MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 2023 - WIEN, AUGUST 2021

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MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 2023 - WIEN, AUGUST 2021
WIEN, AUGUST 2021

MEHRJAHRESPROGRAMM
2022 – 2023
MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 2023 - WIEN, AUGUST 2021
INHALT

MEHRJAHRESPROGRAMM
2022 – 2023

VORWORT DER FFG-GESCHÄFTSFÜHRUNG                4          Interest (IPCEI H2/ME2)(BMDW und BMK)        29
                                                    2.11   Schwerpunkt Energiewende (BMK)               30
                                                    2.12   Schwerpunkt Mobilitätswende (BMK)            31
1      NEUE RAHMEN­BEDINGUNGEN UND
       ANFORDERUNGEN                            6   2.13   Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft (BMK)        31
1.1    Rechtliche, strategische und                 2.14   Agenturleistungen                            32
       vertragliche Festlegungen                7
1.2    Transformation, neue strategische
       Prioritäten                              8   3      UMSETZUNG FTI POLITISCHER MASS-
                                                           NAHMEN, FINANZIERT DURCH WEITERE
                                                           MITTEL-/AUFTRAG­GEBER*INNEN                  36
2      UMSETZUNG FTI-POLITISCHER MASS-              3.1    Klima, Energie und Mobilität                 38
       NAHMEN FÜR BMK UND BMDW IM
                                                    3.2    Regionen                                     39
       RAHMEN DER FINANZIERUNGS­
       VEREINBARUNGEN                          12   3.3    Sicherheit und Gesellschaft                  41
2.1    Energie- und Umwelttechnologien (BMK)   13   3.4    Stärkung europäischer Wertschöpfungs-
                                                           ketten und Investitionen für Transforma-
2.2    Mobilitätssystem (BMK)                  15
                                                           tion; Europäischer Wiederaufbauplan          42
2.3    Weltraum (BMK)                          17
                                                    3.5    Europäischer Forschungsraum                  45
2.4    Digitale Technologien (BMDW und BMK)    18
                                                    3.6    Wissenstransfer – von der universitären
2.5    Produktions­technologien (BMK)          20          Forschung zur Unternehmensgründung           48
2.6    Life Sciences (BMDW)                    22   3.7    Finanzierung von Förderungen durch die FTE-
                                                           Nationalstiftung und den Österreich-Fonds   48
2.7    Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und
       Internationalisierung (BMDW und BMK)    23   3.8    Verbesserung der Forschungsinfrastruk-
                                                           tur mit Hilfe von Mitteln des Europäischen
2.8    Humanpotenzial (BMDW und BMK)           25
                                                           Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
2.9    Kooperationsstrukturen (BMDW und BMK) 27            und des BMK                                  49
2.10   IPCEI – Important Projects of Common         3.9    Weitere Services der FFG                     50
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4       ENTWICKLUNG DER FFG                                    52          4.5     Digitalisierung im Personalbereich                       64
4.1     Blick zurück – Facts and Figures                        53         4.6     Recht, Compliance und IA                                 65
4.2     Die FFG als lernende Expert*innen­                                 4.7     Projektcontrolling & Audit                               65
        organisation                                            59
4.3     FFG in (internationalen) Netzwerken                     61
                                                                           5       BUDGET­PERSPEKTIVEN                                      66
4.4     Digitale FFG in der Förderung und Bera-
        tung – weitere Professionalisierung                     62

Die FFG hat – den Vorgaben des § 8 Abs 1 FFG-Gesetzes folgend – für den Zeitraum 2022 – 2023 ein neues
Mehrjahresprogramm für die Umsetzung der in § 3 des Gesetzes genannten Aufgaben erstellt.

Gemäß § 8 Abs 2 sind die Mehrjahresprogramme durch jährliche Arbeitsprogramme zu operationalisieren.

IMPRESSUM
Herausgeber: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH
		           Sensengasse 1, 1090 Wien
		           www.ffg.at, office@ffg.at
		           FN 252263a, HG Wien
Satz/Layout: „Der Herr Bertl“ OG Werbeagentur, office@derherrbertl.at
Druck:       Druckwerkstatt Handels GmbH, info@druckwerkstatt.at
Fotos:	istockphoto.com, Portraits: Stefan Fürtbauer
Grafiken:    FFG-Förderstatistik

Alle Angaben in dieser Publikation erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung des Herausgebers ist ausgeschlossen.
Alle Rechte, insbe­sondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.
MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 2023 - WIEN, AUGUST 2021
VO R W O R T D E R FFG- GE SCHÄ FTSF ÜH RUNG

 DIE RICHTIGEN PRIORITÄTEN
 ZUR RICHTIGEN ZEIT
 Die vergangenen Jahre haben für die Österreichische Forschungsförderungs­
 gesellschaft eine ungeheure Dynamik und mit der COVID-Krise eine Fülle neuer
 Herausforderungen gebracht.

 G
       erade in Krisenzeiten bzw. zur Bewältigung von      sichtlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit etabliert, die
       wirtschaftlichen Rückschlägen ist Forschung         programmübergreifend wirken und eine großen Teil
       und Innovation ein Schlüsselfaktor. Intensiv        des Portfolios betreffen. Und mit dem Öko-Scheck
 forschende Unternehmen kommen besser durch und            wurde ein niedrigschwelliges Angebot etabliert, mit
 schneller aus der Krise. Und der jüngste Outlook der      dem kleine und mittlere Unternehmen sowie gemein-
 OECD zeigt auf, dass direkte FTI-Förderungen in sol-      nützige Organisationen erste Schritte in Richtung einer
 chen Situationen die wirksamste aller Interventions-      nachhaltigeren Wirtschaftsweise setzen konnten.
 formen sind.
                                                              Mit dem Jahr 2021 wurde außerdem im Auftrag des
   Der FFG ist es im Zeitraum 2020-2021 gelungen,          Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirt-
 die Digitalisierung ihrer Prozesse zu beschleunigen       schaftsstandort (BMDW) eine Initiative zum Ausbau
 und ihre Zielgruppen auch in Zeiten verstärkter Tele-     des Life Sciences Standortes Österreich und für das
 arbeit noch schneller und effizienter zu unterstützen.    Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und
 So konnten Time to Contract sowie Time to Money           Tourismus (BMLRT) die Holzforschungsinitiative Think.
 substantiell weiter reduziert werden und die Förde-       Wood gestartet. Neue Herausforderungen, insbeson-
 rungsnehmer*innen auch unbürokratisch etwa in Form        dere im Zuge der Umsetzung der EU-Recovery and
 von Stundungen oder Fristerstreckungen unterstützt        Resilience Facility stehen an und werden zu einer deut-
 werden.                                                   lichen Ausdifferenzierung des FFG-Angebots vor allem
                                                           in Richtung Infrastrukturförderung führen.
   Das Förderangebot der FFG hat sich ausgeweitet.
 So konnte beispielsweise im Frühjahr 2020 mittels           Das Portfolio der FFG wird sich auch künftig – in
 eines Emergency-Calls mit einer Dotierung durch die       bewährter Art und Weise – als wohlausgewogener Mix
 Eigentümerressorts in Höhe von von 26 Mio. EURO Ent-      aus themenoffenen und gezielt fokussierten Angeboten
 wicklungen und kurzfristige klinische Studien für Impf-   gestalten. Unsere Haupt-Zielgruppe sind die öster-
 stoffe, Therapeutika, Diagnostika und Infektionsschutz    reichischen Unternehmen, unsere Angebote dienen
 im COVID-Kontext binnen kürzester Zeit unterstützt        sowohl zur Verbreiterung der Forschungsbasis ins-
 werden.                                                   besondere für Klein- und Mittelbetriebe, als auch zur
                                                           Unterstützung von global konkurrenzfähiger Spitzen-
   Seit Herbst 2020 wickelt die FFG im Auftrag des Bun-    forschung. Die Basisprogramme-Förderung leistet
 desministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie,         dazu durch ihre Technologieoffenheit, die laufenden
 Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) FTI-Kon-      Einreichmöglichkeiten, die individuelle Beratung, eine
 junkturpakete mit Fokus Klimaschutz ab, insgesamt         schnelle und vertrauliche interne Begutachtung und
 wurden für die Förderungsmittel, die die FFG für das      durch die Flexibilität im Finanzierungsmix einen ganz
 BMK vergibt, ab dem Jahr 2021 Anforderungen hin-          wesentlichen Beitrag.

4 | FFG MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 – 2023
MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 2023 - WIEN, AUGUST 2021
Gleichzeitig wird durch das Forschungsfinanzie-
                                                          Foto: Stefan Fürtbauer

rungsgesetz die Zusammenarbeit zwischen Eigen-
tümern und FFG auf eine neue und bessere Basis
gestellt. Die ersten mehrjährigen Finanzierungsverein-
barungen starten mit Anfang 2022 und bringen neben
einer mehrjährigen budgetären Planungssicherheit
auch eine Vereinfachung des Förderportfolios der FFG.
In diesen Finanzierungsvereinbarungen spiegelt sich
die auf hohem gegenseitigen Vertrauen basierende
hervorragende Zusammenarbeit mit dem Klimaschutz-
und dem Wirtschaftsministerium wider.

  Wir blicken als FFG mit Optimismus in die Zukunft       Henrietta Egerth und Klaus Pseiner
und sind überzeugt unter diesen neuen Rahmenbe-           Geschäftsführung der Österreichischen
dingungen und als aktive Agentur mehr denn je einen       Forschungsförderungsgesellschaft FFG
wesentlichen Beitrag zu wirtschaftlichem Aufschwung,
langfristiger Standort- und Arbeitsplatzsicherung leis-
ten und zur notwendigen Transformation in Richtung
Nachhaltigkeit beitragen zu können.

  Wir danken allen Partner*innen im Innovationssys-
tem und insbesondere unseren Mitarbeiter*innen für
die hervorragende Zusammenarbeit. Gerade in diesen
herausfordernden Zeiten haben wir gesehen, dass
wir uns nicht nur auf unsere Partner*innen, sondern
auch auf unsere Mitarbeiter*innen wirklich verlassen
können. Mit großer Einsatzbereitschaft und Flexibili-
tät haben sie trotz der sich laufend ändernden und
oft schwierigen Rahmenbedingungen ausgezeichnete
Leistung erbracht und dafür gesorgt, dass die FFG
eine verlässliche Partnerin im Innovationssystem ist
und bleibt

                                                                                                  www.ffg.at | 5
MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 2023 - WIEN, AUGUST 2021
1
 NEUE RAHMEN­
 BEDINGUNGEN UND
 ANFORDERUNGEN

6 | FFG MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 – 2023
MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 2023 - WIEN, AUGUST 2021
1.1 RECHTLICHE, STRATEGI-
    SCHE UND VERTRAGLICHE
    FESTLEGUNGEN
D
      er Gesetzgeber hat im Juli 2020 mit dem Be-          der administrativen Abgeltungen und hat damit die
      schluss des Forschungsfinanzierungsgesetzes          Möglichkeit, auch den Zielgruppen der Förderung mehr
      (FoFinaG) einen neuen rechtlichen Rahmen für         Planungssicherheit zu geben.
die Finanzierung von Forschung, Technologie und Inno-
vation geschaffen. Die Österreichische Forschungsför-        Die FFG und ihre Eigentümerressorts haben sich vor-
derungsgesellschaft FFG ist dabei als eine der zentra-     genommen, in einem seit dem Frühjahr 2019 laufenden
len Forschungsförderungseinrichtungen genannt.             Diskussions- und Designprozess diese Systemum-
                                                           stellung auch für eine maßgebliche Governance- und
  Mit der von der österreichischen Bundesregierung         Portfolioreform zu nutzen. Die Abläufe sollen verein-
im Dezember 2020 beschlossenen FTI-Strategie 2030          facht, die notwendigen Kommunikationsschleifen zur
wurden die forschungs- und innovationspolitischen          Akkordierung von Entscheidungen reduziert werden.
Rahmenbedingungen und Zielsetzungen für die                Ebenso soll das „Frontend“, die Schnittstelle zu den
nächste Dekade definiert. Eine Operationalisierung für     Förderwerber*innen, simplifiziert werden. Weniger und
die Jahre 2021 – 2023 erfolgte durch Abschluss eines       größere Ausschreibungen, die durch das Instrument
FTI-Paktes, welches strategische Schwerpunkte und          der Finanzierungsvereinbarung leichter möglich wer-
Maßnahmen zur Zielerreichung festlegt.                     den, sollen die auch für Newcomer leicht handhabba-
                                                           ren Eintrittsportale zum Förderangebot der FFG sein.
  In Umsetzung des Forschungsfinanzierungsgesetzes         Das Portfolio an Förderungsinstrumenten soll breiter
wurde seitens der Eigentümerressorts – Bundesmi-           für die verschiedenen Themen und Herausforderungen
nisterium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität,     genutzt werden, insgesamt wird auf mehr Abstimmung
Innovation und Technologie (BMK) und Bundesminis-          zwischen den verschiedenen Themen geachtet. Über-
teriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort        greifende große Herausforderungen wie die Energie-
(BMDW) – jeweils mit der FFG für das Übergangsjahr         wende, Mobilitätswende oder Kreislaufwirtschaft
2021 eine Gesamtbeauftragung abgeschlossen. Für            werden als gemeinsame Schwerpunkte adressiert.
den Zeitraum 2022 – 202 erfolgt erstmals der Ab-
schluss zweijähriger Finanzierungsvereinbarungen,            Der bestehende Rahmenvertrag zwischen BMK,
für die Folgeperioden sind jeweils dreijährige Finanzie-   BMDW und FFG wird an die neuen Rahmenbedingun-
rungsvereinbarungen vorgesehen (1-2-3 Umsetzung).          gen angepasst, ebenso – im Einklang mit den beihilfe-
                                                           rechtlichen Rahmenbedingungen – das System der
  Diese Vereinbarungen ersetzen das bisherige System       Richtlinien, dessen Geltung 2021 endet.
der Einzelbeauftragungen per Ausführungsvertrag und
stellen für die FFG und natürlich auch die Ressorts          Freilich gilt das neue System nur für die Mittel aus
BMK und BMDW eine hohe bürokratische Entlastung            den Budgetuntergliederungen 33 und 34 der beiden
dar. Die FFG hat künftig schon zu Beginn der Periode       Eigentümerressorts. Aufträge außerhalb dieser Unter-
Rechtssicherheit über Umfang und Verwendungs-              gliederungen bzw. von anderen Auftraggebern sind
zweck der zur Verfügung stehenden Fördermittel sowie       vom Forschungsfinanzierungsgesetz nicht erfasst.

                                                                                                      www.ffg.at | 7
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Dazu gehören beispielsweise die Betreuung der euro-       SCHIG zu nennen, die nun mit der gemeinsamen Ab-
 päischen und internationalen Programme im EIP-Ver-        wicklung der Mittel aus der European Recovery and
 trag, die Abwicklung der Forschungsprämie-Begut-          Resilience Facility noch an Bedeutung gewinnt. Auch
 achtungen oder auch die Förderprogramme für den           die Zusammenarbeit mit anderen Mittelgebern, wie
 Klima- und Energiefonds KLI:EN, die Förderungen im        der FTE-Nationalstiftung, dem Österreich-Fonds, der
 Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft,        Innovationsstiftung für Bildung hat sich über die Jahre
 Regionen und Tourismus (BMLRT) (Breitbandinitiative       bewährt. Auf der Europäischen Ebene sind natür-
 und Think.Wood, FORTE, KIRAS) oder des Bundesmi-          lich die laufende Kooperation mit der Europäischen
 nisteriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung        Kommission zu nennen sowie die Zusammenarbeit
 (BMBWF) (Fellowship-Programm, Mission-ERA, künftig        mit den Auftraggebern für die diesbezügliche Unter-
 Quantum Austria).                                         stützung der Österreichischen Forschungslandschaft,
                                                           zusätzlich zu den oben bereits genannten Ressorts
    Die FFG ist bemüht, z.B. durch Adaptierung der be-     sind dies die Wirtschaftskammer Österreich und das
 stehenden Assoziierungsvereinbarungen zum Rah-            Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege
 menvertrag mit Drittauftraggebern die Unterschied-        und Konsumentenschutz. Bewährt ist auch die Zusam-
 lichkeiten und damit auch den damit verbundenen           menarbeit mit den Bundesländern als Auftraggeber
 administrativen Aufwand so gering wie möglich zu          oder Kooperationspartner. Mit anderen Stakeholdern
 halten und größtmögliche Synergieeffekte zu erzielen.     im Innovationssystem, wie dem Rat für Forschung und
                                                           Technologieentwicklung, der Industriellenvereinigung,
   Darüber hinaus ist die Kooperation mit anderen          der Arbeiterkammer und dem ÖGB verbindet uns ein
 Agenturen, insbesondere der AWS, dem FWF, der             laufender fruchtbarer Austausch.

 1.2 TRANSFORMATION,
     NEUE STRATEGISCHE
     PRIORITÄTEN

E
       ine Lösung der großen Herausforderungen wie            Wie eine transformative Innovationspolitik umgesetzt
       Klimawandel, Gesundheit, Migration, Verlust an      werden kann, ist Gegenstand reger internationaler
       Biodiversität erfordern grundlegende Verände-       Diskussionen. Beispielhaft seien hier die Ansätze des
 rungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Für die Rolle      Transformative Innovation Policy Consortiums (TIPC
 der FTI-Förderung in dieser Transformation ergeben        www.tipconsortium.net) genannt, welches, bestehend
 sich daraus ebenfalls neue Aufgaben, die internatio-      aus einer Gruppe von renommierten Innovationsfor-
 nal unter dem Stichwort „transformative Innovations-      scher*innen, Förderungsagenturen und Policy Makers,
 politik“ diskutiert werden. Zentrale Aussage dabei        gemeinsam Wege erarbeitet, wie transformative Innova-
 ist, dass Innovationspolitik nicht nur wie bisher auf     tionspolitik umgesetzt werden kann. Auch in Österreich
 Marktversagen und Systemversagen fokussieren darf,        werden komplexe Herausforderungen wie Energiewen-
 sondern auch ein Direktionalitätsversagen („direc-        de, Mobilitätswende, Kreislaufwirtschaft vermehrt als
 tionality failure“) adressieren muss. Direktionalitäts-   integriertes Zusammenspiel mehrerer Politikbereiche
 versagen bedeutet, dass es eine stärkere Gestaltung       behandelt, bei dem FTI-Maßnahmen einen Teil des
 und Steuerung von Rahmenbedingungen braucht, um           transformativen Instrumentariums darstellen. Hier
 mit Innovation ausreichend wirksame Beiträge zur          gilt es für die FFG, in Abstimmung mit den zuständigen
 Lösung der großen Herausforderungen zu liefern.           Ressorts zielgerichtete FTI-Lösungen zu entwickeln.
 Diese Rahmenbedingungen zu gestalten ist nicht Auf-       Auch die europäische Zusammenarbeit, allen voran
 gabe der Innovationspolitik allein, sondern muss in       innerhalb der Programme der EU (Horizon Europe) und
 Zusammenarbeit mit anderen Politikfeldern (z.B. der       des Europäischen Forschungsraums sind hier bedeut-
 Regulierung oder Fiskalpolitik, Stichwort CO2-Beprei-     sam beim Erreichen der österreichischen Ziele und soll
 sung) erfolgen. Im Kern geht es also darum, Wirt-         daher bestmöglich gefördert und unterstützt werden.
 schaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu     Hier geht es insbesondere um das Schaffen geeigneter
 transformieren. Inhaltlich geht es dabei beispielswei-    Voraussetzungen für eine erfolgreiche Beteiligung an
 se um Kreislaufwirtschaft, um eine Energie- und Mo-       den wettbewerblichen Ausschreibungen, sowie an den
 bilitätswende, aber auch um Themen, die mit sozialer      EU-Partnerschaften und den EU-Missionen. Bei einer
 Innovation ebenso wie mit neuen Geschäftsmodellen         missionsorientierten FTI-Politik geht es darum, unter-
 adressiert werden können.                                 stützt durch FTI, konkrete politische Ziele zu erreichen

8 | FFG MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 – 2023
1 | N E U E R A H M E N B E DI N GU N GE N U N D ANFO RD E RUNGE N

und gesellschaftliche Herausforderungen zu bewälti-         (Stichwort „digital humanism“ bzw. die Entwicklung von
gen. In Horizon Europe sind dazu z.B. 5 EU-Missionen        Artificial Intelligence zur Unterstützung gesellschaft-
definiert, wie z.B. die Mission Climate Neutral and         licher Ziele wie der Klimawende). In diesem Feld geht
Smart Cities, die die Umsetzung von 100 klimaneutralen      es nicht mehr „nur“ um Forschung und Entwicklung,
Städten in Europa bis 2040 ermöglichen soll.                sondern verstärkt um die Unterstützung von Klein- und
                                                            Mittelbetrieben bei der Marktüberleitung, um gesell-
   Auch die FTI Strategie betont z.B. in Bezug auf die      schaftliche Bedarfe und Akzeptanz und vielfach um
Erreichung der Klimaziele die breite Nutzung ver-           Qualifizierung, Verbesserung der Adoptionsfähigkeit.
schiedener Zugänge, so etwa die Nutzung der offenen,
technologieneutralen Förderung gemeinsam mit der              In diesem Kontext – transformative, missions-
Entwicklung von Schlüsseltechnologien, mit dem              orientierte FTI-Politik muss gesellschaftliche Bedarfe
Forcieren sektorübergreifender Kooperationen, der Eta-      berücksichtigen und einbeziehen – gewinnen Aspekte
blierung von Modellregionen und Experimentierräumen         von RRI sowie partizipative Ansätze zunehmend an
sowie der verbesserten Datenerfassung, Digitalisierung      Bedeutung. Aus diesem Grund ist die FFG Partnerin in
und Vernetzung.                                             verschiedenen Horizon 2020 Projekten, z. B. NewHoR-
                                                            RIzon1 zu RRI und Pro-Ethics2 zu ethischen Fragen bei
   Dem kommen die neuen, durch das BMK gesetzten            Bürger*innenbeteiligung (citizen participation). So ist
strategischen Schwerpunkte im Portfolio der FFG ent-        beispielsweise geplant, unter Beteiligung verschiede-
gegen: Energiewende, Mobilitätswende, Kreislaufwirt-        ner Stakeholder und Personen(gruppen) den Themen-
schaft setzen nicht nur auf Technologieentwicklung,         bereich demographischer Wandel im Zusammenspiel
sondern wollen dafür sorgen, dass im Sinne eines            mit Gesundheit und Klimawandel im Kontext digitaler
transformativen Ansatzes in Richtung Umsetzung und          Technologien (AAL) zu sondieren und einen Pilot-Pro-
Innovation mit einer breiten Nutzung des verfügbaren        zess mit partizipativen Ansätzen umzusetzen (siehe
Instrumentenportfolios Wirkungen erzielt werden, die        Kapitel 2.4). Auch in der Pilotinitiative Regional.Digital.
über die Forschung selbst hinausgehen und den Über-         Innovativ wurden 2021 partizipative Ansätze mit bottom
gang zu einer modernen, ressourceneffizienten und           up Ideation- und Co-Creation-Prozessen gestartet.
nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen.
Auch auf der europäischen Ebene geht der Green Deal            Die COVID Pandemie hat gezeigt, wie vulnerabel vor-
in diese Richtung: Ein Drittel der Investitionen aus dem    rangig auf Effizienz ausgelegte globale Wertschöpfungs-
Aufbaupaket NextGenerationEU und dem Siebenjahres-          ketten mit den ihnen inhärenten Abhängigkeiten sein
haushalt der EU mit einem Umfang von insgesamt 1,8          können. Ein stärkerer Fokus auf Resilienz wird daher
Billionen EUR fließt in den Green Deal. Der Green Deal      künftig sinnvollerweise auch in vielen systemisch orien-
wird also als Querschnittsmaterie als wesentlicher Be-      tierten FTI politischen Maßnahmen mitzudenken sein.
standteil der Förderungsmaßnahmen umgesetzt, ohne           Im Feld der Life Sciences beispielsweise sind Maßnah-
eigene Instrumente zu verwenden. Ein vergleichbarer         men geplant, um die Wertschöpfungsketten zu stärken,
Ansatz wurde für die FFG bereits in der Gesamtbeauf-        zentrale Forschungs- und Produktionsstätten in Öster-
tragung für 2021 gewählt, indem festgelegt wurde, dass      reich zu halten und damit einen Beitrag zu leisten für die
ein bestimmter Anteil der Förderungsmittel in klima-        Absicherung europäischer Wertschöpfungsketten.
schutzrelevante Projekte fließen muss. Dieser Zugang
wird uns auch in Zukunft begleiten, vor allem gilt diese       Im Sinne von Resilienz und auf Basis der FTI Strategie
Anforderung für die Mittel aus dem Klima- und Konjunk-      liegt aber auch ein strategischer Schwerpunkt in der
turpaket.                                                   Stärkung der inhaltlich offenen und technologieneutra-
                                                            len Unternehmensforschung.
  Wichtige Handlungsfelder, neben den bereits genann-
ten, sind z.B. auch die Digitalisierung und im Bereich        Das Portfolio der FFG umfasst bereits einige ent-
der Life Sciences zu finden.                                sprechende Interventionslogiken für transformative
                                                            Innovationspolitik, allerdings verfügt die FFG noch
   Digitale Technologien und die Digitalisierung sind als   nicht über die Möglichkeiten, Nischen und Zielgrup-
enabler unabdingbar für die wirtschaftliche, technolo-      pen über die finanzielle Förderung hinaus aktiv bei
gische und gesellschaftliche Entwicklung. Sie ermög-        der Transformation zu unterstützen. Gerade das Ent-
lichen erst viele Transformationsprozesse. Es gilt daher,   wickeln, Förderung und Stabilisieren von Nischen zu
die Chancen der Digitalisierung für Gesellschaft, Wirt-     systemverändernden Innovationen wird in der trans-
schaft, Klimaschutz und Verwaltung stärker zu nutzen.       formativen Innovationspolitik als essentielles Element
Dabei sind auch ethische Fragen – gerade, aber nicht        zur Etablierung nachhaltiger Initiativen verstanden,
nur, in Bezug auf künstliche Intelligenz – zu beachten      neben dem Zusammenwirken von Akteur*innen aus

1   https://newhorrizon.eu/
2   https://pro-ethics.eu/

                                                                                                           www.ffg.at | 9
unterschiedlichen Politikfeldern3. Ein Beispiel: Durch                 Form von spezifischer Beratungsleistung durch FFG
  die Zusammenarbeit des finnischen Transportminis-                      und E-Control um Aspekte der Rechtsicherheit von
  teriums mit Gründern, Kommunen und Tekes / Busi-                       innovativen Geschäftsmodellen abzuschätzen. Dieses
  ness Finland wurde so über Jahre das Konzept von                       neue Format kann gerade im Lichte der Transforma-
  „Mobility-as-a-Service“ (MaaS) entwickelt, getestet                    tionsagenda in den geplanten Schwerpunkten des
  und von Finnland aus global verbreitet.                                BMK Inspiration sein.

      ROLLE DER FFG IN DIESEM NEUEN RAHMEN                                  Agenturaufgaben, die über das Management der
     Die FTI-Politik agiert gerade bei den gesellschaft-                 monetären Förderung hinausgehen, sind jedoch nicht
  lichen Herausforderungen in einem mehrere Politik-                     ausschließlich unter der Perspektive „Transforma-
  bereiche und Ebenen umfassenden Multi-Akteursrah-                      tion“ relevant, sondern ganz grundsätzlich, wenn es
  men. Hier gilt es für die FFG, sich gut abzustimmen                    darum geht, systemische Entwicklungen zu unter-
  um neue Ideen/Ansätze in die Umsetzung zu bringen.                     stützen. Als ein Beispiel sei hier das Format „Innova-
                                                                         torinnen“ angeführt (Kapitel 2.8.1). Die begleitende
    Für Agenturen wie die FFG bedeutet dies, dass sie                    Evaluierung belegt eindrücklich den Wert der ver-
  in die Lage versetzt werden müssen, schnell auf neue                   schiedenen Angebote in diesem Format, die bereits
  Herausforderungen zu reagieren, mit Maßnahmen zu                       2020 gestartet wurden.
  arbeiten, die über die finanzielle Förderung hinausrei-
  chen und riskante Experimente einzugehen. Expe-                           Eine aktivere Rolle wird der FFG künftig auch in
  rimentelles Arbeiten von Agenturen bedeutet auch,                      Bezug auf die Bereitstellung von Informationen und
  moderne Innovationsprozesse selbst anzuwenden:                         Analysen zukommen. War bisher das oberste Ziel
  Neue Prozesse, neue Interventionslogiken adaptiv zu                    eine sauber strukturierte Datenhaltung aufzubauen
  testen und weiterzuentwickeln wird ein Element einer                   und zur Grundlage von Informationsbereitstellung zu
  modernen Agentur sein, die flexibel auf neue Heraus-                   machen, so werden immer öfter Analysen auf Basis
  forderungen eingehen kann, gerade in systemischen                      dieser Daten nachgefragt sowie auch Aussagen aus
  Transformationsprozessen und in missionsorientier-                     weniger strukturierten Daten durch den Einsatz aus-
  ten Interventionen. Damit wird auch Evidenz geschaf-                   geklügelter statistischer Verfahren gewonnen. Dies,
  fen – „what works“. Die Übergangsphase in der ersten                   gemeinsam mit der Nutzung externer Daten- und
  Periode des FoFinaG (1-2-3 Umsetzung) kann auch                        Informationsquellen, erlaubt Aussagen zu neuen
  als eine Chance für eine Lernphase gesehen werden,                     Themen und Fragestellungen. Dazu kommen Heraus-
  in der in Pilotaktionen getestet wird, welche Ansätze                  forderungen, die als Querschnittsmaterie verstanden
  zielführend sind.                                                      werden müssen, beispielsweise die stärkere Orien-
                                                                         tierung an Nachhaltigkeitszielen (z.B. Agenda 2030 –
    Neue Interventionslogiken bedeuten, dass einer-                      SDGs, EU Green Deal).
  seits die Agenturen selbst neue Aufgaben über-
  nehmen und andererseits, dass neue Schnittstellen                         Mit Bezug zum Green Deal wurden beispielsweise
  zwischen Akteuren entstehen, die bisher keine aktive                   die grundlegenden Dokumente der EU Kommission
  Rolle im Innovationssystem eingenommen haben.                          herangezogen um definierende Begriffe für die acht
  Im von der FFG im Auftrag des BMK abgewickelten                        Elemente dieser Initiative zu bestimmen. Anhand
  Programm Energie.Frei.Raum kommt erstmals in                           dieser Auswahl wurden in der Folge mittels Textmi-
  Österreich ein „regulatory sandbox“- Ansatz zum                        ning sowohl im H2020- als auch im FFG-Datensatz
  Einsatz, der eine aktive Kooperation zwischen Ge-                      relevante Projekte erkannt. Die auf diesem Weg iden-
  setzgebung, Behörden und Agentur erfordert. Das                        tifizierten Projekte und die darin aktiven Organisatio-
  Programm basiert auf dem Befund, dass zur be-                          nen konnten genutzt werden um einerseits den Anteil
  schleunigten Umsetzung energiewenderelevanter                          Österreichs im internationalen Vergleich einzuschät-
  technologischer Innovationen neue Geschäftsmodelle                     zen (Basis H2020 Daten), die Breite der potenziellen
  als Hebel eingesetzt werden müssen, die experimen-                     Akteursbasis (aktive Organisationen in H2020 und/
  tell und abweichend von bestehenden regulatorischen                    oder FFG) bzw. Keyplayer in jedem der Elemente zu
  Rahmenbedingungen ausprobiert werden können.                           identifizieren. Die bisher gewonnen Skills und Er-
  Diese zeitlich begrenzten Experimente unterstützen                     gebnisse werden im Kontext mit Horizon Europe und
  also evidenzbasierte Politikmaßnahmen und Ge-                          der entsprechenden Schwerpunkte in der nationalen
  setzgebungen. In allen drei Phasen des Programms                       Förderung weiter entwickelt werden.
  (Beratung, Experiment und regulatorisches Lernen)
  kooperieren die beteiligten Institutionen BMK, E-Con-                    Um als Role Model für ihre Fördernehmer*innen zu
  trol und FFG miteinander. Innovationsrisiken werden                    fungieren und den Stellenwert von Klimaschutz und
  nicht nur monetär durch die Verwendung etablierter                     Nachhaltigkeit noch sichtbarer zu machen, hat die
  FFG-Förderinstrumente abgefedert, sondern auch in                      FFG für sich selbst Maßnahmen entwickelt. Beispiels-

  3    https://www.tipconsortium.net/publication/transformative-outcomes-assessing-and-reorienting-experimentation-with-transformative-
       innovation-policy/

10 | FFG MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 – 2023
1 | N E U E R A H M E N B E DI N GU N GE N U N D ANFO RD E RUNGE N

weise haben wir begonnen, den Aktionsplan für nach-       Umsetzungsparametern des Fördergeschäftes. Ins-
haltige Beschaffung umzusetzen.                           besondere mit der verbesserten Planungssicherheit
                                                          durch das Forschungsfinanzierungsgesetz werden
   Zum Monitoring des Beitrags von geförderten Pro-       solche Mittelfristprognosen wichtige Elemente des
jekten zu Klimaschutz– und Nachhaltigkeitszielen hat      Monitorings, die im Kontext des Liquiditätsmanage-
die FFG 2021 eine Abfrage im eCall eingeführt, in der     ments oder der Ressourcenplanung Impact entwi-
Antragsteller*innen ihre Projekte einem oder meh-         ckeln können.
reren SDGs zuordnen können. Und in ausgewählten
Instrumenten wird ebenfalls 2021 ein neues Kriterium         Die Entwicklung und Bereitstellung von Indikatoren
„Nachhaltigkeit“ getestet. Nach den Erfahrungen in        ist ein sich beständig entwickelndes Feld. Teile des-
der Pilotphase wird die Formulierung und Gewich-          sen, was zuvor in den Texten von Berichten unstruk-
tung des Bewertungskriteriums evaluiert und ab 2022       turiert erfasst oder in Befragungen erhoben wurde,
flächendeckend ausgerollt.                                wird durch die Prozessdigitalisierung zum Zeitpunkt
                                                          des Endberichtes strukturiert verfügbar werden und
   Textmining-Ansätze in Verbindung mit automa-           in regelmäßigen Reports zu integrieren sein. Bereit-
tisierten Internetrecherchen (Webscraping) liefern        stellung von Indikatoren wird damit in einem höheren
spannende neue Ansätze für eine ergänzende Indi-          Grad automatisiert und interaktiv verfügbar gemacht
katorik. 2021 hat die FFG ein Projekt zu „Innovation      werden. So sollen statistische Eckdaten – im Sinne
Prediction“ beauftragt, mit dem eine Methode aus          einer interaktiven Lösung - allgemein zugänglich
Deutschland auf Österreich angewandt wurde. Mittels       gemacht werden. Darüber hinaus soll auch die Be-
Webscraping werden Webseiten von Unternehmen              reitstellung von Monitoring-Inhalten für Auftragge-
ausgelesen und die extrahierten Texte durch ein           ber*innen in einem entsprechend gesicherten Bereich
neuronales Netzwerk mit einer Wahrscheinlichkeit          („Auftraggeber-Portal“) in diese höhere Verfügbarkeit
versehen, dass es sich beim betreffenden Unterneh-        gehoben werden.
men um einen Produktinnovator handelt. Die Ergeb-
nisse können mit FFG Daten verschnitten und zur             Im Sinne einer win-win-Situation ist die Beauftra-
strategischen Ausrichtung von Fördermaßnahmen             gung der FFG mit dem EU Performance-Monitoring
verwendet werden. Es ist auch möglich, die getestete      zu sehen. Eine neue Beauftragung für den Zeitraum
Methode für andere Fragestellungen einzusetzen.           2021-2028 wurde abgeschlossen. Durch die Veranke-
Auch die Einbeziehung von externen Daten, wie sie in      rung des Monitorings im Datenanalyseteam der FFG
steigendem Ausmaß von Dienstleistern des Wissen-          werden hier auf exzellente Art und Weise Know-how
schafts- und Forschungsbereiches angeboten werden         Synergien genutzt.
(z. B.: Web of Science oder Dimensions), muss evalu-
iert werden, um diese Werkzeuge künftig verwenden
zu können, wenn ihr Einsatz angezeigt ist. Für den
Einsatz von Dimensions ist 2021 bereits eine Probe-
phase gestartet. Last but not least: diese Ansätze lie-
fern Evidenz, ohne für die Zielgruppen der Förderung
zusätzlichen Aufwand zu generieren, was aus Sicht
der FFG ein wesentlicher Aspekt ist. Im Lichte der
Ergebnisse der Probephase wird über den weiteren
Einsatz von Dimensions entschieden.

   Pilot Trendscouting - mittels datenbasiertem Trend-
und Umfeldscanning versuchen wir einen Schritt in
Richtung toolgestützter Identifikation und Analyse von
neuen Trends und Technologien in spezifischen The-
menbereichen zu gehen. Itonics- als Softwarelösung
wird verwendet, um digitale Trendradare für spezi-
fische Schwerpunkte aufzubauen. Interne wie externe
Expert*innen bewerten dabei die identifizierten Signa-
le, Trends und Technologien. Somit können frühzeitig
Entwicklungen und entsprechende Interventionsnot-
wendigkeiten identifiziert und das Portfolio der FFG
daran angepasst werden. Zudem kann eine umfas-
sende Wissensdatenbank aufgebaut werden.

   Ein weiteres Einsatzgebiet, auf dem verbessertes
Methoden-Know-how zum Einsatz kommen wird,
ist die Modellierung der Entwicklung von zentralen

                                                                                                    www.ffg.at | 11
2
  UMSETZUNG FTI-
  POLITISCHER
  MASSNAHMEN FÜR
  BMK UND BMDW
  IM RAHMEN DER
  FINANZIERUNGS-
  VEREINBARUNGEN

12 | FFG MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 – 2023
Die beiden Finanzierungsvereinbarungen, die zwischen der FFG und dem BMK bzw.
dem BMDW abgeschlossen werden, decken die Förderungen ab, die aus den Budget-
untergliederungen 33 (BMDW) und 34 (BMK) finanziert werden.

   Finanzierungsvereinbarungen sind diese Förderungen       Zusätzlich hat das BMK Schwerpunkte definiert, die
jeweils im Kapitel „operative Aufgaben“ dargestellt. In   aus mehreren BMK-Themen gespeist werden.
der Folge werden die Ziele und Inhalte (Förderungs-
gegenstand) hier im vorliegenden Mehrjahresprogramm          Darüber hinaus sind in den Finanzierungsvereinba-
entlang der Themen und Schwerpunkte der Förderun-         rungen auch Agenturleistungen, die aus den genann-
gen ausgeführt. Förderungsbudgets werden in Themen        ten Budgetuntergliederungen des BMK und des BMDW
geplant, Themen können entweder nur aus einem oder        finanziert werden, im Kapitel „organisationale Auf-
auch aus beiden Ressorts finanziert werden. In den        gaben“ der Finanzierungsvereinbarungen angegeben.
Fällen, in denen beide Ressorts ein Thema finanzieren,    Im vorliegenden Mehrjahresprogramm sind diese in
werden die jeweiligen Beiträge der Ressorts in alphabe-   Kapitel 2.11 beschrieben.
tischer Reihenfolge angeführt.

2.1 ENERGIE- UND UMWELT-
    TECHNOLOGIEN (BMK)
Förderungen im Thema Energie- und Umwelttechnologien werden
durch das BMK finanziert.

  ZIELE                                                     Das Thema gliedert sich in folgende Subthemen mit
  Gezielte Impulse zur Reduktion des Energie- und         spezifischen Zielsetzungen. In den Schwerpunkten
Ressourcenverbrauchs sowie zur Nutzung erneuer-           „Energiewende“ und „Kreislaufwirtschaft“ erfolgt eine
barer Energieträger durch die Abwicklung missions-        Zusammenarbeit mit weiteren Themen zur effektiven
orientierter Förderinitiativen setzen, um die Transfor-   Verfolgung dieser Zielsetzungen:
mation hin zu einem effizienten, kreislauforientieren
und klimaneutralen Energie- und Wirtschaftssystem           Subthemenziel Gebäude und urbanes System
zu befördern.                                               Beitrag zur Entwicklung resilienter und klima-
                                                          neutraler Gebäude, Quartiere und Städte mit hoher
  In den nächsten Jahren sollen entscheidende             Ressourcen-/Energieeffizienz, verstärkter Nutzung
Beiträge geleistet werden, um die umfassende und          Erneuerbarer Energieträgern sowie hoher Lebens-
effiziente Nutzung erneuerbarer Energieträger, die        qualität
substantielle Steigerung der Energieeffizienz in
der Anwendung, die Systemintegration bestehen-              Subthemenziel Energiesysteme und -netze
der Einzeltechnologien und Innovationen sowie ein           Entwicklung integrierter regionaler Energiesyste-
gesamthaftes Verständnis unseres Energiesystems           me, die in absehbarer Zeit bis zu 100 % Energie aus
zu ermöglichen. Darüber hinaus stehen die Res-            erneuerbaren Quellen in der lokalen und regionalen
sourceneffizienz und die Transformation hin zu einer      Energieversorgung ermöglichen und die Teilnahme
fossilfreien und kreislauforientierten Gesellschaft im    von Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürgern an
Fokus.

                                                                                                    www.ffg.at | 13
regionalen Wertschöpfungsketten und überregionalen            gen zwischen Stadtbegrünung, Energiesystem
  Märkten unterstützen                                          und Lebensqualität (Stadtklimatisierung).

    Subthemenziel Dekarbonisierung der Industrie
    Break-Through-Technologien für die Industrie,             Subthema Energiesysteme- und –netze
  die eine sprunghafte Reduktion von Rohstoff- und            1) Flexibilisierung und lokale/regionale Integration
  Energiebedarf bei gleichem Output sowie deutlich ge-           von Erneuerbaren: Flexibilisierung aller Arten von
  minderte Emissionen und gesteigerte Wertschöpfung              Umwandlungsanlagen zur Aufbringung und zum
  über die Wertschöpfungsketten insgesamt in Öster-              Einsatz von Energie, Lösungen für integrierte
  reich ermöglichen                                              regionale Energiesysteme und die Maximierung
                                                                 erneuerbarer Energien im regionalen Energie-
     Subthemenziel Forschungskooperation Internatio­             einsatz, Wasserstofftechnologien im regionalen
     nale Energieagentur (IEA)                                   integrierten Energiesystem.
     Beiträge zur Ergänzung der österr. FTI Politik durch
  internationale Perspektive in den Energietechnologie-       2) Intelligente, integrierte Energiesysteme und
  fragestellungen im Rahmen der Technology Collabora-            Sektorkopplung: Stabilität und Resilienz durch
  tion Programmes (TCPs) der Internationalen Energie-            selbstregulierende Teilsysteme mit intelligent
  agentur. Know-How Transfer zu österr. Unternehmen,             interagierenden Komponenten, Netzen und Ak-
  Überleitung in Normen/Klassifizierung, neue Märkte             teuren unter Nutzung der Möglichkeiten der Di-
  für Unternehmen durch Forschungskooperationen.                 gitalisierung und Synergien und Sektorkopplung
                                                                 durch integrative Übergänge zwischen Energie-
    Subthemenziel Kreislaufwirtschaft                            trägern und Infrastrukturen auf unterschiedli-
    Für eine Transformation unseres linearen Wirt-               chen Systemebenen; Effiziente und leistungsfähi-
  schaftssystems hin zur Kreislaufwirtschaft sind völlig         ge Wärme- und Kälteversorgung durch Nutzung
  neue technologische Ansätze, innovative Geschäfts-             verfügbarer Energieangebote (inkl. Abwärme) und
  modelle, systemisches interdisziplinäres Denken,               Portfolioangebot thermischer Dienstleistungen.
  enge Vernetzung der Akteure und verbessertes Infor-
  mationsmanagement notwendig.                                Subthema Dekarbonisierung der Industrie
                                                              1) Breakthrough Technologien für die Dekarbonisie-
    FÖRDERUNGSGEGENSTAND                                         rung der Industrie: Intelligente Industrieprozesse,
                                                                 die unter Einsatz digitaler Prozesssteuerungsme-
    Subthema Gebäude und urbanes System                          thoden die Teilnahme am sektorgekoppelten und
    1) Digitalisierung von Planungs-, Bau und Betriebs-          flexiblen Energieverbund ermöglichen.
       prozessen von Gebäuden und Quartieren: (Weiter-)
       Entwicklung und Optimierung von intelligenten          2) Energie für die Industrie: Wasserstofftechnolo-
       Technologien und Komponenten für den Einsatz in           gien für die industrielle Anwendung, Industrielle
       Planungs-, Bauprozess- und Betriebsmanagement             Wärme- und Kälteerzeugung.
       entlang des Lebenszyklus von Gebäuden und Quar-
       tieren; Demonstration digitaler Prozesse, Methoden     Subthema Forschungskooperation Internationale
       und Technologien an realen Planungs- und Bauvor-       Energieagentur (IEA)
       haben oder im Gebäudebetrieb.                          1) Österreichischen Teilnahme an den Kooperations-
                                                                 programmen der IEA:
    2) Energie- und Gebäudetechnologien für die klima-
       neutrale Stadt: Entwicklungen von Technologien         a. Finanzierung der Teilnahmen an Tasks/Annexen
       und Systemen zur Umsetzung hoher Gebäude-                 der IEA TCPs, Sicherstellung der durchgehenden
       qualität und Energieeffizienz sowie integrierter          Vertretungen in Executive Committees, Unter-
       Energieerzeugung, -umwandlung und -speiche-               stützung der Entwicklung neuer Beteiligungen
       rung für klimaneutrale Gebäude, Quartiere und             (Taskdefinitions)
       Städte; Demonstration von Vorhaben, die durch
       Sektorkopplung sowie mittelfristige und saisonale      Subthema Kreislaufwirtschaft
       Transferierbarkeit von Energie zur Steigerung von      1) Vorhaben, die der Intensivierung der Produktnut-
       Flexibilität und Resilienz von Quartieren beitragen       zung dienen und
       und die Basis für integrierte Plusenergiekonzepte in
       Bestand, Neubau und auf Quartiersebene schaffen.       a. durch Reuse, Repair, Refurbishment, Remanu-
                                                                 facture, Repurpose etc. einen Beitrag zur signi-
    3) Grün-blaue Innovationen für die klimaneutrale             fikanten Lebensverlängerung sowie funktionalen
       Stadt: Weiterentwicklung von Innovationen und             Aufwertung von Produkten leisten
       Technologien zur Unterstützung der Klimawan-
       delanpassungsfähigkeit von Gebäuden, Quartie-          b. durch die Entwicklung innovativer Geschäftsmo-
       ren und Städten; Synergien und Wechselwirkun-             delle, die häufigere Verwendung von Produkten

14 | FFG MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 – 2023
2 | UMSETZUNG FTI-POLITISCHER MASSNAHMEN FÜR BMK UND BMDW

    durch unterschiedliche Nutzerinnen und Nutzer            ¡ Stadt der Zukunft, Kreislaufwirtschaft und IEA: pro-
    ermöglichen                                                jektbezogene Öffentlichkeitsarbeit – Kurzfassungen
                                                               und publizierbare Berichte (entsprechend den BMK
  2) Innovationen zur Optimierung des Ressourcen-              Vorgaben zu Berichtsleitfäden) auf Open4Innovation
     einsatzes, die                                            verfügbar machen, Mitwirkung an Vernetzungswork-
                                                               shops und Themenworkshops, Strategieentwick-
  a. durch intelligentes Produktdesign und Entwicklun-         lungsworkshops, Abstimmung mit weiteren Akteuren
     gen im Bereich der Verfahrenstechnik, der Einspa-         wie AWS, KPC, etc., um Transparenz und Zugang
     rung herkömmlicher Primärrohstoffe dienen und/            zu öffentlich geförderten Forschungsprojekten zu
     oder diese durch Sekundärrohstoffe oder biogene           gewährleisten
     Rohstoffe substituieren und Abfälle minimieren
                                                             ¡ JPI Urban Europe: Aktive Mitwirkung in der Funding
  b. den Energie- und Rohstoffeinsatz im Herstellungs-         Agencies Working Group, insbesondere bei Vorbereit-
     prozess, unter Beibehaltung sämtlicher relevanter         ung der jährlichen transnationalen Ausschreibungen.
     Eigenschaften, signifikant reduzieren                     Übernahme von Koordinations- und Programm-Man-
                                                               agement-Aufgaben zur Vorbereitung und Umsetzung
  3) Entwicklung innovativer Lösungen, zum Schließen           der neuen ko-finanzierten Horizont Europa-Partner-
     von Stoffkreisläufen, die dazu dienen                     schaft „Driving Urban Transitions“ (DUT) – Koopera-
                                                               tion mit dem Thema Mobilitätssystem
  a. Abfallströme besser zu erfassen, aufzubereiten
     sowie deren stoffliche und energetische Wiederver-      ¡ Joint Programming Platform (JPP) Smart Ener-
     wertung zu ermöglichen                                    gy Systems: Unterstützung der Koordination der
                                                               Initiative in der Rolle des Konsortium Managements
  b. Abfälle zu sammeln und zu sortieren, sowie die dis-       (Gemeinschaftsfinanzierung durch das internationale
     sipative Verschleppung von Schadstoffen vermeiden         Konsortium)

  c. bisher kaum oder gar nicht genutzter Abfälle einem      Weitere Begleitmaßnahmen im Rahmen der jeweili­
     hochwertigen Recycling zuzuführen                       gen Subthemen:
                                                             ¡ Direktbeauftragung von Forschungsdienstleistungen
  d. die Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen auszu-           (entsprechend den Vorgaben des BMK)
     bauen
                                                             ¡ Kostenzuschuss für Verbreitungsmaßnahmen
  FFG Mitwirkung bei Themenmanagement Aufgaben,                (Präsentation von Ergebnissen, Scoping und Ver-
  die nicht alleine von der FFG durchgeführt werden:           netzung, etc.) (entsprechend den Vorgaben des BMK)

2.2 MOBILITÄTSSYSTEM (BMK)
Förderungen im Thema Mobilitätssysteme werden durch das BMK finanziert.

  ZIELE                                                       Subthemenziele Mobilität
  Die erforderlichen forschungs- und innovations-             Die erforderlichen forschungs- und innovationspoli-
politischen Schritte für ein nachhaltiges, klimaneut-      tischen Schritte zu setzen, damit bis 2040
rales und inklusives Mobilitäts- und Transportsystem
setzen und durch den Beitrag österreichischer FTI-           ¡ Österreich die Herausforderungen des Wandels zu
Akteure nachhaltige Entwicklung, die Sicherung der             einem nachhaltigen, klimaneutralen und inklusiven
Lebensqualität, Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung            Mobilitäts- und Transportsystem in seinen urbanen
sowie die internationale Nachfrage nach österreichi-           und ländlichen Räumen gemeistert hat
schen Technologien voranbringen und sichern.
                                                             ¡ die österreichischen Forschungs-, Technologie- und
  Das Thema Mobilitätssystem umfasst die beiden                Innovationsakteure dazu einen bedeutenden Beitrag
Subthemen Mobilität und Luftfahrt. Im Schwerpunkt              geleistet und an einer nachhaltigen Entwicklung,
Mobilitätswende erfolgt eine Zusammenarbeit mit                der Sicherung der Lebensqualität, der Wettbe-
weiteren Themen zur effektiven Verfolgung der oben             werbsfähigkeit und der Beschäftigung in Österre-
beschriebenen Zielsetzung.                                     ich wesentlich mitgewirkt haben und

                                                                                                       www.ffg.at | 15
¡ Innovationen aus Österreich weltweit als führend         a. Technologische Systemlösungen, klimaneutrale
      anerkannt und nachgefragt werden.                           Antriebssysteme sowie umweltverträgliche Kom-
                                                                  ponenten entwickeln
    Subthemenziele Luftfahrt
    ¡ Ökologisierung, Digitalisierung und Fokussierung         b. Innovative Technologien im Bereich automati-
      auf den Faktor Mensch in der Luftfahrt                      siertes, vernetztes sowie autonomes Fahren zur
                                                                  Erreichung gesellschaftlicher Ziele vorantreiben
    ¡ Verstärkte Positionierung österreichischer Un-
      ternehmen in den internationalen Wertschöpfung-          c. Erneuerbare und klimaneutrale Energieversor-
      sketten für eine klimafreundliche Luftfahrt                 gung, Energieträger und Kreislaufwirtschaft im
                                                                  Mobilitätssystem etablieren
    ¡ Steigerung der Mitwirkung österreichischer Un-
      ternehmen in europäischen FTI-Initiativen                Subthema Luftfahrt
                                                               1) Fluggeräte, Antriebe und Treibstoffe
    FÖRDERUNGSGEGENSTAND                                          Innovative Ansätze zum Erlangen der (Sub)system-
                                                                  fähigkeit, Entwicklung von Innovationen für eine
    Subthema Mobilität                                            Reduzierung von Emissionen (NoX, Co2 und Lärm)
    1) Städte: urbane Mobilität klimaneutral gestalten:           und eine umweltfreundliche Luftfahrt

    a. Innovative Konzepte und Mechanismen für klima-          2) Komplexe Flugzeugstrukturen, Komponenten und
       fitte Nutzungs- und Verhaltensmuster im urbanen            Innenausstattung
       Mobilitätskontext entwickeln                               Umstellung auf eine kreislauffähige Luftfahrtwirt-
                                                                  schaft durch innovative Werkstoffe und Kompo-
    b. Innovative Angebote für eine klimaneutrale urbane          nentenentwicklung sowie Fertigungstechniken zur
       Mobilität schaffen                                         Reduktion von Emissionen

    c. Innovative Bausteine für eine zukunftssichere           3) Systeme - Cockpitausrüstung, Avionik, Flugzeug-
       Umgestaltung des urbanen Mobilitätssystems                 Basissysteme
       schaffen                                                   Innovative Lösungen aus Österreich für vernet-
                                                                  ze Luftfahrtsysteme, um eine Reduzierung von
    2) Regionen: ländliche Räume mobilisieren und nach-           Emissionen (NoX, Co2 und Lärm) zu erwirken und
       haltig verbinden:                                          gleichzeitig die Steigerung der Sicherheit zu ge-
                                                                  währleisten
    a. Verkehrssparende regionale Strukturen und Mobi-
       litätsmuster vorantreiben                               4) Vernetzte Luftverkehrsinfrastruktur, Intelligente
                                                                  Fluggeräteinfrastruktur, Nachhaltige Flughafenin-
    b. Innovationen zur klimafreundlichen Mobilitäts-             frastruktur, Flugsicherung, Bodentest-, Prüf- und
       und Standortsicherung in der Region etablieren             Trainingsgeräte

    c. Innovationen für klimafreundliche überregionale         5) Digitalisierung und Automatisierung mit dem Ziel
       Mobilität und Verkehrssysteme entwickeln                   Beiträge für ein umweltfreundliches Luftverkehrs-
                                                                  system zu leisten (auch für unbemannte Luftfahrt-
    3) Digitalisierung: Infrastruktur, Mobilitäts- und            systeme)
       Logistikdienste effizient und klimaverträglich be-
       treiben:                                                 Die in den Subthemen umgesetzten Förderungsmaß-
                                                             nahmen werden teilweise in europäische und interna-
    a. Mittels Digitalisierung Verkehrsinfrastrukturen,      tionale Kooperationsaktivitäten und schwerpunktüber-
       Verkehrsflächen und das Verkehrssystem sicher,        greifende Kooperationen eingebettet, um zusätzliche
       zuverlässig und nachhaltig betreiben                  Mittel zu lukrieren und Synergien erschließen zu
                                                             können. Z.B. zu (1) Städte: europäische ko-finanzierte
    b. Mittels Digitalisierung die Voraussetzungen für       Partnerschaft „Driving Urban Transitions“ (DUT) und
       sichere, klimaneutrale, zuverlässige und attraktive   Kooperation mit dem Thema Energie- und Umwelt-
       Mobilitäts- und Logistikdienste schaffen              technologien im Schwerpunkt Energiewende.

    c. Mittels Digitalisierung Daten des Mobilitätssys-        Weiters werden von der FFG Begleitmaßnahmen
       tems nutzbar machen und in-Wert-setzen                umgesetzt, die zur strategischen Weiterentwicklung
                                                             des Themas Mobilität bzw. des damit zusammenhän-
    4) Technologie: umweltverträgliche Verkehrstechno-       genden Schwerpunkts Mobilitätswende beitragen. Die
       logien entwickeln:                                    Abstimmung erfolgt im entsprechenden Themen- bzw.
                                                             Schwerpunktteam. Diese Maßnahmen werden z.T. in
                                                             Zusammenarbeit mit der Austriatech durchgeführt.

16 | FFG MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 – 2023
2 | UMSETZUNG FTI-POLITISCHER MASSNAHMEN FÜR BMK UND BMDW

2.3 WELTRAUM (BMK)
Förderungen im Thema Weltraum werden durch das BMK finanziert.

  ZIELE                                                      FÖRDERUNGSGEGENSTAND
  Entwicklung von klima- und umweltrelevanten                Subthema Anwendung von satellitengestützten
Weltraumanwendungen, sowie Steigerung der Quanti-          Technologien:
tät und Qualität der weltraumrelevanten FTI-Akteure
und Aktivitäten.                                             1) Entwicklung von satellitenbasierten (Erdbeobach-
                                                                tung, Navigation, Kommunikation) Anwendungen
  Das FTI Thema Weltraum soll dazu beitragen, dass              mit hohem Verwertungspotential (kommerziell
Weltraumtechnologien und deren Anwendungen die                  und für den öffentlichen Bedarf) insbesondere für
nachhaltige Entwicklung auf der Erde wesentlich unter-          den Klima- und Umweltschutz. U.a.:
stützen, das Klima- und Umwelt-Monitoring verbessern
und Österreichs Weltraumsektor innovative Technolo-          a. Initiative „Destination Earth-Destination Austria -
gien betreffend Bau, Betrieb und Nutzung von Satelliten         Digitaler Klimazwilling Österreichs“: Daten- und
und Trägersystemen entwickelt und damit auf europäi-            wissensgetriebene Modellierung und Simulatio-
scher und internationaler Ebene ein wettbewerbsfähiger          nen für optimale Klimawandelanpassung, Pla-
und auch sichtbarer Player ist. Damit kann sicherge-            nung von Renaturierungsmaßnahmen (National-
stellt werden, dass der Weltraumsektor auch weiter-             parks, Forst, Landwirtschaft) und zur Vorhersage
hin dazu beiträgt, dass Wertschöpfung und innovative            von Wetter- und Klimaextremen.
Arbeitsplätze in Österreich geschaffen werden.
                                                             b. Intelligente Raum- und Verkehrsplanung durch
  Der Fokus der Maßnahmen der FFG liegt auf:                    Aufbereitung von aktuellen Satellitendaten.
  ¡ Aufbau von Weltraumkompetenz insbesondere in
    neuen Unternehmen                                        Subthema Technologien für die Raumfahrt:
                                                             1) Entwicklung von innovativen Technologien, Pro-
  ¡ Verstärkte Integration der Nutzer*innen von Wel-            dukten und Verfahren mit hohem kommerziellen
    traumdaten und -technologien in F&E Projekte -              Potential sowie der Transfer von Weltraumtech-
    insbesondere für den Klima- und Umweltschutz                nologie in andere Sektoren.

  ¡ Wissens- und Technologietransfer sowie Eröffnung         Subthema Weltraumforschung und Wissenschaft:
    neuer Geschäftsmöglichkeiten durch Kooperation           1) Steigerung der wissenschaftlichen Exzellenz durch
    mit internationalen Partnern. Insbesondere stehen           Beiträge zu internationalen Weltraummissionen.
    Länder mit New Space-Aktivitäten im Fokus wie z.B.
    USA, Japan, China, Frankreich, Deutschland, Israel,      Das Thema Weltraum hat bei allen drei Schwerpunk-
    Luxemburg                                              ten (Energiewende, Mobilitätswende, Kreislaufwirt-
                                                           schaft) eine wesentliche „Enabler“ Funktion und trägt
  ¡ Bereitstellung des Hebels für die Teilnahme österre-   mit den Anwendungen von satellitengestützten Techno-
    ichischer Organisationen an europäischen (EU, ESA,     logien (Subthema 1) zu allen drei Schwerpunkten bei.
    EUMETSAT) und internationalen (NASA, CNSA, JAXA,
    DLR, SSO, CNES, etc.) Raumfahrtaktivitäten, sodass       Die Agentur für Luft- und Raumfahrt (ALR) in der
    diese sich mit hoher Kompetenz beteiligen, sowie       FFG unterstützt das BMK nicht nur durch die Abwick-
    Weltraumtechnologien am kommerziellen Markt            lung der nationalen Weltraumförderungen (Austrian
    international erfolgreich anbieten können              Space Applications Programme, ASAP), sondern
                                                           auch in der Zusammenarbeit mit der European Space
  Folgende Zielgruppen sollen erreicht werden:             Agency (ESA) und den EU Gremien sowie bei der Ver-
  ¡ Technologie-Unternehmen, KMU, Start-ups,               mittlung von Weltraumthemen, Beratung und Coa-
    universitäre und außeruniversitäre Forschungsein-      ching. (Siehe auch Kapitel 2.11).
    richtungen
                                                             Die Initiative „Destination Earth-Destination Austria –
  ¡ Nutzer von Weltraumdaten und –Services                 Digitaler Klimazwilling Österreichs“ wird in Kooperation
                                                           mit dem Thema „Digitale Technologien“ entwickelt: Der
  ¡ Internationale Kooperationspartner                     erste Schritt besteht im Aufbau eines Daten-Service-
                                                           Ökosystems durch den Aufbau von Datenkreisen und
                                                           Kombination von bestehenden Copernicus Weltraum-
                                                           dateninfrastrukturen mit anderen nationalen terrestri-
                                                           schen Geodatenquellen und KI Technologie.

                                                                                                        www.ffg.at | 17
2.4 DIGITALE TECHNOLOGIEN
      (BMDW UND BMK)
  Förderungen im Thema Digitale Technologien werden durch das BMK und durch
  das BMDW finanziert.

  2.4.1 BMDW                                                  ¡ Erhöhung der KMU-Innovationsaktivitäten

                                                              ¡ Integration von transnationalen Partnern und deren
    ZIELE                                                       Know-how in Netzwerke
    Erhöhung der Innovationsfähigkeit und -intensi-
  tät sowie der Innovations-Output österreichischer           Subthemenziele Teilnahme am digitalen Wandel
  Unternehmen, vor allem KMU, durch gemeinsames               ¡ Institutionalisierter Zugang für KMU zu Expertisen
  Arbeiten in Netzwerken, sowie Mobilisierung öster-            und Know-how zu Digitalisierung sowie Wissen-
  reichischer KMU zur aktiven Teilnahme am Digitalen            stransfer in die Unternehmen über Weiterbildung-
  Wandel.                                                       smaßnahmen

    Gemäß Studie „Digitale Transformation von KMUs            ¡ Unterstützung von Digitalisierungs-Innovationen in
  in Österreich“ sieht sich der Großteil der KMU ihrer          KMU durch Zugang zu Infrastruktur, Erschließung
  Selbsteinschätzung zufolge als „digitale Neulinge“            neuer Geschäftsmodelle, gemeinschaftliche F&E
  oder als „digital bewusst“ an. Diese Reifegrade sind          sowie Entwicklung von Prototypen für Digitalis-
  für das wirtschaftliche Überleben zu gering. Um von           ierungs-Anwendungen
  der Digitalisierung profitieren zu können, ist eine fort-
  laufende digitale Transformation erforderlich. Hierzu       ¡ Verbesserte Einbindung der österreichischen Kom-
  müssen KMU lernen, digitale Technologien in den               petenzträger in europäische Netzwerke und erfol-
  Unternehmensalltag bzw. in die Unternehmenstätig-             greichere Teilnahme an einschlägigen europäischen
  keit zu integrieren. Das kann auch bedeuten, dass das         Initiativen (insbes. European Digital Innovation Hubs)
  jeweilige Geschäftsmodell an die sich ob des digitalen
  Wandels ändernden Rahmenbedingungen adaptiert               FÖRDERUNGSGEGENSTAND
  werden muss. Fehlendes Know-how und mangelnde               ¡ (Kooperative) Vorhaben, die Forschungsergebnisse,
  Informationen zur Digitalisierung stellen in diesem           technologische Entwicklungen und Innovationen
  Zusammenhang große Herausforderungen für die                  erbringen und diese in neuen, geänderten oder
  KMU dar.                                                      verbesserten Produkten, Verfahren oder Dienstleis-
                                                                tungen anwendbar machen
    Das Thema „Digitale Technologien“ umfasst die
  Subthemen „Innovationsnetzwerke“ und „Teilnahme             ¡ Nationale und internationale Vernetzung von Un-
  am digitalen Wandel“ mit folgenden Zielen:                    ternehmen und Forschungseinrichtungen sowie Inte-
                                                                gration in europäischen Forschungsinitiativen
    Subthemenziele Innovationsnetzwerke
    Weiterführung der bewährten Instrumente (insbes.          ¡ Maßnahmen zur Ausbildung von mehr und besser
  COIN-net) als themen- und technologieoffene Maß-              qualifizierten Humanressourcen, die zu exzel-
  nahmen mit Ausrichtung auf Digitalisierung mit den            lenter Forschung und Entwicklung im allgemeinen
  Zielen:                                                       wirtschaftlichen Interesse und zur Verbreitung der
                                                                Forschungsergebnisse beitragen.
    ¡ Auf- und Ausbau von FEI-Netzwerken zwischen
      Unternehmen und/oder zwischen Unternehmen, Ein-
      richtungen für Forschung und Wissensverbreitung
      sowie sonstigen nicht-wirtschaftlichen Einrichtungen

18 | FFG MEHRJAHRESPROGRAMM 2022 – 2023
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