förster dieser Korporation wurde Jakob Frei aus 2,5 Vollzeitstellen, davon 1 Lehrling Lanzenneunforn gewählt. Nach 13-jähriger Tä- tigkeit als Förster übernahm dieser im Jahr 1976 eine neue Aufgabe und zum Nachfolger Schloss Liebenfels zur Forstrevierkörperschaft wurde unser heutiger Revierförster Hansjörg Herdern. Die Waldungen wurden damit um 130 Hagist gewählt. Hektaren vergrössert, was zur wirtschaftlichen Eine willkommene Revierflächenerweiterung Verbesserung der Revierkasse beitrug. Trotzdem kam mit der Zuteilung der Waldungen von verschlechterten sich dann aber die Finanzen der Beförsterungskorporation Herdern in den Jahren 1991 bis und mit 1993 erheblich. Die Zah- len zeigten Möglichkeiten und Grenzen eines Reviers mit einer Waldfläche von ca. 430 Hekta- ren deutlich auf. Vorstand und Förster waren gefordert, nach Möglichkeiten zu suchen, um die Rechnung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Nach 30-jähriger Präsidialzeit übergab Grün- dungspräsident Martin Schlatter 1993 die Be- försterungskorporation an Jörg Himmelberger, da nach Statuten der Gemeindeammann auch Präsident der Beförsterungskorporation war. Mit der Inkraftsetzung des neuen kantonalen Wald- gesetzes von 1994 begannen Vorbereitungsar- beiten für eine neue Waldordnung in Herdern. In diese Planungsphase kamen Verhandlungen mit dem Waffenplatz Frauenfeld für die Überfüh- rung eines Grossteils dessen Waldes an die Be- Revierförster Hansjörg Hagist auf dem Waldrundgang försterungskorporation Herdern. Dies geschah im Gespräch mit den Besuchern. Foto: Martin Koster mit Vertrag vom 1. Juni 1996. 156 Hektaren Wald BTW 4/2013 19
Forstamt und Forstdienst Die Besucher konnten sich beim Waldrundgang ausgiebig zum Wald und zum Forstrevier informieren. Foto: Martin Koster des Bundes vergrösserten die Forstrevierfläche Eine sehr grosse Herausforderung an Waldbe- Herdern auf nun ca. 600 Hektaren. Die Waldbe- sitzer, Revierkörperschaft, Forstamt und Holz- sitzerversammlung beschloss am 7. November käufer stellte der Orkan Lothar dar, der am 1997 die Auflösung der Beförsterungskorpora 26. Dezember 1999 über die Schweiz hinweg- tion und stimmte der Gründung einer neuen fegte. Im Forstrevier Herdern, mussten rund Forstrevierkörperschaft Herdern zu. Diese Statu- 5‘000 Kubikmeter Sturmholz aufgerüstet wer- ten haben heute noch Gültigkeit. den. Der Normalhiebsatz, der im Dezember zum Teil bereits ausgeführt war, betrug ca. 3200 Ku- Traditionen, Aufgaben, Herausforderungen bikmeter Holz. Zur Tradition wurde der jährlich im Herbst durch- In den nächsten Jahren wird sich zeigen, wie geführte Weiterbildungstag für die Privatwaldbe- es mit der Entwicklung des Forstreviers Her- sitzer. Themen wie Arbeitssicherheit, Unterhalt dern weitergeht, denn im Rahmen der aktuel- von Maschinen und Gerätschaften, Fäll- und len Wald- und Revierplanungen macht man Schnitttechniken, Rückearbeiten und vieles sich Gedanken über die künftigen Forstrevier- mehr werden unentgeltlich instruiert. Dieser An- strukturen zur Verbesserung der Effizienz der lass gibt den Waldbesitzern auch die Möglich- Forstreviere. keit, ungezwungen unter ihresgleichen Gedan- Jörg Himmelberger kenaustausch zum Wald und zu Waldarbeiten zu Präsident Forstrevier Herdern betreiben und den Förster um Rat zu fragen. In den 50 Jahren des Bestehens des Forstre- viers Herdern wurde die Ausbildung junger Be- Zum Anlass des 50-jährigen Bestehens der rufsleute immer hoch gewichtet. Der Waffen- Forstrevierkörperschaft Herdern wurde eine platz Frauenfeld und der Gutsbetrieb im Schloss kleine Chronik erstellt. Sie kann beim Forst- Herdern ermöglichten über Jahre Ausbildungen revierpräsidenten Jörg Himmelberger, Frau- für künftiges Forstpersonal. 21 junge Menschen enfelderstrasse 19a, 8535 Herdern erworben konnten in dieser Zeit zu Forstwarten oder werden: joerg_himmelberger@bluewin.ch Forstwartgehilfen ausgebildet werden. 20 BTW 4/2013
Forstamt und Forstdienst N ot hi l f e - R e p e t i ti o nskurs f ür d as Forst pe rson al Als Arbeitnehmer in einer der unfallträchtigsten In einem nächsten Schritt wurde der Einsatz des Branchen ist es für das Forstpersonal beson Defibrillators geschult. Defibrillatoren stehen ders wichtig zu wissen, wie bei einem Unfall heute an vielen öffentlichen Orten zur Verfü- Hilfe geleistet werden kann und soll. Wie jedes gung, für den Fall, dass jemand einen Herzin- Jahr bot daher das Forstamt Ende August einen farkt erleidet. Es ist wichtig, nach dem Einschal- Nothilfe-Repetitionskurs an. ten den sprachlichen Hinweisen des Gerätes Folge zu leisten, dann kann man kaum etwas Der Repetitionskurs dauert jeweils einen hal- falsch machen. Das Gerät führt bei korrekt am ben Tag. In diesem Jahr war er für das Forstper- Körper des Betroffenen aufgeklebten Elektro- sonal des Forstkreises 1 vorgesehen. Nach ei- den selbstständig eine Analyse des Herzrhyth- ner theoretischen Auffrischung der wichtigsten mus durch und löst dann bei Bedarf einen Elek- und aktuellsten Grundregeln der Nothilfe de- troschock aus. monstrierten die beiden Kursleiter Peter Plüer, Revierförster von Zihlschlacht und Nothilfeleh- Übung an gespielten Unfallszenen rer SLRG (Schweizerische Lebensrettungs-Ge- Zum Abschluss spielte Peter Plüer zahlreiche, sellschaft), sowie Cornelia Kellenberger, Sama- vorwiegend forstliche Unfallszenen vor. Die riterinstruktorin, den Umgang mit verletzten Kursteilnehmer mussten dabei beim Hilfe Personen. Besonders gewichtet wurde dabei leisten das Gelernte praktisch anwenden. die korrekte Seitenlagerung von Bewusstlosen Korrekte Hilfeleistung bei einem Unfall kann sowie das richtige Vorgehen bei der Beatmung Leben retten. Aber gerade in solchen Situa und bei der Herzmassage. Anschliessend hat- tionen ist es schwierig, überlegt zu handeln. ten die Kursteilnehmer Zeit, selber zu üben. Gemäss den Kursteilnehmern ist eine solche Dank dem modernen Kursmaterial konnte die wiederholte Schulung und die Auseinander- Wirkung von Beatmung und Herzmassage an setzung mit möglichen Unfallsituationen hilf- einem Gerät abgelesen werden. Eindrücklich reich, um Vertrauen in die eigenen Fähigkei- war dabei insbesondere, wie viel Kraft für eine ten zu gewinnen und um so auch im Ernstfall wirksame Herzmassage aufgewendet werden richtig zu reagieren. Eine regelmässige Wie- muss. Etwas, das man kaum wissen kann, wenn derholung des Nothilfekurses ist daher jedem man nicht in einem solchen Kurs die Möglich- zu empfehlen. keit hat, dies zu üben. Claudia Meile Das moderne Kursmaterial zeigt an, ob die Wirkung Abschliessend demonstrierte Peter Plüer, wie eine von Herzmassage und Beatmung ausreichend ist. unter einem Baumstamm eingeklemmte Person befreit Foto: Claudia Meile werden kann. Foto: Claudia Meile BTW 4/2013 21
Aus den Verbänden K u r s z u m Tr a k to renunterhalt f ür die Forst wart e In der Landwirtschaft zählt der Unterhalt und die Wartung der Traktoren seit Jahren zum Inhalt der Grundbildung. Nach einigen Jahren ohne Weiterbildung in diesem Bereich wur den nun auch die Forstwarte zu Unterhalt und Wartung an ihren Forsttraktoren geschult. Die Tätigkeit des Forstwartes wird seit Langem durch den Einsatz von Forstmaschinen unter- stützt. Neben den Spezialmaschinen ist heute praktisch in jedem Forstbetrieb ein Forsttrak- tor mit Seilwinde vorhanden. Wie bei allen Maschinen ist die Laufzeit auch vom Unterhalt und der korrekten Wartung abhängig. Im Rah- … konnten die Kursteilnehmer selbst Unterhaltsarbeiten men des Lehrmeistertages 2012 wurde daher an verschiedenen Forsttraktoren ausführen. Foto: Mathias Rickenbach seitens der Betriebe der Bedarf eines Unter- haltskurses an Forsttraktoren geäussert. Auf Einladung des Forstamtes erschienen am nehmer den Forsttraktor aus ihrem Betrieb mit 11. September 15 interessierte Forstwarte am und stellten diesen für den Unterricht zur Verfü- Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Arenen- gung. An jedem Traktor konnten sodann Öl- berg. Unter fachkundiger Leitung von Roland wechsel, gesamte Abschmierung der mechani- Krapf und Fredi Moser wurden die Teilnehmen- schen Teile und Kontrolle der elektrischen den in einem ersten Teil im Schulzimmer ins Funktionsleuchten durchgeführt werden. Eben- technische Grundwissen eingeführt. Von der so wurde die Beleuchtung kontrolliert und, wo Wirkungsweise der Motoren über Schmierung defekt, repariert. Da die vorhandenen Traktoren und Kühlung bis hin zu den Wartungsabläufen ein unterschiedliches Alter aufwiesen, konnten wurden wesentliche Aspekte zu den Traktoren verschiedene technische Details wie Motoren- theoretisch beleuchtet. art und -grösse oder auch die Kühlung jeweils Am Nachmittag galt es, das Erlernte an Trak- am Objekt nochmals besprochen werden, nach toren anzuwenden. Dazu brachten drei Kursteil- dem Motto «von der Theorie – zur Praxis». Wenn auch nicht jeder der Kursteilnehmer alle Unterhaltsarbeiten ausführen konnte, hatte er zumindest die Möglichkeit, seinen Kollegen über die Schultern zu schauen. Weiter wurde jeder mit einem Dossier aus einem Lehrmittel ausgerüstet, in welchem das eine oder andere zur Wartung nachgeschlagen werden kann. Der beste Dank gebührt den beiden Kurslei- tern des Arenenbergs, Roland Krapf und Fredi Moser, sowie den Forstbetrieben, welche ihre Traktoren für die Weiterbildung zur Verfügung gestellt haben. Nach der Theorie im Klassenzimmer … OdA Wald Thurgau Foto: Mathias Rickenbach Mathias Rickenbach, Ausbildungsleiter 22 BTW 4/2013
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