MITTEILUNGSBLATT - Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück ...
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MITTEILUNGSBLATT RAVENSBRÜCK der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen Dezember 2019 Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen Lassallestraße 40/2/6, A-1020 Wien, Tel.: 0650/48 00 636 E-Mail: LGRav_FreundInnen@gmx.net Internet: www.ravensbrueck.at
Allen Kameradinnen & FreundInnen im In- und Ausland wünschen wir ein gesundes & friedliches Jahr 2020! Diesem Mitteilungsblatt legen wir einen Zahlschein zur Einzahlung des jähr- lichen Mitgliedsbeitrages von 20 Euro bei. Wir bitten um baldige Überwei- sung! Spenden werden dankend entgegengenommen. BIC: BAWAATWW, IBAN: AT85 1400 0028 1082 1178 Wie immer legen wir auch die Einladung bei, Mitglied zu werden, sowie eine Beitrittserkärung. Bitte das Blatt gerne an Interessierte weitergeben! Der Vereinsvorstand der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen (ÖLGR/F) Inhalt Befreiungsfeier in Ravensbrück & Uckermark 3 Gedenkfahrt 2019: Eine persönliche Skizze 5 Lesung über Vilma Steindling 6 Internationales Ravensbrück-Komitee: Treffen in Gorizia Projekte 2019/20 7 „... unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten“ Ausstellung zum Häft- lingskrankenrevier des KZ Ravensbrück 9 Theaterperformance „Lebenslang“ von Daniel Langbein Proteste & Stellungnahmen 10 Gegen eine revisionistische EP-Resolution und für die Gemeinnützig- keit von antifaschistischer Vereinsarbeit: Dokumentation Vereinsaktivitäten 2019 15 Generalversammlung & Tätigkeiten der ÖLGR/F 16 Tätigkeiten von Aktivistinnen der ÖLGR/F Neue Bücher & eine Wanderausstellung 17 „Meine Mama war Widerstandskämpferin“ 18 Rosa Jochmann. Politische Akteurin und Zeitzeugin 20 „asozial“ – Ausgrenzung gestern und heute: Wanderausstellung 22 Lotte Dorowin-Zeissl: Zeit der Prüfungen Nachruf 23 Im Gedenken an Lisl Jäger Vermächtnis 24 Präambel der Vereinsstatuten der ÖLGR/F Impressum MITTEILUNGSBLATT 2019 • Herausgeberin: Österreichische Lagergemeinschaft Ravens- brück & FreundInnen ÖLGR/F, Lassallestr. 40/2/6, 1020 Wien • Texte & Mitarbeit an dieser Ausgabe: Helga Amesberger, Bernadette Dewald, Veronika Duma, Susanne Empa- cher, Siegrid Fahrecker, Brigitte Halbmayr (Redaktion & Lektorat), Ruth Steindling, Heldis Stepanik (Korrekturen), Hannelore Stoff • Fotos: Helga Amesberger, Bernadette Dewald, Marc Drews, SylKo, Rainer Mayerhofer, Marco Prill • Titelgestaltung: Bernadette Dewald • Layout: Sylvia Köchl • Vervielfältigung: www.teleprint.at 2
Meine Gedenkfahrt – eine persönliche Skizze Foto: SylKo Im April 2019 habe ich an der Befreiungsfeier des Frau- dafür, dass die Bevölkerung sehr wohl gewusst hat, wel- enkonzentrationslagers Ravensbrück teilgenommen. Ich che Gewaltherrschaft errichtet wurde. habe mich sehr gerne den Freundinnen der Österreichi- Wie gehen die Bewohner*innen heute mit diesem Wis- schen Lagergemeinschaft Ravensbrück angeschlossen, sen um? Haben sie die Mahn- und Gedenkstätte jemals mit deren Arbeit ich mich seit Jahren beschäftige. besucht? Was wissen sie über die Schicksale der inhaf- tierten Frauen? Zum ersten Mal im ehemaligen Konzentrationslager Ra- vensbrück, jedoch war ich mit dem Kopf schon oft dort. Als ich dann nach der Taxifahrt vor der Mahn- und Ge- Eine Kopfreise, ausgelöst durch die schriftlichen Erinne- denkstätte gestanden bin, war ich etwas aufgeregt. Was rungen überlebender Widerstandskämpferinnen, durch kommt auf mich zu? Was werde ich erfahren? Bin ich Gespräche mit ihnen – wie mit Irma Trsak, Hermine genug darauf vorbereitet? Jursa und auch durch die Begegnung mit Vera, deren Mutter das KZ überlebt hat. Ich erinnere mich an die Ich erlebte sehr widersprüchliche Dinge. öffentlichen Auftritte Rosa Jochmanns und an die Bilder Ceija Stojkas. Die Gedenkfeier am Sonntag hat sich bei mir als nicht sehr würdevoll eingeprägt. Es war sehr kalt und daher Mit meinen bunt zusammengewürfelten Bildern und ist die Veranstaltung in einen Saal verlegt worden. Nicht zerrissenem Wissen habe ich mich also auf die Reise be- alle Teilnehmer*innen fanden darin Platz und draußen geben. Die Frage im Kopf: Was weiß ich wirklich? konnte ich aufgrund eines technischen Problems nur ei- nen Teil der Ansprachen hören. Beim Zug der interna- Gemeinsam mit Hannelore bin ich bequem mit dem tionalen Formationen zum Denkmal beim Schwedtsee Nachtzug nach Berlin gereist und von dort sind wir wei- gab es viel Gedränge und keinen Moment des gemeinsa- ter nach Fürstenberg. Wir haben aus dem Fenster gese- men Gedenkens. hen, Wälder zogen vorbei und es beschäftigte uns der Gedanke, dass Überlebende wie Mali Fritz und Hermi Ihr seid nicht vergessen. Jursa durch dieses Dickicht den Weg nach Hause ge- sucht haben. Zwei wichtige Gedenkfeiern haben meine Aufmerksam- keit erregt, weil dadurch deutlich wird, wie die Ideolo- Angekommen in Fürstenberg habe ich die wunderschö- gie des Faschismus in unsere heutige Gesellschaft nach- ne Landschaft gesehen. Welch Widerspruch! Hier in wirkt. diesem ehemaligen Luftkurort haben Häftlinge Zwangs- arbeit geleistet. Die Häftlinge waren sichtbar. Ein Beweis Auf dem ehemaligen Gelände des Jugend-Konzentrati- 3
onslagers Uckermark wurde jener gedacht, die als „aso- zial“ und nicht erziehbar inhaftiert worden sind. Seit Jahren setzt sich die Initiative für einen Gedenkort KZ- Uckermark gemeinsam mit Betroffenen und Angehöri- gen dafür ein, dass der Ort nicht vergessen wird. Auf einer Tafel habe ich gelesen, dass die Häftlinge jeden Morgen um 5 Uhr geweckt worden sind. Sie mussten bei jedem Wetter und sommers wie winters einen Dauer- lauf machen. Ohne Schuhe und nur mit einer Unterhose bekleidet. Die Initiative „Autonome feministische Frauen und Les- ben aus Deutschland und Österreich“ haben eine Feier mit dem Titel In-Sicht veranstaltet. Dieses Gedenken erweitert meinen Blick darauf, wie komplex die Verfol- gung von lesbischen Frauen war. Frauen wurden auf- grund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt. Lesbische Frauen und Mädchen galten als „entartet“ und wurden Maria Newald von der ÖLGR/F am Schwedtsee. Foto: B. Dewald als „asozial“ und verrückt verfolgt und ermordet. Es wird ein Gedenkstein in Form einer Kugel niedergelegt, gen Kommandantur. Es gibt eine Fülle von Forschungs- der muss danach wieder entfernt werden. ergebnissen und Informationen zu verarbeiten. Verstörend ist für mich, dass nach wie vor von Homo- Der Raum mit der Vitrine, in der viele Bücher ehemali- sexuellen-Initiativen versucht wird, dieses Gedenken zu ger Häftlinge in den verschiedenen Sprachen ausgestellt verhindern. Warum lassen sich Betroffene voneinander sind, hat mich besonders fasziniert. Es beeindruckt mich trennen? immer von neuem, dass Überlebende nach der jahrelan- gen erlittenen Gewalt die Kraft gefunden haben, ihre Am Abend habe ich die Diskussionsveranstaltung zum Erinnerungen niederzuschreiben und als Zeitzeuginnen Thema besucht, da ich diese couragierte Initiative sehr zu wirken. Ich werde nächstes Jahr wieder kommen, um gerne unterstütze. In diesem Zusammenhang ist mir das diesen Ort abermals zu erkunden. Sichtbarmachen von Frauen sehr wichtig. Eines habe ich (wieder) gelernt: Antifaschistisches Ge- Was habe ich mitgenommen? denken und Erinnern ist ein Prozess, der keinesfalls be- endet ist. Es braucht viel Engagement von unten, politi- Ich bin interessanten Frauen begegnet, jede mit ihrer sches Wissen und solidarisches Handeln. eigenen Erinnerung im Gepäck. So unterschiedlich wir sind, so wichtig war uns das Gemeinsame. Wir haben „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder gesche- uns zu Gesprächsrunden, die oft sehr temperamentvoll hen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen ha- verlaufen sind, getroffen. Interessant und vertiefend war ben.“ (Primo Levi) der gemeinsame Besuch der Ausstellung in der ehemali- Susanne Empacher Auch dieses Jahr sprach Siegrid Fahrecker, Enkelin ei- ner ermordeten Ravensbrückerin, für die ÖLGR/F vor der Mauer der Nationen. Foto: Bernadette Dewald 4
Über Vilma Steindling Lesung in Ravensbrück am 13. April 2019 Ruth Steindling. Claudia Erdheim: Vilma Steindling. Eine jüdische Kommunistin im Widerstand. Amalthea 2017 Wien Anlässlich des Generationentreffens und der Befrei- stellen aus dem Buch vorgelesen. Die Veranstaltung ungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück wurde stieß auf reges Interesse. Nach der Lesung wurden viele ich vom pädagogischen Leiter, Matthias Heyl, eingela- Fragen gestellt und einige Leute verwickelten mich da- den, aus der Biographie über meine Mutter zu lesen. Ich nach in sehr spannende Gespräche. habe das Angebot mit großer Freude angenommen. Aus meiner Sicht war es eine sehr gelungene Veranstal- tung. Ich habe auch später noch per Mail einige positive Meine Mutter, Vilma Geiringer (verh. Steindling), emi- Rückmeldungen erhalten. grierte bereits 1937 nach Paris, schloss sich der Résis- tance an und wurde nach langen Gefängnisaufenthalten Für mich persönlich waren die drei Tage in der KZ-Ge- nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte eineinhalb denkstätte eine äußerst interessante und wichtige Erfah- Jahre Auschwitz, ging im eisigen Winter 1945 auf den rung. Todesmarsch nach Ravensbrück, wo sie schließlich vom Schwedischen Roten Kreuz befreit wurde. Ruth Steindling Es kamen sehr viele Leute zur Lesung. Ich habe über das Leben meiner Mutter erzählt und auch wichtige Text- Im Vordergrund die Französin Claude de Granrut mit Ruth Steindling. Foto: Bernadette Dewald 5
Das Ravensbrück-Komitee in Gorizia Das Treffen des Internationalen Ravensbrück-Komitees (IRK) fand vom 29. Mai bis 2. Juni 2019 in Gorizia/Italien statt. Wir (Vera Modjawer und Siegrid Fahrecker, die Dele- reich, Tochter einer ehemaligen Ravensbrückerin. gierten der ÖLGR/F für das IRK) sind mit dem Zug nach ◆ Schatzmeisterin: Marie-France Cabeza-Marnet/Frank- Gorizia gereist. Es war eine sehr schöne, abenteuerliche reich, Mitglied der Französischen Amicale. Zugfahrt (zumal in Italien die Züge nicht immer plan- ◆ Schatzmeisterin Stellvertreterin: Francoise Marcheli- mäßig auf dem angegebenen Gleis zu finden waren). dion/Frankreich, ebenfalls von der Französischen Ami- cale. Wir konnten heuer im Komitee neue Mitglieder aus gleich mehreren Ländern begrüßen, und zwar aus Dä- Neuigkeiten zur Befreiungsfeier 2020 nemark, den Niederlanden, Slowenien, Ungarn (der ers- Nach den vielen Neuigkeiten und Berichtigungen ha- te männliche Vertreter im IRK) und Russland. ben wir uns arbeitstechnisch bereits der großen Be- freiungsfeier für April 2020 in Ravensbrück gewidmet. Neuer Vorstand Als besonderen Diskussionspunkt mit der Leiterin der Und auch im IRK hatten wir dieses Jahr unsere Gene- Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Insa Eschebach, ralversammlung mit Neuwahlen. Für die nächsten vier möchte ich den Umgang mit den zahlreichen Bannern Jahre sind folgende Frauen im Vorstand: hervorheben – ein Problem, das noch vor der nächsten ◆ Präsidentin: Ambra Laurenzi/Italien, Fotografin und großen Feier klar geregelt werden sollte. Tochter der Überlebenden Mirella Stanzione. Insa Eschebach möchte gerne eine „Bannerstraße“ her- ◆ Vizepräsidentin: Hanna Nowakovska/Polen, Tochter stellen (auf Tafeln oder am Zaun entlang der Jugend- einer ehemaligen Ravensbrückerin. herberge) und würde damit bitten, die Banner in den ◆ Generalsekretärin: Jeanine Bochert/Deutschland, En- zwei Stunden der Zeremonie nicht mitzutragen. Nur so kelin einer ehemaligen Ravensbrückerin. könnten wir erfolgreich gegen die vielen (zu vielen) Fah- nen der polnischen Delegation (siehe dazu unser Mittei- ◆ Generalsekretärin Stellvertreterin: Sarka Kadlecova/ lungsblatt 2018, Seite 4) friedlich ankommen, nach dem Tschechien, Enkelin einer Ravensbrückerin. Motto: gleiches Recht für alle. Ausgenommen ist natür- ◆ Schriftführerin: Genevieve Zamansky-Bonnin/Frank- lich unser großer roter Winkel, der darf dabei sein. reich, Tochter einer ehemaligen Ravensbrückerin. ◆ Schriftführerin Stellvertreterin: Anne Cordier/Frank- Siegrid Fahrecker Die „Winkelfahne“ der ÖLGR/F (hier 2009 getragen vom Urenkel der ermordeten Ravensbrückerin Anna Lasser). Dabei handelt es sich um die Replik jener „Freiheitsfahne“, die 1955 von der Ravensbrückerin Mitzi Bures aus echten roten Häftlingswin- keln zusammengenäht worden war. Foto: SylKo 6
„... unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten“ Ausstellung zum Häftlingskrankenrevier des KZ Ravensbrück in der Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte, Wien. Literatur und (auto-) biografische Texte rund ums Thema Krankenreviere in Konzentrationslagern. Fotos: Marc Drews Unter dem Titel „… unmöglich, diesen Schrecken auf- den 17. Oktober 2019, statt, an der auch die Projekt- zuhalten. Die medizinische Versorgung durch Häftlinge leiterin Karin Bergdoll, Arbeitskreis Frauengesundheit im Frauen-KZ Ravensbrück“ wurde vom Arbeitskreis in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. in Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Ge- Berlin, sowie die Kuratorin zur Ausstellung, Dr. Christl sellschaft e.V. in Deutschland eine Wanderausstellung Wickert, zu Idee und Inhalt der Ausstellung sprachen. gestaltet. Brigitte Halbmayr erörterte die Gründe, warum es der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und Informativ ... FreundInnen so wichtig ist, diese Ausstellung in Wien Im Mittelpunkt der Ausstellung über das Krankenrevier zeigen zu können. Prof. Oliver Rathkolb, Vorstand des im KZ Ravensbrück steht die Arbeit des medizinischen Instituts für Zeitgeschichte, spannte in seinen Grußwor- Häftlingspersonals. Sie behandelt Themen wie den Ein- ten den Bogen zu Rosa Jochmann und Käthe Leichter. satz von Häftlingen als Ärztinnen und Pflegerinnen, Herr Mag. Stumpf und sein Team sorgten nicht nur für die Krankheiten im Lager, Arbeitsunfälle, medizinische den reibungslosen Ablauf des Abends und das Wohl der Verbrechen, Hygiene, KZ-Abteilung Lagerarzt, Gebur- zahlreichen BesucherInnen; sie hatten in der Vorberei- tenabteilung, Pathologie, Gerichtsprozesse in Hamburg tung der Schau großes Engagement im Bestücken der und in der Sowjetunion und vieles mehr. vier Schauvitrinen mit Büchern aus Bibliothekseigenen Beständen sowie die bestmögliche Geltendmachung der ... und endlich auch in Österreich! Schautafeln gesorgt – an dieser Stelle sei nochmals al- Erstmals wurde die Wanderausstellung am 16. April len genannten Personen unser herzlichster Dank ausge- 2016 in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück ge- sprochen! zeigt und tourte anschließend durch Deutschland. Seit Oktober 2019 zeigen wir die Ausstellung in den Aus- Loretta Walz über Ilse Reibmayr stellungsräumen der Bibliothek des Instituts für Zeitge- Im Begleitprogramm zur Ausstellung hatten wir im De- schichte an der Universität Wien – bis 20. März 2020 ist zember bereits Loretta Walz zu Gast, die ein berühren- sie dort noch zu sehen! des und vielschichtiges Porträt der Häftlingsärztin Dr. Die Eröffnung der Ausstellung fand am Donnerstag, Ilse Reibmayr aus der Steiermark zeichnete. Dabei ging 7
sie nicht nur auf den Verhaftungsgrund der Gynäko- sche Ärzte Berufsverbot erhielten, bis hin zu jenen Ärz- login in Leoben und ihr Wirken im Geburtenblock im ten/Ärztinnen, die in den Konzentrationslagern Dienst Konzentrationslager Ravensbrück ein, sondern vermit- taten oder in der Psychiatrie Menschen ermordeten. telte auch ihren in Ravensbrück entstandenen Traum, in Gegen Ende der Ausstellungszeit, am 17. März, wird uns Freiheit eine Arztpraxis aufzumachen und ein Geburts- nochmals Christl Wickert beehren, die in einem Vortrag haus einzurichten. auf das Dilemma von Häftlingsärztinnen und -pflege- Besonders haben wir uns gefreut, dass an den bisherigen rinnen genauer eingehen wird. Dieses Dilemma bestand Veranstaltungen Familienangehörige und Menschen, die darin, dass die Schwere und Anzahl der Erkrankungen Ilse Reibmayr noch persönlich kannten, teilnahmen. und Verletzungen in keinem Verhältnis zu den unzurei- chenden Ausstattungen und Ressourcen auf den Kran- Kommendes Programm kenstationen stand. Am 21. Jänner 2020 wird Herwig Czech über Österreichs ÄrztInnen im Nationalsozialismus referieren. Dabei Brigitte Halbmayr spannt er den Bogen vom Jahr 1938, in dem viele jüdi- Die Kuratorin Christl Wickert spricht zur Ausstellung. Loretta Walz spricht über Dr. Ilse Reibmayr, österreichische Häftlings- Foto: Marc Drews ärztin im Ravensbrücker Krankenrevier. Foto: Helga Amesberger „… unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten“ Die medizinische Versorgung durch Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück Ausstellung von 18. Oktober 2019 bis 20. März 2020 Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte Campus der Universität Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1.12, 1090 Wien Eine Kooperation der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen (ÖLGR/F) mit dem Ar- beitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien; gefördert vom Zukunftsfonds der Republik Österreich sowie vom Nationalsfonds der Re- publik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. Nachlese: Aus dem Dankschreiben von Prof. Oliver Rathkolb, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte „Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ich möchte nochmals allen Rednerinnen und den Gestalterinnen der Ausstel- lung ‚... unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten‘ im Namen des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien für die wirklich inhaltsreiche und gelungene Präsentation einer spannenden und gleichzeitig bedrückenden und aufwühlenden Ausstellung danken. Ich bin sicher, dass die Besucher und Besucherinnen einen genaueren und auch emotionaleren Eindruck über das Sterben, Leben und Überleben im KZ Ravensbrück mitnehmen werden. Vor dem Hintergrund des wieder steigenden Geschichtsrevisionismus eine ganz zentrale Aufgabe der aktuellen politischen Bildung.“ 8
Theaterperformance „Lebenslang“ im Theater Drachengasse An jeweils drei aufeinanderfolgenden Tagen im Juni ein moderiertes Gespräch bleibt, um Eindrücke, Stand- und November 2019 spielte Daniel Langbein sein Stück punkte und Sichtweisen mit Daniel Langbein auszutau- „Lebenslang“ in der Drachengasse. Aufgrund der er- schen und zu diskutieren. folgreichen Theaterperformance „Macht – Gelegenheit Waren zunächst nur fünf Aufführungstermine im Juni – Mörder“ (2016) lud die Österreichische Lagergemein- geplant, entschlossen wir uns aufgrund des großen Inte- schaft Ravensbrück & FreundInnen (ÖLGR/F) Daniel resses und der positiven Rückmeldungen, im November Langbein erneut ein, sein neuestes Stück, in dem er sich weitere fünf Aufführungen anzubieten. Insgesamt sahen abermals mit der Geschichte seines Großvaters Her- 314 Schülerinnen und Schüler und ihre LehrerInnen mann Langbein, Überlebender, Chronist und Aufklärer sowie 93 Erwachsene die Vorstellung. Im Anschluss an des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz- jede Performance hatte das Publikum die Möglichkeit, Birkenau, auseinandersetzt, auch in Wien zu zeigen. in einem moderierten Gespräch dem Schauspieler Da- Dies wurde durch eine Förderung des Zukunftsfonds niel Langbein Fragen zu stellen. der Republik Österreich sowie des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus Die Performance und die anschließenden Gespräche im Theater Drachengasse ermöglicht und in Kooperati- – die ModeratorInnen waren Helga Amesberger und on mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Brigitte Halbmayr vom Institut für Konfliktforschung Widerstands umgesetzt. sowie Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes – brachten nicht nur den In dem Ein-Mann-Stück „Lebenslang“, das Daniel Lang- Überlebenskampf in Auschwitz, die Menschenverach- bein 2017 im Zuge seines Engagements am Theater tung und Schikanen der Lagerleitung sowie Glück und Junge Generation in Dresden entwickelt hat, spricht er Last des Überlebens näher, sondern es konnten auch Passagen aus einem Videointerview mit seinem Groß- weitere Details erfragt und Unklarheiten geklärt wer- vater nach. Die Tötungen im Auschwitzer Krankenbau, den. Darüber hinaus regte das Stück zum Nachdenken die Pflichten und Versuchungen eines Funktionshäft- über eigene Werthaltungen und eigenes Handeln an, lings, die Internationalisierung und Hierarchisierung auch das war in den nachfolgenden Gesprächen häufig der Häftlingsgesellschaft, die gelungene Flucht und der Thema. Mit dieser Veranstaltung konnte die ÖLGRF Auftrag an sich selbst sowie die nachfolgenden Genera- eine ihrer Aufgaben umsetzen, nämlich über die natio- tionen sind die Themen, die zur Sprache kommen. Da- nalsozialistischen Verbrechen aufzuklären und so einen niel erzählt zuerst alleine, dann gemeinsam mit seinem Beitrag für „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“ Großvater (Videoeinspielung), zuletzt erzählt dieser al- zu leisten. leine. Dieses „Reenactment“ sieht Daniel Langbein als Möglichkeit, auch andere Menschen zur Auseinander- Im Sinne dieses Auftrags sind wir am Überlegen, wie setzung mit dem Gesagten einzuladen. Das Stück dau- noch vielen weiteren Menschen die Möglichkeit gebo- ert nur 15 Minuten, sodass danach ausreichend Zeit für ten werden kann, sich mit dem Stück „Lebenslang“ von und mit Daniel Langbein zu beschäftigen. Mehr dazu hoffentlich im nächsten Mitteilungsblatt. Wir danken dem Theater Drachengasse sehr herzlich für die gute Zusammenarbeit und Daniel Langbein für sein Theaterstück! Brigitte Halbmayr Daniel Langbein in „Lebenslang“. Foto: Marco Prill 9
Stellungnahmen & Proteste der ÖLGR/F 2019 Gegen eine revisionistische EP-Resolution und für die Gemeinnützig- keit von antifaschistischer Vereinsarbeit. Im Jahr 2019 erreichten uns einige besorgniserregende der VVN-BdA im Jahresbericht des bayrischen Verfas- Neuigkeiten. Allen voran ist hier die Entschließung des sungsschutzes, der die Vereinigung als „linksextremis- Europäischen Parlaments (EP) vom 19. September 2019 tisch beeinflusst“ sieht. Daraufhin wurde der VVN-BdA „Bedeutung der Erinnerung an die europäische Vergan- allerdings bundesweit die Gemeinnützigkeit entzogen. genheit für die Zukunft Europas“ (2019/2819(RSP)) zu Was eine Aufforderung zur Steuernachzahlung im nennen. Diese grundsätzlich wichtige Resolution zeugt fünfstelligen Bereich nach sich zog – damit droht der von einem Geschichtsbild, das wir nicht unwiderspro- VVN-BdA das Aus. Zudem sollte allen Vereinen, die chen lassen wollten und konnten: Darin wird der So- nach Meinung der Finanzbehörde politisch aktiv sind, wjetunion Mitschuld am Ausbruch des 2. Weltkrieges der Gemeinnützigkeitscharakter entzogen werden. Der gegeben und das nationalsozialistische mit dem kom- deutsche Bundesfinanzminister, Olaf Scholz, hat dieses munistischen Regime gleichgesetzt. Wir schlossen uns Vorhaben mittlerweile gekippt. Die Entscheidung über daher als Lagergemeinschaft den Stellungnahmen der die VVN-BdA wurde jedoch nicht zurückgezogen! FIR und des Internationalen Buchenwald Dora-Komi- Daher haben wir uns den Protestbekundungen ange- tees an und versandten eine Protestnote an die österrei- schlossen, einen Brief an die deutsche Bundesregierung chischen Abgeordneten des EU-Parlaments sowie an die geschickt und unsere Solidarität über die Plattform #un- Vorsitzenden der österreichischen Parlamentsparteien. teilbar bekundet. Nach wie vor werden auf dieser Platt- Details dazu auf den folgenden Seiten. Die österreichi- form Unterschriften gesammelt für die Forderung, dass schen EP-Abgeordneten stimmten alle mit Ausnahme antifaschistische Arbeit gemeinnützig bleiben muss. von Monika Vana (Die Grünen) für diese Entschlie- Der auf Seite 14 abgedruckte offene Brief der Ausch- ßung! Bis Redaktionsschluss erreichte uns leider keine witz- und Ravensbrück-Überlebenden Esther Bejarano Antwort von EP-ParlamentarierInnen. Für danach ein- führt eindrücklich vor Augen, dass die Aberkennung gelangte Antworten siehe www.ravensbrueck.at der Gemeinnützigkeit eine Missachtung der bisheri- gen Leistungen der VNN–BdA zur Demokratisierung Ausdruck der zunehmenden Missachtung antifaschisti- Deutschlands und eine zukünftige Schwächung des En- scher Arbeit und ihrer Verunglimpfung als linke oder gagements gegen Rechtsextremismus und Rassismus ist. gar linksextreme Agitation ist auch der Akt der Deut- Bitte unterzeichnen auf #unteilbar: schen Steuerbehörde, der VVN–BdA (Vereinigung der www.unteilbar.org/gemeinnuetzig/#unterzeichnen Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschis- tinnen und Antifaschisten) den Status der Gemeinnüt- Auf den folgenden Seiten dokumentieren zigkeit abzuerkennen. Grund dafür war eine Nennung wir beide Proteste. An die österreichischen Abgeordneten RAVENSBRÜCK des Europäischen Parlaments Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & ßung des Europäischen Parlaments vom 19.09.2019 FreundInnen (ÖLGR/F) und die Österreichische Lager- über die „Bedeutung der Erinnerung an die Europäische gemeinschaft Dachau (ÖLGD) sind von Überlebenden Vergangenheit für die Zukunft Europas“ stellt mit der der beiden Konzentrationslager vor 70 Jahren gegründet Gleichsetzung von Nationalsozialismus, Kommunismus worden. Unsere Lagergemeinschaften wurden mit dem und Stalinismus sowie der Schuldverortung für den 2. Ziel begründet, über die Verbrechen der NS-Herrschaft Weltkrieg (auch) bei der Sowjetunion eine unerträgli- aufzuklären, gegen jegliche rassistische und antisemiti- che Beleidigung der Opfer des Nationalsozialismus dar. sche Tendenz und Gewalt aufzutreten und den Opfern Diese Erklärung leugnet den Einsatz der Sowjetunion der mörderischen nationalsozialistischen Diktatur wür- für die Zerschlagung des Nationalsozialismus und miss- dig zu gedenken. Als Mitglieder dieser Lagergemein- achtet aufs Gröbste die unermüdlichen Bemühungen schaften fühlen wir uns nach wie vor diesen Zielen ver- der Lagergemeinschaften für eine demokratische Ge- pflichtet. sellschaftsordnung. Die mit Ihrer Zustimmung verabschiedete Entschlie- Wir schließen uns den Stellungnahmen und Protesten 10
der FIR (Féderation Internationale Des Résistants – As- als österreichische Abgeordnete im Europäischen Parla- sociation Antifasciste) und des Internationalen Komitee ment alles daran zu setzen, dass dies geschieht. Buchenwald Dora sowie der italienischen Associazone Nazionale Ex Deporatati Nei Campi Nazisti (ANED, Mag.a Bernadette Dewald, Obfrau der www.deportati.it/news/laned-il-parlamento-europeo- ÖLGR/F ritiri-la-risoluzione-sulla-memoria) vollinhaltlich an. Univ.-Prof. Dr. Ernst Berger, Obmann der Wir fordern daher den sofortigen Rückzug der Ent- ÖLGD schließung P9-TA-PROV (2019) 0021 und von Ihnen Wien, 9. November 2019 Eine schlimme Botschaft des Europäischen Parlaments Am 19. September 2019 verabschiedete das EU-Parla- sie jedoch das historische Narrativ derselben EU-Staa- ment in Straßburg eine Resolution, in der es angeblich ten übernommen, dass Russland angeblich historische um die „Bedeutung der europäischen Vergangenheit Tatsachen verfälscht und die „Verbrechen des totalitären (oder des europäischen Geschichtsbewusstseins) für die Regimes der Sowjetunion“ leugnet. Zukunft Europas“ ging. 535 Abgeordnete stimmten für diese Entschließung, 66 dagegen und 52 enthielten sich Die FIR und damit alle Verbände der Überlebenden der der Stimme. faschistischen Verfolgung, die KämpferInnen gegen die nationalsozialistische Barbarei und alle AntifaschistIn- Die FIR (Féderation Internationale Des Résistants – As- nen sagen Nein zu solchen historischen Fälschungen. sociation Antifasciste) und ihre Mitgliedsverbände kön- Obwohl die Gefahr von Faschismus, Rassismus und nen mit diesem Beschluss in keiner Weise einverstan- Nationalismus zunimmt, wählt die Resolution eher den den sein. Der Text der Erklärung zeigt nicht die Zukunft Weg der Spaltung als jenen einer verantwortungsvollen Europas, sondern ist ein ideologischer Rückfall in die und energischen Einheit. Die FIR fordert das Europäi- schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges, wie er in dieser sche Parlament auf, seine eigene Autorität und Glaub- Entschließung zum Ausdruck kommt, die auf Initiative würdigkeit zu erläutern, zu schützen und zu bestätigen. der baltischen Staaten und Polens zustande kam. Entge- Dazu gehört ein klares Zeichen für ein radikales Umden- gen aller wissenschaftlichen Erkenntnisse wird hier be- ken im Sinne jener Prinzipien, die zur Schaffung eines hauptet, dass erst mit dem deutsch-sowjetischen Nicht- Vereinten Europas – ein Kind des Antifaschismus und angriffspakt „die Weichen für den Zweiten Weltkrieg jener Frauen und Männer, die sich gegen die nationalso- gestellt wurden“. zialistischen und faschistischen Regime gestellt haben – Die Rekonstruktion der Ereignisse, die zum Zweiten geführt haben. Wir erinnern in dem Zusammenhang an Weltkrieg führten, ist verbohrt, voreingenommen, ins- die Eröffnungsrede des neuen Parlamentspräsidenten. trumentell und hat keinerlei wissenschaftliche Grundla- Die FIR lehnt somit die Resolution des Europäischen ge. Der Text setzt die Unterdrücker und die Unterdrück- Parlaments ab, in der Nazi-Faschismus und Kommunis- ten, Opfer und Schlächter, Eindringlinge und Befreier mus gleichsetzt und verurteilt werden. Diese Entschlie- gleich. Das ist grobe ideologische Propaganda, wie sie ßung steht im völligen Gegensatz zur antifaschistischen aus der schlimmsten Zeit des Kalten Krieges in Erinne- und antirassistischen Entschließung vom 25. Oktober rung ist. 2018. Darüber hinaus erinnern wir an den Literaturnobel- Vollkommen absurd ist die Aussage in der Resolution, preisträger Thomas Mann, der 1945 warnte: dass „es von entscheidender Bedeutung für die Einheit „Den russischen Kommunismus mit dem Nazifaschis- Europas und seiner Bürger und für die Stärkung des mus auf die gleiche moralische Stufe zu stellen, weil bei- Widerstands Europas gegen die gegenwärtigen Bedro- de totalitär seien, ist bestenfalls Oberflächlichkeit, im hungen von außen ist, dass an die Opfer totalitärer und schlimmeren Falle ist es – Faschismus. Wer auf dieser autoritärer Regime gedacht wird“. Was soll die aktuel- Gleichstellung beharrt, mag sich als Demokrat vorkom- le externe Bedrohung sein, von der die Abgeordneten men, in Wahrheit und im Herzensgrund ist er damit be- sprechen? reits Faschist und wird mit Sicherheit den Faschismus Zurecht beklagen sie einen neuen historischen Revisi- nur unaufrichtig und zum Schein, mit vollem Hass aber onismus. So verurteilen sie in einigen EU-Staaten die allein den Kommunismus bekämpfen.“ Verherrlichung von Menschen, die mit den Nationalso- zialisten zusammengearbeitet haben. Gleichzeitig haben 23.9.2019, Presseaussendung, www.fir.at 11
Tief besorgt über die Resolution des Europäischen Parlaments Erklärung des Internationalen Komitees Buchenwald dass ihre eigenen Länder – damals im Machtbereich des Dora und Kommandos IKBD nazistischen Regimes – ihre eigenen Formen von Totali- tarismus entwickelt haben: Finnland, Spanien, Portugal, Das Internationale Komitee Buchenwald Dora und Ungarn, Polen … Das IKBD fordert, dass eine EP-Re- Kommandos (IKBD) äußert seine tiefe Besorgnis über solution zum europäischen Geschichtsbewusstsein die die Resolution P9_TA-PROV (2019)0021 des Europäi- spezifischen Charaktere der nazistischen Ideologie nicht schen Parlaments vom 19. September 2019 zur Bedeu- verschweigt: Rassismus, Antisemitismus, Völkermord tung der Erinnerung an die europäische Vergangenheit an Juden/Jüdinnen und Sinti und Roma, Vernichtungs- für die Zukunft Europas. und Konzentrationslager, Mordstätten für behinderte Menschen – das waren die Grundpfeiler des Hitlerre- Unerträgliche Beleidigung gimes. Dazu kommen die Massaker an slawischen Be- Das IKBD betrachtet den Text dieser ersten Resolution völkerungen und die Verschleppung zur Zwangsarbeit des neu gewählten Europäischen Parlaments (EP) über von Millionen von Männern, Frauen und Kindern nach die historische Erinnerung für die Erziehung der Jugend Nazi-Deutschland und die besetzten Länder. Nicht zu und den Aufbau eines freien und demokratischen Eu- vergessen: Aus dem Kampf gegen diese verbrecherische ropas als eine unerträgliche Beleidigung sowohl für die Ideologie entstanden die Vereinten Nationen (UN) nach Opfer des Faschismus und Nazismus wie auch für die 1945. Erbauer eines friedlichen, demokratischen und freien 3) Im Gegensatz zur EP-Resolution (in Punkt 2) be- Europas. trachtet das IKBD den deutsch-sowjetischen Pakt Zurecht zeigt sich die Resolution in ihrem letzten Teil be- (Ribbentrop-Molotow) keineswegs als den Ursprung sorgt über den Aufstieg von nationalistischem Fremden- des 2. Weltkriegs. Auch andere Kausalitäten werden in hass in Europa und fordert das Verbot von neofaschisti- diesem Text vernachlässigt: das Versailler Abkommen, schen und neonazistischen Gruppierungen (Punkt 20). die Wirtschaftskrise 1929. Verschwiegen werden die Sie betont zugleich, „dass die tragische Vergangenheit Wiederbesetzung des Saarlandes (1935), der Anti-Ko- Europas auch künftig als moralische und politische Ins- mintern-Pakt (November 1936), die Rom-Berlin-Achse piration dienen sollte, sich den Herausforderungen der (November 1936), der Anschluss Österreichs (März Welt von heute zu stellen, wozu der Kampf für eine ge- 1938), das Münchner Abkommen (September 1938), rechtere Welt, die Schaffung offener und toleranter Ge- die Besatzung des Sudetenlandes (Oktober 1938) und sellschaften und Gemeinschaften, in denen ethnische, der Einmarsch der Nazis in die Tschechoslowakei (März religiöse und sexuelle Minderheiten vertreten sind, und 1939). die praktische Umsetzung der europäischen Werte allen 4) Das IKBD bedauert den geringen Umfang, den das Menschen dienen“ (Punkt 21). Leid Russlands in der Resolution einnimmt, beschrie- Jedoch ist diese Resolution leider das Ergebnis unge- ben (in Punkt 15) „als das größte Opfer des kommu- sunder Kompromisse. Sie enthält abwegige und nicht nistischen Totalitarismus“. Die Resolution vergisst, das akzeptable Argumente, die die historische Wahrheit Leid und die Verluste durch den deutschen Naziangriff entstellen. im Westen und durch die japanischen Kräfte in deren Aus diesem Grund fordert das IKBD die sofortige Rück- Machtbereich zu benennen. nahme der Resolution. 5) Das IKBD bedauert zutiefst, dass die Resolution den Unsere Argumente: Völkermord und das Leid der Sinti und Roma schlicht 1) Das IKBD bedauert, dass diese Resolution des EP und einfach auslässt und die Verfolgung von Homose- über die Bedeutung der europäischen Erinnerung zum xuellen ignoriert. Genauso ignoriert sie die politischen Aufbau eines europäischen Geschichtsbewusstseins mit Verfolgungen, die Internierung und Deportation von keinem Wort die entscheidende Resolution des EP vom Millionen von Menschen und deren grausame Ausbeu- 11. Februar 1993 zum europäischen und internationalen tung in der nazistischen Kriegsindustrie. Schutz der von den Nationalsozialisten errichteten Kon- 6) Das IKBD erinnert daran, was ebenfalls nicht im Text zentrationslager als historische Mahnmale erwähnt. der Resolution steht, dass nämlich zahlreiche deutsche 2) Das IKBD mahnt, dass der Hitler-Nazismus und der KommunistInnen zu den allerersten KZ-Häftlingen ge- Stalin-Kommunismus keineswegs unter dem allgemei- hörten. Ihr Andenken darf nicht in Vergessenheit gera- nen Begriff des „Totalitarismus“ gleichgestellt werden ten. dürfen. Gewisse EP-Abgeordnete scheinen zu vergessen, Die ehemaligen Häftlinge des Lagers Buchenwald und 12
seiner Außenkommandos haben diese beispiellosen risch ab. Wenn sich nun der Aufbau eines besseren Be- Ereignisse und die spezifischen Seiten der nazistischen wusstseins für die Zukunft Europas auf der Denunzie- Ideologie am eigenen Leib erfahren. rung aller gestern wie heute begangenen Verletzungen der Menschenrechte und der fundamentalen Freiheits- Aus diesen Gründen rechte „stützt“, so erklärt das IKBD im Gegenteil, dass Und im Namen der überlebenden KZ-Häftlinge aller dies mit Respekt vor der historischen Wahrheit, ohne Nationen und der Opfer von Buchenwald und seiner jeden erzwungenen Geschichtsvergleich und politisch 139 Außenkommandos, motivierte Vermischungen geschehen muss. Im Namen aller Opfer der Nazibarbarei, lehnt das IKBD die Resolution des EP vom 19. Septem- Das Internationale Komitee Buchenwald ber 2019 zur „Bedeutung des europäischen Geschichts- Dora und Kommandos bewusstseins für die Zukunft Europas“ als eine Beleidi- 8.10.2019 gung für die Erinnerung der Opfer und derjenigen, die www.buchenwald-comite.org für ein humanistisches Europa gekämpft haben, katego- RAVENSBRÜCK Rechtssicherheit für antifaschistisches Engagement Brief an den deutschen Bundesminister der Finanzen tragte der Jüdischen Gemeinde gegen Antisemitismus, Olaf Scholz Sigmount A. Königsberg, bereits ausgeführt hat: Es ist Wien, am 10. Dezember 2019 nicht hinnehmbar, wenn der Staat demokratisches En- gagement gegen Rechtsradikale und Nazis sanktioniert. Sehr geehrter Herr Minister Scholz, Wie wir den deutschen Medien entnehmen konnten, ha- Die „Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück“ ben Sie bereits Schritte gesetzt, Ihr Vorhaben, politisch wurde von Überlebenden des Konzentrationslagers Ra- engagierten Vereinen die Steuervorteile zu streichen, vensbrück gegründet. Ihre Mitglieder widmen sich seit wieder zu verwerfen. mehr als 70 Jahren dem Kampf gegen Faschismus, Ras- Diesen Schritt begrüßen wir. sismus und Antisemitismus. Diese Entscheidung muss aber auch und erst recht für Vor Kurzem mussten wir mit Entsetzen zur Kenntnis die VVN-BdA gelten! nehmen, dass einer der in der antifaschistischen Arbeit Wir fordern Sie daher auf, den Appell der Auschwitz- engagiertesten Organisationen – die VVN–BdA (Ver- und Ravensbrück-Überlebenden Esther Bejarano ernst einigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der zu nehmen und ihrer und der Forderung von vielen Antifaschistinnen und Antifaschisten) der Status der PolitikerInnen zu folgen, ALLES zu tun, um diese Ent- Gemeinnützigkeit durch die Steuerbehörden des deut- scheidung rückgängig zu machen. schen Staates entzogen wurde. Denn was kann gemeinnütziger sein als der Kampf ge- Wir weisen hier nachdrücklich auf die historische Be- gen Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus? Ein deutung dieser Vereinigung hin, die bereits seit 1947 tä- weiteres Erstarken der rechtsextremen Gruppierungen tig ist und schließen uns in diesem Fall der Haltung des zu unterbinden, muss vordringliches Anliegen aller de- Internationalen Auschwitzkomitees an, deren Exekutiv- mokratisch gesinnten Menschen und v.a. auch aller de- Vizepräsident Christoph Heubner diese Entscheidung mokratischen PolitikerInnen sein. als Skandal bezeichnete, mit dem „Deutschlands An- Darüber hinaus fordern wir Sie auf, Rechtssicherheit sehen beschädigt und das gemeinsame Engagement ge- für alle im Antifaschismus engagierten politisch aktiven gen Rechtsextremismus und Antisemitismus erheblich Vereine zu schaffen. Antifaschistisches Engagement darf geschwächt“ wird. Es ist politisch nicht vertretbar, dass nicht zu einer extremistischen Tat umgedeutet werden! die Arbeit, mit der über Jahrzehnte junge Menschen für demokratische Anliegen sensibilisiert und zum Auf- Mit antifaschistischen Grüßen treten gegen faschistische / nationalsozialistische Strö- Mag.a Bernadette Dewald mungen aktiviert wurden, auf Grund der tendenziösen Für die Österreichische Lagergemeinschaft Einschätzung des bayrischen Verfassungsschutzes der- Ravensbrück & FreundInnen art desavouiert und behindert und die Vereinigung exis- Der Brief wurde auch an Fraktionen im deutschen Bun- tenzgefährdend zur Kasse gebeten wird. Wie der Beauf- destag, an Medien und Freundeskreise weitergeleitet. 13
25. November 2019 Was ist gemeinnützig? Zur Entscheidung eines Finanzamtes Sehr geehrter Herr Minister Scholz, seit 2008 bin ich die In den vergangenen Jahrzehnten habe ich viele Aus- Ehrenvorsitzende der VVN–BdA, der gemeinnützigen zeichnungen und Ehrungen erhalten, jetzt gerade wie- Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der vom Hamburger Senat eine Ehrendenkmünze in der Antifaschistinnen und Antifaschisten, gegründet Gold. Mein zweites Bundesverdienstkreuz, das Große, 1947 von Überlebenden der Konzentrationslager und haben Sie mir im Jahr 2012 persönlich feierlich über- NS-Verfolgten. Die Arbeit der Antifa, die Arbeit anti- reicht, eine Ehrung für hervorragende Verdienste um faschistischer Vereinigungen ist heute – immer noch das Gemeinwohl, hieß es da. 2008 schon hatte der Bun- – bitter nötig. Für uns Überlebende ist es unerträglich, despräsident mir das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse wenn heute wieder Naziparolen gebrüllt, wenn jüdische angeheftet. Darüber freue ich mich, denn jede einzelne Menschen und Synagogen angegriffen werden, wenn Ehrung steht für Anerkennung meiner – unserer – Ar- Menschen durch die Straßen gejagt und bedroht wer- beit gegen das Vergessen, für ein „Nie wieder Krieg – nie den, wenn Todeslisten kursieren und extreme Rechte wieder Faschismus“, für unseren Kampf gegen alte und nicht mal mehr vor Angriffen gegen Vertreter des Staa- neue Nazis. tes zurückschrecken. Wer aber Medaillen an Shoah-Überlebende vergibt, Wohin steuert die Bundesrepublik? übernimmt auch eine Verpflichtung. Eine Verpflichtung Das Haus brennt – und Sie sperren die Feuerwehr aus!, für das gemeinsame NIE WIEDER, das unserer Arbeit wollen der größten und ältesten antifaschistischen Ver- zugrunde liegt. einigung im Land die Arbeit unmöglich machen? Diese Und nun frage ich Sie: Abwertung unserer Arbeit ist eine schwere Kränkung Was kann gemeinnütziger sein, als diesen Kampf zu für uns alle. führen? „Die Bundesrepublik ist ein anderes, besseres Deutsch- Entscheidet hierzulande tatsächlich eine Steuerbehör- land geworden“, hatten mir Freunde versichert, bevor de über die Existenzmöglichkeit einer Vereinigung von ich vor fast 60 Jahren mit meiner Familie aus Israel nach Überlebenden der Naziverbrechen? Deutschland zurückgekehrt bin. Alten und neuen Na- Als zuständiger Minister der Finanzen fordere ich Sie zis bin ich hier trotzdem begegnet. Aber hier habe ich auf, alles zu tun, um diese unsägliche, ungerechte Ent- verlässliche Freunde gefunden, Menschen, die im Wi- scheidung der Aberkennung der Gemeinnützigkeit der derstand gegen den NS gekämpft haben, die Antifa- Arbeit der VVN–BdA rückgängig zu machen und ent- schistinnen und Antifaschisten. Nur ihnen konnte ich sprechende Gesetzesänderungen vorzuschlagen. vertrauen. Wir Überlebenden haben einen Auftrag zu erfüllen, Wir Überlebende der Shoah sind die unbequemen Mah- der uns von den Millionen in den Konzentrationsla- ner, aber wir haben unsere Hoffnung auf eine bessere gern und NS-Gefängnissen Ermordeten und Gequälten und friedliche Welt nicht verloren. Dafür brauchen wir erteilt wurde. Dabei helfen uns viele Freundinnen und und die vielen, die denken wie wir, Hilfe! Wir brauchen Freunde, die Antifaschistinnen und Antifaschisten – aus Organisationen, die diese Arbeit unterstützen und ko- Liebe zur Menschheit! Lassen Sie nicht zu, dass diese ordinieren. Arbeit durch zusätzliche Steuerbelastungen noch weiter Nie habe ich mir vorstellen können, dass die Gemeinnüt- erschwert wird. zigkeit unserer Arbeit angezweifelt oder uns abgespro- chen werden könnte! Dass ich das heute erleben muss! Mit freundlichen Grüßen Haben diejenigen schon gewonnen, die die Geschichte Esther Bejarano unseres Landes verfälschen wollen, die sie umschreiben Vorsitzende Auschwitz-Komitee in der Bundes- und überschreiben wollen? Die von Gedenkstätten „als republik Deutschland e.V. Denkmal der Schande“ sprechen und den NS-Staat und Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten seine Mordmaschine als „Vogelschiss in deutscher Ge- des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen schichte“ bezeichnen? und Antifaschisten 14
Generalversammlung der ÖLGR/F An der diesjährigen Generalversammlung der Öster- Sekretärin: Hannelore Stoff reichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & Freun- Sekretärin-Stv.: Heldis Stepanik dInnen (ÖLGR/F) am 11. Juni 2019 in Wien nahmen Kontrolle: insgesamt 13 Mitglieder teil. Siegrid Fahrecker Auf der Tagesordnung stand u.a. eine Änderung der Sta- Sylvia Köchl tuten in zwei Paragrafen (§ 11 Schiedsgericht und § 12 Bundesländerbeirat: Vereinsauflösung), die uns von der Vereinspolizei aufge- Inge Fiedler tragen wurde, da die bisherige Fassung nicht den gefor- Hilde Röhheuser derten Bestimmungen entsprach. Die Neuformulierung Dora Kupper der beiden Paragrafen wurde von der Generalversamm- Elfriede Schober lung einstimmig angenommen (und kurz darauf auch Anschließend wurden Grußbotschaften von Svjetlana von der Vereinspolizei akzeptiert). Hromin-Heidler, Hugo und Hanno Salzmann und von Nach den weiteren auf einer Generalversammlung üb- Heike Rode (Initiative Uckermark) verlesen; Werner lichen Tagesordnungspunkten (Tätigkeitsbericht, Kas- Pikalo überbrachte Grüße des KZ-Verbandes und der sabericht, Bericht der Kontrolle und Entlastung des Sozialistischen Freiheitskämpfer aus Kärnten. Siegrid Vorstandes, der Kassierin und der Kontrolle durch die Fahrecker berichtete über das Treffen des Internationa- Generalversammlung) erfolgte die Neuwahl des Vor- len Ravensbrück-Komitees 2019 in Gorizia/Italien (sie- stands mit diesem Ergebnis: he Seite 6). Vorstand: Schließlich gedachten wir der seit der letzten General- Obfrau: Bernadette Dewald versammlung (1. Juli 2017) Verstorbenen: 1. Obfrau-Stv.: Brigitte Halbmayr Irma Trksak (2.10.2017 – 11. Juli 2017) 2. Obfrau-Stv.: Vera Modjawer Maria Cäsar (13.9.1920 – 1.9.2017) Kassierin: Helga Amesberger Prof. Rudolf Gelbard (4.12.1930 – 24.10.2018) Kassierin-Stv.: Maria Newald Stefanie Cudy (21.6.1934 – 1.6.2019) Tätigkeiten 2019 der ÖLGR/F 13.–15. April: Auch im Jahr 2019 nimmt eine Gruppe Juni: Wir beteiligen uns an der Petition an den Wiener von ÖLGR/F-Mitgliedern an den Befreiungsfeiern in Gemeinderat: „Welche Helden?“ Auf Kriegerdenkmä- der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück teil (Seite 3). lern sollen gefallene Soldaten der deutschen Wehrmacht nicht als „Helden“ bezeichnet werden. 13. Mai: Protestbrief an Bundeskanzler Sebastian Kurz: Grazer SPÖ-PolitikerInnen unterbrechen die für ihre 18. Oktober 2019 – 20. März 2020: Ausstellung: „... un- Maifeier engagierte Coverband, als sie einen Song des möglich, diesen Schrecken aufzuhalten“ Die medizinische für seine deutlichen Anklänge an rechtes und rechtsex- Versorgung durch Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück. tremes Gedankengut bekannten Andreas Gabalier an- Auf Einladung der ÖLGR/F wird diese Wanderausstel- stimmen. Gabalier bezeichnete diese für antifaschistisch lung nun in Wien gezeigt (Seite 7). denkende Menschen selbstverständliche Ablehnung als „Zensur und Faschismus in seiner reinsten Form“. Die 24.–26. Oktober: Vera Modjawer, österr. Delegierte ÖLGR/F gibt ihrer Bestürzung darüber Ausdruck, dass zum Internationalen Ravensbrück-Komitee, nimmt an der Bundeskanzler Partei für Gabalier ergreift. einem Werkstattgespräch in der Mahn- und Gedenk- stätte Ravensbrück (MGR) teil. Thema sind die Ende der 29. Mai – 2. Juni: Siegrid Fahrecker und Vera Modjawer 1980er Jahre von den Überlebenden gestalteten natio- nehmen am IRK-Treffen in Gorizia/Italien teil (Seite 6). nalen Gedenkräume im ehemaligen Bunker. Die MGR ist der Meinung, dass sich das Geschichtsbild und die 11. Juni: Generalversammlung (siehe oben). Gestaltung der Gedenkräume als „diskussionswürdig“ erwiesen hätten. Die MGR steht vor der Frage, wie mit 12.–19. Juni & 12.–14. November: Daniel Langbeins den Räumen künftig umzugehen ist. Die ÖLGR/F will Theaterstück Lebenslang wird auf Initiative der ÖLGR/F die Gedenkräume erhalten und schlägt einen eigenen im Theater in der Drachengasse gezeigt (Seite 9). Raum für aktualisierte Erinnerungspolitik vor. 15
November: Protestnote an die österreichischen Abge- len Komitees Buchenwald Dora sowie der italienischen ordneten des Europäischen Parlaments bezüglich der Associazone Nationale Ex Deporatati Nei Campi Nazisti Resolution „Bedeutung der Erinnerung an die Euro- (ANED) vollinhaltlich an. (Dokumentation des Protes- päische Vergangenheit für die Zukunft Europas“ und tes ab Seite 10) die Aufforderung, sie sofort zurückzuziehen. Mit der Stellungnahme gegen die Resolution schließen wir uns Dezember: Protest gegen die Entscheidung der deut- den Protesten der FIR (Féderation Internationale des schen Finanzbehörde, der VVN-BdA die Gemeinnüt- Résistants – Association Antifasciste), des Internationa- zigkeit abzuerkennen. (Dokumentation ab Seite 13) Tätigkeiten 2019 von Aktivistinnen 21. März: Die Ausstellung „Asozial“ – Ausgrenzung ges- Bundesregierung in Auftrag gegeben und war in der tern und heute, konzipiert von Helga Amesberger und Ausstellung als Modell zu sehen. Brigitte Halbmayr am Institut für Konfliktforschung, wird an der Karl-Franzens-Universität in Graz, an die 2. August: Teilnahme am 75. Gedenkentag an den Ge- das Institut für Konfliktforschung im Conflict-Peace- nozid an Roma und Sinti am Ceija Stojka-Platz. Democracy-Cluster (CPDC) angebunden ist, eröffnet und ist dort bis Anfang Mai zu sehen. Danach wird sie 10. Oktober – 16. Jänner 2020: Vortragsreihe „Asozia- in weiteren österreichischen Städten und ab März 2020 lität“ und politische Bildung – Kontinuitäten der Stigma- im BesucherInnenzentrum der Mahn- und Gedenkstät- tisierung von vermeintlich „Leistungsunwilligen“, kon- te Ravensbrück gezeigt, bei der Befreiungsfeier ist sie in zipiert von Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr und der ehemaligen Schneiderei zu sehen. (Seite 20) Judith Goetz, an der Universität Wien. 13. April: Lesung von Ruth Steindling aus ihrem ge- 16. Oktober: Buchpräsentation von Veronika Duma in meinsam mit Claudia Erdheim verfassten Buch Vilma der Arbeiterkammer Wien: Rosa Jochmann. Politische Steindling. Eine jüdische Kommunistin im Widerstand Akteurin und Zeitzeugin (siehe Seite 18) während der Befreiungsfeier in Ravensbrück (Seite 5) 26. Oktober: Teilnahme am Deserteursgedenken am 12. und 24. Juni: Buchpräsentationen von „Arbeitsscheu Ballhausplatz und beim Militärschießplatz Kagran. und moralisch verkommen“. Verfolgung von Frauen als „Asoziale“ im Nationalsozialismus von Helga Amesber- 7. November: Teilnahme am Light for Hope – Gedenk- ger, Brigitte Halbmayr und Elke Rajal im W23 und in marsch zur Pogromnacht 1938 der Hauptbücherei Wien. 9. November: Teilnahme am Gedenken am Aspang- 14. Juni: Brigitte Halbmayr spricht im Kunstverein Ba- bahnhof an die Deportationen jüdischer Menschen in den bei der Präsentation der Soundinstallation 412 Na- die Vernichtungslager. men der Künstlerin Rosa Andraschek über die 412 in das Mauthausener Außenlager Hirtenberg verschleppten 10. November: Buchpräsentation von: Meine Mama war Frauen, darunter Häftlinge aus dem KZ Ravensbrück. Widerstandskämpferin. Netzwerke des Widerstandes und dessen Bedeutung für die nächste Generation von Helga 19. Juni – 3. November: Die Wanderausstellung Ver- Amesberger, Simon Clemens und Brigitte Halbmayr im nichtungslager Malyi Trostenez wird im Haus der Ge- Rahmen der Buch Wien (siehe Seite 17). schichte gezeigt. Die Ausstellung tourt seit 2015 durch verschiedene deutsche Städte. In einem kleinen Teil der 29. November: Premiere des Films über die ehemalige Ausstellung werden die 9.757 österreichischen Opfer Euthanasieanstalt Mauer-Öhling Die Mauer des Schwei- thematisiert. Waltraud Barton besuchte uns im Jänner gens im Cineplex Amstetten. Dieser Film wurde von 2018 und stellte den von ihr ins Leben gerufenen Ver- SchülerInnen der Krankenpflegeschule Amstetten im ein IM-MER/Maly Trostinec erinnern vor (siehe Mittei- Rahmen eines Sparkling Science Projekts (2018–2019) lungsblatt 2018, Seite 21). Ihren unermüdlichen Bemü- erarbeitet. Bernadette Dewald hat sie dabei in filmtech- hungen ist es zu verdanken, dass die Ermordeten, an die nischen Fragen betreut und beraten. kein Grabmal erinnerte, dem Vergessen entrissen wur- den. Am 28. März 2019 wurde in Minsk das „Massiv der Vorschau Jänner 2020: Sa, 18.1.2020, 14 Uhr, Baum- Namen“ unter Anwesenheit von Bundeskanzler Kurz gasse 39, 1030 Wien, Gedenktafel am Rabenhof: anti- und dem weißrussischen Präsidenten Lukaschenko ein- faschistische Kundgebung des Personenkomitees Grete geweiht. Das Mahnmal wurde von der österreichischen Jost: Niemals vergessen – Erinnern für die Zukunft. 16
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