KREISSTELLEN ZIEHEN BILANZ - MIT BEILAGE: MITGLIEDERREISE 2020 - KZV Sachsen-Anhalt
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W W W.ZAEK-SA .DE W W W.KZV-LSA .DE JAHRGANG 29 // AUGUST 2019 08/ 2019 ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN S A C H S E N - A N H A LT MIT BEILAGE: MITGLIEDERREISE 2020 THEMA S. 6 KREISSTELLEN ZIEHEN BILANZ 100 Jahre Bauhaus Filmpalast am Markt Umfrage zu Kollegialität, Notdienst und aktuellen Problemen in Aschersleben
DESSAUER ABEND DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT ON Interdisziplinäre Gespräche IN HAVTOUR E L B E RG Die Veranstaltungsreihe der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt geht wieder „on tour“: Mittwoch, 23. Oktober 2019 in HAVELBERG Inspiriert von der reichen Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts, soll der Dialog von Zahnärzten mit Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern aus Sachsen-Anhalt initiiert werden. Der Blick über den Tellerrand der eigenen Profession kann die Augen öffnen für die Weltsicht des Nachbarn, kann eigene Probleme relativieren, kann Anregungen vermitteln für das eigene Sein – dieses Mal in der Dom- und Hansestadt Havelberg. Wir freuen uns auf Sie! Zu Gast beim Bitte per Mail (sage@zahnaerztekammer-sah.de), DESSAUER ABEND Fax (0391 73939-20) oder Post (PF 3951, 39014 Mag- deburg) bei der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt melden! ANTJE REICHEL – ANMELDUNG – Antje Reichel, geboren 1965 in Perleberg/Prignitz, hat Mu- DESSAUER ABEND ON TOUR seologie in Leipzig und Berlin DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT studiert. Seit 1987 arbeitet Antje Reichel im Prignitz-Muse- Gespräch mit um am Havelberger Dom, seit Antje Reichel, 2017 ist sie Museumsleiterin. am 23. Oktober 2019 ab 18 Uhr Das regional- und kirchenge- schichtliche Museum liegt in im Prignitz-Museum, der Klosteranlage des Domes Domplatz 3, 39539 Havelberg und bietet interessante Einbli- cke in die Geschichte von Stadt, 18 Uhr: Führung durchs Museum Dom und Siedlungsgeschichte 19 Uhr: Gespräch / Imbiss in der Bredowschen Kurie der Region. Ich komme gerne! Name/Anschrift: Personenzahl: 2
INHALT ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 DESSAUER ABEND „ON TOUR“ MITTEILUNGEN DER Am 23. Oktober 2019 geht es nach Havelberg..................... S. 2 KZV SACHSEN-ANHALT Aus der Vorstandssitzung ..............................................................S. 39 BAROMETER KZV startet im Herbst mit Qualitätsprüfungen .................S. 40 Zahnärzte wünschen sich einen Ehrenkodex ....................... S. 4 Hinweise der Abteilung Abrechnung zum Bonusheft.....................................................................................S. 42 EDITORIAL „ZäPP“ geht in die zweite Runde ...............................................S. 43 Klare Worte von Dr. Carsten Hünecke.................................................................. S. 5 SEMINARPROGRAMM DER KZV SACHSEN-ANHALT BERUFSSTÄNDISCHES Seminarprogramm der KZV Sachsen-Anhalt ..................... S. 44 Nachgehakt: Sommerumfrage unter den Vorsitzenden der Kreisstellen.............................................. S. 6 SACHSEN-ANHALT Hilfsbereit: Zahnärzte aus Sachsen-Anhalt helfen Zum Titelbild: Filmpalast am Markt Aschersleben .........S. 46 mit bei Ausrüstung von Zahnstation in Tansania ..............S. 14 Gegrillt: Standespolitik auf Tuchfühlung MITTEILUNGEN DES mit Regierung bei „Dr. Eisenbarth grillt“ ...............................S. 15 FVDZ SACHSEN-ANHALT Ausgestellt: Großer Andrang bei „Mediziner und Sommer, Sonne, Eierkuchen? .......................................................S. 49 Malerei“ – 19. Auflage in Halle (Saale) ...................................S. 16 Losgelegt: ZFA-Azubis starten mit Zeugnisübergabe 27. FORTBILDUNGSTAGE WERNIGERODE in den Berufsalltag ............................................................................S. 18 Anmeldung und Gebühren ............................................................S. 50 NACHRICHTEN UND BERICHTE Barmer-Zahnreport: Versicherte in Sachsen-Anhalt sorgen gerne vor.................................................................................S. 20 Tag der Zahngesundheit 2019 wird mit Kinderdisco in Halle (Saale) gefeiert..................................................................S. 21 FORTBILDUNGSINSTITUT E. REICHENBACH Fortbildungsprogramm für Zahnärzte ...................................S. 23 Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen .......S. 25 Programm der 27. FB-Tage in Wernigerode .........................S. 28 FORTBILDUNG Hallenser Zahnärzte mit sechs Beiträgen auf der IADR in Vancouver/Kanada vertreten ....................S. 32 MITTEILUNGEN DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Aus der Vorstandssitzung ..............................................................S. 35 Hinweise der Wettbewerbszentrale zum Umgang mit Testurteilen, Empfehlungen und Gütesiegeln............S. 36 Neuer Flyer von ZÄK und Zahntechniker-Innung mit Tipps für Versicherte ..............................................................S. 38 100 Jahre Bauhaus: Filmpalast am Markt in Aschersleben. Titelbild: Fredi Fröschki 3
BAROMETER ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 Haben Sie den Eindruck, dass Kollegen ZAHNÄRZTE unfaire Werbung betreiben? WÜNSCHEN SICH 54,4 % ja, habe ich EHRENCODEX 45,6 % nein, habe ich nicht Die Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt hat auf ihrer jüngsten Halten Sie einen Ehrenkodex für Sachsen-Anhalt Kammerversammlung am 5. Juni 2019 über die Einführung für wünschenswert? eines „Ehrenkodex“ nachgedacht. Dieser sollte Grundsätze und ehrenvolle Bekenntnisse der Zahnärzte im Umgang mit 55,7 % Patienten, Mitarbeitern und vor allem Kollegen zusammen- Ja, sehr fassen. Es geht u. a. um Fairness und Kollegialität im Umgang 34,8 % nicht unbedingt miteinander, der Unterlassung anpreisender Werbung, einer umfassenden Aufklärung der Patienten oder der Verpflich- 9,5 % gar nicht tung zum Gemeinwohl. In der Kammerversammlung wurde konstruktiv über das Für und Wider eines „Ehrenkodex“ dis- 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % kutiert. Der Tenor am Ende – grundsätzliche Umgangsfor- men werden bereits in der Berufsordnung geregelt. Dennoch % Sollte der Umgang mit dem Internet und den sozialen nehmen die Zahnärztlichen Nachrichten diese konstruktive 80 Medien in der Berufsordnung geregelt werden? Diskussion zum Anlass, eine Umfrage zu diesem Thema durchzuführen. 70 65,2 % 60 Bei der Frage, ob die Kollegialität unter dem wachsendem 50 Konkurrenzdruck abgenommen hat, sind die befragten Zahn- ärzte gespalten – rund 40 Prozent haben diesen Eindruck, 40 „zum Teil schon“, meinen immerhin 38 Prozent. Nur rund je- 30 der fünfte Befragte verneint dies. Um das kollegiale Mitein- 23,4 % 20 ander zu regeln, sei die Berufs- und Disziplinarordnung den- 11,4 % noch ausreichend, finden 43,6 Prozent der Zahnärzte. „Nur 10 zum Teil“, antwortete knapp jeder Dritte (35,9 Prozent). Mit Ja Nein Das ist „Nein“ bzw. „Weder noch“ antworteten 11 bzw. 9,6 Prozent. Privatsache Den in der Kammerversammlung besprochenen Ehrenkodex gibt es in einigen Bundesländern schon. Das halten 55,7 Pro- zent und damit mehr als jeder zweite der befragten hiesi- der Zahnärzte. Das sei Privatsache, sagen 11,4 Prozent. Ab- gen Zahnärzte auch in Sachsen-Anhalt für wünschenswert. schließend gab die zn diverse Themengebiete vor, die in ei- „Nicht unbedingt“ nötig findet das knapp jeder Dritte (34,8 nem Ehrenkodex eine Rolle spielen könnten, vom Umgang Prozent), „gar nicht“ wünschenswert ist das für 9,5 Prozent mit Werbung über Fairness, Patientenaufklärung und Fort- der Befragten. Der Zuspruch für einen Ehrenkodex resul- bildung bis hin zu Hygienevorschriften. Die Befragten setz- tiert sicher auch daraus, dass 54,4 Prozent der Befragten ten hier Schwerpunkte bei „Fairness gegenüber Kollegen, den Eindruck haben, ihre Kollegen würden unfaire Werbung obwohl ich im Wettbewerb stehe“ (62,6 Prozent), „Überwei- betreiben. 45,6 Prozent der Zahnärzte teilen dieses Gefühl sung an Spezialisten, wenn erforderlich“ (27,7 Prozent) sowie hingegen nicht (zum werblichen Umgang mit Testurteilen, „umfassende Aufklärung der Patienten, auch mit Hinweis auf Siegeln und Co. siehe auch diese zn , S. 36). finanzielle Auswirkungen“. Im Zuge der Digitalisierung sind auch immer mehr Praxen Fazit: Offensichtlich ist der faire Umgang unter der Kollegen- mit Internetseiten und Profilen auf sozialen Medien wie Fa- schaft für viele Zahnärzte selbstverständlich – aber wohl cebook präsent. Sollte der Umgang damit in der Berufsord- nicht für alle. Gerade da, wo neue Medien und Werbeformen nung geregelt werden? Das bejahen rund zwei Drittel der in Grauzonen vorstoßen, könnten neue Regelungen sinnvoll Befragten (65,2 Prozent). Unnötig finden das 23,4 Prozent sein. 4
EDITORIAL ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 KLARE WORTE „Patienten haben Angst vor Hackerangriffen“ titelte Ende Juli eine Pressemitteilung der pronova BKK. Die im Frühjahr in Auftrag gege- bene repräsentative Online-Studie „Digitales Gesundheitswesen“ kommt zu dem Ergebnis, dass „etwa 70 Prozent der unter 30- und über 60-Jährigen dieser Aussage zustimmen“ und sogar 79 Prozent der 40-Jährigen diese Be- fürchtung teilen. Dennoch wünschen sich viele moderne Anwendungen der Künstlichen Intel- ligenz (KI) im Gesundheitswesen. 55 Prozent Dr. Carsten Hünecke der Befragten erhoffen sich schnellere Diag- nosen und 54 Prozent können sich die KI als nen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen die Standards Alternative bei Fachkräftemangel vorstellen, für die Datensicherheit und die technischen Voraussetzungen zum Beispiel im ländlichen Raum. So würden für den Datentransfer fest. Diese sind am Ende für den einzel- nen (Zahn-)Arzt bindend. Denn die Haftung für die in der Praxis 40 Prozent akzeptieren, „wenn ein Avatar in vorhandenen Daten liegt auch zukünftig bei uns. Zukunft leichte Krankheiten diagnostiziert“, und fast jeder zweite (48 Prozent) befürwortet Und so liegt es auch bei uns, die Ängste und Bedenken der uns anvertrauten Patienten ernstzunehmen. Als Selbstverwaltung eine KI, „die CT- oder Röntgenbilder auswertet reduziert es sich auf die verbliebenen Möglichkeiten in der und einen ersten Befund erstellt.“ Gematik und die öffentliche Debatte über notwendige politi- sche Weichenstellungen. Als einzelner (Zahn-)Arzt bleibt die Warum ist diese Studie so bemerkenswert? Weil sie genau umfassende (kostenlose) Aufklärung, dass der Patient (noch) das große Dilemma aufzeigt, dass die Digitalisierung mit sich Herr über seine Daten ist, der gewünschte Fortschritt der KI im bringt. Einerseits der Segen durch künstliche Intelligenz, ander- Gesundheitswesen aber auf verfügbaren Daten basiert. seits die Risiken, die mit Big Data verbunden sind. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Risiken und oben genannten Ängste Denn die Studie zeigt, dass der Patient aktuell nicht in der werden die Entwicklung der KI nicht bremsen. Die Chancen, die Lage ist, mündig und bewusst zu entscheiden, ob und welche digitale Möglichkeiten im Gesundheitswesen bieten (auch die Gesundheitsdaten er öffentlich macht. Eigentlich ist dies eine wirtschaftlichen), sind einfach zu groß und die ungebrochene Aufgabe der gewählten politischen Elite. Denn das Wohl der Akzeptanz zu Gesundheits-Apps in der Bevölkerung überwiegt Gemeinschaft ist ihr Auftrag und geht ggf. zu Lasten des Ein- bei weitem. zelnen. Mit Jens Spahn haben wir dazu noch einen Politiker und Minis- Ich erwarte also nicht nur Sanktionen gegen „Bedenkenträ- ter, der sich nur zu gern an die Spitze einer Bewegung stellt und ger“ und „Verweigerer“, sondern klare Worte, wo Solidarität den Hype bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht zu- beginnt und Selbstbestimmung endet. Minister Spahn sieht letzt für seine junge Karriere nutzen möchte. Sein Digitale-Ver- sich ja als Mann der klaren Worte und Taten! Werden wir se- sorgung-Gesetz (DVG) ebnet den Weg für weitere Anwendun- hen, ob er liefert. Ihr gen der TI und erhöht mit weiteren Sanktionen den Druck auf Verweigerer und Bedenkenträger. In diesem Zusammenhang sei auch an die „feindliche Übernahme“ der Gematik im Mai er- innert, als sich das BMG durch eine selbstverordnete Gesetzes- änderung zum Mehrheitseigner machte. So soll nun schneller der Rahmen für die zukünftige TI gezogen werden. Nur zur Erin- Dr. Carsten Hünecke nerung – in der Gematik legen die dort vertretenen Organisatio- Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt 5
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 Nachrichten. Der Prozess, das Kreisstellen z. B. beim Notdienst NACHGEHAKT: SO zusammenarbeiten oder fusionieren, werde sich fortsetzen, so der Kammerpräsident. „Die Zahl der LÄUFT ES IN DEN Köpfe wird kleiner.“ Um so wichtiger sei es für den KREISSTELLEN Kammervorstand, die enge Zusammenarbeit mit den Kreisstellenvor- Salzwedel sitzenden fortzuführen. Sommerumfrage unter den Kreisstellen Klötze zu den dringendsten Problemen, Notdienst Doch wie sieht es vor Ort aus? und Verhältnis untereinander Das wollte die zn-Redaktion Gardelegen wissen und schickte folgende Nach der vergangenen Wahl der Mitglieder der Kammerver- vier Fragen an die Kreisstellen- sammlung der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt konstitu- vorsitzenden: 1. Was sind die ierten sich 2016 auch die 40 Kreisstellen der ZÄK neu – und dringendsten Probleme in Ihren es deutete sich ein Generationswechsel an, denn bei einem Kreisen? 2. Gibt es Treffen in den Viertel der Kreisstellen übernahmen neue Gesichter den Vor- Kreisstellen, Stammtische oder ei- Wolm stedt sitz. Auch strukturelle Veränderungen der seit Wendezeiten nen sonstigen Austausch unter Kol- Haldensleben gleich organisierten Kreisstellen deuten sich an. So schlossen legen? 3. Wie ist das Verhältnis un- sich Oschersleben und Wanzleben unter Zahnarzt Knut Freese tereinander geprägt und wie ist das aus Klein Wanzleben zusammen. Zwischenzeitlich sind auch Verhältnis insbesondere zur jungen Wittenberg und Jessen unter Zahnarzt Sebastian Wachmann Kollegenschaft? 4. Funktioniert die Magde fusioniert, sodass es nunmehr 38 Kreisstellen im Land gibt. Der Organisation des Notdienstes in burg Kammervorstand begleitet die Kreisstellen bei ihrer Arbeit, Ihren Kreisen? Ei- Oschersleben auch durch Besuche bei Treffen vor Ort. „Die geleistete Arbeit nige der Ant- Wanzleben in den Kreisstellen ist für die Kammer unverzichtbar. Reformen worten dazu Halberstadt 'von oben' planen wir als Vorstand in dieser Legislaturperiode lesen Sie auf nicht, der Wunsch muss aus der Kollegenschaft kommen“, sagt den nächsten Kammerpräsident Dr. Carsten Hünecke den Zahnärztlichen Seiten. Staßfurt Wernigerode Aschersleben B Quedlinburg DIE KREISSTELLEN Hettstedt Die Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt war regional in 40 Kreisstellen gegliedert, wobei sich Oschersleben und Eisleben Wanzleben nach der zurückliegenden Wahl der Kammer- Sangerhausen versammlung im Jahr 2016 sowie zwischenzeitlich auch Jessen und Wittenberg unter einem Vorsitzenden zusam- mengeschlossen haben. Mehrere andere Kreisstellen Querfurt arbeiten zusammen, z. B. bei der Notdienst-Organisation. Demografischer Wandel – die berufstätigen Mitglieder der Die Kreisstellenvorsitzenden halten mit regelmäßigen Kreisstellen werden im Durch- Treffen den Kontakt zu ihren Mitgliedern und dienen die- Nebra schnitt immer älter (vgl. Erwerbs- sen als Ansprechpartner vor Ort. Außerdem organisieren tätige in der BRD 2017: 44 Jahre): sie den Notdienst. In den Kreisstellen sind alle approbier- Naum ten Zahnärzte Mitglied, egal ob niedergelassen, angestellt 45 bis 49 Jahre oder im Ruhestand. 50 bis 54 Jahre 55 bis 59 Jahre 6
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 HAVELBERG: „IMMER NOCH FRAGEN ZUR TI-ANBINDUNG“ Dr. Norbert Lewerenz: „Bei uns gibt es Kollegin (Frau Voigt, Klietz) ist inzwischen gut inte- immer noch Fragen rund um die griert. Es finden halbjährliche Treffen der Kreisstel- TI-Anbindung: Was bringt es lenmitglieder statt, mit guter bis sehr guter Beteili- Osterburg uns Zahnärzten? Was ist mit gung bei regem Erfahrungsaustausch. Den Notdienst dem Datenschutz? Wir haben sichern acht Kollegen im Altkreis Havelberg ohne ab Konnektor keinen Einfluss Probleme ab. Für die Zukunft sind Probleme abzuse- Havel- berg oder Einblick mehr: Wer haftet? hen, wenn noch mehr ältere Kollegen in den Ruhe- Sonst ist das Verhältnis unter- Dr. Norbert stand gehen. Dann ist ein Zusammengehen des Not- einander kollegial. Die jüngere Lewerenz dienstes mit der Kreisstelle Stendal angedacht.“ Stendal Genthin BURG: „VIELE KOLLEGEN BEENDEN TÄTIGKEIT“ mir- Dipl.-Stom. Horst Kaden: „In der Kreisstelle Burg Jahr stattfinden und wo die gibt es einen hohen Anteil an Kolleginnen und Teilnahme zwischen ein und Kollegen, die in den nächsten drei bis fünf Jah- zwei Drittel der aktiven Kol- Burg ren ihre Praxistätigkeit beenden werden. Nach legenschaft pendelt, wird meiner Kenntnis ist eine Praxisnachfolge in den auch sehr häufig die zuneh- e- wenigsten Fällen gesichert, daraus resultieren mende Belastung durch bü- zu erwartende starke Belastungen der verblie- rokratische und meist nicht benen Kolleginnen und Kollegen. In den mehr nachvollziehbare Dipl.-Stom. Zerbst K reisstellenversamm- Maßnahmen seitens der Po- Horst Kaden lungen, die drei bis litik kritisiert. Ein Zahnärzte- Schönebeck Roßlau vier Mal pro stammtisch trifft sich ca. alle sechs Wochen. Nach meiner Einschätzung besteht zwischen Wittenberg Älteren und Jüngeren ein sehr gutes Verhältnis, z. B. hat eine jüngere Kollegin die Notdienstor- Dessau Gräfen- ganisation für die Kreisstelle übernommen. Das Jessen Köthen hainichen funktioniert ohne größere Probleme, auch nach Bernburg Zusammenschluss mit der Kreisstelle Genthin.“ Bitterfeld Saalkreis Saalkreis Halle (Saale) NAUMBURG: „KONKURRENZDRUCK IST SPÜRBAR“ Dr. Juliane Engelmann: „Unsere jungen Kollegen. Es besteht auch meist nur wenig Merseburg Kreisstelle trifft sich einmal pro Kontakt. Bei uns gibt es wenige ernsthafte Proble- Jahr. Die Resonanz ist allerdings me. Die meisten beziehen sich auf die Frage „Wer verhalten. Das Verhältnis der Kol- übernimmt meinen Notdienst, wenn ich schon 'äl- Weißenfels legen untereinander ist meist gut, ter' bin und keinen Notdienst mehr machen möch- Hohen- allerdings ist der Konkurrenz- te?“ Auch die Praxisnachfolge und die Suche nach mburg mölsen druck (viele Kollegen auf ei- Assistenten und zahnärztlichem Personal wird nem Fleck) doch manchmal Dr. Juliane häufig zur Sprache gebracht. Der Notdienst funk- zu spüren, vor allem bei den Engelmann tioniert.“ Zeitz 7
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 MAGDEBURG: „DEMOGRAFISCHER BITTERFELD: „ORGANISATION WANDEL IST SPÜRBAR“ VON PRAXISNACHFOLGERN“ Dr. Dirk Wagner: „Magdeburg ist mit Dr. Alexander Ilgner: „Dringendstes Pro- rund 300 Mitgliedern und etwas über blem bei uns ist das Organisieren eines 200 tätigen Zahnärzten die zweitgröß- Praxisnachfolgers für die Kollegen, wel- te Kreisstelle des Landes. Auch bei uns che in naher Zukunft aus Altersgrün- ist der demografische Wandel spürbar. den ihre Praxis aufgeben müssen. In Wir führen regelmäßig Kreisstellenver- der Kreisstelle Bitterfeld gibt es halb- sammlungen durch, viele Kollegen tref- jährige Versammlungen, an denen die fen sich außerdem in Stammtischen. Das Dr. Dirk Kreisstellenleitung über aktuelle The- Dr. Alexander Verhältnis zur jungen Kollegenschaft ist Wagner men informiert und eventuell Proble- Ilgner entspannt, viele der jüngeren Zahnärzte me besprochen werden. Dabei herrscht kommen auch zur Kreisstellenversammlung. Den täglichen in der Kreisstelle ein kollegiales freundliches Miteinander. Notdienst haben wir über ein Die „junge Kollegen- hiesiges Sicherheitsunter- schaft“ engagiert sich nehmen organisiert. seit mehreren Jahren Die größte Die Patienten erfah- in der Kreisstellenlei- Die kleinste ? ? Kreisstelle ... ist ren an einer Hot- tung. Die „älteren“ Kreisstelle ... ist Halle (Saale) mit line, welche Praxis Kollegen stehen bei Havelberg mit 406 Mitgliedern, Notdienst hat, das Bedarf helfend pa- elf Mitgliedern, davon 261 nie- funktioniert gut.“ rat. Die Organisati- davon neun nie- dergelassen oder on des Notdienstes dergelassen oder angestellt tätig funktioniert.“ angestellt tätig in Praxen. in Praxen. HALLE (SAALE): „BELASTUNG DER PRAXEN DURCH TI-ANBINDUNG“ Dr. Uwe Giehler: „Einige Kollegen stöhnen und be- Diskussionen über Kollegen, die am Patienten die schweren sich über die fachfremde Belastung der Arbeit anderer Zahnärzte schlecht machten. Seit Praxen durch das ganze Prozedere der TI-Anbin- dieser Zeit ist deutlich Ruhe eingekehrt. Es sind mir dung. Es wird auch der Vorwurf an die Politik laut, keine Dissonanzen den Verhältnissen der Kollegen die Zahnärzte seien mit dem Versprechen der Kos- untereinander bekannt. Praxisübernahmen laufen tenneutralität betrogen worden. Vom monatlichen fast lautlos und die Integration in den Notdienst Zuschuss wird im Erstattungsbetrag die Mehrwert- wird vom Kollegen Thorsten Töpel vorbildlich vor- steuer abgezogen, die Zahnärzte zahlen jedoch Dr. Uwe genommen. Es ist zu beobachten, dass es immer die Steuer. Der Zuschuss gilt auch als Einnahme Giehler schwieriger wird, Dienste abzugeben. In kleineren und unterliegt der Einkommenssteuer. Einige Zahn- Gruppen von Zahnärzten gibt es Treffen. Sie sind mir ärzte fühlen sich belogen und betrogen, und wer wird Ihnen jedoch nicht näher bekannt. den Fatalismus in die Glaubwürdigkeit der Politiker und ihrer Politik noch übel nehmen? Aber dringendste Probleme in der Da Thorsten Töpel seit Jahren vorausschauend mit der Un- Kreisstelle Halle mit ihren rund 400 Zahnärzten sind mir nicht terstützung der Geschäftsstelle die Notdienstpläne in akri- bekannt. Ich habe auch nach jahrzehntelanger ehrenamtli- bischer Korrektheit erstellt und rechtzeitig versendet, funk- cher Tätigkeit als Kreistellenvorsitzender den Eindruck, dass tioniert der Notdienst bei uns bis jetzt hervorragend. Das hat die Mitglieder sich direkt mit der Geschäftsstelle in Verbin- auch etwas damit zu tun, dass wir durch die Unterstützung der dung setzen und ihre Lösungsansätze abholen. Zum Verhält- Unizahnklinik und die Anzahl der Teilnehmer sehr komfortab- nis untereinander: Wir hatten vor über zehn Jahren heftige le Verhältnisse in Halle haben.“ 8
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 ZEITZ: „NOTDIENST FUNKTIONIERT BISHER REIBUNGSLOS“ Dr. Andreas Reich: „Ein dringendes Problem sehe ich rungsaustausch zusammenkommen. Das Verhält- zurzeit in meiner Kreisstelle nicht, eventell in der nis untereinander ist wohl überwiegend kollegial, nächsten Zeit, wenn mehrere Kolleginnen und Kol- bis auf einzelne meist in Notdiensten stattfinden- legen den Beruf aufgeben, dann mit der Notdienst- de (zum Teil erfolgreiche) Abwerbungsversuche versorgung. Manche Praxen werden dann wohl von Patienten. Zur jungen Kollegenschaft besteht öfters Notdienst machen müssen und ich weiß da meines Wissens nach ein normales kollegiales Ver- noch nicht, wie sie darauf reagieren werden. Man- hältnis. Wenn Entlastungsassistenten lange Zeit chen ist es dagegen egal, wie oft sie „ran müssen“. Dr. Andreas beim Praxisinhaber bleiben, spricht das für sich, in Es gibt Treffen in meiner Kreisstelle, ich selbst ver- Reich manchen Praxen ist die Fluktuation doch höher. Der anstalte ein bis zwei Kreisstellenversammlungen Notdienst in unserem Kreis funktioniert bisher rei- im Jahr in Zusammenarbeit mit dem Vertreter für die KZV in bungslos. Ich versuche, Sperrtermine der Kollegenschaft im unserer Kreisstelle. Es gibt einen kleinen Kollegenkreis, die Plan zu berücksichtigen, so dass es bisher zu keinen mir be- unter sich eine Art Weiterbildung machen bzw. zum Erfah- kannten Zwischenfällen gekommen ist.“ QUEDLINBURG: „VERHÄLTNIS OSTERBURG: „VIEL SCHREIBKRAM, UNTER KOLLEGEN IST SEHR GUT“ WENIG ZEIT FÜR PATIENTEN“ Dr. Astrid Gärtner: „In der Kreisstelle ZÄ Vivien Jansen: „Dringendstes Prob- Quedlinburg fand die zurückliegende lem in unserer Kreisstelle bleibt nach Versammlung im April statt. Das wich- wie vor die Bürokratie. Man hat leider tigste Problem war die Sicherstellung immer weniger Zeit am und mit dem Pa- und Neuorganisation des Notdienstes im tienten und immer mehr „Schreibkram“. Bereich Harzgerode, da es in der Stadt Leider nimmt auch die Klagebereit- Harzgerode nur noch zwei zahnärztli- schaft der Patienten zu. Wir versuchen che Kollegen gibt! Wir bieten im Kreistel- Dr. Astrid ein- bis zweimal im Jahr eine Kreisstel- Vivien lenbereich Quedlinburg den Patienten Gärtner lenversammlung einzuberufen. Da wir Jansen jedes Wochenende drei Praxen an, die eine kleinere Kreisstelle sind und sich Notdienst haben (Bereich Stadt Quedlinburg; Bereich Thale die meisten Kollegen auch privat näher kennen, gibt es ein- und Bereich Gernrode/Ballenstedt/Harzgerode). Das ist für mal im Jahr sogar einen gemeinsamen Ausflug, bei dem auch die Patienten ein sehr hoher Komfort, den wir aufrecht erhal- bereits in den Ruhestand gegangene Kollegen eingeladen ten wollen, so lange es uns organisatorisch möglich ist. Das werden. Untereinander ist das Verhältnis zum größten Teil Verhältnis unter den Kollegen ist sehr gut! Speziell zur letzten gut bis sehr gut. Sicherlich gibt es hier und da ein paar Aus- Versammlung habe ich die neuen jungen Kollegen persönlich nahmen, aber das ist sicherlich woanders auch der Fall. Ganz eingeladen und wir waren ca. 30 Personen. In einer Vorstel- wichtig ist uns dabei die Kollegialität. Falls es Unstimmigkei- lungsrunde konnten sich die jungen Kollegen und die ten gibt, klärt man das in Ruhe mit dem Kollegen – man „alten Hasen“ kennenlernen. Das Problem sollte dies nicht vor dem Patienten tun, denn es mit der Notdienstabsicherung wurde sehr gibt immer zwei Ansichten. Da wir, wie bereits konstruktiv diskutiert und eine einvernehm- Die jüngste erwähnt, eine kleine Kreisstelle sind, klappt ? liche Lösung gefunden. Bei der nächsten Kreisstelle ... ist es recht gut mit unserer Notdienstrege- Versammlung im November wird Kolle- Naumburg. Hier lung. Oft bekommen wir sogar nachts An- ge Dipl.-Stomat. Dieter Hanisch als Ver- sind die berufstä- rufe aus umliegenden Kreisstellen, wo treter des Altersversorgungswerkes den tigen Zahnärzte die Kollegen nicht erreichbar sind. Für Kollegen Antworten auf aktuelle Fragen im Schnitt 47 die Patienten gibt es aktuelle Notdienst- geben.“ Jahre alt. informationen in den Tageszeitungen, bei den umliegenden Rettungsleitstellen, oder manchmal auch per Aushang an der Praxis- tür.“ 9
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 BERNBURG: „FREIE STELLEN KÖTHEN: „PATIENTEN KAUM ZU BESETZEN“ KOMMEN SCHLECHT UNTER“ Dr. Gunnar Braekow: „Dringendste Pro- Dr. Michael Wieser: „Das dringendste bleme in der Kreisstelle Bernburg sind Problem in der Kreisstelle Köthen ist die die Altersstruktur der Kollegenschaft, Schließung von Praxen ohne Nachfolger Praxisschließungen ohne Nachfolger und Betreuung der Patienten. Die be- und der Personalmangel – freie Stellen troffenen Patienten kommen schlecht sind kaum zu besetzen. Wir halten einen unter, weil viele Kollegen keine neuen monatlichen Zahnärztestammtisch ab, Patienten aufnehmen. Ich weise die einmal im Jahr gibt es eine Kreisstel- Dr. Gunnar Kollegen darauf hin, den Kassenvertrag Dr. Michael lenversammlung, dazu organisieren wir Braekow (Sicherstellung der Patientenbetreuung) Wieser alle ein bis zwei Jahre eine Fortbildung. einzuhalten, aber man ist mitunter der Das kollegiale Verhältnis ist gut, auch die junge Kollegen- Meinung, man sei Privatzahnarzt. Abgesehen davon ist das schaft ist gut integriert, sowohl am Stammtisch als auch bei kollegiale Verhältnis gut, wir treffen uns zwei- bis dreimal im den Kreisstellenveranstaltungen. Beim Notdienst gibt es kei- Jahr, die jungen Kollegen versuchen wir zu integrieren. Der ne Probleme.“ Notdienst läuft sehr gut, wir können auch innerhalb der Wo- che außerhalb der Sprechstundenzeit alles abdecken und nicht nur wie die meisten Kreisstellen am Wochenende. Dar- auf möchte ich unbedingt aufmerksam machen.“ WOLMIRSTEDT: „DIGITALISIERUNG SCHRECKT ÄLTERE KOLLEGEN AB“ Dr. Ulrich Aumann: „Als großes Problem sehe ich, immer weiter eingeschränkt. Diese Problematik dass in den kommenden Jahren sehr viele Kollegen schreckt ältere Kollegen oft ab, nach Erreichen des altersbedingt ihre Praxen schließen werden, ohne Rentenalters noch weiterzuarbeiten. Wir führen im einen Nachfolger zu finden. So wird es in der Pe- Juni und im Dezember Kreistellenversammlungen ripherie immer mehr Bereiche ohne zahnärztliche durch. Dabei gibt es Kollegen, die immer teilneh- Versorgung geben. Des weiteren ist problematisch, men, einige sieht man hin und wieder, manche lei- dass administrativ immer stärker in die Praxen ein- der gar nicht. Gerade die Kollegen, die am Kam- gegriffen wird. Übertriebene, praxisferne, bürokra- Dr. Ulrich merleben teilnehmen, haben ein sehr kollegiales tische Vorgaben in der Praxisorganisation und im Aumann Verhältnis untereinander. Glücklicherweise gehö- Hygienemanagement erschweren und verkompli- ren zu diesem Kreis auch mehrere junge Zahnärz- zieren unsere Arbeit und erhöhen nur die Kosten, ohne Ver- te. Die Organisation des Notdienstes hat sich im Laufe der besserungen zu bringen. Die übertriebene Digitalisierung Jahre gut eingespielt. Durch die sinkenden Praxiszahlen macht die Praxen störanfällig und die Freiberuflichkeit wird werden leider immer mehr Dienste pro Jahr anfallen.“ SCHÖNEBECK: „RAHMENBEDINGUNGEN AUF DEM LAND SCHLECHTER“ Dr. Frank Büchner: „Wir haben einen guten Zusam- auch die wachsende Bürokratie. Statt am Patienten menhalt in der Kreisstelle und treffen uns ca. acht zu arbeiten, nimmt die Verwaltung derart zu, dass Mal pro Jahr, unternehmen auch Fahrten oder Spar- ältere Kollegen lieber eher aufhören, als TI und Co. gelessen. Natürlich beschäftigt uns der demografi- noch mitzumachen. Die Organisation des Notdiens- sche Wandel. Es wird immer schwerer, junge Leute tes klappt nicht immer reibungslos. Wir planen das für die Arbeit auf dem Land zu begeistern, auch weil Jahr vor, und wenn Kollegen aufhören oder ausfal- Rahmenbedingungen schlechter sind, z. B. bei Ki- len, erfahre ich das immer sehr spät. Leider besteht ta-Plätzen. Hier ist die Gesellschaft gefragt, Lösun- Dr. Frank nicht bei allen Kollegen die gleiche Bereitschaft, in gen für die Versorgung zu finden. Frust bereitet uns Büchner solchen Fällen einzuspringen.“ 10
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 EISLEBEN: „KLEINE PRAXEN ERSCHEINEN OBSOLET“ Dr. Gabriele Joost: „Die Kollegen unserer Kreisstelle für die Praxis und für den Patienten darstellen, son- treffen sich 2-3-mal pro Jahr. Dazu erscheint ca. die dern nur Zeit- und Geldverschlinger sind, muss man Hälfte der Kollegen. Untereinander besteht ein eher sich auch nicht wundern, dass es kaum Interessenten kollegiales Verhältnis. Junge Kollegen sind herzlich für die eigene Praxis gibt. Es macht den Eindruck, als willkommen. Leider kommen sehr selten Assisten- wolle die Politik nur noch die Großstädte fördern mit ten in die Kreisstellenversammlung. Praxen als Großunternehmen. Die kleine Praxis in der Kleinstadt oder auf dem Dorf mit zwei Helferinnen Dringend beschäftigt uns die demografische Ent- Dr. Gabriele erscheint obsolet. Diese Entwicklung empfinden viele wicklung mit der Schließung von Praxen, ohne dass Joost Zahnärzte in unserem Kreis als besorgniserregend. diese Nachfolger finden. Unsere Gutachterin für den Bereich Prothetik ist über 65 Jahre alt, praktiziert glücklicher- Die Organisation des Notdienstes funktioniert gut. Pro Jahr ha- weise noch, aber keiner weiß, wie lange. Ähnlich verhält es sich ben die Zahnärzte etwa zweimal Notdienst. Nur ein paar der mit den Kieferorthopäden. Zwei sind in Eisleben niedergelas- Kollegen, die ihre Praxis geschlossen haben, haben es nicht für sen, eine davon ebenso älter als 65 Jahre. Sieht man sich die nötig empfunden, sich um eine Vertretung ihres Dienstes nach Zunahme der Bürokratie (TI, Brandschutzhelfer, um nur die ak- Praxisschließung zu kümmern und meinten, darum könne sich tuellen zu nennen) an, die keinen augenscheinlichen Mehrwert die Kreisstellenvorsitzende kümmern.“ SAALKREIS: „ALTERSSTRUKTUR ASCHERSLEBEN: „KEINE IST EIN HAUPTTHEMA“ ANPASSUNG DER VERGÜTUNG“ ZÄ Antje Ohmann-Gollnisch: „Wir veran- Dipl.-Stom. Frank Rank: „Wir versam- stalten zweimal im Jahr eine Kreisstel- meln uns in der Kreisstelle mehrmals lenversammlung. Die Beteiligung ist im- jährlich. Ein monatlicher Stammtisch ist mer ähnlich durch die gleichen Kollegen, mangels Beteiligung abgewählt worden. ca. 20 Kollegen kommen. Das Verhältnis Junge Kollegen werden voll integriert. unter den Kollegen, die auch die Ver- Die Kollegen der Kreisstelle Aschers- sammlungen besuchen, ist gut und kol- leben treiben einige Probleme um. So legial, z. B. benötigte ich in diesem Jahr Antje Ohmann- funktioniert nicht in jeder Praxis die An- Dipl.-Stom. kurzfristig die Neubesetzung von drei Gollnisch bindung an die Telematikinfrastruktur Frank Rank Notdiensten. Es war nicht einfach, aber reibungslos. Die von außen aufdoktri- wir haben dann die Dienste gut verteilen können. Wir über- nierten Verpflichtungen (finanziell, sowie zeitlich aufwendig) legen, ob wir uns in der Zukunft mit lähmen die eigentliche Behandlungsdurchführung und den einer anderen Kreisstelle zu- Elan. Dazu kommt die immer weiter fortschreitende Ein- sammenschließen, damit schränkung und Reglementierung der Freiberuflichkeit. Dazu Die älteste wir die Notdienste auch gibt es wenig bis keine ? Kreisstelle ... ist weiterhin so gut ge- Anpassung der Vergü- Oschersleben. stalten können. Die- tung an die wirtschaftli- Die weiblichste Hier sind die se Anregung habe chen Veränderungen ? Kreisstelle ... ist berufstätigen ich gegeben und bin (GOZ, BEMA). Der Wanzleben. Hier Zahnärzte im im Herbst gespannt, Notdienst klappt sind 17 Zahnärz- Schnitt 58 ob die Kollegen dazu hervorragend.“ tinnen berufstä- Jahre alt. eine Meinung haben. tig (81 Prozent), Die Altersstruktur ist ein aber nur vier Hauptthema. Junge Kollegen männliche gibt es wenig, aber mit diesen ist die Kollegen. Zusammenarbeit gut.“ 11
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 WANZLEBEN/OSCHERSLEBEN: MERSEBURG: „TÄGLICHER „VIELE PRAXISAUFGABEN“ KAMPF MIT DER BÜROKRATIE“ Knut Freese: „Von Seiten der Kreisstelle Dipl.-Stom. Joachim Knapik: „Wir treffen aus gibt es halbjährliche Treffen. Das uns in der Regel zweimal jährlich – ein Verhältnis untereinander ist kollegial, zu guter Mix aus Informationsweitergabe, den Kreisstellentreffen gibt es einen re- Diskussion und ich lade gerne einen gen Austausch über aktuelle Probleme. Gastredner ein, der nicht unbedingt fach- Junge Kollegen sind genau eingebunden spezifisch sein muss. Außerdem wird das wie die Kollegen, die schon länger da Treffen gerne genutzt, um sich mal wie- sind. Dringlichstes Problem in unseren Knut derzusehen, insbesondere von älteren Dipl.-Stom. Kreisstellen ist der Nachwuchsmangel – Freese Kollegen beim abschließenden Abend- Joachim Knapik in den vergangenen acht Jahren haben essen. Das Verhältnis untereinander ist acht Kollegen ihre Praxis aufgegeben und nur drei neue Kol- im Gros positiv. Ein Generationswechsel ist erkennbar und legen sind hinzugekommen. Der Notdienst wird über einen insbesondere junge Kollegen, die eine gestandene Altpraxis speziell beauftragten Kollegen organisiert. Plattform dafür übernommen haben, sind präsent. Es könnten noch mehr sein. ist eine Internetseite, wo Kollegen im internen Bereich ein bis Interkollegial geht es weitgehend korrekt, aber nicht immer zwei Jahre im Voraus sehen können, herzlich zu. Sich mehr und mehr verkaufen zu müssen, das wer Dienst hat. Im externen Bereich kann die jüngere Generation besser. Als problematisch sehen Patienten, wer aktuell Dienst empfinde ich den täglichen Kampf mit der Bürokra- hat.“ Die männlichste tie, ständig neuen Verordnungen, Gesetzgebungen, ? Kreisstelle ... ist Anordnungen und Weisungen und das Gefühl, von Havelberg. Hier Hunderten ausgesaugt zu werden, die mit unse- sind sieben Zahn- rem täglich Brot eigentlich nichts zu tun haben. ärzte berufstätig Der Notdienst funktioniert in unserer Kreisstelle (78 Prozent), aber bis auf seltene Ausnahmen, die in menschlichen nur zwei weibli- Fehlern der Informationsweitergabe begründet che Kolleginnen. sind, hervorragend.“ HALDENSLEBEN: „KOLLEGIALITÄT IMMER NOCH WEIT VERBREITET“ Dr. Henning Frank: „Dringendste Probleme sind Themen. Kollegialität ist noch immer weit verbrei- die leidige Telematikinfrastruktur mit den übli- tet, basiert aber darauf, dass sich viele ältere Kolle- chen Problemen der Konnektorstörung zum Pra- gen noch aus Poliklinikzeiten kennen und zusam- xisbeginn, dazu kommen Softwareprobleme und mengearbeitet haben. Die junge Kollegenschaft der sehr schlechte Internetausbau auf dem Land. nimmt glücklicherweise vermehrt am monatlichen Sicherheit und Datenschutz werden viel diskutiert. Stammtisch teil. Ist aber erst einmal das Renten- Ein weiteres Thema sind der Nachfolgermangel für alter erreicht, lässt das Interesse an Stammtischen Alterspraxen und die drohende Unterversorgung Dr. Henning und Standespolitik schlagartig nach. Die Organisa- im ländlichen Raum durch Praxisschließungen (mir Frank tion des Notdienstes funktioniert im Moment noch, angekündigt in Beendorf, Flechtingen, Nordger- eine Zusammenlegung der Kreisstellen Haldensle- mersleben zum Ende dieses Jahres). Kreisstellenversamm- ben und Wolmirstedt ist bisher nicht gewünscht. Drei Kolle- lungen finden eher selten statt, dafür aber einmal monat- ginnen geben (so mir bekannt) zum Jahresende 2019 ohne lich ein Stammtisch der Kollegen, wo sich regelmäßig ein Nachfolger ab, der Notdienst wird ab 2020 also deutlich häu- „harter Kern“ trifft. Dann diskutieren wir auch über die o. g. figer realisiert werden müssen.“ 12
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 Anzeige KLÖTZE: „ÜBERALTERUNG VON ZAHNÄRZTEN UND PERSONAL“ Dr. Knut Abshagen: „Die Mitglieder der Kreisstelle Klötze treffen sich in der Re- gel einmal pro Jahr. Zwischen älteren und jüngeren Kollegen ist das Verhältnis normal. Größtes Problem bei uns ist die Überalterung sowohl der Zahnärzte als auch des Personals. Was den Notdienst an den Wochenenden angeht, erstellen Dr. Knut wir einen Plan für das kommende Jahr, Abshagen der von allen zur Kenntnis genommen und freigegeben wird. Wer dann nicht kann, muss sich selbst um eine Vertretung kümmern.“ WERNIGERODE: „UNZUFRIEDEN MIT TI-ANBINDUNG“ ZÄ Alena Michl: „Wir treffen uns alle zwei bis drei Monate, um aktuelle The- men zu besprechen. Außerdem gehen wir auf den Weihnachtsmarkt. Da ist ein harter Kern von 15 bis 20 Kollegen, der immer kommt, andere beteiligen sich weniger. Generell ist das Verhältnis un- ter den Kollegen aber gut. Aktuell treibt Alena die Zahnärzte der Kreisstelle Wernige- Michl rode die TI-Anbindung um. Zum einen ist die Kostenerstattung unzureichend, zum anderen steigen die Konnektoren ständig aus, der Datenabgleich funktioniert Innovationen, Fortbildung, Beratung: nicht verlässlich. Beim Notdienst erstelle ich für das Folgejahr Die wichtigste Dental-Fachmesse in Mittel- und eine Liste, wo die Kollegen dann tauschen können. Das klappt Ostdeutschland deckt alle Themen ab, die Ihre mal mehr, mal weniger gut. Probleme gibt es im Allgemeinen Branche bewegen. bei der Information über den Notdienst durch die Praxen.“ Informieren Sie sich schnell und kompakt über: • Prophylaxe • Hygiene DESSAU: „QUALIFIZIERTES • Instrumente und Werkzeuge PERSONAL SCHWER ZU FINDEN“ • Praxis- und Laboreinrichtung • und vieles mehr Dipl.-Stom. Steffen Udet: „Es gibt neben den beiden Kreisstellenversammlungen 13. – 14.09.2019 im Jahr verschiedene Stammtische, die sich in unterschiedlicher Frequenz tref- LEIPZIGER MESSE fen. Die Zusammenarbeit untereinander www.fachdental-leipzig.de kann man nur als kollegial bezeich- nen, Konflikte sind mir nicht bekannt. Das dringendste Problem in unserer Steffen Kreisstelle ist die zeitnahe Besetzung Udet Eintrittskarten- freiwerdender Stellen für ZFA mit qua- Gutscheine erhalten Sie von Ihrem lifiziertem Personal. Die Notdienstorganisation ist lang be- Dental-Depot! währt und läuft ohne Probleme.“ 13
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 „EIN TRAUM WIRD WAHR“ Zahnärzte aus Sachsen-Anhalt spenden für neue Behandungseinheit in Zahnstation am Kilimandscharo Momella ist ein kleiner Ort in Tansania, unweit der keniani- schen Grenze mit Blick auf den Kilimandscharo. Obwohl das Dentaltherapeutin Diana freut sich über die neue Gebiet ein beliebtes Reiseziel zahlungskräftiger Safaritouris- Behandlungseinheit, die auch dank Spenden aus Sachsen-Anhalt ten ist, die auf den Spuren von John Wayne und Hardy Krüger angeschafft werden konnte. Foto: HDZ wandeln und die Drehorte des Film-Klassikers „Hatari“ besu- chen, sind große Teile der Landbevölkerung bitterarm. Zugang zu schulischer Bildung und (zahn-)medizinischer Versorgung Sammelaktionen an das HDZ zurückgeführt werden. Die Be- haben viele Menschen nicht. Die Stiftung Hilfswerk Deutscher geisterung über die gute Nachricht war bei allen Beteiligten Zahnärzte (HDZ) unterstützt daher in Zusammenarbeit mit Dr. groß. „Jetzt kann dort richtige Zahnheilkunde betrieben wer- Rainer Littinski aus Magdeburg die Hilfsorganisation „Africa den“, freute sich Dr. Littinski. Auch Diana, die Dentaltherapeu- Amini Alama“ der beiden Ärztinnen Christine Wallner und Cor- tin der Klinik, bedankte sich in einem Schreiben beim HDZ und nelia Wallner-Frisee. Deren Herzstück ist die Krankenstation in brachte nochmals zum Ausdruck, warum ihre Arbeit so wichtig Momella, in der auch Zahnbehandlungen durchgeführt wer- für die Menschen in Momella ist: „Ich habe vorher in Dares- den. Sie wurde im Mai 2010 eröffnet und dient vorwiegend der salam in einer modernen Zahnklinik gearbeitet und hatte die medizinischen und zahnmedizinischen Versorgung der Maasai Möglichkeit, viele wohlhabende Patienten zu behandeln“, er- und Meru. Mittlerweile werden über 20.000 Patienten pro Jahr zählt sie. „Patienten, die sich die Behandlung nicht leisten konn- in dem Health Center behandelt. Viele kommen von weither. ten, musste ich abweisen, das hat mir jedes Mal fast das Herz gebrochen, denn ich stamme selbst aus bescheidenen Verhält- Als Teil des staatlichen Systems muss die Klinik von jedem Pa- nissen und wollte immer auch armen Menschen helfen. Daher tienten einen Euro für die Behandlung verlangen und an den habe ich vor drei Jahren meinen Job gekündigt und bei Afrika Staat abführen. All jene, die sich das nicht leisten können, Amini Alama angefangen. Seitdem muss ich niemanden mehr bekommen eine Versicherungskarte, die eine kostenfreie Be- abweisen, sondern behandle alle Patienten gleich und so gut handlung ermöglicht. Sieben Euro kostet eine solche Karte, die ich es kann. Das macht mich sehr glücklich. Leider erschwer- es einer Familie mit sechs Personen ermöglicht, ein Jahr lang te bisher das veraltete Equipment sowie fehlende Instrumente krankenversichert zu sein. Die finanziellen Mittel hierfür wer- und Materialien die Arbeit. Mit der neuen Behandlungseinheit den durch Spenden generiert. Auch das HDZ unterstützt seit ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen. Endlich habe ich zwei Jahren das Projekt im zahnmedizinischen Bereich. Doch alle Instrumente, die ich benötige und alles funktioniert ein- Anfang des Jahres bremste ein unvorhersehbares Ereignis das wandfrei. Das erleichtert meine Arbeit so sehr und die Patien- erfolgreiche Projekt: Die Dentaleinheit gab ihren Dienst auf. ten sind überglücklich.“ Nun bestand akuter Handlungsbedarf. Doch wie sollte die klei- ne Hilfsorganisation rund 20.000 Euro für eine neue Behand- lungseinheit aufbringen? Dr. Rainer Littinski, Initiator der Aktion „Zahnärztliche Ver- HELFEN SIE MIT! sorgung der Massai in Tansania“ sammelte Altgoldspenden in Höhe von 2.254 Euro sowie Geldspenden von insgesamt 1.300 Helfen Sie mit, die Summe von 14.416 Euro an Euro. Doch die Summe reichte nicht aus, um der Klinik zu hel- die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte fen. Dr. Littinski wendete sich erneut an das HDZ. Die Stiftung (HDZ) zurückzuzahlen: erklärte sich bereit, auch in diesem Notfall einzuspringen und rundete den Betrag kurzerhand um die erforderlichen 14.416 Spendenkonto: Euro auf. Das Geld soll jedoch nach und nach durch weitere Hilfswerk Deutscher Zahnärzte IBAN: DE28 3006 0601 0004 4440 00 BIC: DAAEDEDDXXX Verwendungszweck: Zahngesundheit Maasai 14
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 HEILBERUFLER „GRILLEN“ POLITIKER Ärztekammer und KV luden zu viertem Parlamentarischen Abend nach Magdeburg Leckeres Barbecue und die Möglichkeit, Vertreter der Landes- politik zu „grillen“, ihnen also richtig auf den Zahn zu fühlen Die Gastgeber Dr. Burkhard John (KV) und Dr. Simone Heine- und aktuelle Themen anzusprechen – diese erfolgreiche Mi- mann-Meerz (ÄK) mit der Ministerin für Arbeit, Soziales und Inte- schung ist das Konzept des Parlamentarischen Abends „Gril- gration Petra Grimm-Benne (SPD). Fotos: Andreas Stein len bei Dr. Eisenbarth“, zu dem Ärztekammer und Kassenärzt- liche Vereinigung Sachsen-Anhalt am 14. August 2019 bereits zum vierten Mal Vertreter aus Landespolitik, Heilberufen und Selbstverwaltung eingeladen hatten. Die Gastgeber Dr. Burk- hard John (KV) und Dr. Simone Heinemann-Meerz (ÄK) blick- ten bei der Begrüßung auf die Akkord-Gesetzgebung von Bun- desgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die reformierte Bedarfsplanung, die im Land 170 neue freie Hausarztsitze, 70 neue Facharztstellen und 50 Psychotherapeutensitze ergab, ohne dass die Krankenkassen einen Cent mehr dafür zahlen würden. Petra Grimm-Benne (SPD), Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration, knüpfte hier an und berichtete in ihrem Grußwort, man sei mitten im Gesetzgebungsverfahren für die Einführung der Landarztquote bis 2021. Es gelte, den ländlichen Raum Landtagsabgeordneter Tobias Krull (CDU), Staatssekretärin Beate nicht abzuhängen, so die Ministerin. Nach der Verabschiedung Bröcker, Tierärztekammer-Präsident Dr. Klaus Kutschmann, Wirt- des neuen Krankenhausgesetzes durch den Landtag im April schaftsminister Prof. Armin Willingmann, Prof. Rüdiger Braun-Dul- arbeite ihr Ministerium derzeit bis zum Jahresende außerdem laeus (Uniklinik MD), SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Pähle (v.l.n.r.). an der Aufstellung des neuen Krankenhausplanes. Das Gesetz sieht vor, dass nur bedarfsgerecht, leistungsfähig und kosten- günstig arbeitende Krankenhäuser in den Plan aufgenommen werden. Sie setze auf Kooperation und Spezialisierung, nicht auf Schließung von Häusern, betonte Petra Grimm-Benne. Unter den Gästen des Parlamentarischen Abends waren na- türlich auch Vertreter der Zahnärzteschaft Sachsen-Anhalts. Dr. Jochen Schmidt und Dr. Bernd Hübenthal, Vorstände der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, stellten Ministerin Grimm-Benne das neue KZV-Projekt „Praxislotse“ vor (siehe auch zn, Heft 7/2019), Dr. Carsten Hünecke von der Zahnärzte- kammer kam mit Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Prof. Armin Willingmann (SPD) über die Umsetzung der neuen Zahn- ärztlichen Approbationsordnung (ZApprO) in Sachsen-An- Im Gespräch: Jens Hennicke (MDK Sachsen-Anhalt), Kay Nitschke halt ins Gespräch. Die Hallenser Zahnklinik soll bereits ab (AOK Sachsen-Anhalt) und Dr. Jochen Schmidt, Vorstandsvorsitzen- 1. Oktober 2020 nach der neuen ZApprO ausbilden. der der KZV Sachsen-Anhalt. Fotos: Andreas Stein 15
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 Ein Hingucker: Mit farbigen Ölbildern in seiner Heimatstadt dabei: Prof. Dr. Dr. Sigurd Schulz aus Halle (Saale). Foto: Stadt (Halle) / T. Ziegler und sie war zum ersten Mal in der Saalestadt zu Gast. 29 Ärzte, VIEL ANDRANG sechs Zahnärzte, eine Apothekerin und eine Psychotherapeu- tin gaben 134 Einblicke in ihr Freizeitschaffen mit Palette und BEI „MEDIZINER Pinsel, Druckplatten, Ton, Metall und Fotoapparat. Jeder von ihnen zeigte vornehmlich das, was im zurücklie- UND MALEREI“ genden Jahr entstanden war und was er selbst für so gültig empfand, dass er sich damit dem Dialog mit Gleichgesinnten und mit unbeteiligten Betrachtern stellen wollte. Denn dieses 19. Ausstellung zeigte in Halle (Saale) spannende Wagnis vereint sie alle, so unterschiedlich ihre Ar- 134 Arbeiten von 37 Hobby-Künstlern beiten auch sein mögen: Sie teilen ihre Bild, Plastik, Installati- on oder Skulptur gewordenen Empfindungen anderen, Frem- Ein so großes öffentliches Interesse gleich zu Beginn kann den, mit und geben sie damit – zwischen Hoffen und Bangen gewiss nicht jede Ausstellung für sich verbuchen: Zur Vernis- – zur Beurteilung frei. Dieser Mut, mit Begeisterung ebenso sage von „Mediziner & Malerei” kamen am 6. Juli 2019 etwa wie mit schonungsloser Kritik fertigwerden zu wollen, war es 150 Gäste in das Stadtmuseum von Halle (Saale); das waren auch, der die Museumsdirektorin Jane Unger als erstes reizte, nicht nur die Ausstellenden selbst, sondern auch Familienmit- der Interessengemeinschaft die Tore ihres Hauses zu öffnen glieder und Freunde, Kollegen und Neugierige, die teils schon und im eigentlich ausgebuchten Ausstellungsjahr die vier Wo- vorangegangene Präsentationen der Arbeiten von Ärzten, chen freizuschaufeln, die die Schau wenigstens benötigte. Die Zahnärzten und anderen Angehörigen medizinischer Berufe Vielfalt der Themen und Techniken und die beeindruckende gesehen hatten. Die Exposition (leider schloss sie schon am 4. Qualität vieler Arbeiten überzeugten sie schließlich restlos. August wieder) war bereits die 19., die die 1988 in Köthen ge- Nun standen die Freizeitwerke in einer Reihe mit Ausstel- gründete Interessengemeinschaft auf die Beine gestellt hat, lungen, die bisher (neben stadtgeschichtlichen Themen) vor 16
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 8 I August 2019 allem der professionellen Kunst gewidmet waren, und sie stehen der Interessengemeinschaft steht und fällt mit einem brauchten sich nicht zu verstecken. Kraftzentrum, das die Dinge am Laufen hält, Verbindungen knüpft, Beziehungen pflegt. Marianne Rademacher, keine Die Hobby-Künstler leben in Ost und West, und ihre Themen Frau großer Worte, aber mit langjähriger ehrenamtlicher Ga- sind bunt gemischt: die Schönheit und Bedrohtheit der Na- lerie-Erfahrung in Flechtingen, weiß, was sie sich mit der Erd- tur, das Verhalten der Menschen, die Auseinandersetzung menger-Nachfolge aufgeladen hat, und ist entschlossen, das mit Tradition und Gegenwart. Da findet man die Keramik hinzukriegen. „Windsbraut” (Dr. Ingrid Kothe, Brodowin) neben den Colla- gen „Hommage á Bauhaus” (Dr. Peter Bretschneider, Berlin), Aus Sachsen-Anhalt stellten sechs Ärzte aus, dazu drei Zahn- frechen Acryl/Kreide-Bildern (Dr. Winfried Mautner, Wenning- ärzte: Mit fünf unterschiedlichen, überzeugenden Arbeiten stedt) und expressiven „Feuertanz”-Bildern (Gitta Maxheimer, war Dr. Helmut Matzel vertreten, vier Ölbilder in gewohnt Leipzig). Viele beschäftigen sich schon seit ihrer Jugend mit expressiver Farbigkeit zeigte Prof. Dr. Dr. Sigurd Schulz, und künstlerischen Ausdrucksmitteln und sind jahrelang in Zirkeln drei Acryl-Porträts von Hummel, Wespe und Fledermaus prä- unter Anleitung renommierter Künstler aktiv gewesen – an- sentierte die neue Vorsitzende der Interessengemeinschaft. dere sind Autodidakten oder haben erst nach der beruflichen Mit drei weiteren Zahnärzten aus Sachsen, das mit insgesamt Karriere zum Malen und Gestalten gefunden. 15 Teilnehmern übrigens das am stärksten vertretene Bundes- land war, war der zahnärztliche Berufsstand in diesem Jahr DAS RUDER ÜBERNOMMEN etwas weniger gut repräsentiert als in früheren Ausstellun- Die Kunst, sie alle zu einer Interessengemeinschaft zusam- gen. menzubringen, in der bei jeder Begegnung Wiedersehens- freude herrscht und in der man sich und den neuen Arbeiten Die jüngsten Aussteller sind noch nicht 40, die Ältesten haben gegenseitig Aufmerksamkeit und Anteilnahme entgegen- die 80 überschritten. Ihren Arbeiten sieht man das nicht an; sie bringt, haben dreißig Jahre lang der Köthener Arzt Dr. Peter wirken kraftvoll und frisch, problembewusst und hingegeben. Erdmenger und seine Frau, die Zahnärztin Dr. Brigitte Erdmen- Trotzdem ist zu hoffen, dass sich der einsetzende Generatio- ger, perfektioniert. Im vorigen Jahr gaben sie das Zepter an nenwandel fortsetzt, der hier von der Uni Leipzig auszugehen die Flechtinger Zahnärztin Marianne Rademacher weiter, die scheint: Dort verstand der Nuklearmediziner Prof. Dr. Swen mit der Hallenser Exposition, umsichtig bis ins letzte Detail Hesse, der mit vier kleinen, zarten Ölbildern in der Ausstel- und tatkräftig unterstützt durch Prof. Dr. Dr. Sigurd Schulz, ihr lung präsent war, bei Kollegen Interesse zu wecken und war erfolgreiches Debüt gab und dafür den dankbaren Beifall der teils selbst überrascht, wie viele von ihnen ebenfalls künstle- Aussteller erntete. Denn jeder weiß: Das gedeihliche Fortbe- rische Ambitionen hegen. // Sabine Fiedler SELBST AUSSTELLEN Wer Informationen haben oder sich an Ausstel- lungen beteiligen möchte, kann sich per E-Mail wenden an: marianne.rademacher@gmx.net. Ausstellungen finden üblicherweise alle zwei Jahre an wechselnden Orten statt – die nächste 2021. Rechtzeitig wird man benachrichtigt, wie viele (und, je nach Möglichkeiten des Ausstel- lungsortes, auch wie große) Arbeiten man einrei- chen kann. Die Auswahl trifft der Künstler selbst, eine „Begutachtung” findet nicht extra statt. Zahnärztin Marianne Rademacher aus Flechtlingen (Landkreis Bör- de) hat die Organisation der Ausstellungen der Interessengemein- schaft „Mediziner und Malerei” übernommen. Foto: Sabine Fiedler 17
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