Bund der Deutschen Katholischen Jugend - Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes zur BDKJ-Hauptversammlung 2020

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Bund der Deutschen Katholischen Jugend - Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes zur BDKJ-Hauptversammlung 2020
Bund der Deutschen
Katholischen Jugend
Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes
zur BDKJ-Hauptversammlung 2020
BDKJ-Hauptversammlung 2020

Vorwort
Liebe Delegierte der BDKJ-Hauptversammlung,
liebe Interessierte an der Arbeit des BDKJ-Bundesvorstands,

Ein bewegendes Jahr geht zu Ende und für den BDKJ Bundesvorstand war extrem viel
Bewegung drin!

Vor 12 Monaten hätten wir nicht gedacht, dass wir nach diesem Jahr nur noch als halber
Bundesvorstand vor der Hauptversammlung sitzen würden. Wir hätten aber auch nicht
gedacht, dass die Engagierten der 72 Stunden-Aktion einen Bambi gewinnen — WIR sind
Bambi, dass wir mit einer unfassbar starken Gruppe junger Menschen Teil des Synodalen
Weges sind oder dass wir erstmals Gremiensitzungen wegen eines Virus absagen oder
verschieben müssen.

Auch in Politik, Kirche und Gesellschaft hat sich im vergangenen Jahr viel bewegt, das wir
als BDKJ aktiv mitgestaltet haben. Das kirchenpolitische Geschehen war maßgeblich geprägt
von den Vorbereitungen zum Synodalen Weg und von der ersten Synodalversammlung. Eine
Stimmung des Aufbruchs und der Wille nach Veränderung und Zukunftsfähigkeit stimmen
uns für die kommenden Jahre hoffnungsvoll. Auch in unserer Gesellschaft sind wir in Zeiten
der Krise wieder näher zusammengerückt, was beispielsweise durch die große Solidarität
mit anderen schutzbedürftigen Menschen — beispielsweise durch das Erledigen von
Einkäufen — sichtbar geworden ist.

Die vergangenen Monate waren anstrengend und haben uns einiges abverlangt. Wir haben
aber vieles mit der Unterstützung aus den Jugend- und Diözesanverbänden und der hohen
Einsatzbereitschaft der BDKJ-Bundesstelle leisten können. Wir mussten aber leider in den
vergangenen Monaten auch bewusst auf weitere Veranstaltungsplanungen verzichten, um
das Tagesgeschäft und die Arbeit am Synodalen Weg, im Bereich der Aufarbeitung und
Intervention sexualisierter Gewalt und relevante anstehende Gesetzgebungsprozesse
entsprechend weiter verfolgen zu können.

Das vergangene Jahr hat uns gezeigt, dass wir auch in schwierigen Situationen gemeinsam
viel erreichen können, wenn wir zusammenhalten und unsere Kräfte bündeln. Für die
geleistete Arbeit im vergangenen Jahr und für die großartige Unterstützung, insbesondere
in den vergangenen Wochen und Monaten, möchten wir all denjenigen danken, die ihren
Beitrag dazu geleistet haben, dass der BDKJ seine Arbeit trotz aller äußeren Umstände so
gut leisten konnte! DANKE!

Euer BDKJ-Bundesvorstand

Lisi Maier                       Katharin Norpoth
BDKJ-Bundesvorsitzende           BDKJ-Bundesvorsitzende

                                                                                                          3
BDKJ-Hauptversammlung 2020

    Inhalt
    Vorwort .............................................................................3

    A      Politik und Gesellschaft...................................................5

    1      Jugendpolitik.................................................................6
    2      Kinder- und Jugendhilfepolitik ...........................................7
    3      Politische Kontakte .........................................................9
    4      Mädchen- und Frauenpolitik ..............................................9
    5      Europäische Jugendpolitik .............................................. 10
    6      Internationale Jugendarbeit und -politik ............................. 12
    7      Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ........................................ 15
    8      Ehrenamts- und Engagementpolitik.................................... 18
    9      Freiwilligendienste........................................................ 19
    10     Diversität................................................................... 22
    11     Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit................................ 22
    12     Friedensethik und Soldat*innenfragen ................................ 25
    13     Wichtige Vertretungsgremien in Politik & Gesellschaft............. 27

    B      Kirche und Jugendpastoral............................................. 33

    1      Nachklang Jugendsynode ................................................ 34
    2      Kirchenpolitische Strategie U28 ........................................ 34
    3      Kirchenpolitische Vernetzung............................................ 35
    3.1    KPV.......................................................................... 35
    4      Ökumenischer Kirchentag 2021 in Frankfurt am Main............... 36
    5      Synodaler Weg ............................................................ 36
    6      Aktion Dreikönigssingen 2020 ........................................... 39
    7      Ökumenischer Kreuzweg der Jugend .................................. 40
    8      Wichtige Vertretungsgremien in Kirche & Pastoral................... 40
    9      Novellierung der jugendpastoralen Leitlinien der DBK ............. 43
    10     Jugendbibel ................................................................ 43

    C      Dachverband.............................................................. 44

    1  Öffentlichkeitsarbeit ..................................................... 44
    2  Datenschutz ............................................................... 46
    3  72-Stunden-Aktion 2019 ................................................. 46
    4	Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der katholischen
       Jugendverbandsarbeit ................................................... 48
    5  Verbandsaufbau ........................................................... 49
    6  AG Ministrant*innen ...................................................... 50
    7  Sinus-Jugendstudie U18 „Wie ticken Jugendliche 2020?“ .......... 50
    8  Digitalität................................................................... 51
    9  Rechtsträger des Bundesverbands und weitere Mitträgerschaften .51

    Anhang: Abkürzungen und Fachbegriffe................................... 54

    Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

4
BDKJ-Hauptversammlung 2020

A Politik und Gesellschaft                                                                                 1
                                                                                                           2
                                                                                                           3
Im zurückliegenden Berichtszeitraum waren für den BDKJ-Bundesvorstand im gesellschafts­                    4
politischen Bereich insbesondere folgende drei Aspekte handlungsleitend:                                   5
                                                                                                           6
   - Das Erstarken rechtsextremer Kräfte im politischen Raum und die daraus folgende                      7
      rechtsterroristische Gewalt im außerparlamentarischen Raum — und unsere An­­                         8
      strengungen, im gesellschaftlichen, politischen und innerkirchlichen Diskurs den                     9
      antidemokratischen, antifeministischen und menschenfeindlichen Akzentsetzungen                       10
      mit unseren Vorstellungen einer demokratischen, vielfältigen und gerechten                           11
      Gesellschaft entgegenzutreten.                                                                       12
                                                                                                           13
   - Der starke Fokus auf Klimapolitik und Nachhaltigkeitsfragen als Zukunftsfragen der                   14
      Jugend und unserer gesamten Gesellschaft. Dazu gehört auch das daraus erwach-                        15
      sende Engagement, was tausende junge Menschen — auch aus unseren Strukturen                          16
      und mit der strukturellen Unterstützung von Umwelt- und                                              17
      Naturschutzjugendverbänden — ­auf die Straße getragen haben und damit die                            18
      Lobbyaktivitäten u. a. unserer Ver­bandsvertreter*innen entsprechend gestärkt                        19
      haben.                                                                                               20
                                                                                                           21
   - Die Begleitung von Gesetzgebungsprozessen, die die Rahmenbedingungen für das                         22
      ­ehrenamtliche Engagement beeinflussen werden. Dazu zählen neben dem Masern­                         23
       schutzgesetz und der SGB VIII-Reform auch die Errichtung einer Ehrenamts- und                       24
       Engagementstiftung.                                                                                 25
                                                                                                           26
Prozesse und Veranstaltungsvorbereitungen, die aktuell bereits viele Arbeitsressourcen                     27
binden sind der Kinder- und Jugendarbeitskongress in Nürnberg im September 2020, bei                       28
dem der BDKJ einige Veranstaltungen anbieten wird, der Deutsche Kinder- und Jugend­                        29
hilfetag in Essen 2021 und die Veranstaltungen im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft.                       30
In diesem Bericht wird auf diese Arbeitsbereiche noch nicht ausführlich eingegangen,                       31
sondern erst im Nachgang zu den Veranstaltungen im Mai 2021.                                               32
                                                                                                           33
Grundsätzlich gelingt es dem BDKJ über seine Netzwerke, aber auch als eigenständiger                       34
Akteur in viele dieser Prozesse gut eingebunden zu werden. Dennoch muss festgestellt                       35
werden, dass viele zivilgesellschaftliche Strukturen in Deutschland immer mehr unter Druck                 36
geraten und sich dadurch auch Verwaltungshandeln vor Ort, aber auch auf höheren Ebenen                     37
verändert. Teilweise werden in vorauseilendem Gehorsam aufgrund der Erstarkung rechter                     38
Kräfte und entsprechender Anfragen in den Parlamenten Förderungen hinterfragt. Teilweise                   39
wird aus mangelndem Subsidiaritätsverständnis das Trägerprinzip außer Kraft gesetzt und                    40
auch in der Engagementpolitik mehr staatlich gesteuert. Teilweise wird aus mangelndem                      41
Wissen, was Jugend(verbands)arbeit ist und leistet, an den falschen Stellen gespart.                       42
                                                                                                           43
Als Jugendverbände gilt es hier wachsam zu sein und sich selbst sichtbar zu machen, wie                    44
es uns über die 72- Stunden-Aktion äußerst erfolgreich gelungen ist. Viele der oben                        45
benannten und befürchteten Entwicklungen für Jugendverbände sind in teilweise viel                         46
drastischerem Ausmaß in Nachbarländern seh- und spürbar. Hier gilt es im europäischen                      47
und internationalen Kontext solidarisch zu sein und selbstorganisierte katholische                         48
Strukturen außerhalb Deutschlands zu unterstützen und zu stärken, damit der „shrinking                     49
space for civil society“ nicht noch immer kleiner wird.                                                    50
                                                                                                           51
                                                                                                           52
                                                                                                           53

                                                         Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

                                                                                                                 5
BDKJ-Hauptversammlung 2020

     1       1 Jugendpolitik
     2
     3       1.1 Eigenständige Jugendpolitik in Deutschland
     4
     5       Die Jubiläumsfachtagung „10 Jahre eigenständige Jugendpolitik“ der Arbeitsstelle
     6       Eigenständige Jugendpolitik der AGJ fand am 30. Oktober 2019 in Berlin statt. Der
     7       Bundesvorstand konnte über den DBJR daran teilnehmen und war für den Deutschen
     8       Bundesjugendring auf einem Podium vertreten. Dort ging es insbesondere um den Wandel
     9       und die Erfolge, aber auch die noch zu erfüllenden Pakete der Eigenständigen
    10       Jugendpolitik.
    11
    12       Gemeinsam wollen die Bundesministerien künftig „gute Politik für Jugend machen,
    13       gemeinsam mit Jugend Politik gestalten und offen sein für selbstbestimmte Politik von
    14       Jugend“. Die Bundesregierung will gleichwertige Lebensverhältnisse schaffen, also allen
    15       Jugendlichen und jungen Erwachsenen die gleichen Chancen und Möglichkeiten eröffnen,
    16       ihre Zukunft in allen Regionen Deutschlands mitzugestalten. Dazu sind in der Strategie
    17       neun Handlungsfelder beschrieben. Es geht um Zukunft, Generationendialog und Jugend­
    18       bilder, um Beteiligung, Engagement und Demokratie, um Stadt und Land, Wohnen und
    19       Kultur. Es geht um Vielfalt und Teilhabe, um Bildung, Arbeit und Freiräume, um Mobilität
    20       und Digitales. Und nicht zuletzt geht es um Umwelt, Gesundheit, um Europa und die Welt.
    21
    22       Die Jugendstrategie der Bundesregierung wurde am 3. Dezember 2019 vom Kabinett
    23       be­schlossen. In der Jugendstrategie wird der Jugend-Check als freiwilliges und unterstüt-
    24       zendes Beispiel zur Überprüfung von Gesetzesentwürfen der Bundesregierung beschrieben.
    25       Im Rahmen der Veranstaltung, bei der die Jugendstrategie von Jugendministerin Franziska
    26       Giffey an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben wurde, konnten acht Personen aus den
    27       BDKJ-Jugendverbänden teilnehmen und wurden ins Bundeskanzleramt eingeladen.
    28
    29       Der Jugend-Check kommt uns in der Strategie eindeutig zu kurz. Er wird lediglich als
    30       Beispiel aufgeführt, wie Gesetzentwürfe der Bundesregierung anhand einer standardi-
    31       sierten Methodik auf mögliche Auswirkungen auf die Lebenslagen junger Menschen
    32       zwischen zwölf und 27 Jahren überprüft werden können. Er wird als freiwilliges
    33       Be­ratungs- und Unterstützungsangebot für andere Ressorts beschrieben, was dem
    34       BDKJ eindeutig zu wenig ist.
    35
    36       Der Jugend-Check muss ein verpflichtendes Instrument für die Bundesregierung werden.
    37       Dann wird unsere Forderung aus der Strategie „U28 — Die Zukunft lacht“ auch entspre-
    38       chend umgesetzt und ernstgenommen.
    39
    40       1.2 Kinder- und Jugendbeteiligung
    41
    42       Die BDKJ-Hauptversammlung 2018 hat die Einrichtung einer AG Kinder- und Jugend­
    43       beteiligung bis zur Hauptversammlung 2019 beschlossen, die 2019 mit konkreten
    44       Arbeitsaufträgen bis Mai 2020 verlängert wurde. Der AG gehören Ozan Ardicoglu (KSJ),
    45       Marc Eickelkamp (KjG), Alexandra Guserle (BDKJ DV Rottenburg-Stuttgart), Eva Jelen
    46       (BDKJ Bayern), Lena Schmidt (BDKJ DV Speyer), Benedikt Walzel (BDKJ DV Hildesheim),
    47       Yvonne Everhartz (Bundesstelle), Vanessa Hüfner (Bundesstelle, Elternzeitvertretung von
    48       Yvonne Everhartz) und Lisi Maier (Bundesvorsitzende) an.
    49
    50       Im Sommer 2019 ist ein BDKJ.konkret zum Thema „Jugendbeteiligung — Aufräumen mit
    51       dem Mythos der unpolitischen Jugend“ erschienen. Am 21. September 2019 veranstaltete
    52       die AG im Rahmen des Fachtags zu „Kirche U28“ einen Workshop zu „Wie geht
    53       Jugendbeteiligung?“. Von Erfolgsfaktoren für eine gute Jugendbeteiligung bis zu

    Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

6
BDKJ-Hauptversammlung 2020

Best-Practice-Beispielen wurden praxisnah Schritte zur Umsetzung in eigene Strukturen                        1
vorgestellt und erarbeitet.                                                                                  2
                                                                                                             3
Im Herbst fanden mehrere Gespräche zum Beschluss „jugend.beteiligen.jetzt“ auch mit                          4
Unterstützung von Mitgliedern der AG Jugendbeteiligung im Bundestag statt. Herausgehoben                     5
wurden die Forderungen, Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen und Beteiligungs­                           6
formate für Kinder, Jugendliche und junge Menschen zu schaffen.                                              7
                                                                                                             8
Auf der Homepage des BDKJ soll eine Unterseite entstehen, auf der Best-Practice-                             9
Beispiele für gelingende Jugendbeteiligung eingestellt werden. Dies ist aufgrund der                         10
hohen Arbeitsbelastung und des personellen Wechsels im Referat Jugendpolitik noch nicht                      11
vollzogen worden.                                                                                            12
                                                                                                             13
Im Verlauf der Arbeit hat sich sehr deutlich herauskristallisiert, dass die Arbeitsaufträge                  14
zwar sehr konkret waren, das Feld der Jugendbeteiligung aber sehr umfangreich ist.                           15
Grundsätzlich wurde der Austausch zu den verschiedenen Feldern der Jugendbeteiligung                         16
und Jugendpolitik auch über die konkreten Fragestellungen hinaus von den                                     17
AG-Mitgliedern als äußerst hilfreich bewertet.                                                               18
                                                                                                             19
Aufgrund der Auswertung durch die AG und den Bundesvorstand schlägt der Bundesvorstand                       20
insbesondere mit Bezug auf das Superwahljahr 2021 eine Implementierung einer offenen                         21
jugendpolitischen Vernetzungsrunde vor. Diese soll sich sowohl physisch wie auch telefo-                     22
nisch vernetzen und über aktuelle jugendpolitische Entwicklungen austauschen.                                23
                                                                                                             24
2 Kinder- und Jugendhilfepolitik                                                                             25
                                                                                                             26
2.1 Prävention sexualisierter Gewalt                                                                         27
                                                                                                             28
Ende November veranstalteten afj und BDKJ das regelmäßig stattfindende Vernetzungs­                          29
treffen zur Prävention Sexualisierter Gewalt mit den Referentinnen Dr. Andrea Redeker                        30
(Präventionsbeauftragte im Bistum Essen) und Doris Eberhardt (Stabsstelle Intervention                       31
und Prävention im Bistum Münster).                                                                           32
                                                                                                             33
Auf dem Vernetzungstreffen wurde die „Rahmenordnung — Prävention gegen sexualisierte                         34
Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen im Bereich der                        35
Deutschen Bischofskonferenz“ und die zweite Überarbeitung der Leitlinien der DBK von Dr.                     36
Andrea Redeker vorgestellt. Es folgte ein Input von Doris Eberhardt zu einem der wichtigs-                   37
ten Bausteine der Präventionsarbeit in Institutionen — die „Institutionellen Schutzkonzepte“.                38
Zudem befasste sich der BDKJ-Hauptausschuss seit Juni 2019 mit den bisherigen Beschlusslagen                 39
zur Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und passte diese auf                     40
aktuelle Gesetzeslagen an. Eine entsprechende Übersicht verabschiedete der BDKJ-                             41
Hauptausschuss in seiner Februar-Sitzung 2020. Im Berichtszeitraum fand auch ein                             42
Gespräch mit dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des                                43
sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) an. Dieser machte deutlich, wie notwendig inner-                         44
kirchlich die Expertise der Jugendverbandsarbeit aus seiner Sicht für eine gute und                          45
verlässliche Weiterentwicklung der Präventions- und Interventionsarbeit ist.                                 46
                                                                                                             47
Sowohl aus dem fachlichen, wie auch aus dem politischen Kontext wurde im vergange-                           48
nen Jahr vielfach betont, wie hilfreich für die Präventionsbeauftragten der BDKJ-                            49
Strukturen und Verantwortliche der Diözesen die Vernetzung im Themenfeld ist. Auch                           50
von Seiten des Bundesvorstands wird die Vernetzung und gegenseitige Information als                          51
ein wichtiger Schritt angesehen. Gleichzeitig wird immer wieder deutlich, dass die                           52
Verbände, aber auch Diözesanstrukturen in sehr unterschiedlichen Tempi und mit sehr                          53

                                                           Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

                                                                                                                   7
BDKJ-Hauptversammlung 2020

     1       unterschiedlichen personellen und finanziellen Ressourcen unterwegs sind — was sich
     2       beispielsweise auch durch sehr unterschiedliche Stundenumfänge und Arbeitsfelder
     3       zur Präventionsarbeit in den DVs zeigt.
     4
     5       Im kommenden Zeitraum werden erhöhte Ressourcen für den Bereich Aufarbeitung (siehe
     6       Kapitel C, Dachverband) von Seiten des Bundesvorstands aufgewandt werden. Dies wird
     7       eine entsprechend gute Basis sein, um darauf aufbauend die Präventions- und Inter­
     8       ventionskonzepte unserer Strukturen zu überprüfen und gegebenenfalls neu auszurichten.
     9       Zudem wird innerhalb der BDKJ-Bundesstelle das Interventionskonzept zur Prävention
    10       sexualisierter Gewalt an die neue Rahmenordnung und die neuen Leitlinien implemen-
    11       tiert. Zudem werden über JHD Bildung Schulungen für Mitarbeitende unserer
    12       Jugendverbände und darüber hinaus angeboten.
    13
    14       2.2 SGB VIII-Reform
    15
    16       Zur Reform des SGB VIII hat die Bundesregierung einen erneuten Anlauf genommen. Das
    17       Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat einen Dialog­
    18       prozess vorgeschaltet, der 2019 in verschiedenen Formaten vier Themen­schwerpunkte
    19       behandelt hat. Die Themen waren „Besserer Kinderschutz und mehr Kooperation“,
    20       „Fremdunterbringung: Kinderinteressen wahren — Eltern unterstützen — Familien stärken“,
    21       „Prävention im Sozialraum stärken“ und „Mehr Inklusion/wirksames Hilfesystem/weniger
    22       Schnittstellen“. Die Jugendhilfe aber auch die Behindertenhilfe und die Gesundheitshilfe
    23       konnten in den verschiedenen Formaten am Dialogprozess mitwirken. In regionalen
    24       Fokusgruppen waren Vertreter*innen der Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit dabei.
    25       Hier wurden die vier Themenbereiche kurz angerissen, behandelt und es konnten Impulse
    26       in den Prozess gegeben werden. Kernpunkt war die Arbeitsgemeinschaft von 50 Expert*innen
    27       aus der Jugendhilfe. Diese AG wurde Schritt für Schritt erweitert. Unter der Leitung von
    28       Staatssekretärin Caren Marks hat die AG die vier Themenbereiche behandelt und hierzu
    29       Impulspapiere aus dem Ministerium besprochen und bewertet. Der DBJR war in der AG
    30       vertreten, die Jugendsozialarbeit war nicht in der AG vertreten. Themen aus der
    31       Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit waren nur am Rande der verschiedenen Formate
    32       Thema. Es wird zukünftig auch darum gehen, die Inklusion in allen Bereichen der
    33       Jugendhilfe zum Thema zu machen und entsprechend die Jugendhilfe in eine inklusive
    34       Jugendhilfe umzuwandeln.
    35
    36       Der BDKJ ist für die Weiterentwicklung des SGB VIII federführend in der katholischen
    37       Jugendsozialarbeit dafür zuständig und hat mit der Geschäftsstelle der BAG KJS den
    38       RatschlAG SGB VIII als Beratungsstruktur genutzt. In mehreren Sitzungen und
    39       Telefonkonferenzen wurden die Impulspapiere zu den Sitzungen der bundeszentralen
    40       Arbeitsgruppe bewertet, behandelt und Positionen hierzu versucht einzuspeisen.
    41       Außerdem wurden die Verknüpfungen zum BVKE (Bundesverband katholischer
    42       Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen) verstärkt und hier gemeinsame
    43       Anknüpfungspunkte und eine gemeinsame Vorgehensweise ausgelotet und gesucht.
    44
    45       Der Beteiligungs- und Dialogprozess im Rahmen „Mitreden − mitgestalten“ wird vom
    46       Bundesvorstand als ein richtiger Ansatz bewertet. Wie erwartet haben allerdings
    47       Akteure aus anderen Feldern der Jugendhilfe und außerhalb der Jugendhilfe den
    48       Dialogprozess stärker dominiert als aus unserer Perspektive hilfreich ist. Positiv zu
    49       bewerten ist, dass das Ministerium sich sehr deutlich für eine inklusive Lösung ausge-
    50       sprochen hat und sich somit nochmals an dieses dicke, aber aus unserer Sicht notwen-
    51       dige Brett heran traut.
    52
    53

    Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

8
BDKJ-Hauptversammlung 2020

Auf Basis der Ergebnisse des Dialogprozesses wird es einen Gesetzesentwurf geben. Dieser                   1
muss ab Frühjahr 2020 durch den Bundesvorstand bewertet und entsprechend intensiv                          2
begleitet werden. Hierzu soll mit anderen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe                     3
kooperiert werden. Die politische Lobbyarbeit zum Kinder- und Jugendhilfegesetz wird im                    4
Jahre 2020 ein wichtiges Thema sein.                                                                       5
                                                                                                           6
3 Politische Kontakte                                                                                      7
                                                                                                           8
Im vergangenen Jahr konnten an unterschiedlichen Stellen wieder etliche Gespräche mit                      9
Abgeordneten des Deutschen Bundestags und des Europaparlaments geführt werden. Zudem                       10
spielte die Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden und politischen Akteuren der Ministerien                     11
eine bedeutende Rolle. Das BMFSFJ ist in jugend- und förderpolitischen Anliegen der wich-                  12
tigste Ansprechpartner des Bundesvorstands. Doch auch mit dem Bundes­ministerium für                       13
Arbeit und Soziales (BMAS), dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und                   14
Entwicklung (BMZ) und dem Auswärtigen Amt gab es im zurückliegenden Berichts­zeitraum                      15
viele Berührungspunkte. Gut waren auch verschiedene Kontakte in die Parteizentralen, so                    16
bezogen auf die Freiwilligendienst-/Pflichtdienstdebatte zum CDU-Parteivorstand, zum                       17
Thema Kinderarmut zum Parteivorstand der Linken, zu frauenpolitischen Fragestellungen                      18
zu den stellvertretenden Parteivorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen und zu jugend-,                      19
sozial- und bildungspolitischen Fragestellungen zum Partei­vorstand der SPD und den                        20
Mitarbeitenden des Willy-Brandt-Hauses.                                                                    21
                                                                                                           22
Wir bewerten die Kontakte im vergangenen Jahr als äußerst positiv. Die Kontakte im                         23
Bereich Jugendpolitik sowie Arbeit und Soziales wurden an unterschiedlichen Stellen                        24
verstetigt. Vor allem im Kontext der 72-Stunden-Aktion konnten wieder gute                                 25
Verbindungen aufgebaut werden.                                                                             26
                                                                                                           27
Nun gilt es die positiven Effekte der 72-Stunden-Aktion entsprechend zu nutzen und die                     28
Politiker*innen auch im Nachgang an den BDKJ zu binden. Insbesondere im Vorfeld der                        29
Bundestagswahlen gilt es zu den Parteizentralen weiterhin einen guten Draht zu halten,                     30
um gegebenenfalls auch die Wahlprogramme mitgestalten zu können — oder Schlimmeres                         31
(beispielsweise Pflichtdienst) zu verhindern.                                                              32
                                                                                                           33
4 Mädchen- und Frauenpolitik                                                                               34
                                                                                                           35
Die seit mehr als 20 Jahren stagnierende bzw. seit dieser Legislaturperiode wieder rück-                   36
läufige Frauenrepräsentanz in allen Parlamenten hat Frauen innerhalb und außerhalb der                     37
Parlamente auf den Plan gerufen: Bis zu den nächsten Bundestagswahlen forderten sie                        38
eine Wahlrechtsreform, die auch Geschlechterparität auf der Agenda hat. Die entspre-                       39
chende Kampagne des Deutschen Frauenrats heißt: #mehrfrauenindieparlamente. Die                            40
Bundesfrauenkonferenz hat sich der Forderung 2019 angeschlossen. Da sich die Parteien                      41
bislang nicht auf eine gemeinsame Linie einigen konnten, sieht es aber gerade so aus, als                  42
würde gar keine Wahlrechtsreform in dieser Legislaturperiode mehr abgestimmt werden                        43
können. Der BDKJ hat in einigen Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten und im Rahmen                        44
verschiedener Parlamentarischer Gespräche, die vom Frauenrat initiiert waren, die                          45
diesbezügliche Haltung deutlich gemacht.                                                                   46
                                                                                                           47
Der BDKJ wurde im vergangenen Jahr oftmals angefragt, sich zu Verbindungen zwischen                        48
Antifeminismus und rechtsextremistischem und antidemokratischem Gedankengut zu                             49
äußern. Zudem hat der BDKJ an einer Studie zu antifeministischen Strömungen teilgenom-                     50
men, die von der Amadeo Antonio Stiftung erstellt wurde.                                                   51
                                                                                                           52
                                                                                                           53

                                                         Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

                                                                                                                 9
BDKJ-Hauptversammlung 2020

      1       Lisi Maier (Bundesvorsitzende) war Teil der Jury des Marie-Juchacz-Preises, der am 8. März
      2       2020, dem Internationalen Frauentag, an Marlies Krämer verliehen wurde.
      3
      4       Ein Schwerpunkt der frauenpolitischen Aktivitäten im Berichtszeitraum lag im Bereich der
      5       Kirchenpolitik. Die Amazonas-Synode, die Vorbereitung auf den Synodalen Weg und die
      6       damit einhergehenden Aktivitäten durch die Bewegung Maria 2.0 spielten im vergangenen
      7       Jahr eine große Rolle. Ein Fachtag zum Frauenpriestertum, der durch das Bundesfrauen­
      8       präsidium vorbereitet wurde, griff die Debatten mit einer hochrangig besetzten
      9       Veranstaltung (u. a. mit Christiane Florin, Weihbischof Schepers, Jaqueline Straub) auf.
     10
     11       Der alljährliche Mädchen- und Frauenpolitische Fachtag des Frauenpräsidiums fand dieses
     12       Jahr unter dem Motto „Diagnose weiblich — Mädchen- und Frauengesundheit im Fokus“ in
     13       Würzburg statt. Themen waren „Menstruation ist politisch“, gesellschaftskritische Verhütung
     14       und Gesundheit als Menschenrecht. Im Anschluss daran fand die Bundesfrauenkonferenz
     15       statt. Beide Veranstaltungen fanden erst nach Berichtslegung statt.
     16
     17       Frauenpolitisch konnte erneut eine hohe Aufmerksamkeit für unsere Positionen und
     18       Beschlusslagen erreicht werden. Der BDKJ ist innerkirchlich, aber immer auch gesell-
     19       schaftspolitisch als starker frauenpolitischer Akteur sichtbar. Insbesondere die Vor­
     20       bereitung und Durchführung des „Fachtags Frauenpriestertum“ ermöglichte viele
     21       Kontakte zu relevanten Akteur*innen und Journalist*innen, woraus sich zahlreiche
     22       Pressekontakte und Interviewanfragen im Nachgang ergaben.
     23
     24       Sicherlich gilt es im kommenden Jahr auch die kirchenpolitischen Entwicklungen im
     25       Rahmen des Synodalen Wegs weiterhin tatkräftig zu unterstützen. Dennoch wird der
     26       Fokus insbesondere in Hinblick der näher rückenden Bundestagswahl 2021 auf den frauen-
     27       politischen Entwicklungen in Staat und Gesellschaft liegen. Zudem gilt es in den kommen-
     28       den Monaten die gemeinsamen Gleichstellungsstrategien mit der Frauenministerin zu
     29       unterstützen.
     30
     31       5 Europäische Jugendpolitik
     32
     33       Die Wahlen zum Europaparlament fanden am gleichen Wochenende wie die 72-Stunden-
     34       Aktion, am 24. Mai 2019, statt und wurden auch im Rahmen dieser thematisiert. Im Vorfeld
     35       hatte eine kleine Arbeitsgruppe Aktionsvorschläge erarbeitet, die auf der Homepage vorge-
     36       stellt wurden. Zudem flankierte eine Postkartenaktion die Positionen des BDKJ zur Europa­
     37       wahl. Die Positionen waren im Rahmen der BDKJ-Hauptversammlung verabschiedet worden.
     38
     39       Die Vernetzung auf europäischer Ebene wurde durch regelmäßige Kontakte im Rahmen der
     40       COMECE Youth Platform, die von Seiten vor ca. zwei Jahren das erste Mal durch die COMECE
     41       initiiert wurde, unterstützt. Verschiedene Jugendverbände, die auf europäischer Ebene
     42       agieren, haben sich dort zusammengeschlossen und tauschen sich über ihre Aktivitäten
     43       sowie über aktuelle Entwicklungen der Europapolitik aus. Im vergangenen Jahr wurde die
     44       Zusammenarbeit in diesem Kreis durch Telefonkonferenzen in regelmäßigen Abständen von
     45       drei bis vier Monaten intensiviert. Die Telefonkonferenzen fanden im Berichtszeitraum drei
     46       Mal statt. Ein Präsenztreffen in Brüssel ist für Mitte April geplant. Da der BDKJ keine eigene
     47       europäische Ebene besitzt, aber europapolitisch an verschiedenen Stellen eingebunden ist
     48       und agiert, nimmt er als ständiger Gast an diesen Treffen teil.
     49
     50       Seit dem 1. Dezember 2019 ist die Stelle des Referats für Europäische Jugendpolitik mit
     51       Jakob Kemper besetzt. Er wurde zudem im Februar 2020 in die AG Europa des DBJR gewählt.
     52
     53

     Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

10
BDKJ-Hauptversammlung 2020

Auch nach den Wahlen zum Europaparlament hat die Bedeutung der Europapolitik                                           1
nicht abgenommen und wurde weiterhin vom Bundesvorstand begleitet. Mit der                                             2
Wiederbesetzung der Stelle des Referats für Europäische Jugendpolitik konnte dies                                      3
noch intensiviert werden.                                                                                              4
                                                                                                                       5
Die Kernaufgabe im kommenden Jahr wird darin bestehen, die EU-Ratspräsidentschaft                                      6
und gegebenenfalls auch den Vorsitz Deutschlands beim Europarat konstruktiv zu beglei-                                 7
ten und sich — wo möglich — in die dortigen Prozesse einzubringen. Dies wird u. a. im                                  8
Rahmen der EU-Jugendkonferenzen möglich sein, welche der DBJR durchführt.                                              9
                                                                                                                       10
Ebenfalls weitergeführt werden sollen der Austausch und die Vernetzung mit anderen                                     11
Jugendverbänden auf europäischer Ebene, die sich in der „COMECE Youth Platform“                                        12
zusammengeschlossen haben.                                                                                             13
                                                                                                                       14
5.1 Europabüro für katholische Jugendarbeit und Erwachsenenbildung                                                     15
                                                                                                                       16
Gemeinsam mit der afj, der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der                                17
Bundesrepublik Deutschland (AKSB e. V.), der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB                                      18
Deutschland e. V.) und der Europäischen Föderation für Katholische Erwachsenenbildung                                  19
(FEECA) trägt der BDKJ das Europabüro für katholische Jugendarbeit- und Erwachsenen­                                   20
bildung in Brüssel.                                                                                                    21
                                                                                                                       22
Aufgabe des Europabüros ist die Vermittlung zwischen der katholischen Jugendarbeit in                                  23
Deutschland und der Jugend- und Bildungspolitik der EU. Dazu leitet das Europabüro                                     24
Anliegen seiner Träger an die EU weiter und kommuniziert aktuelle Entwicklungen in den                                 25
entsprechenden Politikfeldern zurück. Die wichtigsten Informationen über die Aktivitäten                               26
des Europabüros werden auf dessen Internetseite veröffentlicht und viermal im Jahr per                                 27
Newsletter versandt.                                                                                                   28
                                                                                                                       29
Thematisch befasste sich das Europabüro mit der Vorbereitung und Durchführung einer                                    30
Fachtagung im Dezember 2019 (siehe nächster Abschnitt), den Ergebnissen der Europawahl                                 31
sowie den Themen und Zielen der Träger für 2020. Ebenfalls wurden die aktuellen Ent­                                   32
wicklungen im Bereich von Erasmus+ und dem ESC weiterhin begleitet. Ein Schwerpunkt bei                                33
Erasmus+ liegt derzeit bei Inklusion. Das Europabüro hat sich gemeinsam mit COMECE, EKD/                               34
Diakonie, aej, NEVSO, BAGFW (Caritas und DRK), EURODIACONIA und Bayerischer Jugendring                                 35
mit einer Stellungnahme in diesen Diskurs eingebracht.                                                                 36
                                                                                                                       37
5.2 Fachtagung 2019                                                                                                    38
                                                                                                                       39
Die Fachtagung vom 3. bis 4. Dezember 2019 in Brüssel trug den Titel „Partizipation und                                40
Demokratie in der EU nach der Europawahl 2019: Aufgaben für die politische Bildung“. Sie                               41
bestand aus verschiedenen Teilen: einer Debatte mit Dr. Corina Stratulat vom European                                  42
Policy Center in Brüssel und Afke Groen von der Maastricht University als Expertinnen zu                               43
den Ergebnissen der Europawahl, einem Workshopteil, in dem Best-Practise-Beispiele                                     44
vorgestellt wurden, sowie einem Teil zu Planspielen in der Europabildung. Den Abschluss­                               45
vortrag hielt Märthe-Maria Stamer von der Georg-August-Universität in Göttingen zu                                     46
„Aufgaben für die politische Bildung“. Neben den inhaltlichen Teilen blieb auch Raum für                               47
den informellen Austausch der Teilnehmenden.                                                                           48
                                                                                                                       49
Für die Kontaktarbeit vor Ort in Brüssel ist das Europabüro der fünf Träger eine sehr                                  50
gute Stütze. Prozesse z. B. bezüglich Erasmus+ können so direkt begleitet werden und                                   51
die Stimme auch des BDKJ wird dort eingebracht. Ebenfalls ist das Europabüro                                           52
                                                                                                                       53

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                                                                                                                             11
BDKJ-Hauptversammlung 2020

      1       ansprech­bar für die Jugend- und Diözesanverbände des BDKJ und bietet Hilfestellung
      2       bei der Organisation von Veranstaltungen in Brüssel.
      3
      4       Das Format war teilweise in englischer Sprache gehalten, was sehr gut funktioniert hat.
      5       An der Fachtagung 2019 nahmen leider weniger Personen als in den Vorjahren teil,
      6       was in der Steuerungsgruppe kritisch ausgewertet wurde. Gründe dafür könnten in der
      7       terminlichen Situation kurz vor Weihnachten oder Attraktivität des Themas liegen.
      8
      9       Auch 2020 ist vom 1. bis 2. Dezember die Durchführung einer Fachtagung in Brüssel geplant.
     10       Das Thema hierfür steht noch nicht fest. Zudem soll es eine weitere Fachtagung mit dem
     11       Schwerpunkt „Fördermittel“ geben, die in Deutschland stattfinden soll.
     12
     13       6 Internationale Jugendarbeit und -politik
     14
     15       In enger Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Düsseldorf und der afj wird stetig das
     16       Beratungs- und Informationsangebot für Träger der internationalen Jugendarbeit weiter-
     17       entwickelt, um möglichst vielen Jugend(Verbands)gruppen bundesweit internationale
     18       Begegnungen zu ermöglichen. Die Entwicklungen in der internationalen Jugendpolitik
     19       werden weiterhin v. a. im Rahmen des DBJR beobachtet und begleitet. Hierzu zählten im
     20       letzten Jahr insbesondere die Entwicklung eines deutsch-israelischen Jugendwerkes und
     21       die Veröffentlichung der Zugangsstudie.
     22
     23       Diese Themen und deren Relevanz für den Bereich der katholischen internationalen
     24       Jugendarbeit werden stetig im Rahmen des Runden Tisch Internationale Jugendarbeit
     25       ausgetauscht.
     26
     27       Die kontinuierliche Bereitstellung von Informationen und die Beratung von Trägern ist
     28       ein wichtiger Bestandteil der Arbeit im Rahmen der internationalen Jugendarbeit. Die
     29       Stärkung internationaler Jugendarbeit bleibt jedoch eine Herausforderung, die hohe
     30       Anstrengungen erfordert und Ressourcen bindet. Dafür ist der Runde Tisch Internationale
     31       Jugendarbeit mit der afj und dem Jugendhaus Düsseldorf ein wichtiges Austauschgremium.
     32
     33       Der BDKJ wird in Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus und der afj auch zukünftig
     34       Anstrengungen unternehmen, um neue Träger für die internationale Jugendarbeit zu
     35       gewinnen und zur Qualitätssicherung internationaler Maßnahmen beizutragen. Der BDKJ
     36       wird insbesondere im Rahmen der AG Internationale Jugendpolitik des DBJR Entwicklungen
     37       in diesem Feld kritisch begleiten und für die Interessen katholischer Träger eintreten.
     38       Zudem werden wir uns gemeinsam mit der afj stärker in den fachpolitischen und wissen-
     39       schaftlichen Diskurs einbringen, u. a. mit einer Studie zur „Religiösen Dimension in
     40       internationalen Jugendbegegnungen“, welche wir beim Forscher-Praktiker-Dialog ange-
     41       meldet haben, sowie — vorausgesetzt eine Zusage erfolgt — einem Forschungsbericht auf
     42       dem Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit in Nürnberg.
     43
     44       6.1 Methoden in der internationalen Jugendarbeit
     45
     46       Der in Kooperation von afj, BDKJ und Jugendhaus Düsseldorf produzierte Methodenkoffer
     47       Internationale Jugendarbeit mit dem thematischen Schwerpunkt auf Kritischem Konsum
     48       wurde im vergangenen Jahr sehr gut nachgefragt. Die dort enthaltenen Methoden wurden
     49       bei der diesjährigen KJP-Tagung Internationale Jugendarbeit erneut in einem Workshop
     50       aufgegriffen und mit den Teilnehmenden ausprobiert. Auf der KJP-Tagung war zudem ein
     51       Vertreter des Koordinierungszentrums für den deutsch-israelischen Jugendaustausch
     52       ConAct zu Gast, um einen Workshop zu Methoden für eine diversitätsbewusste Bildung und
     53       Begegnung durchzuführen. Gemeinsam mit der afj und dem Jugendhaus Düsseldorf wurde

     Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

12
BDKJ-Hauptversammlung 2020

in der Vergangenheit ein Konzept für individuelle Methodenschulungen entwickelt.                            1
Mitarbeitende der Bundesstelle und der afj können „gebucht“ werden, um vor Ort in der                       2
Diözese bei passenden Anlässen über internationale Jugendarbeit zu informieren und zu                       3
einem gewünschten Thema zu beraten, beispielsweise zur finanziellen Förderung, zur                          4
Partner*innenfindung, zur konkreten Planung oder zu Methoden. Eine verstärkte Werbung                       5
für dieses Angebot in den sozialen Medien etc. wurde kürzlich begonnen.                                     6
                                                                                                            7
Die KJP-Tagung Internationale Jugendarbeit ist auch in diesem Jahr wieder zufrie-                           8
denstellend gelaufen. Aufgrund der Tatsache, dass sie bislang jedes Jahr in                                 9
Düsseldorf stattfindet, können aus logistischen Gründen jedoch nicht immer alle                             10
daran Interessierten teilnehmen. Bezüglich des individuellen Schulungsangebotes ist                         11
eine gute Bewerbung nun wichtig, um Träger von dieser Möglichkeit zu überzeugen.                            12
                                                                                                            13
Nach wie vor zeigen Träger ein großes Interesse an Methoden für internationale                              14
Begegnungen, weshalb der BDKJ dahingehend auch zukünftig Schulungen etc. anbieten                           15
möchte. Die Resonanz auf das individuelle Schulungsangebot bleibt derweil abzuwarten.                       16
Gemeinsam mit dem Jugendhaus Düsseldorf soll überlegt werden, ob die KJP-Tagung                             17
Internationale Jugendarbeit zukünftig auch im Wechsel an einem anderen Standort                             18
durchgeführt werden soll.                                                                                   19
                                                                                                            20
6.2 72-Stunden-Aktion international                                                                         21
                                                                                                            22
Bei der 72-Stunden-Aktion haben 45 internationale Partnerschaftsprojekte stattgefunden,                     23
davon 15 mit Partner*innen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Es handelte sich um Projekte,                 24
die parallel zwischen Partner*innen in Deutschland und im Ausland oder im Rahmen von                        25
internationalen Begegnungen durchgeführt wurden. Die Projekte mit osteuropäischer                           26
Beteiligung wurden von Renovabis finanziell unterstützt. Der Aktion vorausgegangen war                      27
ein internationales Vernetzungstreffen mit Teilnehmenden aus Bosnien, Serbien, Slowakei,                    28
Rumänien, Ukraine, Deutschland, Litauen, Österreich und Ungarn, bei welchem es zum                          29
einen um ein Partnerschaftsmatching ging, zum anderen um gemeinsame Aktivitäten im                          30
Rahmen der 72-Stunden-Aktion. Im Anschluss an die Aktion wurde eine separate Broschüre                      31
veröffentlicht: „72 Stunden GO EAST! Dokumentation der internationalen Projekte mit                         32
Partner*innen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa“.                                                          33
                                                                                                            34
Es hat sich gezeigt, dass die 72-Stunden-Aktion ein sehr niedrigschwelliges Einstiegs-Format                35
für internationale Begegnungsprojekte darstellt. Als sehr positiv anzusehen ist, dass das                   36
Interesse und Engagement von Gruppen aus Deutschland und dem Ausland sehr hoch war.                         37
                                                                                                            38
Auch Träger, die bisher nicht in der internationalen Jugendarbeit aktiv waren, konnten                      39
so gewonnen werden. Zudem konnten Kontakte, die bei den in den vergangenen                                  40
Jahren stattgefundenen Fachkräfteaustauschen in Bosnien und Herzegowina, Serbien                            41
und Litauen geknüpft wurden, eingebunden werden. Die finanzielle Unterstützung                              42
seitens Renovabis war jedoch unabdingbar für den Erfolg der internationalen                                 43
Aktivitäten im europäischen Kontext.                                                                        44
                                                                                                            45
Im Rahmen der 72-Stunden-Aktion 2019 konnte der Kontakt zu diversen weiteren 72-Stunden-                    46
Aktionen in Europa hergestellt werden. Dieser kann für die nächste Sozialaktion noch stärker                47
genutzt werden, um untereinander Solidarität zu zeigen und um die Aktion in Europa noch                     48
sichtbarer zu machen. Bei den Projekten, die im Rahmen von internationalen Begegnungen                      49
stattgefunden haben, ist nun das Potenzial für eine Rückbegegnung in diesem oder im                         50
nächsten Jahr vorhanden. Der BDKJ will hier dranbleiben und einzelne Träger bei der                         51
Durchführung unterstützen.                                                                                  52
                                                                                                            53

                                                          Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

                                                                                                                  13
BDKJ-Hauptversammlung 2020

      1       6.3 Deutsch-Israelischer Fachkräfteaustausch
      2
      3       Für die Zeit vom 22. bis 27. März 2020 wurde ein Fachkräfteaustausch des BDKJ in Koope­ration
      4       mit der afj nach Israel geplant. Der Austausch sollte in Partnerschaft mit dem Hebrew Scouts
      5       Movement stattfinden und hatte das Ziel, dass die Teilnehmenden Strukturen von (religiöser)
      6       Jugendarbeit in Israel kennenlernen und sich zu Ansätzen der Jugendarbeit in Deutschland und
      7       Israel austauschen. Zudem sollten Anknüpfungspunkte für deutsch-israelische Kooperationen
      8       geschaffen sowie Einblicke in das Land Israel mit seiner Kultur und politischen Situation
      9       gewonnen werden. Für die Maßnahme haben sich 16 Vertreter*innen der katholischen
     10       Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit angemeldet. Das Programm sah neben Begegnungen
     11       mit Akteur*innen der (katholischen) Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit gedenkstätten-
     12       pädagogische Elemente, wie den Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sowie das
     13       Kennenlernen des pädagogischen Programms des Ghetto Fighters‘ House vor. Daneben waren
     14       beispielsweise das Kennenlernen der Friedensarbeit des Willy Brandt Centers Jerusalem und
     15       ein Besuch am See Genezareth im Programm vorgesehen.
     16
     17       Erfreulich war das große Interesse an diesem Fachkräfteaustausch. Aufgrund der
     18       schlechten Fördersituation im deutsch-israelischen Jugendaustausch konnte jedoch
     19       leider nur ein Teil der Anmeldungen angenommen werden. Das Einreiseverbot, das
     20       seitens Israel wegen des Corona-Virus’ verhängt wurde, führte leider zu einer Absage
     21       des Fachkräfteaustausches.
     22
     23       Nach dem voraussichtlichen Abschluss des Fachkräfteaustausches im Oktober 2020 berät
     24       der BDKJ darüber, wie ggf. Akteur*innen, die die Delegation vor Ort kennengelernt hat,
     25       zukünftig in Veranstaltungen eingebunden werden könnten. Zudem wird eine Doku­
     26       mentation des Fachkräfteaustausches veröffentlicht, die auf Blog-Beiträgen basiert, die
     27       die Teilnehmenden während der Reise erstellen. Perspektivisch erfolgt eine Abfrage
     28       darüber, inwiefern die Teilnehmenden das Gelernte in ihren Bezügen umgesetzt haben.
     29
     30       6.4 usammenarbeit mit der Ukraine
     31
     32       Zusammen mit der ukrainischen Partnerorganisation Obnova war für den Herbst 2019 ein
     33       erinnerungspädagogisches Seminar in Lviv, Ukraine geplant. Bei Obnova hat sich im Laufe
     34       des Planungsprozesses die Ansprechperson geändert. Aus Kapazitätsgründen musste diese
     35       leider von der Durchführung des Workshops im vergangenen Jahr Abstand nehmen. Der
     36       BDKJ hat schließlich im Herbst 2019 in Kooperation mit Obnova, dem Ukrainischen
     37       Jugendring NYCU und dem DBJR einen Förderantrag beim Auswärtigen Amt für ein
     38       deutsch-ukrainisches Projekt unter dem Titel „Zusammenarbeit zur Stärkung der jungen
     39       Zivilgesellschaft und der deutsch-ukrainischen Gedenkkultur“ eingereicht. Darin ist
     40       vorgesehen, dass der BDKJ in diesem Jahr einzelne Maßnahmen zur Projektsäule zur
     41       deutsch-ukrainischen Gedenkkultur umsetzt. Der BDKJ will sich dabei mit seinen ukraini-
     42       schen Partnerorganisationen 75 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges insbesondere mit der
     43       Stärkung der Erinnerungskultur unter jungen Menschen, mit Frieden und Versöhnung
     44       auseinandersetzen.
     45
     46       Leider hat das Auswärtige Amt nicht die volle Höhe der Mittel entsprechend des
     47       Antrages in Aussicht gestellt. Daher werden die im Rahmen des Projektes geplanten
     48       Maßnahmen etwas weniger umfangreich ausfallen können als ursprünglich geplant. Im
     49       Herbst 2019 konnte ein erneutes persönliches Gespräch mit Obnova geführt werden,
     50       welches sehr positiv verlief. Auch die Einbindung des NYCU und DBJR und die bisher
     51       gelaufene Kommunikation stimmen positiv hinsichtlich des Engagements der
     52       Partnerorganisationen in diesem Projekt.
     53

     Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

14
BDKJ-Hauptversammlung 2020

75 Jahre nach Kriegsende will der BDKJ mit diesem Projekt Impulse für die Friedens- und                      1
Versöhnungsarbeit in seinen Verbänden setzen, denn Fragen des Friedens und der Ver­                          2
söhnung sind für die kirchliche Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit von zentraler                          3
Bedeutung. Das Projekt birgt zudem das Potenzial der Stärkung der Partnerschaft                              4
zwischen BDKJ und Obnova.                                                                                    5
                                                                                                             6
6.5 Förderprogramm Go East                                                                                   7
                                                                                                             8
Das Förderprogramm Go East will katholische Akteure dabei unterstützen, Ost-West-                            9
Begegnungsprojekte zu verwirklichen. Bereits bestehende Programme des Jugend­                                10
austauschs sollen auf diese Weise ergänzt werden. So sind die Mittel kompatibel für eine                     11
Ko-Finanzierung mit internationalen KJP-Mitteln. Gefördert werden unter anderem                              12
Jugendbegegnungen, Fachkräfteaustausche und Vernetzungstreffen. Go East wird von                             13
Renovabis, dem BDKJ und der afj getragen. Anträge können direkt bei Renovabis gestellt                       14
werden und werden von der Vergabekommission beraten, die aus Vertreter*innen der drei                        15
Träger besteht. Einmal jährlich treffen sich die für Go East Verantwortlichen der Träger zu                  16
einer Beiratssitzung in Freising, um über die inhaltlichen Linien und aktuellen Ent­                         17
wicklungen im Programm zu beraten. Seit der Gründung der Förderlinie vor zehn Jahren                         18
konnten über 200 Jugend- und Fachkräfteaustausche bezuschusst werden, darunter viele                         19
Projekte katholischer Jugendverbände. Auch die im osteuropäischen Ausland stattfindenden                     20
Fachkräftemaßnahmen des BDKJ werden stets über dieses Förderprogramm bezuschusst. Go                         21
East ist neben dem KJP eine wichtige Förderquelle für den Jugendaustausch mit Osteuropa,                     22
da neben den Fahrtkosten auch Kosten, die vor Ort entstehen, gefördert werden.                               23
                                                                                                             24
Der Go East-Beirat hat sich als sehr gutes Forum etabliert — zum einen, um über die                          25
aktuellen Entwicklungen im Jugendaustausch mit Osteuropa zu beraten, zum anderen                             26
für einen engeren Austausch unter den Trägern des Förderprogramms. Die Zusammen­                             27
arbeit mit Renovabis hat sich mithilfe des Beirats und der Kooperationen im Rahmen der                       28
Fachkräfteaustausche nach Osteuropa verstärkt. Renovabis ist für den BDKJ ein wichti-                        29
ger Partner, insbesondere wenn es um die Realisierung von Austauschen nach Mittel-,                          30
Ost- und Südosteuropa und Kontakte in der Region geht.                                                       31
                                                                                                             32
Der Bundesvorstand strebt an, die enge Zusammenarbeit mit Renovabis für die Gestaltung                       33
des Jugendaustausches mit Osteuropa kontinuierlich weiterzuführen. Für dieses Jahr ist                       34
zudem ein Förderantrag für einen Fachkräfteaustausch nach Russland geplant, der in                           35
Kooperation des BDKJ mit dem Jugendzentrum der Erzdiözese Moskau stattfinden soll.                           36
Die Durchführung ist für Ende 2020/Anfang 2021 vorgesehen und soll eine stärkere                             37
deutsch-russische Zusammenarbeit in katholischer Trägerschaft anregen.                                       38
                                                                                                             39
7 Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik                                                                            40
                                                                                                             41
Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) ist im BBiG-Modernisierungsgesetz angepasst worden.                          42
Wichtigste Veränderung war die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung. Diese liegt                     43
ab dem 01. Januar 2020 für neu begonnene Ausbildungsverhältnisse bei 515 EUR und steigert                    44
sich mit jedem Ausbildungsjahr. In den nächsten Jahren soll die Mindestaus­bildungsvergütung                 45
steigen. Der Bundesvorstand hat sich dafür eingesetzt, dass die Mindestausbildungsvergütung                  46
auch für außerbetriebliche Ausbildungen gilt. Dies ist in das Gesetz noch aufgenommen                        47
worden und seit dem 01. Januar 2020 so gültig. Die Kosten hierfür werden von der                             48
Bundesagentur für Arbeit getragen.                                                                           49
                                                                                                             50
Im Berichtszeitraum waren die U25-Sanktionen im Bereich Hartz IV ein wichtiges Thema.                        51
Diese Sanktionen bestrafen bei Erwachsenen Fehlverhalten schrittweise bis zu 100 Prozent.                    52
Bei Jugendlichen sieht das Gesetz vor, eine Sanktionierung sofort um 100 Prozent für 3 Monate                53

                                                           Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

                                                                                                                   15
BDKJ-Hauptversammlung 2020

      1       auszusprechen (außer bei Meldeversäumnissen). Bei einer weiteren Pflichtverletzung werden
      2       auch die Kosten der Unterkunft gestrichen. Der Bundesvorstand hat sich weiterhin in seiner
      3       Lobbyarbeit und via Pressemeldungen gegen Sanktionen insbesondere die verschärften für
      4       junge Menschen im SGB II ausgesprochen. Er sieht Sanktionen weder mit der Unverfügbarkeit
      5       des Existenzminimums, die durch das Grundgesetz gegeben ist, noch mit der Menschenwürde
      6       vereinbar. Ein mit Spannung erwartetes Urteil des Bundesverfassungsgerichtes hat für
      7       Erwachsene im SGB II festgelegt, dass die Sanktionen in der Summe 30 % nicht überschreiten
      8       dürfen und differenzierter als bisher zu behandeln sind. Für den Jugendbereich sind vom
      9       Bundesverfassungsgericht keine Festlegungen getroffen worden. Entsprechend hat das BMAS
     10       für Erwachsene und Jugendliche verordnet, dass die Jobcenter nur noch Sanktionen in Höhe
     11       von maximal 30 Prozent des Arbeitslosengeldes II aussprechen dürfen. Eine gesetzliche
     12       Regelung hierzu steht noch aus.
     13
     14       Weiterhin stehen wichtige Instrumente der Arbeitsförderung, die die berufliche Orientierung
     15       und die Integration besonders benachteiligter Jugendlicher fördern, vor Veränderungen. Die
     16       Berufseinstiegsbegleitung bedarf einer 50-prozentigen Kofinanzierung. Diese ist ab 2020
     17       durch die Bundesländer zu leisten. Da sich nur wenige Bundesländer entschieden haben,
     18       hierfür das Geld zur Verfügung zu stellen, wird es in den meisten Bundesländern das sehr
     19       bewährte Instrument der Berufseinstiegsbegleitung, das Jugendliche mit absehbaren
     20       Schwierigkeiten im Übergang in Ausbildung und Beruf schon in den letzten Schuljahren
     21       begleitet, nicht mehr geben. Bei der assistierten Ausbildung war geplant, das Instrument
     22       in den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen in ausbildungsbegleitendenden Hilfen
     23       aufgehen zu lassen. Mit intensiver Lobbyarbeit von verschiedenen Seiten, zu der auch der
     24       Bundesvorstand seinen Beitrag geleistet hat, konnte erreicht werden, dass im entspre-
     25       chenden Gesetzesentwurf des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), diese
     26       Pläne nicht mehr Berücksichtigung finden. Die Assistierte Ausbildung (AsA) soll mit einer
     27       fakultativen, ausbildungsvorbereitenden Phase und einer ausbildungsbegleitenden Phase
     28       erhalten bleiben. Die ausbildungsbegleitenden Hilfen (ABH) gehen dabei in der Assistierten
     29       Ausbildung auf. Es soll ein individuell gestaffeltes, an den Bedarfen der Jugendlichen
     30       orientiertes Instrument geschaffen werden, das je nach Bedarf Jugendliche mit
     31       Stützunterricht, sozialpädagogischer Begleitung und weiteren Instrumenten in der
     32       Ausbildung begleitet und auch die Möglichkeit enthält, die Betriebe bei der Ausbildung zu
     33       unterstützen.
     34
     35       Der Kooperationskreis des arbeit für alle e. V. (afa) hat im Berichtszeitraum zweimal
     36       getagt. Im afa-Kooperationskreis finden sich Träger und Multiplikator*innen aus der
     37       Jugendberufshilfe zusammen, um sich über aktuelle Fragen der Jugendberufshilfe
     38       auszutauschen und die Gestaltung und Wirkung der gesetzlichen und untergesetzlichen
     39       Regelungen für die Jugendberufshilfe zu thematisieren. Beim dreitägigen Treffen in Berlin
     40       wurden fachpolitische Gespräche mit den Fraktionen des Deutschen Bundestages geführt.
     41       Diese Möglichkeit wurde von den Fraktionen des Deutschen Bundestages gut angenommen.
     42       In den Gesprächen konnten den Politiker*innen die Wirkung gesetzlicher Regelungen und
     43       die möglichen Wirkungen von gesetzlichen Planungen aus Sicht der Praxis nahegebracht
     44       werden. Der zweite afa-Kooperationskreis in Nürnberg wurde genutzt für Gespräche mit
     45       relevanten Akteuren und Entscheider*innen aus der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit.
     46       Themen hierbei waren die Instrumente der Arbeitsförderung, die Einkaufsprozesse der
     47       Bundesagentur (u. a. das Trägermanagement), das Qualitätsmanagement bezogen auf die
     48       Maßnahmen und weitere Themen zur Gestaltung und Veränderung arbeitsmarktpolitischer
     49       Instrumente. Vor den Gesprächen fand im afa-Kooperationskreis und der Bundes­
     50       arbeitsgemeinschaft katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) eine Abfrage zu möglichen
     51       Themen und Anfragen in den Gesprächen statt. Diese Gelegenheit wurde gut genutzt, so
     52       dass der afa-Kooperationskreis mit sehr differenzierten Themenstellungen auf die
     53       Gesprächspartner*innen zugehen konnte. Die Ergebnisse der Gespräche wurden

     Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

16
BDKJ-Hauptversammlung 2020

zusammengefasst und der Jugendberufshilfe zur Verfügung gestellt. Hierfür gab es eine                              1
sehr positive Resonanz.                                                                                            2
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Das Thema Kinder- und Jugendarmut ist weiterhin im Fokus der politischen Debatte.                                  4
Ins­besondere ist die Diskussion um eine Kinder- und Jugendgrundsicherung immer präsen-                            5
ter. Viele Nichtregierungsorganisationen im sozialen Bereich fordern eine solche Kinder-                           6
und Jugendgrundsicherung, um die Absicherung von Kindern und Jugendlichen auf eine                                 7
gerechtere und breitere Basis zu stellen und der Kinder- und Jugendarmut vorzubeugen.                              8
Immer mehr Akteur*innen aus den verschiedenen Parteien zeigen sich offen für diese                                 9
Überlegungen. Dies bedeutet aber nicht, dass eine solche Kinder- und                                               10
Jugendgrundsicherung vor der Realisierung steht.                                                                   11
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Die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung bewertet der Bundesvorstand positiv,                              13
insbesondere den Lobby-Erfolg, dass diese Mindestausbildungsvergütung auch für                                     14
Jugendliche in außerbetrieblicher Ausbildung gezahlt wird. Der Bundesvorstand bedau-                               15
ert, dass es in nur wenigen Bundesländern eine Weiterführung der Berufs­einstiegs­                                 16
begleitung geben wird. Bei der assistierten Ausbildung konnten die Lobby­aktivitäten                               17
über die BAG KJS dazu beitragen, dass es in die richtige Richtung zu gehen scheint.                                18
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Der Bundesvorstand bewertet die Arbeit des afa-Kooperationskreises positiv und sieht                               20
hierin ein wirksames fachpolitisches Instrument.                                                                   21
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Der Bundesvorstand will sich dafür einsetzen, dass die Sanktionen im SGB II auch in den                            23
gesetzlichen Regelungen verändert werden. Er wird sich dafür einsetzen, dass der                                   24
Gesetzgeber die Möglichkeit nutzt, die Sanktionen ganz abzuschaffen. Insbesondere ist es                           25
notwendig, dass die verschärften Sanktionen für Jugendliche auch in den gesetzlichen                               26
Regelungen der Vergangenheit angehören. Gleichzeitig wird der Bundesvorstand den                                   27
Gesetzgebungsprozess im „Arbeit für Morgen Gesetz“ begleiten, damit die assistierte                                28
Ausbildung im Kern erhalten bleibt und als erfolgreiches Instrument der Arbeitsförderung                           29
weitergeführt werden kann. Zur Überwindung der Kinder- und Jugendarmut kann eine                                   30
Kinder- und Jugendgrundsicherung ein wichtiger Schritt sein. Auf dem Weg zu einem                                  31
Kinder- und Jugendgrundeinkommen wird der Bundesvorstand Aktivitäten auf eine                                      32
Kinder- und Jugendgrundsicherung hin als richtigen Schritt in die richtige Richtung                                33
unterstützen.                                                                                                      34
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Die Arbeit im afa-Kooperationskreis soll in der bewährten Form weitergeführt werden. Es                            36
sollen weiterhin in der BAG KJS und im afa-Kooperationskreis die Themen für die Gespräche                          37
breit eingesammelt und dann nach den Gesprächen entsprechend aufbereitet werden. Die                               38
Ergebnisse sollen insbesondere in die katholische Fachwelt gestreut werden.                                        39
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7.1 Aktionstag der Katholischen Jugendsozialarbeit „Josefstag“                                                     41
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Der Josefstag 2019 fand unter dem Motto „Brücke bauen, Hände reichen − Jugend braucht                              43
Perspektive in Europa“ statt. Das Thema wurde von den Trägern des Josefstages aus dem                              44
Themenpool genommen, das bei der Abfrage 2018 erstellt worden war. Am Josefstag                                    45
waren Einrichtungen der Jugendsozialarbeit und Aktive aus der Jugendverbandsarbeit im                              46
Gespräch mit Verantwortlichen aus Kirche und Politik. Ein wichtiger Schwerpunkt waren                              47
die Kandidat*innen für das europäische Parlament. Die Anzahl der in die Aktionskarte                               48
eingetragenen Aktivitäten konnte gesteigert werden. Das Thema Europa wurde sehr gut                                49
angenommen. Die Aktionsidee, Brücken zu bauen, wurde an vielen Standorten umgesetzt.                               50
In der Brückengalerie auf der Homepage waren viele Bilder zu sehen von tatsächlichen und                           51
symbolischen Brücken, die von den Jugendlichen in den Einrichtungen erstellt wurden.                               52
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                                                                 Rechenschaftsbericht des BDKJ-Bundesvorstandes

                                                                                                                         17
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