MASTERPLAN GARTENSCHAU Freudenstadt 2025 Baiersbronn - Gartenschau 2025
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MASTERPLAN GARTENSCHAU Freudenstadt 2025 Baiersbronn
Grußworte Sehr geehrte Damen und Herren, F reudenstadt und Baiersbronn freuen sich gemeinsam auf ein interkommunales Pro- jekt, das die Urlaubs- und Naherholungszie- Fast alle wertvollen Ideen und Anregun- gen, die dabei zur Sprache gekommen sind, konnten in die Planungen mit einflie- le mit einem fließenden Ideengarten noch ßen. Einen besseren Start hätten wir uns besser miteinander verbinden wird. Im Mas- nicht wünschen können, denn nur mit ei- terplan für die Gartenschau 2025 werden ner umfassenden und erfolgreichen Bür- die grundsätzlichen Leitlinien für die Gestal- gerbeteiligung kann das Projekt gelingen. tung des Forbachtals und die Planungen für die sogenannten Daueranlagen beschrieben. Wir haben die großartige Chance, das For- Nachdem der Baiersbronner Gemeinderat den bachtal als verbindendes Element zwischen Masterplan abgesegnet hatte, haben auch die Baiersbronn und Freudenstadt ganz neu zu Stadträtinnen und Stadträte in Freudenstadt gestalten und gleichzeitig seinen histori- den grundlegenden Planungen zugestimmt. schen Charakter in Bezug auf Bergbau und Industriegeschichte zu betonen. Beim Zu- Erstellt wurde das umfassende Konzept un- sammenspiel von Mensch und Umwelt set- ter der Regie von Planstatt Senner. Das Pla- zen wir auf Nachhaltigkeit und ein zukunfts- nungsbüro aus Überlingen überzeugt mit viel weisendes Mobilitätskonzept. Das Forbachtal Erfahrung und Fachwissen in den Bereichen soll auch in der Zeit nach der Gartenschau Landschaftsarchitektur, Landschafts- und ein beliebter Treffpunkt für alle Generatio- Umweltplanung sowie Stadtentwicklung. Ge- nen bleiben. In den kommenden Jahren wer- meinsam mit Planstatt Senner setzen wir seit den die Voraussetzungen dafür geschaffen. Beginn des Prozesses auf eine große Offenheit und Dialogbereitschaft: In zahlreichen Termi- Unter dem Motto „wir sind uns grün“ kann es nen wurden die Bewohnerinnen und Bewoh- ab sofort mit den konkreten Planungen und ner von Freudenstadt und Baiersbronn mit Maßnahmen für die Gartenschau 2025 losge- einbezogen, wie zum Beispiel im Rahmen ei- hen. Der gewinnbringende Austausch mit den nes Bürgerspaziergangs durch das Forbachtal Bürgerinnen und Bürgern spielt weiterhin eine oder beim Bürgerforum am Campus Schwarz- zentrale Rolle – wir freuen uns auf die Zusam- wald. menarbeit mit Ihnen. Michael Ruf Julian Osswald ©Ulrike Klumpp Bürgermeister der Gemeinde Baiersbronn Oberbürgermeister der Stadt Freudenstadt 2 3
S. 006 Planungsraum Forbachtal, Beteiligung, Leitziele Inhalt S. 026 Forbachtal – Historie, Lebensader, Natur- und Artenschutz, Landschaftsoffenhaltung FI S. 026 Marktplatz und Panoramaweg S. 028 Ankommen in Freudenstadt S. 032 Adlersteige FII S. 038 Historisches Industrie-Ensemble S. 040 Bärenschlössle – Lebendige Geschichte S. 044 Mitmach-Museum Münze FIII S. 046 Naturnaher Talraum S. 048 Bürkle-Areal S. 054 Designmuseum Votteler S. 055 Fischzucht S. 059 Untersuchungsstollen Grube Dorothea FIV S. 060 Wasserkunst S. 064 Naturspielplatz Wasserkunst S. 066 Platzmeisterhaus & Co., Naturbeobachtungsplattform BV S. 060 Seen und Feuchtwiesen S. 070 Fischweiher S. 072 Grube Untere Sophia und Lorenspielpark BIV S. 076 Friedrichstal – Tal der Hämmer S. 078 Einstieg inmitten der Gartenschau, Serpentinenweg S. 082 Michaelskirche S. 084 SHW Schwäbische Hüttenwerke S. 086 Jugendaktivfläche S. 090 Am Königshammer und Backhäusle BIII S. 092 Baiersbronn Süd S. 094 Gewerbegebiet, Pocket Park, Scharniergebiet BII S. 100 Am Bahnhof S. 102 Ankommen in Baiersbronn, Gartendorf BI S. 108 Schelklewiese und Rosenplatz S. 116 Raumübergreifende Themen Mobilität – Gartenschau / Mobilität – Anbindung extern (Bus, Bahn, Parken) Fuß- und Radwege S. 122 Ausstellungskonzept S. 124 Korrespondenzbereiche Freudenstadt / Baiersbronn ©Ulrike Klumpp S. 128 Ausblick – Zeitstrahl S. 130 Quellenverzeichnis und Impressum Übersichtsplan (Aufklappseite) 4 5
Interkommunaler Planungsraum Forbachtal E ine über Jahrhunderte gewachsene Kulturland- schaft, geprägt von Bergbau, Waldwirtschaft, Handwerkskunst, Wasserkraft und frühindustriel- wirtschaft und Fischzucht. Eine große Herausfor- derung liegt in der harmonischen, barrierearmen Erschließung und Verknüpfung des größtenteils ler Aktivität, wird für die Gartenschau 2025 offenen Areals. Nur die Ausstellungs- und Veran- wiederentdeckt und für die Zukunft ausgerichtet. staltungsbereiche sollen eingezäunt werden. Das zum Teil verborgene Wegenetz im Forbachtal Im ersten Schritt wurden Straßen, Plätze, Gärten, verbindet alte Stollen, historische Gebäude und kulturhistorische Elemente in der Landschaft und Stätten der handwerklichen Produktion. Einige die Landnutzungen aufgenommen und analysiert. Betriebe schreiben heute noch Erfolgsgeschichten Parallel dazu wurden vorbereitende Untersuchun- und bieten Einblicke hinter die Kulissen eines gen zur Städtebauförderung durch die Wüsten- „stählernen“ Erfindergeists. rot Haus- und Städtebau GmbH durchgeführt als Kaum ein Landschaftsraum ist so abwechslungs- wichtige Grundlage zur Unterstützung der Men- reich wie die acht Kilometer zwischen Freuden- schen, die die eigenen vier Wände im Planungs- stadt und Baierbronn: Tannen- und Fichtenwälder, raum der Gartenschau sanieren möchten. Zustand, Trockenmauern, Streuobstwiesen, Weiden, Wei- Alter und aktuelle Nutzungen wurden erfasst. her, idylische Brücken, Kanäle, Trocken-, Feucht- Insbesondere konnten leerstehende Gebäude mit und Mähwiesen, eine artenreiche Flora und Fauna Potenzial sowie spannende und immer wieder im Einklang mit einer aktiven, naturnahen Land- wechselnde Nutzungformen ermittelt werden. 6 7
Planungsraum und Landnutzung auf einen Blick Mobilität – Gartenschau Mobilität – Anbindung extern (Bus, Bahn, Parken) Fuß- und Radwege ab S. 116 8 9
Beteiligung W ohin wollen wir? Wofür stehen wir? Was ist uns wichtig? Und wie soll unser Tal zukünftig aussehen? Auf dieser Grundlage konnte einer durchgängigen Planung mit den spezifischen Anforderungen im Tal und der Menschen Rechnung getragen wer- den. Alle Anmerkungen, Ideen und Wünsche wur- Wer könnte diese Fragen besser beantworten als den protokolliert, geprüft und zu einem großen die Talbewohner selbst. Eine auf allen Wegen „flie- Teil im Masterplan integriert. Bei manchen Nen- ßende“ Gartenschau zu planen, aus einer ganzen nungen mussten Kompromisse gefunden werden, Fülle von Ideen der Bürgerinnen und Bürger direkt manche waren aus technischen Gründen nicht vor Ort, gilt als oberstes Ziel. Das bürgerliche En- möglich oder die Anforderungen des Natur- und gagement bei der Ideenfindung im Vorfeld der Artenschutzes bzw. andere Richtwerte konnten Planungen war bewegend und zielführend bei Bür- nicht erfüllt werden. Letztendlich konnten über gerspaziergängen und -foren, bei den Bezirksbei- 80 % der Nennungen in den Masterplan mit ratsitzungen, Gremientreffen, Telefonaten, E-Mails einfließen. und den vielen Begegnungen im Forbachtal. Was Die nächsten Schritte sind detaillierte Planungen alles ausgegraben wurde an Fotos und wertvollem unter Beteiligung der Bürger und Behörden, die Hintergrundwissen zu Gebäuden, dem Naturraum dann Grundlage für die Genehmigungsanträge und der Geschichte – es war überwältigend. sind. ©tty 10 11
Leitziele BI Schelklewiese und Rosenplatz A cht Kilometer Talraum wird das Gartenschau- gebiet abdecken. Manche Bereiche sollen intensiv beplant werden – andere Orte der Ruhe Fünf Ellipsen pro Kommune werden unterschieden. Hierbei gibt es naturnahere Bereiche z. B. Ellip- sen FV und FIII , hauptsächlich von Gebäuden • Schaffung einer Wegebündelung, welche wenig mit den Verkehrsstraßen korreliert • Schaffung eines Bürgerparks mit Weiher auf der Schelklewiese als Daueranlage • Belebung und Stärkung des Dorfkerns, der Gastronomie und der Läden geprägte Bereiche z. B. Ellipsen FIII und FI , his- und Erholung gewidmet sein. Um die gewünsch- te Entwicklung des Tals besser planen zu können, torisch besonders interessante Bereiche z. B. FIV BII Am Bahnhof • Schaffung von Wohnraum für junge Familien durch den Bau eines Gartendorfs wurde das Gebiet in Ellipsen eingeteilt, jeweils mit und FII sowie Bereiche, die als Daueranlage und • Anbindung des Kurparks und des Oberdorfs unterschiedlichen Attributen. als Ausstellungsräume entwickelt werden z. B. BI , • Hochwasserschutzmaßnahmen BIV und FII . • sich in das Landschaftsbild einfügende Verbindung in das Sankenbachtal Die folgenden Ellipsen sind rechts und hinten • Gestaltung der Stellplatzflächen in der Aufklappseite detailliert beschrieben: Die Leitziele sind Grundlage der Planungen für die Daueranlagen zur Gartenschau. Auf den BIII Baiersbronn Süd F0 Bahnhöfe Freudenstadt • Innovative Strukturierung des Gewerbegebiets folgenden Seiten werden die jeweiligen Einzelpro- • Förderung des Landschaftsbildes durch Fassaden- und Dachbegrünung FI Marktplatz und Panoramaweg jekte innerhalb der Ellipsen im Detail beschrieben. • Umgestaltung ungenutzter Bereiche wie Lagerflächen, versiegelte Bereiche etc. FII Historisches Industrieensemble • Einbindung der Gewerbetreibenden in das Konzept der Gartenschau FIII Naturnaher Talraum • Schaffung von Wegeverbindungen zum und vom Stöckerkopf FIV Wasserkunst BIV Friedrichstal – Tal der Hämmer BI Schelklewiese und Rosenplatz • Angepasste Strukturierung, Beseitigung Bahnübergang am „Boxenstop“ BII Am Bahnhof • Einbindung der Gewerbebetriebe • Zugang zum Forbach gestalten BIII Baiersbronn Süd • Erlebbarmachung / Einbindung Museum Königshammer und Backhäusle BIV Friedrichstal • Schaffung einer barrierearmen Anbindung zur S-Bahn-Haltestelle BV Seen und Feuchtwiesen Zur schnellen Orientierung BV Seen und Feuchtwiesen • Integrieren der Grube Sophia und Erlebbarmachung der Bergbauhistorie Die beiden Bahnhöfe in Freudenstadt F0 (Stadt- einfach die Übersicht hinten • Schaffung eines Zugangs zu den Fischteichen unter Berücksichtigung der Belange des Angelsports bahnhof und Hauptbahnhof) und die Korrespon- denzbereiche Langenwaldsee sowie Stöckerkopf im Umschlag aufklappen. • naturnahe Entwicklung der Feucht- und Nasswiesen • Förderung von Retentionsräumen wurden zusätzlich betrachtet. • Schaffung einer getrennten Rad- und Fußwegeverbindung Die Ideen der Bürger, die insbesondere beim Bür- FIV Wasserkunst • Förderung und Entwicklung der naturnahen Bereiche, inkl. der Feucht- und Nasswiesen gerspaziergang im Februar 2019 gesammelt und • Förderung eines naturverträglichen Tourismus bei den Bürgerforen im April 2019 mit den Bürgern • Freihalten der Zufahrtsstraßen zu den Wohnhäusern von touristischem Verkehr abgestimmt wurden, finden sich in den Leitzielen • Herausstellen des Platzmeisterhauses für die jeweiligen Ellipsen wieder. FIII Naturnaher Talraum • Schaffung durchgängiger Wegeverbindungen für Fußgänger und Radfahrer • Umgestaltung des Bürkleareals • Einbindung der kulturhistorischen Elemente im Forbach FII Historisches Industrieensemble • Erlebbarmachung und Erhalt des Gesamtensembles der historischen Attraktionspunkte • Schaffung eines Zugangs zum Forbach • Belebung der historischen Gebäude durch verträgliche Nutzungsformen FI Marktplatz und Panoramaweg • Schaffung eines ansprechend gestalteten Eingangsbereichs zur Gartenschau • Schaffung einer barrierearmen Wegeverbindung zwischen Marktplatz und Forbachtal • Erhalt und Förderung der vorkommenden Flora und Fauna, Trockenmauern und Obstbäume F0 Bahnhöfe Freudenstadt • Einbindung der Bahnhöfe und Wegeverbindungen, welche sich auf dem Marktplatz bündeln • Aufwertung der Bahnhöfe sowie des Bahnhofumfeldes (Hauptbahnhof) en en pp nt la hi fk ht 12 13 au rsic e Üb
Baiersbronn Touristik © Stefan Kuhn Historie D ie lange, abwechslungsreiche und einzigartige Geschichte des Forbachtals darstellen – dieser bäude dienten im Wandel der Zeit verschiedenen Zwecken. Das Gebäude der Firma Schindele wurde iStock©photoworldwide Wunsch wurde oft von den Bewohnern des Tals an früher zum Beispiel als Spinnerei genutzt. In der uns herangetragen. ehemaligen württembergischen Münzstätte im 17. Jahrhundert war zuletzt die Feilenhauerei Bühr- Von der Ansiedlung des Bergbaus – den Fund- le handwerklich aktiv. Frühere Laborantenhäuser gruben der württembergischen Herzoge – der und Werkstätten werden heute als Wohnraum ge- Nutzung des Waldes und der Verhüttung sowie nutzt. Einige dieser Gebäude sollen die Aufmerk- der handwerklichen Metallverarbeitung bis hin samkeit bekommen, die sie verdienen und durch zur Herstellung von Textilwaren unterlag das For- Schilder, Erklärungen und teilweise durch die Er- bachtal ständig wechselnden Nutzungen und richtung von Museumsräumen für die Bewohner Einflüssen. Dies hinterließ Spuren im Forbachtal. und Besucher erlebbar gemacht werden. Manches wird nur beim genau Hinschauen sicht- Ein abwechslungsreicher Historien-Themenweg bar, wie beispielsweise die früheren Waldglashüt- wird durch das gesamte Tal führen. Dieser wird ten, die je nach Holzbedarf weiterzogen. Die Me- nicht nur über die Meilensteine der Geschichte in- tallverarbeitung hingegen ist nach wie vor kreativ formieren, sondern diese mit allen Sinnen erlebbar und produktiv an historischen Stätten und stellt machten: Vom Märchenmuseum in Baiersbronn heute noch Arbeitsplätze in der Region zur Verfü- über das Museum zur ehemaligen Spinnerei bei gung. Schindele über Senkrechtschächte am Stöcker- kopf, dem Museum Königshammer und der ehe- Viele der bekannten Handwerke, die das Tal präg- maligen Gießerei bei der SHW, dem Besucherberg- ten und oftmals nur wegen der Lage am Forbach werk Grube Untere Sophia, dem Platzmeisterhaus möglich waren, werden sichtbar und erlebbar ge- am Schiff, dem Untersuchungsstollen Grube macht. Hierzu können u. a. das Walken von Texti- Dorothea, dem Designmuseum Votteler, dem La- lien, das Brennen von Glas oder der Transport von borantenhaus am Bürkle-Areal, der ehemaligen Holz durch die Flößerei gezeigt werden. Hierfür Tuchfabrik Hoyler bis hin zum Besucherbergwerk bieten sich insbesondere die Veranstaltungsflä- mit weiteren Stollen am Kienberg in Freudenstadt. Baiersbronn Touristik © Ulrike Klumpp Baiersbronn Touristik © Stefan Kuhn chen an. Beispielsweise eignet sich das Bürkle- Areal für eine Art Freilichtmuseum mit unter- Im Fokus der Gartenschau stehen auch ganz be- schiedlichen Ausstellungsthemen und -bereichen. sonders die Pflege und Sanierung von bestehen- Einige der Gebäude, in denen früher Handwerk den, geschichtlichen Zeugnissen wie Kanälen, betrieben wurden, stehen heute noch. Die Ge- Wasserrädern oder Trockenmauern. 14 15
Lebensader Forbach Durchgängig, fließend erleben U m den Forbach als verbindendes Element durch das ganze Tal erlebbar zu machen, sind an mehreren Stellen Sitzstufen, Zugänge zum Ge- Deshalb sollen in allen drei Hauptbereichen der Daueranlagen, d. h. im Bereich unterhalb der Ad- lersteige, in Friedrichstal am Königshammer und in wässer, Infotafeln und Lehrpfade vorgesehen. Baiersbronn an der Schelklewiese Sitzstufen ent- stehen. Zugänge und Sitzstufen laden zum Erholen und Beobachten ein, Infotafeln und Lehrpfade vermit- Auch weitere Zugänge zum Gewässer wie am Bür- teln informativ und unterhaltsam Wissenswertes kle-Areal, die Wasserräder im Tal, die z. B. zur Ener- über den Lebensraum Forbach im Hinblick auf Tie- gieerzeugung genutzt wurden, der Wasserspiel- re, Pflanzen und Hochwasser sowie über die Ge- platz „Wasserkunst“ oder die vielen Mühlkanäle schichte des Tals. Die Natur erleben, Neues lernen laden dazu ein, den Forbach und seine Bedeutung und Kraft tanken soll hier möglich sein, ohne der für das Tal kennen zu lernen. Natur zu schaden. Die Handwerksbetriebe und Industrie im Tal ent- Momentan ist es bei einem Spaziergang durch standen aufgrund der Lebensader Forbach. Zu- das Forbachtal nur für Kenner möglich, an eini- künftig soll diese Verknüpfung durch viele Erleb- gen wenigen Stellen an den Forbach zu gelangen. nisbereiche wieder sichtbarer werden. ©BUTSCHKUS Mediendesign Freudenstadt 16 17
Hochwasserschutz Durchgängigkeit und Kulturhistorie F lüsse und Bäche benötigen Raum. Raum zur Entfaltung ihrer Wildnis und Raum, um große Wassermassen nach der Schneeschmelze oder D as Gartenschaugelände begleitet den Forbach durch das ganze Tal zwischen Freudenstadt und Baiersbronn. nach Starkregenereignissen abzutransportieren. Als ökologisch und kulturhistorisch bedeutendes Menschliche Einflüsse nehmen ihnen diesen Band nimmt der Forbach eine wichtige Rolle im Raum, sei es zur Gewinnung landwirtschaftlicher Talraum ein. Flächen, zur Anlage von Wegen und Straßen oder für Wohn- und Gewerbegebiete. Wenn den Ge- Das Fließgewässer wurde durch die kulturhisto- wässern der Raum fehlt und zudem durch Versie- rische Nutzung der Wasserkraft mit zahlreichen gelung weniger Niederschlag in den Böden versi- Wehren und Abstürzen versehen, die für heimi- ckern kann, treten sie über die Ufer. sche Fische zum Teil unüberwindbare Hindernisse darstellen. Um dies zu verhindern, werden im Rahmen des Masterplans Retentionsräume entlang des For- Um Fischarten wie der Groppe oder der Bachforel- Bedeutende kulturhistorische Elemente wie alte bachs geplant, die Hochwasserereignissen mehr le wieder Wanderungen zu geeigneten Lebensräu- Wehre oder Mühlkanäle werden dabei erhalten Raum bieten und somit deren z. T. verheerende men im Forbach zu ermöglichen, werden Fischauf- und herausgestellt, um Ökologie und Kulturhis- Wirkung mildern. stiegshilfen geplant. torie miteinander zu vereinbaren und erlebbar zu Gleichzeitig dienen solche Retentionsräume als Le- Durch diese sogenannten „Rauen Rampen“ machen. Auf Baiersbronner Gemarkung sind vier bensraum für zahlreiche Arten der Feuchtlebens- Längsschnitt (siehe beispielhaft unten: Draufsicht und Schnitt) Raue Rampen, auf Freudenstädter Gemarktung räume, wie Amphibien, Vögel, Libellen und Falter. können bisher isolierte Lebensräume wieder ver- aufgrund der vielen Abstürze 22 Raue Rampen ge- STÖRSTEINE aus Flussbausteinen QUERRIEGEL aus Flussbausteinen LOCKERE MEHRLAGIGE STEINBUHNEN zur NACHBETTSICHERUNG netztzurwerden. (60-80) Erhöhung der Rauigkeit (60-80) zur Schaffung einer plant. STEINSCHÜTTUNG (10-60) Strömungslenkung (10-60er Steinschüttung) An Stellen, die keinen Platz für Retentionsraum Beckenstruktur und zur Sohlsicherung (Korngröße bis ~35 cm) und Sicherung der Kolktiefe ~0,5 m; Ufermauern anschließend nat. bieten, an denen aber Gebäude oder Straßen ge- Gewässergefälle schützt werden müssen, kommen technische 0.30 Hochwasserschutzmaßnahmen zum Tragen. Diese werden modern und ansprechend als gestaltete 0.50 Wände oder praktische Sitzbänke geplant. 1.55 1.50 2.20 3.30 3.40 1.65 1.40 2.50 Längsschnitt Draufsicht LOCKERE MEHRLAGIGE Ausbildung einer TIEFEN- NACHBETTSICHERUNG STEINSCHÜTTUNG (10-60) RINNE (0,1-0,15 m tiefer) (10-60er Steinschüttung) STÖRSTEINE aus Flussbausteinen QUERRIEGEL aus Flussbausteinen LOCKERE MEHRLAGIGE STEINBUHNEN zur NACHBETTSICHERUNG (Korngröße bis ~35 cm) Kolktiefe ~0,5 m; anschließend (60-80) zur Erhöhung der Rauigkeit (60-80) zur Schaffung einer STEINSCHÜTTUNG (10-60) Strömungslenkung (10-60er Steinschüttung) nat. Gewässergefälle Beckenstruktur und zur Sohlsicherung (Korngröße bis ~35 cm) und Sicherung der Kolktiefe ~0,5 m; STÖRSTEINE aus QUERRIEGEL aus Ufermauern anschließend nat. Gewässergefälle Flussbausteinen (60-80) Flussbausteinen (60-80) STEINBUHNEN zur zur Erhöhung der Rauigkeit zur Schaffung einer Becken- Strömungslenkung und 0.30 struktur und zur Sohlsicherung Sicherung der Ufermauern 0.50 1.55 1.50 2.20 3.30 3.40 1.65 1.40 2.50 Draufsicht LOCKERE MEHRLAGIGE Ausbildung einer TIEFEN- NACHBETTSICHERUNG STEINSCHÜTTUNG (10-60) RINNE (0,1-0,15 m tiefer) (10-60er Steinschüttung) (Korngröße bis ~35 cm) Kolktiefe ~0,5 m; anschließend nat. Gewässergefälle STÖRSTEINE aus QUERRIEGEL aus Flussbausteinen (60-80) Flussbausteinen (60-80) STEINBUHNEN zur 18 19 zur Erhöhung der Rauigkeit zur Schaffung einer Becken- Strömungslenkung und struktur und zur Sohlsicherung Sicherung der Ufermauern
Durchgängigkeit und Kulturhistorie A nalysekarten wurden für den gesamten Tal- raum erarbeitet. Sie zeigen, an welchen Stellen im Forbach Abstürze sind, wie hoch diese sind und zeigt z. B. Mühlkanäle, Natursteintrockenmauern, Triebwerkskanäle und Brücken für den mittleren Talabschnitt. Bei dem Bau von Rauen Rampen han- wie viele Abstürze durch eine Raue Rampe gesam- delt es sich um kleinere, lokale Eingriffe. melt durchgängig gemacht werden können. Die hohen Wehre im Tal können aufgrund aktuel- Um sicher zu gehen, dass bei den lokalen Eingrif- ler Nutzung, z. B. zur Energiegewinnung, nicht voll- fen in den Forbach zum Bau von Rauen Rampen ständig rückgebaut werden. Allerdings bestehen keine kulturhistorisch bedeutsamen Elemente zer- Fischtreppen, welche die Durchgängigkeit gewähr- stört oder beschädigt werden, wurden diese eben- leisten. falls aufgenommen. Die Karte auf der linken Seite 20 21
Zu Gast in der Natur D ie Gartenschau findet in einem ganz be- sonderen Naturraum statt. Im Norden des Schwarzwaldes gelegen, vereint das Gartenschau- Einige besonders wertvolle Flächen sind darüber hinaus europarechtlich als FFH-Gebiet (Flora, Fau- na, Habitat) geschützt. areal im Forbachtal zwischen Freudenstadt und Baiersbronn eine Reihe von Gegensätzen: Es liegt Diese Fülle an Lebensräumen, die sich in einer sehr in einer Schnittstelle zwischen Siedlung und Natur, hohen Diversität an Tieren und Pflanzen nieder- zwischen Wald und Offenland, Licht und Schatten, schlägt, verstehen wir als Auftrag, die Gartenschau Trockenheit und Nässe. Diese Gegensätze, der das umweltverträglich zu gestalten und die Ansprüche Projektgebiet durchziehende Forbach und die jahr- von Natur- und Artenschutz in unsere Konzepte hundertelange bergbauliche, industrielle Nutzung einzubinden. Umfangreiche Voruntersuchungen des Gebietes führen dazu, dass Tiere und Pflanzen bieten uns die Kenntnisse, mögliche Konflikte der auf kleinem Raum eine Fülle verschiedenster Le- Gartenschau mit dem Arten- und Naturschutz zu bensräume vorfinden. vermeiden, oder, wann immer nötig, zielgerichtet und erfolgreich auszugleichen. Empfindliche Stel- So finden Libellen, Frösche, Kröten, Molche und der len und Arten werden vor menschlichen Störun- Feuersalamander am Forbach sowie an Tümpeln, gen geschützt, umgekehrt wird die Naturvielfalt Weihern und kleinen Bächen ideale Lebensstät- an ausgewählten Stellen dem Publikum der Gar- ten. Trockene und warme Habitate wie die son- tenschau zugänglich gemacht. nenbeschienenen Hänge und Trockenmauern bie- ten Eidechsen, Schlangen und Wildbienen einen Die Besucher sollen so nicht nur die wunderbare, Platz. Nasse sowie trockene Wiesen und Weiden vielfältige Landschaft des Forbachtales genießen, sind ideal für Heuschrecken und Schmetterlinge. sondern hierbei die zahlreichen pflanzlichen und Fledermäuse nutzen alte Höhlen und Stollen des tierischen Bewohner erleben können, mit denen Bergbaus als Winterquartier und zur Aufzucht der wir unsere Umwelt teilen. Jungen. Eine große Anzahl teils seltener Vogelarten mit unterschiedlichster Habitatbindung profitiert darüber hinaus von dieser Vielfalt an Lebensräu- men. Zudem kreuzt ein bedeutsamer Wildtierkor- ridor das Forbachtal, der insbesondere die umlie- genden Wälder verbindet. Die Bilder haben uns Christine und Peter Bissell zur Verfügung gestellt: sixseventy.eu 22 23
©BUTSCHKUS Mediendesign Landschaftsoffenhaltung A ls Bewohner des Forbachtals ist eine tiefe Ver- bundenheit zum Wald angeboren. Doch so sehr er geschätzt wird, liegen die Nachteile hoher Bereits 2012 wurde ein Offenhaltungskonzept be- schlossen. Daraufhin wurde in den letzten Jahren auf zwei größeren Flächen der Baumbestand ge- Fichtenbestände an den Hängen eines Schwarz- rodet. waldtals auf der Hand. Eine Umnutzung von 0,8 ha zu Grünland und die Während andere Gebiete in Deutschland mit Umwandlung von 1,5 ha in Niederwald sind ge- Überhitzung, fehlendem Schatten und Luftver- plant. Zukünftig sollen noch weitere Flächen um- schmutzung zu kämpfen haben, ist das Forbachtal genutzt werden. Hierbei sollen weitere 1,5 ha in wahrlich gesegnet. Hier ist es immer einige Grad Grünland und 4 ha in Niederwald umgewandelt kühler als in den Städten und die Luftqualität werden. Dann ist auch der Blick vom Halbhöhen- könnte nicht besser sein. Allerdings breiten sich die weg ins Tal wieder möglich. Die Umwandlung soll Wälder immer weiter aus. Während die Hänge vor auf städtischen Flächen stattfinden und wird zeit- wenigen Jahrzehnten noch weitgehend waldfrei nah beantragt. Eine Versuchsfläche wurde im September 2019 zum Beispiel gemulcht. Dies kann auch bei anderen Flächen durchgeführt werden und beweidet waren, stehen heute hohe Bäume, im Hinblick auf mehr Niederwald und Grünland. die das Tal verschatten. Nicht nur die Menschen, Neben der Waldumwandlung sollte zudem der auch die hier beheimateten Tiere und Pflanzen, die gesamte Hang zwischen Schillerstraße und Tal- auf Offenland angewiesen sind, sehnen sich nach straße aufgelichtet werden. Der Hang war früher mehr Sonne. So wachsen hochwertige Biotope, von Streuobst, Trockenmauern sowie Offenland wie z. B. Trockenmauern und artenreiche Wiesen geprägt und ist heute auf vielen Flächen zuge- immer mehr zu. wachsen, die überwiegend privat genutzt werden. Gemeinschaftliche Mach-mit-Aktionen von Eigen- tümern, Freiwilligen und Stadt sind geplant! Bei der Entfernung hochgewachsener Bäume unter- stützt die Stadt Freudenstadt. Landschaftsbildprägende und naturschutzfach- lich hochwertige Trockenmauern finden sich über- all im Tal und sind teilweise zugewachsen. Auch diese sollen in gemeinsamen Aktionen gepflegt werden. Viele weitere Trockenmauern im Tal sollen offengehalten und Die Trockenmauern sind prägend für das Forbachtal. Hier ein Beispiel für eine gepflegte Trockenmauer. gepflegt werden. 24 25
FI Stadtbahnhof Marktplatz und Panoramaweg Adlersteige Marktplatz Bärenschlössle 26 27
©Freudenstadt Ankommen in Freudenstadt A nkommensbereiche schaffen, die einladen. Das ist eines der Leitziele in Freudenstadt. Es gibt verschiedene zentrale Ankunftsbereiche in Freu- Der Marktplatz wird das „Tor zur Gartenschau“ auf Freudenstädter Seite sein. Die Besucher, die vom Stadtbahnhof aus anreisen, können über die werden ausschließlich den Fußgängern zur Verfü- gung stehen. Um die Wegeverbindung vom Markt- platz aus optisch besser hervorheben zu können, denstadt, die sich für den Besuch im Forbachtal Forststraße am Rathaus vorbei auf den Marktplatz wird die Tiefgarageneinfahrt temporär für das herauskristallisiert haben: spazieren. Der Markt wird wie gehabt auf dem Ausstellungsjahr einspurig gestaltet. Bereiche für Treffpunkt Marktplatz, Stadtbahnhof und Haupt- Oberen Marktplatz stattfinden. Vorbei am Stadt- wartende Autos bestehen in den Kreuzungsstra- bahnhof. An den dezentralisierten, temporären haus kommen die Besucher zum Fontänenfeld, ßen. Ein Ampelsystem sorgt für einen reibungs- Parkplätzen werden vor allem Besucher ankom- welches an warmen Sommertagen besonders bei losen Ablauf. Vorteil der temporären, halbseitigen men, die mit dem Auto anreisen und dieses an den Kindern beliebt ist. Ein Ausstellungsbereich Bedeckung der Tiefgarageneinfahrt ist, dass der einem der hier ausgelagerten Stellplätze abstellen. während der Gartenschau sowie der Spielplatz la- Fußgängerbereich vergrößert, der Weg sichtbarer Ein Shuttlebus wird die Besucher dort abholen und den zum Verweilen ein. An einem Info-Point kön- und zudem mit Kinderwägen und Rollstühlen bes- bequem auf den Marktplatz bringen. nen alle wichtigen Informationen zur Gartenschau ser befahrbar ist. Alle drei Einstiegspunkte werden bis zum Jahre angefragt werden. 2025 attraktiv gestaltet und ein übersichtliches Für die Radfahrer wird ein zusätzlicher Radweg Besucherführungskonzept umgesetzt sein. Während Ins Forbachtal geht es direkt über eine neu gestal- gebaut, da die hierfür momentan genutzte Schil- der Marktplatz und der Stadtbahnhof bereits über- tete Stichstraße zwischen dem unteren Markt- lerstraße Gefahrenstellen aufweist. Der neue Rad- wiegend ansprechend gestaltet sind, soll insbe- platz und der Adlersteige. Eine Baumallee, Sitzge- weg soll über den Wölperwiesenweg zur Talstraße sondere der Hauptbahnhof und das Umfeld auf- legenheiten und ein Wasserlauf geben optisch die führen und beim Ausstellungsbereich am Bären- gewertet werden. Wer die Gartenschau von Bai- Wegeführung vor. Die Kreuzungsstraßen sind wei- schlössle im Forbachtal ankommen. ersbronner Seite aus erkunden möchte, kann mit terhin befahrbar, lediglich die Zwischenbereiche dem Zug weiter zum Bahnhof in Baiersbronn fahren. Freudenstadt © Ulrike Klumpp 28 29
F0 Bahnhöfe Freudenstadt Zentraler Treffpunkt Marktplatz Stadtbahnhof Forststraße Ankommen am Stadtbahnhof in Freudenstadt. Der Hauptbahnhof befindet sich in einem schö- nen, historischen Gebäude, dem die Jahre aller- dings anzusehen sind. Vom Marktplatz zur Adlersteige Rathaus Zentraler Treffpunkt der Besucher, die mit Zug, maweg ins Forbachtal geleitet. Diese Stichstraße, Bus oder Auto nach Freudenstadt anreisen, ist di- die Finkenbergpassage, soll einladend und sichtbar rekt auf dem Marktplatz. Von dort aus werden die gestaltet werden. Eine (temporäre) Verengung der Besucher – vorbei an den Fontänen – über eine Tiefgarageneinfahrt schafft Platz für eine attraktiv Stichstraße zur Adlersteige und über den Panora- bepflanzte Passage. Marktfläche Shuttlebus Hauptbahnhof Stadthaus Bushalte- punkt Tourismusinfo Fontänen Istzustand Planung Adlersteige Spielplatz ©tty 30 31
©BUTSCHKUS Mediendesign Panoramaweg Schrägaufzug Adlersteige B arrierefreiheit ist eine große Herausforderung in einem Schwarzwaldtal. Wie kann eine barri- erefreie Erweiterung zur bestehenden Treppenan- Durch diese harmonisch zur Terrassierung verlau- fende Stegführung können die sechs Prozent Ge- fälle allerdings nicht erreicht werden, die für die lage an der Adlersteige geplant werden, die mög- Herstellung der Barrierefreiheit vorgesehen sind. lichst wenig in den Hang eingreift, architektonisch Für die meisten Besucher, die in großen Gruppen, ansprechend und ein ganz besonderes Erlebnis teilweise mit Kinderwägen anreisen werden, ist es ist? Unterschiedliche Varianten wurden geprüft. der Einstieg mit Weitsicht auf die ersten Etappen Schließlich fiel die Entscheidung auf einen Pano- der Gartenschau. ramaweg und einen Schrägaufzug, die in Verbin- dung zueinander alle Anforderungen abdecken. Die Barrierefreiheit wird mit einem Schrägaufzug hergestellt. Dort können Rollstühle, Rollatoren, Vom Marktplatz in Freudenstadt werden die Besu- Kinderwägen sowie Fahrräder bequem mitgenom- cher via Finkenbergpassage/Rappenstraße auf die men werden. Der Doppel-T-Träger, auf dem sich neu gestaltete Aussichtsplattform „Adlerterrasse“ die moderne Schrägaufzug-Kabine bewegt, kann geleitet. Hier geht es hinein in die Gartenschau sich dem Gelände flexibel anpassen und in den über den Panoramaweg, der zum besonderen Er- Boden eingelassen werden. Somit ist die Schiene lebnis wird – ein Steg, der halb schwebend immer am Hang eher unscheinbar. wieder auf die von Trockenmauern begleitete Ter- rassierung des Hangs zurückkehrt und sich damit perfekt in die Adlersteige einfügt. 32 33
D er Steg soll leicht, schwebend umgesetzt wer- den, damit sich dieser elegant in die Hangter- rassierung einfügt. Wie ein solcher Steg aussehen könnte, zeigen die Darstellungen rechts. iStock©p_saranya 34 35
©Graessner GmbH, Mountain Climber Adlerterrasse F ür den Verlauf des Schrägaufzugs bestehen zwei Varianten. Zum einen könnte der Schrägaufzug vollständig entlang der Adlersteige verlaufen, zum anderen könnte er auf halber Höhe senkrecht nach unten geführt werden (siehe rechts). Von der Ad- lerterrasse aus müsste der Mountain Climber auf- geständert werden, um die Rettungszufahrten freizuhalten. Ergänzend könnte auch ein (autonomer) Shuttle- ehemalige Tuchfabrik Hoyler bus die Adlersteige hinaufführen und die Besucher so barrierefrei transportieren. 36 37
Adler- terrasse Marktplatz FII Museum Münze Historisches Gasthof zum Bad Industrie-Ensemble ehem. Tuchfabik Hoyler Bärenschlössle Ausstellungs- fläche Wildgehege Blaues Haus Rutsche Steg 38 39
Bärenschlössle S eit jeher prägt das Bärenschlössle den Blick von Freudenstadt ins Christophstal. Bereits im Jah- re 1627 wurde das Gebäude mit der charakteris- Ein barrierefreier Weg soll zukünftig zum Bären- schlössle führen, von welchem aus die Vielfalt an Schmetterlingen auf den Wiesen beobachtet wer- tischen Dachform erbaut und überstand als eines den kann. Von einem neuen Holzdeck aus kann der der wenigen Gebäude Freudenstadts den großen Blick über den renaturierten Weiher genossen wer- Stadtbrand von 1632 und die Zerstörung 1945. den. Sonst eher schreckhafte Bewohner des Wal- Der Name Bärenschlössle tauchte in Aufzeichnun- des können hinter dem Bärenschlössle hautnah gen bereits 1835 auf. In dieser Zeit war hierbei von erlebt werden. einer „Freistatt“ die Rede – wer von der Quelle am Bärenschlössle trank, sollte für 48 Stunden frei Von einem neuen, schwebenden Steg aus kann von Verfolgung sein. Die genannte Quelle befin- das Rotwild im aufgewerteten Wildgehege beob- det sich im Bereich des Bärenschlössles und speist achtet werden. Durch die erhöhte Lage des Stegs heute einen Weiher unterhalb des Gebäudes. am Halbhöhenweg können Wildfütterungen in Die Scheune des Bärenschlössles wurde in den der Vogelperspektive erfahren und sogar der Blick 1960er Jahren gebaut. zum Freudenstädter Marktplatz genossen werden. Die rasante Fahrt zurück ins Tal über eine Rutsch- Das heute nach historischem Vorbild sanierte Hof- bahn erinnert daran, wie die „Kumpel“ zu früheren gut Bärenschlössle ist als Ort für Hochzeiten und Zeiten auf dem „Arschleder“ von den vielen Gru- Veranstaltungen sehr beliebt. Die Wiesen um den ben ins Tal gerutscht sind. Weiher besitzen eine reiche Flora und Fauna (Land- schaftsschutzgebiet), hier wechseln sich Feucht- wiesen und artenreiche Mähwiesen ab. ©BUTSCHKUS Mediendesign Beispiel Dählhölzli, Bern 40 41
Lebendige Geschichte C harakteristische Gebäude bringen die einzigar- tige Geschichte des Forbachtals aus verschie- denen Jahrhunderten zum Ausdruck. Beim Blick ins Nach dem Verkauf der Münster‘schen Tuchfabrik an Karl Friedrich Hoyler wurde das Unternehmen immer wieder erweitert. Die Tuchfabrik Hoyler Tal von der Adlersteige aus fallen neben dem Bä- entwickelte sich zu einem wichtigen Arbeitgeber renschlössle an der gegenüberliegenden Hangsei- im Tal. Hier arbeiteten in den 1950er Jahren bis te auch das blaue Haus, die ehemalige Tuchfabrik zu 160 Personen, die von der Wolle bis zum ferti- Hoyler, der Gasthof zum Bad und das Pfefferhaus gen Stoff vor Ort alle Arbeitsschritte durchführen sowie viele weitere historische Gebäude auf und konnten und die Produkte in die ganze Welt lie- laden zu Nostalgie und einer Reise in die aufregen- ferten. Nach der Schließung der Fabrik 1965 gab de, abwechslungsreiche Vergangenheit des Tals es unterschiedliche, kleinere Nutzungen für die ein. Gebäude. Es ist geplant, Teile der Gebäude zu sa- nieren und durch eine überregional bedeutende Viele Gebäude wandelten ihre Nutzungen mit Kunsthalle zu beleben. Die großen, hellen Räume den Bedürfnissen der Bewohner und wurden im- mit Holzparkettboden bieten hierfür die passen- mer wieder saniert, ohne dabei ihren Charme zu den Ausstellungsflächen. verlieren. Viele Nutzungen und Wirtschaftszweige prägten in den vergangenen Jahrhunderten das Das ehemalige Kesselhaus ist ein besonderes Tal. Die Gebäude wurden häufig als Werkstätten Highlight und ebenfalls noch im Originalzustand unterschiedlicher Handwerksbetriebe genutzt erhalten. In dem charmanten Gebäude können vie- oder von und für die Arbeiter der Bergwerke und le besondere Details bestaunt werden. Ein kleines Industriebetriebe gebaut. Ursprünglich wurde im Café im Kesselhaus könnte zu einer kleinen Pause Tal insbesondere Bergbau betrieben. Die Erze wur- einladen. Ein inspirierender Spaziergang im neu ge- den hier verhüttet und in den Hammerwerken di- stalteten und weitläufigen Färber- und Wassergar- rekt weiterverarbeitet. Später wurden die Gebäu- ten rundet den Besuch der ehemaligen Tuchfabrik de zum Teil zu Getreidemühlen, Textilfabriken oder Hoyler ab. Sägewerken umgebaut. Der Gasthof zum Bad lädt heutzutage hungrige Talbesucher zur beliebten regionalen Küche ein. Ursprünglich wurde das Gebäude als Bergfaktorei mit Oberbergamt errichtet und danach als Sitz des Forstamtes genutzt. Den Namen, den der Gasthof bis heute trägt, geht auf die frühere Nutzung als Badeanstalt ab dem Jahre 1864 zurück. ©BUTSCHKUS Mediendesign ©tty Die ehemalige Tuchfabrik Hoyler verkörpert den Charme der frühen Industrialisierung und lädt ein zur Entdeckertour durch die Geschichte der Tuchherstellung und -verarbeitung. Auch der Gasthof zum Bad, das Pfefferhaus und viele weitere Gebäude sind eindrucksvolle Blickfänge in diesem Bereich. 42 43
Mitmach-Museum Münze In den Christophstaler Stollen wurde unter an- derem Silber gefördert, das lange Zeit bis nach Stuttgart transportiert wurde, damit aus dem Silber-Münzen geprägt werden konnten. Dies änderte sich als der württembergische Her- zog Johann Friedrich den Architekten und Bau- meister Heinrich Schickhardt beauftragte, ein Münz- und Streckwerk im Forbachtal zu errichten. Zwischen 1622 und 1628 wurden Taler, Gulden und Kreuzer geprägt (Hammerprägetechnik) wie z. Im Forbachtal in der „Münze“ wurde z. B. im Jahr 1622/23 der B. der Hirschgulden oder eine rautenförmige „Aus- ganze und halbe Hirschgulden geprägt mit dem Münzstätte- zeichen CT für Christophstal. beutemünze“ aus dem Jahr 1625 mit dem heiligen Christophorus, der mit dem Jesuskind auf den Schultern durch den Forbach schreitet. Das Gebäude wurde über die Jahrhunderte immer wieder von unterschiedlichen Handwerksbetrie- ben genutzt – als Schmiede, Mühle, Schleiferei und seit 1884 als Feilenhauerei, die erst vor ein paar Jahren ihre Türen schloss. Nun soll das histor- ische Gebäude wiederbelebt werden. Ein verstaubtes Museum würde dem Gebäude allerdings nicht gerecht werden. Deshalb soll hier, wie früher schon, handwerklich gearbe- itet, geprägt sowie gehämmert werden und eine Schaupräge entstehen, in der Kinder spielerisch iStock©Photosampler frühere Arbeitsweisen kennen lernen können. Als Talerklippe mit dem heiligen Christophorus aus dem Jahr 1625. Erinnerung können selbst geprägte Medaillen mit Landesmuseum Württemberg - Stuttgart Münzenfotos: ©Landesmuseum nach Hause genommen werden. Ein Beispiel für Hammerprägetechnik einer Münze ©Ulrike Klumpp Die Feilenhauerei ca. 1915 44 45
FIII Naturnaher Fischzucht Talraum Grube Dorothea Designmuseum Haus Votteler Bürkle-Areal Laborantenhaus Adlersteige 46 47
Entspannen, die Natur erfahren und alte Handwerksberufe erleben Das Bürkle-Areal wird zur Freianlage für Groß und Klein Bürkle-Areal R obert Bürkle siedelte seine Firma 1920 im Forbachtal an, um dort Maschinen für die Holzwerkstoffindustrie zu bauen. Das Unterneh- men konnte im Forbachtal viele Arbeitsplätze ge- nerieren. Als der Platz im Tal nicht mehr ausreichte, wurde der Standort in die Kernstadt verlagert. Durch die früheren Betriebsabläufe kam es zu Ver- unreinigungen des Bodens. Bis auf die Bodenplatte wurden die Gebäude komplett abgerissen. 48 49
©Senner Das Bürkle-Areal sukzessiert immer weiter zu – Stand: 2019. Bürkle-Areal Variante 1: Variante 2: Bodensanierung keine Bodensanierung Eine Option für zur umfangreichen Gestaltung des Es können auich interessante Geländeerhebungen Sondierungen geben einen ersten Überblick wie Stoffbahnen begleiten zum Beispiel ein Labyrinth Areals ist es, die Abdeckung aus Beton aufzubre- erstellt werden, welche verschiedene Räume von- hoch eine Bodensanierung finanziell zu bewerten durch die Sträucher, welche zu Holzdecks, Flächen chen und das Gelände zu renaturieren. einander abgrenzen. ist. Sollten nähere Untersuchungen ergeben, dass der Ruhe und Entspannung am Forbach führen. Neben einem Retentionsraum mit Sitzstufen soll die Kosten für die Bodensanierung unverhältnis- Bei dieser Opiton entsteht ebenfalls ein neuer Der Forbach soll Platz bekommen, um zu mäandrie- ein neuer Weg, parallel zur Talstraße, eine sichere mäßig werden, gibt es eine Alternative. Fußweg. Direkt an das Forbachufer kommt man ren und als Retentionsraum die Hochwassersitua- Wegeverbindung für Fußgänger schaffen. Mehre- Bei dieser Variante wird die Planung auf die Lage allerdings aufgrund des Höhenunterschiedes bei tion zu entschärfen. Das belastete Material, wel- re Flächen können sowohl für die Gartenschau als der früheren Betriebsgebäude ausgerichtet. Hier- dieser Variante nicht. ches nach jetzigem Kenntnisstand keine Gefahr Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich als auch bei wird die betonierte Fläche im Zentrum des Are- für den Menschen birgt, kann als Regenerations- langfristig zur Darstellung früherer Arbeitsweisen als zur Veranstaltungsmeile, umgeben von der be- Ein Freilichtmuseum könnte auch bei dieser Pla- mieten wieder auf dem Gelände ausgebracht wer- wie einer Köhlerei, Waldglashütte, Walke oder der stehenden Sukzession – dem natürlichen Bewuchs nung integriert werden, in welchem ehemaligen den. Damit wird verhindert, dass dem Tal wichtiger Holzverarbeitung genutzt werden. Auch ein Am- ringsum. Handwerke inszeniert werden können. Zudem Boden entnommen wird. phitheater oder Labyrinth sind denkbar. sind auf der Betondecke auch Einrichtungen wie ein Amphitheater oder Labyrinth möglich. 50 51
Variante 1: Ein Areal mit aktiven und informativen Ausstel- lungs- und Veranstaltungsbereichen sowie Berei- chen der Ruhe und Entspannung. Variante 2: Stoffbahnen oder Weidengänge sowie die auf- kommende Sukzession können z. B. miteinander arrangiert und als Labyrinth genutzt werden. Laborantenhaus Das Bürkle-Areal – Variante 1 mit Retentionsbereich iStock©s_derevianko iStock©mtreasure iStock©Richar84 52 53
Designmuseum Haus Votteler Fischzucht Idyllisch liegt die Fischzucht im Forbachtal. Hier werden Forellen in naturnahen Becken aufgezo- gen wie schon vor hunderten Jahren. Sobald die D as Geburtshaus des Innenarchitekten Prof. Arno Votteler im Christophstal wird in der Zeit der Gartenschau zum Designmuseum. Der Votte- ersten Sonnenstrahlen das Tal erwachen lassen, sind bereits die ersten Fischreiher auf der Suche ler Chair, für Walter Knoll in den 50er Jahren ent- nach Nahrung – und finden in der Fischzucht ein worfen, ist heute ein Design-Klassiker . reiches Angebot. Nicht selten können ein Dutzend der Tiere beobachtet werden, wie sie rund um die In der Ausstellung im ehemaligen Werkraum wird Fischzucht auf einen passenden Moment waren, eine Sammlung von Design-Ikonen des Industrie- sich auf die Fische herabzustürzen. Ein wundervol- Ein Highlight ist der Votteler Chair“, les Naturspektakel. designers ausgestellt. Die Ausstellung spiegelt den ein Design-Klassiker aus der Classic Ideengeist und die Handwerkskunst der Arbeit im Edition von ©Walter Knoll Forbachtal wider. Bereits Arno Vottelers Vater war handwerklich Nach dem Besuch des Museums führt ein tem- begabt in der für die Region typischen Holzbear- porärer Fußweg am Forbach während der Garten- beitung. In der Votteler-Manufaktur wurden z. B. schau vom Votteler-Grundstück direkt zur Fisch- Schwarzwaldsouvenirs gefertigt, die ebenfalls im zucht. Designmusum zu bestaunen sein werden. ©BUTSCHKUS Mediendesign 54 55
Fische hautnah erleben im neuen Schaubecken der Fischzucht Fischzucht An diesem Ort taucht der Besucher Auch für die Fischzucht wird ein ein in die wundersame Welt der Fi- durchdachtes Kanalsystem genutzt, sche. Ein zusätzliches Schaubecken, um die Wasserbecken mit frischem das durch Glasscheiben einsehbar ist, Quellwasser zu versorgen, welches vermittelt den Eindruck, man stünde ideal ist, um Jungfische aufzuzie- mitten zwischen den Fischen. Ein hen. Zusätzlich können die Wasser- Lehrpfad stellt anschaulich den All- räder an der ehemaligen Werkstatt tag in einer Fischzucht dar, schildert auf dem Gelände der Fischzucht be- den Lebenszyklus der Fische und staunt werden. zeigt die Schwierigkeiten eines Fischs bei der Überwindung von Wande- rungshindernissen. Lernen im blauen Klassenzimmer iStock©photos_martYmage 56 57
Untersuchungsstollen Grube Dorothea Momentan ist der Untersuchungsstollen der Gru- be Dorothea nicht zugänglich. Dies soll sich än- dern, indem die ersten Meter des Stollens geöffnet werden. Lichtspiele könnten hier den Raum effekt- voll inszenieren und die Besucher am Eingangspor- tal über die Entwicklung des historischen Bergbaus bis heute informieren. ©Heimat- und Museumsverein Freudenstadt Bilder oben: An der Fischzucht ist ein Schaubecken Die Brücke zum Untersuchungsstollen der Grube geplant. Eines der bestehenden Becken der Fisch- Dorothea eröffnet Einblicke in die Bergbauhistorie zucht hierfür zu verwenden ist nicht möglich, da im Tal. Während die Grube Untere Sophia, die wei- die Fischzucht auch weiterhin in Betrieb sein soll. ter talabwärts besucht werden kann, damals noch Das Schaubecken muss einen eigenen Wasser- händisch in den Berg gegraben wurde, handelt es kreislauf haben und kann nicht mit dem der Fi- sich beim neueren Untersuchungsstollen um mo- schzucht gekoppelt sein. Sitzstufen und eine Ab- dernen Bergbau. flachung des Geländes bieten einen Zugang zum Forbach. Im historischen Teil des Stollens wurde in etwa 250 m im Berg ein verlassener Arbeitsplatz eines Bilder rechts Mitte: Die Gebäude an der Fisch- Bergmanns entdeckt mit Schemel und abgebau- zucht besitzen einen eigenen Kanal, welcher zur tem Material, bevor die Grube nach 1740 verlas- Erzeugung von Wasserkraft genutzt wird. Die zwei sen wurde. hintereinanderliegenden, unterschlächtigen Was- serräder an der Rückseite der Gebäude werden sa- Das Silber für den Bergbautaler (Bild Mitte rechts) niert und zugänglich gemacht, damit ihre Funkti- aus dem Jahr 1740 stammt nachweislich aus der onsweise dargestellt werden kann. Ein neuer Weg Grube Dorothea. Auf dem Taler erkennt man Freu- soll von der Rückseite der Gebäude direkt auf der denstadt mit der Stadtkirche, den Christopherus westlichen Forbachseite zum Untersuchungsstol- und dem Schriftzug Christophstal. len der Grube Dorothea führen. 58 59
FIV Wasserkunst Naturbeobachtungs- plattform neuer Fußweg Platzmeisterhaus Naturspielplatz Wasserkunst 60 61
Das Kind in sich entdecken der außergewöhnliche Naturspielplatz Wasserkunst 62 63
Naturspielplatz Wasserkunst Im Forbachtal gab es früher ein Dutzend Erzgru- ben, die teilweise mit Hilfe von der sogenannten „Wasserkunst“ vom eindringenden Wasser befreit werden mussten. Die Wasserkunst war im For- bachtal teilweise recht aufwendig gestaltet und bestand aus Holzrinnen, Pumpen und Wasserrä- dern (Abb. rechts Mitte). Auch heute noch wer- den im Forbachtal für den Wassertransport kleine Holzrinnen verwendet (Abb. rechts unten). neuer Fußweg Platzmeisterhaus Im Bereich unteres Christophstal besteht zunächst die Herausforderung, die Talstraße verkehrstech- nisch zu entlasten. Zur Gartenschau würde es zu einer Überlastung kommen, wenn die Fußgänger, Fahrradfahrer und Anlieger die Talstraße gleicher- maßen nutzen müssten. Die Fußgänger sollen daher auf Höhe des Platzmeisterhauses über eine neue Brücke auf die westliche Seite des Forbachs www.leo-bw.de geführt werden. Die hier ehemals zugewachsene Fläche wurde offen gehalten und wird in eine Wie- senfläche umgewandelt. Der neue Fußweg soll von einer Wasserkunst in Form eines Holzrinnenwaals (Kanäle) begleitet werden. In Kombination mit Wasserrädern und Matschbecken, durch die Forbachwasser geleitet wird, entsteht ein Wasserspielplatz der besonde- ren Art. ©Stadtarchiv Freudenstadt iStock©Carmen Hauser In Anlehnung an die historische Besonderheit der Wasserkunst in dem Tal wird das Wasser direkt aus dem Forbach über eine archimedische Schraube (Schneckenpumpe) zur Wasserspielanlage trans- portiert. Über Sprachrohre auf der gesamten Län- ge der Wasserkunst können die Kinder miteinan- der kommunizieren. Der Verlauf der Wasserkunst orientiert sich am Verlauf eines früheren Kanals (Abb. rechts oben). Das Wasser muss früher wieder in den Forbach eingeleitet werden, um die Mess- daten des Pegels nicht zu beeinflussen. iStock©FooTToo Beispiele: Wasserspielplatz mit Holzrinnen und Schneckenpumpe 64 65
Platzmeisterhaus & Co. D as repräsentative, aus Buntsandstein ge- fertigte, Platzmeisterhaus wurde 1838 als Verwaltungsgebäude für die unteren Werke Im historischen Gebäude können Lesungen und Vorträge stattfinden und die Besucher zur musealen Reise in die Bergbau- und Indus- der Königlich-Württembergischen Hütten- triegeschichte einladen. werke erbaut. Übernachtungsmöglichkeiten im Gebäude Nachdem das historische Gebäude immer (Ferienwohnung) erweitern das touristische weiter verfiel, machten es sich engagierte Angebot. Der Garten südlich des Hauses soll Denkmalschützer zur Aufgabe, das Gebäude zur Sommergartenwirtschaft ausgebaut wer- aufwendig zu sanieren und gründeten eine den. GbR. Im Forbachtal gibt es einige Gebäude, die frü- Die Sanierungsarbeiten am Platzmeisterhaus her (und teilweise heute noch) als Unterkünfte sind bereits gut vorangekommen. Im Hinblick oder Verwaltungsgebäude der verarbeiteten ©BUTSCHKUS Mediendesign auf die Gartenschau setzt sich die GbR wei- Betriebe im Tal genutzt wurden. Auch diese tere Ziele. Das Platzmeisterhaus soll zu einer könnten ihre besonderen Geschichten und inselartigen Museumslandschaft entwickelt Geheimnisse auf spannenden Themenwegen werden. für die Besucher lüften und sichtbar machen. Naturbeobachtungsplattform B emerkenswert für das Tal ist auch ein interna- tional bedeutender Wildtierkorridor, der direkt durch das Gartenschaugelände an der Zufahrt In diesen „grünen Klassenzimmern“ können Na- tur und Tiere beobachtet werden, ohne diese zu stören. Auf den Plattformen geht es um den Ge- zum Jägerloch verläuft. nuss von Stille. Insbesondere in den Morgen- und Abendstunden können mit einem Fernglas die Tie- Wildtierkorridore werden von Tieren für Wan- re in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet derungsbewegungen genutzt, denen bildlich werden. gesprochen über „grüne Schnellstraßen“ weite Wanderungen ermöglicht werden und so über ein Die Beobachtungsplattformen sollen architekto- internationales Netz von Korridoren einen geneti- nisch modern und vorwiegend aus Holz gestaltet schen Austausch der Populationen gewährleistet sein. werden kann. Hierzu zählen u. a. Rothirsche, die zwar nicht gefährdet sind, aufgrund ihrer Hab- Der gesamte umliegende Bereich bis hin zur Fi- itatansprüche allerdings auf lange Wanderungen scherhütte wird naturnah bleiben und soll für die angewiesen sind. Seltenere Tiere profitieren eben- Gartenschau nicht inszeniert werden. falls, z. B. Wildkatze, Luchs, Wolf sowie Auerhuhn und Haselhuhn. Auch im Hinblick auf den Klima- wandel kommt den Korridoren eine besondere Bedeutung zu, da Populationen aufgrund von kli- matischen Veränderungen dazu gezwungen sind, neue Lebensräume zu erschließen. Um auf diese Besonderheit aufmerksam und sie erlebbar zu machen, sind zwei Naturbeobach- tungsplattformen zwischen Friedrichstal und iStock©Mickis-Fotowelt Christophstal geplant. 66 67
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