Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz

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Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
Mitgliederzeitung der SP Schweiz
      181 · Ausgabe CH · April 2019
      AZB 3001 Bern

                                                                                                                  Jetzt Prämien-
                                                                                                                   Entlastungs-
                                                                                                                Initiative unter-
                                                                                                                    schreiben!
                                                                                                               Unterschriftenkart
                                                                                                                                  e
                                                                                                                in der Heftmitte

Weniger Waffen.
Weniger Waffengewalt.
Am 19. Mai stimmt die Schweiz über die Umsetzung der EU-Waffenrichtlinie ins Schweizer Recht ab.
Diese Richtlinie bietet mehr Schutz vor Waffengewalt und stellt die Reisefreiheit im Schengenraum sicher.
Seiten 14 und 15

INTERVIEW                                                           KLIMAERHITZUNG
Nationalrat und Hausarzt Angelo Barrile erklärt, welche Sorgen      SP-Vizepräsident Beat Jans zeigt die Lösungen der SP Schweiz für
seine Patientinnen und Patienten haben und was die eben lancierte   die Klimaerhitzung auf. Zwei Klimastreikende erzählen uns, warum
Prämien-Entlastungs-Initiative daran ändern kann. Seiten 4 und 5    sie an den Klimastreiks mitwirken. Seiten 6 und 7
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
2     LINKS
      181 ∙ 2019   Aktuell

Liebe Genossinnen und Genossen                                                                                                           INHALT
Liebe Sympathisantinnen und Sympathisanten

                                                                                                                                         2–3         Aktuell
                       Die «grüne Welle» erfasst die Schweizer Politik: SP, Grüne
                       und GLP konnten im Rahmen aller diesjährigen kantona-                                                             4–5         Interview
                       len Wahlen in Deutschschweizer Kantonen zulegen. Und                                                                          Nationalrat Angelo Barrile
                       dies auf Kosten der FDP und der SVP, die Sitzverluste in                                                                      ist Hausarzt und Mitglied des
                                                                                                                                                     Initiativkomitees der Prämien-
                       Legislative und Exekutive zu verzeichnen haben. Die FDP
                                                                                                                                                     Entlastungs-Initiative.
                       hat in einer Hauruck-Aktion versucht, sich einen Grün-                                                                        Von Laura Brechbühler
                       anstrich zu verpassen. Die SP hat demgegenüber, wie
                       Nationalrat Beat Jans auf Seite 6 eindrücklich aufzeigt,                                                          6           Wahlen
                                                                                                                                                     Ein weiteres Wahlkampfthema
                       einen Imagewandel à la FDP nicht nötig. Schon in ver-
                                                                                                                                                     der SP ist die Klimaerhitzung.
                       gangenen Legislaturen hat sie zahlreiche Lösungen zum                                                                         Von Beat Jans
Kampf gegen den Klimawandel vorgeschlagen und auch durchgesetzt. Die
jüngsten Beispiele sind mehrere Klimavorstösse in der Frühlingssession sowie                                                             7           Aktiv
die Unterstützung der Gletscher-Initiative, die null Emissionen durch Öl, Gas                                                                        Ronahi Yener und Jonas Kampus
                                                                                                                                                     wirken an den Klimastreiks mit.
und Kohle bis 2050 fordert. Bisher gibt es keinen Klimaschutzartikel in der
Bundesverfassung, die Gletscher-Initiative würde dies ändern.                                                                            8           Thema
Ebenfalls auf der grünen Welle reiten die Klimastreikenden, zwei davon be-                                                                           Die SP Schweiz strebt ein insti-
kommen auf der Seite 7 Platz. Seit Dezember 2018 finden regelmässig Klima­                                                                           tutionelles Abkommen mit der
                                                                                                                                                     Europäischen Union an, das den
streiks statt, in der Schweiz und auf der ganzen Welt. Die Stimmung bei diesen                                                                       Lohnschutz sichert.
Klimastreiks ist gleichzeitig hoffnungsvoll, frustrierend, lebensfroh und auf-                                                                       Von Roger Nordmann
geheizt (wie unser Planet, könnte man sagen), wie ich selbst schon erfahren
habe. An der letzten Delegiertenversammlung wurde übrigens eine Resolution                                                               9 – 12      Kantone
                                                                                                                                                     Ausgewählte Seiten aus den
der JUSO verabschiedet, die Solidarität mit den Klimastreikenden fordert – ein
                                                                                                                                                     kantonalen Splittings
weiteres Zeichen für eine «grüne» SP.
Jede grössere Partei hat eine Farbe für sich beansprucht: Die SP ist rot, die                                                            13          Positionen
CVP orange, die FDP blau, die SVP dunkelgrün, die Grünen haben sich wenig                                                                            Am Arbeitsplatz ist Recht haben
                                                                                                                                                     und Recht bekommen nicht
überraschend für Grün entschieden, die Grünliberalen wurden hellgrün und
                                                                                                                                                     dasselbe.
die BDP musste mit Gelb vorliebnehmen. Natürlich ergibt es durchaus Sinn,                                                                            Von Roland Erne
der eigenen Partei auf diese Weise einen Erkennungswert zu geben. Mehre-
re Ereignisse zeigen aber, dass man Parteien nicht auf diese Farbe reduzieren                                                            14 – 15 Abstimmungen
darf – oder einer Partei durchaus eine weitere Farbe zusprechen kann. Oder,                                                                      Am 19. Mai braucht es ein Ja zum
                                                                                                                                                 Waffengesetz, um Waffengewalt
wie das Beispiel der FDP zeigt, dass eine weitere Farbe manchmal schlichtweg                                                                     in der Schweiz zu reduzieren und
nicht passt.                                                                                                                                     unseren Zugang zum Schengen-
                                                                                                                                                 Raum sicherzustellen.
Herzliche Grüsse                                                                                                                                 Von Natascha Wey und
                                                                                                                                                 Daniel Jositsch
Laura Brechbühler, stv. Redaktorin «links»
                                                                                                                                         16 – 17 Abstimmungen
                                                                                                                                                 Stärkung der AHV und mehr
                                                                                                                                                 Steuergerechtigkeit – deswegen
                                                                                                                                                 unterstützt die SP die AHV-
                                                                                                                                                 Steuervorlage.
                                                                                                                                                 Von Paul Rechsteiner und
                                                                                                                                                 Jacqueline Badran

                                                                                                                                         18          Aktiv
                                                                                                                                                     Am 26. Februar hat die SP die
                                                                                                                                                     Prämien-Entlastungs-Initiative
                                                                                                                                                     lanciert.

IMPRESSUM Herausgeberin: SP Schweiz, Theaterplatz 4, 3011 Bern, Telefon 031 329 69 69, Fax 031 329 69 70 Erscheint 6 Mal pro Jahr, Auflage 36 796 (Wemf) Abonnements­preise:
Für ­Mitglieder der SP Schweiz gratis Adressänderungen/Abo: abo@spschweiz.ch Redaktion: Laura Brechbühler (stv. Chefredaktion), Niklaus Wepfer (SO), Livia Diem (BS), Ruedi B               ­ rassel
(BL), Hannes Rettenmund (BE), Katha­rina Kerr (AG), Sebastian Dissler (LU), Julian Fitze (TG), Michael Sutter (Region Bern), Urs Geiser (­ Korrektor) E-Mail Redaktion: ­links@spschweiz.ch Gestal-
tung/Produktion: Atelier Bläuer, Bern Druck: Ringier Print Adligenswil AG, Postfach 3739, 6002 Luzern Anzeigen: Kilian Gasser, Medienvermarktung GmbH, ­Gitschenstrasse 4, 6460 Altdorf,
Tel. 041 871 24 46, Fax 041 871 24 47, ­kg@kiliangasser.ch Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 8. April 2019. Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 17. Juni 2019.
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
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Franchisen                                               Arbeit und Ausbildung                                    Kantonale Wahlen
                                                         für alle
Nachdem der Nationalrat der automatischen                                                                         Ende März fanden in den Kantonen Zürich,
Anpassung der Franchisen an die Entwicklung              An der Delegiertenversammlung vom                        Baselland und Luzern Kantonsratswahlen
der Gesundheitskosten zugestimmt hatte,                  2. März wurde das Positionspapier «Arbeit                statt, die äusserst erfolgreich verliefen: Im
kündigte die SP das Referendum dagegen an.               und Ausbildung für alle», eines der vier Wahl-           Kanton Baselland ist die SP neu die grösste
Diese Änderung des Krankenversicherungs­                 kampfthemen der SP, verabschiedet. Dieses                Fraktion im Landrat sowie die stärkste Partei

                                            SP Schweiz

                                                                                                     SP Schweiz
                                                                                                                  Sitzgewinne und -verluste in kantonalen
                                                                                                                  Parlamenten seit Oktober 2015

gesetzes (KVG) hätte u. a. zur Folge gehabt,             Papier beinhaltet Lösungsvorschläge für die              im Kanton und konnte mit Kathrin Schweizer
dass die ordentliche Franchise in der obligato-          steigende Arbeitslosigkeit der über 50-Jähri-            wieder einen SP-Sitz im Regierungsrat ge-
rischen Krankenkasse von 300 auf 350 Fran-               gen, für die Schwierigkeiten der Frauen beim             winnen. Die SP Kanton Luzern hat das beste
ken angehoben worden wäre. Damit würden                  Wiedereinstieg ins Erwerbsleben und für die              Resultat ihrer Geschichte erzielt, wobei sie
Kosten auf chronisch Kranke und ältere Men-              vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit von                drei Sitze im Parlament gewinnen konnte.
schen abgewälzt. Doch in der Schlussabstim-              Flüchtlingen: Als Rezepte werden u. a. Inves-            In Zürich wurden Regierungsrätin Jacque-
mung der Frühlingssession dann die grosse                titionen aus den Überschüssen des Bundes                 line Fehr und Regierungsrat Mario Fehr mit
Überraschung: Die SVP-Fraktion stellte sich              in die Weiterbildung von Erwachsenen sowie               einem Glanzresultat wiedergewählt, mit den
mehrheitlich gegen die Gesetzesänderung,                 in Integrationsleistungen für Flüchtlinge und            Sitzgewinnen der Grünen und der Grünlibe-
obwohl sie zuvor dafür gestimmt hatte. Die SP            vorläufig Aufgenommene vorgeschlagen.                    ralen konnte die rechtsbürgerliche Mehrheit
konnte somit auf günstigste und effizienteste            Zusätzlich beschlossen die Delegierten, die              gebrochen werden. In allen drei Kantonen
Art ein Referendum gewinnen.                             Gletscher-Initiative zu unterstützen: Diese In-          wurde unter anderem auf die Basiskampagne
                                                         itiative verlangt, dass die CO2-Emissionen bis           gesetzt, die in zahlreichen Kantonen nun für
                                                         zum Jahr 2050 auf null gesenkt werden sollen.            die Wahlen im Oktober auf die Beine gestellt
Konzernverantwortungs-                                                                                            wird. Allesamt gute Zeichen für die nationa-
initiative                                                                                                        len Wahlen!
                                                         Weltfrauentag und
Nachdem der Nationalrat in der Sommer­                   Frauen*streik
session 2018 dem indirekten Gegenvor-                                                                             99%-Initiative
schlag zur Konzernverantwortungsinitiative               Die SP war am internationalen Frauentag,
zugestimmt hatte, hat die Rechtskommis-                  der am 8. März stattfand, vielerorts aktiv: So           Am 2. April 2019 hat die JUSO ihre 99%-
sion des Ständerates nach einer ersten                   haben sich die SP Frauen* an mehreren Kund-              Initiative mit über 134 000 Unterschriften
                                                         gebungen beteiligt und in allen Sprachregi-              eingereicht. Diese Initiative sieht vor, die
                                                         onen Flyeraktionen zum Thema Care-Arbeit                 Kapitaleinkommen des reichsten Prozents
                                                         durchgeführt. Auch die Frauen in der SP-Bun-             stärker zu besteuern. Dazu gehören Divi-
                                                                                                     SP Schweiz

Verwässerung das Eintreten auf den Ge-
genvorschlag knapp abgelehnt. Die rechts-
bürgerliche Mehrheit ist damit einmal mehr
dem Druck der Konzernlobbys erlegen und                  deshausfraktion zeigten sich solidarisch mit             denden oder Zinsen. Diese Mehreinnahmen
verpasst die Möglichkeit, die Machenschaf-               all den Frauen, die unbezahlte Sorgearbeit               sollen die anderen 99 % der Bevölkerung
ten von Schweizer Unternehmen im Ausland                 leisten. Am 10. März ging es weiter mit dem              entlasten, indem z. B. Kinderkrippen oder
verbindlichen Regeln zu unterstellen. Die SP             Kampf für die Gleichberechtigung: Es fanden              Krankenkassenprämien verbilligt werden.
unterstützt die Konzernverantwortungs-                   mehrere Streiktreffen für den Frauen*streik              Die Delegierten der SP Schweiz haben am
initiative und bedauert den Entscheid des                vom 14. Juni 2019 statt – mit Erfolg, in Biel            14. Oktober 2017 die Unterstützung der
Ständerates. Wahrscheinlich kommt die                    zum Beispiel nahmen über 500 Frauen* teil.               JUSO-Initiative beschlossen.
Konzernverantwortungsinitiative nun ohne                 Wer sich auch engagieren möchte, kann sich
Gegenvorschlag vors Volk.                                auf frauenstreik2019.ch informieren.
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
Jonas Zürcher
4   LINKS
    181 ∙ 2019   Wahlen

«Die SP geht mit ihren gesundheits-
politischen Schwerpunkten auf
die Sorgen der Bevölkerung ein»
Der Zürcher Angelo Barrile ist Hausarzt und vertritt die SP im Natio-                           tiefem Einkommen eher auf eine weitere Un-
nalrat. Im Interview spricht er über die Anliegen seiner Patientinnen und                       tersuchung als andere. Laut einer Studie des
Patienten, die Prämien-Entlastungs-Initiative und über die Gesundheits-                         Unispitals Genf kommt dies viel häufiger vor
politik der bürgerlichen Mehrheit im Parlament.                                                 als gedacht: Rund 15 % der kranken Men-
                                                                                                schen gehen nicht zum Arzt oder zur Ärz-
Angelo, du bist als Hausarzt beinahe täg-       unserem Parlament nicht ernst genommen          tin, weil sie die Kosten scheuen – das ist jede
lich im Austausch mit den Menschen. Ne-         fühlen. Oft höre ich dann, dass «die Lobbys»    siebte Person! In einem so reichen Land wie
ben gesundheitlichen Sorgen, was sind die       halt wichtiger seien. Als Milizpolitiker be-    der Schweiz finde ich diese Zahl beschämend
Anliegen und Sorgen deiner Patientinnen         komme ich so die Sorgen der Bevölkerung         und sie macht mich betroffen. Sie bestätigt
und Patienten?                                  mit, was mich natürlich freut. Es bestätigt     auch: Armut macht krank und Krankheit
Nach den gesundheitlichen Sorgen folgen         mir auch, dass die SP mit ihren Schwerpunk-     macht arm. Ein Teufelskreis, den es auch in
tatsächlich die Kosten. Danach fragen die Pa-   ten auf die Sorgen der Bevölkerung eingeht.     der Schweiz gibt.
tientinnen und Patienten oft, wenn ich eine
weitere Abklärung vorschlage. Nicht sehr        Erkennst du dabei einen Unterschied zwi-        Am 26. Februar hat die SP die Prämien-Ent-
dringende Untersuchungen werden manch-          schen Personen mit hohen und tiefen Ein-        lastungs-Initiative (PEI) lanciert. Was will
mal auf später verschoben. Bei meiner Arbeit    kommen?                                         diese Initiative ändern?
spreche ich natürlich nicht über Politisches,   Ja. Ich erlebe häufig, dass Menschen früher     Die PEI verlangt, dass nicht mehr als 10 % des
doch viele wissen, dass ich Nationalrat bin,    in die Sprechstunde hätten kommen sollen,       verfügbaren Haushaltseinkommens für die
und sprechen mich darauf an, ob ich denn        aber aus Angst vor hohen Kosten darauf ver-     Krankenkassenprämien aufgewendet werden
nichts gegen die steigenden Kosten unter-       zichtet haben. Sie können es sich schlichtweg   müssen. Ich finde es absolut richtig, dass bei
nehmen könne. Ich merke, dass sie sich von      nicht leisten. Auch verzichten Menschen mit     den Prämien angesetzt wird: Es handelt sich
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
SeitentitelSTAND
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eigentlich um ein Versprechen, das nicht ein-     Man hört von bürgerlichen Politikerin-                                     Michael Sorg,
                                                                                                                             Co-General­sekretär
gehalten wurde. Als 1996 das Krankenversi-        nen und Politikern oft, dass das Kosten-                                   der SP Schweiz
cherungsgesetz eingeführt wurde, sprach der       bewusstsein gestärkt werden muss. Was
Bundesrat davon, dass ca. 8 % des Einkom-         meinst du dazu?
mens für die Prämien aufzuwenden sein wür-
den. Heute sind es durchschnittlich 14 %. Je
nach Familienkonstellation zahlt man sogar           «Armut macht                                   Die rechte Mehrheit wankt
20 % nur für die Prämien, ohne eine ärztliche
Konsultation beansprucht zu haben. Zudem             krank und Krank-                               Die kantonalen Wahlgänge sind abgeschlos-
gibt es Leute, die in der Schuldenfalle lan-                                                        sen. Zuletzt haben Zürich, Baselland, Luzern
den, nur weil sie ein bisschen zu viel für eine      heit macht arm.»                               und das Tessin in den letzten Wochen ihre
Prämienverbilligung verdienen. Die Initia­tive                                                      Parlamente und Regierungen gewählt. Sechs
sorgt somit für eine Entlastung bei allen, die                                                      Monate vor den nationalen Wahlen ist es Zeit
übermässig belastet werden. Natürlich ist         Das tönt gut und schön, aber in der Realität      für eine Bilanz. Welche Schlüsse lassen sich
die PEI nicht die einzige Lösung für die stei-    ist es ganz einfach: Wenn du krank bist, bist     aus den kantonalen Wahlen ziehen?
genden Gesundheitskosten – es gibt mehrere        du krank. Dann hilft dir ein gutes Kosten-        1. Links gewinnt, die Bevölkerung hat genug von
Puzzleteile. Die Prämienlast ist aber eines der   bewusstsein auch nicht weiter. Zu mir kom-        den rechten Mehrheiten. Steuersenkungen für
dringendsten Probleme.                            men die Menschen, weil sie krank sind oder        Reiche, Kahlschlag beim Service public, Kürzung
                                                  befürchten, krank zu sein. Wenn man sie am        der Prämienverbilligung, Privatisierung von
Wie soll die Prämien-Entlastungs-Initiati-        Kommen hindert, geht es ihnen nicht bes-          öffentlichen Betrieben – mit ihren Rezepten sind
ve (PEI) finanziert werden?                       ser. Wenn man einen grösseren Anteil selbst       die Rechten krachend gescheitert. Das heisst für
Durch eine Stärkung der individuellen Prä-        zahlen muss, hält das die Falschen davon ab,      uns: Es ist möglich, die rechten Mehrheiten zu
mienverbilligungen werden tiefe und mittle-       zum Arzt zu gehen. Bürgerliche übertreiben,       brechen. Unser Wahlziel ist in Reichweite.
re Einkommen besser entlastet. Die Finan-         wenn sie sagen, dass viele Leute sofort zum       2. Offenbar glaubt nicht mal die eigene Wäh-
zierung dieser Unterstützung wird zu zwei         Arzt gingen. Dieser Anteil ist meiner Erfah-      lerschaft, dass die «Fuck-de-Planet» FDP plötz-
Dritteln vom Bund übernommen, die Kanto-          rung nach klein. Im Gegenteil, ich merke ja,      lich ökologisch sein soll. Der Grosserfolg der
ne finanzieren den Restbetrag. Ein Vergleich      dass viele Personen mit tiefem Einkommen          Grünliberalen an der Zürcher Goldküste zeigt
mit anderen OECD-Staaten zeigt, dass die          zu lange warten, bis sie zu mir kommen. Das       zweierlei: Erstens wächst die GLP primär auf
Beteiligung der Versicherten an den Gesund-       Kostenbewusstsein ist in diesen Fällen also       Kosten von FDP und SVP. Und zweitens passt
heitskosten in der Schweiz bereits extrem         zu stark. Kostenbewusst sein, das tönt also       die Sozial- und Wirtschaftspolitik der GLP zu
hoch ist, sie tragen rund 30 % der gesamten       einfach gut, die Praxis zeigt, dass es die Fal-   dieser Wählerschaft: Unsolidarisch, neoliberal
Gesundheitskosten. Der Staat darf in der          schen trifft.                                     und ohne Interesse an sozialem Ausgleich.
Schweiz also ruhig etwas mehr übernehmen.                                                           3. Die SVP büsst dafür, dass sie den Buure­
Ausserdem wäre es solidarischer und fairer,       Wie hast du die gegenwärtige Legislatur           zmorge durch den Business-Lunch ersetzt hat.
die Gesundheitskosten vermehrt mit Steu-          mit der bürgerlichen Mehrheit punkto Ge-          Doch auch wenn der aktuellen SVP-Generation
ergeldern abzudecken. Natürlich würde dies        sundheitspolitik erlebt?                          die Bahnhofstrasse näher liegt als der Stamm-
mehr Umverteilung bedeuten, aber es geht          Wir haben die Auswirkungen der FDP-               tisch, sollte man sie nicht unterschätzen. Die
auch um eine wichtige Prioritätensetzung.         SVP-Mehrheit in verschiedenen Bereichen           SVP-Milliardäre werden wieder Millionen in
Wir haben genug Geld für neue Kampfjets,          schmerzlich zu spüren bekommen. Mehr-             den Wahlkampf buttern. Und die Medien wer-
Autobahnen und Steuererleichterungen für          mals wurde einfach «noch einer draufge-           den die Stöckchen, die ihnen die SVP hinhält,
Konzerne, aber kein Geld für jene Personen,       legt», weil irgendeine Lobby ihre Interessen      wieder brav rapportieren. Die Live-Ticker zu
die wirklich zu wenig haben.                      durchsetzen konnte. So ist beispielsweise die     Köppels Ständeratskandidatur waren nur ein
                                                  Krankenkassenlobby in diesem Parlament            Vorgeschmack.
                                                  stark vertreten, während andere Interessen        4. Frauen werden gewählt, wenn sie denn auf-
   «Die Initiative                                – ich denke da auch an die Patientenorga-         gestellt werden. Die Bürgerlichen holen langsam
                                                  nisationen – unter- oder gar nicht vertreten      nach, was die Linken seit Jahrzehnten vorleben.
   kommt bei den                                  sind. Dieses Ungleichgewicht hat man mehr-        Allerdings: Die Geschlechterfrage auf die reine
                                                  mals gesehen, etwa bei der Diskussion um die      Repräsentanz zu reduzieren, greift zu kurz. Oder
   Menschen sehr                                  glücklicherweise gescheiterte automatische        möchte jemand eine Bundesrätin Martullo-
                                                  Erhöhung der Franchisen. Auch die Versiche-       Blocher? Darum verbinden wir mit unserem
   gut an!»                                       rungsspione sind Beispiele für die bürgerli-      Frauenjahr konkrete Forderungen: Lohngleich-
                                                  che Dominanz. Eine weitere Enttäuschung           heit, gleiche Chancen, Gewaltbekämpfung. Das
                                                  war das Vorgehen beim Tabakproduktege-            politische Handeln ist es, was zählt.
In der gegenwärtigen Legislatur ist keine         setz: Der Tabak- und der Wirtschaftslobby         5. Harte Arbeit zahlt sich aus. «Wir sprechen
einzige Initiative angenommen worden.             ging im Gesetzesentwurf die Einschränkung         mit den Menschen, nicht über sie», lautet
Was stimmt dich bei der PEI optimistisch?         der Werbefreiheit für ihre Produkte zu weit.      das Motto unserer Basiskampagne. In Zürich,
Ich war im März am Limmatplatz in Zürich          So wurde das Gesetz vom Parlament mit den         Luzern und Baselland haben unsere Mitglieder
und zeitweise sind die Menschen Schlange          eingebrachten Vorschlägen wieder an den           fulminante Kampagnen geführt. Alles übertrof-
gestanden, um unterschreiben zu können –          Bundesrat zurückgewiesen. Wirtschaftliche         fen hat die SP Baselland: Die Genossinnen und
die Initiative kommt bei den Menschen sehr        Interessen wurden über den Gesundheits-           Genossen haben mit jeder vierten Wählerin
gut an! Das Bedürfnis nach der Initiative und     schutz der Jungen gestellt. Ein Skandal!          und jedem vierten Wähler persönlich gespro-
auch das Wissen darüber sind vorhanden.                                                             chen. Der Lohn: Stärkste Partei und Wiederein-
Das überrascht nicht, denn die Gesundheits-       Angelo Barrile ist seit 2015 Nationalrat und      zug in die Regierung. Dieses Engagement soll
kosten sind laut Sorgenbarometer die zweit-       Mitglied des Initiativkomitees der Prämien-       uns für die nächsten sechs Monate Motivation
grösste Sorge der Bevölkerung.                    Entlastungs-Initiative.                           und Vorbild sein.
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
WAHLKAMPFTHEMA 2/4: KAMPF GEGEN DIE KLIMAERHITZUNG

Klimaschutz jetzt!
Die SP zeigt seit Jahrzehnten konkrete Lösungen für einen raschen Ausstieg aus                                von den Öl- und Gasimporten, die
der fossilen Energieversorgung auf. Wenn der Druck der Öffentlichkeit anhält                                  uns jährlich zehn Milliarden kosten.
und die eidgenössischen Wahlen den Linksrutsch der jüngsten Kantonswahlen
bestätigen, kann die SP diesen Lösungen zum Durchbruch verhelfen.                                             Kein Geld für Öl
                                                                                                              Den grössten Hebel zum Klima-
Die SP-Fraktion konnte entschei-                                     lieren, und zielführende politische      schutz hat der Schweizer Finanz-
dende Impulse für die Energiestra-                                   Vorschläge machen. Genau das tut         platz in der Hand. Als grösste Ver-
tegie und das Gebäudesanierungs-                                     die SP.                                  mögensverwalterin der Welt trägt
programm geben. Und die 2011 von                                                                              die Schweiz eine enorme Verant-
der SP eingereichte Cleantech-Ini-                                   Ziele setzen und verfolgen               wortung. Leider sind die Schweizer
tiative brachte die Photovoltaik in                                  Die Ziele sind klar. Bis 2050 soll die   Banken, Versicherungen und Pen-
der Schweiz wichtige Schritte voran.                                 Schweiz fossilfrei sein. Dazu hat sie    sionskassen enorme Klimasünder.
Das waren wichtige Erfolge. Diese                                    sich im Klimaabkommen von Paris          Sie sind für rund 20 Mal mehr CO2-
reichen aber nicht. Die SP hat schon                                 verpflichtet, was zusammen mit kla-      Emissionen verantwortlich als alle
immer eine viel schnellere Energie-     Beat Jans, Nationalrat BS,   ren Zwischenzielen ins Gesetz ge-        Haushalte und Produktionsstätten
wende gefordert. Doch die rechte        Vizepräsident SP Schweiz     hört. Nur mit langfristigen und kla-     auf Schweizer Boden zusammen,
Mehrheit stellte sich quer, zuletzt                                  ren Vorgaben kann die Wirtschaft         ihr Handeln führt zu einer Klimae-
beim CO2-Gesetz. Seit 40 Jahren ste-                                 den Umstieg mittragen und die rich-      rwärmung von vier bis sechs Grad.
hen die Bürgerlichen auf der Bremse                                  tigen Investitionsentscheide treffen.    Das muss aufhören. Die SP fordert,
und schieben die Verantwortung an                                    Das Ausstiegsziel soll die Schweiz       dass der Schweizer Finanzplatz kei-
die Haushalte ab. Es reicht! Die fau-   Darüber will die SP          zuerst im Inland anstreben, denn         ne Projekte zur Extraktion von fos-
len Ausreden müssen endlich auf-        im Wahlkampf­reden:          der globale Ausstieg kann nur gelin-     silen Brennstoffen mehr finanziert.
hören. Das Klimadesaster ist da und     die Krankenkassen-           gen, wenn alle Länder ihre Hausauf-      Schon heute sind die Kohlestoffre-
bedroht unsere Lebensgrundlagen.        prämien, Arbeit und          gaben machen. Statt in zweifelhafte      serven in den globalen Öl-, Gas- und
Wer die Klimakatastrophe politisch      Ausbildung für alle,         Auslandzertifikate zu investieren,       Kohlelagerstätten fünfmal grösser
abwenden will, muss aufhören, an        Gleichstellung und           bauen wir besser die eigene Infra-       als die Menge, welche die Mensch-
die Moral der Bevölkerung zu appel-     die Klimaerwärmung.          struktur um. So befreien wir uns         heit überhaupt noch verbrennen
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
Bilder: Dimitri Aich
                                                                                                  GEMEINSAM FÜR DAS KLIMA
                                                                                                  Die 18-jährige Ronahi Yener und der 17-jährige Jonas
                                                                                                  Kampus haben schon an mehreren Klimastreiks in der
                                                                                                  Schweiz mitgewirkt. An der Delegiertenversammlung der
                                                                                                  SP in Goldau (SZ) haben sie gemeinsam auf die Klimastreiks
                                                                                                  und die Forderungen an die Politik aufmerksam gemacht.
                                                                                                  «links» hat ihnen drei Fragen dazu gestellt.

                                                                                                  Am 15. März 2019 protestierten schweizweit ca. 70 000
                                                                                                  Jugendliche für das Klima. Was glaubt ihr, wieso haben sich
                                                                                                  so viele Jugendliche angeschlossen?
                                                                                                  Ronahi: Diese Bewegung ist als Reaktion auf die Politik
                                                                                                  entstanden. Die Wichtigkeit der Massnahmen gegen den
                                                                                                  Klimawandel wurde jahrzehntelang aussen vor gelassen,
                                                                                                  dabei wuchs die Sorge um unsere Zukunft immer mehr.
                                                                                                  Den nötigen Ausschlag zum Start dieser Proteste hat Greta
                                                                                                  Thunberg gegeben. Durch die vielen Streiks wurde im Alltag
                                                                                                  immer mehr über die Klimakrise diskutiert, wodurch das
                                                                                                  Thema sehr viel Anklang erhalten hat.
                                                                                                  Jonas: Viele Menschen haben lange gedacht, sie seien alleine
darf. Investitionen, die dieses Pro-     tion nur profitieren. Bildung, Inno-                     mit ihrer Sorge um die Zukunft. Diese Angst und Verzweiflung
blem noch vergrössern, sind ökolo-       vation und Effizienz sind ihre wich-                     über die Untätigkeit in der Klimapolitik hat für sehr lange Zeit
gisch und ökonomisch verwerflich.        tigsten Ressourcen. Wenn sie den                         viele Menschen gelähmt. Dieses Gefühl hängt meiner Meinung
Deshalb heisst unsere Forderung:         Schritt in die Zukunft verpasst, ver-                    nach stark mit dem kapitalistischen System zusammen. Jetzt
Kein Geld für Öl.                        pufft ihre Wirtschaftskraft. Schon                       hat sich diese Verzweiflung schlagartig in einen lauten Protest
                                         aus purem Eigeninteresse müsste                          auf der Strasse umgewandelt.
Benzin ersetzen                          die Schweiz beim Klimaschutz vo-
Den zweitgrössten CO2-Hebel der          rangehen. Doch dazu ist sie (noch)                       Was hat euch dazu gebracht, Klimastreiks zu organisieren
Schweiz bildet der motorisierte          nicht bereit, weil die selbsternann-                     und daran mitzuwirken?
Verkehr. Er heizt das Klima stärker      ten Wirtschaftsparteien die Orien-                       Ronahi: Als Kind wollte ich immer die Welt retten. Jedoch
auf als Häuser oder Fabriken. Das        tierung verloren haben.                                  wusste ich nie, vor was. Jetzt weiss ich, dass effektiv eine
effizienteste Mittel, um Verkehr kli-                                                             Krise existiert. Ich möchte, dass ich sowie auch meine Nach-
maneutral zu organisieren, ist, ihn      Jetzt die Energiewende wählen!                           fahren weiterhin auf der Erde leben können und den Lebe­
zu vermeiden. Angesichts der Dring-      Die Debatte im Nationalrat hat klar                      wesen kein Lebensraum weggenommen wird. Deshalb habe
lichkeit des Klimaschutzes muss er       gezeigt: Mit der heute bestehenden                       ich mich Ende Dezember beim Erwachen dieser Bewegung ihr
in einem ersten Schritt elektrifiziert   Mehrheit aus SVP und FDP lässt sich                      sofort angeschlossen.
und mit erneuerbaren Stromquellen        kein griffiger Klimaschutz machen.                       Jonas: Die pure Freude am Leben und all seinen Facetten. Ich
betrieben werden. Die SP fordert des-    Deshalb ist es wichtig, dass der Druck                   denke, uns ist allen ein Drang inne, nach Freiheit zu streben.
halb eine Solaroffensive. Photovolta-    aus der Bevölkerung anhält. Dazu                         Diese können wir nicht erreichen ohne die Freiheit unserer
ikanlagen an Häusern und entlang         trägt auch die Gletscher-Initiative                      Mitmenschen, aller Tiere und der Umwelt.
der Strassen sollen rascher gebaut       bei, die von der SP mitgetragen wird.
und Elektromobile konsequenter ge-       Die Unterschriftensammlung läuft                         Was sind eure Erwartungen an die Politik?
fördert werden. Ergänzend dazu sind      bald an, und die SP sammelt mit.                         Ronahi: Die Politik muss endlich auf die Klimakrise reagieren.
eine sozialverträglich ausgestaltete        Die SP-Fraktion verfügt über gros­                    Wir haben schon viel zu viel Zeit für Kompromisse verloren.
Lenkungsabgabe auf Treibstoffe,          se Kompetenz in energiepolitischen                       Unsere Volksvertreter*innen müssen damit aufhören, nur
strenge Emissionsvorgaben an Au-         Fragen. SP-Leute stehen an der Spit-                     Politik für das eine Prozent zu machen, sondern die restli-
toimporteure und ein rascher Aus-        ze von treibenden Verbänden wie                          chen 99 % miteinbeziehen. Zu diesen 99 % gehören auch
bau von Stromtankstellen sinnvoll.       dem VCS, Swissolar oder der Schwei-                      alle sonstigen Lebewesen und die Umwelt. Die Ursachen all
                                         zerischen Energiestiftung. Mit Simo-                     dieser Probleme lassen sich zurückführen auf unser aktuell
Die Energiewende als Chance              netta Sommaruga stellt die SP neu                        herrschendes System.
Um die Klimaerhitzung zu stoppen,        auch die Energie- und Umweltminis-                       Jonas: Nichts. Klimakonferenzen gibt es bereits länger, als ich
braucht es nicht weniger als eine        terin und verfügt über grosse Durch-                     auf dieser Erde weile, und wir haben diese Krise noch immer
technologische und gesellschaftli-       schlagskraft. Gehen wir gestärkt aus                     nicht gelöst. Solange Lösungen nur bei den Symptomen der
che Revolution. Als Land, das über       den nationalen Wahlen im Herbst                          Klimakrise ansetzen und nicht bei der Wurzel, konkret beim
keine fossilen Ressourcen verfügt,       hervor, können wir den Klimaschutz                       derzeit herrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftssystem,
kann die Schweiz von dieser Revolu-      entscheidend voranbringen.                               werden wir diese Krise nicht überwinden können.
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
Parlamentsdienste/3003 Bern
8   LINKS
    181 ∙ 2019   Thema

EUROPÄISCHE INTEGRATION UND LOHNSCHUTZ BEDINGEN SICH GEGENSEITIG

Ja zu Europa, Ja zum Lohnschutz
Am 29. März hat die Geschäftsleitung der SP Schweiz einstimmig Position zum                                    nerhalb der EU, vor allem mit dem
institutionellen Abkommen bezogen: Die SP strebt ein Rahmenabkommen mit der                                    scheinbar unlösbaren Brexit, zu
EU an, das den Schweizer Lohnschutz garantiert. Doch zuerst muss der Bun-                                      tun. Luca Visentini, Chef des Eu-
desrat die offenen Fragen klären.                                                                              ropäischen Gewerkschaftsbundes,
                                                                                                               ortet allerdings Spielraum bezüglich
«Der Abschluss eines institutionel-      des vorliegenden Vertragsentwurfs                                     Nachverhandlungen und nennt das
len Abkommens, das die Grundlage         völlig unklar, wie sich das Rahmen-                                   Freihandelsabkommen mit Kanada
für Rechtssicherheit, Mitsprache         abkommen auf zentrale Bereiche                                        als Beispiel. In diesem Fall wurde
und den kontinuierlichen und aus-        wie den Lohnschutz oder die «staat-                                   aufgrund sozialer und ökologischer
gewogenen Ausbau der Wirtschafts-        lichen Beihilfen» auswirkt und wie                                    Bedenken in der EU und in Kanada
und Handelsbeziehungen mit der           Konflikte geregelt werden. Konkret:                                   tatsächlich nachverhandelt. Er emp-
EU schafft, soll durch den Bundesrat     Können Löhne und Arbeitsbedin-                                        fiehlt der Schweiz, auf keinen Fall
weiterhin angestrebt werden. Die         gungen weiterhin wirksam kont-                                        zu unterschreiben, sondern weitere
SP Schweiz hat aber immer deutlich       rolliert werden? Wenn ja, wie? Sind                                   Gespräche mit der EU zu suchen.
gemacht, dass der Lohnschutz eine        die Sozialpartner damit einver-         Roger Nordmann, Nationalrat
grundlegende Voraussetzung für die       standen? Was passiert mit den Ser­      VD und Fraktionspräsident     Die europäische Linke ist auf
Zustimmung zu einem Rahmenab-            vice-public-Unternehmen oder mit                                      unserer Seite
kommen ist.»                             der staatlichen Wohnbauförderung?                                     Sowieso ist bezeichnend, wie stark
   Mit diesen Worten hat der Schrei-     Wer entscheidet im Streitfall? Die SP                                 die europäischen Gewerkschaften
bende bereits im Herbst 2018 im Par-     möchte vom Bundesrat Antworten                                        und die linken Parteien im europä-
lament die Position der SP dargelegt.    auf insgesamt 65 konkrete Fragen.                                     ischen Parlament die Position der
Daran hat sich nichts geändert: Die      Denn solange derart viele Fragen of-                                  SP unterstützen. Auch für sie ist der
SP will stabile und geregelte Bezie-     fen sind, kann der vorliegende Ver-                                   Schutz von Löhnen und Arbeitsbe-
hungen zur Europäischen Union            tragsentwurf nicht unterzeichnet                                      dingungen ein zentrales Anliegen.
sowie eine Vertiefung dieser Be-         werden.                                                               Das zeigt: Die Debatte ums Rahmen-
ziehungen. Die SP ist deshalb für                                                                              abkommen ist kein «Länderspiel», in
ein Rahmenabkommen. Gleichzeitig         Derzeit keine Mehrheit in Sicht                                       dem sich angeblich «nationale In-
setzt sie sich für den heutigen, wirk-   Immerhin hat die Konsultation die                                     teressen» gegenüberstehen. Es geht
samen Lohnschutz ein, weil dieser        Fronten innenpolitisch geklärt. Die                                   um den alten Gegensatz zwischen
die Grund­lage für den Erhalt, die       SVP ist wie eh und je gegen jede Ko-                                  links und rechts, zwischen Arbeit-
Sicherung und Vertiefung von stabi-      operation mit Europa. Die FDP und                                     nehmenden und krudem Rendite-
len und geregelten Beziehungen zur       die GLP wollen sofort unterzeich-                                     denken.
Europäischen Union darstellt. Für        nen – aus wahltaktischen Gründen                                         Wenn es dem Bundesrat also
die SP gilt: Europäische Integration     und weil sie eine Chance sehen, die                                   ernst ist mit der Vertiefung der Be-
und Lohnschutz bedingen sich ge-         Löhne in der Schweiz anzugreifen.                                     ziehungen zu Europa, dann muss er
genseitig.                               Alle anderen Parteien und Ver-                                        die offenen Fragen klären und gege-
                                         bände haben wie die SP vor allem                                      benenfalls nochmals das Gespräch
65 konkrete Fragen an den                viele offene Fragen an den Bundes-                                    mit Brüssel suchen. Ziel der SP ist
Bundesrat                                rat. Kurz: Eine Mehrheit ist nicht in                                 es, ein Rahmenabkommen mit der
Leider hat es der Bundesrat bis heute    Sicht.                                                                EU zu erreichen, das in einer Volks-
nicht geschafft, eine ausreichende          Wie geht es nun weiter? Die EU                                     abstimmung bestehen kann, denn
Grundlage für eine seriöse Stellung-     lehnt formelle Nachverhandlungen                                      gute und geregelte Beziehungen der
nahme für oder gegen das Abkom-          bisher kategorisch ab. Dies hat aber                                  Schweiz zur EU sind für unser Land
men vorzulegen. Es ist aufgrund          auch mit dem aktuellen Klima in-                                      von entscheidender Bedeutung.
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
LINKS BS BL

Gemeinsam
    in die
nationalen Wahlen!

                                                                                                                                                       ?????
Die letzten Grossrats- und Land-                                       werden nicht als SP-Plakatsäulen        Menschen zu reden und sie nach ih-
ratswahlen gehörten zu den enga-                                       unterwegs sein, aber sicher mit ei-     rer Meinung zu fragen. Ziel in Basel-
giertesten Wahlkämpfen, die die SP                                     nem Kleber erkennbar. Auch haben        Stadt ist es, die Ergebnisse der Be-
in den beiden Basel je geführt hat.                                    wir einen speziellen Flyer dabei, für   fragungen für die Grossratswahlen
Noch nie haben sich so viele Men-                                      jene Leute, welche wir nicht zu Hau-    im 2020 verwenden zu können. In
schen innerhalb und ausserhalb der                                     se angetroffen haben.                   Baselland gilt dasselbe für die Ge-
SP für eine Politik für alle statt für                                    Die bisherigen Erfahrungen zei-      meindewahlen im Februar 2020.
wenige engagiert. Deshalb konnten                                      gen, dass in den Kantonen Zürich           Die Wahlkampfleitungen der SP
wir als SP diese Wahlen auch ge-                                       und Luzern, wo die Quartierum-          Baselland und Basel-Stadt haben
winnen: In Basel-Stadt konnte mit        Kerstin Wenk ist Grossrätin   frage bereits stattgefunden hat, viel   beschlossen, den Auftritt – auch
32,5 % das beste Ergebnis seit meh-      und Wahlkampfleiterin der     mehr Mitglieder teilgenommen ha-        den grafischen – für die Wahlen im
                                         SP BS
reren Jahrzehnten erzielt werden,                                      ben und auch viel mehr Gespräche        Herbst aufeinander abzustimmen
in Baselland ist die SP nicht nur die                                  geführt wurden als erwartet. Wir        und wo möglich eng zusammenzu-
stärkste Partei geworden, sondern                                      bieten eine weitere Möglichkeit, sich   arbeiten. Einerseits können wir so
sie hat auch mit Kathrin Schweizer                                     zu engagieren. Die Bevölkerung hat      die Synergien und auch die Energien
wieder den Sprung in die Regierung                                     – in den Städten, Agglomerationen       optimal nutzen, andererseits sind
geschafft.                                                             und auf dem Land – überaus positiv      wir eine Region, die zusammenge-
   Darauf möchten wir für die Nati-                                    reagiert. Wer erwartet denn schon,      hört. Gemeinsam sind wir stark.
onalrats- und Ständeratswahlen am                                      dass die SP klingelt und nach der       Dies gilt auch für uns.
20. Oktober aufbauen: Wir reden mit                                    Meinung fragt. Auch konnten so vie-
den Menschen und nicht über sie –                                      le Neumitglieder gewonnen werden.
und zwar an der Haustüre in unse-        Jonas Eggmann ist Wahl-       Der persönliche Kontakt ist zentral
ren Quartieren. In kleinen Gruppen       kampfleiter der SP BL         und erfolg­ versprechender als ein
sind wir im Quartier unterwegs –                                       Inserat. Zudem können wir in der          Der persönliche
eben von «Tür zu Tür» – und fragen                                     heissen Phase die Leute, welche an
die Leute, welche Themen der SP                                        der Umfrage teilgenommen haben,           Kontakt ist
und des Quartiers sie bewegen. Die                                     anrufen und sie auf die Wahlen hin-
Ergebnisse erfassen wir auf Papier.                                    weisen. Idealerweise haben sie bei        zentral und
Dies alles unter Anleitung von meh-                                    der «Tür-zu-Tür-Aktion» auch un-
reren Campaignerinnen und Cam-                                         sere Kandidatinnen und Kandidaten         erfolgverspre-
paignern. Am Ende der Strasse oder                                     bereits persönlich kennengelernt.
am Ende eines Blocks trifft man sich                                      Die Quartierumfrage ist unsere         chender als ein
wieder und geht dann zusammen zu                                       grosse     Vorwahlkampfkampagne.
den nächsten Wohnhäusern. Wir                                          Wir haben uns entschieden, mit den        Inserat.
Weniger Waffen. Weniger Waffengewalt - SP Schweiz
10    LINKS
      181 ∙ 2019        LINKS TG
                   Seitentitel

 JA zum
Öffentlichkeitsprinzip
Die von uns mitlancierte kantonale                           Behörden. Auch für viele Thurgau-         breite Ablehnung, inzwischen hat
Initiative «Offenheit statt Geheim-                          er Amtsstellen ist das eine Selbst-       selbst der Grosse Rat am Mittwoch,
haltung. Volksinitiative für transpa-                        verständlichkeit, aber leider längst      15. Februar 2019, mit 59 zu 50 Stim-
rente Behörden im Thurgau» kommt                             nicht für alle. Ein Ja zur kantonalen     men dem Volk die Initiative zur An-
am 19. Mai zur Abstimmung.                                   Initiative würde die Behörden un-         nahme empfohlen, und alle Thur-
   Die Verfassungsinitiative fordert,                        terstützen, die heute schon trans-        gauer Parteien ausser der FDP haben
dass das Öffentlichkeitsprinzip                              parent arbeiten, und böte in allen        die JA-Parole beschlossen. Das ist
endlich auch im Kanton Thurgau                               anderen Fällen neue Möglichkeiten         bereits ein grosser Erfolg, denn es
eingeführt wird. Die Annahme der                             zur Durchsetzung des Öffentlich-          passiert bekanntermassen sehr sel-
Initiative würde zu einem Paradig-      Nina Schläfli,       keitsprinzips.                            ten, dass die rechten und konser-
menwechsel führen: Die Behörden         Partei­präsidentin       Eine offene Kommunikation kann        vativen Parteien auf den rot-grünen
dürfen heute wegen des Geheim-                               das Vertrauen in die Behörden und         Kurs einschwenken.
haltungsprinzips Einsicht in Akten                           in staatliche Massnahmen stärken.            An dieser Stelle möchte ich mich
verweigern, wenn nicht ein über-                             Das Misstrauen gegenüber der Po-          ganz herzlich bei allen bedanken,
wiegendes öffentliches Interesse                             litik, welche durch gezielt gestreute     die für die Initiative Unterschriften
ausgewiesen werden kann oder es                              Falschmeldungen und Verschwö-             sammelten oder die Initiative «Of-
einen gesetzlichen Auftrag zu er-                            rungstheorien ständig wächst, wird        fenheit statt Geheimhaltung» an-
füllen gilt. Bei Annahme der Initi-                          dadurch wahrscheinlich nicht ab-          derweitig unterstützten.
ative durch die Stimmbevölkerung                             gebaut, aber es ist zumindest ein            Im Voraus schon ein grosses
wären grundsätzlich alle Akten zur                           Schritt in die richtige Richtung. Aus­    Dankeschön an alle, die sich in
Einsicht freigegeben, sofern keine                           serdem trägt eine offene Kommuni-         den nächsten Wochen am Abstim-
öffentlichen Interessen dagegen-                             kation dem veränderten Informati-         mungskampf beteiligen und an
sprechen oder es sich um personen-                           onsbedürfnis unserer Gesellschaft         Stras­senaktionen teilnehmen wer-
bezogene Daten handelt.                                      Rechnung. Wir können fast das             den. «Offen statt geheim» ist zwar
   Die SP fordert schon lange mehr                           ganze Wissen der Welt im Internet         auf einem guten Weg, die Abstim-
Transparenz in der Politik und war                           abrufen – aber die kommunale und          mung ist aber bei weitem noch nicht
in den 1990er Jahren massgeblich an                          kantonale Politik kann nicht restlos      gewonnen!
der Einführung des Öffentlichkeits-                          nachvollzogen werden, weil wichti-           In allen Bezirken finden am
prinzips auf Bundesebene beteiligt.                          ge Informationen fehlen?                  27. April und 4. Mai Standaktionen
Die moderne direkte Demokratie                                   Die kantonale Politik hat in der      in den grösseren Ortschaften statt.
braucht transparente und nachvoll-                           Frage des Öffentlichkeitsprinzips         Wer mit dabei ist, kann sich beim
ziehbare politische Prozesse, ver-                           einen weiten Weg hinter sich: An-         Sekretariat melden für Angaben zur
lässliche Informationen und offene                           fänglich stiess die Initiative auf eine   jeweiligen Kontaktperson.
LINKS  AG
                                                                                                      Seitentitel                        LINKS
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Chancen­                                                                                           KOMMENTAR

gleichheit, eine
Utopie? Nein!
Simona Brizzi von                                lung bestehende Streuung in der Leistung
Ennetbaden ist Dozentin                          weitet sich bis Ende der Primarschulzeit zu
an der Pädagogischen
Hochschule Zürich. Sie                           Ungunsten sozial benachteiligter Kinder           SP verlangt nach
ist SP-Grossrätin und
Mitglied im Vorstand
                                                 sogar noch weiter aus: Akademikerkinder
                                                 haben eine vier Mal höhere Chance, nach           Bundesgericht­s­
                                                                                                   urteil höhere
der SP Ennetbaden.
Sie kandidiert für den                           der Primarstufe auf eine Bezirksschule
Nationalrat.                                     zu gelangen und eine sieben Mal höhere
                                                 Chance, nach der obligatorischen Schul-           Prämienverbilligung
                                                 zeit die allgemeine Schulbildung an einer
                                                 Kantons­schule fortzusetzen als Kinder von        Am 5. März 2019 hat die SP-Fraktion eine
Unsere Kinder sitzen am Küchentisch und          Eltern mit niedrigerem Bildungsniveau. Dies       Motion und eine Interpellation betreffend
diskutieren, wer im Sommer in die Bezirks-,      steht im Widerspruch zu den in der Verfas-        Prämienverbilligung eingereicht. Mit der
Sekundar- oder Realschule in Baden gehen         sung in Paragraf 8 verbrieften Gleichheits­       Motion wird der Regierungsrat «beauf-
wird. Ich zeige ihnen die Zahlen des Statis-     kriterien.                                        tragt, umgehend Massnahmen zu treffen
tischen Amtes: In Ennetbaden traten in den          Bei der Chancengleichheit stellt sich die      und die gesetzlichen Bestimmungen bzw.
letzten vier Schuljahren durchschnittlich        Frage, welche Bedingungen und Faktoren als        das Dekret zu den individuellen Prämien-
73,4 Prozent der Kinder nach der Primar-         legitime Festlegung von ungleichen Ergeb-         verbilligungen so anzupassen», dass die
schule in die Bezirksschule ein, in Neuenhof     nissen gelten dürfen (wie Anstrengung) und        Praxis der individuellen Prämienverbil-
hingegen nur 24,7 Prozent. Auf meine Frage,      welche nicht akzeptiert werden (wie widrige       ligung im Aargau dem neuen Entscheid
warum denn die Verteilung so unterschied-        Umstände). Diese gesellschaftlichen Ver-          des Bundesgerichts entspricht und dass
lich sei, schauen mich alle etwas ratlos an.     hältnisse mögen den privilegierten Gruppie-       auch alle anderen gemäss KVG ebenfalls
   In der Schweiz sind die Bildungserfolge       rungen nützen, aber insgesamt schaden sie         begünstigten Bevölkerungsgruppen
und -abschlüsse bei vergleichbarer Bega-         der Allgemeinheit, der wirtschaftlichen und       angemessene Prämienverbilligungen
bung und Anstrengung nicht für alle Ein-         politischen Entwicklung eines Landes und          bekommen.
wohner_innen in gleichem Masse möglich.          gefährden auf die Dauer den Zusammenhalt          Das Bundesgericht entschied am 22. Januar
Obwohl viele Schulen Chancengleichheit als       einer Gesellschaft.                               2019, dass der Spar-Kanton Luzern die Ein-
etwas sehr Wichtiges bezeichnen, hängen             Die Schweiz kann und darf es sich nicht        kommensgrenze zur Verbilligung der Kran-
die Bildungschancen nach wie vor von leis-       leisten, das Thema zu ignorieren. Als Stand-      kenkassenprämien anheben muss. Auch im
tungsfremden Kriterien wie Herkunft, Mig-        ort für Forschung und Innovation hat das          Aargau war die Prämienverbilligung einem
rationshintergrund oder Geschlecht ab.           Land einen hohen Bedarf an qualifizierten         Sparpaket zum Opfer gefallen. Nach dem
   Ganz aktuelle Studien belegen wieder,         Mitarbeitenden, Lehrenden und Forschen-           Bundesgerichtsurteil vom Januar kann er-
dass bereits die Startchancen ungleich nach      den bis hin zu Führungskräften. Der Schwei-       wartet werden, dass der Kanton seine neue
sozialer Herkunft verteilt sind. Nicht die In-   zerische Wissenschaftsrat (SWR) hat zum           Sparpraxis korrigieren muss.
telligenz, sondern die sozioökonomischen         Thema Ungleichheiten von Bildungschan-            Mit der Interpellation will die SP vom
Ressourcen und das Aufwachsen in einem           cen Ende 2018 bildungs- und sozialpolitische      Regierungsrat erfahren, wie dieser die
anregenden oder passiven Umfeld bringen          Empfehlungen auf nationaler und auf kanto-        Auswirkungen auf den Aargau beurteilt,
«eine Schieflage» zugunsten der sozial privi-    naler Ebene veröffentlicht.                       wie viele Personen, auch Rentnerinnen und
legierten Kinder hervor. Die bei der Einschu-       Im kantonalen Fachausschuss Bildung            Rentner, auch rückwirkend zusätzliche
                                                 unserer Partei orientieren wir uns aktuell an     Prämienverbilligungen erhalten würden
                                                 den vier vom SWR empfohlenen Handlungs-           und was dies kosten würde.
                                                 feldern: (1) Frühkindliche Bildung, Betreuung     Am 29. März hat die Regierung in einer
    Die Schweiz kann                             und Erziehung, (2) Beurteilung und Selekti-       Medienmitteilung verlauten lassen, dass
                                                 on, (3) Berufsbildung und Maturitätsquote         sie aufgrund des Bundesgerichtsurteils
    und darf es sich                             und (4) Anteil Studierender an Hochschulen.       «eine Überprüfung der Einkommensgrenze
                                                 Das bundesrechtliche Verfassungsziel muss         im Kanton Aargau beim Departement Ge-
    nicht leisten, die                           erreicht werden. Die Politik ist gefordert, und   sundheit und Soziales in Auftrag gegeben»
                                                 ich möchte mich auf kantonaler und auch           hat. Wir warten nun auf die Konsequenzen
    Chancenungleich-                             auf nationaler Ebene dafür einsetzen, dass        der SP-Vorstösse im Grossen Rat.
                                                 wir der Chancengerechtigkeit Schritt für          Gleichzeitig hat die SP Schweiz im Februar
    heit bei der Bildung                         Schritt näherkommen: Chancengleichheit            2019 die Prämieninitiative lanciert.
                                                 muss Realität werden!
    zu ignorieren.                                                                                 Katharina Kerr von Aarau ist Redaktorin von links.ag.
LINKS REGIOBE

Frauen*streik: Bern organisiert
und mobilisiert sich
In der ganzen Schweiz laufen Vorbereitungen für den nationalen Frauen*streik                                    beitsniederlegung bis zum Tragen
vom 14. Juni 2019. Auch in der Stadt und im Kanton Bern tut sich etwas: Die                                     einer bestimmten Farbe oder eines
Koordinationsgruppe Bern steckt mitten in den Vorbereitungen. Ein Einblick                                      Buttons, um sich zu solidarisieren.
und Aufruf.                                                                                                        Neben den monatlichen Tref-
                                                                                                                fen der Koordinationsgruppe or-
Seit letztem September vernetzen                                         einer bestimmten Gruppierung. Dies     ganisieren wir Stammtische sowie
sich Frauen* aus der Region Bern                                         ermöglicht unbürokratische Zusam-      Veranstaltungen oder Aktionstage,
im Rahmen der Frauen*streik-Koor­                                        menarbeit auf Augenhöhe.               beispielsweise zum gemeinsamen
dination. Wir tauschen uns dort                                             Für uns ist der Frauen*streik       Malen von Transparenten und Fah-
selbst­organisiert und gemeinschaft-                                     nicht nur ein Arbeitsstreik, sondern   nen. Zur Regionalkoordination in
lich über unsere persönliche Moti-                                       auch ein politischer und sozialer      Bern sind in der Zwischenzeit loka-
vation, Streikgründe und Forderun-                                       Streik. Je nachdem, wo wir sind und    le Komitees in Thun, Biel, Kehrsatz,
gen aus, sammeln Ideen und planen                                        wie wir leben, streiken wir deshalb    Köniz, Langenthal und im Berner
Ak­tionen.                                                               unterschiedlich. Am Arbeitsplatz,      Oberland dazugekommen. Auch
   Unsere Frauen*streik-Treffen sind                                                                            mit Streikkollektiven der anderen
für alle Frauen* zugänglich – egal, ob    Nicole Cornu, Frauen*streik-                                          Regionen sind wir gut vernetzt. Wir
sie politisch organisiert sind oder       Koordinationsgruppe Bern       Für uns ist der                        informieren und inspirieren uns ge-
nicht – und in ihrer Vielfalt offen für                                                                         genseitig und nehmen an nationalen
unterschiedliche Lebens- und Ar-                                         Frauen*streik                          Koordinationstreffen teil.
beits-Erfahrungen sowie Herkunft.
Jede von uns beteiligt sich auf ihre                                     nicht nur ein                          Mach auch du mit
Art am Frauen*streik und im eigenen                                                                             Der Frauen*streik lebt von uns allen.
Wirkungskreis sowie entsprechend                                         Arbeitsstreik,                         Bring dich in die regionale Streikko-
ihren (zeitlichen) Möglichkeiten. Wir                                                                           ordination Bern ein oder organisiere
sind verschieden, aber solidarisieren                                    sondern auch ein                       dich zusammen mit Arbeitskolle-
uns und setzen uns gemeinsam ein:                                                                               ginnen, Freundinnen und Nachba-
Gegen Diskriminierung und für ech-                                       politischer und                        rinnen. Wir unterstützen dich da-
te Gleichstellung.                                                                                              bei! Gemeinsam mit euch möchten
   Auch wenn viele von uns in Ge-                                        sozialer Streik.                       wir uns vernetzen, damit am 14. Juni
werkschaften, Parteien und weite-                                                                               möglichst viele Menschen im Kan-
ren politischen Gruppen aktiv sind,                                                                             ton Bern Farbe bekennen und tat-
legen wir an unseren Treffen Wert                                        zuhause und in der Öffentlichkeit.     sächliche Gleichstellung einfordern.
darauf, dass Frau* für sich als Per-                                     Es gibt viele Möglichkeiten, mitzu-       Übrigens: In der Region Bern
son spricht und nicht als Vertreterin                                    machen: von der klassischen Ar-        gibt’s auch eine solidarische Grup-
                                                                                                                pe namens «Männer* für den
                                                                                                                Frauen*streik». Diese plant eigene
                                                                                                                Aktionen, um den Frauen*streik
                                                                                                                tatkräftig zu unterstützen. Interes-
                                                                                                                sierte melden sich bei: soli@frauen-
                                                                                                                streiken.ch

                                                                                                                Kontakt Streikkoordination Bern
                                                                                                                Die nächsten Gelegenheiten, uns zu
                                                                                                                treffen, bieten sich am Samstagabend
                                                                                                                27. April an der Frauen*streik-Bar im
                                                                                                                Progr-Innenhof und am Sonntag,
                                                                                                                28. April, am Treffen der Streikko-
                                                                                                                ordination Bern im Gemeinschafts-
                                                                                                                raum Warmbächli (Güter­    strasse 8,
                                                                                                                Bern). Auf unserer Webseite finden
                                                                                                                sich unter «Agenda» weitere Veran-
                                                                                                                staltungen sowie die Möglichkeit,
                                                                                                                sich für unseren Newsletter anzu-
                                                                                                                melden. Wir freuen uns auf euch!

                                                                                                                www.frauen-streiken.ch
                                                                                                                wir@frauen-streiken.ch
                                                                                                                www.facebook.com/Frauenstreik
123rf                                                                                                         Positionen                          13
                                                                                                                                      LINKS
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         Recht haben und Recht
         bekommen ist nicht dasselbe
Dank der revidierten EU-Entsenderichtlinie gilt                       den kann. Etwa hunderttausend Be-        anonym auf Lohnraub hinzuweisen.
das Prinzip «Gleicher Lohn für gleiche Arbeit                         schäftigte pro Jahr profitieren direkt   Die FlaM schützen Beschäftigte vor
am gleichen Ort» ab 2020 auch in der EU. Der                          von FlaM-Kontrollen und Lohnnach-        Rachekündigungen, da die paritä-
Konflikt um das institutionelle Abkommen ist                          zahlungen. Für entsandte Beschäf-        tischen Kommissionen Lohnnach-
deshalb nicht einfach zu verstehen: Streben die                       tigte ist der Schweizer Lohnschutz       zahlungen erwirken können, ohne
EU und die Schweiz nicht dasselbe an? Doch am                         deshalb besser als anderswo. Das         dass die Betroffenen selbst vor Ge-
Arbeitsplatz ist Recht haben und Recht bekom-                         war nicht immer so.                      richt gehen müssen. Dies ist jedoch
men nicht dasselbe.                                                                                            nur dank den Kautionen möglich,
                                                                      Recht bekommen durch                     die Arbeitgeber von entsandten Be-
Recht bekommen durch                                                  Betriebsräte, Kontrollen und             schäftigten hinterlegen müssen.
individuelle Lohnklagen                                               Kautionen                                Doch genau dies will das vorliegen-
Für liberale Juristen ist die Sache                                   In Deutschland kann der Betriebs-        de Rahmenabkommen künftig ver-
klar: Rechte werden durch Klagen                                      rat seine Zustimmung zu einer            bieten!
durchgesetzt. Die Lohngleichheit für                                  Einstellung verweigern, wenn der
Mann und Frau wurde schon 1957                                        Arbeitsvertag gegen Gesetz oder          Kein nationaler, sondern ein
in den EU-Verträgen verankert. Seit                                   Tarifvertrag verstösst. Solange fast     sozialer Konflikt
1996 gilt dieses Prinzip auch in der                                  alle Beschäftigten in Betrieben mit      Es überrascht kaum, dass die FlaM
Schweiz. Dennoch wird es weder in                                     Betriebsräten arbeiteten, wurden         Wirtschaftsliberalen nicht passen,
der Schweiz noch in der EU durch-       Roland Erne ist Professor     Löhne in der BRD besser geschützt        die Beschäftigte gegeneinander in
gesetzt, weil viele aus Angst vor Re-   für Europäische Integration   als in der Schweiz. Heute arbeitet       Konkurrenz setzen möchten. Bei
                                        und Arbeitsbeziehungen am
pressalien darauf verzichten.           Jean Monnet Lehrstuhl des     jedoch nur noch eine Minderheit in       den FlaM geht es nicht um einen
   Bei entsandten Beschäftigten ist     University College Dublin     solchen Betrieben. Seit 2004 wurde       nationalen, sondern um einen so-
die Gefahr von Repressalien noch                                      zudem der Lohnschutz durch Öff-          zialen Konflikt zwischen linker
grösser. In Norwegen konnten Bau-                                     nungsklauseln in Tarifverträgen          und rechter Arbeitspolitik. Am
arbeiter, die im Auftrag eines spa-                                   und Hartz-Reformen weiter abge-          26. März 2019 gelang es den Libe-
nischen Subunternehmers für den                                       schwächt. Deshalb waren Gewerk-          ralen und der Europäischen Volks-
«roten» COOP arbeiteten, ausste-                                      schaften immer weniger in der Lage,      partei im EU-Parlament, einen rot-
hende Löhne erfolgreich einfordern.                                   Löhne zu schützen. Des Weiteren          grünen Antrag abzuwehren, der
Nach ihrem Sieg verloren sie jedoch                                   tolerierten Betriebsräte unter Druck     den Angriff auf die FlaM aus der
ihre Arbeit. Zudem kommt es meis-                                     bisweilen sogar tiefere Löhne für        Resolution zur Schweiz streichen
tens zu keinen Klagen, weil lokale                                    manche Beschäftigte, um «ihre» Fir-      wollte. Eine allfällige Ratifizierung
Arbeitsrichter ausländischer Arbeit-                                  ma wettbewerbsfähig zu machen.           des derzeit vorliegenden Rahmen-
geber ohne Firmensitz vor Ort kaum                                       Die FlaM sind, im Gegensatz zu        vertrags durch das Europäische Par-
habhaft werden können.                                                Deutschland, überbetrieblich orga-       lament ist dennoch unsicher. Dafür
   Lohngleichheit wird besser mit                                     nisiert: Firmen haben ein direktes       müssen Liberale und EVP zuerst die
kollektiven Aktionen durchgesetzt.                                    Interesse an Lohnkontrollen, da          EU-Wahlen im Mai gewinnen. Dies
Die flankierenden Massnahmen zum                                      diese sie vor unlauterem Wettbe-         zu verhindern, ist im Interesse aller
Freizügigkeitsabkommen         (FlaM)                                 werb schützt. Umgekehrt profitie-        Beschäftigten, auch der 1,4 Millio-
sind ein Beispiel dafür, wie Lohn-                                    ren entsandte Beschäftigte von den       nen EU-Bürgerinnen und -Bürger,
gleichheit effektiv durchgesetzt wer-                                 FlaM, da diese es ihnen erlauben         die in der Schweiz leben.
14     LINKS
       181 ∙ 2019   Abstimmungen

JA ZUR UMSETZUNG DER EU-WAFFENRICHTLINIE

Weniger Waffen für
weniger häusliche Gewalt
Der Handlungsbedarf im Waffenbereich bleibt gross. Nur in wenigen euro­                                           automatische Waffen nur noch mit ei-
päischen Ländern gibt es so viele Waffen in Privatbesitz wie in der Schweiz.                                      ner Ausnahmebewilligung erhältlich
Die meisten in der Schweiz von Privaten gehaltenen Feuerwaffen werden weder                                       sind. Obligatorische psychologische
für berufliche noch für sportliche Zwecke gebraucht, sondern stehen irgend-                                       Tests für den Waffenkauf werden
wo ungenutzt im Besenschrank oder im Kellerabteil. Eine Gefahr sind sie                                           jedoch keine eingeführt und Ordon-
trotzdem.                                                                                                         nanzwaffen können nach Dienstende
                                                                                                                  weiter bedingungslos übernommen
Die Anzahl Schusswaffen-Tote               Kinder traumatisieren – Gleiches                                       werden. Umso mehr überrascht es,
weiter senken                              gilt für die Androhung von Suiziden.                                   dass Waffenfanatiker und rechts-
Die Schweiz belegt einen trauri-           Und auch die Suizid-Statistik ist                                      konservative Kreise das neue Waf-
gen Spitzenplatz: Nur wenige Län-          deutlich: Es sind vor allem Männer,                                    fengesetz mit teils haarsträubenden
der in Europa weisen eine derart           die sich mit Schusswaffen das Leben                                    Argumenten bekämpfen.
hohe Waffendichte auf. Dies ist            nehmen. Zudem sind diese Hand-                                            Leider scheinen die Gegner er-
äusserst problematisch, denn die           lungen oft spontan, sie werden aus-                                    folgreich zu sein. Die neuesten Um-
Wahrscheinlichkeit von Selbsttö-           geführt, weil eine Waffe verfügbar                                     fragen zeigen, dass es sehr knapp
tungen und tödlichen Fällen häus-          ist. Aus Sicht der SP Frauen* muss                                     wird. Eine Ablehnung der Vorlage
licher Gewalt ist in Haushalten mit        die Verfügbarkeit von Schusswaf-          Natascha Wey, Co-Präsiden-   wäre fatal. Nicht nur unsere Asso-
Schusswaffen deutlich erhöht. Nicht        fen deswegen zwingend weiter ein-         tin SP Frauen* Schweiz       ziation zu Schengen steht auf dem
zuletzt deswegen erarbeiteten Bun-         geschränkt werden. Zurück bleiben                                      Spiel – ein Nein würde zukünftige
desrat und Parlament 1998 erstmals         sehr oft Frauen und Kinder.                                            Anpassungen beim Waffenrecht
ein Waffengesetz auf Bundesebene.                                                                                 über Jahre hinaus verunmöglichen.
Dank sukzessiver Verschärfungen            Ein Zeichen setzen                                                     Deshalb sind wir SP Frauen* der
konnte die Anzahl Schusswaffen-            Die Anpassungen des Waffenrechts,                                      Überzeugung, dass wir alles dar-
Suizide und Schusswaffen-Tötun-            über die wir am 19. Mai abstimmen,                                     ansetzen müssen, um am 19. Mai
gen seit damals mehr als halbiert          gehen eigentlich zu wenig weit. Das                                    ein deutliches Zeichen für ein fort-
werden. Trotz diesen eindrückli-           neue Gesetz sieht zwar vor, dass alle                                  schrittliches Waffenrecht zu setzen.
chen Zahlen hat die Waffenlobby            wesentlichen Bestandteile halbauto-                                    Unsere Botschaft ist klar: Weniger
jede Missbrauchsbekämpfung durch           matischer Waffen einzeln markiert                                      Waffen. Weniger Waffengewalt. JA
den Bund zu verhindern versucht.           und registriert werden und halb­                                       zum Waffengesetz!
   Ein Leben ohne Gewalt ist ein
Menschenrecht,        kein     Privileg.
Trotzdem bleibt dieses Grundrecht             WAS SICH ÄNDERT
zahlreichen Menschen in ihren eige-
nen vier Wänden verwehrt. Alleine
im Jahr 2016 starben in der Schweiz
19 Menschen infolge häuslicher Ge-
walt, davon 18 Frauen. Damit stirbt
alle drei Wochen eine Frau an den                                                   Wer eine Ausnahmebewilligung
Folgen häuslicher Gewalt. Der Satz                                                 erhalten hat, muss nach fünf bzw.
«Ich weiss ja nicht, ob er irgendwann         Wer eine halbautomatische Waffe      zehn Jahren nachweisen, dass die
                                                                                                                          Wer vor 2008 Sturmgewehre
mit einer Waffe zurückkommt» ist              erwerben will, braucht dafür eine     Waffe noch immer für den dekla-
                                                                                                                          erhalten oder erworben hat,
einer, den ich von Frauen schon ge-                Ausnahmebewilligung.              rierten Zweck gebraucht wird.
                                                                                                                         muss diese innert dreier Jahre
hört habe – in meinem Umfeld. Die                                                                                           den Behörden melden.
psychischen Folgen von häuslicher
Gewalt sind oft fatal und können                In Zukunft müssen alle                                                          Die Waffenhändler
den Betroffenen, grossmehrheitlich              wichtigen Bestandteile                                                          müssen ihre Mel-
Frauen, das Leben zur Hölle ma-                    einer Waffe markiert                                                         dungen elektronisch
                                                               werden.                                                          übermitteln.
chen. Insbesondere die Androhung
von Waffengewalt kann Frauen und
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