ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell

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ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
Zoopädagogik aktuell   Juli 2011__Nr. 26

                 Begegnung
                    ZOO
ISSN 0949 8362
ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
VORWORT
    Liebe Leserinnen und Leser,

    nun ist ja doch einmal wieder ein umfangreiches Heft zustande gekommen. Allen daran Beteiligten
    einen herzlichen Dank. Zwar haben wir das Erscheinungsdatum Mai 2011 nicht so ganz einhalten
    können, doch bei der Vielfalt der zu erledigenden Aufgaben ist das ein lässliches Übel..
    Aprospos Vielfalt: Die wird in dieser Ausgabe von „Begegnung Zoo“ nicht nur als Biodiversität sichtbar,
    sondern auch in der Vielfalt der Themen, die die Autoren umtreiben. Von eher philosophischen Be-
    trachtungen zu Knut, dem Eisbären, technischen Experimenten zum Druck, neuen Zoogehegen und
    und und....
    Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Erlesen dieser Vielfalt und wünschen uns, dass Sie diese Vielfalt
    für die nächste Ausgabe durch vielfältigste Artikel aus Ihrer Feder bereichen. Ihnen allen einen erhol-
    samen Sommerurlaub und viel Zeit zum Lesen

    Ihr
    Lothar Philips und Jan Osterloh

    PS.:
    Den Satz der Zeitschrift hat zum ersten Mal Silvia Geser geleistet, wir finden, er ist ihr gut gelungen.

    Impressum
    Begegnung Zoo Zoopädagogik aktuell   Erscheinungsweise:                   Redaktionsschluss
    Nr. 26, Juli 2011                    2 mal pro Jahr, Sonderheft           ist der 1.10.2011

    Herausgeber:                         Titelbild:                           Gestaltung/Satz:
    Verband deutschsprachiger            Kind im Zoo Valencia                 Silvia Geser, VZP Büro
    Zoopädagogen e. V.                   Lothar Philips, Kölner Zoo
                                                                              Layout:
    Redaktion:                           Die Artikel geben nicht              Anica Alsleben, alsleben-design@t-online.de
    Jan Osterloh, Zoo Krefeld            notwendigerweise
    Lothar Philips, Kölner Zoo           die Meinung der Herausgeber          Artikel und Zuschriften bitte unformatiert
    Monika Niehaus-Osterloh              und der Redaktion wieder.            (Bilder extra, 304,2 dpi) auf CD oder per
                                                                              E-mail einsenden.
    Redaktionsanschrift:                 ISSN 0949 8362
    Jan Osterloh                         Begegnung Zoo,                       Wir freuen uns über Leserbriefe
    Auf der Reide 20 B                   Zoopädagogik aktuell 27              und Manuskripte, behalten uns
    40468 Düsseldorf                     erscheint im November 2011           allerdings Abdruck, Kürzungen
    janosterloh@googlemail.com                                                und Änderungen vor.

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ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
Zoopädagogik aktuell

Inhalt

Vorwort, Impressum........................................................................... ............................2
Inhalt................................................................................................................................. .3
Drucken auf Holz - ein Experiment.............................................................................. 4
Facharbeiten im Zoo - erste Schritte zum wissenschaftlichen Arbeiten............. 6
Knut und der Klimawandel - Zum zoopädagogischen Umgang mit
Tierpersönlichkeiten...................................................................................................... 9
Evaluieren wir die Naturerlebnisse von Kindern?.................................................. 14
Ausstellung “Weltgarten” im Kölner Zoo ................................................................ 17
Technik & Tiere Erlebniscamp................................................................................... 20
Die Eurasische Waldanlage im Tiergarten Worms.................................................. 25
EAZA Zoopädagogen-Konferenz 2011........................................................................ 28
Der Biopark in Valencia................................................................................................ 33
Flusspferde - eine Begegnung der anderen Art...................................................... 35
Zoopädagogen tagen in der Zooschule Heidelberg................................................ 37
Das Two Oceans Aquarium in Kapstadt, Südafrika.................................................. 39
Fledermausführungen im Weltnaturerbe Grube Messel...................................... 42
Buchrezensionen........................................................................................................... 45
25 Jahre Zooschulen in Bayern................................................................................... 48
Ostberliner roter Büffel jagt Westberliner Besucherin........................................ 50

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ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
Drucken auf Holz -
                       ein Experiment
                                                   Rom Schoos
Vor ein paar Monaten entschied die Leitung des Parc
Merveilleux, das Wegeleitsystem im Park komplett neu
zu gestalten, da viele Besucher mit den alten Hinweis-
schildern nicht zurecht kamen. Die Grundidee für das
neue Konzept war, die Wegweiser abzuschaffen und da-
für an vielen Stellen im Park den Parkplan gut sichtbar
aufzustellen - schön groß, mit zusätzlichen Informatio-
nen und dem obligaten „Sie befinden sich hier“.

Es ist allerdings eine ziemliche Spagatübung, überall
große, weit sichtbare Tafeln aufzustellen und dabei die
Optik nicht komplett zu versauen. Auffällig und trotz-
dem diskret sollte es sein, sich dabei gut in die Park-    Abb. 1: Multiplexplatte aus Birkenholz mit Wegeleitsystem im
atmosphäre integrieren.                                    Parc Merveilleux
                                                           Dabei handelt es sich sozusagen um einen großen Dru-
Recht schnell stellte sich dabei auch die Frage nach       cker, der praktisch alles bedrucken kann, was platt und
dem Trägermedium, auf das die Tafeln gedruckt wer-         nicht dicker als 8 cm ist - also auch Holz. Das klang
den sollten. Die Standardlösung, die man in vielen Zoos    schon mal sehr spannend, und wir haben nach einem
sieht und für die auch wir uns in den letzten Jahren       Testdruck das Experiment gewagt und unsere Tafeln
immer wieder entschieden hatten, ist der Digitaldruck      mit dieser Technik drucken lassen.
auf Vinyl, das auf eine alubeschichtete Acrylplatte auf-
geklebt wird (Dibond). Es ist ein schnelles und relativ    Als Holzplatten wurden Multiplexplatten aus Birkenholz
preisgünstiges Verfahren, hat allerdings den Nachteil,     gewählt. Die Multiplexplatten sind wasserfest verleimt
dass die glatte, glänzende Oberflächenstruktur immer       und daher für den Außenbereich geeignet. Birkenholz
nach Kunststoff aussieht (was sie ja auch ist). Wieso      ist sehr hell, die Farben des Drucks werden dadurch nur
kann man nicht auf Holz drucken?                           wenig verändert (obwohl das Holz durch den Druck
                                                           hindurch schimmert). Wir haben Multiplexplatten mit
Holz (und andere Materialien wie Metall) lassen sich       einer Dicke von 24mm verwendet, das verringert die
natürlich mit Siebdruck bedrucken. Allerdings muss         Gefahr von Verwerfungen (nicht beim Druck, sondern
man dann Abstriche an die Farbigkeit des Drucks ma-        am späteren Standort durch Witterungseinflüsse).
chen, wenn man sich in einem finanziell halbwegs
überschaubaren Rahmen bewegen will. Für Zoos, die          Bedruckt wurden die Platten von der Firma Busch-
sich an ein vorwiegend zoologisch interessiertes Publi-    mann aus Trier, die diesen digitalen Direktdruck anbie-
kum richten, mögen einfarbige Tafeln in Ordnung sein,      tet. Das Ergebnis ist ziemlich beeindruckend. Die Holz-
oder sogar die Seriosität der Information unterstrei-      maserung schimmert hübsch hinter dem Druck heraus,
chen, der Standardbesucher im Parc Merveilleux wird        die Farben sind überzeugend, sowohl in den kräftige-
sich jedoch nicht davon angesprochen fühlen.               ren Farbbereichen, als auch in den sanften Farbberei-
                                                           chen. Selbst feinste Linien oder Text sind scharf und
Eher zufällig erfuhr ich von einer relativ neuen Druck-    nicht verwaschen. Die Farben sind UV-getrocknet, was
technik, die als digitaler Direktdruck bezeichnet wird.    eine hohe Lichtechtheit und damit Lebensdauer des
                                                           Drucks garantiert.

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ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
Zoopädagogik aktuell

Apropos Lebensdauer: wir haben die Platten nachträg-
lich mit Acryl-Klarlack versiegelt, um die Witterungsbe-
ständigkeit des Holzes zu erhöhen. Dabei wurden mit
dem Pinsel mehrere Schichten Zweikomponentenklar-
lack aufgetragen, der eigentlich für die Versiegelung
von Parkettböden gebraucht wird. Die Druckfarben
wurden dadurch in keiner Weise angegriffen.

Die Tafeln sind zwischen eingefräste Kanthölzer ge-
setzt. Der „Sie befinden sich hier“-Punkt wurde einfach
mit einer lackierten Holzperle auf die Holzplatte ge-
schraubt. Das ist ein spannender Nebeneffekt des Hol-
zes als Druckträger: Man kann es nachträglich noch in      Abb. 3: Auffällig und trotzdem diskret: die Tafeln integrieren
From schneiden, fräsen, Objekte draufschauben usw.         sich gut in die Parkatmosphäre

                                                           Rom Schoos - graphische Gestaltung und Zoopädagogik im Parc Merveil-
                                                           leux Bettemburg, Luxemburg, point@parc-merveilleux.lu, www.parc-mer-
                                                           veilleux.lu

Abb. 2: Die Holzmaserung schimmert etwas durch den Druck
hindurch, die Farben werden aber nur wenig verändert

Die einzig noch nicht beantwortete Frage unseres Ex-
periments lautet: Wie lange hält es? Die Witterungsein-
flüsse bleiben natürlich ein großes Fragezeichen, aber
in einem Jahr wissen wir mehr.

Ein Wort noch zu den Herstellungskosten: die Multi-
plexplatten haben wir im Baumarkt für 25,- € den Qua-
dratmeter gekauft, und die Druckkosten beliefen sich
pro Tafel (120 x 80 cm) auf 40,- €, die Gesamtkosten
waren also etwa 65,- € pro Tafel.

                                                                                                                                  5
ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
Facharbeiten im Zoo – erste
      Schritte zum wissenschaft-
            lichen Arbeiten
                                          Mike Jansen und Andreas Maikranz

In Nordrhein – Westfalen müssen die Schüler der Jahr-       In meiner Facharbeit beschäftigte ich mich mit dem
gangsstufe 12 in einem schriftlichen Fach eine Fachar-      Thema „Wechselbeziehungen im Ökosystem Meer“ am
beit im Umfang von 10 bis 12 Seiten anfertigen. Sie er-     Beispiel des Knallkrebses und der Partnergrundel“.
setzt eine Klausur, hat also notentechnisch ein gewisses    Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für das Öko-
Gewicht. Die Facharbeit ist eine umfangreiche schriftli-    system Meer und verfolgte schon früher mit großer
che Hausarbeit und selbstständig zu verfassen. Fachar-      Spannung die Sendungen von Jaques Ives Cousteau
beiten sind besonders geeignet, die Schülerinnen und        im Fernsehen, wobei mir auch schon im Kindesalter
Schüler mit den Prinzipien und Formen selbstständi-         bewusst war, dass ich einmal Meeresbiologe werden
gen, wissenschaftspropädeutischen Lernens vertraut          möchte. Ziel meiner Facharbeit war es, eine spannen-
zu machen. Soweit die gesetzlichen Vorgaben.                de Symbiose etwas genauer zu beleuchten, um interes-
                                                            sierten Menschen einen genaueren Einblick in dieses
Für zoologisch interessierte Schüler bietet der Zoo         Thema zu gewähren und vor allem, um ein stückweit
ungeahnte Möglichkeiten für eine kleine Forschungs-         Aufklärungsarbeit zu leisten, für Menschen die noch
arbeit, die sie auch noch in der Schule voranbringt.        nie etwas von dieser Symbiose gehört haben.
In vielen Fächern, so auch in manchen Fachgebieten
der Biologie, bleibt den Schülern nur die Möglichkeit       Um den Einstieg in das Thema etwas leichter zu ge-
einer Literaturarbeit. Im Zoo allerdings kann selber        stalten, erläuterte ich zunächst die Grundbegriffe der
geforscht und können eigene Daten erhoben werden.           Wechselbeziehungen und stellte einige Symbiosen
Hier bieten sich in erster Linie die Bereiche Evolution,    des Ökosystems Meer vor, um an bekannten Beispielen
Ökologie und Ethologie an. Auch bei den Tiergruppen         einmal die verschiedenen Arten der Wechselbeziehun-
kann ein breites Spektrum bearbeitet werden: „Roter         gen deutlich zu machen. Im meinen Beschreibungen
Vari, Brüllaffe, Mantelpavian, Orang-Utan – ein Vergleich   verwendete ich englische Definitionen, ausgehend von
ihrer Fortbewegung und Handmotorik“, „Untersuchun-          dem Begriff des „Mutualismus“ da diese Begriffe auch
gen zur Mutter-Kind-Beziehung bei Orang-Utans“ oder         vorwiegend in englischsprachigen wissenschaftlichen
„Untersuchungen zum Tantensystem in der Elefanten-          Papers zu finden sind und dem Leser so auch das gege-
herde des Kölner Zoos“ sind nur einige Beispiele für        benenfalls eigene Nachforschen in den dieser Arbeit
Facharbeiten, die Schüler im Zoo angefertigt haben          als Quelle zu Grunde liegenden Papers vereinfacht.
und bei denen sie selber „forschen“ konnten.
                                                            In meiner Studie untersuchte ich das Aktivitätsverhal-
Eine ganz besondere Arbeit mit dem ausgefallenen            ten des Knallkrebses (Alpheus bellulus) in Abhängigkeit
Thema „Wechselbeziehungen zwischen Organismen               der Anwesenheit einer Partnergrundel (Amblyeleotris
im Ökosystem Meer, am Beispiel der Partnergrundel           guttata). Gemeinsam mit Bodo Lang, dem Cheftierpfle-
(Amblyeleotris guttata) und des Knallkrebses (Alpheus       ger des Meerwasserbereiches im Zoo Köln, wurde im
bellulus)“, die mein Schüler Mike Jansen im Schuljahr       Bereich hinter den Kulissen des Aquariums ein Becken
2010/2011 angefertigt hat, soll hier in Auszügen vorge-     eingerichtet, welches ich für meine Studien nutzte.
stellt werden:

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Zoopädagogik aktuell

Thema meiner Studie war es, die Aktivitätszeit bzw. die     Meine Studie führte ich in insgesamt sieben Tagen durch,
Art der Aktivität des Knallkrebses (Alpheus bellulus) zu    an denen ich im Kölner Zoo meine Aufnahmen für die
untersuchen. Im ersten Teil des Versuches wurde die         Studie machte. An zwei Tagen (12.02.2011; 05.03.2011)
Aktivitätszeit des Krebses ohne den Symbiosepartner,        begann ich meine Aufnahmen bereits zwischen 12:00
die Partnergrundel (Amblyeleotris guttata) untersucht.      und 13:00 Uhr und beendete diese zwischen 17:00 und
Im zweiten Teil wird das Aktivitätsverhalten des Krebses    18:00 Uhr. An den restlichen fünf Tagen meiner Studie
mit der Anwesenheit des Symbiosepartners betrach-           (16.02; 21.02; 23.02; 26.02 sowie 04.03.2011) zeichnete
tet. Im letzten Teil meiner Studie, der jedoch in dieser    ich im Zeitfenster zwischen 14:00 und 16:00 auf.
Facharbeit noch nicht näher betrachtet wird, wird das
Aktivitätsverhalten des Krebses, welcher bereits mit der    Gewertet wurden nur Aktivitäten, welche sich deut-
Grundel zusammenlebt, in Anwesenheit von Prädato-           lich außerhalb der Wohnhöhle abspielten. Aktivitäten,
ren betrachtet.                                             welche sich in der Höhle abspielten und mit in das
                                                            Bildfenster der Aufnahme fielen, wurden nicht berück-
Zunächst, wurde folgende Hypothese aufgestellt:             sichtigt, da sich meine Studie auf das Verhalten bzw. die
Bei dem von mir durchgeführten Versuch, bei dem die         Intensität der Aktivitäten außerhalb der Höhle bezie-
Änderung des Aktivitätsverhaltens des Knallkrebses          hen.
(Alpheus bellulus) in Abhängigkeit der Anwesenheit
einer Partnergrundel (Amblyeleotris guttata) unter-         Im Folgenden wurden, nachdem alle Aufnahmen be-
sucht wird, ist zu erwarten, dass die Aktivität des Kreb-   endet waren, die Videos ausgewertet. Ich sah mir dazu
ses deutlich größer wird, sobald er in Partnerschaft mit    jedes Video etwa drei Mal an und fertigte so genannte
der Grundel lebt, da er sich vermutlich dann sicherer       „Beobachtungsbögen“ an, auf denen jede Aktivität, der
fühlt. In Anwesenheit der Partnergrundel ist ihm ein ri-    Grund der Aktivität sowie jeweils die Gesamtzeit au-
sikofreies Verlassen seiner Wohnhöhle möglich, da sie       ßerhalb der Höhle notiert wurden. Nachdem nun von
ständig für seinen Schutz sorgt. Ohne Anwesenheit der       jedem Video ein solcher Bogen erstellt wurde, erstellte
Grundel, wäre der Krebs auf sich alleine gestellt. Es ist   ich zu jedem dieser Bögen eine Grafik in denen die
auch zu erwarten, dass die Aktivität in den ersten Ta-      festgehaltenen Ergebnisse anschaulich dargestellt wur-
gen deutlich höher sein wird, da das Aquarium in das        den.
er gesetzt wird, sich noch im Rohzustand befindet und
noch keine Höhle angelegt ist. Da er also zunächst eine     Dem Betrachten der Grafiken folgte nun das Auswerten
Behausung anlegen muss, um überhaupt ein gewisses           dieser und somit auch eine Schlussfolgerung, ob die
Maß an Schutz zu besitzen, wird er in den ersten Tagen,     von mir aufgestellte Hypothese bestätigt werden kon-
trotz Fehlen der Partnergrundel, sehr aktiv sein.           nte oder nicht.

                                                            Wie aus den Grafiken ersichtlich ist, verbringt der Krebs
                                                            nicht nur Zeit mit Graben außerhalb seiner Höhle, son-
                                                            dern auch mit Bewegungen,die nicht genau definierbar
                                                            sind, jedoch darauf schließen lassen, dass der Krebs die
                                                            Umgebung mit seinen Antennen „scannt“. Wie bereits
                                                            oben erwähnt, scheint er dies zu tun, da er fast blind
                                                            ist und sonst keine Möglichkeit hat, seine Umgebung
                                                            mit anderen Sinnen wahrzunehmen. Ein weiterer As-
                                                            pekt, der zu beobachten war, ist der, dass der Krebs sich
                                                            nicht weit von seiner Höhle entfernt. Er bleibt immer
                                                            in der direkten Nähe zum Eingang seiner Wohnhöhle.
                                                            Die Aktivität nimmt mit der Zeit jedoch deutlich ab, was
                                                            darauf schließen lässt, dass der Krebs seine Höhle bis
                                                            zu einem gewissen Maße ausbaut und anschließend
Abb. 1: Aquarium mit Wohnhöhle des Knallkrebses             nur noch soweit ausbessert, wie nötig.

                                                                                                                   7
ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
wonach die Aktivität deutlich zunahm. Nachdem die
                                                                 Grundel sich in die Höhle des Krebses begeben hatte,
                                                                 begann der Krebs sofort mit dem weiteren Ausbau der
                                                                 Höhle. Er verbrachte deutlich mehr Zeit außerhalb der
                                                                 Höhle, wobei er immer in Kontakt zu der Grundel stand.
                                                                 Die Grundel fungierte nun als sein „Wächter“, wodurch
                                                                 ihm Sicherheit gegeben wurde. Sie hielt nun die Umge-
                                                                 bung im Auge, während er fortwährend die Höhle aus-
                                                                 baute. Er verließ die Höhle nur dann, wenn sie zuvor
                                                                 draußen saß. Auch auffällig war, dass die Grundel sehr
                                                                 häufig direkt in die Ecken schwamm, in der der Krebs
                                                                 gerade grub, so dass er sie immer mit „wegschob“. Das
                                                                 könnte man als Kontaktverhalten deuten. Sie schwamm
                                                                 vor ihm, sodass er den Kontakt zu ihr nicht verlor oder
Abb. 2 Messung der Aktivitätszeit                                erneut herstellen konntge.
Aktivität des Krebses außerhalb der Höhle für T = Sek. und die
Uhrzeit (MEZ).                                                   Meine Anfangs gestellte Hypothese wird also bestätigt,
                                                                 so dass abschließend festgestellt werden kann, dass
                                                                 der Krebs deutlich aktiver ist, sobald er mit einer Part-
                                                                 nergrundel in einer Symbiose lebt.

                                                                 Anschließend folgte jedem Versuch auch eine entspre-
                                                                 chende Kritik an der Durchführung des Versuches so-
                                                                 wie der verwendeten Methoden.

                                                                 Mike Jansen, Schüler, Gymnasium Am Turmhof, Mechernich
                                                                 Andreas Maikranz, Zooschullehrer, Zoo Köln, Gymnasium Am Turmhof
                                                                 Mechernich

Abb. 3: Grund der Aktivität
1 = Höhlenausbesserung (Graben)
2= Verteidigung
3= Nicht definierbarer Grund
Er kann so weitere Zeit außerhalb der Höhle vermei-
den und setzt sich selber keiner vermeidbaren Gefahr
durch mögliche Prädatoren aus.
In der Mitte meiner Studie wurde die Partnergrun-
del (Amblyeleotris guttata) in das Aquarium gesetzt,

8
ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
Zoopädagogik aktuell

 Knut und der Klimawandel
 Zum zoopädagogischen Um-
gang mit Tierpersönlichkeiten
                                                    Sabine Bah
Einleitung
Bevor ich mich dem zoopädagogischen Umgang mit
dem Phänomen Knut zuwende und über die von mir
konzipierte Führung berichte, möchte ich zunächst
an Thomas Dörflein erinnern. Er war nicht nur die Er-
satzmutter Knuts, sondern er hat auch den medialen
Rummel um seine Person ausgehalten. Er war Tierpfle-
ger mit Leib und Seele und einer der Kollegen, der die
zoopädagogische Arbeit im Zoo Berlin immer mit sei-
nen Möglichkeiten unterstützt hat. Thomas Dörflein
starb im September 2008 an einem Herzinfarkt.

Knut hat von Dezember 2006 bis zu seinem Tod im
März 2011 im Zoo Berlin gelebt. Am 05. Dezember 2006
als einer von zwei männlichen Jungtieren geboren,
wurde er mit der Flasche aufgezogen, von September
2009 bis Juli 2010 mit einer Eisbärin aus dem Zoo Mün-
chen vergesellschaftet und im September des gleichen
Jahres in die Eisbärengruppe des Zoo Berlin integriert.
Wenn die Ursache seines Todes abschließend geklärt
ist und die Diskussion über seine Haltung im Zoo Ber-
lin verebbt sein wird, wird man ihn wohl bald verges-      Abb. 1: Thomas Dörflein und Eisbär Knut (Foto: Karl Bröseke)
sen haben. Man könnte nun ja auch meinen, um seine
Tierpersönlichkeit sei ausreichend diskutiert worden:      wurde zunächst von der allgemeinen Geschäftigkeit
Eisbärenhaltung in Zoologischen Gärten, Handauf-           überhaupt nicht berührt. Erst nachdem Knut auf seiner
zucht pro und contra, Artenschutz oder Vermarktung?        Anlage zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt
Was meiner Ansicht nach nicht aufgearbeitet wurde,         worden war, wollte jede zweite Gruppe eine Führung
ist Knuts Rolle in und für die zoopädagogische Arbeit -    mit Knut buchen – das betraf schulische Anfragen und
nicht nur im Zoo Berlin.                                   private Führungen gleichermaßen. Durch die Darstel-
                                                           lung in den Medien wurde das Bedürfnis befördert, den
Rückblick                                                  kleinen Kerl auch einmal anzufassen, ein Bedürfnis,
Als die ersten Bilder von Knut um die Welt gingen, stand   das tagtäglich nach langem Anstehen stellvertretend
der Zoologische Garten Berlin als Gesamteinrichtung        über Thomas Dörflein ausgelebt wurde.Was konnte die
im Fokus der Öffentlichkeit, alle Mitarbeiterinnen in      Zooschule vor diesem Hintergrund anbieten – welche
Verwaltung und im Gelände waren betroffen und von          Rolle wollen Zoopädagoginnen und Zoopädagogen
einem Moment zum andern unglaublich geschäftig.            spielen, wenn eine Tierpersönlichkeit so stark in den
Die Zooschule, in einem Nebengebäude untergebracht,        Vordergrund geschoben wird?

                                                                                                                     9
ZOO Begegnung - Zoopädagogik aktuell
Hintergrund                                                  Da Zoopädagogen i. d. R. der Philosophie „ihrer“ Zoo-
Die Aufgaben Zoologischer Gärten werden mit den              logischen Gärten und entsprechenden Einrichtungen
Schlagworten Artenschutz, Bildung, Erholung und For-         folgen, da sie in ihrer täglichen Arbeit an die Auswahl
schung zusammenfasst. Dabei gibt es abweichende              und Präsentation des Tierbestandes gebunden sind,
Formulierungen, die auch inhaltliche Unterschiede, auf       wage ich nicht von einem Trend in der Zoopädagogik
die ich hier aber nicht näher eingehen möchte, trans-        sprechen.
portieren. Ein Trend lässt sich dabei jedoch verzeich-       Sucht man jedoch nach theoretischen Orientierungs-
nen, die Erhaltung der Arten rückt immer stärker ins         punkten, erscheinen mir zum oben beschriebenen er-
Interesse der Öffentlichkeit und der Tiergärtner (vgl.       sten Trend zwei weitere aus den schulischen Fachdiszi-
Hediger 1987: 175). Mit der Verbindung von Knut dem          plinen wichtig zu sein:
Eisbären und den Themen Klimaschutz, Erhaltung von           Als Trend aus der Biologiedidaktik, gebunden an den
Lebensräumen und biologischer Vielfalt lag die Zoo-          interdisziplinären Diskurs an Hochschulen und ver-
direktion sozusagen „voll im Trend“. Knut wurde zum          bunden mit der gesellschaftlichen Diskussion um Glo-
Symbolträger des Artenschutzes. Und nicht nur das, er        balisierung und Verteilungsgerechtigkeit, wäre hier die
bekam mit dem damaligen Umweltminister Sigmar                Nachhaltigkeit zu nennen. Die Bildung für eine nach-
Gabriel einen prominenten Mitstreiter (vgl. Troesser         haltige Entwicklung, die ökologische, ökonomische,
2008) und die Initiative, Knut mit Klimawandel zu            technische, kulturelle und soziale Gesichtspunkte eines
verbinden, durch die Zusammenarbeit des Zoolo-               Themas verbindet,hat die Umweltbildung abgelöst (vgl.
gischen Garten Berlin mit dem Bundesministerium für          Haan, de/ Harenberg o. Dat.). Diese Verlagerung des
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, umweltpo-         Blickwinkels hat sich auch in den Rahmenlehrplänen
litische Bedeutung (vgl. BMU: 2007): Kindchenschema          der Schulen niedergeschlagen, das Thema Nachhaltig-
und ökologische Katastrophe gingen eine Verbindung           keit findet sich inzwischen für alle Jahrgangsstufen ab
ein. Ethologie trifft auf Politik.                           Klasse 5 formuliert.
                                                             Als weiteren Trend sehe ich die Diskussion um Viel-
                                                             perspektivität in der Sachunterrichtsdidaktik, der
                             Abb. 2: „RESPECT HABITATS“      zweiten „Fachdisziplin“ von Zooschullehrer/innen. In
                             Knut als Marke und Initia-      der Grundschule sollen Themen aus verschiedenen
                             tive soll auf die drohende      Blickwinkeln und im Hinblick auf den Fachkanon der
                             Klimakatastrophe und die        weiterführenden Schulen unterrichtet werden. Neben
                             Vernichtung von Lebensräu-      der naturbezogenen Perspektive werden eine raumbe-
                             men aufmerksam machen.          zogene, technische, historische und sozial- und kultur-
                                                             wissenschaftliche Perspektive beschrieben (vgl. GDSU
                                                             2002: 3). Weitere Perspektiven sind denkbar, die Diskus-
                                                             sion gilt als noch nicht abgeschlossen.

                                                             Führung
                                                             „Knut und der Klimawandel“ konnte als Schulführung
Für die mediale Prominenz sorgte ein Zufall: Aufgrund        für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 4, von Montag
von Staatsbesuchen am 4. und 12. Dezember weilten            bis Freitag gebucht werden und startete „5 vor 12“ an
Pressevertreter aus aller Welt in Berlin, die das Zeitfen-   der Anlage von Knut, nachdem die Kinder und Jun-
ster nutzten, um einem keinen Eisbärenjungen in Hand-        gendlichen geduldig in der Menschenschlange gewar-
aufzucht zu internationaler Bekanntheit zu verhelfen.        tet hatten, um einen Blick auf den kleinen Eisbären zu
Für die monetäre Seite sorgte die kaufmännische Di-          erhaschen. Während der Führung wurde eine Diskussi-
rektion des Zoo Berlin mit einer geschickten Marke-          on über Eisbären aus verschiedenen Perspektiven an-
tingstrategie,die Knut zu einer begehrten Marke machte.      geregt. Zu Beginn der Führung ließ sich ein deutlicher
Ökologie trifft Ökonomie.                                    Bruch zu den Vorerfahrungen - das niedliche Baby auf
                                                             seiner Anlage - wenn nicht sogar Enttäuschung ob der
                                                             unrealistischen Erwartungshaltung, es vielleicht doch

10
Zoopädagogik aktuell

anfassen oder aus der Nähe sehen zu können, bemer-       2. Station: Auf dem Weg zur Eisbärenanlage kamen wir
ken. Doch rasch zeichnete es sich ab, dass das Ange-     an Ernst vorbei. Ein kleiner Malaienbärjunge, schwarz,
bot der Kommunikation über das Phänomen Knut von         weil er eben kein Eisbär ist und die Anlage mit der
den allermeisten Schüler/innen und Lehrer/innen mit      Mutter und dem Vater teilend, weil er eben keine
Begeisterung angenommen wurde. Von Station zu Sta-       Handaufzucht war, und doch fast noch niedlicher als
tion gehend änderte sich dann die Perspektive auf Eis-   Knut – wegen der vielen Falten im Gesicht und weil
bären:                                                   er meist vor unseren Augen halsbrecherische Klet-
1. Station: Noch beeindruckt durch Knut und ange-        terversuche unternahm. Zudem, das kann man dem
sichts der wartenden Massen, diskutierten wir, je nach   Zooschild entnehmen, gehört der Malaienbär wie der
Altersgruppe, über Tiere mit Fell (Temperaturhaushalt)   Eisbär, zu den bedrohten Arten. Die Schulklassen wä-
und Kindchenschema (Brutfürsorge – naturbezogene         ren allerdings einfach an ihm vorbei gegangen. Aber
Perspektiven) und deren Attraktivität für den Menschen   als wir dann ins Gespräch kamen, haben wir die inte-
(sozialwissenschaftliche Perspektive), die Verantwor-    ressantesten Themen gefunden. Kinder aus Berlin mit
tung der Medien (Medienkritik) und die Möglichkeiten     unterschiedlichem Migrationshintergrund philoso-
von Marketingstrategien (ökonomische Perspektive).       phierten gemeinsam mit Kindern ohne Migrationshin-
                                                         tergrund über die kulturelle Bedeutung von schwarz
                                                         und weiß, kritisierten den Medienhype, der um die „un-
                                                         biologische“ Handaufzucht entstand war und disku-
                                                         tierten die Schwierigkeiten, Artenschutzprogramme er-
                                                         folgreich in Armutsgebieten umzusetzen (ökologische,
                                                         kulturelle und ökonomische Perspektive).

                                                         3. Station: Endlich an der großen Eisbärenanlage mit
                                                         den „Eltern von Knut“ angekommen, kamen dann
                                                         auch die typisch zoopädagogischen Themen zu ihrem
                                                         Recht. Die Biologie der Tiere (naturbezogene Perspek-
                                                         tive), Verbreitung und Lebensraum (raumbezogene
                                                         Perspektive), artspezifische Anpassungserscheinungen
                                                         (ökologische Perspektive) und die Bedrohung des Le-
                                                         bensraumes über den sukzessiven Rückgang des Pack-
                                                         eises (Klimawandel und Artenschutz), aber auch Son-
                                                         deranpassungen wie die Struktur des Fells (technische
                                                         Perspektive) ließen sich über Schautafeln, anschau-
                                                         liche Materialien und konkrete Exponate gut verdeut-
                                                         lichen. Unterwegs wurde wenig frontal gelehrt, jedoch
                                                         viel diskutiert und miteinander gelernt.

                                                         Abschlussdiskussion
                                                         In den Räumen der Zooschule standen, die Führung
                                                         abrundend, Möglichkeiten der individuellen Partizipa-
                                                         tion am Artenschutz und an der Vermeidung unnötiger
                                                         Umweltbelastung durch eigenverantwortliches Han-
                                                         deln im Vordergrund.
                                                         Zunächst haben wir, je nach Klassenstufe, über the-
                                                         matische Folien (Geographie, Lebensraum, Wanderbe-
                                                         wegungen, Rückgang des Packeises, Nahrungsketten,
                                                         Kindchenschema, etc.) gewünschte Themen wieder-
Abb. 3: Eisbär Knut (Foto: Karl Bröseke)                 holt und vertiefen. Dann bestimmten wir gemeinsam

                                                                                                            11
unseren ökologischen Fußabdruck (verändert nach            terwegs alles passiert konnte und welche Positionen
WWF Schweiz 2010). Diskutiert wurde dabei nicht das        in der Abschlussdiskussion im Raum stehen würden.
vorbildliche respektive nicht nachhaltige Verhalten ein-   Nimmt man den Ansatz der Bildung für eine nach-
zelner Kinder und Jugendlichen der Gruppe, sondern         haltige Entwicklung pädagogisch ernst, dann verbie-
exemplarisch, an einer oder zwei Fragen des Fragebo-       tet sich der ökologisch-pädagogische Zeigefinger und
gens, wie man persönlich seinen ökologischen Fußab-        das konnte einer Zoopädagogin aus Leib und Seele
druck verkleinern kann, wenn man es denn will – für        manchmal ganz schön schwer fallen. Die Verknüpfung
Knut und gegen einen Klimawandel. Bei der gemein-          ökologischer und ökonomischer Themen ermöglicht
samen Bestimmung des ökologischen Fußabdrucks              den Schüler/innen jedoch die Entwicklung von Gestal-
wurde deutlich, dass es Interessengegensätze und Kon-      tungskompetenz, die Gudrun Hollstein „als übergrei-
flikte auch bei den Kindern gibt, eigene Konsumwün-        fendes Bildungsziel der Zooschularbeit“ bezeichnet
sche zu erfüllen, aber nicht an der Umweltzerstörung       (Hollstein 2011: 128). Im ökologischen Fußabdruck
beteiligt sein zu wollen. Diese notwendigen „Aushand-      zeigt sich diese Verknüpfung bezogen auf das eigene
lungsprozesse“ zu thematisieren, sieht Stoltenberg als     Konsumverhalten gegenüber global produzierten Wa-
konstitutiv für die Bildung für eine nachhaltige Ent-      ren. Und „Gestaltungskompetenz“ ist einer der zentra-
wicklung (vgl. 2008: 77).                                  len Begriffe der Bildung für eine nachhaltige Entwick-
                                                           lung (vgl. BLK 2004: 7).
                                                           Der Anstoß für eine vielperspektivische Arbeit in der
                                                           Zoopädagogik findet sich auch in der ersten Welt-Zoo-
                                                           Naturschutzstrategie:
                                                           „Über Naturschutzthemen hinaus sollten Zoos auch
                                                           Unterrichtseinheiten entwickeln, die den sozioökono-
                                                           mischen Hintergrund der Naturbedrohung beleuchten.
                                                           Daher sollten sie eine aktive Rolle bei der Weckung
                                                           des öffentlichen und politischen Bewusstseins spielen,
                                                           dass es klare Zusammenhänge zwischen persönlichem
                                                           Lebensstil und dem Überleben von Arten sowie biolo-
                                                           gischen Systemen gibt (IUDZG[heute WAZA] 1993: 31)“.

                                                           Und was passiert eigentlich, wenn die Eisbären nach
                                                           der Zerstörung ihres ursprünglichen Lebensraumes
                                                           nach Süden ausweichen? Die „Art Eisbär“ ist zoologisch
                                                           eigentlich eine Unterart, weil Eisbären sich mit Braun-
                                                           bären paaren können und daraus fruchtbare Jungtiere
                                                           entstehen (naturwissenschaftliche Perspektive). Ohne
Abb. 4: Malaienbär mit Jungtier (Foto: Karl Bröseke)       Eis verschwindet damit „nur“ eine geographische Form
                                                           (raumbezogene Perspektive). Viel interessanter ist die
Fazit                                                      Frage nach den Folgen für die Weltgesellschaft – öko-
Die Veranstaltung war mit großem Aufwand konzipiert        logisch, ökonomisch und kulturell – eben vielperspek-
worden, in der Hoffnung, dass die Lehrkräfte die an-       tivisch.
gesprochenen Themen in der Nachbereitung des Zoo-
besuchs im Unterricht nochmals aufgreifen und ver-         Literatur
tiefen würden. Sie war aber auch anstrengend für alle      Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-
Beteiligten, weil während des Rundgangs mehr Fragen        torsicherheit (BMU)(Hg./ 2007): Ohne Eis kein Eisbär.
angestoßen wurden, als Antworten gefunden werden           Magazin zum Klimaschutz und zur biologischen Viel-
konnten. Für mich zeigte sich mit dieser Veranstaltung     falt. Berlin.
jedoch, was eine vielperspektivische Zoopädagogik          Bund-Länder-Kommisssion für Bildungsplanung und
zu leisten vermag. Allerdings wusste man nie, was un-      Forschungsförderung (BLK) (2004): Bildung für eine

12
Zoopädagogik aktuell

nachhaltige Entwicklung („21“). Abschlussbericht des       Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport
Programmträgers zum BLK-Programm. Materialien zur          (2004b): Rahmenlehrplan Grundschule, Naturwissen-
Bildungsplanung und zur Forschungsförderung, Heft          schaften (1. Aufl.). http://www.berlin.de/imperia/md/
123. In: http://www .blk-bonn.de/papers/heft123.pdf.       content/senbildung/schulorganisation/lehrplaene/
                                                           gr_natur.pdf (Zugriff: 20. 04. 2011).
Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (GDSU)
(2002): Perspektivrahmen Sachunterricht. Bad Heil-         Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport
brunn: Klinkhardt.                                         (2006a): Rahmenlehrplan für die Sekundarstufe I, Bio-
                                                           logie (1. Aufl.).
Haan, de, Gerhard/ Harenberg, Dorothee (o. J.): Nach-      http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bil-
haltigkeit als Bildungs- und Erziehungsaufgabe. In:        dung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_biologie.pdf
http://www.ibw.uni-hamburg.de/GInE/Literatur/Haan-         (Zugriff: 20. 04. 2011).
Harbg.pdf (Zugriff: 20. 04. 2011)
                                                           Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport
Hedinger, Heini (1987): „Wildtiere in Gefangenschaft“      (2006b): Rahmenlehrplan für die gymnasiale Oberstu-
– einst und jetzt. In: Klös, Heinz-Georg/ Frädrich, Hans   fe, Biologie (1. Aufl.).
(Hrsg.): Bongo. Beiträge zur Tiergärtnerei und Jahresbe-   http://www.berlin.de/imperia/md/content/senbil-
richte aus dem Zoo Berlin/ Sonderband 13: 174- 184.        dung/ unterricht/lehrplaene/sek2_biologie.pdf (Zu-
                                                           griff: 20. 04. 2011).
Hollstein, Gudrun (2011): 18 Jahre Zooschule Landau.
In: Gansloßer, Udo (Hg.): Nachhaltigkeit im Zoobetrieb:    Stoltenberg, Ute (2008): Außerschulisches Lernen und
Filander Verlag: 127- 132.                                 nachhaltige Entwicklung. In: Burk, Karl-Heinz/ Rauter-
                                                           berg, Marcus/ Schönknecht, Gudrun (Hrsg.): Schule au-
International Union of Directors of Zoological             ßerhalb der Schule. Lehren und Lernen an außerschu-
Gardens (IUDZG) - The world Zoo Organisation and           lischen Orten. Beiträge zur Re-form der Grundschule
The Captive Breeding Specialist Group of IUCN/ SSC         125, Frankfurt am Main: Grundschulverband – Arbeits-
Übersetzung VZP (1997): Die Welt-Zoo-Naturschutz-          kreis Grundschule: 73- 84.
strategie: Zoologischer Garten Köln, Duisburg: offset
Marketing-Druck GmbH.                                      Troesser, Julia (2008): Knut gegen den Klimawandel.
                                                           Gabriel in der Kritik. http://www.sueddeutsche.de/po-
                                                           litik/gabriel-in-der-kritik-knut-gegen-den-klimawandel-
                                                           1.699992 (Zugriff: 20. 04. 2011)

                                                           WWF Schweiz (Hrsg.): footprint-rechner. In: http://www.
                                                           wwf.ch/de/tun/tipps_fur_den_alltag/footprintrech-
                                                           ner_klimacheck/klimacheck/footprint_wwf_schweiz/
                                                           (Zugriff: 20. 04. 2011)

                                                           Sabine Bah, Berlin
                                                           Die Autorin hat im Zoo Berlin 1999- 2009 zoopädagogisch gearbeitet und
                                                           war dort von 2005- 2009 Leiterin der Zooschule.

Abb. 5: Knut und Giovanna (Foto: Karl Bröseke)

                                                                                                                                13
Evaluieren wir die Natur-
          erlebnisse von Kindern?
                     Kathy Lehnhard, Übersetzung von Silvia Geser, Lothar Philips und Jan Osterloh
Thema der Internationalen Zoopädagogenkonfe-                 erstaunt, wie oft die verschiedenen Autoren erwähnen,
renze 2010 war „Connecting Children to Nature“ (Kin-         dass nur eine kleine Anzahl von quantitativen Studien
dern die Natur nahe bringen). Warum ist dieses Thema         veröffentlich wurde, die den Einfluss der Umweltbil-
heute für Pädagogen im Naturschutz so wichtig?               dung erfassen.

Einige Studien (Chawla 2006) haben untersucht, wel-          Wenn ein Bildungsprogramm eine überdauernde Wir-
che prägenden Erlebnisse Menschen motiviert haben,           kung erreichen soll, müssen Veränderungen im Wissen,
sich für die Umwelt einzusetzen und wann in ihrem            in der Einstellung und im Verhalten erfolgen. All dies
Leben sie diese Erfahrungen gemacht haben.                   ist messbar, wenn wir Pädagogen unsere Programme
Forscher haben herausgefunden, dass Menschen aus             evaluieren.
den USA und Europa gleichermaßen auf dieselbe Art            Auf einem in-situ Umweltbildungs-Workshop im Fe-
von Erlebnissen – hauptsächlich aus der Kindheit –           bruar 2010 im Brevard Zoo, Florida, präsentierten viele
hinweisen, die ihre späteren Umweltinteressen und -ak-       Pädagogen wunderbare Bildungsmaterialien, die sie
tivitäten grundlegend beeinflusst haben.Wenn wir also        hergestellt oder angeschafft hatten, die sie in Entwick-
eine informierte Bevölkerung haben wollen, die für           lungsländer gebracht und deren Einsatz sie in Work-
Umweltschutz stimmt und sich für Wildtiere einsetzt,         shops trainiert hatten. Allerdings hatten nur wenige ihr
dann müssen unsere Kinder wieder mehr Zeit in und            Material oder dessen Einfluss auf Lehrer, Schüler und
mit der Natur verbringen.                                    Umweltschutz evaluiert. Wie werden diese Materialien
                                                             von Lehrern mit ihren Klassen genutzt? Wie reagieren
Zoos und Aquarien mit ihren atemberaubenden Tieren,          die Schüler auf diese neuen Materialien? Verändert die
mit Besuchern, die zu einem hohen Grad aus Familien          Teilnahme von Schülern an einem solchen Programm
mit kleinen Kindern bestehen, und mit professionell          ihre Bereitschaft, sich umweltbewusst zu verhalten?
geschulten Pädagogen gehören wohl zu den besten              Hatten die pädagogischen Programme irgendeine
Orten, wo sich eine Entfaltung der Kind-Natur-Verbin-        Auswirkung auf den Schutz einer Art oder eines Öko-
dung abspielen kann.                                         systems (z.B. weniger Wilderei, weniger Holzeinschlag,
                                                             weniger Bushmeat-Verzehr, steigende Artenzahlen,
Daran glauben aber nicht alle.                               usw.). Biologische Veränderungen sind wahrscheinlich
                                                             am schwierigsten nachzuweisen, da Langzeitstudien
Auf der 18. Internationalen Zoopädagogentagung               erforderlich sind, um Veränderungen bei Arten und/
(IZE) 2006 eröffnete Dr. Chris Kuhar seine Präsentation      oder in Ökosystemen festzustellen.
mit einem Zitat eines bedeutenden Primatologen. Es           Es ist daher unabdingbar, dass Umweltpädagogen
behauptet, dass die Pädagogik im Bereich des Umwelt-         – wenn sie im Bildungs- und Umweltschutzbereich
schutzes erfolglos geblieben sei. Viele Umweltpädago-        glaubwürdig werden wollen - ihre Arbeiten evaluieren
gen werden mit dieser Aussage nicht einverstanden            und publizieren.
sein, aber es gibt tatsächlich nur sehr wenige Evaluati-     Das hört sich einfach an, aber Evaluation ist niemals
onsdaten im Bereich Umweltbildung für Kinder. Beim           einfach. Wenn es anders wäre, würden wir sie fleißig
Durchlesen der Sonderausgabe des „American Journal           nutzen. Zeit, Geld, negative Informationen, Testkon-
of Primatology“ (Volume 2, Issue 5, Mai 2010) war ich        struktion und fehlende sachkundige Partner bei der

14
Zoopädagogik aktuell

statistischen Datenanalyse, können für eine Evaluation      Kindern ihr gerne beantwortet hättet.
unserer Bildungsprogramme und –projekte für Kinder
große Hürden sein.                                          Geht Partnerschaften mit Wissenschaftlern ein, die
Wenn man aber einmal Ergebnisse von Evaluationen            euch bei der Analyse der Evaluationsdaten helfen kön-
hat, ist der Nutzen immens. Die Pädagogen können            nen. Es gibt viele Sozialwissenschafter an Universitäten
dann den Erfolg ihrer Umweltprogramme mit Zah-              oder im privaten Sektor, die sehr gerne an außerschu-
len belegen. Für erfolgreiche Projekte könnten leich-       lischen Bildungsprojekten arbeiten. Danach können
ter Sponsoren gefunden werden. Und die Pädagogen            Zeitschriften gesucht werden, die die Daten veröffent-
hätten die Gewissheit, dass ihr Zielpublikum die Bot-       lichen. In Frage kämen z.B. (im anglophonen Berreich,
schaften des Programms verstanden hat.                      Anmerkung des Übersetzers): das Journal for Environ-
                                                            mental Education, Journal of Interpretation Research,
Wenn ihr also das nächste Umweltbildungsprogramm            Curator, Journal of the Visitors Studies Association, Zoo
plant, denkt auch schon daran, welche Fragen zur Wir-       Biology, oder das Applied Environmental Education
kung des Programms auf das Umweltverständnis von            and Communication.

                                                                                           Durch Evaluation kön-
                                                                                           nen Umweltpädagogen
                                                                                           die Naturschutzbildung
                                                                                           auf den Stand des 21.
                                                                                           Jahrhunderts bringen.
                                                                                           Ihre Glaubwürdigkeit im
                                                                                           Umweltschutz und im
                                                                                           Bildungsbereich würde
                                                                                           größer und sie könnten
                                                                                           sicher sein, dass ihre Ar-
                                                                                           beit einen Einfluss auf
                                                                                           den Schutz unserer Na-
                                                                                           tur hat.

                                                                                           Artikel freundlicherwei-
                                                                                           se zur Verfügung gestellt
                                                                                           von IZE (International
                                                                                           Zoo Educator’s Associ-
                                                                                           ation). Originaltext zu
                                                                                           finden im IZE Journal
                                                                                           2010, Nr. 46
                                                                                           Referenzen:
                                                                                           Aftandilian, Dave. 2004.
                                                                                           “Growing Green Kids.”
 Abb. 1: Kind mit Kröte, Foto © Disney ’ s Animal Kingdom

                                                                                                                  15
Chicago Wilderness Magazine, Fall issue.                    Kathy Lehnhardt,
                                                            kathy.lehnhardt@disney.com
Chawla, L. 2006.“Learning to Love the Natural World En-     Curator of Education, Disney’s Animal Kingdom, USA
ough to Protect It.” Barn 2: 57-58.                         Präsidentin International Zoo Educator’s Association (IZE)

Kuhar, Chris et al. 2006. “Trials, Tribulations, and Tri-
umphs: Evaluating Zoo-based Environmental Educa-
tion.” Presentation at the 18th International Zoo Educa-
tors’ (IZE) Biennial Conference.

Welche Fragen haben Umweltpädagogen über Kinder und Naturerlebnisse?

◊      Welches Wissen nehmen Kinder von einem Naturerlebnis mit?
◊      Verändert Wissen über Naturschutz die Einstellungen und das Verhalten überdauernd zum Guten?
◊      Wie verändert ein Naturerlebnis im Zoo die Einstellung der Kinder gegenüber der Natur?
       Sind diese Veränderungen auch im Erwachsenenalter noch vorhanden?
◊      Wie stark ist das Interesse der Kinder, sich nach der Teilnahme an einem Bildungsprogramm für den
       Naturschutz einzusetzen?
◊      Welche Hindernisse nehmen Eltern wahr, wenn sie Kindern zu Naturaktivitäten verhelfen möchten?
◊      Wie sind das Vorwissen, die Einstellung und das Verhalten zu/über Naturschutz vor einem Zoo- oder
       Aquariumbesuch? Und wie tragen sie bei Kindern zu Veränderungen zu Tier- und Naturschutz bei?
◊      Können Naturerlebnisse Kinder dazu bringen, dass sie einen verantwortlicheren Umgang mit Wildtie-
       ren pflegen?
◊      Verbringen Kinder mehr Zeit im Freien, wenn sie an einem Bildungsprogramm über Naturschutz teil-
       ge nommen haben?
◊      Haben Kinder ein besseres Bewusstsein für ihre Umwelt, wenn sie an einem Bildungsprogramm über
       Naturschutz teilgenommen haben?

16
Zoopädagogik aktuell

                 Tatort Globalisierung
   Ausstellung „Weltgarten“ im
           Kölner Zoo
                                          Lucia Schröder, Barbara Engels
Die Darsteller der Kölner Tatort-Kommissare, Dietmar
Bär und Klaus J. Behrendt, eröffneten am Sonntag, dem
17. April 2011 die Ausstellung „Weltgarten“ im Kölner
Zoo.
Unter der Schirmherrschaft von Dr. Angelica Schwall-
Düren, Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa
und Medien, und Jürgen Roters, Oberbürgermeister der
Stadt Köln, präsentiert der Weltgarten überraschende
Fakten zur Globalisierung.

                                                          Abb. 2: Gelddusche
                                                          Ehrenamtliches Engagement im Weltgarten
Abb. 1: Blick aus dem Weltgarten                          Woche für Woche stellen 27 Eine-Welt- und Umwelt-
                                                          gruppen aus Köln und Umgebung ihre Projekte vor. Im
Die Ausstellung richtet sich an alle Zoobesucher und      großen Kuppelzelt haben sie einen Platz, wo sie eine
an Schulklassen, die sich mit Globalisierung befassen     eigene kleine Ausstellung präsentieren können. Sie
wollen. Der Standort im Kölner Zoo ist mit Bedacht ge-    bieten Kaffee und Getränke aus Fairem Handel an und
wählt: Eine Station des Weltgartens informiert über den   führen Gespräche zu den Themen des Weltgartens. Sie
Rohstoff Koltan, der in jedem Handy steckt. Beim Ab-      erklären Schülern, dass die Gelddusche nicht nur Spaß
bau von Koltan im Regenwald im Kongo wird der Le-         macht, sondern auch etwas zu bedeuten hat.
bensraum der letzten Gorillas akut bedroht. Der Kölner
Zoo ruft deshalb seit langem dazu auf, Handys länger      Hipporoller
zu nutzen und zu recyceln. Das durch die Handysam-        Jedes Kind kennt die Bilder aus den Dürrezonen der
melaktion eingenommene Geld wird direkt an ein Go-        Welt: Frauen und Kinder tragen mühsam Wasser zu ih-
rillaschutzprojekt in Mbeli Bay überwiesen.               ren Siedlungen, in Töpfen und Kanistern auf dem Kopf.

                                                                                                            17
Die Hippo-Roller werden in Südafrika eingesetzt, um        der Welt aus erneuerbaren Energien stillen, um auf
größere Mengen Wasser zu transportieren. Wir haben         Atom und Klimagase zu verzichten? Nach der Katastro-
für den Weltgarten zehn Roller importiert. Schüler zie-    phe im AKW Fukushima denken viele neu über diese
hen die Roller durch einen Parcours und bekommen           Frage nach. An Filmstationen und entlang einer Reihe
ein Gefühl dafür, wie viel Arbeit es anderswo macht,
sich mit Trinkwasser zu versorgen. Schilder auf den Ton-
                                       nen informieren
                                       über den Was-
                                       serverbrauch
                                       bei uns und in
                                       Afrika. Das The-
                                       ma „Knappe
                                       Ressource Trink-
                                       wasser” ist für
                                       viele nur Theo-
                                       rie, doch die Er-
                                       innerung an die
                                       Hippo-Roller
                                       bleibt haften.
Abb. 3: Hippo-Roller

Globarium
Am Globarium angelt man wie in einem Aquarium
nach Fakten zur Globalisierung. Die Informationen sind
auf den Rückseiten kleiner Schilder, die man hochzie-
hen muss. Sie sind wichtig bei den Programmen für
                                                           Abb. 5: Solarkocher

                                                           von „Energiekuben“ lassen sich die Ausmaße der Po-
                                                           tenziale der Energieträger erahnen

                                                           Schulklassen
                                                           Schulklassen der Sekundarstufe I und II können sich
                                                           im Weltgarten auf „Eine ungewöhnliche Reise rund um
                                                           den Globus“ begeben (Dienstag bis Freitag jeweils 10.30
                                                           Uhr und 13.30 Uhr, Dauer: ca. 90 Min.). Für interessierte
                                                           Besuchergruppen werden Führungen angeboten. Das
                                                           Eine Welt Netz NRW, der Zusammenschluss von Eine-
                                                           Welt-Gruppen in NRW, ist Veranstalter des Weltgartens.
Abb. 3: Zelt und Globarium

Schulklassen. Nur davor stehen und schauen reicht
nicht. Man muss aktiv werden, um etwas zu erfahren.

Energiekuben
Auch über den weltweiten Energieverbrauch infor-
miert der Weltgarten. Lässt sich der Energiehunger in

18
Zoopädagogik aktuell

Informationen und Anmeldungen:

Zu sehen ist der Weltgarten im Kölner Zoo bis Mitte Oktober täglich von
10:00 bis 18:00 Uhr.
Barbara Engels, Projektleiterin
weltgarten@eine-welt-netz-nrw.de
Mobil: 01761-5570799

Weitere Informationen und Pressefotos:

www.eine-welt-netz-nrw.de (Presse)
http://www.eine-welt-netz-nrw.de/seiten/1040/
Gefördert wird der Weltgarten von:

                                                                                           19
Technik & Tiere Erlebniscamp
                                                  Hanno Fürnwein

                                                           Das Programm war für beide Gruppen gleich – was die
                                                           einen vormittags machten, erlebten die anderen nach-
                                                           mittags.
                                                           Jede Kindergruppe wurde von 3 Pädagoginnen und Päd-
                                                           agogen betreut. Es gab immer eine hauptverantwort-
                                                           liche Betreuerin, die die ganze Woche den ganzen Tag
                                                           bei den Kindern blieb. Sie war die Ansprechpartnerin
                                                           für sämtliche Belange der Kinder und konnte telefo-
                                                           nisch von den Eltern erreicht werden. Zusätzlich gab
                                                           es 2 Programm-Betreuerinnen, die mit den Kindern die
                                                           Aktivitäten durchführten. Die Programm-Betreuerinnen
                                                           wechselten fast täglich.

                                                           Das Programm wurde in enger Zusammenarbeit bei-
Abb. 1: Hochspannungs-Show
                                                           der Institutionen erstellt und natürlich auch inhaltlich
Im Sommer 2010 veranstaltete der Tiergarten Schön-         abgestimmt. Jeder Tag war einem anderen Thema ge-
brunn gemeinsam mit dem Technischen Museum Wien            widmet:
zum ersten Mal ein Feriencamp. Die Frage „Wohin mit
den Kindern in den Sommerferien?“ beschäftigt ja vor       Montag:         Umwelt- & Artenschutz
allem berufstätige Eltern jedes Jahr aufs Neue.            Dienstag:       Technik & Tiere zu Hause
                                                           Mittwoch:       Berufe im Tiergarten und im Museum
Das Camp dauerte jeweils eine Woche und fand Mon-          Donnerstag:     Bionik – Lernen von der Natur
tag bis Freitag von 8.00 – 17.00 Uhr statt. Sechs Wochen   Freitag:		      Überraschungsprogramm &
standen in den Sommerferien zur Auswahl.                                   großes Abschlussfest
Kinder im Alter von 7-10 Jahren hatten 5 spannende
Tage lang die Gelegenheit, einen Blick „hinter die Ku-     Am Montag besuchten die Kinder im Zoo verschiedene
lissen“ beider Institutionen zu werfen und dabei viel      gefährdete Tierarten, wie zum Beispiel die Großen Pan-
Interessantes und Wissenswertes zu entdecken und zu        das, die Orang-Utans, die Waldrappe, die Sibirischen Ti-
erfahren.                                                  ger und die Panzernashörner.Die Kinder erfuhren dabei
                                                           unter anderem, warum die unterschiedlichen Tierarten
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden von uns         gefährdet sind, welche Anstrengungen der Tiergarten
am ersten Tag mit einem Technik & Tiere-Erlebniscamp-      zum Schutz gefährdeter Tierarten unternimmt und was
Kapperl, einer Technik & Tiere-Erlebniscamp-Trinkfla-      jeder Einzelne zum Schutz der Umwelt beitragen kann.
sche und einem Namens-Button, den die Kinder selbst        Im Technischen Museum wurde der Trinkwasser-Ver-
fertig stellen durften, ausgestattet.                      brauch erforscht, eine kleine Kläranlage nachgebaut
In jeder Camp-Woche starteten 2 Gruppen zu je maximal      und ein Klima-CO2-Sparspiel, bei dem jeder möglichst
20 Kindern – für eine Gruppe begannen die Erlebnistage     wenig schädliche CO2-Punkte sammeln sollte, gespielt.
im Tiergarten, für die andere Gruppe im Technischen        Am Dienstag drehte sich im Tiergarten alles um Haus-
Museum.Zu Mittag wurde täglich die Institution gewech-     tiere. Wir besuchten zuerst den Tirolerhof, wo seltene
selt. Dies war ganz einfach, da Museum und Tiergarten      Nutztierrassen (z.B. Noriker, Pustertaler Sprinzen,Tiroler
nur einige Gehminuten voneinander entfernt liegen.         Steinschafe, Tauernschecken Ziegen) gepflegt werden.

20
Zoopädagogik aktuell

Abb. 2-5: Berufsalltag eines Tierpflegers und Tierarztes: Hinter den Kullissen im Aquarienhaus, Umgang mit Schlangen und
Blasrohrschiessen.
Danach widmete sich die Gruppe im Heimtierpark                  dem Kinder - ausgerüstet mit Schneebesen, Mixer und
dem Thema „Heimtiere“. Mit Hilfe von Spielen und                Handrührgerät - gegeneinander im Schlagobers Schla-
Quizbögen lernten die Kids, welche Bedürfnisse Meer-            gen antraten. Ein Teil des Schlagobers wurde dann so-
schweinchen, Kaninchen und Wellensittiche haben,                gar noch etwas länger zu frischer Butter geschlagen.
wie man diese Bedürfnisse erfüllen kann und wie man             Am Mittwoch lernten wir vieles über den verantwor-
erkennt, ob sich die Tiere wohlfühlen. Im Technischen           tungsvollen Berufsalltag eines Tierpflegers und er-
Museum eroberten die Kinder - mit Quizblättern aus-             fuhren, was der Tierarzt macht, wenn ein Löwe Zahn-
gestattet - den Bereich „Medienwelten“, um ihr Wissen           schmerzen hat. Natürlich wurde auch die Frage, was
über Handy, Telefon und Fernsehen unter Beweis zu               ein „Zoopädagoge“ macht, beantwortet. Die Kinder
stellen und begutachteten in der Alltags-Ausstellung            warfen an diesem Tag einen Blick hinter die Kulissen
alte Haushaltstechniken. Höhepunkt im Museum war                des Aquarienhauses und durften dort sogar eine le-
ein Schlagobers-Wettbewerb (=Sahne-Wettbewerb), bei             bende Schlange anfassen! Danach konnten sie sich am

                                                                                                                           21
Wirtschaftshof-Gelände nach einem kniffligen Trans-        wieder Bereiche aufgesucht wurden, die sonst nur für
portkisten-Quiz im Blasrohrschießen üben. Natürlich        die Tierpflegerinnen und Tierpfleger zugänglich sind.
drehte sich auch im Technischen Museum alles um die        Im Museum konstruierten die Kinder unter dem Motto
unterschiedlichen Berufe. Es wurden die hausinternen       „Erfinder und Erfindungen“ nach all den gesammelten
Werkstätten besucht – die Tischlerei, die Schlosserei,     Eindrücken und Ideen einzigartige, neue Maschinen.
die Hands-On-Abteilung und die Restaurierungswerk-
stätten. In allen Werkstätten durften die Kinder selbst
Hand anlegen – es wurde mit großem Eifer geklebt, ge-
schraubt, gehämmert und gekurbelt.

Am Donnerstag, dem Bionik-Tag, besuchten wir Tiere,
von denen sich die Technik besondere Fähigkeiten ab-
geschaut hat. Dabei lernten die Kinder unter anderem
die Vogelspinne „Sisi“ hautnah kennen - ein besonders
aufregendes Erlebnis. Fast alle Kinder waren so tapfer,
Sisi sogar über ihre eigene Hand laufen zu lassen. Nach
einer kurzen Verschnaufpause wurden die Mähnenrob-
ben und Pinguine beim Schwimmen und Tauchen be-
obachtet und anschließend in selbsttrocknender Mo-
delliermasse nachgeformt. Im Technischen Museum
wurden Erfindungen, bei denen sich die Wissenschaft-
ler von der Natur inspirieren ließen, gesucht und natür-
lich auch gefunden. Besonders beeindruckend dabei
war der große Hubschrauber „Christophorus 1“, der
sein Vorbild in der Libelle findet. Im Zusammenhang
damit wurden Propeller gefaltet, die von einer oberen
Besucherebene gestartet wurden und beinahe durch
das ganze Museum flogen.

                                                           Abb. 7-8: Erfindungen im Teschnischen Museum

                                                           Am Freitag-Nachmittag fand für beide Gruppen ge-
                                                           meinsam im Technischen Museum ein spannendes
                                                           und lustiges Abschlussfest statt. Es gab eine aufwen-
                                                           dige Schatzsuche quer durch das Museum, bei einer
                                                           beeindruckenden Hochspannungs-Show spritzten zum
                                                           Erstaunen aller Kinder die Funken und danach wur-
                                                           den auch noch Kunststoff-Herzen marmoriert und le-
                                                           ckeres Eis gegessen. Zum Abschluss bekam jedes Kind
Abb. 5: Kinder lernen Vogelspinne Sisi hautnah kennen
                                                           eine Urkunde und die gesammelten, selbstgebastelten
Nur am Freitag-Vormittag verlief das Programm für          „Kunstwerke“ der Woche überreicht.
beide Gruppen unterschiedlich. Im Tiergarten stand
eine aufregende „Dschungelexpedition“ im Regen-            Natürlich war auch für das leibliche Wohl der Kinder
waldhaus auf dem Programm, bei der natürlich auch          gesorgt.Zu Mittag wurde täglich im Restaurant des Tech-

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