Macro Insight - Die Zinsen und ihre Auswirkung auf die europäischen Immobilienmärkte - JLL

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Macro
           Insight

Die Zinsen und ihre Auswirkung auf die
europäischen Immobilienmärkte
Q3 2018
Zusammenfassung
• Ähnlich dem US-amerikanischen Vorbild                         Der Normalisierungsprozess der US-Politik beinhaltet die
  ist in Europa im kommenden Jahr oder                          Anhebung des Leitzinses (Fed Funds Rate) auf sein Vor-Krisen-
  spätestens Anfang 2020 mit der ersten                         Niveau und die Reduzierung der Wertpapierbestände der
                                                                US-Notenbank. Bisher standen die Zinsen im Mittelpunkt, aber
  Leitzinserhöhung seit der globalen
                                                                die US-Behörden haben auch vor Kurzem mit dem Verkauf
  Finanzkrise zu rechnen.                                       ihres riesigen Bestands an Staatsanleihen begonnen. Ziel ist die
• In Europa ist bei der Leitzinserhöhung                        Rückkehr zu einer Geldpolitik, mit der man wie vor der globalen
                                                                Finanzkrise üblich auf Inflations- und Wachstumsentwicklungen
  von einem schrittweisen und
                                                                reagiert hat anstatt strategische Krisenbewältigung wie in der
  vorsichtigen Prozess auszugehen, und                          Zeit der Finanzkrise zu betreiben. Dieses Bestreben haben
  die Spitzenwerte in diesem Zyklus                             mittlerweile alle großen Wirtschaftszentralbanken.
  dürften deutlich niedriger ausfallen als
  in der Vergangenheit.                                         Die Politik der Normalisierung beruht zum Teil auf der
                                                                Erkenntnis, dass Nullzinsen nicht länger für die Unterstützung
• Es gibt kein festgelegtes Verhältnis                          des Wirtschaftswachstums in den USA erforderlich sind und
  zwischen Immobilienrenditen und                               wurde durch die Befürchtung untermauert, dass niedrige
  Zinsen. Unsere Ergebnisse deuten                              Zinsen irgendwann schädlich werden und die Renditen von
  allerdings auf einen Aufwärtsdruck                            Anlagevermögen, die Anreize und sogar die Produktivität
  aufgrund steigender Zinsen für                                verzerren. Diese Ansicht wird weiterhin diskutiert. Eines ist
  Staatsanleihen hin.                                           jedoch klar: Der zukünftige Weg wird von Vorsicht geprägt sein.
                                                                Die Zentralbanken werden die Zinsen langsam und vorhersehbar
• In unserem Basisszenario sind wir                             anheben und bei Bedarf auch wieder senken, falls dies sich
  der Auffassung, dass die Kapitalwerte                         negativ auf die Wirtschaft auswirkt.
  der Core-Immobilien nur moderat
  rückläufig sein werden, da die Renditen                       Abbildung 1: Wo steigt das Zinsniveau als nächstes?
  für Büroimmobilien im Euroraum um                             Land                        Datum
  lediglich 25 Basispunkte ansteigen
                                                                USA                         2015 Q4
  werden.
                                                                Tschechische Republik       2017 Q3
• Es besteht allerdings das Risiko, dass eine                   Großbritannien              2018 Q3
  schon leicht zurückhaltendere Reaktion                        Norwegen                    2018 Q4*
  der Investoren bei dem aktuell niedrigen
                                                                Eurozone                    2020 Q1*
  Renditeniveau eine stärkere Korrektur
                                                                Polen                       2021 Q2*
  der Kapitalwerte mit sich bringen kann.
                                                                *Prognose
• Dagegen werden sich andere                                    Quelle: Eurostat, Oxford Economics
  Faktoren gegenläufig auswirken,
  insbesondere die positiven                                    Die US-Zentralbank hob im Laufe dieses Jahres die Leitzinsen
                                                                auf 2 % an, weitere Erhöhungen werden bis zum Jahresende
  Mietpreissteigerungserwartungen
                                                                erwartet. Die europäischen Länder werden diesem Beispiel in den
  und die Kapitalverfügbarkeit                                  kommenden fünf Jahren zu unterschiedlichen Zeitpunkten folgen
                                                                (siehe Abbildung 1). Den entscheidenden Anfang machte die Bank
                                                                of England im August 2018 mit einem Anstieg des Zinsniveaus
                                                                um 25 Basispunkte. Die EZB ist zurückhaltender, da sie nach wie
                                                                vor mit der Abwicklung des quantitativen Lockerungsprogramms
                                                                beschäftigt ist. Entsprechend ihrer gegenwärtigen Politik bereitet
                                                                sich die EZB auf eine Erhöhung der Leitzinsen im Laufe des
                                                                nächsten Jahres vor. Gemäß den neuesten Prognosen von Oxford
                                                                Economics wird der Zinsanstieg aber erst 2020 erfolgen.
Warum steigen die Zinsen weltweit?                              Die Richtung ist dennoch klar, jedoch dürfte der Höchstwert des
Nach einer langen Periode der außerordentlich lockeren          aktuellen Leitzinszyklus diesmal deutlich niedriger ausfallen. In
Geldpolitik als Folge der globalen Finanzkrise läutete die      vergangenen Aufschwungzeiten lag der Zinssatz üblicherweise
US-Notenbank Ende 2015 mit der ersten von bisher sieben         zwischen 5 und 6 %. Dieses Mal sollen die Leitzinsen in den USA
Leitzinserhöhungen die globale Zinswende ein. Diese Politik     und in Großbritannien bis 2022 auf etwa 3 % steigen, während
schlug sich nicht nur in der Nullzinspolitik, sondern auch in   der Leitzins der EZB in fünf Jahren nur knapp über 1 % liegen
den groß angelegten Ankaufprogrammen von Staatsanleihen         dürfte. Sofern die Bedenken hinsichtlich der zugrunde liegenden
in Großbritannien, den USA und (mit Verzögerung) im Euro-       wirtschaftlichen Unsicherheiten nicht ausgeräumt werden, dürfte
raum nieder. In den USA reduzierte die US-Notenbank vor         dies zur neuen „Normalität“ werden, wenngleich nach 2022 mit
ihrem ersten Zinsanstieg nach und nach diese Finanzspritzen.    einem weiteren leichten Zinsanstieg im Euroraum zu rechnen ist
Die EZB handelt derzeit ähnlich bei ihrem quantitativen         (Abbildung 2).
Lockerungsprogramm.
Abbildung 2: Internationale Leitzinsen                                          Was bedeutet die erwartete Normalisierung
7 % In vergangenen Zyklen gab es
                                                                                für Immobilien?
    Höchststände von über 5%...                                  Prognose       Die Zinssätze stellen eine zentrale politische Herausforderung
6                                                                               dar, aber unser Fokus liegt auf dem, was dies für Immobilien
5                                                                               bedeutet. Wir betrachten hier die direkten Auswirkungen auf die
                                                                ...in Zukunft
                                                               dürften diese    Immobilienrenditen, nicht die wirtschaftlichen Auswirkungen im
4                                                                  niedriger    Allgemeinen. Auch dies ist nicht einfach, da die Beziehungen komplex
                                                                   ausfallen    sind und sich im Laufe der Zeit verschoben haben. Abbildung 4
3                                               Start der                       zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Spitzenrenditen für
                                              Normalisierung                    Büroimmobilien im Euroraum. Auffallend ist, dass die Leitzinsen
2
                                                                                in den letzten Jahrzehnten zwar stetig rückläufig waren, die
1                                                                               Immobilienrenditen sich jedoch deutlich weniger stark reduziert
                                                                                haben. Der Spread zwischen Umlaufrenditen für Staatsanleihen
0
                                                                                und Immobilienrenditen schwankt folglich stark.
-1              Federal Reserve       EZB         Bank of England

                                                                                Abbildung 4: Zinsen und Immobilienrenditen
2000
2001
2002
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2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
                                                                                15 %
Quelle: Oxford Economics                                                                                                                          Prognose

Während die (kurzfristigen) Leitzinsen im Fokus stehen,                         10
sind sie nicht die einzigen für Immobilien bedeutenden
Zinsen. Insbesondere der Wertpapiermarkt ist für Investoren
von entscheidender Bedeutung, da Staatsanleihen eine                             5
risikofreie Rendite bieten, an denen andere Vermögenswerte
gemessen werden. Kurzfristige Zinssätze geben die Richtung
                                                                                  -
für diese längerfristigen Anleihezinssätze vor; jedoch ist das
Verhältnis nicht eins-zu-eins und verschob sich in der jüngsten
Vergangenheit. In den kommenden fünf Jahren dürften die Zinsen                   -5
für Anleihen als Reaktion auf die straffere Zinspolitik steigen und
in den Industrieländern ein Niveau von 3,5 bis 4 % erreichen.
                                                                                -10
Abbildung 3: Renditen langfristiger Staatsanleihen haben
                                                                                      1982
                                                                                      1984
                                                                                      1986
                                                                                      1988
                                                                                      1990
                                                                                      1992
                                                                                      1994
                                                                                      1996
                                                                                      1998
                                                                                      2000
                                                                                      2002
                                                                                      2004
                                                                                      2006
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                                                                                      2010
                                                                                      2012
                                                                                      2014
                                                                                      2016
                                                                                      2018
                                                                                      2020
                                                                                      2022
Tiefpunkt durchschritten
16 %                                                                                   Renditedifferenz Staatsanleihen u. Büro   Umlaufrendite Staatsanleihen
                                                                 Prognose              Leitzins EZB                             Spitzenrendite Büro
14
                                                                                Quelle: Oxford Economics, JLL
12

10                                                                              Die Korrelation zwischen langfristigen Zinsen und Immobilien-
                                                                                renditen über alle Märkte, Assetklassen und Zeiträume hinweg
8                                                                               (Abbildung 5) ist durchweg höher als bei kurzfristigen Zinsen.
                                                                                Aus diesem Grund konzentrieren wir uns in der weiteren
6
                                                                                Analyse größtenteils auf diese Beziehung. Insgesamt zeigen die
4                                                                               langfristigen Zinskorrelationen der letzten 40 Jahre einen noch
                                                                                stärkeren Zusammenhang über alle Assetklassen hinweg. In
2                                                                               den 80er und frühen 90er Jahren war die Beziehung deutlich
0                                                                               schwächer, hier lagen die Renditen für Büroimmobilien unter
                                                                                dem risikofreien Zinssatz. Dies betraf allerdings eine Zeit mit einer
     1980
     1982
     1984
     1986
     1988
     1990
     1992
     1994
     1996
     1998
     2000
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     2004
     2006
     2008
     2010
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     2016
     2018
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                                                                                weltweit hohen Inflation und Immobilien wurden zum Teil als
                 USA               Eurozone          Großbritannien             Absicherung dagegen angesehen.
Quelle: Oxford Economics                                                        Abbildung 5: Renditen von Staatsanleihen und Immobilien
Entsprechend den Erwartungen bezüglich einer niedrigen
Inflation, eines geringeren Wachstums von BIP, Produktivität und                             Korrelationen und durchschnittliche Abstände Niveau
Bevölkerung, dürften diese Höchstwerte immer noch unter den                                                        1980-96 1996-2008 2009-17            2017
Spitzenwerten früherer Zyklen liegen. Manche befürchten einen                   Spitzenrendite Büro                    43 %         65 %      94 %      3,5 %
Preisverfall, wenn die Zentralbanken die Anleihen wieder auf dem
Markt verkaufen, was wiederum die Renditen stärker in die Höhe                  Spitzenrendite Einzelhandel            -8 %         70 %      95 %      3,1 %
treiben könnte. Die Prognosen von Oxford Economics deuten auf                   Spitzenrendite Logistik               -38 %         76 %      88 %      5,1 %
moderat ausfallende Auswirkungen hin, dies entspricht auch den                  Abstand Büro                           -4,36         0,61      1,94      2,39
bisherigen Beobachtungen aus den USA. Die Volkswirtschaften
des Euroraums hinken diesem Trend hinterher, jedoch ist der                     Abstand Einzelhandel                   -4,40         0,34      1,43      2,01
Anstieg der langfristigen Zinsen im Allgemeinen ausgeprägter                    Abstand Logistik                       -0,76         3,03      3,91      3,99
als der Anstieg der Leitzinsen. In den USA und in Großbritannien
hingegen nähern sich die Zinsen eher im Laufe der Zeit an                       Sources: Oxford Economics, JLL
(siehe Abbildung 3).
Seitdem ist der Spread durchweg positiv (abgesehen von               Abbildung 6 zeigt die Bandbreite der möglichen Ergebnisse.
kurzen Ausnahmen) und der Zusammenhang hat sich bestätigt.           Die JLL-Prognose liegt in der Mitte, mit einem Profil nahe dem
Seit der globalen Finanzkrise sind die Korrelationen angestiegen     Szenario „Rückkehr zum Mittelwert vor der globalen Finanzkrise“.
und auch die Spreads wurden größer. Diese Lücke oder                 Der extremste Anstieg (eins-zu-eins) bedeutet eine deutliche
„Immobilienrisikoprämie“ liegt derzeit bei allen Assetklassen        Auswärtsbewegung, jedoch nicht außerhalb historischer
über den historischen Durchschnittswerten. Eine hohe                 Bandbreiten.
Korrelation bedeutet nicht notwendigerweise Kausalität, aber
die Zahlen implizieren einen starken Zusammenhang zwischen           Abbildung 6: Renditeszenarien für die Eurozone
Immobilien- und Anleiherenditen. Es ist davon auszugehen, dass
die langfristigen Zinsen in den kommenden fünf Jahren um bis zu      6%
200 Basispunkte steigen werden. Daher werden sich die Spreads
entweder drastisch reduzieren oder die Renditen steigen.             5

                                                                     4
Ausblick und Szenarios
Einen ersten Anhaltspunkt liefert unsere hauseigene JLL-             3
Prognose als Basisszenario. Darin zeigt sich, dass sich die
Renditen für Büroimmobilien im Euroraum in den nächsten              2
zwei Jahren stabilisieren und die Renditen dann bis zum Ende
des Prognosezeitraums im Euroraum um 30 bis 40 Basispunkte
                                                                     1
ansteigen werden. Bei einem Anstieg der Marktzinsen um fast
200 Basispunkte stellt dies einen Rückgang des Spreads bei den
                                                                     0
Immobilien von rund 170 Basispunkten dar, sodass bis 2022 eine           2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022
Lücke zum Anleihezins von knapp einem Prozentpunkt verbleibt.
Dieser Spread wäre damit deutlich niedriger als derzeit, läge aber           Überschneidung        Mittelwert vor Finanzkrise   Historischer Mittelwert
im Bereich der vergangenen Zyklen.                                           Eins-zu-eins          JLL-Prognose                 Staatsanleihen

Um die Bandbreite der möglichen Ergebnisse zu verdeutlichen,         Quelle: Oxford Economics, JLL
haben wir alternative Szenarien entwickelt, die auf anderen
Annahmen bezüglich des Spreads zwischen Anleihen und                 Diese Ergebnisse zeigen das breite Spektrum der Möglichkeiten
Renditen für Büroimmobilien beruhen. Dieser Spread ist ein           auf. Entscheidend ist die Auswirkung der Szenarioergebnisse
Maßstab dafür, welche Rendite Investoren für das Halten              auf die Kapitalwerte. Wir berechnen diese anhand der Mietpreis-
von Immobilien im Verhältnis zum risikolosen Zinssatz als            entwicklung in der JLL-Prognose und vergleichen diese für jedes
Kompensation benötigen. Wie bereits erwähnt, ist diese Lücke         Szenario (Abbildung 7).
in den vergangenen Jahren sehr unterschiedlich ausgefallen;
war aber in den letzten Zyklen durchweg positiv und in den           Abbildung 7: Auswirkung der Renditeszenarien
letzten Jahren relativ groß.
                                                                     20 % Einfluss auf den Kapitalwert
In unserem Basisszenario gehen wir von einer spürbaren                    (2017-22 insgesamt)
Verringerung des Spreads aus; andere Szenarien sind jedoch           10
ebenfalls plausibel:
                                                                         0
• Eins-zu-eins Verhältnis: Dies setzt einen Renditeanstieg
  entsprechend der Anleihezinsen voraus. Ein solches                 -10
  Verhalten ist angesichts der Größe des aktuellen Spreads                     Renditeveränderung
  unwahrscheinlich, stellt aber ein Worst-Case-Szenario für          -20       in bps
  die Immobilienrenditen dar.
                                                                     -30
• Rückkehr zum historischen Mittelwert (1996-2017): Dieses
                                                                     -40
  Szenario geht von einer Verringerung des Spreads aus, die
  jedoch geringer ist als in unserem Basisszenario. Aufgrund
                                                                     -50
  einer größeren Vorsicht der Investoren kommt es zu stärkeren                  Über-         Mittelwert vor      JLL   Historischer      Eins-zu-
  Renditeanstiegen. Dieses Szenario ist ein nicht unrealistisches            schneidung        Finanzkrise     Prognose  Mittelwert         eins
  Negativszenario.                                                   Quelle: Oxford Economics, JLL

• Rückkehr zum Mittelwert vor der globalen Finanzkrise               Diese Ergebnisse verdeutlichen die Abhängigkeit der Kapital-
  (1996-2008): Dies setzt voraus, dass die Spreads auf den           werte von den Spitzenrenditen. In der JLL-Prognose wird für
  Durchschnitt des letzten vollständigen Zyklus (vor der             den Euroraum ein moderater Wertverlust von 5 % über fünf
  Finanzkrise) sinken. Die Logik besteht darin, dass mit der         Jahre prognostiziert und die Auswirkungen des Szenarios,
  Normalisierung der Zinssätze die Vorsicht der Anleger              das die Rückkehr zu den Mittelwerten von vor der globalen
  nachlässt und dadurch der Spread fällt. Diese Auffassung           Finanzkrise beschreibt, sind ähnlich. Die extremeren Szenario-
  kommt dem Basisszenario von JLL sehr nahe.                         Alternativen zeigen dagegen dramatischere Veränderungen. Am
                                                                     interessantesten ist die Rückkehr zum historischen Mittelwert der
• Überschneidung: Dies ist ein optimistisches Szenario über          Spreads. Hier steigen die Renditen nur um etwa einen weiteren
  einen Fünf-Jahres-Horizont, bei dem die Renditen sinken und        halben Prozentpunkt mehr gegenüber der JLL-Prognose, die
  das Niveau der Anleihezinsen erreichen könnten. Dies geschah       Kapitalwerte fallen aber um 18 %, was eine deutliche Preisan-
  in der Vergangenheit nur selten und meist in einer Zeit außer-     passung bedeutet. Dies zeigt, wie geringe Abweichungen bei den
  gewöhnlich hohen Mietpreiswachstums.                               Annahmen erhebliche Auswirkungen auf die Werte haben können.
Andere Faktoren mit einer dämpfenden Auswirkung                                 Die meisten Immobilien sind nicht Core
auf Renditen
                                                                                Unsere Analyse basiert auf Zeitreihen für Core-Immobilien
Unsere Szenario-Analyse gibt einen Überblick darüber, wie die                   und zeigt vor allem die Auswirkungen bei den niedrigen
Märkte auf steigende Zinsen im Euroraum reagieren könnten.                      Spitzenrenditen der Assetklassen Büro und Einzelhandel. Diese
Sie erinnert uns an die Risiken, die mit dem aktuell niedrigen                  Daten bieten einen guten Überblick, sind aber nicht für alle
Renditeniveau verbunden sind. In Wirklichkeit haben aber auch                   Segmente repräsentativ, da sie vielleicht nur die teuersten 5 %
andere Faktoren eine Auswirkung. Diese deuten darauf hin,                       des gewerblichen Immobilienmarktes erfassen. Die Immobilen-
dass wir, trotz Sorge hinsichtlich steigender Zinsen, noch nicht                renditen für Investments außerhalb des Top-Segments sind
übermäßig beunruhigt sein sollten.                                              in den letzten Jahren zwar auch spürbar gesunken, liegen
                                                                                aber immer noch deutlich über diesen Spitzenrenditen. Die
Kapitalverfügbarkeit                                                            Auswirkung einer Erhöhung des Zinsniveaus dürfte daher
                                                                                außerhalb des Top-Segments spürbar schwächere Auswirkung-
Eine in unserem Szenario-Modell nicht enthaltene Variable                       en haben.
ist die Investorennachfrage. Die Korrelation zwischen
Investitionsvolumen und Immobilienrendite ist weniger                           Es gibt aber auch unterstützende Faktoren für Core-Immobilien.
ausgeprägt als bei den Anleihezinsen, sie deutet aber auf einen                 Dieses Segment folgt seinen eigenen Gesetzen, da die
Zusammenhang hin. Es gibt Anhaltspunkte, dass es viele global                   Preise häufig von außergewöhnlichen Immobilien und durch
agierende Fonds gibt, die auf Immobilieneinkaufstour sind und                   Investoren getrieben werden, die manchmal bereit sind,
dass Investoren immer noch planen, ihr Immobilienengagement                     Liebhaberpreise zu bezahlen. Core-Immobilien können aber
zu erhöhen. Zinsänderungen könnten die Stimmung kurzfristig                     auch deshalb ihre geringeren Renditen rechtfertigen, da sie oft
beeinflussen. Da aber mit moderaten und vorab angekündigten                     ein stetiges Mietpreiswachstum aufweisen. Auch wenn weiterhin
Zinsänderungen zu rechnen ist, sollten die Auswirkungen auf die                 Unsicherheiten vor uns liegen, so ist doch davon auszugehen,
Nachfrage nicht allzu dramatisch ausfallen. Insgesamt ist davon                 dass das Interesse der Investoren ungebrochen hoch bleiben
auszugehen, dass die Kapitalverfügbarkeit stabilisierend wirkt                  und die Nachfrage nach Core-Immobilien anhalten wird.
und den Aufwärtstrend der Renditen begrenzt.
                                                                                Anhaltend niedrige Zinsen?
Mietpreiswachstum                                                               Seit 2016 hebt eine flächendeckende globale Erholung die
Die Erträge von Immobilieninvestments werden nicht nur                          Stimmung in ganz Europa und das Wachstum erreichte im
aus den Anfangsrenditen abgeleitet. Ein möglicher Anstieg                       vergangenen Jahr ein neues Hoch seit der globalen Finanzkrise.
der laufenden Rendite könnte durch Mietpreiswachstum                            Im ersten Quartal 2018 verlangsamte sich das Wachstum deutlich
ausgeglichen werden. Bei dem derzeitigen Niveau haben selbst                    und diese Abschwächung setzte sich in Europa bis in das zweite
kleine Renditebewegungen überproportionale Auswirkungen,                        Quartal hinein fort. In Großbritannien reichte die Verlangsamung
sodass ein etwaiger Mietausgleich allerdings erheblich ausfallen                aus, um eine fast sicher erscheinende Zinserhöhung der Bank of
muss. Bei einer Rendite von beispielsweise 2,5 % bedeutet                       England im Mai zu verschieben.
ein Renditeanstieg von 25 Basispunkten einen Rückgang
der Kapitalwerte um 10 %, was wiederum eine zweistellige                        Sollte sich der Aufschwung als fragil erweisen, werden die
Mietpreissteigerung zur Kompensation erfordert.                                 Zinserwartungen schnell neu ausgerichtet. Derzeit läuft die
                                                                                Wirtschaft gut, aber die Finanzkrisen haben anhaltende
Abbildung 8: Auswirkung auf Bürokapitalwerte bis 2022                           Auswirkungen und die Erholungsphase kann lange andauern und
 15 %                                                                           unbeständig sein (wie beispielsweise die Mühen Japans seit Ende
 10                                                                             der 80er Jahre). Gleichzeitig ist es wichtig, daraus nicht die falschen
                                                                                Schlüsse ziehen. Die Zinsen können nicht ewig bei Null verharren.
  5                                                                             Sollten die Immobilienrenditen sogar noch weiter fallen, ergibt sich
  0                                                                             daraus ein noch größeres Rückschlagpotential mit deutlich stärker
                                                                                fallenden Kapitalwerten.
 -5
-10
-15
-20
-25
-30
        Paris CBD Eurozone      Berlin   London Amsterdam          Madrid
                                         West End
      Basis-Szenario: JLL Prognose   Negativszenario: Historischer Mittelwert

Quelle: Oxford Economics, JLL

Gemäß unserer JLL-Prognose wird über einen Zeitraum von fünf
Jahren dennoch in den meisten Märkten nach wie vor von einem
Kapitalwertzuwachs ausgegangen (Abbildung 8). In den meisten
Fällen ist dieser Kapitalwertzuwachs auf einen starken Anstieg
der Mieten zurückzuführen, wobei Paris eine Ausnahme bildet.
Allerdings ist es auch möglich, dass die Mieten angesichts der
starken Fundamentaldaten und des knappen Angebots stärker
als im Basisszenario steigen werden.
Kontakte

James Brown                                                                                                 Jessica Jahns
Head of Research – EMEA                                                                                     Head of Hotels & Hospitality, Research – EMEA
+44 (0)20 3147 1155                                                                                         +44 (0)20 7399 5821
james.brown@eu.jll.com                                                                                      jessica.jahns@eu.jll.com
Helge Scheunemann                                                                                           Jon Sleeman
Head of Research Germany                                                                                    Director, Research – EMEA (Industrial)
+49 (0)40 350011 225                                                                                        +44 (0)20 7087 5515
helge.scheunemann@eu.jll.com                                                                                jon.sleeman@eu.jll.com
Tom Carroll
Head of Corporate Research – EMEA                                                                           Andrew Burrell
+44 (0)20 3147 1207                                                                                         Head of Economics & Forecasting – EMEA
tom.carroll@eu.jll.com                                                                                      +44 (0)20 3147 1180
                                                                                                            andrew.burrell@eu.jll.com
Robert Stassen
Head of Capital Markets Research – EMEA                                                                     Lorena Sanchez
+44 (0)20 3147 1117                                                                                         Marketing Communications Manager – EMEA
robert.stassen@eu.jll.com                                                                                   +44 (0)20 7087 5126
Adam Challis                                                                                                lorena.sanchez@eu.jll.com
Head of Residential Research – EMEA
+44 (0)20 7399 5324
adam.challis@eu.jll.com
Alex Colpaert
Head of Offices Research – EMEA
+316 5067 1152
alex.colpaert@eu.jll.com

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