Museumskurier - Sächsisches Industriemuseum

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Museumskurier - Sächsisches Industriemuseum
32. Ausgabe ▪ Dezember 2013

                      Museumskurier
                      des Chemnitzer Industriemuseums und seines Fördervereins

                                                         Roboterschweißzelle von VW im
                                                             Industriemuseum S. 10
                          Sonderausstellung zur
                          Geschichte der
                          Arbeiterbewegung
                          1863 - 2013 S. 14
Schutzgebühr 2,00 ¤
ISSN 1862-8605

                         Das SPIELEmuseum
                         Chemnitz stellt sich vor S. 8           www.saechsisches-industriemuseum.de
Museumskurier - Sächsisches Industriemuseum
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             Museumskurier 12|2013

             Aktuelle Hinweise
             www.saechsisches-industriemuseum.de

             I. Halbjahr 2014
             Ausstellungen                                            Vortragsreihe Sonntagsmatinee
                                                                      jeweils 10:30 Uhr
             30.10.2013 bis 01.05.2014
             Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewe-      26.01.2014
             gung 1863-2013                                           Dr. Ernst Canzler
             Eine Ausstellung des TECHNOSEUMS Mannheim in             Ehrenmal der Röntgenologen und Radiologen aller
             Kooperation mit dem Sächsischen Industriemuseum          Nationen
             Chemnitz
                                                                      23.02.2014
             03.04. bis 01.05.2014                                    Prof. Dr. Arnold van Zyl, TU Chemnitz
             „Nicht mit uns! Sächsische Gewerkschafter im Wider-      Bildungsstandort Chemnitz
             stand gegen die nationalsozialistische Diktatur“,
             Wanderausstellung des DGB                                30.03.2014
                                                                      Birgit Eckert, SCHÖNHERR WEBA GmbH
             11.04. bis 01.07.2014                                    Die Schönherrfabrik Gestern − Heute − Morgen
             Adolf Bleichert, Seilbahnen, Leipzig
             Ausstellung zum 140. Gründungsjubiläum der Firma in      27.04.2014
             Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Wirtschaftsar-        Daniela Walther, TU Bergakademie Freiberg
             chiv e. V. in Leipzig, dem Bürgerverein Gohlis e. V. −   Industriedenkmale und der Umgang damit
             Förderverein Heinrich-Budde-Haus e. V. und den Dresd-
             ner Verkehrsbetrieben AG [DVB AG] − Gruppe Berg-         25.05.2014
             bahnen                                                   Dietrich Mauerhoff, Ottendorf
                                                                      Industrieglas und chemisch verfestigte Hartgläser
             Vorträge und Veranstaltungen
                                                                      29.06.2014
                                                                      Gießertreffen
             Im Rahmen der Sonderausstellung
             „Durch Nacht zum Licht?...“
                                                                      Veranstaltungen des FIM

             Unser Begleit-                                           13.12.2013 Jahresendfeier
             programm
             zur Sonderaus-                                           08.02.2014 Jahreshauptversammlung
             stellung finden
             Sie auf Seite 17
                                                                                                                                       Foto: Daniela Schleich (r.)

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           Editorial

           Liebe Leserinnen und Leser,
           liebe Freunde des Industriemuseums Chemnitz,

           neben den im Kalender 2013 ausgewiesenen Sonderausstellungen,
           Matineen und Veranstaltungen galt es, die Hauptaufgabe, das
           neue Konzept für die Dauerausstellung zu erarbeiten.

           Das neue Konzept und die Umgestaltung der Dauerausstellung
           sind zugleich die Brücke zwischen den Jahren 2013 und 2014.
           Die Sonderausstellungen „Zinn-Welten“, „Reiz & Scham“, „Textil-     Inhalt
           druckmodel − die Sammlung Blum“, „Poesie des Funktionalen“,
           „Durch Nacht zum Licht?“, die Sonntagsmatineen, museumspäda-        02 Aktuelle Hinweise
           gogische Angebote und Projekttage, Chemnitzer Museumsnacht,         03 Editorial & Inhalt
           Ferienangebote und Angebote zum Jahreswechsel, all dies waren       04 Gemeinsam geht es besser
           Besuchermagnete in diesem Jahr.                                        Der Freundeskreis technikhistorische
                                                                                  Museen stellt sich vor
           Dennoch wird sich das Jahr 2014 anders gestalten. Um das neue       06 Erlebnis Eisenbahn − Das Sächsische
           inhaltliche und gestalterische Konzept bis Ende 2014 umsetzen zu       Eisenbahnmuseum
           können, müssen im Jahr 2014 ab Februar die DKW-Ausstellung|         08 Das Deutsche SPIELEmuseum e. V.
           Motorenwerkstatt und ab Juli die Dauerausstellung geschlossen          Chemnitz
           werden.                                                             10 Moderne Anlagen der Automobilin-
                                                                                  dustrie im Industriemuseum
           Die Arbeitsgruppen des Fördervereins haben gute Arbeit geleistet,   12 Die Fliegs. Heyms Familie und ihre
           indem sie Exponate für die neue Dauerausstellung eruiert und vor-      Firmen | Teil 2
           geschlagen haben. Dafür mein Dank. In den kommenden Wochen          14 Durch Nacht zum Licht?
           müssen wir, Museum und Förderverein, uns verständigen, welche       18 Schirmfabrik Alban Classnitz
           Exponate in die neue Dauerausstellung integriert werden. Auch       20 Die SAG Marten in Chemnitz − eine
           wenn die Meinungen dazu zuweilen unterschiedlich sein werden,          Form von Reparationsleistungen
           uns eint ein Ziel, das Industriemuseum voran zu bringen.            22 CNC mit integrierter Rechentechnik
                                                                                  zur Steuerung von Werkzeugma-
           Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Advents-         schinen
           und Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Jahr 2014.            24 Aus den Arbeitsgruppen:
                                                                                  Zwei Jahre ehrenamtliche Arbeit in
           Wenn A für Erfolg steht, gilt die Formel: A = X + Y + Z                der AGr Werkzeugmaschinen
           X ist Arbeit, Y ist Muße und Z heißt Mund halten.                   26 „Große Chemnitzer“
           					Albert Einstein                                                   Berichtigung zum Artikel
                                                                                  Prof. Münch
           Es grüßt Sie herzlich                                               27 Mitteilung der Redaktion
                                                                                  Impressum, Autoren

           Andrea Riedel

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             Museumskurier 12|2013

             Gemeinsam geht es besser
             Der Freundeskreis der technikhistorischen Museen stellt sich vor

                 Wolfgang Kunze
             Auf Initiative der Fördervereine
             des Eisenbahnmuseums und des
             Industriemuseums trafen sich am
             18. Januar 2006 Vertreter des Säch-
             sischen Industriemuseums Chem-
             nitz, des Sächsischen Eisenbahnmu-
             seums e. V. Chemnitz, des Straßen-
             bahnmuseums Kappel, des Museums
             für Sächsische Fahrzeuge Chemnitz
             e. V. und des Deutschen SPIELEmu-
             seums e. V. im Industriemuseum an
             der Kappler Drehe und gründeten
             den „Freundeskreis der technikhisto-
             rischen Museen in Chemnitz“. Ziel
             ist die gegenseitige Unterstützung
             durch gemeinsame Veranstaltungen
             und Werbemaßnahmen, um damit            Auftritt der technikhistorischen Museen zum Stadtfest 2006
             die Bedeutung von Chemnitz als
             Industriestadt zu stärken. Unter der    Bereits im Juni 2006 gelang es dem              Museen auf der ersten Chemnitzer
             Überschrift „Museen unter einem         Freundeskreis, einen gemeinsamen                Museumsmesse vom 27. Januar bis
             Hut − Neuer Freundeskreis gegrün-       Flyer herauszugeben. Die Druck-                 5. Februar 2007 in der Sonderaus-
             det“ berichtete die Freie Presse am     kosten wurden zu 30 % von den                   stellungshalle des Industriemuse-
             20. Januar 2006 über diesen freiwil-    zwei großen Museen (Industrie- und              ums Exponate aus ihren Depots, die
             ligen Zusammenschluss.                  Eisenbahnmuseum) übernommen.                    in den Dauerausstellungen nicht
                                                                                                     gezeigt werden können. Am Erfolg
             Der Sprecher des Freundeskreises,       Eine erste große Aktion plante                  dieser 1. Museumsmesse waren
             Dr. Wolfram Hoschke, äußerte            der Freundeskreis zum Chemnit-                  auch zwei Museen beteiligt, die im
             sich gegenüber der Zeitung: „Wir        zer Stadtfest 2006. Zur Eröffnung               Januar 2007 in den Freundeskreis
             möchten gern erreichen, dass sich       des Festes bewegten die fünf Mu-                aufgenommen wurden: das Ebers-
             alle Chemnitzer Museen zu einem         seumsdirektoren die Draisine des                dorfer Schulmuseum e. V. und das
             Freundeskreis zusammenschließen.“       Industriemuseums, die vorher von                Sächsische Nutzfahrzeugmuseum
             Aber leider ist das bis heute ein       den Straßenbahnfreunden für den                 Hartmannsdorf e. V. Beide Museen
             Wunsch geblieben, im Gegensatz zu       öffentlichen Verkehr tauglich ge-               bereicherten mit interessanten Ex-
             unserer französischen Partnerstadt      macht wurde, mit Muskelkraft vom                ponaten wie einem historischen
             Mulhouse, wo dies schon seit vielen     Straßenbahnmuseum Kappel ins                    Schulzimmer die Ausstellung. Inter-
             Jahre realisiert ist.                   Stadtzentrum. Auf der Brückenstra-              nationales Flair wurde durch die Teil-
                                                     ße wurden sie von der Bürgermei-                nahme der technischen Museen der
             Bereits am 21. März 2006 empfing        sterin Frau Lüth begrüßt. In zwei               Partnerstadt Mulhouse erreicht. Die
             die damalige Bürgermeisterin für        Straßenbahnwagen präsentierten                  Teilnahme der Oberbürgermeisterin
             Jugend und Familie, Soziales, Ge-       sich die fünf Mitglieder des Freun-             Barbara Ludwig und von Vertretern
                                                                                                                                                    Foto: Archiv Industriemuseum

             sundheit, Kultur und Sport, Heide-      deskreises und verteilten den ge-               der Staatsregierung Sachsens an
             marie Lüth, die Vertreter des neuen     meinsamen Flyer. Stadtfestbesucher              der Eröffnungsveranstaltung zeigte,
             Freundeskreises zu einem Gespräch.      konnten sich auf extra verlegten                dass der Freundeskreis in dem einen
             Sie begrüßte seine Ziele und ver-       Gleisen im Draisinefahren erproben.             Jahr seines Bestehens viel erreicht
             sprach, sie mit den Mitteln der Stadt                                                   hatte.
             zu fördern, was sie in ihrer Amtszeit   Nach gewissenhafter Vorbereitung
             auch tat.                               zeigten die fünf technikhistorischen

Museumskurier_Dez_13.indd 4                                                                                                            04.12.2013 12:06:52
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           Die 2. Museumsmesse der nunmehr
           sieben dem Freundeskreis angehö-
           renden Museen wurde vom 29. bis
           31. August 2008 im Eingangsbe-
           reich des Industriemuseums durch-
           geführt. Hier zeigte es sich, dass die
           Platzverhältnisse nicht ausreichend
           waren und man über bessere Lö-
           sungen nachdenken sollte. So kam
           die Einladung der Messe Chemnitz,
           auf der am 20. September 2009
           stattfindenden Oldtimermesse in der
           Chemnitzarena mit einem gemein-
           samen Stand aufzutreten, gerade
           recht. Seitdem gehört die jährlich
           durchgeführte Oldtimermesse zum
           festen Bestandteil der Präsentation
           des Freundeskreises. Höhepunkt war
           dabei die Gestaltung des 250 m²
           großen Hauptstandes anlässlich des
           Jubiläums „125 Jahre Wanderer“ im        Festumzug zum 100. Geburtstag des Neuen Rathauses Chemnitz im September 2011
           Jahr 2010.

           Wie der große Festumzug mit dem          Im Jahr 2011 gestaltete der Freun-           menschluss von Museen und Ver-
           Lokomotivtransport im Hartmann-          deskreis, der nunmehr auf zehn               einen, die sich der Industriekultur
           Jahr 2009, der vom Eisenbahnmuse-        Museen angewachsen war, mit                  verbunden fühlen. Die gleichberech-
           um maßgeblich unterstützt wurde,         Unterstützung der Chemnitzer                 tigten Mitglieder pflegen fachlichen
           werden die jährlich im September         Wirtschaftsförderungsgesellschaft            Austausch, unterstützen einander
           stattfindenden „Tage der Indus-          CWFG einen neuen Flyer. Auf Grund            und unternehmen gemeinsame Ak-
           triekultur“ hauptsächlich von der        der neuen Mitglieder Technikmu-              tivitäten“ sich verwirklicht.
           Chemnitzer Wirtschaftsförderungs-        seum Seilablaufanlage, Eisenbahn-
           und Entwicklungsgesellschaft mbH         freunde „Richard Hartmann“ Chem-             In diesem und den kommenden Hef-
           und den technikhistorischen Mu-          nitz e. V., Bergbaumuseum Oelsnitz/          ten des Museumskuriers stellen sich
           seen getragen.                           Erzgebirge,      Motorradausstellung         die einzelnen Museen vor.
                                                    DKW/MZ im Schloss Wildeck Zscho-
                                                    pau heißt er nun „Freundeskreis
                                                    Technikhistorische Museen, Region
                                                    Chemnitz“.

                                                    Die 2012 bzw. 2013 dem Freundes-
                                                    kreis beigetretenen neuen Mitglie-
                                                    der Textil- und Rennsportmuseum
                                                    Hohenstein-Ernstthal und Eisen-
                                                    bahnfreunde Chemnitztal e. V. be-
                                                    reicherten den Gemeinschaftsstand
                                                    der Oldtimermesse schon wesent-
                                                    lich.

                                                    Mit dem Anstieg der Mitgliederzahl
                                                    von fünf im Jahr 2006 auf zwölf
                                                    im Jahr 2013 wird deutlich wie gut
                                                    der Leitgedanke „Der Freundeskreis
            Plakat der Museumsmesse 2007            Technikhistorische Museen, Region
                                                    Chemnitz, ist ein freiwilliger Zusam-

Museumskurier_Dez_13.indd 5                                                                                                            04.12.2013 12:06:52
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             Museumskurier 12|2013

             Erlebnis Eisenbahn −
             Das Sächsische Eisenbahnmuseum
                 Katharina Adler| Jürgen Kabus
             In Hilbersdorf dampft, raucht und                 netz. Das Verkehrsaufkommen Ende            Rauchgasabführung ausgerüstet,
             qualmt es noch immer − mehr als                   des 19. Jahrhunderts stieg stetig an.       welche über vier jeweils 40 Meter
             110 Jahre nach der Errichtung des                 Die Mechanisierung und Maschini-            hohe Schornsteine entlüftete. Heu-
             Bahnbetriebswerkes.       Heutzutage              sierung waren einer der Faktoren,           te steht weithin sichtbar nur noch
             sind es nicht ausschließlich mehr                 weswegen das Warenangebot ex-               ein Schornstein auf dem Areal. Zur
             Güterzug- oder Rangierlokomotiven,                pandierte. Mit den bestehenden              Wasserversorgung des Komplexes
             die im Stadtteil Hilbersdorf für einen            Transportkapazitäten des Chem-              diente anfänglich ein Sammel-
             „eisenbahnromantischen         Traum"             nitzer Bahnhofes sowie des nahen            brunnen. Dieser reichte aufgrund
             sorgen. Die Mitglieder des Säch-                  Güter- und Rangierbahnhofes wa-             der steigenden Kapazitäten und
             sischen Eisenbahnmuseums e. V.                    ren die großen Warenmengen nicht            Anforderungen bald nicht mehr
             bieten ihren großen und kleinen                   mehr zu bewältigen. Mit der Errich-         aus und führte zu Versorgungseng-
             Gästen einen spannenden Einblick                  tung des Ablaufberges für den Gü-           pässen. Eine bessere Versorgung
             − eine Zeitreise − in die Welt der                terverkehr im Jahre 1896 wurde der          mit Brauchwasser erfolgte durch
             Eisenbahn. Egal ob Modellbahn,                    Grundstein für das spätere Bahnbe-          die Errichtung der Talsperre Euba,
             Feldbahn oder Regelspur, das Säch-                triebswerk gelegt.                          welche ab 1914 das Bahnbetriebs-
             sische Eisenbahnmuseum und sei-                   Die ursprünglichen Pläne sahen den          werk versorgte. Zwischen 1928 und
             ne Exponate faszinieren. In langer                Bau von drei Ringlokschuppen vor,           1930 errichtete die Firma Heckel
             ehrenamtlicher Arbeit konnten die                 mit einer Kapazität von 26 Lokomo-          eine Seilablaufanlage für den Ab-
             vorhandenen Gebäude und Anlagen                   tivständen pro Schuppen. Zwischen           laufberg, welche den Rangierbe-
             bewahrt und somit der Öffentlich-                 den Jahren 1899 und 1900 errich-            trieb beschleunigte. Die elektrischen
             keit zugänglich gemacht werden.                   tete die Deutsche Reichsbahn auf            Anlagen hierfür stammten von den
                                                               dem hiesigen Areal zwei Heizhäuser.         Siemens-Schuckert-Werken. Diese
             In den 1850er Jahren erfolgte die An-             Zwei Ringlokschuppen konnten Ende           für die damalige Zeit moderne Au-
             bindung des Industrie- und Lebens-                Oktober 1900 den Betrieb auf-               tomatisierungstechnologie ermögli-
             raumes Chemnitz an das stetig                     nehmen. Jeder der beiden Lok-               chte die tägliche Auflösung von 100
             wachsende sächsische Eisenbahn-                   schuppen war mit einer zentralen            Zügen.

                                                                                                           Die Zahl der in Hilbersdorf behei-

                                                                                                                                                         Foto: Ralf Bechmann, 2010 (l.u.), Ralf Bechmann, 2013 (r.u.), Archiv CWE (r.o.)
                                                                                                           mateten Lokomotiven stieg relativ
                                                                                                           konstant an, so dass die beste-
                                                                                                           henden Behandlungs- und Versor-
                                                                                                           gungsanlagen für die Lokomotiven
                                                                                                           bald nicht mehr ausreichten. Eines
                                                                                                           der Wahrzeichen des Sächsischen
                                                                                                           Eisenbahnmuseums ist der im Jahr
                                                                                                           1956 errichtete Kohlehochbunker.
                                                                                                           So ästhetisch wie zur Nachtfo-
                                                                                                           toparade des Heizhausfestes sah
                                                                                                           dieses technikhistorische Zeugnis
                                                                                                           nicht immer aus. In seiner „Glanz-
                                                                                                           zeit" bedeckte ihn eine dicke Ruß-,
                                                                                                           Staub- und Schmutzschicht. Der
                                                                                                           von der Firma Ardelt in den 1920er
                                                                                                           Jahren entwickelte Hochkohle-
              Schwarzer Qualm und ein signifikantes Pfeifen verkünden weithin in Chemnitz ein industrie-   bunker hatte ein Fassungsvermögen
              kulturelles Highlight                                                                        von 100 Tonnen und ermöglichte
                                                                                                           die gleichzeitige Versorgung von

Museumskurier_Dez_13.indd 6                                                                                                                 04.12.2013 12:06:52
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                                                                                                  motiven verschiedener Baureihen
                                                                                                  sowie einige historische Personen-
                                                                                                  und Güterwagen. Auf dem Gelände
                                                                                                  ist ebenfalls eine Feldbahnanlage
                                                                                                  mit 600 mm Spurweite verlegt. Des
                                                                                                  Weiteren gehören mehrere Modell-
                                                                                                  bahnanlagen in den Spurweiten H0
                                                                                                  und Spur 1 zum Museum.

                                                                                                  Das Sächsische Eisenbahnmuseum
                                                                                                  e. V. präsentiert und vermittelt sei-
                                                                                                  nen Besuchern und Besucherinnen
                                                                                                  auf dem Außen- und Innengelän-
                                                                                                  de des ehemaligen Bahnbetriebs-
                                                                                                  werkes Chemnitz-Hilbersdorf Tech-
                                                                                                  nik- und Industriegeschichte zum
                                                                                                  Anfassen mit einem Schwerpunkt
                                                                                                  auf Sächsischen und Ostdeutschen
                                                                                                  schienengebundenen Fahrzeugen.
                                                                                                  In speziellen Workshops können El-
                                                                                                  tern zusammen mit ihren Kindern
                                                                                                  das Erlebnis Eisenbahn hautnah er-
                                                                                                  fahren. Der authentische Lokschup-
                                                                                                  pen lädt zu Veranstaltungen mit
                                                                                                  einer ganz individuellen Note ein,
                                                                                                  beispielsweise zu Kindergeburtsta-
                                                                                                  gen, Firmenveranstaltungen, Früh-
                                                                                                  stücksbuffet oder Präsentationen.
                                                                                                  Die museumseigene Feldbahn fährt
                                                                                                  fast jedes Wochenende. Mitfahrten
                                                                                                  auf Regelspurfahrzeugen werden
            Faszination Eisenbahn − ein Erlebnis für Groß und Klein                               jedoch nur zu Großveranstaltungen
                                                                                                  angeboten. Das Sächsische Eisen-
           bis zu vier Dampflokomotiven. Die                   historisches Technisches Denkmal   bahnmuseum ist nur teilweise be-
           technischen Anlagen des Werkes                      der Produktions- und Verkehrsge-   hindertengerecht ausgebaut.
           sind bis heute nahezu vollständig                   schichte dar.
           erhalten geblieben. Die Deutsche                                                        Anschrift:
           Bahn nahm das Bahnbetriebswerk                      Im Fahrzeugbestand des Muse-        Sächsisches Eisenbahnmuseum e. V.
           Chemnitz-Hilbersdorf im Jahr 1996                   ums befinden sich unter anderem     An der Dresdner Bahnlinie 130 c
           außer Betrieb. Es stellt ein wichtiges              Dampf-, Diesel- und Elektroloko-    09131 Chemnitz

                                                                                                   Kontakt:
                                                                                                   Telefon 0371 92092848 sowie
                                                                                                   0157 39446646
                                                                                                   E-Mail: info@sem-chemnitz.de

                                                                                                   Öffnungszeiten:
                                                                                                   18. April bis 14. Dezember 2014
                                                                                                   samstags und sonntags sowie an
                                                                                                   allen sächsischen Feiertagen,
                                                                                                   außerdem Zusatzveranstal-
                                                                                                   tungen und Sonderöffnungs-
            Ein ästhetisches Erlebnis der besonderen Art                                           zeiten unter
                                                                                                   www.sem-chemnitz.de

Museumskurier_Dez_13.indd 7                                                                                                        04.12.2013 12:06:53
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             Museumskurier 12|2013

             Das Deutsche SPIELEmuseum e. V. Chemnitz
             „Wir spielen immer… wer’s weiß, ist klug“ − diese Weisheit Arthur Schnitzlers wurde zum Motto des
             Deutschen SPIELEmuseums Chemnitz.

                 Cynthia Kempe-Schönfeld
             Zur Geschichte
             Das Deutsche SPIELEmuseum ist ein
             lebendiger Ort, der das Kulturgut
             Spiel in seiner Vielfältigkeit zeigt
             und die aktive Kommunikation zwi-
             schen den Kulturen und Generati-
             onen fördert.
             Es wurde 1986 in Hamburg gegrün-
             det. Nach neun Jahren erfolgreicher
             Arbeit in der Hansestadt erfolgten
             der Umzug und damit die Verlegung
             des Vereinssitzes nach Chemnitz.
             1995 errichtete der solaris Unter-
             nehmensverbund das Gebäude für
             das Museum − damit war es der
             erste Museumsneubau in den neuen
             Bundesländern. 2011 erfolgte zur
             Sicherung und Gewährleistung des
             Standortes Chemnitz die Übernah-
             me der einzigartigen Sammlung in         falt ihrer Anlage. Es ist gelungen,     cher − knapp 12.000 im Jahr 2012
             den gemeinnützigen Bereich des so-       eine nahezu lückenlose Genealogie       − entdecken können:
             laris Unternehmensverbundes (sola-       aufzubauen, die die Geschichte und
             ris Stiftung).                           Veränderung sowie das thematische       Games of Skill − Spiele der Fähigkei-
             Das Deutsche SPIELEmuseum wird           Spektrum des Kulturguts Spiel zeigt.    ten und Fertigkeiten
             betrieben durch den Deutsches            Ob Schifffahrt, Eisenbahn, Auto, Lie-   die Auseinandersetzung mit der
             SPIELEmuseum e. V. Eigentümerin          be, Tod, Gesundheit, Religion, Sport,   Natur, soweit wir sie begreifen und
             der Sammlung wie auch der Muse-          Mode, Geld, Natur, Tiere… es gibt       erforschen können, z. B. Baukästen,
             ums-Immobilie ist die solaris Stif-      keinen Lebensbereich ohne Spiel. So     Puzzles, Lehr- und Lernspiele, Quiz
             tung.                                    gelten Spiele immer auch als Spie-
                                                      gel der Zeit, in der sie entstehen.     Games of Chance − Spiele des Zu-
             Die Sammlung                                                                     falls
             Die Sammlung besteht aus über            Besonders stolz sind wir auf unsere     das Erleiden von Konsequenzen,
             35.000 historischen Objekten aus         Sammlung an Spielen des Jugend-         über die wir keine Kontrolle haben,
             den letzten zehn Jahrhunderten,          stils, die es in diesem Umfang kein     z. B. Würfel-, Kugel-, Kreisel- und
                                                                                                                                            Foto: Archiv Deutsches SPIELEmuseum e. V. Chemnitz

             die in der Dauerausstellung, wech-       zweites Mal gibt.                       Kartenspiele, Lotto
             selnden Sonderausstellungen sowie
             Wanderausstellungen präsentiert          Die Ausstellung                         Games of Strategy − Strategische
             werden. Neben Brettspielen umfasst       Die Ausstellung „Historische SPIELE     Spiele
             der Fundus alle Spielmaterialien mit     aus aller Welt“ lädt ein zu ei-         die Reaktionen und Verhaltenswei-
             Regeln. Die Bibliothek verzeichnet       ner spannenden Entdeckungsreise         sen von Mitmenschen bei gleichen
             alte und neue Bücher der Spielli-        durch die Geschichte der Spiele ein.    Ausgangsbedingungen, z. B. Schach,
             teratur sowie Kataloge, Dokumente        Sie zeigt nach der Folk Model Theo-     Dame, Halma, Reversi, Go
             und andere spielnahe Exponate,           rie, dass Spiele die vier wichtigsten
             Grafiken, Plakate.                       Lebensbereiche widerspiegeln, mit       Mixed Games − Mischung der drei
                                                      denen sich die Menschen auseinan-       vorgenannten Kategorien
             Der Reiz der Sammlung − und damit        dersetzen. Daraus ergeben sich vier     die Simulation und Diskussion von
             der größte Schatz − liegt in der Viel-   Spielkategorien, die unsere Besu-       komplexen Zusammenhängen un-

Museumskurier_Dez_13.indd 8                                                                                                    04.12.2013 12:06:54
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                                                                                           vom 1. bis 3. November kleine und
                                                                                           große, junge und jung gebliebene
                                                                                           spielbegeisterte zu den Spieletagen
                                                                                           „Chemnitz SPIELt!“ ein. Drei Tage
                                                                                           lang drehte sich alles um aktuelle
                                                                                           Brett- und Kartenspiele, die vor Ort
                                                                                           nach Herzenslust ausprobiert wer-
                                                                                           den konnten.

                                                                     Sandmännchen-Spiel

           serer Zivilisation, z. B. Wirtschafts-,   Chemnitz SPIELt! − Unsere größte
           Kriminal-, Reise- und Fantasyspiele       Spieleaktion für Chemnitz
           Für das lokale Publikum sind die          Im Spieleraum des Museums kön-
           ausgestellten Spiele aus DDR-             nen die Besucher/innen über 2.700
           Zeiten         (Sandmännchen-Spiel,       aktuelle traditionelle und elektro-
           Hütchen-Spiel, Wir sammeln Pilze          nische Spiele ausprobieren und
           oder Der bunte Würfel) besonders          spielen. Es finden regelmäßig the-
           spannende Exponate, da Chemnitz/          menspezifische Workshops, Spiele-     Fröbels Bauschule
           Karl-Marx-Stadt eine reiche Spiele-       aktionen und -veranstaltungen
           kultur besaß. Ob bei den Verlagen         statt.
           Brückner, Zinke oder Lederbogen           Pöppel, Meeple, Würfel und Co.
           oder unter der bekanntesten Marke         machten sich auch 2013 wieder
           SPIKA − es erschienen zahlreiche          auf den Weg in die Sachsen Allee
           Gesellschaftsspiele und bei nähe-         Chemnitz. Gemeinsam luden das
           rem Hinsehen entpuppt sich die            Deutsche SPIELEmuseum, die Vieh-                                     Elektro-
           heutige Stadt der Moderne als ein         weg Spielwaren und Freizeit GmbH                                     nischer
                                                                                                                          Baukasten
           Zentrum der Spieleproduktion.             (Rabattz) und die Sachsen Allee

                                                                                            Anschrift:
                                                                                            Deutsches SPIELEmuseum
                                                                                            Neefestraße 78 a
                                                                                            09119 Chemnitz

                                                                                            Kontakt:
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                                                                                            www.deutsches-spielemuseum.de
                                                                                            www.facebook.com/SPIELEmuseum

                                                                                            Öffnungszeiten:
                                                                                            Mittwoch bis Freitag, 13–18 Uhr
                                                                                            Samstag, Sonntag,
                                                                                            Feiertage, 13–19 Uhr
            Stadt-Land-Spielt im September 2013

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             Moderne Anlagen der Automobilindustrie im
             Industriemuseum
             Die Mitglieder der AG Werkzeugmaschinen berieten mehrfach über die Aktualisierung der bestehenden
             Dauerausstellung. Ein Thema war die Beschaffung und Ausstellung eines neuen Roboters, der realitätsnah
             einen Produktionsprozess widerspiegeln sollte. Naheliegend war die Beschaffung von Robotern aus der VW-
             Produktion des Werkes Mosel.

                 Jochen Schmidt
             Überraschend schnell ergab sich die
             Erfüllung dieses Wunsches, denn im
             VW-Werk Mosel stellte man Ende
             2012 die Produktion des Golf VI
             ein. Die komplette Fertigungslinie
             sollte demontiert werden. Dank der
             Anregung der Arbeitsgruppe Werk-
             zeugmaschinen nahm die Leitung
             des Industriemuseums Kontakt zur
             Volkswagen Sachsen GmbH Zwi-
             ckau auf. Kurzfristig bestätigte VW
             unsere Bitte zur Bereitstellung eines
             Schweißroboters. Bei einem Besuch
             in Mosel erhielten Klaus Riediger,
             Achim Dresler und Klaus Rietschel
             schließlich das Angebot zur Über-       Schweißanlage AFO 230 im Industriemuseum
             nahme einer kompletten Zelle mit
             vier Robotern des Herstellers KUKA
             Roboter GmbH Augsburg. Eingesetzt       tatkräftig das Industriemuseum             das Fließband liefen. So konnten wir
             waren sie in der Anlage der Rohbau-     zu unterstützen. Vom 5. bis 7. No-         erahnen, wie in etwa der Produkti-
             karosseriefertigung für den GOLF VI     vember 2012 fuhren Hans Klein,             onsablauf war. Doch viel Zeit konn-
             sowie einer Karosserie als Objekt zur   Jochen Schmidt, Lothar Grimm, Rai-         ten wir nicht dafür verwenden, galt
             Vorführung.                             ner Gründig, Klaus Rietschel, Bernd        es doch, so schnell wie möglich aus
                                                     Schlegel und Jürgen Hofmann aus            dem Gewirr von Kabel-, Pneumatik-
             Die Umsetzung ging rasant schnell.      den Arbeitsgruppen Werkzeugma-             und Rohrtrassen die gewünschten
             Das Industriemuseum wurde kurz-         schinen und Steuerungstechnik ge-          vier Roboter zu demontieren.
             fristig darüber informiert, dass in-    meinsam mit den Mitarbeitern des
             nerhalb von drei Tagen die Demon-       Industriemuseums Achim Dresler             Schwierig war für die Kollegen der
             tage des ausgewählten Objektes mit      und Frank Reinholdt zu den Demon-          Arbeitsgruppe Steuerungstechnik,
             den Kräften des Industriemuseums        tagearbeiten nach Mosel. Insgesamt         aus der Unmenge von Kabeln die für
             sowie des Fördervereines erfolgen       erbrachten die beiden Arbeitsgrup-         den Museumsbetrieb notwendigen
             muss. Nun waren die AG Werk-            pen über 100 Arbeitsstunden in Mo-         Kabel herauszufinden, zumal diese
             zeugmaschinen und Steuerungs-           sel.                                       durch den jahrelangen Betrieb in
             technik gefragt, da die Mitarbeiter                                                den Kabeltrassen mit Schweißrück-
             des Industriemuseums allein nicht       Beeindruckend für uns war die Di-          ständen zugebacken waren bzw.
             in der Lage waren, diese umfang-        mension der Fertigungsstraße, auf          durch die Gesamtvernetzung aller
             reichen Arbeiten durchzuführen.         der ca. 1,2 Mio. Golf V- und Golf          Informationspunkte der Produkti-
             Unsere „Jugendbrigade“ mit dem          VI-Karosserien gefertigt wurden. Bei       onslinie große Mengen von Kabel
                                                                                                                                             Foto: Mingxi Li

             Altersdurchschnitt von über 70 Jah-     der Demontage vor Ort beobachte-           auch durch unsere Schweißstati-
             ren, sprich die erfahrenen Hasen,       ten wir in unmittelbarer Nachbar-          on führten. Die Roboterdemontage
             war gefordert, bei diesen Arbeiten      schaft, wie Passat-Karosserien über        setzte die Demontage dieser Kabel-

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           kanäle zunächst voraus. In mühe-        der Einhaltung des vorgesehenen           einer Beleuchtung durch eine Rot-
           voller Handarbeit wurde diese De-       Ablauftermins.                            Grünsteuerung, die den Karosse-
           montage termingerecht geschafft         Aber auch die Mitglieder der AG           rietransport simulieren soll. Durch
           und ein Transport nach Chemnitz         Steuerungstechnik, die Herren Dr.         eine aufblitzende LED-Lampe wird
           konnte erfolgen. Im Nachgang stell-     Weber, Schlegel und Hofmann,              der Schweißvorgang dargestellt.
           ten wir fest, dass alle notwendigen     mussten intensiv an den Steuerungs-       Schließlich bestand die Aufgabe, die
           Baugruppen für einen Neuaufbau          schränken die „Arbeitsspuren“ be-         Roboter neu zu programmieren und
           zur Verfügung standen.                  seitigen. Parallel zu diesen Reini-       in Betrieb zu nehmen. Dafür konnte
                                                   gungsarbeiten hatte Walter Grün-          Jürgen Langer, ehemaliger Mitar-
           Doch mit der Anlieferung der Robo-      thal, AG Werkzeugmaschinen, die           beiter bei VW Chemnitz, verpflichtet
           ter im Depot begann die eigentliche     Aufgaben der konstruktiven Bear-          werden. Seine Leistungen und Ideen
           Arbeit sowohl für die Mitarbeiter der   beitung. Dazu gehörten neue Bau-          führten das Projekt letztendlich mit
           beteiligten Arbeitsgruppen als auch     gruppen und die Aufstellungspläne.        zum Erfolg.
           für uns wichtige Partner. Unter Lei-    Es mussten neben den Aufstellungs-
           tung von Klaus Rietschel wurde eine     varianten auch Sicherheitsaspekte         Die Übergabe der Roboterzelle er-
           Arbeitsgruppe „Roboter“ gegründet.      berücksichtigt werden. Am 17. April       folgte am 25. September 2013 un-
           Aufgabe war es, die technische und      2013 wurde mit der Aufstellung der        ter Teilnahme von Vertretern aus
           zeitliche Abfolge der notwendigen       Baugruppen begonnen. Die Firma            Wirtschaft, Politik und Medien so-
           Arbeiten sinnvoll zu organisieren. Es   Voith GmbH bekam den Auftrag für          wie den Helfern aus dem Förder-
           musste u. a. die Robotersteuerung,      diese Leistungen, einschließlich der      verein und dem Industriemuseum.
           die Montage der gesamten Roboter-       Verlegung von erforderlichen Ver-         Die Direktorin Andrea Riedel sprach
           station und viele Kleinarbeiten über    sorgungleitungen. Voith übernahm          allen Beteiligten den Dank aus und
           das IMC in Auftrag gegeben werden.      auch den Aufbau und die Erweite-          konnte hierzu die Oberbürgermei-
           Dazu waren entsprechende Ange-          rung der Umhausung. Für die letzt-        sterin und Vorsitzende des Zweck-
           bote einzuholen und zu bewerten.        genannte Leistung trat Voith auch         verbandes Barbara Ludwig, den
           Neben diesen vielen Koordinations-      als Sponsor auf.                          Geschäftsführer von VW Sachsen
           arbeiten war es auch notwendig, die                                               Herrn Rothenpieler und Herrn Sand-
           finanzielle Seite dieser Arbeiten ab-   Besonderer Verdienst am Erfolg            mann aus dem Werk Mosel, Herrn
           zusichern. Allein für den Transport     gebührt auch den Vertretern der           Früh vom Staatsministerium und
           von Mosel nach Chemnitz stellte         Firma SRA GmbH Chemnitz, dem Ge-          weitere Persönlichkeiten begrüßen.
           unser Förderverein etwas mehr als       schäftsführer Herrn Schneider und         Auch Presse und Fernsehen berich-
           5.000 € zur Verfügung.                  seinem Mitarbeiter Herrn Greulich.        teten von diesem Ereignis. Im Rah-
                                                   Die Firma SRA übernahm die Neuer-         men dieser Übergabe konnte Herr
           Um die Roboter und alle zugehö-         arbeitung des Steuerungsprojektes.        Rothenpieler den übernommenen
           rigen Einrichtungen im Museum           Dazu erfolgten die Umrüstung in           Anteil der Anlage von VW als Ge-
           präsentieren zu können, mussten         der Steuerung, eine komplette Neu-        schenk an das Industriemuseum
           die Ausrüstungen von den über Jah-      programmierung der Zellensteue-           übereignen. Gleichzeitig gab er das
           re angefallenen Schweißrückstän-        rung sowie das neue Kabelprojekt.         Versprechen ab, eine weitere gute
           den befreit werden. Dies erwies sich    Auch hier wurden Teilleistungen ge-       Zusammenarbeit mit dem Industrie-
           als sehr aufwändig und zeitraubend.     sponsert. Stefan Sommerschuh, AG          museum zu unterstützen.
           Einesteils sollten nach den Vorgaben    Werkzeugmaschinen, befasste sich
           des Restaurators die Patina und die     mit den Problemen der pneuma-             Mit dieser Aktion hat das Industrie-
           Arbeitsspuren zu sehen sein, ande-      tischen Steuerung und wirkte spä-         museum in Zusammenarbeit mit
           rerseits sollten die Oberflächen vom    ter aktiv bei der Inbetriebnahme der      dem Förderverein ein bedeutendes
           Schmutz befreit werden. Besonders       Pneumatik mit. Weitere notwendige         Exponat zugewonnen. Wir sind si-
           die Flächen, die im Spritzbereich der   Aktivitäten bei der Aufstellung und       cher, dass die Freude unserer Mit-
           Schweißzangen lagen, erforderten        Inbetriebnahme wurden von der             arbeiter bei der Beschaffung dieses
           viel Zeit und Mühe.                     AG Werkzeugmaschinen erbracht.            Exponates auch Freude und auf
           Dabei nahmen wir gern die Hil-          Die Darstellung der Lichteffekte          reges Interesse bei künftigen Besu-
           feleistung der Glauchauer Firma         im Roboterzyklus mittels farbiger         chern stoßen wird. Die Anlage findet
           Metzeroth in Anspruch. Sie unter-       LED-Leuchtbänder programmierte            nämlich auch in den Planungen der
           stützte uns einen vollen Tag mit        Dr. Roland (Unterstützung AMEC            neuen Dauerausstellung ihren Platz.
           zwei Arbeitskräften. Dieser außer-      e. V.) und testete sie erfolgreich. Der
           planmäßige Einsatz verhalf uns zu       Ablauf beginnt mit der Zuschaltung

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             Die Fliegs. Heyms Familie und ihre Firmen|Teil 2
             Die Firma Flieg & Karmann oder das Geheimnis einer Brieftasche

                 Jürgen Nitsche
             In der Sammlung des Industriemuse-      den zahlreichen jüdischen Welt-
             ums befindet sich eine dunkelbrau-      kriegsteilnehmern gehörte. Noch in
             ne Brieftasche mit einem Eindruck.      Schrimm hatte er sich im Dezember
             Auch wenn die leicht ramponierte        1916 mit der um zehn Jahre jün-
             Brieftasche weder Geldscheine           geren Erna Friedeberger vermählt.
             noch Ausweise oder Visitenkarten        Damit hätte er nach Ansicht seines
             enthält, könnte sie viele Geschich-     Schriftstellerneffen in „die jüdische
             ten erzählen. Der in goldenen Let-      Aristokratie“ eingeheiratet. Die Ehe-
             tern gehaltene Eindruck lüftet das      leute hatten zwei Kinder.
             Geheimnis ihrer Herkunft: „Flieg &
             Karmann, CHEMNITZ, Neumarkt 7“.         Daniel Flieg, der schon seit 1912 in    Brieftasche Flieg & Karmann
             Begeben wir uns auf Spurensuche!        Chemnitz lebte, kannte offensicht-
             Stefan Heym erwähnte in seiner          lich schon länger den aus Press-        Neumarkt 7 (Am Plan), das im Besitz
             Autobiografie „Nachruf“, dass sich      burg (heute Bratislava, Slowakei)       der Erben des Möbelstofffabrikan-
             sein Onkel David Flieg dank Un-         stammenden Kaufmann Josef Kar-          ten Heinrich Clemens Zöllner war.
             terstützung des Vaters „mit einem       mann. 26-jährig war dieser Ende         Daniel Flieg und Josef Karmann wa-
             Herrn Karmann als Partner in einem      1914 nach Chemnitz gekommen.            ren Mitglieder des verdienstvollen
             Konfektionsgeschäft am Neumarkt         Kriegsbedingt musste der damalige       Chemnitzer Vereins „Kunsthütte“.
             etabliert“ hätte. Es war kein Zu-       Handlungsgehilfe, der die unga-         Die Firma bot vier Männern und
             fall, dass Daniel Flieg, Heyms Vater,   rische Staatsbürgerschaft besaß, im     elf Frauen Arbeit. Darunter könnte
             seinen jüngsten Bruder mit Josef        August 1915 die Stadt verlassen.        sich der Besitzer der Brieftasche
             Karmann zusammenbrachte. David          Im November 1918 kehrte er als          befunden haben. Karl Karmann,
             Flieg war erst im Januar 1920 aus       Kriegsinvalide zurück.                  ein älterer Bruder des Mitinhabers,
             Schrimm (bis dahin Provinz Posen)       Josef Karmann vermählte sich im         war als Reisender für die Firma
             nach Chemnitz gezogen. Zur An-          Juni 1920 in Zschopau mit der fast      tätig. Zum konkreten Warenange-
             meldung legte er den Behörden           gleichaltrigen Kaufmannstochter         bot können mangels Belege kaum
             einen Provisorischen Militärpass        Erna Messerschmidt. Wenige Mo-          aussagekräftige Angaben gemacht
             vor, der dokumentierte, dass er zu      nate später wurde ihr einziger Sohn     werden. Überliefert ist, dass eine
                                                     in der Staatlichen Frauenklinik ge-     Stammkundin aus Reichenbrand im
                                                     boren. Durch die Heirat wurde Josef     Sommer 1927 Wischtücher und Ta-
                                                     Karmann ein Verwandter der Familie      schentücher kaufte, im Herbst 1936
                                                                                                                                            Foto: Archiv Nitsche (r.o.), privat (l.u., r.u.), Industriemuseum (l.o.)
                                                     Flieg, denn Agnes Messerschmidt,        entschied sie sich für Läufer und
                                                     seine Schwiegermutter, war eine         Damast-Meterware. Die Umsätze
                                                     geborene Primo. Dies erklärt wahr-      der Firma stiegen kontinuierlich.
                                                     scheinlich, wieso Josef Karmann         Ihre jährlichen Reinerlöse beliefen
                                                     und David Flieg in dieser Zeit Ge-      sich auf bis zu 60.000 RM.
                                                     schäftspartner wurden.
                                                                                             Die Firma erlaubte den Familien der
                                                     In den Folgejahren entwickelte sich     Teilhaber ein Leben in Wohlstand:
                                                     die Firma Flieg & Karmann, die Mit-     David Flieg verlegte um 1930 seinen
                                                     glied des Reichsverbandes des Stoff-    Wohnsitz in den Vorort Schönau,
                                                     großhandels war, zu einer pros-         wo er die Villa Pestalozzistraße 3
                                                     perierenden Großhandlung für Lei-       (heute Göbelstraße) erworben hat-
                                                     nen- und Baumwollwaren. Män-            te. Mit seiner Familie lebte er fortan
                                                     nerhemden wurden auch verkauft.         in dem Haus, wo sein Sohn Arthur
             Josef Karmann in Gesellschaft           Ihren Sitz hatte die Firma in dem       1931 Bar Mizwa (Sohn der Pflicht)
                                                     mehrgeschossigen Geschäftshaus          wurde. Nach mehreren Umzügen in

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           der Innenstadt zog Josef Karmann       die Fabrikanten die Auswanderung
           mit seiner Familie auf den Kaßberg     aus Deutschland vor.
           (Ulmenstraße 57). Außerdem kaufte      Heyms Onkel David Flieg „verkaufte“
           er im Frühjahr 1932 das prächtige      am 28. Dezember 1938 sein Wohn-
           Mietshaus Barbarossastraße 20, da-     haus in Schönau an den namhaften
           mals noch Kaiserstraße. Die Familie    Chemnitzer Fabrikbesitzer John E.
           bezog erst später eine Wohnung im      Greve, den Gründer der Astra-Werke.
           2. Obergeschoss.                       Im Mai 1939 erhielt er die Erlaub-
           Die Machtübertragung an die            nis, nach Bolivien auszuwandern.
           NSDAP blieb nicht ohne Folgen          Auf dem Weg dahin beschlossen die
           für die jüdischen Firmeninhaber.       Eheleute, einen vierwöchigen Zwi-
           Obwohl das Unternehmen bereits         schenhalt bei ihrer Tochter Lena in
           im April 1933 auf der Boykottliste     London einzulegen. Ein Herzanfall
           des „Chemnitzer Aktionsausschus-       von David Flieg verzögerte die Wei-
           ses“ stand, blieb es trotz Hetze und   terreise um Wochen. Der Kriegsaus-
           Ächtung wirtschaftlich „gesund“.       bruch machte diese schließlich ganz
           Dr. Walter Linse, der Beauftragte      unmöglich. Im Oktober 1940 wurde
           der IHK Chemnitz, trat daher für       die Familie ausgebürgert. Zehn Jah-
           eine „Arisierung“ des Handelsun-       re später sollte es ein Wiedersehen
           ternehmens Flieg & Karmann ein.        mit seinem Bruder Karl, der nach
           Ernst Markert aus Zwickau und Otto     Brasilien ausgewandert war, in den    Barbarossastraße 20, heute
           Kurt Müller aus Planitz boten sich     Vereinigten Staaten geben. Die Ehe-
           als Käufer an. Sie besaßen nicht       leute wohnten bis zu ihrem Tod in     die Farm mit seinem Sohn Heinz
           nur nötige Übernahmekapital, son-      London, wohin später auch ihr Sohn    Joachim bewirtschaften und kauf-
           dern hatten auch den erforderlichen    Arthur emigriert war.                 te deswegen im Januar 1940 in
           „Ariernachweis“ erbracht. Die Firma                                          Hainichen zwei Bodenfräsen und
           führte ab dem 31. Januar 1939 den      Josef Karmann, der im Mai 1939        andere landwirtschaftliche Ma-
           Namen „Markert & Müller“.              sein Mietshaus „verkauft“ hatte,      schinen. Für seinen Sohn hatte
           David Flieg und Josef Karmann ge-      verfolgte in den Folgewochen die      er zudem „Schlipfs Handbuch der
           hörten zu den Chemnitzer Juden,        Absicht, nach Kanada auszuwan-        Landwirtschaft“ erworben. Die NS-
           die während des Novemberpogroms        dern. Zu diesem Zwecke erwarb er      Finanzbehörden lehnten jedoch die
                                                                                        Ausfuhr der Maschinen ab. Die Fa-
                                                                                        milie, die zuletzt zur „Untermiete“
                                                                                        in einem „Judenhaus“ gelebt hatte,
                                                                                        nutzte daher eine der letzten Gele-
                                                                                        genheiten, um im Mai 1940 nach
                                                                                        Schanghai auszuwandern. Ihre Aus-
                                                                                        bürgerung folgte auf dem Fuße. Erst
                                                                                        Jahre später konnte die Familie in
                                                                                        die USA weiterreisen und ließ sich
                                                                                        in Los Angeles nieder. Bereits 1948
                                                                                        meldete er bei der Stadt Chemnitz
                                                                                        Restitutionsansprüche auf das Haus
                                                                                        Barbarossastraße 20 an.

                                                                                        Die Brieftasche könnte ferner be-
                                                                                        richten, dass eine Mitarbeiterin der
                                                                                        Firma für ihren Sohn die abgelegten
            David und Karl Flieg, um 1950                                               Sachen von Arthur Flieg erhielt. Und
                                                                                        sie wurde stumme Zeugin, wie das
           1938 in „Schutzhaft“ genommen          im Sommer 1939 von einem Ber-         Haus Neumarkt 7 bei den Luftan-
           und in das KZ Buchenwald ver-          liner Kaufmann eine 26 Morgen         griffen auf die Stadt im Frühjahr
           schleppt worden waren. Unmittel-       große Farm in der Provinz Sas-        1945 ausgebombt wurde.
           bar nach ihrer Entlassung bereiteten   katchewan. Josef Karmann wollte

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             Museumskurier 12|2013

             Durch Nacht zum Licht?
             Vor 150 Jahren, am 23. Mai 1863, wurde in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegrün-
             det. Dies war Anlass für das TECHNOSEUM, das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, die
             Geschichte und gegenwärtige Situation der Arbeiterbewegung in einer Sonderausstellung aufzugreifen. Das
             Industriemuseum Chemnitz, das bereits bei der Planung der Ausstellung beteiligt war, zeigt diese Sonder-
             schau bis zum 1. Mai 2014.

                 Rita Müller
             Zur Entstehung der Ausstel-            die Ausstellung bietet mehr als 40    Geschrieben hat es der Bergmann
             lung                                   Jahre indoktriniertes, instrumenta-   Heinrich Kämpchen (1847-1912),
                                                    lisiertes Wissen zur Geschichte der   der 1889 als „Streikführer“ entlas-
             Sachsen ist nicht nur ein Pionier-     Arbeiterbewegung – und das ist un-    sen wurde. Seinen Lebensunterhalt
             land der Industrialisierung, sondern   sere Hoffnung.                        verdiente er von da an mit seinen
             spielt auch in der Geschichte der                                            Liedern, Gedichten und Texten,
             Arbeiterbewegung eine große Rolle.     Durch Nacht zum Licht?                die er in zahlreichen Arbeiter-Zei-
             Ein Grund, weshalb die Kollegen aus                                          tungen veröffentlichen konnte. Aus
             Mannheim schon recht früh das In-      Die Ausstellung trägt den Titel       dem Bergmann wurde so ein früher
             dustriemuseum angesprochen und         „Durch Nacht zum Licht?“. Mit Aus-    Arbeiterdichter in Deutschland, des-
             um Unterstützung gebeten haben.        nahme des Fragezeichens ist dieser    sen Texte die harte Arbeitswelt, die
             Daraus entstand die Idee, die Aus-     Titel ein Zitat aus dem „Internati-   schlechte soziale Lage der Arbeiten-
             stellung nicht nur in Mannheim,        onalen Knappenlied“. Seine erste      den und immer wieder ihr Aufbe-
             sondern auch in Chemnitz zu zei-       Strophe lautet:                       gehren thematisierten.
             gen. Und wir waren uns sehr schnell                                          Populär war das Lied nicht nur we-
             einig, dass wir eine Ausstellung ma-    „Glück auf, Kameraden, durch         gen seines Textes. Zu seiner mobi-
             chen möchten, die sowohl die Ent-       Nacht zum Licht!                     lisierenden Wirkung trug auch die
             wicklung in der BRD als auch der        Uns sollen die Feinde nicht          Melodie bei. Sie war 1889 schon
             DDR berücksichtigt.                     kümmern:                             fast 100 Jahre alt und zur Vertonung
                                                     Wir hatten so manche                 von Versen aus Friedrich Schillers
             In Mannheim wurde die Idee, eine        verzweifelte Schicht                 „Wallensteins Lager“ geschrieben
             Ausstellung zur Geschichte der Ar-      Und sahen die Sonne doch             worden. Unter dem Titel „Wohlauf,
             beiterbewegung zu machen, zu-           schimmern.                           Kameraden, aufs Pferd“ avancierte
             nächst sehr unterschiedlich aufge-      Nur einig, einig müssen wir sein,    diese Melodie in den antinapoleo-
             nommen. Einige Befragte reagierten      So fest und geschlossen wie Erz      nischen Freiheitskriegen ab 1803 zu
             verhalten gegenüber dem Thema,          und Gestein!“                        einem richtigen Soldaten-Hit.
             andere empfahlen Dr. Horst Stef-
             fens, dem Projektleiter der Ausstel-
             lung, die Finger davon zu lassen.
             Wieder andere reagierten aber auch
             sehr positiv auf das Projekt - und
             sie sollten recht behalten. Denn
             im Ergebnis war die Ausstellung in
             Mannheim ein großer Erfolg. Über
             61.000 Besucherinnen und Besu-
             cher zählte das TECHNOSEUM von
             Februar bis August dieses Jahres.
             Wir wissen, dass wir in Chemnitz
                                                                                                                                       Foto: Bianca Ziemons

             nicht so viele Besucher erwarten
             können und wir wissen auch, dass
             dieses Thema durch die 40 Jahre
             DDR anders besetzt ist (s. dazu das
             Statement von Achim Dresler). Doch

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           In der Ausstellung erklingt dieses
           Lied nicht nur im inszenierten Berg-
           werksstollen, der ABB-Roboter IRB
           140 am Ende des Rundgangs durch
           die Ausstellung interpretiert eine
           moderne Fassung des Liedes neu.

           Was bietet die Ausstellung?
           Drei Säulen bestimmen die Aus-
           stellungskonzeption: die „Arbeit“ −
           denn ohne Arbeit keine Arbeiterbe-
           wegung −, das Thema „Bewegung“
           und die „Arbeiterinnen und Arbei-
           ter“, also die Akteure. Dabei wird
           der Begriff der „Arbeiterbewegung“
           sehr weit gefasst. Er beschränkt sich
           nicht auf die Entwicklung der poli-     Die Ausstellung ist als Maschine inszeniert.
           tischen und gewerkschaftlichen Or-
           ganisationen, sondern versteht da-
           runter gleichermaßen auch soziale       es geht auch um das Hier und Heu-              sind eine Erstausgabe des Haupt-
           und kulturelle Bewegungen.              te. Denn nach wie vor kämpfen Ar-              werkes von Karl Marx „Das Kapital“,
                                                   beitnehmer und Arbeitnehmerinnen               die Totenmaske von Ferdinand Las-
           Am Anfang der Ausstellung werden        um ihre Rechte – und das nicht nur             salle, persönliche Gegenstände von
           die Besucherinnen und Besucher          in Deutschland. Erschreckend sind              August Bebel und eine Erstausgabe
           von einem hölzernen Pflug und ei-       die Parallelen, streiken doch Texti-           seines zeitgenössischen Bestsel-
           ner Kniehebelpresse sowie Pokalen       larbeiterinnen in Bangladesch nicht            lers „Die Frau und der Sozialismus“.
           und Überresten der Gesellenkultur       nur für höhere Löhne, sondern auch             Seltenheitswert haben auch ein
           empfangen. Sie stehen für die Zeit,     für die Durchsetzung ihrer Men-                Kleiderbügel aus einem Hotel Zim-
           in der sich die Arbeiterbewegung        schen- und Freiheitsrechte.                    mer, in dem Wladimir Iljitsch Lenins
           entwickelt hat. Am Ende der Aus-                                                       übernachtete sowie ein Gehrock von
           stellung verabschiedet der bereits      Highlights der Ausstellung                     Karl Liebknecht. Das Gemälde „Frei-
           oben erwähnte Industrieroboter,                                                        heit − Gleichheit − Brüderlichkeit“
           der ausdauernd, fleißig, präzise und    Über 500 Exponate von über 70                  kann eine besondere Geschichte er-
           unbeirrt sein Programm ausübt, die      Leihgebern wurden für die Ausstel-             zählen.
           Besucherinnen und Besucher. Die         lung zusammengetragen, fast ein
           Ausstellung wirft so nicht nur einen    Drittel stammt aus Sachsen. Beson-
           Blick auf das 19. und 20. Jahrhudert,   dere, da selten gezeigte, Exponate

           Ein Gemälde kehrt nach Sachsen zurück

               Achim Dresler

           Was für eine spannende Geschich-        „G. Jakob, Schneeberg i. S., 1891“,            punkt wider, als nach zwölf Jah-
           te verbirgt das Bild, das derzeit ge-   mehr aber auch nicht. Ist über den             ren die Sozialistengesetze gefallen
           genüber der Lokomotive, gleich vor      Maler nichts weiter bekannt, so lie-           waren. Das Verbot abgeschüttelt,
           dem Eingang der Sonderausstellung       gen doch seine Motive herzensof-               hatte sie nicht weniger vor, als eine
           hängt!                                  fen. Er erzählt in überbordender De-           neue Gesellschaft zu schaffen: „Bald
                                                   tailverliebtheit und humorvoll-naiv            steigt der Morgen hell herauf!“ lau-
           „Freiheit – Gleichheit – Brüderlich-    den Kampf der Arbeiterbewegung,                tet ein Vers aus der ersten Strophe
           keit“ lautet der Titel des Aquarells    gleich einem Comic-Strip. Jakobs               der Arbeiter-Marseillaise von 1864,
           auf Papier und seine Signatur unten     Bild spiegelt das Selbstbewusstsein            einer populären Hymne der Partei
           rechts verrät über seine Entstehung     der Sozialdemokratie zu dem Zeit-              und vom Maler im unteren Bilddrit-

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             tel in großen Buchstaben festgehal-     Bleiben die ersten Jahrzehnte des      das Bild während der NS-Zeit unter
             ten. Im Übrigen gesellt er im Bild      Bildes weitgehend im Dunkeln, so       Stroh auf dem Dachboden. Dort ge-
             ausdrücklich den deutschen Arbei-       lässt sich seine Geschichte ab 1920    riet es in Vergessenheit, bis es der
             tern ihre internationalen Klassenge-    besser verfolgen. Damals war sein      Enkel Willi Geyer bei der Entrüm-
             nossen hinzu, wie die Aufschriften      Besitzer der Sozialdemokrat Fried-     pelung vor rund zehn Jahren wie-
             der Fahnen „Frankreich, Russland,       rich Geyer aus Sonneberg in Thü-       der entdeckte. Er schenkte es der
             Norwegen usw.“ bekunden − von           ringen, der nach Speyer am Rhein       IG Metall, die das Gemälde restau-
             wegen provinzielles Erzgebirge.         verzog. Seine Familie versteckte       rieren ließ und in ihrer nationalen
                                                                                            Bildungsstätte in Sprockhövel/
                                                                                            Nordrhein-Westfalen aufhing.

                                                                                            Erst in deren letzten Tagen kam es
                                                                                            zur Sonderausstellung am Standort
                                                                                            Mannheim hinzu. Wir sind stolz,
                                                                                            das Bild nun für eine Zeit lang nahe
                                                                                            seines Entstehungsorts Schneeberg
                                                                                            präsentieren zu können.

                                                                                            Aquarell
                                                                                            „Freiheit − Gleichheit − Brüderlichkeit“

             Gehört die Geschichte der Arbeiterbewegung ins Industriemuseum?

                Achim Dresler

             Diese Frage haben sich einige Mit-      spielsweise die Fahne der Presto-Ar-   men und Branchen (Gießerei, Süß-
             glieder des Fördervereins gestellt,     beiter. So wie im Übrigen umgekehrt    waren, Haribo) aus, die ganz selbst-
                                                                                                                                                    Foto: Mingxi Li (l.), Bianca Ziemons (r.o.), Archiv Industriemuseum (r.u.)
             als sie im Oktober die Einladungen      nun einige Maschinen, darunter eine    verständlich als unser Auftrag von
             zur Eröffnung der aktuellen Sonder-     schöne Kniehebelpresse, auch die       unseren Besuchern angenommen
             ausstellung erhielten.                  Ausstellung zur Arbeiterbewegung       wurden. Insofern klingt der gehörte
                                                     bereichern. Ganz so, wie schon eine    Vorwurf eines Unternehmers, die
             Na freilich, antworte ich ihnen da-     Sonderausstellung zum 125. Jahres-     aktuelle Sonderausstellung wür-
             rauf, unser Museum sammelt und          tag des Zehn-Stunden-Streiks der       de Gräben in der Gesellschaft auf-
             vermittelt Industriegeschichte in all   Chemnitzer Metallarbeiter 1871,        reißen, unsouverän. Um im Bild zu
             ihren Facetten. Dazu steuerten auch     noch am alten Standort des Indus-      bleiben, gräbt das Museum im „Gar-
             die Menschen bei, die in den Berg-      triemuseum in der Annaberger Stra-     ten der Geschichte“ nichts auf, son-
             werken und Fabriken Sachsens zu-        ße, um technische Exponate zum         dern präsentiert den Besuchern aus
             sammenströmten und sich für ihre        Thema Arbeitszeiterfassung ergänzt     der Vielfalt der industriegeschicht-
             Interessen und eine bessere Zukunft     wurde. Die Mischung macht`s!           lichen Blumenpracht diesmal die
             einsetzten.                                                                    roten Nelken.
             In der aktuellen Dauerausstellung       In den vergangenen Jahren richte-
             finden sich hierfür ausgewählte         te das Museum mehrfach Sonder-         Das Angebot, zum 150. Jahrestag
             Belege, die sich schlüssig zu den       ausstellungen zu Unternehmern          der ADAV-Gründung diese große
             technischen Exponate gesellen, bei-     (Richard Hartmann) und Unterneh-       Sonderausstellung mit Mannheim

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           auszurichten, bildete für mich einen    geschichte nicht aus. Abschließende
           Glücksfall. Das gilt besonders in der   Bewertungen sind aber im Museum
           Wahl des Zeitpunktes, nämlich im        nicht zu erwarten. Wir bieten eine
           gebotenen Abstand von 24 Jahren         zeitgemäße Nacherzählung mit Ex-
           nach der Wende. Denn ich weiß, es       ponaten und Dokumenten an, hilf-
           gibt verbreitet ein besonderes Un-      reich für die Erinnerungsarbeit der
           behagen zum Thema, das für man-         Erlebnisgeneration wie für die Neu-
           che nach dem Erleben der DDR-Zeit       gier der Nachgeborenen. Prüfen Sie
           verbrannt ist. Doch heute, fast eine    es selber nach!
           Generation weiter, kann der Blick
           zurück gelassener ausfallen.            Am 3. April 2014 stellen wir in einer
                                                   Tagung im Begleitprogramm dann          Blick auf die Geschichte der DDR
           Die Arbeiterbewegung gilt es für die    direkt die Frage: „Gehört die Ge-
           Älteren wieder und für die Jüngeren     schichte der DDR zur Geschichte der
           neu zu entdecken als Phänomen,          Arbeiterbewegung?“ Darüber gibt es
           das ohnehin sehr weit über die 40       sicher geteilte Meinungen und wir
           Jahre „realer Sozialismus“ hinaus       sind neugierig auf die Antworten
           reicht. Dabei klammert die Ausstel-     der Wissenschaftlerinnen und Wis-
           lung aber die geteilte Nachkriegs-      senschaftler.

              Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Durch Nacht zum Licht?...“

             26.01., 23.03. und 01.05.             26. Februar 2014 | 18 Uhr               19.03.2014 | 19 Uhr
             jeweils 14 Uhr                        „Die hellen Haufen"                     Dr. Karlheinz Schaller
             Öffentliche Führung                   Lesung und Gespräch mit Volker          „Zwangsarbeiter in Chemnitz"
                                                   Braun, Schriftsteller, Berlin           Vortrag in Kooperation mit der
             14.01.2014 | 19 Uhr                   Gesprächsleitung Markus Schlim-         Rosa-Luxemburg-Stiftung
             Prof. Ulrike Brummert und             bach, stellv. Vorsitzender des DGB      Sachsen e. V.
             Prof. Dr. Stefan Garsztecki,          Bezirks Sachsen
             TU Chemnitz                           Volker Braun liest und diskutiert       02.04.2014 | 19 Uhr
             „Jean Jaurès, Rosa Luxemburg und      eine erfundene Geschichte über          „Flashmob, Boykott, Streiks & Co. −
             Józef Pilsudski: Vaterland & Prole-   Arbeiter im Mansfelder Land, die        Neue und alte Formen des Arbeits-
             tariat"                               sich Anfang der 1990er Jahre nicht      kampfes", Diskussion
                                                   einfach abwickeln lassen sondern        Moderation: Dr. Torsten Bewernitz,
             11.02.2014 | 19 Uhr                   als „Haufen“ durch Ostdeutschland       Technoseum Mannheim
             Dr. Willy Buschak                     ziehen. Was wäre wenn?
             „Chemnitz im Ersten Weltkrieg"                                                03.04.2014
             Vortrag in Kooperation mit dem        12.03.2014 | 18 Uhr                     „Gehört die Geschichte der DDR
             DGB Bezirk Sachsen und dem Pro-       „Schöne neue Welt“                      zur Geschichte der
             jekt „1914-1918 war was“ der          mit dem Undercover-Reporter             Arbeiterbewegung?“
             TU Chemnitz                           Günter Wallraff                         Tagung in Kooperation mit der
                                                   Lesung und anschließende Diskus-        Universität Mannheim, der TU
                                                   sion, Veranstaltung in Kooperation      Chemnitz und dem Technoseum
                                                   mit dem DGB Bezirk Sachsen              Mannheim
                                                   Eintritt: 5 Euro
                                                                                           06.04.2014 | 14 Uhr
                                                                                           „Auf den Spuren der Chemnitzer
                                                                                           Sozialdemokratie"
                                                                                           Stadtrundgang mit
                                                                                           Thomas Mehnert,
                                                                                           Treffpunkt: Roter Turm

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             Die Schirmfabrik Alban Classnitz

                 Alexander Hallasch
             Am Anfang der Geschichte steht ein      nachging. Seit 1893 betrieb er ei-     Nr. 5697, ab 1938 die Umschreibung
             Heiratsgesuch eines Herrn Schubert      nen Schirmhandel im Nebenerwerb        auf HRA 947. Aufgrund seiner Ge-
             an die Chemnitzer Agentur Argus,        und erlernte den Bau von Schirm-       schäftstüchtigkeit vergrößerte sich
             die älteste Tochter von Max Alban       gestellen, den er eingehend stu-       sein Unternehmen rasch und er
             Classnitz, Else, betreffend. Aber was   dierte. Von 1897 bis 1899 betrieb      beschäftigte 1909 ca. 30 Personen
             kann eine Detektivauskunft zur Er-      er schließlich seine erste Firma für   in und 20 weitere außer Hause. Zu
             forschung einer fast vergessenen        Schirmfabrikation. Nach zwei Jah-      diesem Zeitpunkt galt seine Schirm-
             Chemnitzer Firmengeschichte bei-        ren unternehmerischen Erfolges         fabrik als zweitgrößte in Chemnitz
             tragen? Die Antwort lautet sehr viel,   versuchte er sich 1899 an einer me-    nach der von L. Hausding Nachf.
             wenn, wie in diesem Fall, die Chem-     chanischen Weberei in Schönbach
             nitzer Archivlage recht übersichtlich   bei Neumark zu beteiligen. Dieses      Anhand der Notizen von Kurt Class-
             ist.                                    Investment beendete er jedoch be-      nitz auf der Rückseite des dem Mu-
                                                     reits nach kurzer Zeit. Über den Um-   seum übermittelten Fotos lässt sich
             In der Erinnerungskultur bezüglich      weg Dresden kehrte er kurze Zeit       nachvollziehen, dass die Werkstatt
             ehemaliger Branchen und Firmen          später nach Chemnitz zurück.           im Jahre 1909 mit drei Drehbän-
             in Chemnitz spielt die Schirmpro-                                              ken und Arbeitstischen ausgestat-
             duktion − abgesehen vielleicht von      1900 eröffnete er wieder seine         tet war. Mindestens fünf Arbeiter
              dem VEB Schirmfabrik − so gut wie      Schirmfabrik auf dem Grundstück        sowie mehrere Näherinnen sind zu
             keine Rolle. Am 24. September 2002      Karlstraße 3 am Brühl, das nach        erkennen. Classnitz genoss einen
             wurde die Enkelin des Besitzers, In-    dem Zweiten Weltkrieg abgebro-         guten Leumund und galt als sozial
             grid Anders, durch einen Artikel in     chen wurde. Classnitz erwarb das       engagiert. Von der Stadt wurde er
             der FAZ auf das Industriemuseum         Haus für 30.000 Mark, richtete im      als Armenpfleger für den 31. Bezirk
             aufmerksam und sandte dem Muse-         Erdgeschoss die Fabrik und in der      bestellt. Ab Mitte 1915 zog die Fa-
             um eine CD mit Filmmaterial, zwei       1. Etage die Wohnräume ein. Am 1.      milie in ein Wohn- und Geschäfts-
             Fotos der Familie und der Fabrik aus    Dezember 1905 erfolgte die Eintra-     haus in der Poststraße 39, das Al-
             der Zeit um 1909 sowie die besagte      gung in das Handelsregister des Kö-    ban Classnitz 1918 erwarb. Das
             Detektivauskunft zu. Es sollten je-     niglichen Amtsgerichtes unter der      Gebäude befand sich gegenüber
             doch elf Jahre vergehen, bis die Ge-
             schichte fortgeschrieben wurde.

             Dank der besagten Detektivaus-
                                                                                                                                        Foto: Ingrid Anders, Hamburg (l., r.u.), Archiv Industriemuseum (r.o.)
             kunft können wir die Geschichte der
             Schirmfabrik Alban Classnitz besser
             rekonstruieren und so lassen sich
             viele Informationen über die Firma
             gewinnen. Darin erfahren wir, dass
             Max Alban Classnitz am 28. März
             1865 in Neudörfel (Neudörfchen)
             geboren wurde und am 6. März
             1890 in Hainichen die von dort
             stammende Auguste Selma Neubert
             ehelichte.

             Seit 1890 wohnte Familie Classnitz
             mit ihren sieben Kindern in Chem-
             nitz in der Gartenstraße 3, wo Alban    Familie Classnitz 1909
             seinem erlernten Beruf als Weber

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