Meister-Brief - Kreishandwerkerschaft ...
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Meister-Brief Nr. 2 - Juni/Juli 2021 G 58052 Service-Magazin der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft und der Baugewerks-Innung Köln/Rhein-Erft-Kreis Kräfte bündeln - Synergien nutzen Bäcker-Innung Köln/Rhein-Erft schließt sich der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft an
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Meister-Brief Editorial 3 L I iebe Kolleginnen, liebe Kollegen - das Licht m September wählen wir einen neuen Bun- am Ende des Pandemie-Tunnels wird größer destag. Und schon heute steht fest: Deutsch- und damit auch heller. Ich wünsche uns al- land bekommt eine neue Kanzlerin, oder einen len, dass der aktuelle Trend stabil bleibt und sich Kanzler. Kandidatin und Kandidaten stehen fest, fortsetzt. Die vergangenen fast anderthalb Jahre die Wahlprogramme der Parteien sind geschrie- haben an unser aller Nerven gezehrt. Allerdings ben und veröffentlicht. Jetzt beginnt der Wahl- bin und bleibe ich bei aller berechtigten Hoffnung kampf. Ich gebe selbstverständlich keine Wahl- auf der Seite der Vorsichtigen. Wir alle sollten empfehlung für einzelne Personen oder Parteien das, was wir gemeinsam geschafft haben und ab. Ich empfehle etwas anderes: Die Lektüre der was uns durch die Pandemie getragen hat, jetzt Wahlprüfsteine, die das Handwerk über seinen nicht leichtfertig wieder aufs Spiel setzen. Denn Zentralverband unter insgesamt vier Themen- Helmut Klein Kreishandwerksmeister noch ist nicht ausgeschlossen, dass uns neue Co- schwerpunkten zusammengefasst hat. So wird rona-Varianten - aktuell scheint die sogenannte vielleicht auch deutlich, unter welcher politi- Delta-Variante ja besonders aggressiv zu sein - schen Führung das Handwerk die besten Chan- wieder zurück werfen. cen hat, auch künftig die „Wirtschaftsmacht von nebenan“ sein zu können. B evor ich mich an dieser Stelle anderen A Themen widme noch ein kritischer Ge- usbildung und Fachkräftemangel bleibt danke zur Pandemie-Lage: Die politischen eines unserer zentralen Themen. Unter Entscheidungen der vergangenen Wochen und rein betriebswirtschaftlichen Gesichts- Monate haben mir einmal mehr sehr deutlich vor punkten sind die allermeisten unserer Hand- Augen geführt, dass das Handwerk bei solchen werksbetriebe ganz gut durch die Pandemie Entscheidungen leider allzuoft ganz offensicht- gekommen - die Friseurbetriebe und unsere Be- lich vergessen wird. Das für Betriebe verpflich- triebe aus dem Lebensmitteleinzelhandel sind tende Testangebot an Arbeitnehmerinnen und teilweise hier leider eine Ausnahme. Unter einem Arbeitnehmer zum Beispiel geht völlig an der Punkt aber leiden alle: Die Ausbildungszahlen Lebenswirklichkeit unserer oftmals familienge- sind eingebrochen. Keine Betriebspraktika, keine führten, kleinen Betriebe vorbei. Zumal die ent- Ausbildungsbörsen, keine Infoveranstaltungen sprechende Verordnung viele Fragen, etwa nach in Schulen - unter diesen Bedingungen war das der Haftung, völlig unklar gelassen hat. Handwerk nahezu chancenlos. Ich schließe mich deshlab unserem ZDH-Präsidenten Hans Peter W enig praxisnah aus Sicht des Hand- Wollseifer an, wenn der von allen Beteiligten werks ist auch die grundsätzlich in diesem Sommer große Kraftanstrengungen gute Idee, Betriebsärzte in die Impf- fordert und dabei auch die Politik in die Pflicht strategie einzubinden. Alleine: Unsere Hand- nimmt. Die jungen Menschen, die wir jetzt nicht werksbetriebe haben davon nichts, unsere Mit- ausbilden, fehlen uns in drei Jahren als Fachkräf- arbeiterinnen und Mitarbeiter fallen an dieser te. Stelle schlicht und ergreifend durchs Raster. Ich H bin deshalb unserer Geschäftsführung sehr dank- erzlich willkommen heiße ich heute Vor- bar, dass sie dieses Thema mit Landrat Frank stand und Mitglieder der Bäcker-Innung Rock zielführend erörtert hat. Im Ergebnis kann Köln/Rhein-Erft. Obermeister Guido Bo- das Handwerk des Rhein-Erft-Kreises zum Glück veleth und ich haben vor wenigen Tagen den Ko- auf die Unterstützung des Impfzentrums in operationsvertrag unterschrieben.Peter Ropertz Hürth hoffen. Und inzwischen ist auch eine sehr übernimmt die Geschäftsführung der Innung. Handwerkerfreundliche Lösung gefunden. Des- Das ist eine gute, zukunftsweisende Entschei- halb: Ein Dank an unseren Landrat Frank Rock! dung.
Meister-Brief 4 Inhalt „Altes Handwerker-Wis- „Antrittsbesuch“ im Haus des Handwerks: Lässt nichts unversucht, junge Men- Peter Ropertz hat die Geschäfts- sen darf nicht verloren Landrat Frank Rock im Gespräch mit Spit- schen für eine Ausbildung im Hand- führung der Bäcker-Innung gehen“, sagt Jochen Rä- zenvertretern der Kreishandwerkerschaft werk zu begeistern: Kreislehrlings- Köln/Rhein-Erft von Alexandra kow. Seite 20 Rhein-Erft. Seite 25 wart Klaus Friedrich. Seite 8 Dienst übernommen. Seite 24 100 Jahre Handwerkskunst: Bei der Nagel Meinung: Kreishandwerksmeister Helmut Klein nimmt Metallbau GmbH&Co.KG hat die 4. Generation das Zepter zum Sommeranfang Stellung zu politisch aktuell relevanten übernommen. Ein Schritt in die Zukunft..............................Seite 11 Themen aus Sicht des Handwerks im Rhein-Erft-Kreis. Dabei ist der Blick auch schon auf die Bundestagswahl im Septem- ber dieses Jahres gerichtet..........................................................Seite 3 Materialpreise explodieren: Angefangen hat es mit den Holzpreisen, dann fehlten Bauteile für E-Motoren, inzwischen sind nahezu alle Branchen des Materialengpässe: Online-Seminare mit Fachan- walt Frank Dierker stoßen auf große Resonanz - mehr 250 Handwerks betroffen. Bestandsaufnahme und Ursachen- Teilnehmer an 5 Seminar-Tagen.............................................Seite 6 forschung.....................................................................Seite 14 Wir beraten... Wir betreuen... Wir informieren... von A bis Z Abfallbeseitigung Factoring Nachwuchswerbung Steuerfragen Akkordtarife Fachgruppen Normen Steuergesellschaft KH Altersteilzeit Fachzeitschriften Nutzfahrzeuge STI Altersversorgung Fortbildung Arbeitsgerichte Führerscheine Ordnungswidrigkeiten Tarifverträge Arbeitskreise Öffentlichkeitsarbeit TZR Tarifliche Zusatzrente Arbeitsrecht Generalunternehmerhaftung Technische Regeln Arbeitnehmerüberlassung Gesellenprüfungen Parkerlaubnisse Arbeitssicherheit Gesellenwesen Pressearbeit Arbeitsverträge Gewerberecht Produkthaftung ULAK Ausbildungswesen Gewerbeförderung ÜBL Baurecht - BGB / VOB Gütegemeinschaft Rahmenabkommen UK Maler / Dachdecker - Arbeitsbühnen Umschulung Bauschlichtungsstelle Betriebsübergabe Handwerksrecht -Berufskleidung Umweltschutz -Bürobedarf Unternehmensnachfolge Betriebsverfassungsgesetz -Container Betriebsvergleiche Inkasso -Dieselkraftstoff Betriebswirtschaft Interessenvertretung Vergaberichtlinien -Factoring Berufsgenossenschaft Versicherungen Jugendarbeitsschutz -Leasing / Finanzkauf Bürgschaftsservice Versorgungswerk -Versicherungen Bürobedarf Kontaktgespräche zu Politik, SIGNAL IDUNA / Rheinland Vertragsrecht CDH - Containerdienst Hardt Wirtschaft, Verwaltung / Koep / Georg v. Sievers VOB-Fragen Koep, Versicherungsmakler - Steuergesellschaft DIN - Normen -Strom und Gas Werkvertragsrecht Digiatlisierung Leasing Wettbewerbsrecht EDV - Beratung Lehrlingswesen Sachverständige Werbung EG - Fragen Leifer Container Schwarzarbeit EnEv Seminare Marketing Signal ZVK Energieeffizienz Zwischenprüfungen Messewesen SOKA - Bau Entsorgung Zusatzversorgung Erbrecht Mutterschutz Sozialgericht Mit uns sind Sie erfolgreicher !!! Kreishandwerkerschaft Rhein/Erft n Telefon 02234-52222
Meister-Brief Inhalt 5 100 Jahre Metallbau Nagel GmbH & Co.KG. - Wilma Lange-Hilger und ZDH-Präsident im Video-Call: Die Kreis- Beleuchtet die Folgen der Ma- Manuel Nagel (li) haben als inzwischen 4. Generation das Unterneh- handwerkerschaft Rhein-Erft hatte den di- terialpreiserhöhung aus juristi- men von Klaus Nagel (mi) übernommen und bereiten sich und den gitalen Gedankenaustausch mit Hans Peter scher Sicht: Fachanwalt Frank Betrieb auf die Zukunft vor. Seite 11 Wollseifer organisiert. Seite 16 Dierker. Seite 6 Wissen, was zu tun ist: Rund zwei Stunden lang Lossprechung: Die Gesellenprüfung ist der erste hat ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer in einer Videokonfe- ganz große Meilenstein im Leben eines jungen Hand- renz über die aktuelle Lage im Handwerk diskutiert. Mehr als werkers. Auch in diesem Jahr standen die Prüfungen wie deutlich wurden die Erwartungen an die Politik...................Seite 14 auch die Lossprechungen unter dem Eindruck der Coro- na-Pandemie.............................................................Seite 24 Titelgeschichte: Die Bäcker-Innung Köln/Rhein-Erft hat sich als eigenständige Innung der Kreishandwerkerschaft Seminarangebot: Die Seminartermine für das lau- Rhein-Erft angeschlossen. Die Geschäftsstelle in Köln-Jun- fende Jahr sind vorbereitet und können jetzt schon unter kersdorf bleibt erhalten................................................................Seite 24 Vorbehalt gebucht werden................................................Seite 33 Impressum Der Meister-Brief erscheint als Servicemagazin für die Mitglieder der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft, Herausgeber: der Baugewerks-Innung Köln/Rhein-Erft Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft und des Vereins Hoch- und Ausbau e.V. Baugewerks-Innung Köln/Rhein-Erft Verein Hoch- und Ausbau e.V. Platzieren Sie ihre Werbung im Kölner Straße 2 Erscheinungsweise: vierteljährlich 50226 Frechen Gedruckte Auflage: 4.000 Exemplare Telefon: 02234-52222 Telefax: 02234-22903 Meister-Brief info@handwerk-rhein-erft.de www.handwerk-rhein-erft.de Einzelpreis: 2,50 Euro (ist im Mitgliedsbeitrag enthalten) v.i.S.d.P.: Heribert Ropertz Wir verschaffen Ihnen die Kundenkontakte. Hauptgeschäftsführer Kölner Straße 2 50226 Frechen Telefon: 02234-52222 Telefax: 02234-22903 Ihr Ansprechpartner für Anzeigen: Redaktion: Helmut Klein; Werner Brauckmann Heribert Ropertz Peter Szemenyei Mitarbeit an dieser Ausgabe: Heribert Ropertz, Werner Brauck- mann, Peter Szemenyei, Kölner Straße 2 Peter Ropertz, Helge Hill, Frank Giesen Bildnachweis: 50226 Frechen Seite 3 von Eva Bereska, Titelbild: SNK Architekten Frechen Telefon: 02234-52222 Telefax: 02234-22903 Anzeigen: Peter Szemenyei Kölner Straße 2 Mail: info@handwerk-rhein-erft.de 50226 Frechen Telefon: 02234-52222 Telefax: 02234-22903 Professionell gestaltet und präsentiert in einem Satz und Layout: Rhein-Erft-Media Umfeld, das meisterhaft auf Ihre Zielgruppe zugeschnitten ist. Druck: Mega Druck
Meister-Brief 6 Aktuell Materialpreise: Juristisch laufen die Handwerksbetriebe auf dünnem Eis Materialengpässe, Materialpreiserhö- - es kann aufgenommen werden, dass bei ACHTUNG: Hier besteht die Gefahr, hung - das sind zwei Begriffe, die die der- einer Verschiebung des Baubeginns die dass das Thema Bauzeit und Vertrags- zeit einem Damoklesschwert über vielen Preise neu zu verhandeln und unter Berück- strafe zu sehr in den Focus rückt. Gerade Handwerksbetrieben schweben. Denn sichtigung der aktuellen Entwicklung neu zu in jüngster Zeit neigen die Bauherren selten zuvor war das Thema so aktuell, bestimmen sind - es kann bereits das Ange- vermehrt dazu, gegen Ende die „Ver- wie in diesen Tagen (siehe auch Bericht auf bot mit einer Materialpreisklausel versehen tragsstrafenkarte“ zu ziehen. den Seiten 14 und 15). werden Und als hätten es die Verantwortlichen der BEISPIEL: Sollte sich der Einkaufs- Kreishandwerkerschaft geahnt, hatten sie preis für benötigte Materialien des 4. Materialpreise vom bereits vor Wochen zu genau diesem Thema obigen Angebotes zum Zeitpunkt des Händler zusichern lassen eine Seminarreihe mit dem Frechener Fa- Einbaus gegenüber dem Zeitpunkt der - Es kommt in Betracht, den Einkaufspreis chanwalt Frank Dierker vorbereitet. Entspre- Angebotserstellung um mehr als fünf vom Händler zumindest für einen bestimm- chend große war das Interesse: Für insge- Prozent nachweislich erhöht haben, ten Zeitraum zusichern zu lassen; samt fünf Online-Seminare hatten sich mehr ändert sich der Einheitspreis entspre- - parallel hierzu können dann Vertragspreise als 250 Interessenten angemeldet. Und: Das chend der Gewichtung des Materialan- für den entsprechenden Zeitraum zugesi- Konzept war so überzeugend, dass sich auch teils in dieser Position chert werden; andere Innungen - regional und überregional - gelingt das nicht und kommt es zu überra- - die Schulungen in ihr Programm übernom- schenden Materialpreiserhöhungen, so be- men haben. steht fast keine Möglichkeit, die Mehrkosten Eines wurde dabei schnell klar: Materialeng- 2. Klare vertragliche Regelungen an den Bauherren weiter zu leiten pässe und die nahezu zwangsläufig damit - Im Vertrag aufnehmen, dass bei einem einhergehenden „Preisanpassungen“, man verspäteten Beginn (Datum einsetzen) oder FAZIT: Sieht der Vertrag keine darf auch sagen „Preiserhöhungen“, sind für einer Verlängerung der Bauzeit über einen Regelungen vor, wie bei Materialpreiser- die Handwerksbetriebe die eine Seite des festgelegten Termin hinaus, das Recht be- höhungen während der Bauzeit zu verfah- Problems. Die andere, mindestens ebenso steht, die Preise unter Berücksichtigung der ren ist, so geht der Auftragnehmer regel- bedeutsame Seite, ist die Frage, wie diese aktuellen Preisentwicklung (nach oben hin) mäßig leer aus. Unwägbarkeiten möglichst gerichtsfest, und anzupassen; das am besten bereits in der Angebotspha- - besser ist es, eine Materialpreisgleitklau- In ganz seltenen Ausnahmefällen kann aller- se in die Verträge mit Bauherren und Archi- sel in den Vertrag aufzunehmen dings eine Anpassung der Vergütung in Be- tekten eingearbeitet werden können. tracht kommen. Die schlechte Nachricht überbringt Exper- te Frank Dierker gleich vorweg: „Es ist ein BEISPIEL: Sollte sich der Einkaufspreis 1. Wegfall der Geschäftsgrundlage schwieriges Feld und für das Handwerk vor für benötigte Materialien des Vertrages - Bei äußerst massiven Materialpreiserhö- allen Dingen formal juristisch in vielen Fällen auf Grundlage des Angebotes vom …… hungen, die praktisch das gesamte Ver- ganz dünnes Eis!“ gegenüber dem Zeitpunkt des Einbaus tragsgefüge aushebeln (und – untechnisch Entscheidend ist, dass schon sehr frühzeitig um mehr als fünf Prozent nachweislich formuliert – zum Wegfall bringen) und das mögliche Konsquenzen schriftlich definiert erhöht haben, so ändert sich der Mate- Festhalten am Vertrag als unzumutbar er- werden. rialpreis entsprechend der Gewichtung scheinen lassen, kann ein Anspruch auf An- des Materialanteils in dieser Position. passung der Vergütung in Betracht kommen 1. Angebote befristen - das wurde in der Vergangenheit z.B. bei gra- - Bereits bei Erteilung der Angebote sollte vierenden Ölpreissteigerungen in den 1970er darauf hingewiesen werden, dass aktuell die Jahren und bei den dramatischen Stahlpreis- Baupreise immer wieder unerwartet kurzfri- 3. Kündigung steigerungen Anfang 2004 diskutiert; stig steigen können; - ist die VOB/B in den Vertrag einbezogen - in beiden Fällen wurden Vergütungsansprü- - daher sind die Angebote zeitlich zu befri- und dauert die Bauunterbrechung langer als che allerdings letztlich abgelehnt (vgl. BGH sten ; drei Monate, so kann der Bauvertrag nach § JZ 1978, 235ff. - zu Ölpreis und OLG Hamburg - es kann auch klargestellt werden, dass der 6 Abs. 7 VOB/B gekündigt werden. IBR 2006, 680 - zu Stahlpreis); Baubeginn bis zu einem bestimmten Zeit- - eine Erhöhung des Ölpreises um rund 100 punkt zu erfolgen hat; Prozent wurde als akzeptabel angesehen (vgl. BGH ebenda);
- eine massive Erhöhung des Stahlpreises 1. Verspätete Lieferung wurde als nicht ausreichend für einen An- - aktuell spielt nicht nur das Thema der Ma- spruch auf Anpassung der Vergütung ange- terialpreiserhöhungen eine große Rolle. Es sehen (vgl. OLG Hamburg ebenda). kommt zusätzlich immer wieder zu erheb- lichen Verzögerungen der Händler bei der Fazit: Die Argumentation mit Lieferung der Baumaterialien was die Fertig- dem Wegfall der Geschäftsgrundlage stellung des Bauvorhabens nachhaltig verzö- nach § 313 BGB hat kaum Aussicht auf Er- gern kann; folg, kann allenfalls aussergerichtlich bei - sind ein Fertigstellungstermin und/oder Verhandlungen als „Notargument“ ange- eine Vertragsstrafe vereinbart worden, so führt werden stehen schnell Schadensersatzforderungen - ist der Lieferant ausnahmsweise in den des Auftraggebers im Raum; Pflichtenkreis des Auftragnehmers einbezo- - der Auftragnehmer muss sich das Verschul- gen, muss er sich dessen Verschulden nach § 2. Anspruch auf Vergütung bei den der von ihm beauftragten Nachunter- 278 BGB zurechnen lassen; Verlängerung der Bauzeit nehmer, Planer und sonstiger Dritter, die er - das soll z.B. der Fall sein, wenn ein Rohbau- - Materialpreissteigerungen können nach zur Erfüllung des Bauvertrages beauftragt unternehmer sich den Fertigbeton von einer § 642 BGB nicht durchgesetzt werden (vgl. hat, nach § 278 BGB zurechnen lassen; Firma anliefern lässt (vgl. OLG Karlsruhe BGH IBR 2017, 666ff); - Lieferanten sind regelmäßig nicht Erfül- – 11 U 31/96 – Urteil vom 27.02.1997, in: IBR - in Betracht kommt allerdings, Mehrko- lungsgehilfe des Auftragnehmers. Ein Ver- 1998, 107). Es wird insoweit die Auffassung sten nach § 1 Abs. 3 VOB/B i.V.m. § 2 Abs. 5 schulden des Händlers muss sich der Auf- vertreten, der Auftragnehmer schulde die VOB/B bzw. § 650b BGB i.V.m. § 650c BGB tragnehmer daher im Allgemeinen nicht nach Herstellung des Betons, so dass er sich des geltend zu machen; § 278 BGB zurechnen lassen (vgl. OLG Celle Lieferanten als Erfüllungsgehilfen nach § 278 - dass setzt voraus, dass das Leistungsände- – 6 U 40/07 - Urteil vom 11.10.2007, in: IBR BGB bedient habe. rungsrecht des Auftraggebers nach § 1 Abs. 2008, 718); - die Grenzen der rechtlichen Beurteilung 3 VOB/B oder § 650b BGB auch zeitbezo- - die Lieferung von Materialien, die der Auf- sind hier fließend, eine höchstrichterliche gene Änderungen in Form der Verschiebung tragnehmer zur Herstellung seines Werks Rechtsprechung fehlt in diesem Kontext bis- der Bauzeit zulässt; verwendet, erfolgt im Rahmen der zwischen lang. - ob das der Fall ist, wurde bislang höchst- ihm und dem Lieferanten geschlossenen richterlich nicht geklärt und wird in Recht- Kaufvertrages und sind damit nicht in den sprechung und Literatur unterschiedlich ge- werkvertraglichen Pflichtenkreis des Auf- RESÜMEE: Eine offene Kommunikation in sehen; tragnehmers gegenüber seinem Auftrag- Bezug auf die Materialpreise bereits in der - bejaht wird das für § 1 Abs. 3 VOB/B vom geber einbezogen (vgl. BGH – VII ZR 84/77 Angebotsphase ist wichtig. Es sollten auch KG – 21 U 14/16 – Urteil vom 10.01.2017; – Urteil vom 09.02.1978, in: NJW 1978, 1157) - eindeutige vertragliche Regelungen (Material- OLG München – 28 U 4738/13 – Urteil vom eine Haftung des Auftragnehmers entfällt je- preisklausel) getroffen werden. 27.04.2016; OLG Hamm – 24 U 29/09 – Urteil denfalls dann, wenn er das Material rechtzei- Unterbleibt das, so stellt sich eine Durchset- zung des Anspruch auf Erhöhung der Vergü- vom 12.04.2011. tig bei einem ordnungsgemäß ausgesuchten tung wegen Materialpreiserhöhung regelmäßig Händler bestellt hat und nicht zur Herstellung als unmöglich oder zumindest als sehr schwie- Fazit: Bei einer Verlängerung des Materials, sondern lediglich zur Beschaf- rig dar. Demgegenüber hat der Auftragnehmer der Bauzeit kommt ein Anspruch auf fung verpflichtet ist; bei einer verspäteten Materiallieferung des Lie- Anpassung der Vergütung wegen Mate- - an einem Verschulden, das nach § 278 BGB feranten im Allgemeinen gute Möglichkeiten, rialpreiserhöhung durchaus in Betracht. dem Auftragnehmer zuzurechnen wäre, fehlt Schadenersatzansprüchewegen Bauzeitverzö- Das hängt allerdings auch vom konkreten es in diesem Fall. Ein Schadensersatzan- gerung oder Vertragsstrafen abzuwehren. Bei Sachverhalt ab, zudem ist die Rechtslage spruch wegen Bauzeitverzögerung und eine Fragen zu diesem Thema steht das Team der hierzu umstritten Vertragsstrafe scheiden dann aus; Geschäftsstelle mit Rat und Tat zur Seite.
Meister-Brief 8 Ausbildung Handwerk setzt Bemühungen um Ausbildung des Nachwuchses fort Die Zahl der Bewerber und Bewerberinnen dent setzt mit diesem Appell das richtige schen die Chance auf einen Einstieg in die am Ausbildungsmarkt geht ebenso wie die Zeichen zur richtigen Zeit! Die Ausbildung berufliche Karriere im Handwerk. Gleichzei- Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen des eignenen Nachwuchses sichert uns tig leisten sie einen wichtigen Beitrag, um aktuell zurück. Von Oktober 2020 bis März auch die Fachkräfte von morgen. Und wenn dem Fachkräfteengpass entgegenzuwirken: 2021 meldeten sich 1.575 Bewerber aus wir es nicht selbst in die Hand nehmen, wird „Das ist in der gegenwärtigen Situation Per- dem Rhein-Erft-Kreis für eine Ausbil- diese wichtige Aufgabe auch niemand ande- sonalarbeit mit Weitblick. Das setzt Offen- dungsstelle bei der Arbeitsagentur Brühl. res für uns übernehmen.“ heit, Mut, Flexibilität und den Willen, Neues Das sind 241 weniger als im Vorjahreszeit- auszuprobieren voraus“, bestätigt Klaus raum. Gleichzeitig wurden bisher 1.334 Was bedeutet Corona Friedrich, Kreislehrlingswart der Kreishand- Ausbildungsstellen gemeldet, 557 weniger für den Ausbildungsmarkt? werkerschaft Rhein-Erft. als vor einem Jahr. Noch 878 Stellen waren Zu dieser Frage liefert die Umfrage der Von allen befragten Unternehmen im Kam- Ende März unbesetzt. Handwerkskammer zu Köln beruhigende merbezirk gaben 83,9 Prozent an, in den Antworten, wie Hans Peter Wollseifer, Prä- letzten fünf Jahren regelmäßig ausgebildet Zur Halbzeit auf dem Ausbildungsmarkt stell- sident der Handwerkskammer zu Köln, fest- zu haben. Für 76,9 Prozent dieser Unterneh- te Rainer Imkamp, Vorsitzender der Ge- stellt: „In dieser wirtschaftlich schwierigen men wird sich - aufgrund von Corona - in die- schäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl, Phase der Pandemie kämpfen viele Unter- sem Jahr daran nichts ändern. Das ist ein gemeinsam mit Roberto Lepore der Hand- nehmen ums Überleben: Manche Betriebe leichter Rückgang von etwas über sieben werkskammer zu Köln sowie Peter Ropertz, mussten monatelang schließen, vielerorts Prozent. Insgesamt wollen nur wenige Un- stellvertretender Hauptgeschäftsführer der sind Aufträge oder Kundschaft weggebro- ternehmen ihr Ausbildungsengagement für Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft, die ersten chen – und da wo sie vorhanden sind, wer- dieses Jahr aussetzen, ihren Betrieb verklei- Daten zum Ausbildungsmarkt 2021 vor. den beispielsweise langsam Arbeitsmateri- nern oder ihr Ausbildungsengagement ein- „Der Ausbildungsmarkt ist im Frühjahr stark alien knapp.“ Dennoch zeige die aktuelle stellen. Der am häufigsten genannte Grund in Bewegung und es ist nicht ungewöhnlich, Blitzumfrage, dass das Handwerk vor Ort in nicht auszubilden, ist offenbar, dass keine dass die Zahlen von Jahr zu Jahr schwanken. seinem Ausbildungsengagement nicht nach- passenden Bewerber*innen gefunden wer- Aber auch in diesem Jahr erschwert vor al- lässt. Damit leiste es einen wertvollen Bei- den konnten. 22,6 Prozent der Handwerks- lem die Corona Pandemie den Ausgleich am trag für die Gesellschaft, biete jungen Men- betriebe, die nicht ausbilden, gaben dies an. Ausbildungsmarkt,“ heißt es. Der Lockdown schen Orientierung, berufliche Perspektiven Auffallend ist, dass nur 9,5 Prozent der be- schränke die persönliche Beratung junger und eine verlässliche Zukunft. Wollseifer fragten Unternehmen die Fördermöglichkei- Menschen in den Arbeitsagenturen und wörtlich: „Das verlangt unser aller tiefsten ten des Bundesprogramms „Ausbildung si- Schulen stark ein. „Ich möchte deshalb an Respekt. Ich danke allen Ausbildungsbetrie- chern“ für sich in Anspruch genommen Arbeitgeber appellieren, trotz aller Heraus- ben im Bezirk der Handwerkskammer zu haben. forderungen bei der Ausbildung aktiv zu Köln ausdrücklich für ihr ungebrochenes Am 17. März dieses Jahres hatte das Bun- bleiben.“ Nach der Pandemie würden sie Ausbildungsengagement.“ deskabinett beschlossen, das Bundespro- sich wieder über fehlende Fachkräfte Ge- Mit Blick auf die Zukunft und den sich immer gramm „Ausbildungsplätze sichern“ zu danken machen, so Imkamp. stärker abzeichnenden Fachkräftemangel verlängern und auf das Ausbildungsjahr Im März befanden sich noch 853 junge Men- appelliert Wollseifer an die Mitgliedsbetrie- 2021/2022 auszuweiten. Damit sind zahl- schen auf der Suche nach einer Lehrstelle. be im Kammerbezirk, die noch nicht ausbil- reiche Verbesserungen für die Betriebe Hier wurden im Vergleich zum Vorjahr 247 den, dies auch kurzfristig in Erwägung zu verbunden. oder 22,5 Prozent weniger gezählt. 273 Ju- ziehen: „Die Betriebe die jetzt nicht ausbil- Dafür wurden die Förderungen im Rahmen gendliche hatten im März bereits einen Aus- den, werden das in ein paar Jahren zu spü- der Ersten Förderrichtlinie deutlich verbes- bildungsplatz gefunden, das waren 48 weni- ren bekommen.“ sert. ZU diesen Fördermöglichkeiten hatte ger als vor einem Jahr. Insgesamt hatten 551 Unternehmen aus die Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft be- dem gesamten Kammerbezirk an der Um- reits Ende Mai gemeinsam mit der Agentur Wer gerade einen Ausbildungsplatz frage der Handwerkskammer zu Köln teilge- für Arbeit in Brühl ein Online-Seminar ange- sucht, kann dennoch aufatmen nommen. boten: Trotz Pandemie, und den damit verbunde- 71,9 Prozent davon sind Unternehmen mit Die bisherige Ausbildungsprämie für Be- nen wirtschaftlichen Unsicherheiten, setzt weniger als neun Mitarbeiterinnen und Mit- triebe, die ihr Ausbildungsniveau halten, er- das Handwerk weiter auf Ausbildung, wie ei- arbeitern; das sind größtenteils diejenigen höht sich für das nächste Ausbildungsjahr ne aktuelle Blitzumfrage der Handwerks- Betriebe, die teilweise besonders hart von von 2.000 Euro auf 4.000 Euro. kammer zu Köln zeigt. Kammerpräsident der Corona-Krise getroffen wurden. Gerade Die Ausbildungsprämie plus für Betriebe, Wollseifer dankt deshalb ausdrücklich Aus- diese gaben an, dass sie – trotz der mit der die ihr Ausbildungsniveau steigern, erhöht bildungsbetrieben und appelliert an diejeni- Pandemie einhergehenden Einschränkun- sich für das nächste Ausbildungsjahr von gen, die noch nicht ausbilden: „Wer jetzt in gen und wirtschaftlichen Folgen – grund- 3.000 Euro auf 6.000 Euro. Azubis investiert, investiert in seine betrieb- sätzliches Interesse daran haben, weiterhin Aber auch der Anreiz, Auszubildende und liche Zukunft!“ Und Helmut Klein, Kreis- auszubilden. ihre Ausbilder trotz Kurzarbeit im Betrieb zu handwerksmeister der Kreishandwerkschaft Damit ermöglichen die Handwerksunter- halten, ist verbessert worden. Neben dem Rhein-Erft, ergänzt: „Unser Kammerpräsi- nehmen in der Region weiterhin jungen Men- Zuschuss zur Ausbildungsvergütung gibt es
Kämpft mit seinen Kolleginnen und Kollegen um jeden einzelnen Ausbildungsplatz und um jeden einzelnen Auszubildenden im Handwerk: Klaus Friedrich, Kreislehrlingswart der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft. nun auch einen Zuschuss zur Ausbilderver- len. Dafür können Ausbildungsbetriebe je vor allen Dingen in den Abschlussklassen gütung. Auszubildender/n einmalig 50 Prozent der konnten nicht stattfinden. Und noch ein ele- Außerdem wurde ein Lockdown-II-Son- Kosten für einen Vorbereitungslehrgang er- mantarers Standbein - vielleicht sogar das derzuschuss (in Höhe von 1.000 Euro) für halten, maximal jedoch 500 Euro. wichtigste - ist durch die Pandemie wegge- ausbildende Kleinstunternehmen einge- Ausbildungsbetriebe und ausbildende Ein- brochen. Klaus Friedrich: „Unsere Betriebe führt, wenn der Ausbildungsbetrieb im aktu- richtungen können diese Unterstützungen können seit nahezu 18 Monaten keine wirk- ellen Lockdown seine Geschäftstätigkeit bei den örtlichen Arbeitsagenturen beantra- lichen sinnvollen Praktika anbieten. Und das nicht oder nur noch im geringen Umfang gen. ist für beide Seiten fatal. Für die Jugendli- wahrnehmen durfte und die Ausbildung den- chen, die sich nicht mehr im Arbeitsalltag noch fortgeführt hat. Information zu den Fördermöglichkeiten verschiedener Berufsbilder ausprobieren Für den Fall, dass ein Ausbildungsplatz finden Sie beispielsweise auf der Website können und für unsere Handwerksbetriebe wegen Insolvenz des Betriebes verloren- der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft. gleichermaßen. Denn Praktikumstage oder geht, wurden auch Verbesserungen bei den Schon seit einigen Jahren machen sich besser noch ein, zwei Wochen sind für die Übernahmeprämien vollzogen; die Förder- Kreislehrlingswart Klaus Friedrich und das Feststellung der Qualifiaktion jugendlicher höhe verdoppelt sich auf 6.000 Euro. Geför- Team Lehrlingswarte aller Innungen intensi- Bewerber oftmals wichtiger als die reine Pa- dert wird jetzt auch die Übernahme von Aus- ve Gedanken darüber, wie die Suche nach pierform der Zeugnisse.“ zubildenden, deren Ausbildungsvertrag Auszubildenden auch dauerhaft verbessert Und dennoch hat das Handwerk im Rhein- pandemiebedingt beendet wird. werden kann. So war die Idee entstanden Erft-Kreis in den vergangenen Monaten Um Auszubildende noch stärker bei dem er- und auch bereits mit großem Erfolg umge- nichts unversucht gelassen, sich als attrak- folgreichen Abschluss ihrer Berufsausbil- setzt, sich mit einem attraktiven Gemein- tiver Ausbilder zu präsentieren. Unlängst dung unter die Arme zu greifen, werden im schaftsstand an den immer sehr stark fre- zum Beispiel im Rahmen der ersten kreis- Jahr 2021 außerdem besonders pandemie- quentierten Ausbildungsmessen in der weiten, digitalen Ausbildungsbörse. Viele betroffene Betriebe mit Zuschüssen zu den Region zu beteiligen. „An der Stelle hat uns Stunden lang hat Kreislehrlingswart Klaus Kosten für externe Prüfungsvorbereitungs- die Corona-Pandemie natürlich einen richtig Friedrich im Heinrich Nagel-Saal vor dem lehrgänge unterstützt werden, wenn sie ih- fetten Strich durch die Rechnung gemacht“, Bildschirm seines Rechners gesessen und ren Auszubildenden Plätze in solchen - auch sagt der Kreislehrlingswart. Auch die wichit- die Fragen der über eine Videoplattform zu- digitalen - Lehrgängen zur Verfügung stel- gen Schulbesuche mit Infoveranstaltungen geschalteten Jugendlichen beantwortet.
Meister-Brief 10 Aktuell Lea Hochstein übernimmt neue Aufgaben bei der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft Lea Hochstein (24, Foto) übernimmt neues einheitlichen Prüfungsunterlagen, dann muss Aufgabengebiet für die Innungen aus dem sie die Listen der Prüflinge mit den verant- Bereich der Kreishandwerkerschaft Rhein- wortlichen Klassenlehrern in den verschiede- Erft. nen Berufsschulen abgleichen, die Prüflinge offiziell zur Prüfung einladen und schließlich Die Gesellenprüfung ist nicht nur für die die Prüfungstermine abstimmen. Auszubildenden im Handwerk ein Meilen- Dabei musste Lea Hochstein gleich zu Be- stein in der Berufsausbildung. Das Prüfungs- ginn mit den besonderen Herausforderungen wesen bedeutet auch für die Mitarbeiterin- der Corona-Pandemie klar kommen. „Wir nen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der hatten ja ganz unterschiedliche Phasen. Mal Kreishandwerkerschaft vor allen Dingen ei- mussten Prüfer und Prüflinge Negativtests nes: Viel (Fleiß-)arbeit! Jahrelang hatte sich unterstützt. „Als mir dieses Aufgabengebiet zur Prüfung mitbringen, mal waren Prüflinge Hans-Peter Henseler diese wichtigen Aufga- jetzt von der Geschäftsführung übertragen plötzlich in Quarantäne und konnten gar be gewidmet. Mit seinem Ausscheiden Ende worden ist, war ich ja schon gut eingearbei- nicht an der Prüfung teilnehmen“, erklärt die März dieses Jahres, hat Lea Hochstein diesen tet“, sagt die sympathische junge Frau und lä- junge Bürokauffrau. Und auch die Anzahl der Bereich übernommen. chelt. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt nun Prüflinge pro Prüftermin war und ist immer Die 24-jährige Bergheimerin hat bereits ih- auf den Vorbereitungen für die Gesellenprü- inzidenzabhängig. re Ausbildung zur Kauffrau für Büromanage- fungen Teil I und II beziehungsweise Zwi- Gut wenn man da einen erfahrenen Men- ment bei der KH absolviert und nach erfolg- schenprüfungen. Und das für alle elf ange- schen als Rückhalt hat: Lea Hochstein: reicher Prüfung 2019 Hans-Peter Henseler bei schlossenen Innungen. Über die jeweiligen „Wenn‘s ganz knifflig wird, kann ich zum dessen Arbeit im Prüfungswesen tatkräftig Fachverbände organisiert sie die landesweit Glück immer noch Herrn Henseler anrufen!“ Initiative Praktikum Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft hat sich der Initiative des Westdeutschen Handwerkskammertages angeschlossen Mit der Initiative Praktikum 2021 (www.whkt. dungsplätze in großem Umfang nicht besetzen. vom Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Hei- de/praktikum2021) bietet der Westdeutsche Deshalb sehen die Handwerkskammern dringen- zungs- und Klimatechnik bis Zweiradmechatro- Handwerkskammertag (WHKT) ein neues Ser- den Handlungsbedarf. Aus der Corona-Krise darf niker/in.“ viceangebot des Handwerks für junge Menschen, nicht eine verschärfte Fachkräfte-Krise werden. Die Initiative Praktikum 2021 des WHKT (www. die einen beruflichen Anschluss nach der Schule Und vor allem darf die Pandemie nicht dazu füh- whkt.de/praktikum2021) hat drei konkrete Ange- gerade in Corona-Zeiten benötigen. Dazu ren, dass junge Menschen ihre enormen Zu- bote: WHKT-Präsident Hans Hund: „Mit dieser Initia- kunftschancen im Handwerk nicht entdecken. 1. Ansprechpartner im Handwerk vor Ort, um tive Praktikum 2021 will die Handwerksorganisa- Der Corona-Pandemie zum Trotz bildet das sich beraten und in ein betriebliches Praktikum tion helfen, und zwar Schulabgänger/-innen, Stu- Handwerk fleißig Nachwuchs aus und sucht vermitteln zu lassen. dienaussteiger/-innen und Ausbildungsbetrieben. Praktikantinnen und Praktikanten, um für ihre 2. Eine Datenbank mit ausbildungsberechtigten Das Handwerk hat Arbeit, tolle Ausbildungsmög- vielfältigen Berufe zu begeistern und eine be- Betrieben, um sich selbst im Wunschberuf und in lichkeiten und sichere Beschäftigungsperspekti- triebliche Ausbildung kurzfristig in Aussicht zu der Wunschregion einen Praktikumsbetrieb zu ven. Das Betriebspraktikum ist auch in Corona- stellen. WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias suchen. Zeiten die Eintrittskarte in den Betrieb.“ Heidmeier betont: „ ‚Ausbildung jetzt!‘ be- 3. Ein Online-Service, um mit Unterstützung Einer Krise am Ausbildungsmarkt trotz guter schreibt als Motto des Ausbildungskonsenses ge- kurzfristig einen Ausbildungsplatz zu finden. Konjunktur im Handwerk will das Handwerk jetzt nau die Situation im Handwerk. Praktikumsplät- vorbeugen, nach einem drastischen Einschnitt ze und Ausbildungsplätze stehen für diesen Alle weitere Informationen erhalten die Mit- um minus 7,9 Prozent am Ausbildungsmarkt im Sommer im ganzen Land zur Verfügung. Das gliedsbetriebe aus dem Bereich der Kreishandwer- Handwerk im Jahr 2020. Das Handwerk konnte Handwerk sucht junge Menschen, die nach den kerschaft Rhein-Erft ab sofort auch telefonisch un- schon im vergangenen Jahr seine offenen Ausbil- Sommerferien einen beruflichen Einstieg suchen, ter 02234 - 52222.
Schritt in die Zukunft 3,2 Millionen Treffer de, brachte dem vor 101 Jahren auf einer Internet- gegründeten Familienbetrieb Suchmaschine - das Weltruhm ein. Längst werden diese muss man als Hand- Kerzenhalter mit der Typenbe- werksbetriebe mit nur zeichnung ‚Nagel Variante S 22‘ als einem einzigen Pro- Designikonen gehandelt und heute dukt aus der eigenen im Auftrag einer dänischen Designe- Werkstatt erst einmal rin vor allen Dingen für den skandi- schaffen. Der Nagel KG navischen Markt produziert. Offiziell Metallbau aus Wesse- entwickelt wurde der Kerzenhalter ling ist das gelungen! von Fritz Nagel und Caesar Stoffi. Was in den 60er Jahren als dreieckiger Steckkerzen- Bis Mitte der 90er Jahre wurden weltweit rund 22 halter aus Metall in der Werkstatt an der Klobbotz- Millionen Stück dieser Kerzenhalter verkauft. Lesen straße 22 im Wesselinger Stadtteil Keldenich von sie die Erfolgsgeschichte des Wesselinger Familien- Hand gefertigt wur- betriebes auf den folgenden Seiten >> Mehr als eine Heizung. Ein Heizsystem mit Zukunft. Als Systemexperte bietet Ihnen Buderus die ganze Welt der Heiztechnologie aus einer Hand. Unsere Systeme sind hocheffizient, miteinander vernetzt und können an Ihren individuellen Bedarf angepasst werden. So haben Sie mit Buderus immer eine zukunftsweisende Bosch Thermotechnik GmbH l Buderus Niederlassung Köln Toyota-Allee 97 l 50858 Köln l Tel: 02234/9201-0 l koeln@buderus.de Heizsystemlösung. www.buderus.de
Meister-Brief 12 wir gratulieren Schritt in die Zukunft Die Nagel Metallbau GmbH & Co.KG erbt - wurde. Einige Arbeiten aus der Metallbau in Wesseling-Keldenich ist Werkstatt an der Klobbotzstraße sind im vergangenen Jahr genau 100 Jahr heute in der Keldenicher Pfarrkirche alt geworden. Die geplante Jubilä- St. Andreas zu bewundern. So auch das umsfeier musste Corona-bedingt ab- Gesellenstück und das Meisterstück - gesagt werden. Und damit auch die ein sogenannter Ambo (Lesepult) von für diese Feierlichkeiten geplante, Klaus Nagel, der das Unternehmen in offizielle Schlüsselübergabe an die dritter Generation bis ins vergangene vierte Generation. Der Wechsel an Jahr hinein geleitet hatte. der Unternehmensspitze wurde 2020 Aber noch einmal zurück zu den Anfän- dennoch vollzogen. Und so leiten nun gen. Die Ausbildung des Nachwuchses Manuel Nagel als Geschäftsführer - damals war das noch mit dem Begriff und Wilma Lange-Hilger als Prokuri- ‚Erziehung‘ verbunden - lag schon stin den Betrieb. Als Cousin und Cou- Gründer Paul Nagel ganz besonders sine setzen die Beiden die Familien- am Herzen. So ist in der Chronik nach- tradition fort. zulesen, dass sein erster Lehrling, Theo Schaden, 1970 als damals na- Als Paul Nagel, Uropa der beiden heu- türlich dienstältester Mitarbeiter das tigen Gesellschafter, im Mai 1920 in 50-jährige Betriebsjubiläum mitfeiern seinem Elternhaus den Handwerksbe- konnte. „Von der Lehre bis zur Rente trieb gründete, konnte er sicherlich und dabei nicht selten 50 Jahre lang nicht ahnen, dass er den Grundstein bei uns im Betrieb. Das ist auch heute für ein Unternehmen legen würde, das bei vielen noch so“, sagt Wilma Lange. später Weltruf und Weltruhm erlangen Fluktuation bei den Mitarbeitern gab würde. Paul Nagel war Kunstschmie- und gibt es kaum. demeister und verdiente sein Geld als Schon in den 30er Jahren erkannte Paul Lehrer an der Kunstgewerbeschule Nagel die Vorteile der Serienfertigung. in Köln sowie an der Berufsschule in So entstanden erste kunsthandwerk- Wesseling. Mit seinem noch jungen liche Arbeiten in Schmiedeeisen und Betrieb spezialisierte er sich zunächst Messing. Und Paul Nagel entdeckte konsequenterweise auf die Fertigung schnell einen lukrativen Vertriebsweg, von außergewöhnlichen Kunstschmie- denn er präsentierte seine Arbeiten dearbeiten. Eine Fähigkeit übrigens, 1937 erstmals auf der Leibziger Mes- die über Generationen im Familien- se. Schnell wuchs der Kundenkreis im betrieb weitergereicht - oder gar ver- gesamten Reichsgebiet. Im Mai 1920 gründete der Kunstschmiedemeister Paul Nagel einen kleinen Handwerksbetrieb für Kunstschmiedearbeiten. Erster „Firmensitz“ war das Elternhaus an der Oberdorfstraße 4 in Wesselling-Keldenich (Foto oben). 1958 waren die Wirren des 2. Weltkrieges überwunden, der Wiederaufbau war in vollem Gange und an der Klobbotzstraße entstand das neue Fir- mengebäude mit einer Werkstatt und Platz für mehr als100 Mitarbieter (Fo- tos mitte und unten). Hier befindet sich auch heute noch die Betriebsstätte der Nagel Metallbau GmbH & Co.KG.
Wir Dann stürzte Hitler die ganzen Welt in Am 5. Mai 1995 - zum 75-jährigen Fir- für Ihre Energie! den Krieg und der totale Zusammen- menjubiläum - übernahm mit Klaus bruch erfasste auch die Firma Nagel. Nagel die 3. Generation die Firmenlei- Im Herbst 1945 begann Paul Nagel tung. Der Metallbaumeister und Di- mit dem Wiederaufbau. Reparaturen plomarchitekt - beide Abschlüsse ge- und die Beseitigung der Kriegsfolgen langen ihm in einem Jahr - hat in den Energieversorgung brachten ihm und seinen Mitarbei- vergangenen 25 Jahren nicht nur das tern Aufträge. Schon 1950 war die Erbe seiner Vorfahren bewahrt, son- und mehr … Zahl der Mitarbeiter wieder auf 30 dern die Entwicklung des Betriebes gestiegen. in einem sich zunehmend schneller Zwei Jahre nach dem Tod des Firmen- vernändernden Markt konsequent [Projektpartner] gründers hatten dessen Söhne Hein- weiterentwickelt. Wie auch sein Vater rich (Schlossermeister), Paul (Bildhau- Heinrich war Klaus Nagel früh im Eh- er und Schlossermeister), Wilhelm renamt des Handwerks engagiert. Ab (Goldschmiedemeister und Lehrer an 1969 war Heinrich Nagel Obermeister der Kölner Werkschule) sowie Hans der Fachinnung Metall, 1978 wurde (Kaufmann) den Betrieb übernom- er zum Kreishandwerksmeister ge- Jürgen Bürger, Vertriebsleiter men. Die unterschiedlichen Talente wählt. Schon Mitte der 1970er Jahre der vier Gesellschafter führten in den trieb Nagel die Zusammenlegung der Folgejahren zu Erweiterungen des Handwerksinnungen des Altkreises Unternehmens: Zunächst wurden in Bergheim mit der des Landkreises Wesseling und Brühl zwei Ladenlo- Köln zur Kreishandwerkerschaft kale unter der Firmierung „Schaulade“ Rhein-Erft voran und setzte sich dafür eröffnet und Kaufmann Hans Nagel ein, dass die Organisation selbststän- übernahm 1956 die Leitung einer Ver- dig blieb. Nach seinem Ausscheiden triebsgesellschaft für den Export nicht als Kreishandwerksmeister im Jahr nur der Eigenerzeugnisse. 2000 wurde er zum Ehrenkreishand- Einen Meilenstein in der Erfolgsge- werksmeister gewählt. 2009 ver- schichte des Wesselinger Familienbe- starb Heinrich Nagel im Alter von 88 triebes kennzeichnet das Jahr 1958: Jahren. Klaus Nagel wurde 2011 für Endlich konnte der lange ersehnte seine langjährigen Verdienste zum und dringend benötigte Neubau der Ehrenmeister ernannt. Er war seit Betriebsstätte an der Klobbotzstraße 1993 im Vorstand der Fachinnung verwirklicht werden. Hier entstand Metall Rhein-Erft und Mitglied des eine für damalige Verhältnisse hoch- Prüfungsausschusses. Von 1999 bis moderne Fertigungshalle mit Arbeits- 2008 bekleidete Klaus Nagel das Amt plätzen für bis zu 100 Mitarbeitern. des stellvertretenden Obermeisters Damit waren nun auch endlich die der Fachinnung Metall Rhein-Erft und Voraussetzungen geschaffen für die von 2001 bis 2010 war er stellvertre- Erweiterung der Metallverarbeitung. tender Kreishandwerksmeister. Metallbau und Kunsthandwerk wur- Für die jetzt vierte Generation an der den als zwei Abteilungen unter dem Spitze des Familienunternehmens Dach der Paul Nagel KG zusammen- stehen zwei Projekte ganz oben auf gefasst. Heinrich Nagel übernahm die der Agenda. Da ist zum einen die Wei- Geschäftsführung. terentwicklung der Herstellung von Auch die zweite Generation erkannte Präzisionsbauteilen aus Stahl verbun- früh Chancen, die sich durch neue Pro- den mit der notwendigen digitalen duktions- und Fertigungsverfahren er- Transformation sowohl der Produk- gaben. Aluminium war der neue Werk- tions- wie auch aller Planungspro- stoff, aus dem Fenster, Türen, ja ganz zesse. Dazu möchten - und das ist das Fassaden konstruiert werden konnten. zweite ganz große Projekt - Manuel Objekte im In- und Ausland, Kranken- Nagel (34 Jahre jung) und seine Cou- häuser, Kirchen und öffentliche Bau- sine Wilma Lange-Hilger (35) einen ten tragen bis heute in wesentllichen komplett neuen Standort aufbauen. Teilen die Handschrift der Handwerks- An der Klobbotzsstraße wird es nicht kunst aus dem Hause Nagel. So etwa nur langsam eng, der Betrieb liegt als auch die Uhr an der Fassade des Wes- inzwischen einziger Handwerksbe- selinger Rathauses. trieb, mitten in einem Wohngebiet. GVG Rhein-Erft GmbH Max - Planck - Str. 11 · 50354 Hürth · www.gvg.de
Meister-Brief 14 Aktuell Material wird knapp, die Preise explodieren Holz, Metall, Baustoffe: Das Bauhand- zu Köln und dem Zentralverband des Deut- sehen mit einem hohen Risiko verbunden, werk leidet im Zuge der Coronakrise unter schen Handwerks ZDH angekommen. Des- das viele Handwerksbetriebe in der mo- hohen Preissteigerungen bei Materialien sen Präsident Hans Peter Wollseifer in ei- mentanen Situation nur schwer stemmen und Rohstoffen. Grund sind Lieferketten- ner aktuellen Stellungsnahme: „Damit wer- können.“ Unterbrechungen und Produktionsausfäl- den nun tragischerweise indirekt diejenigen Ursache für den Materialengpass bei Bau- le. Immer mehr Handwerksbranchen sind Handwerksbereiche von der Coronakrise stoffen ist offenbar eine hohe Nachfrage inzwischen direkt betroffen. heruntergezogen, die bislang einen Stabili- aus China und in den USA. Die produzie- tätsanker in dieser wirtschaftlich schwieri- rende Industrie schafft es derzeit nicht, die Die Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft er- gen Phase dargestellt haben.“ entsprechende Nachfrage zu bedienen. Die hält seit mehreren Wochen fast täglich Hil- Wollseifer steht dazu im engen Austausch erste pandemiebedingte Lockdown-Phase ferufe ihrer Mitgliedsbetriebe – vorwiegend mit Fachverbänden, örtlichen Kreishand- des vergangenen Jahres hängt allen nach! aus den Bau- und Ausbaugewerken. Die werkerschaften, Innungen und führt Ge- Aber darauf nehmen weder die Chinesen Betriebe wenden sich hilfesuchend an ihre spräche mit Handwerksbetrieben. Er hält noch die US-Amerikaner in irgendeinder KH und die Innungen, da derzeit sehr vie- dahingehend fest: „Die Lage ist extrem Form Rücksicht. le Rohstoffe extrem schwer beschafft wer- angespannt. Viele Handwerkerinnen und Das Handwerk appelliert damit vor allem an den können und Preise für Vorprodukte wie Handwerker können nur noch tagesaktuelle Produzenten und Großhändler, die derzeiti- Holz, Metalle, Dämmwolle, Farben und Si- Angebote kalkulieren. Das ist für ein Unter- ge Lage nicht für einen generellen Preisan- likone exorbitant ansteigen. Längst ist das nehmen nicht nur mit zeitaufwendiger Re- stieg in ihren jeweiligen Sortimenten auszu- Problem auch bei der Handwerkskammer cherche, sondern gesamtwirtschaftlich ge- nutzen und bittet Kundinnen und Kunden
Meister-Brief Aktuell 15 um Verständnis. Kreishandwerksmeis- geworden. ter Helmut Klein stellvertretend für Lars Becker, stellvertretender Ober- seine Kolleginnen und Kollegen: „Vie- meister der Dachdecker-Innung Rhein- le Handwerkerinnen und Handwerker Erft: „Die extremen Materialengpäs- kommen derzeit in Leistungsverträgen se und Preissteigerungen treffen das nicht um eine Preisgleitklausel herum. Dachdeckerhandwerk sehr hart. Seit Dieses unternehmerische Handeln ist Monaten versuchen sich unsere Mit- eine Notlösung und wird von unseren gliedsbetriebe durch erhöhte Lagerhal- Mitgliedsbetrieben nicht ausgenutzt. tung und Materialvorbestellungen ei- Im Gegenteil: Die gestiegenen Mate- nigermaßen darauf einzustellen, denn rialpreise sind ein dickes Brett, an dem viele Materialien sind schon jetzt nicht unsere Bau- und Ausbaugewerke lange mehr erhältlich. Das kostet viel Geld bohren müssen.“ und Zeit bei der Organisation, da wir Die Kreishandwerkerschaft hatte be- in unserem Gewerk in vielen Material- reits vor einigen Wochen reagiert und sparten betroffen sind (Holz, Kunst- gemeinsam mit der Frechener Rechts- stoffe, Bitumenschweißbahnen, Metal- anwaltskanzlei DJS&G Seminare orga- le). Bis zum Ende des Sommers schei- nisiert. Die insgesamt fünf online-Se- nen die meisten Dachdecker noch agie- minare waren so gut wie selten zuvor ren zu können, spätestens danach droht „besucht“, mehr als 250 Teilnehmerin- unseren Betrieben zumindest in Teilen nen und Teilnehmer konnte Fachan- die Kurzarbeit wegen Materialmangels walt Frank Dierker über die juristischen trotz voller Auftragsbücher.“ Das, so Be- Folgen der Materialpreiserhöhungen cker weiter, werde sich auf den ganzen informieren (siehe dazu gesonderter Be- Bausektor sowie die Bauherrenschaft richt auf den Seiten 6 und 7) auswirken: „Die Politik muß handeln Verglichen mit der Preissituation im und uns sinnvoll unterstützen.“ Herbst 2020 sind im Bereich Holz Preis- Betriebe, die von hohen Preisschwan- steigerungen um bis zu 50 Prozent, bei kungen oder einem Materialengpass Metall Preisaufschläge von mehr als 200 betroffen sind und Hilfe bei der Ver- Prozent zu verzeichnen – Tendenz stei- tragsgestaltung benötigen, können gend. Die Kosten für die Beschaffung sich jederzeit an die Kreishandwer- von Steinen und Baustoffen sind eben- kerschaft Rhein-Erft in Frechen wen- falls spürbar gestiegen. Soweit mach- den. Die Ausarbeitung zu wichtigen Natürlich verlässt kein vernünftiger Handwer- bar, werden Steine aus Kostengründen Fragen der Vertragsgestaltung und ker so seine Baustelle; und doch verdeutlicht in der Aus- und Fortbildung mehrfach vielen weiteren Punkten von Fach- dieses Bild symbolhaft die Folgen des aktuen verwendet - in der aktuellen Situation anwalt Frank Dierker liegt hier auch Materialengpasses. noch häufiger als ohnehin üblich. Selbst schriftlich vor und wird auf Nachfra- Kupferkabel sind schon zur Mangelware ge als pdf-Dokument verschickt. Trockenheit verhagelt die Bilanz Viele Aufträge, wenig Material: Tischlereien im Rhein-Erft- 95 Prozent der Tischler in NRW berichten, dass die Einkaufs- Kreis leiden unter Lieferengpässen preise für Holz und andere Rohstoffe seit Beginn des Jahres deutlich gestiegen sind. Das geht aus der aktuellen Konjunk- Holz, Holzwerkstoffe und andere Baumaterialien sind seit turumfrage des Fachverbandes Tischler NRW hervor. „90 Pro- mehreren Wochen ein knappes Gut. Bislang deutet nichts zent der Betriebe befürchten zudem, dass sich diese Entwick- darauf hin, dass sich die Lage rasch verbessern wird. Die lung in den nächsten Monaten fortsetzen wird und die Kosten Materialknappheit entwickelt sich zunehmend auch für die für Rohstoffe weiter anziehen werden“, sagt Frank Wilkening Tischlereien im Rhein-Erft-Kreis zu einem ernstzunehmenden „Um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können, sind auch Problem. „Aufgrund von Lieferengpässen können manche viele Betriebe gezwungen, ihre Verkaufspreise entsprechend Projekte nur mit enormer Zeitverzögerung fortgeführt oder anzupassen.“ Die Gründe für die Lieferengpässe von Holz sind gar nicht erst begonnen werden“, erklärt Frank Wilkening, vielschichtig. Beispielsweise haben in den vergangenen Jah- Obermeister der Tischler-Innung Rhein-Erft. „Zudem machen ren Trockenheit und Schädlingsbefall zu einem außergewöhn- uns die enormen Preissteigerungen zu schaffen.“ lich hohen Anteil an Schadholz in deutschen Wäldern geführt.
Meister-Brief 16 Aktuell M ehr als zwei Stunden lang hat Hintergrund, dass im September ein neuer sich Handwerkspräsident Hans Bundestag gewählt wird und in der Folge Peter Wollseifer bei einem eine Regierung in neuer Konstellation Video-Meeting im Frechener Verantwortung übernehmen muss. Or- Haus des Handwerks den Fragen der ganisiert hatte diese Digitalveranstaltung Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestellt. die Geschäftsstelle der Kreishandwerk- Angesprochen wurde dabei die gesamte erschaft Rhein-Erft. Peter Ropertz, stell- Bandbreite der Themen, die das Hand- vertretender Hauptgeschäftsführer der werk aktuell beschäftigt: natürlich die KH: „Das Interesse am Austausch mit dem zahlreichen Folgen der Pandemie, das Spitzenvertreter des Handwerks ist natür- Problem des Fachkräftemangels verbun- lich sehr groß. Zudem freue ich mich aber den mit Fragen zur Nachwuchsgewinnung, auch darüber, dass dieses ja immer noch die Explosion der Materialpreise, einher- recht neue Format der Videokonferenz gehend mit zunehmenden Enpässen bei von unseren Mitgliedern gerne angenom- der Lieferung. Und das alles auch vor dem men wird.“ >>Seite 18
Meister-Brief Aktuell 17
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