Musikfestival Nicht nur Klezmer
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Heft 5 ZeitWORT Musikfestival Nicht nur Klezmer 1700 Jüdische Musik von der Romantik Jahre bis heute Jüdisches Leben in Deutschland 24. Oktober bis 21. November 2021 u. a. mit Tafelrunde, Gronau Manfred Lemm, Wuppertal „mendels töchter“, Münster Euregio Symphonieorchester, Ahaus „Die Juden“ Musik- und Kabarett-Show des Jüdischen Theaters Michoels Klezmer-Ensemble „Bublischki“, Gronau Theatergruppe „Swing Heil“, Saarbrücken Musikvereinigung Wilhelmina, Glanerbrück Kantor Baruch Chauskin und das niederländische Duo NIHZ, Osnabrück/Nordhom „Leiderabend“ mit Rabbiner Dr. Walter Rothschild und Max Doehlemann Schülerinnen und Schüler aus Epe, Gronau und Heek
Impressum ZeitWORT Heft 5: Musikfestival „Nicht nur Klezmer – Jüdische Musik von der Roman- tik bis heute“ Schriftenreihe des Förderkreises Alte Synagoge Epe e. V., Heft 5, 2021 Herausgeber/Copyright Förderkreis Alte Synagoge Epe e. V. Redaktion Heinz Krabbe Ein besonderer Dank allen Mitwirkenden an dieser Broschüre für die Überlassung von Texten und Fotos. Layout Franz Josef Terlinde Abbildung Titelseite Ursula Könemann-Krabbe/Heinz Krabbe Alle Rechte vorbehalten. Angaben nach derzeitigem Stand und bestem Wissen. Schutzgebühr 3 Euro Förderkreis Alte Synagoge Epe e. V. weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthalte- ne Links nur bis zur Drucklegung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderun- gen hat der Verein keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Vereins für externe Links ist stets ausgeschlossen.
Inhalt Zur Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Grußwort von Sharon Fehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 „Eh, nisch ka Konzert. Nur a Klezmer is gekimmen.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Übersicht über das Programm des Musikfestivals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Programm des Musikfestivals: 1. Konzert der Musikvereinigung Wilhelmina, Glanerbrück NL zugleich Eröffnung der Musiktage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Geschichte der „Wilhelmina“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2. „Lieder der Comedian Harmonists“ – A-capella-Konzert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3. Jiddische Lieder“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4. „Leiderabend“ mit Rabbiner Dr. Walter Rothschild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5. Doku-Musik-Theaterstück „Swing heil!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 6. Jüdische Musik der Romantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 7. „Klezmer in School & Concert“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 8. Konzert mit dem Kantor Baruch Chauskin und dem nl. Duo NIHZ . . . 26 9. „In deinen Toren erwacht mein Lied ...“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 10. Musik- und Kabarett-Show „Die Juden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 11. Schulprojekt: „Lieder aus Theresienstadt“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 12. Klezmer-Konzert der Gruppe „Bublischki“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Weitere Veranstaltungen in Kooperation mit anderen Trägern: 1. „Musik & Kultur in westfälischen Landsynagogen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 2. Projekt des rock’n’popmuseums als mehrtägiger Workshop: . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3. „Der Gronauer Erich Mendel – Drei Leben für die Musik der Synagoge“ 39 4. Gedenken der Pogromnacht 1938 im Rahmen der „Woche der Erinnerung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Hinweise zur Anmeldung für die Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Unsere Sponsoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3
Zur Einführung Liebe Mitglieder unseres Förderkreises, liebe Freundinnen und Freunde der Alten Synagoge Epe, liebe Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber, beste muziekliefhebbers, 2021 ist ein bedeutsames Jubiläumsjahr: „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutsch- land“.* Aus diesem Anlass werden in Deutschland viele Aktivitäten von unter- schiedlichen Institutionen durchgeführt. Auch der Förderkreis Alte Synagoge Epe e.V. möchte sich daran beteiligen. Unter dem Motto „Nicht nur Klezmer – Jüdische Musik von der Romantik bis heute“ haben wir zusammen mit zahlreichen Projektpartnern ein vielfältiges Musikfestival zusammengestellt. Die Besucher können in der Zeit vom 24. Oktober bis zum 21. November die Vielfalt und den Reichtum der jüdischen Kultur in zwölf sehr unterschiedli- chen Veranstaltungen erleben. Für Schülerinnen und Schüler in weiterführen- den Schulen werden Musikprojekte unter der Leitung von professionellen Mu- sikern angeboten, an deren Abschluss öffentliche Konzerte mit Unterstützung von örtlichen Ensembles stehen. Die Palette der weiteren Angebote reicht von humorvollen Darbietungen wie jüdischem Kabarett über beeindruckendes Mu- siktheater und Liederabende bis hin zu Konzerten in großer Besetzung. Für sämtliche Veranstaltungen ist freier Eintritt vorgesehen, es wird aber um eine Spende für den Förderkreis Alte Synagoge gebeten. Das Anmeldeverfahren wird unter Berücksichtigung der im Herbst geltenden Corona-Bestimmungen erfolgen. Wir möchten mit dieser Broschüre eine Übersicht über unser Veranstaltungs- programm geben. Alle Besucher können sich darauf freuen, denn es wird ange- sichts der vielfältigen Angebotspalette für jeden etwas dabei sein. An dieser Stelle danken wir allen Institutionen und Privatleuten, die unser Mu- sikprojekt unterstützen, vor allem auch der LWL-Kulturstiftung. Epe, im März 2021 Heinz Krabbe Rudolf Nacke 1. Vorsitzender 2. Vorsitzender * Im Jahr 2021 leben Juden wohl schon seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. In einem Edikt des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 wird die Kölner Judengemeinde erwähnt. Es gilt als das älteste Zeugnis jüdischen Lebens in Eu- ropa nördlich der Alpen. 4
Grußwort von Sharon Fehr, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Münster Sehr geehrter Herr Krabbe, sehr geehr- ter Herr Nacke, sehr verehrte Damen und Herren des Förderkreises Alte Synagoge Epe e. V., liebe Freunde und Wegbegleiter/-in- nen Jüdischen Lebens in Epe/Gronau, Ihrer freundlichen Einladung, für Ihre aktuelle Ausgabe Ihres Vereinsmaga- zins „ZeitWORT“ ein Vorwort schrei- ben zu dürfen, komme ich gerne nach und sage herzlichen DANK dafür. Es ist der unermüdlichen Initiative des Förderkreises „Alte Synagoge Epe e. V.“ zu verdanken, dass die „Alte Sy- nagoge“ nach Fremdnutzung als Feu- erwehr-Gerätehaus, später als Unter- kunft, danach als DRK-Heim und als Altenbegegnungsstätte und einem län- geren Leerstand, nach der geplanten aufwendigen Restaurierung als Zeugnis jü- dischen Lebens, jüdischer Geschichte im Kreis Borken einerseits sowie als Ort des Erinnerns, des Gedenkens, des Mahnens und des Lernens andererseits, ei- ne neue Bestimmung bekommt. Das Ansinnen eines Kommunalpolitikers der Stadt Gronau, die leerstehen- de Synagoge käuflich erwerben und in sein benachbartes Grundstück integrie- ren zu wollen, hätte das endgültige Ende der Alten Synagoge in Epe bedeutet. Durch Freunde in Israel, deren Tante als einzige Jüdin noch in Gronau lebte, erfuhr ich als Geschäftsführender 1. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Münster von den Kaufabsichten. Durch Ortsbegehung und Gespräche mit dem Stadtrat von Gronau, durch die Unterstützung des damaligen Landesrabbiners, Baruch Babaev sowie engagierter Bürgerinnen und Bürger vermochten wir den Stadtrat davon zu überzeugen, dass auch eine leerstehende Synagoge immer auch eine Synagoge bleibt und sie als Ort der Erinnerung und des Lernens zum Pri- vatverkauf nicht freigegeben werden solle. Mit unserer rabbinisch religionsgesetzlichen Positionierung war der Weg für den Stadtrat der Stadt Gronau frei, sich ebenso für den Erhalt der Alten Synago- ge in Epe auch öffentlich klar zu positionieren. 5
Es ist erfreulich, dass durch den Förderkreis und dessen Vorsitzenden Herrn Krabbe die „Alte Synagoge“ in Epe nunmehr als Haus des Lernens, des Lebens, der interkulturellen Begegnung sowohl neue Bedeutung als auch neuen Schwung erhalten wird. In den Fokus vielfältiger Begegnungen rücken lebendiger interkultureller Dialog und die Suche nach Antworten auf Fragen, die insbesondere auch jun- ge Menschen bewegen. Besucher/-innen der „Alten Synagoge“ in Epe werden in Zukunft gewiss auch die Erfahrung machen, dass die Beschäftigung mit jüdischem Leben in Deutsch- land auch beklemmend sein kann. Es kann und darf nicht vermieden werden, beim Besuch dieses authentischen Ortes des deutschen Judentums, durch die Geschichte, von Leid, Zerstörung, von Vertreibung und Tod berührt zu werden. Die Nutzung der „Alten Synagoge“ in Epe als Haus der Begegnung rückt da- bei die heutige Vielfalt jüdischen Lebens durch Musik/Konzerte/Lesungen/Vor- träge/Kabarett, Theater und Kunst in den Vordergrund, wobei auch dem Geden- ken und Erinnern Raum gegeben wird. Dieser Blick auf das bunte, das vielfäl- tige jüdische Leben in Deutschland, wie es auch das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gerne betonen möchte, wird leider zu oft ver- sperrt durch den steil ansteigenden Antisemitismus der letzten Jahre. Ich erlebe mit Traurigkeit diese gegenwärtige Situation für Juden hierzu- lande: Mal sind es antisemitische Beleidigungen, mal fliegen Steine, vor allem, wenn jemand von uns mit Kippa des Weges kommt. Schlimmer noch: In Hal- le hat am höchsten Jüdischen Jom Kippur-Fest 2019 nur die schwere Holztür an der Synagoge das Massaker eines antisemitischen rassistischen Rechtsextremis- ten verhindert. Wenn es trotz aller Bemühungen von Politik und Gesellschaft nicht zu ge- lingen scheint, dem Übel und Ungeist des Antisemitismus effektiv entgegenzu- wirken, dann vielleicht durch engagierte, selbstlose Gestaltungsmöglichkeiten wie am Beispiel des Konzeptes „Förderkreis Alte Synagoge in Epe e.V.“ Ich freue mich daher, dass die „Alte Synagoge in Epe“ dieser wichtigen Bestimmung die- nen kann. In diesem Sinne: weiterhin viel Erfolg/Massel tov Münster, 1. Juli 2021 Geschäftsführender 1. Vors. 6
„Eh, nisch ka Konzert. Nur a Klezmer is gekimmen.“ Was mag Josef Tal gemeint haben, als er im „Sohn des Rabbiners“ diesen Satz zu Papier brachte? Geht es um den ewigen Gegensatz von E- und U-Musik, konkret, um die synagogale Musik im jüdischen Gottesdienst einerseits und um die ver- gnügliche Tanzmusik im jüdischen Schtetl andererseits? Oder ganz banal: der Besucher geht enttäuscht nach Hause; das Konzert musste ausfallen, weil „nur a Klezmer is gekommen“. Und traditionelle Klezmermusik setzt das Mitwirken mehrerer Musiker, zumindest eines Quartetts voraus; aufspielend auf Violine, Flöte, Bass und Cymbal bei Familienfeiern, aber auch in der Synagoge beim Cha- nukkafest oder bei der Einweihung einer neuen Thorarolle. Wir sehen: in der Le- benswelt des osteuropäischen Judentums, im Schtetl, gab es die strenge Abgren- zung von E- und U-Musik nicht. Wenn es zu Chanukka und bei der Einholung der Schriftrolle etwas zu feiern ist, löst sich der Gegensatz von „ernster“ syna- gogaler Musik einerseits und von unterhaltsamer Tanzmusik andererseits auf. Werfen wir einen Blick auf die Anfänge der jüdischen Musik, soweit zurück, wie wir das können: Da sehen wir einen jungen Mann, der als Musiktherapeut beim König Saul, den – heute würden wir sagen – Anfälle von Depression quä- len, seine Virtuosität auf der Harfe erfolgreich einsetzt (1 Sam 16,23). Dieser jun- ge Mann wusste genauso virtuos seine Steinschleuder zu bedienen; die Geschich- te von David und Goliat kennt jeder. Der Erfolg wurde für David zur Gefahr, der er nur durch Flucht zu den un- längst besiegten Erzfeinden, den Philistern, entgehen konnte. Saul musste ein Loblied ertragen: „Die Frauen aus allen Städten Israels zogen König Saul singend und tanzend mit Handpauken, Freuden- rufen und Zimbeln entgegen. Die Frau- en spielten und riefen voll Freude: ‚Saul hat Tausende erschlagen, David aber Zehntausende.‘“ (1 Sam 18,6-7). Und ganz nebenbei: der erfolgreichs- te Singer/Songwriter aller Zeiten, wenn wir von der Druckauflagenhöhe seiner Texte ausgehen, war dieser David auch. Nachdem David Jerusalem zu seiner Stadt gemacht hatte, wurde die Bun- Die Überführung der Bundeslade durch den deslade, die das Gesetz Gottes behütet, singenden und tanzenden König David, um nachgeholt. David und sein Volk „san- 1650, Pieter van Lint (zugeschrieben), gen vor dem Herrn mit ganzer Hin- Foto: Museum Abtei Liesborn des Kreises gabe und spielten auf Zithern, Harfen Warendorf 7
und Pauken, mit Rasseln und Zimbeln“ (2 Sam 6,5). David hat sich von der Mu- sik so inspirieren lassen, dass er „hüpfte und tanzte“, sehr zum Missfallen seiner Frau Michal, die ihm heftige Vorwürfe machte. Na ja, „psalmodiert“ – so wie es heute üblich ist – hat der königliche Dichter-Komponist bei diesem Freudenfest wohl nicht gerade. Ein Blick in die Anfänge jüdischer Musik zeigt also: auch re- ligiöse, (synagogale) Musik kann unterhaltsam sein, Vergnügen bereiten. Musik kann zusammenbringen, für Unterhaltung sorgen. Musik kann aber auch auseinanderbringen. In ganz Europa gab es in den jüdischen Gemeinden heftige Auseinandersetzungen über eine Reform des tra- ditionellen Synagogengottesdienstes. Kristallisationspunkt der Dispute war der „Orgelstreit“. Interessante Argumente: Nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 durch die Römer sei Musizieren allgemein verboten – aber synago- galer Gesang hingegen erlaubt? Orgelspiel am Sabbath sei verboten – aber der Talmud definiert Musik als Kunst, nicht als Arbeit. Es bleibt das letzte Argu- ment: Orgel = Kirchenorgel, also Übernahme des Kults einer anderen Religi- on. Noch um 1900 herum wurde die Orgelfrage diskutiert. Gelegentlich mit salomonischen Lösungen: Synagoge mit Orgel, aber spezielle Gottesdienstter- mine für die Orgelgegner. Auch in christlichen Gemeinden konnte über Gottesdienstreformen lang und heftig diskutiert werden. Erst in den letzten Jahrzehnten haben christliche Ge- meinden in Mitteleuropa für sich Gospelmusik als legitime Bereicherung der Gottesdienste entdeckt. Wir sollten mal einen Experten fragen, ob der Jazz, aus dem heraus sich die Gospelmusik entwickelt hat, sich großartig von der Tanz- musik der Klezmorim unterscheidet. Eines haben sie jedenfalls gemein: sie kön- nen gute Laune machen und wie zu Davids Zeiten zum „Hüpfen und Tanzen“ verführen. Sie können auch ganz andere Stimmungen ausdrücken. Furcht und Trauer gehören auch dazu. Sie sind einfach menschlich. Weiter weg als zu Beginn dieser Überlegungen ist damit eine Antwort auf die Frage „Was ist jüdische Musik?“ Vielleicht gibt es im eigentlichen Sinn gar keine „jüdische Musik“ Es gibt Komponisten, Sänger, Musiker mit jüdischer oder an- derer oder ohne Religion. Es gibt Musik für jüdische oder christliche oder an- dere religiöse Feiern. Es gibt Musik, nach der Menschen tanzen und mit der sie feiern, egal ob in Tel Aviv, in Rom oder Gronau. Norbert Diekmann An dieser Stelle sei hingewiesen auf den mehrtägigen Workshop „Jüdische Popularmusik als Spiegel deutsch-deutscher Kulturgeschichte – Modul 1 „Jüdische Unterhaltungsmusik im westlichen Münsterland von 1920 – 1945“, der vom Gronauer rock’n’popmuseum in Zusammenarbeit u. a. mit dem musikwissenschaftlichen Institut der Uni Münster veran- staltet wird. (s. S. xxx) 8
Übersicht über das Programm des Musikfestivals 1. Konzert der Musikvereinigung Wilhelmina, Glanerbrück NL zugleich Eröffnung der Musiktage St. Antonius-Kirche Gronau, So., 24. Oktober 2021, 17:00 Uhr 2. „Lieder der Comedian Harmonists“ - Konzert der Gronauer a-capella-Grup- pe „Tafelrunde“ Ev. Kirche Epe, Mi., 27. Oktober 2021, 18:30 Uhr 3. „Jiddische Lieder“ mit Manfred Lemm & Ensemble plus Jugendlichen aus drei Gronauer Schulen Abschlusskonzert eines Schulprojekts„Erinnern für die Zukunft“ Ev. Kirche Gronau, Do., 28. Oktober 2021, 19:00 Uhr 4. „Leiderabend“ mit Rabbiner Dr. Walter Rothschild und Max Doehlemann Aula des Drilandkollegs, Di., 2. November 2021, 19:00 Uhr 5. Doku-Musik-Theaterstück „Swing heil!“ Bürgerhalle Gronau, Do, 4. November 2021, 19:00 Uhr (für Schulen) Fr, 05.11.2021, 10:00 Uhr (für Schulen) und 19:00 Uhr (öffentlich) 6. Jüdische Musik der Romantik mit dem Euregio Symphonieorchester Ahaus Ev. Stadtkirche, Sa., 6.November2021, 19:30 Uhr 7. „Klezmer in School & Concert“ Abschlusskonzert eines Musikprojekts mit Schülerinnen und Schülern der Euregio-Gesamtschule Epe und dem Klezmer-Ensemble „Bublischki“ (in Zu- sammenarbeit mit der Landesmusikakademie NRW) Aula der der Euregio-Gesamtschule Epe, Fr., 12. November 2021, 19:00 Uhr 8. Konzert mit dem Kantor Baruch Chauskin und dem niederländischen Duo NIHZ Synagoge Enschede, Do., 11. November 2021, 19:00 Uhr 9. „In deinen Toren erwacht mein Lied ...“ - Konzert mit dem Ensemble „men- dels töchter“, Münster - Moderation: Dr. Manfred Keller, Bochum Ev. Kirche Epe, So., 14. November 2021, 17:00 Uhr 10. Musik- und Kabarett-Show „Die Juden Aula des Gronauer Gymnasiums, Mi., 17.11.2021, 19:00 Uhr 11. „Lieder aus Theresienstadt“ Abschlusskonzert eines Musikprojekts von Marion Röber mit Schülerinnen und Schülern der Kreuzschule Heek und dem Chor „Belladonna“ Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW, Fr. 19. November 2021, 19 Uhr 12. Klezmer-Konzert der Gruppe „Bublischki“ Ev. Stadtkirche Gronau, So., 21. November 2021, 17:00 Uhr 9
Programm des Musikfestivals 1. Konzert der Musikvereinigung Wilhelmina, Glanerbrück NL zugleich Eröffnung der Musiktage Das Enscheder Orchester „Muziekvereniging Wilhelmina Glanerbrug“ wird zur Eröffnung der Musiktage Stücke mit jüdischem Bezug in der St. Antonius-Kir- che Gronau aufführen. Das Orchester wird dabei von Gronauer Schülerinnen und Schülern mit Bildbeiträgen unterstützt. St.-Antonius-Kirche Gronau, So., 24. Oktober 2021, 17:00 Uhr Kircheninsel, 48599 Gronau Muziekvereniging Wilhelmina Glanerbrug, Foto: Archiv Muziekvereniging Wilhelmina Glanerbrug Programm: 1. Overture to Candide – L. Bernstein 2. Holocaust Suite – M.Gould I Main Theme III Bertha and Joseph’s Theme (Klaviersolo: Hans van der Werf) V Warsaw ghetto Surrender and Finale 3. Schindler’s List – J. Williams (Solo Geige: Maxim Husken) 4. Rhapsody for Band – Geza Frid 5. The Story of Anne Frank – O.M. Schwarz (Solo Geige: Maxim Husken) 6. Strike up the Band – G. Gershwin 10
Geschichte der Der niederländische Musikverein „Wilhelmina“ aus Glanerbrug gehört mit zu den besten Blasorchestern der Niederlande. Seit 1938 spielt das Orchester in der Konzertabteilung der KNMO (Königlich Niederländische Musikorganisation), der höchst möglichen Leistungsstufe. Mit ca. 60 Orchestermitgliedern hat die „Wilhelmina“ durch ihre professio- nelle Leistung eine weit über die regionalen Grenzen hinausgehende Bedeutung. Viele gute Amateur- oder Profimusiker haben den Weg nach Glanerbrug ge- funden. Das Orchester wird von einer großen Anzahl Dozenten, die an den re- gionalen Musikschulen lehren und von Studenten verschiedenster Konservato- rien unterstützt. Ein großer Teil der Mitglieder kommt aus Enschede und Glanerbrug, einem Stadtteil von Enschede. Einige der Musiker nehmen lange Anfahrwege auf sich, um an den Proben der „Wilhelmina“ teilzunehmen. Das Ziel des Musikvereins ist es, ein gemeinsames Hobby auf höchstmögli- chem Niveau auszuüben. Aufgrund ihrer herausragenden Leistungen hat die „Wilhelmina“ schon bei vielen Wettbewerben und Ausscheidungen erfolgreich mitgewirkt. Mit dem heu- tigen Dirigenten Fried Dobbelstein gewann sie 2008 mit 96 Punkten den „Oranje Wimpel“ der KNMO und im Jahre 2013 erreichte sie bei der Weltmeisterschaft in Kerkrade 92 Punkte. Neben der Teilnahme an Wettbewerben und anderen Leistungsnachweisen arbeitet das Orchester auch mit anderen Musikvereinen zusammen. Regelmä- ßige Gemeinschaftskonzerte, Chor- und Solistenbegleitungen, Auftritte im In- und Ausland gehören zu den Aufgaben des Orchesters. Das Repertoire der „Wilhelmina“ ist breit gefächert und wird ständig erwei- tert. Es variiert von Wettbewerbsstücken auf höchstem Niveau der Konzertab- teilung der KNMO, bis hin zu klassischen Transkriptionen, modernen Origi- nalkompositionen für sinfonisches Blasorchester, Film- und Musicalmelodien, Konzertmärschen und den Werken für die Gemeinschaftskonzerte. Dirigent Fried Dobbelstein wurde 1961 in Mheer geboren. Seine musikalische Laufbahn begann er im Alter von acht Jahren, als er das Klavierspielen für sich entdeck- te. Er studierte am Konservatorium in Maastricht unter anderem Klavier und Schulmusik. Weiterhin studierte er HAFA Kapellmeister bei Sef Pijpers. Dieses 11
Studium beendet er 1988 Cum Laude. 1991 erhielt er sein Kapellmeisterdiplom zur professionellen Orchesterleitung. Seitdem hat er mit vielen Orches- tern erfolgreich an den schwierigs- ten Wettbewerben teilgenommen. Mit dem Orchester „Fanfare St. Joseph“ aus Mheer hat er zweimal das Prädi- kat „Sehr gut“ erhalten. Die königlich anerkannte „Fanfare Massbracht-Beek“ gewann unter seiner Leitung 1997 den Weltmeistertitel in der Konzertabtei- lung der KNMO. Mit dem Orchester „Harmonie St. Petrus en Paulus“ aus Wolder Maastricht nahm er 2005 und 2009 erfolgreich an der Weltmeister- schaft, ebenfalls in der höchsten Klas- se, in Kerkrade teil. Fried Dobbelstein war zehn Jahre Chefdirigent der „Blä- ser Philharmonie Süd-West“, einem aus Fried Dobbelstein, Musikstudenten bestehenden Orches- Foto: Archiv Muziekvereniging Wilhelmina ter in Deutschland. Glanerbrug Seit August 2007 ist er Chefdirigent bei der „Wilhelmina“, die ebenfalls in der Konzertabteilung spielt. Am 7. Dezember 2008 gewann er mit diesem Or- chester den „Oranje Wimpel“ mit 96 Punkten. 2013 nahm er mit dem Orchester erfolgreich mit 92 Punkten an der Weltmeisterschaft in Kerkrade teil. Als Gastdirigent ist Fried Dobbelstein im In- und Ausland (Spanien, Deutsch- land, Lettland) und bei verschiedenen regionalen Orchestern aktiv und erteilt jungen, angehenden Dirigenten Unterricht. Er hält regelmäßig Workshops im In- und Ausland. Weiterhin ist er Jurymitglied bei HaFaBra Konzertwettbewer- ben und als Organist und Begleiter tätig. 12
2. „Lieder der Comedian Harmonists“ – A-capella-Konzert Die Gronauer a-capella-Gruppe „Tafelrunde“ wird populäre Lieder der Comedi- an Harmonists vortragen. Geplant ist im Anschluss daran die Vorführung des Films „Comedian Harmonists“ über die Geschichte der Gruppe. Ev. Kirche Epe, Mi., 27.10.2021, 18:30 Uhr Agathastraße, 48599 Gronau-Epe Programm: 1. Wochenend’ und Sonnenschein (Comedian Harmonists) 2. Das Heideröslein(Text: J. W. v. Goethe, Volkslied) 3. Medley (Comedian Harmonists) 4. In einem kühlen Grunde (Volkslied, arr. Comedian Harmonists) 5. Morgen muss ich fort von hier (Comedian Harmonists) Die Tafelrunde Seit ca. 25 Jahren ist die „Tafelrunde“ als A-cappella-Sextett aktiv. Ursprüng- lich war vor allem Barbershop-Gesang das Ziel, aber auch englische und deut- sche Madrigale, Volkslieder und typische A-cappella-Highlights aus der Unter- haltungsmusik gehörten und gehören zum Programm der Gruppe. Tafelrunde, Foto: Maria Leusing 13
Als die Tafelrunde gemeinsam in Gronau den Film über die Comedian Harmonists besuchte, gab es im Kino im Anschluss an diesen Film ein Spon- tankonzert der Sängergruppe mit dem Volkslied: „In einem kühlen Grunde ...“ Dieses Lied spielt am Ende des Films eine bedeutende Rolle. Der Gauleiter von Stuttgart, Julius Streicher, hatte das Abschiedskonzert der Comedian Harmonists ermöglicht, obwohl ihre Auftritte wegen der Mitwirkung zwei- er „Nichtarier“ und eines „Halbariers“ verboten worden waren. Bei der sich an- schließenden privaten Einladung in sein Haus hatte er sich von der Gruppe das „deutsche“ Volkslied „In einem küh- len Grunde“ gewünscht. Die Comedi- Svetlana Huck, Foto: Maria Leusing an Harmonists stimmen das Lied zwar an, bringen es aber nicht zu Ende, da einem Nichtarier der Gruppe beim/oder vom Singen dieses Liedes schlecht wird. Die Tafelrunde hat sich nach dem Auftritt im Kino zahlreiche Lieder der Co- median Harmonists angeeignet und ihrem Repertoire hinzugefügt. Während die Tafelrunde sich bei ihren Auftritten ausschließlich für A-cap- pella-Gesang entschieden hat, macht sie an diesem Abend eine Ausnahme: Wie die Comedian Harmonists lassen sie sich von einem Klavier begleiten. Frau Svetlana Huck, Dozentin an der Musikschule Gronau, hat sich dazu be- reit erklärt. Zur Tafelrunde zählen an diesem Abend: Johannes Kappen (1. Tenor) Koen Edeling (2. Tenor) Bernhard Tieke (Bariton/ Bass) Bernd Völkering (Bariton/Bass) Reinhold Leusing (Bass) Das 6. Mitglied der Gruppe, Heinz Bösing, kann aus terminlichen Gründen nicht dabei sein. Zum Film „Comedian Harmonists“ Der Film zeigt die Geschichte des legendären A-cappella-Sextetts in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Wie in einem Brennglas spiegelt er die Zerstörung einer Gesellschaft und die Vernichtung einer sehr lebendigen und liebenswerten Kultur wider. Der NS 14
Staat dividiert schon rechtzeitig vor den schrecklichen Gewaltexzessen ge- gen die Juden in seinem bösen rassis- tischen Wahn die Bürger auseinander; im Film gut zu sehen, wie die „Har- monie“ der „Harmonists“ dem wach- senden Druck des NS-Unrechtsstaates nicht standhalten kann und die Grup- pe unwiederbringlich auseinanderfällt. Zwar haben viele ihrer witzigen, fre- chen, aber auch anrührenden Lieder und Schlager die Zeit bis heute über- dauert und werden gern auch heute noch von vielen Menschen gesungen, insofern waren die Comedian Harmo- nists sehr erfolgreich. Aber auch die Nazis können sich die „erfolgreiche“ Zerstörung der Lebenswege von sechs beliebten Künstlern durch staatliche Unrechtsmaßnahmen auf ihre Fahnen schreiben. Leider! Cover der DVD, © Universum Film Eine so unterhaltsame, gleichzeitig aber auch intensive und bewegende Beschäftigung mit den Themen Rassismus, Antisemitismus, Faschismus und Nationalismus findet sich selten. Ein Film, der berührt, weil er die Folgen all dieser Ideologien für sechs friedliche und freund- liche Künstler miterleben lässt, die nach ihren eigenen Worten nichts anderes im Sinn hatten, als „Freude und Liebe in die Welt zu bringen“. (Erwin Bootz, Mit- glied der Comedian Harmonists) Darsteller im Film des Regisseurs Joseph Vilsmaier: Ben Becker: Robert Biberti Heino Ferch: Roman Cycowski Ulrich Noethen: Harry Frommermann Heinrich Schafmeister: Erich Collin Max Tidof: Ari Leschnikoff Kai Wiesinger: Erwin Bootz 15
3. Jiddische Lieder“ Schulprojekt/Workshop „Erinnern für die Zukunft“ mit Manfred Lemm, Wuppertal Der Sänger und Gitarrist Manfred Lemm wird in einem Workshop mit Schüle- rinnen und Schülern verschiedener Gronauer Schulen jiddische und hebräische Lieder einüben und diese dann sie anschließend in einem öffentlichen Konzert präsentieren. Ort des Übens: Walter-Thiemann-Haus, 24. – 28. Oktober2021 Abschlusskonzert mit Manfred Lemm & Ensemble plus Jugendlichen aus drei Gronauer Schulen Ev. Kirche Gronau, Do., 28. Oktober 2021, 19:00 Uhr Eper Straße, 48599 Gronau Programm des Abschlusskonzerts: • Massldike scho (trad.) • Huljet, huljet, kinderlech (Mordechaj Gebirtig) • Sun, sun, sang (Manfred Lemm) • Ot asoj nejt a schnejer (trad.) • In fabrik (Manfred Lemm) • Hungerik dajn kezele (Mordechaj Gebirtig) • Doss kelbl (S: Secunda) • Minutn fun bitochn (Mordechaj Gebirtig) • Blajb gesund mir Kroke Manfred Lemm) • Osse schalom bim romav (trad) • Chassene tenzl (trad.) • Oj Chanuke (trad.) • Chag purim (trad. • Schoschanat Jaacov (trad.) • Hop, majne homentaschn (trad.) • Schiribim, schiribom (trad.) • Avadim Hajenu (trad.) • Schabbess, schabbess (trad.) • Lecha Dojdi (trad. ) • Jeruschalajim schel zahav (Naomi Shemer) 16
Manfred Lemm „Manfred Lemms Interpretationen zäh- len zum Eindrücklichsten, was die deut- sche Jiddisch-Musikszene hervorge- bracht hat …“, schrieb die „Jüdische Rundschau“ aus Basel, nachdem der in Potsdam geborene Sänger und Kom- ponist in den 90er Jahren seine Auf- nahmen mit Liedern von Mordechaj Gebirtig veröffentlichte. Zuvor hatte Manfred Lemm viele Jahre lang die Werke des Krakauer Tischlermeisters und Dichters erforscht, der 1942 im Ghetto ermordet wurde. 2001 wurde Lemm für sein jahrelanges Schaffen am jiddischen Lied und für die enga- gierte musikalische Arbeit mit Jugend- lichen das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Manfred Lemm mit Gitarre, Foto: Wolfram Eder Mordechaj Gebirtig 1942 wurde im Krakauer Ghetto Podgórze der jüdische Tischler und Dichter Mordechaj Gebirtig (1877 – 1942) ermordet. Erschossen auf offener Straße von einem deut- schen Soldaten. Seine Lieder haben überlebt und sind ein Zeitzeugnis par excellence. Gebirtigs Sprache war Jid- disch, Heimat und Ausdrucksmittel von Millionen von Menschen im damaligen Osteuropa. Wie ein roter Fa- den zieht sich der Wunsch auf eine menschenwürdigere Welt durch Gebirtigs Werk. In seiner Dichtung zeichnet der „Krakauer Tischler“ ein Bild des jüdischen Lebens. Präzise trifft er das ostjüdische Lebensgefühl mit all sei- nen Ängsten und Freuden. Seine 91 erhaltenen, von Man- fred Lemm zusammengetragenen Lieder sind voller Le- bensweisheit, Ironie und Wärme. Nicht seIten übt Gebir- tig Kritik an den politischen und sozialen Missständen seiner Zeit. Der Bogen spannt sich vom schlichten Kinderlied bis hin zum kämpferischen Widerstandslied, vom zauberhaften Liebeslied zum fordernden Arbeitersong. Viele sei- ner Lieder haben angesichts unserer heutigen Probleme nichts an Aktualität eingebüßt. 17
4. „Leiderabend“ mit Rabbiner Dr. Walter Rothschild Der aus den Medien bekannte liberale Rabbiner Rothschild gestaltet zusammen mit Max Doehlemann diesen unterhaltsamen Abend. Er erzählt über sein Le- ben und seine Perspektive als Rabbiner; dazu trägt er viele böse Witze und wie er sagt „leider“ Lieder vor. Aula des Drilandkollegs, Di., 2. November 2021, 19:00 Uhr Konrad-Adenauer-Straße, 48599 Gronau Programm: • Shalom Aleichem (Text u. Komponist: traditional) • Money, Money, Money (T.: Björn Ulvaeus, K: Benny Anderson) • Mondscheinsonate (K: Ludwig v. Beethoven • „Wechsel“ (K.: Max Doehlemann • Frühlingstraum (T: Walter Rothschild, K: Franz Schubert) • Auf der schwäbsche Eisenbahne (dt. Volkslied – T: Walter Rothschild, K.: trad.) • Tit Willow (K.: Arthur Sullivan, aus „Mikado“) • Campdown Races (K.: Stephen Foster) • What a Wonderful World (T.: Weiss, K.: Thiele) • Three Blind Mice (trad. Kinderlied) T.: W. Rothschild, K.: trad. • Twinkle, Twinkle, Little Star (trad. Kinderlied) T.: W. Rothschild, K.: trad. • The Flinststones (Titel Melody) K.: Hoyt Curtin, Joseph Barbera, William Hanna • Don’t cry for me Argentina (K.: Lloyd Weber) • Die Forelle (T.: W. Rothschild, K.: Franz Schubert) • Klaviersonate C-Dur KV 545 (Wolfgang Amadeus Mozart) Rabbiner Rothschild Rabbiner Rothschild stammt aus den Brexit Inseln (dem ehemaligen Vereinigten Königreich, früher „Groß“-Britannien), speziell aus Bradford in Yorkshire, im Norden. Dort ist er in einer hauptsächlich aus Flüchtlingen bestehenden Syna- gogengemeinde aufgewachsen und studierte später Theologie an der Universität Cambridge. Er machte eine pädagogische Ausbildung, war „Reli-“Lehrer und entschied sich dann (oder es wurde für ihn „von oben“ entschieden?) für ein Rabbinerstudium. In 1984 zum Rabbiner ordiniert, hat er in vier Gemeinden in Yorkshire elf Jahre lang amtiert, danach in Wien, in Aruba (Holländische Antillen) und seit 1998 in Deutschland – zunächst in Berlin, danach fast über- all. Er hat in großen und kleinen Gemeinden gearbeitet, Sachbücher über das Judentum geschrieben (auch eine Biographie seines ersten Rabbiners) und da- zu Kurzgeschichten die auf seiner Arbeit basiert sind – nicht „wahre Geschich- 18
ten“ sondern „authen- tische“. Sein Programm schildert einen Teil dieser Erlebnisse, als Jude, als Rabbiner, als „ein Mensch mit Be- schneidungsvorder- grund‘‘, aber auch als begeisterter Eisen- bahnhistoriker, Dich- ter, Schriftsteller, Lie- dermacher und Fa- milienvater. Mit Max Doehlemann hat er ei- Rothschild und Doehlemann, ne fünfköpfige Jazz- Foto: Gregor Zielke /Max Doehlemann band „The Minyan Boys“ gegründet und arbeitet zzt. an einer CD mit Franz Schuberts „Winter- bahnreise“. „Ohne Humor wäre ich schon längst tot“ sagt er. Und: „Es gibt doch Deutsche mit einem Gefühl für Humor – nur, sie können ihn manchmal nicht finden ...“ Max Doehlemann Max Doehlemann wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Komposition, Klavier und Dirigieren in München und Berlin. Seither ist er vielseitig als Kom- ponist, Pianist und Projekt-Anstifter tätig – er wurde mit mehreren internatio- nalen Kompositionspreisen ausgezeichnet und war als musikalischer Leiter un- ter anderem viele Jahre am Berliner Ensemble tätig. Eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit besteht mit der Geigerin Liv Migdal, dem Cellisten Ramon Jaffé, dem Brandenburgischen Staatsorchester (BSOF) oder dem Deutschen Kammerorchester (DKO). Als Pianist, Komponist und musikalischer Leiter war Doehlemann tätig für zahlreiche Theater-Produk- tionen, zum Beispiel solchen von Luc Bondy oder Bob Wilson. Doehlemann hat auch mehrere interkulturelle Band- Projekte ins Leben gerufen, etwa in Israel mit der türkisch- jüdischen Sängerin Hadass Pal Yarden oder mit dem algeri- schen Sänger und Multi-Instrumentalisten Momo Djender. Doehlemann kon- zertierte in der Berliner Philharmonie, in der Oetker-Halle (Bielefeld), auf Fes- tivals im In- und Ausland, zum Beispiel auf dem Oud-Festival in Jerusalem. Bei aller Vielfalt der musikalischen Tätigkeiten stand die Komposition eigener Wer- ke jedoch immer im Zentrum. 19
5. Doku-Musik-Theaterstück „Swing heil!“ Das Saarbrücker Ensemble „Swing heil!“ wird in drei Aufführungen mitreißend und hautnah den kurzen Weg von lebenshungrigen und von der Swingmusik begeisterten Stadtjugendlichen zu KZ-Häftlingen darstellen. Bürgerhalle Gronau, Do, 4. November 2021, 19:00 Uhr (für Schulen) Fr., 5. November 2021, 10:00 Uhr (für Schulen) und 19:00 Uhr (öffentlich) Bürgerhalle Gronau. Spinnereistraße 20 48599 Gronau Programm: Mit einer Mischung aus Live-Musik, Theater, Video- und Toneinspielungen er- zählt „Swing heil!“ die Geschichte der „Swing Kids“ und berichtet von Lebens- freude, Widerstand und Unterdrückung einer jugendlichen Subkultur in Nazi deutschland. Die Musik von Benny Goodman, Louis Armstrong oder Teddy Stauffer galt im Dritten Reich als „vernegert“, „jüdisch“ und „entartet“. Etliche der Jugendlichen, die mit ihrem Tanzstil, ihrer Kleidung und ihren Frisuren ein Zeichen – vor allem gegen die Hitler-Jugend – setzen wollten, wurden nach ei- nem entsprechenden Erlass in die neu geschaffenen Jugend-KZs in Moringen und Uckermark deportiert. Während der Aufführung werden folgende Titel gespielt: • Tiger Rag • Pennsylvania 6500 (Einspielung) • Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da • Lambeth Walk • Bei mir bistu shein • Goody, goody 6. Impro über „Die blauen Dragoner“ • Die blauen Dragoner sie reiten • Mozart, „Kleine Nachtmusik“ • A Tisket A Tasket • „memento“ (András Hamary) Teil 3 (Einspielung) • Bei dir war es immer so schön • It don’t mean a thing (if it ain’t got that swing) Im Jahr 2016 ging das Projekt „Swing Heil“ in Saarbrücken an den Start. Ausge- hend von der Idee, ein Theaterstück über die „Swing-Jugend“ in Nazideutschland auf die Bühne zu bringen, begannen Barbara Scheck und Peter Tiefenbrunner ei- ne Besetzung dafür zu suchen. Es mussten für dieses Stück Leute gefunden wer- den, die bestimmte Fähigkeiten mitbrachten. MusikerInnen, SchauspielerInnen, TänzerInnen, TechnikerInnen, die aber alle auch bereit sein sollten, sich über ihr 20
eigentliches Fachgebiet hinaus in die Produkti- on einzubringen. Und na- türlich ein Verständnis für das Thema zu entwi- ckeln. Dass das so gut ge- lungen ist, dass in diesem Ensemble Menschen von 30 bis 70 Jahren zusam- menarbeiten und das ein- fach gut funktioniert, ist bemerkenswert und ein großes Geschenk. Und dass nach fünf Jahren im- mer noch die Originalbe- setzung von 2016 auf der Bühne steht, spricht für den gemeinsamen Geist dieser Truppe. Swing tanzen verboten, Foto: Jean-Claude Fédy Wir danken an dieser Stelle ausdrücklich un- serem Enscheder Gründungsmitglied und Träger des Bundesverdienstkreuzes Bert Woudstra, der nachdrücklich dem Förderkreis ein Engagement des Ensem- bles „Swing heil!“ empfohlen hat. Aus dem Erlass vom 26.Januar 1942 Reichsführer-SS Heinrich Himmler Alle Rädelsführer, und zwar die Rädelsführer männlicher und weiblicher Art, unter den Lehrern diejenigen, die feindlich eingestellt sind und die Swing-Jugend unterstützen, sind in ein Konzentrationslager einzuweisen. Dort muß die Jugend zunächst einmal Prügel be- kommen und dann in schärfster Form exerziert und zur Arbeit angehalten werden. Irgend- ein Arbeitslager oder Jugendlager halte ich bei diesen Burschen und diesen nichtsnutzigen Mädchen für verfehlt. Die Mädchen sind zur Arbeit im Weben und im Sommer zur Land- arbeit anzuhalten. Der Aufenthalt im Konzentrationslager für diese Jugend muß ein län- gerer, 2 – 3 Jahre sein. Es muß klar sein, daß sie nie wieder studieren dürfen. Bei den El- tern ist nachzuforschen, wie weit sie das unterstützt haben. Haben sie es unterstützt, sind sie ebenfalls in ein KL. zu verbringen und das Vermögen ist einzuziehen. 21
6. Jüdische Musik der Romantik Der Dirigent Michael Rein wird mit dem Euregio Symphonieorchester VHS Ahaus am 6. November 2021 ein Konzert mit Jüdischer Musik der Romantik aufführen. Kantor Dr. Tamás Szöcs begleitet das Orchester an der historischen Sauer-Orgel. Ev. Stadtkirche Gronau, Sa., 6. November 2021, 19:30 Uhr Alfred-Dragstra-Platz, 48599 Gronau Programm: 1. Felix Mendelssohn, Ouvertüre Die Hebriden, op. 26 2. Leo Weiner, Serenade f-moll op. 3 - Foto Euregio Symphonieorchester VHS Ahaus – Archiv des Euregio Symphonieorchesters Das Euregio Symphonieorchester VHS Ahaus besteht seit 40 Jahren. Von den 37 Musikerinnen und Musikern kommen 13 aus den Niederlanden. Als Vereinigung von Liebhabermusikern verfolgt es den Zweck, gemeinschaftliches Musizieren für Jugendliche und Erwachsene zu er- möglichen. Dabei werden insbesondere junge, konzertreife Solisten aus der Re- gion gefördert. Michael Rein ist einer der vielseitigsten Dirigenten der jüngeren Generation. In seiner noch jungen Laufbahn dirigierte er bereits in Italien (Orquestra Filhar- monia Veneta, World Youth Orchestra), Deutschland (Lüneburger Sinfoniker), Finnland (Vaasa City Orchestra), den Niederlanden (Orkest van het Oosten), Spanien (Alicante) und in Brasilien (Orquestra de Camara Sesiminas Belo Ho- rizonte). Er assistierte Jan Willem de Vriend bei der Opernproduktion von An- ton Schweitzers „Rosamunde“ bei den Schwetzinger Festspielen 2012 und er di- rigierte die Welturaufführung der Oper Baba Jaga von Anthony Leigh Dunstan im Huistheater der Opra Zuid in Maastricht. Euregio Symphonieorchester VHS Ahaus, Foto: Archiv des Euregio Symphonieorchesters 22
Für seinen großen Einsatz für Musikerziehung wurde er zusammen mit dem Euregio-Symphonieorchester beim Sparda MusikNetzwerk 2013 in Düsseldorf ausgezeichnet. Nach dem Beginn seiner Laufbahn als Geiger bei verschiedenen Orchestern in Deutschland (u.a. Stuttgarter Philharmoniker, WDR-Sinfonieorchester, Gür- zenich-Orchester Köln, Sinfonieorchester Wuppertal) und den Niederlanden (Netherlands Symphony Orchestra/Orkest van het Oosten) studierte er Diri- gieren an den Konservatorien in Maastricht und Den Haag bei u.a. Enrico Del- amboye, Arjan Tien und Jac van Steen. Er nahm an verschiedenen Meisterkur- sen mit dem legendären finnischen Dirigenten Jorma Panula teil und arbeitete mit so bekannten Dirigenten wie Toshiyuki Kamioka, Jan Stulen, Isaac Karabt- chevsky, Julius Kalmar, Carlos Eduardo Prates und Marc Shanahan zusammen. Seine Leidenschaft für Kammermusik brachte ihn als Mitglied des Valeri- us- und des Emsland-Ensembles auf Konzertreisen nach Deutschland, in die Niederlande, nach Bolivien, Chile und Brasilien. Er wird regelmäßig eingela- den beim Internationalen Musikfestival FIMUPA im Teatro da Paz in Belém do Pará (Brasilien). Dr. Tamás Szőcs ist 1975 in Kronstadt/Siebenbürgen geboren und besuchte das dortige un- garische Gymnasium. Zwischen 1993 und 1998 studierte er Musikpädago- gik an der Musikfakultät der Transil- vania-Universität und legte das Staats- examen als Musiklehrer ab. Parallel da- zu besuchte er die kirchenmusikalische Ausbildungsstätte der Evangelischen Kirche in Ungarn in Fót. Anschließend studierte er an der Hochschule für Kir- chenmusik in Herford (2002 B-Examen, 2009 A-Examen). In den Jahren 2002-2005 war er Sti- pendiat der Deutschen Forschungsge- Dr. Tamás Szőcs, Foto: J. Kalsow meinschaft und Mitglied des Gradu- iertenkollegs „Geistliches Lied und Kirchenlied interdisziplinär“ an der Uni- versität-Mainz. Dort promovierte er im Fach Musikwissenschaft. Die Arbeit ist 2009 im Böhlau-Verlag unter dem Titel „Kirchenlied zwischen Pest und Stadt- brand“ erschienen. Seit 2005 ist er Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Gronau, seit 2009 auch Kreiskantor im Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken. 23
7. „Klezmer in School & Concert“ Ein Schulprojekt der Euregio-Gesamtschule Epe in Kooperation mit der Lan- desmusikakademie NRW Das Schulprojekt „Klezmer in School & Concert“ soll den Schüler*innen in einem interaktiven Projekt das Genre der Klezmer-Musik sowie seine Bedeu- tung für die jüdische Kultur näherbringen. Darüber hinaus soll es einen An- satzpunkt bieten, sich intensiver mit dem jüdischen Leben zu befassen und In- teresse für dessen reiche Kultur zu wecken. Euregio-Gesamtschule Epe, 8 .– 12. November 2021 Abschlusskonzert: Aula der Schule, Fr., 12. November 2021, 19:00 Uhr Gildehauser Damm 49, 48599 Gronau-Epe Programm der Projektwoche: Neben einem musikalischen Projekt, in welchem Musiker des Klezmerensembles „Bublischki“ zusammen mit Schülerinnen und Schülern des 6. Jahrgangs sowie des Schülerchors und der Schulband gemeinsam jiddische Lieder erarbeiten wer- den, wird während der Projektwoche von Schülerinnen und Schülern der zehn- ten Klasse ein Kunstprojekt gestaltet. Zudem werden sich die Schülerinnen und Schülern aus dem 6. Jahrgang mit den historischen und gesellschaftlichen Hin- tergründen des Judentums auseinandersetzen. Der 10. Jahrgang wird sich mit dem Bereich der Erinnerungskultur beschäftigen und verbunden mit der Wo- che der Erinnerung literarische Texte gestalten. Alle Projekte sind am Ende der Woche Teil einer feierlichen Veranstaltung und werden auf die Bühne gebracht und ausgestellt. Die Projekte im Einzelnen: 1. Musikprojekt: Klezmer in School & Concert Umsetzung jiddischer Lieder durch das Klezmerensemble „Bublischki“, Schü- lerinnen und Schüler des 6. Jahrgangs sowie des Schülerchors und der Schü- lerband. Die Proben werden täglich zwischen der 1. und 4. Stunde im Musikraum der Schule stattfinden und durch Musiker des Ensembles sowie der Fachschaft Musik angeleitet. 2. Kunstprojekt: „Auf den Spuren des Judentums – Jüdische Geschichte in der Kunst“ Erarbeitung eines Kunstprojektes zum Thema „Auf den Spuren des Juden- tums - Jüdische Geschichte in der Kunst“ durch die Schülerinnen und Schü- 24
ler des Kunstkurses der zehnten Jahrgangsstufe unter Anleitung der Fach- schaft Kunst. 3. Geschichtsprojekt: „Miteinander statt übereinander reden“ Erarbeitung von geschichtlichen und historischen Aspekten zum Thema 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland durch den 6. Jahrgang unter Anleitung der Fachschaft Gesellschaftslehre. 4. Religionsprojekt: „Erinnern ist wichtig“ Verfassen von literarischen Texten zum Bereich der Erinnerungskultur durch den 10. Jahrgang unter Anleitung der Fachschaft Religion. Schülerinnen und Schüler vor der Euregio Gesamtschule Epe, Foto: Archiv Euregio Gesamtschule 25
8. Konzert mit dem Kantor Baruch Chauskin und dem nl. Duo NIHZ Der Kantor der jüdischen Gemeinde Osnabrück, Baruch Chauskin wird zusammen mit dem niederländischen Duo NIHZ mit jiddisch-hebräischen Liedern, Musik- stücken jüdischer Komponisten und Klezmerklängen auftreten. Die drei jüdischen Musiker haben bereits in verschiedenen europäischen Ländern Konzerte gegeben. Synagoge Enschede, Do., 11. November 2021, 19:00 Uhr Prinsestraat 14 – 16, 7513 AL Enschede Programm: 1. Shpil-She Mir A Lidele In Yiddish (Traditional, arr. Samson A. Rootveld) 2. Mimkomcha (Shlomo Carlebach) 3. Chassidic Dances (Samson A. Rootveld) 4. Der Rebe Elimelech (Traditional, arr. Samson A. Rootveld) 5. Abi Gezunt (Abraham Ellstein & Molly Picon) 6. Mayn Tuches (Samson A. Rootveld & Abraham L. Rootveld) 7. Ale Brider (Traditional, arr. Samson A. Rootveld 8. Yerushalaim Suite (Samson A. Rootveld) 9. Yidl Mitn Fidl (Abraham Ellstein & Itzik Manger) 10. Amsterdam Huilt (Kees Manders) 11. Shnirele Perele (Traditional) 12. Ich Hab’ Kein Heimatland (Traditional) 13. S’Brent (Mordechaj Gebirtig) 14. Yerushala’im Shel Zahav (Naomi Shemer) 15. My Way (Claude François & Deb Filler) 16. Adon Olam (Traditional, arr. Uzi Hitman) Baruch Chauskin, Bobby Rootveld und Sanna van Elst haben einander in einer musikalischen Freundschaft gefunden. Chauskin (aus Riga, Lettland) und Rootveld und van Elst (Duo NIHZ aus den Niederlanden) bringen eine Mischung von jiddischen Liedern, Klezmerklängen, hebraïschen Liedern und schönen Geschichten über die Lieder. Lettland und die Niederlande sind Gegenden mit viel Regen, aber die Klän- ge vom Duo NIHZ und der Gesang von Chauskin erzeugen eher viel Licht und Wärme. Ihre Musik bringt Menschen in Bewegung wie eine frische Brise aus dem Meer, aber sie verbreitet auch innere Ruhe und Frieden, wie ein Spaziergang am Strand beim Sonnenuntergang am stillen langen Abend. Das Duo NIHZ – Bobby Rootveld und Sanna van Elst Bobby Rootveld (Gitarre, Gesang, Perkussion) und Sanna van Elst (Gesang, Blockflöten, Melodica) wohnen in Nordhorn (Deutschland). 26
Das Duo wurde ausgebildet an der Musikhochschule in Enschede. Seit 2001 tritt das Duo zusammen unter dem Namen Duo NIHZ auf, so viel wie „keine schwarzen Kleider“. Bei seinen Konzerten kommen Liebe, Leidenschaft, Me- lancholie, Comedy und Traurig- keit auf eine ganz bemerkenswer- te schöne Art und Weise zusam- men. Von schnellen Klezmer-Me- Baruch Chauskin, Sanna van Elst und Bobby Root- lodien bis zu jiddischen Gebeten veld, Foto: Archiv Duo NIHZ wie Shnirele Perele: Die Seele wird immer berührt. Wegen der jüdischen Familiengeschichte mit Holocaust und Wi- derstand von Bobby Rootvelds Vorfahren sind die jüdischen Musikstücke des Duos NIHZ für die Musiker wie auch das Publikum immer sehr bewegend und beein- druckend. Vor einigen Jahren hat das Duo NIHZ während des International Je- wish Music Festivals in Amsterdam für die Interpretation von jüdischer Musik ein „Zertifikat von besonderer Wertschätzung“ empfangen. Duo NIHZ spielte ihre jü- dische Musik in mehr als 1200 Konzerten und über 30 Ländern von Sibirien bis Buenos Aires und von Miami bis Shanghai und Kalkutta. Bobby Rootveld ist auch tätig als Schauspieler, Dokumentarfilmproduzent, CD-Produzent und Komponist. Sanna van Elst ist auch tätig als Schauspielerin und Musiklehrerin. Zusammen ha- ben Bobby und Sanna auch das Kulturhaus NIHZ gegründet: ein Haus voller Kul- tur mit Konzerten, Lesungen und Ausstellungen mit dem Schwerpunkt „Judentum“. Baruch Chauskin Baruch Baruch ist Kantor der jüdischen Gemeinde Osnabrück und deutsch- landweit als hervorragender Sänger bekannt. Er wurde geboren in Riga, wo er mit traditioneller jüdischer Musik aufwuchs und musikalisch ausgebildet wur- de. Im Anschluss an seine Übersiedlung nach Deutschland studierte er Gesang in Frankfurt am Main und war Solist des Synagogenchors der dortigen Wes- tend-Synagoge. Die zusätzliche Ausbildung in New York bei Star-Kantor Josef Malovany sorgte für die breite Aufstellung seines Könnens. „Man spürt die Liebe zu Gott in der Art, wie er singt“, so die Neue Osnabrü- cker Zeitung. Baruch Chauskin versteht es, mit seiner brillanten Baritonstim- me die Zuhörer mit liturgischen Liedern (‚Chasanut´) ebenso zu faszinieren wie mit traditioneller jüdischer Musik und israelischen Liedern. Baruch Chauskin ist im deutsch-niederländischen Grenzraum auch bekannt durch Auftritte in der Enscheder Synagoge. 27
9. „In deinen Toren erwacht mein Lied ...“ Konzert mit dem Ensemble „mendels töchter“, Münster Moderation: Dr. Manfred Keller, Bochum Dass jüdische Musik nicht nur Klezmer ist, beweist auch das Ensemble „men- dels töchter“. Es hat sich vor allem der Musik des 1902 in Gronau geborenen, jü- dischen Komponisten Erich Mendel verschrieben. Sein Biograf Manfred Keller beschreibt Mendels bewegtes Leben als Kantor, Komponist, Lehrer und Sammler synagogaler Musik. Der Autor wird an diesem Abend anwesend sein und das Konzert moderieren. Ev. Kirche Epe, So., 14.11.2021, 17:00 Uhr Bernhardstraße 10, 48599 Gronau-Epe Programm: 1. Musikstück: Adon Olam Begrüßung und Einführung 2. Musikstück: Ahavas olam 3. Musikstück: Hovu l’Adonoi b’ney elim 4. Musikstück: Ein KelohenuModeration 5. Musikstück: Shire Hachayim - „Lieder des Lebens“ 6. Musikstück: Magen Avot – Schild unserer Väter 7. Ma’ariv – Der Abend werden lässt Moderation 8. Musikstück: V’Shomru 9. Musikstück: Sh’ma Yisroel 10. Musikstück: Mah Towu Das Ensemble „mendels töchter“: Vanessa Hövelmann, (Klarinette, Cel- lo, Klavier); Barbara Keller, (Violine, Akkordeon, Gitarre); Cornelia Klären, (Gesang, Klavier, Viola, Akkordeon) Ulle Pfefferle, (Klavier, Gesang, Flöte) Im Jahr 2003 hielten die Münstera- ner Musiktherapeutinnen Barbara Kel- ler und Ulle Pfefferle erstmals die No- ten von synagogalen Liedern des aus Gronau stammenden jüdischen Kan- tors Erich Mendel in den Händen. Vor der drohenden Deportation durch das mendels töchter; Foto: Archiv Barbara Keller 28
NS-Regime war Mendel im Jahr 1939 nach England geflohen, bevor er 1941 in die USA emigrieren konnte, wo er sich E ric Mandell nannte. Mendel hatte lediglich die Melodiestimmen zu den liturgischen Texten no- tiert. Man entschloss sich, die Stücke zu arrangieren und zu instrumentieren. Gemeinsam mit den Musiktherapeutinnen Cornelia Klären und Stephanie Mut- ter – später mit Vanessa Hövelmann – entstanden im Prozess des gemeinsamen Probens und Improvisierens die vorliegenden Fassungen, mit denen das Müns- teraner Ensemble das kompositorische Werk des deutsch-amerikanischen Kan- tors zu neuem Leben erweckte. Viele Menschen verbinden heute das Stichwort „jüdische Musik“ mit Klez- mer-Klängen. Dass dies eine falsche Einschätzung ist, dass es fernab von Fidel und Klarinette eine fast vergessene jüdische synagogale Musik gibt, beweist das Ensemble „mendels töchter“ mit seinen Konzerten, die es seit nunmehr acht- zehn Jahren an vielen Ort gibt. Vanessa Hövelmann, Klarinettistin Vanessa Hövelmann erhielt ihre musikalische Ausbildung an der Westfälischen Schule für Musik in Münster. Sie gewann Landes- und Bundespreise im Wettbe- werb „Jugend musiziert“. Neben der Mitwirkung in verschiedenen Münsteraner Orchestern ist Vanessa Hövelmann vor allem in verschiedenen kammermusika- lischen Ensembles künstlerisch tätig. Sie unterrichtet Klarinette und betreibt in Münster eine eigene Werkstatt für die Wartung und Reparatur von Klarinetten. Barbara Keller, Dipl.-Musiktherapeutin Barbara Keller, Dr. phil., Dipl.-Musiktherapeutin, Psychotherapie (HP), absol- vierte die C-Kirchenmusik-Ausbildung, später ein Lehramts-Studium in Heidel- berg und ein Musiktherapie-Studium in Münster. 2003 gründete sie mit ihren Kolleginnen das Dienstleistungsunternehmen Musik auf Rädern GbR. Seither ist sie tätig in Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe im Raum Müns- ter neben ihrer Lehrtätigkeit mit Themenschwerpunkten wie „Musik und De- menz“, und „Musiktherapie in der Sterbebegleitung“ Cornelia Klären, Dipl.-Heilpädagogin, Dipl.-Musiktherapeutin Cornelia Klären studierte in Köln Heilpädagogik mit den Studienschwerpunkten Musiktherapie und Musikpädagogik .Direkt im Anschluss daran studierte sie in Münster Musiktherapie und erwarb die Heilpraktikererlaubnis für Psychothe- rapie. In ihrem bisherigen Berufsleben war sie u.a. tätig in den Bereichen Musi- kalische Früherziehung, integrative Jugendarbeit, Musiktherapie mit Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung, daneben Lehrtätigkeit zu den The- menschwerpunkten „Musik und Demenz“ und „Karierrewerkstatt Musiktherapie“. 29
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