Monitoringbericht zur Einzelhandelsentwicklung in Münster
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Anlage 1 zur Vorlage V/0655/2014 Monitoringbericht zur Einzelhandelsentwicklung in Münster
Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung Abteilung 61.2 – Vorbereitende Planung, Stadterneuerung Fachstelle 61.21 – Räumliche Stadtentwicklung und Flächennutzungsplanung Bearbeitung: Reinhard Hopp, Michael Telgmann 09/2014
Monitoringbericht zur Einzelhandelsentwicklung in Münster
Inhalt Seite 1. Auftrag und Zielsetzung ........................................................................... 6 2. Datengrundlage ............................................................................................. 6 3. Einordnung des Einzelhandelsstandortes Münster............... 7 4. Betriebe und Verkaufsfläche ................................................................ 8 5. Größenstruktur ............................................................................................. 10 6. Branchenstruktur ........................................................................................ 11 7. Räumliche Entwicklung .......................................................................... 13 8. Nahversorgung ............................................................................................ 19 9. Bau-, Garten-, Möbelmärkte ............................................................... 30 10. Strategische Umsetzung .................................................................... 33 11. Schlussbetrachtung ............................................................................... 35 12. Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts ………………… 37
Abbildungsverzeichnis (Abb.) Abbildung 1: Einzugsbereich Innenstadteinzelhandel….................................................... …..7 Abbildung 2: Einzelhandelsbetriebe und Verkaufsfläche 2003 - 2013.................................... .9 Abbildung 3: Einzelhandelsentwicklung 1993 - 2013........................................................... …9 Abbildung 4: Einzelhandel mit weniger und mehr als 800m² Verkaufsfläche .............……...11 Abbildung 5: Branchenstruktur 2013........................................………………………………...12 Abbildung 6: Veränderung nach Branchen 2003 - 2013.................................................. …..12 Abbildung 7: Einzelhandel nach zentralen, integrierten und dezentralen Lagen............. …..14 Abbildung 8: Entwicklung der Betriebsanzahl in zentralen und integrierten Lagen ……….14 Abbildung 9: Entwicklung der Verkaufsflächen in zentralen und integrierten Lagen ………..14 Abbildung 10: Entwicklung der zentrenrelevanten Verkaufsfläche nach Raumkategorien….15 Abbildung 11: Verkaufsflächenausstattung im Bereich Nahrungs- und Genussmittel……….22 Abbildung 12: Verkehrsmittelwahl nach Wegezweck............................................................ .24 Abbildung 13: Umsetzung des Einzelhandelskonzepts als fortlaufender Prozess ............... .34 Tabellenverzeichnis (Tab.) Tabelle 1: Übergeordnete Daten zum Einzelhandelsstandort Münster….......................... …..7 Tabelle 2: Veränderung des Einzelhandels über / unter 800 m² Verkaufsflähe…… ………..10 Tabelle 3: Verteilung des Einzelhandels nach Raumkategorien................…………………...13 Tabelle 4: Lebensmittelmärkte 200m² Verkaufsfläche……… ........................ ……………...19 Tabelle 5: Entwicklung der Drogeriemärkte seit 12/2010 ................................................ …..27 Tabelle 6: Bau-, Garten-, Möbelmärkte mit mehr als 800m² Verkaufsfläche ….…………….31 Tabelle 7: Baumarktausstattung 2014 im Vergleich………… .......................................……..33 Kartenverzeichnis Karte 1: Standortnetz der Lebensmittelmärkte mit mehr als 200 m² Verkaufsfläche………...21 Karte 2: Verkaufsflächenausstattung Nahrungs- und Genussmittel .............. ………………..23 Karte 3: Fußläufige Einzugsbereiche der Lebensmittelmärkte ..................…………………...26 Karte 4: Bestand und Veränderung der Drogeriemäkrte 2011 - 2013 ……………………...29 Karte 5: Standortnetz Bau-, Garten-, Möbelmärkte.......................................................... …..32 Verzeichnis der Anlagen im Anhang Anlage 1: Ansiedlungsräume für den Einzelhandel…...................................................... …..39 Analge 2: Münsteraner Sortimentsliste .......................................................... ………………..40 Anlage 3: Konzeptionelle und rechtliche Grundlagen des Einzelhandelskonzepts ............... 41 Anlage 4: Potenzial- / Verkaufsflächenanalyse gem. Einzelhandelskonzept 2009 ............... 42 Fotos Alle Fotos Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung
1. Auftrag und Zielsetzung Der Bericht widmet sich in der „Schlussbe- trachtung“ der Fragestellung, ob die wesentli- Der Einzelhandel ist eine der dynamischsten chen Ziele des Einzelhandelskonzepts Nutzungen in der Stadt, seine Entwicklungen haben erhebliche stadt- und versorgungs- Sicherung und Entwicklung der oberzent- strukturelle Auswirkungen. Die Steuerung der ralen Versorgungsfunktion Münsters (ins- Einzelhandelsentwicklung nach den Vorga- besondere der City/Innenstadt) ben des vom Rat der Stadt Münster be- Sicherung und Entwicklung der zentralen schlossenen Einzelhandels- und Zentrenkon- Versorgungsbereiche (City/Innenstadt, zepts (kurz: Einzelhandelskonzept) in Verbin- Stadtbereichszentren, Grundversor- dung mit den einschlägigen Rechtsgrundla- gungszentren) gen gehört daher als Daueraufgabe zu den Sicherung und Stärkung der Nahversor- Kernthemen der Stadtentwicklung. Mit Be- gungsstrukturen schluss über das Einzelhandelskonzept ist Sicherung von Gewerbeflächen für das die Verwaltung beauftragt worden, regelmä- Produzierende Gewerbe (d. h. Verhinde- ßig über die Entwicklungen des Einzelhan- rung nicht verträglicher Einzelhandelsan- dels vor dem Hintergrund der Zielsetzungen siedlungen in Gewerbegebieten) des Konzepts zu berichten. Das Einzelhan- delsmonitoring ist somit integraler Bestandteil bisher erfolgreich umgesetzt werden konnten. der Konzeptumsetzung und dient auch des- Abschließend werden Empfehlungen für die sen Wirkungskontrolle. Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts benannt. Der letzte Monitoringbericht zur Einzelhan- delsentwicklung wurde mit der Vorlage 2. Datengrundlage V/0765/2010 vorgelegt. Ergänzend zum tur- nusmäßigen Monitoringbericht besteht seit Zum Jahresende 2013 wurde die Einzelhan- 2011 zudem die Möglichkeit, aktuelle Infor- delsdatenbank im Amt für Stadtentwicklung, mationen über die flächendeckende Be- Stadtplanung, Verkehrsplanung im Zuge der stands- und Nutzungsstruktur des Einzelhan- laufenden Beobachtung des Einzelhandels- dels sowie die Zentrenstruktur in Münster geschehens aktualisiert. Dies geschieht, er- über das Einzelhandelsinformationssystem gänzend zur turnusmäßigen Vollerhebung im Internet abzurufen (geo.stadt- aller Einzelhandelseinrichtungen im dreijähri- muenster.de/einzelhandel). gen Rhythmus (zuletzt im Dezember 2012), auf der Basis von Pressemeldungen, der Vor dem Hintergrund der avisierten Fort- Auswertung von Bauakten oder gezielten schreibung des Einzelhandelskonzepts ana- Einzelerhebungen. Die sortimentsbezogene lysiert der Bericht in knapper Form den Be- Verkaufsflächenermittlung erfolgt nach dem stand und die relevanten Veränderungspa- Schwerpunktprinzip, d. h. Randsortimentsflä- rameter des Einzelhandels. Schwerpunktset- chen (z. B. Körperpflegeprodukte im Super- zungen erfolgen zum Thema Nahversorgung markt oder Haushaltswaren im Möbelhaus) und – vor dem Hintergrund der Veränderun- werden, um den regelmäßigen Erhebungs- gen im Baumarktsektor (Insolvenzen Prakti- aufwand handhabbar zu halten, nicht diffe- ker und Max Bahr) – zum Thema großflächi- renziert erhoben (für Differenzierung der Sor- ger Einzelhandel in den Branchen Möbel, timente vgl. Anlage 2). Über das Monitoring Baumarkt und Gartencenter. werden alle wesentlichen Veränderungen und insbesondere größeren Entwicklungen des Einzelhandels im Münster im laufenden Jahr erfasst. Darüber hinaus stehen aktuelle
münsterspezifische Datengrundlagen zum Einzelhandel der Gfk GeoMarketing GmbH Nürnberg und der Comfort Hamburg GmbH zur Verfügung. Der Bericht bezieht sich im Schwerpunkt auf die Einzelhandelsentwicklung zwischen Ende 2003 bis Ende 2013, also den Zeitraum seit Bestehen des Einzelhandelskonzepts (Rats- beschluss Mai 2004). 3. Einordnung des Einzelhan- delsstandortes Münster Abb. 1: Einzugsbereich Innenstadteinzelhandel Quelle: COMFORT Hamburg GmbH Die Stadt Münster verfügt vor dem Hinter- grund ihrer oberzentralen Funktion in Verbin- ralitätskennziffer macht deutlich, dass der dung mit den umfangreichen und attraktiven Umsatz des Münsteraner Einzelhandels deut- Einzelhandelsangeboten in der Innenstadt lich die Nachfrage der Einwohner in Münster und der Gesamtstadt über einen weiten, die (Einzelhandelskaufkraft) übersteigt. Somit Stadtgrenzen überschreitenden Einzugsbe- steht einer einzelhandelsrelevanten Kaufkraft reich. In Münster und den umliegenden von knapp 1,8 Mrd. Euro ein Umsatz des Münsterlandkreisen (Warendorf, Coesfeld, Münsteraner Einzelhandels von rd. 2,1 Mrd. Steinfurt, Borken) leben rund 1,6 Mio. Ein- Euro gegenüber. Auch die Gesamtverkaufs- wohner. Gem. einer Analyse der Comfort flächenausstattung je Einwohner von 2,18 m² Hamburg GmbH (Datengrundlage: Comfort Verkaufsfläche liegt deutlich über dem bun- Hamburg GmbH und GfK GeoMarketing, je- desdurchschnittlichen Wert von 1,44 m². Dies weils für 2014) erstreckt sich der unmittelbare trifft auch auf die Ausstattung mit Verkaufs- Einzugsbereich des Innenstadt- einzelhandels bis südlich der A 30 im Norden, bis östlich von Tab. 1: Übergeordnete Daten zum Einzelhandelsstandort Münster Warendorf im Osten, bis an den 1 Einwohner in MS (zum 31.12.2013)* 298.518 nördlichen Ruhrgebietsrand im 2 Süden und bis zur A 31 im Wes- Einwohner in MS und Einzugsbereich (zum 01.01.2013)* 832.693 ten (siehe Abb. 1). Einzelhandelskaufkraft in MS (Mio. €)* 3 1.786 3 Einzelhandelsumsatz in MS (Mio. €)* 2.100 In diesem Einzugsbereich lebten 3 Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer* 106,5 zum 01.01.2013 knapp 833.000 3 Einwohner. Die Einzelhandelsda- Umsatzkennziffer* 140,2 ten untermauern die Attraktivität Zentralitätskennziffer* 3 131,7 und Anziehungskraft des Einzel- 1 Anzahl Einzelhandelsgeschäfte* 2.014 handelsstandortes Münster. Die 1 Münsteraner verfügen über eine Verkaufsfläche (m²)* 651.676 überdurchschnittliche einzelhan- Verkaufsfläche je EW (m²)* 1 2,18 delsrelevante Kaufkraft (106,5), 1 Verkaufsflächen Nahrungs- und Genussmittel je EW (m²)* 0,46 die Umsatz- (140,2) und Zentrali- tätswerte (131,7) liegen weit über *1 Stadt Münster / Amt 61, *2 Comfort Hamburg GmbH (Einzelhandelsdaten für Müns- dem Bundesdurchschnitt (Index ter 2014), *3 GfK GeoMarketing (Einzelhandelsdaten für Münster 2014) 100). Die seit Jahren hohe Zent-
flächen je Einwohner im Bereich Lebensmit- telversorgung (Nahrungs- und Genussmittel) zu, die mit 0,46 m² über dem bundesdurch- schnittlichen Wert von rd. 0,38 m² liegt. 4. Betriebe und Verkaufsfläche Zum Jahresende 2013 wurden 2.014 Einzel- handelsbetriebe mit insgesamt rd. 651.700 m² Verkaufsfläche in Münster ermittelt (vgl. Abb. 2). Das ist im Saldo ein Plus von 18 Betrieben und rd. 4.200 m² Verkaufsflächen gegenüber dem in der letzten Vollerhebung (12/2012) ermittelten Vorjahresstand, der bezogen auf die Anzahl der Betriebe einen Tiefststand im Vergleich der erfassten Stände in den letzten 10 Jahren darstellt. Die ermit- telte Zunahme bei der Anzahl der Einzelhan- delsbetriebe ist auch auf die sukzessive Wie- dernutzung von leer stehenden Ladenlokalen der ehemaligen Drogeriemarktketten Schle- cker und Ihr Platz zurückzuführen. Die Schlie- ßung von über 40 Ladenlokalen im Zuge der Schlecker-Insolvenz war maßgeblich für den niedrigen Geschäftsstand zum Jahresende 2012 verantwortlich. Die ermittelte Zunahme der Verkaufsfläche zum Ende 2013 gegenüber dem Vorjahres- stand (rd. 4.200 m²) basiert u. a. auf der Neu- ansiedlung bzw. Eröffnung mehrerer Ge- schäfte am Alten Fischmarkt (z. B. „Strell- son“, „Camp David“, „GANT-Store“) mit ins- gesamt rd. 2.300 m², aber auch auf Neuan- siedlungen in den Stadtteilzentren (z. B. Lidl im Stadtteilzentrum Kinderhaus oder Ross- mann im Stadtteilzentrum Mecklenbeck). Dynamische Einzelhandelsentwicklung in Müns- Der bundesweite Trend des stetigen Ver- ter: Möbel Discount Finke, Stadtbereichszentrum kaufsflächenwachstums im Einzelhandel lässt Mecklenbeck, Alter Fischmarkt sich auch in der Einzelhandelsentwicklung in Münster ablesen. So ist die Verkaufsfläche Die Schere zwischen Verkaufsflächenwachs- seit Ende 1993 stetig, zum Teil expansiv an- tum bei gleichzeitigem Rückgang der Einzel- gestiegen, während der maßgeblich in den handelsbetriebe klafft weit auseinander (vgl. 90er Jahren vollzogene starke Rückgang der Abb. 3). Einzelhandelsbetriebe seit 2003 mit leichten Schwankungen zu stagnieren scheint. Allein in den letzten 10 Jahren seit Ende 2003 ist die Verkaufsfläche (ohne Kfz) in
Münster um knapp 70.000 m² angestiegen. „Bahnhof Hiltrup“ Dies entspricht etwa der Größe von insge- neues Stadtteilzentrum auf den Flächen samt 10 Fußballfeldern oder einem statisti- der York-Kaserne schen Zuwachs von rd. 7.000 m² Verkaufsflä- Modernisierung Coerdemarkt che pro Jahr. Das dynamische Verkaufsflä- Modernisierung Aaseemarkt chenwachstum vergangener Jahre resultiert insbesondere aus Einzelhandelsgroßprojek- Darüber hinaus bestehen an gem. Einzel- ten (z. B. Erweiterung Möbel Finke, Einzel- handelskonzept ausgewiesenen Sonder- standorten (z. B. Albersloher Weg / Lod- denheide, Schifffahrter Damm, Robert- Bosch-Straße) Ansiedlungsmöglichkeiten 12/2003 2.012 581.917 für den großflächigen nicht zentren- bzw. innenstadtrelevanten Einzelhandel in einer 12/2006 2.059 617.234 Größenordnung von insgesamt über 20.000 m². 12/2009 2.037 637.368 In den nächsten Jahren ist daher mit ei- nem weiteren, wenn auch gegenüber der 12/2012 1.986 647.497 sehr dynamischen Entwicklung zwischen 2003 und 2009, abgeschwächten Wachs- 12/2013 2.014 651.676 tum der Verkaufsfläche zu rechnen. Die Anzahl der Einzelhandelsbetriebe in 2.000 1.500 1.000 500 0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000 Münster wird sich in den nächsten Jahren voraussichtlich wenig verändern und um einen Bestand von rd. 2.000 Betrieben Abb. 2: Einzelhandelsbetriebe und Verkaufsfläche 2003 - 2013 einpendeln. handelsgroßprojekte in der Innenstadt), aber auch aus der sukzessiven Ausweitung des (%) Standortnetzes der Lebensmitteldiscounter 140 durch Neuansiedlungen. fläch e aufs 130 Verk Zurzeit befinden sich – vornehmlich in den 120 zentralen Lagen der Stadt – noch verschie- dene bedeutsame Entwicklungsvorhaben mit 110 maßgeblichen Einzelhandelsflächen in einer Gesamtgrößenordnung von deutlich über 100 20.000 m² Verkaufsflächenpotenzial in der Betriebe Planungs- bzw. Realisierungs- oder Umset- 90 zungsphase: 80 '12/1993 '06/2001 '12/2003 '12/2006 '12/2009 '12/2012 '12/2013 Erweiterung Zentrum Kinderhaus, Fertig- Abb. 3: Einzelhandelsentwicklung 1993 - 2003 stellung 2. Teilabschnitt* Eröffnung 08/2014 Stadtbereichszentrum Mecklenbeck, Er- öffnung 2. Teilabschnitt Stadtbereichszentrum „Hafencenter“ am Hansaring Neubau HBF Münster
5. Größenstruktur Dem allgemeinen Trend in der Einzelhan- delsentwicklung folgend, nimmt auch in Münster das Gewicht des sog. großflächigen Einzelhandels, der in rechtlicher Hinsicht we- gen seiner möglichen städtebaulichen Aus- wirkungen auf die Einzelhandels- und Ver- sorgungsstruktur einer besonderen planeri- schen Steuerung unterliegt, seit Jahren kon- tinuierlich zu. So verringerte sich im Saldo in den letzten 10 Jahren (12/2003 bis 12/2013) der Anteil der Einzelhandelsgeschäfte mit Tab. 2: Veränderung des Einzelhandels mit weniger und mehr als 800 m² Verkaufsfläche (12/03 -12/13) Betriebe Verkaufsfläche Größen- (Anzahl) (m²) klassen 12/’03 12/’13 Diff.: 2/’03 12/’03 12/’13 Diff.: 12/’03 (m²) - 12/’13 - 12/’13 Summe: 1.863 1.843 -20 223.380 238.923 15.543 unter 800 Summe: 149 171 22 358.537 412.753 54.216 800 und mehr Gesamt- 2.012 2.014 2 581.917 651.676 69.759 summe weniger als 800 m² um 20 Betriebe, während die Einrichtungen mit mehr als 800 m² Ver- kaufsfläche um 22 zunahmen. Im gleichen Zeitraum ergab sich für den Einzelhandel mit mehr als 800 m² ein Wachstum von gut 54.000 m² Verkaufsfläche, das damit dreiein- halb mal so groß wie der Zuwachs von ledig- lich rd. 15.500 m² Verkaufsfläche bei den nicht großflächigen Betrieben war. Diese Zahlen bestätigen den ungebrochenen Trend zur Konzentration des Einzelhandels auf großflächige Betriebskonzepte insbesondere in der Fachmarktbranche (z. B. Möbel, Sport, Spielwaren etc.) und im Lebensmitteleinzel- handel (Discounter, Supermärkte etc.). Geschäfte mit weniger als 800m² Verkaufsfläche Das unterschiedliche Gewicht von großflächi- (Edeka, Netto) und mehr als 800m² Verkaufsflä- gen und nicht großflächigen Einzelhandels- che (Toys’R’Us, HIT) geschäften wird besonders bei der Trennung
nach Anzahl der Betriebe und Verkaufsfläche 6. Branchenstruktur deutlich (vgl. Abb. 4). Den eindeutigen Schwerpunkt der Betriebe stellen mit rd. 91 % Die Branchenstruktur des Münsteraner Ein- die nicht großflächigen Geschäfte mit weniger zelhandels wird sowohl nach Anzahl der Be- als 800 m² Verkaufsfläche, wobei hier die triebe als auch in Bezug auf den Verkaufsflä- sehr kleinen Ladenlokale bis 100 m² Ver- chenanteil durch die drei Segmente Nah- kaufsfläche dominieren. Die großflächigen rungs- und Genussmittel (24,7 % bzw. 20,7 Betriebe, zu denen auch große Möbelhäuser %), Bekleidung / Schuhe (16,2 % bzw. 16,6 und Bau- und Gartenmärkte zählen, binden %) und Hausrat / Einrichtung / Möbel (11,1 dagegen rd. 2/3 der Gesamtverkaufsfläche in % bzw. 19,6 %) dominiert. Die weitere Bran- Münster. Dennoch prägen die kleinflächigen chenstruktur nach Anzahl der Betriebe teilt Geschäfte, die sich vornehmlich in den zent- sich relativ breit gefächert auf, wobei insbe- ralen Lagen der Stadt befinden, in ganz ent- sondere die Branchengruppen Apotheke / scheidendem Maß das Erscheinungsbild, die Körperpflege und Druckerzeugnisse / Büro- Vielfalt und Lebendigkeit des Einzelhandels bedarf einen hohen Anteil aufweisen. Bei den in Münster. Davon profitieren besonders die Verkaufsflächen liegt die Branchengruppe Innenstadt und die Stadtteilzentren. Dass Bau-, Gartenartikel fast gleich auf mit dem dies so bleibt, ist ein wesentliches Ziel der Segment Bekleidung / Schuhe. Alle anderen Umsetzung des Münsteraner Einzelhandels- Branchengruppen folgen mit großem Abstand konzepts. und erheblich geringeren Verkaufsflächenan- teilen (vgl. Abb. 5). Bei der Entwicklung der Branchengruppen in Betriebe Verkaufsfläche (m²) den letzten 10 Jahren zeigt sich ein gemisch- 171 tes Bild. In zahlreichen Branchengruppen mit 8,5% Schwerpunkt in den Segmenten Apotheke / 238.923 Körperpflege (- 10,9 %) und Elektrowaren (- 36,7% 10,5 %) hat die Anzahl der Geschäfte abge- nommen. Dies ist zum einen auf die Schle- cker Insolvenz (Apotheke/Körperpflege) zu- 412.753 rückzuführen und zum anderen, so die Ver- 63,3% mutung, auf den zunehmenden Anteil des 1.843 91,5% Online-Handels bei Elektrowaren mit Auswir- < 800 m² kungen auf den stationären Fachhandel. >= 800 m² Abb. 4: Einzelhandel mit weniger und mehr als 800m² Ver- Eine signifikante Zunahme der Betriebsan- kaufsfläche zahl hat es dagegen in der Branchengruppe Zweiräder + Zubehör (+ 26,9 %) gegeben, gefolgt von den Gruppen Bekleidung / Schu- he (+ 9,6 %) und Spiel / Hobby / Sport (+ 7,7 %). Die Verkaufsflächen sind in den meisten Branchen zum Teil erheblich angestiegen. So ist in den Warengruppen Bekleidung / Schu- he und Spiel / Hobby / Sport jeweils eine Zu- nahme von über 34 % der Verkaufsfläche zu verzeichnen. Auch in weiteren Branchen, so z. B. bei Zweirad + Zubehör und Hausrat / Einrichtung / Möbel (jeweils rd. 20 %) sowie
Nahrungs- und 498 135.016 radladen in Wohnungsnähe Genussmittel geschätzt wird und quasi zur Bekleidung/Schuhe 328 108.670 Grundversorgung der Radler Hausrat, Einrichtung, Möbel 223 127.448 gehört. In dieses Bild passt Apotheke, Körperpflege 164 18.435 auch, dass ein großflächiger Druckerzeugnisse/ Bürobedarf 147 20.089 Fahrradfachmarkt, der sich erst Foto, Optik, 119 7.830 im Jahr 2007 an einem dezen- Schmuck Sonst. tral gelegenen, autoorientierten 109 19.340 EH-Einrichtungen Standort an der Robert-Bosch- Elektrowaren 102 21.177 Str. neu angesiedelt hatte, das Bau-, Gartenartikel 98 107.212 Geschäft aufgegeben und den Zweiräder + Zubehör, Kfz-teile/-Zubeh. 85 20.486 Standort Münster im Jahr 2012 Spiel, Hobby, Sport 70 24.915 wieder verlassen hat. Tankstellen(Shop) 46 3.302 Versch. Waren 25 37.756 (Waren-, Kaufhaus) 500 400 300 200 100 0 25.000 50.000 75.000 100.000 125.000 150.000 Betriebe VKF (m²) Abb. 5: Branchenstruktur 2013 im Bereich Nahrungs- und Genussmittel (rd. 15 %) hat es nennenswerte Verkaufsflächen- zuwächse gegeben. Das deutliche Wachstum der Segmente Be- kleidung / Schuhe und Spiel / Hobby / Sport ist insbesondere auf die dynamische Einzel- handelsentwicklung in der Innenstadt zurück- zuführen. Die Großprojekte Münster Arkaden, Hanse-Carré, Stubengasse und Nahrungs- und Alter Fischmarkt mit ihren zahlrei- Genussmittel Betriebe chen Geschäften haben maßgeb- Bekleidung Verkaufsfläche lich zu dieser positiven Entwick- Hausrat, Einrichtung, lung beigetragen. Besonderes Möbel Augenmerk ist auch auf die Ent- Bau-, Gartenartikel wicklung in der Zweiradbranche zu Elektrow aren legen. Hier hat neben einem Zu- Druckerzeugnisse/ wachs der Verkaufsfläche auch Bürobedarf Zw eiräder + Zubehör, die Anzahl der Geschäfte erheb- Kfz-teile/-Zubeh. lich zugelegt (plus 18 seit 2003). Foto, Optik, Schmuck Die Standorte der entsprechenden Apotheke, Körperpflege Fahrradgeschäfte bzw. -märkte Tankstellen(Shop) befinden sich, abgesehen von drei großflächigen Anbietern, maßgeb- Spiel, Hobby, Sport lich in den zentralen Versorgungs- -20 -10 0 10 20 30 40 bereichen und integriert in den Veränderung (%) Wohngebieten. Dies spricht für die Abb. 6: Veränderung nach Branchen 2003 - 2013 Attraktivität des Radfahrens in Münster und dafür, dass der Fahr-
7. Räumliche Entwicklung gemäß Einzelhandelskonzept (z. B. neues Stadtteilzentrum Gremmendorf). Die Vertei- lung des Einzelhandels auf die definierten unterschiedlichen Raumkategorien des Ein- zelhandelskonzepts zeigt (vgl. Tab. 3 u. An- lage 1), dass rd. 85 % aller Einzelhandelsbe- triebe und rd. 59% der Gesamtverkaufsfläche in Münster innerhalb der zentralen und integ- rierten Lagen lokalisiert sind. Entsprechend der städtebaulichen und versorgungsstruktu- rellen Funktion und Bedeutung der einzelnen Kategorien innerhalb dieser Lagen ist die City/Innenstadt mit 31 % aller Betriebe in Münster und 27 % der Gesamtverkaufsfläche der überragende Einzelhandelsstandort in- nerhalb von Münster. Mit abgestuften Werten entsprechend ihrer Versorgungsbedeutung folgen die Kategorien Stadtbereichszentren (22 % der Betriebe, 16 % der Verkaufsflä- che), Grundversorgungszentren (11 % bzw. 7 %), Nahbereichszentren (5 % bzw. 3 %) und die „Sonstigen integrierten Lagen“, dies sind im wesentlichen Wohn- und Mischgebiete (16 % bzw. 6%). Die dezentralen bzw. nicht integrierten La- gen, dabei handelt es sich um Gewerbege- biete und Sondergebiete außerhalb der Städtebaulich integrierte (Rewe) und nicht integ- Wohnsiedlungsbereiche, nehmen in Bezug rierte Lage (Media Markt, Lidl) auf den Anteil der Gesamtverkaufsfläche in Münster neben der City/Innenstadt ebenfalls Die räumliche Steuerung der Ein- zelhandelsentwicklung ist das Kernanliegen des Einzelhandels- Tab. 3: Verteilung des Einzelhandels nach Raumkategorien konzepts. Insbesondere geht es (12/2013) darum, Ansiedlungen und Erweite- Verkaufsfläche Raumkategorien EH-Einrichtungen rungen des großflächigen (mehr als (m²) 800 m² Verkaufsfläche), zentrenre- Anz. (%) (m²) (%) levanten Einzelhandels in die vor- City/Innenstadt 633 31 177.213 27 zentrale, integrierte handenen und neu geplanten zent- Stadtbereichszentren 439 22 104.059 16 ralen Versorgungsbereiche zu len- Lagen Grundversorgungszentren 230 11 46.213 7 ken bzw. entsprechende Entwick- Nahbereichszentren 97 5 18.095 3 lungen außerhalb dieser Bereiche zu verhindern. Daraus resultiert Sonstige integrierte Lagen 321 16 40.416 6 sowohl eine Schutzwirkung für die Summe: 1.720 85 385.996 59 bestehenden als auch eine die Sonderstandort / Fach- dezentrale 71 4 146.523 22 marktzentrum Lagen Entwicklungsoptionen fördernde Sonstige dezentrale Lagen 223 11 119.157 18 Wirkung für die neu geplanten Summe: 294 15 265.680 41 zentralen Versorgungsbereiche Gesamtsumme: 2.014 100 651.676 100
den zentralen Versorgungsbereichen zeigt Betriebe Verkaufsfläche(m²) (vgl. Abb. 8 u. 9), dass diese durch die geziel- 294 te Einzelhandelssteuerung gestärkt werden 14,6% oder ihren Status Quo i. d. R. halten konnten. 265.680 In der City/Innenstadt und in den Stadtbe- 40,8% reichs- und Grundversorgungszentren ist im 385.996 Zeitraum seit Anwendung des Einzelhandels- 59,2% konzepts (ab Anfang 2004) eine positive Ver- 1.720 kaufsflächenentwicklung festzustellen. Dies 85,4% gilt mit Abstrichen auch für die Entwicklung zentrale, integrierte Lagen der Betriebsanzahl. dezentrale Lagen Abb. 7: Einzelhandel nach zentralen, integrierten und dezentralen Lagen Betriebe Zentrenabgrenzung 02/2009 800 eine besondere Stellung ein. Hier tritt die im 700 City/Innenstadt Einzelhandelskonzept ausgewiesene Stand- ortkategorie Sonderstandort / Fachmarktzent- 600 rum mit zwar nur 4 % aller Betriebe, aber 22 500 % der Gesamtverkaufsfläche hervor. Der Stadtbereichszentren hohe Anteil der Verkaufsfläche resultiert ins- 400 integrierte Streulagen besondere aus der Lokalisierung von z. T. 300 sehr großflächigen Möbelhäusern (z. B. Fin- ke), Baumärkten und Gartencentern an die- 200 Grundversorgungszentren sen Standorten. Auch die „Sonstigen dezen- Nahbereichszentren 100 tralen Lagen“, hierunter fallen im Schwer- punkt Streulagen des Einzelhandels in Ge- 0 '12/1993 '06/2001 '12/2003 '12/2006 '12/2009 '12/2012 '12/2013 werbegebieten und zu einem sehr geringen Anteil auch Außenbereichsstandorte (z. B. Abb. 8: Entwicklung der Betriebsanzahl in zentralen und in- tegrierten Lagen 1993 - 2003 Hofverkauf), binden in der Summe 11 % der Betriebe und 18 % der Verkaufsfläche in Zentrenabgrenzung VKF (m²) Münster. 02/2009 175000 City/Innenstadt Die nebenstehenden Grafiken zeigen die 150000 Entwicklung des Einzelhandels nach Anzahl der Betriebe und Verkaufsfläche in den 125000 zentralen und integrierten Lagen. Mit der 1. Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts 100000 Stadtbereichszentren im Jahr 2009 wurde für zahlreiche zentrale Bereiche eine Änderung der räumlichen 75000 Abgrenzung und z. T. auch der Funktions- 50000 integrierte Streulagen zuweisung erforderlich. Daraus resultiert, in Grundversorgungszentren den Grafiken durch die versetzten Linien ab 25000 dem Datenstand 12/2009 kenntlich ge- Nahbereichszentren macht, ein leicht veränderter Einzelhan- 0 delsbesatz (Betriebe und Verkaufsfläche) in '12/1993 '06/2001 '12/2003 '12/2006 '12/2009 '12/2012 '12/2013 den einzelnen Raumkategorien. Der Blick Abb. 9: Entwicklung der Verkaufsfläche in zentralen und auf die Entwicklung des Einzelhandels in integrierten Lagen 1993 - 2003
nächsten Jahren gehalten werden kann, ist vor dem Hintergrund des allgemeinen Ent- wicklungstrends (Großflächigkeit, frequenz- starke Standorte) fraglich. Für die Beurteilung der Steuerungswirkung des Einzelhandelskonzepts ist insbesondere die räumliche Entwicklung des Einzelhandels mit den zentrenrelevanten Sortimenten von Bedeutung (vgl. Anlage 2). Einzelhandelsan- siedlungen mit zentrenrelevanten Sortimen- ten sollen wegen ihrer möglichen schädlichen Wirkungen auf die zentralen Versorgungsbe- reiche (durch Kaufkraftabzug), insbesondere wenn sie großflächig sind, auf die planerisch gewünschten Standorte innerhalb der zentra- len Versorgungsbereiche gelenkt und im Ge- genzug an dezentralen Standorten verhindert werden. Ob und inwieweit dies gelungen ist, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Einzel- handelsverkaufsfläche nach Zentrenrelevanz in den einzelnen Raumkategorien (vgl. Abb. 10). Die Grafik zeigt die Veränderungen der Einzelhandelsverkaufsfläche mit zentrenrele- vanten Sortimenten in den Zeiträumen vor (12/1993 bis 12/2003) und nach (12/2003 bis Entwicklung in der City/Innenstadt: Stubengas- 12/2013) Anwendung des Einzelhandelskon- se/Hanse-Carreé, Einzug des Herrenausstatters zepts als Grundlage für die Einzelhandels- Pohland in das umgebaute Gebäude der ehema- steuerung. Aus Gründen der Datenvergleich- ligen Dresdener Bank im September 2014 VKF (m²) Insbesondere in der City/Innenstadt ist 40.000 40 12/1993 - 12/2003 (zentrenrel.) in den letzten 10 Jahren ein erhebli- 35.000 12/2003 - 12/2013 (zentrenrel.) 35 cher Verkaufsflächenzuwachs von rd. 30.000 m² zu verzeichnen. Erfreulich 30.000 30 ist auch, dass die Grundversorgungs- 25.000 25 zentren (Stadtteilzentren) deutlich an 20.000 20 Verkaufsfläche zulegen konnten. 15.000 15 Ungünstigere Entwicklungsverläufe 10.000 10 nehmen dagegen die kleinen Nahbe- 5.000 5 reichszentren mit einer Stagnation und die integrierten Streulagen mit einer 0 0 kontinuierlichen Abnahme der Ver- -5.000 -5 kaufsfläche. Diese Standortlagen ge- -10.000 -10 hören offensichtlich nicht zur ersten City/Innenstadt Grundversor- integrierte Sonstige Präferenz des Einzelhandels. Ob der gungszentren Streulagen Dezentrale Lagen Stadtbereichs- Nahbereichs- Sonderstandort/ aktuelle Status Quo des Einzelhan- zentren zentren Fachmarktzentrum delsbesatzes in diesen Lagen in den Abb. 10: Entwicklung der zentrenrelevanten Verkaufsfläche nach Raumkategorien 1993 - 2003 - 2013
barkeit basiert die Auswertung auf den ruht im Wesentlichen auf den zahlreichen Raumabgrenzungen des Einzelhandelskon- Ansiedlungen und Verkaufsflächenerweite- zepts 2004. rungen von Lebensmittelvollsortimentern und Discountern. Insbesondere die City/Innenstadt konnte gegenüber einer Phase des Verkaufsflächen- rückgangs in den 90er Jahren mit einem Plus von über 35.000 m² nach 2003 extrem stark an zentrenrelevanter Verkaufsfläche zulegen. Die hierfür maßgeblichen Projekte wurden bereits in den vorangegangenen Kapiteln genannt. Aktuell wird das Einzelhandelsan- gebot durch den Umbau des Gebäudes der ehemaligen Dresdener Bank (Königsstraße) mit Einzug des Herrenausstatters Pohland auf einer Verkaufsfläche von 1.800 m² er- gänzt. In den Stadtbereichszentren sind auch schon vor 2003, auf der Basis des sei- nerzeitigen Zentrenkonzepts als Vorläufer des heutigen Einzelhandelskonzepts, zahlrei- che zentrenrelevante Einzelhandelsvorhaben realisiert worden (z. B. Saturn im York Cen- ter). Die entsprechende Verkaufsfläche ist dadurch um rd. 20.000 m² angestiegen. Auch zwischen 2003 und 2013 ist die zentrenrele- vante Verkaufsfläche um weitere ca. 5.000 m² gewachsen. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren mit neuen Zuwächsen in nennenswertem Umfang fortsetzten, da meh- rere in Realisierung befindliche Einzelhan- delsvorhaben in dieser Zentrenkategorie, z. B. in den Stadtbereichszentren Kinderhaus Oben: Erweiterung des Stadtbereichszentrums und Mecklenbeck, zum Abschluss kommen. Kinderhaus. Unten: Die Planungen zur Umstruktu- Weitere Entwicklungen in den Stadtbereichs- rierung des Stadtteilzentrums Coerde laufen zentren am Hansaring (Hafencenter) und in Hiltrup-Mitte (Bahnhofsvorbereich) mit eben- Hierunter fallen z. B. die Marktansiedlungen falls größeren Verkaufsflächenanteilen befin- in den zentralen Versorgungsbereichen in den sich noch in der Planungsphase. Kinderhaus, Nienberge, Roxel und Mecklen- beck (K&K, Lidl) oder auch die z. Tl. großzü- Sehr erfreulich aus Sicht des Einzelhandels- gigen Verkaufsflächenerweiterungen zahlrei- konzepts ist auch die deutliche Verkaufsflä- cher Märkte (z. B. Edeka in Wolbeck). Den chenzunahme im Bereich zentrenrelevanter entsprechenden Ansiedlungen gingen zum Sortimente in der Kategorie der Grundver- Teil jahrelange Vorplanungen voraus. In vie- sorgungs- bzw. Stadtteilzentren. Hier ist len Fällen hat erst die Abwehr diverser, auf nach einer Phase der Stagnation in den 90er die Ortsränder oder Gewerbegebiete außer- Jahren ab 2003 wieder ein deutlicher Zu- halb der zentralen Versorgungsbereiche ge- wachs von rd. 8.000 m² Verkaufsfläche zu richteter Ansiedlungsbegehren der Einzel- verzeichnen. Diese positive Entwicklung be- handelsunternehmen den Weg für Investitio-
nen in den zentralen Lagen ermöglicht. Da fläche festzustellen. Im Gegenteil ergibt sich, gerade die Lebensmittelmärkte aufgrund ihrer insbesondere für die integrierten Streulagen, Magnet- und Frequenzwirkung für die Funkti- nach 2003 ein nicht unerheblicher Verkaufs- ons- und Zukunftsfähigkeit der Grundversor- flächenrückgang. Diese Entwicklung ist auch gungszentren eine wichtige Rolle spielen, ist eine Folge des Konzentrationsprozesses im dieser Entwicklung eine hohe Bedeutung Einzelhandel, der immer stärker auf verkehr- beizumessen. Sie bestätigt die bisher erfolg- lich gut angebundene frequenzstarke Lagen reiche Umsetzung des Einzelhandelskon- setzt und sich aus den Wohngebieten zu- zepts und ist zugleich Ansporn, den einge- rückzieht. Der Verkaufsflächenverlust nach schlagenen Weg der zentrenorientierten Ein- 2003 ist insbesondere auch auf die Insolvenz zelhandelssteuerung gerade auf der Ebene und Schließung aller Filialen der Firma der Grundversorgungs- und Stadtteilzentren Schlecker bzw. Ihr Platz zurückzuführen. weiter konsequent umzusetzen. Diese Filialen waren flächendeckend im ge- samten Stadtgebiet ansässig und fanden nach der Schließung in vielen Fällen keine Nachnutzung als Einzelhandelsgeschäft. Ei- nige Filialen stehen heute noch leer, andere wurden umgenutzt (z. B. für Dienstleistun- gen), wenige konnten für Einzelhandelszwe- cke weitergenutzt werden. Eine wichtige Information über die wirksame Umsetzung des Einzelhandelskonzepts lässt sich aus der Entwicklung des zentrenrelevan- ten Einzelhandels in den Kategorien Sonder- standort/Fachmarktzentrum und sonstige dezentrale Streulagen herausfiltern. Diese Standortkategorien befinden sich außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche und in- tegrierten Lagen und werden daher auch als dezentrale Lagen bezeichnet. Die Ansiedlung von Einzelhandelsvorhaben mit zentrenrele- vanten Hauptsortimenten in diesen Bereichen ist nach den Vorgaben des Einzelhandels- konzepts zu verhindern, um die zentralen Versorgungsbereiche zu schützen (vgl. Anla- ge 1 und 2). Dies geschieht i. d. R. durch die Anpassung der einzelhandelsbezogenen Festsetzungen der für diese Bereiche beste- Penny Markt im Nahbereichszentrum Hiltrup-Ost, henden Bebauungspläne an die Zielsetzun- Solitärlage Netto Markt am Hohen Heckenweg gen des Einzelhandelskonzepts oder durch die Neuaufstellung entsprechender Bebau- Im Gegensatz zu den höherrangigen Zentren, ungspläne. von der City bis zu den Stadtteilzentren, ist für die kleineren Nahbereichszentren und Die Auswertung der Daten zeigt, dass auch die integrierten Streulagen (Solitärlagen) nach 2003 ein vergleichsweise geringer Ver- des Einzelhandels in den Wohnquartieren kaufsflächenzuwachs mit zentrenrelevanten kein Zuwachs an zentrenrelevanter Verkaufs- Sortimenten in diesen Kategorien zu ver-
zeichnen ist. Diese Entwicklungen sind je- ordneten Flächen selbst hergestellte oder doch ausschließlich durch die Nachwirkung verarbeitete Waren verkaufen (z. B. Geträn- „alten“ bzw. bestehenden Planungsrechts vor kehandel oder Großbäckerei mit angeglieder- Verabschiedung des Einzelhandelskonzepts tem untergeordnetem Verkauf an End- im Frühjahr 2004 bedingt. Für einige Bebau- verbraucher). ungspläne, die zum Teil kurz vor Aufstellung des Einzelhandelskonzepts im Jahr 2004 Bei der Einzelhandelssteuerung auf dezentra- Rechtskraft erlangten und seitens der Stadt len Standorten wird den sog. zentrenrelevan- Münster nur unter Inkaufnahme von Entschä- ten Randsortimenten, die in nahezu allen digungszahlungen an die Ziele des Einzel- großflächigen Fachmärkten mit nicht zentren- handelskonzepts hätten angepasst werden relevanten Hauptsortimenten mit angeboten können, wurde nach Prüfung des einzelhan- werden, besondere Aufmerksamkeit gewid- delsbezogenen „Gefährdungspotenzials“ ent- met. Zum Geschäftsmodell des großflächigen schieden, deren Einzelhandelsfestsetzungen Einzelhandels gehört die Gestaltung eines für nicht zu ändern. Auf dieser Grundlage fanden die Kunden interessanten möglichst vielfälti- z. B. die Ansiedlungen des Fahrradfachmark- gen und umfangreichen Randsortiments (z. tes BOC an der Robert-Bosch-Str. oder des B. Bilder / Kunstdrucke oder Haushaltswaren Dänischen Bettenlagers an der Königsberger in Möbelmärkten). Auch zentrenrelevante Str. statt. Randsortimente können sich, wenn sie auf überdimensionierten Flächen angeboten wer- den, zentrenschädlich auswirken. Daher ist der Anteil der für diese Sortimente zulässigen Verkaufsfläche an dezentralen Standorten gem. Einzelhandelskonzept in Verbindung mit den einschlägigen Rechtsgrundlagen auf max. 10 % der Gesamtverkaufsfläche be- grenzt. Die Einhaltung dieser Grenze wird in den Genehmigungsverfahren dezidiert über- prüft – und zwar auf der Grundlage der An- tragsunterlagen und bei der späteren Bauab- nahme. Nicht selten müssen Antragsteller daraufhin den Anteil zentrenrelevanter Sorti- mente in ihren Konzepten reduzieren. Zurzeit (08/2014) leer stehendes Ladenlokal des ehemaligen Fahrradfachmarktes „BOC“ am Son- Unter den v. g. Rahmenbedingungen wird es derstandort Robert-Bosch-Straße auch zukünftig immer einen begrenzten Flä- chenzuwachs mit zentrenrelevanten Ver- Neuansiedlungen bspw. eines Lebensmittel- kaufsflächen an dezentralen Standorten ge- discounters oder eines Bekleidungsfachmark- ben können. Bei weiter konsequenter Umset- tes auf einem Gewerbegebietsstandort hat es zung der Vorgaben des Einzelhandelskon- dagegen in Übereinstimmung mit den Ziel- zepts in Verbindung mit dem Einsatz des setzungen des Einzelhandelskonzepts seit relevanten städtebaurechtlichen Instrumenta- dessen Anwendung nicht mehr gegeben. Des riums kann allerdings gewährleistet werden, Weiteren ist der Zuwachs zentrenrelevanter dass es sich hierbei ausschließlich um recht- Verkaufsflächen an dezentralen Standorten lich zulässige und zentrenverträgliche Ent- durch die Ansiedlung von in Gewerbegebie- wicklungen handeln wird. ten zulässigen Gewerbe- und Dienstleis- tungsbetrieben begründet, die auf unterge-
8. Nahversorgung den Discountern sind es min. 800 bis 1.200 m² Verkaufsfläche (zum Teil auch darüber Die Grundversorgung der Bevölkerung mit hinaus) mit durchschnittlich rd. 1.400 Artikeln Angeboten des sog. täglichen Bedarfs wird, und damit erheblich weniger als bei den Voll- neben den zahlreichen Geschäften des La- sortimentern. Vollsortimenter und Discounter denhandwerks (Bäckerei, Konditorei, Flei- sind in Münster durch folgende Unternehmen scherei), im Wesentlichen durch die Lebens- vertreten: mittel- und Drogeriemärkte getragen. Ergänzt wird dieses stationäre Netz durch die zahlrei- Vollsortimenter: Edeka, Rewe/Kaufpark, chen Wochenmärkte, deren Beiträge zur K&K und Markant Grundversorgung insbesondere in Stadtteilen mit unterdurchschnittlichem Einzelhandels- Discounter: Aldi, Lidl, Netto und Penny. angebot von Bedeutung sind. Im Folgenden wird das Standortnetz der Nahversorgung Zusätzlich zu diesen Märkten bieten die separat für die Bereiche Lebensmittelmärkte Selbstbedienungswarenhäuser Marktkauf und Drogeriemärkte analysiert. und HIT einen großflächigen Angebots- schwerpunkt im Bereich Lebensmittel. Hinzu Lebensmittelmärkte kommt das wachsende Angebot zahlreicher Von besonderer Bedeutung für die Verbrau- Biomärkte, die ein volles Sortiment an biolo- cher in Münster ist die Möglichkeit der woh- gischen Lebensmitteln offerieren (SuperBio- nungsnahen Grundversorgung mit Lebens- Markt 6x, denn’s Biomarkt 1x) und einige, in mitteln. Den eindeutigen Schwerpunkt dieser der Regel privat betriebene Lebensmittelge- Versorgung übernehmen die Super- und schäfte (z. B. asiatische Lebensmittel), die Verbrauchermärkte als sog. Vollsortimen- Tab. 4: Lebensmittelmärkte >= 200 m² Verkaufsfläche (Stand 12/2013) ter und die Lebensmit- teldiscounter. Vollsor- Märkte Verkaufsfläche ∅ Verkaufsfläche Betreiber timenter und Discoun- (Anzahl) (m²) (m²) ter unterscheiden sich Edeka 19 19.638 1.034 u. a. für den Kunden Rewe (12x) / Kaufpark (6x) 18 19.782 1.099 wahrnehmbar hin- sichtlich Artikelanzahl K&K 8 7.240 905 und Verkaufsfläche. Markant 2 2.110 1.055 Moderne Vollsortimen- Summe Vollsortimenter 47 48.770 1.038 ter streben eine Ver- kaufsfläche von min. Aldi 14 10.961 719 1.200 bis 1.500 m² Lidl 12 10.883 862 und zum Teil auch Netto 11 7.155 650 darüber hinaus an und haben i. d. R. deutlich Penny 2 1.702 851 mehr als 10.000 Arti- Summe Discounter 39 30.701 787 kel im Angebot. Z. B. Marktkauf (2x), HIT (1x) 3 16.850 5.617 bietet der neue Voll- sortimenter Kaufpark BioSuperMarkt (6x), 7 3.071 439 im Zentrum Kinder- denn's Biomarkt (1x) haus rd. 25.000 Artikel Sonstige 6 2.388 398 auf 1.700 m² Ver- Summe Gesamt 102 101.780 858*) kaufsfläche an. Bei *) ohne die großflächigen Märkte Marktkauf und HIT
allerdings ein reduziertes Angebot gegenüber zu erweitern. In die gleiche Richtung gehen den Vollsortiment- und Discountmärkten füh- die Bestrebungen der anderen Wettbewerber ren. im Lebensmitteleinzelhandel. Neu ist in die- sem Zusammenhang auch, dass Aldi und Lidl Zum 31.12.2013 gab es in Münster insge- kleine Filialen ohne Erweiterungsmöglichkeit samt 102 Lebensmittelmärkte (ab 200 m² bzw. mit suboptimalen Standortbedingungen Verkaufsfläche) mit einer Gesamtverkaufsflä- vom Netz nehmen. So wurden eine Aldi Filia- che von rd. 101.800 m². Diese Märkte, darun- le in Gievenbeck (Rüschhausweg) und zwei ter im Schwerpunkt die Vollsortimenter und Lidl Filialen in der Innenstadt (Aegidiistr.) und Discounter mit zusammen 86 Betrieben und in Hiltrup (Glasuritstr.) sowie ein Netto Markt rd. 79.470 m², bilden mit ihrem Versorgungs- (Hammer Str.) geschlossen. angebot das Rückgrat und das Standortnetz der Grundversorgung in Münster. Auffällig ist Ein Blick auf die Zahlen der jeweils durch- das Kopf-an-Kopf-Rennen der großen Ketten, schnittlichen Verkaufsfläche der einzelnen sowohl bei den Vollsortimentern als auch bei Betreiber zeigt, dass die Vollsortimenter mit den Discountern. Bei den Vollsortimentern rd. 1.040 m² aufgrund ihrer deutlich höheren liegen die Konzerne Edeka und Rewe (dazu Artikelanzahl gegenüber den Discountern mit gehört auch Kaufpark) mit 19 bzw. 18 Betrie- 790 m² einen erheblich größeren Flächenbe- ben und einer nahezu identischen Gesamt- darf haben. Bei den Vollsortimentern weist verkaufsfläche mit jeweils ca. knapp 20.000 das Unternehmen K&K mit 905 m² den ge- m² fast gleich auf. Bei den Discountern halten ringsten durchschnittlichen Verkaufsflächen- sich Aldi und Lidl mit 14 bzw. 12 Betrieben wert auf. Bei den Discountern hat Netto mit und jeweils knapp 11.000 m² Verkaufsfläche 650 m² durchschnittlicher Verkaufsfläche den fast die Waage. Diese Zahlen machen deut- geringsten Wert, was mit der Übernahme lich, dass der harte Wettbewerb der großen zahlreicher, oft sehr kleiner Märkte des Un- Konzerne um Marktanteile im Lebensmittel- ternehmens Plus im Jahr 2009 zusammen- einzelhandel dazu führt, dass dem jeweiligen hängt. Konkurrenten keine Vorteile zugebilligt wer- den und dadurch bedingt, zumindest was die Anzahl und den Verkaufsflächenumfang des Standortnetzes anbelangt, zurzeit ein Kräfte- gleichgewicht in Münster besteht. Der Wettbewerb im Einzelhandel mit seinem Trend zur Großflächigkeit wird aktuell durch die Erweiterungswelle insbesondere im Le- bensmitteldiscountsegment befeuert. Zurzeit modernisieren die großen Betreiber Aldi und Lidl ihre Märkte bzw. das gesamte Standort- netz. So hat Aldi z. B. alle Filialen auf ein neues Inneneinrichtungskonzept umgestellt (Beleuchtung, Farbgebung, Gangbreiten etc.) Aldi modernisiert, wie auch andere Betreiber im und beabsichtigt flächendeckend, soweit an Lebensmitteleinzelhandel, seine Märkte den Standorten möglich, die bestehenden Verkaufsflächen z. B. durch Umbau von La- gerflächen in Verkaufsflächen auf eine aus Unternehmenssicht zukunftsfähige Größe von 1.200 m² oder auch mehr Verkaufsfläche
Karte 1: Standortnetz Lebensmittemärkte 2013
Insgesamt ergibt sich ein räumlich breit ge- Münster wird durch die vorhandenen Angebo- streutes und insbesondere in der Innenstadt te vollständig abgedeckt. Allerdings sind hier- und einigen Stadtteilen feinmaschiges Stand- bei räumliche Disparitäten zu beachten. So ortnetz der Lebensmittelmärkte in Münster. gibt es in einigen Stadtteilen bzw. Versor- Der überwiegende Anteil dieser Märkte befin- gungsräumen eine zum Teil deutliche Unter- det sich in den zentralen Versorgungsberei- ausstattung mit Lebensmittelverkaufsflächen chen der Innenstadt und der Stadtteilzentren (z. B. Sentrup, Coerde oder Hiltrup-Ost), sowie integriert in den Wohnsiedlungsberei- während andere Räume bzw. Stadtteile (z. B. chen. Diese Märkte leisten den wesentlichen Neutor, Berg Fidel oder Hiltrup-Mitte) sehr Beitrag zur noch weitgehend fußläufig er- hohe Werte aufweisen. Diese räumliche Be- reichbaren wohnungsnahen Grundversor- trachtung (vgl. Abb. 11 und Karte 2) basiert gung in Münster. Einige Standorte, darunter auf der statistischen Gebietsgliederung und die großflächigen Märkte Hit an der Gering- erlaubt nicht in jedem Fall eine Aussage über hoffstraße und Marktkauf auf der Loddenhei- die Versorgungsausstattung im Stadtteil bzw. de, liegen jedoch dezentral an eindeutig au- in Wohnungsnähe. So haben z. B. die statis- toorientierten Standorten in Gewerbegebie- tischen Bezirke Gremmendorf-West und ten. Wegen ihrer abseitigen Lage zu den Wohngebieten leisten sie keinen oder nur einen geringen Beitrag zur fußläufigen wohnungsnahen Grundversorgung. Ihre Wir- kung ist eher gegenteilig, da sie den integrierten und zent- ralen Versorgungsstandorten Kaufkraft entziehen und deren Position schwächen. Die quantitative Ausstattung der Bevölkerung mit Nah- rungs- und Genussmitteln liegt mit einem Wert von 0,46 m² Verkaufsfläche je Einwohner über dem Bundesdurchschnitt von rd. 0,38 m². Dieser Durch- schnittswert für Münster ist trotz deutlichem Verkaufsflä- chenwachstum im Lebensmit- telbereich in den letzten Jah- ren kaum angestiegen, da auch die Bevölkerungszahl erheblich zugelegt hat. Insge- samt kann auf gesamtstädti- scher Ebene von einer weit- gehenden Marktsättigung ausgegangen werden, d. h. die sortimentsspezifische Kaufkraft für Lebensmittel in Abb. 11: Verkaufsflächenausstattung im Bereich Nahrungs- und Genussmittel (m² je Einwohner) in Statistischen Bezi rken)
Karte 2: Verkaufsflächenausstattung Nahrungs- und Genussmittel in Statistischen Bezirken
Berg Fidel nur deshalb hohe Werte, weil die- Lebensmitteln sichtbar (vgl. Karte 3). Diese se die dezentralen, autoorientierten Lagen ist in Bezug auf die Gesamtstadt gut ausge- von Lidl und Aldi an der Robert-Bosch-Str. prägt und zeigt nur einige wenige „Lücken“ im bzw Marktkauf an der Egbert-Snoek-Str. um- Standortnetz, die sich z. B. im Bereich fassen. Diese Standorte tragen jedoch nicht Schloss / Sentrup oder tlw. in den Randberei- chen von Stadtteilen ergeben. Insgesamt haben 82,6 % der Gesamtbevölkerung ihren Wohnstandort innerhalb eines 700 m Radius und 67,9 % innerhalb eines 500 m Radius als fußläufiger Einzugsbereich der Grundversor- gungsstandorte. Dass die sog. fußläufige Erreichbarkeit der Einzelhandelsangebote in Wohnungsnähe auch tatsächlich eine hervorgehobene Be- deutung beim Einkaufsverhalten hat, belegen die aktuellen Ergebnisse der Haushaltsbefra- gung zum Verkehrsverhalten und zur Ver- kehrmittelwahl in Münster (vgl. Verkehrsver- halten und Verkehrsmittelwahl der Münstera- ner, Beiträge zur Stadtforschung, Stadtent- wicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung, 1/2014). Demnach hat die Verkehrsmittelwahl des sog. Umweltverbundes (zu Fuß, mit dem Rad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln / ÖV) für den Wegzweck Einkaufen mit über 70 % Für immer mehr ältere Menschen wird eine einen sehr hohen Anteil gegenüber dem Ein- fußläufig erreichbare Nahversorgung immer wichtiger zur fußläufig erreichbaren wohnungsna- hen Grundversorgung bei, weil in räum- licher Nähe nur sehr wenige Menschen wohnen und keine Verbundeffekte mit benachbarten Stadtteilzentren beste- hen. Diese Stadtteilzentren weisen wie- derum, separat betrachtet, nur eine un- terdurchschnittliche Angebotsausstat- tung auf. Durch die Darstellung von 500 m und 700 m Radien als planerisch anerkann- tes Maß für die sog. fußläufige Erreich- barkeit (entspricht in etwa max. 10 Mi- nuten Fußweg) um die Lebensmittel- märkte mit mehr als 200 m² Verkaufs- Abb. 12: Verkehrsmittelnutzung nach Wegezweck fläche wird die Raumabdeckung der Quelle: Verkehrsverhalten und Verkehrsmittelwahl der Müns- teraner, Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2013, Beiträge wohnungsnahen Grundversorgung mit zur Stadtforschung, Stadtentwicklung, Stadtplanung, Ver- kehrsplanung 1/2014
satz des Autos (28,9 %). 28,1 % der Bevölke- baulichen Situation durch Nutzungsänderung rung erledigen ihre Einkäufe überwiegend zu im Bestand oder Umbauten mit Verkaufsflä- Fuß, 38,1 % mit dem Fahrrad und 4,9 % mit chenerweiterungen die Nahversorgung in den dem ÖV. Die hohen Werte für den überwie- Wohnquartieren gesichert und so Beiträge genden Einkauf zu Fuß und mit dem Rad zur Zentrenstärkung umgesetzt werden kön- sind Belege für das Vorhandensein des in nen. Dies gilt z. B. für Hauptgeschäftsstraßen Münster weitgehend noch funktionierenden wie die Hammer Str. oder die Warendorfer Netzes wohnungsnaher Grundversorgungs- Str., deren Nutzungsgefüge seit Jahren im angebote. Offensichtlich werden diese durch Wandel ist. So konnte z. B. an der Hammer die Siedlungs- und Zentrenstruktur beein- Str. ein ehemals gewerblich genutztes Areal flussten Angebote von den Verbrauchern für die Ansiedlung eines Drogeriemarktes wertgeschätzt und auch nachgefragt. Die umstrukturiert werden oder, im Zusammen- Bedeutung funktionierender Nahversor- hang mit baulichen Aktivitäten auf dem gungsstrukturen wird auch dadurch deutlich, Nachbargrundstück, die Erweiterung eines dass gem. o. g. Haushaltsbefragung über 24 Lebensmittelmarktes an der Warendorfer Str. % aller Haushalte in Münster nicht über ein ermöglicht werden (vgl. Fotos unten). Diese Auto verfügen und somit auf kurze Wege zum Entwicklungen werden, soweit Hilfestellungen Einkaufen, auch ohne den Einsatz des KFZ, erforderlich sind, offensiv von der Verwaltung angewiesen sind. oder auch der Wirtschaftsförderung Münster GmbH unterstützt. Das räumlich noch breit gestreute und weit- gehend feinmaschige Standortnetz ist nicht zuletzt ein Verdienst der konsequenten Um- setzung des Einzelhandelskonzepts der Stadt Münster. Dieses setzt, gerade auch mit Blick auf den demografischen Wandel, auf eine zentren- und wohnsiedlungsorientierte Erhal- tung und Entwicklung der Lebensmittelmärk- te. Auch in Münster wird trotz Bevölkerungs- wachstum der Anteil älterer und auch hoch- betagter Menschen (älter als 65 bzw. 80 Jah- re) in den kommenden Jahren erheblich zu- nehmen. Im Gegenzug verlangt das Konzept bei Ansiedlungsbegehren auf dezentralen bzw. wohnungsfernen Lebensmittel- marktstandorten eine restriktive Handhabung. Vor dem Hintergrund des harten Wettbe- werbs in der Lebensmittelbranche, verbunden mit dem anhalten Trend zu immer größeren Verkaufsflächeneinheiten und der komplexen planerischen Aufgabe der Integration dieser Betriebe in gewachsene städtebauliche Strukturen, wird es allerdings schwierig sein, eine schleichende Ausdünnung dieses Net- zes gänzlich zu verhindern. Allerdings gibt es auch zahlreiche positive Beispiele in Münster, wie in vorhandenen dm Markt Hammer Str.(oben), Rewe Markt Wa- rendorfer Str. (unten)
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