Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3

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Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3
116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3      www.mk-online.de   Einzelverkaufspreis 2,30 Euro

                                    Abschied von
                            Papst emeritus Benedikt XVI.

                                                                            Foto: Kiderle

 Foto: imago/ZUMA Press
Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3
2  Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI.
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Treuer Freund des Bräutigams
Totenmesse und Beisetzung von Papst emeritus Benedikt XVI.

D
        ie gelb-weiße Fahne des Vati-      Benedikts Nachfolger Papst Franzis-     50.000 Menschen wohnten dem Requiem für Papst emeritus Benedikt XVI. auf dem
        kans weht neben dem Peters- kus steht der anschließenden Feier             Petersplatz in Rom bei.         Fotos: imago/Independent Photo Agency Int.
        platz auf Halbmast. Unterhalb vor, zelebriert die Messe jedoch nicht
spielt eine bayerische Blaskapelle vor selbst. Mit einem Rollstuhl wird er
der Sicherheitskontrolle. Es ist ein über eine Rampe vor den Altar auf
diesiger, kalter Morgen in Rom. Nebel dem Petersplatz gefahren. In seiner
verhüllt die Kuppel des Petersdoms. Predigt würdigt er, zunächst ohne
Trotzdem sind viele Menschen schon ihn namentlich zu nennen, Benedikts
früh auf den Straßen rund um Weisheit und Feingefühl sowie dessen
den Vatikan unterwegs, gesäumt von Gottvertrauen, seine Hingabe im Ge-
Feuerwehr, Polizei und Sanitätern. bet und die Liebe zum Evangelium.
Die meistgesprochene Sprache neben Zugleich erinnert Franziskus auch an
Italienisch ist Deutsch – mit bayeri- die Mühen des Papsttums, die schwie-
schem Akzent. Es ist der Tag der Bei- rigen Aufgaben, denen sich „ein Hirte“
setzung von Benedikt XVI.               stellen müsse – „zwischen Kreuzungs-
   In der Nacht zuvor war der ehema- punkten und Widersprüchen“.
lige Papst im Petersdom von der Bahre      Der amtierende Papst ruft die
in einen Holzsarg gelegt worden. Kurz Gläubigen auf, Benedikt mit Dank-
vor 9 Uhr tragen ihn zwölf Männer barkeit und Hoffnung noch einmal
aus der Basilika zu seinem Platz jene Liebe zu erweisen, die nicht ver-
vor dem Altar.                                              gehe. Er beschreibt
Die Menschen auf                                            den Moment des
dem Petersplatz ap-      Letzte Ehre am Sarg                Requiems und sagt:
plaudieren, einige                                          „Das gläubige Volk
schwenken deutsche                                          Gottes versammelt
und bayerische Fahnen. An diesem sich, es begleitet das Leben dessen,
Donnerstag ist Benedikt seiner alten der sein Hirte war und vertraut es dem
Heimat noch einmal ganz nah. Direkt Herrn an.“ Und weiter: „Wir wollen
unterhalb des Altars steht eine große dies mit derselben Salbung und Weis-
Gruppe Gebirgsschützen in Uniform heit, mit demselben Feingefühl und
und mit Standarten. Musikgruppen derselben Hingabe tun, die er uns im

                                                                                  „Und jetzt die Bayern
und Pilger aus ganz Bayern sind zur Laufe der Jahre zu schenken wusste.“
Beerdigung angereist (siehe Seite 5).      Seine Predigt schließt Franziskus
Ministerpräsident Markus Söder ließ mit den Worten: „Benedikt, du treuer
ein Flugzeug chartern, um Vertreter aus Freund des Bräutigams, möge deine
Gesellschaft und Politik in die Ewige Freude vollkommen sein, wenn du             Wie sich Benedikts Landsleute in Rom von „ihrem Papst“
Stadt zu bringen (siehe Text rechts).   seine Stimme endgültig und für im-

                                                                                  D
   Die offizielle deutsche Delegation mer hörst!“                                         ie Zeiger der beiden Uhren am      für einen 95-jährigen Kirchenmann
führt Bundespräsident Frank-Walter         Mit einer besonderen Geste verab-              Petersdom zeigten zehn vor elf,    mit einem erfüllten Leben noch nicht
Steinmeier an. Er würdigt Benedikt schiedet sich Franziskus am Ende der                   als der Sarg mit dem verstor-      geweint hatte, den musste jetzt einfach
nach dem Requiem als „großen Theo- Trauerfeier. Der auf den Rollstuhl an-         benen Benedikt XVI. mit Weihrauch          die Rührung überkommen.
logen, ausgestattet mit kräftigem gewiesene Papst erhebt sich zur letzten         ummantelt wurde. Während Papst                Wie sehr hatte Benedikt diese Hymne
Intellekt“ und zugleich „Mann mit Ehrerbietung vor dem geschlossenen              Franziskus diesen ehrwürdigen Mo-          geliebt; wie sehr war der Kirchenmann
großer Bescheidenheit“. Begleitet wird Sarg Benedikts, segnet ihn, legt eine      ment andächtig verfolgte, ertönte in       an Nachrichten aus der Heimat inter-
Steinmeier unter anderen von Bundes- Hand darauf und hält einen Moment            den Reihen der Gebirgsschützen und         essiert. Gerade als ihm klar wurde, dass
kanzler Olaf Scholz, Bundestagspräsi- mit gesenktem Kopf inne.                    Trachtler auf dem Petersplatz plötzlich    er – anders als er es sich lange vor-
dentin Bärbel Bas und Oppositions-         Erneut brandet Applaus auf. „Bene-     ein lauter Ruf: „Und jetzt die Bayern-     gestellt hatte – seinen Lebensabend in
führer Friedrich Merz.                  detto, Benedetto“-Rufe hallen über        Hymne!“                                    Rom verbringen würde. Kardinal
   Unter den zahlreichen Bischöfen den Platz mit rund 50.000 Gläubigen.              Ein dumpfer Trommelschlag, dann         Reinhard Marx, den er trotz dessen
und rund 130 Kardinälen sind auch Menschen rollen Plakate mit der Auf-            setzte auch schon die Blaskapelle der      westfälischer Herkunft Ende 2007
viele Deutsche. Neben dem Vorsitzen- schrift „Danke, Benedikt“ aus, schwen-       Freiwilligen Feuerwehr Unterpfaffen-       zum Erzbischof von München und
den der Deutschen Bischofskonferenz, ken Fahnen. Eine Gruppe fordert auf          hofen ein, und ein großer Chor aus         Freising ernannt hatte, wusste um diese
Bischof Georg Bätzing von Limburg, einem großen Transparent „Santo Su-            der geliebten Heimat des Toten sang        Begeisterung genauso wie Minister-
nehmen etwa die Kardinäle Reinhard bito“, also eine rasche Heiligsprechung        inbrünstig „Gott mit dir, du Land          präsident Markus Söder.
Marx und Rainer Maria Woelki teil.      des Ex-Papstes. Über die Klänge der       der Bayern, Heimaterde, Vaterland“.           Söder, aber auch sein Vor-Vorgänger
   Ganz vorne in der ersten Reihe sit- Orgel legt sich Blasmusik. Noch ein        Vermutlich wird es das letzte Mal für      Edmund Stoiber, brachten bei Besu-
zen Benedikts engste Weggefährten. letztes Mal ertönt die Bayern-Hymne,           lange Zeit gewesen sein, dass mitten im    chen zudem immer Spezialitäten wie
Es ist ein emotionaler Abschied, die während Benedikts Pontifikat so              Zentrum der katholischen Weltkirche        Weißwürste, Brezen und Weißbier mit.
besonders für seinen Privatsekretär oft im Vatikan zu hören war.                 alle drei Strophen dieses in Musik ge-     Auch wenn Benedikt bekanntlich
Georg Gänswein. Vor dem Requiem                         Severina Bartonitschek   fassten Gebets erklangen. Es war schon     mehr zu alkoholfreier Limonade ten-
kniet der Erzbischof vor dem Sarg         Die Autorin ist Rom-Korrespondentin     die offizielle Hymne Bayerns, als dieses   dierte. „Mein Herz schlägt bayrisch“,
nieder und küsst ihn. Der 66-Jährige      der Katholischen Nachrichten-Agentur    noch von einem König regiert wurde.        hatte der 2005 gewählte Papst in einer
wirkt hager und ausgezehrt.                                             (KNA).       Wer bis dato bei dieser Totenmesse      seiner ersten Audienzen bekundet,
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15.
         Januar 2023 / Nr. 3 Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI. 3

                                                                                        Wörtlich
                                                                                        Aus der Predigt von Papst Franziskus
                                                                                        „Vater, in deine Hände lege ich meinen        zu kämpfen hat und die Brüder und
                                                                                        Geist“ (Lk 23,46). Dies sind die letzten      Schwestern in ihrer Würde bedroht
                                                                                        Worte des Herrn am Kreuz; sein letzter        werden (vgl. Hebr 5,7–9). In dieser Be-
                                                                                        Seufzer – so könnte man sagen –, der          gegnung der Fürsprache bringt der Herr
                                                                                        das zu bestätigen vermag, was sein            die Sanftmut hervor, die fähig ist, zu
                                                                                        ganzes Leben kennzeichnete: ein stän-         verstehen, anzunehmen, zu hoffen und
                                                                                        diges Sich-Hingeben in die Hände sei-         alles zu wagen – über das Unverständ-
                                                                                        nes Vaters. In diese Hände der Verge-         nis, das dies hervorrufen kann, hinaus.
                                                                                        bung und des Mitgefühls, der Heilung          Es ist eine unsichtbare und unbegreif-
                                                                                        und der Barmherzigkeit, diese Hände           liche Fruchtbarkeit, die entsteht, wenn
                                                                                        der Salbung und des Segens, die ihn           man weiß, in wessen Hände man sein
                                                                                        dazu brachten, sich dann auch in die          Vertrauen gelegt hat (vgl. 2 Tim 1,12). (...)
                                                                                        Hände seiner Brüder und Schwestern            Auch wir, die wir fest mit den letzten
                                                                                        zu geben. (...)                               Worten des Herrn und dem Zeugnis,
                                                                                        „Vater, in deine Hände lege ich meinen        das sein Leben geprägt hat, verbunden
                                                                                        Geist“ – so lautet die Einladung und          sind, möchten als kirchliche Gemein-
                                                                                        das Lebensprogramm, das der Herr ein-         schaft in seine Fußstapfen treten und
                                                                                        haucht und welches das Herz des Hir-          unseren Bruder den Händen des Vaters
                                                                                        ten wie ein Töpfer (vgl. Jes 29,16) for-      anvertrauen: Mögen diese Hände der
                                                                                        men will, bis sich in ihm die Gesinnung       Barmherzigkeit seine mit dem Öl des
                                                                                        Christi Jesu regt (vgl. Phil 2,5). Dankbare   Evangeliums brennende Lampe vor-
                                                                                        Hingabe im Dienst für den Herrn und           finden, das er während seines Lebens
                                                                                        sein Volk, die sich aus der Annahme           verbreitet und bezeugt hat (vgl. Mt
                                                                                        einer gänzlich ungeschuldeten Gabe            25,6–7). (...)
                                                                                        ergibt: „Du gehörst mir ... du gehörst        Das gläubige Volk Gottes versammelt
                                                                                        zu ihnen“, flüstert der Herr; „du stehst      sich, es begleitet das Leben dessen, der
                                                                                        unter dem Schutz meiner Hände. Du             sein Hirte war und vertraut es dem
                                                                                        stehst unter dem Schutz meines Her-           Herrn an. Wie im Evangelium die Frau-
                                                                                        zens. Du bist behütet in meinen schüt-        en am Grab, so sind wir hier mit dem
                                                                                        zenden Händen, und gerade so befin-           Wohlgeruch der Dankbarkeit und der
                                                                                        dest du dich in der Weite meiner Liebe.       Salbung der Hoffnung, um ihm noch
                                                                                        Bleib in meinen Händen und gib mir die        einmal die Liebe zu erweisen, die nicht
                                                                                        deinen“. (...) Betende Hingabe, die sich      vergeht; wir wollen dies mit derselben
                                                                                        still zwischen den Kreuzungspunkten           Salbung und Weisheit, mit demselben
                                                                                        und Widersprüchen, denen sich der Hirte       Feingefühl und derselben Hingabe tun,

n-Hymne!“
                                                                                        stellen muss (vgl. 1 Petr 1,6–7), und         die er uns im Laufe der Jahre zu schen-
                                                                                        der vertrauensvollen Aufforderung, die        ken wusste. Wir wollen gemeinsam sa-
                                                                                        Herde zu hüten (vgl. Joh 21,17), heraus-      gen: „Vater, in deine Hände übergeben
                                                                                        bildet und verfeinert. Wie der Meister        wir seinen Geist.“
 verabschieden                                                                          trägt er auf seinen Schultern die ermü-       Benedikt, du treuer Freund des Bräuti-
                                                                                        dende Last des Eintretens für andere          gams, möge deine Freude vollkommen
     nicht ohne hinzuzufügen: „In meinem      und beim 80. Geburtstag“, sagte der       und die Zermürbung der Salbung für            sein, wenn du seine Stimme endgültig
     Amt gehöre ich der Welt.“                eine, der andere erinnerte sich noch      sein Volk, vor allem dort, wo das Gute        und für immer hörst!
        Dennoch verleugnete er nie seine      an den heißen August 2012. Damals
     Herkunft. Selbst wenn er Italienisch     gab es als nachträgliches Geburtstags-
     sprach, war es gefärbt vom Idiom der     geschenk einen Hoagascht inmitten
     Inn-Salzach-Region, in der Joseph        der päpstlichen Sommerresidenz Castel
     Ratzinger aufgewachsen war. Die dort     Gandolfo. Zuvor hatten die Gebirgs-       Papst Franziskus
     in Kindertagen erlebte barocke Volks-    schützen, deren Ehrenmitglied der         würdigte seinen
     frömmigkeit prägte zeitlebens seinen     Kompanie Tegernsee Benedikt war,          Vorgänger
     Glauben – das bekamen auch seine         Salut geschossen.                         Benedikt XVI.
     Landsleute stets zu spüren, wenn sie        Denkt der Bayer ans Paradies,
     ihn im Vatikan besuchten. Reisten        kommt ihm sofort der „Brandner Kas-
     sie in Tracht an, sagte er zu ihnen:     par“ in den Sinn: In der oberbairischen
     „Das tut mein Herz auf.“                 Mundarterzählung Franz von Kobells
        Und wenn er heute von oben aus        von 1871 lässt sich Petrus mittags um
     dem Himmel zuschaute, dann ging es       12 Uhr Weißwürste von den Engeln
     ihm wohl genauso. Als die Teilneh-       servieren. Wie also sollte man sich die
     menden der Delegation sich um 5 Uhr      Ewigkeit vorstellen? Darauf hatte der
     am Münchner Flughafen trafen, jam-       Kirchenmann eine Antwort, an der
     merten zwar alle über die kurze Nacht.   auch liberale Theologieprofessoren kaum
     Doch es war allen ein besonderes         etwas auszusetzen hätten: eher in der
     Anliegen, wie es Söder nannte, dem       „Kategorie des erfüllten Augenblicks“,
     „bayerischen Papst“ die letzte Ehre      jenseits aller Zeit. Möge Benedikt die-
     zu erweisen. Noch vor dem Abflug         sen nun gefunden haben. Barbara Just
     wurden Anekdoten ausgetauscht.                  Die Autorin ist Redakteurin der
        „Ich war bei der Amtseinführung       Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3
4   Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI.                                                                                               15. Januar 2023 / Nr. 3

In den Vatikanischen Grotten unterm                                                                                               Mittlerweile ist das Grab von Benedikt XVI.
Petersdom fand die eigentliche Bei-                                                                                               für die Öffentlichkeit zugänglich. Der
setzung im kleinen Kreis statt. Kardinal                                                                                          schlichte weiße Marmorstein mit der
Giovanni Battista Re, Dekan des Kardinals-                                                                                        Aufschrift „Benedictus PP XVI“ befindet
kollegiums, segnete Sarg und Grab.                                                                                                sich gegenüber dem Altar der Krypta.

                                             Der Himmel über Rom klarte am Ende der Totenfeier auf.Fotos: imago/ZUMA Press (2)

                                                               Mit einer schlichten, aber
                                                              feierlichen Totenmesse auf
                                                             dem Petersplatz hat die Welt
                                                              Abschied von Benedikt XVI.
                                                              genommen. Zehntausende
                                                               Menschen applaudierten
                                                               als Zeichen des Respekts,
                                                               als der Sarg anschließend
                                                                 zur Beisetzung in den
                                                             Petersdom getragen wurde.
Stehend segnete Papst Franziskus den Sarg mit einem                                                                Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses,
Kreuzzeichen, legte dann die Hand darauf und verharrte                                                             verneigt sich und küsst den Sarg von Benedikt XVI.
eine Weile mit gesenktem Kopf.       Screenshot: SMB                                                                        Fotos: imago/Independent Photo Agency Int. (5)

Aus Benedikts bayerischer Heimat kamen viele Frauen        Beim Requiem waren mehr als 120 Kardinäle und 400       Papst Franziskus begrüßte Bundespräsident Frank-Walter
und Männer nach Rom, um sich von „ihrem“ Papst zu          Bischöfe anwesend sowie rund 4.000 konzelebrierende     Steinmeier, der die deutsche Delegation anführte; im
verabschieden.                                             Priester.                                               Hintergrund Bundeskanzler Olaf Scholz.
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15.
     Januar 2023 / Nr. 3 Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI. 5

Bewegende Beerdigung
Rund eine Viertelmillion Menschen
nahm in Rom Abschied vom eme-                   Zur Trauergemeinde auf dem Petersplatz gehörten auch
ritierten Papst. Auch aus Bayern                zahlreiche Gläubige aus Benedikts bayerischer Heimat.
kamen zahlreiche Pilger, die meisten            Foto: imago/Independent Photo Agency Int.
extrem spontan.

Silvester, 9.34 Uhr: Benedikt XVI.
stirbt im Alter von 95 Jahren in seiner
Wohnung im Vatikan. 3. Januar,
8.19 Uhr: Nur drei Tage später sitzen
44 Pilger aus München und den an-
grenzenden Bistümern in einem Reise-
bus Richtung Italien. Kaplan Basti
Neumann spricht den Reisesegen.
Auch der Geistliche aus der Diözese
Regensburg hat erst kurz zuvor
von seiner Dienstreise erfahren. Lange
überredet werden musste er aber nicht.
„Die Gelegenheit, sich von einem
bayerischen Papst zu verabschieden,
hat man halt nur einmal im Leben.“
   Mit 27 Jahren ist Neumann der
Jüngste im Bus. Spontan zu einer
Papstbeerdigung fahren kann man
aber auch, wenn man 80 ist, meint
Günther Weidlich aus Rosenheim.
Weil er bei Benedikts Bayernreise 2006       giestudentin Nusser, das nehme dem Mensch“, betont ein Schweizer Pilger             Szenen wie beim letzten Papst-Requiem
keine Zeit gehabt habe, habe er jetzt        Abschied die Tiefe. Die meisten Besu- unter Tränen. Um 8.45 Uhr wird der            2005: Gläubige danken dem emeritier-
einfach die Gelegenheit nutzen wollen.       cher haben damit aber kein Problem. Sarg des emeritierten Pontifex vom Ap-          ten Pontifex auf Bannern und Plakaten.
   Um 21 Uhr trifft die Reisegruppe          „Wir sind sogar zweimal gegangen“, er- plaus der Menge begleitet aus der Basili-    „Santo subito“ ist auf einem zu lesen,
in Rom ein. Nach einer kurzen Nacht          zählt Hans Stadler aus Geiselhöring, ka auf den Platz getragen. Benedikts           auf einem anderen „Danke, Benedikt“.
geht es bereits um halb acht am nächs-       „das ist Weltkirche hier.“ Eine weitere Privatsekretär Erzbischof Georg Gäns-       Die gebürtige Oberbayerin Kathi Hauser
ten Morgen in Richtung Vatikan, wo           Pilgerin spricht von einer würdevollen wein legt ein Evangeliar auf die schlichte   findet, dass Joseph Ratzinger sowohl
Benedikts Leichnam im Petersdom auf-         Atmosphäre. „Ich                                           Zedernholzkiste.         theologisch als auch menschlich ein
gebahrt liegt. Schlange stehen kennt man     musste mich einfach
auf dem Petersplatz, doch für die Trauer-    vor ihm verneigen“,
                                                                    „Ich musste mich einfach „Es              war sehr be-
                                                                                                        wegend“, erzählt
                                                                                                                                 großes Vermächtnis hinterlasse. „Ein
                                                                                                                                 Schatz, von dem gerade die Kirche in
feierlichkeiten haben die Sicherheitskräf-   ergänzt ihr Ehe-           vor ihm verneigen“              Michael aus Passau.      der heutigen Zeit profitieren kann.“
te „la fila“ nach allen Regeln der Kunst     mann. Auch Harald                                          Er habe vor allem           Dass die Trauerfeierlichkeiten ins-
perfektioniert: Bis weit in die Via della    Gerngroß aus Greding ist dafür spontan ein Fest des Dankes erwartet, aber           gesamt deutlich kleiner ausfallen als
Conciliazione sind Absperrgitter auf-        nach Rom gekommen: „Eine Entschei- die Trauer habe an manchen Stellen               2005, hatte sich Benedikt auch selbst
gestellt. Dass man nur über diese Um-        dung, die ich nie bereuen werde!“       schlussendlich überwogen. Er sei dank-      gewünscht. Der Bayer sei einfach ein
wege auf den Platz kommt, stört die             Am Mittwochnachmittag treffen bar „für unseren Papst“.                           anderer Papst gewesen als sein Vorgän-
Gläubigen aber nicht. Rund 200.000           gleich mehrere bayerische Reisegruppen    Geleitet wird die Totenmesse              ger Johannes Paul II., sagt der Publizist
Pilger reihen sich innerhalb von drei        auf dem „Campo Santo Teutonico“ von Papst Franziskus. Ein historisches              Bernhard Meuser, der aus diesem
Tagen ein. Doppelt so viele wie erwartet.    zusammen und feiern mit Bischof Ereignis: Nie zuvor hat ein Papst einen             Anlass ebenfalls nach Rom gereist ist.
„Normalerweise ist das ein ruhiger Ort“,     Rudolf Voderholzer von Regensburg anderen Papst beerdigt. Benedikt                  Der Zusammenhalt unter den An-
sagt Valerie Nusser aus Bamberg,             und Bischof Stefan Oster von Passau war 2013 das erste Kirchenoberhaupt             hängern des Deutschen sei dafür
die in Rom Theologie studiert, „jetzt        Gottesdienst. Die Nacht wird dann nach mehr als 700 Jahren gewesen, das             umso größer. „Man findet Freunde
ist hier alles abgesperrt.“                  wieder kurz. Bereits um 6.45 Uhr freiwillig zurücktrat. In seiner Predigt           aus allen Nationen!“ Gerade für junge
   Ein Besucheransturm wie beim Tod          brechen die Pilger zur Totenmesse auf. würdigt Franziskus das Feingefühl und        Menschen und Intellektuelle sei er bis
von Papst Johannes Paul II. 2005 bleibt      Trotz der Kälte und des Nebels die Hingabe, mit denen sein Vor-                     heute eine Identifikationsfigur.
aber aus. Damals waren es rund vier          sind rund 50.000 Besucher gekommen. gänger das Evangelium verkündet                    Seine letzte Ruhestätte hat Benedikt
Millionen Pilger. Dafür muss man             Die Stimmung reicht von gespannt habe, und betet für Benedikt. Am                   nach der Totenmesse in den Grotten des
beim deutschen Papst weniger lang            bis tief bewegt. „Er war so ein lieber Ende der Trauerfeier dann ähnliche           Petersdoms gefunden. Im engsten Kreis
anstehen. Gerade am Morgen geht es                                                                                               wurde er im selben Grab bestattet wie
zügig in etwa zwanzig Minuten von der                                                                                            auch schon seine inzwischen heilig-
Via della Conciliazione bis zum auf-                                                                                             gesprochenen Vorgänger Johannes XXIII.
gebahrten Pontifex. Verantwortlich                                                                                               und Johannes Paul II. Am Abend nach
dafür ist das Sicherheitspersonal am                                                                                             der Trauerfeier dann der Abschluss
Papstaltar. Mit „Avanti, Avanti“-Rufen                                                                                           dieser besonderen Romwallfahrt: Mit
sorgen sie dafür, dass den Gläubigen                                                                                             einem Abendessen ganz in der Nähe
nur einige Sekunden beim von zwei                                                                                                des Petersplatzes und der Bayernhymne
Schweizergardisten bewachten Bene-                                                                                               als letztem Gruß aus der Heimat an
dikt bleiben. „Es wird ein Event daraus                                                                                          Benedikt XVI.         Korbinian Bauer
gemacht und es kriegt ein bisschen                                                                                                        Der Autor ist Radio-Redakteur
Museumscharakter“, kritisiert Theolo-        Vor dem aufgebahrten Leichnam hieß es Schlange stehen.    Foto: imago/ZUMA Press                       beim Michaelsbund.
Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3
6  Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI.
                                                                                                                                                  15. Januar 2023 / Nr. 3

Der Wahrheit verpflichtet
Nachruf auf Papst emeritus Benedikt XVI.

E
      s waren immer wieder Tage                                                                                                     sitz der Wahrheit fühlte, sondern um
      des Übergangs, an denen sich                                                                                                  die Notwendigkeit wusste, sich ihr je
      im Leben von Joseph Ratzinger                                                                                                 neu zu nähern. Daher rührte seine Lust
Wichtiges ereignete: Geboren wurde                                                                                                  am theologischen Disput, den er bis
er am Karsamstag 1927, den letzten                                                                                                  in die Zeit des Petrusdienstes nicht
öffentlichen Gottesdienst hielt er am                                                                                               missen wollte und dem er bis zuletzt
Aschermittwoch 2013, heimgegangen                                                                                                   nie aus dem Weg ging.
ist er am Silvestertag 2022.                                                                                                           „Pfiat di! Vielleicht sehen wir uns
   Im Lied zur Jahreswende singen wir                                                                                               nochmal in dieser Welt und sonst in
über Christus: „Er ist der Weg, auf dem                                                                                             der anderen!“ – Mit diesen Worten ver-
wir gehen, die Wahrheit, der wir trau-                                                                                              abschiedete sich Kardinal Ratzinger
en. Er will als Bruder bei uns stehn, bis                                                                                           einmal von einem bereits vom Tod
wir im Glanz ihn schauen.“ In diesen                                                                                                gezeichneten Weihekollegen. Voraus-
Worten ist das Leben des Joseph                                                                                                     gegangen war ein Gespräch der Brüder
Ratzinger, der als Papst Benedikt XVI.                                                                                              Ratzinger über das Sterben und den
Geschichte geschrieben hat, treffend                                                                                                Tod – in einer tabulosen Offenheit, wie
ausgedrückt. Die Suche nach dem                                                                                                     sie nur mit festem Glauben und starker
Antlitz Christi war seine Motivation                                                                                                Hoffnung möglich ist.
als Glaubender, Theologe, Bischof und       Der Autor bei einem Besuch im Juni 2022 bei Benedikt XVI.               Foto: privat      Nun ist Papst Benedikt selber diesen
Papst. Die neben all den vielen Aufga-                                                                                              Weg gegangen und vielen nachgefolgt,
ben als Oberhaupt der Kirche abgerun-       Fundament konnte er seine hohe intel-       seiner intensiven wissenschaftlichen        die sein irdisches Leben begleitet und
gene Zeit zur Abfassung einer Trilogie      lektuelle und rhetorische Begabung          Auseinandersetzung mit Philosophie,         geprägt haben. Er hinterlässt uns ein
über Jesus von Nazareth, geronnene Er-      nutzen, um über Gott und die Welt,          Theologie und der Gottesfrage sein.         beachtliches Erbe. Seine Lebensleis-
kenntnis seines Lebens, ist Ausdruck        Glaube und Vernunft, Kirche und             Dass er sich angesichts des Jubels von      tung als Professor, Bischof und Papst
seines Strebens, den Menschen Chris-        Moderne zu sprechen, weil er davon          Millionen in der ganzen Welt auf der        wird erst mit zeitlichem Abstand in an-
tus vor Augen zu stellen, sie zur Freund-   überzeugt war, dass die natürliche          Loggia des Petersdomes als einfachen        gemessener Weise einzuordnen und zu
schaft mit ihm einzuladen und sie mit       Vernunft die Menschen zur Einsicht          und demütigen Arbeiter im Weinberg          würdigen sein. Und gewiss werden sich
ihm bekannt zu machen.                      führen würde. Leider blieb er oft genug     des Herrn bezeichnete, der aber auf         in diesem langen Leben Licht und
   Christus war für Ratzinger der Weg       unverstanden, er wurde in banaler           die Gnade Gottes hoffen dürfe, war          Schatten finden, wie es bei jedem Men-
zu Gott, die Wahrheit, der er sich als      Weise missverstanden und man unter-         sein voller Ernst.                          schen der Fall ist, der hohe und höchs-
Mitarbeiter demütig zur Verfügung           stellte ihm Weltfremdheit.                     Auch das Eingeständnis nach acht         te Verantwortung getragen hat. Sicher
stellte, und die göttliche Schönheit, die      Bei alldem blieb er ein Demütiger und    Jahren Petrusdienst, seine geistigen        jedoch wird uns ein gebildeter, kulti-
er in der Schöpfung und in der Tra-         Bescheidener. „Nicht Herren eures           und körperlichen Fähigkeiten derart         vierter, ja nobler Bayer in Erinnerung
dition erkannte. Dieser Lebensinhalt        Glaubens, sondern Diener der Freude“        schwinden zu fühlen, dass um der            bleiben, der ähnlich wie der Mönchs-
basierte auf einem frappierend ein-         (2 Kor 1,24) – das war nicht nur sein       Kirche willen nur noch der Rücktritt        vater Benedikt gelebt hat: mit beiden
fachen Glauben, der in der Kindheit         Primizspruch, sondern Leitmotiv seines      bliebe, war der unerwartete Akt eines       Beinen auf der Erde, den Blick zum
durch sein Elternhaus und die kultu-        priesterlichen Dienstes. Sein bischöfli-    Menschen, der sich der Wahrheit gänz-       Himmel gerichtet.
relle Prägung einer katholischen Welt       cher Wahlspruch lautete „Cooperatores       lich verpflichtet fühlte. Zu seiner Auf-              Monsignore Thomas Frauenlob
wachsen konnte und in der Familie           veritatis“ (3 Joh 8) – „Mitarbeiter für     fassung von Demut gehört aber auch,           Der Autor ist Leiter des Pfarrverbands
stets seine Heimat blieb. Auf diesem        die Wahrheit“; ein solcher wollte er in     dass er sich nie im egozentrischen Be-                      Stiftsland Berchtesgaden.

„Tief verwurzelt, offen für Neues“
Delegationen des Erzbistums und der Staatsregierung feiern Gedenkvesper in Rom
ROM/MÜNCHEN. Kardinal Rein-                 Vor-Vorgänger im Amt des Erzbi-             terpräsident Markus Söder, der nach         nisterpräsident noch einmal Benedikt
hard Marx hat Benedikt XVI. bei ei-         schofs von München und Freising.            Abschluss der Vesper Grußworte an           XVI. Er sei einer der größten Theolo-
ner Gedenkvesper in Rom als beispiel-       Ebenso „bete und bitte ich für unser        die Teilnehmenden richtete.                 gen des 20. Jahrhunderts, ein brillan-
haft gewürdigt. Der verstorbene Papst       Vaterland, dass viele den Glauben nicht        Söder zeigte sich zuversichtlich, dass   ter Kopf, ein Philosoph, ein Intellek-
emeritus sei „tief verwurzelt“ in der       verlieren“. Marx schloss: „Ich glaube,      das christliche Herz weiter schlagen        tueller gewesen. „Seine Bücher waren
Tradition gewesen wie ein Baum, der         das würde Benedikt XVI. gefallen,           werde. Auch wenn die Institution Kir-       echte Meisterwerke. Wer sie gelesen
sich neugierig nach oben verzweige.         wenn wir immer wieder auch um den           che sich derzeit gerade in Deutschland      hat, weiß auch, dass es vermutlich
„Tief verwurzelt in der Tradition und       Glauben unseres Vaterlandes beten.“         in einer Krise befinde, habe der Glaube     auch einen Meister braucht, um diese
offen für Neues: Das ist ein Bild auch         Kardinal Marx feierte den Gottes-        seine Attraktivität und werde sie auch      Bücher wirklich verstehen zu können.“
für die Kirche und die Christenheit“,       dienst mit den rund 30 Mitgliedern          behalten, sagte der Ministerpräsident.      Was ihn als evangelischen Christen an
sagte der Erzbischof in Santa Maria         der Delegation der Erzdiözese, die zu       „Es geht um eine frohe Botschaft – sie      der katholischen Kirche immer beson-
dell’Anima, der Kirche der deutsch-         den Trauerfeierlichkeiten nach Rom ge-      zu verbreiten, ist der Auftrag.“            ders beeindruckt habe, sei der Cha-
sprachigen Katholiken in Rom.               reist waren. Auch zahlreiche weitere Pil-      Statt Depression zu zeigen, sollten      rakter der Weltkirche. „Das ist doch
   Wie sehr hoffe und bete er, dass         gerinnen und Pilger aus dem Erzbistum       die Kirchen spirituelle Inspiration         unglaublich beeindruckend, dass
das Zeugnis dieses großen Mannes            und ganz Bayern kamen zur Vesper.           vermitteln, empfahl Söder. Vielleicht       Menschen aus unterschiedlichen Re-
zur Zusammenführung der Menschen               An dem Gottesdienst nahm auch            komme auch eine Mission infrage,            gionen und unterschiedlichen Lebens-
und zu einer „spirituellen Bekräfti-        die Delegation der bayerischen Staats-      aber nicht eine irgendwo, „sondern          standards der eine Glaube an Jesus
gung“ führe, sagte Marx über seinen         regierung teil, angeführt von Minis-        daheim“. Zugleich würdigte der Mi-          Christus eint.“           uq/kbr/kna
Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3
15.
     Januar 2023 / Nr. 3 Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI. 7

Rufe nach „Santo subito“
Eine „Eiligsprechung“ für Benedikt XVI.?

D
        ie Bilder vom Petersplatz zeig-                                                                                                 cher des Heiligsprechers fort: santo
        ten bei der Totenmesse für Be-                                                                                                  subito – und dann noch rasch Kir-
        nedikt XVI. ein großes Banner                                                                                                   chenlehrer obendrauf?
mit der Aufschrift „Santo subito“ –                                                                                                        Zu welch unbequemen Debatten
„heilig sofort“. Auch entsprechende                                                                                                     der Trend zu Eiligsprechungen fast
Rufe waren zu hören. Gleich mehrere                                                                                                     zwangsläufig führt, zeigt nicht zuletzt
Kardinäle gingen sogar noch einen ge-                                                                                                   der heilige Johannes Paul II. selbst.
hörigen Schritt weiter: Der Theologe                                                                                                    War denn seine Rolle im Umgang mit
Benedikt XVI./Joseph Ratzinger stehe                                                                                                    sexuellem Missbrauch in der Kirche
auf einer Stufe mit den bislang erst 37                                                                                                 bereits ausreichend untersucht; und
sogenannten – heiligen – Kirchenleh-                                                                                                    seine kirchenrechtliche Förderung der
rern. Geboten scheint nun vor allem                                                                                                     sogenannten Neuen Geistlichen Ge-
eins: Besonnenheit.                                                                                                                     meinschaften, von deren charismati-
   Die Bilder gleichen sich. Im April                                                                                                   schen Gründerfiguren inzwischen
2005 hatten Gläubige erstmals das                                                                                                       nicht wenige nur wenige Jahre später
zum geflügelten Wort gewordene                                                                                                          persönlich in ein eindeutig schlechtes
„Santo subito“ akklamiert; damals für                                                                                                   Licht gerückt sind?
den verstorbenen Johannes Paul II./                                                                                                        Im eigenen Interesse muss die Kir-
Karol Wojtyła (1978 – 2005). Der           Teilnehmer halten ein großes Banner mit der Aufschrift in roten Lettern „Santo subito“       che den Eindruck von „Eiligspre-
Papst aus dem kommunistischen Po-          (dt. „sofort heilig“) während der Trauermesse für Benedikt XVI. auf dem Petersplatz.         chungsmechanismen“ vermeiden. Die
len hatte in dem Wunsch, den Men-                                                   Foto: imago/Independent Photo Agency Int.          Bilder gleichen sich: Für drei Viertel
schen des blutigen 20. Jahrhunderts                                                                                                     der Päpste des 20. Jahrhunderts laufen
Vorbilder zu geben, mehr Personen          nur die Schlagzahl muss Besorgnis er-           des Seligsprechungsverfahrens ab und         Selig- oder Heiligsprechungsverfah-
selig- und heiliggesprochen als all sei-   regen. Es sind vor allem die Ausnahmen          erlaubte einen Start bereits zwei Jahre      ren, oder sie sind schon abgeschlossen.
ne Vorgänger zusammen. 6.650 Heili-        von einem Verfahren, das der Vatikan            nach ihrem Tod.                              Auch für Benedikt XVI. standen erste
ge und Selige sowie 7.400 weitere, bei     einst – genau zum Zweck der Ent-                   Der Prozess für ihn selbst begann         Rufer bereit; und es gäbe ohne Zweifel
Christenverfolgungen getötete Mär-         schleunigung und Objektivierung –               mit Erlaubnis Benedikts XVI. sogar           auch schon welche für den „Armen-
tyrer listet das vatikanische Heiligen-    entwickelt hat und in diesen Grund-             noch viel schneller, schon drei Monate       Papst“ Franziskus „von den Rändern“.
Gesamtverzeichnis „Martyrologium           zügen seit rund 300 Jahren anwendet.            nach seinem Tod. Johannes Paul II.           Wäre es nicht eigentlich ganz im Sinn
Romanum“ von 2004 auf.                        In Gang gesetzt hat auch diese Ent-          wurde 2011 selig- und 2014 heiligge-         des traditionsbewussten Groß-Theolo-
   Aber auch Benedikt XVI. und             wicklung: Johannes Paul II. Er rückte           sprochen, noch über zwei Jahre früher        gen Ratzinger, zurückzukehren zu den
Franziskus sprachen Hunderte vor-          für die Ordensgründerin Mutter Tere-            als Mutter Teresa, die „acht Jahre Vor-      hergebrachten Verfahren der Kirche?
bildhafte Katholiken selig oder heilig.    sa von Kalkutta (1910 – 1997) erstmals          sprung“ hatte und ja selbst schon auf                        Alexander Brüggemann
Mit einer fatalen Tendenz, wie Kir-        von der ausdrücklich vorgeschriebe-             die Überholspur gesetzt war. Setzt sich                 Der Autor ist Redakteur der
chenhistoriker längst kritisieren: Nicht   nen Fünf-Jahres-Frist zur Aufnahme              die Kaskade nun mit dem Eiligspre-           Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
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                                                                       Der Freistaat Bayern trauert um
                                                                Seine Heiligkeit, den emeritierten Papst

                                                                     Benedikt XVI.
                                                   * 16. April 1927 in Marktl              † 31. Dezember 2022 in Rom

                                                               Träger des Bayerischen Verdienstordens
                                                               und des Bayerischen Maximiliansordens
                                                                     für Wissenschaft und Kunst

                                      Wir trauern um unseren bayerischen Papst. Der Tod von Benedikt XVI. berührt viele Menschen in Bayern
                                       und aller Welt sehr. Mit ihm verliert die Gesellschaft einen überzeugungsstarken Repräsentanten der
                                               katholischen Kirche sowie einen der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts.

                                        In bewegten und herausfordernden Zeiten war er das religiöse Oberhaupt der katholischen Gläubigen.
                                   Viele Menschen in seiner Heimat werden ihn nicht nur als Papst Benedikt XVI., sondern auch als bescheidenen
                                            Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Er gab vielen Menschen Kraft und Orientierung.
                                    Unvergessen ist uns sein mehrtägiger Besuch in Bayern als neuer Papst, der seine Liebe zu Land und Leuten
                                                           zum Ausdruck brachte. Er trug seine Heimat immer im Herzen.

                                                       Bayern wird Papst Benedikt XVI. ein ehrendes Andenken bewahren.

                                                                           Dr. MARKUS SÖDER, MdL
                                                                           Bayerischer Ministerpräsident
Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3
8  Vor Ort 
                                                                                                                                                                                                      15. Januar 2023 / Nr. 3

In eigener                                            Ohne Gewalt
Sache                                                 Zum Beitrag „Beten für den Frieden –                           mit weiteren Sanktionen die Feind-                          zum Geburtstag Jesu zu erklären, weil
Unsere vergangene MK-Ausgabe                          aus den päpstlichen Predigten und                              schaften mit erheblichen wirtschaftli-                      mit seinem Leben neues Licht in die
(Nr. 2 vom 8. Januar) enthielt neben                  Ansprachen zu Weihnachten und                                  chen Schäden nur noch verstärkt wer-                        Welt gekommen ist. Kirchen aus
der Berichterstattung zum Tod von                     zum Jahreswechsel“, MK vom 8.                                  den? Sind die großzügigen Militär-                          Energiegründen nur sparsam zu be-
Papst emeritus Benedikt XVI. am                       Januar, Seite 18:                                              hilfen und Zusagen für Wiederaufbau                         leuchten wäre so für Christen ein fal-
Silvestertag auch den großen MK-                                                                                     von der EU wie der US-Regierung                             sches Signal.
Jahresrückblick auf 2022. Wir wur-                                                                                   nicht eine Einladung an Selenskyj,                             Nach Jesus erfahren diejenigen
                                                           Lesermeinung
den inzwischen mehrfach von Lese-                                                                                    den blutigen Krieg fortzuführen? Mit                        Gottes Reich und Reichtum, die ohne
rinnen und Lesern angefragt, wo                       Offensichtlich hat auch unser Papst,                           einem vermeintlichen militärischen                          Gewalt, Vergeltung und Rachegedan-
man zusätzliche Exemplare dieser                      wie viele katholische und evangelische                         Sieg bleiben jedoch Spannungen und                          ken mit Wohlwollen auch auf Feinde
Ausgabe erwerben könnte, weil sie an                  Würdenträger, nicht die Kraft, sich                            Konflikte erhalten.                                         zugehen. Leute wie Gorbatschow oder
den Schriftenständen der Kirchen im                   deutlicher von der dominanten Politik                             Wo bleiben die Friedensansätze, die                      Gandhi haben im Sinne Jesu feind-
Erzbistum mitunter schnell vergriffen                 westlicher Mächte abzuheben. Aller-                            sich aus unseren heiligen Schriften                         liche Mauern fallen lassen. Auch für
war. Kein Problem: Wenden Sie sich                    dings hat er am 2. Dezember vor einer                          wie den Evangelien ergeben und mehr                         heute gelten Jesu Worte: Wer zum
hierfür einfach an unsere Vertriebs-                  Friedenskonferenz in Rom erklärt,                              erfordern als nur Gebete? Vor rund                          Schwert greift, wird durch das Schwert
abteilung.                                            dass Waffen zur Lösung von Konflik-                            2.000 Jahren wurde eine Zeitenwende                         umkommen. Bei weiteren militäri-
                                                      ten mehr ein Zeichen der Schwäche                              eingeläutet, die in unserer Zeitrech-                       schen Strategien wird es nur Verlierer
                                                      als der Stärke seien und Verhandlun-                           nung nach Christus zum Ausdruck                             geben außer bei den Rüstungsindust-
                                                      gen wie Schlichtung für Mut sprä-                              kommt und konträr zur Zeitenwende                           rien, deren Geschäfte weiter wie ge-
                                                      chen. Bedenklich, dass solche Aussa-                           unseres Wumms-Kanzlers steht und                            schmiert verlaufen. Dass damit auch
                                                      gen in tonangebenden Medien keine                              nicht viele Milliarden an Sonderschul-                      tatsächlich alle Lichter ausgehen
                                                      Beachtung finden.                                              den für noch mehr Waffen kostet.                            könnten, ist bei der heute kurzsichti-
                                                         Was soll letztlich herauskommen,                               Urchristen hatten sogar den Mut,                         gen Zeitenwende nicht mehr auszu-
                                                      wenn die Ukraine weiter einseitig                              im kriegerischen Römerreich das heid-                       schließen.           Simon Kirschner,
                                                      massiv unterstützt, aufgerüstet und                            nische Sonnwendfest um den 24.12.                              Gaimersheim

                                                      Gegen Gottes Gebot
                                                      Zum Beitrag „Die ‚treibende‘ Kraft                             Menschen. Leider wurde das im Bei-
                                                      – Vollversammlung des Zentral-                                 trag nicht erwähnt. Offensichtlich ist
                                                      komitees der Katholiken (ZdK) in                               das mangelende Sündenbewusstsein
Münchner Kirchenzeitung                               Berlin“, MK vom 18. Dezember,                                  nicht nur in der breiten Bevölkerung
Vertriebsabteilung                                    Seite 18:                                                      ein Problem.
Herzog-Wilhelm-Straße 5                                                                                                 Seit circa 50 Jahren werden bei uns
80331 München                                                                                                        Babys abgetrieben. Derzeit etwa
                                                                                                                                                                                             Schreiben Sie uns!
Telefon 089/232 25-260
                                                           Lesermeinung                                              100.000 Kinder jährlich. Heute fehlen                       Leserbriefe spiegeln die Meinung des
Telefax 089/232 25-240                                Die ZdK-Vorsitzende Irme Stetter-                              diese. Man bemüht sich, ausländische                        Verfassers, nicht der Redaktion wider.
E-Mail: vertrieb@michaelsbund.de                      Karp möchte einen Reformprozess in                             Arbeitskräfte anzuwerben, um die Lü-                        Kürzungen behalten wir uns vor.
www.mk-online.de/abo                                  Gang setzen, der von vielen Katholi-                           cke zu schließen.                                           Schreiben Sie unter Angabe Ihrer
                                                      ken nicht befürwortet werden kann.                                Es wäre besser, Frauen und Fami-                         Kontaktdaten bitte an:
Zugleich möchten wir an freundlich                    Indem sie mit der Forderung nach flä-                          lien mehr zu unterstützen, damit sie                        Münchner Kirchenzeitung,
auf das Gedenkbild für Papst emeri-                   chendeckender Abtreibung auftritt,                             das Ja zum Kind sprechen können.                            Redaktion, 80326 München
tus Benedikt XVI. hinweisen, das                      verstößt sie gegen Gottes Gebot und                                                   Theresia Huber,                     oder per E-Mail:
dieser MK-Ausgabe beiliegt.   mk                                                                                                                                                redaktion@michaelsbund.de
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   U ns
                                                                                                                      Inhaber & Verleger: Sankt Michaelsbund Diözesanverband München           und Freising e. V.
                                                                                                                                                                                    klimaneutral                                     klimaneutr
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                                                                                                                      Verlagsleitung: Stefan Eß. Geschäftsführender Chefredakteur: Elmar Pabst (V.i.S.d.P.).
                                                                                                                      Redaktion: Florian Ertl (stellv. Chefredakteur), Karin Hammermaier, Joachim Burghardt, Maximilian Lemli.
   50 Schritte zum                                                                                                    Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Garantie übernommen.
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   besseren Gedächtnis                                                                                                Derzeit gilt der gültige Anzeigentarif Nr. 26.
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                        Jetzt portofrei be5-420                                                                       München. Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Entschädigungs-
                            089 / 23  22                                                                              anspruch. Hinweise zu den AGB und zu Ihrem Widerrufsrecht finden Sie unter:
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   www.michaelsbund.de                                          Onlineshop-Artikel-Nr. 9783897779242                  Erscheinungsweise: wöchentlich. Druck: Bonifatius GmbH,
                                                                                                                                                                                                                 Zertifikatsnummer:
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Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3
15.
    Januar 2023 / Nr. 3 Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI. 9

                                                         Rechts oben: Kardinal Marx bei seiner Predigt;
                                                         links oben: Auch der bayerische Innenminister
                                                         Joachim Herrmann (links) und Herzog Franz von
                                                         Bayern nahmen am Requiem für Benedikt XVI.
                                                         im Liebfrauendom teil, ebenso Gebirgsschützen
                                                         (links unten) und Abordnungen studentischer
                                                         Verbindungen (rechts unten).    Fotos: Kiderle

Würdiger Abschied
Im Münchner Liebfrauendom feiert Kardinal Marx das Requiem der Erzdiözese für Benedikt XVI.

Ü
        ber die Video-Bildschirme des    eingeladen worden. Die Geistlichen wegen Missbrauchs verurteilten Pries-          diesen dynamischen Prozess vom
        an diesem Abend durch die        haben in ansehnlicher Anzahl in ter sowie die Erzdiözese und Ratzin-              Suchen und Finden bis in alle Ewig-
        Scheinwerfer der TV-Liveüber-    Chorkleidung im Altarraum Platz ge- gers Nachfolger im Amt des Erzbi-             keit eingetreten“: „Das wird sein Glück
tragung hell ausgeleuchteten Münch-      nommen. Auch eine Gebirgsschützen- schofs, Kardinal Friedrich Wetter.             sein und unser aller.“ Er sei „voller
ner Liebfrauendoms grüßt Benedikt        Gruppe mit mächtiger Landesschützen-        In seiner Predigt geht Marx dann      Zuversicht, dass er weiter mitgeht“, so
XVI. wie in seinen besten Tagen. Sein    Fahne sowie diverse Abordnungen der auf das „große theologische Werk“ ein,        Marx über Benedikt XVI.
Bild steht vor dem Hintergrund der       studentischen Verbindungen in voller das Benedikt XVI. als Vermächtnis               Die Trauer um den emeritierten
Domtürme und der Mariensäule.            Montur sind erschienen.                 hinterlasse. In vielen seiner Schriften   Papst hat das gesamte Erzbistum in
Die Szene geht über in die flackernde       „Ich will alle einladen zum Gebet und Bücher werde deutlich, dass durch        vielfachen Zeichen ausgedrückt: Bis
Osterkerze, bei jeder Gedächtnisfeier    heute, auch die, die im Raum der Kir- Jesus von Nazareth die Unbegreiflich-       zum Tag seiner Beisetzung in Rom
für einen Verstorbenen Zeichen der       che Missbrauch und Leid erfahren ha- keit Gottes ein Gesicht bekommen             wurde bei den Gottesdiensten in den
christlichen Auferstehungshoffnung.      ben“, begrüßt Kardinal Marx die habe: „Darum kreiste im Grunde sei-               Fürbitten oder besonderen Gebeten
Auf den Bänken und Stühlen liegen        Gläubigen sowie zahlreiche Gäste aus ne gesamte Theologie.“ Ein Bischof           des Verstorbenen gedacht, am Vortag
Sterbebildchen mit dem gütig lächeln-    Ökumene, Politik,                                           habe einmal kriti-    der Beisetzung in allen Pfarreien ein
den Verstorbenen, innen steht ein        Gesellschaft und                                            siert, dass Joseph    Requiem für ihn abgehalten. Darüber
Satz, den Benedikt XVI. bei seiner       Kultur.                   Suchen und Finden                 Ratzinger als Papst   hinaus läuteten vom 1. bis zum 3. Ja-
Amtseinführung äußerte: „Wer glaubt,        Im Zuge eines                                            lieber regieren und   nuar täglich von 16 bis 16.15 Uhr die
ist nie allein – im Leben nicht und      von der Erzdiözese                                          nicht        Bücher   Glocken, ebenso am Tag der Trauer-
auch im Sterben nicht.“                  in Auftrag gegebenen externen Gut- schreiben solle, erinnert sich der Kar-        feierlichkeiten in Rom. Zudem waren
   Die Erzdiözese nimmt mit einem        achtens zu sexuellem Missbrauch dinal. Er, Marx, habe dann geantwor-              alle Kirchen und kircheneigenen Ge-
feierlichen Requiem Abschied von         Minderjähriger und erwachsener tet: „Vielleicht bleiben die Bücher län-           bäude auf halbmast beziehungsweise
dem am Silvesterabend verstorbenen       Schutzbefohlener durch Kleriker so- ger als die Jahre des Pontifikats.“           mit Trauerflor beflaggt.
Benedikt XVI., der von 1977 bis 1982     wie hauptamtlich Bedienstete im Be-        „Evangelium ist Aufklärung“, hebt         Zum Abschluss des Gottesdienstes
das Bistum des heiligen Korbinian als    reich der Erzdiözese im Zeitraum von der Kardinal die von seinem Vor-Vor-         wird Marx dann noch einmal sehr
Erzbischof leitete. Der Introitus aus    1945 bis 2019 sah sich Benedikt XVI. Gänger im Bischofsamt propagierte            persönlich: Er berichtet von seinem
Mozarts Requiem zum Einzug des in        Vertuschungsvorwürfen ausgesetzt, Verbindung von Vernunft und Religi-             letzten Zusammentreffen mit Bene-
dicke Weihrauchschwaden gehüllten        die dieser in einer vom Vatikan veröf- on hervor. An der Liturgie entscheide      dikt XVI. im vergangenen September.
Altardienstes um Kardinal Reinhard       fentlichten Stellungnahme zurückwies sich das theologische Geschick, führt        Bis dahin bat der Erzbischof den Eme-
Marx verleiht dem Ganzen einen erns-     (wir berichteten). Benedikt XVI. sah Marx im Andenken an Benedikts                ritus bei jeder ihrer gemeinsamen
ten und würdigen Charakter.              sich in diesem Zusammenhang auch Lehre weiter aus: „Die Feier des Gottes-         Begegnungen am Ende um dessen
   Zu diesem Gottesdienst sind beson-    mit einer Klage vor dem Landgericht dienstes ist das Zentrum und der              Segen. „Dieses Mal habe ich zum ers-
ders die Dekane des Erzbistums, die      Traunstein konfrontiert. Die soge- Herzschlag der Kirche. Die Menschen            ten Mal zu ihm gesagt: ,Und jetzt seg-
Mitglieder der Päpstlichen Familie,      nannte Feststellungsklage richtete sich sollen spüren: Im Gottesdienst geht       ne ich dich.‘ Und er entgegnete: ,Ja, ja,
die Priester und Diakone, die pastora-   neben dem damaligen Münchner Erz- der Himmel auf.“ Benedikt XVI. habe             bitte!‘“               Florian Ertl/pm
len Mitarbeitenden und die Gläubigen     bischof auch gegen einen mehrfach nun seinen Weg vollendet und sei „in            Der Autor ist stellv. MK-Chefredakteur.
Abschied von Papst emeritus Benedikt XVI - www.mk-online.de 116. Jg. 15. Januar 2023 / Nr. 3
10 Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI.
                                                                                                                                                         15. Januar 2023 / Nr. 3

„Geliebte Heimat“
Benedikt XVI. und das Erzbistum München und Freising

Z       war schrieb Joseph Kardinal Rat-
        zinger 1998 in seinen Erinnerun-
        gen: „Es ist gar nicht leicht zu sa-
gen, wo ich eigentlich zu Hause bin. Mein
Vater wurde als Gendarm wiederholt ver-
                                                                                                                                          nals Döpfner zum Erzbischof seines Hei-
                                                                                                                                          matbistums. Damit war nach über 80
                                                                                                                                          Jahren wieder ein gebürtiger Altbayer und
                                                                                                                                          Diözesanpriester zum Oberhirten berufen
                                                                                                                                          worden. Dem verdankten sich die durch-
setzt, so daß wir viel auf Wanderschaft                                                                                                   weg positiven Reaktionen auf die Ernen-
waren, bis wir 1937, als er mit sechzig                                                                                                   nung ebenso wie dem Ansehen des Theo-
Jahren in Pension ging, das Haus in Huf-                                                                                                  logen. Für das erzbischöfliche Wappen
schlag bei Traunstein beziehen konnten,                                                                                                   wählte er neben dem traditionellen „Frei-
das dann unsere eigentliche Heimat ge-                                                                                                    singer Mohren“ auch den Bären des heili-
worden ist.“ Aber klar war doch: „Alles                                                                                                   gen Korbinian als Motiv.
Wandern vorher blieb in einem begrenz-                                                                                                        Bischofsweihe und Amtseinführung
ten Radius: im Inn-Salzach-Dreieck, des-                                                                                                  fanden am 28. Mai im Münchner Dom
sen Landschaft und Geschichte meine Ju-                                                                                                   statt. Nach dem Gottesdienst führte eine
gend geprägt hat.“ Zu seiner bayerischen                                                                                                  Prozession zum Marienplatz, wo Erzbi-
Herkunft und Prägung hat sich der spätere                                                                                                 schof Ratzinger an der Mariensäule ein
Theologieprofessor, der Erzbischof und                                                                                                    Gebet zur Schutzfrau Bayerns sprach. Bei
Kardinal und auch der Papst stets bekannt.                                                                                                der offiziellen Begrüßung in Freising be-
Geboren am 16. April 1927 als drittes Kind                                                                                                tonte der Erzbischof die bleibende Bedeu-
von Joseph Ratzinger und seiner Ehefrau                                                                                                   tung der alten Bischofsstadt als „Heim-
Maria in Marktl am Inn (Diözese Passau),                                                                                                  stätte des Glaubens und der Kultur“. Eine
zog er 1929 mit seinen Eltern und den                                                                                                     Konsequenz war sein Antrag auf Erhe-
Geschwistern Maria und Georg nach Titt-                                                                                                   bung des Freisinger Doms zur Konkathe-
moning. Auch die weiteren Stationen der                                                                                                   drale.
Familie lagen im Erzbistum München und                                                                                                        Zur allgemeinen Überraschung wurde
Freising: 1932 Aschau am Inn und schließ-                                                                                                 schon am 2. Juni 1977 bekannt gegeben,
lich 1937 das eigene Haus am Rand von                                                                                                     dass Erzbischof Ratzinger von Papst Paul
Traunstein. Das Gymnasium besuchte Jo-                                                                                                    VI. zum Kardinal erhoben und damit in die
seph Ratzinger zunächst von zuhause aus,                                                                                                  Mitverantwortung für die Weltkirche ge-
bis er 1939 – wie zuvor schon Georg – in                                                                                                  nommen wird. Die feierliche Erhebung
das Erzbischöfliche Studienseminar Traun-                                                                                                 folgte am 27. Juni in Rom.
stein eintrat. Angesichts der Schikanen                                                                                                       Sicherlich bedeutete es für den bisheri-
des NS-Regimes, das unter anderem die                                                                                                     gen Universitätsprofessor eine große Um-
Anmeldung aller Seminaristen zur „Hitler-                                                                                                 stellung, sich in die Leitung eines großen
Jugend“ erzwang, reifte in Joseph der Ent-     Joseph Ratzinger beschrieb in seinen Werken auch öfter seine Heimat.        Foto: KNA     Bistums wie der Erzdiözese München und
schluss, Priester zu werden.                                                                                                              Freising mit damals nahezu 2,4 Millionen
   Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs         Kandidaten im Freisinger Dom die Pries-      keit, druckreif frei sprechen zu können,      Katholiken und 752 Seelsorgsstellen hin-
brachte die Ausquartierung der Semina-         terweihe durch Erzbischof Michael Kardi-     durch eine „vollkommen neue Sprache“          einzufinden. Bei seinen öffentlichen Auf-
risten in Behelfsunterkünfte. Ab August        nal von Faulhaber.                           und seine Art der Bibeldeutung. Bei ei-       tritten verband der Erzbischof persönliche
1943 folgten der Einsatz als Luftwaffen-          Der erste Einsatz des Neupriesters war    nem Adventssingen im Priesterseminar          Bescheidenheit mit der sehr bewusst
helfer, Reichsarbeitsdienst im österreichi-    eine vierwöchige Aushilfe in München-        übernahm der gelehrte Volksmusikfreund        eingesetzten Macht seines Wortes. Seine
schen Burgenland und eine kurze Solda-         Moosach, in der „nahezu alles passiert[e],   1953 die Worte der Besinnung und zog          Predigten fanden solchen Anklang, dass
tenzeit in der Umgebung Traunsteins, die       was einem Seelsorger an kirchenrechtli-      einen berühmt gewordenen Vergleich            die Pressestelle des Ordinariats sie in
Joseph Anfang Mai 1945 dadurch beende-         chen Problemen passieren kann“. Es folgte    zwischen dem Jodler und dem beim              großer Auflage verbreitete. Wichtige, in
te, dass er sich entschloss, aus der Kaser-    „das kostbare Jahr                                                 Kirchenvater Augus-     Ansprachen immer wieder aufgegriffene
ne „nach Hause zu gehen“. Nach kurzer          seelsorglicher Tätig-                                              tinus      erwähnten    Anliegen waren dem Erzbischof die Be-
Kriegsgefangenschaft konnte der 18-Jäh-        keit“ als Kaplan in
                                                                            Freisinger Mohr,                      „Jubilus“.              wahrung des christlichen Erbes Bayerns
rige nunmehr den Weg zum Priestertum           München-Bogen-              Bär des Korbinian                         Nach Abschluss der   und der christlichen Grundordnung in Eu-
einschlagen.                                   hausen. Pfarrer Max                                                Habilitation führte     ropa sowie die Warnung vor einer Anpas-
   Zusammen mit Bruder Georg trat er in        Blumschein stellte dem jungen Priester       die akademische Karriere Ratzinger von        sung an den Zeitgeist. Gerne pflegte Kar-
das Priesterseminar der Erzdiözese auf         ein hervorragendes Zeugnis aus. Nur eine     Freising zunächst an die Universität Bonn,    dinal Ratzinger auch seine Liebe zu Musik
dem Freisinger Domberg ein und begann          „gewisse Schüchternheit“ müsse er noch       dann nach Münster, Tübingen und schließ-      und frommem Brauchtum. Große Auf-
das Studium an der dortigen Philoso-           überwinden.                                  lich an die neue Universität Regensburg.      merksamkeit beanspruchte die Sicherung
phisch-Theologischen Hochschule. Jo-              Die baldige Berufung als Dozent und       Von 1962 bis 1965 nahm er als Konzils-        der Seelsorge: 1981 legte der Erzbischof
sephs wissenschaftliche Begabung fiel          Präfekt in das Priesterseminar Freising      theologe und als Berater des Kölner Erz-      den Grundstein zum Neubau des Priester-
schon bald auf, so durfte er seine Studien     bedeutete eine Weichenstellung in Rich-      bischofs Joseph Kardinal Frings am Zwei-      seminars in München. Angesichts einer
ab 1947 an der Universität München fort-       tung auf eine wissenschaftliche Laufbahn.    ten Vatikanischen Konzil teil und knüpfte     sinkenden Priesterzahl wurden zahlreiche
setzen. Unter den akademischen Lehrern         1953 schloss er seine Doktorarbeit ab und    dabei auch Kontakte mit dem Münchner          Pfarrverbände gegründet und Ständige
beeinflussten ihn besonders der Pastoral-      begann mit der Habilitation. Schon im        Erzbischof Julius Kardinal Döpfner.           Diakone sowie Laienmitarbeiter in die
theologe Joseph Pascher und der Fun-           Jahr darauf übernahm er die Vertretung          Regensburg sollte – so war die Lebens-     Seelsorge einbezogen.
damentaltheologe Gottlieb Söhngen. Im          des Lehrstuhls für Dogmatik und Funda-       planung – die letzte Station sein. Doch er-       Im November 1980 kam Papst Johan-
Sommer 1950 schloss er das Universitäts-       mentaltheologie an der Hochschule Frei-      nannte am 25. März 1977 Papst Paul VI.        nes Paul II. auf seiner ersten Deutschland-
studium ab. Am 29. Juni 1951 empfing er        sing. Der jugendlich wirkende Professor      den „bedeutenden Meister der Theolo-          reise nach München. Fast genau ein Jahr
zusammen mit Georg und 42 weiteren             faszinierte seine Hörer durch die Fähig-     gie“ in Nachfolge des verstorbenen Kardi-     danach wurde bekannt gegeben, dass er
15.
     Januar 2023 / Nr. 3 Zum Tod von Papst emeritus Benedikt X VI. 11

Begeisterte Gläubige grüßen mit Bayern-Fahnen Papst Benedikt XVI. (Mitte, rechts daneben Kardinal Friedrich Wetter) auf dem Balkon des Erzbischöflichen Palais anlässlich seines
Besuchs in München 2006.                                                                                                                  Foto: imago/Reinhard Kurzendörfer

Kardinal Ratzinger zum Präfekten der rö-     im September 2006 seine Heimat Bayern          der Ehrenbürgerwürde von Gemeinden,           tum München und Freising bereits erfasst.
mischen Glaubenskongregation berufen         besuchen werde. Das Reiseprogramm              in denen er gelebt und gewirkt hat. Der       Es wurde nun – und verstärkt noch nach
hatte. Zum 15. Februar 1982 verzichtete      stand unter dem Motto „Wer glaubt, ist         Papst nahm diese Ehrungen gerne an und        Veröffentlichung des zweiten diözesanen
der Erzbischof auf sein bisheriges Amt.      nie allein“ – ein Zitat aus der Antrittspre-   hob seine persönlichen Beziehungen zum        Missbrauchsgutachtens im Januar 2022 –
Bei der Verabschiedung versprach er,         digt des Papstes. Beziehungsreich begann       Ort hervor. Kaum einmal unterließ er es,      nach dem Tun beziehungsweise Unter-
„den in unserer Heimat gewachsenen           der Besuch auf dem Münchner Marien-            bei Erwähnungen seines Heimatbistums          lassen des emeritierten Papstes in seiner
Glauben und insofern Kirche, die aus Bay-    platz, in der symbolischen Mitte des Lan-      von der „lieben“ oder gar „geliebtesten“      Amtszeit als Erzbischof gefragt. An meh-
ern kommt, in Rom präsent zu machen“,        des, wo Joseph Ratzinger beim Antritt des      Erzdiözese zu sprechen – wie in der           reren Orten kamen Diskussionen auf, wie
und schloss mit den Worten „Pfia Gott        Bischofsamtes gebetet und sich 1982 vom        Urkunde, mit der er 2007 Reinhard Marx        mit den ihm verliehenen Ehrenbürger-
und Vergelt’s Gott“.                         Erzbistum verabschiedet hatte. Mit mehr        zum Erzbischof von München und Freising       schaften, den Straßenbenennungen und
   Der Tätigkeitsradius des Kurienkardi-     als 250.000 Gläubigen feierte Benedikt         ernannte. Eine weitere Verbindung zwi-        Denkmälern umzugehen sei.
nals war nun weltweit. Gleichwohl pfleg-     XVI. in München-Riem die Sonntags-             schen Rom und dem Erzbistum knüpfte              Das letzte Wort zu seiner Heimat hat
te er stets die Verbindung mit seiner        messe. Am Nachmittag kehrte er in seine        der Bau der römischen Pfarrkirche San         Papst Benedikt bereits im Jahr 2006 nie-
bayerischen Heimat. Er besuchte sie regel-   ehemalige Kathedrale zurück. Nachdem           Corbiniano, die Benedikt XVI. persönlich      dergeschrieben, und offenkundig hat er
mäßig, verbrachte hier kurze Urlaube und     er viele der am Domplatz Stehenden per-        weihte und Kardinal Marx als Titelkirche      keinen Anlass gesehen, daran etwas zu
wurde auch immer wieder als Zelebrant        sönlich begrüßt hatte, betete er zunächst      verlieh. Auch nach dem Amtsverzicht des       ändern. So heißt es in seinem geistlichen
und Prediger zu Orts- und Priesterjubiläen   in der Krypta an den Gräbern seiner erz-       Papstes 2013 rissen die Kontakte nicht ab.    Testament (siehe Seite 32): „… danken
eingeladen. Im Münchner Dom feierte er       bischöflichen Amtsvorgänger. Dann feierte      Immer wieder empfing der „papa emeri-         möchte ich dem Herrn für die schöne Hei-
2002 das 25-jährige Jubiläum seiner Bi-      er mit jungen Familien, Religionslehrern       tus“ bayerische Besuchergruppen an sei-       mat im bayerischen Voralpenland, in der
schofsweihe. Andererseits nutzten zahl-      und Erstkommunion-                                                   nem Ruhesitz in den     ich immer wieder die Schönheit des Glau-
reiche Personen und Gruppen Rom-Reisen       kindern eine Vesper.                                                 Vatikanischen Gärten.   bens erleben durfte. Ich bete darum, daß
zur Begegnung mit dem ehemaligen Erz-            Von Regensburg
                                                                              Heimatbesuch                            Am     schönsten    unser Land ein Land des Glaubens bleibt,
bischof. Besonders verbunden fühlten         her traf Benedikt                als Papst 2006                      würdigte Benedikt       und bitte Euch, liebe Landsleute: Laßt
sich ihm die bayerischen Gebirgsschützen,    XVI. in Freising ein.                                                XVI. seine Heimat       euch nicht vom Glauben abbringen.“
die anlässlich des 75. Geburtstags mit 400   Im Dom betete er vor dem Schrein des           2012 bei dem bayerischen Abend, den die                Dr. Roland Götz (stellvertretender
Mann nach Rom kamen und den Kardinal         heiligen Korbinian, ehe er zu Priestern        Erzdiözese zum 85. Geburtstag in Castel           Direktor von Archiv und Bibliothek des
zum Ehrenmitglied machten.                   und Ständigen Diakonen des Erzbistums          Gandolfo ausrichtete – ein „typischer Rat-            Erzbistums München und Freising)
   Mehrfach lehnte Papst Johannes Paul II.   sprach. Dabei weckte der Eindruck des          zinger“, bei dem die theologische Pointe      Guido Treffler (Archivar im Erzbischöflichen
Resignationsgesuche seines engen, ihm        frisch renovierten Doms bei ihm Erinne-        im letzten Wort steckt: „Gott hat es uns in                              Archiv München)
freundschaftlich verbundenen Mitarbei-       rungen an seine Priesterweihe und die          Bayern leicht gemacht. Er hat uns eine so
ters ab, so dass die für den Ruhestand ge-   Feier des Korbiniansfestes als Erzbischof.     schöne Welt geschenkt, ein so schönes         Das Diözesanarchiv hat die Beziehungen
planten wissenschaftlich-schriftstelleri-    In seiner Abschiedsansprache auf dem           Land, dass es leicht ist, zu erkennen, Gott   von Joseph Ratzinger zu seinem Heimat-
schen Projekte aufgeschoben werden           Flughafen zitierte Benedikt XVI. als Se-       ist gut, und froh darüber zu sein. Aber zu-   bistum umfassend dokumentiert und
mussten. Als Dekan des Kardinalskollegi-     genswunsch die erste Strophe der Bay-          gleich hat er geholfen, dass die Menschen     damit ein Fundament für die künftige
ums leitete Kardinal Ratzinger die Beiset-   ernhymne und schloss mit den Worten:           dieses Landes aus diesem Ja heraus dem        wissenschaftliche Forschung gelegt: Peter
zung von Johannes Paul II. und das Kon-      „Allen ein herzliches ‚Vergelt’s Gott‘ und:    Land erst seine volle Schönheit gegeben       Pfister (Hrsg.), Joseph Ratzinger und das
klave, aus dem er am 19. April 2005 selbst   ‚Auf Wiedersehen!‘, so Gott will.“             haben, so dass es erst durch die Kultur der   Erzbistum München und Freising. Doku-
als Papst Benedikt XVI. hervorging. Be-          Zu einem Wiedersehen mit der „gelieb-      Menschen, durch ihren Glauben, ihre           mente und Bilder aus kirchlichen Archi-
sonderes Aufsehen in der Heimat erregte,     ten Heimat“ ist es – bis auf einen kurzen      Freude, ihr Singen, ihre Musik, ihre Kunst    ven, Beiträge und Erinnerungen (Schriften
dass er den „Freisinger Mohren“ und den      Regensburg-Besuch im Juni 2020, als er         so schön geworden ist, wie der Schöpfer       des Archivs des Erzbistums München und
Bären des heiligen Korbinian in sein         seinen sterbenden Bruder Georg noch            es nicht alleine, sondern mit Hilfe der       Freising 10), Regensburg (Verlag Schnell &
Papstwappen übernahm.                        einmal sehen wollte – nicht gekommen,          Menschen machen wollte.“                      Steiner) 2006, ISBN 978-3-7954-19141-1.
   Bald konnte Erzbischof Friedrich Kardi-   jedoch zu vielen Begegnungen mit Bay-              Zu diesem Zeitpunkt hatte die Miss-       Der Band ist zum Preis von 19,90 Euro nach
nal Wetter mitteilen, dass Benedikt XVI.     ern in Rom, oft anlässlich der Verleihung      brauchskrise der Kirche auch das Erzbis-      wie vor über den Buchhandel erhältlich.
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