Juni 15 - Zweisprachiger Unterricht in der Berufsbildung Anruf in die Weltraumstation ISS Bologna-Ministerkonferenz in Jerewan ...
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SBFI NEWS SEFRI Forschung und Innovation SBFI Juni 15 Informationen aus dem Staats- sekretariat für Bildung, Zweisprachiger Unterricht in der Berufsbildung Anruf in die Weltraumstation ISS Bologna-Ministerkonferenz in Jerewan 1
Inhalt In dieser Ausgabe Ergebnisse des Lehrstellenbarometers liegen vor Stabile Situation auf dem Lehrstellenmarkt 4 Zweisprachiger Unterricht in der Berufsbildung «Alle Akteure müssen mitmachen» 0 5 Zuordnungsbericht gutgeheissen Schweizer Berufsbildungsabschlüsse können nun europaweit verglichen werden 7 Überblick über die Projekte der höheren Berufsbildung im Gesundheitsbereich Übertragung der Zuständigkeiten von den Kantonen zum Bund 8 Schweizer Regierungsstipendien an ausländische Studierende Bund vergibt 235 neue Stipendien an Forscherinnen und Forscher aus 84 Ländern 10 Bologna-Ministerkonferenz in Jerewan Rolle der Bildung hervorgehoben 13 Europäische Freie-Elektronen-Röntgenlaseranlage (European XFEL) Neues «Super-Mikroskop» eröffnet Einblick in neue Dimensionen 14 Vielfältige Angebote der Innovationsförderung Neue Hotspots für Forschung und Innovation 15 Weiterentwicklung des swissnex Netzwerks swissnex Singapore hat Mission erfüllt – neue Standorte in Abklärung 17 Anruf in die Weltraumstation ISS Tessiner Schülerinnen und Schüler erleben aussergewöhnlichen Ausflug in die Weltraumerforschung 18 Titelbild: Auf Initiative der Bundesrepublik Deutschland und in internationaler Zusammenarbeit entsteht zur Zeit in Ham- burg eine weltweit einzigartige Forschungsinfrastrukturanlage, die Europäische Freie-Elektronen-Röntgenlaseranlage (Eu- ropean XFEL). Aufgrund der erzeugten und verwendeten Strahlung lassen sich damit viel kleinere Strukturen untersuchen, als dies mit einem Lichtmikroskop möglich ist (siehe Beitrag Seite 14). Bild: European XFEL 2
SBFI News 5/15 l eDITORIAL Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser Von den Tücken (um nicht zu sagen von der schieren Unmöglichkeit) des Exports des erfolgreichen und deshalb beispielhaften Schweizer Berufsbildungsmodells in andere Länder war an dieser Stelle schon ein paar Mal die Rede. Umso überraschender die Entdeckung, dass es doch Fallbeispiele gibt, die die Mach- barkeit des Unterfangens belegen. Anlässlich einer kürzlich erfolgten Reise nach Polen konnten wir feststellen, dass sich dort eine eigentliche Fahrstuhlbranche konstituiert, die sich als Organisation der Arbeitswelt der dualen Berufsbildung annimmt. Anstoss dafür gab eine unter anderem im Liftbau weltweit tätige Schweizer Firma, die für ihre polnische Tochtergesellschaft und den Unterhalt vor Ort auf entsprechend qualifizier- tes lokales Personal zurückgreifen möchte. Das Beispiel zeigt, welche Rahmenbedingungen stimmen oder aber stimmig geschaf- fen werden müssten, damit andernorts eine Form der dualen Berufsbildung nach Schweizer Vorbild entstehen kann: Es braucht ein (Schweizer) Unternehmen, das das duale System kennt; es braucht eine Branche, bestehend aus Unternehmen, die über die eigene Firma hinausschauen wollen, damit branchenübergreifende Ausbildungs- bedürfnisse definiert werden können; und es braucht eine lokale Erziehungsbehörde, die das theoretische Element in Form einer Berufsfachschule gewährleisten leisten kann und will. So gesehen, scheint für die in der Schweiz mit dem Berufsbildungs-Export beschäftig- ten Kräfte das Erkennen von diesbezüglich günstigen, auch noch so punktuellen Op- portunitäten womöglich zielführender als das Führen theoretischer Länderlisten. An- zufügen ist, dass, wenn sich nun die USA ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, vielleicht doch Grösseres in diesem Bereich möglich ist. Mauro Dell’Ambrogio Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation 3
SBFI News 5/15 l berufsbildung Ergebnisse des Lehrstellenbarometers liegen vor Stabile Situation auf dem Lehrstellenmarkt Anfang Juni 2015 publizierte das SBFI den vom LINK-Institut erstellten Lehrstellenbarometer. Das seit bald zwanzig Jahren eingesetzte Beobachtungsinstrument gibt mit Erhebungen im April und August zweimal jährlich fundierten Einblick in die Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Im Gespräch erläutert Jean-Pascal Lüthi, Vizedirektor im SBFI und Abteilungsleiter Berufliche Grundbildung und Maturitäten, die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Lehrstellenbaro- meters und sagt, welche Unterstützung der Bund bietet. In einzelnen Branchen bekunden die Unternehmen Mühe, Lehrstellen zu besetzen. Was ist dagegen zu tun? In den Branchen «Dienstleistungen», «Architektur und Baugewerbe», «verar- beitendes Gewerbe» sowie «Verkauf» übersteigt das Lehrstellenangebot die Nachfrage. Es gibt aber auch Branchen, deren Angebot kleiner als die Lehrstel- lennachfrage ist, beispielsweise im Ge- sundheits- und Sozialwesen sowie im Büro- und Informationswesen. Einerseits stehen die Organisationen der Jean-Pascal Lüthi, Vizedirektor im SBFI und Abteilungsleiter Berufliche Grundbildung und Maturitäten. Arbeitswelt vor der Herausforderung, mit Bild: SBFI Berufs- oder Branchenmarketing das In- teresse der Jugendlichen für einen Beruf Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation samt etwas weniger Jugendliche vor der zu wecken. Hier ist in den letzten Jah- auf dem Lehrstellenmarkt? Ausbildungswahl stehen. ren sehr viel gegangen. Der Bund bietet Jean-Pascal Lüthi: Wir haben gesamt- zusätzliche Unterstützung, indem wir schweizerisch eine stabile Situation. Sie Werden die Jugendlichen, die noch beispielsweise Berufsmessen finanziell ist vergleichbar mit den Vorjahren. Die keine Lehrstelle gefunden haben, etwas unterstützen. Auch führen wir die natio- jüngsten Ergebnisse des Lehrstellen- Passendes finden? nale Kampagne «Berufsbildungplus.ch» barometers zeigen, dass im April 2015 Von den Ergebnissen des Lehrstellenba- weiter. Andererseits kann eine flexible 71500 Jugendliche Interesse an einer rometers aus früheren Jahren wissen wir, Berufswahl der Jugendlichen zu einer beruflichen Grundbildung hatten. Davon dass der grösste Teil dieser Jugendlichen erfolgreichen Lehrstellensuche führen. In hatten schon 50 500 eine Zusage für ei- bis im Sommer einen Lehrvertrag oder allen Kantonen können die Jugendlichen nen Ausbildungsplatz erhalten. 19 500 eine Zusage für eine andere Anschluss- auf ein gut ausgebautes Angebot der Be- hatten noch keine Zusage. Weitere 1500 lösung haben wird. Bis zwei Jahre nach rufsberatung zurückgreifen. Jugendliche haben sich für eine andere der obligatorischen Schule werden erfah- Lösung entschieden. rungsgemäss nahezu alle eine Anschluss- Ein Teil der Jugendlichen ist in der lösung haben. sogenannten Warteschlaufe. Reicht das Wir stellen allgemein fest, dass sich die vorhandene Instrumentarium zur Unter- Situation der Jugendlichen und jun- Wie sieht die Situation aus Sicht der stützung der Jugendlichen aus? gen Erwachsenen, die eine berufliche Betriebe aus? In den vergangenen Jahren haben wir Grundbildung absolvieren möchten, Für den Lehrbeginn im Sommer 2015 diesbezüglich sehr viel unternommen. in den vergangen Jahren stark verbes- sind von Unternehmen 80000 Lehrstel- Dies zeigt sich auch darin, dass wir sehr sert hat. Zu Beginn des neuen Jahrtau- len angeboten worden. Im April dieses nahe am Ziel sind, dass 95 Prozent der sends war die Lehrstellensituation noch Jahres sind davon noch 22500 offen ge- 25-Jährigen einen Abschluss auf Se- angespannt. Seit 2011 übersteigt das wesen. Im Tessin und in der Westschweiz kundarstufe II haben. Die Berufsbildung Angebot an Ausbildungsplätzen die beginnen die Unternehmen traditionell verfügt über verschiedene Angebote, Nachfrage der Jugendlichen. Dafür ver- später mit der Rekrutierung. Auch kleine die es ermöglichen, Jugendliche ent- antwortlich waren die zunehmende Aus- Unternehmen bis 49 Mitarbeitende ver- sprechend ihrer Fähigkeiten gezielt zu bildungsbereitschaft der Betriebe und fügen jeweils im Frühjahr anteilsmässig fördern. Die kantonalen Berufsbera- die Anstrengungen von Bund, Kantonen über eine grössere Anzahl offener Lehr- tungen unterstützen die Jugendlichen und Organisationen der Arbeitswelt. Zu stellen. Ein grosser Teil aller zurzeit offe- bei der Lehrstellensuche und bieten mit beachten ist auch, dass im Vergleich mit nen Lehrstellen wird erfahrungsgemäss dem Lehrstellennachweis einen Über- den früheren Jahren dieses Jahr insge- bis August 2015 besetzt werden können. blick über die offenen Lehrstellen. Das 4
SBFI News 5/15 l berufsbildung Beobachtungsinstrument seit 1997 Der Lehrstellenbarometer wird jährlich zweimal (im April und im August) vom LINK-Institut erhoben. Für die Hochrechnun- gen in diesem Frühjahr wurden vom 1. April bis 4. Mai 2834 Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren telefonisch be- fragt. Der statistische Vertrauensbereich liegt für diese Stichprobe bei +/- 1,9 Prozent. Auf Seiten der Unternehmen wurden 7100 Betriebe mit mindestens zwei Mitarbeitenden (in Vollzeitäquivalenten) schriftlich befragt; 5725 nahmen im Zeitraum vom 31. März bis 16. Mai 2015 an der Befragung teil. Davon boten 2037 Betriebe Lehrstellen an. Der statistische Vertrauens- bereich liegt bei dieser Stichprobe bei +/- 2,2 Prozent. Case Management Berufsbildung hilft, aktive Vermittlung zwischen Lehrstellen- Kontakt Jugendliche mit Mehrfachproblematik in suchenden und Anbietern die Zahl der Jean-Pascal Lüthi, SBFI die Berufsbildung zu integrieren und ei- offenen Lehrstellen und die Zahl der Ju- Vizedirektor, Leiter Abteilung Berufliche nen Abschluss zu erreichen. Schliesslich gendlichen in Zwischenlösungen weiter Grundbildung und Maturitäten gehen wir mit dem Projekt «Match-Prof» zu senken. +41 58 463 20 29 die Thematik zusätzlich an. Wir wollen jean-pascal.luethi@sbfi.admin.ch damit bei den Kantonen und Organisa- Weitere Informationen tionen der Arbeitswelt Projekte initiie- www.sbfi.admin.ch/ ren. Diese sollen dazu beitragen, durch berufsbildung Zweisprachiger Unterricht in der Berufsbildung «Alle Akteure müssen mitmachen» Das SBFI hat 2014 das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) beauftragt, den zweisprachigen Un- terricht (bilingualer Unterricht) an Berufsfachschulen zu fördern. Eine im Mai 2015 durchgeführte Tagung zeigte, dass das Interesse seitens der Lehrpersonen gross ist. Kathrin Jonas Lambert, Bereichsleiterin Sprachen beim EHB, erläutert im Gespräch, was für eine breite Implementierung des bilingualen Unterrichts sonst noch nötig ist und wo die Heraus- forderungen liegen. Das EHB hat zusammen mit den Pädago- Kanton Zürich, wo seit 1999 an Berufs- gischen Hochschulen Luzern und Zürich fachschulen zweisprachig unterrichtet die erste nationale Tagung zum Thema wird, um die Einführung von Standards «zweisprachiger Unterricht in der Be- bemüht, herrscht noch Unklarheit darü- rufsbildung» durchgeführt. Wie war das ber, was eigentlich bilingualer Unterricht Echo? ist oder sein soll – und was eben nicht. Kathrin Jonas Lambert: Das Echo war sehr gross. Wir hatten mehr als doppelt Das heisst genau? so viele Anmeldungen wie erwartet. Die Bilingualer Unterricht, kurz Bili, ist nicht Lehrpersonen haben offenbar ein Be- Fremdsprachenunterricht im herkömm- dürfnis, sich über das Thema zu infor- lichen Sinne. Es ist Unterricht in zwei mieren und sich auszutauschen. Genau Sprachen, wobei Inhalte eines Sachfachs das war das Ziel unserer Tagung. in der Fremdsprache vermittelt werden. Im Englischen spricht man von «con- Was sind für Sie die wichtigsten Er- tent and language integrated learning» Kathrin Jonas Lambert leitet den Bereich Sprachen kenntnisse? (CLIL), also von integriertem Lernen von beim EHB und betreut das Projekt zur Förderung des bilingualen Unterrichts in der Berufsbildung Ich habe seitens der Lehrerinnen und Inhalten und Sprache. Die Fremdsprache fachlich. Bild: zVg Lehrer ein sehr starkes Interesse am The- wird zur Arbeitssprache – ohne normati- ma gespürt – und eine grosse Motivation, ven Anspruch an den richtigen Sprach- selber aktiv zu werden und bilingual zu gebrauch. Wenn sich nun aber beispiels- werden, dann gehen sie davon aus, dass unterrichten. In den Diskussionen wurde weise in Befragungen von Bili-Lernenden sich ihr Bili-Lehrer wie ein Englischlehrer zudem deutlich, dass Informationsbedarf zeigt, dass sie erwarten, von der Bili- verhalten soll. Hier besteht Klärungsbe- besteht. Obwohl sich beispielsweise der Lehrperson grammatikalisch korrigiert zu darf. 5
SBFI News 5/15 l Berufsbildung Englischleistungen im ersten und zweiten Lehrjahr: Vergleich zwischen Wir werden künftig die nationale An- Klassen mit bilingualem Unterricht und Kontrollklassen laufstelle für Fragen rund um bilingualen Unterricht sein – und damit auch teilwei- Allgemeiner Sprachstand-Test Wortschatz-Test (Multiple Choice) se die Rolle des Mittelschul- und Berufs- bildungsamtes Zürich übernehmen, das Kontrollklasse Klasse mit bilingualem Unterricht in diesem Bereich Pionierarbeit geleistet 12 5 hat. 10 4,5 Welche konkreten Hilfestellungen bietet das EHB Schulen oder Ausbildungszent- 8 4 ren, die bilingualen Unterricht einführen wollen? 6 3,5 Ab Herbst 2015 werden wir Beratungs- gespräche anbieten, um Berufsfachschu- 4 3 len oder überbetriebliche Kurszentren bei Umsetzungsfragen zu unterstützen. 2 2,5 Zudem werden wir eine Internetplatt- form mit allen wichtigen Informationen 0 2 einrichten. Ziel ist es, den Lehrpersonen 1 2 1 2 auch Unterrichtsmaterialien zur Verfü- gung zu stellen. Und nicht zuletzt wollen In einer von der Universität Freiburg durchgeführten Evaluation des bilingualen Unterrichts an Berufsfach- schulen im Kanton Zürich wurden die Englischkompetenzen von Bili-Lernenden und Lernenden vergleich- wir den begonnenen Austausch weiter- barer Klassen untersucht. Die Autoren kommen zum Schluss, «dass sich der bilinguale Unterricht signifi- führen. Angesichts des grossen Interes- kanterweise positiver auf die Lernfortschritte auswirkt als jede andere Unterrichtsform des Englischen». Die ses überlegen wir uns, eine zweite Ta- Abbildung zeigt die Ergebnisse im ersten und zweiten Lehrjahr für einen Test zum allgemeinen Sprachstand (Lückentest) und einen Multiple-Choice-Test zum Wortschatz. Insbesondere im zweiten Lehrjahr schneiden gung durchzuführen. die Bili-Lernenden deutlich besser ab als die Lernenden der Kontrollklassen. Zudem steigen die durchschnitt- lichen Leistungen der Bili-Lernenden zwischen dem ersten und zweiten Lehrjahr, während sie bei der Kon- In Zürich wird bilingualer Unterricht an trollgruppe abnehmen. Berufsfachschulen seit 1999 angeboten. Einzelne Kantone sind nachgezogen. Ins- Was bedeutet das in Bezug auf die An- dicht, dass zusätzliche Lektionen für eine gesamt hat der zweisprachige Unterricht forderungen an die Lehrpersonen? Fremdsprache auf Kosten anderer Fächer in der Berufsbildung aber noch nicht Auch hier ist der normative Anspruch gingen. Bilingualer Unterricht hingegen wirklich Schule gemacht. Die angespro- nicht derselbe wie für eine Lehrperson, ist stundenplanneutral. Zudem zeigen chenen Massnahmen sollen dazu beitra- die eine Fremdsprache unterrichtet. Um verschiedene Studien und Lernstander- gen, dass sich dies ändert. Wo sehen Sie es salopp auszudrücken: Ein bisschen hebungen, dass zweisprachiger Unter- die Herausforderungen? Bili ist schon Bili. Aber der sprachliche richt ein besonders effektiver Weg zur Alle Akteure müssen mitmachen. Es Anspruch wird durch den methodischen Herausbildung von fremdsprachlichen, braucht die Initiative von Bund, Kanto- ersetzt. Entsprechend müssen Lehrperso- interkulturellen und fachlichen Kompe- nen und Schulen. Und es braucht die nen weitergebildet werden. Die Kanto- tenzen ist. Unterstützung seitens der Organisati- ne Zürich und Luzern verlangen bereits onen der Arbeitswelt und der Betriebe. heute den Nachweis entsprechender Was unternimmt das EHB neben den Wichtig ist zudem die Zusammenarbeit Qualifikationen, um an einer Berufs- angesprochenen CAS, um eine breite unter den Pädagogischen Hochschulen fachschule zweisprachig zu unterrich- Implementierung von zweisprachigem und mit dem Institut für Mehrsprachig- ten. Das EHB wird ab 2016 neue CAS Unterricht in der Berufsbildung zu unter- keit der Universität Freiburg und der Pä- (Certificate for advanced studies) für bi- stützen? dagogischen Hochschule Freiburg. Denn lingualen Unterricht in Deutsch-Franzö- Wir sind daran, einen Pool von Exper- es gibt noch kaum Forschung zu bilin- sisch sowie Deutsch/Französisch-Englisch tinnen und Experten auszubilden. Wenn gualem Unterricht in der Berufsbildung. anbieten. Die Angebote ergänzen die eine breite Implementierung gelingen bestehenden CAS der Pädagogischen soll, braucht es Fachleute, die einerseits Kontakt Hochschulen Zürich und Luzern. als Multiplikatoren wirken, indem sie für Kathrin Jonas Lambert, EHB das Thema sensibilisieren und mobilisie- Bereichsleiterin Sprachen Worin liegt das Potenzial von bilingualem ren. Andererseits sind sie für die Aus- +41 31 910 38 74 Unterricht für die Berufsbildung? und Weiterbildung der Lehrpersonen kathrin.jonaslambert@ehb-schweiz.ch Kompetenzen in Fremdsprachen tragen wichtig. Ende Jahr wird dieses «train the auf dem internationalen Arbeitsmarkt trainers» abgeschlossen sein. Zudem hat Weitere Informationen wesentlich zur Flexibilität der Lernenden das EHB vom SBFI den Auftrag erhalten, Erste Nationale Tagung zum bilingualen und zukünftigen Arbeitnehmenden bei. zum Kompetenzzentrum für zweispra- Unterricht: In den beruflichen Grundbildungen sind chigen Unterricht in der Berufsbildung zu www.bili.ehb-schweiz.ch aber die Stundenpläne bereits heute so werden. Entsprechende Arbeiten laufen. 6
SBFI News 5/15 l Berufsbildung Zuordnungsbericht gutgeheissen Schweizer Berufsbildungsabschlüsse können nun europaweit verglichen werden Nationale Qualifikationsrahmen erlauben es zusammen mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR), Berufs- bildungsabschlüsse unter einander zu vergleichen. Damit die Zuordnung der nationalen Qualifikationsrahmen zum EQR nach einheitlichen Kriterien erfolgt, hat die Europäische Union eine beratende Gruppe eingerichtet (EQF Advisory Group). Ende Mai 2015 hat das SBFI die Zuordnung der Schweiz Berufsbildungsabschlüsse dieser Expertengruppe präsentiert und von ihr eine positive Rückmeldung erhalten. Damit ist der Weg frei, um Schweizer Berufsbildungsab- schlüsse auf europäischer Ebene besser vergleichen zu können. In der Schweiz existieren 730 verschie- wie eine «Währung» dar. In der Folge Berufsbildungsabschluss Schweiz dene Berufsbildungsabschlüsse. Mit der können ausländische Arbeitgeber einen Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen steigenden Mobilität der Arbeitneh- Schweizer Berufsbildungsabschluss bes- Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen menden gewinnt deren Vergleichbarkeit ser einschätzen, da sie einfach ableiten und Wertschätzung je länger je mehr können, welchem Niveau ihres NQR der N Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen an Bedeutung. Dazu dient die 2014 in jeweilige Abschluss entspricht. Q Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen Kraft gesetzte Verordnung über den Na- R Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen Berufsbildung Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen tionalen Qualifikationsrahmen für Ab- Für die Zuordnung der nationalen Qua- Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen schlüsse der Berufsbildung (V-NQR-BB). lifikationsrahmen zum EQR ist das Vor- Sie erlaubt es, sämtliche vom Schweizer gehen mit europaweiten Kriterien stan- Arbeitgeber Schweiz Berufsbildungsgesetz als formale Bildung dardisiert. Dabei gilt es zu beachten, dass beschriebenen Abschlüsse in den NQR Bildungsangelegenheiten grundsätzlich Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen Berufsbildung einzustufen. Dabei wird in der Kompetenz der Mitgliedstaaten Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen jeder Abschluss einzeln und unabhängig der EU liegen. Die EU hat jedoch gewis- Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen vom Titel beurteilt und in ein Niveau des se Instrumente entwickelt zur Förderung EQR Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen NQR Berufsbildung eingestuft. Gleich- von Transparenz in der Bildung. Um sol- Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen zeitig erarbeiten die Trägerschaften che Instrumente handelt es sich beim Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen Zeugniserläuterungen (für Abschlüsse EQR und den dazugehörenden NQR. Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen der beruflichen Grundbildung) und Dip- lomzusätze (für Abschlüsse der höheren Zuordnungsbericht der Schweiz Arbeitgeber Ausland Berufsbildung). Diese weisen das Ni- Für die Zuordnung der jeweiligen NQR veau des jeweiligen Abschlusses im NQR zum EQR erarbeitet jedes Land einen na- Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen Berufsbildung und EQR aus und enthal- tionalen Zuordnungsbericht. Ziel dieses Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen ten ergänzende Informationen. Dadurch Berichts ist es, die Umsetzung der Arbei- Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen NQR eines können Arbeitgeber im In- und Ausland ten zum NQR Berufsbildung, den Zuord- Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen die fachlichen Kompetenzen der Absol- nungsprozess zum EQR sowie die zum anderen Landes Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen ventinnen und Absolventen besser ein- Verständnis dieses Vorgangs erforderli- Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen schätzen. chen Grundlagen des Schweizer Bil- Beschreibungen Beschreibungen Beschreibungen dungssystems für den «europäischen Le- Berufsbildungsabschluss Ausland EQR als Übersetzungsinstrument ser» schlüssig darzulegen. Der Damit die Abschlüsse der Berufsbildung Zuordnungsbericht beinhaltet daher eine Der EQR dient als Übersetzungsinstrument zwi- und deren Niveau mit den europäischen detaillierte Beschreibung des Schweizer schen den Qualifikationsrahmen der einzelnen Län- der. Grafik: SBFI vergleichen werden können, muss der (Berufs-)Bildungssystems und erklärt die NQR Berufsbildung mit dem existieren- Grundgedanken des NQR Berufsbildung, den Europäischen Qualifikationsrah- die geplante Implementierung in der men EQR in Bezug gesetzt werden. Alle Schweiz, die Rollen und Aufgaben der ten Niveaus des NQR Berufsbildung zu EU-Mitgliedstaaten sowie zahlreiche involvierten Akteure und den Prozess der den abstrakten Niveaus des EQR zuge- aussereuropäische Länder sind momen- Qualitätssicherung des NQR Berufsbil- ordnet. tan daran, nationale Qualifikationsrah- dung. men zu erarbeiten und diese dem EQR Zuordnungskriterien zuzuordnen. Dabei dient der EQR als Als zentrales Element des Berichtes wer- Das SBFI hat den Zuordnungsbericht der Übersetzungsinstrument zwischen den den die Niveaustufen und Deskriptoren Schweiz Ende Mai 2015 der EQF Advisory Qualifikationsrahmen der einzelnen Län- des NQR Berufsbildung zum EQR in Be- Group präsentiert. Diese Expertengruppe der. Das Niveau des EQR stellt so etwas zug gesetzt. Dabei werden die abstrak- wird von der europäischen Kommission 7
SBFI News 5/15 l berufsbildung geleitet. Sie besteht aus Regierungs- Die Arbeiten am Bericht wurden von in- Das SBFI wird den Zuordnungsbericht vertreterinnen und -vertretern sowie ternationalen Experten begleitet. Für die aufgrund der Rückmeldungen in der EQF Expertinnen und Experten aus allen EU- Schweiz waren dies Thomas Mayr, Wirt- AG anpassen und im Herbst 2015 auf Mitgliedsstaaten, den EWR-Ländern, schaftskammer Österreich, und Joseph seiner Homepage und auf derjenigen der europäischen Dachverbänden, Cedefop Noesen, Ministerium für Erziehung, Kin- Europäischen Kommission publizieren. (Europäisches Zentrum für die Förderung der und Jugend Luxemburg. Beide sind Die ersten Zeugniserläuterungen und der Berufsbildung) und dem Europarat. langjährige Experten im Bereich der Be- Diplomzusätze mit NQR und EQR Niveau rufsbildung und Mitglieder der EQF Ad- werden voraussichtlich Anfang 2016 er- Die EQF Advisory Group hat für die Zu- visory Group. stellt. ordnung zehn Kriterien festgelegt, die im Bericht einzeln abgehandelt werden. So Die EQF Advisory Group hat den Schwei- Kontakt müssen beispielsweise unter Kriterium zer Zuordnungsbericht positiv aufge- Sarah Daepp, SBFI 1 die Verantwortlichkeiten und Kompe- nommen. Die zehn Kriterien wurden als Projektverantwortliche, tenzen aller in den Zuordnungsprozess erfüllt bewertet und die Schweiz hat ins- Ressort Internationale Bildungsprojekte involvierten Stellen und Institutionen klar besondere für die transparente Art und +41 58 464 91 93 definiert und veröffentlicht werden. Um Weise der Einstufung der Qualifikationen sarah.daepp@sbfi.admin.ch die Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu in den NQR Berufsbildung viel Lob erhal- gewährleisten muss unter Kriterium 2 ten. Somit ist die Zuordnung des NQR Weitere Informationen die klare und nachweisbare Verbindung Berufsbildung zum EQR abgeschlossen www.nqr-berufsbildung.ch zwischen den Qualifikationsniveaus des und die Zeugniserläuterungen und Dip- nationalen Qualifikationsrahmens und lomzusätze werden ab sofort nebst dem den Niveaubeschreibungen des EQR her- Niveau des NQR Berufsbildung auch das gestellt werden. Niveau des EQR ausweisen. Überblick über die Projekte der höheren Berufsbildung im Gesundheitsbereich Übertragung der Zuständigkeiten von den Kantonen zum Bund Mit der Inkraftsetzung des neuen Berufsbildungsgesetzes wurden die bisher kantonal geregelten Gesundheitsberufe in die Zuständigkeit des Bundes überführt. Die schrittweise Überführung in die neue Bildungssystematik bot Gelegen- heit, die bisherigen Angebote zu positionieren und neue zu schaffen. Diesen Frühling wurden im Bereich der Alterna- tivmedizin zusätzliche Bildungsangebote eidgenössisch anerkannt. Weitere Angebote sind in Vorbereitung. Umsetzung der Bildungsangebote war dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) übertragen. Überführung in die gesamtschweize- rische Bildungssystematik Mit der Inkraftsetzung des Berufsbil- dungsgesetzes im Jahr 2004 einerseits und des revidierten Fachhochschulgeset- zes 2005 andererseits wurden rechtliche Grundlagen geschaffen, die dem Bund im Zusammenhang mit den Ausbildun- gen im Gesundheitsbereich neue Zustän- digkeiten übertrugen. Damit wurden die Pflegeausbildungen schrittweise in die Bis im Jahr 2004 lagen Regelung und Die Schweizerische Konferenz der kan- gesamtschweizerische Bildungssystema- Überwachung der Ausbildungen in den tonalen Gesundheitsdirektorinnen und tik überführt: Bestehende Ausbildun- nicht universitären Gesundheitsberu- -direktoren (GDK) diente den Kantonen gen wurden neu positioniert und neue fen in der Zuständigkeit der Kantone. als politisches Koordinationsorgan. Die Ausbildungen geschaffen. Bildungsgän- 8
SBFI News 5/15 l berufsbildung ge wie die Dentalhygiene, medizinisch- tionsprävention im Gesundheitswesen, Krankheiten ausgerichtet. Sie sollen eine technische Radiologie, biomedizinische Expertin bzw. Experte in biomedizinischer optimale Behandlung der Patientinnen Analytik, Operationstechnik, Pflege und Analytik und Labormanagement sowie und Patienten sicherstellen. Rettungssanität, die früher auf der Stu- Naturheilpraktikerin bzw. Naturheilprak- fe SRK-Diplom angesiedelt waren, wur- tiker (mit den Fachrichtungen Ayurve- Berufsprüfung (BP) nicht nur für den in der Tertiärstufe B auf Stufe der damedizin, Homöopathie, Traditionelle Inhaberinnen und Inhaber eines EFZ höheren Fachschulen (HF) positioniert. Chinesische Medizin TCM und Traditio- Die Stufe BP ist im Gesundheitsbereich Andere Bildungsgänge, so die Aktivie- nelle Europäische Naturheilkunde TEN). neu. Damit können spezifische Kompe- rung, Orthoptik und Podologie, die nicht Letztere Prüfungsordnung wurde am 28. tenzen erworben werden, ohne den Be- interkantonal anerkannt waren, wurden April 2015 genehmigt; damit wurde ein ruf zu wechseln, was die Attraktivität der ebenfalls in die Stufe HF integriert. Für Projekt erfolgreich abgeschlossen, das EFZ Fachfrau bzw. Fachmann Gesundheit jeden Bildungsgang erarbeiteten die Trä- 2003 gestartet und bis zum Resultat der oder Medizinische Praxisassistentin bzw. gerschaften einen Rahmenlehrplan (RLP), Abstimmung zur Komplementärmedizin Medizinischer Praxisassistent erhöht. der vom Bund genehmigt wurde. Diese während einiger Jahre auf Eis gelegt wor- Diese Besonderheit ist sicher auch für Genehmigungen erfolgten zwischen den war. Die Schaffung dieser Prüfung HF-Absolventinnen und -Absolventen September 2007 und November 2010. erforderte – wie jene der Komplemen- interessant, die ihren Horizont erweitern Acht dieser neun RLP wurden bereits re- tärtherapien, die nächstens genehmigt wollen. Die BP Medizinische Praxiskoor- vidiert und einer befindet sich gegenwär- werden sollte – eine bedeutende Koordi- dinatorin bzw. Medizinischer Praxiskoor- tig in Revision. nation zwischen den verschiedenen The- dinator, Medizinische Masseurin bzw. rapeutenverbänden. Diese neuen Prüfun- Medizinischer Masseur und Transportsa- Die Positionierung dieser Gesundheits- gen im Bereich der Alternativmedizin und nitäterin bzw. -sanitäter wurden bereits diplome auf der Tertiärstufe B ermög- der Komplementärtherapien stellen dank genehmigt. Diejenige für Spezialistinnen lichte nicht nur, die Berufskompetenzen hohen Kompetenzstandards die Qualität und Spezialisten für angewandte Kinäs- zu definieren und weiterzuentwickeln, der Behandlung von Patientinnen und Pa- thetik soll in Kürze veröffentlicht werden sondern auch deren Übereinstimmung tienten sicher, die Alternativen zur Schul- und jene für Pflege und Betreuung von mit den Bedürfnissen der Gesundheits- medizin suchen. Menschen mit psychischen Beeinträchti- institutionen und des Arbeitsmarkts zu gungen befindet sich in Entwicklung. überprüfen. Die Beschreibung der Kom- Angebote entsprechen der Dynamik petenzen macht das Berufsprofil aus, das des Bereichs Ausblick Grundbestandteil des RLP ist. Unter der Leitung der OdA Santé entwi- Angesichts der Entwicklung des Gesund- ckeln die Arbeitsgruppen die Profile, für heitsbereichs und der entsprechenden Neu anerkannte Fachrichtungen die eine Prüfung gewünscht ist. In Kürze Ausbildungen in den vergangenen 30 Die Aufnahme der Gesundheitsberufe in wird die Prüfungsordnung für die HFP Jahren bringt die Überführung der Ge- die Bildungssystematik der Schweiz führ- Operationsbereich veröffentlicht. Mehre- sundheitsberufe in die Bildungssystema- te insbesondere zu wesentlichen Ände- re der derzeit erarbeiteten Angebote ha- tik der Schweiz zahlreiche Vorteile. Der rungen auf der Ebene der Fachrichtun- ben einen geschichtlichen Hintergrund. wichtigste betrifft die Durchlässigkeit gen. Diese sind zahlreich, was sich sowohl Vor 1990 boten die Krankenpflegeschu- zwischen den Stufen und Berufen. Eine aus den Bedürfnissen der Spitzenmedizin len, die häufig den Spitälern angeschlos- Klärung der Übergänge zwischen den als auch aus der erhöhten Lebenserwar- sen waren, Ausbildungen an, die direkt Ausbildungen erhöht die Attraktivität tung hierzulande ergibt. In den Fachrich- auf die Besonderheiten dieser Instituti- dieser Berufe. Bei den Gesundheitsberu- tungen, die früher den Berufsverbänden onen ausgerichtet waren, namentlich fen, die hauptsächlich von Frauen ausge- und Gesundheitseinrichtungen unter- allgemeine Pflege, Psychiatrie oder Säug- übt werden, zeigt sich jedoch die Schwie- stellt waren, kann nun ein Nachdiplom- lings- und Kinderpflege. In den generalis- rigkeit, die erforderlichen unregelmäs- studiengang (NDS) abgeschlossen oder tischen Ausbildungen auf Stufe II sowie sigen Arbeitszeiten mit einem Familienle- ein eidgenössisches Diplom erworben beim HF-Diplom, die diese Ausbildungen ben zu vereinbaren. In dieser Hinsicht werden. Die entsprechenden Titel sind ersetzt haben, können keine vertieften sind Massnahmen zu fördern, die den somit geschützt. Voraussetzung zur Zu- Kompetenzen in diesen Bereichen er- Frauen und insbesondere den Müttern lassung zu diesen Abschlüssen ist ein HF- langt werden. Dank der Entwicklung der die Arbeit erleichtern. Diplom im entsprechenden Bereich. Mit HFP in Mütter- und Väterberatung, Pflege diesen Abschlüssen wird sichergestellt, und Betreuung, Psychiatrie, geriatrischer Kontakt dass die Kompetenzen schweizweit ein- und psychogeriatrischer Pflege können Nicole Aeby-Egger, SBFI heitlich sind. Für die NDS HF der Fachrich- die Fachleute nun spezifischere Kompe- Projektverantwortliche, Ressort Dienst- tungen Anästhesie-, Intensiv- und Not- tenzen in diesen sehr unterschiedlichen leistungen, Abteilung Höhere Berufsbil- fallpflege sind die Kompetenzen in einem Bereichen erwerben. dung RLP festgelegt. +41 58 464 30 62 Andere Angebote, wie jene in Nephro- nicole.aeby-egger@sbfi.admin.ch Bisher wurden drei eidgenössich höhere logiepflege, Onkologiepflege und Pallia- Fachprüfung (HFP) genehmigt; jene für tive Care mit Fachrichtungen sowie Dia- Weitere Informationen Fachexpertin bzw. Fachexperte für Infek- betesfachberatung, sind auf verbreitete www.sbfi.admin.ch/hbb 9
SBFI News 5/15 l Hochschulen Schweizer Regierungsstipendien an ausländische Studierende Bund vergibt 235 neue Stipendien an Forscherinnen und Forscher aus 84 Ländern Die Eidgenössische Stipendienkommission für ausländische Studierende (ESKAS) hat an zwei Sitzungen im März und im Mai 2015 die Schweizer Regierungsstipendien für das akademische Jahr 2015-2016 vergeben. Der 2015 total zuge- sprochene Betrag für die begehrten Schweizer Regierungsstipendien beträgt 9,3 Millionen Franken. Nutzniessende sind hervorragend qualifizierte Forschende und Kunstschaffende aus der ganzen Welt sowie die akademischen Insti- tutionen in der Schweiz. Hochschule zu forschen und zu publi- zieren (Stipendium für zwölf Monate). 4. Die Schweiz bietet für eine begrenzte Anzahl Länder (zurzeit 26) Stipendi- en für junge Kunst-Studentinnen und -Studenten an einer der dazu speziali- sierten Schweizer Fachhochschulen an (Stipendien bis zu 21 Monaten). Voraussetzungen Die wichtigsten Voraussetzungen, um sich für ein Schweizer Regierungsstipendi- um bewerben zu können, sind folgende: • Abgeschlossenes Master- oder Dokto- rats-Studium (Ausnahme Kunststipen- dium: abgeschlossene Bachelor-Aus- Schweizer Regierungsstipendien sind begehrt. Nutzniessende sind hervorragend qualifizierte Forschende bildung); und Kunstschaffende aus der ganzen Welt sowie die akademischen Institutionen in der Schweiz. Bild: Walter • Ausführliches Forschungsgesuch für Grossenbacher, SBFI die geplante Zeit während des Stipen- diums; Knapp 1200 neue Stipendienanträge für Stipendien für Forschende und • Bestätigung eines/r akademischen Schweizer Bundes-Exzellenz-Stipendien Kunst-Studentinnen und -studenten Betreuungsprofessors/in, den/die Sti- sind Anfang 2015 bei der ESKAS ein- Die Schweizer Regierungsstipendien pendiaten/in mit ihrem/seinem For- getroffen. Dies ist ein Rekord: Seit dem richten sich an postgraduierte Forschen- schungsprojekt während des Aufent- Bestehen der Kommission 1961 wurden de aus 184 Ländern. Vier Gruppen von halts in der Schweiz zu begleiten und noch nie so viele Bewerbungen einge- jungen Talenten aus der ganzen Welt am Institut zu integrieren; reicht. Doch die Schweizer Regierungs- werden mit den Bundes-Exzellenz-Sti- • Zulassung der Hochschule; stipendien sind nicht nur sehr begehrt, pendien speziell angesprochen: • Staatsangehörigkeit eines der 184 sondern ebenso hoch kompetitiv: Nur 1. Junge Forschende, die für einen For- wählbaren Länder; ein knapper Fünftel der mehrheitlich schungsaufenthalt ihre Forschungen • noch nicht oder höchstens seit zwölf qualitativ sehr guten Eingaben kann in der Schweiz durchführen möchten, Monaten in der Schweiz ansässig; für ein Stipendium berücksichtigt wer- da sie beispielsweise vorhandene Inf- • jünger als 35 Jahre alt. den. rastrukturen oder spezifische Quellen in Schweizer Archiven für ihr Doktorat Für umfassende Angaben je nach Sti- Insgesamt unterstützt der Bund derzeit nutzen möchten (Stipendium für zwölf pendientyp gelten die Ausschreibungs- 353 ausländische Stipendiatinnen und Monate). unterlagen. Für das akademische Jahr Stipendiaten in der Schweiz. Davon be- 2. Studierende nach Erhalt ihres Master- 2016-2017 sind diese ab August 2015 ginnen diesen September 235 neue Bei- Diploms, die planen, ihr Doktorats- aufgeschaltet im Internet (siehe weitere tragsempfängerinnen und -empfänger Studium bei einem akademischen Be- Informationen). ihre Forschungstätigkeiten an 18 Hoch- treuer an einer Schweizer Hochschule schulen und Kunst-Fachhochschulen in zu absolvieren (Stipendium bis zu drei Stipendienbewerbungen und Beur- der Schweiz (siehe Seite 12). Im Wei- Jahren). teilungskriterien teren setzen 118 junge Forschende ihr 3. Post-Doktorandinnen und -Doktoran- Alle Interessentinnen und Interessenten Doktorats-Studium mit Hilfe eines ESKAS den, die beabsichtigen, im Verlaufe für ein Bundes-Stipendium melden sich Stipendiums im akademischen Jahr ihres akademischen Werdegangs ein bei einer der Schweizer Vertretungen im 2015-2016 fort. Jahr an einer renommierten Schweizer Ausland, um die Ausschreibungsunter- 10
SBFI News 5/15 l Hochschulen Neuankömmlinge in die Sitten und Ge- bräuche der Schweiz gibt es heute nicht mehr. Während ihres Aufenthalts in der Schweiz werden die Stipendiatinnen und Stipendiaten einerseits durch ihre Betreu- ungsprofessorinnen und -professoren an den jeweiligen Instituten akademisch eng begleitet. Für sämtliche praktische Fragen zum Alltag stehen zudem Fachpersonen in den Betreuungsstellen an den einzel- nen Hochschulen zur Verfügung. ESKAS-Alumni Aufteilung der 2015 zugesprochenen ESKAS-Stipendien nach Ländern. Quelle: ESKAS, 2015 Nach Abschluss des Stipendiums kehrt die überwiegende Mehrzahl der ESKAS lagen zu beziehen. Nach deren Eingabe Während die Schweiz die Regierungssti- Stipendiatinnen und Stipendiaten nach erfolgt die formale Vorprüfung durch die pendien für Entwicklungsländer einsei- erworbenem Doktorat oder abgeschlos- Mitarbeitenden der Schweizer Botschaft. tig finanziert, gilt für die Industrieländer sener Weiterbildung zurück in ihr Hei- Diese leiten die vollständigen Dossiers das sogenannte Prinzip der Reziprozität. matland. Ein Teil zieht mit Blick auf die weiter an das Sekretariat der Eidgenössi- Dies bedeutet, dass die Schweiz jeweils akademische Karriere weiter in ein ande- schen Stipendienkommission für auslän- dieselbe Anzahl ausländischer Stipendia- res Land an eine Hochschule. Ein Teil dische Studierende (ESKAS) beim SBFI. tinnen und Stipendiaten unterstützt, wie schliesslich erhält eine Anstellung hier in Organisatorisch ist dies seit 2014 neu im Gegenzug schweizerische Studieren- der Schweiz und bleibt noch für eine ge- als Ressort «Internationale Stipendien» de von Regierungsstipendien des jewei- wisse Zeit im Land. in die Abteilung Hochschulen unter der ligen Industrielandes profitieren kön- Leitung von SBFI Vize-Direktorin Silvia nen. Insgesamt erfolgt die Vergabe von Dank den durch die Bundesstipendien Studinger eingegliedert. Regierungsstipendien an Industrie- und geknüpften Kontakten können akademi- Entwicklungsländer je zur Hälfte. Zehn sche Kooperationen verstärkt und neue Nach der administrativen Aufbereitung Prozent der Stipendien werden in Zusam- Kontakte aufgebaut werden. Seit Einfüh- erfolgt die Zuteilung der Dossiers an die menarbeit mit dem Bundesamt für Kultur rung der Schweizer Regierungsstipendien Delegierten der ESKAS, welche die in- durch die ESKAS an Kunst-Studentinnen vor über 50 Jahren finden sich zahlreiche haltliche Prüfung und Bewertung über- und -Studenten vergeben. ehemalige ESKAS-Stipendiatinnen und nehmen. Dabei gelten insbesondere die Stipendiaten in bedeutenden Positionen folgenden Auswahlkriterien: Betreuung in der Schweiz in Wissenschaft, Politik, Unternehmen • Kandidat/in: akademisches Profil, Mo- Die bis vor einigen Jahren noch angebo- und Verwaltung in ihren Heimatländern. tivation und Forschungskapazität; tenen Sprachkurse und Einführungen für Sie bleiben mit der Schweiz und dem • Forschungsprojekt: Originalität und Bildungs-, Forschungs- und Innovationss- methodologische Qualität; tandort bis heute verbunden und fördern 48% Männer • Akademischer Kontext: Qualität der als wichtige Kontakte die internationale Betreuung und das Potenzial für künf- Zusammenarbeit mit unseren Hochschu- tige akademische Kooperationen. len. Ein ESKAS Alumni-Netzwerk befindet sich ab 2015 im Aufbau. Zuteilung der Stipendien Die Zuteilung der Stipendien an die ein- zelnen Bewerberinnen und Bewerber Kontakt erfolgt unter Berücksichtigung mehrerer Walter Grossenbacher-Mansuy, SBFI Aspekte: Die beurteilten Kandidaturen Leiter Ressort Internationale Stipendien, werden in der Kommission nach einzel- Abteilung Hochschulen nen Ländern beziehungsweise regio- +41 058 463 26 75 nalen Gruppen behandelt. Die wissen- walter.grossenbacher@sbfi.admin.ch schaftliche Exzellenz der Kandidaturen spielt für die Auswahl die vorrangige Weitere Informationen Rolle. Im Weiteren berücksichtigt die Stipendienangebot 2016-2017 52% Frauen Kommission für ihren Entscheid unter (ab August 2015) anderem auch die Vielfalt bezüglich Wis- www.sbfi.admin.ch/scholarships_DE senschaftsdisziplinen, Stipendientypen, ESKAS Geschlecht, Herkunft und wirtschaftli- https://www.admin.ch/ch/d/cf/ko/gre- chen Verhältnissen der Kandidatinnen Die Aufteilung der 2015 zugesprochenen ESKAS mium_63.html und Kandidaten. Stipendien nach Geschlecht. Quelle: ESKAS Twitter @Swiss_FCS 11
SBFI News 5/15 l Hochschulen ESKAS – Eidgenössische Stipendienkommission für ausländische Studie- Grosses Interesse – rende harter Wettbewerb Seit 1961 vergibt die Eidgenossenschaft Stipendien an ausländische Studierende in der Schweiz. Den Anstoss dazu gaben Ende der 1950er Jahre die damalige ESKAS Jahreskredit 2015 Hochschulkonferenz und das Eidgenössische Departement für auswärtige Ange- 9,3 Mio. CHF legenheiten. Das Stipendien-Angebot «soll es einer grösseren Zahl von Angehöri- gen fremder Staaten, insbesondere aus Entwicklungsländern, erlauben, ein Hoch- Erfolgsrate schulstudium ganz oder zum Teil in unserem Land zu absolvieren», so der Text der 235 gutgeheissene Stipendienanträ- damaligen Botschaft an das Parlament vom 18. November 1960. Von diesen Re- ge bei knapp 1200 Bewerbungen gierungsstipendien sollten aber auch junge Künstlerinnen und Künstler profitieren, entsprechen einer Erfolgsrate von die durch ihren Aufenthalt in der Schweiz die Beziehungen und den kulturellen knapp 20%. Austausch mit Europa und der Schweiz fördern und vertiefen helfen. Sinn und Zweck sind bis heute gültig geblieben. Stipendienbeträge Für Forschungsaufenthalte/ Dennoch wurde das Instrument der Bundes-Exzellenz-Stipendien in den letzten Doktorate/Kunststipendien: rund Jahren weiterentwickelt. Die Bundesstipendien richten sich heute ausschliesslich CHF 24 000.– pro Jahr, für Post- an Postgraduierte. Der Kreis der Länder mit Zugang zu den Schweizer Regierungs- doktorate: CHF 42 000.– pro Jahr. stipendien wurde in den letzten Jahren stark erweitert. Derzeit steht das Angebot für Interessierte aus 184 Staaten offen. Aufteilung nach Stipendienty- Die ausserparlamentarische Kommission ESKAS besteht aus 14 Mitgliedern. Diese pen 2015 setzen sich zusammen aus Delegierten der beiden Eidgenössischen Technischen Master (Kunst) 10%, Hochschulen, der kantonalen Universitäten sowie aus Vertretungen der Studieren- Forschungsaufenthalte 31%, denschaft und von swissuniversities. Prof. Dr. Jacques Moeschler, Universität Genf, PhD 17% und Postdoc 42%. präsidiert die ESKAS seit 2012. Diesen November entscheidet der Bundesrat im Zusammenhang mit den Gesamterneuerungswahlen der ausserparlamentarischen Anzahl vergebene Stipendien Kommissionen über die Zusammensetzung der ESKAS in der Amtsperiode 2016- seit 1961 2019. 8042 Verteilung der ESKAS-Stipendiat/innen 2015-2016 nach Hochschulen Université de Genève ETHZ EPFL Universität Zürich Université de Lausanne Universität Bern Universität Basel Université de Fribourg Université de Neuchâtel Institut de hautes écoles inter- nationales et du développement Zürcher Fachhochschule Fachhochschule Nordwestschweiz Universität St. Gallen Università della Svizzera italiana Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana Haute école spécialisée de Suisse occidentale Berner Fachhochschule Fachhochschule Ostschweiz Quelle: ESKAS 0 5 10 15 20 25 30 35 12
SBFI News 5/15 l Hochschulen Bologna-Ministerkonferenz in Jerewan Rolle der Bildung hervorgehoben An der Bologna-Ministerkonferenz vom 14./15. Mai 2015 in Jerewan, Armenien, haben die Bildungsministerinnen und -minister ihre Absicht bekundet, bis im Jahr 2020 die Bologna-Reformen vollständig umzusetzen. Im Weiteren haben sie die Werte des Europäischen Hochschulraums hervorgehoben und die Bedeutung der Bildung zur Überwindung der aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen unterstrichen. Die Schweiz war durch eine Delegation unter der Leitung von Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio vertreten. bei der Lösung dieser Probleme zukom- me. Gut ausgebildete, kreative, kritisch denkende und verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger tragen entschei- dend zum wirtschaftlichen Wachstum und zur nachhaltigen Entwicklung der demokratischen Staatswesen bei. Spezifisch haben sich die Ministerinnen und Minister für eine weitere Verbesse- rung der Qualität und Relevanz der Leh- re ausgesprochen. Insbesondere sollen pädagogische Innovationen im Rahmen des studierendenzentrierten Unterrichts gefördert, neue digitale Technologien Wie der «Bologna Process Implementation Report 2015» zeigt, sind die Reformen in den meisten Mitglieds- gewinnbringend eingesetzt, die Lehre ländern, so auch in die Schweiz, weit fortgeschritten und viele Bologna-Instrumente sind im Hochschulalltag forschungsbasierter ausgestaltet und das zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Bild: Universität Genf, Rui Stephan Yan kreative und unternehmerische Denken An der neunten Bologna-Ministerkon- des Europäischen Hochschulraums abzu- gestärkt werden. Ferner haben sie sich ferenz haben die Bildungsministerinnen schliessen. Um dies zu erreichen, sollen für eine bessere Arbeitsmarktfähigkeit, und -minister aus 47 Mitgliedstaaten die die Hochschulangehörigen noch stärker für integrativere Bildungssysteme und Fortschritte des Bologna-Prozesses ge- in den Prozess einbezogen werden. allgemein für die Konsolidierung der Re- würdigt und die Ziele für die kommen- formen ausgesprochen. den Jahre definiert. Werte hervorgehoben Die Ministerinnen und Minister haben Weissrussland, das als 48. Mitgliedsland Reformen weit fortgeschritten ebenfalls die Werte unterstrichen, auf aufgenommen wurde, hat sich verpflich- Wie der «Bologna Process Implementa- denen der Europäische Hochschulraum tet, bis 2018 umfangreiche Reformen tion Report 2015» zeigt, sind die Refor- basiert. So haben sie die öffentliche Ver- gemäss einer anspruchsvollen Roadmap men in den meisten Mitgliedsländern, so antwortung für die Hochschulbildung durchzuführen. Die nächste Bologna- auch in der Schweiz, weit fortgeschritten betont und sich zur akademischen Frei- Ministerkonferenz wird 2018 in Paris und viele Bologna-Instrumente sind im heit, zur institutionellen Autonomie der stattfinden – 20 Jahre nach der Unter- Hochschulalltag zu einer Selbstverständ- Hochschulen und zur wissenschaftlichen zeichnung der Sorbonne-Erklärung, mit lichkeit geworden. Dennoch besteht Integrität bekannt. welcher der gesamte Bologna-Prozess in weiterhin Verbesserungspotenzial, etwa Gang gesetzt wurde. bei der Implementierung der nationalen Neue Herausforderungen Qualifikationsrahmen und dem studie- Die Bologna-Ministerkonferenz stand im Kontakt rendenzentrierten Unterricht, bei der Be- Weiteren ganz im Zeichen der verschiede- François Grandjean, SBFI schäftigungsfähigkeit und beim Zugang nen Herausforderungen, mit denen sich Wissenschaftlicher Berater, für Studierende aus sozioökonomisch be- zahlreiche europäische Länder konfron- Abteilung Hochschulen nachteiligten Bevölkerungsgruppen. tiert sehen: die andauernde ökonomische +41 58 462 94 20 und soziale Krise, die teilweise sehr hohen francois.grandjean@sbfi.admin.ch Die Ministerinnen und Minister haben Arbeitslosenquoten, die demographi- auch darauf hingewiesen, dass der Um- schen Veränderungen, neue Migrations- Weitere Informationen setzungsstand und somit der Reformbe- muster, Konflikte innerhalb und zwischen 9. Bologna-Ministerkonferenz: darf von Land zu Land stark variiert. Sie Mitgliedstaaten sowie Extremismus und http://bologna-yerevan2015.ehea.info/# haben deshalb ihre Absicht bekräftigt, Radikalisierung. Die Ministerinnen und Bologna Process Implementation Report bis im Jahr 2020 die Reformen vollstän- Minister haben betont, dass gerade der 2015: dig umzusetzen und damit die Schaffung Bildung eine eminent wichtige Bedeutung www.ehea.info 13
SBFI News 5/15 l Forschung Europäische Freie-Elektronen-Röntgenlaseranlage (European XFEL) Neues «Super-Mikroskop» eröffnet Einblick in neue Dimensionen Die Schweiz soll sich weiterhin an der Forschungsinfrastrukturanlage European XFEL beteiligen, die ab 2017 als hellste Röntgenquelle der Welt im Einsatz steht. Eine entsprechende Botschaft hat der Bundesrat Ende Mai 2015 an das Parla- ment überwiesen. Dieser Entscheid ist Teil der bundesrätlichen Strategie, mit der er den Forschungsstandort Schweiz gegenüber der internationalen Konkurrenz stärken will. Facility (ESRF) in Frankreich. Dank sei- European XFEL wird den Forschenden ab nes einzigartigen Freie-Elektronen-Lasers April 2017 für Experimente zur Verfü- werden die Forschenden hier aber völlig gung stehen, sofern diese von den Betrei- neuartige Experimente durchführen kön- bern der Anlage als interessant beurteilt nen, die nirgends sonst möglich sind. Eu- werden. Bei der Bewertung der Vorschlä- ropean XFEL ist die einzige dieser Anla- ge zählt ausschliesslich die wissenschaft- gen, die die Supraleitfähigkeit zur liche Exzellenz. Im Rahmen der bereits Erzeugung von Strahlung nutzt, und sie erwähnten Umfrage des SBFI zeigten sich wird die Leistungsfähigkeit aller anderen die Forschenden und die in der Forschung Anlagen dieses Typs übertreffen. tätigen Institutionen und Unternehmen absolut begeistert. Ihr Ziel ist es, dank der Die European XFEL, eine weltweit einzigartige For- Eine Röntgenquelle des gleichen Typs, al- European XFEL technologische Herausfor- schungsinfrastrukturanlage, wird ab 2017 äusserst lerdings ohne Supraleitfähigkeit, wird derungen wie etwa die Optimierung des kurze Lichtimpulse erzeugen, die der Wissenschaft völlig neue Einblicke in die Struktur von Molekülen gegenwärtig auch im PSI in der Schweiz Energieverbrauchs in der Informations- und ihre Entstehung ermöglichen. Bild: Europ. XFEL gebaut. Die Anlage namens SwissFEL soll technologie, die Entwicklung leistungsfä- voraussichtlich 2016 in Betrieb genom- higer Katalysatoren, das Verständnis che- In Hamburg (Deutschland) haben Wis- men werden. Die Kombination von mischer Vorgänge im Zusammenhang mit senschaftlerinnen und Wissenschaftler SwissFEL und European XFEL wird den Schadstoffen oder auch die Entwicklung einen Hindernisparcours für Elektronen Schweizer Forschenden den bestmögli- neuer Medikamente anzugehen. vorbereitet: Erst werden die Teilchen in chen Zugang zu den weltweit führenden einem Tunnel mit einer Länge von einem Forschungseinrichtungen im Röntgenbe- Ausserdem können die Schweizer For- Kilometer beinahe auf Lichtgeschwindig- reich sichern. Die Bedeutung dieser stra- schenden über European XFEL ihre Be- keit beschleunigt, bevor sie auf spezielle tegisch wichtigen Kombination für den ziehungen zum europäischen Wissen- Anordnungen von Magneten treffen, die Wissenschaftsstandort Schweiz wurde schaftsraum stärken und Wissen und sie zu einem Zickzack-Kurs zwingen. Da- im Rahmen einer Umfrage, die 2014 bei Fachkompetenz im Hinblick auf neue rauf reagieren die Elektronen mit der den künftigen schweizerischen Nutzern Technologien austauschen. Dieser Aus- Emission von Röntgenstrahlen, die so der beiden Grossanlagen durchgeführt tausch dürfte zwischen Wissenschaft- stark sind, dass sie sogar eine Stahlwand wurde, klar bestätigt. lerinnen und Wissenschaftlern der elf durchbohren. Sie können aber auch ge- Partnerländer von European XFEL beson- nutzt werden, um Materie auf kleinster Start 2017 ders intensiv sein, namentlich zwischen Ebene zu untersuchen. Der Beitrag der Schweiz an den Bau die- Deutschland, Dänemark, Frankreich, ser Anlage beläuft sich auf 32 Mio. Fran- Italien, Polen, Russland, Schweden, der European XFEL ist ein «Super-Mikros- ken, was 1,5 % der Gesamtbaukosten Slowakischen Republik, Spanien, Ungarn kop»: Mit dieser Anlage ist es unter ande- entspricht. Rund zwei Drittel davon wur- und der Schweiz. Das Vereinigte König- rem möglich, atomare Details von Viren den zur Finanzierung von High-Tech-Ein- reich dürfte sich voraussichtlich dem Pro- zu untersuchen, die molekulare Zusam- richtungen verwendet, die vom PSI ent- jekt demnächst anschliessen. mensetzung von Zellen zu analysieren, wickelt und an European XFEL geliefert den Verlauf chemischer Reaktionen in wurden. Durch die Entwicklung dieser Kontakt Einzelbildern aufzunehmen oder Atome Sachbeiträge konnte die Schweiz nicht Xavier Reymond, SBFI in extremen Zuständen, beispielsweise im nur wertvolles Fachwissen aufbauen, Wissenschaftlicher Berater, Abteilung Innern von Sternen, zu studieren. sondern auch sicherstellen, dass ein Teil Internationale Forschungsorganisationen ihrer Beiträge in die eigene Wirtschaft +41 58 462 34 52 Eine ideale Kombination zurückfliesst. Ausserdem wurden im xavier.reymond@sbfi.admin.ch European XFEL ergänzt andere bestehen- Rahmen des European-XFEL-Projekts seit de Röntgenlaseranlagen wie etwa die Baubeginn Verträge im Wert von 0,8 Mil- Weitere Informationen Swiss Light Source (SLS) am Paul-Scherrer lionen Euro mit Schweizer Unternehmen European XFEL: www.xfel.eu Institut (PSI) in Villigen im Kanton Aargau für die Lieferung von Geräten und Ein- SwissFEL: oder die European Synchrotron Radiation richtungen abgeschlossen. www.psi.ch/media/ueberblick-swissfel 14
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