MAAT - Staatliches Museum ...

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MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT
NACHRICHTEN AUS DEM STAATLICHEN MUSEUM
ÄGYPTISCHER KUNST MÜNCHEN

                                          Ausgabe 02 | 2 017
Viele Ägyptophile
Bayern im Nildelta
Hand in Hand
Galerie der Meisterwerke

Aus erster Hand
Glücksfund
Hausgemacht
Göttlicher Falke
„Ägypten erfassen“

Datenbankprojekt Mudira
Wandervögel
In Restauro
 1983                1998   2005         2008                  2016
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40 JAHRE
FREUNDESKREIS
www.smaek.de
MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

MAAT

Im Zentrum altägyptischer Wertvorstellungen steht               Der Darb el Arba’in, der „Weg der Vierzig“, hat seinen Namen von den
der Begriff Maat, der je nach Kontext Wahrheit und              vierzig Tagen, die zur Bewältigung der Karawanenroute nötig sind, die vom
Gerechtigkeit, aber auch Weltordnung bedeuten kann.             Sudan durch die Sahara nach Ägypten führt. Auch der Freundeskreis des
Der Mensch soll nach den Regeln der Maat leben, aber            Ägyptischen Museums München e.V. hat einen Darb el Arba’in hinter sich,
auch die Welt sich im Zustand der Maat befinden, wofür          den langen Weg von vierzig Jahren, die ihn von kleinen Anfängen zu einem
der König verantwortlich ist. Als Garant der Maat muss          der größten Freundeskreise der Münchner Museen werden ließen.
er diese stets aufs Neue verwirklichen, dieser Begriff ist      Als sich die Redaktion von MAAT überlegte, ob das Jubiläum ein Anlaß
daher Bestandteil zahlreicher Königsnamen: Snofru etwa          wäre, ein Themenheft über den Freundeskreis zu gestalten, wurde schnell
bezeichnet sich als „Herr der Maat“ und Amenemhet III.          klar, dass die Problematik eines solchen Heftes nicht im Mangel, sondern
gibt sich den Namen „Zugehörig zur Maat des Re“.                in der Fülle der Themen liegen würde. Um den Umfang von MAAT 2 nicht
Die ägyptische Kunst hat für diese zentrale Rolle der           zu sehr anschwellen zu lassen, haben wir uns entschlossen, aus der sehr
Maat ein schlüssiges Bild gefunden: Beim Totengericht,          großen Vielfalt der Aktivitäten des Freundeskreises eine repräsentative
in dem sich der Verstorbene vor dem Jenseitsrichter             Auswahl zu treffen. Unsere Leser werden bei der Lektüre nach Berichten
Osiris für sein Leben verantworten muss, wird sein              über ihre eigenen Erlebnisse im Freundeskreis suchen, manche per-
Herz aufgewogen gegen die Maat, die als kleine hocken-          sönlichen Erinnerungen ausgraben und wohl auch das Eine oder Andere
de Figur mit einer Feder als Kopfputz dargestellt wird.         vermissen.
Diese Feder ist gleichzeitig das Schriftzeichen für Maat,
ihre Namenshieroglyphe.                                         Wir hoffen natürlich auch, nein: wir sind uns sicher, dass Nichtmitglie-
Der römische Dichter Aelian berichtet in den Varia His-         der beim Durchblättern des Heftes Lust bekommen auf all das, was da
toria, dass ägyptische Richter ein Schmuckstück aus             berichtet wird. So schließt das Heft mit einer Einladung zur Geschenk-
Lapislazuli um den Hals trugen, das sie „Wahrheit“, also        Mitgliedschaft.
Maat nannten; dabei handelt es sich um ein Amulett, das
gleichfalls die Gestalt einer kleinen sitzenden Göttin zeigt.   Wir wären glücklich, wenn Sie bei der Lektüre von MAAT 2 so viel Spaß
                                                                haben wie wir, als wir uns beim Schreiben und Redigieren auf den Darb
Bronze; H. 13,8 cm, Br. 3 cm, T. 4 cm                           el-Arba’in machten – gegen die Marschrichtung der Karawanen, zurück zu
Spätzeit, 800 - 500 v. Chr. | ÄS 7275                           den Anfängen des Freundeskreises. Und zum Chamsin, zum Fünfzigsten,
                                                                wird es ein weiteres Themenheft Freundeskreis geben.

                                                                                                                                            03
MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

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     QUO VADIS FREUNDESKREIS ?                                                                                                    Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst,
                                                                                                          Dr. Louis Hagen

     Blickt man heute auf das Ägyptische Museum Mün-                                                                              mit dem Umzug des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst in die Ga-
                                                                                                          Vorsitzender
     chen mit seinen herausragenden Exponaten und deren                                                                           belsbergerstraße hat das Kunstareal München vor etwas mehr als drei
                                                                                                          des Vorstands
     exquisiter Präsentation in einem beeindruckenden Mu-                                                                         Jahren ein weiteres hochkarätiges Museum mit einem tatkräftigen Freun-
                                                                                                          des Freundes-
     seumsbau, dann wundert man sich nicht darüber, dass                                                                          deskreis hinzugewonnen. Zwischen Königsplatz und Theresienstraße bie-
                                                                                                          kreises des
     so ein Museum einen Freundeskreis hat. Man könnte                                                                            tet das Kunstareal eine außergewöhnliche Vielfalt großartiger Museen mit
                                                                                                          Ägyptischen
     sich allerdings die Frage stellen, wofür ein Freundes-                                                                       Werken aus der glanzvollen Hochkultur Ägyptens über die Antike bis hin
                                                                                                          Museums
     kreis noch benötigt wird, wenn man doch schon so viel                                                                        zur Gegenwart. Zusammen mit vielfältigen kulturellen Einrichtungen, in-
                                                                                                          München e. V.
     erreicht hat. Wie so häufig lohnt ein Blick in die Vergan-                                                                   ternational anerkannten Hochschulen und Galerien begeistert das Kunsta-
                                                                                                          Foto: obs/ Verband
     genheit, will man bestimmen, wohin man zukünftig will.                                               deutscher Pfandbrief-   real seine Besucher immer wieder mit neuen Einblicken und Perspektiven.
                                                                                                          banken (vdp) e. V.
     Die Gründung des Freundeskreises vor 40 Jahren kann                                                                          Treibende Kraft bei der Formierung des Kunstareals waren neben der
     man durchaus als mutiges Projekt bezeichnen. Gehört          tische Museum als integrales Element der Münchner               Stiftung Pinakothek der Moderne, dem Freistaat Bayern und der Landes-
     die ägyptische Kunst nun einmal nicht zur kulturellen        Kultur weiter zu etablieren und in Politik und Wirtschaft       hauptstadt München insbesondere auch die dreizehn Freundeskreise der
     Identität Münchens und Bayerns. Zudem war die Staa-          dafür zu werben. Wie vor 40 Jahren hat das Museum               verschiedenen Häuser. Sie haben unter der Schirmherrschaft von SKH
     liche Sammlung Ägyptischer Kunst im Münchner Kul-            auch heute das Glück, mit Frau Dr. Schoske und Herrn            Herzog Franz von Bayern den Förderkreis Kunstareal ins Leben gerufen
     turleben noch wenig bekannt und potentielle Mitglieder       Dr. Schlüter als ihrem Stellvertreter, über eine äu-            und es sich zur Aufgabe gemacht, das Kunstareal München weiterzuent-
     waren bereits in den vielen vergleichbaren Vereini-          ßerst engagierte, kreative und kompetente Leitung zu            wickeln. Sein Potenzial liegt nicht nur in der Fülle seiner herausragenden
                                                                                                                                                                                                               Guido Redlich
     gungen anderer Museen engagiert. Glücklicherweise            verfügen. Zusammen mit ihrem kleinen Team werden                Häuser und Institutionen, sondern vor allem in der Vernetzung der Museen
     ließen sich die Gründer des Vereins davon nicht beein-       laufend neue Forschungsprojekte und andere Aktivi-              untereinander sowie in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Hoch-
                                                                                                                                                                                                               Vorsitzender des Förderkreises
     drucken, sondern ließen sich von dem Enthusiasmus            täten entwickelt, die es zu fördern gilt. Die Attraktivität     schulen und anderen kulturellen Institutionen – kurz: Kunst x Kultur x
                                                                                                                                                                                                               Kunstareal
     des damaligen jungen und frisch amtierenden Leiters          des Museum aufrecht zu erhalten erlaubt keinen Still-           Wissen = Erlebnis 3. Diese Vernetzung konnten 50.000 Besucher beim ers-
                                                                                                                                                                                                               Stiftungsrat der Stiftung Pinakothek
     Dr. Dietrich Wildung anstecken. Wäre dies nicht der Fall     stand. Somit will der Freundeskreis das Museum auch             ten Kunstareal-Fest im Jahr 2013 erleben, das vom Förderkreis Kunstare-
                                                                                                                                                                                                               der Moderne
     gewesen, dann wäre es nicht möglich gewesen einige           weiterhin bei Neuerwerbungen, bei der Optimierung               al initiiert wurde. Und dank des Engagements der Freundeskreise können
     der wichtigen Objekte für die Sammlung erwerben zu           der Präsentation bestehender Exponate und als Träger            wir 2017 bereits das dritte Kunstareal-Fest begehen.
     können; dann hätte auch die Öffentlichkeitsarbeit des        von Veranstaltungen finanziell unterstützen. Dies alles         Vernetzung erleben und sich gegenseitig kennenlernen – Gelegenheit dazu
     Museums nicht so erfolgreich gestaltet werden können,        kann gelingen, weil der Freundeskreis eine unver-               bietet auch die Reihe „Neu im Kunstareal“, die ebenfalls vom Förderkreis
     dass sich das Interesse an der ägyptischen Kunst in der      mindert lebendige Gesellschaft ist. Seine Mitglieder            Kunstareal regelmäßig veranstaltet wird und zu der exklusiv die Mitglieder
     Münchner Bevölkerung und darüber hinaus erfreulich           nehmen das laufende, mannigfaltige und interessante             aller Freundeskreise eingeladen werden. Einen Besucherrekord ver-
     verbreiterte, was sich in einer schwunghaften Steige-        Angebot des Museums wahr und sie unterstützen aktiv             zeichnete dabei die Veranstaltung in Ihrem Museum, zu der mehr als 500
     rung der Besucherzahlen niederschlug. Schließlich            und unentgeltlich dessen vielfältige Aktivitäten. Beson-        Freundinnen und Freunde der verschiedenen Häuser kamen.
     trug all dies sicherlich dazu bei, dass der Freistaat        ders wichtig ist es, dass die Mitglieder des Freundes-          Auch im digitalen Raum ist das Kunstareal München dank des Förderkrei-
     Bayern erkannte, dass dieses bayerische Kulturgut            kreises ihre Begeisterung als Multiplikatoren auf Dritte        ses Kunstareal und seiner engagierten Freundeskreise mit einer attrak-
     ersten Ranges eine neue Heimat benötigt, was schließ-        übertragen. So wäre es schön, würde es gelingen,                tiven Website vertreten. Die Realisierung des Internet-Auftritts und der
     lich in bester Museumslage Münchens im Jahr 2013             die Mitgliederzahl des Freundeskreises wieder über              dauerhafte Betrieb werden ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen des
     mit einem architektonisch beeindruckenden Bauwerk            die 1000 er Marke zu bringen, wie dies 1985 erstmals            Förderkreises und mit zusätzlichen Spenden einzelner Freundeskreise
     verwirklicht wurde. Ermöglicht haben diese Erfolge des       gelang. Erfreulich wäre es auch, jüngere Menschen für           finanziert. Auch hier ist der Freundeskreis des Ägyptischen Museums ein
     Freundeskreises ganz wesentlich seine - heute 900 -          eine Mitgliedschaft zu erwärmen. Last but not least gilt        großzügiger, engagierter und verlässlicher Partner, wofür ich Ihnen, den
04   Mitglieder. Nicht nur durch ihren finanziellen Beitrag,      es Sponsoren zu gewinnen, die das Museum finanziell             Mitgliedern, sowie Ihrem Vorsitzenden von ganzem Herzen danke!                                                      05
     den sie in Form ihres Jahresbeitrags und von Spenden         unterstützen.                                                   Gemeinsam konnten wir schon viel bewegen – und als Förderkreis Kunst-
     geleistet haben, sondern vor allem durch ihre enga-          Es gibt somit keinen Zweifel daran, dass der Freundes-          areal werden wir uns auch in Zukunft bei der Verbesserung der Aufent-
     gierte aktive Unterstützung der vielen Veranstaltungen       kreis des Ägyptischen Museums noch benötigt wird,               haltsqualität, interdisziplinären Programmen, Orientierung, Kommunika-
     und Aktivitäten des Museums. Auf das in der Vergan-          weil es noch viel zu tun gibt. Seine Mitglieder sind stolz      tion und Organisation engagieren. Denn die Potenziale des Kunstareals
     genheit Erreichte kann der Freundeskreis zu Recht            darauf, für den Erfolg eines Museums von erstem Ran-            München als eines der führenden Kultur- und Wissenscluster sind noch
     stolz sein, gleichzeitig erwächst daraus die Pflicht, an     ge in prominenter und attraktiver Lage Münchens und             lange nicht gehoben!
     die erfolgreiche Arbeit aus 40 Jahren anzuknüpfen. An        von internationalem Bekanntheitsgrad auch zukünftig
     Tätigkeitsfeldern mangelt es nicht. So gilt es, das Ägyp-    einen wichtigen Beitrag leisten zu können.                      Ihr Guido Redlich
MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

     03   EDITORIAL
                                         MAAT AUSGABE 02               VIELE ÄGYPTOPHILE                                       eines solchen Förderkreises im „Bayerischen Staats-
                                                                                                                               ministerium für Unterricht und Kultus“ beim zuständi-
     04   GRUSSWORTE                                                   WOLFRAM PEITZSCH
                                                                                                                               gen Museumsreferenten auf offene Ohren und freudige
     07   VIELE ÄGYPTOPHILE      WOLFRAM PEITZSCH                      Unter dieser Überschrift beschäftigte sich die Direkto- Zustimmung. Dieses Wohlwollen galt es zu nutzen und
                                                                       rin des Ägyptischen Museums, Sylvia Schoske, 1995 in Taten folgen zu lassen. Professor Dr. Wildung hatte
     13   AUFBAU EINER MUSEUMSEIGENEN FACHBIBLIOTHEK
                                                                       einem Beitrag für den Sammelband „Staatliche Samm- sich mit einigen spektakulären Ägypten-Ausstellungen
     13   BAYERN IM NILDELTA DIETRICH WILDUNG                          lung Ägyptischer Kunst München“ mit dem Freundes-       im Münchner Haus der Kunst, die vielen von uns noch
                                                                       kreis, seiner Entstehung, Entwicklung und seinen Akti- gut in Erinnerung sind, im Bewusstsein einer breiteren
     14   HAND IN HAND – DER FREUNDESKREIS UND DIE UNTERSTÜTZUNG
                                                                       vitäten.                                                Öffentlichkeit verankert und „sein Museum“ zu einem
          DER MUSEUMSPÄDAGOGIK ROXANE BICKER
                                                                       Was allerdings 1995 und – erst recht – heute 40 Jahre   Publikumsmagneten erster Ordnung gemacht: Ins-
     16   WARUM BRAUCHT ES ÜBERHAUPT DIE FÖRDERUNG DURCH EINEN         nach der Gründung des Vereins ohne Wenn und Aber        besondere die Nofretete-Echnaton-Ausstellung (vom
          FÖRDERVEREIN? | FÖRDERUNG DES NAGA-PROJEKTES                 stimmt, stimmte ganz zu Beginn unseres Daseins als      Januar bis März 1976) und die zahlreichen Führungen

     17   GALERIE DER MEISTERWERKE          SYLVIA SCHOSKE
                                                                       gemeinnütziger Verein, so noch nicht, - da waren es
                                                                       eher noch „ziemlich wenige“! Aber immerhin, diese
                                                                                                                               hatten so viele ernsthaft interessierte Personen auf
                                                                                                                               den Plan gerufen, dass die Gründung eines Vereins
     46   AUS ERSTER HAND                                              wenigen begeisterten Ägyptenfreunde schafften das       zur Förderung der Staatlichen Sammlung Ägyptischer
                                                                       Fundament für ein Vereinsleben, das auch 40 Jahre       Kunst nicht nur möglich, sondern auch höchst sinnvoll
     47   RESTAURIERUNG DES GRABSTEINES VON FRIEDRICH VON
                                                                       später immer noch blüht und wichtige Beiträge zum       erschien. Im damaligen Staatsministerium für Unter-
          SCHLICHTEGROLL ARNULF SCHLÜTER
                                                                       pulsierenden Leben im Museum liefert.                   richt und Kultus wusste man, nach dem Motto: „das
     48   GLÜCKSFUND – ENTDECKUNG IM MAGAZIN BRIGITTE DIEPOLD                                                                  Geld liegt auf der Bank“, wo man anzusetzen hatte: In
                                                                                                                               der seinerzeit noch jungen und doch schon von pul-
     50   HAUSGEMACHT SYLVIA SCHOSKE                                   ANFÄNGE
                                                                                                                               sierendem Leben erfüllten Bayerischen Landesbank.
     51   ERINNERUNGEN AN ZEHN JAHRE FREUNDESKREIS GERLINDE JOBST      Doch zurück zu den Anfängen: Ende der 60-er bzw.        Dort waren Banker als Vorstandsmitglieder am Werk,
                                                                       Anfang der 1970-er Jahre wurden die – nicht zuletzt     die geradezu prädestiniert erschienen für die Aufgabe,
     52   GÖTTLICHER FALKE DIETRICH WILDUNG
                                                                       durch Kriegsereignisse – auf verschiedene Institutionen einen Förderverein für die Sammlung ins Leben zu ru-
     54   „ÄGYPTEN ERFASSEN“ SYLVIA SCHOSKE                            verstreuten Ägyptiaca von Professor Dr. Hans Wolfgang fen. Einer von ihnen war Dr. Hubert Schmid, seinerseits
                                                                       Müller unter dem Namen „Staatliche Sammlung Ägypti- ehemaliger Leiter der Haushaltsabteilung des Bayeri-
     56   VIERZIG JAHRE – EINE LANGE ZEIT SIEGLINDE BALLOUT
                                                                       scher Kunst“ in den Räumen der Münchner Residenz        schen Staatsministeriums der Finanzen. Das zweite in
     57   FÖRDERUNG DES DATENBANKPROJEKTES MUDIRA                      im Hofgartentrakt erstmals nach dem Krieg wieder        hohem Maße interessierte Vorstandsmitglied der Bank
                                                                       zusammengeführt. Damit hat er die Grundlage dafür       war Dr. Hans-Peter Linss, ein kosmopolitischer Banker
     57   EIN LEBEN OHNE ALTÄGYPTEN? EVA PAINTMEIER
                                                                       gelegt, dass eine der ältesten im Kern auf mäzenati-    mit internationaler Erfahrung, der nicht nur arabische
     58   WANDERVÖGEL – DER FREUNDESKREIS AUF REISEN                   sches Wirken der Wittelsbacher Herzöge, Kurfürsten      Sprachen, Geschichte und Philosophie studiert und in
          DIETRICH WILDUNG                                             und Könige zurückgehende Kunstsammlung Bayerns          diesen Fächern auch promoviert hatte, sondern selbst
                                                                       sich zu einem der bedeutendsten Ägyptischen Museen      auch viele Jahre in Ägypten als Repräsentant der Deut-
     64   ZWISCHEN SENSATION UND KONTEMPLATION – ÄGYPTISCHE
                                                                       weltweit entwickeln konnte. Das Interesse der Öffent-   schen Bank gelebt und sich dort zum profunden Kenner
          MUSEEN HEUTE DIETRICH WILDUNG
                                                                       lichkeit und rasant steigende Besucherzahlen (mit ei-   Ägyptens und zum Fürsprecher der Arabischen Welt
     70   IN RESTAURO SYLVIA SCHOSKE                                   nem Anstieg von 50% allein von 1975 auf 1976) führten, entwickelt hatte.
                                                                       bei einem damals noch relativ kleinen Kreis von Freun- Im Oktober 1976 war es dann soweit, der Verein wurde
     76   LOGISCH – EIN NEUES LOGO SYLVIA SCHOSKE, MATTHIAS NOLZ
                                                                       den und Kennern der altägyptischen Kunst und Kultur     unter wohlwollender Begleitung durch den damaligen
     78   NACHRUF: AMUN 1-43 DIETRICH WILDUNG                          schon Mitte 1976 zu dem Gedanken, nach dem Vorbild      Minister, Prof. Dr. Hans Maier, und seine ihm unterste-
06
     79   BLICK IN DIE ZUKUNFT: THEMENHEFTE           SYLVIA SCHOSKE
                                                                       der Fördervereine der Münchner Pinakotheken, des
                                                                       Nationalmuseums, der Antiken- und der Graphischen
                                                                                                                               henden Mitarbeiter gegründet und alsbald im Vereins-
                                                                                                                               register eingetragen, wodurch er die Rechtsfähigkeit
                                                                                                                                                                                         07

     80   PUBLIKATIONEN                                                Sammlung, aber auch anderer kultureller Einrichtun-     erlangte. Aus kleinsten Anfängen heraus (in Deutsch-
                                                                       gen in Bayern einen Freundeskreis für die Staatliche    land sind zur Gründung eines Vereins sieben Personen
     84   GESCHENKMITGLIEDSCHAFT
                                                                       Sammlung Ägyptischer Kunst zu gründen. Im Herbst        erforderlich) entwickelte sich dank der Tatkraft beider
     85   WECHSELSEITIG                                                1976 war es dann soweit: Der seit 1.7.75 tätige Nach-   Herren ein blühendes und erfolgreiches Vereinsleben.
                                                                       folger von Professor Hans Wolfgang Müller als Leiter    Dies verlangte – neben einem gewissen administrativen
     86   AUTOREN, IMPRESSUM
                                                                       der Sammlung, der damals noch junge Ägyptologe Dr.      Apparat (der ist beinahe ein selbstverständliches Bei-
     87   IMPRESSIONEN DER JUBILÄUMSFEIER                              Dietrich Wildung traf mit seiner Idee der Gründung      werk) - vor allem persönlichen Einsatz und Hingabe
MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

                                                                                                                                                                                        Darstellung den Ausführungen von Sylvia Schoske in
                                                                                                                                                                                        „Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst“, Verlag Phil-
                                                                                                                                                                                        ipp von Zabern, Mainz 1995 weitgehend folgt).

                                                                                                                                                                                        WISSENSDURST
                                                                                                                                                                                        „Er (der Freundeskreis) dient der Förderung der Kennt-
                                                                                                                                                                                        nis der altägyptischen Kunst und Kultur (…)“
                                                                                                                                                                                        Die Programmgestaltung versucht auf die verschiede-
                                                                                                                                                                                        nen Zielgruppen unter den Mitgliedern (Jung und Alt,
                                                                                                                                                                                        Schüler und Studenten) einzugehen. Den Ausgangs-
                                                                                                                                                                                        punkt bildeten zunächst Führungen im Museum, die
                                                                                                                                                                                        wegen der lebhaften Nachfrage in Vorträge umgewan-
                                                                                                                                                                                        delt wurden. Diese mussten mangels großem Vortrags-
                                                                                                                                                                                        raum schließlich dreimal an aufeinanderfolgenden
                                                                                                                                                                                        Dienstagen angeboten werden. Nach und nach wurde
                                                                                                                                                                                        dieses Programm um Hieroglyphenkurse und Worshops
      Standort für vier Jahrzehnte: Hofgartentrakt der Residenz
                                                                                                                                                                                        zu verschiedenen Themen erweitert, und es entstand
                                                                                                                                                                                        ein spezielles Angebot für die jüngeren Mitglieder.

                                                                                                                                                                                        REISELUST
                                                                                                                                                                                        „Der Freundeskreis widmet sich diesen Aufgaben durch
                                                                                                                                                                                        Museumsreisen und Exkursionen.“ Ein ganz beson-
                                                                                                                                                                                        deres Angebot besteht in speziellen Museumsreisen,
                                                                                                                                                                                        auf denen die ägyptischen Museen und Sammlungen
                                                                                                                                                                                        weltweit auf dem Programm stehen und die, der leb-
                                                                                                                                                                                        haften Nachfrage wegen, meist nach einigen Jahren
                                                                                                                                                                                        wiederholt wurden (Dazu der Beitrag „Wandervögel“ im
                                                                                                                                                                                        vorliegenden Heft). Allen Teilnehmern unvergesslich
     Gründerväter: Hubert Schmid (l.) und Hans-Peter Linss (r.)                    Erste Bilanz: Fünf Jahre Neuerwerbungen   Großerwerbung: Schwarzer Torso                             bleibt eine – lange vorher geplante – Freundeskreistour
                                                                                                                                                                                        im November 1989 nach Berlin, die terminlich genau
     an die Sache. Beides haben die Gründerväter in vollem        eben nur als ehemaliger Leiter der Haushaltsabteilung      Die Liste der vom Freundeskreis finanzierten oder von      mit der Öffnung der Mauer zusammenfiel. Am Abend
     Maße an den Tag gelegt. Wann immer es notwendig              des Bayerischen Finanzministeriums) oder wie man die       ihm unterstützen Ankäufe ist lang und stattlich. Es        dann, zu fast mitternächtlicher Stunde, eine Führung
     war, haben sie in ihrem eng bemessenen Terminkalen-          Vorstände der am Platz München vertretenen Unter-          sind ca. 1,76 Millionen Euro, die für die Bereicherung     durch das Ägyptische Museum in Charlottenburg und
     der einen Platz gefunden für Abstimmungsgespräche            nehmen und Großbanken zu großzügigen Spenden be-           der Museumsbestände und die Restaurierungs- sowie          ein Empfang durch die Mitglieder des dortigen Freun-
     mit der Museumsleitung, für Vorstandssitzungen oder          wegen kann (so etwas gelingt eben nur, wenn man als        andere Förderungsmaßnahmen aufgebracht werden              deskreises – vermutlich das einzige Mal, dass auf einer
     für Diskussionen zu Fördermaßnahmen. Ihre Gedanken           Vorstandsmitglied die gleiche Sprache spricht!). Nicht     konnten. Das gelingt nur, wenn ein hinreichend großer      Freundeskreisreise nicht-ägyptologische Themen im
     kreisten insbesondere stets um die Frage, auf welchem        minder wichtig waren daher Kontakte zu bedeutenden         und wachsender Bestand an engagierten Mitgliedern          Mittelpunkt standen…
08   Weg die für Ankäufe erforderlichen Mittel aufzubringen       Wirtschaftsunternehmen in Bayern, die beide Herren         für einen nachhaltigen Mittelzufluss sorgt (1985 über-                                                               09
     sind. Die über Beiträge und Spenden der Mitglieder auf-      dank ihrer kommunikativen Wesensart aufs Trefflichste      schritt die Zahl der Mitglieder erstmals die Zahl von      Einzigartig war auch die dreiwöchige Nilkreuzfahrt auf
     gebrachten Mittel waren (und sind) selbstverständlich        pflegten. Der Dank von Professor Dr. Wildung im ersten     1000, sie sank jedoch zwischenzeitlich auch wieder auf     der „Triton“, die für 70 Freundeskreisler gechartert
     immer hoch willkommen, aber leider immer zu wenig,           von ihm vorgelegten Sammlungsbericht „Fünf Jahre“          knapp unter 1000).                                         wurde – eine Reise, die wegen der aktuellen politischen
     um den nie versiegenden Finanzierungswünschen der            aus dem Oktober 1980 galt aber vor allem auch den Mit-     Den juristischen Rahmen für vielfältigste Aktivitäten in   Situation derzeit nicht wiederholt werden kann.
     Museumsleitung Rechnung tragen zu können. Stets              gliedern des Freundeskreises der Ägyptischen Samm-         und um das Museum herum bildet seit der Gründung           Dank der guten und freundschaftlichen Beziehungen
     wussten sie Rat, wie dem Staat trotz seiner beinahe no-      lung. Er bezeichnete sie damals als den „harten Kern“      des Vereins die Satzung, die von vielen Beteiligten mit    der Münchner Museumsägyptologen zu Kollegen in
     torisch knappen Haushaltsmittel doch noch irgendwel-         eines „breiten, stetig wachsenden Besucherstroms, …,       Leben erfüllt wird und anhand derer sich das Vereins-      aller Welt standen den Mitgliedern des Freundes-
     che Reserven zu entlocken waren (so etwas lernt man          wachsam, kritisch, anregend“.                              leben ganz gut nachzeichnen lässt (wobei die folgende      kreises schon viele (Museums-)Türen offen, die sonst
MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

                                                                                                                       Drei Jahre später folgte mit dem koptischen Relieffries    EHRENAMT
                                                                                                                       ein bislang einmaliges Beispiel frühchristlicher Reli-
                                                                                                                       efkunst in Ägypten. Ein kleines Köpfchen Thutmosis‘        Es ist nicht nur diese materielle Förderung, die den
                                                                                                                       IV. , 1984 erworben, ist in den letzten Jahren mehr und    Freundeskreis zu einem unentbehrlichen Partner des
                                                                                                                       mehr zum Signet der ägyptischen Sammlung gewor-            Museums werden ließ, es ist gleichzeitig auch die ide-
                                                                                                                       den. In der Bronzefigur des Gottes Amun kam 1985 ein       elle Unterstützung und – last not least – die tatkräftige
                                                                                                                       wichtiges Beispiel der Spätzeitplastik nach München,       Mitarbeit vieler Freundeskreismitglieder bei zahlrei-
                                                                                                                       1987 gefolgt von einem höchst ungewöhnlichen Falken-       chen Aktivitäten des Museums.
                                                                                                                       kopf mit menschlichen Ohren, für den sich der Vereins-     Dank der Mitglieder des Freundeskreises findet die
                                                                                                                       vorstand zunächst nicht recht begeistern wollte.           Öffentlichkeitsarbeit des Museums nicht für ein ano-
                                                                                                                                                                                  nymes Publikum statt. Es besteht ein reger Austausch
     Grand Tour: Alt-Dongola im Sudan
                                                                                                                       So wichtig all diese Objekte und eine Vielzahl späterer    zwischen Freundeskreislern und Museumsmitarbei-
                                                                                                                       Erwerbungen (vgl. nur als Beispiel die „Sargmaske“         tern durch die zahlreichen Veranstaltungen, von denen
                                                                                                                       der Satdjehuti aus dem Jahr 1998) sind, die stets sofort   manche auf thematische Anregungen aus eben diesem
                                                                                                                       ihren Stammplatz in der Dauerausstellung erhalten ha-      Kreis zurückgehen. So hat (fast) jedes Programmange-
                                                                                                                       ben, die vor allem auch finanziell bedeutendste Erwer-     bot seinen festen Kundenstamm, werden Publikationen
                                                                                                                       bung des Freundeskreises war der Beitrag zum Ankauf        nicht ins Blaue hinein produziert, sondern finden sofort
                                                                                                                       des „Schwarzen Torso“, einer überlebensgroßen Figur        ihre ersten 100, 200 Abnehmer – was für die Kalkulati-
                                                                                                                       des 4. Jhdts. v. Chr., die trotz allen Wohlwollens des     on nicht uninteressant ist. Dank dieser engen Kontakte
                                                                                                                       Freistaats Bayern ohne die Unterstützung des Vereins       zwischen Freundeskreismitgliedern und Museum hat
                                                                                                                       niemals hätte erworben werden können. Ein Kraftakt,        sich im Lauf der Jahre ein fester Stamm von freiwil-
                                                                                                                       der den Verein an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit    ligen Mitarbeitern herausgebildet, ohne die manche
                                                                                                                       führte. (Zu den Erwerbungen vgl. den Beitrag „….“ im       Aktivitäten des Museums gar nicht durchführbar wären.
                                                                                                                       vorliegenden Heft)                                         Dazu zählen insbesondere die jährlichen Aktionswo-
                                                                                                                                                                                  chenenden („Tag der offenen Tür“), die Betreuung des
                                                                                                                                                                                  Suchspiels während der Ferienaktion, der Weihnachts-
                                                                                                                       FORSCHERGEIST
                                                                                                                                                                                  basar im Museum, die Besetzung von Verkaufsständen
                                                                                                                       „Der Freundeskreis widmet sich diesen Aufgaben durch       bei Großausstellungen oder der Einsatz bei Kongressen
                                                                                                                       (…) Veranstaltung von Gastvorlesungen (…), Förderung       – dank der Mitarbeit von Freundeskreislern konnten der
                                                                                                                       der wissenschaftlichen Unternehmungen des Museums          Internationale Ägyptologen-Kongress, die International
                                                                                                                       (z. B. Grabungen).“                                        Conference of Meroitic Studies, mehrmals die Ständige
     Exklusiv: Führung am Modell des Grand Egyptian Museum in Giza                                                     Viele Projekte hat der Freundeskreis gefördert, deren      Ägyptologen-Konferenz sowie die Jahrestagung des
                                                                                                                       Realisierung ansonsten nicht möglich gewesen wäre.         Comité pour l’Égyptologie des International Council of
     verschlossen sind – der Dendur-Tempel im Metro-          SAMMELEIFER                                              Dazu zählt die Finanzierung zahlreicher Gastreferenten     Museums – um nur die wichtigsten Tagungen zu nennen
     politan Museum ebenso wie das Magazin der Ägypti-                                                                 der internationalen Ägyptologie über die Jahre hinweg,     - ohne jedes Fremdpersonal durchgeführt werden.
     schen Abteilung im Royal Ontario Museum in Toronto,          „Die Mittel sind insbesondere dazu bestimmt,         aber auch der Ausbau des Grabungshauses in Minshat         So ist hier eine echte Symbiose entstanden: Die Mit-
     die Residenz des deutschen Botschafters in Paris im          Sammlungsobjekte zu erwerben und dem Museum          Abu Omar im Ostdelta, für das von anderer Seite keine      glieder erhalten ein Programmangebot, das in seiner
     ägyptisierenden Palais Beauharnais (benannt nach dem         schenk- oder leihweise zu überlassen (…)“            Mittel zur Verfügung standen, und die Anschaffung          Dichte und Vielseitigkeit wohl seinesgleichen sucht, das
     Adoptivsohn Napoleons und Schwiegersohn des ersten                                                                einer Foto-Drohne für die laufende Grabung in Naga im      Museum kann auf einen festen Stamm von Freiwilligen
10   bayerischen Königs) und das Heiligtum der französi-      1978 hatte sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden      Sudan.                                                     zurückgreifen, und einige herausragende Objekte ha-         11
     schen Intellektuellen, die Académie Française.           erstmals ein Betrag angesammelt, der groß genug          Dank der Finanzierung durch den Freundeskreis              ben ihren Weg nach München gefunden, der ihnen ohne
                                                              war, ein wichtiges Objekt für die Sammlung zu erwer-     konnte das Museum eine komplette ägyptologische            den Freundeskreis versperrt gewesen wäre.
     Viele weitere Reisen schlossen sich an. Der Sudan        ben – eine Grabnische des Alten Reiches. Dabei hat       Forschungsbibliothek erwerben, die durch die Wieder-
     wurde mit Beginn der Grabungen in Naga ein belieb-       sich der Freundeskreis der Erwerbungsphilosophie des     vereinigung der beiden Berliner Teilmuseen verfügbar
                                                                                                                                                                              NEUBAUPLÄNE
     tes Reiseziel. Die diesbezüglichen Aktivitäten mussten Museums angeschlossen: Konzentration auf wenige,           geworden war. Immer wieder erfährt die Bibliothek
     allerdings in der Folge der Entwicklungen in vielen ara- aber qualitätvolle Objekte, die sich dem Konzept einer   Zuwachs durch Buchspenden von Freundeskreismit-        Der im Zuge der Erweiterung der Museumsbestände
     bischen Ländern teilweise eingeschränkt, jedoch nicht Sammlung ägyptischer Kunst einfügen.                        gliedern.                                              neu entdeckte Stellenwert Altägyptens hat die Samm-
     vollständig eingestellt werden.                                                                                                                                          lung aus ihrem ursprünglichen Dornröschenschlaf
MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

     erweckt und stärker in das Bewusstsein einer breiteren     Hintergrund rückten. Zahllose Gespräche mit Politi-
     Öffentlichkeit gerückt. Die Folge war eine durchaus
     erfreuliche Anteilnahme des Staates an der Entwick-
                                                                kern und einflussreichen Beamten der Bayerischen
                                                                Staatsverwaltung haben jedoch den Boden Schritt für
                                                                                                                        AUFBAU EINER
     lung des Museums (mit der entsprechenden Bereit-           Schritt bereitet. Der endgültige Durchbruch konnte      MUSEUMSEIGENEN
     schaft zu finanziellen Zuwendungen), die Folge waren
     aber vor allem kontinuierlich und bis heute steigende
                                                                dann allerdings erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts
                                                                erreicht werden: Der seit langem geplante Neubau der
                                                                                                                        FACHBIBLIOTHEK
     Besucherzahlen. Damit rückte natürlich ein Problem         Hochschule für Fernsehen und Film gegenüber der         Der Verein ermöglichte dem Ägyptischen Museum,
     verstärkt in den Vordergrund, das latent bereits seit      Alten Pinakothek entlang der Gabelsbergerstraße bot     das sich mit dem Umzug der Verwaltung aus dem
     langem existierte: Die angesichts einer steigenden         Gelegenheit, in einem Zuge und äußerlich verbunden      Haus der Kulturinstitute (ehemals Meiserstraße,
     Frequenz von Besuchern und einer wachsenden Zahl           mit dem Baukomplex der Hochschule auch den Neubau       heute Katharina-von-Bora-Straße 10) in die neuen
     von Exponaten immer spürbarer werdende räumliche           des Museums zu realisieren – und das an städtebaulich   Räume an der Arcisstraße 16 plötzlich nicht mehr
     Enge im Museum. Immerhin war der Hofgartentrakt            höchst prominenter Stelle, nämlich im Zentrum des       Tür an Tür mit der Bibliothek des Instituts für Ägyp-     BAYERN IM NILDELTA
     der Residenz nicht originär als Museumsbau geplant         Quartiers, das wir heute als „Kunstareal“ bezeichnen.   tologie der LMU befand, den Aufbau einer muse-
                                                                                                                                                                                  DIETRICH WILDUNG
     und errichtet. Das brachte vielfältigste Schwierigkeiten                                                           umseigenen Fachbibliothek. Auch wenn die räum-
     mit sich: Angefangen bei der klimatisch bedingten man-                                                             liche Distanz zur in vielen Bereichen hervorragend        Von 1977 bis 1988 führte das Ägyptische Museum ein
     gelhaften konservatorischen Eignung der Räume über         ZUKUNFTWEISEND                                          ausgestatteten Bibliothek des Instituts nicht groß ist,   Grabungsprojekt im nordöstlichen Nildelta zwischen
     schwierige Beleuchtungsverhältnisse, fehlende Aus-                                                                 stand fest, dass es zum effizienten Arbeiten einer        Kairo und dem Suezkanal durch, die erste Grabung der
     stellungsflächen, insbesondere für den „Motor“ jedes    Mit der Fertigstellung des Museums und dessen              museumseigenen Fachbibliothek bedurfte. Neben             Münchner Ägyptologie. Die Ergebnisse der Grabungen
     modernen Museumsbetriebes, für Sonderausstellun-        Neueröffnung am 12. Juni 2013 wurden die jahrzehn-         den gängigen Nachschlagewerken und notwendiger            in Minshat Abu Omar sind gleichermaßen für die For-
     gen bis hin zu den Problemen, die die Wiedereröffnung   telangen Bemühungen aller Beteiligten vom Erfolg           Standardliteratur konzentriert sich die Bibliothek        schung wie für das Museum bedeutsam. Erstmals ist
     des Kaisersaals unmittelbar über dem Museum und         gekrönt. Der Neubau schafft den exquisiten Samm-           des Museums v.a. auf Museums-, Ausstellungs- und          im Delta nördlich von Kairo eine Fundstätte der ägyp-
     dessen Nutzung für Zwecke staatlicher Repräsentation    lungsbeständen einen angemessenen, architektonisch         Auktionskataloge, objektspezifische Publikationen,        tischen Vorgeschichte des späten 4. Jahrtausends v.
     mit sich brachte. Schließlich erwies sich die räumliche herausragenden Rahmen. Im neuen Haus stellen sich          Grabungsberichte und Veröffentlichungen zum               Chr. nachgewiesen worden. Minshat Abu Omar gab den
     Trennung der Ausstellungsräume von der gesamten         dem Freundeskreis neue Aufgaben. Er stellt Mittel für      Schwerpunktthema altägyptische Kunst sowie zur            Anstoß für die Suche nach anderen vorgeschichtlichen
     Infrastruktur – Direktion, Verwaltung, Magazine, Werk-  die Restaurierung alter Bestände und für die innovative    Sudanarchäologie und setzt damit im Detail andere         Plätzen im Norden Ägyptens; vor vierzig Jahren zeigte
     stätten, die in der Meiserstraße am Königsplatz unter-  mediale Erschließung der Ausstellung zur Verfügung.        Schwerpunkte als das Institut für Ägyptologie, so         die Karte Ägyptens im 4. Jahrtausend im Delta ein völ-
     gebracht waren, als überaus hinderlich. Auch hier war   Er hat die Ausstattung des barrierefrei konzipierten       dass nicht zwei identische, sondern sich im Idealfall     liges Vakuum; heute ist sie mit zahlreichen Fundplätzen
     es der Freundeskreis, der sich dieser Themen annahm     Raumes „Ägypten (er)fassen“ ermöglicht, der über-          ergänzende Fachbibliotheken entstehen. Der Freun-         belegt.
     und gemeinsam mit der Museumsleitung sowie den          regional als vorbildhafte Initiative gewürdigt wird. Er    deskreis ermöglichte den Ankauf einer Dubletten-Bi-       Für das Museum in München brachte die Ostdelta-Gra-
     Verantwortlichen des Ministeriums und der Schlösser-    unterstützt Veranstaltungsprogramme und Publika-           bliothek aus Berlin, die durch die Zusammenlegung         bung einen großen Zuwachs an Objekten; denn zwei Mal
     verwaltung intensivst nach Mitteln und Wegen suchte,    tionen und trägt damit zur öffentlichen Akzeptanz des      der ehemaligen West- und Ostberliner Ägyptischen          konnte eine Fundteilung durchgeführt werden, bei der
     für das Museum eine neue und ihrem Rang angemes-        Museums bei. Er ermöglicht Sonderausstellungen und         Sammlungen auf der Museumsinsel zum Verkauf               über 500 Objekte dem Museum zugesprochen wurden.
     sene Unterbringung zu finden. Kurzum, das Museum        setzt damit aktuelle Akzente. Durch die Förderung von      stand. Die ca. 3500 Bände bildeten zusammen mit ei-       Das vorgeschichtliche Grab im Raum „Jenseitsglaube“
     brauchte dringend einen Neubau!                         Grabungsprojekten und den Ausbau der Fachbibliothek        nigen bereits zuvor vorhandenen Werken den Grund-         ist originalgetreu mit Grabungsfunden bestückt.

                                                                                              .
                                                             leistet er einen Beitrag zur Forschungsförderung. Mit      stock einer Bibliothek, die seither stetig ausgebaut      Der Freundeskreis hat bei der Logistik der Grabung
     Gegen Ende er 80er Jahre schien mit den Vorplanungen einem Wort: Der Freundeskreis ist auch nach vierzig           wird. Sehr hilfreich für die Erweiterung der Bestände     segensreich gewirkt. Die Lebensumstände in einem
     für einen Neubau an der Ostseite des Königsplatzes      Jahren so lebendig wie eh und je                           sind auch die Buchspenden einiger Freundeskreis-          alten angemieteten Haus mitten in einem schmutzigen
     beinahe ein gewisser Durchbruch erreicht zu sein.                                                                  mitglieder, die in die Bibliothek integriert werden       Dorf waren auch bei bescheidensten Ansprüchen kaum
     Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und mit                                                                    oder – wenn bereits vorhanden – zugunsten des             zumutbar. Durch eine Zuwendung des Freundeskreises
12   ihr der ehemaligen DDR, der zur von uns allen sehn-                                                                Bibliotheksausbaus im Modernen Antiquariat des            konnten rings um den Hof des Hauses einfache klei-        13
     lichst gewünschten deutschen Wiedervereinigung                                                                     Museumsshops verkauft werden. Derzeit wird an der         ne Schlafräume gebaut werden, die ein Mindestmaß
     führte, traten allerdings auch neue und in ihrer Dimen-                                                            digitalen Erschließung der Bestände im Verbundka-         an Sauberkeit gewährleisteten. So war die spontane
     sion ganz gewaltige Probleme in den Vordergrund. Die                                                               talog des Bibliotheksverbunds Bayern gearbeitet.          Äußerung einer Besucherin aus Deutschland vor dem
     Konsequenz war, dass die öffentlichen Haushaltsmittel                                                                                                                        Bau der neuen Räume nicht mehr gerechtfertigt, die
     in andere Richtungen gelenkt werden mussten und                                                                                                                              mit Blick auf eine unserer Mitarbeiterinnen im alten

                                                                                                                                                                                                                       .
     dementsprechend die Wünsche nach einem neuen                                                                                                                                 Grabungshaus sagte: „Das ist dieser jungen Frau auch
     ägyptischen Museum beinahe zwangsläufig in den                                                                                                                               nicht an der Wiege gesungen worden, dass sie einmal in
                                                                                                                                                                                  diesem Dreckloch verkommen würde.“
MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

     HAND IN HAND                                          Die Museumspädagogik - die Vermittlung der musealen
                                                           Inhalte, des Museumskonzeptes und der ausgestell-
                                                                                                                     offenen Tür, inzwischen mit einem bunten Programm
                                                                                                                     für Erwachsene und Kinder.
     DER FREUNDESKREIS UND                                 ten Objekte an die Besucher - ist seit jeher eines der    1999 fand in München – nach dem Vorbild anderer

     DIE UNTERSTÜTZUNG DER                                 Hauptanliegen des Ägyptischen Museums. Im Jahr 1984
                                                           wurde erstmals eine Sommerferienaktion für Kinder
                                                                                                                     Städte – erstmalig die „Lange Nacht der Museen“ statt.
                                                                                                                     2008 und 2014 war das Ägyptische Museum sogar Pla-
     MUSEUMSPÄDAGOGIK                                      angeboten, auch Schulklassenführungen gehörten            katmotiv! Hier sind wir von Anfang an und inzwischen
                                                           schon immer zum Programm. Doch die Museums-               auch mit dem nachmittäglichen Kinder- und Familien-
     ROXANE BICKER
                                                           pädagogik will noch viel mehr und richtet sich nicht      programm dabei. Schon immer haben wir bei solchen
     Was wäre ein Museum ohne Veranstaltungen? Was         ausschließlich an Kinder, wie oftmals gedacht wird,       Veranstaltungen auf die Mithilfe des Freundeskreises
     wäre ein Museum ohne Kinder, ohne Schulklassen?       sondern sie zielt auf alle Besucher ab. Dazu gehört na-   gesetzt. Die dünne Personaldecke des Museums hat
     Was wäre das Museum ohne die Unterstützung des        türlich auch die Beteiligung an diversen Großveranstal-   es nie zugelassen, dass wir solche Tage ganz alleine
     Freundeskreises?                                      tungen. Dies wäre ohne die tatkräftige Unterstützung      stemmen konnten. Die Mitglieder unterstützen uns
                                                           der Helfer aus dem Freundeskreis nicht möglich!           am Bistro, lesen Märchen vor, betreuen die Schreiber-
     „Er (der Freundeskreis) dient der ideellen und ma-                                                              schule und das Suchspiel, verkaufen Eintrittskarten,
                                                                                                                                                                               Kurz vor dem Umzug ins neue Haus haben wir ein
     teriellen Unterstützung der Arbeit des Staatlichen                                                              informieren und beantworten unermüdlich Fragen.
                                                           INTERNATIONALER MUSEUMSTAG                                                                                          Projekt für Schulklassen namens „In der Schrei-
     Museums Ägyptischer Kunst München.
                                                           UND LANGE NACHT                                                                                                     berschule“ entwickelt. In drei Stunden erfahren
                                                                                                                     SOMMER UND WINTER                                         die Kinder hier alles über die Hieroglyphenschrift,
     Der Freundeskreis widmet sich diesen Aufgaben durch   Der Internationale Museumstag wurde im Jahr 1978
                                                                                                                                                                               den Beruf des Schreibers und den altägyptischen
     Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit des Museums   das erste Mal durch den Internationalen Museumsrat        Im alten Haus in der Residenz gab es lange Jahre das
                                                                                                                                                                               Schulunterricht. Neben der Theorie gibt es natür-
     durch Veranstaltung von Vorträgen, Gastvorlesungen,   ICOM ausgerufen – er ist damit also nur geringfügig       6-wöchige Sommer-Suchspiel, für kleine und große
                                                                                                                                                                               lich auch Praxisanteile: es wird altägyptische Tinte
     Kursprogrammen, Führungen, (…)“                       jünger als der Freundeskreis. Er findet immer am 3.       Kinder, ab und an sogar für die erwachsenen Begleiter.
                                                                                                                                                                               angemischt, Papyruspflanzen inspiziert und ganz
                                                           Sonntag im Mai statt. Das Museum beteiligt sich seit      Dies wurde immer mit großem Einsatz von Mitglie-
                                                                                                                                                                               altägyptisch mit Binsen auf Papyrus und Ostraka
     (Auszug aus der Satzung des Freundeskreises)          1989 an dieser Veranstaltung, zunächst als Tag der        dern des Freundeskreises betreut. Suchspielbögen
                                                                                                                                                                               geschrieben. Die Schreiberpaletten, mit denen die
                                                                                                                     mussten ausgegeben, Hilfestellung gegeben (mehr bei
                                                                                                                                                                               Kinder in diesem Projekt arbeiten, wurden vom
                                                                                                                     den Großen als den Kleinen…) und natürlich die Er-
                                                                                                                                                                               Freundeskreis gestiftet. Dafür an dieser Stelle einen
                                                                                                                     gebnisse kontrolliert werden. Im Winter, wenn es auf
                                                                                                                                                                               herzlichen Dank von allen Beteiligten!
                                                                                                                     die Weihnachtszeit zugeht, haben wir mangels Shop in
                                                                                                                     der Residenz in einigen Jahren einen Weihnachtsbazar
                                                                                                                     angeboten, im neuen Haus auch schon mehrfach ein         zur Vorweihnachtszeit – oder das Antiquariat nicht feh-
                                                                                                                     Antiquariat. Beide Verkaufsstände wurden von Freun-      len. Gerade bei letzterem wird das Museum nicht nur
                                                                                                                     deskreislern betreut, das eingenommene Geld kam          von den Freundeskreislern beim Verkauf unterstützt,
                                                                                                                     museumspädagogischen Projekten oder der Bibliothek       oftmals sind sie auch die besten Kunden!
                                                                                                                     zugute.

                                                                                                                                                                              IM NEUEN HAUS
                                                                                                                     FREUNDESKREIS-TAG
                                                                                                                                                                              Mit Eröffnung des neuen Hauses im Jahr 2013 stand
                                                                                                                     Um den Freundeskreis, seine Angebote und Förderun-       das Museum vor einer ganz neuen Herausforderung.
                                                                                                                     gen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen     Am alten Standort schmerzlich vermisst, sollte es im
                                                                                                                     und natürlich auch um neue Mitglieder zu werben, fand    Neubau endlich einen Museumsshop geben, doch die
14                                                                                                                   im Dezember 2009 der erste Freundeskreis-Tag „Von        Suche nach einem Pächter gestaltete sich schwieriger      15
                                                                                                                     Freunden für Freunde“ statt – und wer kann den Verein    als gedacht. So entschlossen wir uns, den Shop zu-
                                                                                                                     besser bewerben als seine Mitglieder?                    nächst in Eigenregie zu betreiben, im Verkauf unter-
                                                                                                                     Neben Projektpräsentationen, die vom Freundeskreis       stützten uns gut ein halbes Jahr Freiwillige des Freun-
                                                                                                                     gefördert wurden, werden an diesen Tagen auch immer      deskreises.
                                                                                                                     wieder spektakuläre Neuerwerbungen präsentiert,          Nachdem der Laden dann von Frau Saal übernommen

                                                                                                                                                                                                                    .
                                                                                                                     Vorträge aus Museums-und Vereinsgeschichte und           wurde, stehen immer noch einige Freundeskreisler als
                                                                                                                     Führungen gehalten. Natürlich darf auch der beliebte     sachkundige Helfer im Shop bereit; wir bedanken uns
                                                                                                                     Basar – im alten Haus mit ägyptischem Schnickschnack     an dieser Stelle ganz herzlich bei ihnen
MAAT - Staatliches Museum ...
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

     WARUM BRAUCHT ES ÜBER-                                    Kulturförderung im Bundesvergleich recht gut, und
                                                               gerade das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst kann
     HAUPT DIE FINANZIELLE                                     sich mit seinem 2013 eröffneten Neubau sicherlich

     FÖRDERUNG DURCH EINEN                                     nicht über mangelnde staatliche Förderung beklagen.
                                                               Nichts desto trotz sind die finanziellen Grenzen des zu-
     FÖRDERVEREIN?                                             gewiesenen Museumshaushaltes klar gezogen, so dass
                                                               es - zumindest aus Sicht der „Museumsleute“ - immer
     In Deutschland erfolgt die staatliche Kulturförderung     eine Vielzahl von Projekten, Veranstaltungen oder
     auf kommunaler, regionaler, Landes- und Bundes-           Neuankäufen geben wird, für die die von staatlicher
     ebene. Im Falle des Staatlichen Museums Ägyptischer       Seite zur Verfügung gestellten Mittel nicht ausreichen.
     Kunst ist der Freistaat Bayern Träger des Museums         Hier kann private Kulturförderung die Förderung durch
     und gewährleistet durch die Zuweisung eines jährlich      die öffentliche Hand ergänzen. Viele privatwirtschaft-
     vom Finanzministerium festgesetzten Etats den dau-        liche Förderer und Sponsoren und dort vor allem die
     erhaften Betrieb. Diese Zuständigkeit ist in der Lan-     gewinnorientierten Unternehmen sind aber in der Regel
     desverfassung verankert und folgt den Bestimmungen        an Einzelvorhaben interessiert, die auch ihnen selbst
     des Grundgesetzes, in dem es heißt, dass die Erfüllung    einen Nutzen bringen und sind so häufig stark an der
     der staatlichen Aufgaben Sache der Länder ist, soweit     Publikumswirksamkeit einer Maßnahme orientiert.
     das Grundgesetz keine anderen Regelungen trifft oder      Gerade vor diesem Hintergrund haben es die Macher
     zulässt (GG Art. 30). Aus den gesetzlichen Regelungen     von Großveranstaltungen, Sportevents oder Konzerten
     lässt sich aber wegen der fehlenden Konkretisierung       oft sehr viel leichter als die Museen, Sponsoren für ihre
     der betreffenden Gesetzespassagen zumindest aus           Zwecke zu gewinnen. Dies macht einen Förderverein
     juristischer Sicht keine direkte Pflicht zur Kulturför-   wie den Münchner Freundeskreis, der von derartigen
     derung ableiten. Aus diesem Grund wird die Kulturför-     Überlegungen unabhängig agieren kann und nicht auf
     derung deutschlandweit vor allem in Zeiten knapper        kurzfristige „Werbeeffekte“ abzielt, für das Museum so

                                                                            .
     Kassen oft als freiwillige staatliche Aufgabe und damit   wichtig. So trägt der Förderverein seit nunmehr 40 Jah-
     als Einsparpotential erkannt und sehr schnell der         ren einen wesentlichen Teil zum Erfolg des Ägyptischen
     Rotstift gezückt. Nun geht es den Bayern auch bei der     Museums bei

       FÖRDERUNG DES NAGA-PROJEKTES                                             schungsgemeinschaft (DFG) und
                                                                                des Auswärtiges Amtes, derzeit
                                                                                                                           ERWERBUNGEN DES
                                           Ein neues Förderprojekt ist die      durch Mittel des Qatar-Sudan-Ar-           FREUNDESKREISES
                                           Grabung des Museums in Naga,         cheological-Projekt (QSAP); als die
                                                                                                                           SYLVIA SCHOSKE
                                           einer Stadt des antiken König-       qatarische Finanzierung 2015 vor-
                                           reichs von Meroë im heutigen         übergehend unterbrochen wurde,             Seit seiner Gründung hat der Freundeskreis das Muse-      Erwerbungen ermöglichte der Verein die Erwerbung
                                           Sudan. Von Prof. Dr. Dietrich        ermöglichte eine zweckgebundene            um bei dessen Erwerbungen finanziell unterstützt – im     durch eine Vorfinanzierung des gesamten Kaufpreises,
                                           Wildung 1995 begründet, wurde        Spendenaktion des Freundeskrei-            Laufe der Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro. Die vom      der dann über mehrere Jahre hinweg aus staatlichen
                                           das Naga-Projekt im Jahre 2013       ses die Fortsetzung der Arbeiten in        Freundeskreis erworbenen Objekte gehen generell           Ankaufsmitteln aufgebracht wurde. Dabei wurden
                                           vom Ägyptischen Museum Berlin        Naga. Bereits im Jahr 2014 konnte          ins Eigentum des Freistaats Bayern über und werden        stets dieselben strengen Kriterien angelegt wie für
16                                         nach München übernommen und          aus Spendenmitteln von Freundes-           wie Ankäufe aus öffentlichen Mitteln inventarisiert. In   die Ankäufe des Museums aus eigenen Mitteln, und       17
                                           wird seither mit zwei Grabungs-      kreismitgliedern eine Foto-Drohne          den meisten Fällen wurde und wird der Kaufpreis für       die Neuerwerbungen waren (und sind) stets für die
                                           kampagnen pro Jahr fortgesetzt       angeschafft werden, mit deren Hilfe        ein bestimmtes Objekt, das jeweils von der Direktion      Dauerausstellung des Museums vorgesehen, nicht fürs
                                           (vgl. hierzu Maat Ausgabe 01 sowie der Grabungsfortschritt dokumen-             nach sorgfältiger Prüfung dem Vorstand vorgeschla-        Depot, und tragen auf ihrem Beschriftungsschild den
                                           www.naga-projekt.de). Das Projekt tiert wird und virtuelle 3-D-Modelle          gen wird, vollständig vom Verein aufgebracht. Es gibt     Hinweis auf die Erwerbung durch den Freundeskreis.
                                           wurde und wird ausschließlich mit der ausgegrabenen Strukturen,                 jedoch auch Fälle, in denen der Freundeskreis einen       So gelangten im Verlauf der Jahre mit Unterstützung
                                           Drittmitteln finanziert, 1995 – 2009 Bauten und des gesamten Gra-               Teil der Kaufsumme zugesteuert hat, wenn die ent-         des Freundeskreises Objekte aus fünf Jahrtausenden
                                           durch Mittel der Deutschen For-      bungsareales erstellt werden.              sprechenden Haushaltsmittel des Museums nicht             ins Museum, mit denen sich eine eigene kleine Ge-
                                                                                                                           ausreichten (Teilfinanzierung). Bei einigen größeren      schichte der altägyptischen Kunst schreiben ließe.
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MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

                                                                  MODELLBOOT
                                                                  IN GESTALT EINES KROKODILS                                           FIGUR EINES FALKEN
                                                                  Der Leib eines Krokodils ist umgedeutet zu einem                     Charakteristisch für die ägyptische Kunst in der ausge-
                                                                  Bootskörper, in dem ein Passagier Platz genommen                     henden Vorgeschichte ist die rein plastische Gestaltung
                                                                  hat. Er saß einst in einer Kajüte aus vergänglichem                  bei einer weitgehenden Reduktion der Form; dabei wird
                                                                  Schilf, die in den Bohrlöchern knapp unterhalb des                   auf die Angabe jedweder Details verzichtet. Dies gilt
                                                                  Randes befestigt war. Ob die drei kleinen, mumien-                   gleichermaßen für die Darstellung des Tieres wie des
                                                                  förmigen Figürchen zu diesem Ensemble gehören,                       Menschen; die elegantere Linienführung, die überzeu-
                                                                  ist nicht sicher. Sie wären dann die rundplastische                  gendere Ausführung ist dabei eindeutig in der Tierdar-
                                                                  Ergänzung der Rudermannschaft, die im Inneren des                    stellung zu finden. Die kleine Statue eines tief geduckt
                                                                  Tierkörpers unterhalb des Randes aufgemalt ist: je vier              hockenden Falke ist eine der ältesten Tierplastiken
                                                                  Ruderer mit angezogenen Knien, dreieckigem Ober-                     überhaupt und in ihrer Abstraktion ein hervorragendes
                                                                  körper und kugeligem Kopf. Dunkelrote Wellenlinien                   Beispiel für die Prinzipien der spätvorgeschichtlichen
                                                                  auf Bauch und Flanken deuten das Lebenselement des                   Kunst: Weiter kann die Form ohne Verlust der Eindeu-
                                                                  Tieres an. Die eng an den Leib gepressten Gliedmaßen                 tigkeit nicht mehr zurückgenommen werden. Die Krüm-
                                                                  deuten die Geschwindigkeit an, mit der das Tier durch                mung des Raubvogelschnabels ist im Ansatz erhalten;
                                                                  das Wasser gleitet. Das gefährliche Krokodil, später ein             die Augen sind tief gebohrt und waren aus anderem
                                                                  Begleiter des Sonnengottes, geleitet den Verstorbenen                Material, vielleicht Lapislazuli, eingesetzt.
                                                                  sicher durch die Unterwelt.                                          Die Haltung des Vogels ist ein wichtiger Hinweis auf
                                                                  Schiffe haben in der Vorgeschichte eine herausragende                seine zeitliche Stellung: Je stärker er geduckt ist, desto
                                                                  Bedeutung. In einem Land, dessen einzige Verkehrs-                   früher ist die Darstellung zu datieren. Der erste, älteste
                                                                  ader ein Fluss ist, und in dem Schiffe das einzige                   Titel des ägyptischen Königs lautet „Horus“ und wird
                                                                  Verkehrsmittel darstellen, um größere Entfernungen zu                mit dem Bild eines Falken geschrieben. In den ältesten
                                                                  überbrücken, sind sie nicht nur Gebrauchsgegenstände                 Inschriften um 3200 v. Chr. ist der Falke am stärksten
                                                                  im Alltag. Ihr Besitz ist für den Herrscher unabdingbar              geduckt und richtet sich dann im Laufe der Zeit auf.
                                                                  für die Erhaltung und Ausweitung seines Machtgebie-                  Diese Figur war wegen ihrer originalen Bohrung an der
                                                                  tes; sie sind Statussymbole auch für nichtkönigliche                 Unterseite Teil einer Falkenstandarte: Bereits in proto-
                                                                  Eigentümer. Daher zählen Boote und Modelle von                       dynastischer Zeit geht dem König bei öffentlichen Auf-
                                                                  Schiffen in verschiedensten Formen zu den besonders                  tritten das „Horusgeleit“ voran, das aus einer Gruppe
                                                                  kostbaren Grabbeigaben in vorgeschichtlicher Zeit.                   von vier Priestern besteht. Sie tragen auf hohen Stan-
                                                                  Das Bootsmodell ist ein frühes Meisterwerk altägypti-                gen rundplastische Götterbilder, die Standarten, vor
                                                                  scher Tierplastik und fügt den exzellenten Beständen                 sich her, die auch in pharaonischer Zeit einen wichtigen
                                                                  aus vorgeschichtlicher Zeit ein bislang singuläres                   Bestandteil des Kultgeräts jeden Tempels bildeten.
                                                                  Einzelstück hinzu. Zur Zeit nicht ausgestellt, wird es               Falkenstatuen aus dem Umfeld der sogenannten
                                                                  seinen endgültigen Platz im Raum „Fünf Jahrtausende“                 „Reichseinigungszeit“ sind nur in wenigen Beispie-
                                                                  finden.                                                              len überliefert. Zusammen mit zwei vergleichbaren
                                                                                                                                       Miniaturfalken bildet diese Falkenfigur ein einmaliges
                                                                  Nilton, bemalt | L. 45,5 cm, H. 7,7 cm, Br. 9,5 cm, H. der Sitz-     Ensemble, ausgestellt in einer Vitrine mit weiteren Bei-
                                                                  figur 9,9 cm | Vorgeschichte, Negade II, um 3300 v.Chr.              spielen früher Tierplastik im Raum „Kunst und Form“.
18                                                                ÄS 6759 | Erwerbung 1983, Teilfinanzierung                                                                                               19
                                                                                                                                       Kalzitalabaster | H. 5,5cm, L. 13 cm, B. 4,5 cm
                                                                  Lit.: S. Schoske, in: MJbK, Dritte Folge, Band XXXIV, 1983, S.       Protodynastisch, Negade III, um 3100 v. Chr.
                                                                  201-202, Abb. l; Kat. München 1985, S. 4-5, Abb. 1; Egyptian Art ÄS 7184 | Erwerbung 2000, Teilfinanzierung
                                                                  in Munich, München 1993, S. 3, no. l; SSÄK 1995, S. 41, Abb.
                                                                  39; Am Beginn der Zeit, S. 28-29, Kat. 26; Faraón, S. 59, cat. 39;   Lit.: Am Beginn der Zeit, S. 42, Kat. 57; Faraón, S. 44, cat. 21;
                                                                  Last Exit Munich, S. 104, Kat. 84; Münchner Buch, S. 22,             Last Exit Munich, S. 110-111, Kat. 94; Münchner Buch, S. 28,
                                                                  Abb. 16                                                              Abb. 20
     Modellboot in Gestalt eines Krokodils   Figur eines Falken
MAAT 02 | 40 Jahre Freundeskreis

     MÄNNLICHE FIGUR                                            GRABNISCHE DER CHNUMIT
     Die kopflose, oberhalb der Knie gebrochene Statuette       In der architektonischen Rahmung von Rundstab und
     eines Mannes wird charakterisiert durch eine äußerst       Hohlkehle – Reminiszenzen der Lehmziegelarchitek-
     sorgfältige Modellierung sämtlicher Körperpartien: der     tur – ist ein zweifach abgetrepptes Inschriftenband
     athletische Oberkörper mit starker Betonung der Taille     eingebettet, in dessen Zentrum eine Scheintür sitzt –
     und markant hervortretenden Hüftknochen ebenso             eine Modelltür en miniature, die die Idee vom Grab als
     wie die muskulösen Arme mit den durch die Angabe           Wohnhaus des Verstorbenen ins Relief umsetzt. Dies
     des Handgelenks deutlich abgesetzten feingliedrigen        war in den Gräbern die Hauptkultstelle, die Kontakt-
     Händen. Die formale Geschlossenheit dieser Figur re-       stelle zwischen Diesseits und Jenseits, hier kann die
     sultiert aus ihrem streng symmetrischen Aufbau. Ihre       Seele des Verstorbenen das Grab verlassen und betre-
     innere Dynamik und Spannung beruht auf der gleich-         ten. Über der Scheintür findet sich wie oft die Darstel-
     zeitig asymmetrischen Gestaltung, die bewusst der          lung des Verstorbenen am Opfertisch – in der realen
     Gesteinsmaserung folgt.                                    Architektur von Wohnhäusern findet sich an dieser
     Wie die Bruchkante im Halsbereich zeigt, trug diese        Stelle ein Fenster. Die Inschrift enthält die sogenannte
     Statuette einen kurzen Vollbart; der auf dem Rücken        Opferformel, ein standardisiertes Gebet an die Götter
     vorspringende Steg gehörte ursprünglich zu einer Pe-       des Jenseits, in dem auch dem Verstorbenen Opferga-
     rücke, die nach dem Verlauf des Bruches vorne auf den      ben zugesichert werden – hier handelt es sich um die
     Schultern auflag und im Nacken in ein breites Haarteil     Hofdame Chnumit, die Priesterin der Göttin Hathor war
     überging. Einziges Kleidungsstück ist eine mit zwei        und den Ehrentitel „Einzigartiger Schmuck des Königs“
     vertikalen Ritzlinien dekorierte Phallustasche, die von    trug. Sie steht viermal am unteren Ende der Inschrift-
     einem schmalen, knapp unterhalb des Nabels mit einer       zeilen – zugleich Bildnis der Grabherrin und Hierogly-
     Schnalle versehenen Gürtelband gehalten wird. Unter-       phe.
     halb der linken Brust ist kaum sichtbar der Horusname      An diese zentrale Scheintür schließen rechts und links
     des Königs Skorpion eingeritzt. Der somit inschriftlich    zwei Seitenwände in rechtem Winkel an, auf denen
     gesicherten Datierung entsprechen Typologie, Stilistik     Chnumit vor einem reich gedeckten Speisetisch sitzt.
     und Ikonographie der Statuette, die den Übergang von       Darüber ist jeweils ein kleines Bildfeld angeordnet, in
     der archaisch-abstrahierenden zur klassischen rund-        dem Priester bei Opfer und Gebet dargestellt sind. Die
     plastischen Menschendarstellung markiert.                  Konzentration verschiedenster Szenen auf engstem
     Die Figur zählt zu den ältesten rundplastischen Bild-      Raum und die überlängten Proportionen der Figuren
     werken aus Stein und ist zusätzlich eine der wenigen       sind Kennzeichen der Kunst des ausgehenden Alten
     Statuen der Reichseinigungszeit mit einer königlichen      Reiches.
     Namensinschrift. Sie ist in der Auftaktvitrine des Rau-    Die Grabnische steht an prominenter Stelle im Raum
     mes „Kunst und Zeit“ ausgestellt.                          „Jenseitsglaube“ und ist das vollständigste Ensemb-
                                                                le seiner Art in der Sammlung. Die linke untere Ecke
     Gebändertes Sedimentgestein                                konnte kurz nach dem Erwerb der Scheintür bei einem
     H. 11,2 cm, B. 7,5 cm, T. 4,1 cm                           Privatsammler ausfindig gemacht werden.
     Protodynastisch, »Dynastie 0«, Zeit des Königs Skorpion,
     um 3025 v. Chr.                                            Kalkstein, bemalt | H. 134,5 cm, Br. 90,5 cm, T. 13 cm
20   ÄS 7149 | Erwerbung 1995                                   linke Seitenwand H. 69,5 cm, Br. 45 cm, T. 14,5 cm                                                                            21
                                                                rechte Seitenwand H. 62,5 cm, Br. 49,5 cm, T. 14,5 cb. 9-10m
     Lit.: Am Beginn der Zeit, S. 33, Kat. 40; Münchner Buch,   Altes Reich, 6. Dynastie, um 2200 v. Chr.
     S. 32, Abb. 24                                             ÄS 6288/6761 | Erwerbung 1978 (Teilfinanzierung) und 1981

                                                                Lit.: D. Wildung, in: MJbK, Dritte Folge, Band 30, 1979, S.
                                                                199ff.; Fünf Jahre, S. 10-11; Kat. München 1985, S. 16-18; SSÄK
                                                                1995, S. 77-78, Abb. 88-89; Münchner Buch, S. 48-49, Abb. 39
                                                                                                                                  Männliche Figur                    Grabnische der Chnumit
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