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Menschen –Menschen Themen – Neuigkeiten – Themen – Neuigkeiten Das Magazin für den Ev.-luth. Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen 1/2022 Wahl zum Superintendenten noch im April Zwei Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Holger Grünjes Pastor Dr. Manuel Kronast (links) und Pastor Dirk Jonas bewerben sich um das Amt des Superintendenten im Kirchen- kreis Burgwedel-Langenhagen. Für das Amt des Superintendenten im Kirchenreis Burg- Beteiligten, die viel Zeit und Arbeit in die Kandidatensu- wedel-Langenhagen kandidieren Pastor Dirk Jonas (50) che investiert haben. Es hat sich sehr gelohnt“, sagt Regi- aus Burgdorf und Pastor Dr. Manuel Kronast (49) aus Han- onalbischöfin Dr. Petra Bahr. nover. Die Delegierten der Kirchenkreissynode werden am Dirk Jonas ist seit 2013 Pastor der St.-Pankratius- 21. April in nichtöffentlicher Wahl einen von ihnen zum Kirchengemeinde Burgdorf und seit 2016 stellvertreten- Nachfolger von Superintendent Holger Grünjes bestim- der Superintendent des Kirchenkreises Burgdorf. Zuvor men. Grünjes ist seit Dezember 2021 im Ruhestand. war der 50-Jährige fünf Jahre lang Pastor in Eimbeckhau- „Der Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen ist froh und sen (Bad Münder). Im dortigen Kirchenkreis Hameln-Py- dankbar, nach nur kurzer Vakanz zwei bestens geeignete rmont war er zudem in der Trauerarbeit tätig sowie als Bewerber für das ‚Weiße Haus‘, die Superintendentur in Projektleiter des 1.200-jährigen Jubiläums des Hamelner Langenhagen, gefunden zu haben“, sagt Tilmann de Boer, Münsters. Der ursprünglich aus Lüneburg stammende Vorsitzender der Kirchenkreissynode und des Wahlaus- Seelsorger absolvierte neben seinem Theologiestudium schusses. „Die Herausforderungen sind riesig – aber mach- an der Universität Heidelberg auch den dortigen Diplom- bar. Dirk Jonas und Dr. Manuel Kronast bringen, jeder auf studiengang Diakoniewissenschaft. Seit 2006 ist Jonas in seine Weise, passende Gaben und besondere Talente mit, der Chatseelsorge der Evangelischen Kirche aktiv. um mit uns allen, beruflich wie ehrenamtlich Engagierten, „Ich lebe und arbeite gerne im kleinstädtisch-ländlichen unsere Kirche zukunftsfähig zu gestalten.“ Raum. Ich habe Lust, genau hier im Norden Hannovers als „Zwei starke Kandidaten sind gefunden. Das macht die Superintendent Kirche mit vielen anderen verantwortlich Wahl richtig spannend. Die beiden engagierten Pastoren zu gestalten: Neues ausprobieren und Veränderungen verbinden theologische Klarheit, seelsorgliches Gespür wagen, kommunikativ und gesellschaftlich vernetzt, hoff- und reichlich Leitungserfahrung mit herzlicher Neugierde nungsstur und glaubensheiter“, sagt Dirk Jonas. und entschlossenem Gestaltungswillen. Ich danke allen Dr. Manuel Kronast ist seit 2006 Pastor der Paul-Ger- 1
Menschen – Themen – Neuigkeiten hardt-Kirchengemeinde Hannover-Badenstedt. Im dor- verschen Stadtkirchenverbandes und seit 2016 Mitglied im tigen Amtsbereich Hannover-Mitte des Stadtkirchenver- Aufsichtsrat des Diakonischen Werkes in Hannover. bandes war der gebürtige Ingolstädter viele Jahre zweiter „Dieser Kirchenkreis ist eine spannende Gemeinschaft stellvertretender Superintendent, bevor er 2021 zum ers- selbstbewusster, unverwechselbarer Gemeinden und Ein- ten Stellvertreter aufrückte. Von 2004 bis 2006 absolvierte richtungen. Hier zugewandt und geistlich geerdet verant- der 49-jährige Seelsorger ein Sondervikariat am Institut für wortlich mitzugestalten, dazu hätte ich große Lust – damit Wirtschafts- und Sozialethik in Marburg. Kronast studierte Kirche ein Segen sei nach innen und außen: durch Respekt Evangelische Theologie in Bethel und Münster. Seit 2015 ist voreinander, Sorge umeinander und Zukunftsplanung mit- der promovierte Theologe Mitglied im Vorstand des hanno- einander“, sagt Manuel Kronast. Gut strukturierte und vernetzte Hilfsangebote Im Burgwedeler Netzwerk für Geflüchtete organisieren sich 200 Menschen Der Hintergrund des Treffens an diesem Morgen ist bestürzend und traurig, dennoch wirken die fünf Menschen, die vor dem evangeli- schen Gemeindehaus St. Marcus in Wettmar zusammensitzen, nicht de- primiert oder gar gelähmt. Engagiert diskutieren sie, treffen Absprachen und machen Pläne – es hilft ihnen, anderen helfen zu können, und si- cher hilft auch das Erleben eines starken Gemeinschaftsgefühls. Pastorin Reni Kruckemeyer-Zettel, Kirchenvorsteher Jonas Kurtze, Ka- rin Müller, Karolina Meyer und Nina Engelhard sind Teil des Burgwedeler Netzwerkes „Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine“, das sich unmittel- bar nach dem Überfall des russischen Militärs auf das Nachbarland zusam- menfand. Mehr als 200 Menschen aus allen Ortsteilen Burgwedels, ei- Jonas Kurtze (von links), Nina Engelhard, Karolina Meyer, Reni Kruckemeyer- nige auch aus Langenhagen, Isern- Zettel und Karin Müller sind Teil des Burgwedeler Netzwerkes. hagen und der Wedemark, tauschen Foto: Andrea Hesse sich hier regelmäßig per Messenger aus über das, was gebraucht wird und das, was angeboten werden kann – vom Wohnraum Urlaub genommen, den sie nun nutzt, um Stück für Stück über das Kinderfahrrad bis hin zu Bügeln für die Kleider- wieder in das Arbeitsleben hineinzufinden. Sie ist so et- kammer, den Sprachkurs und die Corona-Impfung. „Unser was wie der Mittelpunkt des Netzwerkes: Bei ihr laufen Ziel ist es, gut strukturierte und vernetzte Hilfsangebote alle Informationen zusammen, werden sortiert, gebün- aufzubauen und mit diesen Strukturen auch die Stadt delt und an die „richtigen“ Menschen weitergegeben. Burgwedel zu entlasten“, erklärt Reni Kruckemeyer-Zettel. Diese Koordinierungsfunktion ist aktuell besonders wich- tig, da sich eine ganze Reihe von Kooperationspartner*in- Pastorin ist Mittelpunkt des Netzwerkes nen in der Hilfe für Geflüchtete engagiert: Mit dabei sind Wettmars Pastorin hat im Moment Zeit, sich um die Hil- die Bürgerstiftung, die Gruppen „Burgwedel hilft!“ und fe für Geflüchtete zu kümmern: Noch bis voraussichtlich „Burgwedel hilft in der Ukraine“, das Diakonische Werk, Ende April hat sie nach einer längeren Krankschreibung die Fahrradwerkstatt, die Initiative „Fuhrberg hilft helfen“, 2
Menschen – Themen – Neuigkeiten die General-Wöhler-Stiftung, die Lebensberatungsstelle, Marcus hilft“ sowie „St. Petri und St. Paulus helfen“. „An Burgwedels Ortsbürgermeister*innen, die Stadt Burgwe- diese Strukturen konnten wir anknüpfen“, erzählt Wett- del, die Tafel und natürlich alle evangelischen und die ka- mars Pastorin; das habe manches leichter gemacht. tholische Kirchengemeinde in Burgwedel. Vier Wochen nach Beginn des Krieges haben sich etwa Nicht aus dem Affekt heraus handeln 100 aus der Ukraine geflohene Menschen bei der Stadt An frühere Erfahrungen knüpfte auch Kirchenvorsteher Burgwedel gemeldet. Sie alle sind auf privaten, nicht Jonas Kurtze an: Im Sommer 2021 war er mit Jugendli- staatlich organisierten Wegen hierhergekommen und chen aus Wettmar ins Hochwassergebiet an der Ahr ge- haben private Aufnahme gefunden. „Wir haben hier in fahren, um zu helfen; nun begleitete er drei Reisebusse, Wettmar ein Haus, das wir eigentlich verkaufen wollten“, die mit Hilfsgütern nach Polen fuhren und mit Geflüchte- berichtet Nina Engelhard. Kurzentschlossen warfen sie ten nach Deutschland zurückkehrten. Die Fahrt sei richtig und ihr Mann diese Pläne über den Haufen und stellten und wichtig gewesen, sagt er; dennoch war er nach der das Haus einer mit drei Kindern aus der Ukraine geflohe- Rückkehr nicht zufrieden: Die Aufnahme der Menschen in nen Familie zur Verfügung. „Mittlerweile leben dort auch Deutschland sei chaotisch verlaufen und habe Geflüchtete noch eine Schwägerin mit ihren Zwillingen und die Oma“, und Helfer*innen belastet. Ohnehin empfiehlt Kurtze al- erzählt Engelhard. Die Chemie zwischen der Gastgeberin len Engagierten, nicht aus dem Affekt heraus zu handeln: und ihren Gästen stimmt und möglicherweise wird sich „Man sollte sich gut überlegen, ob man bislang fremde daraus auch eine berufliche Perspektive für eine der ge- Menschen in die eigene Wohnung aufnehmen sollte – das flüchteten Erwachsenen ergeben. kann viele Folgen haben.“ In einem sind sich die fünf Helfer*innen, die an die- Anknüpfen an bestehende Strukturen sem Morgen in Wettmar zusammengekommen sind, ei- Kinderbuchautorin Karin Müller aus Wettmar organisiert nig: Die Hilfsbereitschaft ist noch deutlich größer, als sie gerade einen Deutschkurs als Bindeglied zu den geplanten es in den Jahren 2025/16 war, als zahlreiche Menschen Integrationskursen der Volkshochschule, die in einigen aus arabisch geprägten Ländern nach Europa flohen. Das Wochen im Gemeindehaus St. Paulus in Großburgwedel mag daran liegen, dass uns die angegriffene Ukraine als beginnen sollen; Karolina Meyer aus Thönse, geboren und Teil Europas räumlich und kulturell näher steht; vielleicht aufgewachsen im ukrainischen Odessa, steht als Dolmet- auch daran, dass es aktuell schutzbedürftig erscheinende scherin zur Verfügung, wann immer es nötig ist. „Ich habe Frauen und Kinder sind, die hierher fliehen, während da- gemerkt, dass mich der direkte Kontakt zu Menschen und mals viele jüngere Männer Schutz in Deutschland such- ihren Schicksalen noch viel stärker anrührt, als wenn ich ten. Und: „Hier sprechen viel mehr Menschen Russisch davon in der Zeitung lese“, sagt Meyer. Sie plant gemein- oder Ukrainisch als Arabisch“, sagt Karolina Meyer. same Zoobesuche und Stadtführungen in Hannover, um den Menschen aus der Ukraine das Ankommen in ihrer In nahezu allen Kirchengemeinden im Kirchenkreis neuen Heimat zu erleichtern – auch, wenn es nur eine Burgwedel-Langenhagen engagieren sich beruflich Heimat auf Zeit bleiben sollte. und ehrenamtlich Tätige für die Menschen, die noch Gefragt, was es denn brauchte, damit das Netzwerk aus in den Kriegsgebieten der Ukraine ausharren und für Helfer*innen in Burgwedel so schnell entstehen konnte, diejenigen, die die Flucht hierher geschafft haben. verweist Kruckemeyer-Zettel auf Strukturen, die bereits Die Angebote werden kontinuierlich an den Bedarf 2015/16 rund um die Burgwedeler Kirchengemeinden angepasst; aktuelle Informationen dazu sind auf aufgebaut wurden: In diesen Jahren gab es in St. Mar- www.kirche-burgwedel-langenhagen.de zu finden. cus ein Kirchenasyl und es entstanden die Netzwerke „St. Tauffeste unter freiem Himmel Wedemärker und Langenhagener Familien können an besonderen Orten feiern In den vergangenen zwei Corona-Jahren haben viele Fami- Tränen geflossen sind, wenn Familien die Taufe ihres lien davon abgesehen, ihre Kinder taufen zu lassen: Tauf- Kindes nicht so feiern konnten, wie sie sich das wünsch- gottesdienste und Familienfeste mit vielen Gästen waren ten“, sagt Silke Noormann, Pastorin der Kirchengemeinde in dieser Zeit kaum möglich, alle Planungen durch große St. Georg in Mellendorf. Unsicherheit belastet. „Wir haben manchmal erlebt, dass Für dieses Jahr nun haben sich alle evangelischen 3
Menschen – Themen – Neuigkeiten Kirchengemeinden in der We- demark zusammengetan, um an drei Sonntagen im Sommer vier Tauffeste unter freiem Himmel zu feiern: „Familien können hier die Taufe, die so lange nicht möglich war, im besonderen Rahmen ei- nes fröhlichen Sommerfestes am besonderen Ort nachholen“, ver- spricht Noormann. Geplant sind Tauffeste am 12. Juni im Garten und auf der neuen Terrasse der Kapernaum-Kirche in Resse, am 26. Juni an der Jürse- quelle in Mellendorf und am Na- telsheidesee in Bissendof-Wietze sowie am 3. Juli am Backhaus im Pfarrgarten der St.-Martini-Kir- che in Brelingen. Familien aus der Kirchengemeinde Elze-Benne- mühlen sind herzlich eingeladen, eines der Tauffeste in der Wede- Die Pastorinnen und Pastoren in der Wedemark freuen sich auf die Tauffeste (von mark auszuwählen; Pastor Maik links): Maik Schwarz, Thorsten Buck, Karl-Martin Harms, Wibke Lonkwitz und Silke Schwarz wird am 3. Juli in Brelin- Noormann. Foto: Andrea Hesse gen dabei sein und auf Wunsch Kinder aus seiner Gemeinde tau- fen. „Unsere Pfarrscheune ist den Sommer hindurch mit vielen anderen Veranstaltungen belegt“, nennt Schwarz Tauffest der Elisabethkirche im Park den Grund für den Verzicht auf ein weiteres Tauffest im Norden der Wedemark. Am Pfingstsonntag, 5. Juni, ab 11 Uhr feiert auch Die Familien werden gebeten, zu den Tauffesten Decken die Elisabeth-Kirchengemeinde in Langenhagen ein und Picknickkörbe mitzubringen und sind eingeladen, im Tauffest unter freiem Himmel. Gleich gegenüber der Anschluss an die Taufen noch gemeinsam zu verweilen. Kirche, auf der Wiese unter den großen Bäumen am „Wer lieber in der Familie bleiben und zu Hause oder im Re- Zugang zum Stadtpark, wird der Taufgottesdienst staurant feiern möchte, kann das natürlich genauso gerne stattfinden. tun“, sagt Pastorin Wibke Lonkwitz aus Resse. Für Platz zum In den vergangenen Jahren mussten wegen der Spielen und Getränke ist an allen vier Tauforten gesorgt; in Pandemie viele Taufen verschoben werden, daher Mellendorf und Brelingen steht darüber hinaus Kuchen be- möchte die Elisabeth-Kirchengemeinde den Familien reit und die Kinderchöre der Gemeinden singen. jetzt die Gelegenheit geben, die Feier nachzuholen. Zur Taufe eingeladen sind Kinder ebenso wie Jugend- „Thematisch passt die Taufe gut zu diesem besonde- liche und auch für Erwachsene werde sich eine Möglich- ren Sonntag“, sagt Pastor Torsten Kröncke. „Chris- keit finden, versprechen die Wedemärker Pastorinnen tinnen und Christen feiern zu Pfingsten, dass der und Pastoren, die ausdrücklich auch Menschen einladen, Heilige Geist bis heute seine Energie auf Menschen die sich als eher kirchenfern verstehen. Und natürlich sind überträgt. Symbol dafür ist die Taufe.“ in den Wedemärker Kirchen in diesem Jahr auch weiter- Wer sein Kind taufen lassen möchte, kann sich im hin ganz „normale“ Taufgottesdienste möglich. Gemeindebüro der Elisabethkirche bei Andrea Bode Familien, die ihr Kind taufen lassen wollen, müssen im unter Telefon 0511 – 733161 anmelden. Erwachse- Vorfeld Kontakt mit einem Pfarramt in der Wedemark auf- ne, die getauft werden möchten, sollten sich zur Vor- nehmen. „Hier besprechen wir dann alles und finden auf bereitung über einen Taufkurs informieren. In Han- alle offenen Fragen eine Antwort“, sagt Pastor Thorsten nover werden diese Kurse regelmäßig für die Region Buck aus Bissendorf. Die Kontaktdaten der Pfarrämter sind angeboten; Infos dazu gibt es auf https://kirche-im- auf www.kirche-wedemark.de zu finden; hier werden auch blick.wir-e.de/taufkurs. schon viele Fragen rund um die Tauffeste beantwortet. 4
Menschen – Themen – Neuigkeiten „Ich habe meine Arbeit immer geliebt“ Birgit Baumann wurde aus der Lebensberatungsstelle verabschiedet „Ich habe meine Arbeit immer ge- liebt“: Dieser Satz von Birgit Baumann wird Bernd Buchholz, Leiter der Le- bensberatungsstelle in Langenhagen, in Erinnerung bleiben. Gemeinsam mit dem geschäftsführenden Super- intendenten Rainer Müller-Jödicke verabschiedete er Baumann im Feb- ruar in den Ruhestand – nachdem sie mehr als 25 Jahre in der evangelischen Beratungsstelle tätig gewesen war. 1995 kam Birgit Baumann, Dip- lom-Sozialpädagogin mit mehreren Zusatzausbildungen, als Honorar- kraft in die Lebensberatungsstelle in Langenhagen, die ein Jahr zuvor in Trägerschaft des damaligen Kirchen- kreises Hannover-Nord und finanziert durch die Stadt Langenhagen gegrün- det worden war. Im Oktober 1996 folgte die Festanstellung; seither war Baumann Teil des Teams an der Ost- Blumen und Segenswünsche zum Abschied (von links): Rainer Müller- passage. Als „Generalistin“, wie Bernd Jödicke, Birgit Baumann und Bernd Buchholz. Foto: Andrea Hesse Buchholz ebenso scherzhaft wie an- erkennend bemerkt, war sie in der Paar- und Lebensberatung ebenso heimisch wie in der Fa- Birgit Baumann oft auch überrascht: „Auch nach 25 Jah- milien- und Erziehungsberatung, die in den vergangenen ren in der Beratung hört man noch Dinge, die man nicht Jahren zunehmend Raum einnahm. für möglich gehalten hätte“, sagt sie. „Für mich war es immer etwas Besonderes, dass so Auch wenn Birgit Baumann die Lebensberatungsstelle viele Menschen mir in all den Jahren so viel Vertrauen jetzt verlassen hat, bleibt ihr Name dort erhalten: Tochter entgegengebracht haben“, sagt Birgit Baumann rückbli- Thea Baumann, Psychologin und Beraterin, ist seit Dezem- ckend. Vielleicht liegt das auch mit daran, dass sie ein ber 2020 in der Beratungsstelle tätig. „Das ging aber nur, echter „Beziehungsmensch“ ist: „Ich kann gar nicht an- weil wir nur noch eine kurze gemeinsame Zeit am selben ders, als in Beziehung zu anderen Menschen zu gehen“, Arbeitsplatz hatten“, sagt Birgit Baumann. Bernd Buchholz sagt sie. Besonders wichtig für ihre Aufgabe als Beraterin freut’s, zeigt diese Art der Kontinuität doch, dass Birgit war es dabei, offen zu bleiben für alle Menschen, die mit Baumann ihrer Tochter offensichtlich viel Positives aus ih- einem Anliegen zu ihr kamen. Die Vielfalt der Anliegen hat rer beruflichen Tätigkeit berichten konnte. „Eine Legende verlässt das Gelände“ Kirchenkreisamt verabschiedete Henning Badt in den Ruhestand Sein gesamtes Berufsleben hindurch blieb Henning Badt Abschiedsworte ein und so stand es auch in Weiß und der kirchlichen Verwaltung treu; nun wurde er im Kirchen- Gold auf dem T-Shirt, das Badt zu diesem besonderen An- kreisamt Burgdorfer Land in Burgwedel in den Ruhestand lass trug. verabschiedet. „Eine Legende verlässt das Gelände“ – so Am 1. August 1975 begann Henning Badt seine Ausbil- leitete die stellvertretende Amtsleiterin Anne Rust ihre dung als Verwaltungsfachangestellter im Kirchenkreisamt 5
Menschen – Themen – Neuigkeiten tung für Kindertagesstätten und als Abwesenheitsvertre- tung für die Leitung der Ki- ta-Abteilung tätig. „Es war früher ganz nor- mal, dass man in allen Sach- gebieten mitarbeitete“, erin- nert sich Badt. Möglich war das aufgrund einfacherer Verwaltungsabläufe, die we- niger spezialisiert waren als sie es heute sind. Ebenso nor- mal war es in den 1970er und 80er Jahren, dass das Amt bei Sitzungen Alkohol und Ziga- retten anbot: „Kann man sich heute nicht mehr vorstellen, war aber so.“ Ein bisschen trauert Badt dieser Zeit nach – nicht wegen der Zigaretten am Arbeitsplatz, wohl aber wegen der einfacheren und aus seiner Sicht praktische- Herzliche Worte, Dank und Anerkennung gaben die Kolleg*innen Henning Badt mit in ren Verwaltungsabläufe. „Ich den Ruhestand. Foto: Andrea Hesse fühle mich erschöpft“, sagt er und ist dankbar für die Mög- lichkeit, schon mit 64 Jahren Ronnenberg, und er kann sich noch gut an diesen Freitag in den Ruhestand gehen zu können. Zur Erschöpfung habe erinnern: Am Benther Berg hatte es als Folge des Kali-Ab- auch die Einführung der sogenannten Doppik, der doppel- baus einen Erdrutsch gegeben, einige Straßen waren un- ten Buchführung in Soll und Haben, in der kirchlichen Ver- passierbar und das Amt in Ronnenberg nicht zu erreichen. waltung beigetragen. Die Freude über einen zusätzlichen freien Tag aber währte Am 31. März hat Henning Badt seinen offiziell letzten nur kurz: Badt erhielt einen persönlichen Passierschein, Arbeitstag: „Dann suche ich mir eine Parkbank und füttere mit dem er pünktlich an seinem Ausbildungsplatz erschei- Tauben“, sagt er. Aber Spaß beiseite: Es wird genug zu tun nen konnte. Und dann war da noch die Sache mit dem geben, etwa die Musik in einer Folk-Band, in der er meh- fehlenden Girokonto: Der damals 17-jährige Badt hatte rere Saiteninstrumente spielt. Und die Spaziergänge mit bislang keines, daher schickte ihn die Personalabteilung dem jungen Hund, den er sich mit seiner Partnerin schon des Ronnenberger Kirchenkreisamtes unmittelbar zur mit Blick auf das Rentenalter angeschafft hat. nächsten Bank. „Dort habe ich mich dann gewundert, wa- „Du hast alle Veränderungen hier im Amt mitgemacht rum die Mitarbeitenden so zittrige Hände hatten“, erzählt und warst dabei immer fröhlich und optimistisch“, stellte er. Die Erklärung: Unmittelbar zuvor hatte sich aus der Anne Rust in der Verabschiedungsrunde im Kirchenkrei- Pistole eines Sicherheitsbeamten ein Schuss gelöst; zum samt fest. „Besonders in Erinnerung bleiben wird uns Glück hatte es keine Verletzten gegeben. dein besonderer Humor, mit dem du so manche schwie- 1980 wechselte Badt ins Kirchenkreisamt in Burgwedel, rige Situation entschärft hast.“ Ein Dank ging auch an das sich damals noch in einem sogenannten Fertighaus Sabine Struck, die seit 1986 im Amt tätig gewesen und an der Gartenstraße befand. Dort und auch noch nach bereits vor einiger Zeit in den Ruhestand gegangen war. dem Umzug ins heutige Amtsgebäude war er in der Per- „Mit euch beiden geht hier im Haus eine Ära zu Ende“, sonalsachbearbeitung tätig und trug den Spitznamen „Mr. so Anne Rust. Badt selbst ließ zum Abschied noch ein- Personal“. „Nebenbei habe ich auch noch in der Haus- mal seinen ganz eigenen Humor aufblitzen: „Ich habe in haltsplanung für die Kirchengemeinden und ihre Kitas den letzten Jahren in der Kita-Abteilung mir gegenüber mitgearbeitet“, erzählt Badt. „Bis auf Liegenschaften habe immer junge Frauen gehabt. Das hat mich sehr gefreut ich alles irgendwann mal gemacht, bis 2001 auch die Kas- und dann habe ich verstanden: Das war der Anfang vom senleitung.“ Zuletzt war er in der Haushaltssachbearbei- betreuten Arbeiten.“ 6
Menschen – Themen – Neuigkeiten „Die Ängste haben deutlich zugenommen“ Lebensberatungsstelle will finanziellem Defizit vorbeugen „Ich bin sehr froh über die verlässliche Förde- rung der Lebensberatungsstelle durch die Stadt Langenhagen“, sagt Pastor Rainer Müller-Jö- dicke, geschäftsführender Superintendent im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen. „Diese Förderung macht es uns möglich, als Träger der Einrichtung ein niedrigschwelliges und gleich- zeitig hochprofessionelles Angebot für die Men- schen bereitzustellen.“ Jährlich werden in der Lebensberatungsstel- le in Langenhagen etwa 400 Anmeldungen für Beratungen entgegengenommen; rund 1.000 Menschen werden damit erreicht. Diese Zahl ist auch in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 relativ konstant geblieben: „Die Verluste an Anmeldungen während der Lockdowns zu Beginn der beiden Jahre wurden jeweils in der zweiten Jahreshälfte wieder aufgeholt“, sagt Diplom-Psychologe Bernd Buchholz, Leiter der Beratungsstelle. Dazu habe auch die Ausweitung Bernd Buchholz (links) und Miriam Temme im Gespräch mit dem des Angebotes auf Telefon- und Videoberatun- geschäftsführenden Superintendenten Rainer Müller-Jödicke. gen beigetragen, die nun die klassischen Bera- Foto: Andrea Hesse tungen in Präsenz ergänzen. Miriam Temme, stellvertretende Leiterin der Lebensberatungsstelle, betont, dass das Angebot von genauen Fehlbetrag können wir noch nicht beziffern“, sagt Lebensberatung sowie Familien- und Erziehungsbera- Buchholz, möchte jedoch schon jetzt gegensteuern. Eine tung auch während der Pandemie eine wichtige Funktion Erhöhung des Förderbetrages der Stadt Langenhagen, ak- habe: „Wir merken, dass bei Kindern und Jugendlichen die tuell 75.000 Euro im Jahr, sei nicht zu erwarten, und auch Ängste deutlich zugenommen haben“, sagt die Beraterin. der Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen könne vor dem Viele hätten nur noch wenige Möglichkeiten des Kontakts Hintergrund schrumpfender kirchlicher Mittel seinen Bei- zu Gleichaltrigen, vermissten ihre früheren Hobbys und trag von 27.400 Euro jährlich nicht erhöhen. litten unter Konflikten im Elternhaus, die durch die ak- Um dennoch nicht ins Defizit zu schliddern, erhöht die tuelle Situation noch verschärft würden. „Insbesondere Lebensberatungsstelle die Kostenbeiträge für ihre Klien- junge Erwachsene sind in dieser Zeit vielfach einsam und tinnen und Klienten. Die Erhöhung ist deutlich: Wurden unglücklich“, sagt Temme weiter. „Durch die Umstellung bislang für ein Beratungsgespräch 25 Euro erbeten, wer- des Studiums auf Online-Formate haben etwa Studieren- den es zukünftig 50 sein; der Beitrag für eine Paarbera- de kaum die Möglichkeit, andere kennenzulernen – sie tung steigt von 50 auf 80 Euro. Dennoch: „Am Geld soll es grübeln viel oder werden depressiv.“ niemals scheitern“, betont Miriam Temme. Das Team der „Auch bei Älteren erleben wir viel Trauer“, ergänzt Lebensberatungsstelle wendet dazu eine Abstufung der Bernd Buchholz. „Dadurch dass kaum noch Gruppenak- Kostenbeiträge an: Die neuen Beiträge für ein Beratungs- tivitäten möglich sind, fühlen sie sich sehr auf sich selbst gespräch können auf bis zu zehn Euro für Einzelpersonen zurückgeworfen.“ Er empfiehlt in dieser belastenden Si- und bis zu 20 Euro für Paare reduziert werden. tuation, nicht nur auf das Ende der Pandemie zu warten, Wichtig ist es Buchholz und Temme, dass die Regelung sondern aktiv Ideen zu entwickeln, wie sich in und mit der des Kostenbeitrages auf einer Vertrauensbasis passiert: aktuellen Situation leben lässt. „Im Erstgespräch finden niedrigschwellig Absprachen Sorgen bereitet dem Team der Lebensberatungsstel- statt und wir reagieren flexibel auf die finanziellen Mög- le der Blick in die Zukunft: Für den kommenden Finanz- lichkeiten der Ratsuchenden.“ Dank einer Kooperation mit planungszeitraum, der die Jahre 2023 bis 2028 umfasst, dem JobCenter ist gegen Vorlage eines sogenannten Bera- zeichnet sich für die Beratungsstelle ein Defizit ab. „Den tungsscheines auch eine kostenfreie Beratung möglich. 7
Menschen – Themen – Neuigkeiten „Das Gürteltier trinkt gern ein Bier“ Evangelische Kita in Mellendorf organisiert die Sprachförderung neu Iride Vietmeyer ist die Freude anzumerken: Die Erzie- Manuela Menzel um die Sprachförderung kümmert. herin der evangelischen Kita St. Georg in Mellendorf Zwei Mal in der Woche macht sie es sich gemeinsam zeigt die neue Erzählwerkstatt, die jetzt in der Einrich- mit Kindern für jeweils 45 Minuten in der Erzählwerk- tung an der Krausenstraße in einem eigenen Raum statt für einen spielerischen Sprachförderunterricht eingerichtet wurde. Zwei gemütliche Ohrensessel in gemütlich: „Das funktioniert nur, wenn wir alle Spaß Kindergröße stehen darin und ein kuscheliges Sofa, daran haben“, ist sie überzeugt. Wichtig sind Erfolgs- auf dem Boden liegt ein dicker weicher Teppich und erlebnisse für die Kinder, etwa dann, wenn ihre gan- der Blick geht durch große Fenster in den Garten. Vor ze Gruppe über einen Reim, den sie gefunden haben, allem aber steht ein niedriges Regal mit Geschichten- lacht. „‘Das Gürteltier trinkt gern ein Bier‘, hat ein Kind und Sachbüchern für Kinder an der Wand, obenauf neulich gedichtet“, erzählt Iride Vietmeyer. „Wir alle stehen sechs grüne Kinderrucksäcke, die Rucksackbi- haben lange darüber gelacht.“ bliothek. Gearbeitet wird mit Bilderbüchern, vorgelesenen „Wir erleben häufig, dass Kindern ganz einfach die Geschichten und Kindersachbüchern – und mit der Worte fehlen, um das, was sie sagen möchten, an- Rucksackbibliothek. In jedem der Rucksäcke stecken gemessen auszudrücken“, sagt Iride Vietmeyer. Um zwei Geschichtenbücher und ein Sachbuch zu jeweils dem entgegen zu wirken, hat die evangelische Kita in einem Thema; nach Voranmeldung dürfen Kinder je- den vergangenen Monaten ihr Sprachförderkonzept weils einen Rucksack über das Wochenende mit nach überarbeitet und das Grundschulprogramm „Fit in Hause nehmen. Sie unterschreiben dafür, den Ruck- Deutsch“ übernommen und an die Bedürfnisse jünge- sack samt Inhalt vollständig wieder in die Kita zurück- rer Kinder angepasst. In den Blick genommen werden zubringen – und Vietmeyer ist froh darüber, wie gut dabei gleichermaßen Kinder aus deutschen wie aus Familien mit Migrationshintergrund: „In beiden Grup- pen erleben wir, dass Kindern die Worte fehlen“, sagt Vietmeyer. Mit der Erzählwerkstatt hat die Kita einen Raum ge- schaffen, in dem Kinder eine ruhige Atmosphäre vorfin- den. Alleine oder mit höchsten vier Kindern dürfen sie hier sitzen, sich Bilderbücher anschauen und sich über die Geschichten, die sie dabei entdecken, unterhalten. Auf ganz einfache Art wird dabei die Zahl der Kinder im Raum begrenzt: Jedes lässt seine Schuhe vor der Tür stehen und bei vier Paaren wissen alle anderen, dass sie warten müssen. Erstmals hat die Kita St. Georg in diesem Jahr ein Verfahren zur Feststellung des Sprachstandes bei Kin- dern, die in diesem und dem nächsten Jahr zur Schule kommen, durchgeführt. Kann ein Kind erzählte oder vorgelesene Inhalte verstehen? Kann es Alltagssitu- ationen sprachlich meistern? Kann es klare Fragen stellen und sich bei Bedarf Hilfe holen? Üblicherwei- se wird diese Einschätzung etwa 16 Monate bevor ein Kind in die Schule kommt gemacht: „So bleibt noch ausreichend Zeit, vor der Einschulung Hilfe von Logo- päd*innen oder Ergotherapeut*innen zu organisie- ren“, sagt Vietmeyer. Natürlich treffen die Eltern alle Entscheidungen, die Kita aber kann die Anregung dazu geben. „Wir sind Pädagoginnen, keine Therapeutinnen“, sagt Kita-Leiterin Caren Holstein-Lemke freut sich über die neue Iride Vietmeyer, die sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Rucksack-Bibliothek. Foto: Andrea Hesse 8
Menschen – Themen – Neuigkeiten das funktioniert. Während der Woche stehen die Bü- derung teilnehmen. cher dann in der Erzählwerkstatt zur Verfügung. Anre- „Ich bin total froh, dass wir das hier machen kön- gungen für den Erwerb von Büchern kommen von der nen“, sagt Iride Vietmeyer. Die Möglichkeit, sich aus- Stiftung „Lesen“; Unterstützung von der Buchhand- drücken zu können, ebne Kindern den Weg ins Leben lung von Hirschheydt in Mellendorf. Maximal sechs – da sei es einfach schade, wenn ihnen die richtigen Kinder aus jedem Jahrgang können an der Sprachför- Worte fehlten. Präventionsprogramm will Kinder stark machen Evangelische Kitas arbeiten mit der „Starke Kinder Kiste!“ „Diese Kiste ermöglicht den päda- gogischen Fachkräften in Kitas ei- nen einfachen und positiv besetzten Zugang zum Thema“, sagt Kathrin Linde. Die Familientherapeutin und Fachberaterin für Kindertagesstät- ten spricht von der „Starke Kinder Kiste!“, die seit mehr als einem Jahr mit sechs Exemplaren in den evan- gelischen Kindertagesstätten im Kir- chenkreis Burgwedel-Langenhagen zum Einsatz kommt. An diesem Mor- gen überreicht Linde dem Team der Kita St. Martini Brelingen eine Urkun- de über den erfolgreichen Abschluss des fünfwöchigen Projektes „Starke Kinder Kiste!“ und die dazugehörige Schulung. Wenige Tage zuvor war sie aus dem gleichen Anlass in der Kita der Kirchengemeinde Zum Guten Hirten im Langenhagener Ortsteil Godshorn. Knallrot ist die Kiste, aus stabilem Metall und mit einem kräftigen Rie- gel – wie es sich für eine Schatzkiste eben gehört. Im Innern finden sich ein großes, kuscheliges rotes Herz, eine gold-glänzende Flüstertüte, Ma- gnettafeln mit gezeichneten Bildern eines Mädchens und eines Jungen, eine STOP-Kelle, Plüschkatze Kim und zwei Stoffsäcke – bunt und leicht der Kathrin Linde (jeweils ganz rechts) überreichte die Urkunden zum Pro- jekt „Starke Kinder Kiste!“ an die Teams der evangelischen Kitas in Bre- lingen (oben) und Godshorn. Fotos: Andrea Hesse, privat (unten) 9
Menschen – Themen – Neuigkeiten eine, schwarz und schwer der andere. Begleitmaterial und tüte den Hilferuf. jeweils ein Gruppensatz des Mini-Buches „Echte Schätze!“ Den Auftakt zum Projekt in der Brelinger Kita machte machen den Inhalt komplett. ein Elternabend mit Infos zum Projekt und zur konkre- Die „Starke Kinder Kiste!“ ist Teil eines bundesweiten ten Arbeit mit den Vorschulkindern. „Ohne Eltern geht Präventionsprogramms der Deutschen Kinderschutzstif- so etwas nicht“, erklärt Kita-Leiterin Beate Przybilla. Die tung Hänsel+Gretel, mit dem Mädchen und Jungen in beteiligten Kinder hätten zu Hause viel über die Themen Kindertagesstätten gestärkt werden sollen. „Es geht dabei des Projektes gesprochen, auch anhand eines Büchleins um die Ich-Stärkung der Kinder“, erklärt Linde. Dazu ge- im Pixi-Format, das jedes Kind mit nach Hause nahm. In hört, sich über Grenzen bewusst zu werden – bei körper- sechs Sprachen gab es dieses Begleitbuch, um tatsächlich lichen Berührungen und in der Kommunikation, bei sich alle Familien zu erreichen. Und dann war da auch noch selbst und bei anderen. „Ein achtsames Umfeld hilft sehr die Katze Kim: Eine Handpuppe, die die Kinder mit ihren dabei, diese Grenzen zu erkennen und sie auch zu vertei- eigenen Erfahrungen und vielen Fragen durch das Projekt digen“, sagt Fachberaterin Linde. begleitete. Fünf Wochen lang haben die Erzieherinnen Wencke Bereits seit 2018 wurden im Rahmen eines regions- Blanke, Christa Müller und Petra Bohn mit den Vorschul- weiten Schutzkonzeptes in allen evangelischen Kitas im kindern der Brelinger Kita zum Thema gearbeitet: Da ging Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen individuelle sexual- es um angenehme und unangenehme Berührungen, um pädagogische Konzepte entwickelt. Mit dem Einsatz der gute und schlechte Geheimnisse und um Gefühle. „Wir „Starke Kinder Kiste!“ wird seit Herbst 2020 der Schritt haben den Kindern vermittelt, dass grundsätzlich alle Ge- von der Theorie in die Praxis und in die Anwendung der fühle in Ordnung sind und gezeigt werden dürfen – nie- Konzepte gegangen – die rote Kiste bietet dazu positiv mand wird für das Zeigen von Gefühlen verurteilt“, erzählt besetzte Anknüpfungspunkte und Gestaltungsmöglich- Christa Müller. Schwerpunkte in der Arbeit mit den Ma- keiten. „Das Projekt hat uns sehr geholfen, unser eigenes terialien der knallroten Kiste waren auch das Nein-Sagen sexualpädagogisches Konzept aktiv umzusetzen“, sagt Be- beim Überschreiten von Grenzen, symbolisiert durch die ate Przybilla. Gemeinsam mit dem Team hat sie entschie- STOP-Kelle, und das Holen von Hilfe immer dann, wenn den, dieses Konzept auch in die Arbeit mit den jüngeren es um schlechte Geheimnisse geht. Der schwere, dunkle Kindern der Einrichtung einfließen zu lassen – natürlich Sack symbolisiert diese Art von Geheimnissen, die Flüster- „runtergebrochen“ auf diese Altersgruppe. „KKJK heißt volle Kanne Gemeinschaft“ Videos der Evangelischen Jugend erklären kirchliche Strukturen Am Anfang stand eine Frage: Wie können wir kirchliche wedel-Langenhagen jetzt mit drei Videos, von denen das Strukturen so darstellen, dass sie auch für junge Men- erste Anfang Februar auf dem YouTube-Kanal „Evangeli- schen transparent und interessant werden? Eine Antwort sche Jugend Burgwedel-Langenhagen“ und bei Instagram darauf gibt die Evangelische Jugend im Kirchenkreis Burg- veröffentlicht wurde (Bild: Screenshot). Nora Schneider, Dennis Wagner, Rebecca von Hoffmann und Maren Konradt bilden das Filmteam, das sich Ende 2020 den Arbeitstitel „Freshe Videos“ gab. Alle vier gehören dem Kirchenkreisjugendkonvent (KKJK) Burgwe- del-Langenhagen an – und damit stellt sich schon wieder eine Frage: Was ist ein Kirchen- kreisjugendkonvent? Antworten darauf gibt das Video „Das sind WIR“, das als erster der drei Filme mit professioneller Unterstützung durch den Mediendienst Bramsche fertig- gestellt wurde. Finanziell gefördert wurde das Projekt mit Mitteln des Landesförderpro- gramms 4Generation. „KKJK heißt volle Kanne Gemeinschaft“ – 10
Menschen – Themen – Neuigkeiten mit diesen Worten beginnt der rund dreiminütige Film. umsetzen, „alle Texte sprechen wir aber selber ein“, sagt „Es ist einfach krass zu sehen, was wir als Jugend für eine Dennis Wagner. Stimme haben können, wenn wir sie nutzen“, geht es wei- „Wir haben uns für animierte Filme entschieden, damit ter – eine Erfahrung, die junge Menschen im Kirchenkreis sie langlebig sind“, erklärt Nora Schneider – die Jugendli- Burgwedel-Langenhagen immer wieder machen. Die Mit- chen im KKJK werden wechseln, die grundsätzlichen Struk- arbeit im KKJK ist für sie nicht in erster Linie Gremienar- turen aber bleiben. Ziel der Filme ist es, junge Menschen zu beit, sondern vor allem Gemeinschaft; unabhängig von- ermuntern, sich mit ihren Wünschen und Bedürfnissen in einander heben das alle, die im Film zu Wort kommen, die Kirche einzubringen; dazu müssen sie den Aufbau kirch- hervor: „Ich habe immer das Gefühl, ich werde ernst ge- licher Strukturen erst einmal kennenlernen und verstehen. nommen.“ Die beiden Filme der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis Nachdem das erste Video fertiggestellt wurde, beschäf- Burgwedel-Langenhagen werden das notwendige Wissen tigt sich das Team für Freshe Videos nun mit den beiden verständlich und vor allem jugendgerecht vermitteln. Zum weiteren geplanten Filmen. Es hat bereits viel Arbeit in- Einsatz kommen sollen sie z.B. in der Konfi-Arbeit und in vestiert: Bei Online-Treffen und in Hausarbeit wurden Ide- der Ausbildung zur Juleica, in möglichst vielen Kirchenkrei- en gesponnen, Storyboards skizziert und Texte geschrie- sen und Gemeinden, wie das Team hofft. ben; Nora Schneider und Rebecca von Hoffmann waren Dass das klappen wird, davon sind auch die Diakonin- dabei fürs Kreative zuständig, Maren Konradt und Dennis nen Anne Basedau und Anna Thumser vom Kirchenkreis- Wagner für Struktur und Texte. Dank der Förderung durch jugenddienst überzeugt. Das Team „Freshe Videos“ hat sie das Programm „ehrenWERT“ der Klosterkammer Han- mit ins Boot geholt und ist dankbar für die Unterstützung. nover machten sich alle vier in einem Workshop zur Pro- Nach ihrer Fertigstellung werden auch die beiden Ani- duktion von Animationsfilmen fit – und sorgten mit den mationsfilme zu kirchlichen Strukturen auf den YouTube- erworbenen Fähigkeiten gleich bei einem hannoverschen und Instagram-Kanälen der Evangelischen Jugend Burg- Grafiker für Staunen. Er wird die Vorgaben des Teams wedel-Langenhagen veröffentlicht. Erster Platz für Karlotta Hamburg 16-Jährige aus Engelbostel gewinnt einen Jugendandachtspreis der Landeskirche Die Martinskirchengemeinde freut sich mit Karlotta ten die Jury. In seiner Würdigung sagte Johann Seevers Hamburg: Beim landeskirchlichen Wettbewerb um den von der Landesjugendkammer: „Karlotta fordert die Zu- Jugendandachtspreis schaffte es die 16-Jährige aus Engelbostel auf den ersten Platz in der Kate- gorie „instANDACHT“. Diesen Platz teilt sie sich mit Valerie Wittke aus Lehrte. „Ich gönne Karlotta die schicke Trophäe und das Preisgeld von 500 Euro sehr und freue mich natürlich, dass sie zusätzlich noch 1.500 Euro für unsere Jugendgruppe gewonnen hat“, sagt Merlin Langrehr, Diakon in Engelbostel, mit sichtlichem Stolz. Die Jugendlichen der Martinsgemeinde planen, mit diesem Geld den Jugendraum im Ge- meindehaus zu renovieren. „Es wird Zeit für einen neuen Glauben – der Glaube ist mehr als auswendig gelernte Texte“, sagt Karlotta Hamburg in ihrer preisgekrönten Instagram-Andacht, die auch im Engelbosteler Gemeindebrief abgedruckt und auf dem Ins- tagram-Account „@ev_jugend_engelbostel“ zu sehen ist. Diakon Merlin Langrehr (links) und Landesbischof Ralf Meister Die Verbindung von Glaube und Zukunft und gratulierten Karlotta Hamburg zum Gewinn des Jugendandachts- die hervorragende Nutzung des Genres überzeug- preises. Foto: Hendrik Hundertmark 11
Menschen – Themen – Neuigkeiten hörerinnen und Zuhörer zum aktiven Weiterdenken auf. ge versetzen kann.“ Als Beispiele nennt sie die Zukunft der Kirche und aktuelle Landesbischof Ralf Meister lobte die inhaltliche und gesellschaftliche Themen wie den Klimawandel – die uns, technische Qualität der insgesamt 84 eingereichten Ar- egal ob in der Kirche oder nicht, alle etwas angehen.“ beiten: „Während wir Älteren uns oft erst mühsam rantas- „Als ich die Aufgabe, nämlich den Vers ‚Alle Dinge sind ten mussten, wie Gottesdienste und Andachten in Zeiten möglich dem, der glaubt‘ gehört habe, war meine aller- der Pandemie digital möglich sind, habt ihr direkt losge- erste Reaktion: Naja, also nicht alles – ich kann jetzt nicht legt.“ Engelbostels Pastor Rainer Müller-Jödicke freut sich plötzlich fliegen oder so“, erinnert sich die 16-Jährige. ebenfalls sehr: „Karlotta kenne ich seit dem Religionsun- Durch Gespräche mit ihren Eltern, ihrer Schwester und terricht in der dritten Klasse und habe sie im Konfirman- einer Freundin habe sie aber einen Zugang gefunden und denunterricht parallel zur vierten und achten Klasse be- sei zu dem Schluss gekommen, dass sie den Spruch viel- gleitet.“ Neben dem ehrenamtlichen Engagement in der leicht gar nicht so wörtlich nehmen müsse: „Es gibt ja so Jugendarbeit ihrer Kirchengemeinde ist Karlotta auch Teil viel anderes, wo Glaube eben doch – metaphorisch – Ber- des Vorstandes des Kirchenkreisjugendkonvents. Paddeln, Zelten und Mittelmeer Zweiwöchige Freizeit für junge Erwachsene in diesem Sommer „Ich habe diese Som- biete die Freizeit jungen Erwachse- merfreizeit organisiert, nen mit eher geringem Einkommen weil ich von Freund*in- eine tolle Möglichkeit, ihren Urlaub nen und Bekannten im- zu genießen. mer wieder höre, wie Die Freizeit findet vom 31. Juli schwierig die Zeit wäh- bis 14. August 2022 statt. Die ers- rend der Corona-Pan- te Etappe führt nach Ispagnac, ei- demie gerade für sie nem kleinen Dorf in Frankreich, von als junge Erwachsene dem aus in den folgenden Tagen ist“, erzählt Leonie mit Kanus durch die Schlucht ge- Röhrs. Während Schü- paddelt wird. „Der Fluss Tarn bie- ler*innen größtenteils tet einfach perfekte Möglichkeiten wieder am Unterricht zum Entspannen, zum Baden, zum teilnehmen können, Anschauen schöner Städte und laufen viele Vorlesun- zum Felsenspringen – hinter jeder gen und Seminare an Biegung liegt etwas Neues“, erzählt den Unis noch immer online; hinzu kommen Einschrän- Röhrs aus eigener Erfahrung. Übernachtet wird auf ver- kungen bei Freizeitaktivitäten, die die Situation verschär- schiedenen Campingplätzen in Zweier-Zelten. fen: „Jungen Erwachsenen fehlt die Möglichkeit, neue Nach einer Woche Paddeln geht es dann ab ans Meer: Menschen kennenzulernen, Teil einer Gruppe zu sein und Auf dem Campingplatz in La Tamarissière stehen größere schöne Dinge zu erleben.“ Zelte mit Holzfußböden und Feldbetten bereit; von hier Um jungen Menschen ab 18 Jahren im Kirchenkreis Burg- aus sind es nur wenige Schritte bis zum Strand und zum wedel-Langenhagen eine Alternative zu bieten, lädt Leonie Mittelmeer. Hier können die Teilnehmenden nochmal ak- Röhrs, bis November Vorstandsmitglied im Kirchenkreisju- tiv werden und Kreativ- und Sportangebote nutzen, oder gendkonvent, nun gemeinsam mit einem kleinen Team von einfach nur faul in der Sonne liegen. ehrenamtlich Tätigen zu einer Sommerfreizeit in Frankreich Der Kostenbeitrag beläuft sich auf 450 Euro pro Per- ein: eine Woche Paddeln auf dem Fluss Tarn (Foto: privat) son; eine Ermäßigung ist auf Anfrage möglich. „Wir fin- und eine Woche Campen in La Tamarissière am Mittelmeer. den auf jeden Fall gemeinsam eine Lösung für diejenigen, „Ich glaube, das ist genau das Richtige für unsere Ziel- die diesen Beitrag nicht aufbringen können“, sagt Röhrs. gruppe: Abenteuer und eine abwechslungsreiche Gestal- Die Anmeldung zur Freizeit ist auf www.kirchenkreis- tung, aber auch Zeit für Entspannung, zum Sonne Tanken jugenddienst.com möglich; am 18. Juni um 10 Uhr findet und um mit anderen ins Gespräch zu kommen und sie bes- ein gemeinsames Frühstück zum Kennenlernen statt. Wer ser kennenzulernen“, ist Röhrs überzeugt. Auch finanziell Fragen hat, schreibt an Leonie.Jannack@gmx.de. 12
Menschen – Themen – Neuigkeiten „Live und in Farben“ Landesjugendcamp 2022 – Junge Menschen gestalten ihre Kirche Beim Landesjugendcamp der Evangelisch-lutherischen Anne Basedau. Die Teilnahme am Camp kostet 60 Euro Landeskirche Hannovers treffen sich vom 23. bis 26. Juni inklusive Fahrt und Verpflegung; die Anmeldung ist auf 2022 rund 2.000 Jugendliche auf dem Gelände des Evan- der Seite des Kirchenkreisjugenddienstes möglich: www. gelischen Jugendhofs Sachsenhain in Verden. Zahlreiche kirchenkreisjugenddienst.com. Fragen zum Camp kön- Teams aus Kirchenkreisen, Jugendverbänden und Spren- nen auch gerne an Anne Basedau, anne.basedau@kirche- geln bereiten dafür ein vielfältiges Programm aus Work- burgwedel-langenhagen.de, gestellt werden. shops, Bühnenshows, Diskussionen, Musik, Bistros, An- dachten, Gottesdiensten sowie Spiel- und Spaßaktionen in einer beeindruckenden Zeltstadt vor. Unter dem Motto „Live und in Farben“ stellen junge Menschen gemeinsam persönliche und politische, ta- gesaktuelle und grundsätzliche Fragen, diskutieren, beten und feiern gemeinsam. Vielfalt wird dabei ein wichtiges Thema sein; darüber hinaus haben Klimafragen beim Camp eine zentrale Stellung. Jugendliche aus den Gemeinden im Kirchenkreis Burg- wedel-Langenhagen fahren gemeinsam mit einem Reise- bus am Nachmittag des 23. Juni nach Verden und werden in großen Zelten, die bei ihrer Ankunft schon aufgebaut sind, übernachten. „Dort werden wir auch mit leckerem Essen verpflegt“, verspricht Kirchenkreisjugendwartin Eine Regenbogenbank vor der Pfarrscheune Jugendliche in Bissendorf diskutieren mit dem Verein „einzigartig“ Vor der Bissendorfer Pfarrscheune lädt seit einigen Wochen eine Regenbogenbank zur kleinen Pause ein – und zeigt die Haltung der Kirchengemeinde gegen Diskriminierung und Rassismus: Hier sind alle willkommen! Als der Wedemärker Verein „einzigartig“, der die In- teressen von LGBT*IQ-Personen vertritt und Beratung und Austausch bietet, im Sommer 2021 die erste Regenbogenbank in Mellendorf aufstellte, fragte die evangelische St.-Micha- elis-Kirchengemeinde gleich an, ob so etwas auch auf ihrem Gelände möglich wäre. Im Februar luden nun Jugendliche der Kir- chengemeinde gemeinsam mit Diakonin Bea- te Harms und Pastor Thorsten Buck den Ver- ein zu einem Austausch zum Thema „queeres Leben in der Wedemark“ ein – und stellten im Anschluss daran die Bank vor ihrem Treff- punkt, der Bissendorfer Pfarrscheune, auf und weihten sie auch gleich ein. Pauline Gro- Nach dem Aufstellen weihten die Jugendlichen aus St. Michaelis Bissen- ße, Anne Kracke und Daniel Diedrich vom dorf die Regenbogenbank an der Feuerschale ein. Foto: Thorsten Buck 13
Menschen – Themen – Neuigkeiten Verein einzigartig hatten die Einladung gerne angenom- Kirchen so schwer damit tun, auch diese Menschen will- men – und so kam es zu einem interessanten Gesprächs- kommen zu heißen. abend. „Ihr dürft heute alle Fragen stellen, ohne Tabu“, Selbstverständlich würde er auch für homosexuelle leitete Daniel Diedrich ihn ein. Paare einen Traugottesdienst feiern, erklärte Thorsten „Queer“ ist eine Art Sammelbezeichnung für Men- Buck. „Allerdings hat noch kein Paar angefragt. Vielleicht schen, die nicht heterosexuell sind oder deren Ge- erwarten gleichgeschlechtliche Paare von uns gar nichts schlechtsidentität nicht der traditionellen Geschlech- mehr, nachdem sie über so lange Zeit auch in den Kirchen- ternorm entspricht. Das klingt kompliziert, aber einige gemeinden abgelehnt wurden?“, vermutet Bissendorfs der Jugendlichen konnten spielend leicht die verschie- Pastor. Daniel Diederich konnte von genau solchen Erfah- denen Symbole der LGBT*IQ-Bewegung, die weit über rungen berichten. die Regenbogenflagge hinausgehen, zuordnen. Andere Die Jugendlichen fragten sich, was sie tun können, um berichteten von Freundinnen und Freunden, die in der Kinder oder Konfirmand*innen zu stärken, die die Frage Schule ihr Coming Out hatten – und damit ganz unter- nach dem eigenen Geschlecht oder der eigenen Sexualität schiedliche Erfahrungen machten. Das „schwul“ unter beschäftigt. „Einen Schutzraum schaffen. Keine Diskrimi- Jugendlichen immer wieder auch als Beleidigung ge- nierung, keine dummen Bemerkungen zulassen“, emp- nutzt wird oder Erwachsene unsicher sind, wie sie mit fiehlt Anne Kracke. Das Aufstellen einer Regenbogenbank Jugendlichen umgehen sollen, die sich anders kleiden allein sorgt noch nicht dafür, dass sich alle auch wirklich oder anders lieben, war an diesem Abend genauso ein willkommen fühlen, da waren sich Jugendliche und Er- Thema wie die Frage, warum sich eigentlich gerade die wachsene einig. Aber: Es ist ein Zeichen. Auf dem Weg zum Garten Eden St.-Paulus-Gemeinde bekommt Unterstützung für den Naturschutz Laubkompost mit Igelhöhlen, Nistkästen für Schleiereu- projekt. „Mittlerweile haben wir unseren Garten rund len und Turmfalken, in diesem Frühjahr folgt noch ein um die Kirche in ein stabiles Ökosystem verwandelt“, Libellenteich neben den Bienenkästen im Gemeindegar- sagt Hans-Jürgen Ratsch, Biologielehrer und Mitglied der ten. Die St.-Paulus-Kirchengemeinde in Langenhagen ist St.-Paulus-Gartengruppe. weit gekommen auf dem „Weg zum Garten Eden“, ihrem Wer mit dem Naturschützer über das 2.000 Quadrat- gleichnamigen, seit zehn Jahren laufenden Naturschutz- meter große Gelände geht, lernt, das Baum-, Gehölz- und Rasengrundstück mit neuen Augen zu sehen. „In dieser Strauchecke geben wir den seltenen Nashornkäfern Raum für ihre mehrjährige Larven- zeit“, sagt er. „Und jene wild blühende Lichtnelke versorgt noch im Spätherbst letzte hungrige Bie- nen.“ Mit ihren Naturschutzmaßnahmen beteiligt sich die Langenhagener Kirchengemeinde an dem Projekt „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden – BiCK“, das die Landeskirche Hannovers im Mai 2021 startete. Es wird vom Bundesumweltminis- terium für einen Zeitraum von fünf Jahren finanzi- ell gefördert. Den Anschub für ihren Libellenteich sowie eine ökologische Garagendachbegrünung können die Langenhagener mit diesen Mitteln fi- nanzieren. „79 Kirchengemeinden interessieren sich bisher für das BiCK-Projekt, 29 davon haben eine Bewer- bung eingereicht und mit zehn Gemeinden arbei- Bei einem Arbeitseinsatz der Gartengruppe befestigt Kirchen- ten wir zurzeit“, berichtet Projektleiterin und Um- vorsteherin Carolin Ratsch einen Nistkasten im St.-Paulus- weltchemikerin Mona Gharib vom Haus kirchlicher Pfarrgarten. Foto: Sabine Dörfel Dienste. Sie und ihre Kollegin, die Landschaftsar- 14
Menschen – Themen – Neuigkeiten chitektin Astrid Lahmann, sind dazu zwischen Norderney Kontakte zu Naturschutzorganisationen vor Ort. Teil des und Göttingen unterwegs. Als erstes führen sie in jeder bis 2025 laufenden BiCK-Projektes sei auch, sogenannte Gemeinde einen sogenannten Biodiversitätscheck durch. Schöpfungsbotschafter*innen in den Gemeinden zu ins- Dabei begehen sie mit den Interessierten das Außenge- tallieren. „Das sind Ehrenamtliche, die als Ansprechpart- lände oder den Friedhof und klären, welche Naturschutz- nerinnen und ‚Kümmerer‘ für die Verankerung des Pro- maßnahmen umsetzbar sein könnten. Sollen neue He- jektes in der Gemeinde sorgen“, sagt die Umweltfachfrau. cken einheimischer Sorten gepflanzt werden, die Vögeln „Durch eine landeskirchenweite Vernetzung können die Raum zum Brüten bieten? Kann an der Garagenwand Efeu Schöpfungsbotschafter*innen Erfahrungen weitervermit- ranken, der Hummeln als Nahrungsquelle dient? Würden teln oder auch übergreifende Initiativen starten wie zum Insekten von Blühstreifen oder besonderen Staudenbee- Beispiel eine Samentauschbörse.“ Die Langenhagener ten profitieren? Aus der Begehung erstellen Gharib und Kirchenvorsteherin Carolin Ratsch will sich zur nächsten Lahmann ein Maßnahmenpaket, das sie der Gemeinde Schulung anmelden: „Ich möchte unser Wissen an die in einem Workshop vorstellen. Hat sich die Gemeinde für nächste Generation weitergeben und sie für die Bewah- konkrete Vorhaben entschieden, unterstützen die Um- rung unseres Garten Edens gewinnen“, sagt sie. weltreferentinnen sie bei der Umsetzung und weiteren Das Projekt „BiodiversitätsCheck in Kirchengemein- Betreuung des Projektes. den“ wird im Verbund von drei kirchlichen Partner*innen Das BiCK-Projekt fördert Naturschutzmaßnahmen auf durchgeführt: der Evangelisch-lutherischen Landeskirche dem Außengelände, dem Friedhof oder an Gebäuden. Hannovers, dem Erzbistum Köln (EBK) und der Evangeli- „Bei Gebäuden wie beispielsweise Kirchtürmen sind häu- schen Kirche von Westfalen (EKvW). Die Mittel in Höhe fig denkmalschutzrechtliche Fragen zu klären, bevor dort von 3,58 Millionen Euro werden bis 2026 vom Bundesmi- beispielsweise Nistplätze für Turmfalken oder Schleie- nisterium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicher- reulen geschaffen werden können“, sagt Gharib. „Dazu heit (BMU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) zur beraten wir uns dann mit den Denkmalschutzexperten Verfügung gestellt. des Landeskirchenamtes.“ Im Fokus stehen bei dem Pro- Interessierte Kirchengemeinden können sich auf der jekt aber nicht nur Flächen und Gebäude: „Wir wünschen Seite https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/ uns einen partizipativen Ansatz“, erläutert die Referen- umweltschutz/bick über das Projekt und dessen Förder- tin. „Das heißt, dass in der Gemeinde eine ehrenamtliche möglichkeiten informieren. Ansprechpartnerin Mona Gruppe vorhanden sein sollte, die das Projekt auch län- Gharib im Haus kirchlicher Dienste ist unter 0511 – 1241- gerfristig betreut.“ Positiv seien auch bereits vorhandene 529 oder mona.gharib@evlka.de zu erreichen. „Es geht uns um Respekt“ Sperrmüll aus dem Tauschregal der Emmauskirche wird zum Eulenkasten Seit anderthalb Jahren etwa gibt es das Tausch- regal „Wert-Voll“ zwischen Kirche und Gemeinde- haus der Emmaus-Kirchengemeinde in Langenha- gen. Viele Menschen aus dem Süden der Stadt ha- ben hier schon etwas hineingestellt, das sie selbst nicht mehr brauchten, das anderen aber noch gute Dienste leisten kann – Geschirr etwa, Kinder- spielzeug oder Werkzeug. Viele andere haben sich über diese Dinge gefreut und verwenden sie gerne weiter. Das Tauschregal könnte eine kleine Erfolgs- geschichte sein – wenn da nicht auch Menschen Tilmann de Boer, Anja Quast (vorne) und Sabine Behrens mit Plakaten der Aktion „Mit Respekt!“ vor dem Schleiereulenkasten im Kirchturm. Foto: Andrea Hesse 15
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