Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung Seite 11 - Das Magazin von Stadtwerk Winterthur

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Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung Seite 11 - Das Magazin von Stadtwerk Winterthur
Das Magazin
von Stadtwerk Winterthur

                                        No 4/2021

Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung                                          Seite 11

      Zuzug von grossen Stromverbrauchern Seite 8 Upcycling: Das «neue Neu» Seite 12
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                                                                                                                                                                                                     Fotos: zVg UNESCO Biosphäre Entlebuch
                                                                                                                                                               ive
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                                                                                                                                                                               fo
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                                                                                                                                                              rt im             el
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                                                                                                                                                           ffee              h  A  n
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                                                                                                                                                     • Fü                                   z
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                                                                                                                                                                 R e stau          S a n Gott
                                                                                                                                                            im             a s s o        e n
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                                                                                                                                                            tritt             e
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                                                                                                                                                               •            o rga
                                                                                                                                                                      i s e
                                                                                                                                                                 • Re

                             Urserntal und Sasso San Gottardo

                                                                                                                                        Ja, ich bin bei der
                             Andermatt 2.0                                                                                              «energie»-Leserreise mit dabei!
                             Tourismus gab’s schon immer. Aber am wichtigsten war im Urserntal
                             immer der Verkehr – und das Militär. Der Verkehr verschwand mit Eisen-                                     Buchen Sie telefonisch unter 056 461 61 61
                             bahn- und Strassentunnels und das Militär mit dem Ende des Kalten Kriegs.                                  (Kreditkarte bereithalten)
                             Und fast wäre das ganze Tal in einem Stausee verschwunden. Doch nun                                        oder online unter energie-leserangebot.ch
                             hat Andermatt die Transformation geschafft und überzeugt als mondäner
                             Tourismusstandort: mit moderner Infrastruktur und einem hervorragen-                                       Preis pro Person: CHF 116.– inkl. MwSt.
                             den Ruf. Möglich machte den Wandel ein entschlossener, treuer Investor                                     (Kreditkartenzahlung, Rechnungszuschlag CHF 3.–).
                             mit sehr langem Atem. Der Aufwand dafür war allerdings enorm. Die Ver-
                             gangenheit bleibt allgegenwärtig und macht die Region attraktiv, mit der
                             historischen Verkehrsinfrastruktur und den historischen Militäranlagen,                                    Ab Windisch / Aarau / Olten
                             die heute als Museen spannende Geschichten erzählen.
                                                                                                                                        Dienstag, 21. Juni 2022
                                                                                                                                        Mittwoch, 6. Juli 2022
                             Wir reisen mit dem Bus nach Andermatt, erleben dort eine Führung durch
                             das Dorf und erfahren, wie es sich in den letzten Jahren gewandelt hat.                                    Ab Winterthur / Zürich
                             Danach fahren wir auf der alten Passstrasse auf den Gotthardpass und                                       Mittwoch, 22. Juni 2022
                                                                                                                                        Dienstag, 5. Juli 2022
                             besuchen die historische Festung Sasso San Gottardo mit weitläufigen
                             unterirdischen Anlagen, getarnten Kanonen, den berühmten Riesenkristal-                                    Ab Lyss / Biel / Solothurn
                             len und vielen Überraschungen mehr.                                                                        Donnerstag, 23. Juni 2022
                                                                                                                                        Ab Münchenstein / Pratteln / Liestal
                                                                                                                                        Dienstag, 28. Juni 2022
                                                                                                                                        Ab Zug / Luzern
                                                                                                                                        Mittwoch, 29. Juni 2022
Fotos: zVg Eurobus / Alamy

                                                                                                                                         Rückkehr jeweils zwischen 18.15 und 19.30 Uhr.
                                                                                                                                         Witterungsbedingte Programmänderungen sind möglich.
                                                                                                                                         Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Eurobus:
                                                                                                                                         056 461 61 61, leseraktion@eurobus.ch

                             Anmeldebedingungen: Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, daher erfolgt die Reservation nach der Reihenfolge der Anmeldungen. Sie erhalten eine
                             Bestätigung. Annullierung: Eintägige Busreisen können nicht annulliert werden. Es gelten die Vertragsbedingungen der Eurobus-Gruppe, die Sie jederzeit
                             bei Eurobus anfordern oder im Internet unter eurobus.ch einsehen können.
Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung Seite 11 - Das Magazin von Stadtwerk Winterthur
Inhaltsverzeichnis No 4/2021

                                                                                                        4	­Spotlights Kurzmeldungen aus nah und fern
                                          Editorial                                                     8	Rechenzentrum Auch Grossverbraucher
                                                                                                           haben das Recht auf einen Stromanschluss

                                                                                                       10	Upcycling XXL mit einer Ölpipeline Durch
                                                                                                           Graubünden soll Strom statt Öl fliessen

                                                                                                       11	Öffentliche Beleuchtung Trotz mehr
                                                                                                           Leuchtstellen sinkt der Stromverbrauch

                                                                                                       12	Weiterverwenden ist das neue Neu
                                                                                                           Wir werfen noch immer zu viel weg – vor
                                                                                                           ­allem auf dem Bau, wo fast zwei Drittel des
                                                                                                            Schweizer Abfalls herkommen

                                                                                                       16	Infografik Seen sind Wärmespeicher, mit
                                          Liebe Leserin, lieber Leser
                                                                                                           denen sich ganze Städte heizen lassen
                                          Heute gehört es für die meisten zum Alltag, mal schnell
                                          einen Film oder Musik zu streamen. Dazu braucht es nur       18	Energie und Daten Ob Tablet, Smartphone
                                          ein entsprechendes Gerät, einen Internetzugang und               oder Waschmaschine: Der Datenverkehr
                                          manchmal etwas Ladestrom – oder? Nun ja, nicht ganz,             verbraucht immer mehr Energie
                                          das ist nur die Spitze des Eisbergs. Einerseits produziert
                                          irgendjemand den Film oder das Musikstück. Anderseits        20	Andermatts Wiedergeburt Aus einem
                                          braucht es zur Übermittlung irgendwo ganz viel Rechen-           muffigen Militärdorf wurde eine mondäne
                                          leistung. Diese stammt aus verschiedenen Rechenzentren,          Tourismusdestination
                                          für deren Betrieb einiges an Strom benötigt wird. Wie sol-
                                          che Grossverbraucher ins Winterthurer Strom- bzw. Wärme­     22	Strooohm! Eine beschichtete Glasscheibe
                                          netz eingebunden werden, zeigt der Beitrag auf Seite 8.          holt Wasser aus der Luft

                                          Wenn es dunkel wird, fühle ich mich trotzdem an den          23	Preisrätsel Gewinnen Sie ein Wochenende
                                          ­meisten Orten in Winterthur wohl. Sie auch? Für dieses          in Andermatt oder eine Reise mit Eurobus
                                           ­Gefühl sorgt unter anderem die öffentliche Beleuchtung.
                                            Diese wird dank dem Ersatz herkömmlicher Leuchtmittel
                                            durch solche mit LED-Technologie immer effizienter –
                                            trotz steigender Anzahl Leuchtstellen. Erfahren Sie auf
                                            ­Seite 11 mehr über diese Erfolgsgeschichte.

                                          Und wenn eine Leuchte mal defekt ist oder von Ästen           8
                                          ­verdeckt wird, melden Sie uns dies am einfachsten über
                                           den Stadtmelder (stadt.winterthur.ch/stadtmelder).

                                          Ich wünsche gute Lektüre.

                                          Maddalena Pellegrino,
Fotos: Stefan Kubli / zVg Wolfgang Zepf

                                          Leiterin Kommunikation Stadtwerk Winterthur

                                                                                                       11
                                          Stadtwerk Winterthur
                                          Hauptsitz: Untere Schöntalstrasse 12, Winterthur
                                          Briefadresse: 8403 Winterthur
Titelbild: Stefan Kubli

                                          Telefonzentrale: 052 267 61 61
                                          Störungsdienst: 0800 84 00 84
                                          stadtwerk.winterthur.ch

                                                                                                                                                          3
Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung Seite 11 - Das Magazin von Stadtwerk Winterthur
Spotlights

                                         Stromkunden gewonnen                                               Wasserstoffzug nach Fahrplan
                                         Stadtwerk Winterthur hat in öffentlichen Ausschreibungen           Nach über 180 000 Kilometern Testbetrieb werden
                                         gleich mehrere Stromkunden gewonnen. Von 2024 bis 2028 wird        ab 2022 in Norddeutschland vierzehn Wasser­
                                         neu die Universität Zürich jährlich 69 Gigawattstunden (GWh)       stoffzüge die bisher im Weser-Elbe-Netz verwen-
                                         umweltfreundlichen Wasserstrom für ihren eigenen Gebäude-          deten Dieseltriebzüge ersetzen. Die Züge stammen
                                         park sowie jenen der Psychiatrischen Universitätsklinik be­        vom Hersteller Alstom und nutzen die Brennstoff-
                                         ziehen. Weiterhin mit Strom versorgen wird Stadtwerk Winter-       zellentechnologie: Brennstoffzellen wandeln Was-
                                         thur die ETH Zürich und das Kantonsspital Winterthur. Von          serstoff in Strom um, der dann die Fahrmotoren
                                         2024 bis 2028 wird die ETH für ihre Standorte in Zürich, Lindau,   antreibt. Wenn der Wasserstoff mit erneuerbarer
                                         Schwerzenbach und Basel jährlich insgesamt 110 GWh nach­           Energie hergestellt wird (und nicht aus Erdgas),
                                         haltigen Wasserstrom aus der Schweiz beziehen. Das Kantons-        ist der Wasserstoffantrieb eine klimafreundliche
                                         spital Winterthur, inklusive Neubau, wird von 2024 bis 2026        Alternative zu Dieselmotoren auf Strecken, die
                                         ­jährlich rund 24 GWh Strom von Stadtwerk Winterthur erhalten.     aus Kosten- oder anderen Gründen nicht elektrifi-
                                          Die Liefermenge für die drei Stromkunden entspricht knapp         ziert werden können.
                                          40 Prozent des jährlichen Winterthurer Stromverbrauchs.

                                         120.–/t
                                         Auf Anfang 2022 steigt die Abgabe
                                         auf Treibhausgasemissionen von Öl-
                                         und Gasbrennstoffen von 90 auf 120
                                         Franken pro Tonne CO2. Grund ist das
                                         bestehende CO2-Gesetz. Ende 2020
                                         hätten die Emissionen aus Öl und Gas
                                         um 33 Prozent tiefer sein sollen als
                                         1990. Doch dieses Zwischenziel wurde
                                         mit nur 31 Prozent Reduktion verfehlt.
                                         Damit kommt es zu einer automati-
                                         schen Erhöhung der CO2-Abgabe. Mit                                 GOTTHARD-FREILEITUNG IN TUNNEL
                                         dem am 13. Juni 2021 von der Stimm-
                                                                                                                Am Gotthard wird ein zweiter Strassentunnel
                                         bevölkerung abgelehnten CO2-Gesetz                                  gebaut. Dies hat die Schweizer Stimmbevölkerung
Foto: zVg Alstom, René Frampe / iStock

                                         hat dies nichts zu tun. Die CO2-Abgabe                              2016 beschlossen. Im Rahmen des Baus der zweiten
                                                                                                              Röhre wird die Höchstspannungs-Freileitung, die
                                         ist eine Lenkungsabgabe. Zwei Drittel                               über den Gotthard führt, in einen speziellen Werk­
                                                                                                            leitungstunnel verlegt. So entsteht mit 18 Kilo­metern
                                         der Er­träge werden an Haushalte und                                die längste verkabelte Höchstspannungs­leitung der
                                         die Wirtschaft zurückerstattet (2021:                              Schweiz. Die 23 Kilometer lange Freileitung mit ihren
                                                                                                             über 60 Strommasten wird danach zurück­gebaut.
                                         87 Franken pro Person).                                                   Dies wird die Alpenlandschaft entlasten.

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Rekordzubau bei                                                                  Jährlich installierte Fotovoltaikleistung (Megawatt)

der Fotovoltaik                                                                  450
                                                                                 400
Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz neue
                                                                                 350
Fotovoltaikanlagen mit einer Maximal­
leistung von 475 Megawatt installiert. Die                                       300

Gesamtleistung aller Anlagen erhöhte sich                                        250
damit auf 2973 Megawatt. Der Zubau stieg                                         200
gegenüber 2019 um 46 Prozent. Allerdings
                                                                                 150
müs­sten jährlich etwa 1500 Megawatt zuge-
                                                                                 100
baut werden, um bis 2050 den wegfallenden
Atomstrom und den zusätzlichen Strom­                                              50
bedarf für die Elektrifizierung des Verkehrs                                         0
und der Heizungen decken zu können.                                                      2005                    2010                   2015   2020

Quellen: Schweizerische Statistik der erneuerbaren Energien 2020 (Vorabzug); Swissolar
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Spotlights

                                                                                           Stromtarife 2022                                      Die Frage

                                                                                           Der Winterthurer Stadtrat hat die Stromtarife         Erhöht Hochwasser
                                                                                           für das Jahr 2022 festgelegt. Die Tarife werden
                                                                                           erhöht. Gründe dafür sind unter anderem ge-
                                                                                                                                                 die Stromproduktion?
                                                                                           stiegene Kosten für das vorge­lagerte Stromnetz       Die Stromproduktion von Wasserkraftwerken ist abhängig
                                                                                           sowie höhere Preise für elektrische Energie an        von der Wassermenge, die durch die Turbinen fliesst, und von
                                                                                           den Strommärkten. Der Stadtrat kann einzig            der Höhendifferenz zwischen dem Wasserspiegel oberhalb
                                                                                           für das Produkt -Strom.Gold mit Solarstrom            des Kraftwerks und jenem unterhalb. Die Wassermenge, die
                                                                                           aus der Region Winterthur den Energiepreis            durch eine Turbine fliessen kann (das «Schluckvermögen»),
                                                                                           senken, weil dieses kaum von den Preisschwan-         wird nicht auf eine Hochwassersituation ausgelegt, sonst
                                                                                           kungen an den Strommärkten betroffen ist.             wäre die Turbine für den Normalbetrieb überdimensioniert.
                                                                                           Die Kosten für das Stromnetz nehmen jedoch            Deshalb fliesst bei einem Laufwasserkraftwerk bei Hoch­
                                                                                           auch bei Bezug von -Strom.Gold zu. Insgesamt          wasser ein Teil des Wassers über das Wehr ab und damit unge-
                                                                                           bezahlt ein Fami­lien­haushalt in Winterthur          nutzt an der Turbine vorbei. Des Weiteren muss bei Hochwas-
                                                                                           mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowatt-          ser das Wehr abgesenkt werden, damit das viele Wasser ab­-
                                                                                           stunden im Jahr 2022 für den Strom rund 7 Pro-        fliessen kann. Dies reduziert die Höhendifferenz zwischen
                                                                                           zent mehr als 2021. Dies entspricht bei ­Bezug        Ober- und Unterwasser und damit den Stromertrag. Hochwas-
                                                                                           des Standardprodukts -Strom.Bronze rund               ser reduziert deshalb die Stromproduktion bei Laufwasser-
                                                                                           65 Franken. Im Gegenzug steigt die Vergütung          kraftwerken. Bei Speicherkraftwerken kann Wasser zurück­
                                                                                           für Strom, der von lokalen Produzentinnen             gehalten werden, solange der Stausee noch nicht voll ist.
                                                                                           und Produzenten in das öffentliche Netz ein­          Damit steht es für eine spätere Nutzung noch zur Verfügung.
                                                                                           gespeist wird. Dies u
                                                                                                               ­ nterstützt die energie- und
                                                                                           klimapolitischen Ziele der Stadt Winterthur.          Wollen Sie auch etwas wissen zu einem Energiethema?
                                                                                                                                                 Senden Sie Ihre Frage an: redaktion@strom-online.ch

                                                                                                                                                 Fassadenbegrünung gegen Hitze

                                                                                           Wärmeverbund für das
                                                                                           ­Gebiet Rudolf-Diesel-Strasse
Fotos: zVg ingenhoven architects, HGEsch Photography / iStock / zVg Stadtwerk Winterthur

                                                                                           Künftig wird das Gebiet Rudolf-Diesel-Strasse mit
                                                                                           CO2-neutraler Abwärme der Winterthurer Keh-
                                                                                           richtverwertungsanlage (KVA) versorgt. Erste
                                                                                           Liegenschaften werden im Herbst 2022 angeschlos-
                                                                                           sen. Damit werden die mehrheitlich fossilen Hei-
                                                                                           zungen abgelöst. Mit dem Ersatz der Verbrennungs-
                                                                                           linie 2 und der Rauch­gas­reinigungs­anlage in der    Der 600 Millionen Euro teure Kö-Bogen II ist ein Gebäude in
                                                                                           KVA kann zudem – voraussichtlich ab 2028 – auch       Düsseldorf mit 24 000 Quadratmetern Ladenfläche und
                                                                                           die Abwärme aus der Rauchgasreinigung genutzt         5500 Quadratmetern Bürofläche. Speziell ist die terrassierte
                                                                                           werden. Dieses Wärmepotenzial ist deutlich grös-      Gebäudehülle, die mit 8 Kilometer langen Hecken aus 35 000
                                                                                           ser als der erwartete Bedarf im Gebiet Rudolf-­       Hainbuchen bepflanzt wurde. Diese bieten Schutz vor direkter
                                                                                           Diesel-Strasse. Damit diese zusätzliche Wärme im      Sonneneinstrahlung. Zudem verdunsten sie über ihre Blätter
                                                                                           Sinne der städtischen Energie- und Klimapolitik       Wasser. Beides führt zu einer Kühlung des Gebäudes. Deshalb
                                                                                           ­genutzt werden kann, wird Stadtwerk Winterthur       muss die Klimaanlage weniger arbeiten, sie verbraucht weni-
                                                                                            das Gebiet mit dem in der Nähe liegenden Quartier-   ger Wasser und Strom, und sie bläst weniger heisse Luft in die
                                                                                            wärmeverbund Waser zusammenschliessen. Der           Umgebung. Wenn es regnet, nehmen die Pflanzentröge einen
                                                                                            Winterthurer Stadtrat hat für das Vorhaben einen     Teil des Wassers auf, sodass weniger in die Kanalisation ge-
                                                                                            Objektkredit von 5,8 Millionen Franken gesprochen.   langt. Allerdings ist die begrünte Fassade sehr pflegeintensiv.

                                                                                           6
Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung Seite 11 - Das Magazin von Stadtwerk Winterthur
Effizienzgewinne bei                               Bald Abschied
den Elektrogeräten                                 von der Fluoreszenzröhre
Eine vom Bundesamt für Energie in Auftrag ge-
                                                                                         1.9.2021   1.9.2023
gebene Analyse der in der Schweiz verkauften
Haushaltgrossgeräte und Elektronikgeräte           Kompaktleuchtstofflampen
                                                   (mit integriertem Vorschaltgerät)
zeigt, dass deren Gesamtenergieverbrauch im
Zeitraum 2002–2018 wesentlich gesunken ist.        Hochvolt-Halogenlampen linear
                                                   (R7s > 2700 lm = ca. 140 W)
2018 gab es in der Schweiz 47 Millionen Haus-
                                                   Niedervolt-Halogenlampen
haltgrossgeräte sowie IT-, Büro- und Unterhal-     (mit Reflektor / GU4, GU5,3 usw.)
tungselektronik-Geräte. Das sind 36,1 Prozent      Lineare Leuchtstofflampen T8
mehr Geräte als 2002. Ihr Stromverbrauch lag       (600 mm, 1200 mm, 1500 mm)

im Jahr 2018 aber 11,8 Prozent unter jenem von     Hochvolt-Halogenlampen
                                                   (G9)
2002. Dies zeigt, dass es bei den Geräten grosse
Effizienzgewinne gab. Bei den IT-, Büro- und Un-   Niedervolt-Halogenlampen
                                                   (G4, GY6,35)
terhaltungselektronik-Geräten waren sie dank
                                                   Kompaktleuchtstofflampen
grösserer Technologiesprünge mehr als doppelt      (ohne integriertes Vorschaltgerät)
so hoch als bei den Haushaltgrossgeräten.          Hochvolt-Halogenlampen
                                                   (R7s ≤ 2700 Lumen)

                                                   Lineare Leuchtstofflampen T5
                                                   (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

                                                   Kreisförmige
                                                   Leuchtstofflampen

                                                   Hochdruck-Entladungslampen
                                                   (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

                                                   Die «Neonröhren», wie Fluoreszenzröhren (Leuchtstofflampen)
                                                   umgangssprachlich manchmal genannt werden, waren wäh-
                                                   rend Jahrzehnten der Inbegriff energieeffizienter Leuchtmittel.
                                                   Doch auch sie wurden – wie die Glühbirnen und die Halogen-
                                                   lampen – punkto Effizienz von den Leuchtdioden (LED) überholt.
                                                   Deshalb werden sie – wie auch weitere Leuchtmittel – nach
                                                   und nach aus dem Verkehr gezogen. Welche Leuchtmittel wann
                                                   betroffen sind, zeigt die obige Tabelle.

  «Mittelfristig besteht
     das Risiko, dass                              Lunch-Events
    im europäischen                                zu Energie und Innovation
  Stromverbund nicht                               Der Verein «Energie bewegt Winterthur» (ebw) führt viermal
                                                   jährlich die Veranstaltung Energie-Lunch durch. Dabei stellt
   mehr ausreichend                                ­jeweils ein Gast ein aktuelles Thema oder Projekt rund um
                                                    Energie und Innovation vor. Der anschliessende Stehlunch er-
 Versorgungskapazität                               möglicht einen informellen Austausch. Die Energie-Lunches
                                                    sind eine der Massnahmen von ebw, um Wirtschaft, Wissen-
     vorhanden ist.»                                schaft, Bevölkerung und Verwaltung zu vernetzen. Je sensibili-
                                                    sierter für klimaschonende Massnahmen die Zielgruppen sind,
                                                    desto besser helfen sie mit, die energie- und klimapolitischen
                                                    Ziele der Stadt Winterthur zu erreichen. ebw erhält deshalb
                Michael Wider,                      vom Förderprogramm Energie Winterthur finanzielle Unter-
    Präsident des Verbands Schweizerischer          stützung für solche Sensibilisierungsmassnahmen.
          Elektrizitätsunternehmen                  ebw.ch/energie-lunch

                                                                                                                 7
Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung Seite 11 - Das Magazin von Stadtwerk Winterthur
Wer sich in Winterthur niederlässt, hat das Recht auf einen Anschluss ans Stromnetz – auch Grossverbraucher.

                           Stromanschluss
                           garantiert
                               Text: Alexander Jacobi

                           Gemäss dem Bundesgesetz über die
                           Stromversorgung sind Netzbetreiber –
                           wie Stadtwerk Winterthur – verpflichtet,
                           in ihrem Netzgebiet alle Endverbraucher
                           ans Stromnetz anzuschliessen. Diese An-
                           schlussgarantie gilt auch für Grossver-
                           braucher wie das neue Rechenzentrum
                           im Winterthurer Quartier Neuhegi. Die
                           Firma Vantage Data Centers Switzerland
                           GmbH hat dort ein erstes Rechenzen­
                           trumsmodul errichtet und plant noch              «Bei unserem Rechen­
                           vier weitere Module. Es handelt sich            zentrum haben wir alles
                           um eines der grössten Rechenzentren
                           der Schweiz. Im Endausbau benötigen
                                                                            vor­bereitet, damit eine
                           die fünf Module eine Anschlussleistung            ­spätere Nutzung der
                           von 55 Megavoltampere. Zum Vergleich:         ­Abwärme möglich bleibt.»
                           Das ganze Versorgungsgebiet von Stadt-
                           werk Winterthur hat (im Winter) einen
                           maximalen Leistungsbezug von rund                        Wolfgang Zepf,
                           100 Megavoltampere. Der Strom wird              Geschäftsführer der Vantage Data
                           vorwiegend zum Betrieb der Computer­               Centers Switzerland GmbH
                           infrastruktur (Serverfarmen) benötigt,
                           rund 20 Prozent dienen der Kühlung.

                           Netzverstärkung notwendig                     Um das Rechenzentrum an das Unter-
                           Ein Verbraucher mit einer derart hohen        werk Grüze anzuschliessen, sind Rohr­
                           Anschlussleistung ist nicht alltäglich. Für   trassen gebaut worden. Die notwendigen
                           die erste Bauetappe des Rechenzen­trums       Gleisquerungen sind teilweise im Ramm-
                           in Neuhegi hat das Unterwerk G   ­ rüze, an   vortriebsverfahren erfolgt. Dabei wird
                           welches das Rechenzentrum angeschlos-         ein Stahlrohr durch die Erde gerammt.
                           sen wird, zwar noch genügend Reserve.         In dieses werden danach Kabelschutz-         beitrag muss sich Vantage daran beteili-
                           Doch wenn die weiteren vier Etappen           rohre und Stromkabel eingezogen. Falls       gen. Dieser Beitrag ist abhängig von der
                           tatsächlich realisiert werden, braucht        das Rechenzentrum wie geplant mit wei-       bestellten Leistung. Zudem wird Vantage
                           es einen stufenweisen Ausbau des Un-          teren Modulen ergänzt wird, braucht es       wie jeder Stromkonsument ein Netznut-
                           terwerks. Dabei werden die Mittelspan-        weitere Rohrtrassen.                         zungsentgelt bezahlen, abhängig von der
                           nungsanlagen erweitert und Transfor-                                                       bezogenen Energiemenge (also nicht von
Fotos: zVg Wolfgang Zepf

                           matoren durch leistungsstärkere ersetzt.      Geteilte Kosten                              der Leistung).
                           Die Stromzufuhr zum Unterwerk Grüze           Für den Ausbau des Unterwerks Grüze          Für den Anschluss des Rechenzentrums
                           durch die Axpo mit 110 000 Volt Hoch-         fallen Kosten von etwa 8,6 Millionen Fran-   an das Stromnetz muss Vantage aufkom-
                           spannung muss hingegen nicht verstärkt        ken an. Diese trägt Stadtwerk Winterthur.    men. Es ist deshalb verständlich, dass
                           werden.                                       Doch über einen einmaligen Netzkosten-       Grossverbraucher einen Standort wählen,

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Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung Seite 11 - Das Magazin von Stadtwerk Winterthur
Gut zu wissen    !
                                               Die Digitalisierung benötigt viel Strom
                                               Alle grossen Trends in unserer Gesellschaft benötigen mehr Strom, insbesondere
                                               Wärmepumpenheizungen und Elektromobilität, aber auch die viel gelobte Digitali-
                                               sierung. Vor allem Streamingdienste (Filme und Musik) erhöhen die Datenmengen
                                               und die dafür benötigte Rechenleistung erheblich. Dies lässt den Stromverbrauch für
                                               Betrieb und Kühlung der Rechenzentren wachsen (vgl. auch Beitrag auf Seite 18).

                                                                                    Das erste Modul des
                                                                                    neuen Rechenzentrums
                                                                                    in Winterthur Neuhegi
                                                                                    ist bereits gebaut.

                                                                                          das Fernwärme­netz eingespeist werden.
                                                                                          Zudem entsteht vor allem im Sommer
                                                                                          Abwärme, weil ein Rechenzentrum dann
                                                                                          nicht wie im Winter direkt mit Aussenluft
                                                                                          gekühlt werden kann. Doch im Sommer
                                                                                          benötigen die Wärmebezügerinnen und
                                                                                          Wärmebezüger naturgemäss viel weniger
                                                                                          Wärme als im Winter.
                                                                                          Denkbar wäre, das Temperaturniveau mit-
                                                                                          hilfe einer Wärmepumpe anzuheben – so
                                                                                          liesse sich die Abwärme eher verwerten.
                                                                                          Damit diese Möglichkeit später einmal ge-
                                                                                          nutzt werden könnte, hat Stadtwerk Win-
                                                                                          terthur beim Rechenzentrum in Neuhegi
                                                                                          verlangt, dass entsprechende Anschlüsse
                                                                                          vorbereitet werden. Doch es bleibt das
                                                                                          Dilemma, dass die Wärme dann anfällt,
                                                                                          wenn sie am wenigsten benötigt wird.
                                                                                          Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Es gibt
                                                                                          keine Garantie, dass das Rechenzentrum
der sich möglichst nahe beim nächstmög-       diese genutzt werden könnte. Doch es        – wie die KVA – für Jahrzehnte bestehen
lichen Anschlusspunkt befindet, denn je       gibt verschiedene Formen von Abwärme,       bleibt und im immer gleichen Umfang
länger die Leitung, desto höher die Er-       und nicht jede lässt sich gleich gut ver-   Abwärme liefert. Falls der Abwärme-
schliessungskosten. Vantage baut deshalb      werten. Die Abwärme, die beispielswei-      lieferant nach einigen Jahren wegfiele,
nahe beim Unterwerk Grüze.                    se in einer Kehrichtverwertungsanlage       bräuchte es eine andere Wärmequelle für
                                              (KVA) anfällt, hat eine hohe Temperatur     die bisherigen Wärmebezüger.
Lässt sich die Abwärme                        (rund 130 °C). Damit lässt sich Strom er-   Trotz allem ist Stadtwerk Winterthur be-
sinnvoll nutzen?                              zeugen und ein Fernwärmenetz betrei-        müht, eine Abwärmenutzung zu finden
Beim Betrieb der Computerinfrastruktur        ben. Die A
                                                       ­ bwärme eines Rechenzentrums      – auch wenn dies mitten in einem Fern-
des Rechenzentrums fällt viel Abwärme         hingegen weist ein tieferes Temperatur-     wärmegebiet mit Hochtemperaturwär-
an. Daher stellt sich die Frage, ob und wie   niveau auf (25–30 °C) und kann nicht in     me äusserst schwierig ist.

                                                                                                                                 9
Leuchtdioden auch bei der Strassenbeleuchtung Seite 11 - Das Magazin von Stadtwerk Winterthur
In Graubünden soll statt Öl künftig Strom fliessen.
                                                                    Das Projekt hat in Europa höchste Priorität.

                                                         Upcycling XXL
                                                        mit einer Ölpipeline
                                                                                      Text: Andreas Schwander

                           PET-Flaschen werden rezykliert, Kleider                                                          auch in der Schweiz in den SÜL geschafft,
                           weiter­verwendet und Baumaterialien                                                              den Sachplan Übertragungsleitungen, als
                           teilweise auch. Aber was geschieht mit                                                           eines der ganz wenigen privaten Strom-
                           einer stillgelegten Ölpipeline? Claudio                                                          leitungsprojekte. Damit wird der Perime-
                           Gianotti, Chef der im Bereich von Gaslie-                                                        ter der Ölpipeline freigehalten. Nun geht
                           ferungen tätigen Firma Worldenergy im                                                            es um weitere rechtliche und planerische
                           südbündnerischen Soazza, hat genaue                                                              Eingaben beim Bund.
                           Vorstellungen. Er möchte in einer alten
                           Ölpipeline ein Hochspannungs-Gleich-                                                             Teurer als Freileitung
                           strom-Übertragungskabel (HGÜ) instal-                                                            Dann geht es um die Finanzierung. Eine
                           lieren, das Strom zwischen der Schweiz                                                           Gleichstromleitung ist sehr viel teurer zu
                           und Italien transportiert. Gianottis bis-                                                        bauen als eine Freileitung. Greenconnec-
                           herige Vorarbeit war dabei so überzeu-                                                           tor nennt keine Zahlen. Doch Experten
                           gend, dass es sein Projekt mit dem Na-                                                           gehen von etwa 800 Millionen Franken
                           men Greenconnector auf die Liste jener                                                           aus, trotz der bereits bestehenden Rohr-
                           Stromleitungsprojekte geschafft hat, die                                                         leitung. Für ein privat finanziertes Pro-
                           in Europa höchste Priorität haben.                                                               jekt sind möglichst grosse Strompreis-
                           Die Ölleitung Oleodotto del Reno ist eine                                                        unterschiede zwischen der Schweiz und
                           von drei Pipelines, die in den 1960er-                                                           Italien wichtig. Gegenwärtig ist das noch
                           Jahren durch die Alpen gebaut wurden.                                                            nicht immer der Fall. Berücksichtigt man
                           Der Oléoduc du Rhône führte von Genua                                                            aber die Zeit für Bewilligung, Planung
                           ins Wallis und wurde 2015 stillgelegt.                                                           und Realisierung, wird Greenconnector
                                                                        Auf der Schweizer Seite des Splügenpasses ist der
                           Der Oleodotto del Reno pumpte Öl von         Verlauf der Ölpipeline mit kleinen Betonpfosten     etwa gleichzeitig mit der Abschaltung
                           Genua via Graubünden nach Ingolstadt.        und Gussplaketten markiert, aber sonst weitgehend   von Kohle- und Kernkraftwerken in Be-
                           Das gleiche Ziel hat auch die Transalpine    unsichtbar. So wird es auch bleiben.                trieb gehen. Dann könnte sich das Preis-
                           Ölleitung (TAL) von Triest her via Tirol.                                                        gefüge ändern. Wann mit dem Bau be-
                           Nur die TAL ist noch in Betrieb. Am Oleo­-                                                       gonnen werden kann, ist aber noch nicht
                           dotto del Reno wurden einige Teile zur       Seit Jahren sind die Übertragungskapazi-            klar, da die entsprechenden Entscheide
                           Gaspipeline umgebaut, doch der gros-         täten zwischen Italien und der Schweiz              der Behörden noch nicht vorliegen.
                           se Abschnitt über die Alpen ist seit 1997    zu klein. Doch neue Hochspannungslei-               Aber Claudio Gianotti ist ein geduldiger
                           nicht mehr betriebsfähig.                    tungen zu bauen, ist aufgrund der unend-            Mensch. Er hat die Arbeiten am Greencon-
                                                                        lich vielen Einsprachen und der Hunder-             nector während vieler Jahre zusammen
                           Unsichtbare Stromtrasse                      ten nötigen Durchleitungsrechten fast               mit seinem Team von Ingenieuren wei-
                           In das Rohr mit rund 60 Zentimeter           nicht möglich. Für den Greenconnector               tergeführt. Der Greenconnector würde
                           Durchmesser sollen nun zwei Gleich-          besteht der komplette Korridor bereits.             die Stromversorgungssicherheit in ganz
                           stromkabel mit je etwa 10 Zentimeter         Und weil das Kabel in ein bereits beste-            Europa massiv verbessern. Aber auch
Foto: zVg Greenconnector

                           Durchmesser eingeführt werden. Mithilfe      hendes Rohr eingezogen würde, wären                 das Upcycling einer alten Ölpipeline hät-
                           von Wech­sel- und Gleichrichteranlagen       selbst beim Bau die Eingriffe in die Um-            te ökologisch einen gigantischen Wert
                           nördlich von Mailand und in Graubünden       welt kaum sichtbar, und beim Betrieb mit            und wäre ganz im Sinne einer modernen
                           würde die Leitung wieder in die nationa-     Gleichstrom entsteht kaum Elektrosmog.              Welt, welche die Dinge weiter nutzt, statt
                           len Höchstspannungsnetze münden.             Mittlerweile hat es der Greenconnector              sie wegzuwerfen. greenconnector.it

                           10
Winterthur wächst. Deswegen braucht es auch mehr öffentliche Beleuchtung.
                     Trotzdem sinkt deren Stromverbrauch seit 2010. Grund sind die LED-Leuchtmittel.

         Mehr Licht, weniger Strom
                                                                                                               von LED-Leuchten wesentlich besser als
                                                                                                               jene von Strassenleuchten mit Natrium-
                                                                                                               dampflampen.

                                                                                                               Weitere Einsparung durch
                                                                                                               intelligente Steuerung
                                                                                                               LED-Leuchten lassen sich mit Bewe-
                                                                                                               gungsmeldern und Radarsensoren zur
                                                                                                               Personen- und Fahrzeugerkennung aus-
                                                                                                               rüsten. Dies ermöglicht eine dynami-
                                                                                                               sche Beleuchtungssteuerung: Die Hel-
                                                                                                               ligkeit wird bedarfsgerecht angepasst.
                                                                                                               So reduziert sich vor allem auf schwach
                                                                                                               genutzten Strecken, zum Beispiel auf
                                                                                                               Quartierstrassen und Radwegen, der
                                                                                                               Energieverbrauch, ohne die Sicherheit
                                                                                                               zu beeinträchtigen. Für Passanten und
                                                                                                               Anwohnende gleichermassen angenehm
                                                                                                               ist dabei, dass die Helligkeit nicht schlag-
                                                                                                               artig, sondern sanft verändert wird.
                                                                                                               Die öffentliche Beleuchtung ist übrigens
Die Strassenbeleuchtung in Winterthur wird nach und nach auf LED umgerüstet.
                                                                                                               die älteste Aufgabe von Stadtwerk Win-
                                                                                                               terthur. Seit 1860 macht sie die Stadt
Seit 1950 ist in Winterthur die Anzahl              Leucht­dioden (LED) bemerkbar. Dank                        Winterthur für ihre Bevölkerung nachts
Leuchtstellen der öffentlichen Beleuch-             besserer optischer Systeme und gerin-                      sicherer und attraktiver – anfänglich mit
tung von rund 2500 auf gut 11 000 ge-               gerer Leistungsverluste (deutlich höhere                   Gaslampen, ab 1905 mit elektrischem
stiegen. Dies widerspiegelt das Wachs-              Lichtausbeute) ist die Gesamt­  effizienz                  Strom.      Text: Alexander Jacobi
tum der Stadt: 1950 zählte sie noch rund
67 000 Einwohnerinnen und Einwoh-
ner, 2020 waren es bereits 116 400. Doch
auch neue Normen (engerer Abstand der                         Entwicklung der öffentlichen Beleuchtung in der Stadt Winterthur
Kandelaber) haben zur Vermehrung der                                                                                                            12 000
                                                                         12
«Strassenlaternen» geführt.
Erfreulicherweise ist der Stromver-                                      10                                                                     10 000
brauch für die öffentliche Beleuchtung                                    8                                                                       8 000
                                                             Mio. kWh

nicht im gleichen Ausmass gestiegen.
                                                                                                                                                          Stück

Seit etwa ­1975 ist er mehr oder weniger                                  6                                                                       6 000

konstant, seit 2010 sinkt er gar (vgl. Dia-                               4                                                                       4 000
gramm). Die Stabilisierung ab 1975 ist
                                                                          2                                                                       2 000
vorwiegend auf den Einsatz von Natri-
umdampf-Hochdrucklampen zurückzu-                                         0                                                                          0
führen, gut erkennbar an ihrem orange-                                     1950     1960       1970   1980     1990      2000     2010     2020
farbenen Licht. Ihre hohe Lichtausbeute
                                                                                                                                                                       Foto: Stefan Kubli

blieb lange Zeit unerreicht.                                            Anzahl Leuchtstellen     Jährlicher Stromverbrauch (Mio. Kilowattstunden [kWh])
Seit etwa 2010 macht sich beim Strom-                         Die Anzahl Leuchtstellen der öffentlichen Beleuchtung nimmt in Winterthur kontinuierlich zu.
verbrauch der zunehmende Einsatz von                          Der Stromverbrauch jedoch reduziert sich seit 2010.

                                                                                                                                                                  11
Foto: zVg FREITAG, Joël Tettamanti Illustration: zVg FREITAG

                                                                                                                 Freitag war der Wegbereiter
                                                                    Mehr dazu auf strom-online.ch                des Upcyclings: Die Firma stellt
                                                                    −   Circular Economy auf dem Bau: Das Buch   aus Lkw-Planen Taschenunikate
                                                                    −   Freitag: Hippe Pioniere                  her. Hier zerlegt ein Arbeiter
                                                                    −   Paletten und andere Ideenträger          eine alte Plane, aus der Acces-
                                                                    −   Infografik «Kreislauf statt Abfall»      soires entstehen.

                                                               12
Bei allen Gütern, aber vor allem auf dem Bau, müssen wir viel
mehr weiterverwenden und viel weniger wegwerfen.

Weiterverwenden
ist das neue Neu
    Text: Andreas Schwander

Fast wie im Baumarkt sieht es in der
Bauteilbörse Basel aus: Türen, Fenster,
Waschmaschinen, Parkett, Hausgeräte,
Waschbecken, Badarmaturen. Seit 25 Jah­
ren baut die Bauteilbörse Brauchbares
aus Abbruchliegenschaften aus. Denn in
der Schweiz wird nicht nur gebaut wie
wild, sondern auch abgerissen wie wild.
Neues Bauland wird kaum mehr einge-
zont. Deshalb müssen Bauherren Bau-
land bei bestehenden Liegenschaften op-
timieren – mit gigantischen ökologischen
Konsequenzen. 60 Prozent des Abfalls in
der Schweiz sind Bauschutt. Weltweit
betragen die Emissionen der Zement­
industrie zwischen 7 und 10 Prozent der
CO2-Emissionen, doppelt so viel wie jene
der Luftfahrt. Dazu kommt die Stahl-
industrie, deren Produkte zur Hälfte in
den Bausektor gehen – zusammen verur-
sachen Stahl und Zement laut der Wirt-      schon 1993 mit den Taschen der Davoser     Deponie Höli im Kanton Baselland bei
schaftszeitschrift «The Economist» etwa     Brüder Markus und Daniel Freitag ange-     Liestal zehn Jahre früher voll als ur-
14 Prozent der weltweiten CO2-Emissio-      fangen. Sie haben ausrangierte Lkw-Pla-    sprünglich geplant. Als Gegenmassnah-
nen. Und dann gibt’s beim Bau noch die      nen, Sicherheitsgurte und Veloschläuche    me stieg der Deponiepreis pro Tonne von
Emissionen anderer energieintensiver        zu angesagten Accessoires gemacht. Ob      40 auf 45 Franken. Doch ein Multi-Millio-
Materialien wie Ziegelsteine oder Stein-    Paletten zu Möbeln werden, zersägte alte   nen-Projekt mit 1000 Tonnen Schutt wird
wolle sowie unzählige Last­wagenfahrten.    Badewannen zu Sofas oder alte Kleider      so lediglich 5000 Franken teurer.
                                            zu coolen Handtaschen: «Upcycling» ist     Die Wegwerfphase im Bau ist ohnehin
Start mit Freitag-Taschen                   hip, und kreatives Weiterverwenden ist     ein Phänomen der Überflussgesellschaft
Die gigantischen Abfallmengen aus der       das neue Neu.                              der letzten 60 Jahre. Vorher wurden
Baubranche fliegen noch immer weitge-       Während die Menge des Haushaltabfalls      Bauteile selbstverständlich weiterver-
hend unter dem Radar der Öffentlichkeit.    dank umweltbewussterer Bürger und          wendet. Ringmauern und römische The-
Doch auf anderen Gebieten dreht der         besserer Recyclingsysteme seit Jahren      ater wurden als Steinbrüche verkauft,
Wind. Eine umwelt- und klimabewusste-       zurückgeht, steigt die Menge des Bauab-    nach dem Zweiten Weltkrieg klopften
re Jugend fördert den Vintage-Boom und      falls immer schneller. Vor allem Gewer-    in Deutschland die Trümmerfrauen den
gründet Repair-Shops – sie trägt den Din-   beliegenschaften droht oft schon nach      Mörtel von den Ziegeln zerstörter Häu-
gen Sorge, statt sie wegzuwerfen. Das hat   30 Jahren der Abriss. So wird etwa die     ser und begannen, damit neue Häuser zu

                                                                                                                             13
Urban Mining holt aus
                                                                                                                                                               den Städten sehr viele
                                                                                                                                                               wiederverwendbare
                                                                                                                                                               ­Güter statt nur Abfall.

                                                                                                                                                                       te Parkett und Fenster. Doch laut der Ar-
                                                                                                                                                                       chitektin Kerstin Müller von in situ ist es
                                                                                                                                                                       vor allem effizient, wenn tragende Bau-
                                                                                                                                                                       teile wiederverwendet werden: Stahl und
                                                                                                                                                                       Holz und auch Beton. Das hat in situ bei
                                                                                                                                                                       der Aufstockung der ehemaligen Werks-
                                                                                                                                                                       halle 118 von Sulzer in Winterthur ge-
                                                                                                                                                                       zeigt, bei der vorwiegend wiederverwen-
                                                                                                                                                                       dete Bauteile zum Einsatz kamen: von
                                                                                                                                                                       der tragenden Konstruktion über Böden,
                                                                                                                                                                       Plättli und Armaturen bis hin zur Fassa-
                                                                                                                                                                       de, die nicht einmal neu gestrichen wur-
                                                                                                                                                                       de. Und das Ganze sieht überhaupt nicht
                                                                                                                                                                       nach Abbruch und Villa Kunterbunt aus,
                                                                                                                                                                       sondern ausgesprochen edel.

                                                                                                                                                                       Teure alte Betonsteine
                                                                                                                                                                       Während die Aufstockung der Halle 118
                                                                                                                                                                       in Winterthur ein Pilotprojekt war, wird
                                                                                                                                                                       bei der Wohnüberbauung «Hobelwerk»
                                                                                                                                                                       der Genossenschaft «Mehr als Wohnen»
                                                                     Gebrauchte Fenster sind recht beliebt. Doch nach Aussage von Manuel Herzog,
                                                                     Leiter der Bauteilbörse Basel, könnte man noch viel mehr wiederverwenden.                         in Winterthur mit engem Budget gearbei-
                                                                                                                                                                       tet. Hier können laut Kerstin Müller zwar
                                                                                                                                                                       nicht überall gebrauchte Teile verwendet
                                                                     bauen. Und auch von Schiffen wurden                 riert sie nötigenfalls und entsorgt, was      werden. Aber die Menge der Teile ist für
                                                                     ganze Einrichtungskomponenten wei-                  nicht mehr zu gebrauchen ist. Sie demon-      Mehrfamilienhäuser bereits substanziell,
                                                                     terverwendet. Grosse Teile der Erstklass­           tiert aber auch intakte Komponenten und       etwa die Fenster, die aus den Häusern
                                                                     salons des Titanic-Schwesterschiffs Olym-           betreibt damit ein Ersatzteillager. Ab-       einer anderen Wohnbaugenossenschaft
                                                                     pic sind noch heute erhalten: im Hotel              warte von Wohnsiedlungen finden hier          in Basel stammen, oder Material für die
                                                                     White Swan in Northumberland. Denn                  oft Ersatz für beschädigte Teile von nicht    Umgebungsarbeiten. Die billigste Lösung
                                                                     vor dem Zweiten Weltkrieg war es üblich,            mehr produzierten Kühlschränken und           dafür sind Fertigbetonsteine. Gerade hier
                                                                     Innenausstattungen von Schiffen vor der             Geschirrspülern.                              liessen sich besonders viele Emissionen
                                                                     Verschrottung, aber auch von Häusern                Die Bauteilbörse ist eine gemeinnützige       sparen, beispielsweise mit edlem Materi-
                                                                     und Hotels vor dem Abbruch komplett                 Organisation. Sie betreibt Arbeitsinte­       al wie Maggia-Granit-Platten aus den ge-
Fotos: Christian Aeberhard / zVg baubüro in situ ag, Martin Zeller

                                                                     auszubauen, zu versteigern und andern-              gration, beschäftigt aber auch Zivildienst-   genwärtig oft abgerissenen 1950er-Sied-
                                                                     orts wieder einzubauen.                             leistende. Kommerziell lässt sich so etwas    lungen. Für das «Hobelwerk» möchte in
                                                                                                                         – trotz laufender Neuorganisation – kaum      situ Betonverbundsteine wiederverwen-
                                                                     Neue Backöfen im Müll                               betreiben. Es braucht eine professionelle     den. Doch Steine, die auf der einen Seite
                                                                     Manuel Herzog, Leiter der Bauteilbör-               Basis, um den ökologischen Fussabdruck        des Bahnhofs auf Paletten geschichtet
                                                                     se Basel, schüttelt immer wieder den                der Baubranche zu verkleinern.                und auf der anderen Seite des Bahnhofs
                                                                     Kopf darüber, wie gedankenlos sich die              Wie das gehen soll, zeigt das Baubüro         neu verlegt werden, sind teurer, als wenn
                                                                     reiche Schweiz gigantische Abfallberge              in situ in Basel. Dessen Leiterin Barbara     man die Steine mit einem Bagger in eine
                                                                     leistet: «Da werden Hunderte Fenster in             Buser hat vor 25 Jahren die Bauteilbör-       Mulde kippt, auf eine weit entfernte De-
                                                                     die Deponie gekarrt, fünf Jahre alt, beste          se gegründet. in situ ist ein Pionier der     ponie karrt und stattdessen identische
                                                                     Dämmwerte. Manchmal retten wir Back-                Kreislaufwirtschaft und im Bauen mit          neue Steine von weit her kauft. Abhilfe
                                                                     öfen, die noch nie gebraucht wurden.»               gebrauchten Bauteilen. Am gefragtesten        schaffen könnten nur massiv höhere Ab-
                                                                     Die Bauteilbörse prüft alle Geräte, repa-           zur Wiederverwendung im Bau sind heu-         fall- und CO2-Gebühren. Bauen mit beste-

                                                                     14
henden Teilen bedeutet aber auch, sich            sowohl bei den Abreissenden als auch          panischen Anruf einen Monat vor dem
schon lange vor Projektbeginn Gedanken            bei den Bauenden. Bisher klappt das nur       Abriss. Die seit dem Zweiten Weltkrieg
zu machen. So muss sich die Planung ei-           in Ausnahmefällen. Nötig wäre ein Bau-        systematisch vorangetriebene Normie-
nes Neubaus nach den verfügbaren Fens-            materialienkataster, bei dem man genau        rung am Bau würde es laut Kerstin Müller
tern richten.                                     weiss, welche Dinge wo verbaut sind.          auch erlauben, normierte Betonteile und
                                                  Das ist eine der wichtigsten Vorausset-       schwere, tragende Elemente wiederzu-
Arbeit ist teuer                                  zungen für das sogenannte «Urban Mi-          verwenden statt lediglich den zerbrösel-
Das ist nicht ganz einfach in einer Welt,         ning», den urbanen Bergbau, der aus den       ten Beton als Kiesersatz in Recyclingbe-
in der Arbeit viel teurer ist als Waren und       Städten statt nur Abfall komplett wieder-     ton einzusetzen. Da ist man etwa in den
nagelneue Qualitätsgüter sofort wertlos           verwendbare Güter in grossen Mengen           Niederlanden schon sehr viel weiter. Dort
werden, sobald sie eingebaut sind. Ma-            herausholt. So abwegig ist das gar nicht.     existieren solche Kataster; es gibt immer
nuel Herzog von der Bauteilbörse Basel            Bei Schadstoffen gibt es solche Verzeich-     wieder atemberaubend elegante Neubau-
muss denn auch bei gewissen Angeboten             nisse schon, etwa beim Asbest. Im Ideal-      ten, komplett errichtet aus gebrauchten
immer wieder passen, auch wenn er alles           fall geht das so weit, dass jedes Gebäude     Ziegelsteinen und anderen gebrauchten
gratis bekommt: «Manchmal bekomme                 einen «digitalen Zwilling» erhält, in dem     Bauteilen.
ich Anrufe, man hätte da 100 Fenster und          alle Komponenten aufgeführt und alle          Wiederverwenden heisst, völlig neue
20 Küchen, in einem Monat beginne der             Änderungen dokumentiert sind.                 Lösungen zu finden. So wollte etwa der
Abriss.» So schnell lässt sich weder genug                                                      Energieversorger Primeo (vormals EBM)
Personal aufbieten noch genügend Lager-           Vorlaufzeiten nutzen                          zusammen mit in situ ein Museum aus
raum organisieren und erst recht nicht            Gewisse Ansätze gibt es schon. So hat ein     Stahlträgern von rückgebauten Strom-
ein Projekt finden, in das die Fenster rein-      Basler Pharmaunternehmen der Bauteil-         masten bauen. Dafür hat die EPFL in
passen. Und so gehen Millionenwerte auf           börse bereits mitgeteilt, welche Gebäude      Lausanne laut Kerstin Müller ein Pro-
die Deponie, zu 45 Franken pro Tonne.             in etwa anderthalb Jahren abgerissen          gramm entwickelt, das aus den verfüg-
Neben der Vorlaufzeit wäre auch ein               werden. So können nun genaue Listen           baren Trägern eine möglichst steife Kon-
kontinuierlicher Strom von ähnlichen              erstellt werden, an denen sich die Archi-     struktion erstellt. Die sieht dann aus wie
Bauteilen hilfreich. Fenster, Türen, Kü-          tekten neuer Projekte orientieren. Bei        die gewachsene Struktur eines Baums
chen, Heizkörper, Badarmaturen, Toilet-           der Planung von Neubauten dauert es bis       und nicht mehr wie ein konventionelles
tenschüsseln und vieles mehr sind weit-           zum Abriss des alten Gebäudes ohnehin         Gitterfachwerk. Wiederverwenden statt
gehend normiert. Aber Bauherrinnen                drei bis vier Jahre. Wenn der erste Schritt   wegwerfen führt so zu völlig neuen kre-
und Architekten müssten wissen, was               der Planung eine Auflistung aller künftig     ativen Gebäuden – vorausgesetzt aller-
wann und in welchen Mengen verfügbar              verfügbaren Bauteile ist, kann viel mehr      dings, das Wegwerfen wird massiv teurer
ist. Das bedingt lange Vorausplanung,             Material gerettet werden als mit einem        als 45 Franken pro Tonne.

Bei der Aufstockung der ehemaligen Sulzer-Halle
118 kamen weitgehend gebrauchte Materialien
zum Einsatz – auch die rote Blechfassade.

                                                               Gut zu wissen    !
                                                               Wiederverwenden ist besser als Recycling
                                                               Bauteile wiederzuverwenden, ist mit viel weniger Energieaufwand ver-
                                                               bunden, als sie zu rezyklieren. Wenn beispielsweise Radiatoren wieder-
                                                               verwendet werden, statt sie als Altmetall einzuschmelzen und daraus
                                                               neue Radiatoren herzustellen, dann braucht das substanziell weniger
                                                               Energie und verursacht entsprechend weniger Treibhausgasemissio-
                                                               nen. Mehr dazu steht im kürzlich erschienenen Buch «Bauteile wieder-
                                                               verwenden» (park-books.com, ISBN 978-3-03860-259-0).

                                                                                                                                       15
Infografik

Grosse Seen haben eine erhebliche Wärmekapazität. Diese lässt sich
für die Wärme- und Kälteversorgung von Gebäuden nutzen.

Mit Seewasser
heizen und kühlen
   Text: Alexander Jacobi

Wärmepumpen dienen dazu, kaltes Was-              t­rieb der Wärmepumpe benötigt wird.
ser auf ein höheres Temperaturniveau zu            Drei Viertel der gelieferten Wärme stam-
bringen. So lässt sich beispielsweise mit          men also aus dem See. Da grosse Seen ein
5-grädigem Seewasser 65-grädiges Heiz­             riesiger Wärmespeicher sind, liessen sich
was­ser erzeugen. Damit können über ein            damit viele Gebäude beheizen. Die In­ves­
Fern­wärme­netz Quartiere oder grössere            ti­ti­onskosten sind allerdings hoch, dafür
Stadtteile beheizt werden. Die von der             sind die Betriebskosten tief.
Wärme­pumpe gelieferte Wärmeenergie                Daneben kann Seewasser auch zur Kli-
ist rund viermal so gross wie die Energie,         matisierung (Kühlung) von Gebäuden ge-
die – in Form von Strom – für den Be-              nutzt werden.

Grossprojekt in Luzern
Rund um das Luzerner Seebecken werden immer
mehr Gebäude mit Wärme aus dem Vierwaldstätter-
see versorgt. Im Gebiet Luzern-Zentrum werden
es im Endausbau etwa 3700 Haushalte sein,
im Raum Horw und Kriens rund 6800 Haushalte.

                                                     0m

                                                                      Seewassernutzung
                                                                      Das Seewasser wird in einer
                                                                      Tiefe entnommen, wo es immer
                                                     10 m             ungefähr dieselbe Temperatur
                                                                      hat. Die Rück­gabe des Seewassers
                                                                      erfolgt in ge­nügend Abstand von
                                                                      der Entnahmestelle.

                                                                                                             Rückgabe
                                                     20 m

Ökologisch unbedenklich                              30 m
Die Nutzung von Seewärme kühlt
das Wasser geringfügig ab. Die Tem-
peraturabsenkung ist für Flora und
Fauna unbedenklich und mit Blick auf
                                                                         5 °C
                                                                      Seewasser
den Klimawandel sogar erwünscht.
Die Verwendung von Seewasser zur
                                                                                                  Entnahme
Kühlung führt hingegen zu einer                      40 m                                                               Filter
Erwärmung. Doch solange ein See
gross genug ist, ist auch dies ökolo-
gisch kein Problem.

                                                     50 m
Altbekannt                                                           Auch zur Kühlung
                        Eine der ersten Wärmepumpen­                                         Seewasser kann auch zur Kühlung
                        heizungen in der Schweiz, die ein                                    ­verwendet werden. Beispiele sind das
                        Oberflächengewässer als Wärme­                                        Hochleistungsrechen­zentrum CSCS
                        quelle nutzten, wurde 1938 für das                                    in Lugano (Lago di Lugano) oder die
                        Zürcher Rathaus installiert. Ange-                                    ETH und die Universität Lausanne
                        zapft wird die Wärme der Limmat.                                      (Lac Léman).
                        Grund für diese Art der Heizung war
                        Kohlemangel und zu wenig Platz
                        zur Lagerung fester Brennstoffe.

    Wärmetauscher
    zur Trennung der          Wärmepumpe
    Leitungssysteme

Einzelnutzung                                                     Energieverbund

                                       Kühlbedarf                                    Wärmebedarf

                                                               Quartierzentrale
                                                               mit Wärmepumpe

                                                                                                                         Dezentrale
                                                                                                                         Wärmepumpe

                                                              Wärme aus dem Grundwasser
                                                              Für die Wärmeversorgung der Wohnüberbauung Sagi Hegi in Winterthur
                                                              ist Stadtwerk Winterthur verantwortlich. ­Genutzt wird dort nicht
                                                              Wärme aus einem See, sondern aus dem Grundwasser. Doch auch hier
                                                              hebt eine Wärme­pumpe das Temperaturniveau so stark an, dass es
                                                              zum Heizen und für die Warmwasseraufbereitung reicht.

                                                 Wärmepumpe

                                                                             Heiz-
                                                                             wärme
                                                                                                                                      Illustration: Pia Bublies

                Umgebungswärme
                  (Seewärme)

                                                                                                                                17
Der Energieverbrauch von Elektronik und Datenübertragung wird immer grösser.

                   Netflix und
                   Kühlschränke
                     Text: Andreas Schwander
Foto: Alamy

              18
Jeder Touchscreen braucht so viel Strom    den. Solche Kombinationen sind etwa in       tigt, sind modernere Blockchains deutlich
wie ein Kühlschrank – oder mehr. Das ist   Schweden für neue Anlagen bereits Vor-       energieintensiver.
eine Faustregel in der Energiewelt. Noch   schrift. Viele Serverprovider werben mit     Der Stromverbrauch ist in der Schweiz
vor wenigen Jahrzehnten konsumierten       solchen ökologischen Anstrengungen für       während der Pandemie leicht gesunken,
Fernseher, Schreibmaschinen und Tele­      ihre Dienste und betonen, dass sie ihre      aber jener der Datenübertragung steigt
fone nur jenen Strom, der auch über        Computer ausschliesslich mit Ökostrom        laufend. Zwei Drittel des Datenvolumens
die Telefonrechnung und den Zähler zu      betreiben.                                   im Internet bestehen aus Filmen. Das
Hause abgerechnet wurde. Das ist mitt-                                                  Streamen eines zweistündigen Netflix-
lerweile ganz anders. Zwar benötigen       Hungrige Blockchains                         Films braucht so viel Strom wie ein Back-
auch Mobiltelefone, Laptops und Tablets    Die nächste «Büchse der Pandora» nach        ofen während einer Stunde.
zumindest hin und wieder Strom aus der     den Katzenvideos sind die Blockchains.       Der Stromverbrauch aller Internetanwen-
Steckdose, doch sie brauchen anderswo      Sie basieren auf einem Datensatz, der auf    dungen hat sich in zehn Jahren verhun-
sehr viel mehr Strom – über die Server,    Hunderten von Computern abgelegt ist.        dertfacht. Der CO2-Ausstoss entspricht
die im Hintergrund laufen. Diese schi-     Jede Änderung muss von jedem Compu-          jenem des Luftverkehrs: zwischen 1,7 und
cken Wetterberichte, Facebook, Twitter     ter bestätigt werden. Damit sollen Block-    3,5 Prozent der globalen Emissionen. Be-
und Katzen­videos auf die Handys. Strom    chains fälschungssicher sein. Sie dienen     treiber kaufen aus Kostengründen oft
brauchen aber auch die Mobilfunk-Über-     nicht nur als Basis für Kryptowährungen      den billigsten Strom – aus fossilen Quel-
tragungssysteme, die uns die Daten in      wie Bitcoin. Auch Verträge, Zeugnisse        len. Allein das Streamen der Netflix-Serie
Tram oder Zug zuschaufeln. Vor allem       oder Diplome lassen sich darauf ablegen.     «Stranger Things», die von 64 Millionen
die HD- und Ultra-HD-Auflösungen, die      So sind Uniabschlüsse immer zugänglich,      Menschen gesehen wird, emittiert so viel
uns jeden blauen Fleck am Schienbein       selbst wenn einmal das Haus abbrennt         CO2 wie 56 000 durchschnittliche Auto-
eines Fussballers zeigen, brauchen für     oder man aus seinem Land fliehen muss.       fahrer in einem ganzen Jahr.
die zusätzliche Bildschärfe gegenüber      Mit Zeugnissen auf Blockchains können
älteren Systemen ein Mehrfaches der        die Flüchtlinge im neuen Land nachwei-       Filme schauen oder backen?
Daten­menge und somit des Stroms.          sen, dass sie tatsächlich über ein abge-     Die Streamingdienste erzeugen jährlich
                                           schlossenes Medizinstudium verfügen.         ca. 300 Millionen Tonnen CO2, etwa 1 Pro-
Netz überholt Flughafen                    Ebenfalls auf Blockchains basiert der neu-   zent der weltweiten Treibhausgasemissio­
Grundsätzlich brauchen Text und Fotos      este Hype in der Kunstszene, die NFTs        nen. Pessimisten erwarten deshalb, dass
nur wenig Energie, Filme dafür umso        (Non-Fungible Tokens), fälschungssichere     der Stromverbrauch des Datenverkehrs
mehr. Dazu kommt die Übertragungsge-       Echtheitszertifikate für Kunstwerke oder     bis 2030 etwa 20 Prozent der globalen
schwindigkeit. Am sparsamsten ist loka-    auch Fotos. Die auf Hunderten Computern      CO2-Emissionen ausmachen wird. Der
les LAN und WiFi (WLAN), dann kommt        gleichzeitig abgelegten Informationen be-    Stromverbrauch der neusten Servergene-
3G, und 4G braucht schon ein Mehrfaches    deuten auch, dass all diese Server, um ei-   ration sinkt allerdings leicht. Das ändert
von 3G. 5G soll wieder sparsamer sein.     nen NFT oder einen Bitcoin zu verwalten,     aber nur wenig am gigantischen Strom-
Allerdings dürfte mit der schnelleren      Strom brauchen. Während aber Bitcoin         verbrauch all der Bildschirme, mit denen
Übertragung die Datenmenge so stark        auf einem relativ einfachen Programm         wir uns umgeben. Stellt euch vor, es wären
wachsen, dass die Einsparung vom Zu-       beruht, das nur wenig Speicherplatz benö-    Kühlschränke und Backöfen.
satzverkehr aufgefressen wird.
Besonders viel Strom brauchen die
Serverfarmen, auf denen die Daten ge-
speichert sind. In Frankfurt haben die
Datencenter, die dort vor allem von der            Gut zu wissen
Finanzbranche betrieben werden, schon
Mitte der 2010er-Jahre den Flughafen als           Strom-Monster Bitcoin
grössten Verbraucher überholt. Dabei ist
der eigentliche Verbrauch nur die eine             Bitcoin ist die bekannteste auf Blockchains basierende Kryptowährung. Sie
Seite. Die Farmen – grosse Lagerhäuser,            soll fälschungssicher und unabhängig von Zentralbanken sein. Allerdings sind
vollgestopft mit Computern – produzie-             60 Prozent aller Straftaten im Internet Angriffe auf oder Diebstähle von Kryp-
ren so viel Abwärme, dass sie mit gros-            towährungen. Für Bitcoin gilt deshalb der Grundsatz: «Bitcoin ist alles, was du
sen Ventilatoren oder gar Klimaanlagen             nicht weisst über Computer, plus alles, was du nicht weisst über Währungen,
gekühlt werden müssen, vor allem dann,             plus alles, was du nicht weisst über Energie.» Denn der Energieverbrauch der
wenn sie noch mit älteren Computern                Internetwährung ist gigantisch. Um einen Bitcoin zu erzeugen, müssen Com-
arbeiten, die nur über eine Luftkühlung            puter immer kompliziertere Rätsel lösen, was den Stromverbrauch in die Höhe
verfügen. Modernere Serveranlagen wer-             treibt. So dürfte der Verbrauch der führenden Kryptowährung allein 2020 rund
den deshalb mit Wasser gekühlt. Das                72 Terawattstunden betragen haben, 28 Prozent mehr als der gesamte Strom-
warme Wasser kann in lokalen Wärme-                verbrauch der Schweiz, der sich auf rund 56 Terawattstunden jährlich beläuft.
und Brauchwassernetzen genutzt wer-

                                                                                                                               19
Das Urserntal hat sich vom Militärstandort zur Luxusdestination gewandelt.

                                                                            Am Gotthard bleibt kein
                                                                            Stein auf dem anderen
                                                                                 Text: Andreas Schwander

                                                                            Das Militär war allgegenwärtig in Ander-      der das ganze Tal überschwemmt hät-
                                                                            matt – und alle profitierten davon: die       te. Die gemeinsame Basis blieb das Mi-
                                                                            Metzgereien, die Hoteliers, welche die Of-    litär. Eine Zwischensaison gab es nicht,         Der Gotthard hat viel zu erzählen – vom
                                                                                                                                                                           Durchgangsverkehr, von der Energiegewinnung
                                                                            fiziere beherbergten, die Baufirmen, die      Tourismus spielte die zweite Geige. Das          und von den Festungsgeschützen, die gegen
                                                                            Bäcker. Die Bundesbetriebe schufen Ar-        Jugendstil-Grandhotel Bellevue in An-            Italien zielten.
                                                                            beit im Urserntal für viel mehr Leute, als    dermatt zwischen dem Bahnhof und
                                                                            im Tal lebten. Schon um 1880 begannen         dem alten Dorf wurde, nachdem es lange
                                                                            die ersten Festungsbauten. Die Bauern         noch wie andere Hotels auch dem Mili-
                                                                            konnten ihre kleinen Landparzellen für        tär gedient hatte, in den 1980er-Jahren
                                                                            Waffenplätze und Kasernen verkaufen.          gesprengt. Es blieben unrealisierte Pro-
                                                                            Zwar nannten die Urner die Eisenbahn          jekte und eine grosse Brache.
                                                                            «Brotschelm», weil die Gotthardbahn ab        Dann fiel im November 1989 der Eiserne
                                                                            1882 den Postkutschern, Sustmeistern          Vorhang. Eine Armeereform folgte der
                                                                            und Säumern mit ihren Pferdekolonnen          anderen, und jedes Mal fielen in Ander-
                                                                            die Arbeit wegnahm. Doch die junge Eid-       matt ein paar Hundert Übernachtungen,
                                                                            genossenschaft butterte ab 1885 immer         Brot- und Fleischlieferungen und ein
                                                                            mehr Geld in die Waffenplätze. Die statt-     paar Stellen weg. Die Zahl der Einwoh-
                                                                            lichen, kleinen Mehrfamilienhäuser mit        ner sank von 2000 auf 1300. Heute sind es
                                                                            den Wohnungen der Bundesangestellten          wieder etwa 1500. An der Hauptstrasse
                                                                            umgeben das alte Passdorf wie die Jah-        gähnte die Leere, viele Häuser standen
                                                                            resringe eines Baums: innen die Jugend-       zum Verkauf.
                                                                            stilbauten aus der Jahrhundertwende,
                                                                            dann elegante 1930er-Bauhaus-Häuser,          Der Retter des Urserntals
                                                                            heimattümelnde Chalets, die kurz nach         Das hat sich komplett geändert. Der Auf-
                                                                            dem Krieg entstanden, und schliesslich        schwung hat einen ägyptischen Namen:
                                                                            die nüchternen Häuser der 1950er- und         Samih Sawiris. Der ägyptische Unterneh-
                                                                            1960er-Jahre.                                 mer kam um 2006 ins Tal mit der Idee ei-     lichst grosses Skigebiet, obwohl anfangs
                                                                                                                          nes hochalpinen Golfresorts. Er brauchte     in der Planung zweitrangig, war schliess-
                                                                            Jedes Dorf spricht anders                     einen schönen Platz im Dorf für ein gros-    lich ebenfalls unverzichtbar. Denn viele
Fotos: zVg Eurobus / zVg Andermatt-Urserntal Tourismus GmbH, Martin Wabel

                                                                            Die Walser im Urserntal, deren Wappen         ses Hotel und viel Bauland für weitere       Touristen suchen sich ihre Destination
                                                                            ein Bär und das Kreuz des Klosters Di-        Hotels und Apartmenthäuser mit Eigen-        anhand der Zahl der Seilbahn- und Pis-
                                                                            sentis zieren, lebten in ihren drei Dörfern   tumswohnungen. Nicht alle glaubten ihm,      tenkilometer aus. Auch deshalb kam der
                                                                            schon immer vom Durchgangsverkehr.            doch er hat Wort gehalten. Auf der Brache    Zusammenschluss mit den Bahnen von
                                                                            Trotzdem hatten sie ihre Präferenzen          des alten Grandhotels eröffnete 2013 das     Sedrun und Disentis zu einer giganti-
                                                                            und Ausrichtungen, die noch immer             «The Chedi» – das neue Flagship-Hotel        schen Skiarena. Während viele Schwei-
                                                                            an der Sprache erkennbar sind. In An-         des Tals. Wie früher das Militär, zieht es   zer Wintersportorte in den 1980ern ste-
                                                                            dermatt sind es Bündner Betonungen            alles mit sich – die anderen Restaurants,    hengeblieben scheinen, ist Andermatt im
                                                                            und Ausdrücke, Hospental schaute und          das lokale Gewerbe und den Ferienwoh-        Heute angekommen. Der ganze Bahnhof
                                                                            sprach Richtung Tessin, und in Realp hat      nungsmarkt. Heute ist Andermatt eine der     hat durchgehend einen weichen, ski-
                                                                            die Sprache der Einheimischen einen           angesagtesten Destinationen der Alpen.       schuhtauglichen Gummiboden, die Sitze
                                                                            leichten Walliser Klang. Doch wenn es         Samih Sawiris sah schnell ein, dass der      der neusten Gondeln sind geheizt, und
                                                                            drauf ankommt, arbeiten sie zusammen.         Golfplatz allein nicht reicht. Je mehr       die Gondelbahn auf den Gütsch bringt
                                                                            Zwischen 1920 und 1946 wehrte sich die        Attraktionen sich mit Bahn, Velo oder        auch Nichtskifahrer zu einem erstklas-
                                                                            Talbevölkerung erfolgreich gegen einen        Wanderrucksack in relativ kurzer Zeit        sigen Restaurant mit angenehmen Spa-
                                                                            Staudamm in der Schöllenenschlucht,           erreichen lassen, desto besser. Ein mög-     zierwegen mitten im Skigebiet.

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