Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ

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Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
Das Journal von Bayern Innovativ

 material. Additive Fertigung in Bayern

 im gespräch.          energie.        mobilität.                 gesundheit.
 „Netzwerke sind das   Zukunftsmarkt   Grundlagen für eine        Medizintechnik
 A und O für Erfolg”   Smart Home      starke Elektromobilität    in Nürnberg

3. AUSGABE 2016
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
im gespräch.
     „Netzwerke sind das A und O für Erfolg”           04

     material.
     EU-Chemikalienverordnung REACH –
     Chance und Herausforderung?                       07
     Fräst du noch oder druckst du schon?              08   HERAUSGEBER
                                                            Bayern Innovativ GmbH
     Materialstandort Deutschland: Nicht attraktiv          Gewerbemuseumsplatz 2
     genug für internationale Spitzenforscher?         10   90403 Nürnberg
                                                            T +49 911 20671-0
     ZIM-Netzwerk DIGI4TT – Erfolgreiche Phase 1       12   vernetzt@bayern-innovativ.de
                                                            www.bayern-innovativ.de

     energie.
                                                            LEITENDE REDAKTION
                                                            Katrin Streitberger
                                                            REDAKTION
     Energieeffiziente Straßenbeleuchtung              14   Dr. Petra Blumenroth, Christoph Kirsch,
                                                            Nicola Socha, Sabine Stallmann
     iSEneC: Nürnbergs Dialog- und Wissens­plattform        DESIGN-KONZEPT
     für erneuerbare Energien                          15   ercasdieagentur.de

     Zukunftsmarkt Smart Home                          16   BILDNACHWEIS
                                                            Bayern Innovativ GmbH (Titel groß, Titel,
                                                            02, 04/05/06, 10, 13, 18/19, 23, 24, U4)
                                                            Bayerisches Staatsministerium für
                                                            Wirtschaft und Medien, Energie und
                                                            Technologie (03, 20)
                                                            Fotolia / vege (Titel, 02, 16/17)
     mobilität.                                             Fotolia / everythingpossible (Titel, 02, 22)
                                                            Airbus Group (02, 08)
                                                            EOS GmbH (08/09)
     Grundlagen für eine starke Elektromobilität       18   Beraterkompetenz Oberfranken (02, 26)
                                                            Fotolia / StockPhotoPro (10/11)
     Elektromobilität funktioniert auch im Alltag      20   Fotolia / GinaSanders (7)
                                                            iStockphoto / elly99 /
                                                            Werbers Büro GmbH (12/13)
                                                            Fotolia / MajorKord (14)
                                                            NürnbergMesse GmbH (15)
                                                            Deutsches Dialog Institut GmbH (20/21)
                                                            bayernkreativ / Vanessa Mund (25)
                                                            KOBER Steinwiesen GmbH & Co. KG (26)
                                                            WEDLICH.Servicegruppe
                                                            GmbH & Co. KG (26)
     gesundheit.                                            Cfm Oskar Tropitzsch GmbH (27)
                                                            elektron Systeme und Komponenten
                                                            GmbH & Co. KG (27)
     Das Herz der Medizintechnik schlägt künftig            Fraunhofer-Projektgruppe
                                                            Prozessinnovation (27)
     in Nürnberg                                       22   Fotolia / Lassedesignen (U4)
                                                            iStock / FabianWentzel (U4)
     Forum MedTech Pharma e.V. und die Niederlande          iStock / andym80 (U4)
     intensivieren langjährige Zusammenarbeit      23       DRUCK
                                                            nova-druck24.de
                                                            AUFLAGE
                                                            9.000
                                                            Gedruckt auf umweltzertifiziertem
                                                            Papier (FSC, PEFC oder gleichwertiges
     verzweigt.                                             Zertifikat)
                                                            Die urheberrechtlichen Verwertungs-
     Erfolgreich international Netzwerken –                 rechte liegen beim Herausgeber. Nach-
                                                            druck, Übersetzung, Vervielfältigung
     Bayerischer Aussteller goes for Formel 1          24   oder Speicherung auf Datenträger ist
                                                            nur mit schriftlicher Genehmigung des
     Zimmer mit Aussicht                               25   Herausgebers möglich. Der Heraus-
                                                            geber übernimmt keine Haftung für die
     Netzwerk aus der Region – für die Region          26   Angaben. Für die Zusendung unverlang-
                                                            ter Manuskripte oder Bilder wird keine
     Substitution von Holzbauteilen im Orgelbau        27   Gewähr übernommen.
                                                            © 2016 Bayern Innovativ GmbH

02
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
editorial.                                        LÖSUNGEN. FÜR DIE ZUKUNFT.

             Neue Elektroautos, innovative Flugzeug-Leichtbaukonzepte, verträg­
             lichere Bio-Implantate in der Medizin oder funktionale Sportbekleidung
             mit Elektronik: ohne neue Werkstoffe und Materialtechnologien sind
             zukunftsweisende Entwicklungen nicht denkbar. Mehr als 70 Pro-
             zent aller Produktinnovationen gründen auf neuen Werkstoffen und
             den damit verbundenen Herstellungs- oder Bearbeitungsverfahren.
             Deutschland verfügt über ein starkes materialwissenschaftliches
             Know-how. Wie der Materialstandort Deutschland im internationalen
             Kontext wahrgenommen wird, lesen Sie im Interview mit Professor
             Dr. Ferdi Schüth, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, auf Seite 8.

             Bayern gehört beim Thema „Neue Werkstoffe” zur internationa-
             len Spitze und hat die besten Voraussetzungen, auch in Zukunft
             ganz vorne mitzuspielen. Dies gilt für Kunststoffe und Metalle, für
             technische Keramiken und Gläser, textile Materialien und Faserver-
             bundwerkstoffe. Die hohe Kompetenzdichte bei neuen Materialien
             und Werkstoffverfahren in Bayern zählt zu den bedeutendsten in
             Deutschland. Die Ballung von Werkstoffforschung an den großen
             Instituten der Universitäten Erlangen-Nürnberg, München, Würz-
             burg, Bayreuth und Augsburg sowie an den Fraunhofer Instituten ist
             bundesweit einzigartig.

             Die Bayerische Staatsregierung fördert die Entwicklung neuer Materi-
             alien seit Anfang der 1990er Jahre. Seit 2006 bündelt Bayern zudem
             seine Kompetenzen im „Cluster Neue Werkstoffe”, einer Informa-
             tions- und Technologieplattform rund um Innovationen mit neuen
             Materialien in Bayern. Die branchen- und technologieübergreifende
             Vernetzung von Akteuren aus Wirtschaft und Wissenschaft entlang der
             gesamten Wertschöpfungskette ist übergeordnetes Ziel des Clusters.
             Leitthemen wie Additive Fertigung, Leichtbau, Multimaterialdesign und
             Nachhaltigkeit sowie werkstoffliche Themenfelder bilden den Rahmen
             für diese Arbeit. Mit mehr als 70 Cluster-Partnern und 600 aktiven
             Akteuren konnten rund 50 Projekte mit einem Gesamtvolumen von
             über 40 Millionen Euro initiiert werden.

             Nun gilt es, die Wertschöpfung durch die Herstellung innovativer
             Produkte in Bayern weiter auszubauen und Unternehmen in ihrer
             Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen. Die professionelle Netzwerk-
             und Clusterarbeit von Bayern Innovativ sowie geeignete Fördermaß-
             nahmen bieten die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen.

             Ilse Aigner
             Stellvertretende Ministerpräsidentin des Freistaates Bayern und
             Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie

                                                                                          03
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
im gespräch.

       „Netzwerke sind das A und O für Erfolg”
       Interview mit Staatssekretär Franz Josef Pschierer und
       Bayern Innovativ-Geschäftsführer Dr. Rainer Seßner

          Bayern stellt seine Technologiepolitik neu auf. Bis 2020 sollen die F&E-Ausgaben
          von derzeit etwa 3,2 Prozent auf 3,6 Prozent steigen. Der Zusammenhang zwischen
          F&E-Investitionen und Wirtschaftswachstum ist klar belegt und Technologieför-
          derung ein wesentlicher Baustein der bayerischen Wirtschaftspolitik. Die Bayern
          Innovativ GmbH gestaltet dabei den Wandel aktiv mit. Der Technologie- und
          Wissenstransfer sowie die Initiierung bzw. Unterstützung von Innovationsprozes-
          sen über verschiedene Technologien und Branchen hinweg zählen dabei zu den
          Kernaufgaben der Gesellschaft. „vernetzt” sprach mit Staatssekretär Franz Josef
          Pschierer, Aufsichtsratsvorsitzender der Bayern Innovativ GmbH, und Dr. Rainer
          Seßner, seit April 2016 neuer Geschäftsführer der Nürnberger Gesellschaft.

       Wie wird die Spitzenposition Bayerns im Wettbe-       Wir haben, etwa mit Bayern Innovativ oder dem
       werb um die Innovationsführerschaft in Deutsch-       Zentrum Digitalisierung.Bayern, auch wichtige Ein-
       land und Europa dauerhaft gesichert?                  richtungen für Forschung, Entwicklung und den
                                                             Wissenstransfer geschaffen. Damit aus einer guten
       Pschierer: Bayern ist deswegen so stark, weil hier    Idee ein verwertbares Produkt oder eine nützliche
       unterschiedliche Akteure an einem Strang ziehen.      Dienstleistung wird, müssen Wirtschaft und Wis-
       Das sind erstens unsere Unternehmen, egal ob          senschaft eng vernetzt werden.
       Weltkonzern oder Mittelständler, die viel in Pro-     Außerdem ruhen wir uns auf unseren Erfolgen nicht
       duktinnovationen investieren. Zweitens die exzel-     aus. Wir haben vor kurzem unsere Technologieför-
       lenten Forschungseinrichtungen im Freistaat. Und      derprogramme auf den Prüfstand gestellt. Auf dieser
       drittens unterstützt die Bayerische Staatsregierung   Grundlage schließen wir jetzt bestehende Förder-
       durch passgenaue Förderprogramme und geeignete        lücken und setzen neue, technologieübergreifende
       Rahmenbedingungen den Innovationsprozess.             Schwerpunkte, etwa im Bereich der Digitalisierung.

04
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
Welche Anwendungs- und Technologiefelder              bei MAI Carbon läuft die Förderung aktuell noch.
stellen dabei die Schwerpunkte in Bayern dar          Vergangenen Sommer konnten sich dann mit dem
und welche Bedeutung hat die Cluster­politik der      Cluster Leistungselektronik und dem Medical Valley
Bayerischen Staatsregierung?                          erneut zwei Teilnehmer aus Bayern beim Bundes-
                                                      wettbewerb „Internationalisierung von Spitzenclus-
Pschierer: Die bayerische Cluster-Politik ist ein     tern” durchsetzen.
bewährtes Instrument. Auch hier konzentrieren wir
uns mittlerweile auf Zukunftstechnologien: Digi-      Seßner: Bei Bayern Innovativ sind die Cluster
talisierung, Energie, Gesundheit, Neue Materialien    Energietechnik, Automotive und Neue Werkstoffe
und Mobilität. Damit stärken wir die internationale   aufgehängt und das Forum MedTech Pharma
Spitzenposition der bayerischen Wirtschaft. Und       e.V., für das wir die Geschäftsbesorgung machen,
der Erfolg gibt uns Recht: Zwei bayerische Cluster    kooperiert eng mit dem Medical Valley EMN e.V. In
wurden vom Bund als „Spitzencluster” gefördert,       Zukunft wird unsere Gesellschaft das verbindende

                                                                                                     05
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
im gespräch.

                           Element darstellen und noch          Künftig werden wir unser Portfolio an Dienstleistun-
                           stärker Cluster-übergreifende        gen rund um die Themen Technologietransfer und
                           Aktivitäten betreuen. Über           Innovation weiter ausbauen. Bereits jetzt bieten wir
                           dieses „Cross-Clustering” wer-       mit dem von der Europäischen Kommission geför-
                           den wir aktiv und branchen-          derten Programm IMP3rove einen systematischen
                           bzw. technologieübergreifend         Ansatz für ein erfolgreiches Innovationsmanage-
                           unterstützen. Zum einen bei der      ment an. Assessment und Coaching werden von
                           Zusammenarbeit im Rahmen von         Innovationsexperten der Bayern Innovativ GmbH
                           „Cross-Cluster-Initiativen”, zum     durchgeführt. Eine wichtige Rolle werden neue
                           anderen mittels Dienstleistungen     digitale Dienstleistungen spielen.
                           – wie beispielsweise Wissen-
                           stransfer und -management für
                           Cluster. Diese Dienstleistungen      Stichwort Vernetzung: Wie wichtig sind Netzwerke
                           werden neben den Clustern auch       für die Wettbewerbsfähigkeit und das Wirtschafts-
                           den anderen Partnern der Bay-        wachstum in Bayern?
                           ern Innovativ GmbH im Rahmen
                           eines kollaborativen Ansatzes        Pschierer: Netzwerke sind das A und O für den
                           offenstehen.                         Erfolg. Kooperation setzt bei Forschung und Ent-
                                                                wicklung enorme Synergien frei. Ebenso bedeutend
                                                                ist aber auch die Vernetzung von Wirtschaft und
       Welche Rolle spielt Bayern Innovativ aktuell und         Wissenschaft. Davon profitiert vor allem der in
       künftig im Gefüge der bayerischen Innovations-           Bayern so wichtige Mittelstand. Große Unternehmen
       landschaft?                                              können vieles im Alleingang stemmen. Aber kleine
                                                                und mittlere Betriebe brauchen starke Partner, die
       Pschierer: Bayern Innovativ ist auf vielen Feldern       ihnen dabei helfen. Daher ist es uns so wichtig, dass
       aktiv. Die Gesellschaft organisiert Fachkongresse        unsere Netzwerke allen Interessenten offenstehen.
       für verschiedene Branchen und Technologien, die          Wir wollen, dass auch unsere bayerischen Gründer
       jedes Jahr ein breites Publikum begeistern und bietet    von Anfang an gut vernetzt sind – egal, ob es um
       KMUs eine Beteiligung an Gemeinschaftsständen auf        den Austausch untereinander, die Unterstützung
       unterschiedlichsten Leitmessen an. Vor allem ist es      von Industriepartnern oder um Fragen der Finan-
       die zentrale Institution für den Technologietransfer     zierung geht.
       im Freistaat. Eine wesentliche künftige Aufgabe wird
       das gerade angesprochene „Cross-Clustering” sein.        Seßner: Eine der herausragenden Fähigkeiten von
                                                                Bayern Innovativ ist der Aufbau von Netzwerken.
       Seßner: Darüber hinaus betreut Bayern Innovativ im       Unsere künftige Aufgabe wird es sein, eine digitale
       Rahmen einer Projektträgerschaft als „Projektträger      Plattform für selbstorganisierende und dynamische
       Bayern” wichtige Förderprogramme der Bayerischen         „Netzwerke 4.0” aufzubauen. Dabei wählen wir
       Staatsregierung. Im Bereich Technologieförderung         einen kooperativen Ansatz: Wo es vorhandene
       werden etwa die Programme Medizintechnik und die         Netzwerke gibt, beziehen wir diese integrativ mit
       Innovationsgutscheine abgewickelt. Als einer der fünf    ein. So leisten wir unseren Beitrag für einen gemein-
       Partner der Bayerischen Forschungs- und Innovations-     samen Erfolg der bayerischen Wirtschaft und eine
       agentur ist Bayern Innovativ auch ein wichtiger Ideen-   innovative Zukunft!
       geber für neue Entwicklungen. Bayern Innovativ
       versteht sich als Backbone, also Rückgrat in der bay-
       erischen Innovationslandschaft und nimmt damit die
       Rolle als zentraler Ansprechpartner für Innovation,
       Technologie- und Wissenstransfer in Bayern ein. Wir
       verstehen uns auch als Multiplikator und Mediator.

       Wie unterstützt Bayern Innovativ Unternehmen
       im Innovationsprozess?

       Seßner: Neben den erwähnten Fördermöglichkeiten
       bieten wir interaktive Plattformen – beispielsweise
       mit integrierten B2B-Meetings – an, die Innovati-
       onsprozesse in der mittelständischen Wirtschaft
       initiieren und unterstützen.

06
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
material.

  EU-Chemikalienverordnung REACH –
  Chance und Herausforderung?
  Interdisziplinäre Informationsveranstaltung erörtert Auswirkungen für
  die Textil-, Kunststoff- und Automobilindustrie

  Nachhaltigkeit ist ein Megatrend, der Entwicklungen und zukünftige Strategien in
  allen Technologien und Branchen beeinflusst. Einen großen Einfluss hat auch die
  REACH-Verordnung der Europäischen Union, die 2007 in Kraft getreten ist. Die Che-
  mikalienverordnung regelt die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung
  chemischer Stoffe innerhalb der EU sowie die Bestimmungen zur Weitergabe von
  Stoffinformationen innerhalb der Lieferkette.

  Besonders besorgniserregende Stoffe                                Umgang mit ihnen offengelegt werden.
  (SVHCs) werden in die Kandidatenliste                                 Damit legt REACH die Beweislast auf
  der Europäischen Chemikalienagen-                                       die Unternehmen. Sowohl Hersteller
  tur ECHA aufgenommen; aktuell                                              und Importeure, als auch nach-
  sind dort 168 aufgeführt. Aus der                                           geschaltete Anwender müssen
  Kandidatenliste priorisiert die                                             zur Erfüllung der Verordnung
  EU-Kommission Substanzen für                                                 die Risiken identifizieren und
  die Zulassungspflicht. Darunter                                              beherrschen. Gerade bei kom-
  sind unter anderem Formaldehyd                                               plexen Produkten wie Fahrzeu-
  oder PFOA/PFCs, die in Textilien                                            gen – mit bis zu 9.000 Bauteilen
  und Kunststoffen Anwendung fin-                                            von über 4.000 Lieferanten –
  den. Dies hat auch Konsequenzen                                          stellt dies eine große Herausfor-
  für die Automobil(zuliefer)industrie,                                  derung dar. Vor diesem Hintergrund
  die diese Materialien verarbeitet. Die                             hat zum Beispiel die Automobilindustrie
  ECHA prüft die Zulassung für eine oder mehrere                auf europäischer Ebene eine REACH-Taskforce
  Anwendungen, welche dann in der Regel zeitlich          gegründet, um ihre Kräfte zu bündeln.
  befristet ist. Ziel von REACH ist es, diese Stoffe      Die Bayern Innovativ GmbH bietet hierzu im Rahmen
  durch weniger besorgniserregende zu ersetzen und        der Modellregion Oberfranken und in Zusammen-
  die Entwicklung neuer Substanzen anzutreiben.           arbeit mit dem Verband der Bayerischen Textil-
  Ist ein Stoff in die Kandidatenliste aufgenommen        und Bekleidungsindustrie e. V. am 28. Juli 2016 in
  und wird in Erzeugnissen (z. B. Bauteile, Textilien,    Bayreuth eine halbtägige Informationsveranstaltung
  Maschinen, Elektroartikel etc.) mit einer Konzen-       an. Bei „REACH – Herausforderungen und Chancen:
  tration von über 0,1 Massenprozent eingesetzt,          Textil, Kunststoff, & Automobil” werden in Exper-
  greifen unmittelbar und ohne Übergangsfrist die         tenvorträgen, unter anderem von Opel und Hyundai
  Informationspflichten in der Lieferkette gemäß Art.     sowie von CHT. R. Beitlich, J. G. Knopf’s Sohn und
  33 der REACH-Verordnung.                                Polymaterials, regulatorische Anforderungen, neu-
  Aktuell läuft bei REACH die dritte und letzte Regis­    este Trends und aktuelle Herausforderungen sowie
  trierungsphase (bis 31. Mai 2018) für Phase-in-Stoffe   Best-Practice-Beispiele vorgestellt.
  von ein bis hundert Jahrestonnen. Hiervon sind vor      Kontakt: Astrid Lang, lang@bayern-innovativ.de
  allem KMUs betroffen. Die ECHA erwartet bis zu
  70.000 Registrierungsdossiers. Nicht registrierte
  Stoffe oder Gemische, die solche enthalten, dür-
  fen nach Ablauf der jeweiligen Fristen nicht mehr         vermerkt
  innerhalb der EU verwendet werden. Die REACH-             Informationsveranstaltung
  Regelungen betreffen hierbei nicht nur Chemikalien        EU-Verordnung REACH
  an sich, sondern auch „Erzeugnisse” wie Möbel             Herausforderungen und Chancen: Textil, Kunststoff & Automobil
  und Fahrzeuge, bei denen die Stoffe eingesetzt            28. Juli 2016, Bayreuth
  werden. Zu den chemischen Stoffen müssen Daten            www.bayern-innovativ.de/reach2016
  zu sämtlichen Verwendungen sowie zum sicheren

                                                                                                                     07
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
material.

       Fräst du noch oder druckst du schon?
       Additive Fertigung: Ingenieure denken um

       Brillen, Turnschuhe, Zahnkronen, sogar ganze Autoteile: Ideen, was zukünftig so alles
       aus dem Drucker kommen könnte, gibt es viele. Einige Entwickler und Konstruk-
       teure setzen 3D-Druck oder die sogenannte Additive Fertigung bereits serienmäßig
       ein. Prognosen zufolge könnte sich das Marktvolumen in den kommenden Jahren
       verfünffachen. Der Cluster Neue Werkstoffe widmet sich mit einer mehrteiligen
       Themenreihe verstärkt der Additiven Fertigung in den Bereichen Medizintechnik,
       Maschinenbau, Luftfahrt und Automotive.

                                      Kabinenhalter (Bracket) des Airbus A350 XWB aus Titan, hergestellt im Lasercusing-Verfahren

       Die direkte Herstellung hochkomplexer dreidimen-                computer-aided design (CAD) erstellt und von der
       sionaler Formen in einem Fertigungsschritt – in den             Maschinensoftware in Parameter umgewandelt, um
       1980er Jahren erstmals versucht – erfährt gerade                anschließend von der gewählten additiven Ferti-
       jetzt eine immense Nachfrage. Wurden früher nur                 gungsmethode schichtweise aufgebaut zu werden.
       Prototypen als erste Anschauungsmuster hergestellt,             Doch was einfach klingt, wird in den Details schnell
       so können heute endkonturnahe Bauteile für Ver-                 kompliziert. Wie auch bei klassischen Fertigungs-
       kehrsflugzeuge oder auch Implantate aus Metallen,               wegen müssen die Beschränkungen durch die Fer-
       Keramiken oder Polymeren produziert werden. Seit                tigungsmethode, die Fertigungsparameter oder das
       den Anfängen der additiven Fertigung werden die                 verwendete Material direkt mit in die Konstruktion
       zugrundeliegenden digitalen Bauteildaten mittels                einfließen. Auch die Vielzahl der unter Begriffen

       Funktionsweise des „Selektiven Laser-Sinterns”, einem additiven, pulverbasierten Fertigungsverfahren

08
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
wie „industrieller 3D-Druck”, „Additive Fertigung”     Da sich Rapid Prototyping gerade auch sehr schnell
oder „Rapid Prototyping” zusammengefassten             im Maschinenbau verbreitet, etabliert sich seit
Techniken, die sich grob in „Stereolithographie”-,     Anfang 2016 ein erster Arbeitskreis „Additive Fer-
„Strahl”-, „Pulver-Binder”-, „Strangablage”- und       tigung im Maschinenbau”. Der Fokus liegt hier auf
„Schichtablage”-Verfahren unterteilen, ist derzeit     den Problemstellungen im Bereich der additiven
schwer zu überblicken.                                 Herstellung von Stahlbauteilen. Arbeitsthemen
Etablierte Unternehmen beschäftigt die Frage nach      sind die Breite der verfügbaren Werkstoffe und
der „Normung”, nach Handlungsanweisungen oder          die strategische Erweiterung um industriell inter-
auch einfach nach einer geregelten Definition von      essante Pulvermaterialien; ebenso die Themen der
Qualität und zugehörigen Prüfpraktiken.                Oberflächengüte, Reproduzierbarkeit und Qualitäts-
                                                       sicherung der Produkte.
Neue Themenreihe „Additive Fertigung”                  Auch in der Medizin sind passgenaue Produkte immer
zeigt Potenziale auf                                   stärker gefragt. Mit der additiven Fertigung gelingt
Die Bayern Innovativ GmbH und der Cluster Neue         es seit einigen Jahren höchst erfolgreich, individu-
Werkstoffe bieten kleinen und mittelständischen        ell auf den Patienten zugeschnittene Implantate,
Unternehmen Antworten auf die Frage nach den           Orthesen und auch Prothesen innerhalb kürzester
Möglichkeiten dieser neuen Fertigungstechnik. Der      Zeit herzustellen. Was bereits möglich ist und welche
Cluster betreibt innerhalb und außerhalb seines        Anwendungen noch Vision sind, wie sich additive
Netzwerkes ein aktives Technologiescouting, fragt      Fertigung im Klinikalltag bewährt oder mit welchen
Bedarfe und bereits vorhandene Fähigkeiten der         Materialien bereits additiv gefertigt werden kann, soll
bayerischen Firmen ab und vernetzt gezielt Unter-      ein weiterer Arbeitskreis des Clusters Neue Werk-
nehmen und Konsortien, um die starke Position          stoffe in enger Kooperation mit dem Forum MedTech
Bayerns im Feld der additiven Fertigung weiter         Pharma e.V. zeigen. Experten und Netzwerkak-
auszubauen. Hierfür wurden 2015 in Gesprächen          teure werden hierbei, u. a. im Rahmen des Cluster-
mit BMW, Siemens oder auch der MTU – bereits           Treffs „Additive Fertigung in der Medizintechnik”
langjährig aktive Cluster-Partner – sowie zahlrei-     bei der Firma Concept Laser GmbH in Lichtenfels
chen Forschungsinstituten wichtige Fragestellungen     zusammengeführt und informiert. Der Arbeitskreis
identifiziert und Themen für zielgerichtete Netz-      thematisiert Fragen aus dem Umfeld der Werk-
werkveranstaltungen erarbeitet. In diesem Jahr         stoff- und Prozessentwicklung, aber auch rechtliche
befasst sich der Cluster Neue Werkstoffe in drei       Rahmenbedingungen und Qualitätsanforderungen.
Cluster-Treffs mit Additiver Fertigung in den Berei-   In der Planung befinden sich im Rahmen der The-
chen Medizintechnik, Automobilbau und Luftfahrt.       menreihe „Additive Fertigung” noch zwei weitere
Darüber hinaus werden auch richtungsweisende           Cluster-Treffs mit den Branchen-Schwerpunkten
Veranstaltungen im Bereich der Additiven Fertigung,    Automotive und Luftfahrt.
wie zum Beispiel die EBAM 2016, 1st International      Die Zielsetzung des Clusters Neue Werkstoffe ist es,
Conference on Electron Beam Additive Manufactu-        führende Unternehmen und Newcomer im Rahmen
ring oder auch die AM CERAMICS 2016 aktiv vom          von Netzwerkveranstaltungen und Kooperations-
Cluster und seinen Netzwerken unterstützt.             projekten in Kontakt zu bringen, um den Standort
                                                       Bayern als Land der Additiven Fertigung weiter zu
                                                       stärken.
                                                       Kontakt: Dr. Christian Potzernheim-Zenkel,
                                                       potzernheim@bayern-innovativ.de

                                                         vertieft
                                                         Begleiten Sie uns auf unserem Weg und stärken Sie das
                                                         Thema Additive Fertigung in Bayern durch Ihre Kompeten-
                                                         zen. Wir vernetzen gezielt Firmen in einem eng begrenzten
                                                         Themengebiet mit entsprechend thematischer Tiefe.
                                                         Informationen zu den Arbeitskreisen und Cluster-Treffs
                                                         Additive Fertigung in der Medizintechnik, im Maschinenbau,
                                                         in der Luftfahrt und im Automobilbau finden Sie unter:
                                                         www.cluster-neuewerkstoffe.de

                                                                                                               09
Material. Additive Fertigung in Bayern - Bayern Innovativ
material.

       Materialstandort Deutschland: Nicht attraktiv
       genug für internationale Spitzenforscher?
       Datenbankrecherchen machen deutlich, dass die deutsche Materialwissenschaft im
       internationalen Vergleich nicht stark genug wahrgenommen wird, um auch in Zukunft
       für internationale Spitzenforscher attraktiv zu sein. „vernetzt” sprach im Rahmen des
       Symposiums „Material Innovativ 2016” mit Professor Dr. Ferdi Schüth, Institutsleiter
       des Max-Planck-Instituts für Kohleforschung und Vize-Präsident der Max-Planck-
       Gesellschaft, über die Herausforderungen der deutschen Materialforschung.

        Deutschland verfügt über ein starkes material-       Deutsch unsere Publikationssprache, was die
        wissenschaftliches Know-how. Woran ist dies          internationale Sichtbarkeit nicht wirklich fördert.
        auch im internationalen Vergleich zu erkennen?       Darüber hinaus ist die material- und werkstoff-
                           Prof. Dr. Ferdi Schüth: Unsere    wissenschaftliche Kompetenz in den Universitä-
                           Materialwissenschaftler sind      ten über mehrere Fakultäten verteilt. Eine große
                           weltweit gesucht, deutsche        sichtbare Einheit ist so nicht darstellbar. Dies sind
                           Postdoktoranden gern gese-        einige der Faktoren, die dazu beitragen, dass
                           hene Mitarbeiter und auch die     die deutsche Materialforschung nicht ganz die
                           deutsche Materialwissenschaft     Sichtbarkeit hat, die sie eigentlich verdient hätte.
        wird insgesamt als gut aufgestellt wahrgenom-
        men. Allerdings muss man vor dem Hintergrund         Warum erscheinen renommierte deutsche
        der Vergleichbarkeit erwähnen, dass die inter-       Material-Zentren in den internationalen Ran-
        national als „Materials Science” bezeichnete         kings erst auf den mittleren oder hinteren
        Fachrichtung in Deutschland teils als Material-,     Plätzen?
        teils als Werkstoffwissenschaften geführt wird.      Es ist immer entscheidend, welche Kriterien
        Während die Werkstoffwissenschaften stark            angelegt werden und welche wissenschaftlichen
        ingenieurwissenschaftlich geprägt sind, orientiert   Einheiten betrachtet werden, was dann Einfluss
        sich die Materialforschung eher naturwissen-         auf die Rankingposition der einzelnen Institutio-
        schaftlich. Gerade auch in den Werkstoff-            nen hat. Für das Prozedere gebe ich ein Beispiel
        wissenschaften verfügt Deutschland über ein          anhand meiner persönlichen Tätigkeit: Meine
        erhebliches Potenzial.                               Arbeiten werden sowohl in der Chemie als auch
                                                             in der Materialwissenschaft zitiert. Somit wird
        Dennoch gilt es, die Sichtbarkeit material-          man automatisch in unterschiedliche „Klassen”
        wissenschaftlich arbeitender Institutionen zu        einsortiert. Ich würde mich eher als Chemiker
        verbessern. Woran mangelt es?                        und weniger als Materialwissenschaftler sehen.
        Ein Blick auf Zitationsanalysen oder auch auf        In den Zitationsrankings bin ich aber als Mate-
        die verschiedenen internationalen Rankings           rialforscher sichtbarer als in meiner Funktion
        zeigt, dass die deutschen Institutionen – abge-      als Chemiker, weil die Gruppe eine kleinere ist
        sehen von der Max-Planck-Gesellschaft – nicht        und die Zitationsgewohnheiten andere sind.
        besonders weit oben rangieren. Das hat unter-        In vielen universitären Departments gibt es
        schiedliche Gründe. Entscheidend ist hier zum        eine Reihe von Chemikern, die man auch in die
        einen die schon erwähnte eher ingenieurwis-          Materials Sciences einordnen könnte, die dort
        senschaftliche Prägung. Dort pflegt man eine         aber nicht auftauchen, weil sie nicht in den
        andere Publikationskultur als in den Naturwis-       klassischen Schubladen agieren. Rankings leiden
        senschaften – Tagungen sind meist wichtiger.         oftmals an den uneinheitlichen Definitionen, die
        Dies wird jedoch in vielen Zitationsanalysen,        zugrunde gelegt werden – allen voran an der
        die in die Rankings einfließen, nicht so stark       bereits erwähnten starken Trennung zwischen
        wahrgenommen und bewertet. Zudem ist häufig          Material- und Werkstoffwissenschaften.

10
Welche Auswirkungen hat das eher „mittel-            Anwendungen, bei Magnet- oder Nanomate-
mäßige” Ranking deutscher Forschungsplätze           rialien gibt es andere Wissenschaftssysteme,
im Hinblick auf die Gewinnung von interna-           die hier erfolgreicher positioniert sind als wir in
tionalen Spitzenforschern für den Standort           Deutschland. Führend dagegen ist die deutsche
Deutschland?                                         Material- und Werkstoffszene in Strukturmateri-
Wenn wir in der Max-Planck-Gesellschaft versu-       alien wie Legierungen, hochfesten Werkstoffen,
chen, Top-Forscher zu gewinnen, sind natürlich       Werkzeugstählen, Keramiken oder Glas. Berei-
Ausstattung und Gehalt wesentliche Größen. Ein       che also, die von einer starken industriellen
wichtiger Aspekt ist aber auch die intellektuelle    Anknüpfung profitieren.
Umgebung und die Frage, ob ich Menschen
„meines Kalibers” als Gesprächspartner am            Welche Empfehlung geben Sie dem Hochtech-
Institut treffe. Ein erster Indikator hierfür sind   nologiestandort Deutschland auf dem Gebiet
natürlich die Rankings. Ist eine Einrichtung nicht   der Materialforschung, um im internationalen
gut gerankt, werde ich auch eine nicht so gute       Wettbewerb gut aufgestellt zu bleiben?
intellektuelle Umgebung erwarten. Das macht          Es wird wichtig bleiben, die erkenntnisorien-
es nicht leichter, Kollegen und Kolleginnen zu       tierte Erforschung neuer Materialien weiter zu
gewinnen. Wenn man als Institution in den            entwickeln. Wir müssen besser werden, diese
Rankings nicht auftaucht, wird man schlichtweg       grundlegenden Erkenntnisse auch in Techno-
übersehen.                                           logien umzusetzen. Hier in Deutschland sollten
                                                     wir selbst die Wertschöpfung erzeugen – gerade
Worin besteht das Potenzial der deutschen            wenn wir über Nanomaterialien reden, die oft in
Materialforschung?                                   kleinen Mengen eingesetzt werden. Häufig liegt
Ich würde es nicht wagen, als Chemiker – also        die Wertschöpfung nicht mehr beim Material
quasi als Außenseiter – der Materialforschung        direkt, sondern in der Anwendung. Die Mate-
Ratschläge zu geben. Gemeint ist die starke Basis    rialmengen sind klein und die Erlöse, die für
in den Werkstoffwissenschaften, das heißt in den     das Basismaterial selbst erzielt werden, gehen
Strukturmaterialien und ihre enge Kopplung an        bei optimierter Herstellung zurück. Das „große
die deutsche Industrie. Nimmt man eine Unter-        Geld” wird letztendlich in der Anwendung ver-
teilung in Struktur- und Funktionsmaterialien        dient. Und da viele Anwendungen jenseits der
vor, habe ich den Eindruck, dass Deutschland         reinen Materialentwicklung entstehen, ist hier
im Bereich der Funktionsmaterialien weniger          zunehmende Interdisziplinarität entscheidend.
stark aufgestellt ist. In den biomedizinischen       Kontakt: Dr. Christian Potzernheim-Zenkel,
                                                     potzernheim@bayern-innovativ.de

                                                                                                       11
material.

       ZIM-Netzwerk DIGI4TT – Erfolgreiche Phase 1
       Fortführung in Phase 2 geplant

       Seit Juli 2015 managt die Bayern Innovativ GmbH das Netzwerk DIGI4TT – Digital-
       druck zur Funktionalisierung Technischer Textilien. Es gehört zu den erfolgreich
       ausgewählten Netzwerken des bundesweiten Programms „Zentrales Innovations-
       programm Mittelstand” (ZIM) und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und
       Energie gefördert. Die Förderphase 1 des Netzwerks DIGI4TT endet am 30. Juni 2016.
       Aktuell laufen die Planungen zur Weiterführung des Netzwerks in die Phase 2.

       Das Netzwerk DIGI4TT bündelt Ressourcen und           Innerhalb des ersten Förderjahres haben die Netz-
       Kompetenzen, um den Digitaldruck als neue Ober-       werkpartner mit Unterstützung des Netzwerkmanage-
       flächentechnologie zu erschließen. Dabei steht        ments eine Vielzahl an Projektideen weiterentwickelt.
       die gemeinschaftliche Entwicklung einer flexib-       Derzeit werden Projektskizzen ausformuliert.
       len, nachhaltigen und auf die Anforderungen der       In der Phase 2 geht es vor allem um das Realisieren
       Individualisierung und Industrie 4.0 ausgelegten      der F&E-Projekte und die Entwicklung weiterer Pro-
       Technologie im Fokus, mit der sich Technische         jektvorhaben. Hierfür sollen gezielt weitere Partner
       Textilien funktionalisieren lassen. Die beteiligten   akquiriert und in das Netzwerk eingebunden wer-
       15 Netzwerkpartner, darunter zehn Unternehmen         den. Des Weiteren wird an der Entwicklung einer
       und fünf Forschungseinrichtungen, repräsentieren      qualifizierten Weiterbildungsmaßnahme gearbeitet,
       die textile Wertschöpfungskette für diesen Bereich.   die spezifische Inhalte zum textilen Digitaldruck
       Das Netzwerk verfolgt Ziele in verschiedenen Hand-    vermitteln soll. Letztendlich gilt es, das Netzwerk
       lungsfeldern. Dazu gehören technische Innovationen    in der Phase 2 zu „verstetigen”, das heißt die Vor-
       mit wirtschaftlicher und ökologischer Bedeutung,      aussetzungen zu schaffen, dass das Netzwerk auch
       aber auch das Unterstützen der Textilindustrie im     nach der maximalen Förderzeit von drei Jahren
       Rahmen der Umsetzung von Industrie 4.0 bzw.           ohne öffentliche finanzielle Unterstützung seine
       digitalisierten Prozessen.                            Arbeiten fortsetzen kann.

12
Als Netzwerkmanagementorganisation unterstützt
die Bayern Innovativ GmbH die Partner beim Erstel-
len technologischer Roadmaps und bei der Struk-
turierung der Projekte. Darüber hinaus hilft sie,
weitere geeignete Kooperationspartner für Partner-
konsortien und zur Umsetzung der F&E-Projekte
zu akquirieren.
Folgende Entwicklungslinien werden aktuell unter
anderem von den Netzwerkpartnern verfolgt:
›› Entwicklung eines Gesamtsystems bestehend aus
   Tinte, Vor- und Nachbehandlung sowie Digital-
   drucktechnologie zur Funktionalisierung Techni-
   scher Textilien
›› Entwicklungen und Umsetzung von Innovationen
   im Bereich „Gedruckte Elektronik” mittels der
   Digitaldrucktechnologie
›› Umsetzung des Digitaldrucks auf artverwandten
   Materialien wie Hochleistungsfasern und faser-
   basierten Werkstoffen

Interessierte Firmen aus verschiedenen Stufen der
textilen Kette und auch weiteren Anwendungsfeldern
Technischer Textilien sowie Forschungseinrichtun-
gen haben weiterhin die Möglichkeit, sich dem
Netzwerk anzuschließen und gemeinsam mit den
Netzwerkpartnern ihre Ideen und Entwicklungen
voranzutreiben.
Kontakt: Christina Harwarth-Nassauer,
harwarth@bayern-innovativ.de

  Projekttreffen der Netzwerkpartner
  bei UVEX SAFETY Textiles GmbH

  verlinkt
                 Weitere Informationen zum Netzwerk und den
                 beteiligten Unternehmen bzw. Forschungs-
                 einrichtungen finden Sie unter:

                 www.digi4tt.de

                                                        13
energie.

       Energieeffiziente Straßenbeleuchtung
       Roadshow von dena und Cluster Energietechnik in Regensburg
       Deutsche Kommunen wenden rund 30 bis 50              Viele Kommunen wünschen sich bei der Realisie-
       Prozent ihres jährlichen Stromverbrauchs für         rung direkte Unterstützung. Wie sie die Moderni-
       die Straßenbeleuchtung auf. Gleichzeitig sieht       sierung erfolgreich planen und finanzieren können,
       mehr als die Hälfte der Städte und Gemeinden in      darüber informiert die Initiative EnergieEffizienz
       Deutschland dringenden Modernisierungsbedarf         der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit der
       bei der Beleuchtung, die technisch veraltet ist      bundesweiten „Roadshow Energieeffiziente Stra-
       oder eine unbefriedigende Lichtqualität aufweist.    ßenbeleuchtung”. Geboten werden Fachinforma-
       Eine Umrüstung auf moderne, energieeffiziente        tionen, Beratungsstände und Diskussionsforen zu
       Systeme kann die Stromkosten der Kommunen            aktuellen Trends der Straßenbeleuchtung.
       spürbar reduzieren und den Stromverbrauch um         Die Roadshow wird vom Cluster Energietechnik
       bis zu 80 Prozent senken, wodurch insgesamt          unterstützt. Aufgrund der großen Nachfrage wird
       rund 2,2 Milliarden kWh eingespart werden kön-       es nach Terminen in Würzburg und Augsburg im
       nen. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Erreichung   Oktober eine dritte Veranstaltung in Bayern, näm-
       der europäischen und nationalen Energie- und         lich in Regensburg, geben.
       Klimaschutzziele.                                    Kontakt: Robert Bartl, bartl@bayern-innovativ.de

                                                              vermerkt
                                                              Roadshow
                                                              Energieeffiziente Straßenbeleuchtung
                                                              27. Oktober 2016
                                                              Best Western Premier Hotel Regensburg
                                                              Weitere Hinweise zur Roadshow finden Sie ab Mitte
                                                              August 2016 unter:
                                                              www.cluster-energietechnik.de/termine/weitere

                                                              verlinkt
                                                                             Weiterführende Informationen zur Initiative
                                                                             EnergieEffizienz erhalten Sie unter:

                                                                             www.stromeffizienz.de

14
iSEneC: Nürnbergs Dialog- und Wissens­
plattform für erneuerbare Energien
Interdisziplinäres Kongresskonzept fördert Austausch zwischen
Forschung, Wirtschaft und Politik

Wenn am 11. und 12. Juli 2016 erstmals die iSEneC – Integration of Sustainable Energy
Conference – im Messezentrum Nürnberg stattfindet, kommen Branchenexperten aus
aller Welt zusammen, um die zentrale Frage nach der Systemintegration erneuer-
barer Energien zu diskutieren. Dabei setzt die iSEneC auf ein interdisziplinäres
Kongresskonzept und beleuchtet alle entscheidenden Teilbereiche der erneuerbaren
Energieversorgung – ein deutschlandweit einmaliges Format.

Die iSEneC beleuchtet die Systemintegration erneu-     Städte auf veränderte klimatische Bedingungen
erbarer Energien aus unterschiedlichsten Blick-        und andere Arten von Energieversorgung einstellen.
winkeln: Neben Jochen Homann, Präsident der            Ein weiteres Kernthema der iSEneC ist die „Green
Bundesnetzagentur, und Prof. Dr. Michael Wein-         Production”. Hier geht es primär um die Frage, wie
hold, CTO der Siemens Division                                              Produkte zu deutlich verringer-
Energy Management, spricht                                                  ten Energiekosten hergestellt
auch Gregor Maria Hanke OSB,                                                werden können.
Bischof von Eichstätt, und wird                                             Neben dem fachlichen Dialog
in seinem Plenarvortrag an die                                              zu aktuellen Entwicklungen,
Pflicht erinnern, die Erde vor                                              Forschungsergebnissen und
den Folgen des Klimawandels                                                 -trends rund um das Thema
zu schützen.                                                                erneuerbare Energien im Rah-
„Den Wandel des Energiemark-                                                men der Vorträge bildet eine
tes begleitet Siemens aktiv mit.                                            begleitende Fachausstellung
Dabei spielt die Stromübertra-                                              den jüngsten technischen
gung und -verteilung eine wich-                                             Stand ab. Zudem werden die
tige Rolle. Es gilt, erneuerbare                                            Vortragsthemen parallel in einer
Energien mit Hilfe innovativer                                              Poster-Ausstellung präsentiert.
Technologien effizient in das                                               Die NürnbergMesse veranstal-
Netz zu integrieren und zu den Lasten zu trans-        tet in enger Kooperation mit den Partnern Bayern
portieren. Ich freue mich, dass wir in Nürnberg nun    Innovativ, Energie Campus Nürnberg, ENERGIEregion
eine große Energiekonferenz wie die iSEneC haben,      Nürnberg e.V. sowie der Friedrich-Alexander-Uni-
die die Verknüpfung verschiedener Einzeltechno-        versität Erlangen-Nürnberg das neue Dialogforum
logien zum Ziel hat und somit das Energiesystem        iSEneC – gefördert durch das Bayerische Staatsmi-
umfänglich betrachtet”, betont Michael Weinhold        nisterium für Wirtschaft und Medien, Energie und
den Stellenwert des Kongresses.                        Technologie und unterstützt durch die Wirtschafts-
Eines der zentralen Konferenzthemen ist die Ener-      förderung der Stadt Nürnberg. Ziel der iSEneC ist
gie-Speicherung. In einem Netzwerk mit hohem           es unter anderem, national wie international die
regenerativen Anteil ist die Speicherung elektri-      Sichtbarkeit der Kompetenzen in der Metropolregion
schen Stroms in großen Mengen sowohl mittel- und       Nürnberg zu erhöhen.
langfristig essenziell – eine Aufgabe, die Batterien   Kontakt: Robert Bartl, bartl@bayern-innovativ.de
nicht erfüllen können. Drei Sessions widmen sich
interessanten Alternativen.                              verlinkt
Der Themenstrang „Integration” beleuchtet die
Zusammenführung verschiedener Quellen von elek-                          Weitere Informationen über die iSEneC und
                                                                         die begleitende Fachausstellung sowie die
trischer Energie in einem Netz. In der Energiever-                       Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter:
sorgung von Städten findet sich beispielhaft die
Anwendung von Speichern und Netzen. Behandelt                            www.isenec.org
wird unter anderem die Fragestellung, wie sich

                                                                                                               15
energie.

       Zukunftsmarkt Smart Home
       Große Chancen und wachsendes Potenzial für intelligente Technik

       Der Markt für intelligentes Wohnen in der Zukunft verspricht ein hohes Wachstums­
       potenzial. Unternehmen unterschiedlichster Branchen könnten hiervon profitieren.
       Neben technischen Weiterentwicklungen ist das Schaffen gemeinsamer Standards
       entscheidend.

       Die Welt des vernetzten Wohnens, die intelligentes-
       ten Häuser und die cleversten Haustechniken finden
       ihren Platz regelmäßig in Schlagzeilen der gängigen
       Medien. Doch neben der lebhaften Zukunftsdiskus-
       sion bleibt die Umsetzung zögerlich. Der Markt für
       Smart Home-Anwendungen konnte bislang noch
       keine sich selbst tragende Nachfrage generieren.
       Laut aktuellen Studien wird sich dies in den nächs-
       ten zehn Jahren grundlegend ändern: bezahlbare,
       kompatible, intuitiv nutzbare und personalisierte
       Elektronik wird nicht nur in unsere Haushalte ein-
       ziehen, sondern zum Ausstattungsstandard werden.
       Der Vorteil liegt vor allem in einem modernen,
       erweiterten Komfort sowie in möglicher erhöhter
       Sicherheit und Energieeffizienz. Gleichzeitig können
       die intelligenten Anwendungen ein selbstbestimm-
       teres Leben im Alter erlauben.

       Energie und Gesundheit als Treiber für
       Smart Home-Anwendungen
       Wichtige gesellschaftliche Herausforderungen, glo-
       bale Megatrends und technologische Innovationen
       motivieren viele Unternehmen dazu, nachhaltige
       Lösungen für den privaten Wohnbereich zu ent-
       wickeln. Haupttreiber in Deutschland sind aktuell
       die Energiewende und der demografische Wandel.
       Der Anstieg der Energiekosten schiebt die Nach-
       frage nach einem sparsamen Energiemanagement,
       energieeffizienten Hausgeräten und regelbarer          Marktchancen mit stabilen Plug-and-Play-
       Haustechnik an. Neueste Strategien zur Optimie-        Lösungen in Bestandsgebäuden
       rung des Energieverbrauchs sehen Wohngebäude           Akzeptanz finden Geräte und Dienste für intelli-
       nicht nur als Energieverbraucher, sondern auch         gentes Wohnen aber nur dann, wenn ein Mehrwert
       als Energielieferanten. Das Einbetten eines Smart      für den Bewohner erkennbar ist. Eine Schlüsselrolle
       Home in ein Smart Grid oder in dezentrale Strom-       spielt dabei die Plug-and-Play-Fähigkeit, die Zuver-
       versorgungssysteme mit intelligenter Vernetzung        lässigkeit und die einfache Bedienung. Intuitiv per
       wird demnach ein zunehmend zentraler Aspekt für        Smartphone, Gesten und Sprachsteuerung nutz-
       das Smart Home-Anwendungsszenarium „Energie”.          bare, vernetzte und fernsteuerbare Smart Home-
       Medizinische Assistenzsysteme bieten immer mehr        Funktionen und Dienste werden spätestens in zehn
       Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben bis ins   Jahren zur Basisausstattung bei Neubauten zählen.
       hohe Alter. Lösungen für eine verbesserte Lebens-      Da der Anteil der Neubauten verglichen mit dem
       qualität werden im Smart Home-Anwendungssze-           Altbestand in Deutschland verschwindend gering
       narium „Gesundheit” auch unter einem erweiterten       ist, ist der Markt in Deutschland insbesondere mit
       Blickwinkel von Gesundheitsökonomie, Ökologie          erschwinglichen, kabellosen Nachrüst-Paketen für
       und sozialem Bedarf entwickelt.                        Bestandsgebäude zu erobern.

16
Fehlende Interoperabilität und Standards              Szenario 2025: Smart Home braucht ein
als Hindernisse                                       Ökosystem
Die geforderte Intelligenz und Funktionalität in      Eine weitere Herausforderung liegt in der noch
den zukünftigen Smart Home-Anwendungen wird           bestehenden Fragmentierung des Gesamtmarktes:
durch moderne Technologien erreicht, die wiederum     So arbeiten seit Jahren nicht nur Telekommunika-
Haustechnik, Haushaltsgeräte und Infotainment-        tionsunternehmen und Energieversorger an dem
Anlagen automatisieren und vernetzen. Noch aber       Thema, sondern auch Gerätehersteller für weiße
sind alle diese Anwendungsbereiche getrennte Wel-     und braune Ware, Hersteller von Strom-basierten
ten, denn es fehlen einheitliche Standards sowie      Heizsystemen, Online-Unternehmen, Spezialisten
Schnittstellen für die Interoperabilität von Proto-   in der Gebäudeautomatisierung und weitere Player
kollen, Diensten oder Bussystemen. Mit einem vom      aus vielen anderen Branchen – allerdings nur selten
BMWi geförderten Zertifizierungsprogramm wird         gemeinsam oder koordiniert an konkreten Projekten.
es aber in Zukunft Standards und ein Prüfsiegel       Eine der größten Herausforderungen ist deshalb die
für Smart Home-Anwendungen geben. So soll die         Bildung eines erfolgreichen „Smart Home-Ökosys-
Akzeptanz der Geräte und Dienste für intelligentes    tems” als Nährboden für die Entwicklungen neuer
Wohnen erhöht und Deutschland auf dem Weg             Applikationen. Dazu gehören Geschäftsmodelle und
zum Leitmarkt und Leitanbieter für Smart Home         Partnerschaften sowie bislang fehlende Integratoren
unterstützt werden.                                   für eine Smart Home-Komplettlösung „aus einer
                                                      Hand”. Wenn dies gelänge, dann könnte langfristig
                                                      parallel zum Smart Home-Markt auch ein Service-
                                                      Markt entstehen, durch Vernetzung des Smart Home
                                                      beispielsweise mit dem PKW, dem Büro und dem
                                                      Einzelhandel.
                                                      Die Entwicklung der Smart Home-Technologien
                                                      bietet Unternehmen aus unterschiedlichsten Bran-
                                                      chen Zukunftschancen wie kaum ein anderer Markt.
                                                      Laut VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik
                                                      Informationstechnik e. V.) dürften die kumulierten
                                                      Umsätze allein im deutschen Markt bis 2025 rund
                                                      19 Milliarden Euro erreichen.
                                                      Kontakt: Jürgen Frickinger, frickinger@bayern-innovativ.de

                                                        vermerkt
                                                        Smart Home Kongress
                                                        5./6. Oktober 2016
                                                        NOVUM Business Center, Würzburg
                                                        Neueste technologische Erkenntnisse aus der Elektronik geben
                                                        viele wesentliche Impulse für innovative Technologien für das
                                                        Automatisieren und Vernetzen von Gebäuden. Die Bayern
                                                        Innovativ GmbH greift das Thema in einem gemeinsamen
                                                        Kongress mit der ELEKTRONIKPRAXIS Akademie auf.
                                                        www.bayern-innovativ.de/smarthome2016

                                                                                                                  17
mobilität.

       Grundlagen für eine starke Elektromobilität
       Themen der CoFAT 2016: die aktuelle Marktsituation, zukünftige
       Fahrzeugkonzepte und Kundenanforderungen

       Mit dem Schlagwort „Elektromobilität” verbindet man
       inzwischen eine Vielzahl von Aspekten, unter anderem:
       Wie sehen die Autos der Zukunft aus? Was muss die
       Infrastruktur bieten? Die CoFAT – Conference on Future
       Automotive Technology – hat in ihrer fünften Auflage am
       3. und 4. Mai 2016 viele Antworten und Informationen
       gegeben und Wissen vermittelt.

       Die Verfügbarkeit von Elektrofahrzeugen auf dem
       Markt hat in den letzten Jahren beständig zugenom-
       men, die deutschen Hersteller haben im Angebot         mobilität weiter beflügeln. Neben der Elektrifizie-
       von Fahrzeugen aufgeholt. Der e-Golf ist mittler-      rung sind die Vernetzung und Automatisierung der
       weile auf Platz 1 der Neuzulassungen in Norwegen.      Fahrzeuge wichtigste Themen. Audi bestätigt diese
       In den nächsten zwei Jahren werden nahezu alle         Tendenz und setzt auf Antriebselemente nach dem
       Hersteller interessante Fahrzeuge und Konzepte auf     Baukastenprinzip – ein modularer Elektrifizierungs-
       den Markt bringen. Bei Audi ist der R8 e-tron mit      baukasten mit Stator, Rotor und Leistungselektro-
       einer Reichweite von 450 km wieder zum Leben           nik als Gleichteile im Konzernverbund. Für BMW
       erweckt; Hauptthema in Ingolstadt ist momen-           ist weiterhin auch der Wasserstoffantrieb wichtig.
       tan ein SUV mit 500 km Reichweite. Der Porsche         Dieses Thema muss global im Zusammenhang mit
       Mission E wartet mit einer Ladezeit von 15 Minuten     der Energiewirtschaft angegangen werden.
       auf. Mit dem Chevy Bolt etabliert sich auch LG als
       neuer Zulieferer und Player am Markt.                  Ausbau der Ladeinfrastruktur
       Der Tesla Model 3 gilt als Ansage an die Premium-      Weiterer wesentlicher Aspekt für eine erfolgrei-
       hersteller; mit zukünftigen Fertigungskapazitäten      che Elektromobilität ist die Ladeinfrastruktur – das
       wie der Gigafabrik scheint ein Batteriepreis von 100   zentrale Thema der diesjährigen CoFAT-Podiums-
       Euro pro KWh zunehmend realistisch. Die Ausle-         diskussion. Die Bundesregierung hat ein Investitions-
       gung der Fabrik für die Ausstattung von 300.000        programm angekündigt, das der Elektromobilität in
       Fahrzeugen pro Jahr lässt aufhorchen – die Frage       Deutschland zum Durchbruch verhelfen soll. Neben
       nach einer deutschen Batteriefabrik bleibt aktuell.    den Kaufprämien für Elektrofahrzeuge sieht es 300
       Die Preise für batteriebetriebene Fahrzeuge (BEVs)     Millionen Euro für den Ausbau der Ladeinfrastruktur
       werden ab 2020 absolut marktfähig sein.                vor. Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer, dass
       Neben der weiteren Reduzierung der CO2-Grenzwerte      der Betrieb von Ladesäulen derzeit kein attraktives
       werden Zulassungsstopps für Verbrenner-Autos in        Geschäftsmodell darstellt. „Pro Ladepunkt werden
       verschiedenen Ländern diskutiert. All diese Ent-       derzeit täglich nur 0,5 Ladevorgänge verzeichnet”,
       wicklungen werden den Markthochlauf für Elektro-       so Norbert Schürmann, Vorstand des zum RWE-

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Podiumsdiskussion auf der CoFAT 2016

Konzern gehörenden Energieversorgers Lechwerke.
Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine intensive    Manager beim Münchener Start-up Eluminocity,
Zusammenarbeit mit Unternehmen wichtig, die             die Situation: Da das Elektroauto vorrangig für das
heute schon Parkraum bewirtschaften.                    Pendeln zwischen Peripherie und Innenstadt dient,
„Die Investitionen über den Stromverkauf wieder         sollte das Gleichstromladen beim Ausbau der Infra-
hereinzuholen, ist eine Illusion” erklärte Ex-E.ON-     struktur mindestens den gleichen Stellenwert wie
Manager Klaus-Dieter Maubach, heute Vorstand der        die Schnellladesysteme an Autobahnen haben. Das
Capital Stage AG. Vielmehr rät er zu einer Flatrate     Bundesfinanzministerium entschied anders: 200 der
für das Laden; anteilig im Fahrzeugpreis oder als       300 Millionen Euro, so der aktuelle Planungstand,
monatliche Zahlung. Noch einen Schritt weiter ging      sollen für den Aufbau von rund 5.000 Gleichstrom-
Thomas Hamacher, Professor für Erneuerbare und          Schnellladepunkten genutzt werden.
Nachhaltige Energiesysteme an der Technischen           An Ideen und Konzepten mangelt es demnach nicht,
Universität München: „Die derzeitige Planung für        um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhel-
die Ladeinfrastruktur berücksichtigt nicht, dass sich   fen. Bayern Innovativ mit dem Cluster Automotive,
das Mobilitätsverhalten künftig erheblich verändern     der Projektleitstelle Elektromobilität sowie Platt­
wird. Wenn die Menschen sich eines Tages in auto-       formen wie „querdenken” und „Zulieferer Innovativ”
nomen Taxen durch Metropolen bewegen, verliert die      bietet bestmögliche Unterstützung für Wirtschaft
auf individuelle Anforderungen ausgelegte, überall      und Wissenschaft, Innovationen in Wertschöpfung
verfügbare Ladeinfrastruktur an Bedeutung”. Prag-       zu bringen.
matischer sieht Kim Wlach, Business Development         Kontakt: Holger Czuday, czuday@bayern-innovativ.de

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mobilität.

       Elektromobilität funktioniert auch im Alltag
       Ergebniskonferenz der vier Schaufenster Elektromobilität

       Die Schaufensterregionen Bayern-Sachsen, Baden-Württemberg, Berlin-Brandenburg
       und Niedersachsen präsentierten ihre Ergebnisse aus knapp 130 Projekten mit über
       300 Projektpartnern zum ressortübergreifenden Förderprogramm „Schaufenster
       Elektromobilität” der Bundesregierung im Rahmen einer zweitägigen Konferenz am
       14. und 15. April 2016 in Leipzig.

       Neben 180 Millionen Euro Förderung durch den Bund                Plattform Elektromobilität, stellten insbesondere
       und einen entsprechenden Industrieanteil belief sich             auch die Projektleitstellen der vier Schaufenster
       das Gesamtprojektvolumen auch unter Einbezug                     die Ergebnisse vor.
       der unterstützenden Freistaaten und Länder auf                   Übergeordnetes Fazit: Die Schaufenster haben
       knapp 400 Millionen Euro. 750 Experten sowie                     gezeigt, dass Elektromobilität auch im Alltag funk-
       Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Forschung                tioniert. Und sie dienten als zentrales Element der
       referierten und erörterten in einer Podiumsdiskus-               Marktvorbereitung: Ergebnisse wie die Elektrifi-
       sion gemeinsam die Ergebnisse der Projekte. Neben                zierung der Autobahn A9 zwischen München und
       Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks,                    Leipzig sowie der Übergang der geschaffenen Lade­
       Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba und Prof. Dr.                infrastruktur in den wirtschaftlichen Betrieb nach
       Henning Kagermann, Vorsitzender der Nationalen                   Projektende belegen dies.

       Am 8. April 2016 trafen sich in Nürnberg über 70 Vertreter von    verfilmt
       Kommunen und Landkreisen, um sich über alltagstaugliche
       Ladesäulen und heutige Ladetechniken zu informieren. Zehn
       Hersteller präsentierten ihre Produkte und Ladekonzepte in
       einer Ausstellung sowie in Kurzvorträgen.
       In einem Videogruß betonte Staats­ministerin Ilse Aigner zu
       Beginn der Veranstaltung: „Gerade auch im ländlichen Raum
       kommt den Kommunalvertretern eine Schlüsselrolle beim
       Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur zu. Das
       Bayerische Wirtschaftsministerium sieht einen Bedarf von
       rund 7.000 öffentlichen Ladesäulen bis 2020 und möchte in
       Bayern eine zentrale Kompetenzstelle einrichten, um Kom-
       munen zu beraten und zu begleiten”. Fachlich begleitet wurde
       die Veranstaltung durch die N-ERGIE Aktien­gesellschaft sowie
       die bridging IT GmbH.

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Die Koordinatoren der Schaufenster Elektromobilität (v. l.)
                                                       Raimund Nowak, Gernot Lobenberg, Cathleen Klötzing,
                                                       Franz Loogen und Dr. Johann Schwenk mit der Moderatorin
                                                       Conny Czymoch (2. v. r.)

                                                         vertieft
                                                         In Anlehnung an Regierungsprogramm und Förderrichtlinie
                                                         lassen sich die Aktivitäten der Schaufenster folgendermaßen
                                                         kategorisieren und zusammenfassen:
                                                         1. Aufbau einer System- und Methodenkompetenz durch
                                                            regionale Bündelung von Forschungs- und Entwicklungs-
                                                            aktivitäten
                                                            Ein systemischer Ansatz soll verfolgt und ordnungs­
                                                            politische Rahmenbedingungen erprobt werden. Aspekte
                                                            der akademischen und beruflichen Erstausbildung und
                                                            Weiterqualifizierung sollen eingebunden werden.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit der beteiligten          2. Förderung der branchenübergreifenden und interdiszipli-
Partner in komplexen Forschungs- und Entwick-               nären Zusammenarbeit
                                                            Dies geschieht über Allianzbildungen und Kooperationen,
lungsprojektverbünden hat zudem zu fundierten               die die gesamte Wertschöpfungskette der Elektro­mobilität
Handlungsbedarfen für den Markthochlauf in einem            abbilden.
internationalen Wettbewerbsumfeld geführt. So            3. Erhöhung der Sicht- und Erlebbarkeit von Elektromobilität
soll die Technologieförderung durch weitere F&E-            Auf Basis der Kundenanforderungen werden elektromobile
Programme, etwa zur Batterie- und Materialfor-              Lösungen demonstriert. Über das Erreichen einer kritischen
                                                            Größe lassen sich Rückschlüsse auf die Massentauglichkeit
schung fortgeführt werden. Geeignete Anreize und            der angewendeten Elektromobilitätslösungen erhalten.
Rahmenbedingungen, wie die kürzlich von der Bun-            Eine breite Öffentlichkeit ist einzubinden.
desregierung beschlossenen Kaufanreize und Steu-         Mehr zu den Initiativen lesen Sie unter:
ererleichterungen sollten geschaffen werden, um          www.bayern-innovativ.de/elektromobilitaet
                                                         www.elektromobilitaet-verbindet.de
die Stückzahl von Elektrofahrzeugen im Markt zu
erhöhen. Zudem wurde eine nachhaltige Unterstüt-
zung durch die öffentliche Hand (Bund, Freistaaten
und Länder) sowie durch die Industrie – z. B. mit      Ein weiteres wichtiges Ergebnis können die Schau-
dem Aufbau von Ladeinfrastruktur – erreicht.           fenster in Sachen Anwendung vorweisen. So fah-
Betrachtet man die jüngsten Entwicklungen für den      ren in den vier Regionen ca. 65 Prozent der in
Markhochlauf, zeigt sich deutlich der wesentliche      Deutschland zugelassenen reinen Elektrofahrzeuge.
Einfluss und Erkenntnisbeitrag der Schaufenster        Genauso entstehen bis Ende der Projektlaufzeit
Elektromobilität in den Bereichen Fahrzeug, Energie-   über 3.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Mit
und Verkehrssystem sowie Informations- und Kom-        seinen über 5.500 rein elektrischen Fahrzeugen und
munikationstechnologien. Insbesondere auch das         einem Bestand von über 1.000 Ladeorten steht der
vor kurzem von der Bundesregierung veröffentlichte     Freistaat Bayern bei beiden Themen an der Spitze
Förderprogramm greift einige der Handlungsemp-         der Bundesrepublik, die es weiter auszubauen gilt.
fehlungen auf.                                         Kontakt: Dr. Johann Schwenk, schwenk@bayern-innovativ.de

                                                                                                                   21
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