Monitoringbericht zur Einzelhandelsentwicklung in Münster

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Anlage 1 zur Vorlage
                       V/0655/2014

      Monitoringbericht
zur Einzelhandelsentwicklung
          in Münster
Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung
Abteilung 61.2 – Vorbereitende Planung, Stadterneuerung
Fachstelle 61.21 – Räumliche Stadtentwicklung und Flächennutzungsplanung
Bearbeitung: Reinhard Hopp, Michael Telgmann
09/2014
Monitoringbericht
zur Einzelhandelsentwicklung
         in Münster
Inhalt                                                                                                  Seite

1. Auftrag und Zielsetzung ........................................................................... 6

2. Datengrundlage ............................................................................................. 6

3. Einordnung des Einzelhandelsstandortes Münster............... 7

4. Betriebe und Verkaufsfläche ................................................................ 8

5. Größenstruktur ............................................................................................. 10

6. Branchenstruktur ........................................................................................ 11

7. Räumliche Entwicklung .......................................................................... 13

8. Nahversorgung ............................................................................................ 19

9. Bau-, Garten-, Möbelmärkte ............................................................... 30

10. Strategische Umsetzung .................................................................... 33

11. Schlussbetrachtung ............................................................................... 35

12. Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts ………………… 37
Abbildungsverzeichnis (Abb.)

Abbildung 1: Einzugsbereich Innenstadteinzelhandel….................................................... …..7
Abbildung 2: Einzelhandelsbetriebe und Verkaufsfläche 2003 - 2013.................................... .9
Abbildung 3: Einzelhandelsentwicklung 1993 - 2013........................................................... …9
Abbildung 4: Einzelhandel mit weniger und mehr als 800m² Verkaufsfläche .............……...11
Abbildung 5: Branchenstruktur 2013........................................………………………………...12
Abbildung 6: Veränderung nach Branchen 2003 - 2013.................................................. …..12
Abbildung 7: Einzelhandel nach zentralen, integrierten und dezentralen Lagen............. …..14
Abbildung 8: Entwicklung der Betriebsanzahl in zentralen und integrierten Lagen ……….14
Abbildung 9: Entwicklung der Verkaufsflächen in zentralen und integrierten Lagen ………..14
Abbildung 10: Entwicklung der zentrenrelevanten Verkaufsfläche nach Raumkategorien….15
Abbildung 11: Verkaufsflächenausstattung im Bereich Nahrungs- und Genussmittel……….22
Abbildung 12: Verkehrsmittelwahl nach Wegezweck............................................................ .24
Abbildung 13: Umsetzung des Einzelhandelskonzepts als fortlaufender Prozess ............... .34

Tabellenverzeichnis (Tab.)

Tabelle 1: Übergeordnete Daten zum Einzelhandelsstandort Münster….......................... …..7
Tabelle 2: Veränderung des Einzelhandels über / unter 800 m² Verkaufsflähe…… ………..10
Tabelle 3: Verteilung des Einzelhandels nach Raumkategorien................…………………...13
Tabelle 4: Lebensmittelmärkte          200m² Verkaufsfläche……… ........................ ……………...19
Tabelle 5: Entwicklung der Drogeriemärkte seit 12/2010 ................................................ …..27
Tabelle 6: Bau-, Garten-, Möbelmärkte mit mehr als 800m² Verkaufsfläche ….…………….31
Tabelle 7: Baumarktausstattung 2014 im Vergleich………… .......................................……..33

Kartenverzeichnis

Karte 1: Standortnetz der Lebensmittelmärkte mit mehr als 200 m² Verkaufsfläche………...21
Karte 2: Verkaufsflächenausstattung Nahrungs- und Genussmittel .............. ………………..23
Karte 3: Fußläufige Einzugsbereiche der Lebensmittelmärkte ..................…………………...26
Karte 4: Bestand und Veränderung der Drogeriemäkrte 2011 - 2013                     ……………………...29
Karte 5: Standortnetz Bau-, Garten-, Möbelmärkte.......................................................... …..32

Verzeichnis der Anlagen im Anhang

Anlage 1: Ansiedlungsräume für den Einzelhandel…...................................................... …..39
Analge 2: Münsteraner Sortimentsliste .......................................................... ………………..40
Anlage 3: Konzeptionelle und rechtliche Grundlagen des Einzelhandelskonzepts ............... 41
Anlage 4: Potenzial- / Verkaufsflächenanalyse gem. Einzelhandelskonzept 2009 ............... 42

Fotos

Alle Fotos Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung
1. Auftrag und Zielsetzung                        Der Bericht widmet sich in der „Schlussbe-
                                                  trachtung“ der Fragestellung, ob die wesentli-
Der Einzelhandel ist eine der dynamischsten       chen Ziele des Einzelhandelskonzepts
Nutzungen in der Stadt, seine Entwicklungen
haben erhebliche stadt- und versorgungs-             Sicherung und Entwicklung der oberzent-
strukturelle Auswirkungen. Die Steuerung der         ralen Versorgungsfunktion Münsters (ins-
Einzelhandelsentwicklung nach den Vorga-             besondere der City/Innenstadt)
ben des vom Rat der Stadt Münster be-                Sicherung und Entwicklung der zentralen
schlossenen Einzelhandels- und Zentrenkon-           Versorgungsbereiche       (City/Innenstadt,
zepts (kurz: Einzelhandelskonzept) in Verbin-        Stadtbereichszentren,        Grundversor-
dung mit den einschlägigen Rechtsgrundla-            gungszentren)
gen gehört daher als Daueraufgabe zu den             Sicherung und Stärkung der Nahversor-
Kernthemen der Stadtentwicklung. Mit Be-             gungsstrukturen
schluss über das Einzelhandelskonzept ist            Sicherung von Gewerbeflächen für das
die Verwaltung beauftragt worden, regelmä-           Produzierende Gewerbe (d. h. Verhinde-
ßig über die Entwicklungen des Einzelhan-            rung nicht verträglicher Einzelhandelsan-
dels vor dem Hintergrund der Zielsetzungen           siedlungen in Gewerbegebieten)
des Konzepts zu berichten. Das Einzelhan-
delsmonitoring ist somit integraler Bestandteil   bisher erfolgreich umgesetzt werden konnten.
der Konzeptumsetzung und dient auch des-          Abschließend werden Empfehlungen für die
sen Wirkungskontrolle.                            Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts
                                                  benannt.
Der letzte Monitoringbericht zur Einzelhan-
delsentwicklung wurde mit der Vorlage             2. Datengrundlage
V/0765/2010 vorgelegt. Ergänzend zum tur-
nusmäßigen Monitoringbericht besteht seit         Zum Jahresende 2013 wurde die Einzelhan-
2011 zudem die Möglichkeit, aktuelle Infor-       delsdatenbank im Amt für Stadtentwicklung,
mationen über die flächendeckende Be-             Stadtplanung, Verkehrsplanung im Zuge der
stands- und Nutzungsstruktur des Einzelhan-       laufenden Beobachtung des Einzelhandels-
dels sowie die Zentrenstruktur in Münster         geschehens aktualisiert. Dies geschieht, er-
über das Einzelhandelsinformationssystem          gänzend zur turnusmäßigen Vollerhebung
im     Internet    abzurufen     (geo.stadt-      aller Einzelhandelseinrichtungen im dreijähri-
muenster.de/einzelhandel).                        gen Rhythmus (zuletzt im Dezember 2012),
                                                  auf der Basis von Pressemeldungen, der
Vor dem Hintergrund der avisierten Fort-          Auswertung von Bauakten oder gezielten
schreibung des Einzelhandelskonzepts ana-         Einzelerhebungen. Die sortimentsbezogene
lysiert der Bericht in knapper Form den Be-       Verkaufsflächenermittlung erfolgt nach dem
stand und die relevanten Veränderungspa-          Schwerpunktprinzip, d. h. Randsortimentsflä-
rameter des Einzelhandels. Schwerpunktset-        chen (z. B. Körperpflegeprodukte im Super-
zungen erfolgen zum Thema Nahversorgung           markt oder Haushaltswaren im Möbelhaus)
und – vor dem Hintergrund der Veränderun-         werden, um den regelmäßigen Erhebungs-
gen im Baumarktsektor (Insolvenzen Prakti-        aufwand handhabbar zu halten, nicht diffe-
ker und Max Bahr) – zum Thema großflächi-         renziert erhoben (für Differenzierung der Sor-
ger Einzelhandel in den Branchen Möbel,           timente vgl. Anlage 2). Über das Monitoring
Baumarkt und Gartencenter.                        werden alle wesentlichen Veränderungen und
                                                  insbesondere größeren Entwicklungen des
                                                  Einzelhandels im Münster im laufenden Jahr
                                                  erfasst. Darüber hinaus stehen aktuelle
münsterspezifische Datengrundlagen zum
Einzelhandel der Gfk GeoMarketing GmbH
Nürnberg und der Comfort Hamburg GmbH
zur Verfügung.

Der Bericht bezieht sich im Schwerpunkt auf
die Einzelhandelsentwicklung zwischen Ende
2003 bis Ende 2013, also den Zeitraum seit
Bestehen des Einzelhandelskonzepts (Rats-
beschluss Mai 2004).

3. Einordnung des Einzelhan-
delsstandortes Münster
                                                                   Abb. 1: Einzugsbereich Innenstadteinzelhandel
                                                                   Quelle: COMFORT Hamburg GmbH
Die Stadt Münster verfügt vor dem Hinter-
grund ihrer oberzentralen Funktion in Verbin-             ralitätskennziffer macht deutlich, dass der
dung mit den umfangreichen und attraktiven                Umsatz des Münsteraner Einzelhandels deut-
Einzelhandelsangeboten in der Innenstadt                  lich die Nachfrage der Einwohner in Münster
und der Gesamtstadt über einen weiten, die                (Einzelhandelskaufkraft) übersteigt. Somit
Stadtgrenzen überschreitenden Einzugsbe-                  steht einer einzelhandelsrelevanten Kaufkraft
reich. In Münster und den umliegenden                     von knapp 1,8 Mrd. Euro ein Umsatz des
Münsterlandkreisen (Warendorf, Coesfeld,                  Münsteraner Einzelhandels von rd. 2,1 Mrd.
Steinfurt, Borken) leben rund 1,6 Mio. Ein-               Euro gegenüber. Auch die Gesamtverkaufs-
wohner. Gem. einer Analyse der Comfort                    flächenausstattung je Einwohner von 2,18 m²
Hamburg GmbH (Datengrundlage: Comfort                     Verkaufsfläche liegt deutlich über dem bun-
Hamburg GmbH und GfK GeoMarketing, je-                    desdurchschnittlichen Wert von 1,44 m². Dies
weils für 2014) erstreckt sich der unmittelbare           trifft auch auf die Ausstattung mit Verkaufs-
Einzugsbereich des Innenstadt-
einzelhandels bis südlich der A
30 im Norden, bis östlich von         Tab. 1: Übergeordnete Daten zum Einzelhandelsstandort Münster
Warendorf im Osten, bis an den                                            1
                                      Einwohner in MS (zum 31.12.2013)*                             298.518
nördlichen Ruhrgebietsrand im
                                                                                           2
Süden und bis zur A 31 im Wes-        Einwohner in MS und Einzugsbereich (zum 01.01.2013)*          832.693
ten (siehe Abb. 1).                   Einzelhandelskaufkraft in MS (Mio. €)*
                                                                             3
                                                                                                      1.786
                                                                               3
                                       Einzelhandelsumsatz in MS (Mio. €)*                                           2.100
In diesem Einzugsbereich lebten                                                      3
                                       Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer*                                   106,5
zum 01.01.2013 knapp 833.000
                                                           3
Einwohner. Die Einzelhandelsda-        Umsatzkennziffer*                                                             140,2
ten untermauern die Attraktivität      Zentralitätskennziffer*
                                                                   3
                                                                                                                     131,7
und Anziehungskraft des Einzel-                                            1
                                       Anzahl Einzelhandelsgeschäfte*                                                2.014
handelsstandortes Münster. Die
                                                               1
Münsteraner verfügen über eine         Verkaufsfläche (m²)*                                                        651.676
überdurchschnittliche einzelhan-       Verkaufsfläche je EW (m²)*
                                                                       1
                                                                                                                      2,18
delsrelevante Kaufkraft (106,5),                                                                  1
                                       Verkaufsflächen Nahrungs- und Genussmittel je EW (m²)*                         0,46
die Umsatz- (140,2) und Zentrali-
tätswerte (131,7) liegen weit über     *1 Stadt Münster / Amt 61, *2 Comfort Hamburg GmbH (Einzelhandelsdaten für Müns-
dem Bundesdurchschnitt (Index          ter 2014), *3 GfK GeoMarketing (Einzelhandelsdaten für Münster 2014)
100). Die seit Jahren hohe Zent-
flächen je Einwohner im Bereich Lebensmit-
telversorgung (Nahrungs- und Genussmittel)
zu, die mit 0,46 m² über dem bundesdurch-
schnittlichen Wert von rd. 0,38 m² liegt.

4. Betriebe und Verkaufsfläche

Zum Jahresende 2013 wurden 2.014 Einzel-
handelsbetriebe mit insgesamt rd. 651.700
m² Verkaufsfläche in Münster ermittelt (vgl.
Abb. 2). Das ist im Saldo ein Plus von 18
Betrieben und rd. 4.200 m² Verkaufsflächen
gegenüber dem in der letzten Vollerhebung
(12/2012) ermittelten Vorjahresstand, der
bezogen auf die Anzahl der Betriebe einen
Tiefststand im Vergleich der erfassten Stände
in den letzten 10 Jahren darstellt. Die ermit-
telte Zunahme bei der Anzahl der Einzelhan-
delsbetriebe ist auch auf die sukzessive Wie-
dernutzung von leer stehenden Ladenlokalen
der ehemaligen Drogeriemarktketten Schle-
cker und Ihr Platz zurückzuführen. Die Schlie-
ßung von über 40 Ladenlokalen im Zuge der
Schlecker-Insolvenz war maßgeblich für den
niedrigen Geschäftsstand zum Jahresende
2012 verantwortlich.

Die ermittelte Zunahme der Verkaufsfläche
zum Ende 2013 gegenüber dem Vorjahres-
stand (rd. 4.200 m²) basiert u. a. auf der Neu-
ansiedlung bzw. Eröffnung mehrerer Ge-
schäfte am Alten Fischmarkt (z. B. „Strell-
son“, „Camp David“, „GANT-Store“) mit ins-
gesamt rd. 2.300 m², aber auch auf Neuan-
siedlungen in den Stadtteilzentren (z. B. Lidl
im Stadtteilzentrum Kinderhaus oder Ross-
mann im Stadtteilzentrum Mecklenbeck).
                                                  Dynamische Einzelhandelsentwicklung in Müns-
Der bundesweite Trend des stetigen Ver-           ter: Möbel Discount Finke, Stadtbereichszentrum
kaufsflächenwachstums im Einzelhandel lässt       Mecklenbeck, Alter Fischmarkt
sich auch in der Einzelhandelsentwicklung in
Münster ablesen. So ist die Verkaufsfläche        Die Schere zwischen Verkaufsflächenwachs-
seit Ende 1993 stetig, zum Teil expansiv an-      tum bei gleichzeitigem Rückgang der Einzel-
gestiegen, während der maßgeblich in den          handelsbetriebe klafft weit auseinander (vgl.
90er Jahren vollzogene starke Rückgang der        Abb. 3).
Einzelhandelsbetriebe seit 2003 mit leichten
Schwankungen zu stagnieren scheint.               Allein in den letzten 10 Jahren seit Ende
                                                  2003 ist die Verkaufsfläche (ohne Kfz) in
Münster um knapp 70.000 m² angestiegen.                                               „Bahnhof Hiltrup“
             Dies entspricht etwa der Größe von insge-                                             neues Stadtteilzentrum auf den Flächen
             samt 10 Fußballfeldern oder einem statisti-                                           der York-Kaserne
             schen Zuwachs von rd. 7.000 m² Verkaufsflä-                                           Modernisierung Coerdemarkt
             che pro Jahr. Das dynamische Verkaufsflä-                                             Modernisierung Aaseemarkt
             chenwachstum vergangener Jahre resultiert
             insbesondere aus Einzelhandelsgroßprojek-                                   Darüber hinaus bestehen an gem. Einzel-
             ten (z. B. Erweiterung Möbel Finke, Einzel-                                 handelskonzept ausgewiesenen Sonder-
                                                                                           standorten (z. B. Albersloher Weg / Lod-
                                                                                           denheide, Schifffahrter Damm, Robert-
                                                                                           Bosch-Straße) Ansiedlungsmöglichkeiten
12/2003       2.012                                                            581.917
                                                                                           für den großflächigen nicht zentren- bzw.
                                                                                           innenstadtrelevanten Einzelhandel in einer
12/2006      2.059                                                               617.234   Größenordnung von insgesamt über
                                                                                           20.000 m².
12/2009       2.037                                                                637.368
                                                                                                   In den nächsten Jahren ist daher mit ei-
                                                                                                   nem weiteren, wenn auch gegenüber der
12/2012        1.986                                                                647.497        sehr dynamischen Entwicklung zwischen
                                                                                                   2003 und 2009, abgeschwächten Wachs-
 12/2013      2.014                                                                     651.676
                                                                                                   tum der Verkaufsfläche zu rechnen. Die
                                                                                                   Anzahl der Einzelhandelsbetriebe in
           2.000       1.500   1.000   500   0   100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000   Münster wird sich in den nächsten Jahren
                                                                                                   voraussichtlich wenig verändern und um
                                                                                                   einen Bestand von rd. 2.000 Betrieben
Abb. 2: Einzelhandelsbetriebe und Verkaufsfläche 2003 - 2013
                                                                                                   einpendeln.

             handelsgroßprojekte in der Innenstadt), aber
             auch aus der sukzessiven Ausweitung des                                         (%)
             Standortnetzes der Lebensmitteldiscounter                                 140

             durch Neuansiedlungen.                                                                                                   fläch
                                                                                                                                           e
                                                                                                                               aufs
                                                                                       130                                 Verk

             Zurzeit befinden sich – vornehmlich in den
                                                                                       120
             zentralen Lagen der Stadt – noch verschie-
             dene bedeutsame Entwicklungsvorhaben mit                                  110
             maßgeblichen Einzelhandelsflächen in einer
             Gesamtgrößenordnung von deutlich über                                     100

             20.000 m² Verkaufsflächenpotenzial in der
                                                                                                                                Betriebe
             Planungs- bzw. Realisierungs- oder Umset-                                  90

             zungsphase:
                                                                                        80
                                                                                        '12/1993     '06/2001   '12/2003   '12/2006            '12/2009   '12/2012   '12/2013

                      Erweiterung Zentrum Kinderhaus, Fertig-                                 Abb. 3: Einzelhandelsentwicklung 1993 - 2003
                      stellung 2. Teilabschnitt* Eröffnung 08/2014
                      Stadtbereichszentrum Mecklenbeck, Er-
                      öffnung 2. Teilabschnitt
                      Stadtbereichszentrum „Hafencenter“ am
                      Hansaring
                      Neubau HBF Münster
5. Größenstruktur                                       Dem allgemeinen Trend in der Einzelhan-
                                                        delsentwicklung folgend, nimmt auch in
                                                        Münster das Gewicht des sog. großflächigen
                                                        Einzelhandels, der in rechtlicher Hinsicht we-
                                                        gen seiner möglichen städtebaulichen Aus-
                                                        wirkungen auf die Einzelhandels- und Ver-
                                                        sorgungsstruktur einer besonderen planeri-
                                                        schen Steuerung unterliegt, seit Jahren kon-
                                                        tinuierlich zu. So verringerte sich im Saldo in
                                                        den letzten 10 Jahren (12/2003 bis 12/2013)
                                                        der Anteil der Einzelhandelsgeschäfte mit

                                         Tab. 2: Veränderung des Einzelhandels mit weniger und mehr als
                                         800 m² Verkaufsfläche (12/03 -12/13)

                                                               Betriebe                             Verkaufsfläche
                                          Größen-              (Anzahl)                                  (m²)
                                          klassen     12/’03   12/’13     Diff.: 2/’03    12/’03      12/’13     Diff.: 12/’03
                                            (m²)                           - 12/’13                                  - 12/’13

                                           Summe:     1.863    1.843              -20     223.380     238.923          15.543
                                          unter 800

                                           Summe:       149      171               22     358.537     412.753          54.216
                                           800 und
                                              mehr

                                           Gesamt-    2.012    2.014                  2   581.917     651.676          69.759
                                            summe

                                                        weniger als 800 m² um 20 Betriebe, während
                                                        die Einrichtungen mit mehr als 800 m² Ver-
                                                        kaufsfläche um 22 zunahmen. Im gleichen
                                                        Zeitraum ergab sich für den Einzelhandel mit
                                                        mehr als 800 m² ein Wachstum von gut
                                                        54.000 m² Verkaufsfläche, das damit dreiein-
                                                        halb mal so groß wie der Zuwachs von ledig-
                                                        lich rd. 15.500 m² Verkaufsfläche bei den
                                                        nicht großflächigen Betrieben war. Diese
                                                        Zahlen bestätigen den ungebrochenen Trend
                                                        zur Konzentration des Einzelhandels auf
                                                        großflächige Betriebskonzepte insbesondere
                                                        in der Fachmarktbranche (z. B. Möbel, Sport,
                                                        Spielwaren etc.) und im Lebensmitteleinzel-
                                                        handel (Discounter, Supermärkte etc.).

Geschäfte mit weniger als 800m² Verkaufsfläche          Das unterschiedliche Gewicht von großflächi-
(Edeka, Netto) und mehr als 800m² Verkaufsflä-          gen und nicht großflächigen Einzelhandels-
che (Toys’R’Us, HIT)
                                                        geschäften wird besonders bei der Trennung
nach Anzahl der Betriebe und Verkaufsfläche                      6. Branchenstruktur
    deutlich (vgl. Abb. 4). Den eindeutigen
    Schwerpunkt der Betriebe stellen mit rd. 91 %                    Die Branchenstruktur des Münsteraner Ein-
    die nicht großflächigen Geschäfte mit weniger                    zelhandels wird sowohl nach Anzahl der Be-
    als 800 m² Verkaufsfläche, wobei hier die                        triebe als auch in Bezug auf den Verkaufsflä-
    sehr kleinen Ladenlokale bis 100 m² Ver-                         chenanteil durch die drei Segmente Nah-
    kaufsfläche dominieren. Die großflächigen                        rungs- und Genussmittel (24,7 % bzw. 20,7
    Betriebe, zu denen auch große Möbelhäuser                        %), Bekleidung / Schuhe (16,2 % bzw. 16,6
    und Bau- und Gartenmärkte zählen, binden                         %) und Hausrat / Einrichtung / Möbel (11,1
    dagegen rd. 2/3 der Gesamtverkaufsfläche in                      % bzw. 19,6 %) dominiert. Die weitere Bran-
    Münster. Dennoch prägen die kleinflächigen                       chenstruktur nach Anzahl der Betriebe teilt
    Geschäfte, die sich vornehmlich in den zent-                     sich relativ breit gefächert auf, wobei insbe-
    ralen Lagen der Stadt befinden, in ganz ent-                     sondere die Branchengruppen Apotheke /
    scheidendem Maß das Erscheinungsbild, die                        Körperpflege und Druckerzeugnisse / Büro-
    Vielfalt und Lebendigkeit des Einzelhandels                      bedarf einen hohen Anteil aufweisen. Bei den
    in Münster. Davon profitieren besonders die                      Verkaufsflächen liegt die Branchengruppe
    Innenstadt und die Stadtteilzentren. Dass                        Bau-, Gartenartikel fast gleich auf mit dem
    dies so bleibt, ist ein wesentliches Ziel der                    Segment Bekleidung / Schuhe. Alle anderen
    Umsetzung des Münsteraner Einzelhandels-                         Branchengruppen folgen mit großem Abstand
    konzepts.                                                        und erheblich geringeren Verkaufsflächenan-
                                                                     teilen (vgl. Abb. 5).

                                                                     Bei der Entwicklung der Branchengruppen in
        Betriebe                     Verkaufsfläche (m²)
                                                                     den letzten 10 Jahren zeigt sich ein gemisch-
              171                                                    tes Bild. In zahlreichen Branchengruppen mit
             8,5%
                                                                     Schwerpunkt in den Segmenten Apotheke /
                           238.923                                   Körperpflege (- 10,9 %) und Elektrowaren (-
                            36,7%
                                                                     10,5 %) hat die Anzahl der Geschäfte abge-
                                                                     nommen. Dies ist zum einen auf die Schle-
                                                                     cker Insolvenz (Apotheke/Körperpflege) zu-
                                                           412.753   rückzuführen und zum anderen, so die Ver-
                                                            63,3%
                                                                     mutung, auf den zunehmenden Anteil des
     1.843
     91,5%                                                           Online-Handels bei Elektrowaren mit Auswir-
                        < 800 m²                                     kungen auf den stationären Fachhandel.
                       >= 800 m²

Abb. 4: Einzelhandel mit weniger und mehr als 800m² Ver-             Eine signifikante Zunahme der Betriebsan-
kaufsfläche                                                          zahl hat es dagegen in der Branchengruppe
                                                                     Zweiräder + Zubehör (+ 26,9 %) gegeben,
                                                                     gefolgt von den Gruppen Bekleidung / Schu-
                                                                     he (+ 9,6 %) und Spiel / Hobby / Sport (+ 7,7
                                                                     %). Die Verkaufsflächen sind in den meisten
                                                                     Branchen zum Teil erheblich angestiegen. So
                                                                     ist in den Warengruppen Bekleidung / Schu-
                                                                     he und Spiel / Hobby / Sport jeweils eine Zu-
                                                                     nahme von über 34 % der Verkaufsfläche zu
                                                                     verzeichnen. Auch in weiteren Branchen, so
                                                                     z. B. bei Zweirad + Zubehör und Hausrat /
                                                                     Einrichtung / Möbel (jeweils rd. 20 %) sowie
Nahrungs- und
                    498                                                                                                                      135.016
                                                                                                                                                       radladen in Wohnungsnähe
       Genussmittel
                                                                                                                                                       geschätzt wird und quasi zur
 Bekleidung/Schuhe                  328                                                                                         108.670
                                                                                                                                                       Grundversorgung der Radler
Hausrat, Einrichtung,
               Möbel
                                                223                                                                                       127.448
                                                                                                                                                       gehört. In dieses Bild passt
         Apotheke,
       Körperpflege
                                                      164                                         18.435                                               auch, dass ein großflächiger
  Druckerzeugnisse/
        Bürobedarf
                                                       147                                         20.089                                              Fahrradfachmarkt, der sich erst
         Foto, Optik,
                                                            119                            7.830
                                                                                                                                                       im Jahr 2007 an einem dezen-
           Schmuck
             Sonst.
                                                                                                                                                       tral gelegenen, autoorientierten
                                                             109                                  19.340
   EH-Einrichtungen
                                                                                                                                                       Standort an der Robert-Bosch-
       Elektrowaren                                          102                                   21.177
                                                                                                                                                       Str. neu angesiedelt hatte, das
  Bau-, Gartenartikel                                             98                                                            107.212                Geschäft aufgegeben und den
Zweiräder + Zubehör,
    Kfz-teile/-Zubeh.
                                                                   85                              20.486                                              Standort Münster im Jahr 2012
 Spiel, Hobby, Sport                                                   70                           24.915
                                                                                                                                                       wieder verlassen hat.
   Tankstellen(Shop)                                                        46            3.302

     Versch. Waren
                                                                                 25                         37.756
 (Waren-, Kaufhaus)

                        500   400         300         200          100                0      25.000 50.000 75.000 100.000 125.000 150.000
                                          Betriebe                                                                   VKF (m²)

Abb. 5: Branchenstruktur 2013

            im Bereich Nahrungs- und Genussmittel (rd.
            15 %) hat es nennenswerte Verkaufsflächen-
            zuwächse gegeben.

            Das deutliche Wachstum der Segmente Be-
            kleidung / Schuhe und Spiel / Hobby / Sport
            ist insbesondere auf die dynamische Einzel-
            handelsentwicklung in der Innenstadt zurück-
            zuführen. Die Großprojekte Münster Arkaden,
            Hanse-Carré, Stubengasse und
                                                      Nahrungs- und
            Alter Fischmarkt mit ihren zahlrei-         Genussmittel                                                                                                               Betriebe
            chen Geschäften haben maßgeb-                  Bekleidung
                                                                                                                                                                                   Verkaufsfläche

            lich zu dieser positiven Entwick- Hausrat, Einrichtung,
            lung beigetragen. Besonderes                         Möbel

            Augenmerk ist auch auf die Ent-       Bau-, Gartenartikel

            wicklung in der Zweiradbranche zu           Elektrow aren
            legen. Hier hat neben einem Zu-       Druckerzeugnisse/
            wachs der Verkaufsfläche auch                  Bürobedarf
                                                Zw eiräder + Zubehör,
            die Anzahl der Geschäfte erheb-          Kfz-teile/-Zubeh.

            lich zugelegt (plus 18 seit 2003).            Foto, Optik,
                                                             Schmuck
            Die Standorte der entsprechenden                Apotheke,
                                                        Körperpflege
            Fahrradgeschäfte bzw. -märkte
                                                   Tankstellen(Shop)
            befinden sich, abgesehen von drei
            großflächigen Anbietern, maßgeb-     Spiel, Hobby, Sport

            lich in den zentralen Versorgungs-                         -20 -10   0         10                                                                             20       30           40
            bereichen und integriert in den                                        Veränderung (%)
            Wohngebieten. Dies spricht für die    Abb. 6: Veränderung nach Branchen 2003 - 2013
            Attraktivität des Radfahrens in
            Münster und dafür, dass der Fahr-
7. Räumliche Entwicklung                                                 gemäß Einzelhandelskonzept (z. B. neues
                                                                         Stadtteilzentrum Gremmendorf). Die Vertei-
                                                                         lung des Einzelhandels auf die definierten
                                                                         unterschiedlichen Raumkategorien des Ein-
                                                                         zelhandelskonzepts zeigt (vgl. Tab. 3 u. An-
                                                                         lage 1), dass rd. 85 % aller Einzelhandelsbe-
                                                                         triebe und rd. 59% der Gesamtverkaufsfläche
                                                                         in Münster innerhalb der zentralen und integ-
                                                                         rierten Lagen lokalisiert sind. Entsprechend
                                                                         der städtebaulichen und versorgungsstruktu-
                                                                         rellen Funktion und Bedeutung der einzelnen
                                                                         Kategorien innerhalb dieser Lagen ist die
                                                                         City/Innenstadt mit 31 % aller Betriebe in
                                                                         Münster und 27 % der Gesamtverkaufsfläche
                                                                         der überragende Einzelhandelsstandort in-
                                                                         nerhalb von Münster. Mit abgestuften Werten
                                                                         entsprechend ihrer Versorgungsbedeutung
                                                                         folgen die Kategorien Stadtbereichszentren
                                                                         (22 % der Betriebe, 16 % der Verkaufsflä-
                                                                         che), Grundversorgungszentren (11 % bzw. 7
                                                                         %), Nahbereichszentren (5 % bzw. 3 %) und
                                                                         die „Sonstigen integrierten Lagen“, dies sind
                                                                         im wesentlichen Wohn- und Mischgebiete (16
                                                                         % bzw. 6%).

                                                                         Die dezentralen bzw. nicht integrierten La-
                                                                         gen, dabei handelt es sich um Gewerbege-
                                                                         biete und Sondergebiete außerhalb der
Städtebaulich integrierte (Rewe) und nicht integ-                        Wohnsiedlungsbereiche, nehmen in Bezug
rierte Lage (Media Markt, Lidl)                                          auf den Anteil der Gesamtverkaufsfläche in
                                                                         Münster neben der City/Innenstadt ebenfalls
Die räumliche Steuerung der Ein-
zelhandelsentwicklung    ist   das
Kernanliegen des Einzelhandels-                     Tab. 3: Verteilung des Einzelhandels nach Raumkategorien
konzepts. Insbesondere geht es                                               (12/2013)
darum, Ansiedlungen und Erweite-                                                                                      Verkaufsfläche
                                                                      Raumkategorien           EH-Einrichtungen
rungen des großflächigen (mehr als                                                                                         (m²)
800 m² Verkaufsfläche), zentrenre-                                                              Anz.        (%)        (m²)      (%)
levanten Einzelhandels in die vor-                                City/Innenstadt                  633        31      177.213     27
                                          zentrale, integrierte

handenen und neu geplanten zent-
                                                                  Stadtbereichszentren             439        22      104.059     16
ralen Versorgungsbereiche zu len-
                                                 Lagen

                                                                  Grundversorgungszentren          230        11       46.213      7
ken bzw. entsprechende Entwick-
                                                                  Nahbereichszentren                   97         5    18.095      3
lungen außerhalb dieser Bereiche
zu verhindern. Daraus resultiert                                  Sonstige integrierte Lagen       321        16       40.416      6

sowohl eine Schutzwirkung für die                                                   Summe:        1.720       85      385.996     59

bestehenden als auch eine die                                     Sonderstandort / Fach-
                                          dezentrale

                                                                                                       71         4   146.523     22
                                                                  marktzentrum
                                            Lagen

Entwicklungsoptionen     fördernde
                                                                  Sonstige dezentrale Lagen        223        11      119.157     18
Wirkung für die neu geplanten
                                                                                    Summe:         294        15      265.680     41
zentralen    Versorgungsbereiche
                                                                            Gesamtsumme:          2.014      100      651.676    100
den zentralen Versorgungsbereichen zeigt
         Betriebe                            Verkaufsfläche(m²)                (vgl. Abb. 8 u. 9), dass diese durch die geziel-
                     294                                                       te Einzelhandelssteuerung gestärkt werden
                    14,6%
                                                                               oder ihren Status Quo i. d. R. halten konnten.
                                                                  265.680      In der City/Innenstadt und in den Stadtbe-
                                                                   40,8%
                                                                               reichs- und Grundversorgungszentren ist im
                                 385.996                                       Zeitraum seit Anwendung des Einzelhandels-
                                  59,2%
                                                                               konzepts (ab Anfang 2004) eine positive Ver-
 1.720
                                                                               kaufsflächenentwicklung festzustellen. Dies
 85,4%
                                                                               gilt mit Abstrichen auch für die Entwicklung
                      zentrale, integrierte Lagen                              der Betriebsanzahl.
                      dezentrale Lagen

Abb. 7: Einzelhandel nach zentralen, integrierten
und dezentralen Lagen
                                                                       Betriebe                                                     Zentrenabgrenzung
                                                                                                                                          02/2009
                                                                     800

  eine besondere Stellung ein. Hier tritt die im
                                                                     700                                    City/Innenstadt
  Einzelhandelskonzept ausgewiesene Stand-
  ortkategorie Sonderstandort / Fachmarktzent-                       600

  rum mit zwar nur 4 % aller Betriebe, aber 22
                                                                     500
  % der Gesamtverkaufsfläche hervor. Der                                                              Stadtbereichszentren

  hohe Anteil der Verkaufsfläche resultiert ins-                     400
                                                                                                      integrierte Streulagen
  besondere aus der Lokalisierung von z. T.
                                                                     300
  sehr großflächigen Möbelhäusern (z. B. Fin-
  ke), Baumärkten und Gartencentern an die-                          200
                                                                                                   Grundversorgungszentren

  sen Standorten. Auch die „Sonstigen dezen-                                                              Nahbereichszentren
                                                                     100
  tralen Lagen“, hierunter fallen im Schwer-
  punkt Streulagen des Einzelhandels in Ge-                             0
                                                                       '12/1993     '06/2001   '12/2003          '12/2006      '12/2009          '12/2012   '12/2013
  werbegebieten und zu einem sehr geringen
  Anteil auch Außenbereichsstandorte (z. B.                             Abb. 8: Entwicklung der Betriebsanzahl in zentralen und in-
                                                                        tegrierten Lagen 1993 - 2003
  Hofverkauf), binden in der Summe 11 % der
  Betriebe und 18 % der Verkaufsfläche in
                                                                                                                                     Zentrenabgrenzung
                                                                    VKF (m²)
  Münster.                                                                                                                                 02/2009

                                                                   175000                                 City/Innenstadt

  Die nebenstehenden Grafiken zeigen die
                                                                   150000
  Entwicklung des Einzelhandels nach Anzahl
  der Betriebe und Verkaufsfläche in den                           125000
  zentralen und integrierten Lagen. Mit der 1.
  Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts                         100000
                                                                                                    Stadtbereichszentren

  im Jahr 2009 wurde für zahlreiche zentrale
  Bereiche eine Änderung der räumlichen                             75000

  Abgrenzung und z. T. auch der Funktions-
                                                                    50000                           integrierte Streulagen
  zuweisung erforderlich. Daraus resultiert, in
                                                                                                 Grundversorgungszentren
  den Grafiken durch die versetzten Linien ab
                                                                    25000
  dem Datenstand 12/2009 kenntlich ge-
                                                                                                     Nahbereichszentren
  macht, ein leicht veränderter Einzelhan-                              0
  delsbesatz (Betriebe und Verkaufsfläche) in                          '12/1993     '06/2001   '12/2003          '12/2006      '12/2009         '12/2012    '12/2013

  den einzelnen Raumkategorien. Der Blick                               Abb. 9: Entwicklung der Verkaufsfläche in zentralen und
  auf die Entwicklung des Einzelhandels in                              integrierten Lagen 1993 - 2003
nächsten Jahren gehalten werden kann, ist
                                                              vor dem Hintergrund des allgemeinen Ent-
                                                              wicklungstrends (Großflächigkeit, frequenz-
                                                              starke Standorte) fraglich.

                                                              Für die Beurteilung der Steuerungswirkung
                                                              des Einzelhandelskonzepts ist insbesondere
                                                              die räumliche Entwicklung des Einzelhandels
                                                              mit den zentrenrelevanten Sortimenten von
                                                              Bedeutung (vgl. Anlage 2). Einzelhandelsan-
                                                              siedlungen mit zentrenrelevanten Sortimen-
                                                              ten sollen wegen ihrer möglichen schädlichen
                                                              Wirkungen auf die zentralen Versorgungsbe-
                                                              reiche (durch Kaufkraftabzug), insbesondere
                                                              wenn sie großflächig sind, auf die planerisch
                                                              gewünschten Standorte innerhalb der zentra-
                                                              len Versorgungsbereiche gelenkt und im Ge-
                                                              genzug an dezentralen Standorten verhindert
                                                              werden. Ob und inwieweit dies gelungen ist,
                                                              zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Einzel-
                                                              handelsverkaufsfläche nach Zentrenrelevanz
                                                              in den einzelnen Raumkategorien (vgl. Abb.
                                                              10). Die Grafik zeigt die Veränderungen der
                                                              Einzelhandelsverkaufsfläche mit zentrenrele-
                                                              vanten Sortimenten in den Zeiträumen vor
                                                              (12/1993 bis 12/2003) und nach (12/2003 bis
Entwicklung in der City/Innenstadt: Stubengas-                12/2013) Anwendung des Einzelhandelskon-
se/Hanse-Carreé, Einzug des Herrenausstatters                 zepts als Grundlage für die Einzelhandels-
Pohland in das umgebaute Gebäude der ehema-                   steuerung. Aus Gründen der Datenvergleich-
ligen Dresdener Bank im September 2014
                                          VKF (m²)
Insbesondere in der City/Innenstadt ist   40.000                                                                                                            40
                                                                                                                        12/1993 - 12/2003 (zentrenrel.)
in den letzten 10 Jahren ein erhebli-     35.000                                                                        12/2003 - 12/2013 (zentrenrel.)     35
cher Verkaufsflächenzuwachs von rd.
30.000 m² zu verzeichnen. Erfreulich      30.000                                                                                                            30

ist auch, dass die Grundversorgungs-      25.000                                                                                                            25
zentren (Stadtteilzentren) deutlich an    20.000                                                                                                            20
Verkaufsfläche zulegen konnten.
                                          15.000                                                                                                            15

Ungünstigere      Entwicklungsverläufe    10.000                                                                                                            10
nehmen dagegen die kleinen Nahbe-          5.000                                                                                                            5
reichszentren mit einer Stagnation und
die integrierten Streulagen mit einer          0                                                                                                            0

kontinuierlichen Abnahme der Ver-          -5.000                                                                                                           -5
kaufsfläche. Diese Standortlagen ge-      -10.000                                                                                                           -10
hören offensichtlich nicht zur ersten
                                                    City/Innenstadt                Grundversor-                  integrierte                Sonstige
Präferenz des Einzelhandels. Ob der                                                gungszentren                  Streulagen              Dezentrale Lagen
                                                                  Stadtbereichs-                  Nahbereichs-              Sonderstandort/
aktuelle Status Quo des Einzelhan-                                   zentren                        zentren                Fachmarktzentrum

delsbesatzes in diesen Lagen in den         Abb. 10: Entwicklung der zentrenrelevanten Verkaufsfläche nach
                                            Raumkategorien 1993 - 2003 - 2013
barkeit basiert die Auswertung auf den          ruht im Wesentlichen auf den zahlreichen
Raumabgrenzungen des Einzelhandelskon-          Ansiedlungen und Verkaufsflächenerweite-
zepts 2004.                                     rungen von Lebensmittelvollsortimentern und
                                                Discountern.
Insbesondere die City/Innenstadt konnte
gegenüber einer Phase des Verkaufsflächen-
rückgangs in den 90er Jahren mit einem Plus
von über 35.000 m² nach 2003 extrem stark
an zentrenrelevanter Verkaufsfläche zulegen.
Die hierfür maßgeblichen Projekte wurden
bereits in den vorangegangenen Kapiteln
genannt. Aktuell wird das Einzelhandelsan-
gebot durch den Umbau des Gebäudes der
ehemaligen Dresdener Bank (Königsstraße)
mit Einzug des Herrenausstatters Pohland
auf einer Verkaufsfläche von 1.800 m² er-
gänzt. In den Stadtbereichszentren sind
auch schon vor 2003, auf der Basis des sei-
nerzeitigen Zentrenkonzepts als Vorläufer
des heutigen Einzelhandelskonzepts, zahlrei-
che zentrenrelevante Einzelhandelsvorhaben
realisiert worden (z. B. Saturn im York Cen-
ter). Die entsprechende Verkaufsfläche ist
dadurch um rd. 20.000 m² angestiegen. Auch
zwischen 2003 und 2013 ist die zentrenrele-
vante Verkaufsfläche um weitere ca. 5.000
m² gewachsen. Dieser Trend wird sich in den
nächsten Jahren mit neuen Zuwächsen in
nennenswertem Umfang fortsetzten, da meh-
rere in Realisierung befindliche Einzelhan-
delsvorhaben in dieser Zentrenkategorie, z.
B. in den Stadtbereichszentren Kinderhaus       Oben: Erweiterung des Stadtbereichszentrums
und Mecklenbeck, zum Abschluss kommen.          Kinderhaus. Unten: Die Planungen zur Umstruktu-
Weitere Entwicklungen in den Stadtbereichs-     rierung des Stadtteilzentrums Coerde laufen
zentren am Hansaring (Hafencenter) und in
Hiltrup-Mitte (Bahnhofsvorbereich) mit eben-    Hierunter fallen z. B. die Marktansiedlungen
falls größeren Verkaufsflächenanteilen befin-   in den zentralen Versorgungsbereichen in
den sich noch in der Planungsphase.             Kinderhaus, Nienberge, Roxel und Mecklen-
                                                beck (K&K, Lidl) oder auch die z. Tl. großzü-
Sehr erfreulich aus Sicht des Einzelhandels-    gigen Verkaufsflächenerweiterungen zahlrei-
konzepts ist auch die deutliche Verkaufsflä-    cher Märkte (z. B. Edeka in Wolbeck). Den
chenzunahme im Bereich zentrenrelevanter        entsprechenden Ansiedlungen gingen zum
Sortimente in der Kategorie der Grundver-       Teil jahrelange Vorplanungen voraus. In vie-
sorgungs- bzw. Stadtteilzentren. Hier ist       len Fällen hat erst die Abwehr diverser, auf
nach einer Phase der Stagnation in den 90er     die Ortsränder oder Gewerbegebiete außer-
Jahren ab 2003 wieder ein deutlicher Zu-        halb der zentralen Versorgungsbereiche ge-
wachs von rd. 8.000 m² Verkaufsfläche zu        richteter Ansiedlungsbegehren der Einzel-
verzeichnen. Diese positive Entwicklung be-     handelsunternehmen den Weg für Investitio-
nen in den zentralen Lagen ermöglicht. Da        fläche festzustellen. Im Gegenteil ergibt sich,
gerade die Lebensmittelmärkte aufgrund ihrer     insbesondere für die integrierten Streulagen,
Magnet- und Frequenzwirkung für die Funkti-      nach 2003 ein nicht unerheblicher Verkaufs-
ons- und Zukunftsfähigkeit der Grundversor-      flächenrückgang. Diese Entwicklung ist auch
gungszentren eine wichtige Rolle spielen, ist    eine Folge des Konzentrationsprozesses im
dieser Entwicklung eine hohe Bedeutung           Einzelhandel, der immer stärker auf verkehr-
beizumessen. Sie bestätigt die bisher erfolg-    lich gut angebundene frequenzstarke Lagen
reiche Umsetzung des Einzelhandelskon-           setzt und sich aus den Wohngebieten zu-
zepts und ist zugleich Ansporn, den einge-       rückzieht. Der Verkaufsflächenverlust nach
schlagenen Weg der zentrenorientierten Ein-      2003 ist insbesondere auch auf die Insolvenz
zelhandelssteuerung gerade auf der Ebene         und Schließung aller Filialen der Firma
der Grundversorgungs- und Stadtteilzentren       Schlecker bzw. Ihr Platz zurückzuführen.
weiter konsequent umzusetzen.                    Diese Filialen waren flächendeckend im ge-
                                                 samten Stadtgebiet ansässig und fanden
                                                 nach der Schließung in vielen Fällen keine
                                                 Nachnutzung als Einzelhandelsgeschäft. Ei-
                                                 nige Filialen stehen heute noch leer, andere
                                                 wurden umgenutzt (z. B. für Dienstleistun-
                                                 gen), wenige konnten für Einzelhandelszwe-
                                                 cke weitergenutzt werden.

                                                 Eine wichtige Information über die wirksame
                                                 Umsetzung des Einzelhandelskonzepts lässt
                                                 sich aus der Entwicklung des zentrenrelevan-
                                                 ten Einzelhandels in den Kategorien Sonder-
                                                 standort/Fachmarktzentrum und sonstige
                                                 dezentrale Streulagen herausfiltern. Diese
                                                 Standortkategorien befinden sich außerhalb
                                                 der zentralen Versorgungsbereiche und in-
                                                 tegrierten Lagen und werden daher auch als
                                                 dezentrale Lagen bezeichnet. Die Ansiedlung
                                                 von Einzelhandelsvorhaben mit zentrenrele-
                                                 vanten Hauptsortimenten in diesen Bereichen
                                                 ist nach den Vorgaben des Einzelhandels-
                                                 konzepts zu verhindern, um die zentralen
                                                 Versorgungsbereiche zu schützen (vgl. Anla-
                                                 ge 1 und 2). Dies geschieht i. d. R. durch die
                                                 Anpassung der einzelhandelsbezogenen
                                                 Festsetzungen der für diese Bereiche beste-
Penny Markt im Nahbereichszentrum Hiltrup-Ost,   henden Bebauungspläne an die Zielsetzun-
Solitärlage Netto Markt am Hohen Heckenweg       gen des Einzelhandelskonzepts oder durch
                                                 die Neuaufstellung entsprechender Bebau-
Im Gegensatz zu den höherrangigen Zentren,       ungspläne.
von der City bis zu den Stadtteilzentren, ist
für die kleineren Nahbereichszentren und         Die Auswertung der Daten zeigt, dass auch
die integrierten Streulagen (Solitärlagen)       nach 2003 ein vergleichsweise geringer Ver-
des Einzelhandels in den Wohnquartieren          kaufsflächenzuwachs mit zentrenrelevanten
kein Zuwachs an zentrenrelevanter Verkaufs-      Sortimenten in diesen Kategorien zu ver-
zeichnen ist. Diese Entwicklungen sind je-        ordneten Flächen selbst hergestellte oder
doch ausschließlich durch die Nachwirkung         verarbeitete Waren verkaufen (z. B. Geträn-
„alten“ bzw. bestehenden Planungsrechts vor       kehandel oder Großbäckerei mit angeglieder-
Verabschiedung des Einzelhandelskonzepts          tem untergeordnetem Verkauf an End-
im Frühjahr 2004 bedingt. Für einige Bebau-       verbraucher).
ungspläne, die zum Teil kurz vor Aufstellung
des Einzelhandelskonzepts im Jahr 2004            Bei der Einzelhandelssteuerung auf dezentra-
Rechtskraft erlangten und seitens der Stadt       len Standorten wird den sog. zentrenrelevan-
Münster nur unter Inkaufnahme von Entschä-        ten Randsortimenten, die in nahezu allen
digungszahlungen an die Ziele des Einzel-         großflächigen Fachmärkten mit nicht zentren-
handelskonzepts hätten angepasst werden           relevanten Hauptsortimenten mit angeboten
können, wurde nach Prüfung des einzelhan-         werden, besondere Aufmerksamkeit gewid-
delsbezogenen „Gefährdungspotenzials“ ent-        met. Zum Geschäftsmodell des großflächigen
schieden, deren Einzelhandelsfestsetzungen        Einzelhandels gehört die Gestaltung eines für
nicht zu ändern. Auf dieser Grundlage fanden      die Kunden interessanten möglichst vielfälti-
z. B. die Ansiedlungen des Fahrradfachmark-       gen und umfangreichen Randsortiments (z.
tes BOC an der Robert-Bosch-Str. oder des         B. Bilder / Kunstdrucke oder Haushaltswaren
Dänischen Bettenlagers an der Königsberger        in Möbelmärkten). Auch zentrenrelevante
Str. statt.                                       Randsortimente können sich, wenn sie auf
                                                  überdimensionierten Flächen angeboten wer-
                                                  den, zentrenschädlich auswirken. Daher ist
                                                  der Anteil der für diese Sortimente zulässigen
                                                  Verkaufsfläche an dezentralen Standorten
                                                  gem. Einzelhandelskonzept in Verbindung mit
                                                  den einschlägigen Rechtsgrundlagen auf
                                                  max. 10 % der Gesamtverkaufsfläche be-
                                                  grenzt. Die Einhaltung dieser Grenze wird in
                                                  den Genehmigungsverfahren dezidiert über-
                                                  prüft – und zwar auf der Grundlage der An-
                                                  tragsunterlagen und bei der späteren Bauab-
                                                  nahme. Nicht selten müssen Antragsteller
                                                  daraufhin den Anteil zentrenrelevanter Sorti-
                                                  mente in ihren Konzepten reduzieren.
Zurzeit (08/2014) leer stehendes Ladenlokal des
ehemaligen Fahrradfachmarktes „BOC“ am Son-       Unter den v. g. Rahmenbedingungen wird es
derstandort Robert-Bosch-Straße                   auch zukünftig immer einen begrenzten Flä-
                                                  chenzuwachs mit zentrenrelevanten Ver-
Neuansiedlungen bspw. eines Lebensmittel-         kaufsflächen an dezentralen Standorten ge-
discounters oder eines Bekleidungsfachmark-       ben können. Bei weiter konsequenter Umset-
tes auf einem Gewerbegebietsstandort hat es       zung der Vorgaben des Einzelhandelskon-
dagegen in Übereinstimmung mit den Ziel-          zepts in Verbindung mit dem Einsatz des
setzungen des Einzelhandelskonzepts seit          relevanten städtebaurechtlichen Instrumenta-
dessen Anwendung nicht mehr gegeben. Des          riums kann allerdings gewährleistet werden,
Weiteren ist der Zuwachs zentrenrelevanter        dass es sich hierbei ausschließlich um recht-
Verkaufsflächen an dezentralen Standorten         lich zulässige und zentrenverträgliche Ent-
durch die Ansiedlung von in Gewerbegebie-         wicklungen handeln wird.
ten zulässigen Gewerbe- und Dienstleis-
tungsbetrieben begründet, die auf unterge-
8. Nahversorgung                                             den Discountern sind es min. 800 bis 1.200
                                                             m² Verkaufsfläche (zum Teil auch darüber
Die Grundversorgung der Bevölkerung mit                      hinaus) mit durchschnittlich rd. 1.400 Artikeln
Angeboten des sog. täglichen Bedarfs wird,                   und damit erheblich weniger als bei den Voll-
neben den zahlreichen Geschäften des La-                     sortimentern. Vollsortimenter und Discounter
denhandwerks (Bäckerei, Konditorei, Flei-                    sind in Münster durch folgende Unternehmen
scherei), im Wesentlichen durch die Lebens-                  vertreten:
mittel- und Drogeriemärkte getragen. Ergänzt
wird dieses stationäre Netz durch die zahlrei-               Vollsortimenter:    Edeka,    Rewe/Kaufpark,
chen Wochenmärkte, deren Beiträge zur                        K&K und Markant
Grundversorgung insbesondere in Stadtteilen
mit unterdurchschnittlichem Einzelhandels-                   Discounter: Aldi, Lidl, Netto und Penny.
angebot von Bedeutung sind. Im Folgenden
wird das Standortnetz der Nahversorgung                      Zusätzlich zu diesen Märkten bieten die
separat für die Bereiche Lebensmittelmärkte                  Selbstbedienungswarenhäuser        Marktkauf
und Drogeriemärkte analysiert.                               und HIT einen großflächigen Angebots-
                                                             schwerpunkt im Bereich Lebensmittel. Hinzu
Lebensmittelmärkte                                           kommt das wachsende Angebot zahlreicher
Von besonderer Bedeutung für die Verbrau-                    Biomärkte, die ein volles Sortiment an biolo-
cher in Münster ist die Möglichkeit der woh-                 gischen Lebensmitteln offerieren (SuperBio-
nungsnahen Grundversorgung mit Lebens-                       Markt 6x, denn’s Biomarkt 1x) und einige, in
mitteln. Den eindeutigen Schwerpunkt dieser                  der Regel privat betriebene Lebensmittelge-
Versorgung übernehmen die Super- und                         schäfte (z. B. asiatische Lebensmittel), die
Verbrauchermärkte
als sog. Vollsortimen-
                                Tab. 4: Lebensmittelmärkte >= 200 m² Verkaufsfläche (Stand 12/2013)
ter und die Lebensmit-
teldiscounter. Vollsor-                                   Märkte       Verkaufsfläche    ∅ Verkaufsfläche
                                     Betreiber
timenter und Discoun-                                    (Anzahl)           (m²)               (m²)
ter unterscheiden sich    Edeka                                   19              19.638              1.034
u. a. für den Kunden
                          Rewe (12x) / Kaufpark (6x)              18              19.782              1.099
wahrnehmbar        hin-
sichtlich Artikelanzahl   K&K                                      8               7.240                905
und     Verkaufsfläche.   Markant                                  2               2.110              1.055
Moderne Vollsortimen-
                          Summe Vollsortimenter                   47              48.770              1.038
ter streben eine Ver-
kaufsfläche von min.      Aldi                                    14              10.961                719
1.200 bis 1.500 m²        Lidl                                    12              10.883                862
und zum Teil auch
                          Netto                                   11               7.155                650
darüber hinaus an und
haben i. d. R. deutlich   Penny                                    2               1.702                851
mehr als 10.000 Arti-     Summe Discounter                        39              30.701                787
kel im Angebot. Z. B.
                          Marktkauf (2x), HIT (1x)                 3              16.850              5.617
bietet der neue Voll-
sortimenter Kaufpark      BioSuperMarkt (6x),
                                                                   7               3.071                439
im Zentrum Kinder-        denn's Biomarkt (1x)
haus rd. 25.000 Artikel   Sonstige                                 6               2.388                398
auf 1.700 m² Ver-
                          Summe Gesamt                           102             101.780              858*)
kaufsfläche an. Bei
                           *) ohne die großflächigen Märkte Marktkauf und HIT
allerdings ein reduziertes Angebot gegenüber     zu erweitern. In die gleiche Richtung gehen
den Vollsortiment- und Discountmärkten füh-      die Bestrebungen der anderen Wettbewerber
ren.                                             im Lebensmitteleinzelhandel. Neu ist in die-
                                                 sem Zusammenhang auch, dass Aldi und Lidl
Zum 31.12.2013 gab es in Münster insge-          kleine Filialen ohne Erweiterungsmöglichkeit
samt 102 Lebensmittelmärkte (ab 200 m²           bzw. mit suboptimalen Standortbedingungen
Verkaufsfläche) mit einer Gesamtverkaufsflä-     vom Netz nehmen. So wurden eine Aldi Filia-
che von rd. 101.800 m². Diese Märkte, darun-     le in Gievenbeck (Rüschhausweg) und zwei
ter im Schwerpunkt die Vollsortimenter und       Lidl Filialen in der Innenstadt (Aegidiistr.) und
Discounter mit zusammen 86 Betrieben und         in Hiltrup (Glasuritstr.) sowie ein Netto Markt
rd. 79.470 m², bilden mit ihrem Versorgungs-     (Hammer Str.) geschlossen.
angebot das Rückgrat und das Standortnetz
der Grundversorgung in Münster. Auffällig ist    Ein Blick auf die Zahlen der jeweils durch-
das Kopf-an-Kopf-Rennen der großen Ketten,       schnittlichen Verkaufsfläche der einzelnen
sowohl bei den Vollsortimentern als auch bei     Betreiber zeigt, dass die Vollsortimenter mit
den Discountern. Bei den Vollsortimentern        rd. 1.040 m² aufgrund ihrer deutlich höheren
liegen die Konzerne Edeka und Rewe (dazu         Artikelanzahl gegenüber den Discountern mit
gehört auch Kaufpark) mit 19 bzw. 18 Betrie-     790 m² einen erheblich größeren Flächenbe-
ben und einer nahezu identischen Gesamt-         darf haben. Bei den Vollsortimentern weist
verkaufsfläche mit jeweils ca. knapp 20.000      das Unternehmen K&K mit 905 m² den ge-
m² fast gleich auf. Bei den Discountern halten   ringsten durchschnittlichen Verkaufsflächen-
sich Aldi und Lidl mit 14 bzw. 12 Betrieben      wert auf. Bei den Discountern hat Netto mit
und jeweils knapp 11.000 m² Verkaufsfläche       650 m² durchschnittlicher Verkaufsfläche den
fast die Waage. Diese Zahlen machen deut-        geringsten Wert, was mit der Übernahme
lich, dass der harte Wettbewerb der großen       zahlreicher, oft sehr kleiner Märkte des Un-
Konzerne um Marktanteile im Lebensmittel-        ternehmens Plus im Jahr 2009 zusammen-
einzelhandel dazu führt, dass dem jeweiligen     hängt.
Konkurrenten keine Vorteile zugebilligt wer-
den und dadurch bedingt, zumindest was die
Anzahl und den Verkaufsflächenumfang des
Standortnetzes anbelangt, zurzeit ein Kräfte-
gleichgewicht in Münster besteht.

Der Wettbewerb im Einzelhandel mit seinem
Trend zur Großflächigkeit wird aktuell durch
die Erweiterungswelle insbesondere im Le-
bensmitteldiscountsegment befeuert. Zurzeit
modernisieren die großen Betreiber Aldi und
Lidl ihre Märkte bzw. das gesamte Standort-
netz. So hat Aldi z. B. alle Filialen auf ein
neues Inneneinrichtungskonzept umgestellt
(Beleuchtung, Farbgebung, Gangbreiten etc.)      Aldi modernisiert, wie auch andere Betreiber im
und beabsichtigt flächendeckend, soweit an       Lebensmitteleinzelhandel, seine Märkte
den Standorten möglich, die bestehenden
Verkaufsflächen z. B. durch Umbau von La-
gerflächen in Verkaufsflächen auf eine aus
Unternehmenssicht zukunftsfähige Größe
von 1.200 m² oder auch mehr Verkaufsfläche
Karte 1: Standortnetz Lebensmittemärkte 2013
Insgesamt ergibt sich ein räumlich breit ge-        Münster wird durch die vorhandenen Angebo-
streutes und insbesondere in der Innenstadt         te vollständig abgedeckt. Allerdings sind hier-
und einigen Stadtteilen feinmaschiges Stand-        bei räumliche Disparitäten zu beachten. So
ortnetz der Lebensmittelmärkte in Münster.          gibt es in einigen Stadtteilen bzw. Versor-
Der überwiegende Anteil dieser Märkte befin-        gungsräumen eine zum Teil deutliche Unter-
det sich in den zentralen Versorgungsberei-         ausstattung mit Lebensmittelverkaufsflächen
chen der Innenstadt und der Stadtteilzentren        (z. B. Sentrup, Coerde oder Hiltrup-Ost),
sowie integriert in den Wohnsiedlungsberei-         während andere Räume bzw. Stadtteile (z. B.
chen. Diese Märkte leisten den wesentlichen         Neutor, Berg Fidel oder Hiltrup-Mitte) sehr
Beitrag zur noch weitgehend fußläufig er-           hohe Werte aufweisen. Diese räumliche Be-
reichbaren wohnungsnahen Grundversor-               trachtung (vgl. Abb. 11 und Karte 2) basiert
gung in Münster. Einige Standorte, darunter         auf der statistischen Gebietsgliederung und
die großflächigen Märkte Hit an der Gering-         erlaubt nicht in jedem Fall eine Aussage über
hoffstraße und Marktkauf auf der Loddenhei-         die Versorgungsausstattung im Stadtteil bzw.
de, liegen jedoch dezentral an eindeutig au-        in Wohnungsnähe. So haben z. B. die statis-
toorientierten Standorten in Gewerbegebie-          tischen Bezirke Gremmendorf-West und
ten. Wegen ihrer abseitigen
Lage zu den Wohngebieten
leisten sie keinen oder nur
einen geringen Beitrag zur
fußläufigen wohnungsnahen
Grundversorgung. Ihre Wir-
kung ist eher gegenteilig, da
sie den integrierten und zent-
ralen Versorgungsstandorten
Kaufkraft entziehen und deren
Position schwächen.

Die quantitative Ausstattung
der Bevölkerung mit Nah-
rungs- und Genussmitteln liegt
mit einem Wert von 0,46 m²
Verkaufsfläche je Einwohner
über dem Bundesdurchschnitt
von rd. 0,38 m². Dieser Durch-
schnittswert für Münster ist
trotz deutlichem Verkaufsflä-
chenwachstum im Lebensmit-
telbereich in den letzten Jah-
ren kaum angestiegen, da
auch die Bevölkerungszahl
erheblich zugelegt hat. Insge-
samt kann auf gesamtstädti-
scher Ebene von einer weit-
gehenden         Marktsättigung
ausgegangen werden, d. h.
die       sortimentsspezifische
Kaufkraft für Lebensmittel in       Abb. 11: Verkaufsflächenausstattung im Bereich Nahrungs- und
                                    Genussmittel (m² je Einwohner) in Statistischen Bezi rken)
Karte 2: Verkaufsflächenausstattung Nahrungs- und Genussmittel in Statistischen Bezirken
Berg Fidel nur deshalb hohe Werte, weil die-      Lebensmitteln sichtbar (vgl. Karte 3). Diese
se die dezentralen, autoorientierten Lagen        ist in Bezug auf die Gesamtstadt gut ausge-
von Lidl und Aldi an der Robert-Bosch-Str.        prägt und zeigt nur einige wenige „Lücken“ im
bzw Marktkauf an der Egbert-Snoek-Str. um-        Standortnetz, die sich z. B. im Bereich
fassen. Diese Standorte tragen jedoch nicht       Schloss / Sentrup oder tlw. in den Randberei-
                                                  chen von Stadtteilen ergeben. Insgesamt
                                                  haben 82,6 % der Gesamtbevölkerung ihren
                                                  Wohnstandort innerhalb eines 700 m Radius
                                                  und 67,9 % innerhalb eines 500 m Radius als
                                                  fußläufiger Einzugsbereich der Grundversor-
                                                  gungsstandorte.

                                                  Dass die sog. fußläufige Erreichbarkeit der
                                                  Einzelhandelsangebote in Wohnungsnähe
                                                  auch tatsächlich eine hervorgehobene Be-
                                                  deutung beim Einkaufsverhalten hat, belegen
                                                  die aktuellen Ergebnisse der Haushaltsbefra-
                                                  gung zum Verkehrsverhalten und zur Ver-
                                                  kehrmittelwahl in Münster (vgl. Verkehrsver-
                                                  halten und Verkehrsmittelwahl der Münstera-
                                                  ner, Beiträge zur Stadtforschung, Stadtent-
                                                  wicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung,
                                                  1/2014). Demnach hat die Verkehrsmittelwahl
                                                  des sog. Umweltverbundes (zu Fuß, mit dem
                                                  Rad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln / ÖV)
                                                  für den Wegzweck Einkaufen mit über 70 %
Für immer mehr ältere Menschen wird eine          einen sehr hohen Anteil gegenüber dem Ein-
fußläufig erreichbare Nahversorgung immer
wichtiger

zur fußläufig erreichbaren wohnungsna-
hen Grundversorgung bei, weil in räum-
licher Nähe nur sehr wenige Menschen
wohnen und keine Verbundeffekte mit
benachbarten Stadtteilzentren beste-
hen. Diese Stadtteilzentren weisen wie-
derum, separat betrachtet, nur eine un-
terdurchschnittliche   Angebotsausstat-
tung auf.

Durch die Darstellung von 500 m und
700 m Radien als planerisch anerkann-
tes Maß für die sog. fußläufige Erreich-
barkeit (entspricht in etwa max. 10 Mi-
nuten Fußweg) um die Lebensmittel-
märkte mit mehr als 200 m² Verkaufs-           Abb. 12: Verkehrsmittelnutzung nach Wegezweck
fläche wird die Raumabdeckung der              Quelle: Verkehrsverhalten und Verkehrsmittelwahl der Müns-
                                               teraner, Ergebnisse der Haushaltsbefragung 2013, Beiträge
wohnungsnahen Grundversorgung mit              zur Stadtforschung, Stadtentwicklung, Stadtplanung, Ver-
                                               kehrsplanung 1/2014
satz des Autos (28,9 %). 28,1 % der Bevölke-     baulichen Situation durch Nutzungsänderung
rung erledigen ihre Einkäufe überwiegend zu      im Bestand oder Umbauten mit Verkaufsflä-
Fuß, 38,1 % mit dem Fahrrad und 4,9 % mit        chenerweiterungen die Nahversorgung in den
dem ÖV. Die hohen Werte für den überwie-         Wohnquartieren gesichert und so Beiträge
genden Einkauf zu Fuß und mit dem Rad            zur Zentrenstärkung umgesetzt werden kön-
sind Belege für das Vorhandensein des in         nen. Dies gilt z. B. für Hauptgeschäftsstraßen
Münster weitgehend noch funktionierenden         wie die Hammer Str. oder die Warendorfer
Netzes wohnungsnaher Grundversorgungs-           Str., deren Nutzungsgefüge seit Jahren im
angebote. Offensichtlich werden diese durch      Wandel ist. So konnte z. B. an der Hammer
die Siedlungs- und Zentrenstruktur beein-        Str. ein ehemals gewerblich genutztes Areal
flussten Angebote von den Verbrauchern           für die Ansiedlung eines Drogeriemarktes
wertgeschätzt und auch nachgefragt. Die          umstrukturiert werden oder, im Zusammen-
Bedeutung     funktionierender   Nahversor-      hang mit baulichen Aktivitäten auf dem
gungsstrukturen wird auch dadurch deutlich,      Nachbargrundstück, die Erweiterung eines
dass gem. o. g. Haushaltsbefragung über 24       Lebensmittelmarktes an der Warendorfer Str.
% aller Haushalte in Münster nicht über ein      ermöglicht werden (vgl. Fotos unten). Diese
Auto verfügen und somit auf kurze Wege zum       Entwicklungen werden, soweit Hilfestellungen
Einkaufen, auch ohne den Einsatz des KFZ,        erforderlich sind, offensiv von der Verwaltung
angewiesen sind.                                 oder auch der Wirtschaftsförderung Münster
                                                 GmbH unterstützt.
Das räumlich noch breit gestreute und weit-
gehend feinmaschige Standortnetz ist nicht
zuletzt ein Verdienst der konsequenten Um-
setzung des Einzelhandelskonzepts der Stadt
Münster. Dieses setzt, gerade auch mit Blick
auf den demografischen Wandel, auf eine
zentren- und wohnsiedlungsorientierte Erhal-
tung und Entwicklung der Lebensmittelmärk-
te. Auch in Münster wird trotz Bevölkerungs-
wachstum der Anteil älterer und auch hoch-
betagter Menschen (älter als 65 bzw. 80 Jah-
re) in den kommenden Jahren erheblich zu-
nehmen. Im Gegenzug verlangt das Konzept
bei Ansiedlungsbegehren auf dezentralen
bzw.       wohnungsfernen        Lebensmittel-
marktstandorten eine restriktive Handhabung.
Vor dem Hintergrund des harten Wettbe-
werbs in der Lebensmittelbranche, verbunden
mit dem anhalten Trend zu immer größeren
Verkaufsflächeneinheiten und der komplexen
planerischen Aufgabe der Integration dieser
Betriebe in gewachsene städtebauliche
Strukturen, wird es allerdings schwierig sein,
eine schleichende Ausdünnung dieses Net-
zes gänzlich zu verhindern.

Allerdings gibt es auch zahlreiche positive
Beispiele in Münster, wie in vorhandenen         dm Markt Hammer Str.(oben), Rewe Markt Wa-
                                                 rendorfer Str. (unten)
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