MASTERPLAN RADVERKEHR 2030 - Stadt Innsbruck

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MASTERPLAN RADVERKEHR 2030 - Stadt Innsbruck
MASTERPLAN
              RADVERKEHR 2030
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  ruck Ma
© Innsb
MASTERPLAN RADVERKEHR 2030 - Stadt Innsbruck
Herausgeber
Landeshauptstadt Innsbruck
Maria-Theresien-Straße 18
6020 Innsbruck
www.innsbruck.gv.at

Ressortzuständig:
Vizebürgermeisterin Ursula Schwarzl
Amt für Tiefbau, Amtsvorstand Walter Zimmeter

Leitung und Projektkoordination:
Teresa Kallsperger, Christian Schoder
fuss-radkoordination@innsbruck.gv.at

Innsbruck, November 2020

Redakteur*innen:
Aus den Ämtern/Geschäftsstellen der Stadt Innsbruck: Bau-, Wasser-,
Gewerbe- und Straßenrecht; Geographisches Informationssystem (GIS);
Grünanlagen; Marke –und Markenkommunikation; Straßenbetrieb;
Tiefbau; Verkehrsplanung, Umwelt; Wald und Natur sowie Innsbrucker
Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn GmbH

Engele Stefan
Feichter Roland
Flecker Rudolf
Gajic Nemanja
Gatternigg Gudrun
Giuliani Wilhelm
Gruber Klaus
Gura Martina
Hauschild Martin
Hirsch Manfred
Hillebrand Thomas
Kaufmann Michael
Klingler Thomas
Neuner Albuin
Pinter Markus
Pixner Emanuel
Poller Arnold
Romillo Johanna (Grafik/Layout)
Ranninger Eckehard
Schwendinger Gernot
Stefanon Doris
Stockner Walter

Mit der Unterstützung von
CLAVIS (Kapitel 3)
The wordsmith (Lektorat)
AGFK Bayern (Kapitel 1.7)                                             Zitierweise: Landeshauptstadt Innsbruck, 2020: Masterplan Radverkehr 2030, Fuß- und Radkoordination, Amt für Tiefbau, Innsbruck
MASTERPLAN RADVERKEHR 2030 - Stadt Innsbruck
MASTERPLAN RADVERKEHR 2030
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INHALT
             Vorwort                                5

             Einleitung                              7

             1 INFRASTRUKTUR AUSBAUEN
             1.1 Radnetz erweitern                  13
             1.2 Radrouten sichtbar machen          35
             1.3 Radabstellanlagen anbieten         39
             1.4 Einbahnen öffnen                   45
             1.5 Stadtrad nutzen                    49
             1.6 Zeit fair teilen                   53
             1.7 Baustellen störungsarm gestalten   57
             1.8 Extras anbieten                    65

             2 SICHERHEIT GEWÄHRLEISTEN             75

             3 BEWUSSTSEIN SCHAFFEN                 79

             ANHANG                                 93
             Literatur                              94
             Glossar                                96
             Maßnahmen                              98

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MASTERPLAN RADVERKEHR 2030 - Stadt Innsbruck
VORWORT
Sehr geehrte Leser*innen,                                        Die Landeshauptstadt Innsbruck braucht österreichweit
liebe Radverkehrs-Interessierte!                                 kaum einen Mobilitätsvergleich zu scheuen: Bereits heute
                                                                 bescheinigt uns die internationale Umweltschutzorganisation
Sie halten den ersten Radmasterplan der Stadt Innsbruck          Greenpeace mit einem Anteil der umweltfreundlich zurück-
in Händen. Auf den folgenden Seiten finden Sie die besten        gelegten Wege von 70% den österreichweit gemeinsam mit
Ideen für den Ausbau des Radverkehrs in Innsbruck. Damit         Wien höchsten Wert. Und das, obwohl Innsbruck wegen der
der Masterplan schrittweise vom Plan zum Meisterstück            Hanglagen schwerer zu erradeln ist, als so manch andere
für den Radverkehr werden kann, wird die Landeshaupt-            Landeshauptstadt. Den im österreichischen Mobilitätsranking
stadt Innsbruck in den nächsten Jahren einiges an Geld in        erworbenen zweiten Rang hinter Wien können wir noch ge-
die Hand nehmen. Jeder in den Radverkehr investierte Cent        nau um einen Rang verbessern. Dazu sollen der Radmaster-
kommt um ein Mehrfaches zurück: Sichere Radwege erhö-            plan und seine Umsetzung einen großen Beitrag leisten.
hen den Radverkehrsanteil und ein hoher Radverkehrsanteil        Unser Dank gilt den zahlreichen Ämtern, die an der Erarbei-
bedeutet weniger öffentliches Geld, das für die Instand-         tung dieses Masterplans beteiligt waren, den Vertreter*innen
haltung der Straßen, für Klimastrafzahlungen oder für den        aller Stadtsenatsfraktionen, welche die Erarbeitung laufend
öffentlichen Personenverkehr in die Hand genommen wer-           begleitet haben, und Ihnen: Denn viele Innsbrucker*innen
den muss. Wer Rad fährt, bleibt gesünder, nimmt weniger          haben in den letzten Jahren ihre Fahrradwünsche bei uns in
öffentlichen Raum in Anspruch und verursacht keine Abgase,       der Stadtverwaltung deponiert. Ganz besonders danken wir
die unseren Planeten zerstören. Wenn Sie schon Radfah-           den beiden Koordinator*innen Teresa Kallsperger und Chris-
rer*in sind: Hier ist unser Plan, wie wir Ihr Radfahrer*innen-   tian Schoder, ohne deren Engagement dieser Radmasterplan
Leben verbessern und erleichtern wollen. Und wenn Sie erst       jetzt nicht in Ihren Händen liegen würde.
am Umsteigen vom Pkw aufs Fahrrad sind: Hier ist unsere
Rutsche, damit Ihnen das Wechseln der Verkehrsmittel             In diesem Sinn: viel Freude bei der Lektüre und wir hoffen,
leichter fällt.                                                  viel Freude mit den neuen Radwegen und der verbesserten
                                                                 Infrastruktur für Fahrradfahrer*innen, die jetzt sukzessive
                                                                 umgesetzt werden.

                                                                 Georg Willi                     Uschi Schwarzl
                                                                 Bürgermeister                   1. Vizebürgermeisterin
                                                                 Landeshauptstadt Innsbruck      Landeshauptstadt Innsbruck
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© Innsbruck Tourismus / Cugola

                                 6   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
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EINLEITUNG
 EINLEITUNG

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Abbildung 1                                                                                               Kann Radfahren die tragende Säule der verkehrlichen Mobi-
    Modal-Split der werktägigen Wege mit Innsbruck-Bezug                                                        lität in der Stadt sein? Dies klingt für Manche wie ein Rück-
                                                                                                                schritt in der Verkehrsentwicklung. Für Manche ist er jedoch
    Innsbrucker*innen und Nicht-Innsbrucker*innen                                                               der Ausweg aus einer Fehlentwicklung. Vieles spricht für das
    596000 Wege täglich                                                                                         Radfahren – es ist gesund für Körper, Geist und Klima. Es ist
                                                                                                                einfach, anpassungsfähig und sparsam an Zeit und Geld. Rad-
                                                                                                                fahren kann jede*r – Alt und Jung. Radfahren ist sozial, sport-
                                              Öffentlicher Verkehr
                                                                                                                lich, elegant und chic. Radfahrerende benötigen wenig Platz –
                                              20,8%
                                                                                                                und trotzdem müssen sie ihren Platz behaupten. Ihren Platz
    Pkw-Lenker*in
                                                                                                                im Straßenraum und ihren Platz der Anerkennung im Beitrag
    37,1%
                                                                                                                zur urbanen Mobilität. So ist es bereits ein Fortschritt, wenn
                                                     Rad
                                                     9,6%
                                                                                                                der Radverkehr gleich berechtigt wird, in der Wahrnehmung,
                                                                                                                der Akzeptanz und im Raumanspruch. Darum geht es im Mas-
                                                                                                                terplan Radverkehr – einem Plan zur Förderung des Radfah-
                                                                                                                rens in Innsbruck: Der Radverkehr soll sich inmitten einer viel-
                                               Fuß                                                              fältigen urbanen Mobilität positionieren.
       Pkw-Mitfahrer*in                        22,7%
       9,6%

                                                                                                                AUSGANGSLAGE – DA STEHEN WIR DERZEIT
                                                                                                                Laut letztem bundesweiten Datenstand bzgl. der Ver-
                                                                                                                kehrsmittelwahl für Innsbruck aus der österreichweiten
    Innsbrucker*innen                                                Nicht-Innsbrucker*innen                    Erhebung „Österreich Unterwegs 2013/14“ liegt der Rad-
                                                                                                                verkehrsanteil der Innsbrucker*innen samt Einpend-
                              354000 Wege                                          242000 Wege                  ler*innen bei 9,6% 1. Diese Datengrundlage gilt als Aus-
                                                                                                                gangsbasis für die Stadt Innsbruck. 1
                              17,8% Öffentlicher Verkehr                           25,2% Öffentlicher Verkehr
                                                                                                                Daneben gibt es Erhebungen, die für den Innsbrucker
                          13,8% Rad                                            3,3% Rad                         Radverkehrsanteil weitaus besser ausfallen. So z.B. das
                       28,0% Fuß                                              14,9% Fuß                         Greenpeace Mobilitätsranking der Landeshauptstädte,
                                                                                                                in dem ein Radverkehrsanteil von rund 17 % angeführt
                 8,2% Pkw-Mitfahrer*in                                      11,6% Pkw-Mitfahrer*in              wird 2. Im Vergleich zu anderen Städten ist der Anteil
                                                                           44,6% Pkw-Lenker*in
                                                                                                                jedenfalls ausbaufähig. In Innsbruck steht ein gut ausge-
            31,9% Pkw-Lenker*in
                                                                                                                bautes Netz des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs in
                                                                                                                Konkurrenz zur Steigerung des Radverkehrs.

    Quelle: Österreich Unterwegs 2013/20141                                                                     Der Radverkehr ist in mehreren politischen Konzepten
                                                                                                                verankert 3, wie z. B. dem Verkehrskonzept aus dem Jahre
                                                                                                                1989/90, dem kürzlich novellierten örtlichen Raumord-
                                                                                                                nungskonzept (ÖROKO 2.0) und dem derzeit bestehen-
                                                                                                                den Arbeitsübereinkommen der Koalition. Auf Landes-
                                                                                                                ebene besteht das Radkonzept Tirol 4 und seit einigen

8   Einleitung
MASTERPLAN RADVERKEHR 2030 - Stadt Innsbruck
Jahren eine spezielle Förderstrategie. Die im Jahr 2004                                                                      ZIELSETZUNG – DA WOLLEN WIR HIN
gestartete Initiative "klimaaktiv" des BMK (Bundesminis-
terium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, In-          „Stark und Furchtlos“ (Alltagsradfahrende): 0,5 % der       Das Fahrrad bezüglich sicheren, flüssigen und leichten
novation und Technologie) für aktiven Klimaschutz und            Bewohner*innen von Städten fahren selbstbewusst und         Fahrens als gleichberechtigtes Verkehrsmittel anerken-
Teil der Österreichischen Klimastrategie und enthält auch        ohne Angst Fahrrad, unbeirrt ob es eigene Radfahran-        nen, sowohl im Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmen-
ein Förderprogramm für den Radverkehr 5. All diese Stra-         lagen gibt oder nicht. Das Fahren im Mischverkehr macht     den als auch in der Praxis.
tegien sehen den Radverkehr als Konzept der Zukunft.             ihnen keine Angst oder Probleme. Das Fahrrad prägt ihre
Wir gehen einen Schritt weiter und sehen den Radverkehr          Identität sehr stark.                                       Die Formulierung dieser Vision mag wenig ambitioniert
in Anlehnung an den bekannten „Berlin Standard“ von                                                                          wirken, da laut StVO der Radverkehr als gleichberechtig-
Heinrich Strößenreuther 6 als systemrelevant: deshalb,                                                                       tes Verkehrsmittel in unser Verkehrssystem eingebunden
weil der Platz in Innsbruck sehr beengt ist. Aber auch in        „Begeistert und überzeugt“ (Gewohnheitsfahrende):           ist. Das Innsbrucker Verkehrssystem zeichnet jedoch ein
Anbetracht der gegenwärtigen Herausforderungen der               6,5 % fahren begeistert und überzeugt Fahrrad. Sie be-      anderes Bild. Dies ist zum einen in der Aufteilung von
Klimakrise. Wir sind überzeugt, dass der Radverkehr zu           vorzugen baulich getrennte Radfahranlagen und fahren        Raum und Zeit zu beobachten, zum anderen im gerin-
einem lebenswerten und qualitativ hochwertigen Inns-             bei Bedarf nicht ganz angstbefreit im Mischverkehr. Sie     gen Verständnis der Verkehrsträger untereinander. Dies
bruck maßgeblich beiträgt. Die kompakte städtebauliche           fahren gern und regelmäßig Fahrrad und zählen zu den        lässt sich als Verkehrsteilnehmer*in selbst erleben sowie
Form Innsbrucks ist ideal für den Radverkehr, die topo-          Gewohnheitsfahrenden.                                       in Erfahrungsberichten diverser Institutionen und Bür-
grafischen Herausforderungen relativieren sich durch die                                                                     ger*innen nachlesen. Daher ist es dringend erforderlich,
zunehmende elektrische Unterstützung.                                                                                        das bereits gesetzlich Definierte in die Praxis umzusetzen
                                                                 „Interessiert, aber besorgt“ (Gelegenheitsfahrende):        und im Bewusstsein aller, die am Verkehrsleben in Inns-
Um den Radverkehr in Innsbruck zu stärken, betrachten            60 % sind am Radfahren sehr interessiert und würden         bruck teilnehmen, zu verankern. In diesem Sinne hat sich
wir zunächst, wer denn eigentlich mit dem Fahrrad unter-         gern mehr Fahrrad fahren. Diese Mehrheit fährt fast aus-    die Stadtführung Innsbrucks vorgenommen, das Fahrrad
wegs ist und welche Anforderungen diese Gruppierung              schließlich auf baulich getrennten Radfahranlagen, da sie   als Standard-Verkehrsmittel in der Gesellschaft zu etablie-
an das Radverkehrssystem hat, um freiwillig und über-            das Fahren im Mischverkehr als zu gefährlich erachtet.      ren. Gerade in Tirol wird der Radverkehr oft mit Freizeit
zeugt mit dem Fahrrad zu fahren. Radfahrende sind eine           Der Großteil (ca. 60 %) setzt sich aus Frauen, Kindern      assoziiert, da die Topografie dafür wie geschaffen ist und
sehr vielfältige Gruppe. Was sie alle verbindet, ist, dass sie   und deren Eltern sowie älteren Personen zusammen.           Sport in der Gesellschaft eine elementare Rolle spielt. Das
sich durch die eigene Muskelkraft bewegen.                                                                                   Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel ist noch nicht in der
                                                                                                                             Mitte des gesellschaftlichen Verständnisses angekommen.
Mit baulichen, organisatorischen und bewusstseinsbil-            „Auf gar keinen Fall“ (Nichtfahrende): 33 % fahren auf      Im Zuge dessen wollen wir die Vorzüge des Fahrrads als
denden Maßnahmen stellen wir nicht nur bereits aktive            gar keinen Fall Fahrrad („no way no how“). Die Gründe       schnellstes innerstädtisches Verkehrsmittel (gemessen an
Radfahrende zufrieden, damit diese weiterhin mit dem             liegen in der Gesundheit, Topografie, Streckenlänge oder    der Gesamtreisezeit) bei Streckenlängen von eineinhalb
Fahrrad fahren, sondern wollen wir auch weitere Ziel-            im Desinteresse.                                            bis fünf Kilometern bzw. den optimalen Einsatzbereich
gruppen erschließen. Da es keine vergleichbaren Um-                                                                          des Fahrrads effektiv an die Zielgruppen kommunizieren.
fragen aus Innsbruck gibt, greifen wir auf eine etablierte                                                                   Darüber hinaus wollen wir, dass die gebündelten Vorteile
Typisierung von Radfahrenden zurück, die Roger Geller,                                                                       der ganzjährigen aktiven Mobilität im Sinne der Gesund-
langjähriger Radkoordinator aus Portland, USA, unter                                                                         heit der Bevölkerung, der Umwelt sowie der Volkswirt-
dem Titel „Four Types of Cyclists“ 2005 entwickelt hat.                                                                      schaft wertgeschätzt werden. Den Radverkehr zu fördern,
Aus dieser gehen vier Nutzer*innen-Gruppen hervor 7:                                                                         heißt auch sanfte Mobilität im Sinne hoher Lebensquali-
                                                                                                                             tät für den Aufenthalt in der Stadt zu fördern. Die damit
                                                                                                                             verbundenen Veränderungen im Straßen- und Stadtbild
                                                                                                                             führen dazu, dass der Straßenraum für die Innsbrucker
                                                                                                                             Bevölkerung angenehmer erlebbar gemacht wird. Dies

                                                                                                                                                                                           9
MASTERPLAN RADVERKEHR 2030 - Stadt Innsbruck
Vision                                                                             gilt gleichermaßen auch für Fußgänger*innen, welche
                                                                                        gleichermaßen durch eine Transformation maßgeblicher
                                                                                        Straßenräume profitieren sollen. Neben den optischen
        Anerkennung des Fahrrads als gleichberechtigtes Verkehrsmittel und
                                                                                        Veränderungen führt die aktive Fortbewegung durch den
        Verankerung im Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmer*innen sowie in der Praxis   Straßenraum zu einer bewussteren Wahrnehmung der
                                                                                        Umgebung. Das Transportmittel Fahrrad wollen wir als
     Ziel                                                                               Schlüssel zum modernen, gedeihenden und zukunftswei-
                                                                                        senden Innsbruck verstanden wissen. Dazu zählt neben
        Steigerung des Radverkehrs auf 20 % im ganzen Jahresverlauf, ohne               der physischen Mobilität auch die geistige Mobilität, die
                                                                                        durch die aktive Fortbewegung durch das Fahrrad geför-
        Beeinträchtigung des öffentlichen Verkehrs und des Fußverkehrs                  dert wird. Es handelt sich damit um einen Prozess, der
                                                                                        in der Gesellschaft bereits wahrnehmbar angelaufen ist,
                                                                                        jedoch mit dem Masterplan Radverkehr als strategischem
     Handlungsfelder                                                                    Prozess in Szene gesetzt werden soll.
        Infrastruktur ausbauen
                                                                                        ZIELSETZUNG
        Sicherheit gewährleisten                                                        Den Radverkehr im ganzen Jahresverlauf auf 20 % zu
                                                                                        steigern, ohne den ÖV und den Fußverkehr zu beein-
                                                                                        trächtigen. Dieses Ziel wollen wir mit folgenden Unter-
        Bewusstsein schaffen                                                            zielen erreichen:

                                                                                        • Ein möglichst lückenloses Radwegenetz bereitstellen:
                                                                                          Die Innsbrucker Radinfrastruktur bauen wir nach de-
            Verwaltung                   Politik                 Bürger*innen             finierten Ausbauqualitäten so aus, dass sämtliche We-
                                                                                          geverbindungen lückenlos mit dem Fahrrad erreichbar
                                                                                          sind.
                                                                                        • Die Sicherheit im Radverkehr sicherstellen: Wir redu-
                                                                                          zieren Radverkehrsunfälle im Stadtgebiet. Dazu analy-
                                                                                          sieren wir relevante Unfälle systematisch und zyklisch
                                                                                          und leiten effektive Maßnahmen für die Umsetzung ab.
                                                                                        • Die Geschwindigkeit je nach ortsspezifischen Anforde-
                                                                                          rungen beeinflussen: Um die Sicherheit im Radverkehr
                                                                                          zu erhöhen, gilt es neben dem Ausbau an Infrastruktur
                                                                                          auch die Geschwindigkeit im gesamten Verkehrssystem
                                                                                          abhängig der jeweiligen örtlichen Bedingungen anzu-
                                                                                          gleichen.
                                                                                        • Den Anteil des Winterradverkehrs anheben: Wir ma-
                                                                                          chen den Radverkehr im ganzen Jahresverlauf attrak-
                                                                                          tiver. Wenn Radfahrende in den Wintermonaten auf
                                                                                          den ÖV wechseln, belasten sie diesen in einer hoch-

10   Einleitung
frequentierten Zeit. Volkswirtschaftlich ist daher eine    Gestaltung von Baustellen und vieles mehr. Neben den            DIE DREI SÄULEN
  jahresdurchgängig möglichst gleichförmige Nutzung          infrastrukturellen Maßnahmen legen wir einen Fokus              Die Erarbeitung dieses Konzepts erfolgte unter Berück-
  von Vorteil.                                               auf das Thema Sicherheit. Wir sehen die angepasste Ge-          sichtigung der drei Säulen:
• Bisherige Radfahrende zufriedenstellen: Wir stellen        schwindigkeit im Verkehrssystem als Schlüssel zu mehr
  bestehende Radfahrer*innen in ihrem subjektiven Ge-        Sicherheit für alle Verkehrsträger, auch den Radverkehr.          Verwaltung             Politik          Bürger*innen
  fühl zufrieden. Somit wird gewährleistet, dass sie Rad-    Als drittes Handlungsfeld wollen wir mehr Bewusstsein
  fahrende bleiben und nicht zu anderen Verkehrsträgern      in der Gesellschaft schaffen und die bestehende Fahrrad-
  wechseln.                                                  kultur in Innsbruck stärken. Wir adressieren dies anhand
• Neue Zielgruppen erschließen: Wir begeistern mehr          verschiedener Formate neben bereits aktiven Radfahren-          • Verwaltung: die fachliche Analyse erfolgte unter der
  Personen für den Radverkehr, das heißt, dass wir beste-    den auch an zukünftige Radfahrende.                               amtsübergreifenden Mitwirkung vieler Mitarbeitenden
  hende Autofahrerende als neue Zielgruppe erschließen.                                                                        des Stadtmagistrats Innsbruck, die das Thema Fahrrad
• Die positive Einstellung zur Fahrradkultur der             Für die Förderung des Radverkehrs bekennen wir uns zu             mit ihrer Kompetenz und Verantwortlichkeit betreuen.
  Gesellschaft stärken: Neben dem klaren Bekenntnis          einer Vielzahl an Maßnahmen innerhalb der drei Hand-
  zum Fahrradfahren wollen wir Innsbruck als Stadt           lungsfelder. Wir setzen auf die Strategie, je nach ortsspezi-   • Politik: die politischen Repräsentanten wurden in
  mit einer gelebten Fahrradkultur im allgemeinen            fischen Gegebenheiten zu entscheiden, ob der inkludier-           Form einer Mentoring-Gruppe eingebunden, die in
  Bewusstsein verankern und breite Akzeptanz dafür           te Mischverkehr bei geringem Geschwindigkeitsniveau               acht Sitzungen beratend und steuernd zur Seite stand
  schaffen, dass Investitionen in den Radverkehr fließen.    besser oder schlechter geeignet ist als ein Radschnellweg.        und die Inhalte in die politischen Klubs zurückspielten.
                                                             Beide Formen sind zur Förderung des Radverkehrs ge-               Eingegangene Stellungnahmen wurden im Masterplan
Um die definierten Ziele zu erreichen und die erarbeite-     eignet, nur müssen sie an geeigneter Stelle zum Einsatz           inhaltlich bewertet und berücksichtigt. Daneben wurde
ten Maßnahmen umsetzen zu können, sollen die notwen-         kommen.                                                           der Projektfortschritt regelmäßig im Ausschuss für
digen budgetären Mittel planbar vorausschauend sicher-                                                                         Umwelt, Energie und Mobilität berichtet.
gestellt werden. Anhand der Ausgaben pro Radfahrer*in        Der Masterplan formuliert die Handlungsstrategie für
bzw. Einwohner*in wird laufend evaluiert und transpa-        die Stadtführung, auf der Seite der politischen Repräsen-       • Bürger*innen: Anregungen aus der Bevölkerung
rent gemeldet, welchen Stellenwert der Radverkehr im         tanten und auf der Seite der Stadtverwaltung. Handelnde           werden laufend zur Verbesserung der Situation für
Innsbrucker Haushaltsbudget erhält.                          sind aber auch Interessensgruppen und rechtlich institu-          Radfahrende aufgenommen. Zudem wurden im 1. Inns-
                                                             tionalisierte Interessensvertretungen, Medienschaffende           brucker Radworkshop die Wünsche, Ideen und
                                                             und Meinungsbildner – und ganz besonders alle Radfah-             Anregungen der Innsbrucker Bevölkerung zum
HANDLUNGSFELDER                                              renden.                                                           Radnetz, insbesondere zu bestehenden Lücken,
Um die Ziele zu erreichen, verwenden wir drei Hand-                                                                            Radrouten und zum Thema Sicherheit aufgenommen.
lungsfelder. Für jedes dieser Handlungsfelder ist in Inns-                                                                     An die 200 Besucher*innen haben im Workshop Ihre
bruck ein erheblicher Qualitätsanstieg notwendig, um die     ZEITHORIZONT                                                      Anliegen deponiert.
oben definierten Zielsetzungen zu erreichen. Zentral ist     Die in diesem Konzept erarbeiteten Maßnahmen werden
der Ausbau der Fahrradinfrastruktur, insbesondere des        für die kommenden zehn Jahre bis 2030 definiert.
Innsbrucker Radnetzes. Durchgängig, sicher und hinder-
nisarm soll es werden. Eine Vielzahl an weiteren Faktoren
machen das Gesamtpaket für eine attraktive Fahrrad-
infrastruktur aus. Dazu gehören qualitativ hochwertige,
sichere und gut zugängliche Radabstellanlagen, intuitive
Wegweiser an Hauptradrouten, die Öffnung von Einbah-
nen, das Angebot von Leihrädern in der Stadt, die faire
Verteilung von Zeit im Straßenraum, die störungsarme

                                                                                                                                                                                          11
© Johanna Romillo
RADNETZ ERWEITERN
       Ziele                                                                              Maßnahmen
      • Radnetz erweitern          • Der Radverkehr wird im gesamten Jahresverlauf auf     Umsetzung bis: 2030
                                     einen Anteil von 20 % gesteigert, ohne den ÖV und
      • Sicherheit gewährleisten     den Fußverkehr zu beeinträchtigen.                  • Die Lücken im hochrangigen Radnetz werden bevorzugt
                                                                                           geschlossen.
      • Geschwindigkeit
        beeinflussen                                                                     • Die Anbindung des Radverkehrs an die Gemeinde Natters
                                                                                           sowie die Vitalregion wird umgesetzt.
      • Winterradverkehr
        anheben                                                                          • Die Lücken im lokalen Netz werden geschlossen.

      • Radfahrende
        zufriedenstellen

      • Neue Zielgruppen
        erschließen

      • Fahrradkultur stärken

                                                                                                                ANGESPROCHENE NUTZUNGSGRUPPE
                                                                                                                                  Stark und furchtlos

1.1
                                                                                                                            Begeistert und überzeugt
                                                                                                                            Interessiert, aber besorgt
                                                                                                                                  Auf gar keinen Fall

                                                                                                                                                         13
Tabelle 1
     Qualitätskriterien Radkonzept Tirol                                                  Quelle: Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Verkehr und Straße: Radkonzept Tirol, Innsbruck 20144

                                                                                                                                                   ALLTAG
                                                                                                                                                                                       FREIZEIT
                                                                                                                     Überregionale/regionale Verbindung     Lokale Verbindung
                       KRITERIEN                                     KATEGORIEN                                      S            R1           R2           L1           L2           F
                       Durchgehend befahrbar                                                                         x            x            x            x            x            x
                       Verkehrssicher                                                                                x            x            x            x            x            x
                       Einbindung in Netz                                                                            x            x            x            x            x            x
                       Direkte Wegführung, keine Umwege                                                              x            x
        FÜHRUNG

                       Intermodale Umsteigemöglichkeit                                                               x            x
                       Querungen und Kreuzungen vermeiden                                                            x
                                                                     ausschließlich Radverkehr, Radweg               x
                       Trennprinzip
                                                                     komb. Geh- und Radweg, Radstreifen                           x
                                                                     nur „Anrainerverkehr“                                                     x
                       Mischprinzip
                                                                     geringer Kfz-Verkehr                                                                   x            x
                       Abseits von Lärmquellen                                                                                                                                        x
                       Landschaftlich attraktiv                                                                                                                                       x
                       Gute Entwässerung                                                                             x            x            x            x            x            x
        ERRICHTUNG

                       Frei von Hindernissen                                                                         x            x            x            x            x            x
                       Befestigte glatte Oberfläche                                                                  x            x                                                   x
                                                                     ≥ 4,5m (Überholmöglichkeit)                     x
                       Breite des Verkehrsraumes (Zweirichtg)        ≥ 3,5m (Anhänger | Anhänger)                                 x
                                                                     ≥ 2,5m (Rad | Anhänger)                                                   x            x            x            x
                                                                     ≥ 22m (bis zu 30 km/h)                          x            x
                       Kurvenradien außerorts                        ≥ 14m (bis zu 25 km/h)                                                    x
                                                                     ≥ 8m (bis zu 20 km/h)                                                                  x            x            x
                                                                     ≤ 3%                                            x            x
                       Steigung                                      ≤ 6% (bis 500 m)                                                          x
                                                                     ≤ 8% (bis 250 m)                                                                       x            x            x
                       Erhaltung                                                                                     x            x            x            x            x            x
          WARTUNG

                       Reinigung                                                                                     x            x            x            x            x            x
                       Winterdienst                                                                                  x            x                         x
                       Beschilderung                                                                                 x            x            x            x            x            x
                       Abstellanlagen an Zielen                                                                      x            x            x            x            x            x
         AUSSTATTUNG

                       Einkehrmöglichkeiten                                                                                                                                           x
                       Rastplätze                                                                                                                                                     x
                       Servicestationen                                                                              x                                                                x
                       Beleuchtung                                                                                   x
                       Infotafeln                                                                                                                                                     x
                       Attraktivierung (Mülleimer, Fußstützen,...)                                                   x

14   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
1.1.1 FACHLICHE ANALYSE                                     •   Radschnellwege S                                       Vervollständigt wird das Innsbrucker Radroutennetz
1.1.1.1 QUALITÄTSKRITERIEN UND WUNSCHLINIENNETZ             •   regionale Radrouten R1                                 durch sogenannte Hochradwege H. Diese sind zwar für
Die Einteilung der Innsbrucker Radrouten basiert auf dem    •   regionale Radrouten R2                                 den Alltagsradverkehr relevant, jedoch nicht jahresdurch-
Kriterienkatalog des Radkonzepts Tirol, der zwischen        •   lokale Radrouten L1                                    gängig befahrbar, da große Höhenunterschiede bewältigt
überregionalen, regionalen und lokalen Verbindungen im      •   lokale Radrouten L2                                    werden müssen.
Alltagsverkehr und dem Freizeitverkehr unterscheidet.       •   Hochradwege H                                          Somit ergibt sich das gesamte Wunschliniennetz in Inns-
Bei den überregionalen und regionalen Verbindungen                                                                     bruck. 5
findet eine Einteilung in S, R1 und R2 statt, während die   Radschnellwege S verlaufen entlang des Inns, sind durch-
Bezeichnungen L1 und L2 für lokale Verbindungen lau-        gehend befahrbar und von großer überregionaler Bedeu-
ten. Verbindungen für den Freizeitverkehr werden mit        tung. Sie zeichnen sich durch eine möglichst kreuzungs-    1.1.1.2 STATUS QUO IN INNSBRUCK
F festgelegt. Eine genaue Auflistung der einzelnen Krite-   freie, durchgehend befahrbare Wegführung auf eigenen       Der Radverkehr wird im Misch- oder Trennprinzip ge-
rien findet sich in Tabelle 1. 1                            Radverkehrsanlagen aus, bieten durch entsprechende         führt. Für Radschnellwege ist ausschließlich der Radver-
                                                            Breiten Möglichkeiten zum Überholen, sind entspre-         kehr im Trennprinzip vorzusehen, während für die re-
Aufgrund der Platznot können nicht alle Kriterien der       chend beschildert und werden im Winter geräumt. 2          gionalen Radrouten R1 auch ein kombinierter Geh- und
jeweiligen Kategorien im innerstädtischen Straßennetz                                                                  Radweg zweckmäßig ist. Die restlichen Kategorien (regio-
erfüllt werden. Für die derzeit bestehende Förderung des    Regionale Verbindungen R1 binden Nachbargemeinden          nale Radrouten R2, lokale Radrouten L1, lokale Radrouten
Bundesministeriums (klimaaktiv) müssen Radschnell-          an, führen in das Stadtzentrum bzw. zu wichtigen Ein-      L2, Hochradwege H) können allesamt im Mischprinzip
verbindungen folgende Kriterien aufweisen8:                 richtungen. Sie können als kombinierte Geh- und Rad-       abgewickelt werden, wobei für regionale Radrouten R2
• Mindestlänge von fünf Kilometern                          wege geführt werden, die durchgehend befahrbar sind,       nur ein Mischprinzip mit Anrainer*innenverkehr anzu-
• Festlegung in den Planungsdokumenten des Bundes-          im Winter geräumt werden und entsprechend beschildert      streben ist. Auf Grund des beengten Platzes lässt sich dies
  landes                                                    sind. Regionale Verbindungen R2 binden ebenso Nach-        im Stadtgebiet nicht immer umsetzten. Hier gilt: eine Rad-
• Potenzial von mindestens 2.000 Radfahrenden pro 24        bargemeinden an, führen in das Stadtzentrum bzw. zu        verkehrsanlage an den Radrouten mit Qualitätseinschrän-
  Stunden                                                   wichtigen Einrichtungen. Sie können auch im Mischprin-     kungen und sicherheitsrelevanten Ausgleichsmaßnahmen
• Niveaufreiheit gegenüber dem Kfz-Verkehr bzw. Vor-        zip geführt werden können, solange nur Anrainer*innen-     ist besser, als keine Radverkehrsanlage umzusetzen.
  rang an niveaugleichen Kreuzungen                         Verkehr herrscht und sind durchgehend befahrbar. 3
• Projektierungsgeschwindigkeit: 30 Kilometer pro Stunde                                                               Innsbrucks Radinfrastruktur ist mit sämtlichen Anlagen
• Verkehrsraumbreiten:                                      Für die lokalen Verbindungen sind die Kategorien L1 und    (Radwege, Mehrzweckstreifen, Radfahren gegen die Ein-
  - Zweirichtungsradweg: mehr als vier Meter                L2 vorgesehen. Sie ergänzen das überregionale Radnetz.     bahn etc.) derzeit wie in Abbildung 6 dargestellt ausge-
  - Einrichtungsradweg: mehr als zwei Meter                 Lokale Verbindungen L1 sind wichtige innerstädtische       baut. 6
    je Fahrtrichtung                                        Radwege, die relevante öffentliche Einrichtungen mit dem
                                                            Fahrrad erreichbar machen. Sie sind durchgängig befahr-    Im Innsbrucker Stadtgebiet stellen die gemischten Geh-
Unter Berücksichtigung der Zielsetzung zur Förderung        bar und können im Mischprinzip geführt werden. Lokale      und Radwege, gefolgt von den getrennten Radwegen und
des Radverkehrs wird für Innsbruck ein Wunschlinien-        Verbindungen L2 bieten Ergänzungen im Netz und er-         Mehrzweckstreifen jene Radinfrastruktur dar, welche an-
netz erstellt. Das Wunschliniennetz für den Radverkehr      schließen Wohngegenden. 4                                  hand ihrer Länge am meisten vertreten sind. 7
lässt sich in Nord-Süd- bzw. Ost-West-Achsen einteilen.
Dazwischen verbinden und verfeinern Netzergänzungen
die Hauptrouten. Das Radroutennetz wurde in Anleh-
nung an die Kategorien des Landes Tirols eingeteilt:

                                                                                                                                                                                     15
Abbildung 2
     Radrouten Innsbruck – Radschnellwege S   Quelle: Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Verkehr und Straße: Radkonzept Tirol, Innsbruck 2014

            Radschnellweg S

16   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Abbildung 3
Radrouten Innsbruck – S und regionale Radrouten R1, R2   Quelle: Stadt Innsbruck

     regionale Radroute R1
     regionale Radroute R2
     Radschnellweg S

                                                                                   17
Abbildung 4
     Radrouten Innsbruck – S, R1, R2 und lokale Radrouten L1   Quelle: Stadt Innsbruck

            lokale Radroute L1
            lokale Radroute L2
            regionale Radroute R1
            regionale Radroute R2
            Radschnellweg S

18   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Abbildung 5
Wunschliniennetz Innsbruck – Radrouten S, R1, R2, L1, L2 und Hochradwege H   Quelle: Stadt Innsbruck

     Route Nachbargemeinden
     Hochradweg
     lokale Radroute L1
     lokale Radroute L2
     regionale Radroute R1
     regionale Radroute R2
     Radschnellweg S

                                                                               lradweg
                                                                                                       19
8

       Abbildung 6
     Überblick der Radinfrastruktur in Innsbruck       Quelle: Stadt Innsbruck

            bestehende Radfahranlagen

20   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Abbildung 7                                                                      Abbildung 13
Radrouten Innsbruck – Radschnellwege S                                           Methodik des Rankingmodells                                       Quelle: Österreichischer Städtebund, 2012 9

 Radweg gemischt          14230 m
                                                                                                                             Vorhaben

           Radweg         13658 m

                                                                                      Investitionsbedarf            verkehrliche
Mehrzweckstreifen         10539 m                                                       Betriebskosten            Wirkungsmengen
                                                                                                                                                 Einnahmen                Erreichbarkeit

  Radweg getrennt         6847 m
                                                                                                            Monetarisierung der
                                                                                                             Wirkungsmengen
 RF gegen Einbahn         6687 m

   Radfahrstreifen            2061 m                                                  Beschreibung            gesamt-                                    betriebs-          regionalwirtsch.
                                                                                         strateg.          wirschaftlicher        Umweltnutzen        wirtschaftlicher           Effekte
     Fahrradstraße         586 m                                                       Ausrichtung             Nutzen                                      Erfolg          (Schienenprojekte)

Quelle: Stadt Innsbruck

  Abbildung 10
verwendete Radverkehrszählstellen in Innsbruck (Mittelwerte je Monat)

5000

2000

1500

1000

 500
                             1285

                                       2935

                                                      2054

                                                              3415

                                                                        3509

                                                                               2950
                                                                               3651

                                                                                                  2252

                                                                                                                                     3335

                                                                                                                                     2502

                                                                                                                                                      2125

                                                                                                                                                                         1345
         1343

                             1243
                             1671

                                       2312

                                       1791
                                       1846

                                                      2492
                                                      3144
                                                      2088

                                                              2719

                                                              2169
                                                              2313

                                                                        3939
                                                                        4404
                                                                        3082

                                                                               2646
                                                                               2424

                                                                                                  2397
                                                                                                  3063

                                                                                                  2011

                                                                                                                    2390
                                                                                                                    3042
                                                                                                                    2311
                                                                                                                    2036

                                                                                                                                     3997

                                                                                                                                     2289

                                                                                                                                                      2692
                                                                                                                                                      1771
                                                                                                                                                      1766

                                                                                                                                                                         1830

                                                                                                                                                                         1144
         940

         810
         803

                             980

    0

                                                                                                                                                                         *
         Jänner              Februar   März           April   Mai       Juni   Juli               August            September        Oktober          November           Dezember

Zählstellen:         UNI Geiwi         Sillpark                                                                              * keine Daten für den Zeitraum Dezember 2019 vorhanden
                     Karwendelbrücke   Herzog-Otto-Ufer                                                                                                         Quelle: Stadt Innsbruck

                                                                                                                                                                                                 21
1.1.1.3 LÜCKEN                                             (räumliche Einheiten, die mit ihren Strukturdaten als         Lückenschlüsse. Diese entsprechen im Prognosemodell
     Lücken im Radnetz zu beseitigen kommt eine besondere       Quelle und Ziel des Verkehrsaufkommens fungieren) und         den für den Endausbau vorgesehenen Streckentypen.
     Bedeutung zu, denn ein durchgängiges Netz mit entspre-     Distanzfunktionen aus dem vorhandenen Verkehrsmo-
     chender fahrradfreundlicher Infrastruktur trägt maßgeb-    dell herangezogen.
     lich zur Steigerung des Radverkehrs bei. Dazu sind vier                                                                  1.1.1.5 UMLEGUNGSVARIANTEN
     unterschiedliche Lückenkategorien definiert:               Bei der Verkehrsmittelwahl für den Radverkehr wird bei        Bei den zwei berechneten Umlegungsvarianten wird zwi-
     • LK0… „Radinfrastruktur ausreichend“                      der Nutzenfunktion die tatsächliche Fahrtzeit berücksich-     schen dem Analysemodell (bestehendes Radverkehrsnetz
     • LK1… „fehlende Radinfrastruktur“                         tigt. Dadurch fließen Höhenunterschiede und Umwege            und aktuelle Verkehrsnachfrage) sowie einem Prognose-
     • LK2… „fehlende Radinfrastruktur, aber mit dem Rad        mit in die Berechnung der Verkehrsmittelwahl ein. Mithil-     modell (Radwegenetz ohne Lücken und erhöhter Ver-
        befahrbar“                                              fe des Google API (application programming interface)10       kehrsnachfrage) unterschieden. Die Differenz der zwei
     • LK3… „Radinfrastruktur vorhanden, jedoch nicht der       werden aus Google Maps die tatsächlichen durchschnitt-        Umlegungsmodelle ergibt die Eingangswerte für die Nut-
        Routenkategorie entsprechend“                           lichen Fahrzeiten zwischen den einzelnen Verkehrszellen       zen-Kosten-Analyse.
                                                                abgefragt und bei der Nutzenfunktion mitberücksichtigt.       Das Analysemodell bildet den heutigen Radverkehr in
     Entlang der Radrouten werden immer beide Fahrtrich-                                                                      Innsbruck ab. Es fußt auf folgenden Grundlagen:
     tungen getrennt bewertet und entsprechend im Verkehrs-     Das für die Umlegung benötigte Netz und sämtliche da-         • Abbildung des Radverkehrs innerhalb von 24 Stunden
     modell für die Berechnungen eingearbeitet. Die Radinfra-   zugehörende Anbindungen (Verbindungen zwischen den              für einen typischen Werktag .
     struktur wurde fahrtrichtungsweise ins Verkehrsmodell      Verkehrsbezirken und dem Streckennetz) sowie Knoten-          • Ableitung der Verkehrsmittelwahl Österreich Unterwegs
     eingepflegt, zur Berücksichtigung der unterschiedlichen    widerstände (Zeitwiderstände, die mit den Knoten z.B.           2013/14 (9,6% Radanteil) .
     Attraktivität der jeweils vorliegenden Radinfrastruktur.   Kreisverkehr, VLSA etc. und der jeweiligen Haupt- bzw.        • Die Radverkehrsstärke für die Analyse wird in Abbil-
     Sämtliche Lücken sind in Abbildung 8 verzeichnet. 8        Abbiegerichtung verknüpft sind) wurden für das Radver-          dung 9 dargestellt. 9
                                                                kehrsmodell neu implementiert. Das Bestandsnetz bildet
     Die relevantesten Lückenschlüsse wurden monetär be-        die tatsächliche Radinfrastruktur in Innsbruck ab sowie all   Für das Prognosemodell wurden folgende Annahmen ge-
     wertet und die budgetwirksamsten Projekte in die Kos-      jene Straßenzüge, welche im Wunschliniennetz dargestellt      troffen:
     ten-Nutzen-Berechnung eingepflegt.                         sind und nicht bereits bei der Radinfrastruktur berücksich-   • Der Prognoseverkehr bildet den Radverkehr innerhalb
                                                                tigt wurden (z.B. Radfahren in verkehrsarmen Straßen).          24 Stunden für einen typischen Werktag ab.
                                                                                                                              • Der Radverkehrsanteil in der Verkehrsmittelwahl wird im
     1.1.1.4 MODELLBERECHNUNG                                   Es wurden folgende Streckentypen mit dazugehöriger              Vergleich zum Analyseverkehr verdoppelt (19.2% Rad-
     Im Modell wird der Alltagsradverkehr (durchschnittlich     Geschwindigkeit im unbelasteten Streckennetz (v0) ver-          anteil). Der zusätzlich entstehende Radverkehr wird zur
     werktägige Verkehrsnachfrage) im Streckennetz rech-        wendet (E-Biker*innen wurden bei der Ermittlung der             Gänze aus dem Verkehrsaufkommen des mIV geschaffen.
     nerisch abgebildet. Die Berechnung der Verkehrsströme      Geschwindigkeiten nicht berücksichtigt):                      • Auf einen Prognosezeitraum wird verzichtet. Verände-
     baut auf ein vier-Stufen Modell auf. Der Algorithmus für   • Radweg…20 km/h                                                rungen in der Bevölkerung und in der örtlichen Arbeits-
     die Berechnung ist wie folgt gegliedert:                   • Rad- und Fußweg (Mischprinzip)…17 km/h                        platzverteilung werden demnach nicht berücksichtigt.
     • Verkehrserzeugung (Strukturdaten)                        • Radfahrstreifen…18 km/h                                       Die Gesamtwege der Quell-Ziel-Beziehungen bleiben
     • Verkehrsverteilung (Quelle-Ziel-Beziehungen)             • Mehrzweckstreifen…16 km/h                                     konstant.
     • Verkehrsmittelwahl (Modal Split)                         • Fahrradstraße…16 km/h                                       • Im Prognosenetz wird davon ausgegangen, dass alle Lü-
     • Umlegung der Verkehrsnachfrage auf Radrouten der         • Führung in verkehrsarmer Straße…16 km/h                       cken auf den relevanten Routen geschlossen sind. Wech-
       Kategorien S, R1, R2 (Verkehrsbelastungen)               • Hochradwege…8 km/h                                            selwirkungen bei Nichtumsetzung einzelner Maßnah-
                                                                • Lückenschluss…0 km/h                                          men sind im Modell nicht berücksichtigt.
     Die Erzeugung und Verteilung wurde aus dem bereits                                                                       • Die Verkehrsdaten von vier Radzählstellen sind in die Ver-
     bestehenden mIV-Modell für Innsbruck übernommen.           Für das Prognosemodell ändern sich die Streckentypen            kehrsmodellierung mit eingeflossen, siehe Abbildung 10.
     Dabei werden sämtliche Strukturdaten, Verkehrszellen       für die in der wirtschaftlichen Bewertung angegebenen              10

22   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Die Radverkehrsströme für die Prognose werden in Ab-           wie für Maßnahmen zur umweltfreundlicheren Nutzung
bildung 11 dargestellt. 11                                     des Autos (z.B. Fahrgemeinschaften, etc.) umfassen.

Die Differenz des Prognose- zum Analysemodell bildet           Der gesamtwirtschaftliche Nutzen errechnet sich mit
die Verkehrswirksamkeit der Lückenschlüsse ab. In Ab-          folgender Formel:
bildung 12 ist die Verkehrswirksamkeit ersichtlich.            Der Betrachtungszeitraum des Bewertungsverfahrens
  12                                                           wird einheitlich für eine Betriebszeit von 15 Jahren fixiert.
                                                               Ein Vorhaben ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht reali-
In der Differenzdarstellung lässt sich der Zuwachs- bzw. die   sierungswürdig, wenn sich ein Nutzen-Kosten-Verhältnis
Abnahme des Radverkehrsaufkommens unter den getrof-            von deutlich über eins ergibt und dadurch der gesamt-
fenen Randbedingungen für den Prognosezustand ablesen.         wirtschaftliche Nutzen durch das Vorhaben deutlich über
Dabei ist zu sehen, dass die Zuwächse vorwiegend am hö-        den gesamtwirtschaftlichen Kosten liegt.
herrangingen Radwegenetz mit den in der Berechnung ge-         Das Analyse- und Prognoseverkehrsmodell basiert auf
schlossen Lücken auftreten (siehe Museumsstraße).              dem durchschnittlich werktäglichen Verkehr (Alltagswe-
                                                               ge). Das Rankingmodell verwendet als Eingangsdaten die
1.1.1.6 NUTZEN-KOSTEN-ANALYSE                                  Jahresverkehrsstärken. Daher wurden die Verkehrsdaten
Zur qualitativen und objektiven Bewertung des Nutzen-          anhand der Daten von vier repräsentativen Zählstellen
Kosten-Verhältnisses von geplanten bzw. notwendigen            umgerechnet.
Infrastrukturmaßnahmen wird das Rankingmodell des
österreichischen Städtebundes herangezogen. Im Wesent-         1.1.1.8 ERGEBNISSE DES RANKINGMODELLS
lichen beruht es darauf, die Verkehrswirksamkeit mit den       Folgende Lücken (der Kategorien S, R1, R2) wurden im
Kosten der Lückenschlüsse in ein Verhältnis zu setzen.         Rankingmodell bewertet, siehe Abb. 14 und Tabelle 2.
                                                                 14      2
1.1.1.7 RANKINGMODELL
Das Umweltverbund-Rankingmodell wurde 2012 vom
Städtebund herausgegeben. Demnach ist es dazu geeignet,        Bei 16 Lückenschlüssen liegt der Gesamtnutzen über den
Vorhaben im Umweltverbund (Radverkehr, Fußgänger-              Kosten, das heißt das Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV)
verkehr, ÖV) im Hinblick auf ihren volkswirtschaftlichen       ist größer als eins. Für diese Lückenschließungen ergeben
Nutzen, ihren Umweltnutzen, deren betriebswirtschaftli-        sich unter den getroffenen Annahmen volkswirtschaftli-
chen Nutzen und auf die dadurch ausgelösten regional-          che Nutzen.
wirtschaftlichen Effekte abzubilden9. Das Rankingmodell
soll die Entscheidungsgrundlage bei anstehenden öffent-        Das Rankingmodell berücksichtigt keine politischen
lichen Investitionen im Umweltverbund maßgeblich ver-          Zielsetzungen oder überregionale Zusammenhänge.
bessern und ist daher auch Grund-lage für Förderansu-          Derartige Kriterien sowie die Summe der subjektiven
chen. 13                                                       Einschätzungen aus der Bevölkerung sollen auch in die
                                                               Maßnahmenbeurteilung einfließen, um ein gesamthaftes
Der Begriff eines „Vorhabens“ steht im Sinne des Ran-          Ergebnis zu erhalten. Erst damit kann ein vollständiges
kingmodells für die Summe der Maßnahmen, die ein zu            Bild aus Fakten, Einschätzungen und Wünschen geschaf-
bewertendes Projekt ausmachen. Diese können sowohl             fen werden.
infrastrukturelle, betriebliche und organisatorische Maß-
nahmen für den Fußgänger-, Fahrradverkehr, den ÖV so-

                                                                                                                               23
Abbildung 8
     Überblick der Lücken im Innsbrucker Radwegenetz   Quelle: Stadt Innsbruck

        Lückenschlüsse
           LK0
           LK1
           LK2
           LK3

24   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Abbildung 9
Radverkehrsstärke laut Analysemodell (Radanteil 9,6%)   Quelle: Stadt Innsbruck

  Radverkehrsstärke
  24 h werktags
   2500
     5000
      10000

                                                                                  25
Abbildung 11
     Radverkehrsstärke laut Prognosemodell   Quelle: Stadt Innsbruck

        Radverkehrsstärke
        24 h werktags
          2500
           5000
             10000

26   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Abbildung 12
Verkehrswirksamkeit der Lückenschlüsse als Differenz vom Prognose- zum Analysemodell   Quelle: Stadt Innsbruck

  Radverkehrsstärke
  24 h werktags
    2500
     5000
       10000
  Abnahme  0

                                                                                                                 27
Abbildung 14
     Im Rankingmodell bewertete Lückenschlüsse                                                                                     Quelle: Stadt Innsbruck

                                                                                                                6         6
                                                                                                                               6
                                                                                                           1

                                                                                                      10

                                                                                 1
                                                               8             8       5
                                                 17
                                                                                                                12        11
                                                                        4b
                                                                                                 4a
                                                           9

                                          2a                            3a                                           13
                                                                                         3                                7
                                                      2b
                                                                   15                                      16
                                                                                             5

                                                                                     5

            Radschnellweg S

                               Lückenschluss
28   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Tabelle 2
Nutzen-Kosten Ergebnisse für Innsbruck                                                                                                               Quelle: Stadt Innsbruck

Nr.   Kategorie *) Lückenname                                       Lückenbereich                                           Maßnahme                                NKV
                                                                                                                            Kreuzungsumbau,
12    R           Geyrstraße                                        Geyrstraße / Dr.-Ferdinand-Kogler-Straße                Radwegverbreiterung,                     >1
                                                                                                                            Rampenanpassung
                                                                                                                            Verbreiterung des Gehweges und
2b    S           Flöckingerpromenade                               Sieglanglersteg bis Uferstraße                                                                   >1
                                                                                                                            Erhöhung des Geländers
3     R           südlicher Südring                                 Olympiabrücke bis Karwendelstraße                       Radwegbau                                >1
      S           Begleitweg Barmherzige Schwestern                 Mühlauer Brücke bis Tiflis Brücke                       Radwegbau                                >1
1
      S           Marktplatz                                        Gastgarten Cammerlander                                 Radweganpassung                          >1
4a    R           Hauptbahnhof / Pradl                              Brücke über den Bahnhof bis Frachtenbahnhof             Brückenbau                               >1
                                                                    Fischnalerstraße / Franz-Gschnitzer-Promenade / Inn /
4b    R           Brücke Schöpfstraße                                                                                       Brückenbau                               >1
                                                                    Schöpfstraße
14    R           Egger-Lienz-Straße                                Kreuzung Innrain                                        VLSA Anpassung                           >1
17    L           Saurweinweg                                       Karl-Innerebener-Straße bis Speckweg                    Radwegbau                                >1
      R           Brücke Kirschentalgasse                           Kirschentalgasse / Mariahilfpark / Markthalle           Brückenbau
8                                                                                                                                                                    >1
      R           Großer-Gott-Weg                                   Speckweg bis Sternwartestraße                           Radwegbau
9     R           Mitterweg / Karwendelbahn                         Mitterweg, Würth                                        Unterführung                             >1
                  Brücke Haller Straße                              Inn, Sillzwickel                                        Brückenbau
6     R           Schrebergartensiedlung                            entlang ÖBB Westbahn                                    Radwegbau                                >1
                  Fuchsrain                                         entlang ÖBB Westbahn                                    Einbahnaufhebung
                  Anbindung Rum                                     landwirtschaftliche Wege                                Radwegbau
                  Querung über Innrain                              Umbau Kreuzung                                          Umbau Kreuzung
                                                                                                                            Beleuchtungsumbau in der
5     R           Anpassung der Unterführung der Brennerstraße      Beleuchtungsumbau in der Unterführung durch die IKB                                              >1
                                                                                                                            Unterführung durch die IKB
                  Verbindung Richtung Natters, Stubaital, Wipptal   begleitender Geh- und Radweg                            begleitender Geh- und Radweg
                                                                                                                            Radwegbau entlang ÖBB
15    L           Mentlberg                                         Völser Straße bis Karwendelstraße                                                                >1
                                                                                                                            Stocksportanlage
11    R           Pradl Ost / Baggersee                             Egerdachstraße bis Baggersee                            3 Unterführungen + Radwegbau             >1
2a    S           Brücke Völs                                       Inn, Völs Cyta                                          Brückenbau                               >1
13    R           Winkelfeldsteig                                   Paschbergweg bis Geyrstraße                             Radwegbau                                >1
                                                                                                                            Radwegbau
7     R           Aldranser Straße                                  Neubau vom Schloß Ambras bis zur KG Grenze
1.1.2                                                       1.1.3                                                        3
     BÜRGER*INNEN UND POLITIK                                    ERGEBNIS                                                     Umsetzung der Schließung der Lücken im lokalen Netz:
                                                                 Soweit sich die Wünsche und Vorschläge aus Politik und       Bei der Umsetzung des Maßnahmenpakets entlang der
     Bürger*innen                                                von Bürger*innen auf die Radrouten S, R1 und R2 be-          betrachteten Radrouten werden 37 Einzelmaßnahmen
     Anregungen aus der Bevölkerung zu den verschiedensten       ziehen, sind sie im Rankingmodell enthalten. Darüber         aus dem lokalen Netz mitberücksichtigt, um örtliche Ver-
     Themen des Radverkehrs werden laufend zur Verbesse-         hinaus bestehen viele Vorschläge, die das lokale Netz be-    besserungen zu erreichen. Diese umfassen einen Kosten-
     rung der Situation für Radfahrende aufgenommen. Um          treffen, individuelle Wünsche darstellen und für welche      rahmen von sieben Millionen Euro.
     gerade für die Radnetzplanung eine Möglichkeit zu schaf-    die Verkehrswirksamkeit im Verkehrsmodell nicht bere-
     fen, Anregungen als Bürger*in einzubringen, fand im         chenbar ist. Diese Maßnahmen haben jedoch ebenso Be-         Die geschätzten Gesamtkosten der baulichen Maßnah-
     Februar 2020 der erste Innsbrucker Radworkshop in der       deutung für die Akzeptanz des Verkehrsmittels Fahrrad,       men umfassen einen Kostenrahmen von 33,2 Millionen
     Stadtbibliothek statt. An die 200 Besucher*innen gaben      weil letztlich jede Fahrt im kleinräumigen Netz beginnt      Euro. Dabei ist zu vermerken, dass eine Vielzahl der Maß-
     Wünsche, Ideen und Anregungen zum Innsbrucker Rad-          und endet. Sie sind daher nicht zu vernachlässigen und       nahmen auch der Förderung des Fußgänger*innen-Ver-
     netz ab. Dabei sind 121 Meldungen zum Thema Lücken          werden für die Maßnahmenpakete aufgegriffen.                 kehrs dienen. Insbesondere die Errichtung und Anpas-
     und 96 Routenvorschläge gemacht worden, die über das                                                                     sung von Unterführungen und Brücken führt dazu, dass
     gesamte Stadtgebiet verteilt sind. 15       16                                                                           Trennwirkungen reduziert werden. Diese sollen als kom-
                                                                 1.1.4                                                        binierte Geh- und Radweganlagen ausgeführt werden.
     Politik                                                     MASSNAHMEN                                                   Fußgänger*innen profitieren somit von der Förderung
     Gesellschaftliche Fragestellungen zur Aufteilung der Flä-                                                                des Radverkehrs durch bauliche Maßnahmen mit Hilfe
     chen im Straßenraum sowie der Verwendung vorhan-            1                                                            von
     dener Geldmittel bleiben letztlich der repräsentativen      Prioritäre Schließung der Lücken im hochrangingen Rad-       • reduzierter Umgwegigkeit
     Demokratie und somit der politischen Entscheidung           netz: Alle Lücken im hochrangingen Radnetz, die aus der      • erleichterten Querungs-Möglichkeiten
     vorbehalten. Die Aspekte der politischen Umsetzbarkeit      Bewertung des Rankingmodells ein Nutzen-Kostenver-           • erhöhter Barrierefreiheit.
     werden daher für einen langfristigen, über Gemeinderats-    hältnis größer eins erzielt haben, werden anhand von 22
     perioden hinausgehenden, Masterplan berücksichtigt.         definierte Maßnahmen umgesetzt. Damit können ent-
     Die fachliche Vorgehensweise sowie die Ergebnisse der       sprechende Fördermittel lukriert werden. Die Gesamt-
     Lückenschlüsse wurden in diversen Mentoring-Sitzungen       kosten teilen sich auf die Stadt Innsbruck und potentielle
     behandelt und die politischen Klubs zu Stellungnahmen       Fördergeber auf. Der Kostenrahmen für dieses Maßnah-
     eingeladen. Daneben wurden die Zwischenergebnisse im        menpaket liegt bei 24 Millionen Euro. 3
     Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität in fünf Sit-
     zungen präsentiert.                                         2
     Die ergänzenden Anregungen aus Politik und Bürger*in-       Umsetzung der Anbindung Natters und Vitalregion: Für
     nen-Beteiligung wurden auf Plausibilität überprüft und      die regionalen Radwege in die Umlandgemeinden (Natters
     eingearbeitet.                                              und Vitalregion) bestehen zusätzliche Effekte, die im Ran-
                                                                 kingmodell des Alltagsverkehrs keine Berücksichtigung
                                                                 finden konnten. Diese sind die Mitnutzung durch den Tou-
                                                                 ristik- und Freizeitverkehr, die Nutzung durch E-Bikes in
                                                                 den topografisch höher gelegenen Lagen, sowie die Erwei-
                                                                 terung des Fußwegenetzes. In diesem Zusammenhang sind
                                                                 die Erschließungen Natters und Igls zur Umsetzung emp-
                                                                 fohlen. Diese umfassen einen Kostenrahmen von zwei Mil-
                                                                 lionen Euro (Finanzierung durch Stadt und Land). 4

30   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Abbildung 15
Wünsche zu Lückenschlüssen und örtlichen Verbesserungen aus der Bürger*innen-Beteiligung   Quelle: Stadt Innsbruck

     Lücken

                    Lücken
                                                                                                                     31
Abbildung 16
     Radroutenvorschläge aus der Bürger*innen-Beteiligung   Quelle: Stadt Innsbruck

            Routenanregungen

                               Routenanregungen
32   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
Tabelle 3
Prioritäre Schließung aller Lücken im hochrangingen Netz                                                                                              Quelle: Stadt Innsbruck

Nr.   Kategorie *) Lückenname                                        Lückenbereich                                           Maßnahme                                NKV
                                                                                                                             Kreuzungsumbau,
12    R            Geyrstraße                                        Geyrstraße / Dr.-Ferdinand-Kogler-Straße                Radwegverbreiterung,                     >1
                                                                                                                             Rampenanpassung
                                                                                                                             Verbreiterung des Gehweges und
2b    S            Flöckingerpromenade                               Sieglanglersteg bis Uferstraße                                                                   >1
                                                                                                                             Erhöhung des Geländers
3     R            südlicher Südring                                 Olympiabrücke bis Karwendelstraße                       Radwegbau                                >1
      S            Begleitweg Barmherzige Schwestern                 Mühlauer Brücke bis Tiflis Brücke                       Radwegbau                                >1
1
      S            Marktplatz                                        Gastgarten Cammerlander                                 Radweganpassung                          >1
4a    R            Hauptbahnhof / Pradl                              Brücke über den Bahnhof bis Frachtenbahnhof             Brückenbau                               >1
                                                                     Fischnalerstraße / Franz-Gschnitzer-Promenade / Inn /
4b    R            Brücke Schöpfstraße                                                                                       Brückenbau                               >1
                                                                     Schöpfstraße
14    R            Egger-Lienz-Straße                                Kreuzung Innrain                                        VLSA Anpassung                           >1
17    L            Saurweinweg                                       Karl-Innerebener-Straße bis Speckweg                    Radwegbau                                >1
      R            Brücke Kirschentalgasse                           Kirschentalgasse / Mariahilfpark / Markthalle           Brückenbau
8                                                                                                                                                                     >1
      R            Großer-Gott-Weg                                   Speckweg bis Sternwartestraße                           Radwegbau
9     R            Mitterweg / Karwendelbahn                         Mitterweg, Würth                                        Unterführung                             >1
                   Brücke Haller Straße                              Inn, Sillzwickel                                        Brückenbau
                   Schrebergartensiedlung                            entlang ÖBB Westbahn                                    Radwegbau
6     R                                                                                                                                                               >1
                   Fuchsrain                                         entlang ÖBB Westbahn                                    Einbahnaufhebung
                   Anbindung Rum                                     landwirtschaftliche Wege                                Radwegbau
                   Querung über Innrain                              Umbau Kreuzung                                          Umbau Kreuzung
                                                                                                                             Beleuchtungsumbau in der
5     R            Anpassung der Unterführung der Brennerstraße      Beleuchtungsumbau in der Unterführung durch die IKB                                              >1
                                                                                                                             Unterführung durch die IKB
                   Verbindung Richtung Natters, Stubaital, Wipptal   begleitender Geh- und Radweg                            begleitender Geh- und Radweg
                                                                                                                             Radwegbau entlang ÖBB
15    L            Mentlberg                                         Völser Straße bis Karwendelstraße                                                                >1
                                                                                                                             Stocksportanlage
11    R            Pradl Ost / Baggersee                             Egerdachstraße bis Baggersee                            3 Unterführungen + Radwegbau             >1
2a    S            Brücke Völs                                       Inn, Völs Cyta                                          Brückenbau                               >1

 Tabelle 4
Umsetzung der Anbindung Natters und Vitalregion
Nr.   Kategorie *) Lückenname                                        Lückenbereich                                           Maßnahme                                NKV
                                                                                                                             Radwegbau
7     R            Aldranser Straße                                  Neubau vom Schloß Ambras bis zur KG Grenze
© Johanna Romillo
RADROUTEN SICHTBAR MACHEN
       Ziele                                                                                      Maßnahmen
      • Radnetz erweitern          • Die Radrouten sowie die rad-relevanten Angebote (wie          Umsetzung: bis Ende 2022
                                     z.B. Service-Stationen, Stadtrad-Stationen, etc.) sind im   • Die einheitliche Beschilderung der Hauptradrouten im
      • Sicherheit gewährleisten     Innsbrucker Stadtbild sowie auf digitaler Ebene sichtbar.     gesamten Innsbrucker Stadtgebiet wird basierend auf
                                                                                                   dem Leitsystem des Landes Tirol umgesetzt, dazu wird
      • Geschwindigkeit                                                                            ein städtisches Konzept ausgearbeitet.
        beeinflussen
                                                                                                   Umsetzung: bis Ende 2021
      • Winterradverkehr                                                                         • Eine Karte mit den Radrouten der Stadt sowie rad-
        anheben                                                                                    relevanten Angeboten in Innsbruck wird digital und
                                                                                                   analog veröffentlicht.
      • Radfahrende
        zufriedenstellen                                                                           Umsetzung: laufend
                                                                                                 • Die Innsbrucker Radrouten werden in die Plattform GIP
      • Neue Zielgruppen                                                                           eingespielt und laufend aktualisiert.
        erschließen

      • Fahrradkultur stärken

                                                                                                                        ANGESPROCHENE NUTZUNGSGRUPPE
                                                                                                                                           Stark und furchtlos

1.2
                                                                                                                                    Begeistert und überzeugt
                                                                                                                                     Interessiert, aber besorgt
                                                                                                                                           Auf gar keinen Fall

                                                                                                                                                                  35
17                                                                                                        18

                                             19                                                                           20

                                                                                                                                 22

                                                  Abbildung 17: Naturstandskarte in WebOffice (Quelle: Stadt Innsbruck)

                                                  Abbildung 18: Naturstandskarte in WebOffice, Thema Verkehrseinrichtungen (Quelle: Stadt Innsbruck)

                                                  Abbildung 19: Dashboard (Quelle: Stadt Innsbruck)

                                                  Abbildung 20: Plattform GIP (Quelle: GIP 11)

                                                  Abbildung 21: Radrouting Tirol (Quelle: https://radrouting.tirol/ 12)
                                        21
                                                  Abbildung 22: Beschilderung Innradweg (Quelle: Stadt Innsbruck)

36   Kapitel 1 Infrastruktur ausbauen
1.2.1                                                      Graphenintegrations-Plattform (GIP)                          1.2.4
EINLEITUNG                                                 Die GIP ist die Basis für die Verkehrsauskunft Österreich    MASSNAHMEN
Um die Radrouten im städtischen Straßennetz sichtbar zu    (VAO), die alle Verkehrsarten abbildet. Die Informatio-
machen, bedarf es der Wegweisung und der Kenntlich-        nen über das Straßennetz werden in die GIP übergeführt.      1
machung in digitaler und analoger Form in Karten, Plä-     Über eine Schnittstelle beim Land Tirol werden die städ-     Die einheitliche Beschilderung der Hauptradrouten
nen und Routensystemen. Auf den Radrouten bestehen         tischen Daten eingepflegt und in weiterer Folge an das       im gesamten Innsbrucker Stadtgebiet wird basierend
noch bauliche oder funktionale Lücken. Eine Routenweg-     Österreichische Institut für Verkehrsdateninfrastruktur      auf dem Leitsystem des Landes Tirol umgesetzt. Dazu
weisung und -darstellung muss jedoch durchgängig sein.     übergeben. Die Datenaufbereitung und Darstellung ist         wird ein städtisches Konzept ausgearbeitet: Die Über-
Daher sind bei diesen Lücken Ersatzwege, Umleitungen       sehr komplex, da alle Geh- und Fahrbeziehungen, die im       sichtlichkeit der Wegweisung wird insgesamt gefördert,
etc. zu berücksichtigen.                                   Straßennetz möglich sind, dargestellt werden. Die GIP        wenn gleichartige Wegweiser gleichartig angeordnet und
                                                           stellt die Grundlage für jede Abfrage aller Verkehrsarten    positioniert werden. Damit wird die Fähigkeit des Men-
                                                           dar und ist somit die Basis für Auskünfte mit Fahrplänen,    schen für selektives Erfassen genutzt. Daher werden die
1.2.2                                                      Auto-, Fuß- und Radrouting. 20                               Wegweiser für den Fahrradverkehr möglichst an eigenen
DIGITALE SICHTBARMACHUNG                                                                                                Stehern im Sichtfeld von Radfahrenden auf der rechten
Mit den Softwareprogrammen VMS, WebOffice und              Radrouting Tirol                                             Straßenseite angebracht. Im Zuge der Umsetzung werden
der Plattform GIP werden die Routen digital sichtbar ge-   Mit der Übertragung der Daten in die GIP wird es mög-        auch Themenradwege mitberücksichtigt sowie überflüssi-
macht.                                                     lich, über das öffentlich zugängliche Programm Radrou-       ge Schilder entlang der Radrouten im Stadtgebiet entfernt.
                                                           ting Tirol12 die optimale Radroute zu generieren. Die Aus-
Naturstandskarte                                           kunft für Alltagsradfahrende beinhaltet Zeitdauer, Länge     2
Bauliche Änderungen in der Natur werden nach deren         und Höhenunterschied. 21                                     Eine Karte mit den Radrouten der Stadt sowie rad-rele-
Abschluss vermessen und digitalisiert. 17                                                                               vanten Angeboten in Innsbruck wird digital und analog
                                                                                                                        veröffentlicht: In diese Karte werden die Hauptradrouten
Fachdaten in VMS und WebOffice                             1.2.3                                                        eingezeichnet. Zu diesen werden rad-relevante Angebote,
Basierend auf der Naturstandskarte werden in der Spe-      ANALOGE SICHTBARMACHUNG                                      wie z.B. die Stadtradstationen, Service-Stationen etc. ein-
zialsoftware VMS (Verkehrsmanagement System) und           Die analoge Wegweisung muss mit der digitalen Rou-           gezeichnet.
in WebOffice laufend Verkehrsfachdaten zu Verkehrs-        tenführung konformgehen und macht die Radrouten im
zeichen (inkl. Verordnungen, Fotos usw.), Bodenmarkie-     Innsbrucker Stadtgebiet sichtbar. Eine weitere Unterstüt-    3
rungen und Wegweisung eingepflegt. Die Fachdaten aus       zung sind gedruckte Karten, die das gesamte Stadtgebiet      Die Innsbrucker Radrouten werden in die Plattform
VMS sind tagesaktuell in WebOffice abgebildet. 18          mit den Routen abbilden.                                     GIP sowie ins Radrouting Tirol eingespielt und laufend
                                                                                                                        aktualisiert.
Dashboard                                                  Für die Radwegbeschilderung in Tirol hat das Land Tirol
Für einen schnellen Überblick in der Stadtverwaltung       ein Radwanderwege-Leitsystem entwickelt. Das Leitsys-
über die Themen Radinfrastruktur und Radweganlagen         tem wurde bereits für den Innradweg und die Vitalrad-
besteht ein Dashboard, über welches Kennzahlen abge-       route Patscherkofel umgesetzt. Diese Angebote bestehen
fragt werden. 19                                           unabhängig neben den Routenwegweisungen im Stadtge-
                                                           biet und haben überregionale Bedeutung. 22

                                                                                                                                                                                      37
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