LCH-Erhebung: Beratung für Lehrpersonen
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ZEITSCHRIFT DES LCH 4/2001 LCH-Erhebung: Beratung für Lehrpersonen • Die Chancen in Krisen sind von Kanton zu Kanton verschieden • «Beratung darf keine bürokratischen Hürden aufbauen» • Schöpferische Pausen helfen, im Schulalltag zu bestehen Guter Lohn für gute Arbeit! • LCH fordert von den Kantonen eine faire Lohnpolitik
Guten Schultag! Nummer 4 . 2001, 28. Februar 2001 Wer uns sagt: «Ich will dir jetzt einmal einen guten Rat geben», der Zeitschrift des Dachverbandes will uns mit Sicherheit nicht beraten, sondern belehren. Und wer Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) einem Kollegen empfiehlt, sich in Beratung zu begeben, meint 146. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) womöglich eher eine Behandlung mit dem Zweck, ein Problem aus der Welt zu entfernen wie eine Warze von der Nase. Selten, dass der oder die Beratene nach gehabter Beratung die Ratgebenden rühmt. Inhalt Die scheinbar horrenden Honorare bleiben weit stärker in Erinne- Aktuell rung als die guten Ratschläge. Leicht macht der Verdacht sich breit, 5 Keine Bildungsgutscheine im Tessin dass wir mit ein wenig vertieftem Nachdenken die Lösung des Prob- Psychische Erkrankung ist kein Kündigungsgrund lems auch selber gefunden hätten. Falls wir am Ende mit Erfolg 6 Unterwegs zur Schule nach Mass – etwas anderes oder sogar das Gegenteil von dem tun, was uns gera- Schulrevolution auf dem Lande ten wurde, kennt der Triumph keine Grenzen mehr. Schwerpunkt: Beratung 11 Die Chancen in Krisen sind von Beratung ist ein delikates Geschäft. Und es kommt gleich von zwei Kanton zu Kanton verschieden Seiten zunehmend auf die Schulen zu. Einerseits sollen Lehrerinnen 12 Wo gibt es guten Rat? 14 «Beratung darf keine bürokratischen und Lehrer die Jugend weniger unterweisen, dafür mehr auf ihrem Hürden aufbauen» – Interview mit Lernweg beraten. Anderseits sind die komplexen Prozesse der Schul- Fachleuten des Pestalozzianums entwicklung und die Anforderungen des Unterrichts teils kaum mehr 16 Spiel und schöpferische Pausen hel- fen, im Schulalltag zu bestehen ohne professionelle Beratung zu bewältigen. Die Vorstellung von der Beratung als einer Krücke für den beruflichen Beinbruch ist über- Aus dem LCH holt. Trotzdem hält sie sich hartnäckig bei vielen Bildungsdirektio- 19 Ende einer pädagogischen Perle: «schweizer schule» eingestellt nen, aber auch bei Lehrpersonen. Kein Zweifel: Guter Rat ist teuer. 19 Nicht vergammeln lassen – Kampf Aber er hilft uns, das zu finden, was wir mit Geld nicht kaufen kön- um Textilarbeit und Werken nen. Mehr davon lesen Sie ab Seite 11. Magazin Heinz Weber 20 LCH-Dienstleistungen 25 Sandmandala für eine Schule, Termine 28 Bildungsforschung, Hinweise LCH-Meinung 27 Guter Lohn für gute Arbeit – das bleibt auch 2001 unsere Forderung Bildungsnetz 26 Lämpel in der Lernfabrik – Unter- richtshilfen aus dem Internet Bildungsforum 35 Leserbriefe 37 Bildungsmarkt, Impressum Abbildung Schweiz 39 Kraft, Technik, Vertrauen – Markus Ruff macht Mut zum Aufstieg Suchen & finden Auf der Homepage www.bildungschweiz.ch ist neu eine sogenannte Suchmaschine Titelbild: Der Lehrberuf – oft ein installiert. Durch Eingabe von Stichworten (ein Begriff oder mehrere) lassen sich einsames Geschäft Artikel aus den bisherigen Ausgaben von BILDUNG SCHWEIZ rasch finden. Foto: Peter Larson
4 • 2 0 0 1 AKTUELL 5 Informatik Vernetzte Walli- Tessin gegen Bildungsgutschein ser Schulhäuser Privatschulen sollen weiterhin nicht vom Staat mitfinanziert werden. Die Schulen Walliser Stadtge- Die Tessiner Stimmberechtig- Gegenvorschlag wollte die die spezifischen Tessiner Ver- meinde Brig-Glis realisieren ten sagten am 18. Februar staatliche Hilfe auf die obli- hältnisse zurückzuführen ein bemerkenswertes Kon- deutlich Nein zur öffentli- gatorische Schulzeit be- sei, wo die meisten Privat- zept zur Einführung der chen Finanzierung von Pri- schränken. Dies hätte den schulen von der Kirche und Informations- und Kommu- vatschulen. Die Initiative Kanton fünf Millionen Fran- katholischen Vereinigungen nikationstechnologien (ICT): «für eine wirklich freie Schul- ken pro Jahr gekostet. geführt werden, oder ob er Zentraler Punkt ist eine Ver- wahl» wurde mit 74,1%, der auch für die übrige Schweiz netzung aller Schulhäuser, Gegenvorschlag des Parla- Signal für die Schweiz? Bedeutung habe. für die ein zentraler Server ments mit 72,3% Nein-Stim- Der Präsident des Initiativ- Diese Meinung vertrat bei- eingerichtet wird, dessen men abgelehnt. Die Stimm- komitees, Luigi Mattei mein- spielsweise Richard Aschin- Wartung eine externe Infor- beteiligung betrug 43,1%. te in seiner Reaktion, es brau- ger in der Berner Tageszei- matikfirma übernimmt. Wei- Das Volksbegehren «Für eine che sehr lange, um die tung «Bund»: «Eine grosse tere Gemeinden der Region wirklich freie Schulwahl» Mentalität der Bürger zu Mehrheit sieht offenbar in können sich an dieses Netz verlangte, dass Eltern, die ändern. Doch würden so- einer überall und für alle anschliessen. Die Kosten be- ihre Kinder in eine Privat- wohl die privaten als auch zugänglichen Staatsschule laufen sich (bis 2003) auf 1,5 schule schicken, in Form die öffentlichen Schulen von von hoher durchschnitt- Millionen Franken, wovon eines Bildungsgutscheins der Diskussion profitieren, licher Qualität einen höhe- die Stadt 1,3 Millionen Fran- maximal die Hälfte dessen die mit der Initiative lanciert ren Wert als in der Freiheit, ken übernimmt. Diese Inves- erhalten, was die Ausbildung worden sei. Kinder in die Schule ihrer titionen seien jedoch «im in einer öffentlichen Schule Befürworter wie Gegner zeig- Wahl zu schicken. Diese Vergleich mit einer Turnhalle kostet. Dem Kanton wären ten sich überrascht vom Abstimmung wird die Schul- äusserst klein», heisst es dazu dadurch jährliche Ausgaben deutlichen Resultat. Kom- diskussion im ganzen Land in einem Bericht des «Walli- in der Höhe von zehn Millio- mentatoren rätselten, ob der beruhigen», kommentierte ser Boten». B.S. nen Franken erwachsen. Der Entscheid weitgehend auf der «Bund». sda./B.S. Psychische Erkrankung ist kein Kündigungsgrund wahl sein. Dann müsse aber Grundsatzurteil des Solothurner Verwaltungsgerichts. Der LCH hatte zusammen mit dem die Kausalität zwischen Krank- LSO die betroffene Lehrperson im Verfahren unterstützt. heit und massiv ge-störtem Schulbetrieb erwiesen sein. Das Verwaltungsgericht des wählen. Der gerichtlich be- derwahl nur möglich sei, Das Gericht führt dann wört- Kantons Solothurn hat den stellte psychiatrische Gut- wenn Eignung, Leistung lich aus: «Ihre Krankheit Nichtwiederwahl-Entscheid achter diagnostizierte eine oder Verhalten einer Lehr- birgt zwar das Risiko eines einer Schulgemeinde aufge- grundsätzlich unheilbare Er- person nicht genügten. (Die- Ausbruches, welcher ihr hoben und eine Lehrperson krankung. Das Risiko für se Voraussetzungen werden vorübergehend verunmög- für definitiv wiedergewählt Krankheitsschübe stufte er übrigens auch nach Aufhe- licht, Unterricht zu erteilen; erklärt. Es stellte fest, dass die als sehr hoch ein. Dieses sei bung des Beamtenstatus am das Risiko ist jedoch ver- psychische Erkrankung der jedoch durch disziplinierte 1.8.2001 für die Kündigung gleichbar mit jenem bei Lehrperson kein genügender ambulante Behandlung opti- einer Lehrperson erforder- anderen chronischen Er- Grund für Kündigung oder mal herabgesetzt. Medizi- lich bleiben.) krankungen wie Herzleiden Nichtwiederwahl darstellt, nisch-psychiatrisch gesehen Fehlende Eignung liege aber oder Diabetes. Das Interesse sofern ein «gut funktionie- liege keine Arbeitsunfähig- nicht schon deshalb vor, an einem gut funktionie- render Schulbetrieb» trotz Er- keit der Lehrperson vor. Psy- weil eine Lehrperson an renden Schulbetrieb wird krankung gewährleistet sei. chologisch gesehen sei ein einer chronischen, psychi- durch die Weiterbeschäfti- Die Betroffene leidet an einer ordentlicher Schulbetrieb je- schen Erkrankung leide und gung von X nicht in beacht- manisch-depressiven Erkran- doch nicht gewährleistet, da die Schulbehörde ihr deshalb lichem Mass beeinträchtigt.» kung. 1996 kam es während die Schulbehörde der Lehr- das Vertrauen entzogen ha- Aus diesen Gründen hob das einer Schulreise zu einem person das Vertrauen entzo- be. Eine Krankheit könne Gericht mit Urteil vom 11. mittelschweren Ausbruch, gen habe. allerdings (und zwar unab- September 2000, das inzwi- bei dem sie die Kontrolle Das Gericht hielt zunächst hängig vom Verschulden der schen rechtskräftig gewor- über die Klasse verlor. Seither fest, das nach solothurni- Lehrperson) ein valabler den ist, die Nichtwiederwahl steht sie unter erfolgreicher schem Recht eine Nichtwie- Grund für eine Nichtwieder- der Lehrperson auf. ambulanter medikamentöser Behandlung. 1997 beschloss die Schul- Eine Krankheit kann ein valabler Grund für Dr. iur. Pirmin Bischof, gemeinde, die Lehrperson eine Nichtwiederwahl sein. Dafür ist aber die Rechtskonsulent des wegen ihrer psychischen Er- Kausalität zwischen Krankheit und massiv Verbandes Lehrerinnen und krankung nicht wiederzu- gestörtem Schulbetrieb nachzuweisen. Lehrer Solothurn (LSO)
4 • 2 0 0 1 6 Unterwegs zur «Schule nach Mass» Schulrevolution auf dem Lande. Das Fricktaler Dorf Magden ist Pilotgemeinde im aargauischen Schulversuch Segra – «Schule mit erweitertem Gestaltungs- raum». Ohne Spannungen und Verunsicherung geht das nicht ab. Doch die posi- tiven Reaktionen überwiegen innerhalb wie ausserhalb der Magdener Schule. Hinter dem Schulhaus, wo das Gebüsch auch viele Eltern. Gesellschaftliche Ver- Segra soll einer Schule ermöglichen, in etwas wilder spriesst, treffen sich regel- änderungen mit steigendem Druck am einem mehrjährigen Prozess eine «per- mässig Schüler zum Kiffen, wird Arbeitsplatz, unstabile Familien, Kon- sönliche», auf ihre Bedürfnisse zuge- gemunkelt. Und die Schweinerei jedes sumwut und mangelnde Zukunfts- schnittene Organisation und Kultur zu Wochenende auf dem Sportplatz mit perspektiven stellen Jugendliche und finden. Voraussetzung dafür ist unter weggeworfenen Colafläschchen, Papier- Erziehende vor Probleme. Die Schule anderem ein Schulleitbild, das ein opti- und Plastiktüten sei mehr als störend. hat neben der Wissensvermittlung zu- males Lernklima fördert. Der Zusam- Die Lehrkräfte müssten halt mal ein- nehmend soziale Funktionen zu über- menarbeit mit Eltern und Behörden soll greifen, aber die schauten lieber weg nehmen. Ein Zusammenspannen aller mehr Beachtung geschenkt und die oder seien überfordert, lautet die Kritik an der Erziehung der Kinder beteiligten Teamarbeit im Lehrkörper gefördert aus der Bevölkerung. Personen und Institutionen tut Not. werden. Die bisherigen Rektorate wer- den durch Schulleitungsmodelle ersetzt. Doris Fischer Autonomie, Verantwortung, Qualität Die Ausschreibung des Projekts erfolgte «Mit dem Schulentwicklungsprojekt im November 1997. Im März 1998 wur- Die Lehrerschaft ihrerseits klagt über Segra sollen Schulen und Gemeinden den fünf Pilot-Gemeinden (Birmens- mangelndes Interesse und geringe verstärkt befähigt werden, ihre Verant- dorf, Magden, Kreisschule Mutschellen, Unterstützung durch die Eltern: «Wir wortung gegenüber Schülern, Schüle- Rüfenach und Wittnau) ausgewählt, sollten Organisatoren, Polizisten, Sozi- rinnen und Eltern wahrzunehmen», eine Vorreiterrolle einzunehmen und alarbeiter und Animatoren sein. Wann heisst es in einer Orientierungsschrift das Schulentwicklungsprojekt durchzu- können wir überhaupt noch Schule hal- des Erziehungsdepartements. Das Pro- führen. ten?» jekt steht im Zusammenhang mit dem Die Liste der Probleme im Zusammenle- Leitbild Schule Aargau, welches auch Pilotgemeinde Magden ben einer Schulgemeinschaft liesse sich die Kompetenzen zwischen Kanton und Die Gemeinde Magden mit 3100 Ein- beliebig erweitern. Überfordert sind Gemeinden neu regelt. wohnern zählt rund 340 Schulkinder und 86 Kindergartenschülerinnen und -schüler. Die Schule umfasst sämtliche Stufen vom Kindergarten bis zur vierten Oberstufe der Real- und Sekundarschu- le, insgesamt 22 Abteilungen mit 38 Lehrkräften (im Voll- und Nebenamt). Die Bezirksschüler besuchen den Unter- richt in Rheinfelden. Der Startschuss erfolgte mit der Bildung einer lokalen Steuergruppe, bestehend aus Vertretungen des Gemeinderats, der Schulpflege, der Lehrerschaft und der Elternschaft. Projektgruppen bearbeiten vier Themenkreise: Leitbild, Schullei- tungsmodell, Öffentlichkeitsarbeit, Zu- sammenarbeit und Qualitätssicherung. Begleitet wird das Projekt von einer Fachperson des Kantons. Die Hauptarbeit im ersten Projektjahr Fotos: Doris Fischer bestand darin, mittels Vernehmlassung im breiten Kreis Stärken und Schwä- chen der Schule Magden in den Berei- chen Leitung, Schulhausklima, Unter- Blick ins Magdener Lehrerzimmer: Zur neuen Schule gehört richt und Team herauszukristallisieren. mehr Teamarbeit. Daraus wurden Leitsätze formuliert.
4 • 2 0 0 1 AKTUELL 7 «Fit» für die neue Schulkultur werden. Sämtliche Lehrkräfte arbeiten erst die Kosten von rund 40 000 Fran- Mit Fanfarenklängen und einem farbi- in sogenannten Q-Gruppen (Qualitäts- ken übernommen», erklärt der zustän- gen Spruchband feierten Schülerinnen, gruppen) an verschiedenen Projekten. dige Gemeinderat Werner Hoppe. Aus- Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern serdem wurden für den gesamten und Behörden Ende Januar 2000 die Kompetenzen sind zu klären Entwicklungsprozess der Schule Mag- Geburt des neuen Leitbilds der Schule Dass der Prozess der Schulentwicklung den zusätzlich rund 10 000 Franken auf- Magden. «Damit treffen wir Abmachun- und Neustrukturierung nicht ohne gewendet. Über die finanzielle Regelung gen, wie die Schule sein muss und wie Schmerzen, Rückschläge und Enttäu- und über die Aufteilung der Kosten zwi- wir sein müssen, damit die Schule funk- schungen über die Bühne gehen kann schen Kanton und Gemeinden herrscht tioniert», erklärte Claudine Gautschi, und die Beteiligten an die Grenzen der jedoch noch völlige Unklarheit. Mitglied der Steuergruppe, damals. Belastbarkeit stossen, ist für Schulpflege- Im Jahr 2000 stand die Umsetzung des präsident Ruedi Hertrich klar. «Im Leitbildes im Vordergrund. Im August Moment ist in der Schullandschaft sehr wurde die neue dreiköpfige Schullei- vieles im Fluss. Der Schulentwicklungs- Weiter im Text tung mit Vertreterinnen und Vertretern prozess provoziert ambivalente Gefühle • «An gemeinsamen Leitideen arbeiten aus der Primar- und der Oberstufe in der Lehrerschaft, und das führt notge- – Hilfen zur Entwicklung und Umset- gewählt und eingesetzt. Schülerrat und drungen zu Spannungen und Verunsi- zung von Schulleitbildern bzw. Leit- Elternrat sind Tatsache geworden. Der cherungen», so Hertrich. In den kom- ideen», ein Leitfaden der Pädagogischen Schülerrat ist mit wöchentlich einer menden Monaten gelte es, die Arbeitsstelle LCH. Stunde im Stundenplan vorgesehen. Im Kompetenzen sowohl zwischen der • «Die Schulleitung einrichten – Merk- Elternrat eingebunden sind je eine Schulpflege und der Schulleitung als punkte und Fragen zur Überprüfung Elternvertretung und eine Stellvertre- auch zwischen Lehrerschaft und Schul- oder Neueinrichtung der Schulleitung», tung jeder Klasse. leitung zu regeln. ein Leitfaden (mit Hinweisen auf wei- In regelmässigen Abständen veranstal- terführende Literatur) der Pädagogi- tet die gesamte Lehrerschaft sogenannte Kosten trägt die Gemeinde schen Arbeitsstelle LCH. Fit-Tage (Fortbildung im Team), an Eine Schulleitung kostet mehr als das Die Leitfäden sind für je Fr. 10.–, ab 5 denen die Form der Zusammenarbeit bisherige Rektorat. Darüber war man Expl. Fr. 6.– (plus Mwst. und Porto) des gesamten Lehrkörpers diskutiert sich im Gemeinderat im Klaren. «Da der erhältlich bei: LCH-Zentralsekretariat, und die organisatorische und pädagogi- Kanton dafür bis jetzt noch keinen Ringstrasse 54, 8057 Zürich, Telefon sche Stossrichtung der Schule festgelegt Posten vorsieht, hat die Gemeinde vor- 01 315 54 54, E-Mail lchadmin@lch.ch. «Wir Lehrer sind nicht gewohnt, einen Chef zu haben» Wie beurteilt der Präsident des Aargauischen Lehrerinnen- Schulleitung bleibt freiwillig und Lehrerverbandes (alv), Andreas Schweizer, die Schulent- Genau so sieht das auch die Projektleiterin von Segra, Mar- wicklung im Aargau? «Es hat sich rasch gezeigt, dass die greth Cueni, von der Abteilung Volksschule des Erziehungs- wichtigste Neuerung die Einführung der Schulleitungen ist. departementes: «Segra hat ansteckend auch für am Projekt Die Schulpflegen hatten im alten System sehr viele Kompe- nicht direkt beteiligte Schulen im Kanton gewirkt.» Viele tenzen und waren vielfach überfordert», erklärt Schweizer. Schulen haben selbstständig interne Fortbildung betrieben Das habe sich am raschen Personalwechsel innerhalb der und sind das Problem der Leitung angegangen. «Wir erhal- Schulbehörden gezeigt. «Mit dem neuen Konzept werden ten viele Anfragen und werden um Hilfestellung gebeten.» diese entlastet.» Aus diesem Grund wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Unterlagen und Arbeitsinstrumente ausarbeitet und sie Zeit brauchten vor allem aber die Lehrpersonen, um sich den den Schulen zur Verfügung stellt. Veränderungen anzupassen. «Wir Lehrer sind es nicht gewohnt, einen Chef zu haben», so Schweizer, weshalb in Der Kanton wird aber auch mit dem neuen Schulgesetz die dieser Beziehung noch viel Prozessarbeit geleistet werden Gemeinden nicht zur geleiteten Schule verpflichten. «Dieser müsse. Prozess ist freiwillig und muss in Selbstverantwortung von den einzelnen Schulgemeinden übernommen werden», so Cueni. Doris Fischer
4 • 2 0 0 1 8 «Vorurteile haben sich «Entwicklung weckt «Ich fühle mich weni- aufgelöst» Wünsche» ger allein gelassen» Silvia Wyss, 41, ehemaliges Mitglied Hansruedi Stuker, 53, Primarlehrer, Rita Nyffeler, 47, Primarlehrerin, der Steuergruppe, Klassenvertreterin Mittelstufe Unterstufe, Mitglied der Schulleitung im Elternrat Ich glaube, gewisse Veränderungen Ich unterrichte jetzt nicht anders als vor Das Segra-Projekt hat meiner Meinung wären auch ohne Segra passiert, einfach dem Start von Segra, aber ich habe ein nach bewirkt, dass sich die Eltern in viel langsamer. Segra hat ganz konkrete anderes Gefühl dabei. Ich merke das unserem Schulhaus willkommener Projekte wie Qualitätssicherung und vor allem darin, dass ein Grossteil der fühlen. Sie nehmen auch vermehrt die Schulleitungsmodell forciert. Wir bear- Lehrerschaft viel offener gegenüber der Möglichkeit von Schulbesuchen wahr. beiten heute in Gruppen bestimmte Kollegschaft geworden ist. Wir teilen Mit der Segra-Wand im Schulhaus wer- Themen. Ich selber bin in der Gruppe einander mehr mit, was und wie wir den Informationen zugänglicher. Durch Qualitätssicherung. Dabei finde ich etwas im Unterricht machen. Ich fühle meine Arbeit in der Steuergruppe habe wichtig, dass wir den Klassenrat institu- mich dabei besser und weniger allein ich Struktur, Organisation und Proble- tionalisieren konnten. Für mich ist die gelassen. Vieles ist besser deklariert. me der Schule Magden besser mitbe- Situation neu, dass der Klassenrat im Mit der Einführung des Klassenrats kommen als andere Eltern. Dadurch Stundenplan einen festen Platz bekom- haben jetzt alle ähnliche Grundregeln, haben sich für mich einige Vorurteile men hat und nach genau vereinbarten so dass Konflikte zwischen den Klassen gegenüber dem Schulbetrieb aufgelöst. Regeln durchgeführt wird. nach den gleichen Gesprächsregeln Ich habe viel mehr Verständnis für Nicht gross verändert hat sich für mich gelöst werden können. gewisse Abläufe. die Zusammenarbeit im Team. Sie ist Elternarbeit war mir persönlich immer Auf Elternseite wurde schon bevor das jedoch durch die konkreten Anlässe wie ganz wichtig. Das Verhältnis Eltern- Segra-Projekt startete über die Ein- beispielsweise durch unsere FIT-Tage Lehrperson hat sich für mich lange vor führung eines Elternrats diskutiert. (Fortbildung im Team) offizieller gewor- Segra verändert, nämlich dann, als ich Dabei haben wir uns an der OS Basel den. Selbstverständlicher ist auch die mit eigenen Kindern Schulerfahrung orientiert. Dank der Institution Eltern- Zusammenarbeit mit den Eltern gewor- hatte. Für mich gibt es jedoch klare rat habe ich als Mutter das Gefühl, von den. Eine Entwicklung bringt Wünsche Abgrenzungen, wo Eltern nicht mitzu- der Schule ernster genommen zu wer- hervor. Das ist bei einem Schulentwick- reden haben. Promotionsentscheide den. Vorher hatte ich als Einzelperson lungsprojekt nicht anders. Um diese zu beispielsweise gehören nach wie vor nur einen schweren Stand. Heute können erfüllen, sind nun aber auch politische in die Schule. Ich schaue aber, dass ich die brennenden Themen im grösseren Entscheide nötig. die Entscheide den Eltern so transpa- Rahmen aufgegriffen und im Kontakt rent wie möglich machen kann. Dank mit den Lehrpersonen angegangen wer- Segra sind die finanziellen Konsequen- den. Die Bemühungen, eine bessere zen, welche unser neues Schulleitungs- Schule für unsere Kinder zu machen, modell mit sich bringt, geregelt. Beto- sind offensichtlich, und das schafft nen möchte ich aber, dass unter anderem ein besseres Image. in der Lehrerschaft der Ablösungspro- zess vom Rektor zur operativen Leitung noch nicht stattgefunden hat. Das liegt unter anderem daran, dass ich selber als Schulleiterin erst in der Ausbildung stehe und deshalb noch kein Profi bin. Im Schulalltag sind wir aber langsam so weit, dass Segra nicht mehr ein Projekt ist, sondern Schulalltag wird. Silvia Wyss Hansruedi Stuker Rita Nyffeler
4 • 2 0 0 1 AKTUELL 9 «Ich sehe mehr Eltern «Gesellige Momente im Schulhaus» kommen zu kurz» Karin Zollinger, 30, Primarlehrerin, Marcel Keller, 51, Sekundarlehrer Unterstufe Entwicklung muss sein, sonst haben wir Auch anderswo Mit Segra hat sich, was mein Kernge- Stillstand, und Stillstand bedeutet Rück- unterwegs schäft, den Unterricht anbelangt, nichts schritt. Segra war für mich eine Chance, Wesentliches verändert. In diesem unsere Schulentwicklung bewusst zu Mit dem aargauischen Segra ver- Punkt meine ich, machen wir innerhalb erleben. Gewisse Dinge in meinem gleichbare Projekte in anderen Kan- des Projekts zu wenig. Veränderungen Unterricht sind dadurch nun legalisiert, tonen: spüre ich im Kontakt zu meinen Kolle- beispielsweise der Klassenrat. Praktiziert Bern: ginnen habe ich ihn seit 15 Jahren, nur etwas «Geleitete Schule», Projekt einge- und Kollegen. Bis jetzt habe ich mich versteckter und weniger ausgeprägt führt vorwiegend mit Kolleginnen und Kolle- unter den Bezeichnungen Religion, spä- gen von anderen Schulen ausgetauscht. ter Lebenskunde. In dieser Stunde sitzen Schwyz: Jetzt freue ich mich, dass ich das an wir im gleichen Boot und haben das «Geleitete Volksschulen im Kanton meinem persönlichen Arbeitsort eben- gleiche Problem zu lösen. Die Schüler Schwyz» (www.sz.ch/volksschulen) falls tun kann. Mit der Bildung von erleben mindestens einmal, dass der Solothurn: Qualitätsgruppen können auch dafür Lehrer nicht mehr kann und mehr weiss «Geleitete Schule», teilweise einge- reservierte Stunden eingesetzt werden, als sie auch. Und das schafft Verbin- führt und es muss nicht alles nebenher pas- dung. Dabei bin ich viel sensibler sieren. geworden gegenüber den Kindern und Luzern: Wir versuchen, die Schülerinnen und habe gemerkt, dass ich alles unterlassen «Schulen mit Profil», eingeführt Schüler vermehrt ernst zu nehmen und muss, was zynisch wirkt. Die Schule (www.schulen-luzern.ch/netzwerk) sie nach ihren Meinungen zu befragen. betont heute neben der Sachkompetenz Zürich: Trotzdem glaube ich, dass für sie die stark die Sozial- und Selbstkompetenz. «Teilautonome Volksschule TaV», Resultate noch zu wenig ersichtlich Ich kann mir aber vorstellen, dass in teilweise eingeführt (www.tav.ch) sind. Was die Elternkontakte anbelangt, einigen Jahren eine Gegenbewegung habe ich nichts geändert. Ich mache wieder zur vermehrt leistungsorientier- nach wie vor meine Elternabende und ten Schule führen wird. Weitere Informationen bei den Erzie- die Einzelgespräche. Allgemein sehe ich Was den Elternkontakt betrifft, glaube hungsdepartementen und LCH-Sek- mehr Eltern im Schulhaus. Bei Anlässen ich, dass auch ohne Segra die Öffnung tionen der betreffenden Kantone. nehme ich sie aber bewusster wahr und gegenüber den Eltern hätte vorangetrie- beziehe sie aktiver mit ein. Unabhängig ben werden müssen. Als Inspektor sehe von Segra machen aber auch andere ich, dass in anderen Schulhäusern die- Gemeinden eine Entwicklung durch. ser Prozess unabhängig von Segra statt- gefunden hat. Der Unterschied ist aber, dass unsere Schule dabei vom Kanton begleitet wird. Was für mich im Projekt und damit am Schulleben zu kurz gekommen ist, sind die geselligen, die freudigen Momente. Gemeinsame, ritu- alisierte Unternehmungen haben mir gefehlt. Interviews: Doris Fischer Mit Fanfarenklängen und einem farbigen Spruchband feierten Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Be- hörden die Geburt des neuen Leitbilds der Schule Magden. «Damit treffen wir Abmachungen, wie die Schule sein muss und wie wir sein müssen, damit die Schule funk- tioniert», erklärte Claudine Gautschi, Mitglied der Karin Zollinger Marcel Keller Steuergruppe.
4 • 2 0 0 1 BERATUNG 11 zierung helfen einzelne Kantone mit, Die Chancen in Krisen sind von andere halten bis auf weiteres den Beu- tel zu. Kanton zu Kanton verschieden Externe Beratungsdienste Kaum jemand bestreitet, dass der Lehrberuf an die persönliche Interessant ist der Ansatz der «Auslage- Substanz gehen kann. Dennoch haben Lehrpersonen längst rung» von Beratungsaufgaben an öf- nicht in allen Kantonen Zugang zu professioneller Beratung in fentliche oder private Institutionen in Krisenfällen. Dies zeigt eine LCH-Erhebung. anderen Kantonen (zum Beispiel in Obwalden, Schaffhausen, Schwyz). Wer nach langen Jahren untadeligen Eine Erhebung des Dachverbandes Leh- Problematisch sind hingegen – wegen Unterrichts und grossen Engagements rerinnen und Lehrer Schweiz LCH bei der damit verbundenen Rollenkonflikte plötzlich von Eltern oder Behörden seinen Sektionen ergab: Von der Rolls- – die Beratung durch den Schulinspek- beschuldigt wird... Royce-Lösung bis zum Velo mit Platt- tor (z.B. in Appenzell-Innerrhoden) Wer sich zunehmend von Schülerinnen fuss findet man in diesem Bereich so oder die Suche nach «individuellen und Schülern angefeindet sieht... ziemlich die ganze Palette. Lösungen» via Schulgemeinde. Dies gilt, Wer sich von einzelnen Kolleginnen obwohl im Einzelfall aufgrund der am oder Kollegen oder gar vom ganzen LCH-Sektionen stehen bei Ort vorhandenen Persönlichkeiten und Lehrerzimmer gemobbt wähnt... «Krise als Chance» – das ist mittlerweile Vertrauensverhältnisse durchaus effizi- Wer von persönlicher Isolation geplagt eine Binsenweisheit. Nur den gerade ente Hilfe geleistet werden kann. wird, sich in seiner Arbeit nicht mehr Betroffenen fällt es oft schwer, die Heinz Weber ernst genommen fühlt, zunehmend Chance zu sehen und zu packen. Und von Unlust, Angst, Schlaflosigkeit oder besonders schwer fällt es ohne ange- Ergebnisse der LCH-Erhebungen auf den folgen- gar körperlichen Schmerzen befallen messene Hilfe. Kantonale Bildungsdi- den Seiten wird... rektionen betonen zwar immer wieder Wer also als Pädagogin oder Pädagoge die Notwendigkeit höchstleistungsfähi- in irgendeiner Form «in die Krise» gerät ger Lehrpersonen und weisen auf die oder Burnout-Symptome verspürt, lebt hohen Investitionen für die Lehrerbil- Weiter im Text mit Vorteil nicht im Kanton Wallis, in dung hin. Geraten Pädagogen aber in • Szaday, Kummer, Pool, Mettauer: Nidwalden oder Appenzell-Innerrho- Notlagen, werden sie häufig allein ge- «Disziplinschwierigkeiten gehen uns den. Dies sind freilich nur drei Beispiele lassen. alle an!», LCH-Handweiser, 1998, von Kantonen, in denen ein geregelter Die kantonalen LCH-Sektionen stehen Fr. 16.50 (ab 10 Expl. Fr. 12.50). Zugang zu professioneller Beratung für ihren Mitgliedern in Schwierigkeiten • Anton Strittmatter: «Wenn was los Lehrkräfte in Krisensituationen nicht durchwegs bei, wenn auch mit sehr geht... Grundsätze für den Umgang oder völlig ungenügend vorhanden ist. unterschiedlichen Möglichkeiten – vom mit Kritik an Lehrpersonen», Leitfa- Bessere Voraussetzungen für solche voll ausgebauten Beratungsdienst bis den der Pädagogischen Arbeitsstelle Situationen bieten – auf unterschied- zur Beratung als (zusätzliche) Aufgabe des LCH, 1998, Fr. 10.– (ab 5 Expl. lichste Weise – Kantone wie Aargau, von teilweise speziell dafür geschulten Fr. 6.–). Schwyz oder Zürich. Vorstandsmitgliedern. Bei der Finan- Beide Broschüren sind zu beziehen bei LCH-Service, Ringstrasse 54, 8057 Zürich, Telefon 01 315 54 54, E-Mail lchadmin@lch.ch. • Peter Beck: «Beratung in der Lehre- rinnen- und Lehrerbildung», Schwei- zerische Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Studien und Berichte 12A, Bern 2000. Zu beziehen bei: Schulsekretariat EDK, Zähringerstrasse 25, Postfach 5975, 3001 Bern. Weiter im Netz www.pestalozzianum.ch/beratung – Auskunft über das Angebot des Pesta- lozzianums, aber auch allgemeine Fotos: Peter Larson Hinweise auf die Möglichkeiten der Beratung für Lehrpersonen, Kinder- gärtnerinnen und Schulbehörden. www.schulleitung.de – Informatio- nen über «Problembewältigung im Krise als Chance – eine Binsenweisheit. Doch ohne angemessene Hilfe ist es Schulalltag». meist schwer oder unmöglich, die Chance zu packen.
4 • 2 0 0 1 12 Wo gibt es guten Rat? Das Angebot der Kantone und der LCH-Sektionen Aargau Beratung durch vollamtlichen Sekretär der LCH-Sektion (alv) oder beigezogene Fachpersonen (nur für Mitglieder). Im Schuljahr 1999/2000 55 aktenkundige Fälle sowie 1500 Kurzauskünfte/-bera- tungen. Kantonaler Beratungsdienst (LLB), bestückt mit zwei Personen (je 50-Pro- zent-Pensum) für fachliche Probleme. Guter Kontakt zwischen alv und LLB. Appenzell Innerrhoden Einzige zuständige Beratungsperson ist der Schulinspektor. Appenzell Ausserrhoden Präsident der LCH-Sektion (LAR) ist Anlaufstelle, Kanton unterhält Bera- tungsdienst, zwei Personen mit 30 Stel- lenprozenten. Neues Beratungskonzept in Arbeit. Basel-Landschaft LCH-Sektion (LVB) berät in arbeits- und anstellungsrechtlichen Fragen. Basel-Stadt Geschäftsstelle der LCH-Sektion (fss) berät in rechtlichen Fragen, bei Bedarf mündliche Konsultation eines Juristen, Rechtshilfe auf Antrag. Die Dienste sind sehr gefragt; pro Jahr Aufwendungen zwischen 36 000 und 50 000 Franken. Bei persönlichen Schwierigkeiten kann Lehrerinnen und Lehrer werden zunehmend Berater der die fss-Geschäftsstelle Hilfe vermitteln. Lernenden. Auch sie selbst brauchen immer häufiger Rat. Bern Beratung durch Geschäftsführerin der Graubünden an. Guter Kontakt der beiden Bera- LCH-Sektion (LEBE). Teils beraten auch Eine Beratungsstelle wird gemeinsam tungsstellen, Zusammenarbeit in Einzel- die Inspektoren; eine richtige Evaluati- von der LCH-Sektion (LGR) und der fällen. on der Beratungsdienste fehlt. Dennoch Organisation Schule & Elternhaus sind Rückmeldungen von Beratenen betrieben. Diese unterstützt die Lehr- Nidwalden meist positiv. personen in psychologischen, persönli- Es besteht ein Rechtshilfe-Reglement chen, gewerkschaftlichen und rechtli- der LCH-Sektion (LVN). Bei Beratungs- Freiburg chen Problemen, die in Zusammenhang bedarf wird Lösung via Schulgemeinden Auf Gesuch Hilfe für Lehrkräfte aus mit der Berufsausübung stehen. Ausge- gesucht. dem Solidaritätsfonds der LCH-Sektion schlossen sind methodisch-didaktische (LDF). Fragen. Obwalden Soweit möglich Beratung durch Vor- Glarus Luzern standsmitglieder der LCH-Sektion In Problemfällen suchen LCH-Sektion Umfassendes Beratungsangebot durch (LVO). Möglichkeit, Beratungsdienst in (LGL) und Erziehungsdepartement nach Geschäftsführer LCH-Sektion (LLV) und Luzern zu konsultieren. individuellen Lösungen. Im Rahmen beiziehbare Fachpersonen. Erziehungs- der kantonalen Lehrerweiterbildung ist departement bietet eine «Hotline» St. Gallen ein Beratungsangebot im Aufbau. sowie Lehrerinnen- und Lehrerberatung Umfassender Beratungsdienst des kan-
4 • 2 0 0 1 BERATUNG 13 Beratungsteam, vor allem für rechtliche Fragen. Der Kanton hat ein Konzept für eine umfassende Schulberatung «in der Schublade», das bisher aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt wurde. Uri Eine Arbeitsgruppe des Bildungsrates bereitet Beratungsdienst vor, LCH-Sekti- on ist in dieser Arbeitsgruppe vertreten. Wallis Beratung erfolgt durch das Zentralsekre- tariat der LCH-Sektion (OLLO). Kanton unterhält einen Sozialdienst nur für Beamte und Lehrpersonen, die direkt durch den Staatsrat ernannt wurden (Sek II, Berufsschule, Fachhochschule). Zug Die LCH-Sektion (LVZ) führt eine Bera- tungsstelle für Lehrpersonen, die von Kanton und Gemeinden zu je 40 Pro- zent mitfinanziert wird. Die Beraterin- nen und Berater sind unabhängig und erfüllen keinerlei Aufsichts- oder Kontrollfunktion. Angeboten werden Einzelberatung, Unterrichtsbeobach- tung und -begleitung, Gruppensupervi- sion und Teamberatung. Zürich Beratungsstelle der LCH-Sektion (ZLV), Ein Gespräch im Kollegium, ein Telefon an die Beratungs- ab 2001 mitfinanziert vom Kanton; stelle kann der erste Schritt zu einem Neubeginn sein. mehr als 500 Anfragen pro Jahr mit stei- gender Tendenz. In fachlichen Fragen bietet das Pestalozzianum Beratung an tonalen Verbandes durch fünf Lehrper- rer der LCH-Sektion (LSO) oder eine bei- (vgl. Interview Seiten 14/15). sonen mit spezifischer Zusatzausbil- gezogene Fachperson. Die LCH-Sektion dung. bietet ihren Mitgliedern vollen Rechts- Fürstentum Liechtenstein schutz. Für Beratungen bei beruflichen Die LCH-Sektion (GLLV) unterhält eine Schaffhausen und persönlichen Schwierigkeiten steht Ombudsstelle. Diese wird von drei Mit- Geschäftsstelle der LCH-Sektion (LSH) allen Lehrpersonen die Beratungsstelle gliedern des Vorstandes gebildet. Lehr- wird durch einen Juristen geführt; für der LCH-Sektion zur Verfügung (50-Pro- personen wenden sich in der Regel in fachliche Fragen kann ein Beraterteam zent-Stelle); diese wird durch den dienstrechtlichen Fragen an den Ver- in Zürich konsultiert werden. Kanton mitfinanziert. Fachliche Bera- band. Dieser versucht, im Rahmen von tung erfolgt durch das kantonale regelmässigen Kontakten mit der Schul- Schwyz Inspektorat. behörde zu vermitteln. Beratung in Beratungsangebot des Kantons in Zu- pädagogischen Fragen wird durch die sammenarbeit mit dem Pestalozzianum Thurgau Schulbehörde getragen. Finanzielle Bei- Zürich (seit Januar 2000). Im Erziehungsdepartement erhält die träge an Supervision möglich. Lehrkraft Auskunft zu anstellungsrecht- Solothurn lichen Fragen; in fachlichen Fragen ist Rechtsberatung und allgemeine Bera- das Inspektorat zuständig. Die LCH-Sek- tung erfolgen durch den Geschäftsfüh- tion (LTG) unterhält ein dreiköpfiges
4 • 2 0 0 1 14 «Beratung darf keine bürokratischen Hürden aufbauen» Welche Anforderungen sind an eine professionelle Beratung für Lehrpersonen zu stellen? BILDUNG SCHWEIZ sprach mit Karl Mäder, Leiter der Beratungsstelle für Lehrpersonen am Pestalozzianum, und Christine Langemann, eine der Psychologinnen im Beratungsteam. «Das Bewusstsein muss wach- sen, dass Beratung etwas ist, was mich in meinen Aufgaben als Lehrperson unterstützt, und nicht ein letztes Mittel, wenn alles andere nichts mehr hilft.» Foto: Heinz Weber Christine Langemann und Karl Mäder vom Beratungsteam am Pestalozzianum BILDUNG SCHWEIZ: Mal vom Laien- rer sollen auf jedes Kind individuell ein- Frustration, wenn jemand weggeht, standpunkt aus gefragt: Weshalb brau- gehen, gleichzeitig mit ihrer Klasse ein sondern kann eine ganz normale berufs- chen gerade Lehrpersonen Beratung Ziel erreichen sowie die Schule als biografische Entscheidung sein. und weshalb soll die Öffentlichkeit Ganzes mitgestalten; sie müssen die Kin- dafür bezahlen? Für Bäcker oder Loko- der fördern und gleichzeitig auch selek- Wir zeigen in dieser Ausgabe von BIL- motivführer gibt es ja auch keine Bera- tionieren. Solche Anforderungen recht- DUNG SCHWEIZ, dass Lehrerinnen und tungsstellen. fertigen eine besondere Unterstützung. Lehrer sehr unterschiedlichen Zugang Karl Mäder: Die Lehrerin, der Lehrer zu Beratung haben. Welches sind nach steht in der Öffentlichkeit und übt eine Viele Lehrerinnen und Lehrer kehren Ihrer Erfahrung und Ansicht die Min- sehr komplexe Tätigkeit aus. Es geht ihrem Beruf den Rücken. Ist die Bera- destanforderungen an ein Beratungs- nicht nur um Lehren und Erziehen, tung ein Mittel, solche Leute bei der angebot? sondern es müssen auch vielfältige Stange zu halten? Langemann: Zunächst einmal muss die Beziehungen, zum Beispiel mit der El- Mäder: Zum Teil sicher. Anderseits wird Beratung niederschwellig erreichbar ternschaft, gepflegt werden. Zudem ent- die Beratung immer mehr als wichtiger sein und Anonymität gewährleisten. Sie wickelt sich die Schule ständig mit der Teil der Weiterbildung wahrgenommen, darf keine bürokratischen Hürden auf- Gesellschaft. Aus dieser Sicht finde ich weil sie es ermöglicht, ganz gezielt da bauen und muss unabhängig sein von es richtig, dass die Öffentlichkeit der anzusetzen, wo eine Person oder ein behördlichen Institutionen. Dann muss Lehrerschaft ein Beratungsangebot zur Team Defizite verspürt oder sich weiter- die Angebotspalette breit sein, um dem Verfügung stellt. entwickeln möchte. Spektrum von Themen zu entsprechen, Christine Langemann: In diesem Beruf Langemann: Das Problem der Abwande- die an die Beratung herangetragen wer- sind auch Anforderungen enthalten, die rung hat auch damit zu tun, dass die den. sich zum Teil nur schwer unter einen Schule selbst relativ wenig Aufstiegs- Mäder: Wichtig ist, dass Lehrpersonen Hut bringen lassen. Um nur zwei Bei- möglichkeiten anbietet. Es ist nicht oder Schulhausteams sich an eine spiele zu nennen: Lehrerinnen und Leh- immer ein Zeichen von Belastung oder Anlaufstelle wenden können, jederzeit
4 • 2 0 0 1 BERATUNG 15 und mit welchem Anliegen auch immer hung zu Behörden, Zusammenarbeit – von schneller Hilfe in einer persönli- mit Eltern. Beratung am Pestalozzianum chen Krisensituation bis zur Antwort Mäder: Bei Schulen und Schulteams • Die Beratungsstelle am Pestalozzia- auf die Frage nach einem Referenten für geht es vor allem um Fragen der Zusam- num ist zuständig für die Beratung ein bestimmtes Thema. Bei uns zum menarbeit, um das Installieren von von Lehrpersonen der Volksschule des Beispiel ist das gewährleistet, in dem Schulleitungen und das Erarbeiten und Kantons Zürich sowie durch eine täglich während zwei Stunden, zusätz- Umsetzen von Leitbildern – gegenwär- interkantonale Vereinbarung auch für lich zu den normalen Sekretariats-Öff- tig im Kanton Zürich vor allem im Rah- den Kanton Schwyz. Vereinbarungen nungszeiten, eine Fachperson am Bera- men des Konzepts «Teilautonome mit weiteren Kantonen sind denkbar. tungstelefon erreichbar ist. Zentral Volksschule». Neben Lehrpersonen und Teams kön- scheint mir auch, dass die Zeit vom nen sich im Kanton Zürich auch ersten Kontakt bis zur Beratung kurz ist. Behandeln Sie auch anstellungsrecht- Schulbehörden und Schulgemeinden In Krisensituationen tun wir das Mög- liche Fragen oder grenzen Sie sich da beraten lassen. lichste, um am nächsten Tag mit einer relativ rasch ab? • Die Beratungsstelle wird vom Kan- Fachperson vor Ort zu sein. Mäder: Das ist eine wichtige Frage, und ton Zürich subventioniert. Beratungs- sie ist im Kanton Zürich zum Glück klar telefon und Abklärung sind kostenlos. Das bedeutet einen Aufwand, den sich geregelt. Die Beratung ist freiwillig, ano- An den Kosten einer anschliessenden kleinere Kantone nicht ohne weiteres nym und steht unter Schweigepflicht. Beratung müssen sich die Ratsuchen- leisten können. Wo es um Anstellungsfragen geht, etwa den respektive deren Schule beteiligen. Langemann: Ich denke nicht, dass die um Freistellung oder behördliche Mass- • Die Beratungsstelle ist gegenwärtig Grösse des Kantons entscheidend ist. nahmen, sind wir nicht zuständig. Es mit 390 Stellenprozenten in der Bera- Mit Kooperation lässt sich viel errei- kann also beispielsweise nicht eine tung sowie 100 Stellenprozenten im chen. Es braucht natürlich den Auf- Schulpflege einen Lehrer bei uns Sekretariat ausgerüstet. 45 akkreditier- wand, mal über die eigenen Strukturen «anmelden», sie kann ihm höchstens te externe Fachleute können nach hinaus zu denken. nahelegen, sich selbst zu melden. Bei Bedarf beigezogen werden. rechtlichen Fragen und damit verbun- • Im Jahr 2000 wurden insgesamt Sie haben eine Zusammenarbeit mit denen Auseinandersetzungen verweisen 1306 Beratungen durchgeführt, da- dem Kanton Schwyz. Bewährt sich das? wir auf die Beratungsstelle des Zürcher von 770 am Beratungstelefon. Es Mäder: Die Zusammenarbeit läuft jetzt Lehrerinnen- und Lehrerverbandes ZLV. wurden 3899 Beratungsstunden mit seit einem Jahr. Wir stellen die Infra- 5912 Teilnehmenden abgehalten. struktur zur Verfügung, zum Beispiel Im Kanton Zürich herrscht gegenwärtig • Der Bedarf wächst: Von 1991 bis das Beratungstelefon, das gut vom Kan- ein starker Reformdruck. Wie kommen 2000 hat sich die Gesamtzahl der ton Schwyz aus genutzt werden kann. die Lehrpersonen im Allgemeinen damit Beratungen nahezu vervierfacht. Wenn Beratungen nötig sind, finden sie zurecht? «Beratung in Anspruch zu nehmen, nach Möglichkeit vor Ort statt; die Bera- Langemann: Nach unseren Beobachtun- hat sich bei Lehrkräften und Behör- terinnen und Berater reisen also. Es ist gen ist das individuell sehr unterschied- denmitgliedern ganz offensichtlich klar, dass die Etablierung eines Angebo- lich. Ich erlebe es immer wieder, dass als Mittel zur Professionalisierung tes Zeit braucht. Das Bewusstsein muss Lehrerinnen- und Lehrerteams das etablieren können», heisst es im wachsen, dass Beratung etwas ist, was Gefühl haben, alles sofort und gleich- Jahresbericht. mich in meinen Aufgaben als Lehr- zeitig umsetzen zu müssen. Das führt zu Kontakt: Pestalozzianum, Personal-, person unterstützt, und nicht ein letztes Überforderung. Es braucht, glaube ich, Team- und Organisationsentwick- Mittel, wenn alles andere nichts mehr gegenwärtig ganz stark den Mut zur lung, Gaugerstrasse 3, 8035 Zürich, hilft. Wichtig ist ausserdem, dass ein Etappierung: Prioritäten festlegen, ein- Telefon Sekretariat 01 360 27 01, Bera- neues Beratungsangebot abgestimmt zelne Schritte sorgfältig angehen und tungstelefon 01 360 27 72, E-Mail ist auf das bereits bestehende Unterstüt- nicht alles aufs Mal wollen. beratung@pestalozzianum.ch. zungssystem und eine Klärung der Interview: Heinz Weber Aufgaben erfolgt. Diese Dinge sind zum Teil im Kanton Schwyz noch im Gang. Welches sind die häufigsten Probleme, mit denen sich Lehrpersonen an Ihre Was ist eigentlich Beratung? Beratungsstelle wenden? Langemann: Etwa ein Drittel der Ein- «Beratung ist eine hierarchiefreie Kommunikations- und Interaktionsform, zelpersonen, die sich an uns wenden, die im strukturierten dialogischen Gespräch zwischen Beratenden und kommt mit Fragen im Bereich eigene Beratenen deren Selbstreflexion, Selbstbeobachtung und Selbstbeurtei- Klasse, Unterrichtsstil und Unterrichts- lung fördert und die Handlungskompetenz der Beratenen im Hinblick verhalten – das unmittelbare Kernge- auf die situationsbedingten Problemstellungen stärkt, stabilisiert oder schäft also. Ein weiterer Schwerpunkt wieder herstellt.» sind Berufsidentität, Standortbestim- mung und weitere Berufslaufbahn. Aus der EDK-Dokumentation «Beratung in der Lehrerinnen- und Lehrer- Seltener sind Themen im Zusammen- bildung» (vgl. «Weiter im Text») hang mit dem Schulhausteam, Bezie-
4 • 2 0 0 1 16 Spiel und schöpferische Pausen helfen, im Schulalltag zu bestehen Unterrichten ist wahrhaftig kein Kinderspiel. Aber das Spiel hilft, die persönlichen Ressourcen zu erhalten, auf die es im kräftezehrenden Lehrberuf ankommt. Fotos: z.V.g. Hans Fluri (rechts) hilft Erwachsenen, spielend Zugänge Schöpferische Pausen helfen, neue Seiten an sich selbst zu ihren Wurzeln zu finden. und an anderen zu entdecken. Ruedi T. wanderte während rund zwei- weil Lehrerinnen und Lehrer nicht län- den Schulalltag zu meistern, reichen einhalb Monaten von Basel bis an die ger gegenüber anderen Staatsangestell- plötzlich Engagement und Flexibilität Nordsee. Bruno B. belegte bei einem ten bevorzugt werden sollten, wurden nicht mehr aus. Musiklehrer einen Intensivkurs im sie inzwischen vielerorts abgeschafft «Wie komme ich besser mit meinen Gitarrenspiel. Sylvia T. absolvierte einen oder sind schwerer erhältlich. Ressourcen zurecht?» oder «Wo kann Sprachaufenthalt in Frankreich und ich wieder auftanken, um im Schulzim- Miriam S. verzog sich für zehn Wochen Ressourcen bewirtschaften mer zu bestehen?» Mit solchen Fragen nach Neuseeland. Diese vier Lehrperso- Menschen in pädagogischen Berufen sehen sich nicht nur ältere Jahrgänge nen hatten Glück, sie hatten nach über gehören – mit den sogenannten helfen- konfrontiert. Nach einer schöpferischen zehn Jahren Unterricht die Möglichkeit, den Berufen – zur Burnout-Risikogrup- Pause sehnen sich zunehmend auch einen bezahlten Bildungsurlaub einzu- pe. Die beruflichen Anforderungen ver- junge Lehrkräfte. Ihr von Enthusiasmus schalten und ihre Lehrtätigkeit mit ändern sich laufend, hoher persönlicher und Idealismus geprägter Einstieg ins einem «Sabbatical» zu unterbrechen. Einsatz und Kreativität werden gefor- Berufsleben macht häufig schon nach Damals – alle vier Urlaube liegen schon dert; «abschalten» vom Beruf ist kaum kurzer Zeit der Überforderung Platz. länger zurück – waren solche «Auszei- möglich. Starke Belastung kann zu Druck von allen Seiten und hohe ten» in praktisch allen Kantonen Unsicherheit, Lustlosigkeit, Angst und Erwartungshaltungen gehen rasch an üblich. Aus Spargründen, aber auch, körperlichen Beschwerden führen. Um die Substanz, zumal eine behutsame
4 • 2 0 0 1 BERATUNG 17 Einführung in die Schulpraxis durch fahrungen möglich werden, welche die nur den nötigen Mut aufbringt, mit erfahrene Kollegen nicht die Regel, son- Entwicklung zur gesunden Persönlich- dem Medium Spiel neue Seiten bei sich dern die Ausnahme ist. keit begünstigen». und den anderen zu entdecken.» Weibel und Werder betonen, dass sich Immer wieder klopfen Schulgemeinden Management, Marathon, Memoiren das Potenzial an menschlichen Ressour- bei Hans Fluri an, um Kurse in seiner Ursula M. spürte, wie der Lehrerin- cen nicht nur in der Kumulation von Akademie für Spiel und Kommunikati- nenalltag sie langsam auffrass. «Ich war Eigenschaften, Talenten, Fähigkeiten on in Brienz oder Projektwochen durch- müde, körperlich und emotional und Fertigkeiten erschöpft, sondern zuführen. Seiner Meinung nach müsste erschöpft und fühlte mich häufig wert- dass vor allem «den Selbststeuerungs- die Spielkultur im Schulbereich aller- los.» Die Schulpflege nahm diese Sym- prozessen grosse Bedeutung zukommt». dings noch viel mehr gepflegt werden. ptome ebenfalls wahr und bewilligte Persönliche Erfahrungen würden Men- Es gebe ihm als «Jung-Senior» (Jahrgang spontan eine Entlastung von zwei Stun- schen in einer sehr individuellen Weise 1942) zu denken, wenn er sehe, wie den wöchentlich. «Diese zwei Stunden prägen und mitbestimmen, wie sie seine ehemaligen Kollegen sich schwer waren meine Rettung», meint Ursula M. künftig handeln und weitere Eindrücke tun, die Klassen noch durch ihre letzten rückblickend. «Ich nahm mir die drei M aus der Umwelt sowohl psychisch als Schuljahre zu führen. wie Management, Marathon und Memo- auch physisch integrieren. Fluri: «Es gibt Kantone, wo praktisch iren vor.» Sie begann, die ihr zur Verfü- Es gilt also unter Umständen, Muster keine Lehrkraft auf normalem Weg das gung stehende Zeit strikte zu «mana- und Gewohnheiten in Frage zu stellen Pensionsalter erlebt. Da stimmt doch gen», konnte dadurch regelmässig Mara- und zu durchbrechen. Mit seinen Kräf- etwas nicht mehr. Manchmal denke ich thon trainieren und fand auch noch ten haushälterisch umzugehen heisst dann, alle müssten einfach spielen und Zeit, mit ihren Memoiren anzufangen. nicht zuletzt, auf den Körper zu hören es ginge ihnen viel besser. Sie kommen Ob sie diese zu Ende schreibt, ist für sie und seine Signale wahrzunehmen. auf diesem Weg nämlich an Ressourcen gar nicht so wichtig. «Hauptsache, ich heran, die sie seit Kindheit in sich kann mich auf meine Weise entfalten Auf das Spiel gekommen haben.» und so wieder Kraft schöpfen.» Der ehemalige Primarlehrer Hans Fluri Ähnlich wie Ursula M. begann, ihre Res- ist seit 30 Jahren «Berufsspieler». Er «Spielen hat Depotwirkung» sourcen zu managen, funktioniert das betrachtet Spielen als Entwick- Spielen habe eine Depotwirkung, sagt seit Anfang der 90er-Jahre existierende lungschance. Für viele Erwachsene sei Hans Fluri: «Wenn ich sehe, was das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM). Von das Spiel etwas Nebensächliches gewor- Spielen den Menschen bringt, erstaunt der Erziehungsberatungsstelle II des den, das höchstens Kinder interessiere. es mich auch nicht, dass etwas fehlt, Pädagogischen Instituts der Universität «Dabei wird man durch Spielen leis- wenn man nicht spielt.» Hans Fluri Zürich in Zusammenarbeit mit einem tungsfähiger, ohne dabei auszubren- kann sich ein Leben ohne Spiel nicht privaten Organisationsberater ent- nen.» Man lerne spielerisch sich zu vorstellen. Für ihn bedeutet Spielen wickelt, hat sich das ZRM als erfolgrei- exponieren, ohne sich zu ängstigen, «Zugänge zu seinen Wurzeln zu finden che Trainingsmethode in der Fortbil- selbst wenn ein Fehler passiere. und neue Keime treiben zu lassen». Die dung von Lehrkräften etabliert. Als Beispiel nennt Fluri die Koordinati- schöpferische Pause oder der Ausstieg onsspiele Bilboquet oder Diabolo. «Hier auf Zeit wäre dann der Rahmen, um die Sich der Um- und Mitwelt öffnen lerne ich, etwas auf den Punkt zu brin- Keime zu kultivieren und den Berufsall- Als «Hauptressource» bezeichnen Heinz gen.» Er erzählt von Kursen mit Lehr- tag farbiger und gelassener zu gestalten. Weibel* (pädagogischer Mitarbeiter, Er- personen, wo – durch Entdecken der Madlen Blösch ziehungsdepartement Kanton Aargau) Leichtigkeit dieser Spielformen – die und Schulpsychologe Beat Werder* «die Beteiligten schon nach der ersten Pause Fähigkeit der Person, sich als eine sich viel lockerer waren und aufblühten. * Heinz Weibel, Beat Werder: «Gesund- selbst steuernde und eigenständig blei- «Kolleginnen und Kollegen sind dann heit und Wohlbefinden im Lehrberuf», bende Person der Um- und Mitwelt so gegenseitig überrascht, wie lustvoll Artikel in «schweizer schule» 12/00 (vgl. weit zu öffnen, dass wichtige Lebenser- Spielen im Team sein kann, wenn man dazu Seite 19) «Es gibt Kantone, wo praktisch keine Lehrkraft auf normalem Weg Weiter im Text: das Pensionsalter erlebt. Da stimmt doch etwas nicht mehr. Kramis-Aebischer K.: «Stress, Belas- tungen und Belastungsverarbeitung Manchmal denke ich dann, alle müssten einfach spielen und es im Lehrberuf», Verlag Haupt Müller Eckhardt: «Ausgebrannt – ginge ihnen viel besser.» Wege aus der Burnout-Krise», Verlag Herder/Spektrum, Band 4266, 1993 Hans Fluri, «Berufsspieler» Kontakt Akademie für Spiel und Kommunika- tion und Boutique 3000, 3855 Brienz, Tel. 033 951 35 34, Fax 033 951 35 88
18 Zeichnung: Wilfried Gebhard Aus der Praxis der Lehrkräfteberatung ist bekannt, dass bisweilen schon geringfügige Anlässe das pädagogische Selbstbewusstsein ins Wanken bringen.
4 • 2 0 0 1 AUS DEM LCH 19 Textilarbeit/Werken «schweizer schule» eingestellt Nicht vergam- Das unverdiente Ende einer pädagogischen Perle meln lassen Die Fachfrauen für Textilar- Mit der Nummer 12/2000, Beiträge auf Bestellung – ments fielen auf einen beit und Werken des im 87. Jahrgang (bzw. im auch was den (kurzen) Um- Schlag weg. Die gekaufte LCH/TW kämpfen wie Lö- 108., rechnet man den Vor- fang und die Schreibweise Auflage sank unaufhörlich winnen um die Zukunft ihres läufer «Pädagogische Blätter» anbelangt – sind nurmehr bis unter die Schmerzgrenze. Fachs. Sie müssen es. Nicht mit ein) hat die Zeitschrift gegen viel Geld oder bei nar- Spätestens mit dem Ver- nur, dass ihre Unterrichtszei- «schweizer schule» ihr Er- zissmusgerechten Auflagen schwinden der letzten Kul- ten unter Druck stehen – scheinen eingestellt. Sang- zu kriegen. turkampf-Strukturen (auch auch bei der Reform der und klanglos. Eine kurze, Eine Autorenzeitung aber der protestantisch-freisinni- Lehrerbildung in den Kan- vierzigzeilige Erklärung des darf es mit den paar Autoren, ge SLV mutierte zum plura- tonen werden ihre Anliegen Präsidenten des herausge- die noch für die Portokasse, listischen Dachverband LCH alles andere als prioritär benden Christlichen Lehrer- für ihr Missionsanliegen oder mit dem CLEVS als eine behandelt. Dies zeigte sich und Erziehervereins CLEVS; für den eigenen Trophäen- Mitgliedorganisation) hätte an einem Gespräch von Ex- dann eine «gewöhnliche» schrank zu schreiben gewillt auch die «schweizer schule» pertinnen und Experten, zu Themanummer zu Recht- sind, nicht verderben, das ihr Profil ändern müssen. Ein dem der LCH/TW am 24. schreibung und Schulklima; heisst an ihren sprachlich- betonter religiöses Leh- Januar nach Olten einlud. sonst nichts. wissenschaftlichen Eitelkei- rerblatt wollte sie – glückli- Klar ist, dass die Mono-Fach- Das hat diese in der Fachwelt ten nicht zu fest herumkorri- cherweise – nicht werden. lehrkraft ausgedient hat und anerkannte Zeitschrift von gieren. Ein für den kleinen Mit der SLZ fusionieren auch dass auch die Ausbildung historischer Bedeutung nicht Schweizer Markt unlösbares nicht, weil damit dem von Lehrpersonen des Be- verdient. Die Leserschaft, vor Dilemma. CLEVS die raison d’être ent- reichs TW auf Tertiärebene allem die potenzielle, schon. fallen wäre. So nahm sie das (Pädagogische Hochschulen, Denn der Grund der Einstel- Anpassung verweigert edle Ende einer exotischen PH) angesiedelt wird. Darü- lung ist banal und derselbe, Der auflagenmässige Nieder- Perle, die niemand mehr ber hinaus herrscht Suchen der schon vor über einem gang der «schweizer schule» kaufen will. Wir verneigen und Tasten – auch in jenen Jahr die «Schweizer Lehrerin- begann mit der Umwand- uns vor ihrer Geschichte und Kantonen, wo die neuen nen- und Lehrer-Zeitung» lung des «Katholischen Leh- vor den vielen Idealisten, die Hochschulen vor der Eröff- (SLZ) in ihrem Charakter als rervereins» als führende in den letzten Jahrzehnten nung stehen. Wird die Aus- pädagogisches Fachblatt ein- Gewerkschaft der katholi- das hohe Niveau durchgetra- bildung ins Studium für Pri- gehen liess: Anspruchsvolle- schen Kantone in den CLEVS gen hatten. marlehrpersonen integriert? re pädagogische bzw. didak- mit Einzelmitgliedschaft. Die Anton Strittmatter Soll man erst Kunst/Gestal- tische Kost wird heute nicht Tausenden von mehr oder Leiter der Pädagogischen tung studieren und sich an- mehr gekauft. Man hat zwar weniger pflichtigen Abonne- Arbeitsstelle des LCH schliessend zur Lehrperson nichts dagegen, wenn sie im qualifizieren? Oder wird die Lehrerzimmer herumliegt, Weiterbildung zur wahren aber dafür aus dem eigenen Ausbildung im TW-Bereich? Geldbeutel jährlich über 80 Der Berner Dozent Franz Franken abzuzweigen, das ist Müller etwa fürchtet, dass die dann doch eine Zumutung. TW-Fächer in Unsicherheit und Desinteresse «vergam- Unlösbares Dilemma meln»: Die Attraktivität des Zugegeben: Der immer wie- Lehrberufs sinkt; gleichzeitig der geäusserte Vorwurf, sol- steigen die Anforderungen che Fachartikel seien äusserst extrem. So wird für Dozen- mühsam zu lesen, besteht ten in PHs grundsätzlich ein nicht zu Unrecht. Es ist Doktortitel verlangt. heute extrem schwierig ge- «Alle haben ähnliche Proble- worden, schulpraktisch den- me; das passt zu unserer Visi- kende Fachautorinnen und on», bilanzierte nach dem Autoren zu finden, welche Gespräch LCH/TW-Präsiden- gleichzeitig wissenschaftlich tin Rita Nüesch. Die Vision fundiert und journalistisch ist ein Lehrstuhl oder eine verständlich schreiben kön- gleichwertige Einrichtung, nen. Eine unterrichtsprakti- die dem TW-Bereich eine sche Bastelbogen-Börse woll- Foto: Adrian Zeller unüberhörbare Stimme gibt. te die «schweizer schule» nie Wer an der weiteren Diskus- sein. Sie hat sich aber auch sion teilnehmen möchte, nie zu einer konsequent melde sich. hw. fachjournalistischen Linie (www.lch-tw.ch) durchringen können. Denn Die Schule hat sich gewandelt, ihre Presse ebenfalls.
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