Bauen und Wohnen - ressourcenschonend und energieeffizient

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Bauen und Wohnen - ressourcenschonend und energieeffizient
Bauen und Wohnen –
ressourcenschonend
und energieeffizient

Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Bauen und Wohnen - ressourcenschonend und energieeffizient
Inhaltsverzeichnis

          4   Vorworte
          4   Dr. Heinrich Bottermann, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, DBU
          5   Martin Vogt, VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH

          6   Einleitung

          8   DBU-Projekte
          8   Beispielhafte Gebäude/Integrale Planung
          8   Innerstädtisches Bauen mit Holz
         10   Generationenübergreifendes Wohnen im Passivhaus

         12   Sanierung
         12   Vom Altbau zum Energiesparhaus
         14   Die Klimakampagne »Haus sanieren – profitieren!«
         16   Denkmal und Energie

         18   Bauteile/Gebäudehülle
         18   Systemlösung für Geschossbauten aus Holz
         20   Modifiziertes Holz im Fensterbau
         22   Grüne Dächer: Klimaanlage und Wärmepolster

         24   Wiederverwendung und Recycling
         24   Ressourcensparendes Bauen mit Recycling-Beton
         26   Potenziale nutzen – Energie- und Materialeffizienz steigern

         28   Heizungssysteme
         28   Mit Sonnenwärme klimafreundlich heizen
         30   Umweltfreundlich heizen mit Pellets

         32   Inneneinrichtung
         32   Transparente Akustikelemente aus »Biokunststoff«
         34   ZweitSinn – eine zweite Chance für Gebrauchtmöbel

         36   Kurzportraits
         36   Deutsche Bundesstiftung Umwelt
         37   DBU Zentrum für Umwelt­kommunikation

         38   Impressum
Bauen und Wohnen - ressourcenschonend und energieeffizient
Bauen und Wohnen –
                   ressourcenschonend
                   und energieeffizient

Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Bauen und Wohnen - ressourcenschonend und energieeffizient
4   Vorworte

    Vorworte
                                                    Angesichts knapper Ressourcen ist der spar-
                                                    same Umgang mit Energie und Rohstoffen
                                                    eine der dringendsten Herausforderungen
                                                    unserer Zeit. Ressourcen können effizien-
                                                    ter eingesetzt werden, wenn energie- und
                                                    materialsparende Techniken verwendet und
                                                    neue umweltfreundliche Technologien und
                                                    Produkte entwickelt werden.

                                                    Energie- und ressourcenschonendes Bauen
                                                    beginnt bei der Planung: Die gegenseitige
                                                    Abhängigkeit von Konstruktion, Baumateri-
                                                    alien und eingesetzter Technik macht eine
                                                    vorausschauende integrale Gesamtplanung
                                                    notwendig. Eine umfassende energetische
                                                    Sanierung im Bestand, der Einsatz energie­
                                                    effizienter Haustechnik auf Basis regene-
        Dr. Heinrich Bottermann
                                                    rativer Energien, eine recyclinggerechte
                                                    Konstruktion und die Wiederverwendung
                                                    gebrauchter Bauteile wie auch der Einsatz
    Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat sich     nachwachsender Rohstoffe sind weitere
    zur Aufgabe gemacht, umweltentlastende und      Kern­elemente für ein zukunftsfähiges »Bauen
    modellhafte Innovationen besonders bei klei-    und Wohnen«.
    nen und mittleren Unternehmen zu fördern.
    Das Thema Bauen, das traditionell mittelstän-   Die in dieser Broschüre dargestellten modell-
    disch geprägt ist, hat dabei große Bedeutung.   haften »Bau-Projekte« sollen Bauherren,
                                                    Unternehmen und Planer motivieren und
    Der Anteil der Baubranche am Rohstoff- und      anregen, neue umweltverträgliche Lösungen
    Energieverbrauch ist erheblich: 560 Mio. t –    im Baualltag zu verwirklichen.
    und somit rund 90 % aller in Deutschland
    verwendeten mineralischen Rohstoffe – wer-
    den jedes Jahr zur Herstellung von Baustof-
    fen und -produkten eingesetzt. Am Abfall­
    aufkommen in Deutschland ist der »Bau« mit
    über 54 % beteiligt. Insgesamt resultieren      Dr. Heinrich Bottermann
    etwa 40 % des gesamten Endenergie­bedarfs       Generalsekretär der
    aus Energieverbräuchen in Gebäuden.             Deutschen Bundesstiftung Umwelt
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DBU Bauen und Wohnen   5

Global betrachtet ist die Herstellung von
Zement – einer der Grundstoffe des Bauens –
für mehr CO2-Emissionen verantwortlich als
der gesamte Luftverkehr. Das Bauwesen ist
einer der rohstoffintensivsten Wirtschafts-
zweige überhaupt, deshalb besteht sowohl der
Bedarf, aber auch ein enormes Potenzial zur
Optimierung des Ressourceneinsatzes.

Investoren und Planer sollten bauliche
Grundsatzentscheidungen, etwa über die
zu verbauenden Rohstoffe, ihre Herstellung
und ihre langfristigen Eigenschaften bei den
langen Nutzungszeiten auf diesem Gebiet gut
überlegen. Die Materialauswahl beeinflusst
den Ressourcenverbrauch bei Herstellung,
Betrieb und ggf. Erneuerung grundlegend. Im
                                                    Dr. Martin Vogt
Baubereich steht die heute viel diskutierte
Forderung nach mehr Energieeffizienz in
einem besonders engen Zusammenhang mit
Ressourcen­effizienz. Beides lässt sich durch    Wertschöpfung und mehr Wettbewerbsfähig-
neue Erkenntnisse und Technologien weiter        keit. Vor diesem Hintergrund freuen wir uns
verbessern.                                      besonders, gemeinsam mit diesem bedeu-
                                                 tenden Förderer von Innovationen die vorlie-
Aufgrund des hohen Rohstoff­bedarfs stellt das   gende Broschüre herauszugeben, in der eine
Bauwesen einen wichtigen Arbeits­schwer­         Reihe von Best-Practice-Beispielen zeigt, was
punkt des VDI Zentrums Ressourcen­effizienz      heute möglich ist.
(VDI ZRE) dar. Das Zentrum bündelt nicht nur
das technische Wissen auf diesem Fachgebiet,
es liefert auch konkrete praktische Hinweise,
unter anderem mit den Ressourcenchecks.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert
die Umsetzung innovativer Projekte insbeson-
dere in kleinen und mittleren Unternehmen.
Sie ist für sie ein wichtiger Partner, wenn es   Dr. Martin Vogt
um Vorhaben zur Steigerung der Ressourcen­       Geschäftsführer
effizienz geht. Das zahlt sich aus – für mehr    VDI Zentrum Ressourcen­effizienz GmbH
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6   Einleitung

    Einleitung
    Der Umgang mit den knapper und teurer            Ressourceneffizienz­programm (ProgRess) ein
    werdenden Ressourcen Energie, Rohstoffe          umfassendes strategisches Konzept zur Stei-
    und Fläche ist eine Schlüsselfrage des           gerung der Ressourceneffizienz beschlossen,
    21. Jahrhunderts. Schon jetzt übersteigt die     das dazu beitragen soll, das Ziel der Nachhal-
    Nutzung von natürlichen Ressourcen die           tigkeitsstrategie zu erreichen.
    Regenerationsfähigkeit der Erde deutlich. Ziel
    muss ein schonender und effizienter Umgang       »Rohstoffmine« Gebäudebestand effizient
    mit natürlichen Ressourcen sein. Dafür sind      nutzen
    Wachstum und Wohlstand so weit wie mög-          Aus Sicht des Klimaschutzes liegen die größ-
    lich vom Einsatz natürlicher Ressourcen zu       ten Potenziale in einer energetischen Sanie-
    entkoppeln.                                      rung des baulichen Bestandes. Zentrales
                                                     Ziel einer nachhaltig angelegten Baupolitik
    Zu den rohstoffintensivsten Wirtschaftsbe-       muss es sein, vorhandene Gebäude möglichst
    reichen in Deutschland gehört der Bausektor:     langfristig zu nutzen. Denn Neubauaktivitäten
    Errichtung, Ausbau, Nutzung, Modernisie-         belasten die Umwelt stärker als vergleich-
    rung und Instandhaltung von Gebäuden und         bare Erneuerungsaktivitäten im Bestand.
    Infrastruktur verbrauchen hierzulande einen      Vor diesem Hintergrund ist es notwendig,
    Großteil an Fläche, Energie und Rohstoffen.      nachhaltige Planungs- und Baupraktiken
    Im Bauwerksbestand »lagern« rund 50 Mrd. t       zu etablieren und das mit der ökologischen
    mineralische Rohstoffe wie Kalk, Gipsstein,      Erneuerung verbundene Umweltentlastungs-
    Kies, Sand oder Ton. Fast die Hälfte des Ener-   potenzial zu erschließen.
    giebedarfs in Deutschland wird gebraucht,
    um Bauprodukte – wie Ziegel, Zement oder         Eisen, Stahl, Kupfer, Aluminium, Beton –
    Stahl – zu erzeugen, diese zu transportie-       Bauwerke sind wertvolle »Rohstoffminen«.
    ren, neue Häuser zu bauen, den Bestand zu        Ihre Nutzung kann einen wichtigen Beitrag
    sanieren und schließlich Gebäude mit Wärme,      zur Steigerung der Ressourceneffizienz im
    Kälte und Strom zu versorgen.                    Bauwesen und der Schonung von Primärroh-
                                                     stoffen leisten. Zwar wird bereits heute ein
    Deutschland hat sich ambitionierte Reduk-        Großteil der anfallenden Bau- und Abriss­
    tionsziele im Klima- und Ressourcenschutz        abfälle in Deutschland wiederverwertet, doch
    gesetzt und will seine CO2-Emissionen bis        geschieht das fast ausschließlich als soge-
    zum Jahr 2050 um mindestens 80 % redu-           nanntes »Downcycling«. Abbruchmaterial
    zieren. In der Nachhaltig­keitsstrategie des     wird lediglich als geringwertiges Material
    Bundes ist zudem festgelegt, Energie bis         im Straßen­bau, Erdbau oder zur Verfüllung
    zum Jahr 2020 doppelt so effektiv wie 1990       eingesetzt. Ziel sollte jedoch ein hochwer-
    einzusetzen und die Effizienz beim Einsatz       tiges Recycling in einem möglichst großen
    nicht-energetischer Rohstoffe – im Vergleich     Maßstab sein. Dafür sind Recyclingfähigkeit
    mit dem Basisjahr 1994 – zu verdoppeln.          und Wiederverwendbarkeit bei Bau­werken,
    Die Bundesregierung hat mit dem deutschen        den verwendeten Materialien und Teilen nach
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dem Rückbau ebenso sicherzustellen wie
auch der sinnvolle Einsatz von recycelten und
aus Wiederverwendung stammenden Materi-
alien oder Bauteilen.

Best-Practice beim ressourcen­effizienten
Bauen
In den letzten Jahren sind zahlreiche erfreu-
liche Beispiele zu verzeichnen, wie Roh-
stoff- und Energieeffizienz beim Bauen mit
hohem architektonischen Anspruch gelingen
kann. Im Idealfall bezieht eine nachhaltige
Gebäude- oder Sanierungsplanung die ver-        Bauen im Passivhausstandard – hier im Entwurf – trägt dazu
schiedenen Lebensphasen des Gebäudes mit        bei, den Energieverbrauch zu senken und die Klimaschutzziele
ein und zielt darauf ab, aus verschiedenen      zu erreichen.
Bauausführungsvarianten die aus Material-
und Energieeffizienzsicht günstigste Lösung
zu wählen. Eine derartige Lebenszyklus­
betrachtung ist beispielweise Bestandteil des
Zertifizierungssystems für die Bewertung der
Nachhaltigkeit von Gebäuden der Deutschen
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V.
(DGNB) und des Bewertungssystems Nach-
haltiges Bauen für Bundesbauten (BNB).
Das Spektrum des nachhaltigen Bauens und
Wohnens reicht von der ressourcensparen­
den Architektur und der Auswahl entspre-
chender Baustoffe über energieeinsparende,
technische Innovativen bis hin zur Recycling-
fähigkeit und Wiederverwendbarkeit von
Baustoffen und Materialien.

Diese und die nachfolgend vorgestellten
Best-Practice-Beispiele tragen vorbildlich
zum Ressourcen- und Klimaschutz bei. Die
aufgezeigten Potenziale verstärkt zu fördern
und zu nutzen – das ist im Interesse unserer
Umwelt und unserer wirtschaftlichen Ent-
wicklung.
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8   Beispielhafte Gebäude/Integrale Planung

                        Beispielhafte Gebäude/Integrale Planung
                                                                        des Hauses zusammensetzte. Das Modell der
                                                                        freien Baugruppe hat sich bewährt, da die
                                                                        Bauherren als gleichzeitige künftige Nutzer
                                                                        sehr individuell an der Gestaltung des Hauses
                                                                        teilhaben können. Die Preis-Leistungs-Bilanz
                                                                        kann optimal an die Bedürfnisse und Möglich­
                                                                        keiten der Bewohner angepasst werden.
                                                                        Zudem spart der Wegfall eines Bauträgers
                                                                        Kosten ein. Die Firma projekt holzbau merkle
                                                                        k.o.m. GmbH fabrizierte die Außenwandele-
                                                                        mente des Holzhauses witterungsunabhängig
Das erste innerstädtische Holzhaus dieser Größe – ein                   vorab in einer klimatisierten Halle. So konnte
siebengeschossiges Gebäude im Zentrum von Berlin
                                                                        der Rohbau in nur zehn Wochen komplett
                                                                        errichtet werden. Von außen ist das Holzhaus
                                                                        nicht als solches zu erkennen. Mit der grau-
                        Innerstädtisches Bauen                          weiß-verputzten Außenwand vermieden die
                                                                        Architekten einerseits eine mit der Zeit ver-
                        mit Holz                                        witternde Holzfassade, die nicht ins Bild einer
                                                                        innerstädtischen Häuserfront gepasst hätte,
                        Im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg entstand     brachen aber andererseits die gleichförmige
                        zum ersten Mal ein sieben­geschossiges          Fassadenstruktur der Umgebung auf.
                        Holzhaus in einer städtischen Baulücke. Das
                        Gebäude zeichnet sich durch höchstes bau-       Umweltfreundliches Wohnen in der Stadt
                        liches und technisches Niveau, durch seine      Holz hat vielzählige Vorteile gegenüber kon-
                        moderne Architektur und ökologische Bau-        ventionellen Baustoffen und stellt eine erneu-
                        weise aus.                                      erbare und stetig nachwachsende Ressource
                                                                        dar, die sich wiederverwerten oder umwelt-
                        Ziel des Bauprojekts war es, den Primär­        gerecht entsorgen lässt. Die Verarbeitung
                        energie­bedarf zu minimieren und die Wohn-      verläuft energiearm und CO2-neutral und die
                        gesundheit zu maximieren. Der Hausbau           Transportwege vom Abbau bis zur Verarbei-
                        verlief in jeder Hinsicht nachhaltig: umwelt-   tung des Materials sind bei heimischem Holz
                        freundlich, ressourcenschonend, kostengüns-     kurz. Zusätzlich stiftet es Behaglichkeit und
                        tig und gemeinschaftsfördernd.                  ein angenehmes Raumklima.

                        Das Architekturbüro Kaden Klingbeil aus Ber-    Insgesamt benötigt ein Holzhaus in der Her-
                        lin erarbeitete den Hausentwurf zusammen        stellung bis zu 50 % weniger Primärenergie
                        mit der selbstständigen Baugruppe e3 Bau        als ein gewöhnliches Haus.
                        GbR, die sich aus den jetzigen Bewohnern
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DBU Bauen und Wohnen   9

   Behaglichkeit im Inneren: Die Energie für Heizung und Warmwasser stammt vollständig
   aus regenerativen Quellen.

Das von der DBU geförderte Projekt e3 ist
aber nicht nur aufgrund seiner Holzbauweise
sehr umweltfreundlich: Die Energie für Hei-
                                                      Projektthema
zung und Warmwasser stammt vollständig
aus regenerativen Quellen. Ebenso hat die             Inte­grale Planung einer
Lage des Hauses ökologische Vorteile, denn
innerstädtisches Bauen ist insofern umwelt-
                                                      7-geschossigen Holzbau­
schonend, als nicht zusätzlich naturbelas-            weise für ein Wohnhaus
sene, am Stadtrand gelegene Flächen bebaut
werden. Zudem erhöht sich der Verkehr aus
                                                      im Zentrum Berlins
und in die Stadt nicht, sondern nimmt eher ab.
                                                         Projektdurchführung
Prämiertes Pilotprojekt                                  Kaden Klingbeil Architekten
Da in Deutschland bis dato noch kein inner-              Esmarchstraße 3
städtisches Holzhaus dieser Größe errichtet              10407 Berlin
wurde, mussten die Bauverantwortlichen                   Telefon: 030|48624662
zunächst einige bau- und genehmigungs-                   info@kaden-klingbeil.de
rechtliche Fragen klären sowie alle wesentli-            www.kaden-klingbeil.de
chen konstruktiven Lösungen neu ent­wickeln.
Die Akteure begleiteten und dokumentierten               Kooperationspartner
die Entwicklung und den Bau, um die Ergeb-               projekt holzbau merkle. k.o.m. GmbH,
nisse für nachfolgende Projekte nutzen zu                Bissingen u. Teck
können. Das Haus der Gebäude­klasse 5 erfor-             info@projekt-holzbau.de
derte außerdem ein neues Brandschutzkon-                 www.projekt-holzbau.de
zept, dessen Ausarbeitung Modellcharakter
für Folgeprojekte hat. Für das innerstädtische           AZ 25414
Holz­haus erhielten die Architekten mehrere
Auszeichnungen, darunter den 1. Platz des
Deutschen Holzbaupreises 2009.
Bauen und Wohnen - ressourcenschonend und energieeffizient
10   Beispielhafte Gebäude/Integrale Planung

                                                                        Gesundes Wohnklima
                                                                        dank Lehmdämmung
                                                                        Städtebaulich passt sich der Neubau an
                                                                        seine gründerzeitliche Nachbarschaft an. Die
                                                                        Fassade und die Wände wurden in vorge-
                                                                        fertigter Holzrahmenbauweise ausgeführt,
                                                                        die Hochbau-Tragkonstruktion sowie die
                                                                        Decken, Treppen und Stützen bestehen aus
                                                                        Stahl­beton. Da für den Neubau ein gerin-
                                                                        ger Primärenergiebedarf von nicht mehr
                                                                        als 40 kWh/m2 pro Jahr angestrebt wurde,
                                                                        erfolgte eine sorgfältige Dämmung: Einer-
                                                                        seits durch Holzweichfasern im Inneren der
                                                                        Fassadenelemente und zum anderen kamen
                                                                        im Innenbereich Lehm-Kork-Dämmplatten
Ein Haus für Jung und Alt durch Gemeinschafts­                          zum Einsatz, auf die ein mehrlagiger Lehm­
bereiche und rollstuhlgerechte Erschließung
                                                                        innenputz aufgebracht wurde. Ein besonderer
                                                                        Vorteil des Dämmstoffes Lehm: Durch seine
                                                                        Fähigkeit, Feuchtig­keit aufzunehmen oder
                        Generationenübergreifendes                      abzugeben, puffert er Schwankungen der
                                                                        Luftfeuchtigkeit und sorgt so für ein angeneh-
                        Wohnen im Passivhaus                            mes, gesundes Wohnklima.

                        Ein Haus für Jung und Alt, das gemeinschaft-    Innovative Lüftungsanlage
                        lich orientiertes, selbstverwaltetes Wohnen     ohne Strombedarf
                        und Leben ermöglicht und bei Bau und            Um die für Passivhäuser notwendige, kon-
                        Betrieb endliche Ressourcen wie Wasser          trollierte Lüftung zu verwirklichen, erhielt
                        und Energie schont – so die Vision der          das Gebäude neuartige Zuluftfenster. In
                        Leuchtturm eG, einer nicht-eigentums- und       diesen Fenstern öffnen und schließen sich
                        profit­orientieren Wohnbaugenossenschaft in     Ventilations­öffnungen mit Hilfe hydraulischer
                        Berlin.                                         Federn je nach herrschender Temperatur,
                                                                        ohne dass dafür elektrische Energie benö-
                        Die Realisierung findet sich im Berliner        tigt wird. Gleichzeitig wird die einströmende
                        Bezirk Prenzlauer Berg: ein siebengeschos-      Zuluft im äußeren Scheibenzwischenraum
                        siger Passivhaus-Neubau für Bewohner vom        durch den Transmissionswärmeverlust der
                        Baby- bis ins Rentenalter, der auf innovative   inneren Scheibe sowie durch die Sonnenein-
                        Weise bewährte und neue Bau- und Betriebs-      strahlung erwärmt. Das senkt den Energie-
                        technologien kombiniert. Geplant und beglei-    aufwand für die Beheizung des Gebäudes. Die
                        tet wurde das Bauprojekt durch das Berliner     innenliegenden Bäder werden über eine gere-
                        Architektenbüro Mohr + Winterer Gesellschaft    gelte Abluftanlage mit Wärme­rückgewinnung
                        von Architekten mbH.                            belüftet, wobei die gewonnene Wärme in den
DBU Bauen und Wohnen   11

                                                Projektthema
   Gesundes Wohnklima dank Lehm-
   Dämmung im Passivhaus-Neubau                 Stromsparendes
                                                Mehrgenerationen-
                                                Passivhaus mit wärme­
                                                rückgewinnenden
                                                Lüftungs­fenstern
Warmwasserkreislauf eingespeist wird.
Die zusätzlich benötigte Energie für Heizung
und Warmwasser liefert eine Erdwärme­            Projektdurchführung
pumpe, unterstützt durch eine thermische         Mohr + Winterer Gesellschaft
Solar­anlage und – falls die Wärme aus           von Architekten mbH
erneuerbaren Quellen nicht ausreicht – eine      Marienstraße 19/20
moderne Gas-Brennwerttherme.                     10117 Berlin
                                                 Telefon: 030|6934884
Mit einem Jahres-Primärenergiebedarf von         info@mohr-winterer.eu
knapp 34 kWh/m2 und einem Jahresheiz­            www.mohr-winterer.de
wärmebedarf von knapp 7 kWh/m2 ist die
Vision vom energiesparenden, nachhalti-          Leuchtturm e. G.
gen Haus für das Leuchtturm-Wohnprojekt          Pappelallee 43
Wirklichkeit geworden – um so mehr, als          10437 Berlin
beim Bau auch die Forderung nach regiona-        www.leuchtturm-wohnprojekt.de
len Baustoffen und kurzen Transportwegen
erfüllt wurde. Der gemeinschaftlich genutzte     Kooperationspartner
Garten, die gemeinsamen Waschmaschinen           M.UT.Z Mobiles Umwelttechnik
und ein Gemeinschaftsraum zum Spielen,           Zentrum e. V., Berlin
Fernsehen oder für Besprechungen sowie die       www.mutz.de
rollstuhlgerechte Erschließung aller Bereiche
machen das Leuchtturm-Wohnprojekt auch in        AZ 26885

puncto generationenübergreifendes Wohnen
beispielgebend.
12   Sanierung

                         Sanierung

Die Ostansicht des Berliner Altbaus vor und nach der Sanierung

                         Vom Altbau zum Energie-
                         sparhaus

                         Ein deutlich gesenkter Gesamt­energie­            • Eine Photovoltaik-Anlage zur Strom­
                         verbrauch und ein um den Faktor 4 verrin­           erzeugung,
                         gerter Trinkwasser­bedarf, so präsentieren        • eine weitgehend CO2-neutrale Beheizung
                         sich die Betriebsdaten eines Berliner               und Warmwasser­bereitung mit Solar­
                         Mehrfamilien­hauses aus dem Jahr 1900               thermie, Holz-Pellets und Gas
                         nach der Sanierung. Die Umwandlung eines          • sowie einen hohen Dämm­standard mit
                         seit 15 Jahren leer stehenden Altbaus mit           diffusionsoffenem Material, teilweise aus
                         schlechter Bausubstanz zum Vorzeigeprojekt          nachwachsenden Rohstoffen.
                         gelang Lichte Weiten e. V. (Berlin), einem Ver-
                         ein, der generationenübergreifendes, selbst-      Tatsächlich erreicht das Gebäude mit einer
                         bestimmtes Wohnen in Kombination mit einer        Luftdichtigkeit von 0,64/h annähernd Pas-
                         achtsamen, ressourcenschonenden Lebens-           sivhaus-Standard. Der Energieverbrauch
                         weise als sein zentrales Motiv versteht.          für Heizen, Warmwasser und Strom lag im
                                                                           Bezugsjahr 2010/2011 trotz eines sehr kalten
                         Das energietechnische Konzept für das Alt-        Winters um mehr als 80 % unter dem deut-
                         bau-Sanierungsprojekt in Berlin-Lichtenberg       schen Haushaltsdurchschnitt. Zudem führte
                         umfasste dabei folgende Punkte:                   die hohe thermische Behaglichkeit zu einem
DBU Bauen und Wohnen   13

geänderten Raumnutzungsverhalten der           beteiligt und trugen deshalb die notwendigen
Hausbewohner: Das Treppenhaus wird als         Änderungen im Nutzungs- und Wohnverhal-
Lebensraum begriffen und genutzt.              ten mit. Da das Wohnprojekt als Mehrgenera-
                                               tionenhaus konzipiert ist, spielt insbesondere
Im Fokus: Schonung der Ressource Wasser        die problemlose Nutzung durch Menschen
Besondere Bedeutung innerhalb des Projek-      aller Altersgruppen oder mit gesundheitli-
tes hatte der sparsame Verbrauch an Trink-     chen Einschränkungen eine Rolle.
wasser durch Nutzung von aufbereitetem
Dach-Regenwasser und Grauwasser aus den        Grundlegendes Erfolgsrezept für den gelun-
Bädern und aus den Gemeinschaftswasch-         genen Umbau war eine integrale Planung
maschinen. Die erste Reinigungsstufe der       der Maßnahmen: Ohne die enge Verzahnung
in verschiedenen Subsystemen realisierten      der Einzelschritte wären weder die beschrie-
Wasseraufbereitung übernehmen sogenannte       benen Umweltentlastungen noch die große
Pflanzenkläranlagen – im Gemeinschafts-        Wohn­zufriedenheit der Bewohner erreicht
garten angelegte, bewachsene Filterbeete.      worden.
Trinkwasserqualität erhält das aufbereitete
Wasser, indem es durch Membranen mit
einer Porengröße von nur 0,01 µm gefiltert
wird, die auch Viren zurückhalten. Genutzt
                                                  Projektthema
wird das aufbereitete Wasser wiederum für
die Duschen und die Waschmaschinen sowie          Modellhafte Sanierung
für die Toilettenspülung und die Gartenbe-
wässerung. Auf diese Weise liegt der Trink-
                                                  mit dem Ziel einer ganz-
wasserverbrauch aus dem zentralen Netz            heitlichen Ressourcen­
bei nur 28 l pro Person und Tag und damit
um 75 % niedriger als der Berliner Durch-
                                                  einsparung
schnitt. Neben einem sparsamen Umgang
mit der Ressource Wasser soll die dezentrale        Projektdurchführung
Wasseraufbereitung im eigenen Garten auch           Lichte Weiten e. V.
die Machbarkeit des Konzeptes belegen und           Wönnichstraße 104
damit als Beispiel für Länder und Regionen          10317 Berlin
ohne zentrale Abwasseraufbereitung dienen.          Telefon: 030|51489938
                                                    planung@lichte-weiten.de
Positive Resonanz der Bewohner                      www.lichte-weiten.de
Die Bewohner des ökologisch sanierten
Altbaus wurden frühzeitig an Planungsent-           AZ 25502

scheidungen zu Flächennutzung, Haustechnik
und zum gemeinschaftlichen Wohnkonzept
14

                                                                       installateure oder Schornstein­feger – alle­
                                                                       samt Kooperationspartner der Kampagne –
                                                                       bei ihren Kunden im Haus zu tun haben.
                                                                       Damit ist »Haus sanieren – profitieren!«
                                                                       eine der größten Klimakampagnen Deutsch-
                                                                       lands. Die DBU-Initiative flankiert das Ziel der
                                                                       Bundesregierung, bis zum Jahr 2050 einen
                                                                       nahezu klimaneutralen Gebäude­bestand zu
                                                                       erreichen und die jährliche Sanierungsrate
                                                                       zu erhöhen. Deshalb hat auch Bundeskanz-
                                                                       lerin Angela Merkel die Schirmherrschaft für
                                                                       »Haus sanieren – profitieren!« übernommen.

                                                                       Großes Energiesparpotenzial
Einsparpotenziale im Blick: Eine Thermografiemessung offenbart         Das Energiesparpotenzial im Wohngebäude-
»Wärmelecks« in der Gebäudehülle.
                                                                       bereich ist riesig: Rund 40 % des deutschen
                                                                       Endenergieverbrauchs und etwa ein Drittel
                                                                       des klimaschädlichen Kohlendioxidausstoßes
                                                                       gehen von Wohngebäuden aus. Der Grund:
                        Die Klimakampagne                              Von den rund 15 Mio. Ein- und Zweifamilien-
                        »Haus sanieren –                               häusern in Deutschland sind etwa 12 Mio. vor
                                                                       1984 gebaut worden und zu großen Teilen
                        profitieren!«                                  sanierungsbedürftig.

                        Gemeinsam engagieren sich das deutsche         Nach einer fachgerechten Sanierung und mit
                        Handwerk und die Deutsche Bundesstiftung       moderner Gebäudetechnik können ältere
                        Umwelt für mehr Klimaschutz und riefen         Häuser bis zu 80 % weniger Energie verbrau-
                        die Beratungs- und Informationskampagne        chen. Hier setzt »Haus sanieren – profitie-
                        »Haus sanieren – profitieren!« ins Leben.      ren!« an – und zwar mit Erfolg: Seit Beginn
                        Das Ziel der Initiative: Haus­eigentümer zur   der Kampagne haben Hausbesitzer dank
                        energetischen Sanierung ihrer Immobilie        des Energie-Checks rund 5,8 Mrd. Euro im
                        zu motivieren und Beratungslücken zu schlie-   Gebäudebereich investiert. Dabei zeigte sich,
                        ßen. In Seminaren für Handwerksbetriebe        dass Hauseigentümer, die den Check genutzt
                        wurden bundesweit bisher rund 12 000 Hand-     haben, deutlich mehr Geld in die energeti-
                        werker geschult, um das »Herzstück«            sche Sanierung ihrer Immobilien stecken als
                        der Kampagne anbieten zu können: Einen         diejenigen, die den kostenlosen Service nicht
                        Energie-Check, den Besitzer von Ein- und       in Anspruch nehmen.
                        Zweifamilien­häusern kostenlos in Anspruch
                        nehmen können. Durchgeführt wird der
                        halbstündige Check, wenn Bauhandwerker,
                        Zimmerer, Maler, Dachdecker, Heizungs­
DBU Bauen und Wohnen   15

   »Wohlfühlklima« für Wohnatmosphäre und
   Umwelt dank energetischer Sanierung

                                                Projektthema
Prima Klima dank Sanierung
Der kostenlose Energie-Check und eine           »Haus sanieren –
Haussanierung bringen allen Beteiligten
Vorteile: Hausbesitzer senken den Energie-
                                                profitieren!« – Klima-
verbrauch der sanierten Häuser und damit        schutz- und Informa-
auch die Energiekosten. Zudem steigert eine
Sanierung den Wohnkomfort und damit auch
                                                tionskampagne zur
den Wert einer Immobilie. Bei den beteiligten   energetischen Gebäude­
Handwerksbetrieben sorgt die Kampagne für
volle Auftragsbücher.
                                                sanierung

Laut einer Umfrage unter den Kampagnen-          Projektdurchführung
partnern konnte jeder fünfte zusätzliche         Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Aufträge für seine Firma akquirieren. Und        An der Bornau 2
nicht zuletzt profitieren Umwelt und Klima:      49090 Osnabrück
Einer Hochrechnung zufolge werden dank der       Telefon: 0541|9633-928
sanierten Häuser jährlich 750 000 t klima-       www.dbu.de
schädliches Kohlendioxid eingespart.             www.sanieren-profitieren.de

Weitere Informationen zu der Kampagne            AZ 25000

finden sich im Internet unter:
www.sanieren-profitieren.de
16   Sanierung

Modellhafte Sanierung eines Fachwerkhauses in der Langen Gasse 7
in Quedlinburg

                        Denkmal und Energie

                        Bei einer optimierten Energieversorgung         Sanierungsmaßnahmen sind, die die histori-
                        von Baudenkmälern besteht die Herausfor-        sche Bausubstanz durch die Auswahl unge-
                        derung darin, originale Bausubstanz visuell     eigneter Materialien und Methoden, durch das
                        und substanziell zu erhalten und gleichzeitig   Zusammenwirken alter und neuer, industri-
                        den Energieverbrauch zu senken sowie den        ell hergestellter Baustoffe oder infolge der
                        Raumkomfort zu verbessern. Diese Maß-           Missachtung bauphysikalischer Grundregeln
                        nahmen stehen insgesamt für die Schonung        zerstören. Hier leistet das Deutsche Fach-
                        kultureller und energetischer Ressourcen        werkzentrum in Quedlinburg Aufklärung und
                        sowie eine Umweltentlastung durch die           Hilfestellung und erarbeitete in mehreren
                        Verminderung von Kohlendioxidemissionen.        DBU-unterstützen Projekten Empfehlungen
                        Baukulturell verträgliche, energie­effiziente   für eine nachhaltige, fachgerechte und sub­
                        Sanierungslösungen können Beispielscharak-      stanzschonende Fachwerkbau-Sanierung.
                        ter auch für den nicht-denkmalgeschützten
                        Immobilienbestand haben.                        Beispiel: Lange Gasse 7, Quedlinburg
                                                                        Ziel des Modellprojektes Lange Gasse 7,
                        Nachhaltige Fachwerkbau-Sanierung               Quedlinburg, war die denkmalgerechte
                        Etwa 80 % der rund 2 Mio. Fachwerkgebäude       Sanierung eines um 1780 errichteten Fach-
                        in Deutschland wurden vor 1870 errichtet.       werkhauses bei vorrangiger Verwendung
                        Der bauliche Zustand der Gebäude differiert     regional hergestellter ökologischer Baustoffe.
                        stark, wobei es häufig falsch ausgeführte       Das Projekt lieferte Erkenntnisse zu Vor- und
DBU Bauen und Wohnen   17

   Beispiel für eine gelungene energetische Sanierung, bei der die originale Bausubstanz visuell
   und substanziell erhalten werden konnte.

                                                         Projektthema
                                                         • Ökologische Sanierung
Nachteilen verschiedener Innendämmsys-
teme (Holzleichtlehmstein, Haacke-Cellco-
                                                           Haus Lange Gasse 7
Wärmedämmlehm K1, Kalziumsilikat­platte,                 • Modellhafte energe-
Unger-Diffutherm-Holzfaser­weichplatte) in
Kombination mit unterschiedlichen Heiz­
                                                           tische Sanierungs­
systemen im Hinblick auf Anwendungstech-                   planung für einen
nik, Nutzerakzeptanz, Energieeffizienz sowie
Bau­physik und Kosten.
                                                           Fachwerkbau

Beispiel: Bunter Hof, Osterwieck                           Projektdurchführung
Als hochwertiges schützenswertes Einzel-                   Deutsches Fachwerkzentrum
denkmal möchte die Stadt Osterwieck den                    Quedlinburg e. V.
1579 errichteten »Bunten Hof« im Rahmen                    Blasiistraße 11
dieses Modellprojektes nachhaltig, energie­                06484 Quedlinburg
effizient und substanzschonend sanieren und                Telefon: 03946|810-520
einer sinnvollen Nutzung zuführen. Dabei                   deutsches-fachwerkzentrum-
galt es, die besonders wertvolle historische               qlb@t-online.de
Substanz und Ausstattung zu bewahren, zu                   www.deutsches-
restaurieren, in Teilbereichen der Öffentlich-             fachwerkzentrum.de
keit zugänglich zu machen sowie effiziente
Methoden einer energetischen Ertüchtigung                  AZ 21529, 29923

im Hinblick auf eine verlässliche Nutzung zu
definieren.
18   Bauteile/Gebäudehülle

                         Bauteile/Gebäudehülle

                                                 Systemlösung für
                                                 Geschossbauten aus Holz
                                                 Holzbauten bieten viele Umweltvorteile: Holz
                                                 ist ein nachwachsender Rohstoff, der wäh-
                                                 rend der Wachstumsphase das Treibhausgas
                                                 Kohlendioxid (CO2) bindet. Das gebundene CO2
                                                 wird langfristig im Bauwerk eingelagert und
                                                 ist damit der Atmosphäre entzogen. Überdies
                                                 erfordert die Produktion und Montage von
                                                 Holzbauteilen im Vergleich zu mineralischen
                                                 Baustoffen weniger Energie. Gegenüber
                                                 Häusern in Standardbauweise lässt sich
                                                 daher das Treibhauspotenzial durch Holz
                                                 in der Primär­konstruktion um bis zu 75 %
                                                 reduzieren. Um den Holzbau auch für den
                                                 Mehrfamilien­hausbereich und den Bürobau zu
                                                 erschließen, wurde nun eine Systemlösung für
                                                 bis zu achtgeschossige Holzbauten entwi-
                                                 ckelt. Das erste achtgeschossige Holzgebäude
                                                 Deutschlands steht in Bad Aibling.

                                                 Wärme-, Brand- und Schallschutz erfüllt
                                                 Wesentliche Systemelemente sind die Massiv­
                                                 holzwände und -decken des Tragwerks. Eine
                                                 einfache Montage bei einem hohen Vorferti-
                                                 gungsgrad sowie hohe Wärme- und Schall-
                                                 schutzanforderungen (DIN 4100) sind unter
                                                 wirtschaftlichen Bedingungen gewährleistet.

Ein Geschoss in ein bis zwei Tagen: Die hohe
Vorfertigungsrate verkürzt die Bauzeit.
DBU Bauen und Wohnen   19

   Detailansicht der Fassade des ersten achtgeschossigen Holzgebäudes in Deutschland

                                                      Projektthema
                                                      Entwicklung eines Bau-
Die Konzepte zum vorbeugenden und bauli-
chen Brandschutz genügen den Anforderun-
                                                      systems zur Errichtung
gen bis Gebäudeklasse 5 und lassen trotzdem           von Geschossbauten
die Holzoberflächen an der Fassade und im
Inneren des Gebäudes sichtbar. So wurden in
                                                      in Holzbauweise
dem Achtgeschosser tragende Massivholz-
Innenwände mit Gips­faser-Beplankung,                   Projektdurchführung
tragende Massivholz-Außenwände sowie                    Huber & Sohn GmbH & Co. KG
Massivholzdecken realisiert.                            Wasserburger Straße 4
                                                        83549 Eiselfing
Ein Geschoss pro Tag                                    Telefon: 0 80 71|919 - 0
Die entwickelte Massivbauwand verteilt die              info@huber-sohn.de
Lasten der Decke auf die gesamte Wandlänge              www.huber-sohn.de
und hat aussteifende Funktion. Die Wand­
tafeln reichen über 13 m Länge. Außen sind              Kooperationspartner
die Massivholzwände mit Dämmplatten                     SCHANKULA Architekten /
belegt, sodass das Gebäude annähernd                    Diplomingenieure, München
Passivhausstandard erreicht. Die hohe                   www.schankula.com
Vorfertigungsrate der Bauteile ermöglicht
eine Montagezeit von einem Geschoss in ein              Bauart Konstruktions GmbH & Co. KG,
bis zwei Tagen. Darüber hinaus bewirkt der              München
geschichtete Wandaufbau eine gute Trennbar-             www.bauart-konstruktion.de
keit der Baustoffe bei Reparaturen oder beim
späteren Rückbau, sodass eine Weiternut-                B&O Gruppe München-Berlin
zung der einzelnen Bauteile einfach möglich             www.bo-wohnungswirtschaft.de
ist. Unter ökonomischen Gesichtspunkten hält
das Gebäude die Kostenvorgaben des sozi-                AZ 28356
alen Wohnungsbaus ein, sodass sich breite
Märkte eröffnen.
20   Bauteile/Gebäudehülle

Stapel mit modifiziertem Kiefernholz
nach der Aushärtung des Melaminharzes

                       Modifiziertes Holz
                       im Fensterbau

                       Aluminium- und Kunststofffenster haben           und der Fenster- und Türenbauer VARIOTEC
                       Holzfenster mittlerweile weitgehend vom          GmbH & Co. KG (Neumarkt) entwickelten ein
                       Markt verdrängt, da sie beständiger und          Verfahren, um heimische Hölzer witterungs-
                       weniger pflege­intensiv sind. Letztere belegen   und formbeständiger zu machen. Dazu wird
                       nur noch etwa 16 % der Marktanteile.             das Holz mithilfe von Melamin modifiziert.
                                                                        Dieses Harz ist normalerweise im Zusam-
                       Obwohl es in Europa ausreichende Holzbe-         menhang mit Kunststoffprodukten bekannt.
                       stände gibt, werden die meisten Holzfenster      So finden Melaminharze in Campingmöbeln
                       aus bestimmten Tropenhölzern hergestellt,        oder Kindergeschirr Verwendung, um diese
                       da diese im Gegensatz zu einheimischem           Produkte stabiler und möglichst bruchsicher
                       Holz robuster und weniger pflegebedürftig        zu machen.
                       sind. Die bekannten Nachteile von Tropenholz
                       sind die weiten Transport­wege sowie der in      Die Wissenschaftler an der Georg-August-
                       den meisten Fällen nicht nachhaltige Anbau.      Universität Göttingen entwickelten die dafür
                       Es ist darum ökologisch sinnvoll, das in         erforderlichen Herstellungsprozesse. Hierzu
                       Deutschland und Europa zur Genüge vorhan-        wird das Melamin in wässriger Lösung direkt
                       dene Holz auch im Fenster- und Türenbau          in die Zellen des Holzes impräg­niert und aus-
                       zu nutzen. Dafür ist allerdings eine Verbes-     gehärtet. Anschließend wurde die Festigkeit
                       serung der technischen Eigenschaften des         und Dauerhaftigkeit des Melaminharz-modi-
                       heimischen Holzes notwendig.                     fizierten Kiefernholzes sowie seine Tauglich-
                                                                        keit im Fensterbau überprüft.
                       Melamin verbessert die Holzeigenschaften
                       Die Abteilung Holzbiologie und Holzprodukte      Dem Projekt ging eine von der DBU geför­-
                       an der Georg-August-Universität Göttingen        derte Forschungs­kooperation mit der
Mit Hilfe von Melaminharzen lassen sich
   heimische Hölzer witterungs- und form­
   beständiger machen.

                                                  Projektthema
                                                  Implementierung von
                                                  Melamin-­modifiziertem
Georg-August-Universität Göttingen voraus.        Holz in einen KMU-
Dabei untersuchte die Abteilung für Holzbio-
logie und Holzprodukte die wissenschaftlich-
                                                  Fensterbaubetrieb
technischen Grundlagen für die Modifizierung
mit Melamin.                                       Projektdurchführung
                                                   VARIOTEC Sandwichelemente
Technische Anforderungen erreicht                  GmbH & Co. KG
Durch die Behandlung mit Melamin konnte            Weißmarterstraße 3–5
die Dimensionsstabilität des Holzes erhöht         92318 Neumarkt
werden. Zudem verbessert sich die Resistenz        Telefon: 09181|694613
gegenüber Pilzbefall. Das modifizierte Holz ist    info@variotec.de
insgesamt langlebiger, stabiler und dauerhaf-      www.variotec.de
ter als Material ohne Melamin. Es genügt den
technischen Anforderungen an Holzarten für         Kooperationspartner
den Fensterbau und kann so künftig in Türen        Georg-August-Universität
und Fensterrahmen zum Einsatz kommen.              Göttingen
Ein weiterer Vorteil ist, dass modifiziertes       Burckhardt-Institut, Abteilung
Holz ohne den Einsatz von oft gesundheits-         Holzbiologie & Holzprodukte
und umweltschädlichen Bioziden verarbeitet         holz@uni-goettingen.de
werden kann.                                       www.holz.uni-goettingen.de

                                                   AZ 26869
22   Bauteile/Gebäudehülle

Hannover setzt auf »Mehr Natur in der Stadt« und fördert grüne Dächer
und Fassaden mit bis zu 10 000 Euro.

                         Grüne Dächer: Klimaanlage
                         und Wärmepolster

                         Dach- und Fassadenbegrünungen haben viele      Förderung der Dachbegrünung im urbanen
                         positive Auswirkungen auf Umwelt, Klima,       Raum unterstützt.
                         Natur und Gebäude. So leisten bewachsene
                         Dächer einen Beitrag zu mehr Energieeffizi-    Leitfaden für Kommunen
                         enz und schützen im Haus vor sommerlicher      Begrünte Dachflächen können vielfältig
                         Hitze, da sie die Räume unter dem Dach         genutzt werden: von einem pflegeleichten
                         kühlen und so als natürliche Klimaanlage       extensiven Gründach mit Trocken- und Halb-
                         wirken. Begrünte Dächer und Fassaden kön-      trockenrasen und anspruchslosen Pflanzen
                         nen zudem stadtökologische Probleme und        bis zu erholsamen Dachgärten mit Dach-
                         Auswirkungen des Klimawandels wie Stark­       Cafés, Freizeit- und Sportflächen. Um die
                         regenfälle oder Hitzeperioden entschärfen.     Verbreitung begrünter Dächer in Deutschland
                         Gründächer verbessern das Mikroklima, weil     weiter voranzutreiben und städtischen Fach-
                         sie Regenwasser speichern und durch den        behörden Unterstützung bei der Gründach-
                         Verdunstungseffekt die Umgebung abkühlen.      Politik zu geben, haben der Deutsche Dach-
                         Bauwerksbegrünungen binden Feinstaub           gärtner Verband e. V. (DDV), die HafenCity
                         und klimaschädliches Kohlendioxid: Bis zu      Universität Hamburg (HCU) und die Deutsche
                         0,2 kg Staub und Schadstoffpartikel pro        Garten­amtsleiterkonferenz (GALK) mit DBU-
                         Quadratmeter werden so aus der Luft gefil-     Förde­rung einen »Leitfaden Dachbegrünung
                         tert. Großflächig eingesetzt, können dadurch   für Kommunen« erstellt. Er informiert über
                         Wärmeinseln in Städten verringert und die      Nutzen, Praxisbeispiele und Fördermöglich-
                         Lufttemperaturen in Stadtquartieren gesenkt    keiten.
                         werden. Die DBU hat mehrere Vorhaben zur
DBU Bauen und Wohnen   23

In einem aktuellen Projekt entwickelt der
DDV mit Partnerstädten und dem Deutschen          Projektthema
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine
Methodik, mit der aus der Vogelperspektive
                                                  • Leitfaden Dachbegrü-
bereits vorhandene und potenzielle Vege-            nung für Kommunen
tationsflächen auf Dächern identifiziert und
inventarisiert werden können. Trotz der lan-
                                                  • Identifizierung und
gen Tradition der Dachbegrünung in Deutsch-         Potenzial­analyse von
land haben nur wenige Kommunen detaillierte
Angaben über die Anzahl der begrünten und
                                                    Vegetationsflächen
bepflanzbaren Dachflächen. Hochauflösende           auf Dächern
Satelliten- und Luftaufnahmen werden auf
dreidimensionale Gebäudeumrisse gelegt. Sie
                                                  • Dach- und Fassaden-
liefern Informationen über die Flächengröße,        grün in dicht besie­
Gebäudehöhe und Dachneigung. Die Daten
können einen wertvollen Beitrag zum Ausbau
                                                    delten Stadtteilen
der Dachbegrünung für kommunale, landes-            Hannovers
und bundesweite Fach- und Naturschutz­
behörden, Umweltorganisationen, Planungs-
büros und Landschaftsarchitekten leisten.          Projektdurchführung
                                                   Deutscher Dachgärtner Verband e. V.
Dach- und Fassadengrün in Hannover                 Telefon: 07022|301378
In dicht besiedelten Stadtquartieren gibt es       ansel@dachgaertnerverband.de
noch erhebliche Potenziale für den Ausbau          www.dachgaertnerverband.de
der Dach- und Fassadenbegrünung. Hanno-            AZ 28269, 30299

ver setzt auf das Begrünen von Dächern und
Fassaden im ganzen Stadtgebiet. Unter dem          Landeshauptstadt Hannover,
Titel: »Mehr Natur in der Stadt: Dach- und         FB Umwelt und Stadtgrün
Fassaden­grün in Hannover« sollen sich mög-        Telefon: 0511|168-43801
lichst viele Hauswände und Dächer in bunte         67@hannover-stadt.de
städtische Oasen verwandeln. Den Anreiz
dazu bietet ein Förderprogramm, das der            BUND Kreisgruppe
Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Lan-          Region Hannover
deshauptstadt Hannover gemeinsam mit dem           Telefon: 0511|660093
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch-           begruenteshannover@nds.bund.net
land e. V. (BUND), Kreisgruppe Region Hanno-       www.begruenteshannover.de
ver, mit Unterstützung der DBU initiiert haben.    AZ 30308

Die niedersächsische Landeshauptstadt kann
auf dieser Basis die Begrünung von Dächern
und Fassaden mit bis zu 10 000 Euro fördern.
24   Wiederverwendung und Recycling

                        Wiederverwendung und Recycling
                                                                         RC-Beton dagegen enthält aufbereiteten
                                                                         Bauschutt. Kies oder gebrochener Naturstein
                                                                         werden hier durch RC-Gesteinsgranulate
                                                                         ersetzt. Auf diese Weise lassen sich Natur-
                                                                         steinressourcen schonen. Dennoch ist der
                                                                         Einsatz von RC-Beton in Deutschland vor
                                                                         allem im Hochbau noch nicht sehr verbreitet.

                                                                         Leuchtturmprojekt in Ludwigshafen
                                                                         Die DBU förderte ein impulsgebendes Projekt
Die Wohnungsbaugesellschaft GAG hat im Zuge                              zu Einsatzmöglichkeiten von Recyclingbeton.
der Rheinuferbebauung das abgebildete Gäste-                             Die beteiligten Projektpartner entwickelten
haus mit RC-Beton errichtet.
                                                                         eine Konzeption zur Herstellung der benötig-
                                                                         ten Gesteinskörnungen in der Bauschuttauf-
                                                                         bereitungsanlage der Scherer & Kohl GmbH &
                        Ressourcensparendes Bauen                        Co. KG. Auf dieser Basis erprobte der Koope-
                                                                         rationspartner TBS Transportbeton Service
                        mit Recycling-Beton                              GmbH geeignete Beton-Rezepturen.

                        30 % der globalen CO2-Emissionen und 40 %        Im zweiten Teil des Projekts stand die Errich-
                        des weltweiten Ressourcen­verbrauchs fallen      tung eines mehrgeschossigen Wohngebäudes
                        im Bausektor an. Mit der Verwendung von          aus recyceltem Beton in Ludwigshafen im
                        recycel­tem (RC-)Beton lassen sich Naturstein­   Fokus. Die BTU Cottbus, Fachgebiet Bauliches
                        ressourcen schonen und – bei Einhaltung          Recycling, und das IFEU-Institut Heidelberg
                        geringer Transportdistanzen – insbesondere       GmbH begleiteten das Projekt wissenschaft-
                        auch der Ausstoß von Kohlendioxid vermin-        lich, unter anderem um die ökologischen Vor-
                        dern.                                            teile von RC-Beton im Vergleich zu herkömm-
                                                                         lichen Beton zu untersuchen.
                        Beton besteht normalerweise aus Kies, Sand,
                        Bindemittel und Wasser. Der Abbau von            In Ludwigshafen kam der spezifische Vorteil
                        Natur­stein und Kies ist mit enormen Eingrif-    von RC-Beton zum Tragen, da sowohl die
                        fen in den Natur- und Wasserhaushalt und         Betonherstellung als auch die Bauschutt­
                        in die Lebensräume von Tieren und Pflanzen       aufbereitung im Stadtbereich und damit
                        verbunden. Der Abbau von Steinressourcen         nahe zur Rohstoffquelle der Abbruch- und
                        gestaltet sich außerdem künftig immer            Baumaßnahmen als auch zum Bauvorhaben
                        schwieriger, denn leicht zugängliche und         lagen. Durch die eingesparten Transportwege
                        ohne große Nutzungskonflikte abbaubare           ergaben sich gegenüber konventionellem
                        Vorkommen werden weniger.                        Beton Kostenvorteile.
DBU Bauen und Wohnen   25

                                                 Projektthema
                                                 Einsatz von Recycling-
                                                 Material aus minera-
                                                 lischen Baustoffen als
                                                 Zuschlag in der Beton-
                                                 herstellung
   links: RC-Beton, rechts: Normalbeton –
   sehr gut sichtbar die homogene                 Projektdurchführung
   Verteilung der Gesteinskörnungen
                                                  ifeu-Institut für Energie- und
                                                  Umwelt­forschung Heidelberg GmbH
                                                  Wilckensstraße 3
                                                  69120 Heidelberg
Das Projekt gab den Anstoß für weitere der-       Telefon: 06221|4767-26
artige Bauvorhaben.                               florian.knappe@ifeu.de
                                                  www.ifeu.de
Emissionen und Kosten sparen
Um hochwertigen RC-Beton herzustellen, ist        Kooperationspartner
besonders die Qualität der verarbeiteten RC-      Scherer & Kohl GmbH & Co. KG,
Granulate von Bedeutung. Je mehr diese die        Ludwigshafen/Rheinland-Pfalz
Eigenschaften von Primärgestein erreichen,        www.scherer-kohl.de
desto weniger müssen die Betonrezepturen
angepasst werden. Somit lässt sich der            TBS Transportbeton Service GmbH,
verstärkte Gebrauch von Bindemitteln –            Mannheim
vor allem Portlandzement – vermeiden.             www.tbs-transportbeton.de

Durch die Nutzung von Alt­material aus der        Brandenburgische Technische
Nachbarschaft entfallen weite Transport­          Universität (BTU) Cottbus
wege, das spart CO2-Emissionen und                www.tu-cottbus.de
Transport­kosten. Da in Zukunft immer mehr
Betonbauten aus den 1950er- bis 1970er-           AZ 26101

Jahren rückgebaut oder abgerissen werden,
gleichzeitig aber eine Re-Urbanisierung statt-
findet, wird die Weiterverwendung von Alt­
beton immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Unter www.rc-beton.de finden
Interessenten weitere Informationen.
26   Wiederverwendung und Recycling

                                                                            Umwelt und Geldbeutel entlasten
                                                                            Das bauteilnetz Deutschland engagiert sich
                                                                            für einen fachgerechten, geregelten Rückbau,
                                                                            um gut erhaltenes Baumaterial aus ehemali-
                                                                            gen Gebäuden wieder einzubauen oder kre-
                                                                            ativ wieder- bzw. weiterzuverwenden. Dieser
                                                                            Prozess vermeidet Baustellenabfälle ebenso
                                                                            wie das sogenannte Downcycling: So finden
                                                                            hochwertige Produkte nach dem Wieder-
                                                                            aufbereiten keine niedrigere, sondern eine
                                                                            gleichwertige oder qualitativ ähnliche Ver-
Das bauteilnetz Deutschland bietet Qualifizie-                              wendung. Das lohnt sich gleich mehrfach:
rungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose.
                                                                            Weniger Rohstoffe werden abgebaut und
                                                                            verarbeitet, was den Energieverbrauch, die
                                                                            Kohlendioxid-Emissionen und die Kosten
                                                                            senkt. Zudem wird durch demontierbare Bau-
                          Potenziale nutzen –                               weise die Flexibilität und Reparaturfreudig-
                          Energie- und Material­                            keit von Gebäuden erhöht. Das Ergebnis sind
                                                                            veränderbare und damit langlebige Bauten.
                          effizienz steigern                                In dieser Bautechnik bietet das bauteilnetz
                                                                            Deutschland auch Schulungen an.
                          Die Energieeffizienz von Gebäuden wird
                          häufig nur an ihrem Wärmebedarf gemessen.         Bauteilbörsen als Vernetzungspunkt
                          Für eine nachhaltige Bauweise spielen aber        Ein zentrales Element des bauteilnetz
                          auch die eingesetzten Rohstoffe sowie die         Deutschland sind die Bauteilbörsen. Dort wer-
                          zum Bauen verwendete Energie eine wichtige        den gut erhaltene Bauteile wie Fenster, Trep-
                          Rolle. Das bauteilnetz Deutschland, initiiert     pen, Heizkörper oder Dachziegel vermittelt
                          von der Forschungsvereinigung Recycling           und verkauft. Neben übersichtlich eingerich-
                          und Wertstoffverwertung im Bauwesen e. V.         teten Bauteillagern steht dafür ein virtueller
                          (RWB) in Bremen, setzt genau hier an. In          Bauteilkatalog zur Verfügung. Die Börsen sind
                          seinem Qualifizierungs- und Kommunika-            dezentral ausgerichtet und unterstützen so
                          tionsprojekt befasst sich das bauteilnetz         die regionale Kreislaufführung. Neugegrün-
                          Deutschland mit gezielten Rückbaumetho-           dete Börsen schaffen zudem Arbeitsplätze
                          den, dem Wieder- und Weiterverwenden von          und fördern Kooperationsgemeinschaften in
                          gebrauchten Bauteilen und der rückbau­            der Region. Außerdem dienen sie als Anlauf-
                          fähigen Planung von Gebäuden. Durch eine so       stelle für alle, die Bauteile abgeben wollen,
                          realisierte Kreislaufwirtschaft sollen Energie-   und als Informationsquelle, wie Bauteile
                          und Materialeffizienz gesteigert werden.          geborgen werden können.
DBU Bauen und Wohnen   27

                                                 Projektthema
                                                 • Netzwerk ­zur Wieder­
                                                   verwendung von
   In Bauteilbörsen werden gebrauchte              gebrauchten Bauteilen
   Fenster, Türen oder Heizkörper einge­
   lagert, bis sich ein Abnehmer findet.         • Qualifizieren im
                                                   Ressourcenschutz:
                                                   Gebrauchte Bauteile
                                                   wiederverwenden
Lehrreich – Bauen rückwärts denken
Seit Beginn des Projekts sind bundesweit
                                                  Projektdurchführung
neun Bauteilbörsen entstanden bzw. derzeit
                                                  bauteilnetz Deutschland
in Planung. In Verbindung mit den Bauteil-
                                                  Feldstraße 10
börsen ist das umfassende Umweltkom-
                                                  28203 Bremen
munikationskonzept mit Workshops für
                                                  Telefon: 0421|706058
unterschiedliche Zielgruppen ein weiteres
                                                  info@bauteilnetz.de
zentrales Element zur nachhaltigen Entwick-
                                                  www.bauteilnetz.de
lung. So qualifiziert das bauteilnetz Deutsch-
land beispielsweise auch Langzeitarbeitslose
                                                  Forschungsvereinigung Recycling
für eine Beschäftigung im Bau- und Lager­
                                                  und Wertstoffverwertung
bereich und veranstaltet spezielle Weiterbil-
                                                  im Bauwesen e. V. (RWB)
dungen für Planer, Architekten, Handwerker
                                                  Paul-Feller-Straße 1
und Abbruchunternehmen. Zudem errichtet
                                                  28199 Bremen
es über Deutschland verteilt – teilweise in
                                                  lau@mpa-bremen.de
Kooperation mit Studierenden verschiede-
                                                  www.rwb-bremen.de
ner Fachrichtungen – Modellbauwerke aus
gebrauchten Materialien.
                                                  AZ 23023, 28641
28   Heizungssysteme

                         Heizungssysteme
                                                                        betriebene Wärmepumpen. Stammt dieser
                                                                        aus erneuerbaren Quellen, ist das Heizen zu
                                                                        100 % kohlendioxidneutral.

                                                                        »Wärmeernte« bei jedem Wetter
                                                                        Möglich macht dies das Zusammenspiel
                                                                        eines neuen Hybrid-Solarkollektors mit einer
                                                                        strombetriebenen Wärmepumpe. Wie ein
                                                                        herkömmlicher Solarkollektor »sammelt«
                                                                        auch der Hybridkollektor die eingestrahlte
                                                                        Sonnenwärme und gibt sie über eine Wärme­
                                                                        trägerflüssigkeit an einen Wärmespeicher
                                                                        weiter. Vom Frühjahr bis zum Herbst wird so
                                                                        der größte Teil des Wärmebedarfs ab­gedeckt.
Erfolgreicher Feldtest: SOLAERA-Solartechnik in Lörrach-Stetten         Reichen vor allem im Winter die in den
                                                                        Kollektoren erreichten Temperaturen für
                                                                        Heizung und Warmwasser nicht aus, wird
                                                                        die Wärmeträgerflüssigkeit durch eine in das
                         Mit Sonnenwärme klima­                         System integrierte Wärmepumpe geleitet, die
                                                                        weitere Wärme bereitstellt.
                         freundlich heizen
                                                                        Bei schlechtem Wetter und nachts funk-
                         Heizen mit der Sonne statt solare Heizungs-    tioniert der Hybridkollektor überdies als
                         unterstützung: Das ist das Ziel der Firma      Wärme­tauscher, der der Umgebungsluft
                         Consolar Solare Energiesysteme GmbH, die       Wärme entzieht. Wenn diese Wärme nicht
                         hocheffiziente vollständige Heizsysteme mit    sofort benötigt wird, wird sie in einen
                         integrierter Solarwärme- und Solarstrom­       Wasser-/Eisspeicher übertragen. Dadurch
                         nutzung für Ein- und Zweifamilienhäuser        kann die Wärmepumpe nicht nur direkt von
                         entwickelt.                                    den Hybrid­kollektoren mit Wärme versorgt
                                                                        werden, sondern auch aus dem Wasser-/
                         Während herkömmliche Solarthermie-             Eisspeicher – insbesondere in kalten Nächten.
                         Systeme meist mit einem Öl- oder Gaskessel     Diese doppelte »Wärmeernte« ermöglicht es
                         kombiniert werden, kommt die Consolar-         SOLAERA, den Wärmebedarf eines Hauses,
                         Heizung SOLAERA für die dezentrale Energie­    das den Vorgaben der Energieeinsparverord-
                         versorgung von Einfamilienhäusern ohne         nung (EnEV) entspricht, ganzjährig komplett
                         diese fossilen Energieträger aus. SOLAERA      zu decken.
                         benötigt lediglich Strom – und davon wesent-
                         lich weniger als herkömmliche etwa mit Luft
DBU Bauen und Wohnen   29

Effektiv und platzsparend
Die Kombination einer Solaranlage und einer
Wärmepumpe hat einen weiteren Vorteil: Sie
bewirkt, dass beide Komponenten besonders
effektiv betrieben werden können.

Solarkollektoren arbeiten am ertragreichsten,
wenn die Wärmeträgerflüssigkeit eine nied-
rige Temperatur hat, da dann die thermischen
Verluste des Kollektors sinken. Bei SOLAERA
wird dies erreicht, indem die Wärmepumpe
dem Solarkreislauf Wärme entzieht. Gleich-
zeitig verbessern sich die Leistungszahlen
der Wärmepumpe, da der Solarkollektor die
Wärmetragerflüssigkeit durch die gesam-         Die SOLAERA-Komponenten: Kollektor,
melte Sonnenenergie stärker aufheizt als bei    Energiezentrum mit Wärmepumpe und
                                                Wasser-/Eisspeicher sowie Wärme­speicher
alleiniger Nutzung von Umgebungswärme.
Zudem ist die Solarheizung, die weder Gas-
anschlüsse, große Tanks, Lagerbehälter oder
einen Schornstein benötigt, platzsparender
als herkömmliche Systeme.
                                                Projektthema
SOLAERA auch für Altbauten                      Solares Vollversorgungs-
Im Jahr 2009 ging das SOLAERA-System
in Serie und wurde seitdem mit dem OTTI-
                                                Heiz­system zur breiten
Innovationspreis, dem Schweizer »Energis-       Anwendung im Gebäude-
sima-Award« und dem Preis »Grünes Haus
Wärme« ausgezeichnet. Consolar hat die
                                                bestand
zunächst primär für Neubauten konzipierte
Solarheizung auch für den breiten Einsatz im      Projektdurchführung
Gebäudebestand weiterentwickelt. Möglich          Consolar Solare Energiesysteme
wird dies durch eine Hybridlösung: SOLA-          GmbH
ERA wird entweder mit einem kompakten             Gewerbestraße 7
Gasbrennwert-Ergänzungsmodul oder einem           79539 Lörrach
Bestands-Kessel kombiniert. Der System-           Telefon: 07621|42228-30
regler steuert das Ergänzungsmodul nur bei        info@consolar.de
Bedarf von Heizleistungsspitzen oder zur          www.consolar.de
Anhebung der Heizkreistemperatur an beson-
ders kalten Tagen an. Die gesamte Grundlast       AZ 21074, 27784, 30453

deckt SOLAERA, sodass auch hier 50 % CO2-
Einsparungen erreicht werden können.
30   Heizungssysteme

                                                                        Wohnungsheizung geeignet, da häufig Holz
                                                                        nachgelegt werden muss.

                                                                        Es galt daher eine Holzfeuerung zu entwi-
                                                                        ckeln, die den Wohnraum durch sichtbares
                                                                        Feuer behaglicher macht, bedienerfreundlich
                                                                        ist und die Emissionen deutlich reduziert.

                                                                        Primärofen® für Holzpellets
                                                                        Die Firma Wodtke GmbH aus Tübingen hat
                                                                        diese Ziele in einem innovativen Konzept
                                                                        realisiert und weiterentwickelt. Der Ofen wird
                                                                        mit Holzpellets beheizt, die aus Waldrest-
                                                                        holz und unbehandelten Spänen hergestellt
Primärofen »ivo.tec®« mit Pellet-Tower –                                werden. Aus einem großen Vorratsbehälter
komfortabel, ergiebig, umweltfreundlich
                                                                        wird Brennstoff automatisch in den Brenner­
                                                                        topf gefördert, wo er unter kontrollierten
                                                                        Be­dingungen abbrennt. Eine elektronische
                                                                        Steuerung regelt die Leistung des Ofens und
                         Umweltfreundlich heizen                        die Verbrennungsbedingungen. Hierdurch
                                                                        lässt sich ein Wirkungsgrad von über 90 %
                         mit Pellets                                    bei im Vergleich zu anderen Feuerungen
                                                                        niedrigen Emissionswerten erzielen.
                         Holz ist als erneuerbarer Energieträger eine
                         Alternative zu endlichen fossilen Energie-     Vom Pelletofen zum Heizsystem
                         quellen wie Kohle, Erdöl oder Erdgas. Beim     Neuere Gerätegenerationen wie der Pellet-
                         Wachstum der Bäume wird im selben Maße         Primärofen ivo.tec® mit integriertem Was-
                         Kohlendioxid gebunden, wie es bei der Ver-     serwärmetauscher gewährleisten eine hohe
                         brennung freigesetzt wird. Durch den ver-      Leistungsreserve für die Brauchwasser­
                         stärkten Einsatz von Holz kann so die Abgabe   erzeugung – bei gleichzeitig geringer Wärme-
                         des Treibhausgases CO2 deutlich reduziert      abgabe in den Aufstellungsraum. Der Großteil
                         werden.                                        der erzeugten Wärmeenergie wird so an das
                                                                        Zentralheizungssystem abgegeben, dass
                         In herkömmlichen Stückholz-Feuerstätten        auch andere Räume im Haus beheizt werden.
                         wird Holz jedoch unter Bedingungen ver-        Ideal ist die Kombination mit einer Solar­
                         brannt, die zu einer geringeren Wärmenut-      anlage.
                         zung und zu weniger guten Emissionswerten
                         führen. Auch die nutzerbedingte Fehlbe-        Der Leistungsbereich dieser Geräte ist
                         dienung kann starke Umweltbelastungen          abgestimmt auf den Einsatz in hochwärme­
                         verursachen. Zudem sind Stückholz-Feuer-       gedämmten Gebäuden wie Passiv- und
                         stätten nicht besonders gut zur dauerhaften    Niedrigenergiehäusern. Die zukunftsweisende
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