Landwirtschaft Aktiv 2021 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau

 
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Landwirtschaft Aktiv 2021

Landwirtschaft Aargau
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Inhalt

                              Vorwort Regierungsrat Dr. Markus Dieth
                              Herausforderung angenommen!                                          3

                              Editorial Abteilungsleiter Matthias Müller
                              Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.            4

                              LWAG Aarau                                                          5
                              Landwirtschaft im Aargau                                             5
                              Direktzahlungen und Beiträge 2020                                    6
                              Moderne Melioration Sins-Reussegg – ein Vorzeigeprojekt              9
                              Gewässerschutz – Die Landwirtschaft als Teil der Lösung             11
                              Zunahme der Flächen mit Herbizidverzicht                            13
                              Sachplan Fruchtfolgeflächen: Auswirkungen und Handlungsbedarf       14
                              Was gilt das Landwirtschaftsland?                                   16
                              Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2020                   18

                              LWAG Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg                           19
                              Corona und digitale Frischzellenkur                                 19
                              Vom Feld auf den Bildschirm – Digitale Feldtage in Kölliken         20
                              Herausforderung biologischer Rebbau                                 21
                              Den Blick schärfen für Verbesserungen – Liebegger BetriebsCHECK     23
                              Den Stall aus Sicht der Kuh wahrnehmen                              26
                              Aargauer Braugerste                                                 27
                              Was das Silicon Valley, Woodstock und die Liebegg gemeinsam haben   28
                              Smart und digital unterwegs an der Liebegg                          31
                              Geordnete Wildheit – Gärten und Hofareale für Wildbienen            33

Landwirtschaft Aktiv 2021

Herausgeber                              Redaktionelle Verantwortung
Departement Finanzen und Ressourcen      Thomas Diriwächter
Landwirtschaft Aargau
                                         Gestaltung /Produktion
Matthias Müller, Abteilungsleiter
                                         wbf.n, Baden/Würenlingen
Tellistrasse 67, 5001 Aarau
landwirtschaft.aargau@ag.ch              Copyright
www.ag.ch / landwirtschaft               © 2021 Kanton Aargau
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Herausforderung
                                 angenommen!

                                 Innerhalb weniger Wochen hat COVID-19 das Leben von Millionen
                                 Menschen rund um den Globus auf den Kopf gestellt. Mit grosser
                                 Flexibilität und Anpassungsbereitschaft reagierte die Aargauer
                                 Landwirtschaft darauf. Sei es bei der Rekrutierung von fehlenden
                                 ausländischen Arbeitskräften im Lockdown, der hohen Marktdyna-
                                 mik oder der Bewirtschaftung von alternativen Absatzkanälen.
                                 Diese Haltung ist vorbildlich und für den Umgang mit den aktuellen
                                 Herausforderungen entscheidend.

                                 Herausforderung Agrarinitiativen
                                 Am 13. Juni 2021 entscheiden Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über
                                 die Trinkwasser- und Pestizid-Initiative. Für unseren Aargau haben beide
Regierungsrat
                                 Initiativen eine grosse Relevanz:
Dr. Markus Dieth
Vorsteher Departement Finanzen   − Der Kanton Aargau gehört zu den grössten Agrarkantonen der Schweiz.
und Ressourcen                   − 43 % der Fläche des Kantons Aargau sind landwirtschaftliche Nutz-
                                   flächen. Davon sind über 40'000 ha besonders wertvolle Fruchtfolge-
                                   flächen (FFF).
                                 − Spezialkulturen wie Gemüse, Wein und Obst sind wichtige
                                   Betriebszweige in der Aargauer Land- und Ernährungswirtschaft.

                                 Der Regierungsrat des Kantons Aargau anerkennt die wichtigen An-
                                 liegen der Initiativen. Er ist der Ansicht, dass mit den bestehenden
                                 Instrumenten wie dem Nationalen Aktionsplan PSM (NAP), der Strategie
                                 Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR), der Klimastrategie und dem
                                 Aktionsplan Biodiversität die gesetzlichen Ziele erreicht werden.
                                 Der Regierungsrat des Kantons Aargau steht hinter der Land- und
                                 Ernährungswirtschaft, will die Landwirtschaft weiterentwickeln und
                                 lehnt die übers Ziel hinausgehenden und für die Ernährungssicher-
                                 heit schädlichen Initiativen ab.

                                 Herausforderung zukünftige Ausrichtung der der Agrarpolitik
                                 Die Sistierung der AP22+ bietet mit dem gleichzeitig vom Ständerat
                                 beschlossenen Postulat die Möglichkeit, wichtige grundsätzliche Fragen
                                 zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik zu klären. Insbesondere soll die
                                 einseitig auf die Landwirtschaftsbetriebe fokussierte Agrarpolitik zu einer
                                 glaubwürdigen Ernährungspolitik weiterentwickelt werden. Als Landwirt-
                                 schaftsdirektor des Kantons Aargau ist es mir ein Anliegen, dass die
                                 Agrarpolitik des Bundes praxistauglich ist und sowohl die Bedürfnisse
                                 von Ihnen, geschätzte Landwirtinnen und Landwirte, und auch die
                                 Anliegen der Bevölkerung berücksichtigt. In diesem Kontext bin ich
                                 überzeugt, dass der Klimawandel für die Landwirtschaft eine grosse
                                 Chance ist. Über den Kohlenstoffspeicher Boden oder erneuerbare
                                 Energien leistet die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag für den
                                 Klimaschutz. Zugleich bedeuten regional produzierte Lebensmittel
                                 kürzere Transportwege und damit weniger CO2-Ausstoss. Und das
                                 Wichtigste ist, die damit zusammenhängende Wertschöpfung bleibt
                                 langfristig in der Region. Dafür mache ich mich stark!

                                                                                    Landwirtschaft Aktiv 2021    3
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Wer aufhört besser zu werden,
                               hat aufgehört, gut zu sein.

                               Innovation ist ein zentraler Faktor in der Weiterentwicklung der
                               Land- und Ernährungswirtschaft. Mit neuen, praxisnahen Ideen
                               werden Arbeitsabläufe optimiert, finanzielle Ressourcen geschont
                               und die Auswirkungen auf die Umwelt reduziert. Mit den Open
                               Farming Hackdays haben wir im Jahr 2020 ein tolles Werkzeug
                               initiiert, das nah an der Praxis ist und Innovation schafft.

                               Reiche Ernte 2020
                               Der Start in das Landwirtschaftsjahr 2020 war geprägt von häufigem
                               Schönwetter mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen. In den wichti-
                               gen Sommermonaten konnten die Kulturen dank ausreichend und gut
                               verteilten Niederschlägen optimal gedeihen. Dies wiederspiegelt sich
Matthias Müller
                               auch in den beachtlichen Erträgen im Pflanzenbau im vergangenen Jahr.
Leiter Landwirtschaft Aargau
(LWAG)                         Auf dem Fleisch- und Milchmarkt entspannte sich die Situation weiter.
                               Im Weinbau stimmen Menge und Qualität der Ernte der vergangenen
                               Saison. Schwierigkeiten bereitet nach wie vor der Absatzkanal Gastrono-
                               mie. Dahingegen profitierten direktvermarktende Betriebe von einer
                               guten Nachfrage.

                               Standortangepasste Landwirtschaft zum Schutz des Klimas
                               Zentral ist die Botschaft, dass die Aargauer Land- und Ernährungswirt-
                               schaft über einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Boden,
                               erneuerbare Energien und eine standortangepasste Produktion Teil der
                               Lösung in der Klimafrage ist. Auf Ihren Betrieben haben Sie, geschätzte
                               Landwirtinnen und Landwirte, ein grosses Potenzial, Kohlenstoff durch
                               Humusaufbau auf Ihrer Landwirtschaftlichen Nutzfläche zu binden. Weiter
                               können Sie mit der Produktion von erneuerbarer Energien wie Biogas,
                               Biomasse oder Photovoltaik auf den Dachflächen und Fassaden der
                               Ökonomiegebäude dem Klimawandel aktiv entgegentreten. Vergessen
                               Sie nicht, davon zu erzählen. Ganz nach dem Motto: Tue Gutes und erzähl
                               davon. Das ist beste Werbung für eine nachhaltig und regional produ-
                               zierende Land- und Ernährungswirtschaft. Klimaschutz und Wertschöp-
                               fung in der Region gehen damit Hand in Hand.

                               Innovationskraft nutzen
                               Am Anfang jeder Innovation stehen Menschen mit ihrer Motivation,
                               ihrem Fachwissen sowie einem Umfeld, in dem sie sich entfalten können.
                               Ein solches Umfeld schufen wir an den ersten Open Farming Hackdays
                               am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg im Herbst 2020. Ich freue mich
                               besonders, dass einige Projekte in Umsetzung sind. Beispielsweise wird
                               eine spezielle App für das Handy programmiert, welche Trockenstress-
                               situation frühzeitig erkennt und Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern
                               eine Hilfestellung gibt, wann der optimale Bewässerungszeitpunkt ist.
                               Den Erfolg der ersten Durchführung werden wir wiederholen. Aus diesem
                               Grund finden am 3. bis 4. September 2021 die nächsten Open Farming
                               Hackdays statt. Zur Teilnahme sind Sie herzlich eingeladen.

                                                                                 Landwirtschaft Aktiv 2021    4
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Ausgewählte Daten 2000, 2010, 2015 und 2019

                                                                                                                                         Trend
                                                                            2000            2010            2015           2019      seit 2000

 Landwirtschaftsbetriebe (Anzahl) 1)                                       4’265           3’738           3’407          3’132               l
      davon direktzahlungsberechtigt                                        3’325          2’880           2’673          2’484               l
      davon direktzahlungsberechtigte Bio-Betriebe                            186             214            239             278              j
 Beschäftigte total (Personen)         2)
                                                                          12’758          10’771           9’971          9’310               l
      davon Vollzeitbeschäftigte                                            5’722          4’334           3’971           3’914              l

 Landwirtschaftliche Nutzfläche (Hektaren) 3)                             62’636         61’945          60’913         60’545                l
 Offenes Ackerland (Hektaren)                                             27’800          26’615         26’667         26’339                l
      Getreide                                                            17’900          15’033          14’414         13’842               l
      Silo- und Grünmais                                                    4’829          4’999           5’040           5’018              j
      Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben                                   2’100          1’926           2’004           1’821              l
      Ölsaaten und Eiweisserbsen                                            1’400          2’671           2’833          2’894               j
      Gemüse                                                                1’100          1’587           1’766          1’834               j
 Grünland (Hektaren)                                                      33’300         33’630          32’421          31’777               l
 Ökologische Ausgleichsflächen (Hektaren)4)                                 7’452          7’567           9’477        10’293                j
 Obstanlagen (Hektaren)                                                       380            398             391            374               l
 Reben (Hektaren)        5)
                                                                              380            345             390            387               l
 Hochstammobstbäume (Anzahl)                                            227’600         185’286         179’037        171’346                l

 Tierbestände (Anzahl)

      Rindvieh                                                            93’000          88’543          87’192         84’943               l
        davon Kühe                                                        37’700          35’198         33’988          31’952               l
      Pferde                                                                3’900          5’073           4’849          6’561                6)

      Schafe                                                              19’300          23’076         18’799          17’136               l
      Ziegen                                                                  900          2’078           1’781          1’965               j
      Schweine                                                            87’700         102’725         98’825          89’261               l
      Mastpoulets                                                        231’700        452’552         481’251        432’996                j
      Lege- und Zuchthennen                                              215’800        302’691         377’305        422’336                j

Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS) und Landwirtschaft Aargau (LWAG)
1)
     Definition Landwirtschaftsbetrieb: Betreibt Pflanzenbau oder Nutztierhaltung ganzjährig; mind. 1 Produktionsstätte; rechtlich, wirtschaftlich,
     organisatorisch und finanziell selbstständig und unabhängig von anderen Betrieben; eigenes Betriebsergebnis; während ganzem Jahr ­bewirtschaftet;
     mind. 1 Bedingung erfüllt: 1 ha landwirtschaftl. Nutzfläche oder 30 a Spezialkulturen oder 10 a in geschütztem Anbau oder 8 Mutterschweine oder
     80 Mastschweine oder 300 Stück Geflügel
2)
     Personen, die dem Betrieb ungeachtet ihrer Leistungsfähigkeit für die Verrichtung von Arbeit zur Verfügung stehen
3)
     Flächen in Hektaren, ab 2011 nach Parzellenstandort
4)
     Inklusive Hochstamm-Feldobstbäume (1 Are pro Baum)
5)
     Direktzahlungsberechtigte Rebflächen (Jahre 2000, 2010), Rebflächen total (Jahre 2015, 2019)
6)
     Ab 2018 bezieht das BfS die Pferdezahlen von der Tierverkehrsdatenbank, daher ist keine stringente Trendberechnung möglich

                                                                                                                       Landwirtschaft Aktiv 2021    5
Landwirtschaft Aktiv 2021 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Direktzahlungen und Beiträge 2020

Im Beitragsjahr 2020 wurden 146,03 Millionen             Kulturlandschafts- und Versorgungssicherheitsbei-
Franken Direktzahlungen und Beiträge an die              träge praktisch konstant. Eine kontinuierliche Zu-
Aargauer Betriebe ausbezahlt. Die Summe liegt            nahme seit 2014 ist beim damals neu geschaffenen
0,16 Millionen Franken oder 0,1 % höher als im           Alpungsbeitrag zu verzeichnen. Es werden also erfreu-
Vorjahr.                                                 licherweise laufend mehr Tiere aus dem Aargau auf
                                                         Alpen gesömmert. Die offene Ackerfläche und die
Es konnten an 2'446 Landwirtschaftsbetriebe Direkt-      Flächen mit Dauerkulturen haben leicht zugenommen,
zahlungen ausgerichtet werden. Dies entspricht einer     um 1 %.
Abnahme von 38 Betrieben oder 1,53 % gegenüber
2019. Die Gesamtsumme der Direktzahlungen und Bei-       Biodiversitätsbeiträge
träge betrug 146,03 Millionen Franken. Im Durchschnitt   Das Total der Biodiversitätsbeiträge der Qualitätsstu-
erhielt somit jeder beitragsberechtigte Betrieb Fr.      fen l und ll nahm im Berichtsjahr um 0,48 Millionen auf
59'700.– oder Fr. 980.– mehr als im Vorjahr. Im Durch-   22,1 Millionen Franken zu. Dies weist darauf hin, dass
schnitt bewirtschaftete jeder direktzahlungsberech-      die bestehenden Flächen vermehrt auch die Qualitäts-
tigte Betrieb 23,58 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche    stufe ll erreichen, was der politischen Zielsetzung ent-
(LN) und hielt 28,9 Grossvieheinheiten (GVE) Tiere.      spricht.

                                                         Vernetzungsbeiträge
                                                         1'447 Betriebe erhielten Vernetzungsbeiträge in der
                                                         Höhe von 6,45 Millionen Franken. Die erneute Steige-
                                                         rung beträgt 4 Betriebe und 0,46 Millionen Franken
                                                         (+ 7,6 %). Es haben also vor allem bestehende Betriebe
                                                         ihre Vernetzungsflächen ausgeweitet oder aufge-
                                                         wertet.

                                                         Landschaftsqualitätsbeiträge
                                                         Es beteiligten sich 1'522 Betriebe an den Landschafts-
                                                         qualitätsprojekten, 15 weniger als noch 2019. Neuan-
                                                         meldungen waren nicht mehr möglich. Infolge der
                                                         vom Bund plafonierten Beiträge auf 8,15 Millionen
                                                         Franken blieb die Beitragssumme praktisch konstant.
                                                         Die plafondbedingte Kürzung betrug 12,3 % (Vorjahr
                                                         16 %). Trotz Plafonierung erhielten die Betriebe im
                                                         Schnitt also etwas mehr Beiträge als im Vorjahr.

Moderne, umweltschonende Pflanzenschutzgeräte            Beiträge für biologische Landwirtschaft
                                                         283 Betriebe (Vorjahr 278) wirtschafteten biologisch
Blick auf einzelne Beitragsarten                         und erhielten dafür Beiträge von 3,92 Millionen Fran-
Kulturlandschafts- und Versorgung-                       ken (+ 6 %). Die Anzahl Biobetriebe nahm um 1,8 % zu,
sicherheits­beiträge                                     die Biofläche hingegen um 3,8 %. Die Beitragszu-
47 % der Beiträge entfallen auf die Kulturlandschafts-   nahme ist wesentlich darauf zurückzuführen, dass die
und Versorgungssicherheitsbeiträge. Da bei Betrieb-      bestehenden Biobetriebe ihre Flächen vergrössern
saufgaben die frei werdenden Flächen mehrheitlich        konnten. Die direktzahlungsberechtigte Biofläche be-
durch andere beitragsberechtigte Betriebe weiterbe-      trägt 6'750 Hektar oder 11 % der landwirtschaftlichen
wirtschaftet werden, blieben die flächenbezogenen        Nutzfläche des Kantons Aargau.

                                                                                         Landwirtschaft Aktiv 2021    6
Landwirtschaft Aktiv 2021 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Beitrag für die extensive Produktion                      Getreidezulage
Die Beiträge beziehungsweise Flächen mit extensiver       Erstmals wurde im 2019 eine Getreidezulage für sämt-
Produktion bei Ackerkulturen, vor allem Getreide und      liche Getreidearten (ohne Mais) ausgerichtet. Diese
Raps, nahmen leicht um 1,1 % zu und lagen bei 3,1         Beitragsart resultiert aus der Umlagerung nicht
Millionen Franken respektive 7'737 Hektar.                WTO-konformer Exportstützungen durch das Schog-
                                                          gigesetz. Im 2020 lag der Beitrag bei 129 Franken pro
Tierwohlbeiträge BTS und RAUS                             Hektar (Vorjahr 128 Franken). Die Gesamtsumme bei
Während die Beiträge für besonders tierfreundliche        den 2006 Betrieben beträgt 1,56 Millionen Franken für
Stallhaltung (BTS) um 0,3 % zunahmen, steigerten sich     12'095 Hektar Getreide.
die Beiträge für den regelmässigen Auslauf im Freien
(RAUS) um 1,2 %. Die Anzahl beteiligter Betriebe hat      Einzelkulturbeiträge
leicht abgenommen, die Anzahl Tiere jedoch um 1 %         An 1'079 Betriebe (Vorjahr 1'122) Betriebe wurden Ein-
zugenommen.                                               zelkulturbeiträge in der Höhe von 4,65 Millionen Fran-
                                                          ken ausgerichtet. Dies entspricht einem geringen Plus
Ressourceneffizienzbeiträge (REB)                         von 0,8 %.
Die Gesamtsumme aller fünf Arten von Ressourcenef-
fizienzbeiträgen nahm um 0,42 Millionen Franken oder      Kürzungen der Direktzahlungen
16,4 % auf 3 Millionen zu. Bei allen Programmen haben     und Einzelkulturbeiträge
sich gegenüber dem Vorjahr mehr Betriebe beteiligt.       Die Kürzungen aufgrund von festgestellten Mängeln auf
Markant ist die Zunahme bei «REB schonende Boden-         den Betrieben lagen bei 0,425 Millionen Franken (Vorjahr
bearbeitung», wo 1073 Hektar oder 17,8 % mehr Flä-        0,39). Die Hauptgründe für Kürzungen waren:
chen schonend (pfluglos) bearbeitet wurden. Auf 135       Tierschutz (Fr. 256'200.–), RAUS/BTS (Fr. 45'300.–), ÖLN
Betrieben (+ 71) wurde die Neuanschaffung oder Auf-       (Fr. 21'000.–), Biodiversität / Vernetzung (Fr. 35'800.–),
rüstung von Pflanzenschutzgeräten mit umweltscho-         Landschaftsqualität (Fr. 20'700.–), Extenso (Fr. 600.–),
nender, präziser Applikationstechnik oder automati-       GMF (Fr. 13'300.–), Bio (Fr. 0.–), Ressourceneffizienz-
schen Innenreinigungssystemen unterstützt. Die            beiträge (Fr. 2'100.–), Gewässerschutz (Fr. 1'000.–), All-
Fläche mit Beiträgen für die Reduktion von Herbiziden     gemeines und Strukturdaten (Fr. 26'000.–), Einzelkultur-
auf der offenen Ackerfläche hat sich verdoppelt, da       beiträge (Fr. 1'700.–). Mehr als verdoppelt haben sich die
erstmals auch die Herbstsaaten (Wintergetreide, -raps)    Kürzungen im Bereich Tierschutz.
angemeldet werden konnten.

Übergangsbeitrag
Die Höhe des Übergangsbeitrags wird vom Bund jähr-
lich mittels eines Faktors und aufgrund des Restkredits
für Direktzahlungen festgelegt. Je mehr Betriebe sich
an Direktzahlungsprogrammen beteiligen, desto kleiner
wird der Übergangsbeitrag. Im 2019 betrug der Faktor                           Ueli Frey
0,1403 (2019: 0,1795). Der Übergangsbeitrag an 2'398                           Direktzahlungen

Betriebe betrug noch 4,59 Millionen Franken. Gegen-
über dem Vorjahr reduzierte er sich um 1,54 Millionen
Franken oder 25,2 %.

                                                                                            Landwirtschaft Aktiv 2021    7
Landwirtschaft Aktiv 2021 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Direktzahlungen und Beiträge 2020
                                                                   Betrag 2019     Betrag 2020        Veränderung        Veränderung
                                                                          in Fr.          in Fr.   zum Vorjahr (Fr.)   zum Vorjahr (%)

Kulturlandschaftsbeiträge                                            7’964’962       7’943’265              -21’697                –0,3
 Offenhaltungsbeitrag                                                 1’954’418      1’948’275               -6’143                –0,3
 Hangbeitrag                                                         4’778’289       4’748’109              -30’180                –0,6
 Steillagenbeitrag                                                        4’835           5’120                 285                +5,9
 Hangbeitrag für Rebflächen                                            236’045         233’160               -2’885                 –1,2
 Alpungsbeitrag                                                        991’374       1’008’601               17’226                +1,7

Versorgungssicherheitsbeiträge                                     60’582’503       60’440’626             -141’877                –0,2
 Basisbeitrag                                                       45’987’090      45’758’470             -228’620                –0,5
 Produktionserschwernisbeitrag                                       4’186’849       4’163’068              -23’781                –0,6
 Beitrag für offene Ackerfläche und für Dauerkulturen               10’408’564      10’519’088              110’524                +1,1

Biodiversitätsbeiträge QI und QII                                   21’615’164     22’098’980              483’816                 +2,2
Vernetzungsbeiträge                                                  5’991’400       6’448’630             457’230                 +7,6
Landschaftsqualitätsbeiträge                                         8’141’011       8’144’795                3’784                +0,0
Produktionssystembeiträge                                           25’975’149      26’341’450             366’301                 +1,4
 Beitrag für biologische Landwirtschaft                              3’702’086       3’922’796             220’710                 +6,0
 Beitrag für extensive Produktion                                    3’064’160       3’097’016               32’856                +1,1
 Beitrag für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion           3’539’253       3’520’228              -19’025                –0,5
 Beitrag für besonders tierfreundliche Stallhaltung (BTS)            6’081’735       6’099’119               17’384                +0,3
 Beitrag für regelmässigen Auslauf im Freien (RAUS)                  9’587’915       9’702’292              114’377                +1,2

Ressourceneffizienbeiträge                                           2’573’148       2’995’063             421’915                +16,4
 Beitrag für emissionsmindernde Ausbringverfahren                    1’102’159        1’118’727              16’568                +1,5
 Beitrag für schonende Bodenbearbeitung                              1’029’003       1’221’268             192’265                +18,7
 Beitrag für den Einsatz von präzisen Applikationstechniken            119’924         210’444               90’520               +75,5
 Beitrag für sticktstoffreduzierte Phasenfütterung bei Schweinen       199’305         198’304               -1’001                –0,5
 Beitrag für Reduktion von Pflanzenschutzmitteln                       122’757         246’321             123’564               +100,7

Sömmerungsbeiträge                                                      81’759          79’004               -2’755                –3,4
Übergangsbeiträge                                                    6’136’576       4’592’405           -1’544’171               –25,2
Getreidezulage                                                       1’534’932       1’560’227              25’295                 +1,6
Einzelkulturbeiträge                                                 4’611’339       4’646’420              35’081                 +0,8
 Raps, Sonnenblumen, Ölkürbisse, Öllein, Mohn und Saflor             1’867’474       1’827’812              -39’662                 –2,1
 Saatgut von Kartoffeln, Mais, Futtergräsern und -leguminosen           35’358           37’192               1’834                +5,2
 Soja                                                                   67’870          99’660               31’790               +46,8
 Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen zu Futterzwecken               212’680         201’320              -11’360                –5,3
 Zuckerrüben zur Zuckerherstellung                                   2’427’957       2’480’436               52’479                +2,2

Zwischentotal Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge             145’207’941     145’290’865              82’924                 +0,1
Kürzungen, Nachzahlungen, Rückforderungen Vorjahre                    -647’417        -658’906              -11’489                +1,8
 Kürzungen Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge                   -390’376        -424’678               34’302                 8,8
 Nachzahlungen für Vorjahre                                             75’097           38’413             36’684                –48,8
 Rückforderungen von Vorjahren                                        -102’764          -76’122             -26’642               –25,9
 Abzug EU-Direktzahlungen                                                     0               0                   0                  0,0
 Kürzung SAK-Begrenzung                                               -122’866         -118’686              -4’180                –3,4
 Kürzung Altersbeschränkung                                           -106’508          -77’834             -28’674               –26,9

Total ausbezahlte Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge         144’560’524     144’631’959               71’435                 0,0
Kantonale Naturschutzbeiträge                                          533’803         587’962              54’159                +10,1
Beiträge Nitrat- und Phosphatprojekte                                  146’387         141’757               -4’631                –3,2
Beiträge Ressourcenprojekt Bienen                                      620’495         664’128              43’633                 +7,0

Total ausbezahlte Direktzahlungen und Beiträge                     145’861’209     146’025’806             164’597                 +0.1

                                                                                                          Landwirtschaft Aktiv 2021    8
Landwirtschaft Aktiv 2021 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
Moderne Melioration Sins-Reussegg –
Ein Vorzeigeprojekt

Gemäss Kantonsverfassung kommt dem Kanton
Aargau die Aufgabe zu, einen Auenschutzpark               Meine Meinung
mit einer Gesamtfläche von mindestens 1 % der
Kantonsfläche zu schaffen. Mit der Aufnahme                                      «Ich glaube, dass wir mitein-
des Reussegger Schachens 2001 als Auengebiet                                     ander etwas geschaffen
in den kantonalen Richtplan wurde die boden-                                     haben, das wir der Nachwelt
rechtliche Grundlage gelegt. Damit war der Weg                                   mit gutem Gewissen überlas-
für eine Moderne Melioration geebnet.                                            sen dürfen: eine erfreuliche
                                                                                 Sache für die Landwirt-
Moderne Meliorationen werden heute als multifunkti-       Hansruedi Brun         schaft, für die Reussland-
                                                          Präsident Ausfüh-
onale Projekte durchgeführt. Dies bedeutet, dass ne-                             schaft, für die Ökologie und
                                                          rungskommission
ben den landwirtschaftlichen Hauptanliegen der Zu-        Moderne Meliora-       für die gesamte Umwelt.»
sammenlegung und Arrondierung des Eigen- und              tion Sins-Reussegg

Pachtlands und dessen Neuvermessung, der Verbes-
serung der landwirtschaftlichen Strukturbauten in der   zuständigen Fachstelle des Departements Bau, Ver-
Flur, insbesondere auch Anliegen der Öffentlichkeit     kehr und Umwelt (Abteilung Landschaft und Gewäs-
und des Natur- und Landschaftsschutzes berücksich-      ser) ein Konzept zur Bewirtschaftung erarbeitet. Die
tigt werden.                                            Bewirtschaftung spielt aus naturschutzbiologischer
                                                        Sicht eine wichtige Rolle, damit das zu schnelle Auf-
Ziele                                                   wachsen eines Auenwaldes verhindert werden soll.
Die Vorplanung wurde 2001 eingeleitet und 2004 er-      Daher wurde sichergestellt, dass der grösste Teil des
folgte die öffentliche Auflage und das Mitwirkungs-     Auengebiets weiterhin als landwirtschaftliche Nutzflä-
verfahren. Mit der Gründung Bodenverbesserungsge-       che gilt. Die Flächen sind jedoch extensiv als Futter-
nossenschaft Reussegg im Jahre 2004 wurden              grünland, Streueland oder Beweidung mit robusten
folgende Ziele und Massnahmen festgelegt:               Rassen zu bewirtschaften. Die Pachtflächen in der
− Bereitstellung von 20 ha für die Auenrenaturierung    Auenregenerationszone wurden an jene Betriebe
− Arrondierung der Landwirtschaftsbetriebe              vergeben, welche sich aufgrund ihrer Ausrichtung für
− Sanierung der Hofzufahrten und Ergänzung des          die Bewirtschaftung des Auengebiets eignen. Im
  Flurwegenetzes an die heutigen Anforderungen          Rahmen der Modernen Melioration Sins-Reussegg
− Abstimmung der Neuzuteilung mit der parallel lau-
  fenden Revision des Kulturlandplans (inklusive Aus-
  scheidung Auenregenerationszone, Weilerzone,
  Pferdesportzone)
− Hochwasserschutzmassnahmen für die Landwirt-
  schaftsflächen im Sinser Schachen
− Sicherung der geeigneten Standorte für die Verle-
  gung zweier Pumpwerke im Reussegger Schachen

Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand
Die Wirtschaftsverhältnisse für die landwirtschaftli-
chen Betriebe wurde durch die Arrondierung und Ver-
besserung des Wegnetzes deutlich optimiert. Um die
optimale Pflege der Flächen in der Auenregenerations-   Moderne Melioration vereinen Massnahmen zugunsten der
zone sicherzustellen, wurde unter Federführung der      Landwirtschaft und des Naturschutzes.

                                                                                            Landwirtschaft Aktiv 2021    9
Landwirtschaft Aktiv 2021 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
wurden keine neuen Flächenentwässerungen umge-                             Mit dem Entwurf der Neuzuteilung wurden die be-
setzt. Jedoch wurden die bestehenden Drainagen kon-                        stehenden Pachtverhältnisse in die Überlegungen im
trolliert und wo notwendig verbessert. Mit der Aus-                        Hinblick auf eine optimale Arrondierung miteinbe-
scheidung des Auenschutzparks hat sich die Frage der                       zogen.
teilweise als ungenügend betrachteten Entwässerun-
gen des Talbodens im Reussegger-Schachen erübrigt.                         Finanzen
                                                                           Der Grosse Rat bewilligte am 3. Juli 2012 an die ver-
Perimeter, Wegebau und Hochwasserschutz                                    anschlagten beitragsberechtigten Kosten von rund 5,2
Die Perimeterfläche umfasst 230 ha Flur und 10 ha                          Millionen Franken einen Kantonsbeitrag von 34 % re-
Wald. Die 41 Grundeigentümerinnen und Grundeigen-                          spektive von 1,76 Millionen Franken. Mit der Schluss-
tümer besassen 129 Bewirtschaftungsparzellen, wel-                         abrechnung im 2020 beliefen sich die Gesamtkosten
che neu auf 81 reduziert werden konnten. Das Flur-                         der Modernen Melioration Sins-Reussegg auf rund 7,6
wegnetz wurde umfassend neu geplant und den                                Millionen Franken. Im Verlaufe der Planung zum Bau-
neuen Eigentums- und Bewirtschaftungsverhältnissen                         los 4 stellte sich heraus, dass es beim genehmigten
angepasst. Altrechtlich lagen die Wege häufig in pri-                      Generellen Projekt zu Mehrkosten kommen wird.
vatem Besitz. Neu sind diese in öffentliche Wegpar-                        Grund dafür waren vor allem grössere Differenzen zwi-
zellen überführt und der Gemeinde zugeteilt. Der Be-                       schen der Kostenschätzung, basierend auf Erfahrungs-
trieb und Unterhalt fällt zulasten der Gemeinde aus.                       werten aus generellen Laufmetern-, Flächen- und
Insgesamt wurden 4,7 km Mergel-, 2,3 km Belags-,                           Voluminapreisen und den Ergebnissen aus der öffent-
0,3 km Betonspur-, 2,3 km Rasen- und 1,8 km Fuss-                          lichen Submission. Der Kostenteiler ist in der folgen-
wege neu gebaut. Dagegen konnten 3,5 km Wege                               den Tabelle ersichtlich.
rückgebaut werden. Im Sinser Schachen wurde zum
Schutz des Kulturlands ein neuer Damm geschüttet.                                                                           Anteil     Beitrag
Mit der Neuzuteilung konnte neben der Sicherung der                                                                             %     Mio. Fr.
Flächen für die Auenrenaturierung für viele Betriebe                       Gemeinde                                            17          1,3

eine deutlich bessere Arrondierung erreicht werden.                        Kanton (DFR LWAG)                                   29          2,2
                                                                           Kanton (BVU ALG)                                     3          0,2
                                                                           Bund                                                34          2,6
Alter Besitzstand
                                                                           Wasserversorgung Sins                                9          0,7
                                                                           Eigentümerschaft                                     8          0,6
                                                                           Gesamtkosten                                       100          7,6

                                                                                                   Alfred Frey
                                                                                                   Strukturverbesserungen

Alter Besitzstand (links) und neuer Besitzstand (rechts). Jeweils in der
gleichen Farbe sind die Landwirtschaftlichen Nutzflächen einzelner
Betriebe dargestellt. (Quelle: Ackermann + Wernli AG)

                                                                                                                 Landwirtschaft Aktiv 2021    10
Gewässerschutz –
Die Landwirtschaft als Teil der Lösung

Ab dem Jahr 2020 wird im Rahmen der Grund-                 die Güllegrube entwässert und auf dem auch das Pflan-
kontrollen Pflanzenbau (ÖLN) und Biodiversität             zenschutzmittel-Handling und die Reinigung der Pflan-
detaillierter überprüft, ob Landwirtschaftsbe-             zenschutzgeräte stattfindet. Im vergangenen Jahr 2020
triebe die wichtigsten Anforderungen an den                wurde der Kontrollpunkt «Entwässerungsschächte auf
Gewässerschutz erfüllen. Die 13 neuen Kontroll-            der landwirtschaftlichen Nutzfläche» noch nicht über-
punkte wurden auf den ersten rund 600 Betrie-              prüft. Ein entsprechendes Merkblatt wurde erst wäh-
ben erfolgreich überprüft.                                 rend der Kontrollkampagne erarbeitet und kommt ab
                                                           dem Jahr 2021 zur Anwendung.
Parallel dazu laufen im Aargau seit 2003 die periodi-
schen Kontrollen der Hofdünger- und Entwässerungs-
anlagen nach Gewässerschutzgesetz (GSchG) wie vor-
geschrieben weiter. Damit wird deutlich, dass die
Land- und Ernährungswirtschaft im Gewässerschutz
seit bald 20 Jahren seinen Teil zur Lösung beiträgt.

Zeitpunkt und Inhalt der Kontrollen
Die neuen Grundkontrollen Gewässerschutz sind alle
vier Jahre durchzuführen, analog der Tierschutzkontrol-
len und der Kontrollen der Primärproduktion. Die Ge-
wässerschutzkontrollen werden kombiniert im Rahmen
einer ordentlichen Grundkontrolle Pflanzenbau respek-
tive Biodiversitätsförderflächen (BFF) und Landschafts-
qualität (LQ) durchgeführt. Ziel ist es, die wichtigsten
Risiken und mögliche Fehler festzustellen. Sechs Kon-
trollpunkte betreffen den baulichen Gewässerschutz,
fünf die Lagerung und Anwendungsrisiken für Pflan-
zenschutzmittel, Dünger und Treibstoffe und zwei dif-      Betankungsplatz ist undicht und zu sanieren.
fuse Eintragspfade in die Gewässer.
                                                           Nachkontrollen und Verfügungen
Kantonale Präzisierungen                                   Wird bei der Kontrolle eine nicht gewässerschutzkon-
Für die vom Bund definierten Kontrollpunkte wurden         forme Situation festgestellt, vereinbart die Kontrollor-
kantonale Anpassungen vorgenommen. Die Präzisie-           ganisation mit dem Betrieb eine Frist zur Behebung
rungen betreffen unter anderem die Laufhöfe, wonach        dieser Situation. Falls bei der Nachkontrolle die nicht
zwischen Rindvieh und Schweinen sowie den anderen          konforme Situation behoben ist, gilt die Kontrolle ohne
Tierarten unterschieden wird. Auch musste der Kont-        Sanktion bei den Direktzahlungen als abgeschlossen.
rollpunkt «Umschlag-, Wasch- und Gülleentnahme-            Ist die Situation bei der Nachkontrolle unverändert, wird
platz» aufgrund der verschiedenen Nutzungen differen-      diese als Mangel an Landwirtschaft Aargau gemeldet.
ziert und präzisiert werden. Dies weil es sich dabei auf   Die Behebung des Mangels wird mit einer erneuten
den Landwirtschaftsbetrieben nicht zwingend um den-        Fristansetzung verfügt. Wird der Mangel innerhalb die-
selben Platz handeln muss (nicht überdachter Um-           ser Frist behoben, erfolgt keine Kürzung der Direktzah-
schlagplatz für mineralische und organische Handels-       lungen. Offensichtliche und akut gewässergefährdende
dünger, Umschlagplatz für Silage und Mist, Waschplatz      Zustände werden wie bis anhin direkt durch Landwirt-
für Maschinen, Gülleentnahmeplatz). Im Optimalfall ist     schaft Aargau und unabhängig von diesen Grundkont-
es ein und derselbe befestigte und dichte Platz, der in    rollen behandelt und sanktioniert.

                                                                                                  Landwirtschaft Aktiv 2021    11
Die festgestellten nicht konformen Situationen wurden
                                                            innerhalb der von den Kontrollorganisationen gesetzten
                                                            Fristen, soweit diese schon kontrolliert werden konn-
                                                            ten, behoben. Auf die Siloballen- und Siloschlauchlage-
                                                            rung entfielen nur rund 2 % der Beanstandungen. Dies
                                                            steht in direktem Zusammenhang mit dem Zeitpunkt
                                                            der Kontrolle während der Vegetationsperiode. Unsere
                                                            Erfahrungen aus dem Winterhalbjahr zeigen hierzu
                                                            Handlungsbedarf.

                                                            Kontrollpunkt «Entwässerungsschächte auf der
                                                            landwirtschaftlichen Nutzfläche»
                                                            Entwässerungs-, Einlauf- und Kontrollschächte im Kul-
                                                            turland sind Kurzschlüsse zu Gewässern und werden
                                                            neu ab der Kontrollperiode 2021 ebenfalls beurteilt. Das
                                                            Merkblatt «Entwässerungsschächte auf der landwirt-
                                                            schaftlichen Nutzfläche» zeigt auf, wie Einträge von
                                                            Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in Oberflächen-
Ölfässer mit fehlender Rückhaltevorrichtung (zum Beispiel
                                                            gewässer via Drainagen oder Feldweg- und Strassen-
Auffangwanne).                                              entwässerungen verhindert werden sollen. Anhand ei-
                                                            nes Beurteilungsschemas lässt sich der Handlungsbedarf
Erste Zwischenbilanz                                        ableiten. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind die Zu-
Im vergangenen ersten Kontrolljahr wurden auf rund          ständigkeiten der verschiedenen Akteure im Merkblatt
40 % der kontrollierten Betriebe unter anderem in den       beschrieben und in vielen Fällen abhängig vom Budge-
nachfolgenden Themenbereichen Beanstandungen zu-            tierungsprozess auf Gemeindeebene. Die Kontrollen
rückgemeldet.                                               werden mit angemessen angesetzten Fristen diesem
                                                            Umstand Rechnung tragen. Zwischenzeitlich sind
                  8%                                        Landwirtschaftsbetriebe weiter angehalten, die Bewirt-
             4%                                             schaftung eigenverantwortlich wahrzunehmen und wo
        4%                                                  nötig situationsbedingt anzupassen.
   7%                                36%

  10%

                   31%

                                                                                Stefan Gebert
  Fehlende Rückhaltevorrichtungen bei der Lagerung von                          Ressourcenschutz
  Treibstoffen, Fetten und Motorenöl
  Betankungsplatz undicht oder nicht konform entwässert
  Maschinenwaschplatz ist sanierungsbedürftig
  Spritzenwasch- und/oder Befüllplatz entspricht nicht
  den Vorschriften
  Lagerung Pflanzenschutzmittel nicht konform
  Laufhof mit baulichen Mängeln
  Übrige Beanstandungen

                                                                                           Landwirtschaft Aktiv 2021    12
Zunahme der Flächen mit Herbizidverzicht

Gemäss dem Nationalen Aktionsplan Pflanzen-
schutzmittel soll der Herbizideinsatz reduziert             Meine Meinung
werden. Die Direktzahlungsverordnung (DZV)
bietet verschiedene Ressourceneffizienzbeiträge                                  «Mit der richtigen Technik
(REB), welche die Reduktion von Herbiziden                                       und etwas Wetterglück ist
dort fördern, wo es die Landwirtinnen und Land-                                  der Teilverzicht von Herbizid
wirte für möglich und sinnvoll halten.                                           im Maisanbau sinnvoll und
                                                                                 durchaus gut machbar.»
Zwischen 2014 und 2019 wurde die DZV etappenwei-
se mit verschiedenen REB ergänzt, welche die Reduk-         Felix Enzler
                                                            Landwirt, Geltwil
tion von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere Herbizi-
den, fördern.

                                                          3. Beitrag Reduktion von Herbiziden im Rebbau
Beteiligung an REB steigt trotz
                                                             Fr. 200.– bei Teilverzicht (maximal 50 cm breit
anspruchsvoller Umsetzung
                                                             Blattherbizid unter dem Stock) oder Fr. 600.– bei
Die Beteiligung an den verschiedenen Beitragspro-
                                                             Vollverzicht. Im Aargau wurde diese Massnahme
grammen hat seit ihrer Einführung langsam aber kon-
                                                             im Jahr 2020 auf 113 ha umgesetzt.
tinuierlich zugenommen. Dabei ist zu berücksichtigen,
dass eine solche Umstellung nicht immer sofort und        4. Beitrag Reduktion von Herbiziden
über den ganzen Betrieb vollzogen werden kann und            im Zuckerrübenanbau
auch Witterungseinflüsse und Bodenbeschaffenheit             Fr. 200.– bei mechanischer Unkrautbekämpfung
die Möglichkeiten mitbestimmen und beschränken.              ab 4-Blatt-Stadium oder Fr. 400.– bei mechanischer
Nicht alles ist überall möglich und sinnvoll, es können      Unkrautbekämpfung ab Saat oder Fr. 800.– bei voll-
Zielkonflikte bestehen! Anpassungen an die Mechani-          ständigem Herbizidverzicht. Im Aargau wurde die-
sierung, die Fruchtfolge oder die Arbeitsabläufe sind        se Massnahme im Jahr 2020 auf 62 ha umgesetzt.
notwendig. Nicht zuletzt muss der Landwirt oder die
                                                          5. Beitrag Reduktion von Herbiziden
Landwirtin Erfahrungen mit den Möglichkeiten, Chan-
                                                             auf der offenen Ackerfläche
cen und Risiken sammeln. Ein schrittweises Herantas-
                                                             Fr. 250.– bei Vollverzicht oder Teilverzicht (Bandbe-
ten ist also durchaus sinnvoll.
                                                             handlung) ab Saat bis Ernte. Im Aargau wurde die-
                                                             se Massnahme im Jahr 2020 auf 471 ha um-
Die verschiedenen Möglichkeiten
                                                             gesetzt.
Landwirtinnen und Landwirte, welche den reduzierten
Herbizideinsatz umsetzen, werden mit folgenden Bei-
                                                             Von den obenstehend aufgeführten Beitragsarten
trägen unterstützt (Fr. / ha / Jahr):
                                                             2 bis 5 sind übrigens Bioflächen ausgeschlossen.
1. Beitrag Schonende Bodenbearbeitung                        Auf den Biobetrieben werden also weitere 2'400
   mit Herbizidverzicht                                      Hektar offene Ackerflächen und Spezialkulturen
   Fr. 200.– bei vollständigem Herbizidverzicht ab           ohne Herbizideinsatz bewirtschaftet.
   Ernte Vorkultur bis Ernte Hauptkultur. Im Aargau
   wurde diese Massnahme im Jahr 2020 auf 700 ha
   umgesetzt.

2. Beitrag Reduktion von Herbiziden im Obstbau
   Fr. 200.– bei Teilverzicht (maximal 1x Blattherbizid
   unter Bäumen) oder Fr. 600.– bei Vollverzicht. Im
   Aargau wurde diese Massnahme im Jahr 2020 auf                                Agnieszka Wroblewska Basler
   17 ha umgesetzt.                                                             Direktzahlungen

                                                                                            Landwirtschaft Aktiv 2021    13
Sachplan Fruchtfolgeflächen:
Auswirkungen und Handlungsbedarf

Angepasst an die aktuellen Herausforderungen                 raumwirksamen Tätigkeiten Kulturland beanspruchen.
hiess der Bundesrat am 8. Mai 2020 den über-                 Der Schutz der FFF ist sowohl im Planungsverfahren
arbeiteten Sachplan Fruchtfolgeflächen (SP FFF)              (Richt- und Nutzungsplanung) als auch im Baubewilli-
samt dazugehöriger Vollzugshilfe gut. Gleich-                gungsverfahren zu beachten.
zeitig wurden die Bodenstrategie Schweiz
und das nationale Kompetenzzentrum Boden                     Ziele, Festlegungen und Grundsätze
genehmigt. Die Umsetzung des SP FFF führt                    Der neue SP FFF legt den Mindestumfang der FFF in
dazu, dass im Kanton Aargau neue Bodendaten                  der Schweiz und deren Aufteilung auf die Kantone
erhoben und eine Kompensationsregelung für                   fest. Er ist unterteilt in Ziele, Festlegungen und Grund-
FFF eingeführt werden muss.                                  sätze:

Den ersten SP FFF verabschiedete der Bundesrat 1992          − Das Ziel beinhaltet die Sicherung der besten Land-
mit dem Ziel, die Fruchtfolgeflächen in der Schweiz zu         wirtschaftsböden in der Schweiz in ihrer Qualität
schützen und zu erhalten. Landwirtschaftlich nutzba-           und Quantität.
rer Boden (Kulturland) ist eine unserer wichtigsten Le-      − In der Festlegung wird der Mindestumfang an FFF
bensgrundlagen. Es ist ein unvermehrbares Gut, zu              festgelegt. Dieser wird gegenüber 1992 unverändert
dem Sorge getragen werden muss. Das gilt ganz be-              beibehalten und beträgt für die ganze Schweiz
sonders für die FFF, die ertragsreichsten Teile des Kul-       438'460 ha. Der Mindestumfang für den Kanton
turlands. Die Forderung nach einem schonungsvollen             Aargau beträgt unverändert 40‘000 ha FFF. Dieser
Umgang mit FFF richtet sich an Bund, Kanton, Bezirke,          Wert wird aktuell noch erreicht.
Gemeinden und Private, wenn sie im Rahmen von                − Die Grundsätze im SP FFF werden in 7 Gruppen
                                                               unterteilt:
                                                               1. Langfristige Sicherung der FFF
                                                               2. FFF-Inventare, Erhebung und FFF-Qualitäts-
                                                                  kriterien
                                                               3. Kompensation von FFF
                                                               4. Umgang mit FFF bei der Realisierung von
                                                                  Bundesvorhaben
                                                               5. Beobachtung der Entwicklung des
                                                                  FFF-Bestands
                                                               6. Berichterstattung an die Abteilung
                                                                  Raumentwicklung (ARE) und Prüfung
                                                                  der FFF-Inventare
                                                               7. Spezialfälle

                                                             Handlungsbedarf
                                                             Zentrale Forderungen des neuen SP FFF sind die Er-
                                                             haltung der FFF. Damit diese bestimmt werden kön-
                                                             nen, sind verlässliche Bodendaten unerlässlich. Wenn
                                                             diese fehlen, ist der betroffene Kanton angehalten,
                                                             eine Kompensationsregelung für FFF einzuführen. Dies
                                                             trifft auch für den Kanton Aargau zu. Ohne Kompen-
                                                             sationsmassnahmen würde das kantonale Kontingent
                                                             von 40'000 ha FFF im Aargau bei gleichbleibendem
Bodenprofil eines FFF-Bodens. Ober- und Unterboden, sowie
                                                             FFF-Verbrauch in absehbarer Zeit unterschritten. Da-
Muttergestein sind ausgeprägt sichtbar. (Quelle: myx GmbH)   durch wäre die langfristige Sicherung der FFF nicht

                                                                                            Landwirtschaft Aktiv 2021    14
mehr gewährleistet. Die Kompensation von FFF wird       Fazit
deshalb im neuen SP FFF auf allen Stufen gefordert.     FFF müssen künftig mittels Interessenabwägung und
Es wird den Kantonen überlassen, festzulegen, in wel-   Standortevaluationen besser, aber auch aufwendiger
chen Fällen ein FFF-Verbrauch kompensiert werden        geschützt werden. Es liegt auch im Interesse der Land-
muss. Mit einer Absichtserklärung zur grundsätzlichen   und Ernährungswirtschaft, unsere besten Böden kon-
Kompensation von FFF bei Bundesvorhaben hat sich        sequent zu schützen und zu erhalten. Der Kanton
der Bund bereits verpflichtet, bei Bundesbauten bean-   Aargau und der Bund müssen die notwendigen Res-
spruchte FFF zu kompensieren.                           sourcen zur Verfügung stellen, um die Forderungen
                                                        des SP FFF umsetzen zu können (vor allem Kompen-
Konsequenzen                                            sationsregelungen, Schutz, und Erhebung von FFF).
Das Kantonsgebiet des Aargaus muss neu kartiert         Für eine konsequente Umsetzung des SP FFF sind ver-
werden. Gemäss zuständiger Fachstelle kann davon        lässliche Bodendaten und somit Bodenkartierungen
ausgegangen werden, dass für rund einen Drittel der     im gesamten Kantonsgebiet unerlässlich.
Böden im Kanton Aargau zumindest teilweise Boden-
daten bestehen. Die Kartierung aller Böden im Kanton
Aargau ist aufwendig und wird einige Zeit in Anspruch
nehmen. Da im Kanton Aargau das Inventar FFF noch
nicht auf verlässlichen Bodendaten beruht, muss ge-
mäss SP FFF eine Kompensationsregelung mindes-
tens auf Stufe Richtplan eingeführt werden. Als Kom-
pensation gelten:                                                          Peter Hänzi
                                                                           Baugesuche und Raumplanung

− Kompensation durch Rückzonung: FFF innerhalb der
  Bauzone werden in die Landwirtschaftszone rück-
  gezont.
− Kompensation durch Neukartierung: Neukartierung
  von Böden, welche bisher nicht im Inventar der FFF
  aufgenommen wurden, aber die Qualitätskriterien
  einer FFF erreichen. Diese Flächen müssten durch
  Bodenkartierungen erhoben werden.
− Kompensation durch Aufwertung: Aufwertung an-
  thropogen veränderter Flächen. Die Aufwertungs-
  flächen müssen bekannt sein. Eine entsprechende
  Karte mit bekannten anthropogen veränderten Bö-
  den ist im Kanton Aargau vorhanden. Die Flächen
  müssen bezüglich Grösse oder Lage den Anforde-
  rungen des SP FFF genügen. Eine Aufwertung von
  anthropogen unveränderten Böden ist nicht zulässig.

Der Kanton muss zudem den Bund bei der Kompen-
sation von FFF unterstützen und Kompensationsflä-
chen zur Verfügung stellen. Ansonsten ist der Bund
befugt, auf eine Kompensation zu verzichten und es
droht damit ein Verlust an FFF.

                                                                                         Landwirtschaft Aktiv 2021    15
Was gilt das Landwirtschaftsland?

Landwirtschaft Aargau hat die bezahlten Preise               Das BGBB als Richtschnur
für Landwirtschaftsland der letzten fünf Jahre               Das Bundesgesetz über das bäuerliche Bodenrecht
ausgewertet. Die Ergebnisse aus rund 1'600                   (BGBB) vom 4. Oktober 1991 verlangt eine Preiskon-
Verkäufen zeigen, dass die Werte in den letzten              trolle beim Verkauf von landwirtschaftlichen Grund-
10 bis 15 Jahren stabil geblieben sind. Die Resul-           stücken und Gewerben ausserhalb der Verwandtschaft.
tate sind nach Regionen und in Abhängigkeit der              Massstab sind die Preise vergleichbarer Objekte, wel-
Bonität zusammengestellt.                                    che in der entsprechenden Gegend in den letzten fünf
                                                             Jahren bezahlt wurden. Deshalb führt Landwirtschaft
Die Bodenpreisauswertung ist auf der Webseite des            Aargau seit diesem Datum eine Preisstatistik der ge-
Kantons Aargau abrufbar: ag.ch/landwirtschaft > Bo-          handelten landwirtschaftlichen Grundstücke im Aargau.
den- & Pachtrecht>Bodenrecht > Landkauf/-verkauf >           Das BGBB sieht vor, zum Vergleichspreis einen Zu-
Mehr zum Thema. Sie soll einer breiten Bevölkerungs-         schlag von 5 bis 15 % (je nach Arrondierung) zu schla-
schicht als Einschätzung dienen, welchen Wert das            gen, was im Ergebnis zum Höchstpreis führt.
Landwirtschaftsland hat. Darin werden die Grund-
stücke in drei Kategorien (gut, mittel, schlecht) mit ent-   Auf die Bodenproben kommts an
sprechenden Wertangaben geführt. Sie ist aber auch           Für die Vergleichbarkeit dienen die bereinigten Boden-
Grundlage für den versierten Schätzungsexperten, um          punkte gemäss Anleitung zur Schätzung des landwirt-
mit dem ausgewiesenen Verkehrswertfaktor (Rp./Bo-            schaftlichen Ertragswerts. Damit die Unterschiede
denpunkt) die Bewertung von landwirtschaftlichen             transparent dargestellt werden können, erfolgt diese
Grundstücken vorzunehmen.                                    Beurteilung nach wie vor anhand der Anleitung aus dem

Die Bodenqualität bestimmt den Bodenpreis.

                                                                                          Landwirtschaft Aktiv 2021    16
Jahre 1995, welche die verschiedenen agronomischen       Meine Meinung
Faktoren detailliert berücksichtigt und bewertet. Aus
den Angaben Preis / m2 und Bodenpunkte wird der Ver-                        «Die Bestimmung von
kehrswertfaktor abgeleitet. Dieser besagt, was in der                       Verkehrswerten ist für die
betroffenen Gegend pro Bodenpunkt und m2 bezahlt                            Person, welche die Bewer-
wird. Mit diesem Instrument kann für jedes Grundstück                       tung ausführt, immer eine
der Verkehrswert bestimmt werden. Es kann festgestellt                      Herausforderung. Die
werden, dass über das ganze Kantonsgebiet zum Teil                          Interessen von Verkäufer
erhebliche Preisunterschiede vorliegen. Deshalb ist es   Martin             und Käufer liegen naturge-
wichtig zu wissen, wo das Grundstück liegt und welche    Goldenberger       mäss nicht auf der gleichen
                                                         Leiter Agriexpert
Bonität der Parzelle zugewiesen werden kann.                                Linie, haben aber die Bewer-
                                                                            tungsperson grundsätzlich
Verkäufe sind stabil                                     nicht zu interessieren. Gefragt ist einzig die
Der flächenmässige Umfang des Verkaufs ausserhalb        Ermittlung des korrekten Verkehrswertes. Das
der Verwandtschaft umfasst bei den Grundstücken          Niveau des Verkehrswertes ergibt sich aus
über 25 Aren jährlich rund 300 bis 400 ha und ist über   dem Vergleich effektiv getätigter Verkäufe
die Jahre stabil geblieben. Insbesondere in der Start-   unter Drittpersonen und nicht dem Bauchge-
phase des BGBB von 1994 bis 2000 konnte ein mar-         fühl der Bewertungsperson oder des Verkäu-
kanter Preisrückgang festgestellt werden. So wurden      fers/Käufers. Das grundsätzliche Preisniveau
Anfang 1990 in vielen Gebieten Preise zwischen Fr.       legen die Landwirte mit Ihren Käufen somit
20.– und Fr. 50.– / m2 bezahlt. Bis zum Jahrtausend-     selber fest. Landwirtschaft Aargau hat mit
wechsel haben sich diese Werte aber markant ge-          der neu vorliegenden Bodenpreisauswertung
senkt.                                                   eine hervorragende Grundlage für die Praxis
                                                         geschaffen, damit eine allseits faire Verkehrs-
                                                         wertbestimmung erfolgen kann.»

                   Felix Peter
                   Bodenrecht / Pachtrecht

                                                                                   Landwirtschaft Aktiv 2021    17
Am Puls des landwirtschaftlichen
Bodenmarkts 2020

Landwirtschaft Aargau hat im Jahr 2020 als                           Ort nötig. Für den Höchstpreis darf zum Verkehrswert
kantonale Bewilligungsbehörde 1'313 Boden-                           ein Zuschlag von 5 bis 15 % gemacht werden, je nach
und 139 Pachtrechtsgesuche bearbeitet.                               Arrondierungsverhältnisse des Käufers. Ein Zuschlag
                                                                     von 5 % darf in jedem Fall gemacht werden, ein höhe-
Landhandel                                                           rer Zuschlag wird durch Landwirtschaft Aargau be-
Im Jahr 2020 wurden rund 356 ha landwirtschaftliche                  stimmt.
Flächen und neun landwirtschaftliche Gewerbe ausser-
halb der Verwandtschaft veräussert. Die Anzahl Hand-                 Pachtgeschäfte
änderungen ist gegenüber dem Vorjahr gleichgeblie-                   Die Pachtgeschäfte haben im Jahr 2020 leicht zuge-
ben, insgesamt ist sie aber in den letzten fünf Jahren               nommen, besonders im Bereich der verkürzten Pacht-
gestiegen. Immer mehr Eigentümerinnen und Eigentü-                   dauer. Der Kanton Aargau verpachtet oftmals seine
mer verlieren den emotionalen Bezug zu ihren Grund-                  Landreserven in Form von verkürzten Pachtdauern,
stücken und verkaufen sie daher, in den meisten Fällen               damit bei Bedarf das Land als Realersatz eingesetzt
an den aktuellen Pächter oder die aktuelle Pächterin.                werden kann. Auch Gemeinden stellen Gesuche für
                                                                     verkürzte Pachtdauern. Dies, wenn neue Pachtverträge
Landpreise                                                           wegen einer Betriebsaufgabe oder Pensionierung ver-
Für landwirtschaftliche Grundstücke wurden im ver-                   einbart werden, damit der Rhythmus aller Pachtverträ-
gangenen Jahr Fr. 2.50 bis Fr. 13.– / m2 bezahlt. Durch-             ge der Gemeinde gleichbleibt.
schnittlich lag der Kaufpreis bei Fr. 6.37 / m2. Die Kauf-
preise variieren zwischen einem Vorzugspreis, dem
Verkehrswert und dem Höchstpreis. Nicht in jedem Fall
wird der Höchstpreis als Kaufpreis eingesetzt.

Gesetzlicher Höchstpreis
Zur Bestimmung des gesetzlichen Höchstpreises ist                                         Daniela Meier
eine Besichtigung und Bewertung des Grundstücks vor                                       Bodenrecht / Pachtrecht

 Bodenrecht                                                                                    2020                             2019

                                                                             Anzahl   LN ha    Preis*    Anzahl     LN ha      Preis*
 Geschäfte                                                                    1'313                       1’298
 Erworbene Grundstücke (landwirtschaftliche Grundstücke inklusive Gebäude)     265     356     43,99        265        355      34,65
 Erworbene Gewerbe                                                               9     106     15,57         12        182      20,15
 Entlassungen aus BGBB                                                          88                           77
 Zerstückelungen                                                               133                          136
 Pfandverträge genehmigt                                                       279                          263
 Belastungsgrenzen festgelegt                                                   99                           98
 Beschwerden                                                                     2                            2
*in Millionen Franken

 Pachtrecht                                                                                    2020                             2019
                                                                                              Anzahl                          Anzahl
 Geschäfte                                                                                       139                              131
 Bewilligte verkürzte Pachtdauer                                                                  110                              83
 Genehmigte Pachtzinse (landwirtschaftliche Gewerbe)                                               13                              12
 Parzellenweise Verpachtung                                                                        18                              13

 Beschwerden                                                                                        0                               0

Statistik Landwirtschaft Aargau: Auswertung Jahre 2019 und 2020.

                                                                                                        Landwirtschaft Aktiv 2021    18
Corona und digitale Frischzellenkur

Das Jahr 2020 war wohl das Aussergewöhn-                           nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln
lichste während meiner bisherigen Zeit an der                      gesetzt sowie ein Betriebscheck mit 15 definierten
Liebegg. Obwohl Virenepidemien in der Land-                        Analyse- und Beratungsmodulen entwickelt. Insge-
wirtschaft kein neues Phänomen darstellen und                      samt hat die Wissensvermittlung in die systemrelevan-
die Thematik relevanter Bestandteil des Lehr-                      te Landwirtschaft auch unter Krisenbedingungen gut
plans für angehende Landwirte und Landwirtin-                      funktioniert.
nen ist, hat uns die Covid-19-Pandemie ziemlich
überrumpelt und gefordert.                                         Digitale Frischzellenkur
                                                                   Corona hat der Digitalisierung eine wahre Frischzellen-
                                                                   kur verpasst. Seit dem Schulstart im August 2020 brin-
                                                                   gen alle Lernenden ihr eigenes mobiles Gerät in den
                                                                   Unterricht mit und die Software Microsoft Office 365
                                                                   Teams (MS Teams) bietet die technischen Vorausset-
                                                                   zungen für einen problemlosen Fernunterricht. Ebenso
                                                                   können Weiterbildungskurse seit dem Sommer 2020
                                                                   relativ mühelos online durchgeführt werden. Eine we-
                                                                   sentliche Erkenntnis ist aber auch, dass trotz neuen
                                                                   digitalen Möglichkeiten der Präsenzunterricht und die
                                                                   Präsenzveranstaltungen in einem praxisorientierten
                                                                   Berufsumfeld wie der Land- und Hauswirtschaft wich-
                                                                   tig bleiben. Lernende und Kursteilnehmende haben
                                                                   den Stellenwert von persönlichen Kontakten und Be-
                                                                   gegnungen unter Corona neu schätzen gelernt. Die
                                                                   Zukunft gehört trotz grossen Fortschritten nicht nur
                                                                   der vorbehaltlosen Digitalisierung. Vielmehr müssen
Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg ist das Kompetenzzentrum
für Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung im Aargau.        wir bei jeder Veranstaltung abwägen, welche Ange-
                                                                   botsform den Lernenden und den Kunden und Kundin-
Niemand hätte es für möglich gehalten, dass die Schu-              nen den grössten Nutzen bringt. In diesem Sinn neh-
len praktisch ohne Vorlaufzeit am 16. März 2020 ge-                men wir das Jahr 2020 als lehrreiche Erfahrung mit auf
schlossen und die Lernenden in den Fernunterricht                  den Weg in ein hoffentlich beständigeres 2021 mit vie-
verbannt werden müssen. Die Kommunikation gegen-                   len spannenden Präsenzveranstaltungen und echten
über den verschiedenen Kundengruppen, den Lernen-                  Begegnungen.
den und den Mitarbeitenden war anspruchsvoll, rück-
blickend aber erfolgreich. Immerhin waren alle invol-
vierten Personen während den unterschiedlichen
Krisenphasen stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Leistungen für systemrelevante Landwirtschaft
Die Liebegger Leistungskennzahlen des Aufgaben- und
                                                                                      Hansruedi Häfliger
Finanzplans konnten im Corona-Jahr 2020 auf konstan-                                  Direktor Landwirtschaftliches
tem Niveau gehalten oder teilweise sogar übertroffen                                  Zentrum Liebegg

werden. Einzig die Anzahl durchgeführter Weiterbil-
dungsanlässe blieb aufgrund der coronabedingten Ein-
schränkungen etwa 20 % unter dem Budgetwert. Er-
gänzend zum Tagesgeschäft wurden im Geschäftsjahr
ein Massnahmenschwerpunkt zur Risikoreduktion und

                                                                                                   Landwirtschaft Aktiv 2021    19
Vom Feld auf den Bildschirm –
Digitale Feldtage in Kölliken

Praxisnah und innovativ: So präsentierten sich                        Meine Meinung
die digitalen Feldtage in Kölliken im Juni 2020.
Coronabedingt fand der Anlass nicht wie ge-                                                «Die Absage der Feldtage
plant als dreitägiger Event mit bis zu 7'000                                               2020 in ihrer geplanten Form
Besucherinnen und Besuchern statt, sondern                                                 schmerzte mich persönlich,
als digitale Veranstaltung mit Livestreams und                                             da wir viel Arbeit in die
Online-Versuchsbesichtigungen.                                                             Vorbereitungen investiert
                                                                                           hatten. Schon 2018 wurden
Die Feldtage in Kölliken gelten als eines der Highlights                                   auf dem Feldtaggelände die
                                                                      Hans Hirschi
in der Flurbegehungs-Saison. Auf dem 14 ha grossen                    OK-Präsident der
                                                                                           ersten Futterbauversuche
Feldtaggelände sind üblicherweise Praxisversuche                      Feldtage in Kölliken angelegt. Es gelang uns
aus Acker- und Futterbau zu begutachten, Sponsoren                                         aber, alle Versuche auszu-
präsentieren ihre neusten Produkte und ein reichhal-                  werten. Die digitale Umsetzung der Feldtage
tiges Verpflegungsangebot sorgt für das leibliche                     finde ich gut gelungen, aber ein digitales
Wohl der zahlreichen Besucherinnen und Besucher.                      Angebot kann die «echten» Feldtage nicht
Die Feldtage dienen als Plattform, um sich weiterzu-                  ersetzen. Die Feldtage leben von den persönli-
bilden, fachlich auszutauschen oder Kontakte zu pfle-                 chen Kontakten, dem fachlichen Austausch
gen. Aufgrund der Covid-19-Pandemie war bald ein-                     und nicht zuletzt auch vom gemütlichen
mal klar, dass eine planmässige Durchführung der                      Beisammensein.»
Feldtage 2020 nicht möglich sein würde.

                                                                     Vor- und Nachteile einer digitalen Durchführung stets
                                                                     mit Bedacht abzuwägen. Auf Online-Angebote kann
                                                                     mehrmals sowie ort- und zeitunabhängig zugegriffen
                                                                     werden. Hingegen fehlen der persönliche Kontakt,
                                                                     das unmittelbare Feedback und die Möglichkeit, Fra-
                                                                     gen direkt zu beantworten.

                                                                     Digital ist kein vollständiger Ersatz
                                                                     Die Feldtage digital durchzuführen, erwies sich als
                                                                     gute und pragmatische Lösung. Erfahrungen und ak-
                                                                     tuelle Erkenntnisse konnten so trotz Einschränkungen
                                                                     weitergegeben werden. Eine Durchführung vor Ort
Herausforderungen auf dem Feld-Filmstudio: Trotz einem Zelt wurden
die Filmaufnahmen durch Wind und Sonne erschwert.                    lässt sich dadurch aber nicht eins-zu-eins ersetzen.
                                                                     Trotzdem sollen auch in Zukunft digitale Elemente
Absage stand nicht zur Diskussion                                    eingesetzt werden, sei es als abrufbare Livestreams
Nun waren Flexibilität, technisches Know-how und                     oder für die Übermittlung weiterführender Informati-
Einfallsreichtum gefragt, denn eine Absage kam nicht                 onen.
in Frage. Die Lösung fand sich in Form digitaler
Angebote wie aufgezeichneten Livestreams oder
Online-Versuchsbesichtigungen. Die konkrete Umset-
zung war mit einem Mehraufwand bezüglich
technischer Ausrüstung, Infrastruktur und Personal
verbunden. Für den OK-Präsidenten Hans Hirschi ein
lohnenswerter Effort, konnten doch digital deutlich                                    Tilika Chamberlin
mehr Personen erreicht werden. Trotzdem galt es die                                    Feldbau

                                                                                                   Landwirtschaft Aktiv 2021    20
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