Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol Stand 19.03.2015 - Bericht der Klimaschutzkoordination - Land Tirol

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Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol Stand 19.03.2015 - Bericht der Klimaschutzkoordination - Land Tirol
Bericht der Klimaschutzkoordination

Sachstandsbericht
Klimawandel in Tirol

Stand 19.03.2015
Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol Stand 19.03.2015 - Bericht der Klimaschutzkoordination - Land Tirol
Auftragnehmer   alpS GmbH, Umweltbundesamt GmbH, Universität
                Innsbruck

Auftraggeber    Amt der Tiroler Landesregierung

AutorInnen      DANIELA HOHENWALLNER, MICHAEL ANDERL,
                JOCHEN BÜRGEL, ROBERT GOLER, MICHIKO
                HAMA, TOBIAS HUBER, NIKOLAUS IBESICH,
                ARMIN    KRATZER,   THOMAS    KRUTZLER,
                CHRISTOPH LAMPERT, MARKUS LEITNER,
                STEFFEN LINK, CHRISTIAN NAGL, ELISABETH
                RIGLER,    CARMEN     SCHMID,    JÜRGEN
                SCHNEIDER,     WOLFGANG       SCHIEDER,
                KATHARINA SCHRÖER, KATHRIN SCHWAB,
                SIMON STEUER, ALEXANDER STORCH, HEINZ
                STROBL, GERHARD ZETHNER

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Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol Stand 19.03.2015 - Bericht der Klimaschutzkoordination - Land Tirol
Inhaltsverzeichnis

A Einleitung ............................................................................................................. 7
    1     Klimapolitik Tirol........................................................................................................................8

    2     Berichte der Klimaschutzkoordination ......................................................................................8

B       Auswirkungen des Klimawandels ....................................................................... 10
    1     Die Alpen und der Klimawandel ..............................................................................................10

    2     Entwicklung der Klimaelemente .............................................................................................11

        2.1     Datenquellen ............................................................................................................................................... 11

        2.2     Temperatur ................................................................................................................................................. 12

        2.3     Niederschlag ................................................................................................................................................ 14

    3     Auswirkungen des Klimawandels auf den Naturraum ............................................................16

        3.1     Biosphäre .................................................................................................................................................... 16

        3.2     Pedosphäre ................................................................................................................................................. 23

        3.3     Hydrosphäre (inklusive Kryosphäre) ........................................................................................................... 27

    4     Auswirkungen auf die Anthroposphäre und ihre sozio-ökonomischen Systeme ...................36

        4.1     Wasser- und Energiewirtschaft ................................................................................................................... 36

        4.2     Tourismus .................................................................................................................................................... 37

        4.3     Gesundheit .................................................................................................................................................. 42

        4.4     Bauen & Wohnen ........................................................................................................................................ 42

        4.5     Raumplanung .............................................................................................................................................. 43

        4.6     Verkehrsinfrastruktur .................................................................................................................................. 44

        4.7     Wirtschaft .................................................................................................................................................... 45

        4.8     Naturgefahren und Katastrophenmanagement.......................................................................................... 45

    5     Sammlung und Analyse von außerordentlichen Wetterereignissen in Tirol ..........................47

        5.1     Abgrenzung und Datenquellen.................................................................................................................... 47

        5.2     Ausgewählte Extremwettereignisse ............................................................................................................ 48

        5.3     Zusammenfassung....................................................................................................................................... 54

C       Treibhausgas- und Energiebilanz des Landes Tirol ............................................. 56

                                                                                                                                        3
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1     Ist-Analyse Energiebilanz ........................................................................................................56

      1.1     Bruttoinlandsverbrauch des Landes Tirol.................................................................................................... 57

      1.2     Energieerzeugung in Tirol............................................................................................................................ 58

      1.3     Analyse des Nutzenergiebedarfs ................................................................................................................. 61

  2     Ist-Analyse Treibhausgasemissionen ......................................................................................64

      2.1     Kohlendioxidemissionen ............................................................................................................................. 66

      2.2     Methan- und Lachgasemissionen................................................................................................................ 67

Glossar ..................................................................................................................... 68

Literaturverzeichnis.................................................................................................. 71

Rechtsnormen und Leitlinien ................................................................................... 84

Anhang 1 – Detailauswertung Klimaszenarien ......................................................... 90

Anhang 2 – Zusätzliche Informationen zum Klimaschutz .......................................... 93

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Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Beschreibung der wichtigsten Arbeitsschritte. ................................................................................................................ 9

Abbildung 2: Mittelabweichung (1901-2000) und deren geglättete Entwicklung der mittleren Jahrestemperatur
weltweit von 1850–2009 (orange) und im Großraum Alpen 1760–2009 (rot), Erklärung im Text. Quelle: ZAMG.
2013, bearbeitet. ................................................................................................................................................................................................... 13

Abbildung 3: Stationsunabhängiger Anstieg der Jahresmitteltemperaturen Innsbruck-Universität und Kufstein.
Erklärung im Text. Quelle: ZAMG 2013. ...................................................................................................................................................... 13

Abbildung 4: Jahresgang der erwarteten Klimaänderung (Einheit °C). Die dicke Linie stellt die mittlere erwartete
Klimaänderung dar, der schattierte Bereich die Bandbreite möglicher Entwicklungen. Die Zahlen darüber zeigen
die Monatsmittel der Bezugsperiode (Einheit °C). ................................................................................................................................. 14

Abbildung 5: Jahresniederschlagssummen in Innsbruck-Universität und Kufstein. Die dicke rote Linie zeigt das 20-
jährige geglättete Mittel. Quelle: HISTALP 2013. .................................................................................................................................... 15

Abbildung 6: Jahresgang der erwarteten Klimaänderung (Einheit %). Die dicke Linie stellt die mittlere erwartete
Klimaänderung dar, der schattierte Bereich die Bandbreite möglicher Entwicklungen. Die Zahlen darüber zeigen
die Monatsmittel der Bezugsperiode (Einheit mm/Monat). ............................................................................................................... 15

Abbildung 7: Bedeutung des Tourismus auf Gemeindeebene und Skigebiete in Tirol und Südtirol. Quelle: Steiger
und Trawöger 2011b. .......................................................................................................................................................................................... 38

Abbildung 8: Änderung der Betriebstage (%) mit Beschneiung. Änderungen in der Periode 2020-2050 im Vergleich
mit 1971-2000 (Strasser et al. 2012). ............................................................................................................................................................ 40

Abbildung 9: Regionen in Österreich, die durch Vb und Vb-ähnliche Wetterlagen besonders betroffen sind. Quelle:
Formayer, 2006. ..................................................................................................................................................................................................... 50

Abbildung 10: Hitzetage nach Kysely von 1954-2003 (Auer et al. 2005)...................................................................................... 54

Abbildung 11: Entwicklung des Bruttoinlandsverbrauches nach Energieträgern. .................................................................... 57

Abbildung 12: Erzeugung elektrischer Energie nach Energieträgern (PV Photovoltaik). ....................................................... 58

Abbildung 13: Erzeugung von Fernwärme nach Energieträgern (KWK: Kraft-Wärme-Kopplung. WP: Wärmepumpe).
...................................................................................................................................................................................................................................... 59

Abbildung 14: Entwicklung des energetischen Endverbrauchs nach Energieträgern. ............................................................ 60

Abbildung 15: Entwicklung des Endenergieverbrauchs nach Sektoren. ....................................................................................... 61

Abbildung 16: Private Haushalte - Nutzenergie für Raumheizung und Klimaanlagen nach Energieträgern in 2011.
...................................................................................................................................................................................................................................... 62

Abbildung 17: Öffentliche und Private Dienstleistungen - Nutzenergie für Raumheizung und Klimaanlagen nach
Energieträgern in 2011....................................................................................................................................................................................... 63

Abbildung 18: Anteil Tirols an den österreichischen Treibhausgas-Emissionen sowie Pro-Kopf-Emissionen, 1990
und 2011. ................................................................................................................................................................................................................. 64

Abbildung 19: Anteile 2011 nach KSG-Sektoren und Gasen. KEX: Kraftstoffexport im Tank. .............................................. 64

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Abbildung 20: Treibhausgas-Emissionen Tirols in der Einteilung des Klimaschutzgesetzes 1990 bis 2011 in kt CO2-
Äquivalent. EH – Emissionshandel................................................................................................................................................................. 65

Abbildung 21: CO2-Emissionen, Bruttoinlandsenergieverbrauch (BIEV) und Bruttoregionalprodukt Tirols, 1990–
2011............................................................................................................................................................................................................................ 66

Abbildung 22: Treibende Kräfte der CH4- und N2O-Emissionen Tirols, 1990–2011............................................................... 67

Abbildung 23: Jahresgang der erwarteten Klimaänderung (Einheit: Tage/ Monat). Die dicke Linie stellt die mittlere
erwartete Klimaänderung dar, der schattierte Bereich die Bandbreite möglicher Entwicklungen. Die Zahlen darüber
zeigen die Monatsmittel der Bezugsperiode (Einheit: Tage/ Monat)............................................................................................. 91

Abbildung 24: Jahresgang der erwarteten Klimaänderung (Einheit: Tage/ Monat). Die dicke Linie stellt die mittlere
erwartete Klimaänderung dar, der schattierte Bereich die Bandbreite möglicher Entwicklungen. Die Zahlen darüber
zeigen die Monatsmittel der Bezugsperiode (Einheit:Tage/ Monat). ............................................................................................. 91

Abbildung 25: Jahresgang der erwarteten Klimaänderung (Einheit: KGT/ Monat). Die dicke Linie stellt die mittlere
erwartete Klimaänderung dar, der schattierte Bereich die Bandbreite möglicher Entwicklungen. Die Zahlen darüber
zeigen die Monatsmittel der Bezugsperiode (Einheit:KGT/ Monat). .............................................................................................. 92

Abbildung 26: Jahresgang der erwarteten Klimaänderung (Einheit: HGT/ Monat). Die dicke Linie stellt die mittlere
erwartete Klimaänderung dar, der schattierte Bereich die Bandbreite möglicher Entwicklungen. Die Zahlen
darunter zeigen die Monatsmittel der Bezugsperiode (Einheit: HGT/ Monat)........................................................................... 92

Tabellen:

Tabelle 1: Beobachtete Veränderungen in der Biosphäre................................................................................................................... 17

Tabelle 2: Prognostizierte Veränderungen der Biosphäre. ................................................................................................................. 21

Tabelle 3: Beobachtete Veränderungen in der Pedosphäre............................................................................................................... 24

Tabelle 4: Prognostizierte Veränderungen der Pedosphäre. ............................................................................................................. 26

Tabelle 5: Beobachtete Veränderungen in der Hydrosphäre. ........................................................................................................... 30

Tabelle 6: Prognostizierte Veränderungen der Hydrosphäre ............................................................................................................ 33

Tabelle 7: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die natürlichen Schneebedingungen in ganz Tirol. ...................... 39

Tabelle 8: Veränderungen in der Periode 2020 - 2050 im Vergleich zu 1971-2000. ............................................................... 40

Tabelle 9: Auswahl an regionalen Schadenshochwässern in Tirol seit 1985. .............................................................................. 51

Tabelle 10: Vergleich der Schäden durch Windwurf in Tirol .............................................................................................................. 53

Tabelle 11: Bruttoinlandsverbrauch Tirol für das Jahr 2011 nach Energieträgern und Veränderung zu 1988. ............ 93

Tabelle 12: energetischer Endverbrauch Tirol für das Jahr 2011 nach Energieträgern und Veränderung zu 1988. ... 93

Tabelle 13: Energetischer Endverbrauch Tirol für das Jahr 2011 nach Sektoren und Veränderung zu 1988. ............... 94

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Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol Stand 19.03.2015 - Bericht der Klimaschutzkoordination - Land Tirol
A     Einleitung

Klima ist ein globales System, das sich im Verlauf der Erdgeschichte immer wieder verändert hat und dessen
Ausprägungen die Lebensbedingungen der Menschen stets maßgebend beeinflussten – auch und gerade in
Gebirgsräumen wie Tirol. Der Wandel des Klimas war und ist allgegenwärtig. Davon zeugen heute die vielen
Formen in der Landschaft, wie z.B. die von Gletschern geformten taleinwärtigen Bereiche der höheren Seitentäler
Tirols.

Waren früher vor allem natürliche Ursachen dominierend – wie z.B. die Verschiebungen der Kontinente,
Schwankungen der Erdumlaufbahn (bekannt als Milanković–Zyklen), die solare Einstrahlung oder die
Staubkonzentration durch explosive Vulkanausbrüche – so ist in der jüngeren Vergangenheit zusätzlich der
Ausstoß an Treibhausgasen durch den Verbrauch fossiler Energieträger für die starke Erwärmung der unteren
Atmosphäre verantwortlich. Spätestens seit dem 2007 veröffentlichten Stern-Bericht (Stern 2007), welcher die
Auswirkungen eines ungebremsten Klimawandels auf die Weltwirtschaft darlegt, und den Beiträgen zum vierten
Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC 2007), ist die globale Erwärmung zum politischen und
gesellschaftlichen Thema geworden.

Die unabdingbare Notwendigkeit raschen Handelns wird durch die Erkenntnisse des neuesten Weltklimaberichtes,
in dem mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (≥ 95 %) angenommen wird, dass die derzeitige Klimaerwärmung
menschgemacht ist (IPCC 2013), unterstrichen, um einer der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und
der Zeit danach begegnen zu können.

Eine Reihe von Initiativen – vom globalen Kyoto-Protokoll, den 20-20-20-Zielen der Europäischen Union, bis hin zu
nationalen Strategien – haben sich aus diesem Grund das Ziel gesetzt, den Treibhausgasausstoß zu senken. Ziel ist
es, die Erwärmung der Erdoberfläche zu bremsen beziehungsweise auf weniger als 2 °C über dem vorindustriellen
Niveau zu begrenzen. Maßnahmen in diesem Zusammenhang werden unter dem Begriff Klimaschutz
zusammengefasst, der die erste wichtige Säule der Klimapolitik darstellt.

Allen bereits initiierten politischen und gesellschaftlichen Bemühungen zum Trotz konnten ambitionierte Ziele
nicht oder nur in geringem Maße erreicht werden, mit dem Resultat, dass der Klimawandel als Phänomen an sich
bereits begonnen hat in die sozio-ökonomischen und natürlichen Systeme der Erde einzugreifen. Deshalb müssen
neben den Klimaschutzmaßnahmen auch Maßnahmen zur Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen
umgesetzt werden, um die Lebensqualität zu erhalten, negative Auswirkungen zu minimieren und Chancen zu
nutzen. Klimawandelanpassung bildet somit, neben dem Klimaschutz, die zweite wichtige Säule in der Klimapolitik
(BMLFUW 2012a, b).

Auch Österreich stellt sich diesen Herausforderungen mit dem Klimaschutzgesetz (BMLFUW 2011), einer
Klimastrategie (BMLFUW 2007) und der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (BMLFUW
2012a, b). Hier sind sowohl die Betroffenheit Österreichs als auch Maßnahmen zu sektoralen Bereichen enthalten.
Darüber hinaus behandelt der Austrian Assessment Report des APCC (Austrian Panel on Climate Change, APCC
2014) die Thematik von einem forschungsbezogenen Standpunkt aus.

Das Bundesland Tirol hat bereits in Strategien und Programmen zur Landesentwicklung das Thema Klimawandel
behandelt, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung. Insbesondere sind hier die Tiroler Waldstrategie 2020 (Amt
der Tiroler Landesregierung 2011b), die Tiroler Energiestrategie 2020 (Amt der Tiroler Landesregierung 2007a), das
Tiroler   Mobilitätsprogramm    2013-2020     (Amt   der   Tiroler   Landesregierung   2013b),   das   Biomasse-
Versorgungskonzept Tirol (Amt der Tiroler Landesregierung 2007b), der ZukunftsRaum Tirol_2011 (Amt der Tiroler
Landesregierung 2011a) und die Tiroler Nachhaltigkeitsstrategie (Amt der Tiroler Landesregierung 2012a) zu
erwähnen.

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Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol Stand 19.03.2015 - Bericht der Klimaschutzkoordination - Land Tirol
1       Klimapolitik Tirol

Mit den Berichten der Klimaschutzkoordination, deren integraler Bestandteil die Klimaschutzstrategie für die
Periode 2013 - 2020 ist, die sich aus den Verpflichtungen Österreichs durch die Unterzeichnung des Kyoto-
Protokolls ergibt, bekennt sich das Land Tirol zu einer aktiven und vorausschauenden Klimapolitik die folgenden
Grundsätzen folgt:

    Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Klimaschutzzielen soll das CO2 Einsparungspotential ausgeschöpft
    werden.

    Der sparsame Umgang mit Energie, die Steigerung der Effizienz und die Substitution fossiler Energieträger
    durch erneuerbare Ressourcen steht im Zentrum (Arbeitsübereinkommen für Tirol 2013-2018)

    erfolgreiche, bestehende Strategien und Maßnahmen sollen weitergeführt und weiterentwickelt werden,

    Der Ausbau erneuerbarer Energieträger erfolgt unter Beachtung ökologischer Rahmenbedingungen und
    Kriterien der Nachhaltigkeit. Entsprechende Grundlagen wurden vom Land Tirol bereits entwickelt
    (Nachhaltigkeitsstrategie, Kriterienkatalog Wasserkraft, Solarkataster).

    Eine strategische Bewertung der Energieträger soll Nachhaltigkeitskriterien folgen und Ineffizienzen
    berücksichtigen.

    Der Sektor Verkehr wird als entscheidend für die Erreichung der Klimaschutzziele erachtet.

    Initiativen Tirols auf Bundes- und EU-Ebenen sollen verstärkt werden.

    Sollten zur Erreichung der Ziele und zur Umsetzung der Maßnahmen gesetzliche Anpassungen notwendig sein
    und diese in den Kompetenzbereich des Bundes fallen, so wird das Land Tirol im Rahmen der dafür
    vorgesehenen Möglichkeiten mit der Bitte um Berücksichtigung dieser Ziele und Maßnahmen an den Bund
    herantreten.

Diese Klimapolitik, die durch eine Roadmap 2020 - 2030 (siehe Abbildung 1) im Bereich des Klimaschutzes eine
langfristige Strategie zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen darstellt, trägt der globalen Verantwortung des
Landes Tirols Rechnung. Unter dem Stichwort Auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Landesverwaltung wird Tirols
Klimapolitik durch die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand im Bereich des Klimaschutzes unterstrichen.

Darüber hinaus bekennt sich das Land Tirol zu einer vorausschauenden, proaktiven Haltung und strategischen
Ausrichtung, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken beziehungsweise diese abzumindern und so
auch Chancen die sich daraus ergeben frühzeitig nutzen zu können. Eine Reihe von Maßnahmen im Bereich der
Klimawandelanpassung strebt dies an.

Sowohl kurz- als auch langfristig soll das Handeln der öffentlichen Hand, der Wirtschaft und der Bevölkerung
geprägt, notwendige sektorübergreifende Maßnahmen unterstützt und gefördert sowie der Lebens- und
Wirtschaftsraum nachhaltig erhalten werden. Um das übergeordnete Ziel erreichen zu können und nach Maßgabe
der sachlichen Dringlichkeit, in Hinblick auf weitere Arbeitsprogramme und der budgetären Möglichkeiten soll
eine zeitgerechte, konsequente und umfassende Umsetzung, inklusive aller Anpassungsmaßnahmen erfolgen.

2       Berichte der Klimaschutzkoordination

Zur Erreichung der definierten Ziele sind vier Berichte der Klimaschutzkoordination verfasst worden. Die Erstellung
vollzog sich unter aktiver Miteinbeziehung der Landesverwaltung sowie relevanter AkteurInnen des Landes

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Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol Stand 19.03.2015 - Bericht der Klimaschutzkoordination - Land Tirol
I. Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol: Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf das Bundesland
  sowie der Darstellung der CO2- und Energiebilanz.
  II. Bericht zur Erreichung der Klimaschutzziele bis 2020: Analyse und Evaluierung bestehender Maßnahmen
  sowie die Erstellung sektorspezifischer Handlungskonzepte (Maßnahmenpläne) als Basis für konkrete
  Klimaschutzmaßnahmen und Förderrichtlinien zur Erreichung der Klimaziele bis 2020 und darüber hinaus bis
  2030.
  III. Anpassung an den Klimawandel: Herausforderungen und Chancen für das Land Tirol werden durch die
  Erarbeitung von prioritären Handlungsfeldern auf sektoraler Ebene erarbeitet. Diese bilden den Ausgangspunkt
  für die Erstellung von Maßnahmen. In diesem Bericht werden auch Synergien und Herausforderungen die sich
  zwischen Klimaschutz und Anpassung ergeben sowie das Thema Sensiblisierung und Bewußtseinsbildung
  beleuchtet.
  IV. Monitoring und Evaluierung der Klimaschutzmaßnahmen und der Maßnahmen zur Anpassung an
  den Klimawandel: hier erfolgt die überblicksartige Diskussion möglicher Monitoring- und
  Evaluierungsstrategien für die Bereiche Klimaschutz und Anpassung.

   Abbildung 1: Beschreibung der wichtigsten Arbeitsschritte.

Für die Erstellung der vier Berichte der Klimaschutzkoordination wurde ein partnerschaftliches Arbeiten mit allen
relevanten Abteilungen der Tiroler Landesverwaltung realisiert. Dabei konnten, in einer Reihe von Interviews und
Konsultationen, vorhandenes Wissen und Hintergrundinformationen erhoben und in Workshops vertieft werden.
Relevanten AkteurInnen wurde in zwei Workshops, aber auch in schriftlicher Form, die Gelegenheit geboten die
Berichte der Klimaschutzkoordination zu kommentieren.

Es sei darauf verwiesen, dass sich die in den Berichten der Klimaschutzkoordination behandelten Sektoren im
Bereich des Klimaschutzes am österreichischen Klimaschutzgesetz (BMLFUW 2011) und im Bereich der Anpassung
an der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (BMLFUW 2012a, b) orientieren.

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Sachstandsbericht Klimawandel in Tirol Stand 19.03.2015 - Bericht der Klimaschutzkoordination - Land Tirol
Des Weiteren muss betont werden, dass Klimaschutz und Anpassung als Querschnittsthemen verstanden werden,
die Aktivitäten in unterschiedlichen Bereichen oder Sektoren erfordern. Vor allem – aber nicht nur – hat sich
gezeigt, dass es im Bereich der Anpassung zum Teil große sektorübergreifende Wechselwirkungen gibt, die bei
der Erstellung und Umsetzung der Maßnahmen beachtet werden müssen. Darüber hinaus müssen die
Maßnahmen des Klimaschutzes mit denen der Anpassung abgestimmt werden, um mögliche Konflikte zu
vermeiden und Synergien zu kreieren. Beide Säulen – Klimaschutz und Anpassung – sind somit wichtige Elemente
einer nachhaltigen Entwicklung, welche als normatives Leitbild übergeordnet ist.

Im vorliegenden Sachstandsbericht „Klimawandel in Tirol“ werden die Entwicklung der Klimaelemente und die
Auswirkungen der klimatischen Änderungen auf den Naturraum und die Anthroposphäre dargestellt. In Kapitel C4
werden außerordentliche Wetterereignisse in Tirol zusammengetragen und analysiert. Kapitel D befasst sich mit
der Treibhausgas- und Energiebilanz des Landes. Durch alle Kapitel hinweg gilt es aufzuzeigen, dass der bereits
stattfindende Klimawandel nicht nur als Bedrohung gesehen wird. Vielmehr soll der vorliegende Bericht dazu
beitragen, Herausforderungen zu erkennen und anzunehmen, aktiv Risiken zu minimieren und sich bietende
Chancen zu nutzen.

B    Auswirkungen des Klimawandels

1      Die Alpen und der Klimawandel

Die Alpen sind in mehrfacher Weise vom global wirksamen Klimawandel betroffen. Sie bilden die Grenze zwischen
dem mediterran geprägten Klima Südeuropas und dem mitteleuropäischen Übergangsklima, welches atlantisch
geprägt ist. Im Kontext des Klimawandels kann hier nicht nur die Erwärmung, sondern auch eine Verschiebung der
Klimazonen nach Norden von Bedeutung sein. Die angesprochene Erwärmung findet in den Alpen in stärkerem
Ausmaß als global statt. Brunetti et al. (2009) sprechen von einer doppelt so hohen Erwärmung der Alpen im
Vergleich zum globalen Durchschnitt. Von besonderer Bedeutung sind hier Rückkopplungen, die im
Zusammenhang mit der Albedo, also dem Rückstrahlvermögen von Oberflächen, stehen (Haeberli et al. 2007).
Darüber hinaus und aufgrund der komplexen Topographie reagieren die Alpen sehr sensibel auf diese
Veränderungen und werden dementsprechend oft als Frühwarnsystem bezeichnet. Sogar kleine Veränderungen in
der Temperatur und/oder des Niederschlags können eine Verschiebung von räumlichen Grenzen (z.B.
Baumgrenze, Schneegrenze, Permafrostgrenze) bewirken (Veit 2002). Drastische Veränderungen der natürlichen
Artzusammensetzungen und Kreisläufe sind in den Alpen verstärkt zu erwarten. Aus diesen Gründen wird sich
auch die EU-Strategie für den Alpenraum mit Fragen des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung zu
befassen haben.

Abgesehen davon sind Gebirgsregionen besonders verwundbare Räume gegenüber wetterbedingten und
klimatischen Änderungen (z.B. Beniston 2003; Beniston 2010; Diaz, Grosjean und Graumlich 2003; Thuiller et al.
2005). Dies ist umso mehr von Bedeutung, da das Gebirge wichtige Funktionen bei der Erfüllung von
menschlichen Grundbedürfnissen hat, z.B. als Wasserspeicher für Trinkwasser, zur Energiegewinnung oder
industriellen Nutzung. Dies gilt nicht nur für Gebirgsregionen allein, sondern auch für das Umland der Gebirge mit
weit höheren Bevölkerungszahlen (Barnett, Adam und Lettenmaier 2005; Messerli, Viviroli und Weingartner 2004;
Viviroli et al. 2007). Die starken Auswirkungen klimatischer Veränderungen sind zum Teil auf die ökonomische
Entwicklung einer spezialisierten Gesellschaft zurückzuführen. Die große, regional unterschiedliche Abhängigkeit
vom Wintertourismus ist ein Beispiel hierfür (z.B. Steiger 2011a). Die Ausdehnung des menschlichen
Lebensraumes, z.B. durch Zersiedlung, kommt verstärkend hinzu. Häufig ist diese Ausdehnung nur noch bei
gleichzeitigen Schutzmaßnahmen gegenüber Klima und Gebirge möglich. Vom heute erschlossenen
Dauersiedlungsraum in Tirol (ca. 12 % der Landesfläche) waren 2006 nach Bogner und Fiala (2007) 8,2 %
versiegelt. Neuere Schätzungen des Landes Tirol (2013/14) gehen bereits von einem Anteil von 12,8 % aus. Durch
diese räumliche Konzentration ist das Schadenspotential bei Extremereignissen besonders hoch.

                                                                                             10
Die starke regionale Veränderung in den natürlichen Systemen bedingt durch den globalen Klimawandel auf der
einen Seite und die starken Verwundbarkeiten der spezialisierten, mobilen Gesellschaft auf der anderen Seite
resultieren in einer starken Betroffenheit. Detaillierte Informationen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf
verschiedene Sektoren werden in Kapitel B3 und B4 dargestellt.

2      Entwicklung der Klimaelemente

Die Schwankungen des Erdklimas sind gut erforscht. Die Forschung zur Klimageschichte – die Paläoklimatologie –
kann hierzu unter anderem auf natürliche Klimaarchive wie Gletscher, Bäume oder Speleotheme (Tropfsteine)
zugreifen und mit ihnen das Klima der Vergangenheit rekonstruieren (Nicolussi 2009). Darüber hinaus geben in
den Alpen vor allem klimatisch gesteuerte Grenzen, wie z.B. die Waldgrenze, wichtige Anzeichen über diese
Veränderungen. Dies ist insofern wichtig, da die Alpen zwar über ein dichtes Netz von mehr als hundert
Klimamessstellen verfügen, diese jedoch erst seit ca. 250 Jahren verfügbar sind, global erst seit 150 Jahren (Böhm
2008). Man spricht bei der Betrachtung des Klimas seit dieser Zeit von Neoklimatologie.

 2.1     Datenquellen

    HISTALP

Für die Erstellung des Berichts der Klimaschutzkoordination konnte auf die HISTALP-Datenbank der Zentralanstalt
für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zurückgegriffen werden. Das Netzwerk, welches hinter dem HISTALP-
Datensatz liegt, umfasst ca. 200 Standorte und mehr als 500 einzelne Klimazeitreihen im Großraum Alpen (Böhm
2008). Homogenisierte Daten zu Temperatur, Niederschlag, Luftdruck, Sonnenscheindauer und Bewölkung, welche
einen Zeitabschnitt von bis zu 250 Jahren in die Vergangenheit abdecken, stehen zur Verfügung.

    Szenarien

Basis für die Vorhersage zukünftiger Klimatrends ist das Wissen über die Treibhausgasemissionen der Zukunft,
welche an die globalen sozio-ökonomischen Entwicklungen gekoppelt sind. Um der Ungewissheit dieser
Entwicklungen gerecht zu werden, wurden verschiedene globale Emissionsszenarien entwickelt, die auf
verschiedenen Annahmen zur Entwicklung der Bevölkerung, Ökonomie, Technologie, Energie und Landwirtschaft
sowie der Bereitschaft für ökologisches Handeln im 21. Jahrhundert basieren (Nakicenovic et al. 2000). Das für den
Bericht der Klimaschutzkoordination gewählte Emissionsszenario A1B geht von einer weiteren Zunahme der
Treibhausgase, bedingt durch ökonomisches Wachstum, aus. Die voranschreitende Globalisierung sollte für eine
Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung ab Mitte des 21. Jahrhunderts sorgen. Zudem geht man davon aus,
dass sowohl fossile als auch erneuerbare Energieträger, in Verbindung mit technischem Fortschritt, zur
Energiegewinnung eingesetzt werden.

Auf Grundlage dieser Annahmen werden Klimamodelle angetrieben. In den Klimamodellen werden die jeweiligen
Komponenten des Klimasystems, auf den physikalischen Zusammenhängen basierend, berechnet. Abhängig von
den verwendeten Parametrisierungen der physikalischen Zusammenhänge können sich die Ergebnisse einzelner
Modelle unterscheiden.

Für Aussagen über globale Klimatrends werden Globale Zirkulationsmodelle (GCMs) verwendet. Diese werden mit
Regionalen Zirkulationsmodellen (RCM) gekoppelt, um kleinräumige Strukturen abzubilden. Die für den Bericht
der Klimaschutzkoordination verwendeten RCMs rechnen mit einer Maschenweite von 25 km x 25 km. Diese
Ergebnisse werden auf 1 km x 1 km interpoliert (Haiden et al. 2010; Pospichal et al. 2010). Das Verfahren

                                                                                             11
berücksichtigt das für Tirol typische Relief mit großen Höhenunterschieden. Die RCM-Daten werden auf diese
Weise an die lokalen Besonderheiten angepasst.

Für den Bericht wurden folgende drei RCMs verwendet: ALADIN vom Centre National de Recherches
Météorologiques (F), RegCM3 vom International Centre for Theoretical Physics (I) und REMO vom Max Planck
Institut (D). Die RCM-Daten wurden im Rahmen des EU-Projektes ENSEMBLES berechnet.

  Ausblick

Für die künftige Auswertung und Validierung der vorliegenden Strategie stehen ab Ende 2014 räumlich und
zeitlich hoch aufgelöste Daten des Projektes 3P-Clim („Past, Present and Perspective Climate of Tirol, Südtirol-Alto
Adige and Veneto“) zur Verfügung.
In diesem Interreg IV-Projekt unter der Leitung der ZAMG für Tirol und Vorarlberg wird ein Klimaatlas der Region
erstellt. Eine ausführliche Analyse des Ist-Zustandes beim Klima beruht auf Stationsdaten der Periode 1981 - 2010,
Gletschermessungen und –beobachtungen sowie einer Konvektionsauswertung anhand von Wetterradar- und
Blitzdaten. Veränderungen des Klimas seit Messbeginn, also in den letzten 150 Jahren, werden anhand von
Schlüsselstationen dargestellt. Darüber hinaus werden auf der Basis mehrerer regionaler Klimamodelle die
Auswirkungen des führenden IPCC-Klimaszenarios A1B (realistisch) auf Temperatur- und Niederschlagsparameter
für die Perioden 2020 - 2050 und 2070 - 2100 ausgewertet. Das Projekt wird von vier Abteilungen des Landes Tirol
mitgetragen. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit frei zur Verfügung stehen und auf der Website
www.alpenklima.eu abrufbar sein.

 2.2     Temperatur

  In der Vergangenheit:

Die natürlichen Schwankungen des Klimas in Kombination mit anthropogenen Einflüssen haben zu einer
Erhöhung der Temperaturen der unteren Atmosphäre seit 1900 geführt. Diese ist jedoch regional ungleich verteilt:

  Im globalen Mittel betrug die Erhöhung der oberflächennahen Temperatur +0,7 °C,
  über der Nordhemisphäre +1 °C (beide Werte Latif 2012) sowie
  im Alpenraum etwa +2 °C (z.B. Böhm 2008; 2009; Brunetti et al. 2009).

Diese Erwärmung erfolgte allerdings nicht linear. Die Entwicklung der Temperatur kann vielmehr in mehrere
Phasen unterteilt werden, welche ihrerseits wieder durch klimatisch kurze Zeiträume von Maxima und Minima
durchzogen sind (Böhm 2009). Betrachtet man den Zeitraum ab ca. 1900 (in etwa das Ende der Kleinen Eiszeit) so
zeigen sich unterschiedliche Phasen der Temperaturentwicklung (vgl. Böhm 2008)

  1900 –1950: Phase der Erwärmung auf natürliche Ursachen zurückzuführen (vor allem Zunahme solarer
  Einstrahlung) (Abbildung 2 innerhalb der grünen Ellipse).
  1950 – 1980: Abkühlungsphase durch zunehmende Verschmutzung der Atmosphäre durch Sulfatpartikel
  (Abbildung 2 blaue Ellipse).
  1980 – bis heute: beschleunigte Zunahme der Temperatur; verstärkte Emission von Treibhausgasen,
  Luftreinhaltungsmaßnahmen (Reduktion Sulfatausstoß) (Abbildung 2 rote Ellipse).

Diese drei beschriebenen charakteristischen Phasen der Temperaturentwicklung finden sich sowohl in globalen als
auch in nationalen und regionalen Temperaturreihen (Abbildung 3) wieder, im Alpenraum unabhängig vom
geographischen Ort.

                                                                                               12
Abbildung 2: Mittelabweichung (1901-2000) und deren geglättete Entwicklung der mittleren Jahrestemperatur weltweit von
1850–2009 (orange) und im Großraum Alpen 1760–2009 (rot), Erklärung im Text. Quelle: ZAMG. 2013, bearbeitet.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass diese Erwärmung nur die Erdoberfläche und die
unteren Luftschichten betrifft, während sich der darüber liegende Teil der Atmosphäre, die Stratosphäre, abkühlt.
Dies geschieht aufgrund der Absorption der Infrarotstrahlung durch das Kohlendioxid. Würde eine stärkere
Solarstrahlung die globale Erwärmung bedingen, würde sich auch die Stratosphäre erwärmen, was nicht der Fall
ist (Latif 2012; Schönwiese 2008). Dies ist ein wichtiges Indiz für den anthropogenen Einfluss.

Abbildung 3: Stationsunabhängiger Anstieg der Jahresmitteltemperaturen Innsbruck-Universität und Kufstein. Erklärung im
Text. Quelle: ZAMG 2013.

Abbildung 3: Stationsunabhängiger Anstieg der Jahresmitteltemperaturen Innsbruck-Universität und Kufstein. Erklärung im
Text. Quelle: ZAMG 2013.

  In der Zukunft

Für den Bericht der Klimaschutzkoordination wurde die zukünftige Entwicklung der Temperatur mit Hilfe von drei
regionalen Klimamodellen berechnet. Abbildung 4 zeigt den Jahresgang der Temperaturänderungen für den
Zeitraum 2021-2050 – verglichen mit der Bezugsperiode 1971-2000 – in Tirol. Die rote Linie zeigt den Mittelwert
der drei Modellergebnisse, die Schattierung die Bandbreite. Die Absolutwerte der Bezugsperiode sind am oberen
Rand der Grafik angegeben.

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Abbildung 4: Jahresgang der erwarteten Klimaänderung (Einheit °C). Die dicke Linie stellt die mittlere erwartete Klimaänderung
dar, der schattierte Bereich die Bandbreite möglicher Entwicklungen. Die Zahlen darüber zeigen die Monatsmittel der
Bezugsperiode (Einheit °C).

Für Tirol ist bis Mitte des 21. Jahrhunderts mit einer Temperaturzunahme von etwa +1,2 °C zu rechnen. Diese ist
im    Jahresgang    relativ   gleichmäßig     verteilt.   Eine    derartige   Zunahme     bedeutet,    dass    sich    vertikale
Temperaturgrenzen (z.B. Frostgrenze) um etwa 200 Höhenmeter nach oben verschieben. Die Bandbreite der
Erhöhung der Jahresmittel für 2021-2050 liegt zwischen +1 °C und +1,4 °C. Eine Auswertung der prognostizierten
Temperaturentwicklung auf Bezirksebene ist Anhang 1 – Detailauswertung Klimaszenarien zu entnehmen.

 2.3      Niederschlag

  In der Vergangenheit

Höhere Temperaturen bewirken, dass auf globaler Ebene mehr verdunstet und die wärmere Luft mehr
Wasserdampf aufnehmen kann. Eine Konsequenz der dargestellten Erwärmung der Lufttemperatur sollte also
auch mehr Niederschlag im globalen Maßstab sein. Daraus kann jedoch nicht abgeleitet werden, wo dieser
vermehrte Niederschlag fallen wird, d. h. wo die Wassermassen hin transportiert werden (Böhm 2009). Das
Niederschlagssystem ist zudem eng mit Großwetterlagen und deren Verlagerung sowie globalen Phänomenen wie
z.B. der Nordatlantischen Oszillation (Veit 2002) verbunden. Dementsprechend können in der Vergangenheit
unterschiedliche dekadische und auch längerfristige Entwicklungen innerhalb des Alpenraums beobachtet werden.

Für    Westösterreich     (Tirol,   Vorarlberg)   generalisiert     wurden    seit   Mitte   der    1940-er    Jahre    leichte
Niederschlagszunahmen beobachtet. Dies bedeutet nicht, dass dies für alle Stationen in allen Jahreszeiten
zutreffen muss (Abbildung 5) Der Anstieg des Niederschlags ist außerdem keineswegs linear, sondern noch stärker
als bei der Temperatur, von starkem „Hintergrundrauschen“, das heißt einem jährlichen und auch dekadischen
Auf-Und-Ab (kurzfristige Variabilität) geprägt. Böhm (2009) sieht einen Zusammenhang zwischen den
Langfristentwicklungen von Niederschlagssummen und den Extremwerten Starkregen beziehungsweise
Trockenperioden.

                                                                                                        14
Abbildung 5: Jahresniederschlagssummen in Innsbruck-Universität und Kufstein. Die dicke rote Linie zeigt das 20-
jährige geglättete Mittel. Quelle: HISTALP 2013.

  In der Zukunft

Die zukünftige Entwicklung der Niederschläge wurde mit Hilfe von drei regionalen Klimamodellen berechnet.
Abbildung 6 visualisiert den Jahresgang der Niederschlagsänderungen für den Zeitraum 2021-2050 – verglichen
mit der Bezugsperiode 1971-2000 – in Tirol. Die blaue Linie zeigt den Mittelwert der drei Modellergebnisse, die
Schattierung die Bandbreite. Die durchschnittlichen Monatssummen [mm] der Bezugsperiode sind am oberen
Rand der Grafik angegeben (Abbildung 6). Generell ist zu beachten, dass Niederschlagsszenarien mit wesentlich
höheren     Unsicherheiten      behaftet    sind,   als   z.B.   Temperaturszenarien.     Dies    liegt    daran,   dass   die
Niederschlagsverteilung kleinräumig höchst unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Zudem spielen für die
Niederschlagsproduktion verschiedene physikalische Prozesse eine Rolle, die schwieriger zu modellieren sind als
Temperatur. Nichtsdestotrotz lassen sich für das Bundesland Tirol jahreszeitliche Niederschlagstrends feststellen:
tendenziell zeigen die Modellergebnisse eine Zunahme der Niederschläge im Frühling und im Herbst.

Abbildung 6: Jahresgang der erwarteten Klimaänderung (Einheit %). Die dicke Linie stellt die mittlere erwartete Klimaänderung
dar, der schattierte Bereich die Bandbreite möglicher Entwicklungen. Die Zahlen darüber zeigen die Monatsmittel der
Bezugsperiode (Einheit mm/Monat).

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3      Auswirkungen des Klimawandels auf den Naturraum

Die Folgen des Klimawandels sind bereits deutlich zu erkennen. Sie betreffen sowohl den Naturraum – die Bio-,
Hydro- und Pedosphäre – als auch den vom Menschen geschaffenen Lebensraum – die Anthroposphäre. Natur
und Mensch sind nicht eindeutig voneinander zu trennen und können gemeinsam Ursache von Auswirkungen
sein. Aus diesem Grund werden im Kapitel zur Biosphäre die Bereiche Biodiversität, Land- und Forstwirtschaft
gemeinsam behandelt. Da ebenfalls Verknüpfungen zwischen den Bereichen Tourismus und Wasser bestehen,
werden diese gemeinsam im Kapitel zur Hydrosphäre besprochen. Beide Kapitel zeigen bereits beobachtete sowie
mögliche, zukünftige Auswirkungen des Klimawandels, anhand von Beispielen, auf.

 3.1     Biosphäre

Fast 20 % aller europäischen Pflanzenarten kommen nur im Hochgebirge, oberhalb der Waldgrenze, vor (Väre et
al. 2003). Österreich und speziell dem Bundesland Tirol kommt eine besondere Aufmerksamkeit und
Verantwortung für diesen Artenreichtum zu. Mit jeweils eigenen Artenzusammensetzungen überschneiden sich in
Österreich alpine Höhenstufen und kaum bis stark kontinentale Verbreitungsgebiete, zwischen Nord- und Südtirol
verläuft die Grenze mediterraner und gemäßigter Klimazonen. Tirol bietet daher eine große Vielfalt an
ökologischen Nischen und eine Brückenfunktion für wandernde Arten, deren Erhalt von europäischem Interesse
ist. Hinzu kommen endemische Arten, die nur in Tirol vorkommen, und vor allem die alpinen Gipfelbereiche
besiedeln. Für wandernde Arten, wie Zugvögel, aber auch Insekten und Säugetiere, stellt Tirol eine wichtige
Zwischenstation dar. Die kleinräumig strukturierte Kulturlandschaft, die sich über mehrere Höhenstufen erstreckt,
leistet einen weiteren Beitrag zur Artenvielfalt.

Diese Biodiversität, die eine hohe Anpassungskapazität an den Klimawandel darstellt, wird von verschiedenen
sozio-ökonomischen Entwicklungen zunehmend belastet, wie z.B. der Zerschneidung von Lebensräumen, der
intensiveren Nutzung (Bodenversiegelung, Bodenverdichtung, häufigere Heuernten) oder der Aufgabe
traditioneller Bewirtschaftungsformen, insbesondere der Almweide und der teilweisen Verbrachung dieser Flächen
(z.B. im Bezirk Reutte). Für Gebiete in denen aufgrund des Klimawandels Mehrfachbelastungen entstehen, sind
diese Entwicklungen besonders problematisch. Beispielsweise müssen Arten bei einem Anstieg der Temperatur
wandern, was durch die Zerschneidung von Lebensräumen für manche Arten (Fische, Amphibien, Kleintiere)
unmöglich gemacht wird. In Zukunft wird es darum gehen solche Gefährdungen frühzeitig abzusehen,
vorzubeugen oder Anpassungsmaßnahmen vorzunehmen. Ein großes Gefährdungspotential des Klimawandels auf
die Biodiversität stellen invasive Arten (Neobiota) dar, die durch sich verändernde Standortbedingungen
begünstigt werden und die zudem in der Lage sind, ihren Verbreitungsradius innerhalb weniger Jahre um
hunderte bis tausende Meter zu verlagern. Sie sind in diesem Zusammenhang einerseits in ihrer Etablierung sehr
erfolgreich, andererseits geht von ihnen teilweise ein besonderes Gefährdungspotential aus (siehe Tabelle 1).
Darüber hinaus soll an dieser Stelle noch einmal betont werden, dass die Sektoren Land- und Forstwirtschaft,
Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen elementar mit der Biosphäre verbunden sind.

                                                                                            16
In der Vergangenheit
Tabelle 1: Beobachtete Veränderungen in der Biosphäre.

Auswirkung auf …         Veränderungen                                           Regionale Beispiele                     Beobachtungszeitraum    Quelle

Pflanzen                 Verlängerte Vegetationsperiode                          Bayern                                  -                       Menzel und Fabian 1999; Menzel et
                                                                                                                                                 al. 2006

                         Verlängerte Vegetationsperiode                          Österreichweit                          1980 – laufend (Stand   Eitzinger et al. 2009
                                                                                                                         2013)

                         Anstieg der Baumgrenze                                  Niedere Tauern (AT)                     1960 – 2000             Schaumberger et al. 2006;

                                                                                 Aostatal (IT)                           1901 - 2000             Leonelli et al. 2011

                         Anstieg der Baumgrenze beziehungsweise Anstieg 0 °C-    Zentralalpen                            1760 - 2002             Böhm 2004
                         Isotherme/grenze

                         Anstieg der Baumgrenze                                  Westliche Tiroler Alpen (AT)            1950 - 2011             Staffler, Nicolussi und Patzelt 2011

                         Wanderung von Arten in die Höhe (insbesondere Gräser)   Schrankogel (AT)                        1994 - 2012             Pauli et al. 2012

                         Arealänderung von Grasarten                             Ostalpen                                1994 - 2012             Pauli et al. 2007; 2012

                         Gletschervorfelder: Zuwanderung neuer Arten             Rotmoosferner, Obergurgl, Ötztal (AT)   1996 - 2006             Erschbamer 2006; Bogner und Fiala
                         (Moränenklee, Alpen-Wundklee, Edelraute,                                                                                2007
                         Lebendgebärendes Alpen-Rispengras)

                         Verlust der Artenvielfalt durch Zuwanderung             Gipfelregionen, europaweit in           1999 - 2013             Pauli et al. 2007; 2012
                         konkurrenzstarker Arten und Verdrängung endemischer,    europäischen Gebirgen
                         lokaler Flora

                         Ausbreitung gesundheitsschädlicher Neophyten z.B. das   Österreichweit                          2010                    AGES 2010
                         hochallergene Beifußblättrige Traubenkraut

                         Verlängerung der Pollenflugsaison (Allergien)           Österreichweit                          1980 - 2001             Bortenschlager und Bortenschlager
                                                                                                                                                 2003

Bakterien/Viren          Wanderung von Arten in die Höhe: Zecken, als            Schweiz                                 1984 - 2006             BAFU 2007

                                                                                                                                 17
und Insekten als   Überträger für FSME und Lyme-Borelliose, bisher an eine
deren Vektoren     Höhengrenze von ca. 1200 m gebunden

(Überträger)

                   Ausbreitung winterharter Schadorganismen (invasive                                                 1994 - 2005       Deutz et al. 2009; Hofer 2009
                   Arten): Tularämie bei Feldhasen (Bakterium F. tularensis)

                   Einwandern von Mücken der Gattungen Aedes, Culex,           Italien, Südfrankreich, Deutschland,   2006 - 2008       Klasen 2009; AGES 2009
                   Anopheles und Phlebotomus (unter anderem                    Schweiz
                   Sandmücke, asiatische Tigermücke), die
                   Infektionskrankheiten übertragen können

                   Dengue-, Chikungunya-, Gelb-, oder West-Nil-Fieber          Italien, Südfrankreich, Deutschland,   2006 - 2009       Klasen 2009; AGES 2009
                   (Überträger: Aedes-/ Tigermücke)                            Schweiz

                   Malaria (Überträger: Anophelesmücken, verschiedene          Deutschland                            2000              Kruger et al. 2001
                   Arten) benötigt warme, feuchte Sommer für Ausbreitung

                   Leishmaniose und Toskanavirus (durch Einwandern der         Baden-Württemberg (D)                  2000              Naucke und Pesson 2000
                   Phlebotomus-/ Sandmücke aus Südosteuropa)

                   Massenvermehrung von Rötelmäusen (Überträger für            Deutschland                            2003, 2006        Beierkuhnlein und Foken 2008
                   Hanta-Viren) in 'Eichen- und Buchenmastjahren', sowie in
                   Zusammenhang mit geschädigten, lichteren Wäldern

                   Zunehmende Infektionen mit Hanta-Virus (Überträger:         Kärnten, Steiermark (AT)               1993 - 2009       Balas et al. 2010
                   Nagetiere, insbesondere Rötelmaus)

                   Wanderung von Arten in die Höhe:                            Schweiz                                1970 - 2005   -   BAFU 2007
                   Fischkrankheit PKD bei Forellenfischen (Vorkommen des
                   einzelligen Parasiten Tetracapsuloides bryosalmonae der
                   bisher an Höhengrenze 800 m gebunden war)

                   Wanderung von Arten in die Höhe:                            Niedere Tauern (AT)                    2006              Paulsen 2008
                   Fliegen, als Überträger von Gamsblindheit
                   (Keratokonjunktivitis), verweilen länger in Hochlagen
                   (bis Dezember)

                                                                                                                             18
In Hitzeperioden zunehmende bakterielle Belastung von   Österreichweit                      vermutet          Balas et al. 2010
           Lebensmitteln (Salmonellen, Campylobacter)

Insekten   Wanderung von Arten in die Höhe:                        Österreich                          2010              Holzinger 2012
           Zikaden (unter anderem Sotanus thenii)

           Arealausweitung Insekten:                               Alpen                               -                 Tamme 2012; Doyle und Ristow 2006
           Alpenquerung durch Wanderfalter, Schwebfliegen

           Ausbreitung winterharter Schadorganismen (invasive      Österreichweit                      1945 - 2013       Krehan und Steyrer 2006; Hoch und
           Arten): Borkenkäfer                                                                                           Steyrer 2013

           Beeinträchtigung kältegebundener, teils endemischer     Österreichweit                      -                 Bogner und Fiala 2007
           Arten: Gletscherfloh

           Allergien durch heimische Arten, z.B. Vermehrung        vereinzelte Massenvermehrungen in   2000 - 2008       Beierkuhnlein und Foken 2008
           Eichenprozessionsspinner                                Kleve, Darmstadt, Frankfurt (D)

                                                                                                       1981 - 1989 und
Habitate   Arealausweitung Insekten- und Samen-fressender          Schweiz, oberhalb 1800 m                              OcCC und ProClim 2007
                                                                                                       2001 - 2008
           Finkenvögel

           Steigende Wassertemperatur, abnehmender                 Rhein (CH)                          1970 - 2002       Hari et al. 2006
           Sauerstoffgehalt, Veränderung des aquatischen
           Lebensraums

           Steigende Wassertemperatur, abnehmender                 Donau (Wien)                        1901 - 1998       Kromp-Kolb 2003
           Sauerstoffgehalt, Veränderung des aquatischen
           Lebensraums

           Steigende Wassertemperatur, abnehmender                 Ybbs, Mur (AT)                      1976 - 2001       Schmutz et al. 2004
           Sauerstoffgehalt, Veränderung des aquatischen
           Lebensraums

           Steigende Wassertemperatur, abnehmender                 Österreichweit                      1980              Matulla et al. 2007
           Sauerstoffgehalt, Veränderung des aquatischen
           Lebensraums

           Sauerstoffversorgung im Tiefenwasser                    Bodensee (AT, D, CH)                -                 Grabher, Löning und Weber 2009

                                                                                                              19
Zurückdrängung von Arten, die an Bergwiesen und            Niedere Tauern (AT)                            1960 - 2000    Schaumberger et al. 2006
                   Schuttfluren gebunden sind:
                   Birkhuhn, Schneehuhn, Gamswild, Steinwild

                   Zurückdrängung von Arten, die an Bergwiesen und            Alpenraum                                      vermutet       Kromp-Kolb 2003
                   Schuttfluren gebunden sind:
                   Schneefink, Alpenbraunelle, Bergpieper

Rolle der          Rückgang der Berglandwirtschaft (gemessen),                Österreich                                     2001 - 2006    Bogner und Fiala 2007
Landnutzung        gleichzeitig stabiler Viehbestand, Übernutzung,
                   Degradation, leicht negativer Einfluss auf Biodiversität
                   (postuliert)

                   Rückgang der Berglandwirtschaft, Verbrachung der           Tiroler Zentralalpentäler, Osttirol (AT)       2001 - 2006    Bogner und Fiala 2007
                   Bergmähder, negativer Einfluss auf Biodiversität durch
                   Verlust der Nischenstruktur

                   Verbrachung der Bergmähder, Intensivierung in              Tiroler Zentralalpentäler (AT), Südtirol (I)   2001           Tasser 2002
                   Tieflagen

                   Erhöhung der Verletzbarkeit durch mangelnde                Österreichweit                                 2006 - 2007    Bogner und Fiala 2007
                   Natürlichkeit der Baumartenzusammensetzung

                   Trockenstress für Wälder: je nach Standort                 Schweizer Hochlagen (über 1200 m)              -              Dobbertin 2005; Jolly et al. 2005
                   unterschiedlich

Wechselwirkungen   Früherer phänologischer Frühlingsanfang (Erhöhung der      Kirschblüte Liestal (CH)                       1894 - 2012    MeteoSchweiz 2005
physische          Anfälligkeit für Kälteeinbrüche)
Umwelt/Lebewesen

                   Früherer phänologischer Frühlingsanfang (Erhöhung der      Schweiz                                        1950 - 2011    MeteoSchweiz 2005
                   Anfälligkeit für Kälteeinbrüche)

                   Früherer phänologischer Frühlingsanfang (Erhöhung der      regionales phänologisches Monitoring           1994 - heute   Perroud und Bader 2013
                   Anfälligkeit für Kälteeinbrüche)                           Nationalpark Berchtesgaden (D)

                   Konkurrenzkraft der Buche wird durch Dürre- und            Bayern (D)                                     -              Lindner 1999; Kozlowski, Kramer und
                   Spätfrostereignisse stark eingeschränkt                                                                                  Pallardy 1991

                                                                                                                                     20
Ertragseinbußen durch Extremereignisse bei              Ober-, Niederösterreich, Steiermark (AT)   1869 - 2002               Soja und Soja 2003
                          Kulturpflanzen (Winterweizen, Sommergerste, Mais,
                          Kartoffeln, Zuckerrübe, Wein, Apfel)

                          Borkenkäfermassenvermehrungen nach Schadholzanfall      z.B. Außerfern (AT)                        2004 - 2013               BFW 2008; BUWAL 2005; Krehan und
                                                                                                                                                       Steyrer 2006

                          Sensibilität der Bevölkerung für Pollenallergien in     Österreichweit                             -                         Kim et al. 2005; Ramsey und Celedón
                          Zusammenhang mit Schadstoffbelastung der Luft (Ozon                                                                          2005; Eckl-Dorna et al. 2010; Franze
                          und Stickstoffoxid), Kreuzallergien                                                                                          et al. 2005

weiterführende            Bestandsdauer einer geschlossenen Schneedecke und       Wisconsin (USA)                            -                         Pauli et al. 2013
Forschungsthemen          Bedeutung für angepasste Arten (veränderte Verteilung
                          und Quantität)

                          Besondere Gefährdung von Amphibien (aufgrund            Beispiele weltweit                         -                         Pampus 2005
                          begrenzter Bewegungsspielräume und
                          Anpassungsfähigkeit)

  In der Zukunft
Tabelle 2: Prognostizierte Veränderungen der Biosphäre.

Auswirkung auf …             Veränderungen                                             Regionale Beispiele                       Projektionszeitraum    Quelle

Änderung von                 Simulationsmodell PICUS simuliert Auswirkungen von        Österreichweit, für Tirol nicht           2007 - 2100            Lexer und Seidl 2007
Verbreitungsgebieten         Klimaänderung auf Forste in ganz AT (+2 °C, -15 %         repräsentativ
                             Sommerniederschlag)

                             Modellierter Rückgang von Hochmooren                      Österreichweit                            2051 - 2060            Niedermair et al. 2011

                             Anstieg der Baumgrenze (um 450 m in 25 Jahren)            Niedere Tauern (AT)                       2035                   Schaumberger et al. 2006

                             Zurückdrängung von Arten, die an Bergwiesen und           Niedere Tauern (AT)                       2035                   Schaumberger et al. 2006
                             Schuttfluren gebunden sind:
                             Birkhuhn, Schneehuhn, Gamswild, Steinwild

                                                                                                                                    21
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