Landwirtschaft Aktiv 2021 - Landwirtschaft Aargau - Kanton Aargau
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Inhalt Vorwort Regierungsrat Dr. Markus Dieth Herausforderung angenommen! 3 Editorial Abteilungsleiter Matthias Müller Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein. 4 LWAG Aarau 5 Landwirtschaft im Aargau 5 Direktzahlungen und Beiträge 2020 6 Moderne Melioration Sins-Reussegg – ein Vorzeigeprojekt 9 Gewässerschutz – Die Landwirtschaft als Teil der Lösung 11 Zunahme der Flächen mit Herbizidverzicht 13 Sachplan Fruchtfolgeflächen: Auswirkungen und Handlungsbedarf 14 Was gilt das Landwirtschaftsland? 16 Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2020 18 LWAG Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg 19 Corona und digitale Frischzellenkur 19 Vom Feld auf den Bildschirm – Digitale Feldtage in Kölliken 20 Herausforderung biologischer Rebbau 21 Den Blick schärfen für Verbesserungen – Liebegger BetriebsCHECK 23 Den Stall aus Sicht der Kuh wahrnehmen 26 Aargauer Braugerste 27 Was das Silicon Valley, Woodstock und die Liebegg gemeinsam haben 28 Smart und digital unterwegs an der Liebegg 31 Geordnete Wildheit – Gärten und Hofareale für Wildbienen 33 Landwirtschaft Aktiv 2021 Herausgeber Redaktionelle Verantwortung Departement Finanzen und Ressourcen Thomas Diriwächter Landwirtschaft Aargau Gestaltung /Produktion Matthias Müller, Abteilungsleiter wbf.n, Baden/Würenlingen Tellistrasse 67, 5001 Aarau landwirtschaft.aargau@ag.ch Copyright www.ag.ch / landwirtschaft © 2021 Kanton Aargau
Herausforderung angenommen! Innerhalb weniger Wochen hat COVID-19 das Leben von Millionen Menschen rund um den Globus auf den Kopf gestellt. Mit grosser Flexibilität und Anpassungsbereitschaft reagierte die Aargauer Landwirtschaft darauf. Sei es bei der Rekrutierung von fehlenden ausländischen Arbeitskräften im Lockdown, der hohen Marktdyna- mik oder der Bewirtschaftung von alternativen Absatzkanälen. Diese Haltung ist vorbildlich und für den Umgang mit den aktuellen Herausforderungen entscheidend. Herausforderung Agrarinitiativen Am 13. Juni 2021 entscheiden Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die Trinkwasser- und Pestizid-Initiative. Für unseren Aargau haben beide Regierungsrat Initiativen eine grosse Relevanz: Dr. Markus Dieth Vorsteher Departement Finanzen − Der Kanton Aargau gehört zu den grössten Agrarkantonen der Schweiz. und Ressourcen − 43 % der Fläche des Kantons Aargau sind landwirtschaftliche Nutz- flächen. Davon sind über 40'000 ha besonders wertvolle Fruchtfolge- flächen (FFF). − Spezialkulturen wie Gemüse, Wein und Obst sind wichtige Betriebszweige in der Aargauer Land- und Ernährungswirtschaft. Der Regierungsrat des Kantons Aargau anerkennt die wichtigen An- liegen der Initiativen. Er ist der Ansicht, dass mit den bestehenden Instrumenten wie dem Nationalen Aktionsplan PSM (NAP), der Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR), der Klimastrategie und dem Aktionsplan Biodiversität die gesetzlichen Ziele erreicht werden. Der Regierungsrat des Kantons Aargau steht hinter der Land- und Ernährungswirtschaft, will die Landwirtschaft weiterentwickeln und lehnt die übers Ziel hinausgehenden und für die Ernährungssicher- heit schädlichen Initiativen ab. Herausforderung zukünftige Ausrichtung der der Agrarpolitik Die Sistierung der AP22+ bietet mit dem gleichzeitig vom Ständerat beschlossenen Postulat die Möglichkeit, wichtige grundsätzliche Fragen zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik zu klären. Insbesondere soll die einseitig auf die Landwirtschaftsbetriebe fokussierte Agrarpolitik zu einer glaubwürdigen Ernährungspolitik weiterentwickelt werden. Als Landwirt- schaftsdirektor des Kantons Aargau ist es mir ein Anliegen, dass die Agrarpolitik des Bundes praxistauglich ist und sowohl die Bedürfnisse von Ihnen, geschätzte Landwirtinnen und Landwirte, und auch die Anliegen der Bevölkerung berücksichtigt. In diesem Kontext bin ich überzeugt, dass der Klimawandel für die Landwirtschaft eine grosse Chance ist. Über den Kohlenstoffspeicher Boden oder erneuerbare Energien leistet die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Zugleich bedeuten regional produzierte Lebensmittel kürzere Transportwege und damit weniger CO2-Ausstoss. Und das Wichtigste ist, die damit zusammenhängende Wertschöpfung bleibt langfristig in der Region. Dafür mache ich mich stark! Landwirtschaft Aktiv 2021 3
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein. Innovation ist ein zentraler Faktor in der Weiterentwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft. Mit neuen, praxisnahen Ideen werden Arbeitsabläufe optimiert, finanzielle Ressourcen geschont und die Auswirkungen auf die Umwelt reduziert. Mit den Open Farming Hackdays haben wir im Jahr 2020 ein tolles Werkzeug initiiert, das nah an der Praxis ist und Innovation schafft. Reiche Ernte 2020 Der Start in das Landwirtschaftsjahr 2020 war geprägt von häufigem Schönwetter mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen. In den wichti- gen Sommermonaten konnten die Kulturen dank ausreichend und gut verteilten Niederschlägen optimal gedeihen. Dies wiederspiegelt sich Matthias Müller auch in den beachtlichen Erträgen im Pflanzenbau im vergangenen Jahr. Leiter Landwirtschaft Aargau (LWAG) Auf dem Fleisch- und Milchmarkt entspannte sich die Situation weiter. Im Weinbau stimmen Menge und Qualität der Ernte der vergangenen Saison. Schwierigkeiten bereitet nach wie vor der Absatzkanal Gastrono- mie. Dahingegen profitierten direktvermarktende Betriebe von einer guten Nachfrage. Standortangepasste Landwirtschaft zum Schutz des Klimas Zentral ist die Botschaft, dass die Aargauer Land- und Ernährungswirt- schaft über einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Boden, erneuerbare Energien und eine standortangepasste Produktion Teil der Lösung in der Klimafrage ist. Auf Ihren Betrieben haben Sie, geschätzte Landwirtinnen und Landwirte, ein grosses Potenzial, Kohlenstoff durch Humusaufbau auf Ihrer Landwirtschaftlichen Nutzfläche zu binden. Weiter können Sie mit der Produktion von erneuerbarer Energien wie Biogas, Biomasse oder Photovoltaik auf den Dachflächen und Fassaden der Ökonomiegebäude dem Klimawandel aktiv entgegentreten. Vergessen Sie nicht, davon zu erzählen. Ganz nach dem Motto: Tue Gutes und erzähl davon. Das ist beste Werbung für eine nachhaltig und regional produ- zierende Land- und Ernährungswirtschaft. Klimaschutz und Wertschöp- fung in der Region gehen damit Hand in Hand. Innovationskraft nutzen Am Anfang jeder Innovation stehen Menschen mit ihrer Motivation, ihrem Fachwissen sowie einem Umfeld, in dem sie sich entfalten können. Ein solches Umfeld schufen wir an den ersten Open Farming Hackdays am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg im Herbst 2020. Ich freue mich besonders, dass einige Projekte in Umsetzung sind. Beispielsweise wird eine spezielle App für das Handy programmiert, welche Trockenstress- situation frühzeitig erkennt und Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern eine Hilfestellung gibt, wann der optimale Bewässerungszeitpunkt ist. Den Erfolg der ersten Durchführung werden wir wiederholen. Aus diesem Grund finden am 3. bis 4. September 2021 die nächsten Open Farming Hackdays statt. Zur Teilnahme sind Sie herzlich eingeladen. Landwirtschaft Aktiv 2021 4
Landwirtschaft im Aargau Ausgewählte Daten 2000, 2010, 2015 und 2019 Trend 2000 2010 2015 2019 seit 2000 Landwirtschaftsbetriebe (Anzahl) 1) 4’265 3’738 3’407 3’132 l davon direktzahlungsberechtigt 3’325 2’880 2’673 2’484 l davon direktzahlungsberechtigte Bio-Betriebe 186 214 239 278 j Beschäftigte total (Personen) 2) 12’758 10’771 9’971 9’310 l davon Vollzeitbeschäftigte 5’722 4’334 3’971 3’914 l Landwirtschaftliche Nutzfläche (Hektaren) 3) 62’636 61’945 60’913 60’545 l Offenes Ackerland (Hektaren) 27’800 26’615 26’667 26’339 l Getreide 17’900 15’033 14’414 13’842 l Silo- und Grünmais 4’829 4’999 5’040 5’018 j Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben 2’100 1’926 2’004 1’821 l Ölsaaten und Eiweisserbsen 1’400 2’671 2’833 2’894 j Gemüse 1’100 1’587 1’766 1’834 j Grünland (Hektaren) 33’300 33’630 32’421 31’777 l Ökologische Ausgleichsflächen (Hektaren)4) 7’452 7’567 9’477 10’293 j Obstanlagen (Hektaren) 380 398 391 374 l Reben (Hektaren) 5) 380 345 390 387 l Hochstammobstbäume (Anzahl) 227’600 185’286 179’037 171’346 l Tierbestände (Anzahl) Rindvieh 93’000 88’543 87’192 84’943 l davon Kühe 37’700 35’198 33’988 31’952 l Pferde 3’900 5’073 4’849 6’561 6) Schafe 19’300 23’076 18’799 17’136 l Ziegen 900 2’078 1’781 1’965 j Schweine 87’700 102’725 98’825 89’261 l Mastpoulets 231’700 452’552 481’251 432’996 j Lege- und Zuchthennen 215’800 302’691 377’305 422’336 j Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS) und Landwirtschaft Aargau (LWAG) 1) Definition Landwirtschaftsbetrieb: Betreibt Pflanzenbau oder Nutztierhaltung ganzjährig; mind. 1 Produktionsstätte; rechtlich, wirtschaftlich, organisatorisch und finanziell selbstständig und unabhängig von anderen Betrieben; eigenes Betriebsergebnis; während ganzem Jahr bewirtschaftet; mind. 1 Bedingung erfüllt: 1 ha landwirtschaftl. Nutzfläche oder 30 a Spezialkulturen oder 10 a in geschütztem Anbau oder 8 Mutterschweine oder 80 Mastschweine oder 300 Stück Geflügel 2) Personen, die dem Betrieb ungeachtet ihrer Leistungsfähigkeit für die Verrichtung von Arbeit zur Verfügung stehen 3) Flächen in Hektaren, ab 2011 nach Parzellenstandort 4) Inklusive Hochstamm-Feldobstbäume (1 Are pro Baum) 5) Direktzahlungsberechtigte Rebflächen (Jahre 2000, 2010), Rebflächen total (Jahre 2015, 2019) 6) Ab 2018 bezieht das BfS die Pferdezahlen von der Tierverkehrsdatenbank, daher ist keine stringente Trendberechnung möglich Landwirtschaft Aktiv 2021 5
Direktzahlungen und Beiträge 2020 Im Beitragsjahr 2020 wurden 146,03 Millionen Kulturlandschafts- und Versorgungssicherheitsbei- Franken Direktzahlungen und Beiträge an die träge praktisch konstant. Eine kontinuierliche Zu- Aargauer Betriebe ausbezahlt. Die Summe liegt nahme seit 2014 ist beim damals neu geschaffenen 0,16 Millionen Franken oder 0,1 % höher als im Alpungsbeitrag zu verzeichnen. Es werden also erfreu- Vorjahr. licherweise laufend mehr Tiere aus dem Aargau auf Alpen gesömmert. Die offene Ackerfläche und die Es konnten an 2'446 Landwirtschaftsbetriebe Direkt- Flächen mit Dauerkulturen haben leicht zugenommen, zahlungen ausgerichtet werden. Dies entspricht einer um 1 %. Abnahme von 38 Betrieben oder 1,53 % gegenüber 2019. Die Gesamtsumme der Direktzahlungen und Bei- Biodiversitätsbeiträge träge betrug 146,03 Millionen Franken. Im Durchschnitt Das Total der Biodiversitätsbeiträge der Qualitätsstu- erhielt somit jeder beitragsberechtigte Betrieb Fr. fen l und ll nahm im Berichtsjahr um 0,48 Millionen auf 59'700.– oder Fr. 980.– mehr als im Vorjahr. Im Durch- 22,1 Millionen Franken zu. Dies weist darauf hin, dass schnitt bewirtschaftete jeder direktzahlungsberech- die bestehenden Flächen vermehrt auch die Qualitäts- tigte Betrieb 23,58 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche stufe ll erreichen, was der politischen Zielsetzung ent- (LN) und hielt 28,9 Grossvieheinheiten (GVE) Tiere. spricht. Vernetzungsbeiträge 1'447 Betriebe erhielten Vernetzungsbeiträge in der Höhe von 6,45 Millionen Franken. Die erneute Steige- rung beträgt 4 Betriebe und 0,46 Millionen Franken (+ 7,6 %). Es haben also vor allem bestehende Betriebe ihre Vernetzungsflächen ausgeweitet oder aufge- wertet. Landschaftsqualitätsbeiträge Es beteiligten sich 1'522 Betriebe an den Landschafts- qualitätsprojekten, 15 weniger als noch 2019. Neuan- meldungen waren nicht mehr möglich. Infolge der vom Bund plafonierten Beiträge auf 8,15 Millionen Franken blieb die Beitragssumme praktisch konstant. Die plafondbedingte Kürzung betrug 12,3 % (Vorjahr 16 %). Trotz Plafonierung erhielten die Betriebe im Schnitt also etwas mehr Beiträge als im Vorjahr. Moderne, umweltschonende Pflanzenschutzgeräte Beiträge für biologische Landwirtschaft 283 Betriebe (Vorjahr 278) wirtschafteten biologisch Blick auf einzelne Beitragsarten und erhielten dafür Beiträge von 3,92 Millionen Fran- Kulturlandschafts- und Versorgung- ken (+ 6 %). Die Anzahl Biobetriebe nahm um 1,8 % zu, sicherheitsbeiträge die Biofläche hingegen um 3,8 %. Die Beitragszu- 47 % der Beiträge entfallen auf die Kulturlandschafts- nahme ist wesentlich darauf zurückzuführen, dass die und Versorgungssicherheitsbeiträge. Da bei Betrieb- bestehenden Biobetriebe ihre Flächen vergrössern saufgaben die frei werdenden Flächen mehrheitlich konnten. Die direktzahlungsberechtigte Biofläche be- durch andere beitragsberechtigte Betriebe weiterbe- trägt 6'750 Hektar oder 11 % der landwirtschaftlichen wirtschaftet werden, blieben die flächenbezogenen Nutzfläche des Kantons Aargau. Landwirtschaft Aktiv 2021 6
Beitrag für die extensive Produktion Getreidezulage Die Beiträge beziehungsweise Flächen mit extensiver Erstmals wurde im 2019 eine Getreidezulage für sämt- Produktion bei Ackerkulturen, vor allem Getreide und liche Getreidearten (ohne Mais) ausgerichtet. Diese Raps, nahmen leicht um 1,1 % zu und lagen bei 3,1 Beitragsart resultiert aus der Umlagerung nicht Millionen Franken respektive 7'737 Hektar. WTO-konformer Exportstützungen durch das Schog- gigesetz. Im 2020 lag der Beitrag bei 129 Franken pro Tierwohlbeiträge BTS und RAUS Hektar (Vorjahr 128 Franken). Die Gesamtsumme bei Während die Beiträge für besonders tierfreundliche den 2006 Betrieben beträgt 1,56 Millionen Franken für Stallhaltung (BTS) um 0,3 % zunahmen, steigerten sich 12'095 Hektar Getreide. die Beiträge für den regelmässigen Auslauf im Freien (RAUS) um 1,2 %. Die Anzahl beteiligter Betriebe hat Einzelkulturbeiträge leicht abgenommen, die Anzahl Tiere jedoch um 1 % An 1'079 Betriebe (Vorjahr 1'122) Betriebe wurden Ein- zugenommen. zelkulturbeiträge in der Höhe von 4,65 Millionen Fran- ken ausgerichtet. Dies entspricht einem geringen Plus Ressourceneffizienzbeiträge (REB) von 0,8 %. Die Gesamtsumme aller fünf Arten von Ressourcenef- fizienzbeiträgen nahm um 0,42 Millionen Franken oder Kürzungen der Direktzahlungen 16,4 % auf 3 Millionen zu. Bei allen Programmen haben und Einzelkulturbeiträge sich gegenüber dem Vorjahr mehr Betriebe beteiligt. Die Kürzungen aufgrund von festgestellten Mängeln auf Markant ist die Zunahme bei «REB schonende Boden- den Betrieben lagen bei 0,425 Millionen Franken (Vorjahr bearbeitung», wo 1073 Hektar oder 17,8 % mehr Flä- 0,39). Die Hauptgründe für Kürzungen waren: chen schonend (pfluglos) bearbeitet wurden. Auf 135 Tierschutz (Fr. 256'200.–), RAUS/BTS (Fr. 45'300.–), ÖLN Betrieben (+ 71) wurde die Neuanschaffung oder Auf- (Fr. 21'000.–), Biodiversität / Vernetzung (Fr. 35'800.–), rüstung von Pflanzenschutzgeräten mit umweltscho- Landschaftsqualität (Fr. 20'700.–), Extenso (Fr. 600.–), nender, präziser Applikationstechnik oder automati- GMF (Fr. 13'300.–), Bio (Fr. 0.–), Ressourceneffizienz- schen Innenreinigungssystemen unterstützt. Die beiträge (Fr. 2'100.–), Gewässerschutz (Fr. 1'000.–), All- Fläche mit Beiträgen für die Reduktion von Herbiziden gemeines und Strukturdaten (Fr. 26'000.–), Einzelkultur- auf der offenen Ackerfläche hat sich verdoppelt, da beiträge (Fr. 1'700.–). Mehr als verdoppelt haben sich die erstmals auch die Herbstsaaten (Wintergetreide, -raps) Kürzungen im Bereich Tierschutz. angemeldet werden konnten. Übergangsbeitrag Die Höhe des Übergangsbeitrags wird vom Bund jähr- lich mittels eines Faktors und aufgrund des Restkredits für Direktzahlungen festgelegt. Je mehr Betriebe sich an Direktzahlungsprogrammen beteiligen, desto kleiner wird der Übergangsbeitrag. Im 2019 betrug der Faktor Ueli Frey 0,1403 (2019: 0,1795). Der Übergangsbeitrag an 2'398 Direktzahlungen Betriebe betrug noch 4,59 Millionen Franken. Gegen- über dem Vorjahr reduzierte er sich um 1,54 Millionen Franken oder 25,2 %. Landwirtschaft Aktiv 2021 7
Direktzahlungen und Beiträge 2020 Betrag 2019 Betrag 2020 Veränderung Veränderung in Fr. in Fr. zum Vorjahr (Fr.) zum Vorjahr (%) Kulturlandschaftsbeiträge 7’964’962 7’943’265 -21’697 –0,3 Offenhaltungsbeitrag 1’954’418 1’948’275 -6’143 –0,3 Hangbeitrag 4’778’289 4’748’109 -30’180 –0,6 Steillagenbeitrag 4’835 5’120 285 +5,9 Hangbeitrag für Rebflächen 236’045 233’160 -2’885 –1,2 Alpungsbeitrag 991’374 1’008’601 17’226 +1,7 Versorgungssicherheitsbeiträge 60’582’503 60’440’626 -141’877 –0,2 Basisbeitrag 45’987’090 45’758’470 -228’620 –0,5 Produktionserschwernisbeitrag 4’186’849 4’163’068 -23’781 –0,6 Beitrag für offene Ackerfläche und für Dauerkulturen 10’408’564 10’519’088 110’524 +1,1 Biodiversitätsbeiträge QI und QII 21’615’164 22’098’980 483’816 +2,2 Vernetzungsbeiträge 5’991’400 6’448’630 457’230 +7,6 Landschaftsqualitätsbeiträge 8’141’011 8’144’795 3’784 +0,0 Produktionssystembeiträge 25’975’149 26’341’450 366’301 +1,4 Beitrag für biologische Landwirtschaft 3’702’086 3’922’796 220’710 +6,0 Beitrag für extensive Produktion 3’064’160 3’097’016 32’856 +1,1 Beitrag für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion 3’539’253 3’520’228 -19’025 –0,5 Beitrag für besonders tierfreundliche Stallhaltung (BTS) 6’081’735 6’099’119 17’384 +0,3 Beitrag für regelmässigen Auslauf im Freien (RAUS) 9’587’915 9’702’292 114’377 +1,2 Ressourceneffizienbeiträge 2’573’148 2’995’063 421’915 +16,4 Beitrag für emissionsmindernde Ausbringverfahren 1’102’159 1’118’727 16’568 +1,5 Beitrag für schonende Bodenbearbeitung 1’029’003 1’221’268 192’265 +18,7 Beitrag für den Einsatz von präzisen Applikationstechniken 119’924 210’444 90’520 +75,5 Beitrag für sticktstoffreduzierte Phasenfütterung bei Schweinen 199’305 198’304 -1’001 –0,5 Beitrag für Reduktion von Pflanzenschutzmitteln 122’757 246’321 123’564 +100,7 Sömmerungsbeiträge 81’759 79’004 -2’755 –3,4 Übergangsbeiträge 6’136’576 4’592’405 -1’544’171 –25,2 Getreidezulage 1’534’932 1’560’227 25’295 +1,6 Einzelkulturbeiträge 4’611’339 4’646’420 35’081 +0,8 Raps, Sonnenblumen, Ölkürbisse, Öllein, Mohn und Saflor 1’867’474 1’827’812 -39’662 –2,1 Saatgut von Kartoffeln, Mais, Futtergräsern und -leguminosen 35’358 37’192 1’834 +5,2 Soja 67’870 99’660 31’790 +46,8 Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen zu Futterzwecken 212’680 201’320 -11’360 –5,3 Zuckerrüben zur Zuckerherstellung 2’427’957 2’480’436 52’479 +2,2 Zwischentotal Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge 145’207’941 145’290’865 82’924 +0,1 Kürzungen, Nachzahlungen, Rückforderungen Vorjahre -647’417 -658’906 -11’489 +1,8 Kürzungen Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge -390’376 -424’678 34’302 8,8 Nachzahlungen für Vorjahre 75’097 38’413 36’684 –48,8 Rückforderungen von Vorjahren -102’764 -76’122 -26’642 –25,9 Abzug EU-Direktzahlungen 0 0 0 0,0 Kürzung SAK-Begrenzung -122’866 -118’686 -4’180 –3,4 Kürzung Altersbeschränkung -106’508 -77’834 -28’674 –26,9 Total ausbezahlte Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge 144’560’524 144’631’959 71’435 0,0 Kantonale Naturschutzbeiträge 533’803 587’962 54’159 +10,1 Beiträge Nitrat- und Phosphatprojekte 146’387 141’757 -4’631 –3,2 Beiträge Ressourcenprojekt Bienen 620’495 664’128 43’633 +7,0 Total ausbezahlte Direktzahlungen und Beiträge 145’861’209 146’025’806 164’597 +0.1 Landwirtschaft Aktiv 2021 8
Moderne Melioration Sins-Reussegg – Ein Vorzeigeprojekt Gemäss Kantonsverfassung kommt dem Kanton Aargau die Aufgabe zu, einen Auenschutzpark Meine Meinung mit einer Gesamtfläche von mindestens 1 % der Kantonsfläche zu schaffen. Mit der Aufnahme «Ich glaube, dass wir mitein- des Reussegger Schachens 2001 als Auengebiet ander etwas geschaffen in den kantonalen Richtplan wurde die boden- haben, das wir der Nachwelt rechtliche Grundlage gelegt. Damit war der Weg mit gutem Gewissen überlas- für eine Moderne Melioration geebnet. sen dürfen: eine erfreuliche Sache für die Landwirt- Moderne Meliorationen werden heute als multifunkti- Hansruedi Brun schaft, für die Reussland- Präsident Ausfüh- onale Projekte durchgeführt. Dies bedeutet, dass ne- schaft, für die Ökologie und rungskommission ben den landwirtschaftlichen Hauptanliegen der Zu- Moderne Meliora- für die gesamte Umwelt.» sammenlegung und Arrondierung des Eigen- und tion Sins-Reussegg Pachtlands und dessen Neuvermessung, der Verbes- serung der landwirtschaftlichen Strukturbauten in der zuständigen Fachstelle des Departements Bau, Ver- Flur, insbesondere auch Anliegen der Öffentlichkeit kehr und Umwelt (Abteilung Landschaft und Gewäs- und des Natur- und Landschaftsschutzes berücksich- ser) ein Konzept zur Bewirtschaftung erarbeitet. Die tigt werden. Bewirtschaftung spielt aus naturschutzbiologischer Sicht eine wichtige Rolle, damit das zu schnelle Auf- Ziele wachsen eines Auenwaldes verhindert werden soll. Die Vorplanung wurde 2001 eingeleitet und 2004 er- Daher wurde sichergestellt, dass der grösste Teil des folgte die öffentliche Auflage und das Mitwirkungs- Auengebiets weiterhin als landwirtschaftliche Nutzflä- verfahren. Mit der Gründung Bodenverbesserungsge- che gilt. Die Flächen sind jedoch extensiv als Futter- nossenschaft Reussegg im Jahre 2004 wurden grünland, Streueland oder Beweidung mit robusten folgende Ziele und Massnahmen festgelegt: Rassen zu bewirtschaften. Die Pachtflächen in der − Bereitstellung von 20 ha für die Auenrenaturierung Auenregenerationszone wurden an jene Betriebe − Arrondierung der Landwirtschaftsbetriebe vergeben, welche sich aufgrund ihrer Ausrichtung für − Sanierung der Hofzufahrten und Ergänzung des die Bewirtschaftung des Auengebiets eignen. Im Flurwegenetzes an die heutigen Anforderungen Rahmen der Modernen Melioration Sins-Reussegg − Abstimmung der Neuzuteilung mit der parallel lau- fenden Revision des Kulturlandplans (inklusive Aus- scheidung Auenregenerationszone, Weilerzone, Pferdesportzone) − Hochwasserschutzmassnahmen für die Landwirt- schaftsflächen im Sinser Schachen − Sicherung der geeigneten Standorte für die Verle- gung zweier Pumpwerke im Reussegger Schachen Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand Die Wirtschaftsverhältnisse für die landwirtschaftli- chen Betriebe wurde durch die Arrondierung und Ver- besserung des Wegnetzes deutlich optimiert. Um die optimale Pflege der Flächen in der Auenregenerations- Moderne Melioration vereinen Massnahmen zugunsten der zone sicherzustellen, wurde unter Federführung der Landwirtschaft und des Naturschutzes. Landwirtschaft Aktiv 2021 9
wurden keine neuen Flächenentwässerungen umge- Mit dem Entwurf der Neuzuteilung wurden die be- setzt. Jedoch wurden die bestehenden Drainagen kon- stehenden Pachtverhältnisse in die Überlegungen im trolliert und wo notwendig verbessert. Mit der Aus- Hinblick auf eine optimale Arrondierung miteinbe- scheidung des Auenschutzparks hat sich die Frage der zogen. teilweise als ungenügend betrachteten Entwässerun- gen des Talbodens im Reussegger-Schachen erübrigt. Finanzen Der Grosse Rat bewilligte am 3. Juli 2012 an die ver- Perimeter, Wegebau und Hochwasserschutz anschlagten beitragsberechtigten Kosten von rund 5,2 Die Perimeterfläche umfasst 230 ha Flur und 10 ha Millionen Franken einen Kantonsbeitrag von 34 % re- Wald. Die 41 Grundeigentümerinnen und Grundeigen- spektive von 1,76 Millionen Franken. Mit der Schluss- tümer besassen 129 Bewirtschaftungsparzellen, wel- abrechnung im 2020 beliefen sich die Gesamtkosten che neu auf 81 reduziert werden konnten. Das Flur- der Modernen Melioration Sins-Reussegg auf rund 7,6 wegnetz wurde umfassend neu geplant und den Millionen Franken. Im Verlaufe der Planung zum Bau- neuen Eigentums- und Bewirtschaftungsverhältnissen los 4 stellte sich heraus, dass es beim genehmigten angepasst. Altrechtlich lagen die Wege häufig in pri- Generellen Projekt zu Mehrkosten kommen wird. vatem Besitz. Neu sind diese in öffentliche Wegpar- Grund dafür waren vor allem grössere Differenzen zwi- zellen überführt und der Gemeinde zugeteilt. Der Be- schen der Kostenschätzung, basierend auf Erfahrungs- trieb und Unterhalt fällt zulasten der Gemeinde aus. werten aus generellen Laufmetern-, Flächen- und Insgesamt wurden 4,7 km Mergel-, 2,3 km Belags-, Voluminapreisen und den Ergebnissen aus der öffent- 0,3 km Betonspur-, 2,3 km Rasen- und 1,8 km Fuss- lichen Submission. Der Kostenteiler ist in der folgen- wege neu gebaut. Dagegen konnten 3,5 km Wege den Tabelle ersichtlich. rückgebaut werden. Im Sinser Schachen wurde zum Schutz des Kulturlands ein neuer Damm geschüttet. Anteil Beitrag Mit der Neuzuteilung konnte neben der Sicherung der % Mio. Fr. Flächen für die Auenrenaturierung für viele Betriebe Gemeinde 17 1,3 eine deutlich bessere Arrondierung erreicht werden. Kanton (DFR LWAG) 29 2,2 Kanton (BVU ALG) 3 0,2 Bund 34 2,6 Alter Besitzstand Wasserversorgung Sins 9 0,7 Eigentümerschaft 8 0,6 Gesamtkosten 100 7,6 Alfred Frey Strukturverbesserungen Alter Besitzstand (links) und neuer Besitzstand (rechts). Jeweils in der gleichen Farbe sind die Landwirtschaftlichen Nutzflächen einzelner Betriebe dargestellt. (Quelle: Ackermann + Wernli AG) Landwirtschaft Aktiv 2021 10
Gewässerschutz – Die Landwirtschaft als Teil der Lösung Ab dem Jahr 2020 wird im Rahmen der Grund- die Güllegrube entwässert und auf dem auch das Pflan- kontrollen Pflanzenbau (ÖLN) und Biodiversität zenschutzmittel-Handling und die Reinigung der Pflan- detaillierter überprüft, ob Landwirtschaftsbe- zenschutzgeräte stattfindet. Im vergangenen Jahr 2020 triebe die wichtigsten Anforderungen an den wurde der Kontrollpunkt «Entwässerungsschächte auf Gewässerschutz erfüllen. Die 13 neuen Kontroll- der landwirtschaftlichen Nutzfläche» noch nicht über- punkte wurden auf den ersten rund 600 Betrie- prüft. Ein entsprechendes Merkblatt wurde erst wäh- ben erfolgreich überprüft. rend der Kontrollkampagne erarbeitet und kommt ab dem Jahr 2021 zur Anwendung. Parallel dazu laufen im Aargau seit 2003 die periodi- schen Kontrollen der Hofdünger- und Entwässerungs- anlagen nach Gewässerschutzgesetz (GSchG) wie vor- geschrieben weiter. Damit wird deutlich, dass die Land- und Ernährungswirtschaft im Gewässerschutz seit bald 20 Jahren seinen Teil zur Lösung beiträgt. Zeitpunkt und Inhalt der Kontrollen Die neuen Grundkontrollen Gewässerschutz sind alle vier Jahre durchzuführen, analog der Tierschutzkontrol- len und der Kontrollen der Primärproduktion. Die Ge- wässerschutzkontrollen werden kombiniert im Rahmen einer ordentlichen Grundkontrolle Pflanzenbau respek- tive Biodiversitätsförderflächen (BFF) und Landschafts- qualität (LQ) durchgeführt. Ziel ist es, die wichtigsten Risiken und mögliche Fehler festzustellen. Sechs Kon- trollpunkte betreffen den baulichen Gewässerschutz, fünf die Lagerung und Anwendungsrisiken für Pflan- zenschutzmittel, Dünger und Treibstoffe und zwei dif- Betankungsplatz ist undicht und zu sanieren. fuse Eintragspfade in die Gewässer. Nachkontrollen und Verfügungen Kantonale Präzisierungen Wird bei der Kontrolle eine nicht gewässerschutzkon- Für die vom Bund definierten Kontrollpunkte wurden forme Situation festgestellt, vereinbart die Kontrollor- kantonale Anpassungen vorgenommen. Die Präzisie- ganisation mit dem Betrieb eine Frist zur Behebung rungen betreffen unter anderem die Laufhöfe, wonach dieser Situation. Falls bei der Nachkontrolle die nicht zwischen Rindvieh und Schweinen sowie den anderen konforme Situation behoben ist, gilt die Kontrolle ohne Tierarten unterschieden wird. Auch musste der Kont- Sanktion bei den Direktzahlungen als abgeschlossen. rollpunkt «Umschlag-, Wasch- und Gülleentnahme- Ist die Situation bei der Nachkontrolle unverändert, wird platz» aufgrund der verschiedenen Nutzungen differen- diese als Mangel an Landwirtschaft Aargau gemeldet. ziert und präzisiert werden. Dies weil es sich dabei auf Die Behebung des Mangels wird mit einer erneuten den Landwirtschaftsbetrieben nicht zwingend um den- Fristansetzung verfügt. Wird der Mangel innerhalb die- selben Platz handeln muss (nicht überdachter Um- ser Frist behoben, erfolgt keine Kürzung der Direktzah- schlagplatz für mineralische und organische Handels- lungen. Offensichtliche und akut gewässergefährdende dünger, Umschlagplatz für Silage und Mist, Waschplatz Zustände werden wie bis anhin direkt durch Landwirt- für Maschinen, Gülleentnahmeplatz). Im Optimalfall ist schaft Aargau und unabhängig von diesen Grundkont- es ein und derselbe befestigte und dichte Platz, der in rollen behandelt und sanktioniert. Landwirtschaft Aktiv 2021 11
Die festgestellten nicht konformen Situationen wurden innerhalb der von den Kontrollorganisationen gesetzten Fristen, soweit diese schon kontrolliert werden konn- ten, behoben. Auf die Siloballen- und Siloschlauchlage- rung entfielen nur rund 2 % der Beanstandungen. Dies steht in direktem Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Kontrolle während der Vegetationsperiode. Unsere Erfahrungen aus dem Winterhalbjahr zeigen hierzu Handlungsbedarf. Kontrollpunkt «Entwässerungsschächte auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche» Entwässerungs-, Einlauf- und Kontrollschächte im Kul- turland sind Kurzschlüsse zu Gewässern und werden neu ab der Kontrollperiode 2021 ebenfalls beurteilt. Das Merkblatt «Entwässerungsschächte auf der landwirt- schaftlichen Nutzfläche» zeigt auf, wie Einträge von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in Oberflächen- Ölfässer mit fehlender Rückhaltevorrichtung (zum Beispiel gewässer via Drainagen oder Feldweg- und Strassen- Auffangwanne). entwässerungen verhindert werden sollen. Anhand ei- nes Beurteilungsschemas lässt sich der Handlungsbedarf Erste Zwischenbilanz ableiten. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind die Zu- Im vergangenen ersten Kontrolljahr wurden auf rund ständigkeiten der verschiedenen Akteure im Merkblatt 40 % der kontrollierten Betriebe unter anderem in den beschrieben und in vielen Fällen abhängig vom Budge- nachfolgenden Themenbereichen Beanstandungen zu- tierungsprozess auf Gemeindeebene. Die Kontrollen rückgemeldet. werden mit angemessen angesetzten Fristen diesem Umstand Rechnung tragen. Zwischenzeitlich sind 8% Landwirtschaftsbetriebe weiter angehalten, die Bewirt- 4% schaftung eigenverantwortlich wahrzunehmen und wo 4% nötig situationsbedingt anzupassen. 7% 36% 10% 31% Stefan Gebert Fehlende Rückhaltevorrichtungen bei der Lagerung von Ressourcenschutz Treibstoffen, Fetten und Motorenöl Betankungsplatz undicht oder nicht konform entwässert Maschinenwaschplatz ist sanierungsbedürftig Spritzenwasch- und/oder Befüllplatz entspricht nicht den Vorschriften Lagerung Pflanzenschutzmittel nicht konform Laufhof mit baulichen Mängeln Übrige Beanstandungen Landwirtschaft Aktiv 2021 12
Zunahme der Flächen mit Herbizidverzicht Gemäss dem Nationalen Aktionsplan Pflanzen- schutzmittel soll der Herbizideinsatz reduziert Meine Meinung werden. Die Direktzahlungsverordnung (DZV) bietet verschiedene Ressourceneffizienzbeiträge «Mit der richtigen Technik (REB), welche die Reduktion von Herbiziden und etwas Wetterglück ist dort fördern, wo es die Landwirtinnen und Land- der Teilverzicht von Herbizid wirte für möglich und sinnvoll halten. im Maisanbau sinnvoll und durchaus gut machbar.» Zwischen 2014 und 2019 wurde die DZV etappenwei- se mit verschiedenen REB ergänzt, welche die Reduk- Felix Enzler Landwirt, Geltwil tion von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere Herbizi- den, fördern. 3. Beitrag Reduktion von Herbiziden im Rebbau Beteiligung an REB steigt trotz Fr. 200.– bei Teilverzicht (maximal 50 cm breit anspruchsvoller Umsetzung Blattherbizid unter dem Stock) oder Fr. 600.– bei Die Beteiligung an den verschiedenen Beitragspro- Vollverzicht. Im Aargau wurde diese Massnahme grammen hat seit ihrer Einführung langsam aber kon- im Jahr 2020 auf 113 ha umgesetzt. tinuierlich zugenommen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine solche Umstellung nicht immer sofort und 4. Beitrag Reduktion von Herbiziden über den ganzen Betrieb vollzogen werden kann und im Zuckerrübenanbau auch Witterungseinflüsse und Bodenbeschaffenheit Fr. 200.– bei mechanischer Unkrautbekämpfung die Möglichkeiten mitbestimmen und beschränken. ab 4-Blatt-Stadium oder Fr. 400.– bei mechanischer Nicht alles ist überall möglich und sinnvoll, es können Unkrautbekämpfung ab Saat oder Fr. 800.– bei voll- Zielkonflikte bestehen! Anpassungen an die Mechani- ständigem Herbizidverzicht. Im Aargau wurde die- sierung, die Fruchtfolge oder die Arbeitsabläufe sind se Massnahme im Jahr 2020 auf 62 ha umgesetzt. notwendig. Nicht zuletzt muss der Landwirt oder die 5. Beitrag Reduktion von Herbiziden Landwirtin Erfahrungen mit den Möglichkeiten, Chan- auf der offenen Ackerfläche cen und Risiken sammeln. Ein schrittweises Herantas- Fr. 250.– bei Vollverzicht oder Teilverzicht (Bandbe- ten ist also durchaus sinnvoll. handlung) ab Saat bis Ernte. Im Aargau wurde die- se Massnahme im Jahr 2020 auf 471 ha um- Die verschiedenen Möglichkeiten gesetzt. Landwirtinnen und Landwirte, welche den reduzierten Herbizideinsatz umsetzen, werden mit folgenden Bei- Von den obenstehend aufgeführten Beitragsarten trägen unterstützt (Fr. / ha / Jahr): 2 bis 5 sind übrigens Bioflächen ausgeschlossen. 1. Beitrag Schonende Bodenbearbeitung Auf den Biobetrieben werden also weitere 2'400 mit Herbizidverzicht Hektar offene Ackerflächen und Spezialkulturen Fr. 200.– bei vollständigem Herbizidverzicht ab ohne Herbizideinsatz bewirtschaftet. Ernte Vorkultur bis Ernte Hauptkultur. Im Aargau wurde diese Massnahme im Jahr 2020 auf 700 ha umgesetzt. 2. Beitrag Reduktion von Herbiziden im Obstbau Fr. 200.– bei Teilverzicht (maximal 1x Blattherbizid unter Bäumen) oder Fr. 600.– bei Vollverzicht. Im Aargau wurde diese Massnahme im Jahr 2020 auf Agnieszka Wroblewska Basler 17 ha umgesetzt. Direktzahlungen Landwirtschaft Aktiv 2021 13
Sachplan Fruchtfolgeflächen: Auswirkungen und Handlungsbedarf Angepasst an die aktuellen Herausforderungen raumwirksamen Tätigkeiten Kulturland beanspruchen. hiess der Bundesrat am 8. Mai 2020 den über- Der Schutz der FFF ist sowohl im Planungsverfahren arbeiteten Sachplan Fruchtfolgeflächen (SP FFF) (Richt- und Nutzungsplanung) als auch im Baubewilli- samt dazugehöriger Vollzugshilfe gut. Gleich- gungsverfahren zu beachten. zeitig wurden die Bodenstrategie Schweiz und das nationale Kompetenzzentrum Boden Ziele, Festlegungen und Grundsätze genehmigt. Die Umsetzung des SP FFF führt Der neue SP FFF legt den Mindestumfang der FFF in dazu, dass im Kanton Aargau neue Bodendaten der Schweiz und deren Aufteilung auf die Kantone erhoben und eine Kompensationsregelung für fest. Er ist unterteilt in Ziele, Festlegungen und Grund- FFF eingeführt werden muss. sätze: Den ersten SP FFF verabschiedete der Bundesrat 1992 − Das Ziel beinhaltet die Sicherung der besten Land- mit dem Ziel, die Fruchtfolgeflächen in der Schweiz zu wirtschaftsböden in der Schweiz in ihrer Qualität schützen und zu erhalten. Landwirtschaftlich nutzba- und Quantität. rer Boden (Kulturland) ist eine unserer wichtigsten Le- − In der Festlegung wird der Mindestumfang an FFF bensgrundlagen. Es ist ein unvermehrbares Gut, zu festgelegt. Dieser wird gegenüber 1992 unverändert dem Sorge getragen werden muss. Das gilt ganz be- beibehalten und beträgt für die ganze Schweiz sonders für die FFF, die ertragsreichsten Teile des Kul- 438'460 ha. Der Mindestumfang für den Kanton turlands. Die Forderung nach einem schonungsvollen Aargau beträgt unverändert 40‘000 ha FFF. Dieser Umgang mit FFF richtet sich an Bund, Kanton, Bezirke, Wert wird aktuell noch erreicht. Gemeinden und Private, wenn sie im Rahmen von − Die Grundsätze im SP FFF werden in 7 Gruppen unterteilt: 1. Langfristige Sicherung der FFF 2. FFF-Inventare, Erhebung und FFF-Qualitäts- kriterien 3. Kompensation von FFF 4. Umgang mit FFF bei der Realisierung von Bundesvorhaben 5. Beobachtung der Entwicklung des FFF-Bestands 6. Berichterstattung an die Abteilung Raumentwicklung (ARE) und Prüfung der FFF-Inventare 7. Spezialfälle Handlungsbedarf Zentrale Forderungen des neuen SP FFF sind die Er- haltung der FFF. Damit diese bestimmt werden kön- nen, sind verlässliche Bodendaten unerlässlich. Wenn diese fehlen, ist der betroffene Kanton angehalten, eine Kompensationsregelung für FFF einzuführen. Dies trifft auch für den Kanton Aargau zu. Ohne Kompen- sationsmassnahmen würde das kantonale Kontingent von 40'000 ha FFF im Aargau bei gleichbleibendem Bodenprofil eines FFF-Bodens. Ober- und Unterboden, sowie FFF-Verbrauch in absehbarer Zeit unterschritten. Da- Muttergestein sind ausgeprägt sichtbar. (Quelle: myx GmbH) durch wäre die langfristige Sicherung der FFF nicht Landwirtschaft Aktiv 2021 14
mehr gewährleistet. Die Kompensation von FFF wird Fazit deshalb im neuen SP FFF auf allen Stufen gefordert. FFF müssen künftig mittels Interessenabwägung und Es wird den Kantonen überlassen, festzulegen, in wel- Standortevaluationen besser, aber auch aufwendiger chen Fällen ein FFF-Verbrauch kompensiert werden geschützt werden. Es liegt auch im Interesse der Land- muss. Mit einer Absichtserklärung zur grundsätzlichen und Ernährungswirtschaft, unsere besten Böden kon- Kompensation von FFF bei Bundesvorhaben hat sich sequent zu schützen und zu erhalten. Der Kanton der Bund bereits verpflichtet, bei Bundesbauten bean- Aargau und der Bund müssen die notwendigen Res- spruchte FFF zu kompensieren. sourcen zur Verfügung stellen, um die Forderungen des SP FFF umsetzen zu können (vor allem Kompen- Konsequenzen sationsregelungen, Schutz, und Erhebung von FFF). Das Kantonsgebiet des Aargaus muss neu kartiert Für eine konsequente Umsetzung des SP FFF sind ver- werden. Gemäss zuständiger Fachstelle kann davon lässliche Bodendaten und somit Bodenkartierungen ausgegangen werden, dass für rund einen Drittel der im gesamten Kantonsgebiet unerlässlich. Böden im Kanton Aargau zumindest teilweise Boden- daten bestehen. Die Kartierung aller Böden im Kanton Aargau ist aufwendig und wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Da im Kanton Aargau das Inventar FFF noch nicht auf verlässlichen Bodendaten beruht, muss ge- mäss SP FFF eine Kompensationsregelung mindes- tens auf Stufe Richtplan eingeführt werden. Als Kom- pensation gelten: Peter Hänzi Baugesuche und Raumplanung − Kompensation durch Rückzonung: FFF innerhalb der Bauzone werden in die Landwirtschaftszone rück- gezont. − Kompensation durch Neukartierung: Neukartierung von Böden, welche bisher nicht im Inventar der FFF aufgenommen wurden, aber die Qualitätskriterien einer FFF erreichen. Diese Flächen müssten durch Bodenkartierungen erhoben werden. − Kompensation durch Aufwertung: Aufwertung an- thropogen veränderter Flächen. Die Aufwertungs- flächen müssen bekannt sein. Eine entsprechende Karte mit bekannten anthropogen veränderten Bö- den ist im Kanton Aargau vorhanden. Die Flächen müssen bezüglich Grösse oder Lage den Anforde- rungen des SP FFF genügen. Eine Aufwertung von anthropogen unveränderten Böden ist nicht zulässig. Der Kanton muss zudem den Bund bei der Kompen- sation von FFF unterstützen und Kompensationsflä- chen zur Verfügung stellen. Ansonsten ist der Bund befugt, auf eine Kompensation zu verzichten und es droht damit ein Verlust an FFF. Landwirtschaft Aktiv 2021 15
Was gilt das Landwirtschaftsland? Landwirtschaft Aargau hat die bezahlten Preise Das BGBB als Richtschnur für Landwirtschaftsland der letzten fünf Jahre Das Bundesgesetz über das bäuerliche Bodenrecht ausgewertet. Die Ergebnisse aus rund 1'600 (BGBB) vom 4. Oktober 1991 verlangt eine Preiskon- Verkäufen zeigen, dass die Werte in den letzten trolle beim Verkauf von landwirtschaftlichen Grund- 10 bis 15 Jahren stabil geblieben sind. Die Resul- stücken und Gewerben ausserhalb der Verwandtschaft. tate sind nach Regionen und in Abhängigkeit der Massstab sind die Preise vergleichbarer Objekte, wel- Bonität zusammengestellt. che in der entsprechenden Gegend in den letzten fünf Jahren bezahlt wurden. Deshalb führt Landwirtschaft Die Bodenpreisauswertung ist auf der Webseite des Aargau seit diesem Datum eine Preisstatistik der ge- Kantons Aargau abrufbar: ag.ch/landwirtschaft > Bo- handelten landwirtschaftlichen Grundstücke im Aargau. den- & Pachtrecht>Bodenrecht > Landkauf/-verkauf > Das BGBB sieht vor, zum Vergleichspreis einen Zu- Mehr zum Thema. Sie soll einer breiten Bevölkerungs- schlag von 5 bis 15 % (je nach Arrondierung) zu schla- schicht als Einschätzung dienen, welchen Wert das gen, was im Ergebnis zum Höchstpreis führt. Landwirtschaftsland hat. Darin werden die Grund- stücke in drei Kategorien (gut, mittel, schlecht) mit ent- Auf die Bodenproben kommts an sprechenden Wertangaben geführt. Sie ist aber auch Für die Vergleichbarkeit dienen die bereinigten Boden- Grundlage für den versierten Schätzungsexperten, um punkte gemäss Anleitung zur Schätzung des landwirt- mit dem ausgewiesenen Verkehrswertfaktor (Rp./Bo- schaftlichen Ertragswerts. Damit die Unterschiede denpunkt) die Bewertung von landwirtschaftlichen transparent dargestellt werden können, erfolgt diese Grundstücken vorzunehmen. Beurteilung nach wie vor anhand der Anleitung aus dem Die Bodenqualität bestimmt den Bodenpreis. Landwirtschaft Aktiv 2021 16
Jahre 1995, welche die verschiedenen agronomischen Meine Meinung Faktoren detailliert berücksichtigt und bewertet. Aus den Angaben Preis / m2 und Bodenpunkte wird der Ver- «Die Bestimmung von kehrswertfaktor abgeleitet. Dieser besagt, was in der Verkehrswerten ist für die betroffenen Gegend pro Bodenpunkt und m2 bezahlt Person, welche die Bewer- wird. Mit diesem Instrument kann für jedes Grundstück tung ausführt, immer eine der Verkehrswert bestimmt werden. Es kann festgestellt Herausforderung. Die werden, dass über das ganze Kantonsgebiet zum Teil Interessen von Verkäufer erhebliche Preisunterschiede vorliegen. Deshalb ist es Martin und Käufer liegen naturge- wichtig zu wissen, wo das Grundstück liegt und welche Goldenberger mäss nicht auf der gleichen Leiter Agriexpert Bonität der Parzelle zugewiesen werden kann. Linie, haben aber die Bewer- tungsperson grundsätzlich Verkäufe sind stabil nicht zu interessieren. Gefragt ist einzig die Der flächenmässige Umfang des Verkaufs ausserhalb Ermittlung des korrekten Verkehrswertes. Das der Verwandtschaft umfasst bei den Grundstücken Niveau des Verkehrswertes ergibt sich aus über 25 Aren jährlich rund 300 bis 400 ha und ist über dem Vergleich effektiv getätigter Verkäufe die Jahre stabil geblieben. Insbesondere in der Start- unter Drittpersonen und nicht dem Bauchge- phase des BGBB von 1994 bis 2000 konnte ein mar- fühl der Bewertungsperson oder des Verkäu- kanter Preisrückgang festgestellt werden. So wurden fers/Käufers. Das grundsätzliche Preisniveau Anfang 1990 in vielen Gebieten Preise zwischen Fr. legen die Landwirte mit Ihren Käufen somit 20.– und Fr. 50.– / m2 bezahlt. Bis zum Jahrtausend- selber fest. Landwirtschaft Aargau hat mit wechsel haben sich diese Werte aber markant ge- der neu vorliegenden Bodenpreisauswertung senkt. eine hervorragende Grundlage für die Praxis geschaffen, damit eine allseits faire Verkehrs- wertbestimmung erfolgen kann.» Felix Peter Bodenrecht / Pachtrecht Landwirtschaft Aktiv 2021 17
Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2020 Landwirtschaft Aargau hat im Jahr 2020 als Ort nötig. Für den Höchstpreis darf zum Verkehrswert kantonale Bewilligungsbehörde 1'313 Boden- ein Zuschlag von 5 bis 15 % gemacht werden, je nach und 139 Pachtrechtsgesuche bearbeitet. Arrondierungsverhältnisse des Käufers. Ein Zuschlag von 5 % darf in jedem Fall gemacht werden, ein höhe- Landhandel rer Zuschlag wird durch Landwirtschaft Aargau be- Im Jahr 2020 wurden rund 356 ha landwirtschaftliche stimmt. Flächen und neun landwirtschaftliche Gewerbe ausser- halb der Verwandtschaft veräussert. Die Anzahl Hand- Pachtgeschäfte änderungen ist gegenüber dem Vorjahr gleichgeblie- Die Pachtgeschäfte haben im Jahr 2020 leicht zuge- ben, insgesamt ist sie aber in den letzten fünf Jahren nommen, besonders im Bereich der verkürzten Pacht- gestiegen. Immer mehr Eigentümerinnen und Eigentü- dauer. Der Kanton Aargau verpachtet oftmals seine mer verlieren den emotionalen Bezug zu ihren Grund- Landreserven in Form von verkürzten Pachtdauern, stücken und verkaufen sie daher, in den meisten Fällen damit bei Bedarf das Land als Realersatz eingesetzt an den aktuellen Pächter oder die aktuelle Pächterin. werden kann. Auch Gemeinden stellen Gesuche für verkürzte Pachtdauern. Dies, wenn neue Pachtverträge Landpreise wegen einer Betriebsaufgabe oder Pensionierung ver- Für landwirtschaftliche Grundstücke wurden im ver- einbart werden, damit der Rhythmus aller Pachtverträ- gangenen Jahr Fr. 2.50 bis Fr. 13.– / m2 bezahlt. Durch- ge der Gemeinde gleichbleibt. schnittlich lag der Kaufpreis bei Fr. 6.37 / m2. Die Kauf- preise variieren zwischen einem Vorzugspreis, dem Verkehrswert und dem Höchstpreis. Nicht in jedem Fall wird der Höchstpreis als Kaufpreis eingesetzt. Gesetzlicher Höchstpreis Zur Bestimmung des gesetzlichen Höchstpreises ist Daniela Meier eine Besichtigung und Bewertung des Grundstücks vor Bodenrecht / Pachtrecht Bodenrecht 2020 2019 Anzahl LN ha Preis* Anzahl LN ha Preis* Geschäfte 1'313 1’298 Erworbene Grundstücke (landwirtschaftliche Grundstücke inklusive Gebäude) 265 356 43,99 265 355 34,65 Erworbene Gewerbe 9 106 15,57 12 182 20,15 Entlassungen aus BGBB 88 77 Zerstückelungen 133 136 Pfandverträge genehmigt 279 263 Belastungsgrenzen festgelegt 99 98 Beschwerden 2 2 *in Millionen Franken Pachtrecht 2020 2019 Anzahl Anzahl Geschäfte 139 131 Bewilligte verkürzte Pachtdauer 110 83 Genehmigte Pachtzinse (landwirtschaftliche Gewerbe) 13 12 Parzellenweise Verpachtung 18 13 Beschwerden 0 0 Statistik Landwirtschaft Aargau: Auswertung Jahre 2019 und 2020. Landwirtschaft Aktiv 2021 18
Corona und digitale Frischzellenkur Das Jahr 2020 war wohl das Aussergewöhn- nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln lichste während meiner bisherigen Zeit an der gesetzt sowie ein Betriebscheck mit 15 definierten Liebegg. Obwohl Virenepidemien in der Land- Analyse- und Beratungsmodulen entwickelt. Insge- wirtschaft kein neues Phänomen darstellen und samt hat die Wissensvermittlung in die systemrelevan- die Thematik relevanter Bestandteil des Lehr- te Landwirtschaft auch unter Krisenbedingungen gut plans für angehende Landwirte und Landwirtin- funktioniert. nen ist, hat uns die Covid-19-Pandemie ziemlich überrumpelt und gefordert. Digitale Frischzellenkur Corona hat der Digitalisierung eine wahre Frischzellen- kur verpasst. Seit dem Schulstart im August 2020 brin- gen alle Lernenden ihr eigenes mobiles Gerät in den Unterricht mit und die Software Microsoft Office 365 Teams (MS Teams) bietet die technischen Vorausset- zungen für einen problemlosen Fernunterricht. Ebenso können Weiterbildungskurse seit dem Sommer 2020 relativ mühelos online durchgeführt werden. Eine we- sentliche Erkenntnis ist aber auch, dass trotz neuen digitalen Möglichkeiten der Präsenzunterricht und die Präsenzveranstaltungen in einem praxisorientierten Berufsumfeld wie der Land- und Hauswirtschaft wich- tig bleiben. Lernende und Kursteilnehmende haben den Stellenwert von persönlichen Kontakten und Be- gegnungen unter Corona neu schätzen gelernt. Die Zukunft gehört trotz grossen Fortschritten nicht nur der vorbehaltlosen Digitalisierung. Vielmehr müssen Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg ist das Kompetenzzentrum für Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung im Aargau. wir bei jeder Veranstaltung abwägen, welche Ange- botsform den Lernenden und den Kunden und Kundin- Niemand hätte es für möglich gehalten, dass die Schu- nen den grössten Nutzen bringt. In diesem Sinn neh- len praktisch ohne Vorlaufzeit am 16. März 2020 ge- men wir das Jahr 2020 als lehrreiche Erfahrung mit auf schlossen und die Lernenden in den Fernunterricht den Weg in ein hoffentlich beständigeres 2021 mit vie- verbannt werden müssen. Die Kommunikation gegen- len spannenden Präsenzveranstaltungen und echten über den verschiedenen Kundengruppen, den Lernen- Begegnungen. den und den Mitarbeitenden war anspruchsvoll, rück- blickend aber erfolgreich. Immerhin waren alle invol- vierten Personen während den unterschiedlichen Krisenphasen stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Leistungen für systemrelevante Landwirtschaft Die Liebegger Leistungskennzahlen des Aufgaben- und Hansruedi Häfliger Finanzplans konnten im Corona-Jahr 2020 auf konstan- Direktor Landwirtschaftliches tem Niveau gehalten oder teilweise sogar übertroffen Zentrum Liebegg werden. Einzig die Anzahl durchgeführter Weiterbil- dungsanlässe blieb aufgrund der coronabedingten Ein- schränkungen etwa 20 % unter dem Budgetwert. Er- gänzend zum Tagesgeschäft wurden im Geschäftsjahr ein Massnahmenschwerpunkt zur Risikoreduktion und Landwirtschaft Aktiv 2021 19
Vom Feld auf den Bildschirm – Digitale Feldtage in Kölliken Praxisnah und innovativ: So präsentierten sich Meine Meinung die digitalen Feldtage in Kölliken im Juni 2020. Coronabedingt fand der Anlass nicht wie ge- «Die Absage der Feldtage plant als dreitägiger Event mit bis zu 7'000 2020 in ihrer geplanten Form Besucherinnen und Besuchern statt, sondern schmerzte mich persönlich, als digitale Veranstaltung mit Livestreams und da wir viel Arbeit in die Online-Versuchsbesichtigungen. Vorbereitungen investiert hatten. Schon 2018 wurden Die Feldtage in Kölliken gelten als eines der Highlights auf dem Feldtaggelände die Hans Hirschi in der Flurbegehungs-Saison. Auf dem 14 ha grossen OK-Präsident der ersten Futterbauversuche Feldtaggelände sind üblicherweise Praxisversuche Feldtage in Kölliken angelegt. Es gelang uns aus Acker- und Futterbau zu begutachten, Sponsoren aber, alle Versuche auszu- präsentieren ihre neusten Produkte und ein reichhal- werten. Die digitale Umsetzung der Feldtage tiges Verpflegungsangebot sorgt für das leibliche finde ich gut gelungen, aber ein digitales Wohl der zahlreichen Besucherinnen und Besucher. Angebot kann die «echten» Feldtage nicht Die Feldtage dienen als Plattform, um sich weiterzu- ersetzen. Die Feldtage leben von den persönli- bilden, fachlich auszutauschen oder Kontakte zu pfle- chen Kontakten, dem fachlichen Austausch gen. Aufgrund der Covid-19-Pandemie war bald ein- und nicht zuletzt auch vom gemütlichen mal klar, dass eine planmässige Durchführung der Beisammensein.» Feldtage 2020 nicht möglich sein würde. Vor- und Nachteile einer digitalen Durchführung stets mit Bedacht abzuwägen. Auf Online-Angebote kann mehrmals sowie ort- und zeitunabhängig zugegriffen werden. Hingegen fehlen der persönliche Kontakt, das unmittelbare Feedback und die Möglichkeit, Fra- gen direkt zu beantworten. Digital ist kein vollständiger Ersatz Die Feldtage digital durchzuführen, erwies sich als gute und pragmatische Lösung. Erfahrungen und ak- tuelle Erkenntnisse konnten so trotz Einschränkungen weitergegeben werden. Eine Durchführung vor Ort Herausforderungen auf dem Feld-Filmstudio: Trotz einem Zelt wurden die Filmaufnahmen durch Wind und Sonne erschwert. lässt sich dadurch aber nicht eins-zu-eins ersetzen. Trotzdem sollen auch in Zukunft digitale Elemente Absage stand nicht zur Diskussion eingesetzt werden, sei es als abrufbare Livestreams Nun waren Flexibilität, technisches Know-how und oder für die Übermittlung weiterführender Informati- Einfallsreichtum gefragt, denn eine Absage kam nicht onen. in Frage. Die Lösung fand sich in Form digitaler Angebote wie aufgezeichneten Livestreams oder Online-Versuchsbesichtigungen. Die konkrete Umset- zung war mit einem Mehraufwand bezüglich technischer Ausrüstung, Infrastruktur und Personal verbunden. Für den OK-Präsidenten Hans Hirschi ein lohnenswerter Effort, konnten doch digital deutlich Tilika Chamberlin mehr Personen erreicht werden. Trotzdem galt es die Feldbau Landwirtschaft Aktiv 2021 20
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