N 2 2019 Hauszeitung der Stiftung Ostschweizer Kinderspital - Aus- und Weiter-bildung
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EDITORIAL Aus- und Weiterbildung Lea Stalder, Bereichsleitung Weiterbildung und Prävention, Kinderschutzzentrum St.Gallen Im Kinderschutzzentrum (KSZ) und im Ostschweizer Kinderspital (OKS) haben Weiterbildungen und Ausbildungen einen hohen Stellenwert. Ein Kernauftrag des KSZ ist es, möglichst viele Personen für die Thematik «Kindesschutz» zu sensibilisieren. So liegt es auf der Hand, dass das KSZ auch dem «grossen Bruder» (OKS) Veranstaltungen zum Umgang mit Kindeswohlgefährdungen anbietet. In diesem Jahr fand zum ersten Mal eine Schulung für die Pflege zum Thema Jugendmedienschutz statt. Es entstanden sehr spannende Diskussionen zu den digitalen Herausforde- rungen im Berufsalltag (siehe Seite 16). Passend zum Schwerpunktthema freut es mich, als Leitung der Abteilung «Weiterbildung und Prävention», einen kleinen Einblick in unsere Tätigkeitsbereiche zu geben. Besonders ans Herz gewachsen sind mir unsere beiden Wanderausstellungen. 2008 habe ich die Ausstellung «Mein Körper gehört mir!» im Rahmen der schweizweiten Kampagne «Keine sexuelle Gewalt an Kindern» kennen gelernt. Wie die meisten Eltern habe ich mich gefragt, wie dieses heikle Thema angesprochen werden kann, ohne die Kinder unnötig zu verängstigen. Der Besuch der Ausstellung hat mir gezeigt, wie spielerisch dieses Thema aufgegriffen werden kann. Im OKS müssen leider auch unangenehme Eingriffe gegen den Willen der Kinder gemacht werden. Dies greife ich in der Diskussion mit Kindern gerne als Ausnahme-Beispiel auf, indem ich darauf hinweise, dass dies eine Ausnahmesituation ist und erkläre, dass eine unangenehme Berührung aus medizinischen Gründen nötig sein kann. Während die Ausstellung «Mein Körper gehört mir» (für 2. bis 4. Primarklassen) schweizweit zum Einsatz kommt, gab es bis vor wenigen Jahren in der Schweiz keine vergleichbare Ausstellung für Jugendliche. Im Jahr 2014 erhielten wir die Anfrage, eine Ausstellung für diese Altersgruppe zu entwickeln und waren sofort begeistert von dieser Idee. Wir vom KSZ sind stolz, gemeinsam mit dem Amt für Soziales und dem ehemaligen Leiter des regional didakti- schen Zentrums, eine gelungene Ausstellung unter dem Namen «ich säg was lauft!» entwickelt zu haben. Es freut uns sehr, die Ausstellung mit den Kernbotschaften der Öffentlichkeit zu präsentieren, um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen. Im Artikel auf Seite 23 finden sie weitere Informationen zur Ausstellung. Ausbildung Mitarbeitende der SOKS sind wissbegierig. Mit diesem Symbol versehen finden Sie die Ant- worten von spontan befragten Mitarbeitenden zu ihrer jüngsten Aus- oder Weiterbildung. Impressum Herausgeber Ostschweizer Kinderspital und Kinderschutzzentrum St. Gallen | Claudiusstrasse 6 | 9006 St. Gallen T 071 243 71 11 | www.kispisg.ch | www.kszsg.ch Redaktion Christian Kahlert, Ernst Knupp, Sophie Lohwieser, Fredy Lanz, Stefanie Mock, Dominik Stambach, Fabienne Stocker, Redaktionsschluss Ausgabe 3/ 2019: 31. Oktober 2019 Fotografie Mitarbeitende Cartoon Dr. med. Markus Oberhauser Gestaltung Gestaltungskonzept: DACHCOM.CH AG, Winterthur | Gestaltung: Fabienne Stocker Druck Cavelti AG, Gossau | Gedruckt auf Profi Bulk FSC, 135 gr. Auflage 600 Exemplare
Inhalt Thema Zum Schwerpunktthema 4 Wie lernen Medizinstudentinnen und -studenten heute? 5 Gelernt fürs Leben! 6 E-Learning am OKS 8 Technisch machbar, organisatorisch erwünscht, aber … Spiele machen Kinder fit fürs Leben 9 Interne Fortbildungen Pflege – ein Ort des Lernens 10 «Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information» – Albert Einstein Freude am Lernen (wieder-)entdecken! 11 Spitalführungen am Ostschweizer Kinderspital 12 Unsere Kindergartenreise ins Kinderspital St.Gallen 13 10 Jahre nach Schliessung der Pflegeschule am OKS 14 Teddybärspital 14 Joint Medical Master Uni ZH/HSG 15 Computer, Handy & Co. in der Weiterbildung der Pflege am Kinderspital 16 Wissen im Fokus Chronisches Darmversagen 18 Was macht der Darm da eigentlich? zur Sache Sind wir im Kispi «Familien»-freundlich? 20 Zum Internationalen Tag der Familie am 15. Mai 2019 Heldinnen und Helden am OKS 21 Mütter, Pflegefachpersonen, Elmar – drei, die etwas gemeinsam haben Speak Up und niemand spricht darüber … 22 Rückblick auf die Mitarbeiterbefragung «Speak Up» und deren Resultate «ich säg was lauft!» 23 Eine Wanderausstellung zur Prävention von sexueller Gewalt unter Jugendlichen Portrait Eine Zürcherin hinterlässt tiefe Spuren in der Ostschweiz 24 Darf ich mich vorstellen? 25 40 Jahre Frauenpower auf dem C! 26 Zum Dienstjubiläum von Susanne Schwizer, Stationsleiterin C Leitung Therapien 27 Wir sagen «danke und tschüss Gabriela» 28 Die Patientin hat das Wort Eine Mutter im Interview 29 Mosaik bike to work 30 Die sportliche Herausforderung für Mitarbeitende Standaktion mit guter Laune aber kalten Füssen! 30 Das Fundraising nimmt Fahrt auf 31 Ein Kispianer namens … 31 Wenn das geliebte Kind stirbt… 32 Schwarz auf Weiss – aber sicher! 32 in Kürze Die Jasserinnen vom Notfall 33 Lehrabschluss 33 Tankstelle 10 Jahre Kispi-Regatta 34 Vor dem Schreddern 34 Medientipps Unterschiedliche Verbrechen 35 Buchtipps von Mitarbeitenden
N° 2 | 2019 4 THEMA Zum Schwerpunktthema Fredy Lanz, Interesse geweckt für das OKS wird bereits Was der Begriff «Teddybärspital» und Mitglied der Redaktionskommission bei den Vorschulkindern. Dazu ein Einblick «Joint Medical Master» miteinander zu tun in die «Spitalführungen am OKS» auf Seite haben, zeigen die Berichte von Prof. Dr. IN DIESER AUSGABE DER HAUS- 12 und der Bericht über die «Kindergarten- med. Roger Lauener auf Seite 14/15. ZEITUNG FOKUS WIDMEN WIR reise ins OKS». UNSERE AUFMERKSAMKEIT Andreas Butz, Fachmitarbeiter Weiter- DEM THEMA «AUS- UND WEITER- Die Ausbildung ist verschiedenen Einflüs- bildung und Prävention im Kinderschutz- BILDUNG». sen unterworfen, z.B. den unterschied zentrum hat im Mai eine Fortbildung zum lichen Generationen, die im Alltag und in Thema Computer, Handy & Co. gehalten. Das Ostschweizer Kinderspital hat eine der Ausbildung miteinander unterwegs Sein Bericht ist auf Seite 16 zu lesen. lange Tradition als Ausbildungsspital auf sind. Dazu erfolgte kürzlich eine interne Wie E-Learning am OKS gelebt wird verschiedenen Ebenen und in unterschied- Fortbildung. Inhalte daraus im Artikel beschreibt der Artikel von Ernst Knupp lichen Bereichen. Die Ausbildung von «interne Fortbildungen Pflege – ein Ort auf Seite 8. Er zeigt auf, welche Vor- und Lehrlingen, Auszubildenden, Studentinnen des Lernens», Seite 10. Nachteile mit E-Learning verbunden sind. und Studenten ist somit ein fixer Bestand- «E-Learning ist Realität und Sie und ich teil der Geschichte des OKS. Fort- und Weiterbildungen passieren müssen es nur noch tun!». Gesamthaft sind in der Pflege 80 Personen täglich und münden oftmals in entspre- in Ausbildung. Weitere Lernende finden chenden Abschlüssen, wie z.B. dem Weshalb am OKS zu diagnostischen sich in unterschiedlichsten Bereichen, wie Nachdiplomstudium NDS Notfallpflege + Zwecken gespielt wird und Spielen ein die kaufmännisch Auszubildenden, die pädiatrische Intensivpflege oder Bachelor- kostengünstiges Förderinstrument ist, wird Mediamatiker und die Fachfrauen/Fach- und Masterabschlüssen. durch Dr. phil. Barbara Ritter und Dr. med. männer Betreuung im Schlupfhuus. Arnold Bächler veranschaulicht. Sie tragen zur Sicherstellung des Personal- Auch im ärztlichen Bereich findet Ausbil- nachwuchses bei. Zufriedene Auszubilden- dung statt. Rund 25 Assistenzärztinnen und Am Beispiel von Lars erklärt Jürg Winter, de, die eine sehr kompetente Ausbildung Assistenzärzte absolvieren aktuell ihren Spitalpädagoge des Lernateliers, wie trotz geniessen, sind ein guter Werbeträger für Einsatz in der Pädiatrie zur Erreichung ihres gesundheitlicher Einschränkung das Ler- das OKS. Facharzttitels. Weiter sind sechs Unter nen neu entdeckt werden kann. assistentinnen und Unterassistenten im Die Gesundheitsausbildung am OKS geht Praktikum. Ein interessanter Bericht dazu‚ auf das Jahr 1909, unter der Gründerin «Wie lernen Medizinstudentinnen und Frau Dr. med. Frieda Imboden-Kaiser, zu- -studenten heute?» eröffnet die Beiträge rück. Wie ging das weiter und wo liegt der zum Schwerpunkt Ausbildung (siehe nächs- heutige Fokus, 10 Jahre nach der Schlies- ten Seite). sung der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege, am Kinderspital? Dies zeigt der Bericht «10 Jahre nach Schliessung der Pflegeschule am OKS» auf Seite 14. Damit die Ausbildungsqualität im OKS hoch gehalten werden kann, engagieren sich pädagogisch ausgebildete Personen für die Auszubildenden, mit dem Ziel, die im Alltag geforderten Kompetenzen zu erreichen. Ein interessanter Bericht zum Spezialpraktikum mit einem behinderten Kind zeigen die Erlebnisberichte von drei HF-Auszubildenden auf Seite 6 «Gelernt fürs Leben!».
N° 2 | 2019 5 THEMA Wie lernen Medizinstudentinnen und -studenten heute? Dina Bigler, Laura Pawlik, ermöglicht, immer einen guten Überblick Universität Bern, Medizinstudentin Universität Basel, Medizinstudentin zu bewahren und man verliert keine Zeit, verschiedene Inhalte in Notizen und Skripte Wenn man sich im Hörsaal der Universität Auch das Bild im Hörsaal in Basel hat sich zu suchen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Bern umsieht, sieht man vor allem eines: in den letzten Jahren eindeutig verän- PDFs immer und überall abrufbar sind. Die Studentinnen und Studenten, die aufmerk- dert. Wo hier früher auf ausgedruckten Vorlesungsskripte werden auch bei uns sam an ihren Laptops, Tablets und iPads Papierskripten Notizen gemacht wurden, von allen Dozenten auf ein Online-Portal sitzen und der Vorlesung lauschen. Heute findet man heute mehr und mehr Studen- aufgeschaltet. Sie definieren in Basel den wird an der Universität Bern digitalisiert ten mit Tablets und Laptops. Weshalb sich Lernstoff für die Prüfung. Die Prüfungen studiert. Die Vorlesungsunterlagen sind in Basel die altbewährten ausgedruck- werden auch seit sechs Jahren auf einem nur noch als Powerpoint online zu erhalten, ten Powerpoint-Slides aber noch immer Tablet durchgeführt. Hingegen werden zusätzlich sind die meisten Vorlesungen als hartnäckig halten, ist dem Skriptenservice hier keine Podcasts zur Verfügung gestellt, Podcast aufgeschaltet. Sie können in ihrer zu verdanken. Von Studenten organisiert, weshalb immer doch die Mehrzahl der Geschwindigkeit angepasst, pausiert, zu- findet man für einen Aufpreis von 300.– pro Studenten die regulären Vorlesungen be- rückgespult und so viele Male wie gewollt Semester jeden Morgen alle Vorlesungsfo- suchen. Obwohl es bereits Mindmap-Apps, eingesehen werden. Das heisst also, man lien vom jeweiligen Tag im eigenen Fach. Karteikarten-Apps usw. gibt, halten bei uns hat die Möglichkeit nach seinem eigenen Ein Grund weshalb ich mich nach drei Jah- auch viele noch an den bekannten Lern- Zeitplan und am Ort seiner Wahl zu lernen. ren doch für das iPad entschieden habe, ist strategien auf Papier fest. Zum Nachlesen Unterstützt wird man durch Online-Portale die Neuerscheinung des Eingabestifts von theoretischer Grundlagen wird hingegen wie Amboss, E-Books und Video-Tutorials, Apple. Damit ist es möglich, einfach und immer seltener in einem Buch geblättert. welche speziell von der Universität produ- in zahlreichen Variationen digital hand- Dazu benützen Medizinstudenten in Basel ziert werden oder auch in grosser Zahl auf schriftliche Notizen zu machen. Die Notiz ebenfalls Online-Nachschlagewerke wie Youtube verfügbar sind. Zusätzlich gibt es oder Zeichnung ist auch noch im Nach- Amboss. Ich denke also, mit dem weiteren an der Uni Bern das Online-Forum, in dem hinein, anders als auf Papier, verschieb- technologischen Fortschritt ist es nur eine die Studentinnen und Studenten Fragen bar und lässt sich bearbeiten. Ebenfalls Frage der Zeit bis zum papierlosen Medi- stellen können und diese dann direkt von sind die PDF-Bearbeitungsapps in den zinstudium. Dozenten beantwortet werden. E-Learning letzten Jahren immer besser geworden. Programme sind fester Bestandteil des Durch zahlreiche Features wird es einem Curriculums. Viele Studenten brauchen aber auch etwas Physisches in der Hand und der Anatomie-Atlas ist noch immer eines der beliebtesten Utensilien der Medizinstudentinnen und -studenten. Auch das «Karteikärtchen-Schreiben» ist weiterhin eine beliebte Art und Weise, um sich die Unmengen an Stoff anzueignen. Seit dem 4. Studienjahr schreiben wir die Prüfungen in Bern nicht mehr von Hand, sondern lösen die Aufgaben auf einem Tablet. Einerseits eine Umgewöhnung, aber anderseits auch ein Vorteil. Die Aufgaben werden so häufig mit mehreren Abbildungen ergänzt, was auf Papier nicht Heidi Beer der Fall war. Die Universität Bern geht Praxisausbildnerin, mit der Zeit und digitalisiert das Studium im März 2017 abgeschlossen bereits fast gänzlich. Wir Studenten wissen aber noch immer die Vorteile der altbe- währten Lernstrategien zu schätzen. Es herrscht also eine Balance zwischen der Digitalisierung der heutigen Zeit und der Lernstrategien der vergangenen Jahre.
N° 2 | 2019 6 THEMA Gelernt fürs Leben! Fredy Lanz, NADINE SCHLÄPFER Das Schwierigste war für mich, dass sie Leiter Ausbildung Pflege «Mein zweiwöchiges Praktikum absolvierte nicht sprechen konnte. So erlebte ich auch ich in der Innerschweiz bei der 5-jährigen Situationen, v.a. wenn sie geweint hat, in DAS OSTSCHWEIZER KINDERSPITAL Ladina* mit einer Cerebralparese Level 5. denen ich überfordert war, weil ich die BILDET SCHON «IMMER» PFLEGE- Das bedeutet, die Kleine hat keine Rumpf- Ursache nicht erkennen konnte. FACHPERSONEN AUS UND ENGA- Stütz- und Haltungskontrolle, ist daher auf In diesen zwei Wochen bekam ich einen GIERT SICH FÜR EINE QUALIFIZIER- den Rollstuhl angewiesen und braucht Einblick in die Familie und deren Tages- TE AUSBILDUNG IM SCHWERPUNKT eine 24-Stunden-Betreuung. ablauf. Durch dieses Praktikum habe ich KIND, JUGENDLICHE, FRAU UND Gleich am ersten Morgen, als ich ankam, gelernt, mit einem Kind, das eine Beein- FAMILIE IN DER PRAXIS. war volles Programm angesagt. So durfte trächtigung hat, umzugehen.» ich Ladina in die Physiotherapie begleiten Seit der Umsetzung der Bildungsreform im und auch gleich bei verschiedenen Übun- Jahr 2005 erfolgt die Ausbildung zur diplo- gen mithelfen. mierten Pflegefachperson mit Schwerpunkt «Diese Erfahrung nehme Durch die Gastfreundschaft und Offen- Kinder, Jugendliche, Frauen und Familie heit der Familie durfte ich Ladina oftmals ich für meinen weiteren (KJFF) in enger Zusammenarbeit mit der selbständig betreuen. Je mehr Zeit ich Berufsalltag mit und auch Höheren Fachschule, dem Berufs- und mit ihr verbrachte, desto vertrauensvoller Weiterbildungszentrum für Gesundheits- für mein Privatleben.» wurde die Beziehung. Z.B. half ich Ladina und Sozialberufe (BZGS). Das bedeutet, am Morgen auf, gab ihr Frühstück und dass die jährlich bis zu 21 Auszubildenden führte die Morgentoilette durch. Jeden blockweise im Studium sind und block- Tag begleitete ich sie in die verschiede- weise ihr Pflegepraktikum im OKS, der nen Therapien. Mein Highlight der zwei Frauenklinik des KSSG und der Kinder- und Wochen war das Schwimmen. Im Wasser Jugendpsychiatrie Sonnenhof in Ganter- fühlte sich Ladina sehr wohl und lachte am * Name geändert schwil absolvieren. häufigsten. Die Pflege und Betreuung von mehrfach- beeinträchtigten Kindern und Jugend- lichen ist einer der Schwerpunkte, mit denen sich die Auszubildenden sowohl theoretisch, wie auch in der Praxis, vertieft auseinandersetzen. Während eines zwei- wöchigen Einsatzes in einer Familie mit einem Kind mit einer Beeinträchtigung er- halten die Auszubildenden einen direkten und sehr nahen Einblick in eine Familie mit diesen besonderen Herausforderungen. Die Organisation und Planung der Einsätze erfolgen durch das BZGS in Zusammenar- beit mit der CP-Stiftung Schweiz. Die Ein- sätze finden in der ganzen Schweiz statt. Die Zielsetzung dieses Familienpraktikums ist es, Erfahrungen zu sammeln, welche Auswirkungen eine Beeinträchtigung eines Kindes auf das gesamte Familienleben haben, welche Begleitung und Förderung ein Kind mit Beeinträchtigung im Alltag benötigt und welche Auswirkungen die Beeinträchtigung eines Kindes auf die Geschwister haben. Drei Auszubildende vom aktuellen Kurs HFPF17 berichten folgend eindrücklich über ihre Erfahrungen und Erlebnisse:
N° 2 | 2019 7 THEMA CINDY MAURER RAHEL SCHNETZLER Wenn Seraina an einem schlechten Tag «Ich verbrachte mein Familienpraktikum «Ich verbrachte die zwei Wochen bei der fast nur geweint hat, bin auch ich an meine bei dem 4-jährigen Raphael* und seiner 4-jährigen Seraina* im Bündnerland. Bei Geduldsgrenzen gestossen. Für mich per- Familie in der Ostschweiz. Er hat eine ihr weiss man bis heute nicht genau, was sönlich waren es zwei super Wochen und Cerebralparese. In seiner Aussprache ist er sie hat. Seraina hat spastische Lähmungen, ich würde es sofort wieder machen, auch eingeschränkt, wenn man ihm jedoch ge- kann nicht kommunizieren und auch die einfach als Entlastung für die Familien.» nügend Zeit lässt, sich auszusprechen und Fein- und Grobmotorik ist eingeschränkt. man in etwa weiss, worum es geht, versteht Meine absoluten Highlights waren auf der Die hautnahen Erfahrungen der Auszubil- man Raphael gut. Er bewegt sich auf den einen Seite, wie mich die Familie (inkl. denden zeigen einen kurzen Zeitausschnitt Knien oder krabbelt, an einer Hand geführt Grosseltern) aufnahmen und auch, dass aus der anspruchsvollen und abwechs- kann er gut gehen. Das freie Gehen auf mich Seraina sofort ins Herz geschlossen lungsreichen Ausbildung in der Pflege. kurzer Strecke funktioniert auch schon. hatte. Es hat sich eine Freundschaft entwi- Er ist ein aufgeweckter und intelligenter ckelt, die über das Praktikum hinausgeht. kleiner Junge, der am liebsten UNO oder Auch zwei Monate später hat sie mich «Alarm» spielt, wo er mit seinem Arzt- und wiedererkannt. Eine Herausforderung Die Erfahrungen mit den Familien werden Feuerwehrkoffer seine Playmobilefiguren für mich war, Seraina zu beschäftigen, da die Auszubildenden beruflich und per- rettet und verarztet. Ich durfte Raphael Malen oder Basteln nicht möglich war und sönlich weiterbringen – sie haben etwas in die örtliche Spielgruppe, in die Phy- auch draussen spielen klappte nicht so gut. gelernt fürs Leben! sio- und Ergotherapie, die Logopädie Was mich aber auch beschäftigte war, dass und Früherziehung begleiten. Er hat viele die Eltern immer noch keine klare Diagno- Termine, die regelmässig anstehen. Das se haben und es ein grosser bürokratischer heisst, viel Organisation und auch wenig Aufwand ist, Gelder zu beantragen und Zeit zu Hause für seine Mama und seine zu klären, wer welche Kosten übernimmt. kleine Schwester.» Eine gute Erfahrung waren für mich die vier Tage im Sonderschulheim, an welchen ich einen Einblick bekam, wie Kinder mit Be- einträchtigungen gezielt gefördert werden «Ich bewundere seine Familie können. sehr und habe grossen Res- pekt für das, was sie tagtäg- lich aufs Neue leisten und bin «In meinem Berufsalltag sehr dankbar, dass sie ihre möchte ich die Bewunderung Erfahrungen und ihren Alltag und den Respekt für diese mit mir geteilt haben.» Familien mitnehmen, sie einfach unterstützen und ihre Arbeit wertschätzen.»
N° 2 | 2019 8 THEMA E-Learning am OKS TECHNISCH MACHBAR, ORGANISATORISCH ERWÜNSCHT, ABER … Ernst Knupp, Welche Vor- und Nachteile sind Mitglied des Redaktionsteams mit E-Learning verbunden? Mit dem Schwerpunkt «Ausbildung» eng verbunden ist auch das Schlagwort VORTEILE NACHTEILE «E-Learning». Mir scheint dieser Begriff Zeit- und ortsunabhängig verfügbar Erstellung von Inhalten benötigt Fach- eine Art Hoffnungsträger zu sein für eine Inhalte können zeitnah aktualisiert kompetenz (technisch in Kombination Problemlösung der aktuellen Zeit. Das seit werden mit didaktischen Kenntnissen) längerem zu beobachtende Problem ist Die Beseitigung von veralteten Gemäss einer aktuellen Forschungsini- dasjenige der Konkurrenz der Informati- Informationen ist rascher möglich tiative «E-READ» von 130 Europäischen onen um die höchste und möglichst blei- Mittels Multimediaformaten können Wissenschaftlern (auch als «Erklärung von bende Aufmerksamkeit bei den Empfan- verschiedene Sinne angesprochen Stavanger» bezeichnet) lernt der Mensch genden. E-Learning am OKS ist technisch werden nachhaltiger von Papierinhalten im Ver- machbar, organisatorisch erwünscht, aber Integrierte Lernkontrolle möglich gleich zu digitalen Oberflächen. benötigt auch Ressourcen, welche es E-Learning kann mit Hyperlinks ganz Die Lernkontrolle kann manipuliert verstehen, die Inhalte und Informationen in verschiedene Informationen kontext werden (nicht zwingend Wissen, welches einer möglichst verständlichen Art für die bezogen verbinden und so ganzheitliches im menschlichen Hirn gespeichert ist). Empfangenden aufzubereiten. Und dann Lernen fördern. Die omnipräsente Verfügbarkeit von ist da noch die Grenze der menschlichen Kostenersparnis bei einer grossen Anzahl digitalen Informationen kann die Lern Aufnahmekapazität, gepaart mit der sin- von Lernenden fähigkeit des Menschen schmälern. kenden Halbwertszeit der Informationen, Standardisierte Qualität welche immer schneller schon nicht mehr Unterstützt interaktives Lernen gültig, aktuell oder vollständig sind. Was Vereinfacht die mehrsprachige Erstellung ist E-Learning? Welche Vor- und Nachteile von Lerninhalten sind mit E-Learning verbunden? Und: Wie gehen wir damit um? Nachfolgend ein paar Ausführungen dazu. Rein gemessen an der Anzahl scheinen die teitransfer mit TeamBeam. Nicht bekannt? Vorteile von E-Learning zu überwiegen. Dann unbedingt ausprobieren und herum- Aber: der gewichtige Nachteil, dass Men- stöbern. Sie finden die Wissensbörse nicht Was verstehen schen von Papierinhalten noch effektiver zu (oder nicht mehr)? Der «Start»-Button von wir unter lernen scheinen, ist ernst zu nehmen. Ein effizientes E-Learning-System kann dem Windows zeigt Ihnen den Weg (nötigen- falls im Suchfeld «Wissen» eingeben). E-Learning? aber auch mittels schnellem Zugang zu Repetitionen entgegen treten. Alle, die den vorangehenden Absatz E-Learning (electronic learning) als Neuland erkennen, merken schon, umfasst grundsätzlich alle Formen des E-Learning hat auch mit Eigenverantwor- elektronisch unterstützten Lernens. Umsetzung tung zu tun. E-Learning ist primär eine In der Perspektive 4 «Lernen & Entwick- Sache der Nutzerin/des Nutzers. Auch die lung» der Strategie 2019 – 2021 ist das Feststellung, dass ein benötigter Lernin- Ziel der Technologieentwicklung und halt allenfalls fehlt. Im Kinderspital stehen -umsetzung enthalten. Ein Element davon aktuell schon Lernangebote zu KISIM zur ist das E-Learning. Die technische Seite Verfügung (so kann ich mir zum Beispiel des E-Learning ist schon seit einiger Zeit in einem Kurzfilm von 4 Minuten das «gelöst» und einzelne Angebote sind auch Knowhow zur Dokumentation von Mass- für uns Mitarbeitende des OKS schon nahmen aneignen) und auch ein Angebot bereit. Werden sie auch schon genutzt? zur Unternehmenssicherheit soll im laufen- Nutzen Sie zum Beispiel regelmässig das den Jahr aufgeschaltet werden. Angebot «Wissensbörse»? Oder eines der Lernangebote darin? Eines der Angebote, Somit lautet das Fazit zu E-Learning: Es auf welches ich Mitarbeitende als Daten- ist Realität und Sie und ich müssen es nur schutzbeauftragter regelmässig hinweise, noch tun (das heisst, anbieten und nutzen). ist die Benutzeranleitung zum sicheren Da-
N° 2 | 2019 9 THEMA Spiele machen Kinder fit fürs Leben Dr. phil. Barbara Ritter, Neuropsychologin, Dr. med. Arnold Bächler, Kinderarzt VON GEISTESBLITZEN, KAKERLA- KENSUPPE, LECKEREN MAMMUTS UND GEZOCKTEN SOCKEN DR. PHIL. BARBARA RITTER Nach einer Entwicklungsabklärung fragen uns die Eltern oft, wie die Schwächen ihres Kindes mit einfachen Mitteln gemildert werden könnten. Dazu eignen sich Ge- sellschaftsspiele als schnell realisierbares, praktisches und kostengünstiges Förderin- strument. Gesellschaftsspiele begünstigen nicht nur die Reifung von kognitiven Funk- gruppen sechs ausgewählte Gesellschafts- vorgestellt werden. Oft gelingt es uns nicht tionen, sondern stärken auch sozio-emo- spiele für Kinder zwischen 4 und 14 Jahren allein durch Beratung, die Erwartungen tionale Kompetenzen und sorgen für eine kennen zu lernen, in welchen besonders der Schule mit dem Entwicklungsstand des vergnügliche Atmosphäre. viel von der jeweiligen Hirnfunktion steckt. Kindes in Einklang zu bringen. Schule und Dass Gesellschaftsspiele einen wissen- Zusätzlich wurden Listen mit weiterführen- Eltern erwarten von uns eine sofortige und schaftlich nachweisbaren Fördereffekt ha- den Spieltipps ausgeteilt. Im praktischen nachhaltige Intervention. Bei vielen Norm- ben, zeigt eine randomisierte, kontrollierte Teil des Kurses kamen Sonja Mair vom varianten scheint uns jedoch eine Therapie Studie bei 7- bis 9-jährigen Kindern. In KER-Sekretariat und der Kinderarzt Dr. med. im engeren Sinne nicht – oder noch nicht der Studie verbesserten sich die Schulkin- Arnold Bächler als Spiel-Coaches zum – angezeigt zu sein. Wir möchten zunächst der nach 8 Wochen intensiven Spielens Einsatz. den weiteren Entwicklungsverlauf be- signifikant in der jeweils geförderten Neben langjährigen Klassikern wie obachten, wären aber froh, eine nieder- kognitiven Funktion (Mackey et al. 2011). «Geistesblitz» und «Socken zocken» schwellige Fördermassnahme empfehlen Spielen lässt sich mit jeder Schulform und wurden auch brandneue Spiele vorge- zu können, die sich ohne grosse Mühe in jedem Therapiekonzept vereinbaren und stellt, beispielsweise «Kakerlakensuppe» den Alltag des Kindes integrieren lässt. bereichert den Schulalltag und auch das oder «Lecker Mammut». Allen Spielen ist Familienleben. gemeinsam, dass nicht der Zufall, sondern Da kommt uns der Vorschlag sehr entge- die Kompetenz in der jeweiligen kogniti- gen, kognitive Funktionen im familiären ven Funktion spielentscheidend ist, dass Rahmen auf vergnügliche Weise mit Ge- Weiterbildungskurse die Spiele frei erhältlich und kostengüns- sellschaftsspielen zu fördern. Kein Wunder am Kinderspital tig sind und ohne elektronische Geräte stossen die Spiel-Kurse bei Fachleuten aus Zwischen Januar und Mai 2019 fand im gespielt werden können. Aufgrund der den Bereichen Schule/Heilpädagogik, Lo- Ostschweizer Kinderspital unter dem Pat- grossen Nachfrage wird die Kursserie ein gopädie, Ergotherapie, Lerntherapie und ronat des KER-Zentrums bereits zum zwei- drittes Mal durchgeführt. Psychologie auf Interesse. Ich möchte mir ten Mal der vierteilige Fortbildungskurs wünschen, dass sich in künftigen Kursen «Förderung von kognitiven Funktionen vermehrt auch Kinderärztinnen und Kinder- mit Gesellschaftsspielen» für interne und Die Kurse aus Sicht eines ärzte einschreiben. externe Fachpersonen statt. Im Zentrum Kinderarztes jeder Veranstaltung stand jeweils eine Als «Spiel-Coach» hatte ich Gelegenheit, kognitive Funktion: die Impulskontrolle, DR. MED. ARNOLD BÄCHLER die ersten beiden Kursreihen zu besuchen das Arbeitsgedächtnis, die Verarbeitungs- In der kinderärztlichen Sprechstunde be- und bei der Instruktion der Spiele mitzu- geschwindigkeit und die Flexibilität. Diese gegnen wir täglich der eindrücklichen Viel- wirken. Die Einführungsreferate haben Funktionen sind für den Alltags- und Schu- falt der normalen, kindlichen Entwicklung. die Teilnehmenden fasziniert und der lerfolg hoch relevant, sogar noch wichtiger Die Erwartung der Schule, dass Kinder anschliessende praktische Spiel-Teil war als die Intelligenz. gleichen Alters in allen Entwicklungsberei- ein emotionales und soziales Ereignis. Die Nach einem eineinhalbstündigen Fachre- chen gleiche Leistungen erbringen sollten, begeisterten Rückmeldungen der Kur- ferat von der Neuropsychologin Dr. phil. setzt viele Kinder unter Druck. Das führt steilnehmer und Kursteilnehmerinnen sind Barbara Ritter hatten die Teilnehmer und dazu, dass sie uns wegen Schwachstellen ein Credo für das gemeinsame Spiel als Teilnehmerinnen Gelegenheit, in Klein- in ihrem Entwicklungsprofil in der Praxis Entwicklungsmotor und Beziehungspunkt.
N° 2 | 2019 10 THEMA Interne Fortbildungen Pflege – ein Ort des Lernens «LERNEN IST ERFAHRUNG. ALLES ANDERE IST EINFACH NUR INFORMATION» – ALBERT EINSTEIN Daniela Schilling, Weiter- und Fortbildung Pflege Ein Fortbildungsprogramm Nicht nur für die Pflege – alle Berufsgrup- pen sind eingeladen! Wer kennt die inter- nen Fortbildungen Pflege noch nicht? Ich hoffe, dass sich mittlerweile herumgespro- chen hat, dass wir jedes Jahr ein abwechs- lungsreiches, interessantes, praxis- und Gezeichnet von Dr. Miriam Engelhardt (aus dem Referat «Generationen») bedarfsorientiertes Fortbildungsprogramm zusammenstellen! Das Programm entsteht Ein rekordverdächtiges als Teamwork mit der Leiterin Pflegeent- wicklung und dem Forum Pflegeentwick- 2019 Präsentation Diplomarbeit Pflege HF lung, dem Führungsteam Pflege und dem Wir sind begeistert über die vielen Interes- mit A Auszeichnung Team der Weiter- und Fortbildung Pflege. sierten, welche die einzelnen Fortbildun- Sind Sie neugierig geworden? Genauere gen 2019 besucht haben. Seit Anfang 2019 Posttraumatische Belastungsstörung Angaben zu unseren Fortbildungen finden haben Teilnehmende aus 14 verschiedenen im transkulturellen Kontext Sie im SharePoint (Handbuch Pflege/ Bereichen unsere Fortbildungen besucht Aus-Fort-Weiterbildung/interne Fortbil- (Pflege, Stillberatung, Arztdienst, Physio dungen Pflege oder Teams und Gremien/ therapie, Logopädie, Sozialberatung, Gast- Freitag, 9. August 2019 Anlässe OKS). ronomie, Milchküche, Psychosomatik und H 10-108 Hörsaal Psychotherapie, Spitalpädagogik, Ernäh- rung und Diätetik, Services, Direktion). 15.30 – ca. 16.15 Uhr Vermehrt treffen wir an den Fortbildungen Franziska Neff, auch Kollegen und Kolleginnen aus den Diplomierte Pflegefachfrau HF externen Bereichen Kinderspitex, Mütter- und Väterberatung und Neonatologie KSSG an. Der Austausch mit diesen Berei- Im 2020 werden erneut Fortbildungen chen ist uns sehr wichtig, arbeiten wir doch angeboten, die sich an pflegerelevan- in der Praxis eng zusammen. ten und kinder- und jugendspezifischen Themen orientieren, das Wissensangebot Ein Höhepunkt des OKS miteinbeziehen und die Quali- Ein Label Im März durften wir die externe Dozentin tätsanforderungen berücksichtigen. So Besonders freut uns, dass wir seit 2018 Dr. Miriam Engelhardt, Soziologin, einla- werden z.B. neue Konzepte eingeführt, vom Schweizer Berufsverband der Pflege- den. Mit ihrem witzigen, packenden und Behandlungspfade vermittelt usw. Wir sind fachfrauen und Pflegefachmännern (SBK) sehr praxisnahen Referat über «Generati- voller Ideen… und der Schweizerischen Interessenge- onen» fesselte sie schnell die Teilnehmen- meinschaft für Anästhesiepflege (SIGA/ den und sorgte mit diesem Thema für viel FSIA) das e-log Label erhalten haben. Das Gesprächsstoff im Arbeitsalltag. Ein Dankeschön Bei allen internen und externen Dozieren- Label zeichnet Bildungsangebote aus, wel- den möchten wir uns ganz herzlich bedan- che die Anforderungen der mitwirkenden Berufsverbände erfüllen. Eine Vorschau ken, dass sie sich die Zeit nehmen und sich In der zweiten Jahreshälfte fordert die engagieren für lehrreiche, spannende und Einführung von KISIM die zeitlichen und abwechslungsreiche Fortbildungen. personellen Ressourcen der Pflege. Aus diesem Grund ist das Fortbildungsangebot Wir freuen uns weiterhin auf eure eingeschränkt. angeregte und zahlreiche Teilnahme!
N° 2 | 2019 11 THEMA Freude am Lernen (wieder-)entdecken! Jürg Winter, Spitalpädagogik/Lernatelier Lernraum Am Mittwochnachmittag bietet das Lern LARS (*NAME GEÄNDERT) HATTE atelier die Möglichkeit, die Arbeitsweise VOR KNAPP EINEM JAHR EINEN zu reflektieren und neue Lerntechniken SNOWBOARDUNFALL UND kennen zu lernen. Mit Hilfe des erworbenen DANACH STARKE KOPFSCHMER- Wissens sollen die Schülerinnen und Schü- ZEN. DESWEGEN GING ER KAUM ler erfolgreicher lernen und vor allem auch NOCH ZUR SCHULE. IM LERNA- die Freude am Lernen wiederentdecken. TELIER DER SPITALPÄDAGOGIK Durch die neuen Möglichkeiten baut sich KANN ER DEN VERPASSTEN Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten auf. SCHULSTOFF AUFARBEITEN UND LERNT, TROTZ SCHMERZEN IN DEN UNTERRICHT ZU GEHEN. Lernen im Zusammenspiel mit der Therapie Lernen in Kleingruppen Viele Erkrankungen haben Folgeerschei- sicherzustellen und hält nicht zuletzt die Das Team des Lernateliers nimmt sofort nungen in der Schule. Anorektische Patien Hoffnung aufrecht, dass es weitergeht. Den nach dem Eintritt von Lars Kontakt mit tinnen sind oftmals zu perfektionistisch Platz des Kindes in der Schule ersetzt Nao, seinen Lehrpersonen auf. Diese übermit- und lernen zu viel. Bei ihnen versuchen die ein Roboter, der an Stelle des Kindes sitzt. teln der Spitalpädagogik den aktuellen Spitalpädagoginnen und Spitalpädago- Sowohl das Kind zuhause, wie auch der Ro- Unterrichtsstoff der Klasse. Die Prüfungen gen im Schulalltag aufzuzeigen, wie man boter haben ein miteinander verbundenes von seiner Klasse werden dem Lernatelier sinnvoll lernt. Aufträge aus dem Stations- Tablet, mit Hilfe dessen das Kind über Nao ebenfalls zugesandt, damit am Schluss rapport könnten zum Beispiel sein, dem dem Unterricht im Klassenzimmer folgen des Aufenthaltes möglichst ein Zeugnis Bewegungsdrang entgegenzuwirken. Bei oder sogar aktiv eingreifen kann. ausgestellt werden kann. Zu Beginn der Schulabsentismus sind sehr grosse Lern- Arbeit wird eine Förderplanung erstellt. stofflücken anzugehen. Dies verlangt ein Dabei geht es nicht nur um den Lernstoff, einfühlsames Vorgehen von den Lehrper- Werken und Spielen Alle Schülerinnen und Schüler im Lern sondern auch ums «Lernen lernen». Viele sonen. atelier haben zwei Lektionen Werken Schülerinnen und Schüler haben durch und Spielen. Hier können sie sich kreativ gemachte negative Erfahrungen ein tiefes Selbstvertrauen, es geht also darum, Unterricht auf der onko- betätigen, planen, entwerfen und gestal- ten. Ganz anders als bei der Kopfarbeit positive Lernerlebnisse zu ermöglichen, logisch-hämatologischen in den Hauptfächern. Der Ausgleich zum die eigenen Ressourcen zu entdecken und zu stärken. Im Kleingruppenunterricht wird Station Schulunterricht wird geschätzt und viele Auf dieser Station unterrichtet die Lehr- sind erfreut über die abgeschlossenen vor allem in den Hauptfächern Mathe- person am Bett. Die Kinder freuen sich Arbeiten. matik, Deutsch, Englisch und Französisch meistens sehr auf den Schulunterricht, Spielen ermöglicht Gemeinschaft, lachen, gearbeitet, um den Schulanschluss zu weil dadurch Normalität ins Spitalzimmer umgehen mit Sieg und Niederlage, die gewährleisten. kommt. Die Spitalpädagogik achtet darauf, Sorgen vergessen, aber auch Strategien dass die Patienten eine Heimbeschulung entwickeln, Impulskontrolle, konzentriert Projektunterricht erhalten, die ihnen Tagesstruktur gibt, sein, Flexibilität lernen, also viele Fähig- Bei der Arbeit an einem Projekt kann Lars ihnen hilft, den Schulanschluss möglichst keiten, die im Schulalltag ebenfalls wichtig viel lernen. Im Projektgespräch wird mit sind und wieder ins Lernen einfliessen. ihm die Vorgehensweise besprochen: Worüber soll berichtet werden? Auf welcher Website findet man korrekte Lars geht wieder zur Schule Die Kopfschmerzen sind noch da, aber Informationen? Welches ist die geeignete weniger häufig und weniger stark. Auf Präsentationsart? Wie kann der Zeitplan der Therapiestation Romerhuus hat Lars eingehalten werden, usw. . Techniken gelernt, mit diesen umzugehen. Während der Projektarbeit gibt es immer Im Lernatelier der Spitalpädagogik, konnte wieder einen Austausch zwischen den Lars den verpassten Stoff aufarbeiten, sei- Schülerinnen und Schülern und den Lehr- ne Arbeits- und Lerntechniken verbessern personen. Die Präsentation als Abschluss und Selbstvertrauen gewinnen. ist für viele eine grosse Herausforderung.
N° 2 | 2019 12 THEMA Spitalführungen am Ostschweizer Kinderspital Sandra Lusti, Marianne Wild, Sabina Bösch, Andrea Strassmann und Christine Hasler, Team Spitalführungen DIE SPITALFÜHRUNGEN FINDEN JE NACH ANFRAGEN EIN- BIS DREIMAL WÖCHENTLICH STATT. SIE SIND GRUNDSÄTZLICH FÜR KINDERGARTEN- UND SCHUL- KLASSEN SOWIE KINDER-, JU- GEND- UND ELTERNGRUPPEN GEEIGNET. Unser Team besteht aus fünf diplomierten Pflegefachfrauen HF, die alle das OKS be- reits seit vielen Jahren bestens kennen. Die Führungen werden von jeweils zwei Frauen aus unserem Team betreut. niemand verloren geht. Es ist ein herrliches kann, was die Kinder jeweils in grosse Be- Ablauf einer Spitalführung Bild! Wer es schon gesehen hat, wird dies geisterung versetzt. Zurück auf dem A-Ost Die Gruppe wird jeweils um 14 Uhr beim gerne bestätigen. Die kleinen Besucher dürfen sie ein Patientenzimmer besichti- OKS-Haupteingang empfangen. Die sind sichtlich stolz mit dem OPS-Häubchen gen. Die Kinder sind sehr beeindruckt, wie Spitalführungen finden im OG 104 oder im durch die Gänge zu gehen und viele neue viele Kinder in so einem Zimmer unterge- Hörsaal statt. Sachen zu entdecken. bracht sind und wie viele Schläuche und Zuerst besuchen wir das Labor, wo wir über Apparaturen es bei jedem Bett gibt. Im ersten Teil wird anhand einer kurzen die Blutentnahme sprechen und unter Präsentation den Kindern und ihren den vorbereiteten Mikroskopen auch das Im dritten Teil der Führung geht es wieder Begleitpersonen ein erster Eindruck, was Blut untersuchen dürfen. Die Kinder sind zurück ins OG 104 oder in den Hörsaal. es im Kinderspital alles zu entdecken gibt, fasziniert, was es in ihrem Blut so alles gibt. Nach einer kurzen Geschichte von Timo vermittelt. Dabei reden wir auch über Danach geht es ins Röntgen, dort erklären aus dem Buch «Abenteuer Kinderspital», Abteilungen, die wir auf dem späteren wir die Wichtigkeit einer Bleischürze oder welches zwei Pflegefachfrauen aus dem Rundgang nicht besuchen können, wie reden über Knochenbrüche. Jetzt steht ein OKS geschrieben und künstlerisch gestal- Intensiv- oder Säuglingsstation, oder erster Höhepunkt der Führung auf dem tet haben, kommt es nun zum praktischen solche die man nicht direkt sieht, wie der Programm – wann kann man schon in den Teil. technische Dienst, die Physiotherapie, Operationssaal gehen, ohne eine Verlet- Gesucht wird ein freiwilliger «Patient», der die Spitalschule, die Wäscherei oder die zung oder Krankheit zu haben? Neben sich ins vorbereitete Spitalbett legt. In der Apotheke. Natürlich geben wir auch einen dem Narkosegerät sind natürlich für die Regel melden sich alle gleichzeitig und kurzen Einblick in die verschiedenen Be- Kinder auch die Narkosegeruchsstifte sehr möchten unbedingt den Patienten spielen. rufsbilder am OKS. spannend. Oft erhalten die Kinder im OPS Nun erleben die Kinder spielerisch wie Die kleinen und grossen Besucherin- einen Mundschutz, was natürlich alle mega ein Spitalaufenthalt vom Eintritt über die nen und Besucher haben meistens viele cool finden. Operation bis zum Austritt abläuft. Natür- Fragen rund ums Kinderspital. Sehr gerne lich darf die Infusion, das OPS-Hemd, das möchten sie dabei alle ihre persönlichen Dann wechseln wir die Etage und gehen Herz-Abhören mit dem Stethoskop, Zähne Erfahrungen und Erlebnisse rund um das über den Notfall durchs Ambulatorium bis putzen im Bett und ins Töpfchen bislä Kinderspital erzählen. Manchmal jedoch so hin zum Eingangsbereich und der Zentrale. nicht fehlen. Dieser interaktive Teil führt zu ausführlich, dass unser zeitlicher Rahmen Hier kommen vor allem auch die Erwachse- amüsanten und lustigen Fragen: «Sind die von einer halben Stunde für diesen ersten nen zu Informationen über die Kindernot- Patienten wirklich immer ganz nackt unter Teil nicht ausreichen würde. fallpraxis, das Ronald McDonald Haus und dem OPS-Hemd?» Der eine oder andere das Kinderschutzzentrum. kichert schon verschmitzt und freut sich, Im zweiten Teil findet ein Rundgang durchs Die Führung geht weiter im Stock A. Zuerst dass er zum Glück doch nicht der Patient Haus statt. Dafür werden die Kinder in zwei geht es nach draussen zum Heli-Lande- ist. Und wie steht es mit dem ersten WC- Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält platz, wo hin und wieder sogar ein Rega- Gang nach der Operation, wenn man noch einheitlich farbige OPS-Häubchen damit Heli aus nächster Nähe bestaunt werden nicht aufstehen kann? Die kleinen Teil-
N° 2 | 2019 13 THEMA Unsere Kindergartenreise ins Kinderspital St.Gallen Corinne Thurnherr, Kindergärtnerin Dieses Jahr durften die Kindergärtler aus Rehetobel eine Kindergartenreise der etwas anderen Art erleben. Mit dem Post- auto fuhren wir nach St.Gallen, wo wir nach einem gemütlichen Picknick auf dem Spiel- platz eine Führung durch das Kinderspital St.Gallen geniessen durften. Nach einem kurzen Einstieg durften alle ein Häubchen aufsetzen und dann ging das Abenteuer los. Im Labor konnten wir durch ein Mik- roskop die Blutzellen sehen, das war sehr spannend! Wie fühlt es sich an, wenn man in der Röntgenabteilung eine Bleischürze anziehen muss? Wer Lust hatte, durfte dies ausprobieren. Glücklicherweise war der Operationssaal gerade nicht besetzt. Gespannt hörten die Kinder einem Arzt einen Finger eingipsen lassen. Das war ein nehmer sind sich oft nicht einig, ob eine zu, der die Fragen der Kinder mit Freude Erlebnis! Es entstanden die wildesten Un- Urinflasche oder ein Topf besser geeignet beantwortete. «Betrachtet mal die Decke fall-Geschichten, die zuhause mit grosser ist. Und schon kichert es wieder, muss ihr im Gang und im Lift genauer», bemerkte Freude den Eltern erzählt wurden! Klassenkamerad jetzt wirklich in die Urin eine Krankenpflegerin. Wir staunten nicht Die Kindergärtler haben diesen Ausflug, flasche pinkeln? Aber nein, natürlich ist schlecht über die Bilder und Bildschirme, der als Einstieg für das Thema «Spital» alles nur gespielt – und doch so echt. die den kranken oder verletzten Kindern im Kindergarten diente, in allen Zügen den Alltag im Krankenhaus verschönern. genossen. Dies sah man besonders, als sie Nun steht die versprochene Überraschung Nach der spannenden Führung durfte ein später im Kindergarten, wo wir auch einen an und anschliessend dürfen alle zum Ab- Kindergartenkind Patient spielen. Es wurde Kinderspital eingerichtet haben, inbrüns- schluss einen Sirup in der Cafeteria trinken. in ein richtiges Krankenbett gebettet. Weil tig die Führungen und Unfallgeschichten es sich am Bein verletzt hatte musste die- nachgespielt haben. Auch in den Familien ses genauer untersucht werden. Eine gros- klang der KISPI-Besuch nach, viele Eltern Es ist faszinierend, wie sich se Röntgenaufnahme wurde an die Wand erzählten, wie sie fürsorglich von ihren klei- projeziert, damit alle kleinen Ärztinnen und nen Ärztinnen und Ärzten versorgt wurden. die Kinder im Laufe der Ärzte den Bruch gut sehen konnten. Das Wir sind uns sicher, dass dieser Besuch den knapp zweistündigen Füh- Bein wurde dann von den beiden Fachfrau- Kindern die Angst vor dem Spital genom- rung verändern. Anfangs en versorgt. Zum Schluss durfte jedes Kind men und die Neugierde geweckt hat. Wir bedanken uns beim Kinderspital für dieses schüchtern und zurückhal- einmalige Erlebnis und hoffen, dass dieses tend, werden sie immer moti- Angebot auch in Zukunft bestehen bleibt! vierter und engagierter. Was am Ende bleibt, sind viele strahlende Kinderaugen! Die Spitalführungen sind zwar kostenlos, dennoch freuen wir uns über freiwillige Beiträge auf das Spendenkonto vom OKS. Weitere Infos auf unserer Homepage kispisg.ch und im Flyer «Spitalführungen».
N° 2 | 2019 14 THEMA 10 Jahre nach Schliessung Teddybärspital der Pflegeschule am OKS Fredy Lanz, Prof. Dr. med. Roger Lauener, Leiter Ausbildung Pflege Chefarzt Pädiatrie 1909 wurde das Säuglingsheim für gesun- VON STUDENTEN DES JOINT de und einige wenige kranke Säuglinge an MEDICAL MASTERS WURDE GE- der St.Leonhardstr. 52 durch Frau Dr. med. WÜNSCHT, AUCH IN ST. GALLEN Frida Imboden-Kaiser eröffnet, mit daran EIN TEDDYBÄRSPITAL INS LEBEN angegliederter «Pflegerinnenschule». ZU RUFEN. BRIGITTA OERTLE HAT Bereits 1917 wurde die Pflegeausbildung DIES MIT IHREM TEAM ERMÖG- offiziell erwähnt, inklusive offiziellem LICHT UND DIE STUDENTEN BZSG www.bzsg.ch Abschluss. 2009 wurde im Rahmen der HABEN DIES UMGESETZT. gesamtschweizerischen Reorganisation der Ausbildungen im Gesundheitswesen Im Gegensatz zur «alten» Ausbildung Das Projekt Teddybärspital verfolgt das die «Schule für Gesundheits- und Kranken Diplomniveau I + II, die vier Jahre gedau- Ziel, Kindern den Krankenhausalltag auf pflege am Ostschweizer Kinderspital» ert hat, wird die neue Ausbildung HF in spielerische Art und Weise näher zu brin- unter dem damaligen Schulleiter Bruno drei Jahren absolviert. Die Struktur der gen. Durch die aktive Mitarbeit erhalten Gmür geschlossen. Einige der Mitarbeiten- Ausbildung war so aufgebaut, dass 1 ⁄3 der die Kinder einen ganz anderen Einblick in den aus dem LehrerInnenteam haben nach Ausbildungszeit Schule war, 2 ⁄3 Praxis. Bei die Welt der Ärzte und Spitäler und kön- der Schliessung an die höhere Fachschule der HF-Ausbildung teilten sich die Schule nen so allfällige Ängste und Befürchtungen BZGS, Berufsschulzentrum für Gesundheit und Praxis die Ausbildungszeit je zu 50 %. spielerisch abbauen. und Soziales, gewechselt. Noch heute Schulphasen wechseln sich mit Prakti- arbeiten sieben «Ehemalige» dort. kumsphasen ab. Der Unterricht an der Die Idee eines Teddybärspitals stammt Eben dort werden weiterhin kompetente Schule ist in thematische Blocks von je vier ursprünglich aus Skandinavien, genauer Pflegefachpersonen mit dem Schwerpunkt bis sechs Wochen unterteilt. An der höhe- aus Uppsala in Schweden. Dort wurde das KJFF (Kind, Jugendliche, Frau und Familie) ren Fachschule wird mit der Methode des Projekt bereits 1999 durch norwegische ausgebildet, um den Nachwuchs zu sichern «Praxis-Basierten-Lernens», PBL, gelehrt Medizinstudentinnen und -studenten, und um dem drohenden Pflegefachkräfte- und gelernt. Zentrale Ausgangspunkte des welche in der International Federation of mangel zu begegnen. Lernens bilden Problemsituationen aus Medical Students‘ Association (IFMSA) dem Praxisalltag. Die eng miteinander ver- tätig waren, ins Leben gerufen. Die Anstellung erfolgt nach wie vor im knüpften Lernformen PBL und Skillstraining Bereits nach kurzer Zeit konnten grosse Ostschweizer Kinderspital. Nach der Eig- (praktisches Trainieren von berufsrelevan- Erfolge gefeiert werden und die Idee, nungsabklärung, Selektion und Anstellung ten Fähigkeiten und Fertigkeiten) gewähr- Plüschtiere in einer eigens dafür eingerich- erfolgt die Anmeldung der Auszubilden- leisten dabei eine gezielte, vertiefte und teten Klinik zu behandeln, überschritt die den an die höhere Fachschule. fächerintegrative Auseinandersetzung mit Landesgrenzen. Nach der Durchführung den Fragestellungen. Das selbstgesteuerte in weiteren Ländern wie Deutschland und Das Spektrum der Berufsausübung ist sehr Lernen und das vernetzte Denken werden Österreich stieg auch die Schweiz mit ein. breit. Die Ausbildung erfolgt sowohl am dadurch nicht nur gefördert sondern auch Inzwischen werden überall auf der Welt OKS als auch in der Frauenklinik des KSSG gefordert. Stofftiere von Teddyärztinnen und -ärzten und der Kinderpsychiatrie. Während der Die Ausbildung wird mit dem schweize- behandelt. Ausbildung absolvieren die Auszubilden- risch anerkannten Diplom Höhere Fach- den auch ein Praktikum in einer Familie mit schule, HF abgeschlossen. Auf ihrem Weg durch die zahlreichen einem behinderten Kind (s. auch Beitrag Stationen des Teddybärspitals werden die «Gelernt fürs Leben» auf Seite 6). Kinder von einem ihnen zugewiesenen Medizinstudenten (Dr. Ted) begleitet. Sie erhalten dadurch die Möglichkeit, all ihre Fragen zu stellen, ihre Neugierde zu be- friedigen und so einen Einblick in die Welt der Medizin zu erhalten. Durch die Einzel- betreuung bietet sich die Möglichkeit, auf Pia Böhi die individuellen Fähigkeiten und Bedürf- Entwicklungsfördernde Beratung, nisse jedes einzelnen Kindes einzugehen Ausbildung von 2013-2015 und so zahlreiche positive Erfahrungen und Eindrücke zu ermöglichen.
N° 2 | 2019 15 THEMA Joint Medical Master Uni ZH/HSG Im Rahmen eines Postenlaufes schlüp- Prof. Dr. med. Roger Lauener, In jeweils drei Tage dauernden Modulen fen die Kinder in die Rolle der Ärztin oder Chefarzt Pädiatrie werden, als Gegengewicht zur theorielas- des Arztes und führen am eigenen Stofftier tigen, von Frontalvorlesungen bestimmten Die Ausbildung von Medizinstudenten in zahlreiche Untersuchungen durch. Nach Ausbildung in den Grundlagenfächern in St. Gallen schreitet weiterhin voran: Die der genauen Feststellung der Diagnose Zürich, in Kleingruppen praktische Fertig- ersten Studenten des St. Galler Tracks im Rahmen einer Anamnese werden die keiten geübt, von der Anamneseerhebung haben bereits das 2. Studienjahr durch Plüschpatienten gewogen, es wird Fieber und Gesprächsführung (mit Hilfe von laufen, die Prüfungen («2. Propi») finden gemessen und Blutentnahmen werden Schauspielern), über ein erstes Üben von im Juni statt, und auch der zweite «St. Gal- durchgeführt. Anschliessend erfolgen je Injektionen und Infusionen, bis zum Trai- ler Jahrgang», der das Medizinstudium im nach Erkrankung weitere Untersuchun- ning in basic life support. Die Studentin- September 2018 aufgenommen hat, steckt gen wie z.B Ultraschall oder Röntgen. In nen und Studenten sind mit Begeisterung in den Prüfungsvorbereitungen. schlimmeren Fällen können dann sogar dabei, obwohl die Kurse in den Ferien Im September 2019 wird der dritte Jahr- Operationen durchgeführt werden, kleine- stattfinden. gang von Studenten, die sich für St. Gallen re Wunden und Verletzungen werden am als Ort des Masterstudiums eingeschrie- Verbandstisch professionell eingebunden Nun haben die Vorbereitungen für das ben haben, das Studium aufnehmen. Be- und verarztet. Zum Schluss gilt es, die eigentliche Masterstudium, also den klini- reits bei der Anmeldung für den Numerus verschriebenen Medikamente in der Apo- schen Teil des Hauptstudiums, begonnen. Clausus, der Zulassungsprüfung für das theke abzuholen und auch ja zu kontrol- Dieser soll ja überwiegend in St. Gallen Medizinstudium, müssen die zukünftigen lieren, dass der kleine Freund diese auch stattfinden. Dieses ist in Themenblöcken Studentinnen und Studenten angeben, wo regelmässig einnimmt. organisiert. Ein solcher Themenblock ist sie ihr Studium am liebsten durchlaufen Durch das Projekt können Kinder die Arzt- Kinder- und Jugendmedizin, der im Früh- würden. Der Joint Medical Master UZH/ Patient-Situation einmal aus einer ganz jahrssemester des 4. Studienjahres (also HSG erfreut sich dabei grosser und jährlich anderen Perspektive erleben, Vertrauen zu das erste Mal im Frühling 2021) durchge- zunehmender Beliebtheit; der Ausbil- Ärztinnen und Ärzten aufbauen und voller führt wird. Themenblockleiter sind Roger dungsgang wird offensichtlich als attraktiv Neugier und Wissensdurst eine neue Welt Lauener und Dominik Stambach. wahrgenommen. entdecken. Wir sind auch stolz, dass die Kinder- und Für die ersten drei Jahre des Studiums Für die Studentinnen und Studenten hin- Jugendmedizin insgesamt im Studien- (Bachelorstudium) ist die Universität Zürich gegen ist es eine gute Möglichkeit, den gang sehr gut vertreten ist. So ist Tamara zuständig. Bestimmte Unterrichtseinheiten Umgang mit Kindern zu lernen. Gleich- Guidi im Faculty Development Team aktiv, des sogenannten Mantelstudiums werden zeitig profitieren sie auch für ihre eigene und drei Pädiaterinnen und Pädiater sind aber für die St. Galler Studenten bereits Ausbildung. Co-Leiter von Themenblöcken, die z. B. während dieser Zeit in St. Gallen durchge- in Zürich von der Erwachsenenmedizin führt. besetzt werden (Jeanette Greiner: Häma- to-Onkologie; Philip Broser: Neurologie: Christian Kahlert: Infektiologie).
N° 2 | 2019 16 THEMA Computer, Handy & Co. in der Weiterbildung der Pflege am Kinderspital Andreas Butz, Fachmitarbeiter Elternworkshops, als auch in Workshops klare Verhaltensregeln benannt werden. Weiterbildung und Prävention, mit Lehrkräften. Erwachsene erleben Die Pflege hat das Recht, auf Fotos und Kinderschutzzentrum St.Gallen häufig Situationen mit digitalen Medien, Filmen nicht abgebildet zu sein. Durch die die sie verunsichern. flächendeckende Verbreitung von Smart- IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM phones kann heute Anstand und Respekt LERNATELIER DES OKS UND DER Diese Beispiele haben wir von den Pfle- im Umgang mit Kameras nicht mehr vor- ABTEILUNG WEITERBILDUNG genden aufschreiben lassen und gesam- ausgesetzt werden. Auf ein einführendes UND PRÄVENTION DES KINDER- melt. Sie sind ein kleines Abbild vom Gespräch kann man in späteren Situatio- SCHUTZZENTRUMS FANDEN IM kontroversen Umgang unserer Gesellschaft nen zurückgreifen und Angehörige oder MAI FÜR DIE PFLEGE ZWEI INTER- mit digitalen Medien und zeigen neben Patienten an die Abmachungen erinnern. NE WEITERBILDUNGEN STATT. den Risiken auch Chancen, die mit der DER UMGANG MIT DIGITALEN Digitalisierung entstehen. Ein weiteres Beispiel das den Umgang MEDIEN IM SPITALALLTAG BE- Erwachsener mit digitalen Geräten veran- SCHÄFTIGT DIE PFLEGE ZUNEH- Im Flyer ist ein wichtiger Punkt die «Ein- schaulicht, betrifft Eltern mit Frühgebo- MEND UND SORGT MANCHMAL willigung für das Foto». Mehrere Beispiele renen oder Säuglingen. Stillende Mütter FÜR UNSICHERHEIT. veranschaulichen eindrücklich dieses sollten bereits in der Geburtsvorbereitung Thema: «Eltern telefonieren mit FaceTime darauf aufmerksam gemacht werden, dass Ein OKS-Flyer zum Thema «Umgang mit (Telefongespräche mit Video) im Zimmer. das Stillen ein intimer Moment zwischen digitalen Medien» gibt Orientierung im Andere Patientinnen, Patienten und auch Kind und Mutter ist, in dem die Ablenkung komplexen Pflegealltag. Dieser deckt Pflegende sind anwesend. Sie filmen den durch digitale Geräte keinen Platz hat. verschiedene Bereiche ab, gibt Empfeh- Weg ihres Kindes in den OP. Auch als Dasselbe gilt auch für Väter beim «Kängu- lungen für Eltern und legt Spielregeln für Pflegende will ich nicht immer auf Fotos ruhen» mit Frühgeborenen. «Eltern sind Patientinnen und Patienten fest. Der Flyer und Filmen sein. Patienten werden eher während der Betreuung ihres Kindes (Stil- kam im Workshop mit der Pflege gut an. geschützt, als Pflegende fordere ich nicht len, Känguruhen) ständig am Handy, legen Jürg Winter vom Lernatelier erläuterte, wie immer mein Recht ein.» es auch auf Aufforderung nur kurz weg.» es zur Erstellung des Flyers kam. Im Spital- alltag müsste dieser in einem Anamnese- Gerade im Spitalkontext stellt das Fotogra- Im Spitalkontext sind Handy und Tablet oder Eintrittsgespräch mit den Eltern und fieren und Filmen eine Art der Verarbei- gerne eingesetzte Beschäftigungsinst- Patienten besprochen werden. Im Work- tung des Geschehenen (in der Regel von rumente für Patienten unterschiedlicher shop zeigte sich jedoch, dass eine konse- etwas Schlimmem, Lebensbedrohlichem Altersgruppen, der Flyer weist explizit auf quente Umsetzung oft nicht möglich ist. oder zumindest Einschneidendem) dar. Spiele und Bücher zur Ablenkung hin. Sind Eine Akzeptanz seitens der Pflege wird hier die Kinder von zuhause aber an Unterhal- Als Fachmitarbeiter Weiterbildung und von den Patientinnen und Patienten und tung durch digitale Medien gewohnt, wird Prävention vom Kinderschutzzentrum deren Angehörigen wohl auch erwartet. es ihnen im Spital schwer fallen, darauf zu St. Gallen, erarbeiten wir in Kursen mit Ein weiteres Beispiel zeigt aber eindrück- verzichten. Bei allem Verständnis für die Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern so- lich, dass diese Art der Verarbeitung Ausnahmesituation im Spital, ist es wichtig wie deren Eltern Verhaltensmöglichkeiten nicht immer im Sinn der Patientinnen und und versuchen Stolperfallen in der digi- Patienten ist: «Es gibt Eltern, die, wenn talen Welt aufzuzeigen. Um den Heraus- der Patient zurückkommt vom OP, sofort forderungen im Pflegealltag auf die Spur «Die Veranstaltung war sehr Nachrichten verschicken, statt sich um ihr zu kommen, war es mir wichtig, Beispiele Kind zu kümmern.» Es macht nachdenklich, interessant, lehrreich und aus der Pflege zu sammeln. Unter den wenn das Festhalten von Situationen oder informativ. Die Referenten Einstiegsfragen war neben «Wer von Ihnen das Informieren von entfernteren Verwand- hatte das Handy letzte Nacht im Schlaf- haben die Präsentation ten wichtiger ist, als wie es einem Kind/ zimmer? Wer hatte es ausgeschaltet und Jugendlichem geht. lebendig und alltagsnah wer im Flugmodus?» auch die Frage «Wer von Ihnen war im letzten Jahr mindestens gestaltet. Wichtig war auch, Der Flyer zitiert die Gesetzgebung aus einmal überfordert von einer Situation mit einer Broschüre der Schweizerischen dass es kurze Austauschrun- Patienten oder Eltern und deren Umgang Kriminalprävention und besagt, dass die mit digitalen Medien?» Von den rund 30 den und Aktivierungsfragen festgehaltene Person ihre ausdrückliche Anwesenden im ersten Workshop streck- gab. Das half, dass man am Einwilligung zu Fotos und Filmen geben ten rund 2 ⁄3 auf. Dieses Bild deckt sich mit muss. Es empfiehlt sich umso mehr, dass in Ball blieb.» den Antworten auf dieselbe Frage in einem Eintritts- oder Anamnesegespräch
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